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„Studie Exklusivagentur - Quo Vadis“
Standortbestimmung & Ausblick für den österreichischen Versicherungsmarkt
Mag. Christian Rottensteiner
R&W Consulting
2010
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
1
Management Summary
Der Vertriebsweg Exklusivagentur hat sich in Österreich wegen der traditionell hohen
Bedeutung des angestellten Außendienstes erst später als in anderen Märkten erfolgreich
etabliert. Mittlerweile ist die Exklusivagentur jedoch zu einem relevanten Bestandteil im
österreichischen Versicherungsvertrieb geworden. Unsichere Rahmenbedingungen und
nicht zuletzt die aktuelle Finanzmarktkrise verschärfen jedoch die Notwendigkeit einer
kritischen Evaluierung der vorhandenen Agentursysteme.
Wie die vorliegende Studie zeigt, können aus der Sicht der Versicherer jene Faktoren als
erfolgskritisch angesehen werden, die
- Kontinuität und eine hohe Beziehungsqualität zwischen Versicherer und Agenturen
schaffen und
- den Agenturen einen professionellen Support im immer schärfer werdenden Wettbewerb
leisten.
Aus der Sicht der Agenturen, gelten jene Faktoren als besonders erfolgskritisch, die
- neben traditionellen verkäuferischen Qualitäten auch auf entsprechende
betriebswirtschaftliche und führungsmässige Fähigkeiten im Agenturmanagement setzen
und
- substantiellen Mehrwert für den Kunden auch außerhalb des eigentlichen Kernproduktes
generieren.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
2
Inhaltsverzeichnis
Management Summary ..........................................................................................................1
Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................................2
0 Einführung .......................................................................................................................3 0.1 Problemstellung ...............................................................................................................3
0.2 Zielsetzung ......................................................................................................................3
0.3 Methodik ..........................................................................................................................4
0.4 Konzeptioneller Bezugsrahmen ........................................................................................5
1 Grundlagen .......................................................................................................................6 1.1 Der Agentenbegriff im österreichischen Recht ..................................................................6
1.2 Die Geschichte des Agenturvertriebs in Österreich ...........................................................6
1.3 Die aktuelle Marktanteilssituation des österreichischen Agenturvertriebs ........................7
2 Studienergebnisse .........................................................................................................10 2.1 Relevante Umfeldtrends ................................................................................................. 10
2.1.1 Rechtliche Rahmenbedingungen ........................................................................... 10
2.1.2 Arbeitsmarkt .......................................................................................................... 11
2.1.3 Technologie .......................................................................................................... 11
2.1.4 Kundenverhalten ................................................................................................... 12
2.2 Strategische Ausrichtungen und aktueller Status aus Sicht der Versicherer .................... 12
2.2.1 Mehrwert des Vertriebsweges Exklusivagentur ...................................................... 12
2.2.2 Strategische Ziele ................................................................................................. 13
2.2.3 Strategische Wege ................................................................................................ 13
2.2.4 Auswahl, Steuerung und Bindung von Agenturen .................................................. 14
2.2.5 Einbindung in die Organisationsstruktur ................................................................ 15
2.2.6 Positionierungsstrategien am österreichischen Markt ............................................ 16
2.3 Strategische Ausrichtungen und aktueller Status aus Sicht der Agenten ........................ 18
2.3.1 Hard Facts ............................................................................................................ 18
2.3.2 prioritäre Motive zur Agenturgründung ................................................................... 19
2.3.3 Standortbestimmung zu unterschiedlichen Gestaltungsfaktoren............................. 20
2.3.4 prioritäre Erwartungen der Agenturen an den Partner ............................................ 25
2.4 Bedürfnisse und Wahrnehmungen aus Kundensicht...................................................... 26
3 Fazit und Ausblick ..........................................................................................................28
Literaturverzeichnis ..............................................................................................................29
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
3
0 Einführung
0.1 Problemstellung
Der Vertriebsweg Exklusivagentur hat sich in Österreich aufgrund der spezifischen
Rahmenbedingungen und der traditionell hohen Bedeutung des angestellten Außendienstes
erst später als in anderen Märkten etabliert.
Der angestellte Außendienst kämpft jedoch zunehmend mit der Servicierung seiner Kunden
und der Bestandserhaltung. Die derzeitigen Entlohnungssysteme im Vertrieb stoßen an ihre
Grenzen. Dem gesellschaftlichen Trend und Wunsch mancher Verkäufer nach mehr
Selbstverantwortung kann im angestellten Außendienst nur bedingt Rechnung getragen
werden. Gleichzeitig scheuen viele erfolgreiche Außendienstmitarbeiter vor dem Hintergrund
der Haftungsfrage den Schritt zum Makler. Der Direktvertrieb ist weiter im Vormarsch, auch
wenn erste optimistische Erwartungshaltungen in Richtung Abschlußquote sich nicht erfüllt
haben. Neue Kooperationen und Geschäftsmodelle entstehen und üben Druck auf die
klassische Stammvertriebsorganisation aus. Die Landschaft der Vertriebswege verändert
sich in Zeiten gesättigter Märkte sehr dynamisch. Die Positionierung des Vertriebsweges
Exklusivagentur ist in diesem „Orchester“ am österreichischen Markt noch wenig
ausdifferenziert. Dies hat in den letzten Jahren zu Kannibalisierungseffekten insbesondere
im personengebundenen Vertrieb geführt. Insgesamt stellt dies einen guten Zeitpunkt für
eine kritische und objektivierbare Zwischenbilanz und einen Ausblick für Handlungsoptionen
der Zukunft dar.
0.2 Zielsetzung und Zielgruppen
Ziel der Studie ist es, einen aktuellen Zwischenbefund zum Thema Exklusivagentur aus der
Sicht der österreichischen Versicherungswirtschaft auf einer anonymisierten Basis zu
folgendem Fragenfokus zu geben.
Wie ist der Vertriebsweg Agentur derzeit im Gesamtkontext aller Vertriebswege
aus unterschiedlichen Perspektiven aufgestellt?
Welche Trends bzw. Entwicklungsrichtungen sind erkennbar?
Welche Handlungsoptionen lassen sich daraus für die Zukunft ableiten?
Der Mehrwert der Studie ergibt sich insbesondere aus einem Mix von Hard und Soft Facts
(Benchmarks zu betriebswirtschaftlichen Basisgrößen als auch dahinterliegenden
Supportstrukturen und Leistungstreibern für den Vertriebsweg Exklusivagentur generell).
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
4
Zielgruppen der Studie:
Sichtweise Versicherungen: Vertriebsvorstände & Vertriebsleiter (primärer Fokus)
Sichtweise Agenturen: Agenturleiter (primärer Fokus)
Sichtweise Endkunde: Konsumenten (ergänzender Fokus)
0.3 Methodik
Wie bereits zuvor angedeutet wurde bezüglich Methodik ein empirischer Zugang gewählt.
Direktbefragung der Entscheidungsträger in den Versicherungen mittels
strukturierter Interviews (siehe Interviewleitfaden im Anhang), beteiligte
Unternehmen:
- Allianz (Vertriebsvorstand)
- Basler (Vertriebsvorstand)
- Generali (Regionaldirektor)
- Helvetia (Vertriebsvorstand)
- UNIQA (Agenturverantwortlicher)
- Wiener Städtische (Agenturverantwortlicher)
Die beteiligten Unternehmen decken in Summe ca. 80 % aller Exklusivagenturen
in Österreich ab.
