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Nr. 33 | 14.8.2021 DEUTSCHLAND € 5,80 BeNeLux € 6,80 Finnland € 8,70 Griechenland € 7,30 Norwegen NOK 92,– Portugal (cont) € 6,90 Slowakei € 7,10 Spanien € 7,10 Tschechien Kc 210,- Printed Dänemark dkr 64,95 Frankreich € 7,10 Italien € 7,60 Österreich € 6,50 Schweiz sfr 8,50 Slowenien € 6,90 Spanien/Kanaren € 7,30 Ungarn Ft 2990,- in Germany Papa kann das schon alleine! Was moderne Väter alles hinkriegen – wenn die Mütter sie lassen IMPFKAMPAGNE Das Berliner Zahlenchaos DEEPMIND Google revolutioniert die Medizin LUCA-APP Teuer, nervig, nutzlos?

ASTRAZENECA METZELDER FIT IM ALTER Für wen der Die ...Lange galt Deutschland als Weltmeister der Effizienz, doch jetzt bekommen Staaten wie die USA oder China die Pandemie schneller

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Page 1: ASTRAZENECA METZELDER FIT IM ALTER Für wen der Die ...Lange galt Deutschland als Weltmeister der Effizienz, doch jetzt bekommen Staaten wie die USA oder China die Pandemie schneller

Nr. 33 | 14.8.2021DEUTSCHLAND € 5,80

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Papakann das schon

alleine!Was moderne Väter alles hinkriegen –

wenn die Mütter sie lassen

IMPFKAMPAGNE

Das BerlinerZahlenchaos

DEEPMIND

Google revolutioniertdie Medizin

LUCA-APP

Teuer, nervig,nutzlos?

Page 2: ASTRAZENECA METZELDER FIT IM ALTER Für wen der Die ...Lange galt Deutschland als Weltmeister der Effizienz, doch jetzt bekommen Staaten wie die USA oder China die Pandemie schneller

Beispielfoto eines Fahrzeuges der Baureihe. Die Ausstattungsmerkmale des abgebildeten Fahrzeuges sind nicht Bestandteil des Angebotes. 1 Ford Lease ist ein Angebot der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529 Hamburg, für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden mit Ford Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z. B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). Das Ford Lease Full-Service-Paket ist optional für € 11,09 netto (€ 13,20 brutto) monatlich erhältlich und in der Ford Lease Full-Service-Rate berücksichtigt. Eingeschlossen sind Wartungs- und Inspektionsarbeiten sowie anfallende Verschleißreparaturen in vereinbartem Umfang. Bei weiteren Fragen zu Details und Ausschlüssen zu allen Services wenden Sie sich bittean Ihren Ford Partner. Nur erhältlich im Rahmen eines Ford Lease-Vertrages. Ist der Leasingnehmer Verbraucher, besteht nach Vertragsschluss ein Widerrufsrecht. Z. B. Ford Galaxy Trend, 2,5-l-Duratec-Hybridmotor mit Systemleistung gesamt 140 kW (190 PS), CVT-Automatikgetriebe, inklusive Metallic-Lackierung, ohne Leasing-Sonderzahlung bei 36 Monaten Laufzeit und 30.000 km Gesamtlaufleistung. Leasingrate auf Basis einer unverbindlichen Preisempfehlung der Ford-Werke GmbH von € 37.689,07 netto (€ 44.850,– brutto) zzgl. Überführungskosten. Details und Informationen zu weiteren Ausstattungsvarianten bei allen teilnehmenden Ford Partnern.

NEFZ Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach § 2 Nrn. 5, 6, 6 a Pkw-EnVKV in der jeweils geltenden Fassung):

Ford Galaxy 2,5-l-Duratec Hybrid: 5,9–5,8 (kombiniert), innerorts: 6,6–6,5, außerorts: 5,5; CO2-Emissionen: 135–134 g/km (kombiniert).

