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ASPEKTE DER KIRCHENGESCHICHTE Zusammenfassende Gedanken zu Halbfas, Der Glaube, S. 341 - 396

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Ein weiter verschlungener Weg

Von einer ursprünglich antipriesterlichen innerjüdischen Prophetenbewegung über erste Gemeindebildungen mit jüdischem Charakter und ohne priesterliche Ämter zu patriarchalen Strukturentwicklungen, die zum Monepiskopat führen, bis zur hierarchisch aufgebauten Priesterkirche

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Jesus verkündete das Reich Gottes, gekommen ist die Kirche!

Anfänge in Galiläa, Kirche der Botschaft Jesu inhärent! Kontinuität Reich Gottes/Kirche (Loisy)

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Zwei Grundmodelle nebeneinander• Palästinensisch-ländliche Tradition neben hellenistisch-städtischer Tradition

• Urchristen, die sich noch ganz als Teil des Judentums verstanden, neben Urchristen, die aus und neben der jüdischen Diasporasynagoge heraus entstanden

• Jerusalemer Gemeinde mit ihrer palästinensischen Tradition versank nach der Zerstörung des Tempels in der Bedeutungslosigkeit

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Keine Ämter – keine feste Lehre• flache HIerarchien und lockere Leitungsstrukturen da wie dort: Presbyter (Älteste) neben Episkopoi (Aufseher)

• Apostel bei Lukas die, welche Jesus gekannt und von der Taufe bis zum Kreuz begleitet haben

• Die Zwölf als theologisches Konstrukt ohne historischen Hintergrund: Jesus hat keine Apostel eingesetzt

• Geburtsstunde der Kirche in Acta 2 ff. Ist ein idealtypisches Gemälde: Die von Lukas gezeichneten Zustände bestanden faktisch nie

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Vom Charisma zum Amt• Weg vom Charisma zum Amt war ein zwangsläufiger• Ende des 2. Jahrhunderts formulierte Irenäus von Lyon

eine Gemeindeordnung, in das Bischofsamt die rechte Lehre garantiert und von Häresie und Schisma die Rede ist

• Auf das ursprünglich schiedlich-friedliche Nebeneinander verschiedener Lehren und Strukturen folgt nun die Festlegung der rechten Lehre durch das Amt der Bischöfe, deren Autorität auf die Anfänge, ja, auf Jesus selbst zurückprojiziert wird (Mythos von der Apostolischen Sukzession)

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Hellenismus durchdrang bereits Diasporajudentum• Garantie der Rechtgläubigkeit mit Hilfe des Amtes• Die erste Übersetzung der Botschaft Christi erfolgte mit der Vertreibung der liberalen Hellenisten aus der Jerusalemer Urgemeindd und ihrer Ansiedelung in Antiochien als griechischer Stadt

• Die Türen zur Integration des Frühchristentums in die Welt des Hellenismus standen bereits weit offen, denn das Diasporajudentum selber war bereits seit Jahrhunderten vom Hellenismus durchdrungen

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NT liegt Septuaginta zugrunde• Es gab in allen grossen Zentren des Reiches Juden, die

sich entweder abschotteten (Typ Measchearim/Ahornsynagoge heute) oder die sich mit der herrschenden Kultur und Sprache arrangierten (Typ liberales Judentum von New York bis Basel)

• Viele Juden sprachen nur noch die Weltsprache Griechisch, woraus sich die Notwendigkeit ergab, den Tenach zu übersetzten (Septuaginta) und so damit auch mit griechischem Geist zu durchdringen

• Dem Neue Testament liegt geistig-sprachlich die Septuaginata und nicht der hebräische Tenach zugrunde

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Verschmelzung biblische Botschaft und griechisches Denken• Joseph Ratzinger: Zusammentreffen von biblischer

Botschaft und griechischem Denken war kein Zufall, sondern Notwendigkeit. Nun erst konnte der partikulare Monotheismus des Judentums universal werden und damit zur Weltreligion, zur vera religio, die allen Menschen zugänglich ist

• Mythos vom Christentum als vollkommener Philosophie• Inkulturation des Christentums in das griechische Denken

war zwar vorbereitet durch die Hellenisierung des Judentums, doch weitaus radiklar als letztere

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Festlegung der Christologie• Auf dem Weg von Jerusalem zum Konzil von Chalcedon verlor das

Christentum weitgehend seine jüdischen "Untergewänder" und trennte sich radikal von seinen Wurzeln

• Das christlich theologische Denken formte seine Begriffe seither in Antithesen zum Judentum