Anonyme Online-Befragung bei ausgewählten Agenten; ausgewertet wurden 58
Fragebögen (bei 100 ausgesandten Fragebögen).
Durchführung eines ergänzenden, strukturierten Gruppeninterviews mit
ausgewählten Konsumenten im Kontext des Studienziels.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
5
0.4 Der konzeptionelle Bezugsrahmen
Strategie
Struktur Systeme
Was wird als Mehrwert von Agenturen im Multi Channelling gesehen ?Woran wird der Erfolg gemessen?
Wer ist wofür verantwortlich?Wie werden Schnittstellen gestaltet?
Wie werden Agenten ausgewählt, gegründet, betreut und gesteuert?
(2) Mikroumwelt aus der Sicht der Versicherer und Agenten
Rechtliche
Rahmenbedingungen
(1) Makroumfeld: Trends zu
Arbeitsmarkt
Wettbewerbsumfeld Technologien
Kundenverhalten
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
6
1 Grundlagen
Bevor ich mich den Ergebnissen der empirischen Befragung widme, möchte ich zum
besseren Verständnis der Arbeit zunächst unter Voraussetzung entsprechender
Basiskenntnisse mit den wesentlichsten Grundlagen einführen.
1.1 Der Agentenbegriff im österreichischen Recht
Der Begriff des Ausschließlichkeitsagenten ist im § 43 VersVG geregelt. Danach ist
Versicherungsagent, wer von einem Versicherer ständig damit betraut ist, für diesen
Versicherungsverträge zu vermitteln oder zu schließen. Gleichzeitig unterliegt der
Versicherungsagent großteils den Bestimmungen des Handelsvertretergesetzes (§ 26a
HvertrG). Im § 137 Abs. 2 der Gewerbeordnung wird aufgrund der Richtlinie des
europäischen Parlaments vom 9.12.2002 bei der Versicherungsvermittlung zwischen
Versicherungsagent und Versicherungsmakler unterschieden. Dabei ist aus Sicht der
Gewerbeordnung gefordert, dass der Versicherungsmittler beim Kunden offenlegen muss,
ob er als Makler oder Agent agiert. Als Agent muss er darauf hinweisen, dass er in einem
Naheverhältnis zum Versicherer steht.
In der Regel haftet nach derzeitigem Recht die Versicherung und nicht der Agent für
Fehlverhalten des Agenten.
1.2 Die Geschichte des Agenturvertriebs in Österreich
Um ein fundiertes Bild der aktuellen Situation zeichnen zu können, lohnt es sich einen Blick
in die nähere Vergangenheit des Agenturvertriebs am österreichischen Markt zu werfen.
Bis zur Marktliberalisierung Anfang der 90er Jahre war der österreichische Vertrieb von der
Dominanz des angestellten Außendienstmitarbeiters geprägt. Marktanteile von ca. 80% in
der Schaden/Unfall Versicherung sowie mehr als 60% in der Lebensversicherung
kennzeichneten die bis dahin gültige alte Ordnung im Vertrieb. 1 Den österreichischen
Agenturmarkt bestimmten bis dahin primär Mehrfachagenten.
Mit der Liberalisierung des Marktes wurde neue Bewegung in den Vertrieb gebracht.
Generell fällt auf, dass seit diesem Zeitpunkt und des damit zeitlich einhergehenden
Aufkommens des Internetvertriebs sowohl in der Theorie als auch in der Praxis vermehrt
Fragestellungen des optimalen Vertriebswege-Mixes 2 aufgenommen wurden.
Als wesentlichste Treiber der Entwicklung im Bereich der Exklusivagentur können folgende
Punkte genannt werden:
1 Vgl. Verbandsstatistik Marktanteile VVO 1990 2 Vgl. Multi-Channel Marketing, M.Schögel 2001
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
7
- Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen (zunehmende Professionalisierungs-
Tendenzen im Vertrieb für insbesondere nebenberufliche Mitarbeiter, zunehmende
Positionierungsdiskussion zwischen Makler-/Agenturvertrieb insbesondere zur Frage,
wer gegenüber dem Kunden wie agieren darf (Frage der Vollmacht etc.)
- zunehmender Kostendruck aufgrund der bisher gültigen Geschäftsmodelle (hohe Kosten
im Bereich des angestellten Vertriebs) und damit zusammenhängend
- Suche nach neuen Wachstumsmodellen generell
- und Motivationsmodellen für verdiente Mitarbeiter des bisher angestellten Vertriebs.
Als „First Mover“ am österreichischen Markt fungierten dabei Unternehmen mit
internationalem Marktauftritt (AXA, Allianz, Generali). Auffällig ist, dass Unternehmen
österreichischer Provenienz zunächst nur sehr zögerlich auf den Zug aufgesprungen sind
(teilweise bis jetzt). Die Praxis der Agenturgründung war primär von einer Ausgliederung von
bisher angestellten Mitarbeitern in die Agenturselbständigkeit geprägt. Ein „Agenturmarkt“ im
Sinne des Wechsels zwischen unterschiedlichen Gesellschaften oder der Nachbesetzung
von Agenten im Agenturverhältnis hatte in Österreich bis dato keine Tradition.
1.3 Die aktuelle Marktanteilssituation des Agenturvertriebs in Österreich
a) Marktanteil nach Vertriebswegen im Bereich Schaden/Unfall 3, Abbildung 1
Vertriebswegeanteil österreichischer Versicherungsmarkt Schaden/Unfall 2008 in % der verrechneten Prämie
Banken11%
angestellte MA52%
Makler20%
Exklusivagenturen10%
Sonstige Agenturen2%
Andere5%
3 Vgl. Verbandsstatistik Vertriebswege VVO 2008
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
8
Kommentar: der angestellte Vertrieb konnte im Bereich Schaden/Unfall seine dominierende
Stellung behaupten. Die Exklusivagenturen kommen hier auf einen Marktanteil von ca. 10%.
b) Marktanteil nach Vertriebswegen Gesamt 4, Abbildung 2
Vertriebswegeanteil österreichischer Versicherungsmarkt Gesamt 2008 in % der verrechneten Prämie
Banken38%
angestellte MA31%
Makler21%
Exklusivagenturen5%
Sonstige Agenturen1%
Andere4%
Kommentar: Unter Berücksichtigung der LV-Versicherung (inkl. Einmalerläge) hält der
Bankenvertrieb insgesamt die Spitzenposition im Vertriebswege-Mix. An zweiter Stelle
befindet sich diesbezüglich der angestellte Mitarbeiter. Die Exklusivagenturen weisen einen
Gesamtmarktanteil von ca. 5% auf.
4 Vgl. Verbandsstatistik Vertriebswege VVO 2008
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
9
2 Studienergebnisse
Im Folgenden werden die Ergebnisse der durchgeführten Studie detailliert dargestellt. Dabei
wird zwischen der Eigensicht der Versicherer (abgefragt in strukturierten Interviews, Kapitel
2.1 und 2.2) der Sichtweise der Agenten (online Befragung, 2.3) und der Sicht der Kunden
(2.4) unterschieden.