NATÜRLICH AUCH ALS FIRMENWAGENMONATLICHE FORD LEASE FULL-SERVICE-RATE 1

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HAUSMITTE I LUNG

Väter | Seiten 40, 46

Werden die Deutschen gefragt, was ihnenam wichtigsten sei, steht regelmäßig die Familie weit oben auf ihrer Werteliste. Undgenau dort ist einiges in Bewegung geraten.Angetrieben vom Feminismus, haben vieleMänner bei der Familienarbeit inzwischenaufgeholt und versuchen, als moderne Vätereine größere Rolle im Alltag ihrer Kinderzu spielen. Doch die progressiven Papas stoßen dabei zuweilen auf unerwarteten

Widerstand: die Dominanz der Mütter, denen es nicht immer leichtfällt, bei der Sorgeum den Nachwuchs auch tatsächlich loszulassen. Ein SPIEGEL-Team um RedakteurMarkus Deggerich, bestehend aus zwei Müttern und zwei Vätern mit insgesamt zehnKindern, hat in Familien reingehorcht, sprach mit Mamas, Papas, Großeltern, Kindern,Wissenschaftlerinnen, Pädagogen, Coaches und dem Berliner Väterlotsen Selcuk Saydam.

Der begleitet und berät als Pionier in diesem neuen Berufsfeld gezielt Väter und kommtdabei zu der Erkenntnis: Wer wirklich neue Väter will, braucht auch neue Mütter.

Flutkatastrophe | Seite 34

Carolin Weitzel, 41, ist Bürgermeisterin von Erftstadt, einemOrt bei Köln, der schwer vom Hochwasser getroffen unddurch ein gigantisches Erdloch weltweit bekannt wurde. AlsRedakteur Lukas Eberle die CDU-Politikerin fragte, ob ersie beim Management der Katastrophe begleiten dürfe, sag-te Weitzel sofort zu. Eberle saß mit ihr in Besprechungen,sie besuchten Flutopfer. Als sie im Stadtteil Blessem denzwölf Meter tiefen Krater besichtigten, in dem mehrereHäuser verschwunden waren, mussten beide schlucken. »InKrisenzeiten müssen Kommunalpolitikerinnen und -politiker Entscheidungen treffen,bei denen es um Leben und Tod geht«, sagt Eberle, »das war in der Pandemie so, dasist beim Hochwasser so. Die Verantwortung, die Lokalpolitiker tragen, wächst. Trotz-dem ist der Respekt, der ihnen entgegengebracht wird, gering.«

Zypern | Seite 52

Vor acht Jahren lernte Redakteur Timofey Neshitov in Den Haag eine Unternehmerinkennen, die sich ihm als »Flüchtling« vorstellte, als »Mädchen aus Famagusta«. TasoulaHadjitofi war nach dem Einmarsch der türkischen Armee im Sommer 1974 aus Zyperngeflohen. In den Niederlanden hatte sie eine Firma gegründet, eine Villa gekauft, siedinierte mit der Königin. Nur nach Hause konnte sie nicht. Ihr Elternhaus an der Ost-küste Zyperns stand in einem Militärgebiet. In diesem Sommer, 47 Jahre nach der In-vasion, durfte sie zurückkehren nach Famagusta, mittlerweile eine Geisterstadt. Ne -shitov begleitete sie auf dieser Reise. Er erlebte eine 62-Jährige, die mit der Verbitterungvon Jahrzehnten anreiste und am Ende etwas tat, womit sie nicht gerechnet hatte: Sieumarmte einen türkischen Polizisten. »Frieden hat sie trotzdem nicht gefunden«, sagtNeshitov, »sie will sich nicht versöhnen, sie will ihre heile Welt von 1974 zurück.«

SPIEGEL EDITION »Terror«, »Dein SPIEGEL«

Vor 20 Jahren steuerten islamistische Selbstmordatten -täter zwei Flugzeuge in die Türme des World TradeCenter in New York. Wie 9/11 nachwirkt und das Le-ben auch in Deutschland bis heute prägt, beschreibt dieneue Ausgabe von SPIEGEL EDITION. Um das ille-gale Geschäft mit seltenen Tierarten geht es in derTitelgeschichte von »Dein SPIEGEL«, dem Magazinfür Kinder. Beide Hefte erscheinen am Dienstag.

