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Bericht Stahlhandel 6 Stahlreport 5|19

Auf dem Weg in die Zukunft · 2019. 5. 9. · der Neuen Deutschen Welle. In der Stadt am Rande des Ruhrgebiets ist etwa Sängerin Nena groß geworden, die Bands Extrabreit und Grobschnitt

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Page 1: Auf dem Weg in die Zukunft · 2019. 5. 9. · der Neuen Deutschen Welle. In der Stadt am Rande des Ruhrgebiets ist etwa Sängerin Nena groß geworden, die Bands Extrabreit und Grobschnitt

ist ein seit Jahrzehnten gefragterund etablierter Produzent für gezo-genen Blankstahl. Vom Standard-profil bis zum Spezialprodukt — mitseinem Programm beansprucht dieAndernach & Bleck GmbH & Co. KGauf dem deutschen Markt Alleinstel-lung.

Während andere Blankstahl-Zie-hereien vor allem auf rundes Mate-rial fokussieren, liegt die Stärke derHagener Unternehmensgruppe beimkantigem Flachstahl. „Flach-Profilein den mittleren bis großen Abmes-sungen sind unsere Domäne. In die-sem Spektrum verfügen wir übereine breite und tiefe Produktpalette,die einzigartig in Deutschland ist“,sagt Carsten Bleck, CEO und Share-holder der Andernach & Bleck GmbH& Co. KG.

Insgesamt über 9.000 verschie-dene Artikel bietet das Unternehmenseinen Kunden, über das gesamte

Profilspektrum von flach über rundund sechskant bis hin zu individu-ellen Formen.

Spitzenplatz in der

Blankstahl-Technologie

Nicht nur beim Programm sieht sichdas Unternehmen in einer Spitzen-position. Die eigentliche Stärke istvor allem die technologische Kom-petenz in der gesamten Produkti-onskette für gezogenen Blankstahl.Dafür hat der Spezialist handfesteArgumente auf seiner Seite: Als ein-ziges Unternehmen in Europa ver-fügt die Andernach & Bleck-Gruppenach eigener Einschätzung über dasKnowhow zur Wärmebehandlungvon blankgezogenen Stäben zur Ein-stellung von magnetischen Kenn-werten – unter anderem etwa fürden Einsatz in der Automobilindus-trie. „Diesen Prozess haben wir vollim Griff und nehmen eine starke

Nach großer weiter Weltklingt es nicht: Hagen. Und doch istdie Stadt nichts Geringeres als derGeburtsort eines musikalischenEreignisses mit großer Strahlkraft:der Neuen Deutschen Welle. In derStadt am Rande des Ruhrgebiets istetwa Sängerin Nena groß geworden,die Bands Extrabreit und Grobschnitthaben hier ihre Wurzeln. Das warin den 1980er-Jahren und ist langeher. Auf einer anderen großen, sogarweltweiten Bühne, wenn auch mitweniger Rampenlicht, spielt einanderes, noch viel älteres „Kind“ derStadt: der Blankstahl-SpezialistAndernach & Bleck.

Die Andernach & Bleck-Gruppegehört zu den traditionsreichenindustriellen Mittelständlern, diemit ihrer speziellen Kompetenz welt-weit aktiv sind. Das inhabergeführteUnternehmen mit seinen über 200Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen

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Andernach & Bleck – traditionsreicher Mittelständler und Global Player

Auf dem Weg in die ZukunftDer technologische Wandel birgt für Industrieunternehmen ein großes Potenzial, heißt es derzeit

oft pauschal. Doch es sind vor allem die Akteure und mit ihnen die Märkte, die im Wandel sind. Ein

erfolgreiches Industrieunternehmen in die Zukunft zu führen, verlangt neben technologischer

Aufgeschlossenheit deshalb auch eine Portion „old school“ – ein fein justiertes Marktgefühl und

einen guten Draht zu Kunden und Partnern. Ein Vorzeigebeispiel für diese Mischung aus Tradition und

einem Gespür für veränderte Bedingungen ist der Hagener Blankstahlspezialist Andernach & Bleck.