2.1 Relevante Umwelttrends
2.1.1 rechtliche Rahmenbedingungen
Generell wird mit einer weiteren Verschärfung des Konsumentenschutzes durch gesetzliche
Regulative seitens der EU und der begleitenden nationalen Umsetzungen gerechnet. Die
Qualität der Beratungsleistung und Transparenz bei der Provisionsauszeichnung stehen
dabei im Mittelpunkt. Unmittelbar wird dabei eine Auswirkung auf die Maklerschaft erwartet
(Honorarberatung, Verschärfung der Haftungsregelung, Umsetzung Best Advice Prinzip)5.
Dies dürfte nach Meinung der Befragten zu einem erhöhten Aufwand (=Erlösminderung) bei
Maklern führen, das in 2 Tendenzen mündet: (1) Konzentration der (auch kleinen) Makler in
Poollösungen, (2) Rückwanderungstendenzen in die Ausschließlichkeit.6 Für
Exklusivagenten wird überwiegend die Meinung vertreten, dass insbesondere große
Versicherungsunternehmen ihre exklusiv gebundenen Berater besser entlasten können
(=längerfristiger Effizienzvorteil).
Für Mehrfachagenturen wird mehrheitlich ein zunehmender Entscheidungsdruck in Richtung
Exklusivität oder Maklerschaft vermutet.
Bei der Frage der Haftung erwarten die befragten Entscheidungsträger in den
Versicherungen bei den Agenten ähnlich wie im angestellten Vertrieb wie bisher eine
Übernahme durch das Versicherungsunternehmen. Der Druck auf den personengebundenen
Vertrieb nimmt was die Qualifikationsanforderungen betrifft weiter zu (Umsetzung
Vermittlerrichtlinie). Im Zusammenhang mit der erhöhten Preissensibilität im
Kundenverhalten führt dies zu einer verstärkten Selektion zwischen internetbasiertem
Direktvertrieb und qualitativem Beratungsvertrieb. Betreffend des künftigen Pricings wird
mehrheitlich auf ein „ratierliches“ Folgeprovisionssystem gesetzt.
5 Vgl. Artikel Versicherungswirtschaft Heft 19, 2009 6 Vgl. Artikel Versicherungswirtschaft Heft 18, 2009
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
10
2.1.2 Arbeitsmarkt
Der eigentliche Wettbewerb im qualitativen Beratungsgeschäft wird sich künftig nach
überwiegender Meinung der Befragten im „Kampf um die besten Agenten“ abspielen. Hier
entstehen 2 wesentliche Herausforderungen:
a) Thema Quantität:
Es besteht ein hoher Nachfolgebedarf. Ca. 20% aller Agenten wird in den nächsten 5
Jahren7 aufgrund der demografischen Situation in Pension gehen. Aufgrund der aktuellen
Arbeitsmarktsituation und der nach wie vor schlechten Imagesituation der
Versicherungswirtschaft (auch durch die Finanzkrise verschärft) wird es immer schwieriger,
diesbezüglich einen entsprechend qualifizierten Ersatz zu finden. Die immer aggressiveren
Abwerbemethoden zwischen den einzelnen Gesellschaften führen zu hohen Kosten bei allen
Beteiligten (Kosten im Falle des Wechsels durch vorhandene Marktbarrieren für den
abwerbenden Agenturpartner als auch Kosten durch den bisherigen Agenturpartner durch
zusätzliche Bindungsprogramme um künftige Wechsel zu vermeiden).
b) Thema Qualität:
Die nach wie vor schwierige Imagesituation am Arbeitsmarkt und hoch kompetitive Situation
im Abwerbungsfall erfordert neue Modelle der Mitarbeitergewinnung bzw.
Nachfolgeregelung. Der österreichische Exklusivagentenmarkt ist bisher gekennzeichnet
durch eine kleingewerbliche Struktur („ein Einzelagent mit einer meist teilzeitbeschäftigten
Back-Office Kraft“). Diesbezüglich sind 2 Richtungen auszumachen:
- Aufbau grösserer Agentureinheiten mit den entsprechenden verkäuferischen,
betriebswirtschaftlichen und führungsbezogenen Differenzierungen (als eigene
Gesellschaft oder auch in Bürogemeinschaft mit anderen selbständigen Agenten)
- Erhaltung der kleingewerblichen Struktur mit rigidem Kostenmanagement
2.1.3 Technologie
Im Bereich der Technologien werden seitens der Befragten im Zusammenhang mit der
Änderung des Kundenverhaltens 3 Trends im Agenturvertrieb gesehen:
a) Zunehmende Industrialisierung im Back Office Bereich (einfache elektronische
Antragsverarbeitung „Black Berry Funktionalität in der Terminvereinbarung,
Elektronisches Ablagesystem/Scanning“)
7 Vgl. Studie R&W Consulting, Trendmonitor IVW 2010
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
11
b) Zunehmende Beratungsunterstützung im Front Office Bereich durch technische Tools im
persönlichen Kundenkontakt (professionelle Abbildung des lösungsorientierten
Mehrphasenverkaufs analog angestellter Vertrieb).
c) Umbau bzw. Anpassung der Geschäftsstelle in Richtung eines Selbstbedienungs-
Centers analog Bankenvertrieb (Outsourcing des KFZ Vertrieb’s bei grösseren
Agentureinheiten) oder zunehmende Integration von Internetvertrieb und
Agenturvertrieb.
2.1.4 Kundenverhalten
Die befragten Entscheidungsträger sind mehrheitlich der Meinung, dass aus Kundensicht
zwischen den einzelnen Vertriebswegen, was deren Leistungsspektrum betrifft, derzeit
kaum/nicht unterschieden wird. Am ehesten gibt es noch eine Unterscheidung zwischen
Makler und gebundenem Vertrieb. Der Verkauf von beratungsintensiven Produkten bleibt auf
der persönlichen Ebene (qualitatives Sachgeschäft, Gewerbe, LV, KV). Bei Einfachprodukten
(KFZ) ist mit einer weiteren Zunahme der Preissensibilität zu rechnen. Weiters wird erwartet,
dass die Bereitschaft des Kunden für Beratungsleistungen extra zu zahlen langsam zunimmt
(Honorarbezahlung). Zusatzleistungen im qualitativen Agenturvertrieb (insbesondere
Assistance- und Community Leistungen) werden immer wichtiger.
2.2 Strategische Ausrichtungen und aktueller Status aus Sicht der Versicherer
Neben der Einschätzung der Rahmenbedingungen wurden in den Interviews insbesondere
die strategischen Ausrichtungen der Versicherer am österreichischen Agenturmarkt
ermittelt. Anbei die Auswertung zu den entsprechenden Fragestellungen:
2.2.1 Mehrwert des Vertriebsweges Exklusivagentur
a) Was wird als Mehrwert des Vertriebsweges Exklusivagentur gegenüber dem
angestellten Vertrieb wahrgenommen?
