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37. Jahrgang
Ausgabe 2
Juni
2007
Auf dem Weg zur
Laser-Nanomedizin
+++ Jahr der Geisteswissenschaften +++ Jahr der Geiste
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Liebe campus-Leserinnen,
liebe campus-Leser,
im Vordergrund der aktuellen campus-Ausgabe stehen zwei Themen. Zum einen spektakuläre
Ergebnisse aus der modernen, technisch geprägten Naturwissenschaft, wie Sie sie auch auf dem
Titelbild sehen können: Karsten König, UdS-Professor für Mikrosensorik am Fraunhofer-Institut
für Biomedizinische Technik, hat mit seinem Femtosekundenlaser das kleinste Loch der Welt in ein
Chromosom gebrannt und damit einen Durchbruch in der Molekülchirurgie erzielt. Seine
Entwicklungen sind unter der Überschrift „Catch the Light“ von der Zeitschrift Nature
Nanotechnology als Forschungs-Highlight des Jahres 2007 beschrieben worden. Glückwunsch und
Anerkennung für diesen Erfolg!
Zum anderen, und darauf möchte ich ein wenig näher eingehen: Vielfalt und Faszination der
Geisteswissenschaften. 2007 ist in der Reihe der publikumswirksamen Wissenschaftsjahre als „Jahr
der Geisteswissenschaften“ ausgerufen worden; nachdem sieben Jahre lang naturwissenschaftliche
Fächer vorgestellt wurden, stehen nun erstmals die kulturwissenschaftlichen Disziplinen im
Mittelpunkt. Sieben ‚fette Jahre’ der Geisteswissenschaften werden damit vielleicht nicht anbrechen,
wohl aber ist ein Zeichen gesetzt für eine stärkere Beachtung geisteswissenschaftlich-kultureller
Herausforderungen, die unser Leben gewiss ebenso sehr beeinflussen wie technisch-naturwissen-
schaftliche Neuerungen. Und es bleibt nicht bei dem Zeichen: Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft haben neue Förderprogramme speziell
für die Geisteswissenschaften aufgelegt, die besonders auf die Schaffung von Freiräumen für
Forschungstätigkeit zugeschnitten sind. Im siebten EU-Rahmenprogramm ist erstmals ein
Programmbereich ausdrücklich für Geistes-, Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften vorgesehen
und damit eine empfindliche Lücke endlich geschlossen worden. Und zur Stärkung der kleinen
Fächer, von denen die Mehrzahl geisteswissenschaftliche Disziplinen sind, entwickelt die
Hochschulrektorenkonferenz eine neue Förderinitiative. Es tut sich also etwas, und das ist gut so.
Zwei Projekte der UdS zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung der Geisteswissenschaften sind in
einem bundesweiten Wettbewerb ausgezeichnet worden; in der Aktionswoche Anfang Juli kann
man sie unter dem Motto „Geist begeistert“ erleben und vor allem dabei mitmachen: Der
Lesemarathon am 5. Juli wird die ganze Stadt durchdringen, einschließlich Bücherbäumen und
Riesenbuch. Ich wünsche Ihnen dabei viel Vergnügen!
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2007
Editorial
Prof. Dr. Volker Linneweber
Universitätspräsident
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2007
campus-Herausgeber Der Universitätspräsident, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000
campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion und Layout), Evelyne
Engel (ehemals Burkhart) (Layout und Satztechnik).
Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion
Ruffing / MR
Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, Email: [email protected]
saarland.de.
Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212
Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660.
campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus redaktionellen Gründen
gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle
Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar.
Inhalt
Im Fokus: Geisteswissenschaften Im Fokus: Laser-Nanomedizin
2007 ist das Jahr der Geisteswissenschaften.
Die Universität zählt zu den Gewinnern des vom
Bundesforschungsministerium ausgeschriebenen
Wettbewerbs „Geist begeistert“. Auch campus rückt das
Thema in den Fokus.
Jahr der Geisteswissenschaften ............................................ 6
Programm der Aktionswoche .............................................. 8
Sprache im Blickfeld zweier Disziplinen ............................ 9
Konstantin, Kaiser und Christ ............................................. 11
Kino macht sexy .................................................................... 14
Kognitionswissenschaft ......................................................... 16
Dem Saarbrücker Laserphysiker Prof. Karsten König
ist die weltweit kleinste optische Nano-Bohrung in ein
einzelnes Chromosom gelungen. Damit ist der
Einstieg in die Laser-Nanomedizin geschaffen, bei der
die einzelne Zelle und ihre Bestandteile im
Mittelpunkt von Diagnose und Therapie stehen.
Der Laser wird zum Nano-Skalpell:
Neues Werkzeug ermöglicht Molekülchirurgie ................. 18
http://www.uni-saarland.de/campus
Forschung & Transfer
Pillen im Zahn ................................................ 20
Wie alt ist die Haut? ...................................... 20
Natur-Kur für Flüsse und Bäche ................ 21
SIAM-Methode erkennt
Katzen- und Hundehaare ............................. 22
Neuer Therapieansatz
gegen Allergien ............................................... 24
Neue Brustkrebsforschung .......................... 24
Wirkstoffe gegen Herzinsuffizienz ............. 25
Förderung für Homburger Forschung ....... 25
Kreative Informatik im Land der Ideen .... 62
Kurz notiert ............................................. 22, 29
Studium & Karriere
So sollen die Gebühren das Studium
verbessern ....................................................... 30
Stimmen und Meinungen zu den
Studiengebühren-Richtlinien ........................ 30
Studiengebührendarlehen bei der KfW ..... 30
Ranking: Spitzenplätze für die Saar-Uni .... 32
Fotos zeigen „Meine Zeit im Ausland“ ..... 32
Neue Studiengänge ........................................ 33
Mexikaner in der Mechatronik .................... 34
Praktikum bei Ramesch ................................ 35
Zukunftsweisende Lehrkonzepte ................ 36
Interregionaler Gründer-Cup ...................... 37
Kurz notiert ................................ 34, 35, 36, 37
campus aktuell
60 Jahre Medizinische Fakultät .................... 38
Hochschulsport .............................................. 40
Uni ehrt ihre Spitzensportler ....................... 40
Gastronomie auf dem Campus ................... 41
Kaffeetrinken für soziale Zwecke ............... 41
Kurz notiert .................................................... 42
campus Namen
Aus den Fakultäten ........................................ 43
Ehrungen .................................................. 43, 44
Mitgliederversammlung der Freunde ......... 44
Jubilare ............................................................. 45
Rufe .................................................................. 46
Nachrufe ................................................... 43, 46
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2007
Unter dem Motto „Geist begeistert“
waren alle Hochschulen in
Deutschland aufgerufen, originelle
Ideen für eine öffentlichkeitswirksame
Vermittlung zum Jahr der Geisteswis-
senschaften zu entwickeln. Die Univer-
sität des Saarlandes gehört zu den 15
Hochschulen, die vom Bundesministe-
rium für Bildung und Forschung aus
über 170 eingesandten Projektideen
ausgewählt wurden. Dabei überzeugte
sie mit zwei sich ergänzenden Projek-
ten zum übergreifenden Thema
Sprache: mit der Ausstellung „Von
Professor Higgins bis zum sprechen-
den Computer“ des Saarbrücker Insti-
tuts für Phonetik und mit dem allge-
meineren sprach- und literaturwissen-
schaftlichen Projekt „Sprache schafft
Brücken. Das Buch schafft Welten“.
Dieses wird in Zusammenarbeit mit
der Stadt Saarbrücken, Schulen und
weiteren Partnern organisiert. Der saar-
ländische Minister für Bildung, Kultur
und Wissenschaft Jürgen Schreier und
die Saarbrücker Oberbürgermeisterin
Charlotte Britz haben die Schirmherr-
schaft übernommen.
Die Initiatorin und Leiterin des Pro-
jekts Prof. Patricia Oster-Stierle (Roma-
nistik), freut sich über die Unterstüt-
zung ihrer Kampagne für Sprache und
Buch. Mit diesem Thema möchte sie
vor allem auch eine Brücke von der
Universität zu einer breiten Öffent-
lichkeit schlagen und dabei für die
generelle Brückenfunktion von Sprache
und die weltstiftende Bedeutung des
Buches sensibilisieren. Die Professorin
für Französische Literaturwissenschaft
erläutert: „Die Sprache ist Brücke zwi-
schen den Menschen, zwischen den
Kulturen, zwischen Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft, die Schrift-
sprache im Buch eröffnet Welten des
Wissens, der Kunst und des Imaginä-
ren. Thema ist die Sprache des Alltags
mit ihren Dialekten, das Phänomen der
Stimmbildung und die Sprachtechno-
logie im modernen Computerzeitalter
ebenso wie die Schriftsprache, die in
die Abenteuer des Lesens führt.“
Aktionswoche
vom 1. bis 5. Juli
In der ersten Juli-Woche ist es soweit:
Wissenschaftler und Bürger, Studenten
und Schüler sollen über das facetten-
reiche Thema Sprache miteinander ins
Gespräch kommen. Eine Vorlesungs-
reihe im Rathausfestsaal wird das
Thema wissenschaftlich fundiert, aber
lebensnah vorstellen. Vorträge über die
Besonderheiten des Saarländischen,
über die mittelalterliche Dichterin und
Übersetzerin Elisabeth von Nassau-
Saarbrücken, aber auch über die
Sprachtechnologie in der Kommunika-
tion zwischen Mensch und Maschine
sowie über die Bedeutung der Kultur-
techniken des Lesens im digitalen Zeit-
alter wollen ein breites Publikum an-
sprechen. In den weit gespannten
Bogen passt das Projekt von Dr. Jürgen
Trouvain vom Institut für Phonetik der
Universität des Saarlandes, das eben-
falls einen Preis gewonnen hat. Er hatte
die Idee zur Ausstellung „Von Pro-
fessor Higgins bis zum sprechenden
Computer. Eine kleine Geschichte der
Phonetik“, die in der Saarländischen
Universitäts- und Landesbibliothek
Einblick in die Stimmbildung gewähren
wird. Unter den Exponaten ist auch
eine Sprechmaschine des 18. Jahrhun-
derts zu bestaunen. Bei Werkstattrund-
gängen kann Phonetikern bei ihrer Ar-
beit über die Schulter geschaut werden.
Auch die Aktionsreihe „Sprache(n) –
Natur – Wissenschaft(en) in Europa“
von Prof. Claudia Polzin-Haumann
(Romanistik) hat einen Preis im Hoch-
schulwettbewerb erhalten. Im Rahmen
dieses Projektes findet während der
Aktionswoche eine öffentliche Diskus-
sionsrunde „Gegenwart und Zukunft
des Übersetzens“ in der Stadtgalerie
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Jahr der Geisteswissenschaften
Nach sieben Jahren, die sich den Naturwissenschaften
widmeten, stehen 2007 erstmals die Geisteswissenschaften im
Mittelpunkt eines Wissenschaftsjahres. Das Bundes-
ministerium für Bildung und Forschung hatte aus diesem
Anlass einen Hochschul-Wettbewerb ausgeschrieben.
Mit großem Erfolg für die Saar-Uni: Sie gehört zu den
15 ausgezeichneten Universitäten und erhält für zwei Projekte
eine Förderung von 15 000 Euro.
Der berühmte Phonetiker Peter Ladefoged (mit erklärendem Zeigefinger) berät unter
anderem Rex Harrison als Prof. Higgins (oben links) bei den Filmaufnahmen zu „My
Fair Lady“. Das Bild ist Teil der Ausstellung „Von Professor Higgins bis zum
sprechenden Computer“. Foto: Institut für Phonetik
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statt. Beteiligt sind neben der Saar-
brücker Romanistik auch Romanisten
der Universität Bonn und die Fachrich-
tungen Angewandte Sprachwissen-
schaft und Übersetzen und Dolmet-
schen der Saar-Uni.
Gipfeln soll die Aktionswoche am
5. Juli schließlich in einem Lesemara-
thon, dem sich im Wortsinn keiner
mehr entziehen kann. Überall, wo sich
Menschen versammeln oder auf etwas
warten, werden ihnen Vorleser begeg-
nen: Schriftsteller, aber auch Schüler,
Studenten, Wissenschaftler, Persönlich-
keiten des öffentlichen Lebens und
Schauspieler. An allen öffentlichen Or-
ten wird man mit ihnen und ihren
Rezitationen konfrontiert und idealer-
weise von ihnen be-geistert werden: Stra-
ßen und Schulen, Busse und Bahnen,
Krankenhäuser und Altersheime,
Museen und Ministerien, Rathaus und
Bürgeramt werden von Literatur und
weiteren interessanten Texten regel-
recht durchstimmt. Mit Bücherbäumen
und einem von der Kunsthochschule
konzipierten Riesenbuch setzt das
stadtweite Ereignis rund um Sprache
und Buch auch visuelle Akzente.
Außerdem machen Aktionen im Saar-
landmuseum und in der Hochschule
für Musik auf die Sprachen der Kunst
und der Musik aufmerksam. red
ment in der Entwicklung zur Wissensgesell-
schaft, weil sie angesichts hochgradig differen-
zierter Wissensbereiche Zusammenhänge
herstellen und zur ganzheitlichen Integration
des Wissens beitragen. Die Geisteswissen-
schaften sind für das Ziel einer wissenschaft-
lich reflektierten Kultur unentbehrlich. 2007
stehen erstmals die Geisteswissenschaften im
Mittelpunkt eines Wissenschaftsjahres.
Man würde sich wünschen, dass nach sieben
Jahren, die sich den Naturwissenschaften
widmeten, nun die sieben ‚fetten’ Jahre der
Geisteswissenschaften anbrechen. Doch so ist
es wohl nicht gemeint. Die Universität des
Saarlandes sieht sich über das nunmehr pro-
klamierte Jahr hinaus den Geisteswissen-
schaften verpflichtet, die aus ihr erst eine
Universität im eigentlichen Sinne machen.“
Prof. Patricia Oster-Stierle
„In einem erweiterten Europa sind die
geisteswissenschaftlich-kulturellen Heraus-
forderungen mindestens ebenso groß wie die
naturwissenschaftlich-technischen und ökono-
mischen Aufgaben. Die Geisteswissenschaf-
ten zeichnen sich im Prozess der Herausbil-
dung wissenschaftlicher Disziplinen dadurch
aus, dass sie in ihrer Sache grenzüber-
schreitend sind, zugleich integrativ und
dialogisch. Die Geisteswissenschaften bewah-
ren und pflegen das kulturelle Gedächtnis.
Sie sind Fremdenführer für sonst unzugäng-
liche oder nur schwer zugängliche Sinnge-
biete. Weil sie ihre Ziele aus sich heraus be-
stimmen, können sie Brücken schlagen, sie
gewährleisten die Grundlagen der Verständi-
gung und Übersetzung zwischen den Kul-
turen ebenso wie die Verständigung über
gemeinsame Werte und Orientierung in der
Gesellschaft. Sie sind ein notwendiges Ele-
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Das Programm zur Aktionswoche der Saarbrücker Geisteswissenschaften ist
zu finden unter: www.geistbegeistertsaarbruecken.de
Weitere Infos zum Jahr der Geisteswissenschaften unter:
www.abc-der-menschheit.de
In der Aktionswoche setzt ein Riesenbuch in der Saarbrücker Fußgängerzone auch
visuelle Akzente. Fotomontage: Ivica Maksimovic
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2007
� Ausstellung in der Universitäts-
und Landesbibliothek
„Von Professor Higgins bis zum
sprechenden Computer. Eine kleine
Geschichte der Phonetik“ – offizielle
Ausstellungseröffnung ist am 2. Juli um
17 Uhr. Die Ausstellung dauert bis zum
11. August. Öffnungszeiten: Mo bis Fr
von 9 bis 22 Uhr, Sa 9 bis 12.30 Uhr.
� Lesemarathon
Am Donnerstag, 5. Juli, findet in Saar-
brücken ein Lesemarathon statt. Außer
Bürgern und insbesondere Schülern
und Studenten beteiligen sich daran
auch Professoren der UdS, darunter
Universitätspräsident Volker Linne-
weber mit einer Rezitation aus Jürgen
Henningsens „Kinder, Kommunika-
tion und Vokabeln“ (Campus Saar-
brücken, AC-Wiese, 11 Uhr).
Das Konzept wurde von Prof. Patricia
Oster-Stierle, der Projektkoordinatorin
des Max-Planck-Instituts Dr. Christel
Weins und der Leiterin der städtischen
Kontaktstelle Wissenschaft Christel
Drawer entwickelt. Eine aktuelle Über-
sicht mit allen Veranstaltungen ist zu
finden unter:
www.geistbegeistertsaarbruecken.de
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� Eröffnungsveranstaltung
Sonntag, 1. Juli, 15 Uhr im Saar-
landmuseum: „Sprache der Bilder.
Sprache der Poesie.“ Autoren lesen vor
ihren Lieblingsbildern: Ludwig Harig,
Alfred Gulden, Arnfried Astel und
Helene Lenoir.
� Vorlesungsreihe im Rathausfest-
saal, vom 2. bis 5. Juli, jeweils um
18.30 Uhr:
Prof. Ulrike Demske (Universität des
Saarlandes): „Gudd gess. Saarländisch
ist nicht gleich Saarländisch?“ (2.7.)
Prof. Wolfgang Haubrichs (Univer-
sität des Saarlandes): „Kluge Frauen,
wilde Helden. Die Romane der Elisa-
beth von Lothringen, Gräfin von Nas-
sau-Saarbrücken zwischen Deutschland
und Frankreich“ (3.7.)
Prof. Gerhard Weikum (Max-Planck-
Institut für Informatik): „Wissen im
Web“ (4.7.)
Prof. Karlheinz Stierle (Universität
Konstanz): „Wenn ein Reisender in
einer Winternacht ... Zur Kulturtechnik
des Lesens“ (5.7.)
� Öffentliche Diskussionsrunde
zum Thema „Gegenwart und Zukunft
des Übersetzens“ am 4. Juli um 16.30
Uhr in der Stadtgalerie. Teilnehmer:
Prof. Claudia Polzin-Haumann, Prof.
Erich Steiner, Prof. Johann Haller und
Prof. Roland Marti. Moderation: Prof.
Alberto Gil.
� Symposion des Instituts für Klas-
sische Archäologie (Prof. Carola Reins-
berg): „Jenseits von Pompeji. Faszina-
tion und Rezeption“. Vom 21. bis 23.
Juni im Saarlandmuseum.
� Öffentliches Diskussionsforum:
„Sprache sichtbar machen, oder: Wie
man mittels MRT das Gehirn
belauscht.“ (Prof. Claudia Polzin-
Haumann und Dr. Christoph Krick).
Do, 28. Juni, 15 Uhr c.t., Campus
Homburg, Geb. 50.1 (MRT-Pavillon)
Anmeldung:
� Die Vortragsreihe „Grenzüber-
schreitungen – Europa und der
Orient“ lädt bis zum 9. Juli zu Ver-
anstaltungen in die vhs am Schloss ein
(Programm unter:
www.uni-saarland.de/grenzen)
� Im Wintersemester folgen zwei
Ringvorlesungen:
Die interdisziplinäre Vortragsreihe
„Der gläserne Mensch“, jeweils mon-
tags um 19 Uhr im Rathausfestsaal
(Prof. Patricia Oster-Stierle), und Vor-
lesungen zum Thema „Krise und Auf-
bruch in der Geschichte Europas“,
jeweils mittwochs um 18 Uhr in der vhs
am Schloss (Prof. Wolfgang Behringer)
� Das Institut für Evangelische Theo-
logie eröffnet die Werkstatt „Reli-
gionsunterricht“ (Prof. Bernd Schrö-
der), und das Institut für Sprach-
wissenschaft und Sprecherziehung
stellt das Forschungsprojekt „Lesen,
Reden, Schreiben“ an Schulen in den
Mittelpunkt (Prof. Norbert Gutenberg).
Programm der Aktionswoche der Saarbrücker
Geisteswissenschaften vom 1. bis 5. Juli:
Sprache schafft Brücken.Das Buch schafft Welten.
www.geist-begeistert-saarbruecken.de
Weitere Termine und Projekte zum Jahr der Geisteswissenschaften
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Prof. Wolfgang Wahlster, Saar-
brücker Informatiker mit natio-
naler und internationaler Ausstrahlung
(u.a. Träger des Zukunftspreises des
Bundespräsidenten und Mitglied der
Königlich Schwedischen Akademie der
Wissenschaften, die über die Vergabe
von Nobelpreisen entscheidet), war
von Bundesforschungsministerin
Annette Schavan nach Berlin einge-
laden, zum Ende des Informatik-Jahres
den Festvortrag zu halten. Der Gast
aus Saarbrücken sprach zum Thema
„Semantische Wende – Informatik für
den Menschen“ und schlug damit
gleichzeitig eine Brücke zum Jahr der
Geisteswissenschaften, bei dem ganz
zentral Sprache zum öffentlichen
Thema werden soll.
Wahlster macht in seinem Vortrag
deutlich: „Es gab in den letzten Jahren
kaum eine Innovation, die nicht durch
die Querschnittstechnologie der Infor-
matik geprägt oder zumindest unter-
stützt wurde – und das wird noch viele
Jahre so bleiben“. Was für ihn dabei
„die größte Herausforderung der In-
formatik in den nächsten Jahren ist und
den Kern der semantischen Wende dar-
stellt“: Mit dem Computer beziehungs-
weise den Komponenten der zuneh-
mend enger vernetzten digitalen Welt
soll der Mensch einmal ganz normal
sprechen und im besten Sinn des
Wortes menschlich zusammenarbeiten
können. „Nicht die Interaktion über
komplizierte Kunstsprachen mit Tasta-
tur und Maus, sondern die Koopera-
tion in der Alltagsbegrifflichkeit mit
Sprache und Gestik sollen in Zukunft
im Zentrum einer Informatik für den
Menschen stehen“, sagt der Saarbrü-
cker Informatik-Professor und Direk-
tor des Deutschen Forschungszen-
trums für Künstliche Intelligenz, und
weiter: „Softwaresysteme müssen in
der nächsten Dekade hauptsächlich aus
zwei Gründen noch intelligenter wer-
den: damit sie besser verstehen, was der
Mensch von ihnen will, und damit sie
sich umgekehrt dem Menschen ein-
facher verständlich machen.“ Wahlsters
weitere Ausführungen, etwa zum digi-
talen Krankenhaus der Zukunft, das
„wesentlich durch semantische Tech-
nologie bestimmt“ sein wird, oder zum
Auto, mit dem wir in wenigen Jahren
„häufiger für einen semantischen Soft-
ware-Update als für einen Ölwechsel“
in die Werkstatt müssen, sind für ihn
beispielhafte Aspekte des zentralen
Zukunftsprogramms der in der Infor-
matik bevorstehenden semantischen
Wende: „Wir wollen die Sprache des
Computers an die Sprache des Men-
schen anpassen“. Und dies sei, so be-
tont er, „eine sehr humanistische Ziel-
setzung“, die er als Informatiker und
damit als Ingenieur in seinen Forschun-
gen zu den semantischen Informa-
tionstechnologien verfolge.
Vom Jahr der Informatik zum
Jahr der Geisteswissenschaften:
Sprache im Blickfeld
zweier Disziplinen
„Das Menschlichste, was wir haben, ist die Sprache“,
sagte im vorletzten Jahrhundert der Schriftsteller
Theodor Fontane. Diese Einsicht dürfte auch dem
aktuellen Jahr der Geisteswissenschaften zugrunde
liegen, das unter dem Motto „ABC der Menschheit“
steht. Wie divergierend die Vorstellungen,
Erwartungen, Konzepte und Arbeiten, die sich mit
diesem „Menschlichsten“ verbinden, indes sein
können, wird in aktuellen Beiträgen zweier Saarbrücker
Wissenschaftler deutlich, die aus unterschiedlichen
Disziplinen kommen.
„Wir wollen die Sprache des Computers an die Sprache
des Menschen anpassen“: Prof. Dr. Dr. h.c. mult.
Wolfgang Wahlster bei der feierlichen Abschluss-
veranstaltung des Jahres der Informatik in Berlin.
Foto: Informatikjahr
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Stimmt das, was hier aus ingenieur-
wissenschaftlicher Sicht als das Huma-
ne der Sprache erscheint, mit dem
überein, was wir von der Semantik
eines Kunstwerks erwarten können?
Nicht unbedingt, wie Prof. Christina
Weiss zu Beginn des Jahres bei ihrer
Antrittsvorlesung hier an der Philoso-
phischen Fakultät II (Sprach-, Litera-
tur- und Kulturwissenschaften) deut-
lich machte und zur Veranschaulichung
unter anderem die Dichtung von Oskar
Pastior (Büchnerpreisträger 2006) an-
führte. „Gegen die unbedachte Selbst-
verständlichkeit der Verständlichkeits-
erwartung“ richte sich die Poesie
Pastiors, so Weiss, und erläutert: „Das
Alltagsvertrauen in die Sprache treibt er
uns gründlich aus, stattdessen lehrt er
uns das Staunen über das sinnliche
Material Sprache und seine Möglich-
keiten, Bedeutung zu erzeugen. Er
erfindet und findet eine neue Welt der
Sprache – aus seiner Sprache, die für
uns eine fremde ist, eine befremdliche,
eine unerwartete, eine unerhörte.“ Mit
einer (hier nur unvollständig wieder-
gegebenen Zitierung eines Gedichts
von Pastior) lädt uns Weiss ein, sich auf
diese neue Sprachwelt einzulassen:
Jalusien aufgemacht, Jalousien zugemacht.
Jaluzien aufgerauft, Zuluzien raufgezut.
Luluzien zugemault, Zulustoßen zugemault.
Maulusinen angenehm, Aulusinen zugenehm.
Zufaliden aftamat, Infaliden aftamat. A-
fluminion zugesaut. Aluflorion zugebart.
Marmelodien zusalat. Marmeloiden busalat.
Aufgemalt o aufgemalt, zugedaut o zuge-
duzt. Duzentrum o Lepenslau. Hufenbruzen
. . .
Hier geht es, so das Fazit von Weiss
zu Pastior, „nicht um Verstehen, es
geht um das Staunen über die Sinnlich-
keit der Wortkörper, und es geht da-
rum, sich einzulassen auf die Bedeu-
tungsfelder und aus dem eigenen
Sprachgedächtnis heraus sich im
Sprachfeld zu orientieren“. – Hierbei
wird uns allerdings kein Computer wei-
terhelfen können, auch kein scheinbar
noch so sprachverständiger Computer
der Zukunft ...