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3Nr. 33 / 14. 8. 2021 DER SPIEGEL

Was würden Kinder tun, wenn sie

Kanzler oder Kanzlerin wären? Vielleicht

höhere Steuern für Millionäre fordern

und sich für den Tierschutz einsetzen? In

diesem Buch erfahren Kinder, wie Politik

genau funktioniert: Wieso Wahlen ge-

heim sind, wer dafür sorgt, dass sich alle

an die Gesetze halten, und warum die

Europäische Union keine Hauptstadt hat.

ab 9 · 144 Seiten · 17,00 €

ISBN 978-3-522-30592-1

Fur alle Kinder, die lieber

mitmischen als zugucken wollen!

Mit spannenden Antworten auf echte Schulerfragen

Zur

Bundes-

tagswahl

2021

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Titelillustration: Mona Eing und Michael Meissner für den SPIEGEL

INHALT

Nr. 33 / 14. 8. 2021DER SPIEGEL

DER SPIEGEL 75. Jahrgang | Heft 33 | 14. August 2021

TITEL

40 | Familie Gegängelte Väter

46 | SPIEGEL-Gespräch mit Väternaus drei Generationen

DEUTSCHLAND

6 | Leitartikel Normalität Extremwetter

8 | Zu hohe Veteranenzahlen / Flutschäden behindern Wahl / Der gesunde Menschenverstand / So gesehen: G wie gefährlich

12 | Pandemie Stimmt die Impfquote?

15 | Vorsorge Nachteil Rentner

16 | SPD SPIEGEL-Gespräch mitKanzlerkandidat Olaf Scholz

19 | Krisen Die Not der afghanischenBundeswehr-Helfer

22 | Asylpolitik Afghaninnen in Angst

24 | Europa Das düpierte Verfassungs gericht

27 | Analyse Die Bahn im Streik

28 | Parteien Linke verliert im Osten

30 | Behörden Kritik an der Luca-App

32 | Corona Warum Luftreinigungs -geräte in Schulen fehlen

34 | Hochwasser Mit einer Bürger-meisterin am Krater in ihrer Stadt

37 | Mein Fall Ein Staats anwalt klärtnach 19 Jahren einen Mord auf

38 | Polizei Rechte Spezialeinheit

REPORTER

50 | Familienalbum / Wie fälscht man Fingerabdrücke?

51 | Eine Meldung und ihre

Geschichte First Lady gesucht

52 | Rückkehr Zyperns Geisterstadt

57 | Kolumne Leitkultur

WIRTSCHAFT

60 | Milliardenhilfe für Flutopfer /Lufthansa lässt Kunden warten

Der gebremste Mann

FAMILIE Nach wie vor ist die Erziehungsarbeit in deutschen Haushalten

ungleich verteilt. Ausgerechnet jene Väter aber, die sich für ihre Familien

stark engagieren, stoßen häufig auf ein unterschätztes Hindernis:

Mütter, die nicht loslassen wollen. Neue Väter, sagen Experten, kann es nur

geben, wenn auch die Frauen ihre Rolle in der Familie verändern. | 40, 46

Olaf Scholz

Hat er doch Chancen?

Der SPD-Kanzlerkandidat

gibt sich optimistisch. | 16

Thomas Müller

Der Fußballprofi verrät, wie

es mit dem FC Bayern und

der Nationalelf weitergeht. | 88

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Altenberger, Minichmayr

Die Schauspielerinnen über

ihre Rolle der Buhlschaft und

sexistische Zuschauer | 110

4

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62 | Mode Früher Dior, jetzt s.Oliver

66 | Neues Deutschland (V) Firmensetzen auf den Kollegen Roboter

68 | Rohstoffe Heiß begehrte Kohle

70 | Gerechtigkeit Die SozialforscherCarolin und Christoph Butterwegge imSPIEGEL-Gespräch über Kinderarmut

73 | Pandemie Testen lohnt nicht mehr

AUSLAND

74 | Litauens China-Provokation /Flucht aus Kunduz vor den Taliban

76 | Polen Machthaber JarosławKaczyński schafft den Rechtsstaat ab

80 | Zeitgeschichte Deutschland undder Mord an Tunesiens Volksheld

82 | Klimapolitik Harvard-ForscherStephen Walt über Kriege gegenUmweltsünder

84 | Migration Wie Diktator Luka-schenko Flüchtlinge in die EU schleust

SPORT

87 | Messi und Paris Saint-Germain /Warum werden Pferde nach einemBänderriss eingeschläfert?