Höheres Bestandswachstum durch ein verstärktes Maß an unternehmerischen
Denkens und Handelns. Dafür werden 3 prioritäre Gründe angeführt: (1) generelle
Wachstumspotenziale durch Personalzubau in der Agentur und der damit verbundenen
Entlastung des Agenten, (2) Erhöhung der Kundenorientierung durch eigenständige
Standortentscheidung, (3) Imageaufwertung gegenüber dem Kunden
b) Was wird als Mehrwert des Vertriebsweges Exklusivagentur gegenüber dem
Maklervertrieb wahrgenommen?
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
12
Bessere Steuerbarkeit (insbesondere Schadenkosten) und höhere Loyalität,
insbesondere auch i.S. der im Vertrieb wichtigen emotionalen Anbindung. Im
Zusammenhang mit der aktuellen Finanzmarktkrise und den verschärften
Haftungsbedingungen sind im letzten Jahr diesbezüglich vereinzelt auch
Rückwanderungstendenzen von veränderungsbereiten Maklern zu beobachten.
2.2.2 Strategische Ziele im Zusammenhang mit Exklusivagenturen (gereiht nach der
Häufigkeit der Antworten):
- Überprotionales Bestandswachstum im Vergleich zum angestellten Vertrieb
- Motivation von TOP-Mitarbeitern im bisherigen angestellten Vertrieb: diesbezüglich
hat sich in den letzten Jahren ein Wechsel im gedanklichen Zugang zunehmend
durchgesetzt. Die Agentur wird zunehmend als Karrieremodell für bisher sehr gute
Verkäufer angeboten, die sich in die Selbständigkeit entwickeln wollen und über das
entsprechende Potenzial verfügen.
- Fixkostenflexibilisierung durch Umwandlung von bisherigen Personalkosten von
angestellten Mitarbeitern in primär variable, erfolgsabhängige Provisionsleistungen.
- Absicherung vorhandener Kundenbestände
Es fällt auf, dass Wachstumsziele gegenüber Kostensenkungszielen in den letzten
Jahren priorisiert wurden. Zunehmend rücken – nicht zuletzt bedingt durch die aktuelle
Finanzmarktkrise und den daraus entstandenen Konsequenzen - aber auch wieder
Ertragsziele in den Vordergrund (Deckungsbeitrag u.a. Parameter).
2.2.3 Strategische Wege
- Priorität 1/Modell Outsourcing: d.h. Ausgliederung des bisher angestellten Vertriebs.
Dies ist auch der traditionelle Weg in österreichischen Versicherungsunternehmen
und stellt die überwiegende Mehrheit aller Exklusivagenturen dar (geschätzt ca. 80%
aller Exklusivagenturen).
- Priorität 2/Modell Insourcing: d.h. Akquise von Fremdagenturen am Markt
(Exklusivagenturen vom Mitbewerb, kleinere Makler, angestellte Mitarbeiter mit
Potenzial).
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
13
2.2.4 Auswahl, Steuerung und Bindung von Agenturen
a) Wie werden Agenturen ausgewählt?
- Basis Mindestbestandsgrösse: Diese ist von höchster Bedeutung, um die
wirtschaftliche Existenzfähigkeit und die Abdeckung der Fixkosten der Agentur
sicherzustellen. Die Mindestbestandsgrösse liegt derzeit unternehmensspezifisch in
einer Bandbreite von ca. 500.000,-- bis 750.000,-- € je Agent (exkl. LV). Eine
zunehmende Anzahl von Sanierungen im Krisenfall zeigt, dass in vielen Fällen die
erforderliche Mindestgrösse nicht gegeben ist.
- Unternehmerische Fähigkeiten: dazu fällt auf, dass zwar alle Befragten diesen Punkt
als eminent wichtig einschätzen, aber in der Praxis kaum systematische Instrumente
in der Auswahlentscheidung zum Einsatz kommen. Vor allem bei grösseren
Agentureinheiten (in Österreich: > 6 Mitarbeiter) ist dies eine fundamentale
Voraussetzung zur erfolgreichen Agenturführung- und entwicklung, da aus der
Beratungserfahrung der bisher erfolgreiche Verkäufer in seiner Rolle als Agentleiter
nur selten über das entsprechende unternehmerische Potenzial verfügt.
- Qualitätsverbesserungspotenzial: damit können alle Kriterien subsumiert werden, die
die Entwicklung der Bestandsstruktur zum Ziel haben (Ablaufquote, Cross Selling
Quote, Vollkundenanteil etc.). Hier wird die Erwartung verbunden, mit einer
Agenturlösung und der entsprechenden Mitarbeiterunterstützung die Pflege des
Bestandes besser vorantreiben zu können.
- Was auffällt: Das Thema Sicherstellung der Agenturnachfolge genießt aus Sicht der
Befragten derzeit noch keine hohe Priorität, obwohl aufgrund der vorhandenen
Altersstruktur ca. 20% aller Agenten in den nächsten 5 Jahren in Pension gehen
werden. Nicht zuletzt zur langfristigen Bestandsabsicherung entsteht daraus aus
meiner Sicht künftig starker Handlungsbedarf.
b) Wie werden Agenturen gesteuert?
- Bonifikation: im Zentrum der Steuerung steht vertriebsspezifisch die zielorientierte
Ausgestaltung der Leistungsbonifikation, wobei je nach Steuerungsabsicht prioritär
folgende Kriterien verwendet werden: Nettobestandzuwachs je Sparte und Gesamt,
Produktion je Sparte und Gesamt, Deckungsbeitrag, Qualitätskriterien wie oben
skizziert. Diese Kriterien werden üblicherweise im Sinne eines Ratings zu
Agentursegmenten (Agenturportfolios) zusammengefasst und als Basis für die
erreichbare Bonifikation ausgeschrieben.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
14
- Courtage: Dazu kann grundsätzlich festgehalten werden, dass sich das aktuelle
Courtageniveau je nach strategischer Zielsetzung und Grundmodell
(Outsourcing/Insourcing) mehr oder weniger an Maklercourtagen annähert.
- Zuschüsse: diese stehen im engen Zusammenhang mit der jeweiligen
Steuerungsabsicht. Primäre Ziele, die damit verfolgt werden: Orgaausbau über die
Agenturvertriebsschiene (Zuschüsse für Front-/Backoffice Personal), Sicherstellung
eines einheitlichen Erscheinungsbildes und eines entsprechenden Bürostandards
(Markenimage stärken), Unterstützung in der laufenden Abwicklung (EDV,
Buchhaltung & Steuerberatung, Ausbildung).
TThheemmaa SSuuppppoorrttlleeiissttuunnggeenn Ergänzende Fragen an alle teilnehmenden Agenten:
Welche Supportleistungen sind für Sie von Interesse?
Welche Supportleistungen helfen Ihnen sich im Wettbewerb besser abzugrenzen/zu differenzieren?
Interesse des Agenten
Unterscheidung zum Mitbewerb / USP
hoch
niedrig
Kompetenzen Finanzierung
Werbe-budgets
Support Kunden- auftritt
Werbemittel
eigene Versicherung
EDV
Zentraler Einkauf
Ventil- lösung
Ausbildung Support MA-Ausbau
BWL-Beratung
Call/Service-Center
Unterstützung Standortwahl
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
15
c) Wie werden Agenturen gebunden?