Die Zielvorstellung der sprachverste-
henden und sprechenden Informa-
tionstechnologie mag unserem mensch-
lichen Bedürfnis nach einem leichteren
Umgang mit ihr entgegenkommen. In
mancher Hinsicht weniger leicht scheint
es uns die Sprache der Gegenwelt der
Kunst zu machen. Sich auf diese
Gegenwelt sinnlich spielerisch einzulas-
sen, erscheint bei Weiss aber als das
eigentlich Menschliche. Denn so kön-
nen wir, um noch einmal aus ihrer
Antrittsvorlesung „Die ver-rückte Welt.
Vom Eigensinn der Künste“ zu zitie-
ren, „Eigensinn trainieren, um fähig zu
werden, Gemeinsinn zu üben, sich also
aus dem festen und spielerisch agilen
Selbstbewusstsein heraus, auf andere,
anderes und Fremdes einlassen zu kön-
nen. Sich zuwenden zu können mit der
Grundhaltung der Neugier und Sympa-
thie.“
Zwei denkwürdige „Saarbrücker“
Auseinandersetzungen mit Sprache im
Jahr der Geisteswissenschaften – ver-
suchen wir ein Fazit des ingenieurwis-
senschaftlichen und des geisteswissen-
schaftlichen Ansatzes: Nicht zuletzt auf
dem Gebiet der Sprachtechnologien
hat die Saarbrücker Informatik – zu-
sammen mit der im Vortrag von Wolf-
gang Wahlster ebenfalls hervorgeho-
benen Saarbrücker Computerlinguistik,
die übrigens ebenfalls zur Fakultät von
Christina Weiss gehört – Entwick-
lungen von weltweiter Bedeutung vor-
angetrieben. Wohin die Reise in den
nächsten Jahrzehnten weitergehen
wird, hat Wolfgang Wahlster in seinem
Vortrag auf der Abschlussveranstal-
tung des Informatikjahres gezeigt. Der
Vortrag, mit dem sich Christina Weiss
nach Jahren der Kulturpolitik an der
Saar-Universität als Literaturwissen-
schaftlerin neu eingeführt hat (sinn-
fälliger Weise zu Beginn des Jahres der
Geisteswissenschaften), gibt indes zu
bedenken: Auch jenseits der perspek-
tivenreichen Kooperationen mit den
Ingenieurwissenschaften (wie bei der
Computerlinguistik) bleibt für die
Geisteswissenschaften noch reichlich
Arbeit. Denn für das gemeinsame Ziel
einer humaneren Welt will auch die
Sensibilisierung für die Bedeutung spe-
ziell der Sprache von Literatur und
Kunst gelernt sein! Manfred Leber
Wirbt für eine „Sprache, die für uns eine fremde ist, eine befremdliche, eine unerwartete,
eine unerhörte“: Kulturstaatsministerin a.D. Prof. Dr. Christina Weiss bei ihrer
Antrittsvorlesung in Saarbrücken. Foto: Hajo Backe
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Als „Lichterscheinung, die durch
Brechung oder Spiegelung, selten
durch Beugung an den Eiskristallen in
der Atmosphäre entsteht“ beschreibt
das Lexikon den „Halo“. Bei diesem
Phänomen sieht der Betrachter einen
oder mehrere Lichtkreise um die das
Zentrum bildende Sonne, bisweilen
kann in der Mitte des Halo auch ein
Lichtkreuz auftreten. „Genau eine sol-
che Himmelserscheinung erlebte Kon-
stantin“, ist sich Professor Girardet
sicher. Auf dem Rückweg von Südgal-
lien in seine damalige Residenzstadt
Trier hatte der Kaiser im Jahr 310 den
Quellen zufolge eine rätselhafte Wahr-
nehmung, als er in Grand in den Voge-
sen ein Heiligtum des Sonnengottes
Apollo besuchte. „Konstantin sah ein
physikalisch erklärbares Naturphäno-
men; er hatte nicht das, was man ge-
meinhin unter einer Vision versteht“,
so Girardet. In der Antike war es üb-
lich, solchen Phänomenen große Be-
deutung beizumessen; man deutete sie
als Götterzeichen. So tat es auch Kon-
stantin, der sich schon früh gegenüber
den Christen aufgeschlossen zeigte und
zu Beginn seiner Herrschaft die Verfol-
gungspolitik für seinen Machtbereich
sofort eingestellt hatte. Als er nach
Trier zurückkam, verkehrte der Mitt-
dreißiger in christlichen Kreisen, die
das Zeichen christlich interpretierten.
„Die Lichtkreise werden von Heiden
wie Christen als Siegeskränze gedeutet.
Und da offenbar ein Lichtkreuz in der
Mitte zu sehen war, vermittelte die
Erscheinung die Botschaft: Sieg im
Zeichen des Kreuzes Jesu“, erklärt
Girardet. Das alles fiel beim Kaiser auf
fruchtbaren Boden: „Konstantin war
zu der Überzeugung gelangt, dass die
traditionellen Götter nicht helfen. Die
Christenverfolgung war gescheitert.
Diokletian und seine Mitherrscher
hatten im Namen der Götter Roms zur
Vernichtung der Christen aufgerufen –
und der Christengott hatte sich als der
stärkere erwiesen“, so Girardet. Kon-
stantin machte das Himmelszeichen zu
seinem Schutzzeichen: „Zunächst war
dies ein in einen Siegeskranz gefasstes
Sonnensymbol – ein Stern mit sechs
Strahlen, was bereits als Abkürzung des
Namens Jesu Christi verstanden wer-
den kann: die griechischen Buchstaben
Iota (I) und Chi (X) zusammengefügt
zu (die liturgische Sprache der frü-
hen Christen war griechisch). Später
ersetzte er den Stern durch das Christo-
gramm Chi-Rho: Der obere Teil der
senkrechten Achse, das Iota, wurde
umgebogen: X“ Diese Weiterentwick-
lung des Zeichens sei Ausdruck der
Entwicklung des Kaisers zum Christen:
„Konstantin wandte sich im Laufe des
Jahres 311 vom Sonnenkult und Paga-
nismus (also dem Heidentum) insge-
samt ab und dem Christentum zu“. Mit
dem Christogramm auf Standarten,
Helmen, Schilden war der Kaiser 312
siegreich in der Schlacht gegen Maxen-
tius an der Milvischen Brücke bei Rom.
Girardet: „Nach seinem Verständnis
brachte ihm das Zeichen den Sieg –
einen Sieg, der für ihn den Beweis er-
brachte, dass der Christengott unbe-
siegbar und seine Entscheidung für ihn
richtig war.“
Christ ja –
lammfromm nein
Die unter Wissenschaftlern heftig
umstrittene Frage, ob Konstantin nun
wirklich Christ war, beantwortet Girar-
det mit einem klaren Ja. „Christ in der
Antike bedeutet: kein Opfer an die
Götter. Opferverweigerung galt als der
primus gradus des Christseins. Und
Konstantin opferte demonstrativ
nicht“, so der Historiker. „Am Tag
nach dem Sieg über Maxentius etwa
vollzog er nicht den für Imperatoren
zum Ritual gehörenden Gang auf das
Kapitol mit dem traditionellen Opfer
an Jupiter. Und er ließ 313 die von
Opfern an die Staatsgötter begleiteten
Saecularfeiern, die nach 110 Jahren
wieder bevorstanden, ausfallen. Das
waren öffentliche Demonstrationen
Konstantin, Kaiser und Christ
Ein Naturphänomen hat im Jahr 310 nach Christus die Welt so nachhaltig
verändert und geprägt wie kaum ein anderes Ereignis. Zu diesem Schluss
kommt Klaus Martin Girardet. Der Saarbrücker Professor für Alte
Geschichte hat sich in seiner Forschung mit Konstantin dem Großen
befasst und eine Vortragsreihe veranstaltet, bei der Vertreter
verschiedenster Disziplinen historische Leistung und Rezeption des
römischen Kaisers in Europa beleuchteten.
Halo mit Lichtkreuz im Zentrum
Foto: Dr. Thomas Meyer (Greifswald)
Prof. Dr. Klaus Martin Girardet
Foto: Sven Hartkorn
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glaubte, damit von allen Sünden reinge-
waschen zu sein.“ Eine frühere Taufe
sei nur erfolgt, wenn es gefährlich
wurde.
Eine der hervorstechendsten Eigen-
schaften Konstantins sei sein Talent,
seine religiösen Vorstellungen durchzu-
setzen und gleichzeitig für Ruhe und
Stabilität zu sorgen. „Er agierte poli-
tisch äußerst geschickt. Man stelle sich
nur einmal vor: Die Nichtchristen
machten 90 bis 95 Prozent der Bevöl-
kerung aus. In den führenden Schich-
ten, im Adel, beim Militär fand man so
gut wie keine Christen. Und die Nicht-
christen, davon konnte man ausgehen,
waren überaus unfroh über die Verän-
derungen und die beginnende Konkur-
renz“, so Girardet. Dass Konstantin
gleichwohl das Kunststück gelang, den
Christengott zu seiner persönlichen
Gottheit zu machen, ohne die anderen
zu verprellen, ohne das Heidentum zu
bekämpfen, ohne Aufstand oder
Putschversuche, ohne Religionskriege,
dass er im Gegenteil das Reich im
Innern wie an den Grenzen stabilisier-
te, wertet der Historiker als politische
Meisterleistung – „zumal wenn man
sich das Riesenreich vor Augen hält,
das von Britannien über Nordafrika
und Ägypten bis hin zum Euphrat
reichte.“ Konstantin duldete Anders-
gläubige, wenn auch missbilligend.
„Sein Fingerspitzengefühl zeigt sich
etwa in seiner Personalpolitik: Er setzte
nicht einfach Christen in Führungs-
positionen, sondern orientierte sich
strikt an Leistung“, so Girardet.
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des Christseins“, betont er. Konstantin
baute auch nicht wie üblich nach einem
Sieg den Göttern geweihte Tempel;
noch 312 startete er stattdessen ein
großes Kirchenbauprogramm, das mit
der Lateranbasilika begann.
Lammfromm allerdings war Kon-
stantin nicht. Er war ein Kind seiner
Zeit. „Einer überaus brutalen Zeit“,
ergänzt Girardet. Nein, ein Christ im
Sinne der Bergpredigt sei der Kaiser nie
gewesen. „Konstantin war ein skrupel-
loser Machtmensch; berechnend, bru-
tal, verschlagen.“ Das habe er nicht nur
gezeigt, indem er seinen Sohn und
potenziellen Nachfolger und seine
zweite Ehefrau töten ließ – ob aus
dynastischen Gründen oder weil er Ge-
rüchten um eine Affäre beider aufsaß,
sei dahingestellt. „Innerhalb von 50
Jahren hatten 50 Kaiser regiert, die sich
gegenseitig die Rolle streitig machten.
Erst Konstantin sorgte, nachdem er
seine Mitkaiser verdrängt hatte, als
Alleinherrscher für klare Verhältnisse“,
erläutert der Historiker. Er sei fromm
in dem Sinne gewesen, dass er glaubte,
dass das Irdische von einer himmli-
schen Macht abhänge, und dass diese
beeinflussbar sei. Dass er sich erst auf
dem Sterbebett habe taufen lassen, lässt
Girardet als Gegenargument jedenfalls
nicht gelten: „Die späte Taufe war üb-
lich. Man versuchte, sich so spät wie
möglich taufen zu lassen, da man
Zur Saarbrücker
Konstantin-
Vortragsreihe wird
im Sommer das
Buch „Kaiser
Konstantin der
Große“, Habelt-
Verlag, Bonn,
herausgegeben von
Prof. Girardet,
erscheinen.
Klaus M. Girardet:
Die Konstanti-
nische Wende –
Voraussetzungen
und geistige
Grundlagen der
Religionspolitik
Konstantins des
Großen, Wissen-
schaftliche Buch-
gesellschaft,
Darmstadt, 2006,
204 Seiten, 44,90 Euro.
ISBN: 3-534-19116-1
Flavius Valerius Constantinus
(*etwa 275 nach Chr., † 337) initiierte als
erster christlicher römischer Kaiser (von
306 bis 337 nach Christus; Alleinherrscher
seit 324) den Übergang der Alten Welt
zum Christentum.
Fotos: Klaus Girardet
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Nicht medientauglich
Wie sähe die Welt heute aus, hätte
Konstantin seine „Vision“ nicht ge-
habt. Wie sehr hat er die Welt beein-
flusst? Das stand im Mittelpunkt der
vielbesuchten Reihe, bei der Girardet
Vortragende einlud, ein Bild der unter-
schiedlichsten und gegensätzlichsten
Nachwirkungen des Kaisers in 1 700
Jahre Geschichte entstehen zu lassen.
„Wir haben Konstantin nicht nur den
Sonntag zu verdanken, den er per Ge-
setz einführte; er war in vieler Hinsicht
prägend“, so Girardet. Mit einer Aus-
nahme: In der islamischen Welt gebe es
keinerlei Resonanz auf den Kaiser.
Mehr als 1000 Jahre habe Konstantin
von Byzanz aus direkt und indirekt in
die orthodoxe, slawische Welt nachge-
wirkt. Die Eroberung Konstantinopels
durch die Türken 1453 bedeute einen
markanten Einschnitt. „Demgegenüber
fällt in der westlichen Welt auf, dass der
Kaiser zu fast jeder Zeit für wechselnde
politische Ziele instrumentalisiert und
je nach Anschauung für die eine wie die
andere Seite als Argumentationsgrund-
lage genutzt wurde. Von aktuellen poli-
tischen Vorstellungen hängt es ab, ob
Konstantin polemisch oder legitimie-
rend wahrgenommen wurde“, fasst
Girardet die europäische Rezeption zu-
sammen. So bei der Konstantinischen
Schenkung, der später entlarvten Fäl-
schung, um den weltlichen Herr-
schaftsanspruch der Päpste zu unter-
streichen. So auch zu Zeiten der Fran-
zösischen Revolution, in denen Kon-
stantin als Prototyp christlicher Herr-
scher herhalten musste – den man
ebenso bekämpfte wie die gemeinten
gegenwärtigen Herrscher. Auch Vol-
taire setzte sich kritisch mit ihm ausein-
ander. Der Begriff „Konstantinisches
Zeitalter“ wurde als Sinnbild eines
vermeintlichen Bundes von „Thron
und Altar“ zum polemischen Schlag-
wort, so für die Bekennende Evange-
lische Kirche im Dritten Reich wie auch
in der DDR. Auf einem Gebiet aber
zeigt Konstantin kaum Nachhall: „Der
Kaiser, so ergab ein Vortrag, ist nicht
medientauglich“, sagt Girardet. Wäh-
rend Nero, Cäsar, selbst Caligula als
Filmhelden und in Dramen eine Rolle
spielen, bleibt Konstantin nahezu ohne
Auftritt. „Das mag an seiner schwer
fassbaren Widersprüchlichkeit liegen
als erster christlicher Kaiser, der Gattin
und Sohn tötet – das passt nicht ins
Bild.“ – Dabei ließe sich der Halo doch
gut in Szene setzen ... CE
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Ziemlich aus dem Rahmen fielen
im vergangenen Wintersemester
die Studienobjekte der Saarbrücker
Psychologen: Beim Ophüls Festival in
Saarbrücken nahmen Studierende für
ein medienpsychologisches Begleit-
seminar Filmemacher und Besucher
unter die Lupe. Dabei wollten sie fol-
gende Fragen klären: „Gibt es den typi-
schen Ophüls Festival-Besucher?“ –
„Wie suchen die Besucher ihre Filme
aus?“ – Und: „Macht Filmkunst sexy?“
Alle 22 Studierenden wurden akkre-
ditiert und hatten freien Zutritt zu allen
Filmen. Traumhafter Job? – von wegen:
„Das war für alle eine Ochsentour“,
beschreibt Dr. Frank Schwab, der das
Hauptseminar leitete, die Festival-
Woche seiner Studenten. Mit dem En-
gagement und der Leistungsbereit-
schaft seiner Studierenden, die in drei
Teams arbeiteten, ist der Medienpsy-
chologe sehr zufrieden. Dem Persön-
lichkeitsprofil eines „typischen Ophüls-
Kinogängers“ kamen die angehenden
Psychologen allerdings nicht auf die
Spur. Ein Ergebnis, das die Studenten
überraschte. Wohl ist das Ophüls-
Publikum mit einem Durchschnittsalter
von 38 Jahren etwas älter als normales
Kinopublikum (32 Jahre), hat einen
höheren Bildungsabschluss und ist eher
im sozialen Bereich tätig. Doch in den
Kernmerkmalen der menschlichen Per-
sönlichkeit unterscheiden sich beide
Gruppen nicht. Erforscht werde dies,
indem man aus den Antworten auf den
Fragebögen fünf gut etablierte Persön-
lichkeitsdimensionen ableite, „die Gas-
senhauer der Psychologie“, erklärt
Schwab. Man nennt sie auch „die Big
Five“: Neurotizismus (emotionale
Stabilität), Extraversion (nach außen
gewendete Haltung), Verträglichkeit,
Gewissenhaftigkeit sowie Offenheit für
Erfahrungen. „Wir hatten erwartet,
dass Ophüls-Besucher zum Beispiel
extrovertierter und offener für Erfah-
rung sind, aber das wurde nicht be-
stätigt“, berichtet eine Studentin von
den Ergebnissen ihrer Gruppe. Um ein
Bild vom „normalen“ Kinopublikum
zu bekommen, hatte das fünfköpfige
Team in einer Voruntersuchung quer
durch alle Saarbrücker Kinos 150 Be-
sucher befragt. Die Ergebnisse konn-
ten dann mit den Auswertungen von
650 Fragebögen der Ophüls-Besucher
verglichen werden.
Eine Voruntersuchung führte auch
die zweite Studenten-Gruppe durch,
allerdings aus einem anderen Grund:
„Unsere Themen waren die Filmselek-
tion und die Infopolitik im Rahmen des
Ophüls-Festivals“, erzählt eine der Stu-
dierenden und erläutert: „Wir wollten
beantworten, wie das Publikum seine
Filme auswählt, und wie die Besucher
die Informationspolitik zum Festival
beurteilen.“ Eine Voruntersuchung sei
notwendig gewesen, um das Spektrum
möglicher Antworten abzuklopfen: Die
angehenden Psychologen stellten Kino-
besuchern im Filmhaus, im camera zwo
und im Kino achteinhalb, zunächst vor
allem offene Fragen, die freie Assozia-
tionen bei der Antwort erlauben. Aus
den Ergebnissen wurde der elektroni-
sche Festival-Fragebogen entwickelt,
der nun kaum noch offene Fragen ent-
hielt, sondern Ankreuzmöglichkeiten
per Mausklick vorsah. Die eigentliche
Befragung fand dann während der Vor-
verkaufswoche zum Festival statt: Die
Studenten hatten sich mit ihren Lap-
tops in der Karten-Verkaufsstelle im
Café Forum am St. Johanner Markt
positioniert und am Ende der Woche
die Ergebnisse von 210 Befragungen in
ihren Rechnern erfasst. Fazit: Die
Ophüls-Besucher treffen ihre Filmaus-
wahl anhand des Inhalts, der Beschrei-
bung im Katalog und der Art der Film-
reihe. „Hier gibt es im Zusammenhang
mit der Infopolitik ein klares Ergebnis:
Die Leute wünschen sich den Filmka-
talog deutlich früher als er erscheint“,
erzählt die Team-Sprecherin. Und: Ob-
wohl sich fast alle Besucher für mehr
Präsenz des Festivals in der Stadt aus-
sprachen, bewerteten doch fast 70 Pro-
zent die Informationspolitik zum Festi-
val als gut oder sehr gut. Überrascht
waren die Studenten darüber, dass es
offensichtlich kaum feste Ophüls-
Besuchergruppen gibt, die sich jährlich
zum Festival treffen (lediglich vier Pro-
Kino macht sexy
Festival-Stimmung im Cinestar
Beim 28. Max Ophüls Filmfestival, einer der wichtigsten Veranstaltungen
für den Filmnachwuchs, nahmen Psychologie-Studenten der Saar-Uni das
Festival-Publikum unter die medienpsychologische Lupe.
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„Am wenigsten ‘Wind um ihre Person’
machen Menschen mit Kindern – nach
dem Motto: Ich hatte schon Fortpflan-
zungserfolg und muss mich nicht mehr
aufreizend darstellen“, erklärt eine
Studentin aus dem Team.
Dass die erotisierende Ausstrahlung
der Filmkunst auch ein bisschen auf
das Publikum abfärbt, enthüllte ein
eigener Fragebogen zur Lebenssitua-
tion und zum Sexualverhalten der Zu-
schauer. Eines der Ergebnisse: Männer
finden kunstinteressierte Frauen attrak-
tiver – und umgekehrt. Interessant:
Frauen glauben selber nicht, dass sie als
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zent). Statt dessen gehen die meisten
mit Partner beziehungsweise Partnerin
oder mit Freunden zum Festival, und
immerhin 20 Prozent kommen alleine.
Als „Stammgäste“ bezeichneten sich 69
Prozent der Befragten.
„Macht Filmkunst sexy?“ – dieser
ungewöhnlichen Frage ging das dritte
Studenten-Team mit sechs Leuten
nach. „Einsatzort“ der Psychologinnen
war Lola’s Bistro, wo während des
Festivals Publikum und Filmemacher
am späten Abend zum Diskutieren und
Feiern zusammenkommen. Eine Stu-
dentin erläutert: „Beim Balzverhalten
spielt im Tierreich unter anderem auf-
fallender Schmuck eine große Rolle.
Wir wollten herausfinden, ob beim
Menschen Kunst und Kreativität diese
Rolle übernehmen können.“ Konkrete
Fragestellung: Unterscheiden sich Be-
sucher und Filmschaffende hinsichtlich
ihrer Tendenz, sich profilieren und in
Szene setzen zu wollen? Die Auswer-
tung von 211 Fragebögen – davon
knapp 40 Medienschaffende – brachte
ein eindeutiges Ergebnis: „Es gibt Un-
terschiede – Filmschaffende zeigen
eine stärkere Ausprägung bei den Di-
mensionen Aufmerksamkeitssuche und
Sexualisierung als das Kinopublikum.“
Das sei bei Filmschaffenden vor der
Kamera noch deutlicher ausgeprägt als
bei denen hinter der Kamera. Weiter
fanden die Psychologie-Studenten fol-
gende Ergebnisse: Jüngere Menschen
inszenieren sich stärker als ältere, ver-
heiratete weniger als unverheiratete.
Die Gewinner auf der Bühne Fotos: Manuela Meyer
Kunstbegeisterte bei Männern besser
ankommen.
Neben all den – manchmal erstaun-
lichen – Antworten auf ihre Fragen
haben die Teilnehmer auch in anderer
Hinsicht von ihrem Hauptseminar
profitiert: „Die Studenten haben wäh-
rend des Festivals einiges an Erfahrung
im Umgang mit Medien bekommen“,
sagt Seminarleiter Frank Schwab. „Und
da sie bei der Befragung auch mit dem
SR zusammengearbeitet haben, war das
eine gute Gelegenheit zu sehen, wie
Forschung außerhalb der Uni in der
Anwendung aussieht.“ GS
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Im Mittelpunkt steht das Denken:
Aufmerksamkeit und Wahrneh-
mung, Problemlösung, Gedächtnis und
Sprache – „das sind die klassischen
Bereiche der Kognitionswissenschaft“,
sagt Axel Mecklinger, Professor für
Experimentelle Neuropsychologie an
der Saar-Uni. Unter dem interdiszipli-
nären Dach der Kognitionswissen-
schaft arbeiten Forscher aus den Be-
reichen der Psychologie, Informatik,
Philosophie und Linguistik. „Einerseits
ist es ein sehr grundlagenorientiertes
Fach, das in neuerer Zeit durch die
phantastischen Methoden der Neuro-
wissenschaften stimuliert wird“, erklärt
Mecklinger. Ein anderer Aspekt sei
der Bereich der anwendungs-
orientierten Forschung: „Er-
kenntnisse darüber, wie unser
Gehirn arbeitet, werden in
Zukunft immer wichtiger
für die Konstruktion von
Maschinen, die über eine
interne Intelligenz ver-
fügen.“ Will man bei-
spielsweise einem Roboter
beibringen, sich einen Weg
zu merken, so sollte man
wissen, wie räumliches Wis-
sen in unserem Gehirn ge-
speichert wird. Allerdings ist
der Weg zur Anwendung meist
weit. „Die Grundlagenforschung,
wie wir sie heute betreiben, schafft
die Anwendungen von morgen und
übermorgen“, betont Axel Mecklinger.
Einer der Forschungsschwerpunkte
der Saarbrücker Psychologie ist die
kognitive Neurowissenschaft: „Wir
untersuchen den Link zwischen den
immateriellen Prozessen des Denkens
und dem materiellen Substrat, also den
konkreten Neuronenverbänden, durch
die der Geist funktioniert“, erklärt
Mecklinger. Einer der Forschungsbe-
reiche, an denen er und sein Team (im
Rahmen des SFB 378) derzeit arbeiten,
beschäftigt sich mit dem Sequenzlernen
wie dem Einprägen von Buchstaben-
folgen. Die Herausforderung: Eine
Fragestellung muss so operationalisiert
werden, dass man sie sinnvoll im Labor
untersuchen kann. Im Fall des Se-
quenzlernens werden Versuchsperso-
nen Buchstaben auf einem Computer-
Bildschirm gezeigt, die sich in be-
stimmten Sequenzen wiederholen. Der
Trick: In diese Sequenzen sind einzelne
Fehler eingebaut. Während die Test-
personen die Aufgaben bearbeiten,
tritt ansonsten nur dann im EEG auf,
wenn man selbst einen Fehler begeht.
Bedingt ist diese Fehlernegativierung
durch die kurzzeitige Unterbrechung
der Dopamin-Produktion des Gehirns,
eines Botenstoffs, der für die Vermitt-
lung angenehmer Gefühle zuständig
ist. Unser Gehirn generiert permanent
Vorhersagen darüber, wie angenehm
ein Ereignis sein wird. Das Registrieren
der Abweichung zwischen dieser Vor-
hersage und dem, was tatsächlich ein-
tritt, scheint ein ganz wichtiger Mecha-
nismus für das Lernen zu sein. „Je
genauer das Gehirn registriert, dass ein
Ereignis schlechter ist als erwartet, des-
to höher fällt die Fehlernegativierung
aus und desto besser lernen die Ver-
suchspersonen“, fasst Axel Mecklinger
das Versuchsresultat zusammen. Dass
diese Erkenntnisse auch bei Lernme-
dien berücksichtigt werden, dafür hat
der Psychologe schon gesorgt und be-
reits erste Vorgespräche mit Kollegen
am DFKI geführt, die sich mit der Ge-
staltung von Lernmedien beschäftigen.