• In vier grossen Konzilien, alle vom Kaiser einberufen, werden die Grundlehren des Christentums ausgeformt

• 325 Nicäa: Drei Personen einem Gott: Christus eines Wesens mit Gott: Glaubensbekenntnis

• 381 Konstantinopel: die Natur Christi: Gott und/oder Mensch• 431 Ephesus: Maria ist Gottesgebärerin• 451 Chalcedon: Christus wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich• Die ersten vier ökumenischen Konzile werden auch von den

reformierten Kirche anerkannt• Witz vom Hl. Geist in Chalcedon

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Anfänge unterschiedlich gedeutet • Die Kirchen führen ihre Konstitution auf die Anfänge

zurück und kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen• Römisch-katholisch: Lehre von den Ämtern, die auf

Christus zurückgehen, der sie durch die zwölf Apostel gestifetet hat (aus NT durchaus herauszulesen): Bischöfe, Priester, Diakone

• Doch: Faktisch hat Christus der priesterlichen Tradition keine Bedeutung zugemessen

• Reformiert: Keine Priester, sondern allgemeines Priestertum alle mit Christus als einzigem Hohenpriester; keine Bischöfe; Kirche der Presbyter, wie in der jüdisch-palästinensisch-christlichen Tradition

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Von den Charismatikern zu den Bischöfen

• Leitung der Gemeinden lag zuerst in den Händen von Charismatikern (Typ Paulus), Männer und Frauen, danach oblag sie Presbytern (Achtung: trotz Wortverwandtschaft sind das noch keine Priester, hieroi bzw. sacerdotes) bzw. Presbytergremien; erst viel später etablierten sich Wirkliche Priester mit Kultfunktion

• Noch später entwickelt sich das Amt des Episkopos, das aus den Presbyterkollegien herauswächst und schliesslich, wie ein Hausvater (despotes) in der griechischen Welt, autoritär der Gemeinde vorsteht und sie beaufsichtigt

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Sacerdotaliesierung des Klerus• Cyprian von Karthago redet erstmals vom Priester als Sacerdos

• Koppelung zu antikem Opferkult und zum alttestamentlichen Levitentum und Tempelopfer

• Verzicht auf Sexualität der Priester (noch nicht Ehelosigkeit)

• Opfertod Christi rückt ins Zentrum• Messe als Wiederholung dieses Opfers und Bedeutung des Wortes (Judentum) nimmt ab

• Bischöfe übernehmen auch staatliche Aufgaben (Schiedsgerichtsbarkeit)

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Stärkung des Klerus – Schwächung der Gemeinde

• „Verpriesterung“ der Kirche nimmt zu• Bedeutung der Gemeinde und der Presbyter schwindet

• Kaum gebildete Priester, die einfach die Messe lesen und segnen können und als einzige kommunizieren (Gemeinde = Publikum)

• Jüdische Wurzeln (Wortgottesdienste, kein Opfer) immer weniger erkennbar

• Kult und Ämter bilden staatliches Zeremoniell ab

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Mönchtum

• Das sich entwickelnde Mönchtum übernimmt die Verantwortung für Bildung und Verwaltung im Staat

• Enger Schulterschluss zwischen kirchlicher und politischer Macht = sacerdotial dominierter Staat

• Bischöfe und Äbte als Stützen der Herrschenden• Irdische Hierarchien als Abbild der himmlischen• Weltliche Herrscher setzen Bischöfe und Äbte ein

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Einheit von Imperium und Sacerdotium• Kirchen und Klöster als Machtzentren, „Handelsware“ bzw. Erbgut

und Besitztümer der Mächtigen• Entspiritualisierung allüberall – Zustände wie in Sodom und

Gomorrha• Um 1000 beginnt diese Einheit langsam, aber sicher zu bröckeln• Reform von Cluny um 1000 • Differnzen zwischen Reich und Kirche gipfelt im Investiturstreit (<Wer

darf Bischöfe einsetzen?>)• Kaiser Heinrich IV macht Gang nach Canossa; Papst Gregor VII. hat

den Streit gewonnen• Seither ist das Verhältnis von Kirche und Staat entflochtener, die

mittellalterliche Einheit jedenfalls zerbrochen

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Luther• Entzieht dem Priestertum biblisch den Boden• Christus als einziger Priester• Anstelle des Sakramentes der Priesterweihe tritt die

Taufe: „Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof und Papst geweiht ist.“

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Trotzdem: Ämter• Keine Weihe zum Predigtamt oder zum Dienstamt• Kein character indelebilis• Das Bischofsamt bleibt, aber als reines Dienstamt• Lutherische Kirche hierarchischer als reformierte