- Persönliche Beziehung: Im Mittelpunkt aller Bindungsbemühungen, steht aus der
Sicht der Befragten das partnerschaftliche Verhältnis zwischen dem persönlichen
Ansprechpartner des Versicherers und seiner Supportkräfte und dem Agenten. Die
überwiegende Mehrheit aller Wechselfälle ist darauf zurückzuführen, dass die
„persönliche Chemie“ nicht mehr passt.
- Die weiteren Bindungsmaßnahmen sind abhängig vom jeweiligen Modell:
o Outsourcing: primär Bindung auf Ebene des Agenturvertrages (tendenziell
restriktiver, was die Vertragsdauer, Mitnahme des Kundenbestandes und
Folgeprovisionsansprüche anbelangt), Beibehaltung bzw. adäquate Erweiterung
des gewohnten Supports in Richtung Führung und betriebswirtschaftlicher
Unterstützung
o Insourcing: losere Bindung auf Ebene des Agenturvertrages, Fokus auf
Erstabsicherung im Wechselfall durch Sicherstellung des bisherigen Einkommens
(Einkommensgarantie), Unterstützung des Kundentransfers zum neuen
Versicherer (Transferrabatt)
- Es fällt auf, dass aufgrund der aktuell intensiven Wettbewerbssituation die
verschiedenen relevanten Marktteilnehmer zunehmend auf das gesamte Repertoire
der Bindungsinstrumente zugreifen, um eigene Marktanteilsverluste zu kompensieren
aber auch neue Potenziale vom Mitbewerber zu nutzen.
2.2.5 Einbindung in die Organisationsstruktur der Versicherer:
- Priorität 1 / Ansiedlung im Stammvertrieb: bei der überwiegenden Mehrheit der
befragten Versicherungsunternehmen ist der regionale Gebietsleiter sowohl für die
angestellten Mitarbeiter als auch für die Exklusivagenturen zuständig. Vorteil: es gibt
keinen Kannibalismus zwischen diesen beiden Vertriebswegen, wenn die
entsprechenden Anreizsysteme darauf fokussieren. Es kann ein Karriereweg vom
angestellten Mitarbeiter in den Agenturvertrieb aufgebaut werden.
- Priorität 2 / Ansiedlung im Makler- oder alternativen Vertrieb: bei der Minderheit der
befragten Versicherungsunternehmen ist der regionale oder zentrale Maklerbetreuer
für die Exklusivagenturen zuständig. Vorteil: Dies erleichtert die Akquise von
Agenturen und Maklern vom Markt, weil die Bedürfnisse selbstständiger Unternehmer
besser berücksichtigt werden können.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
16
2.2.6 Positionierungsstrategien am österreichischen Agenturmarkt: Aus den bisherigen
Fragestellungen lassen sich modellhaft 2 grundsätzliche strategische Positionierungen
am österreichischen Agenturmarkt ableiten, je nachdem ob vorrangig Wachstums- oder
Ertragsüberlegungen einerseits und Insourcing bzw. Outsourcing Praktiken
andererseits im Vordergrund stehen.
die ertragsorientierte Outsourcing-Strategie
Merkmale:
– Ertragsorientierung und Bestandserhaltung stehen im zentralen Mittelpunkt
– Die Steuerungslogik erfolgt ähnlich wie im angestellten Außendienst über
Vertriebspläne, Support und Zuschüsse, teilweise über schadensabhängige
Bestandsremuneration
– unterdurchschnittliches oder marktadäquates Courtage-Niveau
– eingeschränkte Ventillösung
– geringe unternehmerische Selbstverantwortung (differenziertes Zuschusssystem,
Bindung über Vertrag & Side-Letter)
– Organisatorische Integration in den gebundenen Vertrieb (unter dem gleichen
Verkaufsleiter, mit eigener Betreuungsstruktur im Hintergrund)
– höhere Gesamtkomplexität innerhalb eines Vertriebsweges
– die Führung erfolgt analog zum angestellten Außendienst über
„dienstanweisungsähnliche“ Verhaltensweisen
– Personalentwicklung als Ansatz zur möglichen Weiterentwicklung für Verkäufer.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
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die wachstumsorientierte Insourcing-Strategie
Merkmale:
– Bestandszuwachs steht im zentralen Mittelpunkt (egal aus welcher Sparte)
– Die Steuerungslogik ist ähnlich wie beim Makler (über BONI und nicht über Support)
– Überdurchschnittliches Courtage-Niveau
– Progressive Ventillösung („Mehrfachagentur“ für klar definierten Bestand)
– Aggressive „Lockmittel“ (Absicherung für den Übergang i.S. von Garantien,
erweiterter Absicherungsanspruch, Transferrabatte etc.)
– Hohe unternehmerische Selbstverantwortung
– Teilweise organisatorische Trennung der Vertriebswege (etwaiger
Kannibalisierungseffekt bzw. „freier Wettbewerb, solange das Ergebnis stimmt“)
– Geringere Gesamtkomplexität innerhalb eines Vertriebsweges, höhere Komplexität in
der Koordination zwischen den Vertriebswegen (latentes Konfliktpotenzial)
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
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2.3 Strategische Ausrichtungen und aktueller Status aus Sicht der Agenten
Neben der Einschätzung aus der Sicht der Versicherer war es auch wichtig, eine aktuelle
Standortbestimmung aus der Perspektive der Agenturen durchzuführen. Dazu konnten 58
ausgefüllte Fragebögen (bei 100 ausgesandten Bögen mit persönlichem Briefing)
ausgewertet werden. Dies entspricht einer Responsequote von 58%.
2.3.1 Ausgewählte Hard facts zur Struktur der befragten Agenturen (auf Basis des Jahres 2009,
Abbildung 6)
Ø Bestandsgrösse je Agentur in € Gesamt (exkl. LV) 1.539.000,--
Ø Bestandsstruktur je Agentur in % KFZ 35%
Sachsparten 35%
Personensparten 30%
Ø Beschäftigten-Anzahl je Agentur Gesamt 3,2
davon selbstst. Agenten 1,2
davon angest. Frontoffice 0,5
davon angest. Backoffice 1,5
Rechtsformen Einzelagentur 50%
Personengesellschaften 30%
GmbH/Kapitalgesellschaft 20%
Bürogemeinschaft mit anderen Agenturen ja 40%
nein 60%
Jahresüberschuß vor Steuern in € im Ø
(Median)
Lt. Bilanz bzw.
Einnahmen-/
Ausgabenrechnung
89.000,--
Bei der Vorauswahl wurde darauf geachtet, einen möglichst repräsentativen Mix der
aktuellen österreichischen Agenturlandschaft abzubilden (Basisvoraussetzungen:
Mindestbestandsgrösse: 750.000,-- € exkl. LV, eigener Standort, zumindest ein
Beschäftigter, Mix an verschiedenen Gesellschaftsformen und Betriebsgrössen). Dazu
ist festzuhalten, dass die Agenturgrösse grundsätzlich von einer kleingewerblichen
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
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Struktur mit in erster Linie selbständigen Einzelagenten geprägt ist, die sich zunehmend
in Bürogemeinschaften organisieren, um die Fixkosten des Standortes senken zu
können. Gleichzeitig gibt es auch eine Reihe für österreichische Verhältnisse grösserer
Agentureinheiten, die zumeist in der Rechtsform von GmbH’s geführt werden. Unterstützt
werden diese Agenten zumeist von zunehmend verkaufsorientiertem Backoffice
Personal, die der Entlastung des Agenten im administrativen Bereich und der
Verkaufsunterstützung dienen. Zusätzlich angestellte Frontoffice-Mitarbeiter bilden
insgesamt gesehen eher die Ausnahme.