Ein anderer aktueller Forschungs-
bereich der Saarbrücker Neuro-
psychologen ist die Erforschung
des pathologischen Alterns –
aufgrund von Demenz- und
Alzheimer-Erkrankungen –
im Gegensatz zum nor-
malen, gesunden Altern.
Ein Projekt, das Meck-
linger zusammen mit
Kollegen aus der Saar-
brücker Psychologie in
Kooperation mit Prof.
Klaus Fassbender von der
Neurologie am Uni-Klini-
kum Homburg durchführt.
Klar ist: „Die hirnstruk-
turellen Veränderungen, die
man bei Demenz-Erkrankungen
beobachtet, gehen den tatsäch-
lichen geistigen Symptomen um
Jahre voraus“, sagt Axel Mecklinger.
So könne man diese Erkrankungen
schon im Alter von 50 bis 55 Jahren
bereits relativ sicher vorhersagen. Mit
zwei unterschiedlichen Forschungs-
disziplinen will man die Früherkennung
dieser Krankheiten vorantreiben: Wäh-
rend Klaus Fassbender die molekulare
Ebene – konkret: die Pathologie des
Protein-Stoffwechsels untersucht –,
konzentrieren sich die Saarbrücker Psy-
chologen auf die Pathologie hinsicht-
lich des Denkens und des Erinnerns.
„Mit den Tests, die die Kognitions- und
Neuropsychologie entwickelt hat, hof-
fen wir, Gedächtnis-Disfunktionen
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Dem Denken auf der Spur
Im März fand an der Saar-Uni eine internationale Fachtagung zum Thema
Kognitionswissenschaft statt. Was man sich darunter vorstellen kann, und
mit welchen spannenden Themen sich Kognitionsforscher beschäftigen,
erläutert der Saarbrücker Neuropsychologe Prof. Axel Mecklinger.
Ergebnis eines Kernspin-Experiments:
Beim Hören eines semantisch falschen
Satzes zeigt sich ein erhöhter Zufluss von
sauerstoffreichem Blut in den rot ange-
färbten Gehirnregionen.
Grafik: Patric Meyer
werden ihre Hirnströme durch EEG
aufgezeichnet. Das Ergebnis: Immer
dann, wenn die Testperson einen
Fehler in der Sequenz entdeckt, äußert
sich das im EEG als Peak – die so
genannte Fehlernegativierung. Diese
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schon in sehr frühen Stadien der
Alzheimer-Erkrankung feststellen zu
können“, sagt der Saarbrücker Hirn-
forscher.
Mit „normalen“, altersbedingten Ab-
bauprozessen im Gehirn beschäftigt
sich Prof. Art Kramer von der Uni-
versity of Illinois. Er stellte während
der Fachtagung der Kognitionswissen-
schaftler in Saarbrücken vor, dass
sportliches Ausdauertraining diese Ab-
bauprozesse reduziert und sogar um-
kehren kann. Kramer untersuchte die
Auswirkungen von relativ einfacher
körperlicher Betätigung wie Laufen auf
einem Laufband oder Aerobic-Training
bei relativ unsportlichen Amerikanern,
die ihre Freizeit ansonsten lieber fern-
sehend auf der Couch verbrachten. Er-
gebnis: Die kognitiven Leistungen und
der Hirnstoffwechsel der Versuchsper-
sonen verbesserten sich bereits nach
zehn bis 14 Tagen signifikant.
Die Frage nach
dem freien Willen
Ein Evergreen der Kognitionsfor-
schung sei die Frage nach dem freien
Willen, meint Prof. Mecklinger: „Wenn
sich unser Denken tatsächlich als Akti-
vität eines hochkomplexen neuronalen
Substrats abbilden lässt, welche Rolle
spielt der freie Wille dann noch?“ So
lassen sich Gehirnprozesse nachwei-
sen, die zwar unser Verhalten steuern,
uns aber nicht notwendigerweise be-
wusst werden. Tatsächlich scheine der
freie Wille für das tägliche Handeln
relativ irrelevant zu sein. Im Versuch
nachweisbar: „Das Bewusstwerden
einer Entscheidung läuft zeitlich ver-
zögert zu der damit verbundenen
messbaren Hirnaktivität “, sagt der
Psychologe und fügt spaßhaft hinzu:
„Auf gut Deutsch: Sie könnten sich er-
schießen, ohne dass Sie es merken.“
Wieder ein anderer Bereich der Kog-
nitionsforschung beschäftigt sich mit
dem Phänomen der Sprache: Prof.
Angela Friederici, Direktorin am Max-
Planck-Institut für Kognitions- und
Neurowissenschaften in Leipzig, unter-
sucht neuronale Systeme, die dem
Spracherwerb und dem Sprachverste-
hen zugrunde liegen. Um herauszufin-
den, wie das Gehirn semantische und
syntaktische Informationen verarbeitet,
werden Versuchspersonen mit Regel-
verletzungen konfrontiert und dabei ihr
EEG aufgezeichnet: Hört eine Ver-
suchsperson den syntaktisch fehler-
haften Satz „Der Honig wurde am ge-
gessen“, so zeigt das EEG schon nach
150 Millisekunden einen negativen
Ausschlag über der Broca-Region im
linken Stirnhirn, die für das sprachliche
Regel-Wissen wichtig ist. Bei einem
semantischen Fehler wie „Der Honig
wurde ermordet“ tritt die EEG-Welle
dagegen deutlich später (nach 400
Millisekunden) und über einer anderen
Gehirnregion auf. Prof. Friederici
konnte nachweisen, dass bereits zwölf
Monate alte Babys solche semantischen
Regelverstöße registrieren.
Mit welchen Methoden lassen sich
solche Forschungsergebnisse gewin-
nen? „Hauptsächlich messen wir die
Reaktionszeiten in computerbasierten
Tests und hochkanaligen EEG-Unter-
suchungen“, sagt Axel Mecklinger. Die
Aktivierung bestimmter Gehirnregio-
nen lässt sich darüber hinaus mittels
Kernspin-Tomographie feststellen: Ak-
tive Gehirnregionen brauchen mehr
Blut und mehr Sauerstoff als inaktive –
diese Veränderungen im Blutstoff-
wechsel werden im Tomographen
sichtbar gemacht. Während die Neuro-
psychologen die EEG-Untersuchun-
gen im eigenen Labor auf dem Saar-
brücker Campus durchführen, sind die
Bedingungen für die Tomographie-
Untersuchungen noch nicht ideal: Die
Wissenschaftler müssen auf den Scan-
ner in Homburg zurückgreifen, der im
Wesentlichen für klinische Zwecke
verwendet wird und den sie daher nur
in Randzeiten nutzen können. „Für
unsere Forschungen brauchen wir in
der Tat die großen Maschinen – und
die sind nicht ganz billig“, sagt Axel
Mecklinger. Doch er sei guter Dinge,
dass die Universität in Zusammenarbeit
mit dem Uniklinikum den schon lange
anvisierten Magnetresonanz-Tomogra-
phen für die Forschung in absehbarer
Zeit anschaffe. GS
BlutspendezentraleSaar-Pfalz gGmbH
Etwa 80% unsererBevölkerung benötigteinmal im Leben eine
Blutübertragung.
...in Saarbrückenam Klinikum Saarbrücken(Winterberg)
Mo., Mi., Fr. 8.30 - 15.00 UhrDi., Do. 12.00 - 18.00 Uhr
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...in Kaiserslauternam Westpfalz-Klinikum
Mo. Mi. u. Fr. 7.15 - 13.30 UhrDi., Do. 11.30 - 18.00 Uhr
INFO Tel: 0631/203-1804
H i l f e d i e a n k o m m t
SpendeBlutBlut
Blutspender erh
alten eine
Aufwandentsc
hädigung
Eine Versuchsperson wird auf die EEG-
Untersuchung vorbereitet.
Foto: FR Experimentelle Neuropsychologie
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Grenzen sind nicht seine Sache.
Das zeigte Karsten König schon,
als er und eine kleine Gruppe Aben-
teurer im Jahr 1990 – noch vor der
offiziellen Wiedervereinigung – als
letzte und wohl auch erste DDR-Bür-
ger einen Achttausender-Gipfel des
Himalayas im chinesisch besetzten
Tibet bestiegen. Illegal, ohne Pass.
„Wir brauchten 80 Tage, hatten ein
Budget von 800 Mark. Jeder von uns
trug etwa 60 Kilo Gepäck; Bergführer
hatten wir nicht, auch keine genauen
Karten, die wurden in der DDR unter
Verschluss gehalten“, erinnert sich
König an seine kühne Expedition auf
das Dach der Welt, von der heute Fotos
an den Wänden seines Büros im Fraun-
hofer-Institut für Biomedizinische
Technik hängen. Der Thüringer be-
zwang mit der selbst-
gebauten Ausrüstung
den Shishapangma in
Tibet, den dreizehnt-
höchsten Berg der
Welt. „Wenn ich nicht
neue Richtungen ein-
schlagen kann, ist die
Sache für mich nur
halb so spannend“,
schmunzelt der Laser-
physiker, der 2003 eine
Professur für Mikro-
sensorik an unserer
Universität übernahm
und gleichzeitig eine
Abteilung am Fraun-
hofer-IBMT leitet.
Er ist Gipfelstürmer
geblieben – wenn auch
in anderem Maßstab.
König hält bis heute
mehrere Weltrekorde
in der Nanomedizin.
So gewährt sein Fem-
tosekunden-Lasersys-
tem Einblicke in le-
bendes Gewebe mit
bisher unbekannter
Präzision – 1 000fach
genauer als Computer-
tomographen. Und es
gelangen ihm immer
kleinere kleinste Schnitte in biologische
Strukturen mit seinem Laser, den er so
weiterentwickelt hat, dass er mit sehr
hoher Pulsfolge im nahen infraroten
Spektralbereich arbeitet. Der Laser-
strahl kann in bislang einzigartig prä-
ziser Weise fokussiert werden. Von
mehreren hundert Nanometern konnte
König die Größe seiner Nano-Schnitte
schließlich unter 100 Nanometer ver-
kleinern. Sein neuer Weltrekord, mit
dem er jetzt seinen eigenen alten ge-
toppt hat, liegt bei 40 Nanometern.
Damit schuf er den Einstieg in die
Laser-Nanomedizin, einen neuen
Zweig der Medizin, der die einzelne
Zelle und ihre Bestandteile in den Mit-
telpunkt von Diagnose und Therapie
stellt.
Neuer Weltrekord:
Optical knock-out
mit Nanokugel
Es ist nicht der Lichtstrahl selbst, der
wie ein Laserschwert Löcher in Chro-
mosomen brennt oder in einzelne
Moleküle schneidet. Auf einen so win-
zigen Punkt lässt sich das Laserlicht
nicht mehr fokussieren. König erreich-
te mit den ultrakurzen Laserpulsen sei-
nes Femtosekunden-Lasers einen
Licht-Fokus von etwa einem Millionstel
Meter – das war noch zu groß für seine
ehrgeizigen Vorhaben in der Nano-
chirurgie.
Mit einem Kunstgriff ist Professor
König jetzt gemeinsam mit Kollegen
der Firma JenLab GmbH und vom
Jenaer Institut für Photonische Tech-
nologien der Durchbruch gelungen:
„Wir nutzen die Wechselwirkung zwi-
schen Nanopartikeln und Licht“, er-
klärt der Laserphysiker. Hierzu wird ein
Metall-Nanopartikel mit Hilfe moleku-
larbiologischer Methoden an die Gen-
sequenz gebunden, die ausgeschaltet
werden soll; in den jetzt in Nanoletters
(Czaki et al. 2(2007) 247-253, www.
nature.com/nnano/reshigh/200) ver-
öffentlichten Forschungsarbeiten war
dies eine bestimmte Region des Chro-
mosoms 1. Das Licht des Femtosekun-
den-Lasers – ultrakurze Laserpulse im
nahen infraroten Spektralbereich –
trifft ähnlich einem Scheinwerfer auf
die Umgebung des Chromosoms. Der
Nanopartikel fängt das Licht auf,
erwärmt sich und brennt ein nur 40
Nanometer großes Loch exakt in diese
Stelle. „Das entspricht einem Durch-
messer von einem Zweitausendstel
Im
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Laser-
Nan
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izin
Gezielt können einzelne Bestandteile menschlicher DNA oder von
Tumorzellen inaktiviert werden: Der Saarbrücker Mikrosensoriker und
Laserphysiker Prof. Karsten König hat mit einem Forschungsteam aus Jena
ein neues Werkzeug zur Molekülchirurgie entwickelt. Durch Kombination
von Laser-Licht und Nanopartikel werden erstmals Bohrungen und
Schnitte 2000 mal feiner als die Breite eines Haares möglich. Mit einer
Größe von 40 Nanometern, das sind 40 Millionstel Millimeter, ist Professor
König und seinen Teamkollegen die weltweit kleinste optische Nano-
Bohrung in ein einzelnes Chromosom gelungen. Die Zeitschrift Nature
Nanotechnology beschrieb die Entwicklung als „Forschungs-Highlight 2007“
mit der Überschrift „Nanoparticles: Catch the Light“.
Der Laser wird zum Nano-Skalpell:
Neues Werkzeug
ermöglicht Molekülchirurgie
Gipfelstürmer: Prof. Karsten
König auf dem Gipfel des
Shishapangma in Tibet
Foto: privat
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einer Haaresbreite“, erläutert König.
Optical knock-out nennen das die Wis-
senschaftler. „Die umliegenden Teile
des Chromosoms bleiben dabei voll-
kommen unbeschadet“, betont er.
Diese Kombinationstechnik aus
Nanopartikel und ultrakurzen Laser-
pulsen, deren Entwicklung das Bun-
desforschungsministerium gefördert
hatte, schafft die Grundlage für eine
Laser-Nanochirurgie. Die Firma JenLab
GmbH, die König mitgründete, und
die Mitarbeiter auch an den Standorten
St. Ingbert und Saarbrücken beschäf-
tigt, hat die Basistechnologie zum welt-
weiten Patent angemeldet. „Erstmals
werden eine hochpräzise optische
DNA-Chirurgie und optische Nano-
manipulation von Molekülen möglich“,
so Prof. König. Das eröffnet vollkom-
men neue therapeutische Möglichkei-
ten. So lassen sich in der Gentherapie
zukünftig bestimmte genomische Be-
reiche der DNA, etwa solche, die einen
genetischen Defekt verursachen, ge-
zielt inaktivieren. Auch in der Tumor-,
Neuro- oder Augenchirurgie sieht
König Anwendungsfelder seiner Me-
thode. Sein Team am Lehrstuhl und am
Fraunhofer-Institut arbeitet derzeit
daran, Proteine und einzelne Bestand-
teile von Tumorzellen optisch außer
Gefecht zu setzen.
Beim Einsatz des Lasers in der Haut-
krebs-Forschung arbeitet König neuer-
dings mit Prof. Ian Frazer von der
Universität in Brisbane, Australien,
zusammen. Mit dem Immunologen,
der durch den ersten Impfstoff gegen
Krebs, den Gebärmutterhalskrebs, zu
Weltruhm gelangte, und in Fachkreisen
als Anwärter für den Nobelpreis gehan-
delt wird, entwickelt König den Fem-
tosekunden-Laser weiter.
Ob er sich nochmals der Heraus-
forderung des Himalayas stellt, und die
Höhe seines letzten Gipfels überbietet,
ist offen. Es ist aber zu erwarten, dass
er versuchen wird, am anderen Ende
der Größenskala das eine oder andere
zu bewegen. CE
Vom 13. bis 15. Juni wird der Uni-Campus
und das Fraunhofer-IBMT auf Königs
Einladung zum Treffpunkt internatio-
naler Wissenschaftler rund um das Thema
Multiphotonen und Laser in der Medizin.
www.uni-saarland.de/PhotonsLive 2007
An einem neuartigen Laser-Endoskop
arbeitet Dr. Selma Schenkl an Königs
Lehrstuhl und am Fraunhofer-Institut.
Die Laser-Expertin und Erstautorin in
der Zeitschrift Science (Schenkl et al.,
Science 309 (2005) 917-920; Schenkl et
al. PNAS 103 (2006) 4101-4106) ist seit
einem Jahr in seiner Arbeitsgruppe.
2006 erhielt die Wissenschaftlerin im schweizerischen
Lausanne den mit 25 000 Schweizer Franken dotierten
Latsis-Preis. Die von einer griechischen Familie gegrün-
dete Latsis-Stiftung, die in der Schweiz jährlich hoch-
dotierte Wissenschaftspreise vergibt, würdigte damit ihre
Arbeiten, die erstmals dazu beitragen, zu verstehen, wie
die grundlegenden Prozesse bei Retinalproteinen ablau-
fen. Diese Proteine spielen für das Sehen eine wichtige
Rolle. Mit Femtosekunden-Laserimpulsen im nahen ultra-
violetten Spektralbereich konnte Schenkl die ultraschnel-
len Veränderungen des elektrischen Feldes im Protein
sichtbar machen, sie untersuchen und Rückschlüsse auf
seinen Einfluss ziehen. CE
Prof. Dr. Karsten König
Für seine Forschungen zur Nanochirurgie und zum Einsatz des Femtosekunden-Lasers
in der Augenchirurgie und bei Hautkrebs wurde der Biophysiker mehrfach ausgezeich-
net, so im Oktober 2005 mit dem Preis Technik für den Menschen der Fraunhofer-Gesellschaft
und dem Pascal Rol Award der Society for Optical Engineering.
Foto: das bilderwerk
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2007
Regelmäßige Tabletteneinnahmen
könnten schon bald der Vergan-
genheit angehören: Wissenschaftler ei-
nes EU-Konsortiums entwickeln eine
Prothese, die die benötigten Medika-
mente kontinuierlich und richtig dosiert
abgibt. Konzentrationsspitzen, die bei
der Einnahme von Tabletten entstehen
und Nebenwirkungen erhöhen, werden
so vermieden. Das Besondere an der
Prothese Intellidrug: Im Gegensatz zu
bereits existierenden Medikamenten-
Prothesen und Implantaten ist sie recht
klein – sie findet in zwei künstlichen
Backenzähnen Platz. Im Mundraum ist
sie gut zugänglich und kann einfach
gewartet und wieder befüllt werden.
„Die Zahnprothese besteht aus ei-
nem Reservoir, in dem sich das Medi-
kament befindet, einem Ventil, zwei
Sensoren sowie elektronischen Kom-
ponenten“, erklärt Oliver Scholz, der in
der Fachrichtung Mechatronik am
Lehrstuhl für Mikrosensorik von Prof.
Karsten König arbeitet. Der promo-
vierte Elektroingenieur ist einer der
Wissenschaftler, die die Sensoren und
die Elektronik am Fraunhofer-Institut
für Biomedizinische Technik in St. Ing-
bert entwickeln. Und so funktioniert
die Zahnprothese: „Über eine Mem-
bran gelangt Speichel in das Reservoir,
löst einen Teil des festen Medikaments
und fließt über einen kleinen Kanal in
den Mundraum. Hier wird es von den
ruar erstmalig verschiedene Fabrika-
tionsmuster vorgestellt, ein Prototyp
befindet sich in der Fertigung. Intellidrug
soll in diesem Jahr klinisch geprüft
werden – gefüllt mit dem Medikament
Naltrexon, das drogenabhängige Pa-
tienten während des Entzugs ein-
nehmen. GS/Annette Maurer
keit. Anhand der Messergebnisse öff-
net oder schließt die Elektronik ein
Ventil am Ende des Kanals und steuert
so die Dosierung. Ist der Wirkstoff
aufgebraucht, weist die Elektronik den
Patienten mittels Anzeige in einer Fern-
bedienung darauf hin. Mit dieser lässt
sich Intellidrug drahtlos bedienen – über
sie kann der Patient oder der Arzt
beispielsweise einstellen, welche Dosis
des Medikaments abgegeben werden
soll. In Abständen von einigen Wochen
muss der Patient den Wirkstoff nach-
füllen lassen. Auf der Messe MedTec in
Stuttgart haben die Forscher Ende Feb-
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Pillen im Zahn
Gebiss mit Medikamentendepot. Es tritt an die Stelle zweier Backen-
zähne und wird in die Zahnprothese hineingeschoben.
Foto: Firma Valtronic SA, Schweiz
Wie alt ist die Haut?
Unter Leitung von Prof. Karsten
König haben Biophysiker am
Fraunhofer-Institut für Biomedizini-
sche Technik in St. Ingbert in Koope-
ration mit Ingenieuren der Spin-off-
Firma JenLab GmbH und Dermato-
logen an der Friedrich-Schiller-Univer-
sität in Jena eine neue Technik ent-
wickelt: Mittels spezieller Femtosekun-
den-Laser wird die Haut in der Tiefe
abgerastert und das Verhältnis der
Hautkomponenten Elastin und Kol-
lagen, der so genannte SAAID-Index,
gemessen. Die Kenntnis des Verhält-
nisses der beiden Hautkomponenten
erlaubt Aussagen zum Hautalterungs-
prozess und zur Diagnose von Haut-
erkrankungen. So wird mit fortschrei-
tender Hautalterung das Kollagen, das
im Gegensatz zum Elastin nicht elas-
tisch dehnbar ist, aber eine hohe Zug-
festigkeit besitzt, immer mehr abge-
baut. „Die Hautkomponenten leuchten
bei geeigneter Laserbestrahlung
schwach grün (Elastin) und violett
(Kollagen) und können mit dem neu-
artigen Tomographen DermaInspect
simultan bildgebend erfasst werden“,
erläutert der Biophysiker König. Da mit
sehr hoher Auflösung im Bereich eines
Tausendstel Millimeters gemessen wer-
de, könne auch die Hautalterung an
verschiedenen Arealen eines Patienten
festgestellt werden. „Wir sehen so bei-
spielsweise den Einfluss der Sonnenbe-
strahlung auf einzelne Hautbereiche
und die genauen Wirkungsorte kosme-
tischer Produkte“, so König.
Die Dermatologen in Jena um Mar-
tin Johannes Koehler und Dr. Martin
Kaatz studierten an Europäern die Ab-
hängigkeit des SAAID-Indexes vom
Geschlecht und fanden heraus, dass
Frauen tendenziell schneller Kollagen
abbauen als Männer, die Hautalterung
somit insbesondere in der Menopause
schneller voran schreitet. Zudem konn-
te der Einfluss weiterer Faktoren auf
die Hautalterung demonstriert werden:
So zeigte eine 27-jährige Frau mit
intensivem Zigarettenkonsum und häu-
figen Besuchen im Solarium einen
SAAID-Index, der im Mittel einer 50-
Jährigen entsprach. GS/Annette Maurer
Mittels neuartiger Laser-Tomographen kann erstmals direkt die Alterung
und Schädigung tiefliegender Hautschichten gemessen werden.
Schleimhäuten der Wangen aufgenom-
men“, erläutert Scholz. Zwei Sensoren
am Kanal überwachen, wie viel Wirk-
stoff in den Körper gelangt: Ein Fluss-
sensor misst die Menge der Flüssigkeit,
die durch den Kanal in den Mund ge-
langt, ein weiterer Sensor die Konzen-
tration des Wirkstoffs in der Flüssig-
Tabletten-Schlucken könnte bald unnötig werden. Eine
Zahnprothese im Mund soll die Dosierung von Medi-
kamenten übernehmen. Wie das funktioniert, erklärt
Dr. Oliver Scholz (Foto) von der Fachrichtung
Mechatronik.
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2007
Der Arbeitskreis Gewässer in der
Fachrichtung Geographie hat im
Auftrag des Ministeriums für Umwelt
eine Methode entwickelt, die es erlaubt,
den Entwicklungszustand von Fließge-
wässern zu erfassen, zu bewerten und
daraus konkrete Maßnahmen zum Er-
reichen eines guten ökologischen Zu-
stands abzuleiten. Denn: Laut Wasser-
rahmenrichtlinie müssen alle Mitglieds-
länder bis 2009 verbindliche Maßnah-
menprogramme für die Erreichung
eines guten ökologischen Zustands vor-
legen. Im Rahmen dieser Zeitvorgabe
wurde von den Saarbrücker Geogra-
phen sowohl die Methodenentwicklung
als auch die Erfassung und Bewertung
aller saarländischen Gewässer durchge-
führt. In Luxemburg wurde das Ver-
fahren ebenfalls angewendet, da hier im
Zuge der Umsetzung der EG-WRRL
eine langjährige Kooperation besteht.
Wie der Direktor der luxemburgischen
Wasserwirtschaftsbehörde, André Wei-
denhaupt, mitteilt, hat die EU das Ver-
fahren als vorbildlich eingestuft. Die
Etappen der Methodenentwicklung
und die Ergebnisse der Erfassung wur-
den Ende März im Rahmen einer
Tagung an der Saar-Uni vorgestellt.
wertung digitaler Karten und anhand
eines Geographischen Informations-
systems, kurz GIS genannt“. Nur
punktuell seien bei unsicherer Daten-
lage Ortsbegehungen zur Absicherung
der Bewertung notwendig gewesen. Als
erstes untersuchten die Geographen
die Gewässerumfeldnutzung und
unterteilten die Gewässer in Abschnitte
von 250 bis 2000 Meter Länge. Im
nächsten Schritt wurden die Gewässer
in einer fünfstufigen Skala bewertet.
Bewertungskriterien waren strukturelle
Merkmale wie Laufkrümmung, Aus-
baugrad, Lateralerosion oder Ausmaß
der (unnatürlichen) Sohlenerosion.
Die Ergebnisse wurden von den
Gewässerspezialisten im GIS zusam-
mengeführt sowie in Karten darge-
stellt, auf denen sich der Handlungs-
bedarf direkt ablesen lässt: Gelbe,
orangene und rote Farben signalisieren,
dass Maßnahmen zur Verbesserung der
Gewässerentwicklungsfähigkeit not-
wendig sind – das ist bei rund 50 Pro-
zent der Fließgewässer im Saarland und
etwa 40 Prozent der Bäche und Flüsse
in Luxemburg der Fall. Für diese Ab-
schnitte sollen Maßnahmen zur Verbes-
serung des ökologischen Zustands
entwickelt werden, die ökologisch effi-
zient und zugleich kostengünstig sind.