88 | Fußball SPIEGEL-Gespräch mitNationalspieler Thomas Müller

92 | Boxen Ist die Verbands spitzesportfeindlich?

94 | WM 2006 Das DFB-Geheimnis um das Sommermärchen

WISSEN

98 | Irrweg Öko-Landbau? / Analyse

100 | Biotechnologie Revolutiondurch künstliche Intelligenz

103 | Tiere Katzengene und Menschen

104 | Ökologie Garten ohne Gießen

106 | Klima Ist das die Zukunft?

KULTUR

108 | »Solar Power« von Lorde /»Bock« von Katja Lewina

110 | Theater SPIEGEL-Gespräch mitBirgit Minichmayr und Verena Alten-berger über die Salzburger Festspiele

114 | Denkmäler Streit um die East Side Gallery in Berlin

116 | Literatur Hervé Le Telliers Über-raschungsbestseller »Die Anomalie«

118 | Museen Ludwig Mies van derRohe und die Nazis

120 | Musik Santiano, ahoi!

123 | Sachbuchkritik Herfried Münk-ler über Marx, Wagner und Nietzsche

SPIEGEL-TV-Programm | 107 Bestseller | 117Impressum, Leserservice | 124Nachrufe | 125 Personalien | 126Briefe | 128 Hohlspiegel / Rückspiegel | 130

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Paris, New York, Rottendorf

Claus-Dietrich Lahrs soll die fränkische Modefirma s.Oliver

zum Glänzen bringen. Ist der Mann, der globale Luxus -

marken wie Louis Vuitton leitete, dafür der Richtige? | 62

Deutsches Debakel am Hindukusch

Kaum ziehen die westlichen Truppen ab, überrennen die

Taliban Afghanistan. Das Drama wird nun zum Streitthema

im Bundestagswahlkampf. | 19

Warum ALDI Schokolade nicht nur lecker, sondern auch fair und nachhaltig ist, erfährst du auf

Seite 49.

fair

Meinungsfreiheit ist unbezahlbar.

Qualität nicht.

„Schokolade von ALDI? Die ist doch niemals fair

gehandelt bei den Preisen!“

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Der Himmel Südeuropas ist in Orange getaucht,über Westdeutschland ergießt sich Ocker, im Pazifik weicht ein Farbenmeer mattem Weiß. Der

Klima wandel verändert das Antlitz des Planeten: DieBrände in den USA, in Griechenland und der Türkei ver-nichten Wälder, Hochwasser in Deutschland zerstört Dör-fer, die Korallenriffe an Australiens Ostküste erbleichen.

Die Menschheit weiß, dass in einer immer wärmerenWelt nicht nur die Farben wechseln, sondern auch Le-bensräume schwinden. Doch bis heute gelingt es einemGroßteil, dieses Wissen zu verdrängen, wie der Bundes-tagswahlkampf zeigt. Das Märchen vom KlimavorreiterDeutschland macht wieder die Runde, die Erzählung,dass wir auf einem guten Wege seien, aber eben nicht dieganze Welt allein retten könnten. Dabei liegen die CO²-Emissionen der Deutschen pro Kopf über denen Chinas,historisch ist die Bundesrepublik ein Topverschmutzer.

Dieses Aussitzen bringt mittlerweile beängstigendeBilder hervor. Menschen drängen auf eine Fähre, sie flie-hen von der brennenden Insel Euböa – das Video gingum die Welt. Es zeigt, wie verletzlich unsere Spezies ist,wenn sie mit den Konsequenzen ihres Handelns konfron-tiert wird. Was früher vielleicht Jahrhundertereignissewaren, spielt sich heute im Abstand weniger Jahre ab.Der Klimawandel ist real, und er ist hier. Der renommier-te Klimawissenschaftler Michael E. Mann hat es vor einpaar Tagen so ausgedrückt: »An diesem Punkt geht esdarum, wie schlimm wir es werden lassen.«

Am Montag hat der Weltklimarat den ersten Teil seinesSechsten Sachstandsberichts vorgelegt. Ein Dokument,das so deutlich wie selten zuvor das Bild eines Katastro-phenszenarios zeichnet. Die kritische Schwelle der Erd -erwärmung von 1,5 Grad könnte schon Anfang der

2030er-Jahre erreicht sein und damit früher als gedacht.Der Mensch kennt die Lage. Seine Zeit, sich aus ihr zubefreien, schwindet.