(Presbyter wie bei den Juden)

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Rolle des Priesters in der Neuzeit

• Bedeutung der Beichte nimmt zu• Macht der Priester wächst damit und Kirche wird noch mehr zur Priesterkirche

• Bis ins 20. Jahrhundert hinein Zierde jeder katholischen Familie, wenn ein Sohn „auf Herr“ studiert (Priester wird)

• Mit der Aufklärung und der damit verbundenen Kirchenkritik wächst die Bindung des Weltklerus an die Papstkirche

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Priestertum verso „Prophetentum“

• Der uralte Konflikt zwischen König bzw. Priester und „Prophet“, der bereits im AT angelegt ist, durchzieht die Kirchengeschichte bis in die Neuzeit hinein

• Priester und Propheten sprechen einander die Legitimation ab

• Beispiel: Drewermann als exkommunizierter Priester und Prophet in einem

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1. Vaticanum

• Stärkung des Papstes als Bischof von Rom und seiner absoluten Macht

• Aus der Bedrohung der Kirche durch die Aufklärung entstand die „Flucht in das moderne Gebäude der Bürokratie“ (Max Weber) und der Aufbau einer zentralistisch geordneten Gegenwelt mit hohem Kontrollcharakter

• Eingegrenzt in der Schweiz durch das Staatskirchenrecht

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Nachwuchsprobleme • Die Klerikerkirche bewegt sich in Europa ihrem Ende

entgegen• Zusammenlegungen von Pfarreien zu

Seelsorgeverbünden• Pfarrer nicht mehr Seelsorger seiner Gemeinde, sondern

zuständig für die Messefeiern in einem grossen Raum

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Zwei Optionen

1. Voraussetzungen zum Priestertum verändern (Frauen, Verheiratete, Laien)

2. Aufbau selbständiger und von Laien geleiteten Gemeinden, in denen die Messe nicht mehr im Zentrum steht, sondern die Sakramente von Taufe und Firmung und das Leben als Christinnen und Christen im Alltag (Verzicht auf Priester) – Bischof von Poitier unterstützt dieses Modell bereits heute! – In Poitou sind für eine Gemeinde von LeiterInnen verantwortlich

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Vom Helfen zur Verantwortung• Laie ist künftig nicht mehr unentbehrlicher Helfer des

Pfarrers, sondern trägt die volle Verantwortung für das Leben in der Gemeinde

• Bischof Rouet: „Was ansteht, ist der Übergang vom Helfen zur priesterlosen vollen Verantwortung!“

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„Priestertum“ ohne Priesteramt• Trotz der Reformation bleibt die reformierte Kirche eine

Pfarrerkirche• Pfarrer als verkappte Priester und Bischöfe vor Ort• Machtgefälle von Laien und Theologen in den Gremien• Alte Privilegien und „Pfründen“ werden verteidigt

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Wohin führt das ….?• Pfarrermangel auch bei den Reformierten• Deutsche Kolleg/Innen kommen gerne, weil CH auch

finanziell attraktiv ist• Immer mehr „Evangelikale“ drängen ins Amt, vor allem

verkappt evangelikale• Liberale Kreise werden alleine gelassen• Kirchenaustritte wegen Enttäuschungen• Schrumpfen von Finanzmitteln

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Volkskirche?• Wird geschwächt• Gestärkt gehen einzelne Gemeinden, die viel Zuzug und

damit auch viel Geld haben• Gestärkt werden kurzfristig auch Freikirchen und

charismatische Gruppen• Je nach Kanton finden sehr evangelikale und

charismatische Gemeinden Unterschlupf bei der Landeskirche

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Auflösung der Volkskirche in Sicht bei beiden Konfessionen• Kath.: Die Pfarrei verliert ohne Pfarrer an Bedeutung. Nur wenige reisen zur Messe drei Dörfer weiter

• Reformierte: Eine Kirchgemeinde mit nur noch einer einzigen „Sprache“ und „Theologie“ drängt die Aufgeklärten und Intellektuellen aus der Gemeinde und mutiert zur Freikirche

• Kirchen verlieren ihre Qualität als Dach für alle Menschen und Theologien

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Kirche und Frauen• Die patriarchalische Gesellschaft hat eine einstmals matriarchale Zeit abgelöst (nicht unwidersprochen Theorie von J.J. Bachofen und seiner NachdenkerInnen)

• Blick in die altmesopotamischen Kulturen: Frauen als Stellvertreterinnen der Männer, doch mit Macht, die ausschliesslich vom Manne her definiert war

• Aristoteles: „Frauen = Wesen, denen die Wirkkraft der Seele fehlt.“

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Biblische und frühchristliche Spuren• Mütter Israels als starke, eigenständige Figuren• Polytheismus in Israel bis zum Exil• Mütterliche Züge Jahwes• Die autonome Stellung der jüdischen Hausmutter• Jesu Umgang mit Frauen sprengt damalige Normen, wird

aber schon in den Evangelien relativiert

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Frauen in frühen Ämtern • Gemeindeleiterinnen: Phöbe (Röm 16), Nympha in

Laodicea (Kol 4) und Lydia in Philippi (Acta 16), Junia (nicht Junius) (Röm 16), Priskilla (Röm 16) ….