2.3.2 Prioritäre Motive zur Gründung einer Agentur
Dazu muß generell vorausgeschickt werden, dass sich die befragten Agenturen im
Schnitt ca. 11 Jahre am Markt befinden (Bandbreite der Gründung von 1992 bis 2008),
d.h. bei der Stichprobe handelt es sich in der überwiegenden Mehrheit um langjährige
Agenten mit nachhaltiger Erfahrung und Marktpräsenz.
Abbildung 7:
prioritäre Gründungsmotive (Mehrfachnennungen möglich = TOP 3, Anzahl aller Nennungen in % aller Antworten
Optimierung der eigenen Organisation mit verbessertem
Kundenservice11%
Aufbau eines eigenen, neuen Standortes
16%
Erschließung neuer Kundenzielgruppen
3%
Imageaufwertung beim Kunden17%
Nutzung unternehmerischer Gestaltungsmöglichkeiten
24%
Höhere Courtagesätze 5%
Nutzung steuerlicher Gestaltungsmöglichkeiten
3%
Verbesserung der eigenen Lebensqualität
11%
Entlastung von administrativen Tätigkeiten
5%
Besseres Geschäftswachstum durch zusätzliches Personal
5%
Als Top 3 der rückblickend längerfristig entscheidenden Gründungsmotive gelten:
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
20
- Nutzung unternehmerischer Gestaltungsmöglichkeiten (diesen Punkt haben 98%
aller Befragten genannt, teilweise im Zusammenhang mit Mitarbeiter-Ausbau,
Marktbearbeitung u.a.).
- Imageaufwertung beim Kunden (hier wird auch das grundsätzlich höhere Image des
Unternehmers beim Kunden sichtbar).
- Aufbau eines eigenen, teilweise neuen Standortes, der vielfach auch mit einer
Verbesserung des Kundenservice verknüpft wird (kundenfreundliche Infrastruktur,
bessere Öffnungszeiten und Erreichbarkeit etc.).
Die oben angeführten Motive können mehrheitlich auch als Ausdruck einer offensiveren
Gründungsmentalität angesehen werden. Es stehen durchwegs unmittelbar durch den
Agenten beeinflussbare Gestaltungsfaktoren im Sinne des Aufbaus der eigenen U.S.P. im
Vordergrund.
In der Minderheit blieben stichprobenbezogen Antworten, die von der Tendenz her stärker
defensiv auf die Verbesserung der eigenen Lebensqualität oder die kurzfristige Nutzung
steuerlicher Vorteile und höherer Courtagesätze abzielten.
2.3.3 Standortbestimmung zu unterschiedlichen unternehmerischen Gestaltungsfaktoren
a) Standortbestimmung zum Thema Mitarbeiterführung, Abbildung 8:
1,65
1,85
2,45
1,75
2,55
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
Dur
chsc
hnitt
sbew
ertu
ng
(1 =
triff
t vol
lkom
men
zu,
bis
4 =
triff
t nic
ht z
u)
Reihe1 1,65 1,85 2,45 1,75 2,55
jährliche Planungsgespräche mit
den Mitarbeitern
konkrete Verkaufs- bzw. Leistungsziele für jeden
MA
Delegation von Verantwortung an die Mitarbeiter (Pouvoirs)
regelmässiges Feedback über die Zielerreichung
Die Zielvereinbarung wird schriftlich festgehalten
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
21
Kommentar: Was aus der Eigensicht der Befragten recht gut funktioniert, ist das Thema
Planungsgespräch und Feedback zur Zielerreichung (unmittelbare Leistungsanforderung
auch vom Agenturpartner). Defizite gibt es insbesondere in den Bereichen der gezielten
Delegation und des schriftlichen Festhaltens und der Konsequenz in der Weiterverfolgung
der vereinbarten Ziele. Betreffend Delegation kann ich aus der Eigenerfahrung als Berater
nur bestätigen, dass sich der „gute“ Verkäufer schwer tut, Verantwortung an andere zu
delegieren. Formalismen wie schriftliches Festhalten von Zielvereinbarungen werden als
Kontrollzwang empfunden und skeptisch gesehen. Führungsbezogen liegen hier aber
wesentliche Hebel zur Weiterentwicklung der Agentur.
b) Standortbestimmung zum Thema Verkauf und Marketing, Abbildung 9:
2,85
1,95
1,75
2,4
2,05
2,7
2,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
Dur
chsc
hnitt
sbew
ertu
ng
(1=
triff
t vol
lkom
men
zu
bis
4= tr
ifft n
icht
zu)
Reihe1 2,85 1,95 1,75 2,4 2,05 2,7 2,5
Produktverkauf nach Sparten im
Vordergrund
Nutzung des Potenzials von Cross Selling
Nutzung bedarfsorientierter Mehrphasenverk.
zielgruppenoriente Bestandsbearbeit.
Marketing: Fokus auf klassische
Werbeaktivitäten
Marketing: Fokus auf Events
Marketing: Fokus auf Sponsoring
Kommentar:
Die Agenturorganisation orientiert sich stärker am lösungs- und beratungsorientierten
Mehrphasenverkauf im Vergleich zum spartenorientierten Produktverkauf (Hypothese:
Abnahme der direkten Steuerungsmöglichkeit durch den Versicherer im Vergleich zum
angestellten Vertrieb).
Zielgruppenorientiertes Marketing und Segmentierung der Kunden spielen aus Sicht der
Agentur dabei nur eine vergleichsweise geringe Rolle. Bei den Marketingaktivitäten
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
22
dominieren klassische Werbemittel (Goodies für Kunden etc.). Investitionen in
Eventmarketing und Sponsoring stehen diesbezüglich klar im Hintergrund, werden aber
zunehmend wichtiger.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
23
c) Standortbestimmung zum Thema Organisation, Abbildung 10:
2,05
1,85
2,5
1,45
1,15
2
11
1,5
2
2,5
3
3,5
4
Dur
chsc
hnitt
sbew
ertu
ng (
1= tr
ifft v
ollk
omm
en z
u, b
is 4
= tr
ifft n
icht
zu)
Reihe1 2,05 1,85 2,5 1,45 1,15 2 1
klare Verantwortlichkeiten
für die MA
Alle Mitarbeiter arbeiten
verkaufsorientiert
optimale Entlastung für Agenten
kundenfreundliche Öffnungszeiten
optimale Lage und kundenfreundliche
Ausstattung
Die Kunden nutzen überwiegend das
Büro
umfassende Beratung/Begleitung
im Schadensfall
Kommentar:
Praktisch alle Befragten gaben an neben einer umfassenden Beratung auch eine Begleitung
im Schadenfall anzubieten. Standortfaktoren (Lage, Ambiente und Öffnungszeiten) werden
überwiegend positiv eingeschätzt. Bei der effizienten Nutzung des Standortes werden noch
deutliche Verbesserungspotenziale wahrgenommen (Ziel: Erhöhung der Kundenfrequenz am
Standort für insbesondere zusätzliche Abschlüsse im Massengeschäft). Weitere Defizite
können insbesondere in der Innenorganisation festgestellt werden: mangelnde Entlastung
des Agenten (dies spiegelt sich schon wie o.a. im Bereich der Mitarbeiterführung und
Delegation wider). Damit im Zusammenhang steht auch die nicht klare Verantwortlichkeit für
die Mitarbeiter (Hypothese: darauf wird seitens der Agenturleitung bisher zuwenig geachtet).