Die neuen Daten sind das Ergebnis gestiegener Leis-tung von Supercomputern, die genauere Prognosen lie-fern. Je präziser der Mensch seine Zukunft voraussagenkann, desto düsterer wird sie also.

Das heißt auch: Was die Flüchtenden auf Euböa er -leben, sind nur erste zaghafte Reaktionen des Planetenauf gut 150 Jahre Verbrennung fossiler Rohstoffe. Bei derjetzigen, vergleichsweise moderaten Klimaänderung vonplus 1,2 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit wird esnicht bleiben. Wir stecken nicht mitten in der Klimakrise,sondern stehen erst am Anfang.

Kohlendioxid ist ein tückischer Feind: Das langlebigeGas entfaltet, einmal in die Atmosphäre freigesetzt, erstnach rund zehn Jahren seine volle destruktive Kraft – fürJahrhunderte. Heute spürt der Mensch die Auswirkungenseiner Emissionen bis 2011. In den acht Jahren danachhat die Menschheit zusätzliche 280 Milliarden TonnenCO² in der Atmosphäre verklappt. Deshalb wird es nochheißer werden, noch trockener. Mehr Brände, mehr Ex-tremregen, mehr starke Hurrikane sind die Folge. Daslässt sich schon jetzt nicht mehr ändern.

Wie weit werden wir es noch kommen lassen? DerWahlkampf lässt nur eine Antwort zu: offenbar sehr weit.Auch nach den schweren Überschwemmungen spieltKlima schutz weiterhin eine Nebenrolle, in einer Umfragewünschen sich weniger Leute einen Politik- und Regie-rungswechsel als noch im April, und selbst die Grünenschalten bei ihrem Kernthema nicht wirklich auf Angriff.

Deutschland müsste die CO²-Emissionen bis 2030 um88 Prozent im Vergleich zu 1990 senken, um einen fairenAnteil zum Erreichen des 1,5-Grad-Limits zu leisten. Dassagen nicht Aktivisten, das sagt ein Mitglied des Sach-verständigenrats für Umweltfragen, der die Bundesregie-rung berät. Im Wahlkampf spielt diese Zahl keine Rolle,das aktuelle Ziel der Großen Koalition lautet 65 Prozent.

Deshalb steht schon heute fest: Armin Laschet, soferner denn gewinnt, wird ein Klimakanzler sein, ob er willoder nicht. Er wird als derjenige in die Geschichtsbüchereingehen, der die letzte Chance genutzt hat, das Landauf Kurs zu bringen – oder als der Kanzler, der das Ver-fehlen der Parisziele für Deutschland unumkehrbar ge-macht hat. Dessen Versagen irreversibel ist.

Laschets Kurs läuft auf Letzteres hinaus. Wo er Gestal -tungsanspruch beim Klimaschutz erkennen lassen müsste,tritt er lieber als Bedenkenträger auf, statt das Volk aufgroße Veränderungen einzuschwören, verspricht er fahr-lässig Normalität. Diese Normalität aber, nach der sichwohl viele zurücksehnen, hat uns die Bilder von Euböabeschert. Es ist keine Normalität, die Stabilität verspricht,sondern eine, die zu katastrophalen Veränderungen führt. Kurt Stukenberg �

Was früherJahrhundert-ereignissewaren, spieltsich heute im Abstandweniger Jahre ab.

6 Nr. 33 / 14. 8. 2021DER SPIEGEL

Das neue Normal

LEITARTIKEL Nach dem aktuellen Bericht der Klimaforscher ist klar: Um die Erwärmung aufzuhalten, bleibt

kaum noch Zeit. Der nächste Kanzler wird entweder zum Helden – oder er wird das Scheitern besiegeln.

Per Fähre flüchtende Bewohner der griechischen Insel Euböa

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