Technisch aufwändige Maßnahmen
sollen – wo immer möglich – vermie-
den werden. Geograph Christof Kin-
singer nennt eine der wichtigsten Vor-
aussetzungen zur Initiierung eigen-
dynamischer Prozesse: „Man muss dem
Gewässer mehr Fläche zur Verfügung
stellen. Ohne Platz ist kein guter öko-
logischer Zustand möglich“. GS
Das Verfahren beurteilt die „Gewäs-
ser-Entwicklungs-Fähigkeit“ (GEF):
die Fähigkeit von Bächen und Flüssen,
sich eigendynamisch zu regenerieren,
indem natürliche Prozesse zugelassen
und gegebenenfalls angestoßen wer-
den. Das Besondere der Methode: Die
Bewertung der Entwicklungsfähigkeit
berücksichtigt die unterschiedlichen
Ansprüche an Gewässer innerhalb und
außerhalb von Ortslagen. „Die Gewäs-
serstruktur spielt die Schlüsselrolle bei
der Bewertung“, erklärt Prof. Ernst
Löffler. „Indem sie die Vielfalt der
Lebensräume in einem Fließgewässer
bestimmt, ist sie die Grundvorausset-
zung für die Erreichung eines guten
ökologischen Zustands“. Besonders
wichtige Elemente der Gewässerstruk-
tur seien Art und Zusammensetzung
der Gewässersohle, der Ufer sowie
angrenzende Vegetationssäume.
Allein im Saarland gibt es über tau-
send Kilometer Fließgewässer, die der
EU gemeldet werden müssen. Wie lässt
sich eine solche Strecke bewältigen?
Marco Hinsberger, einer der Mitarbei-
ter im Team von Prof. Löffler, erläu-
tert: „Wir bewerten auf der Basis von
Luftbildinterpretation, durch die Aus-
Natur-Kur
für Bäche und Flüsse
Gewässerspezialisten aus der SaarLorLux-Region diskutieren über die Gewässerentwick-
lungsfähigkeit des Losheimer Baches. Fotos: Fachrichtung Geographie
Prof. Ernst Löffler beim einleitenden Vor-
trag der Gewässerfachtagung.
Weitere Informationen unter:
www.uni-saarland.de/fliessgewaesser
Alle europäischen Bäche und Flüsse sollen bis 2015 in einem guten
ökologischen Zustand sein – so schreibt es die Europäische Wasser-
rahmenrichtlinie (EG-WRRL) vor. Wie dieses Ziel erreicht werden kann,
zeigen die Geographen der Saar-Uni um Professor Ernst Löffler. Sie haben
ein Erfassungs- und Bewertungssystem entwickelt, das von der EU als
vorbildlich eingestuft wurde.
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2007
Die Bilder vom Abschlachten der
Tiere, die der US-Tierschutzbund
auf seiner Website zeigt, sind grausam.
Sie sind vor allem in Asien tägliche
Realität. Wie in diesem Video werden
Millionen von Katzen, Hunden und
Marderhunden unter schlimmsten Be-
dingungen gefangen gehalten, gequält,
auf bestialische Weise getötet, etwa bei
lebendigem Leibe gehäutet. Undekla-
riert oder mit irreführenden Bezeich-
nungen landen ihre Felle in der Beklei-
dungs- oder Spielzeugindustrie. So ge-
schehen in den USA, wo zwar die
Einfuhr und der Handel mit Katzen-
und Hundefellen verboten ist, bisher
aber nicht der Handel mit Marderhund-
fellen. Kleidungsstücke mit diesen Pel-
zen gelangten in die US-Warenhäuser –
als angebliche Imitate von Kaninchen-,
Kojote- oder Waschbärfellen.
Stammen Pelzimitate
von Haustieren?
Statt Kunstpelz, zur Zeit der Mode-
renner in den USA, kauften die
ahnungslosen Kunden echtes Tierfell.
Wer einen Mantel mit Kunstfellkragen
zu haben glaubte, trägt tatsächlich ech-
ten Marderhund. Die Täuschung deck-
ten Forscher der Saar-Uni mit der
SIAM-Methode im Auftrag der Tier-
schutz-Vereinigung Humane Society of
the United States auf. „SIAM steht für
Species-Identification of Animals using
MALDI-TOF-MS“, erklärt Dr. Klaus
Hollemeyer. Die neue Technik, die auf
der MALDI-TOF-Massenspektrometrie
beruht, entwickelte er am Institut für
Technische Biochemie der Saar-Uni
gemeinsam mit dessen Leiter Prof.
Elmar Heinzle und in Zusammenarbeit
mit der Firma Gene-Facts. Zurzeit ist
dieses Unternehmen, das von Absol-
venten der Universität gegründet wur-
de, weltweit das einzige Labor, das die
Methode kommerziell anbietet.
Geht es illegalem Pelzhandel
in Europa an den Kragen?
In Europa könnte das Verfahren bald
großen Einsatz finden. Auch hier sol-
len Katzen- und Hundefelle verboten
werden. Die EU-Kommission will ein
europaweites Ein- und Ausfuhrverbot
für Katzen- und Hundefelle und aus
ihnen hergestellte Produkte verhängen
– einen entsprechenden Vorschlag hat
sie bereits dem Europäischen Parla-
Durchblick in der Arbeitswelt
Konkrete Zahlen, die helfen, die Arbeitswelt zu verstehen
und zu gestalten, verspricht der neue Arbeitsweltmonitor.
Dieses vom Institut für Managementkompetenz (imk) unter
Leitung von Prof. Christian Scholz entwickelte neue Instru-
ment für Unternehmen liefert ständig aktuelle Analysen zu
Karriere, Finanzen, Arbeitsumfeld und Gesundheit. Mehrere
hundert Arbeitnehmer beantworten hierzu regelmäßig
anonym und online dieselben Fragen. Über die Daten zur
Personalarbeit hinaus zeigt der Monitor Trends und Stim-
mungen. So wurden 2006 synchron mit der wirtschaftlichen
Erholung auch Stimmungsänderungen sichtbar: Der Auf-
schwung führte vielerorts zu einer Verschärfung des Be-
triebsklimas. Mit den personalwirtschaftlichen Konsequen-
zen der Ergebnisse wird sich noch diesen Sommer ein Kon-
gress in Walldorf befassen.
Der Arbeitsweltmonitor 2006 kann kostenlos abgerufen
werden unter: www.arbeitsweltmonitor.de
Neuer Direktor am INM
Ein Metallforscher von weltweitem Renommee kommt nach
Saarbrücken: Prof. Eduard Arzt, Geschäftsführender Direk-
tor des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Metallforschung,
wird neuer Wissenschaftlicher Direktor am Leibniz Institut
für Neue Materialien (INM). Ab Oktober 2007 wird er zu-
sammen mit Prof. Michael Veith (Wissenschaftlicher Co-
Direktor) und Jochen Flackus (Kaufmännischer Direktor)
das INM leiten. Zugleich übernimmt Arzt die Professur für
Neue Materialien unserer Universität.
Präsident Linneweber, dem gemeinsam mit Staatssekretär
Christian Ege gelungen war, den Physiker ins Saarland zu
holen, wertet Arzts Zusage „als Beleg für das hohe Ansehen
des INM und weitere Stärkung des Schwerpunkts der Nano-
und Biowissenschaften der Universität“. Bekannt wurde Arzt
in jüngster Zeit auch durch seine Forschung zu Hafttech-
niken nach dem Vorbild der Natur. Hierbei arbeitete er be-
reits mit Wissenschaftlern unserer Universität zusammen. red
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Neue Waffe gegen die Pelzmafia
SIAM deckt Pelzskandal in den USA auf
Saarbrücker Forscher erschweren skrupellosen Pelzhändlern das
Handwerk: Ihr neues Verfahren kann unter anderem Hunde- und
Katzenfelle von Zuchtpelzen und Imitaten unterscheiden. Erstmals
werden Routinekontrollen etwa bei Import und Export möglich. In den
USA sorgte ihre SIAM-Methode für einen handfesten Pelzskandal. Wie
die Biochemiker der Saar-Uni für die US-amerikanische Tierschutz-
Vereinigung Humane Society of the United States herausfanden, waren als
Imitate deklarierte Pelze tatsächlich echtes Fell vor allem von
Marderhunden, einer mit dem Hund verwandten Tierart.
Kurz notiert
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2007
ment und dem Rat vorgelegt. Damit ein
EU-weites Verbot auch greift, sind
verlässliche Prüfverfahren erforderlich.
Haustierfelle lassen sich vom Aussehen
oder Anfühlen her kaum von anderen
Pelzen oder Imitaten unterscheiden.
Das stellt die Kontrollbehörden vor
Probleme. „In ihrem Vorschlag hat die
EU-Kommission aus drei Analysetech-
niken insbesondere die MALDI-TOF-
Massenspektrometrie als geeignet und
besonders zuverlässig bewertet“, freut
sich Hollemeyer. Auch die britische Re-
gierung und der amtliche Verbraucher-
schutz der Niederlande haben die Saar-
brücker SIAM-Methode bereits prüfen
lassen. „Die Ergebnisse dieser Unter-
suchungen bestätigten, dass SIAM als
einziges Verfahren die geforderte Zu-
verlässigkeit erreicht“, so der Forscher.
Ursprünglich war die SIAM-Metho-
de als Instrument zur Qualitätskon-
trolle für Hersteller und Händler von
Bettwaren entwickelt worden, um En-
ten- von Gänsedaunen zu unterschei-
den (campus 4/2002, S. 10). Schnell
zeigte sich aber weiteres Potenzial: Die
biochemisch-physikalische Methode
kann routinemäßig die Tierart auch bei
Säugetieren und dadurch auch die Her-
kunft von Haaren nachweisen. Die For-
scher erkannten die Bedeutung für den
Schutz bedrohter Tierarten oder die
Ermittlung von Fälschungen. „Außer-
dem können wir die Methode einset-
zen, um die Qualität von Textilien tieri-
schen Ursprungs zu kontrollieren“, er-
gänzt Hollemeyer. Recht häufig wird
nämlich etwa teure Wolle von Kasch-
mir-Ziegen mit preiswerterer Wolle von
Yak, Angorakaninchen oder Schaf ge-
streckt. „Sind diese Verfälschungen
nicht deklariert, werden die Verbrau-
cher arglistig getäuscht. Mit SIAM
können wir nicht nur die Verfälschung
erkennen, sondern sie auch prozentual
bestimmen“, erklärt Hollemeyer.
Kern des Verfahrens sind so ge-
nannte Spaltpeptide, die entstehen,
wenn Proteine von Haaren oder
Federn mittels spezieller biochemischer
Techniken gespalten werden. „Der
Aufbau der Proteine und die daraus
entstehenden Spaltpeptide unterschei-
den sich bei den einzelnen Tierarten.
Diese Unterschiede können wir sicht-
bar machen“, erklärt der Biochemiker.
So sind anhand der artspezifischen
Peptide Ente und Fasan ebenso zwei-
felsfrei und schnell erkennbar wie
Hamster, Nerz, Kaninchen, Kamel und
Merinoschaf – oder eben Katze und
Hund. Auch das menschliche Haar
lässt sich identifizieren.
Die SIAM-Methode kann routine-
mäßig auf Flughäfen oder bei Grenz-
kontrollen eingesetzt werden. Erforder-
lich ist hierfür ein Massenspektro-
metrie-Gerät, das derzeit speziell zum
Einsatz für Stichproben entwickelt
wird. Die Saarbrücker Biochemiker
haben bereits Datenbanken mit den
Peptidspektren bedrohter Tierarten
und auch jenen Säugetieren erstellt,
deren Wolle oder Felle legal oder illegal
genutzt werden. Verdächtige Proben
können mit diesen Datenbanken ver-
glichen, identifiziert und aus dem Ver-
kehr gezogen werden. Stoppen kann
SIAM damit das grausame Ab-
schlachten nicht. Aber wo kein Markt,
da kein Absatz – und umso weniger
Tiere müssen auf so schreckliche Art
ihr Leben lassen. CE
Mit ihrer SIAM-Methode können die Saarbrücker Biochemiker die Herkunft von Haaren
und Federn nachweisen. Foto: das bilderwerk
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Dr. Klaus Hollemeyer
Prof. Elmar Heinzle
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In Deutschland leiden mittlerweile
bis zu 40 Prozent der Bevölkerung
an Allergien – Überempfindlichkeits-
reaktionen des Körpers gegenüber
körperfremden Substanzen wie Blüten-
pollen, Insektengiften oder Nahrungs-
bestandteilen. Diese Stoffe lösen bei
Allergikern typische Reaktionen aus
wie Niesen, eine verstopfte oder lau-
fende Nase, Augenjucken und Binde-
hautentzündungen bis hin zu lebensbe-
drohenden Atemstörungen.
Bevor diese Symptome entstehen, la-
gern sich die Allergie-auslösenden Sub-
stanzen (Allergene) an Abwehrmole-
külen des Körpers an. Die Abwehr-
moleküle oder IgE-Antikörper befin-
den sich auf besonderen Immunzellen,
den Mastzellen. Diese reagieren darauf-
hin mit einer drastisch gesteigerten
Freisetzung von Entzündungsstoffen,
die die oben genannten Symptome
Beim östrogenabhängigen Brust-
krebs wird das Wachstum des Pri-
märtumors und der Metastasen durch
weibliche Geschlechtshormone, die
Östrogene, stimuliert. Fehlen die
Hormone, verlangsamt der Tumor sein
Wachstum oder wird sogar kleiner. Das
neuartige Konzept sieht vor, die
Östrogen-Bildung gezielt am Ort des
Tumors zu unterdrücken, während sie
in anderen Geweben weniger stark
beeinflusst wird.
Dazu entwickelt die Forschungs-
gruppe um Professor Rolf Hartmann
Wirkstoffe für die Hemmung des
Enzyms 17ß-HSD1. Dieses Enzym ist
für die Bildung des stärksten Östrogens
Östradiol verantwortlich. Zwar wird
Östradiol auch von weiteren im
menschlichen Körper vorkommenden
Enzymen produziert. Da aber 17ß-
HSD1 in vielen östrogenabhängigen
Tumoren vermehrt gebildet wird, soll
die Blockierung des Enzyms die Östro-
gen-Bildung gezielt im Tumorgewebe
verringern.
Ein Vorteil des Konzepts im Ver-
gleich zu etablierten Behandlungsme-
thoden – zum Beispiel mit Aromatase-
Inhibitoren, die zu einer totalen Östro-
gen-Blockade führen – ist unter ande-
rem die Verringerung der Nebenwir-
kungsrate. Prinzipiell kommt dieser
Ansatz auch für die Behandlung wei-
terer östrogenabhängiger Erkrankun-
gen wie Endometriose in Frage. Von
Seiten der DFG wird die Bedeutung
der Forschungsarbeiten sowohl für die
Grundlagenforschung als auch hin-
sichtlich einer möglichen therapeu-
tischen Anwendung betont. GS
auslösen. Die bisher zur Behandlung
von Allergien eingesetzten Medika-
mente zielen darauf ab, die Wirkungen
der Entzündungsstoffe abzumildern.
Weit effektiver wären Medikamente, die
von vorneherein der Freisetzung dieser
Entzündungsstoffe entgegenwirken
würden.
Hier setzen die Untersuchungen der
Homburger Wissenschaftler um Dr.
Rudi Vennekens, Professor Veit
Flockerzi und Professor Marc Freichel
an: Sie haben einen Ionenkanal iden-
tifiziert, der als TRPM4 bezeichnet
wird und die Freisetzung von Entzün-
dungsstoffen aus den Mastzellen
steuert: Wird der Proteinkomplex, der
in der Zellmembran der Mastzellen
sitzt, gehemmt, so setzen die Zellen
mehr Entzündungsstoffe frei. Bei einer
Aktivierung des Ionenkanals wird die
Freisetzung von Entzündungsstoffen
dagegen gebremst. Entsprechend wä-
ren Substanzen, die den Ionenkanal ak-
tivieren, vielversprechende Medika-
mente zur Behandlung von allergischen
Krankheitssymptomen. Die Suche
nach neuen Arzneimitteln hat bereits
begonnen, ebenso genetische Untersu-
chungen von Allergikern, um herauszu-
finden, inwieweit deren Krankheit auf
Veränderungen des TRPM4-Gens zu-
rückzuführen ist. GS
Publikation: Nature Immunology 8:
312-320 (2007)
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Neuartiger Therapieansatz
gegen Allergien
Neue Brustkrebs-Forschung
Mikroskopische Aufnahme von kultivier-
ten Mastzellen aus dem Knochenmark:
Die Granula im Zellinneren enthalten
Entzündungsstoffe, die nach Kontakt mit
Allergenen freigesetzt werden.
Foto: FR Experimentelle und
Klinische Pharmakologie u. Toxikologie
Einen bisher unbekannten Mechanismus, der bei der Auslösung von
Allergien eine entscheidende Rolle spielt, haben Wissenschaftler des
Homburger Instituts für Pharmakologie zusammen mit Kollegen des
Instituts für Physiologie der Universität Leuven in Belgien entdeckt.
Gibt es neue Hoffnung für Allergiker?
Ein neues Konzept zur möglichen Behandlung
des östrogenabhängigen Brustkrebses wird
derzeit von Professor Rolf W. Hartmann (Foto)
am Institut für Pharmazeutische und Medizi-
nische Chemie an der Saar-Uni untersucht. Die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
unterstützt diese Forschung für zunächst drei
Jahre mit 460 000 Euro.
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2007
Patienten, die mit der Diagnose
„kongestive Herzinsuffizienz“ kon-
frontiert werden – und das sind alleine
in Deutschland 130 000 Menschen
jährlich – haben eine schlechte Pro-
gnose: Die Sterblichkeitsrate innerhalb
der ersten fünf Jahre nach Krankheits-
ausbruch beträgt bei Frauen 52 Prozent
und bei Männern 75 Prozent. Die Er-
krankung wird begleitet durch erhöhte
Werte des Steroid-Hormons Aldoste-
ron im Blutplasma des Patienten. Da
hohe Aldosteron-Spiegel die Krankheit
stetig verschlimmern, wurden vor we-
nigen Jahren Arzneistoffe entwickelt,
die die Aldosteron-Wirkung im Körper
durch die Blockade der Aldosteron-
Rezeptoren zu verhindern suchen. In
der Praxis zeigen diese Wirkstoffe je-
doch teilweise erhebliche Nebenwir-
kungen, die unter anderem auf ihre ste-
roidhormonähnliche Struktur zurück-
zuführen sind.
Ein innovatives Therapiekonzept
hatte die Forschergruppe um Prof. Rolf
Hartmann (Lehrstuhl für Pharmazeu-
tische und Medizinische Chemie) be-
reits im Jahr 1994 vorgestellt. Die Idee
besteht darin, statt einer Blockade der
Aldosteron-Rezeptoren bereits die Bio-
synthese des Aldosterons zu hemmen
und somit den krankhaft erhöhten
Blutplasmaspiegel des Hormons auf
das Niveau eines gesunden Menschen
abzusenken. Zielprotein für den An-
griff potenzieller Arzneistoffe ist das
Schlüsselenzym der Aldosteron-Bio-
synthese, die zur Familie der Cyto-
chrom P450 Enzyme zählende Aldos-
teronsynthase (CYP11B2). Mit der Er-
fahrung von mehr als 20 Jahren auf
dem Gebiet selektiver CYP-Enzym-
Hemmstoffe ist dem Saarbrücker For-
scherteam als weltweit erster Gruppe
nun tatsächlich die Entwicklung sol-
cher hochpotenten und selektiven
Wirkstoffe gelungen. Mit Hilfe dieser
potenziellen Arzneistoffe soll die ste-
tige Erhöhung der Aldosteron-Aus-
schüttung und damit das Fortschreiten
der Krankheit erstmals effizient unter-
brochen werden. Die nichtsteroidalen
Molekülstrukturen der neuen CYP11
B2-Hemmstoffe lassen zudem deutlich
weniger unerwünschte Nebenwirkun-
gen erwarten, wie die bisherigen Test-
ergebnisse bestätigt haben.
Neben der DFG fördert nun auch
das Forschungsministerium im Landes-
forschungsförderungsprogramm das
Projekt für die Dauer von zwei Jahren.
Diese Mittel in Höhe von 125 000 Euro
ermöglichen der Arbeitsgruppe, weite-
re wichtige Optimierungen auf dem
langen Weg zum Arzneistoff durchzu-
führen, denn die Anforderungen bis
zur Zulassung eines neuen Arzneimit-
tels sind – zu Recht – sehr hoch.
Ralf Heim/Matthias Engel
Neue Wirkstoffe
gegen Herzinsuffizienz
Einem Forscherteam um Prof. Rolf Hartmann ist es kürzlich gelungen,
neue Wirkstoffe zur Bekämpfung der Herzinsuffizienz zu entwickeln –
einer chronisch verlaufenden Erkrankung, bei der die Leistung des
Herzens lebensbedrohlich abnimmt. Das Projekt wird in den nächsten
beiden Jahren vom saarländischen Forschungsministerium mit
125 000 Euro gefördert.
Projektleiter Dr. Ralf Heim (r.) und der
wissenschaftliche Mitarbeiter Simon
Lucas diskutieren am Enzymmodell über
die Wechselwirkung eines potenziellen
Wirkstoffs.
Foto: Matthias Engel
Am Homburger Uniklinikum ent-
steht ein international und inter-
disziplinär ausgerichtetes Forschungs-
zentrum für Kommunikationsstörun-
gen. Hier sollen Defizite menschlicher
Kommunikationsorgane wie die früh-
kindliche Schwerhörigkeit untersucht
werden. Zudem will man unter ande-
rem verbesserte Strategien zur Sprach-
verarbeitung in Cochlear-Implantaten
oder Methoden zur Früherkennung
und Frühprophylaxe von Stimmstö-
rungen bei Lehrern entwickeln. Das
Projekt von Professor Marc Bloching,
Direktor der HNO-Klinik, und Privat-
dozent Wolfgang Delb, die mit Prof.
Daniel Strauss von der HTW sowie
Wissenschaftlern des Instituts für Neue
Materialien und des Fraunhofer-Insti-
tuts für Biomedizinische Technik zu-
sammenarbeiten, wird vom Land mit
316 000 Euro aus dem Landesfor-
schungsförderungsprogramm unter-
stützt.
Rund 33 000 Euro gehen an ein
Projekt, das von dem Humangenetiker
Professor Eckart Meese und dem
Bioinformatiker Professor Hans-Peter
Lenhof ins Leben gerufen wurde. Ziel
ist die Entwicklung einer Plattform zur
nicht-invasiven Tumordiagnostik für
verschiedene Tumorarten. Hiermit soll
ein weltweit einzigartiges System ent-
stehen, womit auch kleinste Tumoren
entdeckt werden könnten.
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Förderung für Homburger Forschung
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Orte sind in virtuellen Zeiten nicht mehr ortsgebunden –
wen wundert’s, dass das Kompetenzzentrum Informatik
der Saar-Universität in Hannover zu einem von 365 Orten
im Land der Ideen gekürt wurde – Mitte März auf der
Computermesse CeBIT. Mit der Initiative „Deutschland –
Land der Ideen“ wollen Bundesregierung und Wirtschaft
den Einfallsreichtum und das visionäre Denken in
Deutschland sichtbar machen. Die CeBIT empfahl sich
als Ort der Auszeichnung, da hier im großen Stil unter
Beweis gestellt wurde, was mit saarländischer Informatik-
Kreativität gemeint ist: Die Universität, das Max-Planck-
Institut für Informatik, das Deutsche Forschungszentrum
für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Spin-offs der Infor-
matik zeigten auf dem gut besuchten saarländischen
Forschungsstand neueste Lösungen aus der Informatik-
schmiede. Organisiert wurde der Auftritt der Saarbrücker
Informatiker von der Kontaktstelle für Wissens- und Tech-
nologietransfer der Universität. Der campus stellt einige der
Neuheiten aus dem frischgebackenen „Ort im Land der
Ideen“ vor.
Vernetzte Multi-
media mit bestem
Bild und Ton
Multimedia wächst virtuell
zusammen: Wer per Handy Videos
vom heimischen PC abrufen oder
auf Reisen Bilder der Haustür-
Kamera anschauen will, für den
bringt die „Netzwerk-Integrierte
Multimedia Middleware“ NMM
optimale Bild- und Tonqualität.
Künftig kann man auch von unter-
wegs mit allen Multimediageräten
zuhause Daten austauschen und sie –
das ist bisher nur mit NMM möglich –
beliebig aus der Ferne steuern. Durch
die Software, die das Team von Prof.
Philipp Slusallek entwickelt hat, ent-
stehen völlig neue virtuelle Geräte; ihre
Funktionen können in neuen Anwen-
dungsszenarien verbunden werden.
Das Handy kann über UMTS, das
Fernsehprogramm vom heimischen
Satellitenanschluss empfangen werden.
Eine Aufnahme des Videorecorders
kann gleichzeitig auf vielen Fernse-
hern, PDAs oder PCs angeschaut wer-
den. Auch der Cell-Prozessor der Play-
station 3 wird von der Software unter-
stützt, die von der Spin-off-Firma
Motama vermarktet wird. Da Netzwer-
ke wie WLAN, GPRS oder UMTS
nicht immer ausreichen, um überall
gleich gute Bilder und guten Ton zu
garantieren, verteilt NMM die Netz-
werkbandbreite automatisch optimal.
Computerbilder, die aussehen wie
echt – das erreicht Ray-Tracing
durch optische Beleuchtungseffekte.
Die Technologie, die Prof. Philipp
Slusallek entwickelt hat, simuliert auto-
matisch physikalisch korrekte Spiege-
lungen, Lichtbrechungen und indirekte
Beleuchtung, so dass die im Computer
erzeugten Bilder naturgetreu aussehen.
Bisher mussten mehrere PCs zusam-
men geschaltet werden, um die enor-
men Rechenleistungen zu bewältigen.
Prof. Slusallek und sein Team konnten
das Verfahren nun auf Graphikkarte
bannen, so dass interaktives Ray-Trac-
ing auch auf einem einzelnen Compu-
ter läuft. Spiele-Programmierer werden
bald die neue Technologie einsetzen
und sich vollständig auf das Design des
Spielgeschehens konzentrieren können
– naturgetreue Bilder setzt dann auto-
matisch die Ray-Tracing-Graphikkarte
um.
Die Automobil- und Flugzeugindus-
trie nutzt bereits die Software, die die
Spin-off-Firma inTrace GmbH ver-
marktet. Volkswagen, Audi, BMW,
DaimlerChrysler, Skoda und Airbus
setzen das Ver-
fahren ein, um
ihre Prototypen
interaktiv und
fotorealistisch
am Bildschirm
zu entwickeln
und Planungs-
fehler zu ver-
meiden.
Vor zwei Jah-
ren hat VW 20
Millionen Euro
in Visualisie-
r ungszentren
investiert, die
mit der Techno-
logie arbeiten.