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
24
d) Standortbestimmung zum Thema Rekruiting und Einarbeitung, Abbildung 11:
2,25
1,451,55
2,15
1,8
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
Dur
chsc
hnitt
sbew
ertu
ng (
1 =
triff
t vol
lkom
men
zu,
bis
4 =
triff
t nic
ht z
u)
Reihe1 2,25 1,45 1,55 2,15 1,8
Anforderungsprofile für back und front office MA
vorhandenes Know How zur Ansprache von potenziellen
Mitarbeitern
Zufriedenheit mit Qualität der angestellten Mitarbeiter
schriftlicher Einarbeitungsplan und klare
Verkaufsziele
Know How, neue Mitarbeiter entsprechend auszubilden.
Kommentar: Kontakte und das Know How zur Ansprache potenzieller neuer Mitarbeiter sind
durchaus vorhanden. Woran es insbesondere mangelt ist prioritär
- das professionelle Wissen zum benötigten Anforderungsprofil (Wen brauche ich zur
Unterstützung?) sowie
- das Wissen und die zeitlichen Ressourcen, Neulinge einzuführen und entsprechend
auszubilden.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
25
e) Standortbestimmung zum Thema Controlling, Abbildung 12:
1,25
1,4
1,6
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
Dur
chsc
hnitt
sbew
ertu
ng (
1 =
triff
t vol
lkom
men
zu,
bis
4 =
triff
t nic
ht z
u)
Reihe1 1,25 1,4 1,6
guter Überblick über die betriebswirtschaftlichen Kennziffern meiner
Agentur jährliche, agenturinterne Planung ich kümmere mich selbst darum (Planung,
Buchhaltung, lfd. Controlling).
Kommentar:
Der durchschnittliche Agent hat aus der Eigensicht der Befragten einen guten Überblick
über die betriebswirtschaftlichen Kennziffern der eigenen Agentur und kümmert sich
diesbezüglich selbst um alle Belange der Finanzen. Dabei werden teilweise beträchtliche
Zeitressourcen eingesetzt. Eine differenzierte Unterscheidung betreffend „make or buy“
(Selbst tun oder Einkauf beim versicherungsversierten Steuerberater) würde
diesbezüglich eine weitere Produktivitätssteigerung ermöglichen. Dazu ist das Basis-
Know How zum Thema Steuern und Betriebswirtschaft weiter zu erhöhen.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
26
2.3.4 Prioritäre Erwartungen der Agenturen an den Parnter, Abbildung 13:
1,31,1
1,85
1,11,25 1,2
1,3 1,25
1,8
11
1,5
2
2,5
3
3,5
4
Marke d
es Part
ners
Produk
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Ventillö
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Dur
chsc
hnitt
sbew
ertu
ng (
1 =
sehr
wic
htig
, bis
4 =
unw
icht
ig)
Kommentar: Als Kernfaktoren können folgende Punkte angesehen werden:
- Guter Service im Schadenfall/in der Vertragsbearbeitung
- Grundsätzliche Produktpalette (Preis-/Leistungsverhältnis)
- Klare direkte Ansprechpartner
Dazu kann festgehalten werden, dass bei den befragten Agenturen die grundsätzliche
Leistungsfähigkeit des Partners gegenüber dem Kunden im Wettbewerb (Produktpalette
und Service) sowie die persönliche Beziehungsqualität durch einen oder mehrere
persönliche Ansprechpartner (siehe gleichlautende Einschätzung durch Versicherer) im
Vordergrund stehen.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
27
2.4 Bedürfnisse und Wahrnehmungen aus Kundensicht
a) Vorgehensweise:
Zur Ergänzung der Hauptschwerpunkte der Studie wurden ergänzend auch die
Bedürfnisse und Wahrnehmungen aus Kundensicht im Kontext des
Untersuchungsthemas eingeholt. Dazu wurde auf das Instrument eines strukturierten
Gruppeninterviews zurückgegriffen (Zusammensetzung: 6 Privatkunden im
mittleren/gehobenen Privatkundengeschäft und 2 Kunden im Kleingewerbe aus dem
städtischen Bereich). Zu Beginn wurden konkrete Trends bzw. ausgewählte
Gestaltungsmöglichkeiten aus dieser Studie vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Die
Vorgehensweise eignet sich aus meiner Sicht hervorragend, um in kurzer Zeit eine
Vielzahl unterschiedlicher Informationen und Bandbreiten von Meinungen sichtbar zu
machen. Auf eine umfangreichere Analyse zum Thema grundsätzlicher
Kundenbedürfnisse mit repräsentativen Stichproben wurde verzichtet, weil dies nicht
Fokus der Studie war und gleichzeitig durch andere, laufend stattfindende Umfragen
wesentlich besser abgedeckt werden kann. 8
Auf welche Fragestellungen wurde fokussiert:
- Wie wird die Exklusivagentur aus Kundensicht im Vergleich zu anderen
Vertriebswegen im österreichischen Versicherungsvertrieb wahrgenommen?
o Generelle Wahrnehmung der Exklusivagentur
o Mehrwert gegenüber anderen Vertriebswegen
- Welche grundsätzlichen Erwartungshaltungen bestehen an eine Exklusivagentur
hinsichtlich
o Standort, Öffnungszeiten und Erreichbarkeit
o Kompetenz und Beratungsumfang
o Persönliche Reputation des Agenten und Marke des Agenturpartners
b) Die wichtigsten Ergebnisse:
Frage 1: Wie wird die Exklusivagentur aus Kundensicht im Vergleich zu anderen
Vertriebswegen im österreichischen Versicherungsvertrieb wahrgenommen?
Dazu habe ich festgestellt, dass der Begriff der Exklusivagentur (analog dazu habe ich
auch entsprechende Synonyme wie Generalagentur und Ausschließlichkeitsagentur als
Begriffe verwendet) in der Wahrnehmung der Befragten praktisch kaum vom 8 Vgl. die jährlichen Kundenzufriedenheitsbefragungen von Psychonomics zum Thema Ausschließlichkeit
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
28
angestellten Mitarbeiter differenziert wird. Ein Unterschied wird aus Kundensicht lediglich
von anderen selbständigen Unternehmern gemacht („die Kommunikation von
Unternehmer zu Unternehmer wird als vertrauensbildend und professionell empfunden“).
Im Privatkundengeschäft spielt dies lediglich eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund
steht diesbezüglich vielmehr das persönliche Vertrauen in den Agenten und in die
dahinterstehende Marke des Versicherers.
Anders gestaltet sich die von den Befragten wahrgenommene Unterscheidung zum
Maklervertrieb. Hier kommt als Mehrwert die generelle Zuschreibung der Unabhängigkeit
(„Best Advice“) viel stärker zum Tragen. Eine Provisionsauszeichnung mit
Honorarberatung wurde von den Befragten generell als positiv eingestuft.