• Lukas nennt Prophetinnen: die vier Töchter des Philippus (Acta 21)

• Paulus in Gal: Weder Mann noch Frau, sondern alle eins in Christus

• Vermutlich standen Frauen Mahlfeiern vor

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Verdrängung der Frauen aus dem Amt• Mit der zunehmenden Patriarchalisierung des Frühchristentums werden Frauen zurückgedrängt

• 1. Kor: Christus das Haupt der Kirche, der Mann das Haupt der Frau / Mann als Abbild Gottes, Frau als Abbild des Mannes

• Was bei Paulus noch ambivalent ist, wird bei seinen Nachfolgern zu Ungunsten der Frau verhärten: „Dass eine Frau lehrt, erlaube ich nicht ( 1. Tim 2)“

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Kirchenväter• Bauen die paulinische Lehre der Erbsünde und Sexualität zu Ungunsten der Frau aus

• Tertullian (um 200) über Eva als Prototyp der Frau: Du bist Tor für den Teufel …, wegen der Folgen deines Verrats musste selbst Christus sterben; Eva trägt mehr Schuld am sündenfall als Adam

• Augustin (um 400): Mann und Frau zwar Bild Gottes, doch in der „Hilfeleistung“ (Sexualität!) nicht; diese ist allein Sache der Frau und schmälert ihre Gottesebenbildlichkeit

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Sünde?• Alles, was aus dem Beischlaf geboren ist, ist

„Sündenfleisch“• Durch die Konkupiszenz hat alles, was geboren ist, Teil an

der Ursünde• Lust am Sex ist Sünde; man darf nur an den Zweck

denken

(Christliche Auffassung im 19. Jahrhundert und später noch!)

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Benachteiligungen von Frauen …• … im Bildungswesen, ausser in Klöstern, aber auch dort für Frauen sehr rar

• Weit über das Mittelalter hinaus gab es nur wenige gebildete Frauen (ca. 35 Namen sind uns heute bekannt)

• Pfarrerinnen in der reformierten Kirche Basel und Baselland (und anderswo auch) erst seit rund 50 Jahren möglich

• Frauen, die an Universitäten studierten, waren vor 100 Jahren eine extreme Seltenheit

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Mystik verso rationale Theologie

• Die Frauen waren vom theologischen Diskurs weitgehend ausgeschlossen

• Umso mehr wandte sich eine Minderheit von ihnen der Mystik zu

• Meister Eckhart hat die meisten seiner uns erhaltenen Predigten in den Frauenklöstern des oberen Rheintals gehalten

• Hildegard von Bingen, Hedwig von Brabant, Mechthild von Magedeburg und viele andere

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Einige grosse Brüche in der Kirchengeschichte

• Im Zusammenhang mit den vier ökumenischen Konzilien wurden kleine Kirchen mit anderer Lehre aus der Kirche ausgeschlossen: Monophysiten, Chaldäer, Arianer ….

• Morgenländisches Schisma von 1054: Trennung in Kirche des Ostens (Orthodoxe) und des Westens (Römische Kirche)

• 1517 Reformation: Abspaltung der protestantischen bzw. reformierten Kirchen von der Una Sancta Catholica

• 1870: Die Altkatholische Kirche spaltet sich von der Römisch-Katholischen anlässlich des 1. Vaticanums, wo die Unfehlbarkeit des Papstes und dessen Jurisdiktionsgewalt dogmatisiert wurden

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Mögliche künftige Kirchenspaltungen

• Von Spaltung kann nur reden, wer von einer einzigen Kirche ausgeht, welche allein sich auf einen richtigen Ursprung zurückführt und für sich die rechte Lehre beansprucht

• Wenn Pluralismus von allem Anfang an in der Kirche angelegt ist, dann kann man eigentlich nicht von Spaltungen sprechen, sondern von Ausfaltungen und Ausprägungen im Rahmen der einen (unsichtbaren) Kirche, die in der Geschichte zwangsläufig entstanden ist