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Kreative Informatik im Land der Ideen
Auszeichnung als Ort im Land der Ideen auf der CeBIT
(v.l.): Dr. Walter Olthoff (DFKI), Prof. Andreas Zeller und
Prof. Philipp Slusallek (Kompetenzzentrum Informatik der
UdS), Karl-Wilhelm Klötergens (Deutsche Bank).
Foto: DFKI
Computerspiele realistisch wie nie
Das Echtzeit-Ray-Tracing, mit dem virtuelle Prototypen von Autos und
Flugzeugen entwickelt werden, ist jetzt auch für die Spieleindustrie
interessant.
Graphik: Lehrstuhl Slusallek
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Von oben betrachtet sieht man von
einem Haus nur ein Dach; ein
Satellit macht nicht die komplexe
Struktur im Innern sichtbar. Naviga-
tionsgeräte müssen sich hier also
anders orientieren. Normale Lagepläne
reichen dabei aber nicht aus. Bei ihnen
fehlt die räumliche Dimension, also der
Weg über das Treppenhaus in den
nächsten Stock. Daher muss das Ge-
bäude zuerst als dreidimensionales
Modell erfasst werden. Die Saarbrücker
Informatiker haben hierfür eine Soft-
ware entworfen, mit der man ganz
schnell per Mausklick Wände, Türen
und Treppenhäuser nachbilden kann.
Im Gebäude werden Infrarotsender
oder kleine RFID-Chips an Decken
und Wänden aufgehängt, mit denen das
vom Benutzer getragene PDA, ein klei-
ner Computer, kommunizieren kann.
Die Software auf dem PDA weiß da-
durch immer, wo der Nutzer sich ge-
rade im Gebäude befindet. Sie kann ihn
über Sprachausgabe oder dreidimensio-
nale Videos lotsen. Die Forscher unter-
suchen auch, wie man über öffentliche
Bildschirme Kunden in Einkaufszen-
tren oder Flughäfen zum Ziel führen
kann. Gemeinsam mit Psychologen
entwickeln sie Filme, die dem Fußgän-
ger die bevorstehende Wegstrecke als
räumliche Darstellung zeigen.
Indoor-Navigation
Mit Navigationssystemen können sich auch
Fußgänger via Satellit durch unbekannte
Städte führen lassen. Betreten sie aber ein
Gebäude, reißt der Kontakt zum Satelliten
ab. Informatiker vom Lehrstuhl für
Künstliche Intelligenz von Prof. Wolfgang
Wahlster forschen an Navigationssystemen,
die auch innen funktionieren.
Überall brillant fernsehen
Saarbrücker Nachrichtentechniker wollen hoch
aufgelöste Fernsehbilder drahtlos auf Notebooks,
PDAs und TV-Geräte bringen.
Das digitale Fernsehen ist auf dem Vormarsch. Der
HDTV-Standard liefert dem Zuschauer hoch aufgelöste
Fernsehbilder nach Hause. Bevor die brillanten Bilder auch
via Internet und über lokale drahtlose Netzwerke auf Note-
book und PDA zu empfangen sind, gilt es noch viele techni-
sche Probleme zu lösen. Hieran arbeiten Prof. Thorsten Her-
fet und sein Team. An ihrem Projekt sind als Partner die
Firmen Intel und SES beteiligt.
Die Nachrichtentechniker erforschen, wie HDTV-Bilder
mit einer Geschwindigkeit von mehr als 10 Megabit pro Se-
kunde künftig auch im allgegenwärtigen, drahtlosen Breit-
bandnetz übertragen werden können. Hierzu passen sie die
Anforderungen des digitalen Fernsehens an die des Internets
an. Eines ihrer Ziele ist es, die Bandbreite besser auszunut-
zen, was den digitalen Empfang in Innenräumen verbessern
soll. Eine weitere Nuss, die die Forscher knacken wollen, be-
trifft die Fehlerschutzcodierung: Audio- und Videodaten
werden mit einem Fehlerschutz codiert, damit Störungen, die
auf dem Übertragungskanal auftreten, beim Empfänger kor-
rigiert werden können. Auch diese Codierung muss bei der
Online-Fernsehübertragung angepasst werden, da sich die
Empfangsqualität in drahtlosen Netzwerken ständig ändert.
Hier entwickeln Herfet und seine Gruppe anpassungsfähige
Codierungen, die für ungetrübten Bildgenuss sorgen und das
„Fernsehgefühl“ erhalten etwa dadurch, dass zwischen
Programmen umgeschaltet werden kann.
Wie Computerspiele
schlauer werden
Virtuelle Gegner sind in den meisten Computerspielen
leicht durchschaut: Sie reagieren ähnlich, vergessen
schnell und zeigen kaum Gefühl. Damit sich daran etwas
ändert, geben Informatiker ihnen Künstliche Intelligenz.
„Die Spiele-Entwicklung hinkt den Forschungsergebnissen
der Künstlichen Intelligenz um 15 Jahre hinterher“, meint
Dr. Andreas Gerber, Geschäftsführer der Firma X-aitment.
Er hat sich vor drei Jahren mit der Idee selbstständig ge-
macht, Computerspielen mehr Leben einzuhauchen. Ge-
meinsam mit seinem Team von 24 Mitarbeitern setzt er dafür
Methoden und Werkzeuge aus der KI-Forschung ein, die er
sich während seines Informatikstudiums und der Promotion
am Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz (Prof. Jörg Siek-
mann) und am DFKI erarbeitet hat. Seine Vision ist es, Spiele
zu entwickeln, bei denen der Spieler nicht mehr erkennt, ob
er gegen menschliche oder künstliche Gegner spielt. Dafür
setzt er zum Beispiel „Multiagenten“ ein, um den Teamgeist
im Spiel zu erhöhen. Jeder der vom Computer gesteuerten
Spieler erhält eine Aufgabe, die er nur im Team erfolgreich
erfüllen kann. Die für Spiele entwickelten Verfahren können
auch eingesetzt werden, um etwa das Fluchtverhalten bei
einer Massenpanik zu simulieren oder ein Verkehrschaos
durch Baustellen vorherzusagen. Die Firma X-aitment wurde
dafür mit dem bedeutendsten Innovationspreis der EU, dem
ICT-Preis (früher IST-Prize) ausgezeichnet. EU-Kommis-
sarin Viviane Reding und DFKI-Chef Wolfgang Wahlster
überreichten den Preis auf der CeBIT.
Damit finden sich Fußgänger in Gebäuden zurecht: Tim Schwartz, Mitarbeiter von Prof.
Wolfgang Wahlster, zeigt ein dreidimensionales Navigationsprogramm auf dem PDA
und auf einem Monitor an der Wand. Foto: MEY
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2007
Die Schwachstelle bricht auf, wenn
Daten auf den Bildschirm ge-
laden werden. Dieser kurze unge-
schützte Moment öffnet Computer-
hackern ein Schlupfloch. Der Saar-
brücker Nachrichtentechniker Prof.
Thomas Herfet will diese Sicherheits-
lücke schließen. Er setzt dabei auf
Captchas, das sind automatische Tests,
die prüfen, ob das Gegenüber Mensch
oder Maschine ist. Durch Captchas
lassen sich Dokumente etwa so verzer-
ren, dass Computer sie nicht lesen
können, dafür aber der Mensch am
Bildschirm. Beim Online-Banking sind
sie bereits im Einsatz: Zum Einwählen
verwendet der Bankkunde Ziffern, die
am Bildschirm verschwommen er-
scheinen. Computer scheitern hieran.
Eine weitere Möglichkeit sind digitale
Wasserzeichen. Diese werden wie ein
Briefsiegel beschädigt, wenn der Text
von einer Maschine gelesen oder ver-
ändert wird. Die Saarbrücker Forscher
nutzen die Captchas, um auch die
Verwaltung von Dokumenten am PC
sicherer zu machen. Sie verändern da-
für die digitalen Dokumente visuell so,
dass sie auch auf offenen Plattformen
ohne Gefahr erstellt, bearbeitet und
empfangen werden können. Ihre Taktik
kann zum Beispiel verhindern, dass
Dokumente auf verschiedenen Rech-
nern unterschiedlich gezeigt werden
und sind so auch Lösung für die von
Prof. Michael Backes entdeckten
Sicherheitsprobleme (siehe unten).
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Dokumente mit Eigenleben
bedrohen den PC
Sie sind der Albtraum jedes Computer-Nutzers: Viren,
die die Festplatte löschen. Anders als bisher bekannt,
können nicht nur manipulierte Programme den Rech-
ner infizieren. Auch auf den ersten Blick harmlose Text-
und gar PDF-Dokumente sind gefährlich für den PC.
In den Quellcode von Textdateien können Befehle
eingeschleust werden, die verschiedene Aktionen auslösen
– im Extremfall den Befehl „Festplatte formatieren“. Prof.
Michael Backes und sein Team vom Lehrstuhl für Informa-
tionssicherheit und Kryptographie untersuchten, wie Text-
dokumente im Viewer, also dem Programm, mit dem die
Textdateien angesehen werden, bestimmte Prozesse auslösen
können. Sie fanden heraus, dass Dateien verschwinden oder
auch gleiche Dokumente auf verschiedenen Rechnern unter-
schiedlich angezeigt werden können. So lässt sich der Preis
eines zuvor präparierten elektronischen Kaufvertrages
nachträglich ändern – trotz elektronischer Signatur. Ein wei-
teres Problem erkannten die Informatiker bei der anonymen
Begutachtung, die etwa bei wissenschaftlichen Texten üblich
ist. Hier ist es möglich, in ein Textdokument Schreibfehler
einzubauen, die bei verschiedenen Betrachtern – in diesem
Fall den Gutachtern – unterschiedlich erscheinen. Anhand
der vermeintlich anonymen Kommentare kann dann auf den
Gutachter zurückgeschlossen werden.
Sicher vernetztZentral verwaltetes Daten-Netzwerk schützt die
Partner sicher vor Spionen und Viren.
Vereine, Ärzte und Anwälte übertragen heute vertrauliche
Daten über interne Netzwerke im Internet. Sie brauchen
dafür einen zentralen Rechner, auf den die einzelnen Ge-
schäftsstellen zugreifen können. Auch wenn Firmen ihren
Mitarbeitern Heimarbeit ermöglichen, sind solche Virtual
Private Network (VPN)-Systeme im Einsatz. Oft sind diese
aber nicht ausreichend gegen Datenklau geschützt, denn da-
für sind aufwändige Verschlüsselungen und Wartungsarbei-
ten vor Ort nötig. In das neue VPN-System der Sirrix AG,
eines Spin-offs der Saar-Uni und des DFKI, sind For-
schungsergebnisse des Lehrstuhls für Sicherheit und Krypto-
graphie eingeflossen. Jeder Partner im Netzwerk kann sich
das System selbst installieren. Die Verschlüsselung und Sys-
temverwaltung wird von einer Zentrale aus gesteuert. Um
Mitgliederdaten und E-Mails zu schützen, haben Informati-
ker an der Saar-Uni eine neuartige Sicherheitsplattform, ge-
nannt Perseus, entwickelt. Der Nutzer kann sein gewohntes
Betriebssystem und alle anderen Programme sowie Mobil-
funkgeräte, PDAs und Smartphones einsetzen, ist aber gegen
Virenattacken und das Ausspionieren von Daten geschützt.
Seit 2002 wird das Projekt gemeinsam mit der Sirrix AG, die
eng mit der Saarbrücker Informatik zusammenarbeitet, an
der Ruhr-Uni Bochum fortgeführt. Bei dem Betriebssystem
werden Verifikationsmethoden, die am Lehrstuhl von Prof.
Wolfgang Paul entwickelt wurden, zum Einsatz kommen.
Kein Schlupfloch
für Hacker
Durch Verschlüsselungstechniken
finden Dokumente heute sicher ihren
Weg durchs Internet. Wie aber kann
verhindert werden, dass Unbefugte
beim Öffnen der Dateien online
zuschauen?
Foto: das bilderwerk
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2007
Smalltalk
mit den Dingen
Wie man mit Gegenständen ins
Gespräch kommt, zeigten auf der
CeBIT Computerlinguisten der
Saar-Uni und des Deutschen
Forschungszentrums für
Künstliche Intelligenz.
Messebesucher konnten im Future
Park auf den Sitzen eines BMW
Platz nehmen und in lockerer Unter-
haltung mit dem MP3-Player Musiktitel
auswählen oder den Restaurantführer
nach der nächsten Pizzeria fragen –
alles ohne auch nur eine Taste zu
suchen oder zu drücken. Das sprechen-
de Auto ist ein Ergebnis des For-
schungsprojekts TALK, das Prof. Man-
fred Pinkal koordiniert hat (wir berich-
teten in campus 1/2007, S. 27).
Am Stand der Saar-Uni stellte Lego-
Roboterfrau Linda Quizfragen und
hielt mit dem einen oder anderen
Messebesucher einen Plausch. Linda
demonstrierte, wie Sprachtechnologie
mit Robotik kombiniert werden kann.
Die Software Dialog OS, die Roboter
das Sprechen lehrt, ist einfach zu be-
dienen und kann von Hobbytechnikern
eingesetzt werden. Sie stammt von der
CLT Sprachtechnologie GmbH, einer
Spin-off-Firma aus dem Lehrstuhl von
Prof. Pinkal. Über Schnittstellen kön-
nen alle möglichen Geräte an das Sys-
tem angeschlossen und über Sprachein-
gaben gesteuert werden.
me stellt die Auto- und Flugzeug-
industrie noch immer vor Probleme.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Reinhard
Wilhelm hat gemeinsam mit EADS
Airbus eine Software entwickelt, die
erstmals solche Laufzeitgarantien gibt.
Der aiT-Laufzeit-Analysator gilt als welt-
weit bestes Werkzeug, um die zeitkri-
tischen Teile in Flugzeugen und Autos
zu analysieren und zu optimieren. Für
seine Entwicklung wurden die Mitar-
beiter der AbsInt GmbH, die aus dem
Lehrstuhl von Prof. Wilhelm hervorge-
gangen ist, mit dem EU-Wissenschafts-
preis „IST-Prize“ ausgezeichnet.
Texte S. 26-29: MEY/CE
Informatiker knüpfen engere Bande über die Grenze
Seit Jahren arbeiten Informatiker dies- und jenseits der
Grenze erfolgreich zusammen. Seit Anfang Februar koope-
rieren auch ihre Universitäten und Institute: Vertreter von
sechs deutschen und sechs französischen Informatikeinrich-
tungen unterzeichneten in Nancy ein Abkommen, das die
Kooperationen auf breiterer Basis fortsetzt und vertieft. Vor
allem gemeinsame Forschungsprojekte und der Austausch
von Wissenschaftlern und Studenten sollen gefördert wer-
den.
Von deutscher Seite sind außer der Saar-Universität unter
anderem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche
Intelligenz und die Max Planck-Institute für Informatik und
Software-Systeme beteiligt.
Deutsch-französischer Preis für
Reinhard Wilhelm
Prof. Reinhard Wilhelm ist Träger des
mit 22 000 Euro dotierten Gay-
Lussac-Humboldt-Preises. Mit diesem
Preis zeichnet das französische For-
schungsministerium gemeinsam mit
der Alexander von Humboldt-Stiftung
jedes Jahr fünf deutsche Wissen-
schaftler aus, die sich um die deutsch-
französische Zusammenarbeit in For-
schung und Lehre verdient gemacht haben.
Wilhelm leitet als Wissenschaftlicher Direktor seit dessen
Gründung das Internationale Begegnungs- und Forschungs-
zentrum für Informatik auf Schloss Dagstuhl im nördlichen
Saarland. Der Preis wird dem Informatikprofessor For-
schungsaufenthalte an der Pariser Ecole Normale Supérieure
und am Forschungszentrum Verimag in Grenoble er-
möglichen.
Dass kleine Computer Hand in
Hand arbeiten, davon hängt heu-
te einiges ab: Jeder der Mikro-Rechner
in technischen Geräten vom CD-Player
bis hin zum Herzschrittmacher hat
seine Aufgabe, die er verlässlich und
pünktlich erfüllen muss – nur so funk-
tioniert das Zusammenspiel. Im Flug-
zeug sorgen Tausende der Mini-Com-
puter für Sicherheit. Auch in Autos
werden Airbags und Bremssysteme
durch viele Rechner gesteuert. Ein Air-
bag etwa darf nicht bei Tempo 100 ein-
fach auslösen, sondern nur beim Auf-
prall; dann aber geht es um Sekunden-
bruchteile. Die Garantie für die pünkt-
liche Reaktion der Computerprogram-
Damit der Airbus pünktlich ist
Airbus in guten Händen: Dr. Christian Ferdinand (l.) und Dr. Daniel Kästner, Absol-
venten der Saar-Uni und Geschäftsführer der AbsInt GmbH. Foto: das bilderwerk
Kurz notiert
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2007
Mit etwa acht Millionen Euro
Studiengebühren pro Studienjahr
rechnet die Saar-Uni ab dem kommen-
den Wintersemester. Abzüglich 900 000
Euro für den Ausfallfonds sind das
rund sieben Millionen, die gut inves-
tiert sein wollen. Schließlich soll der,
der bezahlt, auch fordern können. Um
mit den Mitteln ins Schwarze zu tref-
fen, wo sie für die Studenten den größ-
ten Effekt und Nutzen haben, steckte
das Präsidium die Ziele zusammen mit
Fakultäten und Studenten ab.
Danach werden mit den Gebühren-
geldern folgende Ziele vorrangig an-
visiert: Fachliche und außerfachliche
Qualifikationsangebote werden
ausgebaut und intensiviert. So kön-
nen unter anderem fortgeschrittene
Studenten durch ein Teaching-Assis-
tant-Programm in die Lehre eingebun-
den werden, Tutoren sollen die An-
fangsphase des Studiums begleiten,
Seminare und Übungen in kleineren
Gruppen stattfinden und eLearningan-
gebote das Selbststudium fördern. Die
Studenten sollen künftig besser be-
treut und beraten werden, so auch
durch ein Mentoren-Programm, bei
dem sie von einem persönlich für sie
zuständigen Mentor unterstützt wer-
den. Angebote werden geschaffen, die
Stu
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Karrie
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So sollen die Gebühren
das Studium verbessern
Dass die Einnahmen aus den Studiengebühren ausschließlich in mehr
Qualität für Lehre und Studium investiert werden, das legen bereits
Universitätsgesetz und Gebührenordnung fest. Wie dies genauer aussehen
soll und kann, für diese Frage hat das Präsidium nach intensiven
Beratungen mit den Fakultäten und Gremien der Universität am
22. Februar nun Richtlinien erlassen.
Studiengebühren-
darlehen
bei der KfW
Ab dem Wintersemester kostet
das Studium an der Saar-Uni in
den ersten beiden Semestern 300
und ab dem dritten Semester 500
Euro. Studenten wird hierfür ein
zinsgünstiges Darlehen ohne Boni-
tätsprüfung angeboten. Die Kredit-
anstalt für Wiederaufbau (KfW)
stellt das Darlehen im Auftrag des
Saarlandes bereit. Der Kredit, für
dessen Abschluss keine Gebühren
anfallen, kann für die Dauer der
Regelstudienzeit plus vier Semester
gewährt werden. Das Geld wird
semesterweise ausgezahlt. Über die
Fortführung oder Unterbrechung
der Auszahlung kann der Student
jedes Semester neu entscheiden.
Erst zwei Jahre nach Ende des
Studiums muss das Geld zurück-
gezahlt werden und auch nur dann,
wenn ein Mindesteinkommen er-
zielt wird. Die Rückzahlung – die
monatliche Mindestrate beträgt 20
Euro – kann auf bis zu 25 Jahre
gestreckt werden. Übersteigen
BAföG-Förderung und Studienge-
bührendarlehen die Grenze von
insgesamt 15 000 Euro, werden die
darüber hinaus gehenden Beträge
erlassen. Eine vorzeitige Tilgung
des Darlehens ist ohne Zusatzkos-
ten möglich.
Die saarländischen Hochschulen
zahlen zehn Prozent der Gebüh-
reneinnahmen in einen Ausfall-
fonds ein, um Ausfallrisiken und
Sozialverträglichkeit der Kredite
abzusichern. Der Fonds wurde zum
1. Juni 2007 errichtet. Seine Verwal-
tung (unter anderem Anlage der
Fondsgelder) übernimmt die Lan-
desbank Saar (SaarLB). Die Höhe
der von den Hochschulen in den
Ausfallfonds zu zahlenden Umlage
soll regelmäßig vom Wissenschafts-
ministerium zusammen mit den
Hochschulen überprüft werden,
damit die Gebühreneinnahmen so
weit wie möglich in den Hoch-
schulen verbleiben.
Weitere Informationen zu Dar-
lehen und zur Antragstellung:
www.uni-saarland.de/
studiengebuehren
www.wissenschaft.saarland.de
rende echte Mitverantwortung bei einer
bedeutenden Finanzierungsquelle
übertragen bekommen. Dies wird aber
nur funktionieren, wenn in den Fach-
schaften und Fakultäten auch viele
aktive Studierende bereit sind, diese
Verantwortung zu übernehmen, Zeit
und Kraft zu investieren und im Dialog
mit der Professorenschaft eigene
Akzente bei der Mittelverwendung zu
setzen.“
Bernd Weber
AStA-Vorsitzender
„Grundsätzlich be-
fürworte ich die an-
gestrebten Ziele.
Ob sie jedoch in
dieser Weise auch
realisiert werden,
wird sich wohl erst
in ein paar Jahren
zeigen.“
Dennis Pauly
studiert im sechsten Semester Germa-
nistik und Anglistik
„Wir hoffen, dass
mit den Richtlinien
abgesichert wird,
dass die Studieren-
den für ihre Gebüh-
ren einen echten
Mehrwert und eine
äquivalente Gegen-
leistung erhalten. Wir erhoffen uns
auch Impulse für Innovationen in
Lehre und Studium. Das kann nur dann
gelingen, wenn alle Beteiligten dafür
sorgen, dass das Land nicht aus seiner
Verantwortung für die Grundfinanzie-
rung des Lehr- und Forschungsbe-
triebs, aber auch für die räumliche und
infrastrukturelle Absicherung der
Hochschularbeit entlassen wird. Wir
müssen strikt zwischen dem Global-
haushalt und den Drittmitteln aus
Studiengebühren trennen. Von der in
der Gebührenordnung festgelegten
paritätischen Beteiligung der Studieren-
den erwarten wir uns einen weiteren
Effekt zur Qualitätssicherung. Mit die-
sem Prozess erlebt die studentische
Mitbestimmung an unserer Uni einen
Quantensprung, indem wir als Studie-
Stimmen und Meinungen zu den neuen Richtlinien
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den Berufseinstieg erleichtern, etwa
durch einen ausgebauten Career Ser-
vice, der Studenten ein Paket an
Kursen, Veranstaltungen und Beratung
bietet, um sich schon an der Uni für die
Arbeitswelt fit zu machen. Inter-
nationale Kompetenzen sollen ge-
stärkt werden, etwa indem Angebote
rund um Fremdsprachen oder Aus-
landsaufenthalte weiter ausgebaut,
internationale Gastreferenten für die
Uni gewonnen oder fremdsprachige
Lehrveranstaltungen angeboten wer-
den. Auch die allgemeinen Bedin-
gungen des Studiums werden ver-
bessert, beispielsweise indem die Stu-
dent Services ausgebaut, Lehrmateria-
lien, IT- und Medienausstattung ver-
bessert, interaktive Hörsäle eingerichtet
und Angebote der Bibliotheken er-
weitert werden.
Die Richtlinie sagt auch, wofür die
Gebühren nicht verwendet werden dür-
fen. So müssen die geförderten Maß-
nahmen in Bezug zum Lehrangebot in
grundständigen Studiengängen und auf
sie aufbauenden Masterstudiengängen
stehen. Sie müssen zusätzliche Ver-
besserungen bringen; die Studierbarkeit
der Studiengänge selbst muss also ohne
Studiengebühren gewährleistet sein.
Und es dürfen auch keine Studienge-
bühren in Neubau, Unterhalt oder
Sanierung von Gebäuden und Straßen
fließen.
Ein Qualitätsmanagement und regel-
mäßige Beratungen in den Fakultäten,
bei denen das Erreichte bewertet wird,
sollen sicherstellen, dass die Gelder gu-
ten Einsatz finden. Außerdem berichtet
die Uni jedes Jahr dem Wissenschafts-
ministerium, wie die Gebühren in
Lehre und Studium umgesetzt werden.
Studenten entscheiden mit
Mindestens 70 Prozent der Gebüh-
ren fließen in die Fakultäten. Die übri-
gen Mittel kommen fachübergreifen-
den zentralen Aufgaben zugute. Wie sie
im Einzelnen eingesetzt werden, ent-
scheiden im einen Fall die Dekanate, im
anderen das Präsidium. Bundesweit
einzigartig ist, dass die Studenten dabei
gleichberechtigt an den Entscheidun-
gen beteiligt sind. Das Studierenden-
parlament hat hierzu inzwischen fünf
Studenten gewählt, die bei den Ent-
scheidungen des Präsidiums gemein-
sam mit fünf Vertretern der Profes-
EuropäischesVerwaltungsmanagement
Fernstudiengang an der Fachhochschule für Verwaltung desSaarlandes in Saarbrücken
Zielsetzung: Steigerung der Europakompetenz; Vermittlung beruflicher Kenntnisse undFähigkeiten zu den Herausforderungen der europäischen Integration
Methoden: Mediengestütztes Selbststudium, Lerngruppen, Präsenzveranstaltungen mitVideokonferenzen (finden in Saarbrücken statt), Praktikum (6 Wochen), Einsatz neuer Medien:Internet, E- Mail, eigene Lernplattform
Themenschwerpunkte: Europäischer Einigungsprozess, Institutionelle Strukturen undFinanzen, Europäisches Recht, Europäische Förderprogramme, Interkulturelle Zusammenar-beit, Comparative European Governance and Management, Ökonomie und Management
Abschluss: Master of Arts (6 Semester) mit Möglichkeit einer Promotion, (wahlweise Zertifikatbereits nach dem 2. Semester)
Studienbeginn: 1. September 2007Bewerbungsfrist: 15. Juni 2007
Anmeldung: FHVR Berlin, Fernstudiengang Europäisches Verwaltungsmanagement, Abtei-lung SE AK Ang., Alt-Friedrichsfelde 60, D - 10 315 Berlin-Friedrichsfelde
Kosten: 960,- Euro pro Semester (1.-5. Semester), 600,- Euro für MastersemesterWeitere Informationen erhalten Sie beim Studienzentrum Europäisches Verwaltungsmanage-mentAnsprechpartnerin: Miriam Alsfasser, Tel.: +49 68 97/79 08 136, Fax: +49 68 97/79 08 132,E-mail: [email protected]. Hartmut H. Gimmler (Leiter des Studienzentrums)FHSV Hauptstraße 83, 66123 Saarbrücken-JägersfreudeTel. +49 6 81/85907-33, Fax. +49 6 81/85907-50, E-Mail: [email protected]
soren mitwirken werden. Universitäts-
präsident Volker Linneweber: „Die
Studierenden stehen in der Mitverant-
wortung über die Verwendung der Mit-
tel und bringen ihre Kompetenz mit
ein. So können wir im Konsens mit
ihnen Prioritäten setzen.“ Der Präsi-
dent betonte, dass sich die Universität
bei ihren Planungen auf die Zusage des
Landes verlässt und stützt, wonach die
Studiengebühren tatsächlich als zusätz-
liche Mittel für Studium und Lehre der
Universität verbleiben und keine Kür-
zung der Landesmittel nach sich zie-
hen. Präsident Linneweber: „Wir ar-
beiten mit Hochdruck und allen Mit-
teln daran, die Studienbedingungen zu
verbessern. Die Studiengebühren wer-
den den Studierenden einen weiteren
unmittelbar spürbaren Mehrwert
bringen – jede und jeder weiß dann,
wofür sie oder er zahlt.“ CE
Alle Uni-Mitglieder können Vor-
schläge einreichen, wie die Qualität
von Lehre und Studium verbessert
werden kann.