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Das klingt nach einer „einfachen“Erweiterung des Abmessungsspek-trums, denn bisher war bei 500 x50 mm Schluss, ist aber ein Allein-stellungsmerkmal im europäischenMarkt. Alles darüber hinaus konntenur gefräst hergestellt werden. Dochmit der Erweiterung des Spektrumskann Andernach & Bleck Anwen-dern mit einer gezogenen Variantenun eine kostengünstigere Alterna-tive zur Verfügung stellen. „Wirhaben uns das Produkt genau ange-sehen – und eine Möglichkeiterkannt, unseren Kunden eineattraktive Alternative zur bisherigenMaterialauswahl anzubieten sowiezugleich unsere Marktposition zustärken“, erläutert André Kieselbach,Leiter des nationalen Vertriebs. „Die-ses Beispiel zeigt, dass wir als Blank-stahl-Hersteller dem Bedarf nichtnur folgen, sondern mit unseremKnow-how Märkte auch schaffen

können“, ergänzt Ioannis Douvart-zidis, CPO und Leiter des Vormate-rialeinkaufs.

Blankstahl-Märkte

sind im Wandel

Doch das Geschäft mit Commodity-Produkten lohnt sich tendenziellimmer weniger. In dieser Produkt -range ist der internationale Wettbe-werb, etwa aus Asien, sehr stark unddrängt auch auf den deutschen undeuropäischen Markt. „Angesichtsdieser Veränderungen ist es unserZiel, noch tiefer in die Sonderprofileeinzusteigen“, erläutert Bleck.

Diese Marschrichtung liegt aufder Hand, sind doch bei Commodity-Produkten die Margen schmal. „Inden letzten beiden Jahren sind dieGeschäfte mit Standardproduktendank der guten Konjunktur zwar gutgelaufen. Doch in der Tendenz gerätdieses Geschäft schon seit Jahren

Position im Markt ein“, stellt derCEO heraus.

So lautet der jüngst entwickelteneue Marken-Claim des Unterneh-mens quasi folgerichtig „Blankstahlist unsere DNA“ – und hebt gleich-zeitig auf die lange, bis 1903 zurück-reichende Erfahrung der Gruppe inder Blankstahl-Technologie ab. AlsDipl.-Ing. der Produktionstechnikhat auch Carsten Bleck den Blank-stahl sozusagen im Blut – und folg-lich nicht nur die betriebswirtschaft-lichen Kennzahlen im Blick, sondernauch die technischen Prozesse bisins Detail.

Ein aktuelles Beispiel für dastechnologische Know-how wie fürseine Marktkenntnis hat das Unter-nehmen erst Ende des letzten Jahresgezeigt – als es sein Programm umdie Abmessung 550 mm x 55 mmerweitert hat – eine technische Ent-wicklung aus dem eigenen Haus.

Produktionshalle

der Andernach &

Bleck GmbH & Co.

KG am Standort

Hagen: über 9.000

Artikel hat der Blank-

stahl-Spezialist für

seine Kunden im

Programm.

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beiten, werde der Weg weiterhinüber den Handel gehen.

Exportgeschäft

erfolgreich aufgebaut

Angesichts der Veränderungen derBlankstahl-Märkte hat sich Ander-nach & Bleck deutlich stärker aufinternationale Märkte ausgerichtet.Während das Unternehmen mit Lie-ferungen in die BeNeLux-Länder,nach Österreich und in die Schweizseit jeher grenznah aktiv ist, hatman vor etwa fünfzehn Jahren begon-nen, das eigentliche internationaleGeschäft voll zu entwickeln. „Wirhaben auf den internationalen Märk-ten großes Potenzial für unsere Pro-dukte und unser Know-how gesehen.Mit dieser Strategie sind wir sehrerfolgreich und heute weltweit ver-treten“, erklärt Tobias Blankennagel,Leiter des internationalen Vertriebs.

Seit 2009 gehört auch der italie-nische Blankstahl-Hersteller MetalliTrafilati S.R.L. zur Gruppe. DasUnternehmen nordöstlich von Mai-land bedient mit seinen blankgezo-genen Winkelstählen eine spezielleNische und erweitert das Produkt-spektrum der Gruppe. Mit der brei-testen Produktpalette Europas, die

im Norden die im Norden Italienshergestellt werden, ist Metalli Tra-filati einer von lediglich zwei Anbie-tern dafür in Europa – und verfügtüber einen hohen Marktanteil vonetwa 70 – 80 %.