Frage 2: Welche grundsätzlichen Erwartungshaltungen bestehen an eine
Exklusivagentur?
Betreffend Standort gingen die Meinungen sehr stark auseinander. Ein Teil der Befragten
zeigte eine klare Präferenz für eine Kontaktaufnahme und ein Gespräch in den eigenen
vier Wänden. Ein gleich starker Anteil schätzt die Kontaktaufnahme über einen eigenen
Standort sowohl für das Beratungsgespräch als auch für die Abwicklung aktueller
Anliegen. Diesbezüglich stehen Kriterien wie leichte Erreichbarkeit mit ausreichender
Infrastruktur im zentralen Vordergrund. Betreffend Öffnungszeiten besteht der Wunsch
nach entsprechender Flexibilität. Neben der Möglichkeit der KFZ-Anmeldung wurden
diesbezüglich auch Möglichkeiten verlängerter Öffnungszeiten in den Abendstunden
thematisiert. Die Akzeptanz des Standortes hängt teilweise auch mit den sonstigen
Einkaufsgewohnheiten der Befragten ab (Wunsch nach einer gleichzeitigen, möglichst
raschen Erledigung einer Reihe von Aufgaben) aber auch des potenziellen
Zusatznutzens im Bedarfsfall ab (Stichwort: Kompetenzzentrum, in dem die Agentur
einen Mehrwert durch das Zusammenspiel mit anderen Professionisten wie z.B.
Steuerberatern oder Rechtsanwälten bietet).
Betreffend Kompetenz und Beratungsansatz wurden in der Diskussion die
grundsätzlichen Tendenzen in Richtung eines lösungsorientierten Beratungsverkaufs
aus Kundensicht bestätigt. Bestätigt wurde gleichzeitig aber auch das geringe Interesse
am Kernprodukt Versicherung generell, d.h. aus Kundensicht erfolgt eine Differenzierung
der Leistung einer Agentur primär über Zusatzleistungen, die einen spezifischen,
spürbaren Mehrwert aus der Sicht des Kunden generieren.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
29
c) Fazit und Ausblick
Der Vertriebsweg Exklusivagentur hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Stellenwert
innerhalb des österreichischen Versicherungsvertriebs erreicht. Aufgrund der aktuell
erkennbaren Rahmenbedingungen ist trotz aller Unsicherheiten im Marktumfeld mittelfristig
mit einer stabilen Weiterentwicklung zu rechnen. Letztendlich teilt der Agenturvertrieb
diesbezüglich das Schicksal des gebundenen Vertriebs. Die Chance des exklusiven
Agenturvertriebs besteht darin, sich im Wettbewerb der Vertriebswege als Speerspitze des
Ausschließlichkeitsvertriebs zu verstehen und ihre diesbezüglichen Mehrwertpotenziale
gegenüber dem Kunden weiter zu optimieren.
Dabei stehen folgende Handlungsoptionen im Vordergrund:
a) Vorweg steht aus der Sicht der Versicherer die Klärung der Frage zur strategischen
Positionierung der Exklusivagentur im Vertriebswege-Mix. Wie die o.a.
Untersuchungsergebnisse bestätigen, liegt die Exklusivagentur im Wettbewerb auf einem
klaren Kurs zur Differenzierung im qualitativen Beratungsgeschäft und nicht zur
Kostenführerschaft (Vermeidung des Phänomens „Stuck in the middle“).
b) Konsequent weitergedacht heißt das: Investition in die Optimierung der
Beziehungsqualität zwischen Versicherer und Agent: Fokus auf die unmittelbare
Organisation vor Ort im Sinne direkter, kompetenter Ansprechpartner aber auch auf die
weitere Professionalisierung des Supports im Bereich der Servicierung im Schadenfall,
Verkaufsunterstützung und einer wettbewerbsfähigen Produktpolitik im Vertriebswege-
Mix.
c) Da diese Handlungsoption entsprechende Ressourcen beansprucht, bedeutet dies
gleichzeitig aus der Sicht der Versicherer auch notwendige Sanierungen im bestehenden
Agenturnetz durchzuführen (bei nicht ausreichender Bestandsgrösse, mangelnden
unternehmerischen Fähigkeiten des Agenturleiters und keiner klaren Positionierung im
regionalen Umfeld).
d) Gleichzeitig gilt es, für zukünftige Agenturgründungen und Unternehmens-
nachfolgeentscheidungen die entsprechenden Weichenstellungen vorzunehmen
(Nachjustierung der Anreizsysteme in Richtung verstärkter Profitabilität, Fokussierung auf
qualitativ höherwertige Produkte inkl. der entsprechenden Segmentierung der Agenturen
nach diesen Kriterien).
e) Aus der Sicht der einzelnen Agentur bedeutet es: Schaffung von Mehrwert gegenüber
dem Kunden insbesondere in den Feldern: Kompetenz & Service, Erreichbarkeit und
Zusatzdienstleistungen über das eigentliche Kerngeschäft hinaus.
Studie Exklusivagentur – Quo Vadis Mag. Christian Rottensteiner
30
Literaturverzeichnis Altenähr V., Dittrich R., Hoffmann A., Shaukat D., Erfolgsfaktor Vertrieb, IVW Karlsruhe, 2010
Beenken M., Der Versicherungsvetreter als Unternehmer, VVW Karlsruhe, 3. Auflage 2002
Benölken H., Gerber E., Skudlik R.M.: Versicherungsvertrieb im Wandel. Schlüsselfaktor: Kundenbeziehungsmanagement, Gabler Verlag, Wiesbaden 2005
Bochmann K., Konzeption von Zufriedenheitsmessungen, Management Circle, Eschborn 2006
Cramer J., Wachstumsorientierte Vertriebsstrategie – aber Wie?, Versicherungswirtschaft Heft 18, 2009, S. 1449-1454
Görgen F., Versicherungsmarketing, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2002
Mylius C., Netterscheid T., Optimierungspotenziale in der Vertriebssteuerung, Versicherungswirtschaft Heft 18, 2009, 1446-1447
Pinczolits K., Der Schlagzahlmanager, Campus Verlag Frankfurt, 1998
Pohl, E., Honorarberatung: Für Makler eine Option, Versicherungswirtschaft Heft 19, 2009, Seite 1529-1530
Ritter S., Das Unternehmen Agentur, Gabler Verlag, 3.Auflage, Wiesbaden 2008
Romeike F., Balanced Scorecard in Versicherungen, Gabler Verlag, Wiesbaden 2003
Rottensteiner C., Veränderungsprozesse im Versicherungsvertrieb, Trendmonitor St. Gallen, 6/2003
Rottensteiner C., Orgaausbau, Trendmonitor St. Gallen, 1/2010
Salzgeber F., Kunden- und Prozessorientierung im Versicherungsunternehmen, VVW Karlsruhe 1996
Schlögel M., Multi Channel Marketing, Zürich, 2001
Schmidt D., Steinmann A.E., Metternich W., Handbuch Management Vertrieb, Gabler Verlag, 1998
Surminski A., Der Versicherungsvertrieb der Zukunft, VVW Karlsruhe, 2001