Weitere Informationen: www.uni-
saarland.de/studiengebuehren
„Die Richtlinien sind sehr wichtig.
Einzelne Fakultäten haben unter-
schiedliche Bedürfnisse, wie mehr
Literatur, mehr Lehrveranstaltungen
oder eine bessere Laborausstattung. Bei
uns in der Biotechnologie würde ich
mich über mehr Literatur freuen und
die Bibliothek sollte auch samstags
geöffnet sein.“
Dagmar Auerbach
studiert im ersten Semester im Masterstudiengang
Biotechnologie
„Die Richtlinien sind ja schön und gut.
Ich bin allerdings skeptisch, ob die
durch die Studiengebühren einge-
nommenen Gelder annähernd aus-
reichen werden, um all die in den
Richtlinien genannten Projekte um-
zusetzen.“
Torsten Kopp
studiert im dritten Semester Historisch
orientierte Kulturwissenschaften
Umfrage: Chantal Koch/Roland Rebmann
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Besonders gut hat die Psychologie
abgeschnitten, die bei den Krite-
rien wissenschaftliche Veröffentlichun-
gen, Betreuung und gesamte Studien-
situation Spitzenwerte erzielte. Auffal-
lend sind auch die sehr guten Bewer-
tungen des Lehramtsstudiengangs Ger-
manistik bei Betreuung und Studien-
organisation. Des Weiteren konnten in
der Spitzengruppe im Bereich der Stu-
dienorganisation die Lehramtsstudien-
gänge Anglistik und Geschichte punk-
ten. Für die Elektro- und Informa-
tionstechnik wurden in Saarbrücken
das Fach Mechatronik, das Fach Com-
puter- und Kommunikationstechnik
und das Fach Mikro- und Nanostruk-
turen berücksichtigt. Sie erhielten im
Bereich der Betreuung exzellente Be-
wertungen. Die Romanistik zeichnete
sich insbesondere bei Promotionen pro
Professor und die Erziehungswissen-
schaft beim Einwerben von For-
schungsgeldern aus. Abgesehen von
diesen Spitzengruppenplatzierungen
nehmen die aktuell gerankten Fächer
der Saar-Universität überwiegend Plät-
ze in der Mittelgruppe ein.
Mehr als 500 Studenten der Saar-
Uni machen sich alljährlich auf in
die weite Welt, sei es zum Studium oder
Sprachunterricht, sei es zum Prakti-
kum. Mit nach Hause bringen sie jede
Menge Erlebnisse mit Land, Leuten
und Kultur – und Fotos. Das Inter-
national Office macht diese Schnapp-
schüsse jetzt öffentlich: „Wir wollen
zeigen, wie viel Spaß ein Auslandsauf-
enthalt macht und wie er den Horizont
erweitert. Die Studenten sollen Lust
bekommen, selbst hinauszugehen. Oft
fehlt noch ein letzter Anstoß, um die
Scheu zu überwinden“, so Wolfgang
Wenzel vom International Office, der
Ausstellung und Wettbewerb organi-
siert hat. Die Bilder sind bis Ende Juni
in einer Wanderausstellung über den
Campus zu sehen – zusammen mit In-
fomaterial rund um das Studium im
Ausland. Unter www.uni-saarland.
de/goout kann man die Fotos
auch online anschauen: Hier kön-
nen alle Uni-Mitglieder ihre Stim-
me für den persönlichen Favoriten
abgeben. Unter denen, die mit-
stimmen, werden Gutscheine vom
Studentenwerk und der Buchhandlung
Bock & Seip verlost. Die Gewinner-
Fotos werden am 19. Juni bei der
Veranstaltung „Global Village“ der
Studentenvereinigung AIESEC gekürt.
Es winken Geld- und Sachpreise und
die Ehre, in Broschüren des Interna-
tional Office veröffentlicht zu werden.
Jeder, der Fotos eingeschickt hatte,
bekommt einen Reiseführer, und die
ersten drei Gewinner erhalten Geld-
preise in Höhe von insgesamt 200
Euro. Der Wettbewerb wird finanziert
im Rahmen der bundesweiten Aktion
„Go out – studieren weltweit“, mit der
das Bundesforschungsministerium und
der DAAD mehr Studenten für den
Auslandsaufenthalt begeistern wollen.
Am 21. Juni findet ein „Go out! –
Day“ (von 10 bis 16 Uhr) statt, an dem
das International Office über das
Studium im Ausland informiert und ein
„Go-out!“-Info-Mobil vor der Mensa
Station machen wird. CE
Stationen der Wanderausstellung
bis 28. Mai: Geb. C5 4 – Foyer
Sprachenzentrum; 29. Mai – 10. Juni:
Geb. A3 1 – Leseraum der KHG; 11.
Juni – 29. Juni: Geb. D4 1 – Mensa
www.go-out.de
www.uni-saarland.de/goout
www.uni-saarland.de/international
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Spitzenplätze für die Saar-Uni
Zahlreiche Platzierungen in der Spitzengruppe erhielten die neu gerankten
Fächer an der Saar-Universität im aktuellen Hochschulvergleichstest des
Centrums für Hochschulentwicklung (CHE): Anglistik, Elektro- und
Informationstechnik, Erziehungswissenschaft, Germanistik, Geschichte,
Psychologie und Romanistik. Universitätspräsident Volker Linneweber
bewertet das Abschneiden der Universität als ermutigend: „Sehr gefreut hat
es mich, dass wir uns gegenüber dem letzten Ranking in den meisten
Fächern in ein oder mehreren Punkten verbessert haben. Die positiven
Beurteilungen vornehmlich bei Betreuung und Studienorganisation sehe
ich als ersten sichtbaren Erfolg unserer Anstrengungen für eine
durchgreifende Studienreform.“
Fotos zeigen
„Meine Zeit im Ausland“
38 Studenten haben mehr als 110 Fotos beim Wettbewerb „Meine Zeit im
Ausland“ eingesandt, zu dem das International Office aufgerufen hatte.
Erfreuliches berichtet auch das Ma-
gazin Karriere, das die Spitzenreiter von
Wirtschaft und Technik, in der Web-
Ausgabe auch von Jura und Informatik
veröffentlichte (diese beiden Fächer
wurden bei CHE nicht aktuell bewer-
tet). In beiden Fächern hat es die Saar-
Uni in die Spitzengruppe geschafft:
Shootingstar Jura
Die Saarbrücker Informatik behaup-
tet weiterhin ihre Stellung unter den
Top 5 der deutschen Universitäten, die
Rechtswissenschaft wird als „Shooting-
star in der Liste der Top-10-Jura-Fakul-
täten“ hervorgehoben: „Im vergange-
nen Jahr tauchte sie dort nicht einmal
auf, und in diesem Jahr landete sie
gleich auf Platz 3“. Hier waren wohl
der Praxisbezug und die Internationali-
tät der Saarbrücker Juristenausbildung
ausschlaggebend. Bei diesem Ranking
war vor allem auch das Urteil aus der
Praxis gefragt: Außer auf den Aussagen
von knapp 50 000 Studierenden und
Absolventen basiert das Karriere-Rank-
ing auf den Bewertungen von Perso-
nalverantwortlichen aus 1 000 großen
Unternehmen. ML
(www.karriere.de/ranking)
Foto: Wolfgang Wenzel
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2007
Die Studiengänge an der Universität
des Saarlandes erhalten ein neues
Gesicht: Mit Beginn des Winter-
semesters 2007/08 fällt der Startschuss
für zahlreiche neue Bachelor-Studien-
gänge und modularisierte Lehramts-
studiengänge. Die Studierenden erwar-
tet ein modernes Studienangebot, das
die profilierte fachliche Ausrichtung
der Fakultäten an der Saar-Universität
mit den Vorzügen eines gestuften, mo-
dularisierten Studienangebots verbin-
det. Module bündeln verwandte Stoff-
gebiete und Qualifikationen in kohä-
renten und mit Credit Points verse-
henen abprüfbaren Einheiten. Univer-
sitätspräsident Volker Linneweber
betont: „Bei der Studienreform ging es
nicht nur um eine Strukturreform,
sondern um eine echte Qualitätsver-
besserung des Studiums.“
Die Modularisierung der Lehramts-
studiengänge umfasst das gesamte
Fächerspektrum. Der Großteil der
neuen Bachelor-Studiengänge ist im
Bereich der Geschichts-, Kultur-,
Sprach- und Literaturwissenschaften
angesiedelt. An die Stelle der bisherigen
Magister-Studiengänge treten neue
Zwei-Fach-Bachelor-
und Master-Studien-
gänge. Im Bereich der
Naturwissenschaften
bieten die Fächer Che-
mie und Physik künftig
Bachelor- und Master-
Studiengänge an.
Schon realisiert ist die
Umstellung auf das
neue Studiensystem
vor allem in den Infor-
matikwissenschaften.
Insgesamt führt die
Universität 19 neue
Bachelor-Studienfächer
ein. Damit sind zum Wintersemester
2007/2008 an der Universität des
Saarlandes 78 Prozent der geeigneten
Studiengänge in die neue Studien-
struktur überführt (bundesweit ist dies
derzeit bei knapp 50 Prozent der Fall).
Durch einen transparenten Aufbau
des Studiums, einen verbesserten Nach-
weis der Studienleistungen und eine
stärkere Praxisorientierung und Inter-
nationalisierung eröffnen die Studien-
gänge neue Freiräume, erfordern aber
auch die Eigeninitiative und das
Engagement der Studierenden.
Johannes Abele/ML
Wintersemester 2007 / 2008:
Neue Studiengänge an der
Universität des Saarlandes
� Bessere Studienplanung und Berufsvorbereitung durch
Bachelor- und Master-Studiengänge
� Bessere Verzahnung von Theorie und Praxis in den
Lehramtsstudiengängen
DFH fördert
deutsch-
französisches
Mechatronik-
Studium
Ab kommendem Wintersemester för-
dert die Deutsch-Französische Hoch-
schule (DFH) einen weiteren binatio-
nalen Studiengang der Saar-Universität:
Mechatronik in Kooperation mit der
ENSIAME – Université de Valen-
ciennes et du Hainaut-Cambrésis.
Die Universität des Saarlandes bietet
insgesamt acht binationale und trina-
tionale Studiengänge im grundstän-
digen und postgradualen Bereich an,
die mit dem DFH-Qualitätslabel aus-
gezeichnet und von ihr finanziell ge-
fördert werden.
www.mechatronik.uni-saarland.de
Die Vorzüge der reformierten Bachelor- und Master-
Studiengänge an der Saar-Universität in Kürze:
� Module steigern die Transparenz der Studienanforderungen und verbessern
die Planbarkeit des Studiums.
� Studienbegleitende Prüfungen vermitteln klar definierte Qualifikationen
und geben ein unmittelbares Feedback zum Leistungsstand.
� Berufsfeldqualifizierung: Praxisnahe Veranstaltungen sind ins Studium
integriert.
� Das European Credit Transfer System (ECTS) erleichtert die internationale
Mobilität der Studierenden und die Anerkennung von Studienleistungen.
Die gestufte Studienstruktur im Bachelor-Master-System erlaubt eine
passgenaue Gestaltung des Studiums entsprechend den eigenen Interessen
und Fähigkeiten.
Die Reform der Lehramtsstudiengänge zeichnet sich durch
folgende Verbesserungen aus:
� Orientierung an den professionellen Kompetenzen des Lehrerberufs
� Inhaltliche Verzahnung von Studium und Vorbereitungsdienst
� Stärkung des Bezugs zwischen Theorie und Praxis
� Erhöhung der fachdidaktischen Anteile des Studiums
� Ausbau neuer Lehr-Lern-Formen und neuer Prüfungsformen
� Transparenz von Studieninhalten, zu erwerbenden Kompetenzen und
Studienanforderungen
� Entlastung der Ersten Staatsprüfung durch studienbegleitende
Prüfungsleistungen.
Weitere Informationen zum neuen Studienangebot:
www.uni-saarland.de/studium
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Foto: med4you
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2007
Von der Uni in Mexiko zum
Gaststudium der Mechatronik nach
Saarbrücken – ein Stipendien-
programm des DAAD macht’s
möglich. Die 21 mexikanischen
Studenten, die im vergangenen
Wintersemester neu in die
Fachrichtung Mechatronik kamen,
sind begeistert: „Wir sind alle total
zufrieden mit der Uni“, sagt René
Sandoval, einer der Austausch-
studenten.
Semester an der Uni eine Menge ge-
lernt. Zurzeit macht der 22-Jährige ein
Firmenpraktikum bei American Air-
lines in Frankfurt, auch das findet er
sehr interessant und lehrreich. „Die Be-
lange unserer Austausch-Studierenden
nehmen wir sehr ernst“, meint Dekan
Prof. Andreas Schütze, „über Aus-
tauschprogramme wird die interkultu-
relle Kompetenz aller Beteiligten,
ausländischer wie deutscher Studieren-
der, ausgebaut.“ Gleichzeitig seien die
Gäste auch ein Anreiz für die eigenen
Studierenden, selbst ins Ausland zu ge-
hen, was die Fachrichtung sehr unter-
stütze.
Die mexikanischen Gaststudenten
stellen die größte Gruppe ausländi-
scher Studierender, die über ein Part-
nerschaftsprogramm oder Stipendium
in einer Fachrichtung studieren. Das
Stipendienprogramm des DAAD, das
den mexikanischen Studierenden ihren
Aufenthalt ermöglicht, beruht auf Ab-
kommen mit ausgewählten Hochschu-
len in Mexiko. Finanziert werden die
Stipendien, die für Studierende ohne
Abschluss (pregraduate) vergeben wer-
den, im Wesentlichen von mexikani-
scher Seite. Alle Gaststudierenden, die
im vergangenen Wintersemester nach
Saarbrücken kamen, stammen aus
Monterrey, der drittgrößten Stadt
Mexikos mit den Universitäten UANL
(Universidad Autónoma de Nuevo
León), ITESM (Instituto Tecnológico
de Monterrey) und UdeM (Universidad
de Monterrey). Dort beginnt die Vorle-
sungszeit bereits am 8. August 2007.
Für René, der erst Ende Juli zurück-
fliegt, gibt es in diesem Jahr keine
Semesterferien. Doch er findet das
ganz in Ordnung, schließlich dauert es
nur noch drei Semester, bevor er sich
„Mechatronik-Ingenieur“ nennen darf.
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Kurz notiert
Die mexikanischen Gaststudierenden fühlen sich in Saarbrücken wohl. Foto: privat
Mexikaner in der Mechatronik
Etwa 40 Schulleiterinnen und Schul-
leiter von saarländischen Gymnasien
und Gesamtschulen sind im März der
Einladung der Universität gefolgt, wei-
tere Perspektiven einer Bildungspart-
nerschaft ins Auge zu fassen. Universi-
tätspräsident Volker Linneweber und
Vizepräsident Mathias Herrmann
unterstrichen zusammen mit Ober-
studiendirektor Wolfgang Asselborn
die gemeinsame Verantwortung von
Universität und Schulen für gelingende
Bildungslebensläufe. Asselborn ist
Schulleiter des Geschwister-Scholl-
Gymnasiums in Lebach und einer der
Projektleiter des Juniorstudiums. Als
neues Projekt schlug er ein Universi-
tätspraktikum für Oberstufen-Schüler
vor: Analog dem Betriebspraktikum
sollen Schüler bereits geraume Zeit vor
dem Abitur Universitätsluft schnup-
pern und praktisch die Anforderungen
ihrer angestrebten Studienfächer ken-
nen lernen. Von der Universitätsleitung
vorgeschlagen wurden eine verstärkte
Studien- und Berufsberatung auch an
den Schulen selbst und eine Inten-
sivierung persönlicher Kommunikation
auf Fachebene. Bei dem Treffen wurde
außerdem der neue Internetzugang
speziell für Schulen vorgestellt, den die
Universität neu eingerichtet hat. ML
Verstärkte Bildungspartnerschaft mit Schulen Neues LSF-Portal
Internetzugang für Schulen unter:
www.uni-saarland.de/schule
Die mexikanischen Gaststudenten
haben sich lange auf ihren
Deutschland-Aufenthalt vorbereitet:
René Sandoval, der in seinem Heimat-
land an der Universität von Monterrey
ebenfalls Mechatronik studiert, paukte
vier Semester lang Deutsch, bevor er
nach Saarbrücken kam. Hier ging es
gleich mit einem zweimonatigen Inten-
sivsprachkurs weiter, bevor die Studen-
ten in die Mechatronik-Lehrveranstal-
tungen integriert wurden. Und diese
Integration – die das Saarbrücker Inter-
national Office durch den Aufbau be-
sonderer Betreuungsstrukturen unter-
stützt – scheint voll und ganz gelungen
zu sein: „Es war wirklich toll“, sagt
René. „Die Professoren waren super
und die Tutoren sehr geduldig – wir
haben viel Arbeit und viel Spaß ge-
habt.“ Und natürlich habe er in dem
Ab sofort können Studierende selber
Immatrikulationsbescheinigungen und
Belegblätter über das Internet aus-
drucken. Dazu nutzt die Universität die
LSF-Software der HIS GmbH. Die
Abkürzung LSF steht für „Lehre, Stu-
dium, Forschung“. Die Datensicherheit
wird durch eine Kombination von
Passwort und „TANs“ (TransAktions-
Nummern) gewährleistet. Der Online-
Service ermöglicht es, Immatrikula-
tionsbescheinigungen auszudrucken
oder Adressänderungen vorzunehmen.
LSF-Portal:
https://www.lsf.uni-saarland.de
Infos zum Online-Zugang unter:
www.uni-saarland.de/lsf-portal-infos
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2007
Ich habe während meines Praktikums
erfahren, wie vielseitig die Arbeit im
Bereich Migration und Integration ist.
Da waren zunächst die Vorbereitungen
zur Veranstaltungsreihe „In Bewegung:
Sport und Integration“. Die Reihe geht
der Frage nach, inwieweit Sport zur
Förderung der Integration von jungen
Migrantinnen und Migranten beitragen
kann. Mir fiel die Aufgabe zu, an der
Erstellung des Programmheftes mitzu-
wirken. Beispielsweise recherchierte ich
Informationen über die Referenten und
verfasste und überarbeitete Texte für
das Programmheft.
Danach war ich mit dem Tätigkeits-
bericht 2006 über die Projekte für
Kinder und Jugendliche zur Integration
und interkulturellen Arbeit betraut. Das
verschaffte mir einen Einblick in die
Workshops, die Ramesch in Kinder-
gärten und Kindertagesstätten sowie in
Schulen und außerschulischen Jugend-
einrichtungen anbietet. Bei einem der
Workshops konnte ich zuschauen und
erfuhr eine Menge darüber, wie inter-
kulturelle Arbeit mit Kindern gestaltet
werden kann. Zudem arbeitete ich bei
der Konzeption eines Workshops zum
interkulturellen und interreligiösen
Lernen für Erzieherinnen mit. Bei der
Erstellung des Tätigkeitsberichts 2006
befasste ich mich außerdem mit den
Deutschkursen für Frauen und Kinder.
Besonders interessant war es, dass ich
als Praktikantin bei Beratungsge-
sprächen dabei sein durfte: Ramesch
berät und informiert bei Problemen,
die im Zusammenleben von Menschen
aus unterschiedlichen Kulturen ent-
stehen können. Auf diese Weise konnte
ich vieles über die Situation und
Schwierigkeiten von Migranten im
Saarland lernen. Aber auch die tägliche
Büroarbeit brachte viel Neues: So küm-
merte ich mich unter anderem um den
Publikumsverkehr, stand in Kontakt
mit Kooperationspartnern, dokumen-
tierte verschiedene Arbeitstreffen und
unterstützte den Verein bei seiner Pres-
searbeit. Eingebunden in das Netzwerk
Integration, arbeitet Ramesch bei den
verschiedensten Arbeitskreisen im
Saarland mit. Durch die Teilnahme an
Treffen dieser Arbeitskreise lernte ich
vieles über die vielfältige Vereinsland-
schaft im Bereich der Migrations- und
Integrationsarbeit.
Praktikum bei Ramesch –
Forum für Interkulturelle
Begegnung
Ramesch – Forum für Interkulturelle
Begegnung e.V.
Johannisstr. 13, 66111 Saarbrücken
Tel.: (0681) 3904921
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ramesch.de
Kurz notiert
Im Rahmen der Promotionsfeier der
Rechts- und Wirtschaftswissenschaft-
lichen Fakultät wurden im Februar drei
der frisch gebackenen Doktoren für
ihre besonders herausragenden Arbei-
ten auf dem Gebiet des Wirtschafts-
rechts ausgezeichnet: Professor Michael
Martinek übergab die mit jeweils 1 000
Euro dotierten Preise der Dr. Feld-
bausch-Stiftung an Fleur Denkinger,
Oliver Gras und Kathrin Nitschmann
(v.l.).
Förderpreise der Dr.
Feldbausch-Stiftung verliehen
Foto: Rolf Ruppenthal
Internationaler Jura-Wettbewerb
Jura-Studenten der Saar-Uni waren
auch in diesem Jahr wieder beim
internationalen Wettbewerb Vis
Moot in Wien dabei.
Eine Weltmeisterschaft der juristischen
Fakultäten – so könne man den inter-
nationalen juristischen Wettbewerb Vis
Moot durchaus nennen, sagt der Jura-
Professor Dr. Helmut Rüßmann. Unter
seiner Leitung nahmen Saarbrücker
Jura-Studenten Anfang April zum
dritten Mal an der renommierten Ver-
anstaltung in Wien teil. 178 Uni-
versitäten aus der ganzen Welt traten
diesmal bei den fiktiven Gerichtsver-
handlungen, den Moot Courts, gegen-
einander an. „Unser Minimalziel haben
wir erreicht“, meint Prof. Rüßmann.
„Wir sind bei den mündlichen Ver-
handlungen in der oberen Hälfte der
teilnehmenden Universitäten gelandet
und wurden für unsere schriftlichen
Leistungen mit einigen Spitzenbewer-
tungen bedacht.“ Die Runde der letz-
ten 32 Universitäten zu erreichen, habe
sein Team leider nicht geschafft – trotz
harter Arbeit, guter Vorbereitung und
guter Auftritte in vier mündlichen Ver-
handlungen. GS
Prof. Helmut Rüßmann (l.) und sein Vis
Moot-Team
Foto: FR Rechtswissenschaft
Christin Lübbert (27) hat ihr Studium der
Interkulturellen Kommunikation im Oktober
vergangenen Jahres abgeschlossen.
Anschließend machte sie ein viermonatiges
(Teilzeit-)Praktikum beim Verein Ramesch –
Forum für Interkulturelle Begegnung in
Saarbrücken. In campus berichtet sie über
ihre Erfahrungen.
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2007
nologie Moselle Est (IUT) aus Sarre-
guemines. Unter dem Titel „Vorlesun-
gen über die Grenzen – Konzept
einer binationalen, fachlichen Qua-
lifizierung bei geringer Fremd-
sprachenkompetenz“ führten Pro-
fessoren beider Hochschulen ihre Stu-
denten über die Sprachgrenzen hinweg
zusammen. Der dritte Teilpreis mit
einem Preisgeld in Höhe von 10 000
Euro ging an ein hochschulübergrei-
fendes Professorenteam von UdS,
HTW und weiteren Hochschulen für
das Studienprojekt „Ein neuer
eLearning-Ansatz für Blinde und
hochgradig Sehbehinderte“ an der
UdS. Sie entwickelten gemeinsam mit
Wissenschaftlern der Universitäten
Dortmund, Lübeck und dem Universi-
tätsklinikum Frankfurt ein so genann-
tes Haptic Device. Das Gerät ermög-
licht Blinden und hochgradig Seh-
behinderten das Abtasten virtueller
Gewebeoberflächen im dreidimensio-
nalen Raum. Es wurde für Schüler,
Studenten, Ärzte und Biologen ent-
wickelt: Haptic Device wandelt Infor-
mationen über Farbe und Struktur des
untersuchten Gewebes in taktile Signa-
le um und macht sie so fühlbar. Die
Wissenschaftler wurden dafür bereits
mit dem VISU-Förderpreis „Neue
Medien in der Lehre“ 2004/2005 aus-
gezeichnet (siehe campus 2/2005).
Minister Schreier wies in seiner Lau-
datio wie vor ihm bereits Universitäts-
vizepräsident Prof. Mathias Herrmann
auf die Bedeutung einer herausragen-
den Hochschullehre hin, die ihren Platz
an den Universitäten gleichberechtigt
neben der Forschung haben müsse.
Schreier betonte, dass „die Qualität der
Studienangebote immer mehr zu einem
Wettbewerbsfaktor der Hochschulen“
werde. Die ausgezeichneten Projekte
seien „beispielgebend und geeignet,
Lehre, Studium und Prüfung nachhaltig
zu verbessern“, so Schreier weiter. Der
Preis soll den Hochschullehrern ein
Anreiz sein, neue Wege in der Lehre zu
suchen und zu erproben.
Roland Rebmann
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Der erste Teilpreis und ein Preis-
geld von 20 000 Euro wurde an
ein Professorenteam der Medizinischen
Fakultät der Saar-Uni für das Lehrkon-
zept „Teach the Teacher“ verliehen.