Gruppenweit gehen heute etwa30 bis 35 % der Produktion in dasinternationale Geschäft, in die euro-päischen Länder, aber auch beispiels-weise in die USA und China. Dabeisetzt Andernach & Bleck pro Landoder Region auf durchschnittlichetwa zwei bis drei Schwerpunkt-händler. Daneben beliefert die Unter-nehmensgruppe aber auch eineReihe von Nischenhändlern, die wie-derum Kunden bedienen, die für dieGruppe oder ihre Partner aber zuspezialisiert sind, um sie wirtschaft-lich sinnvoll zu erreichen.

Vertriebskanäle

verschieben sich

Der klassische Vertriebsweg vonAndernach & Bleck führt zum großenTeil über den Handel zum Endkun-den. Unmittelbaren Zugang zu denregionalen Märkten in Deutschlandhat der Blankstahl-Produzent mitseinen zwei eigenen Stahlhandels-häusern. Die Roland Stahl GmbH,Bremen, deckt den norddeutschenRaum ab, in Ostdeutschland beliefertdie Heine & Bleck StahlhandelGmbH, ein Gemeinschaftsunterneh-men mit dem süddeutschen Han-delshaus Heine + Beisswenger, dieVerbraucher.

Während der Weg über den Han-del als sinnvoller, wirtschaftlicherVertriebskanal bislang im Markt alsgesetzt galt, verschieben sich dieMarktverhältnisse langsam – unddas nicht erst seit „Buzzwords“ wie„Industrie 4.0“ und „Digitalisierung“die Runde machen.

„Viele Verbraucher sind mitihrem Geschäft in den letzten Jahren– weltweit – stark gewachsen. Nunwächst in den betreffenden Unter-nehmen die dahinter stehende Orga-nisationsstruktur nach – organischund auf eine gesunde Weise. In die-ser Situation kommen Kunden aufuns zu und möchten das im Volumengrößere Geschäft nun direktmachen“, erläutert Carsten Bleck. „Die gestiegenen Mengen machen

immer mehr unter Druck", erklärtBleck weiter. 80.000 t setzt dasUnternehmen in normalen Jahreninsgesamt um.

Daher haben er und sein Füh-rungsteam schon vor einigen Jahrenbegonnen, die Gruppe in ihrer Aus-richtung neu zu justieren. So hat sichdas Verhältnis von Massengeschäftund Sonderprodukten bei dem Blank-stahl-Produzenten deutlich gewan-delt. Waren es früher 80 % Standard-und 20 % Sonderprodukte, hat sichdas Verhältnis heute bei 65:35 ein-gependelt. „Etwa 7.000 t Commodity-Produkte sind ab Lager verfügbar,die an Händler in ganz Europa gehen.Der Rest sind Sonderprodukte undSonderabmessungen, die auf indivi-duellen technischen Spezifikationender Kunden beruhen. Diese Richtungmöchten wir weiter forcieren“, sagtCarsten Bleck.

Zu einem reinen Anbieter fürSonderprodukte will sich der Hage-ner Mittelständler jedoch nicht ent-wickeln: „Wir benötigen beide Pro-duktgruppen“, betont Carsten Bleck.Anders wäre die notwendige Aus-lastung des Maschinenparks garnicht zu erreichen. Geht es darum,das Material vorab weiter anzuar-

Das Andernach & Bleck-Programm umfasst alle Profilformen –

von vierkant über rund bis sechskant und invididuelle Formen.

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Betreuung. „Für unsere Handelspart-ner gilt: Lieber Partner, wenn Dueinen Kunden hast, der ein Problemhat, das Du nicht lösen kannst, kommzu uns! Wir helfen Dir“, erläutertCarsten Bleck.