Das in Homburg entwickelte Konzept
soll unter anderem durch den Einsatz
von studienbegleitender Kursevalua-
tion und die Konzentration auf die
Vermittlung von Schlüsselkompeten-
zen die Lehre erheblich verbessern
(siehe campus 1/2007). Den zweiten,
ebenfalls mit 20 000 Euro dotierten
Teilpreis, erhielt ein länderübergrei-
fendes Team von der HTW zusammen
mit dem Institut Universitaire de Tech-
Auszeichnung für zukunfts-
weisende LehrkonzepteMit dem Landespreis Hochschullehre 2006 hat Wissenschaftsminister
Jürgen Schreier in einer Feierstunde am 22. Februar in der Aula der
Universität drei Professorenteams von der Universität des Saarlandes und
der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) für besondere
Leistungen in der Hochschullehre ausgezeichnet. Der mit insgesamt
50 000 Euro dotierte Preis wurde zum vierten Mal vergeben.
„Kulturkontakt, Kulturaustausch und Sprachenpolitik am
Beispiel der Grenzregion Deutschland-Frankreich-Luxem-
burg“ heißt die diesjährige DAAD-Sommerakademie der
Fachrichtung Germanistik/Deutsch als Fremdsprache. Sie
findet vom 22. Juli bis 9. August unter der Leitung von Prof.
Lutz Götze statt. Dabei geht es um Phänomene wie Kul-
turkontakt und Kulturaustausch sowie sprachenpolitische
Fragen und die Rolle der Mehrsprachigkeit.
Informationen zur Teilnahme und Stipendienvergabe unter:
www.uni-saarland.de/sonstige/sommerakademie
und bei Dr. Elisabeth Venohr,
([email protected], Tel. 302/2920)
und Anika Müller ([email protected])
Beim ersten „PhD-Students’ Day“ der Fachrichtung Physik
im März stand die arbeitsgruppenübergreifende Vorstellung
von Diplom- und Doktorarbeits-Themen im Mittelpunkt.
Nach der Eröffnung durch Studiendekan Prof. Ludger
Santen präsentierten 18 Studierende aus acht Arbeitsgruppen
Themen aus der theoretischen und experimentellen Physik,
von Untersuchungen an weicher Materie, aus der Biophysik
über neue Materialien bis zur Quantenoptik.
Ziel der von Studierenden organisierten Veranstaltung: Sie
will Anregungen zur interdisziplinären Zusammenarbeit
bieten und den Vortragenden eine effektive Vorbereitung auf
internationale Konferenzen ermöglichen. Nach der gelunge-
nen Premiere wollen die Studenten auch im nächsten Jahr
wieder einen Doktorandentag anbieten. Elke Neu
Minister Jürgen Schreier ehrte in der Aula der Saar-Uni drei Professoren-Teams mit dem
Landespreis Hochschullehre 2006 Foto: Roland Rebmann
Weitere Informationen zum Projekt
„Teach the Teacher“ unter:
www.teach-the-teacher.eu
Kurz notiert
Anmeldung zur internationalen
Sommerakademie
Erster Doktorandentag der Fachrichtung
Physik
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2007
Noch sind Gründer-Cups unter
Studierenden nicht ausreichend
bekannt. Die Mund-zu-Mund-Propa-
ganda aber läuft auf vollen Touren.
Und das ist gut so. Denn wer einmal
daran teilgenommen hat, ist begeistert,
was man hier lernen kann. Und dass
der Wettbewerb mit viel Spaß verbun-
den ist, bestätigt auch das Gewinner-
Team des Interregionalen Gründer-
Cups in Orscholz. Hierzu eingeladen
hatte die Außenstelle Merzig der Kon-
taktstelle für Wissens- und Technolo-
gietransfer (KWT) der Universität. Der
grenzüberschreitende Wettbewerb wird
ausgetragen im Rahmen des
COURAGE-Projektes, das mit Quali-
fizierungsangeboten Studierende der
Grenzregion für unternehmerisches
Denken und Handeln sensibilisieren
und ausbilden will. Fünf Teams der
Universitäten Luxemburg und des Saar-
landes sowie der Fachhochschule Trier
hatten sich dafür qualifiziert.
Am Schluss hatte das Team Simply
Fit der Saar-Uni mit Emma Suprunova,
Christan Alt, Matthias Sutter und Phi-
lipp Grau die Nase vorn. „Die beiden
Tage haben viel Spaß gemacht. Und ich
habe ein Gespür dafür bekommen, wie
ein Unternehmen am freien Markt
geführt wird“, so Emma Suprunova.
Vor allem die gute Atmosphäre unter
den Mitspielern und Betreuern hat sie
begeistert. Neben dem Wettbewerb
stand abends ein Besuch der histori-
schen Tünsdorfer Schmiede auf dem
Programm. Hier drehte sich alles ums
Handwerk und auch aus dem Schmie-
de-Wettkampf ging Emma Suprunova
als Siegerin hervor.
„Lust auf mehr habe ich auf jeden
Fall bekommen“, sagt auch Matthias
Sutter, der den Gründer-Cup jetzt sei-
nen Freunden empfohlen hat. Auch
Christian Alt kann den Cup nur loben:
„Er ist eine tolle Chance, präsentieren
zu üben und eine Rückmeldung zu er-
halten“, sagt er. Man muss nicht BWL
studiert haben, um zu gewinnen. Selbst-
bewusstsein und viel Kreativität bei der
Präsentation, gutes Gespür für die Ent-
scheidungen und ihre Auswirkungen
sowie kalkulierte Risikobereitschaft
waren für Christan Alt entscheidende
Faktoren für den Sieg. Ein eigenes
Unternehmen aufzubauen, ist für ihn
zu einem Gedanken geworden, mit
dem er sich immer häufiger beschäftigt,
sagt er. Philipp Grau ist vom Gründer-
Cup so überzeugt, dass er sich von der
KWT zum Coach hat schulen lassen.
Er wird künftige Cups mitbetreuen.
Dies wurde möglich durch ein weiteres
Angebot der KWT: Im Rahmen von
jUNIts (junge Unternehmer im Trai-
ning) können sich Studenten um Auf-
träge aus Wirtschaft und Uni bewer-
ben, die sie dann eigenständig ab-
wickeln. Unter einer Voraussetzung: Sie
müssen sich dafür probeweise selbst-
ständig machen.
Beim Gründer-Cup können maximal
fünf Teams mit je vier Personen das
Unternehmen Firmengründung unter
realitätsnahen Bedingungen durchspie-
len. Die Voraussetzungen bei dem
computergestützten Planspiel sind für
alle gleich. Beim Cup in Orscholz sollte
ein Fitness-Center aufgebaut und ge-
managt werden. Unter Anleitung
schrieben die Teilnehmer einen Busi-
nessplan, kauften Trainingsgeräte und
stellten Mitarbeiter ein. Nachdem die
virtuellen Unternehmensgründer ihr
Produkt- und Dienstleistungsangebot
sowie ein Marketingkonzept entwickelt
hatten, galt es, sich gegen Konkurren-
ten am virtuellen Markt durchzusetzen.
Im Rahmen von METiS (Motivation
von Existenzgründungen im Saarland)
bietet die KWT auf dem Campus
Saarbrücken weitere Spielvarianten an:
Vom 13. bis 15. Juni geht es um die
Gründung einer Fahrrad-Manufaktur,
vom 26. bis 28. Juni wird virtuell ein
Online-Shop E-Commerce eingerich-
tet, und vom 11. bis 12. Juli treten die
Sieger dieser Cups an zum „Master-
Cup“, bei dem sich der Gewinner für
den nächsten Wettbewerb auf überre-
gionaler Ebene qualifiziert. Die Teil-
nahme an den Gründer-Cups ist
kostenlos. Beate Wehrle
www.uni-saarland.de/metis
Spielerisch Starter-Qualitäten
entwickeln beim Gründer-Cup
Was alles dazu gehört, ein Unternehmen aufzubauen und zu führen, konnten
Studierende der Grenzregion beim zweiten Interregionalen Gründer-Cup im
Cloef-Atrium in Orscholz lernen – und hatten jede Menge Spaß dabei.
Neuer GründerChampion
aus dem Starterzentrum
Zum fünften Mal in Folge hat es ein
Unternehmen aus dem Starterzentrum
geschafft: Als erfolgreiche Gründung
konnte die ElexoPharm GmbH die
Jury des GründerChampion-Wettbe-
werbs 2007 überzeugen und ist saarlän-
discher Champion geworden. Ge-
schäftsführer Axel Koch nahm die
Auszeichnung in Berlin entgegen. Die
ElexoPharm ist eine Ausgründung der
Pharmazeutischen und Medizinischen
Chemie (Prof. Rolf Hartmann) und
erbringt Forschungsdienstleistungen
für die pharmazeutische Industrie, vor
allem zur Entdeckung und Optimie-
rung von Wirkstoffmolekülen.
Kurz notiert
Oben: Die Mettlacher Bürgermeisterin Judith Thieser (r.)
überreicht Matthias Sutter, Emma Suprunova und Philipp Grau
(v.l.) den Ehrenteller der Gemeinde Mettlach. Christian Alt, der
auch zum Sieger-Team der Saar-Uni gehört, war früher zu den
rheinland-pfälzischen Staffelmeisterschaften abgereist. Der
Sportler ist nicht nur als Firmenstarter
top: Beim Saarbrücken-Marathon im Mai
holte er den ersten Platz im Halbmara-
thon. Unten: Die Gründer-Cup-Teams
aus Luxemburg, Trier und der Saar-Uni.
Fotos: KWT
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Der erste Schritt wurde bereits im
Januar 1946 vollzogen, als im
Homburger Landeskrankenhaus mit
Genehmigung der französischen Mili-
tärregierung medizinisch-klinische
Fortbildungskurse eingerichtet wurden.
Da die deutschen Universitäten die An-
erkennung der Kurse ablehnten,
wandte sich Militärgouverneur Gilbert
Grandval an den Rektor der Universität
Nancy, Pierre Donzelot, der ihm aus
der gemeinsamen Zeit in der Résis-
tance bekannt war. Nach mehreren Be-
ratungen beschlossen die Universitäts-
gremien in Nancy die Errichtung eines
„Institut d’Études Supérieures de l’Uni-
versité Nancy en territoire sarrois“, das
dann am 8. März 1947 gegründet
wurde. Im November 1947 wurde diese
Einrichtung in ein von Nancy adminis-
trativ unabhängiges „Höheres Studien-
institut in Homburg“ überführt, an
dem im Februar 1948 auch mit philo-
sophischen, juristischen und naturwis-
senschaftlichen Lehrveranstaltungen
begonnen wurde. Der erweiterte Ver-
waltungsrat des Instituts, der aus fran-
zösischen und saarländischen Mitglie-
dern gebildet wurde, vereinbarte am
9. April 1948 in Paris die Umwandlung
des Homburger Instituts in eine „Uni-
versität des Saarlandes“ sowie den
Umzug der nicht medizinischen Fächer
nach Saarbrücken. Zum ersten Rektor
der neuen Universität wurde der fran-
zösische Physiker Prof. Dr. Jean Barriol
ernannt, im Oktober konstituierten
sich die vier Fakultäten. Mitte Novem-
ber 1948 begann die Universität des
Saarlandes an ihren beiden Standorten
Saarbrücken und Homburg mit dem
Lehrbetrieb. Wolfgang Müller/ML
„60Jahre sind das Zeitfenster der
Zeitzeugen“, sagte Dekan
Michael Menger, der aus Anlass des
Jahrestages zu einem Festakt in den
Großen Hörsaal der Anatomie einge-
laden hatte. Als Studenten der ersten
Stunde schilderten Dr. Reinhold Thie-
len und Erich Dick ihre Erinnerungen
an ihr Studium in Homburg. Dr. Claus
Doenecke, dessen Vater Professor für
Innere Medizin und Dekan war, und
der mit seiner Familie auf dem Campus
wohnte, erzählte aus seiner Kindheit.
An die Zeit des Umbruchs 1968 erin-
nerte Dr. Claus Theres, der berichtete,
wie Rektor Hellmuth Sitte sich schüt-
zend vor die Türen stellte und mit Trit-
ten traktiert wurde, als Studenten eine
Konzilsitzung sprengen wollten. Victor
Speidel sprach über das Studium heute.
Und der frühere Dekan Mathias Mon-
tenarh eröffnete Einblicke in die Kunst
auf dem Homburger Campus. Dass die
Landesregierung den Standort für die
Zukunft ausbauen will, sicherte Minis-
ter Jürgen Schreier zu. Ein Verkauf des
Klinikums stehe außerhalb der Diskus-
sion, sagte er.
Auch Unipräsident Volker Linne-
weber, mehrere Vertreter der „Mutter-
Universität“ Nancy und Oberbürger-
meister Joachim Rippel gratulierten der
Homburger Fakultät zum Jubiläum. Als
besonderer Gast war die frühere Uni-
versitäts- und jetzige HRK-Präsidentin
Margret Wintermantel gekommen und
hielt den Festvortrag. Sie widmete ihn
dem aktuellen Thema des Differenzie-
rungsprozesses der Hochschulen. Die
UniBigband umrahmte die Feier musi-
kalisch. Mit einem virtuosen Zwischen-
spiel auf dem Klavier, das alle im Saal
gefangen nahm, begeisterte Medizin-
student Steffen Buchmann. CE
„Gerne und auch
mit Stolz hat sich
mein Vater der
Gründung der Universität des Saarlandes als
einer Mission im Sinne eines dauerhaften
Friedens und einer aufrichtigen Verständigung
zwischen den beiden Völkern erinnert, aber
auch der Tat- und Willenskraft, die notwen-
dig gewesen waren, Widerstände zu brechen,
Feindseligkeiten zu überwinden, Bereitwillig-
keit zu wecken, Hindernisse zu überwinden
und letztendlich Erfolg zu haben.“
Michelle Boyer-Donzelot
Die Tochter des damaligen Rektors
der Universität Nancy war ebenfalls
zum Festakt auf den
Campus Homburg gekommen.
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60 Jahre Medizinische Fakultät in Homburg
– die Keimzelle der Universität
Wie alles begann
Unter der Ägide der Universität Nancy wurde am
8. März 1947 das Homburger Hochschulinstitut
eröffnet. Bedeutende Persönlichkeiten Frankreichs und
des Saarlandes nahmen an diesem Ereignis im Festsaal
des damaligen Homburger Landeskrankenhauses teil.
Auf dem Weg zur Entstehung der Universität des
Saarlandes im Jahre 1948 markierte die Gründung des
Homburger Hochschulinstituts den zweiten
entscheidenden Schritt.
Feier mit Zeitzeugen
Eröffnung des Homburger Instituts am 8. März 1947
Foto: Archiv
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„Tausche Mantel gegen Kartoffeln“
– solche Kleinanzeigen waren in
den Zeitungen damals oft zu finden; so
auch auf der Rückseite eines Artikels
über die Gründung des Homburger
Instituts vor 60 Jahren, der heute im
Archiv der Uni verwahrt wird. Nach
dem Krieg lag das Land in Schutt und
Asche. Es wurde ums Überleben ge-
kämpft. Essen zu beschaffen prägte
den Tagesablauf. Aber die „Antwort
auf die Not ist der Hunger nach
Geist“, sagte Präsident Volker Linne-
weber in seinem Grußwort. Und so
wurde in dieser Zeit das Homburger
Hochschulinstitut gegründet – mit
Hilfe des Landes, das kurz zuvor noch
„Erbfeind“ war. Die Studenten kamen
aus Krieg oder Gefangenschaft, und
wohl einige der etwa 100 Studienan-
fänger konnten es kaum glauben, jetzt
studieren zu können. Wie war das, da-
mals zu studieren? Die Studenten
wohnten auf dem Campus, Studentin-
nen und Studenten streng getrennt – es
gab sogar Anstandsdamen, wie sich Dr.
Reiner Thielen und Erich Dick erin-
nerten. Die Verpflegung kam aus der
Krankenhausküche. Es gab genug Brot,
Pellkartoffeln und manchmal Fleisch,
die Zimmer waren geheizt. „Das war
1947 nicht selbstverständlich. Wir wa-
ren gegenüber der übrigen Bevölke-
rung eindeutig privilegiert“, so Dr.
Gert Schoengen, auch ein Student der
ersten Stunde. Die Vorlesungen wur-
den auf Französisch gehalten – oft ein
Problem für die Studienanfänger. Zu-
mal es keine Bücher gab. Aber die Pro-
fessoren und Assistenten, die in der An-
fangszeit zwischen Nancy und Hom-
burg pendelten, verteilten Resümees.
Ein sehr persönliches Verhältnis ver-
band die wenigen Studenten mit den
Professoren. Die Studenten veranstal-
teten den ersten Medizinerball, grün-
deten den ersten Uni-Sportverein. „Wir
fühlten uns auf dem Campus zu
Hause“, so Dr. Thielen. Als deutsche
Universitäten die Hochschulkurse nicht
anerkannten und der Verdacht aufkam,
Homburg könne nur Übergangslösung
sein, streikten die Studenten 1948, was
zusammen mit der Bereitschaft der
Universität Nancy, in die Bresche zu
springen, der Keimzelle unserer Uni-
versität zum Leben verhalf. CE
„Ich konnte
kaum glauben, das
ersehnte Medizin-
studium aufnehmen
zu können. Zwei
Jahre waren es erst
her, dass mich eine
amerikanische Voraustruppe aus einem Stol-
len in der Nähe von Blieskastel herausgeholt
hatte. Festzuhalten ist, dass es ohne den guten
Willen des einstigen ‘Erzfeindes’ nie zur
Gründung der Universität gekommen wäre.“
Dr. Gert Schoengen
Student der ersten Stunde
Zum Jubiläum ist
die von Univer-
sitätsarchivar Dr.
Wolfgang Müller
(Foto) herausge-
gebene Publika-
tion „Streiflichter
zur Gründung des Homburger
Hochschulinstituts vor 60 Jahren“
erschienen. Die von Fakultät und
Archiv gestaltete Jubiläums-Aus-
stellung wird am Tag der offenen
Tür (23. Juni) in der Aula auf dem
Campus Saarbrücken zu sehen sein.
Außerdem erschienen ist eine Bro-
schüre des Instituts für aktuelle
Kunst zur Kunst auf dem Hom-
burger Campus. Die Reden zur
Feierstunde werden in den Univer-
sitätsreden veröffentlicht.
Studieren nach dem Krieg
Idylle in harten Zeiten: Studenten
auf dem Homburger Campus 1947
Fotos: Archiv
Fahrdienst Nancy–Homburg
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„In der Summe bietet das Hoch-
schulsportzentrum in diesem Se-
mester wöchentlich 256 Stunden betreu-
tes Sportprogramm in rund 50 Sport-
arten an“, erläutert der Leiter des Hoch-
schulsportzentrums Rolf Schlicher.
In Saarbrücken ist der Bereich Tanz-
sport um neue Kurse wie Salsa für
Fortgeschrittene, Ballett und HipHop
erweitert worden, und auch das Ange-
bot an Yoga- und Pilates-Kursen wurde
aufgrund der hohen Nachfrage ausge-
baut. Mit auf dem Programm sind
Sommer-Sportarten wie Rudern,
Beachvolleyball, Tennis, Rugby oder
der Rennradtreff. Darüber hinaus bie-
tet das Hochschulsportzentrum auch
Workshops an, zum Beispiel Rudern,
Kajak- und Kanufahren, Klettern
oder Fahrradtechnik. Neu: In Zu-
sammenarbeit mit der TU Darm-
stadt finden drei mehrtägige Kurse
„Golf in Frankreich“ am Lac de
Madine in Lothringen statt. Während
der vorlesungsfreien Zeit stehen außer-
dem Exkursionen auf dem Programm
– Segeln und Windsurfen in der Bre-
tagne, Kajak-Wildwasserexkursionen in
den Hautes Alpes und Rudern auf den
Ratzeburger Seen. Das umfangreichste
Angebot des Hochschulsports ist das
Uni-Fit Hochschulsport-Fitness-Zen-
trum. Parallel zum regulären Programm
ist es rund 50 Stunden pro Woche
geöffnet. Hier bieten die Übungsleiter
den Trainierenden individuelle Bera-
tung zu günstigen Preisen.
Ein besonderer Schwer-
punkt dieses Sommerse-
mesters ist das Projekt
„Uni in Bewegung“ für
Bedienstete: An jedem
Wochentag werden um die
Mittagszeit zwei bis drei
verschiedene Kurse ange-
boten – präventive Aus-
gleichsgymnastik, präven-
Mit einem Empfang beim Univer-
sitätspräsidenten hat die Univer-
sität am 7. Februar 2007 die heraus-
ragenden Leistungen ihrer Spitzen-
sportler gewürdigt. Auch Vertreter aus
Politik und Sportverbänden, darunter
die Staatssekretärin des saarländischen
Ministeriums für Inneres, Familie,
Frauen und Sport Gaby Schäfer, der
Präsident des Landessportverbands für
das Saarland Gerd Meyer und der
Leiter des Olympia-Stützpunkts Rhein-
land-Pfalz/Saarland Steffen Oberst,
beglückwünschten die Kader-Athleten
sowie die Studierenden, die bei Hoch-
schulmeisterschaften Erfolge erzielten.
Sie alle betonten die gute, studien-
platznahe Betreuung der Sportler in
Saarbrücken, die Leistungssport und
Studium miteinander vereinbar macht.
Uni-Präsident Prof. Linneweber über-
reichte den Sportlern als Zeichen der
Anerkennung ihrer Leistungen eine
Medaille der Universität.
Linneweber betonte in seiner An-
sprache die Bedeutung des Hochschul-
sportzentrums unter der Leitung von
Rolf Schlicher: Mit jährlich rund 350
Sportveranstaltungen in fast 60 Sport-
arten stelle es die Basis für die be-
achtlichen Erfolge saarländischer Stu-
dierender bei nationalen und inter-
nationalen Hochschulmeisterschaften
dar.
Roland Rebmann
Fit für den Sommer
Sport an der Uni – mit insgesamt 148 verschiedenen Kursterminen pro
Woche ist die Auswahl größer denn je.
Uni ehrt ihre
Spitzensportler
tives Krafttraining sowie Walking
(dienstags). Die Kurse dauern immer
vom 1. April bis zum 30. September
und vom 1. Oktober bis zum 31. März.
Ein Einstieg ist jederzeit möglich.
Zusätzlich wurde „Uni in Bewegung“
um ein Online-Angebot erweitert: Auf
der Internetseite des Hochschulsports
findet man effektive Mobilisations-,
Dehn- und Kräftigungsübungen, die
sich arbeitsplatznah und ohne großen
Aufwand ausüben lassen. Dadurch soll
Fehlbelastungen, die durch überwie-
gend sitzende Tätigkeiten entstehen,
gezielt vorgebeugt werden. GS
Infos und Anmeldung:
www.uni-saarland.de/
hochschulsport
unter „Uni in Bewegung“
Empfang beim Unipräsidenten: Professor Linneweber unterhält sich mit Spitzensport-
lern der Saar-Uni und überreicht Medaillen. Foto: Roland Rebmann
Fotos: Hochschulsport
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Es gibt Kaffee und Tee aus fairem
Handel und alkoholfreie Getränke –
das KHG-Café im Edith-Stein-Zen-
trum auf dem Campus ist ein für alle
offener Ort zum Lesen und Lernen, für
Begegnung und Gespräch. Und zum
Entspannen: Im Sommer ist auch der
malerische Innenhof geöffnet. Seit
etwa zwei Jahren besteht das Café der
Katholischen Hochschulgemeinde in
seiner jetzigen Form. Betrieben wird es
rein ehrenamtlich. „Das Team besteht
zurzeit aus rund 20 Studierenden“, er-
zählt Pascale Meyer, die das Café-Pro-
jekt seit Oktober vergangenen Jahres
als neue Pastoralreferentin betreut. Die
meisten Mitarbeiter gehören zur KHG-
Gemeinde, doch jeder könne mitma-
chen, sagt sie. Das erwirtschaftete Geld
fließt jährlich in zwei soziale Projekte,
die die Studenten sel-
ber auswählen. Da
die Betriebskosten
des Cafés von der
Katholischen Hoch-
schulgemeinde über-
nommen werden,
kommen dabei recht stattliche Beträge
zusammen. Das zeigte sich im Mai bei
der ersten Spendenübergabe: Jeweils
1 700 Euro übergab das Team an eine
Schulpatenschaft in Madagaskar und an
ein Zentrum für Beratung und Reha-
bilitation in Indien – beides Projekte,
mit denen die Studierenden auch
persönlich etwas verbindet. GS
Das KHG-Café ist während der
Vorlesungszeit montags bis mitt-
wochs von 11 bis 15 Uhr geöffnet.
Fairer Brunch im KHG-Café
Im Sommersemester veranstaltet
die Hochschulgruppe Universal in
Kooperation mit NES (Netzwerk
Entwicklungspolitik Saar) monat-
lich einen fairen Bio-Brunch im
KHG-Café. Nächster Termin ist
der 4. Juli von 10 bis 14.30 Uhr.
Angeboten werden leckere Bio-
Produkte aus der Region und Pro-
dukte aus fairem Handel.
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2007
Heute nicht in die Warteschlange!
Wer diesen Vorsatz gefasst hat
und sich auf eine entspannte Mittags-
pause mit Bedienung beim Essen freut,
ist im Restaurant „Schlemmereule“ im
Mensa-Erdgeschoss richtig. An den
frisch eingedeckten Tischen geht es ein
wenig gediegen zu – was aber gerade
die Besucher schätzen, die sich in Ruhe
unterhalten möchten. Viele Professo-
ren gehören daher zum
Stammpublikum. Doch auch
immer mehr Studenten
essen hier zu Mittag. „Un-
sere Klientel ist gemischt“,
sagt Djamel Boutemeur
(Foto). Der aus Nordalge-
rien stammende Franzose
hat den Familienbetrieb vor
drei Jahren von seinem Vater
übernommen, der das Restaurant seit
1976 geführt hat. Um auch für Studen-
ten attraktiv zu sein, muss Boutemeur
sehr günstige Preise anbieten: „Wir
sind das billigste Restaurant im ganzen
Saarland“, meint er. So kostet ein
Großteil der Gerichte zwischen vier
und fünf Euro, und ein gemischter
Salatteller ist schon für 2,60 Euro zu
haben. Auch die Getränke sind günstig.