Mehr Know-how

in die Projekte einbringen

„Uns geht es darum, für unsere Kun-den noch stärker als Problemlöserzu agieren“, erläutert Carsten Bleckdie Strategie. Dafür sieht er dieGruppe bestens aufgestellt. „Wirbringen alle nötigen Voraussetzun-gen mit: technologisches Knowhowin der Herstellung und Bearbeitungvon Blankstahlprodukten, ein tiefesVerständnis des Marktes und derBedürfnisse unserer Kunden sowiegenügend Agilität in den Entschei-dungsprozessen“, ist Carsten Blecküberzeugt.

Agilität – das ist auch eines derStichworte, die derzeit en vogue sind.Unternehmen sollen agil sein, schnellentscheiden und sich verändertenAnforderungen schnell anpassenkönnen. Agilität hat in einem Indus-trieunternehmen, dessen Produkteeinen komplexen Herstellprozessdurchlaufen, zwar eine andere Bedeu-

tung als etwa bei einem Softwarean-bieter. Doch hängt die Fähigkeit,schnell entscheiden und reagierenzu können vor allem an der jeweili-gen Organisation des Unternehmens.„Bei uns gibt es keine Gremien undkeine langen Dienstwege. Mussetwas dringlich entschieden werden,wird direkt kommuniziert.

Denn Neues entsteht in den Köp-fen der Mitarbeiter", sagt CarstenBleck. 2

es für sie wirtschaftlich sinnvoll, dasHandling selbst in die Hand zu neh-men.“

Baustein des Erfolgs –

langfristige Partnerschaften

Für Andernach & Bleck ist das größerwerdende Direktgeschäft eineHerausforderung – nicht in den Pro-duktionsprozessen, doch die Kom-plexität der Logistik nimmt deutlichzu. Gleichzeitig befindet sich dieGruppe durch diese Entwicklung ineiner schwierigen Sandwich-Situa-tion: Einerseits die Tendenz, größereMengen nicht mehr über den Handelabzuwickeln, andererseits den Han-del als wichtigen Partner für den Ver-trieb der Standardprodukte zu halten.„In dieser Situation kommt uns zuGute, dass wir auch noch ein wenig‚old school‘ sind“, so André Kiesel-bach.

Noch zählt der persönliche Kon-takt zu den Ansprechpartnern sowohlbei Kunden wie bei Lieferanten, dennder persönliche Austausch ist einewichtige Informationsquelle undzugleich ein Instrument, das gegen-seitige Vertrauensverhältnis zu pfle-gen. „Unser Geschäft baut auf seitJahrzehnten bestehenden Beziehun-gen zu unseren Kunden und Liefe-ranten auf“, so André Kieselbach.

Doch die bestehenden, gewach-senen Verbindungen weichen mehrund mehr standardisierter Kommu-nikation, gleichzeitig nimmt dieGeschwindigkeit der Prozesse zu.„Wir müssen auf diese Anforderun-gen reagieren und uns so aufstellen,dass sich unsere Kernkompetenzweiter lohnt“, sagt Carsten Bleck.

Dabei ist der Handel ein wichtigerPartner für die Gruppe. „Wenn wirmit einem Händler – in welcherRegion auch immer – kooperieren,werden wir nicht an ihm vorbei han-deln. Es geht uns immer um einePartnerschaft. Wir sind langfristigund nachhaltig orientiert und sehendie Zusammenarbeit als ein Vertrau-ensverhältnis“, so André Kieselbach.

Um seine Partner in der Zusam-menarbeit zu stärken, unterstütztsie das Unternehmen – etwa durchtechnische Beratung bei einergeplan-ten Programmerweiterung oder einergemeinsamen technischen Vorort-

[ Kontakt]

Andernach & Bleck GmbH & Co. KG58093 HagenTel. +49 2331 3530www.blankstahl.biz

Führen die Andernach & Bleck-Gruppe in die Zukunft: CEO Carsten Bleck (3.v.l.) und sein Team (v.l.),

Tobias Blankennagel (COO international), André Kieselbach (COO national) und Ioannis Douvartzidis (CPO).

Blankstahl-Produktion mit langer Tradition: Am Stammsitz in Hagen

stellt Andernach & Bleck seit 1903 blankgezogene Stahlprodukte her.

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