Neu im Angebot: Ein Stu-
denten-Spezialessen. „Das
heißt, es gibt zwei Essen
und zwei nicht-alkoho-
lische Getränke zu einem
Gesamtpreis um die sechs
Euro“. Und wie wird ge-
kocht? „Wir bieten inter-
nationale Küche an und
servieren keine Fertigge-
richte, sondern verarbeiten frische
Waren“, betont Djamel Boutemeur.
Darüber wacht auch Chefkoch Henri
Flockerzie, der viele Jahre bei Victor’s
Hotel auf dem Rodenhof gekocht hat.
Etwa 30 Essen stehen auf der Speise-
karte, die wöchentlich variiert. Immer
mit dabei: Salate, vegetarische Gerichte,
Überbackenes und – besonders beliebt
– Couscous in verschiedenen Variatio-
nen. Auch Chicken Crossies, Hähnchen
Cordon bleu und Merguez mit Pom-
mes und Harissa werden ständig nach-
gefragt, so dass sie immer auf der Kar-
te stehen. Platz im Restaurant gibt es
genug: Drinnen stehen 250 Sitzplätze
zur Verfügung, im Sommer auf der
Terrasse weitere 40. Übrigens: Wer zum
Espresso auf seinem Laptop im Inter-
net surfen will, kann dies hier problem-
los tun – dank der neu installierten
„hot spots“ des W-Lan. Für Feierlich-
keiten und Seminare gibt es drei Räume,
die ab 20 Personen auch abends oder
am Wochenende buchbar sind. „Dann
bieten wir ein kaltes oder warmes Büf-
fet an oder ein Menü ab 11,50 Euro“,
erläutert Djamel Boutemeur. GS
Reguläre Öffnungszeiten: von Montag bis
Freitag von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr.
Tel. (0681) 302-3050
Uni-Gastronomie:
Restaurant Schlemmer-Eule
Studieren und Arbeiten auf dem Campus – dazu gehört auch das
Essengehen oder das Zusammensitzen bei einem Kaffee, sei es in der
Mensa oder einem anderen gastronomischen Betrieb. Wo es was zu essen
und zu trinken gibt, stellen wir in einer campus-Serie vor und beginnen in
dieser Ausgabe mit dem Restaurant „Schlemmer-Eule“ im Erdgeschoss
der Mensa, das erst kürzlich nach Renovierung neu eröffnet wurde.
Kaffeetrinken
für soziale Zwecke
Der Erlös aus dem Betrieb des KHG-Cafés fließt in soziale
Projekte: Insgesamt 3 400 Euro hat das ehrenamtlich
arbeitende Studenten-Team im Mai gespendet.
Das KHG-Team bei der Spendenübergabe. Foto: KHG
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Am Samstag, dem 23. Juni, lädt die
Universität ab 9 Uhr alle Interessenten
ein zum Tag der offenen Tür. Der
Saarbrücker Campus verwandelt sich
wieder in eine Fest- und Erlebnismeile
für die ganze Familie. Geboten wird
eine bunte Mischung aus Vorträgen,
Vorführungen und Mitmachangeboten
für Jung und Alt. Für angehende Stu-
denten ist der Tag eine ideale Möglich-
keit, Uni-Luft zu schnuppern und auch
die neuen Studiengänge kennen zu ler-
nen. Auf der AC-Wiese wird für Kin-
der ab drei eine Betreuung angeboten;
ein spezielles, betreutes Programm
richtet sich an Kinder von 10 bis 13
Jahren.
Infos: KWT, 0681-302-2656,
www.uni-saarland.de/de/info/tdot/
Ausstellung Kindheit in der Antike,
bis 24. Juni, Römische Villa Borg, Perl-
Borg (Di.-So., 11 bis 18 Uhr). Hatten
römische Kinder ein Kinderzimmer?
Wie sah der antike Schulalltag aus? Wel-
chen Bezug hatten Väter zu ihren
Kindern? – Das sind nur einige The-
men der Ausstellung, die Studierende
der Geschichte und Alten Geschichte
in einer fachdidaktischen Übung unter
Leitung von Christine van Hoof kon-
zipiert und mit der Römischen Villa
Borg realisiert haben. Die Studenten
stellten archäologische Funde aus dem
Saarland zum Leben römischer Kinder
zusammen, entwarfen Poster und rich-
teten einen interaktiven Arbeitsplatz
ein. www.villa-borg.de, www.uni-
saarland.de/antike
Die international renommierte Archi-
tekturforscherin und Direktorin der
Bibliotheca Hertziana in Rom (Max-
Planck-Gesellschaft), Prof. Elisabeth
Kieven, wird auf Einladung des Kunst-
historikers Prof. Klaus Güthlein am 5.
Juli in Gebäude B3 2, HS 003, auf dem
Saarbrücker Campus einen Vortrag
zum Thema „Römische Plätze des
18. Jahrhunderts“ halten.
Die Saar Ferngas AG wird im Oktober
erstmals mit dem „Promotionspreis
Energie“ herausragende Promotions-
arbeiten aus den Bereichen Energie-
technik, Energiebetriebswirtschaft,
Energierecht und aus verwandten The-
mengebieten auszeichnen. Der Preis ist
mit 10 000 Euro dotiert und wird an
den Universitäten des Saarlandes, Kai-
serslautern und Trier vergeben.
Teilnahmebedingungen unter
www.saar-ferngas-neue-talente.de
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tuell
Mehr als 400 Mädchen kamen am Girls’
Day auf den Campus Saarbrücken und
besuchten Vorträge aus der Chemie, In-
formatik, Physik, Mechatronik und den
Werkstoffwissenschaften. Fatima, The-
resa, Kira, Laura und Anna vom Ludwigs-
Gymnasium Saarbrücken waren begeis-
tert und haben nun auch für den Tag der
offenen Tür am 23. Juni einen Besuch auf
dem Campus Saarbrücken fest einge-
plant. Beate Wehrle/Foto: KWT
Ausgezeichnet Sprachen gelernt hat
Agnieszka Kabacinska. Das Sprachenzen-
trum zeichnete die Absolventin des Fran-
zösisch-Aufbaukurses jetzt als „beste
Lernerin der Sprach-Intensivkurse“ aus.
Die junge Polin konnte sich gegen rund
200 Teilnehmer in den Kriterien Leistung,
Lernfortschritt und sprachliche Kreativi-
tät durchsetzen. Sprachenzentrums-Leiter
Dr. Peter Tischer überreichte in einer
kleinen Feier den Preis, einen Gutschein
für einen Intensivsprachkurs und ein
Hörbuch.
Amtsblatt ab 1947
lückenlos online
Im Amtsblatt des Saarlandes werden
alle Gesetze verkündet, die der Landtag
verabschiedet hat. Seit 1999 wird es im
Internet veröffentlicht (www.amtsblatt.
saarland.de). Dass auch die Jahrgänge
1947 bis 1998 online nachzulesen sind,
ist einer Kooperation von Prof. Chris-
toph Gröpl, Lehrstuhl für Staats- und
Verwaltungsrecht, mit der Staatskanzlei
und dem IT-Innovationszentrum Saar-
land zu verdanken. In über 600 Ar-
beitsstunden wurden alle Jahrgangs-
bände eingescannt. Eine Suchmaschine
ermöglicht die Recherche nach Stich-
wörtern. Mitte April schalteten Staats-
kanzlei-Chef Karl Rauber (l.) und Prof.
Gröpl (r.) den lückenlosen Online-
Auftritt frei. Das Angebot erleichtert
die Rechtsanwendung vor allem für
Altfälle. red
www.amtsblatt.uni-saarland.de
Um neu berufenen Professoren den
Aufbau ihrer Arbeitsgruppe zu erleich-
tern, hat der ständige Vertreter des
Vizepräsidenten für Verwaltung und
Wirtschaftsführung, Gerhard Korz, im
Mai zu einer Informationsveranstal-
tung eingeladen: Personalentwicklung
und Befristung standen im Mittelpunkt
der Vorträge, die Korz gemeinsam mit
Mitarbeitern der Personalabteilung an-
bot. Sie informierten über die verschie-
denen Befristungsmöglichkeiten des
wissenschaftlichen Personals, beleuch-
teten die rechtlichen Hintergründe und
gaben Erläuterungen und Hilfestellun-
gen. Aufgrund der großen Nachfrage
und der positiven Rückmeldungen wird
die Veranstaltung in einem Weiterbil-
dungsangebot fortgesetzt. CE
Informationen bei Gerhard Korz:
0681/302-2600
Informationen zu Personalentwicklung und Befristung
Tipps
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2007
deutscher Kulturgüter aus der Russi-
schen Föderation baute Fiedler die
rechtliche Position der Bundesregie-
rung in den Verhandlungen mit der
Russischen Föderation zur Lösung der
politisch sensiblen Beutekunstproble-
matik entscheidend mit auf. Außerdem
hat er den Vorsitz in der Fachgruppe
Rechtsfragen der Gemeinsamen
Deutsch-Russischen Kommission zur
beiderseitigen Rückführung von Kul-
turgütern inne und arbeitete die prak-
tischen Voraussetzungen für die Rück-
führung kriegsbedingt verbrachter Kul-
turgüter mit aus. Von 1993 bis 2000
leitete Fiedler die deutsche Delegation
bei den Rückführungsverhandlungen.
red
Rechts-
und Wirtschaftswissenschaften
Zum 31. März ist Prof. Dr. Horst
Glaser in den Ruhestand getreten.
Die Venia legendi wurde verliehen an
Privatdozent Dr. Lutz Richter für das
Fach Betriebswirtschaftslehre.
Zum zweiten Mal hat das Hasso-
Plattner-Institut für Softwaresystem-
technik (HPI) in Potsdam die Ehrung
des HPI-Fellows vergeben: Nach Bun-
deskanzlerin Merkel wurde Prof. Dr.
Dr. h.c. mult. August Wilhelm Scheer
ausgezeichnet.
Sprach-, Literatur- und
Kulturwissenschaften
Zum 31. März ist Prof. Dr. Jeanne
Bem in den Ruhestand getreten.
Die Venia legendi wurde verliehen an
Dr. Ute Fendler für Romanische Lite-
ratur- und Kulturwissenschaft.
Medizin
Dr. Frank Becker, Mitarbeiter der
Klinik für Urologie und Kinderuro-
logie (Direktor Prof. Michael Stöckle),
hat den mit 5 000 Euro dotierten Preis
für die beste wissenschaftliche Veröf-
fentlichung des Jahres 2006 im führen-
den urologischen Journal „European
Urology“ erhalten. Ausgezeichnet wur-
de er für zwei Publikationen zu
neuesten Erkenntnissen bei nierener-
haltenden Tumoroperationen.
Mathematik und Informatik
Die Venia legendi wurde verliehen an
Dr. Michael Breuß für Mathematik.
Zum 31. März wurde Prof. Dr. Gun-
nar Arnvid Brosamler entpflichtet
und Prof. Dr. Horst Hischer auf eige-
nen Antrag in den Ruhestand versetzt.
Prof. Dr. Sergej Rjasanow hat den
Preis für beste Lehre in der Fachrich-
tung Mathematik für das letzte Winter-
semester erhalten.
Chemie, Pharmazie, Bio- und
Werkstoffwissenschaften
Zum 31. März ist Prof. Dr. Helmut
Bley in den Ruhestand getreten.
Prof. Helge Bode hat im März auf
den 19. Irseer Naturstofftagen der
DECHEMA den diesjährigen, mit
2 000 Euro dotierten DECHEMA-
Nachwuchswissenschaftler-Preis für
Naturstoff-Forschung erhalten.
Die Venia legendi wurde verliehen an
Dr. Matthias Bureik für das Fach Bio-
chemie und Molekularbiologie, an Dr.
Ute Rabe für das Fach Werkstoff-
technik, an Dr. Andreas Tholey für
das Fach Analytische Biochemie und an
Dr. Joachim Wagner für das Fach
Physikalische Chemie.
Der langjährige Professor für
Staats-, Verwaltungs- und Völker-
recht unserer Universität, Prof. Dr.
Wilfried Fiedler, wurde mit dem Ver-
dienstkreuz am Bande des Verdienst-
ordens der Bundesrepublik Deutsch-
land geehrt. Minister Jürgen Schreier
überreichte die Auszeichnung Anfang
des Jahres im Auftrag des Bundespräsi-
denten. Der Minister würdigte Prof.
Fiedler als international renommierten
Experten des Völkerrechts und des
Kulturgüterschutzes. Fiedler gilt über
die Grenzen Deutschlands hinaus als
ausgewiesener Kenner des Internatio-
nalen Völkerrechts, und er hat maß-
geblich zum hohen Ansehen der deut-
schen Wissenschaft in diesem Fachge-
biet beigetragen. 1986 gründete er die
Forschungsstelle „Schutz und Rückfüh-
rung von Kulturgütern im geltenden
Völkerrecht“, die er bis heute leitet. Als
Verfasser eines Gutachtens zu völker-
rechtlichen Fragen der Rückführung
Bundesverdienstkreuz
für Professor Wilfried Fiedler
Aus den Fakultäten
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Helena
Benitez
verstorben
Im Alter von 93 Jahren verstarb am
24. April Helena Benitez, die erst
im vergangenen Jahr der Uni-
versität ihr Mehrfamilienhaus in
der Saarbrücker Innenstadt ver-
macht hatte. Die Gönnerin, gebür-
tige Saarländerin aus Landsweiler-
Reden, lebte in vielen Ländern
rund um den Globus. Als junge
Frau hatte sie in Spanien den kuba-
nischen Maler Wilfredo Lam ken-
nen gelernt, den sie in Paris heira-
tete. Während ihrer gemeinsamen
Zeit von 1939 bis 1950 waren die
Eheleute mit Pablo Picasso be-
freundet. Mit ihrem zweiten Ehe-
mann, dem Kubaner Fabia Benitez,
kehrte Helena Benitez 1972 ins
Saarland zurück. GS
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2007
Ehrendoktorwürde
für Prof. Schneider
Die Universität Athen hat dem
Saarbrücker Professor für An-
gewandte Geochemie und Geologie
Dr. Horst Schneider die Ehrendok-
torwürde verliehen. Sie zeichnete da-
mit sein wissenschaftliches Gesamt-
werk und seine geologischen For-
schungen im griechischen Raum aus.
Prof. Schneider war von 1971 bis
1993 Professor an der Saar-Univer-
sität, führte geologische Forschungs-
arbeiten im Saarland, in Grie-
chenland, im Sudan und im Libanon
durch und beschäftigte sich unter
anderem mit Aspekten des Schutzes
der Gewässer und des Waldökosys-
tems. Auch bei der Planung natur-
kundlicher Museen in Athen und
Sparta wirkte er mit. Gastprofessuren
führten ihn an die Universitäten
Khartum und Brüssel. WM
Pädiatrische Kardiologie und
Kardiochirurgie – Vergangenheit –
Gegenwart – Zukunft: Unter diesem
Motto stand das in der Uni-Kinder-
klinik veranstaltete Symposium für
Prof. Walter Hoffmann, der nach über
vier Jahrzehnten segensreichen Wir-
kens in Homburg als langjähriger
Direktor der Klinik für Kinderkardio-
logie in den Ruhestand verabschiedet
wurde. Der Ärztliche Direktor Prof.
Hans Köhler würdigte die vielfältigen
Verdienste des scheidenden Kollegen.
Auch der Dekan der Medizinischen
Fakultät Prof. Michael D. Menger
dankte für 40 Jahre Engagement,
Enthusiasmus und Erfolg auf dem
Homburger Campus. Er erinnerte an
Hoffmanns sensible, harmonische Zu-
sammenarbeit in der Fakultät und hob
seine Aktivitäten in der akademischen
Selbstverwaltung als Prodekan des
Fachbereichs Klinische Medizin und
von 1999 bis 2001 als Vizepräsident der
UdS für Lehre und Studium hervor. In
besonderer Weise widmete sich Prof.
Hoffmann auch der Kooperation mit
der Medizinischen Akademie Tver/
Russland, die ihn zum Ehrenprofessor
ernannt hat. Die Fachvorträge zur
Kinderkardiologie und zur pädiatri-
schen Kardiochirurgie dokumentierten
die rasante diagnostische Entwicklung
und die künftigen Perspektiven, da sich
die Homburger Klinik als „Kompe-
tenzzentrum für Angeborene Herz-
fehler“ in ein bundesweites Netzwerk
integriert hat. WM
Ehrendoktorwürde
für Prof. Maurer
Die belgische Universität Gent
hat beim Festakt ihres „Dies
Natalis“ dem Leiter der Abteilung
Experimentelle und Klinische Toxi-
kologie Prof. Dr. Hans H. Maurer die
Ehrendoktorwürde verliehen. Maurer
erhielt die hohe Auszeichnung für
seine herausragenden wissenschaft-
lichen Leistungen auf dem Gebiet
der Analytischen Toxikologie und des
Metabolismus von Arznei- und Sucht-
stoffen. Laudator Prof. Willy Lambert
erläuterte die internationale Vorrei-
terrolle von Maurers Arbeitsgruppe.
Dazu hätten zahlreiche wegweisende
Publikationen zur GC-MS- und LC-
MS-Analytik in führenden Zeitschrif-
ten beigetragen sowie die kürzlich in
4. Auflage erschienene Massenspek-
trensammlung von Arznei- und Gift-
stoffen und ihren Stoffwechselpro-
dukten, das weltweite Referenzwerk.
Auch auf dem Gebiet des Isoenzym-
abhängigen Metabolismus von Desig-
nerdrogen seien Maurers Arbeiten
wegweisend. Lambert betonte, dass
die Bedeutung von Maurers wissen-
schaftlichen Leistungen bereits durch
die Verleihung der höchsten Preise
zweier internationaler Fachgesell-
schaften bestätigt worden sei.
Die Mitgliederversammlung der
„Vereinigung der Freunde der
Universität des Saarlandes“ hat am 12.
Februar den stellvertretenden Vor-
standsvorsitzenden der Saar LB, Tho-
mas Christian Buchbinder, neu in den
Vorstand gewählt. Dem Kuratorium
gehören erneut Dr. Kurt Bohr sowie
erstmals der Vorstandsvorsitzende der
Saarland Versicherungen, Jörg Toma-
lak-Plönzke, und der Dudweiler Be-
zirksbürgermeister Walter Rodermann
an. Als Kassenprüfer fungieren Ger-
hard Escher und Ralf Gebler. Einstim-
mig genehmigten die Freunde den
Tätigkeits- und Kassenbericht sowie
den Haushaltsplan 2007 mit einem Vo-
lumen von rund 120 000 Euro. Die
Mittel werden für Stipendien, Zuschüs-
se zum Druck herausragender Disser-
tationen, für Literatur, Geräte, Appa-
rate, Tagungen, die Forschungsförde-
rung einzelner Institute sowie zur
Unterstützung notleidender Studieren-
der verwendet. Universitätspräsident
Volker Linneweber informierte über
die aktuelle Situation der Universität.
Prof. Frank Mücklich stellte die „Sala-
mitaktik im Nanokosmos – das Aben-
teuer der Tomographie mit Ionenstrah-
len“ vor und beleuchtete die Entwick-
lung von Hochleistungswerkstoffen.
An der Spitze der 1952 gegründeten
„Vereinigung der Freunde“ mit ihren
470 Mitgliedern steht als Präsident der
Ehrensenator der UdS Dr. Max Häring.
Die „Vereinigung“ verleiht jährlich den
Dr. Eduard-Martin-Preis für exzellente
Dissertationen, engagiert sich für die
enge und dauerhafte Verbindung zwi-
schen Universität und Bevölkerung und
fördert Forschung und Lehre an der
Saar-Uni. Auch neue Mitglieder sind
mit einem Jahresbeitrag von 35 Euro
stets willkommen. WM
Informationen bei Geschäftsführer
Prof. Torsten Stein, Tel: 0681/302-
3695, [email protected]
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en 40 Jahre
segensreiches
Wirken für
kranke Kinder
Freunde der Uni trafen sich
Prof. Walter Hoffmann (l.) mit seinem
Nachfolger als Direktor der Klinik für
Kinderkardiologie Prof. Hashim Abdul-
Khaliq. Foto: Helene Rafflenbeul
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Prof. Dr.
Carl Wetter
85 Jahre
Am 8. März beging
der emeritierte Pro-
fessor für Botanik
und Virologie Carl
Wetter seinen 85. Geburtstag. In Reck-
linghausen geboren, absolvierte er das
Studium der Naturwissenschaften in
Mainz und wirkte an der Biologischen
Bundesanstalt für Land- und Forstwirt-
schaft in Braunschweig. 1963 setzte er
seine wissenschaftliche Laufbahn am
Botanischen Institut unserer Universität
fort und habilitierte sich 1968 im Fach
„Botanik einschließlich Virologie“. Rund
ein Vierteljahrhundert begleitete der Jubi-
lar Generationen von Studierenden.
Längere Forschungsaufenthalte führten
ihn auch in die USA, nach Brasilien, Ita-
lien und Taiwan. Außerdem übernahm er
unter anderem als Prodekan und Senator
Aufgaben in der akademischen Selbstver-
waltung der Mathematisch-Naturwissen-
schaftlichen Fakultät.
Prof. Dr.
Max Mangold
85 Jahre
Am 8. Mai feierte
der Professor für
Phonetik Dr. Max
Mangold seinen 85.
Geburtstag. In Basel geboren, studierte
der Jubilar in seiner Heimatstadt, in Genf,
Paris und London und fungierte unter
anderem als Dolmetscher der Vereinten
Nationen an der koreanischen Demarka-
tionslinie. Nach der Promotion bei Wal-
ter von Warburg und der Habilitation in
Basel übernahm er 1957 einen Lehrauf-
trag an unserer Universität und vollzog
die Umhabilitation nach Saarbrücken, wo
er die Phonetik, Sprachwissenschaft und
Dialektologie in Forschung und Lehre in
außerordentlicher Breite vertrat. Prof.
Mangold begeisterte die Studierenden
durch seine weitgefächerten Lehrveran-
staltungen und seine faszinierende sin-
guläre Sprachbegabung. Er ist Mitheraus-
geber des Forum Phoneticum, der Pho-
netica Saraviensis und der Africana Sara-
viensis Linguistica. Unter anderem hat er
das 2005 in sechster Auflage erschienene
Duden Aussprachewörterbuch sowie
zahlreiche Arbeiten zu saarländischen
Mundarten vorgelegt und betreut.
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2007
Prof. Dr.
Georg Dhom
85 Jahre
Über zwei Jahr-
zehnte – von 1965
bis 1988 – prägte er
das Pathologische
Institut am Universitätsklinikum Hom-
burg, stand in der Zeit des hochschulpo-
litischen Umbruchs 1969/70 als Dekan
an der Spitze der Medizinischen Fakultät,
hat den Landesverband für Krebsbe-
kämpfung initiiert und geleitet und das
bundesweit einzigartige Saarländische
Krebsregister gefördert. Am 16. Mai
konnte Prof. Georg Dhom seinen 85.
Geburtstag begehen. In Bad Endorf in
Oberbayern geboren, studierte er an den
Pathologischen Instituten in Regensburg
und Würzburg, wo er sich 1954 habili-
tierte. In seinem weiten Oeuvre widmete
er sich der Pathologie der endokrinen
Organe der Nebenniere und der Prostata
und publizierte 2001 eine „Geschichte
der Histopathologie“. Der Träger des
Großen Bundesverdienstkreuzes und der
Ernst-von-Bergmann-Plakette gehört seit
1971 auch der Akademie der Naturfor-
scher Leopoldina an.
Prof. Dr.
Gerhard Lüke
80 Jahre
80 Jahre alt wurde
am 21. Februar der in
Hildesheim geborene
emeritierte Professor
für Prozessrecht, Bürgerliches Recht und
Arbeitsrecht Gerhard Lüke. Nach seiner
Habilitation in Frankfurt kam er 1961 auf
den Saarbrücker Campus und lehnte
Rufe nach Tübingen und Frankfurt ab.
Der außerordentlich engagierte akademi-
sche Lehrer hat unter anderem den so
genannten „Münchener Kommentar“
zum Zivilprozessrecht, diverse Fallsamm-
lungen, Gesamtdarstellungen und die
„Juristische Schulung“ herausgegeben.
Als Dekan leitete er 1990/91 die Rechts-
und Wirtschaftswissenschaftliche Fakul-
tät und gehörte mehreren Gremien des
Deutschen Hochschulverbandes an. Der
Ehrendoktor der Keio Universität pflegte
außerdem intensive wissenschaftliche Be-
ziehungen zu japanischen Universitäten
und begründete 1987 die „Deutsch-Japa-
nische Gesellschaft in Saarbrücken e.V.“,
deren Ehrenpräsident er heute ist.
Prof. Dr.
Gottfried
Harbauer
80 Jahre
Seit 1958 ist Prof.
Dr. Gottfried Har-
bauer, der am 18. Mai 1927 in Böhmisch-
Petersdorf geboren wurde, der Medizini-
schen Fakultät verbunden. Nach den Stu-
dienjahren in München und der weiteren
Ausbildung in den USA und in Würzburg
wirkte er in Homburg zunächst im Be-
reich der kardiologischen Diagnostik und
bei der ersten Implantation von Herz-
schrittmachern mit. Seit 1964 widmete er
sich dem Aufbau der Abteilung für Expe-
rimentelle Chirurgie. Nach der Habilita-
tion 1969 konnte er 1972 das von ihm
geplante neue Institut für Klinisch-Expe-
rimentelle Chirurgie beziehen, das er ab
1974 über zwei Jahrzehnte lang als Direk-
tor leitete und zu einer Serviceeinrich-
tung der gesamten Fakultät ausgestaltete.
Außerdem agierte er als Tierschutzbe-
auftragter und in mehreren Wahlperioden
als Prodekan seines Fachbereichs.
Texte: WM
Die Universität gratuliert
Festkolloquium für Prof. Rudolf Richter
Mit einer Festveranstaltung gratulierte die Rechts- und Wirtschafts-
wissenschaftliche Fakultät ihrem Emeritus für Nationalökonomie,
insbesondere Wirtschaftstheorie, Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Richter, zum
80. Geburtstag. Damit ehrte sie – so Dekan Prof. Joachim Zentes – den
„Doyen der Saarbrücker Volkswirte“. Prof. Dieter Schmidtchen porträ-
tierte den Jubilar als außerordentlich engagierten akademischen Lehrer,
Pionier der modernen Institutionenökonomik und innovativen Wissen-
schaftler. Im Festvortrag reflektierte Prof. Max Albert (Gießen, ehemals Saarbrücken)
über „Ökonomie der Methodologie. Eine Institutionalistische Perspektive“. Prof. Justus
Haucap (Ruhr-Universität Bochum) überreichte die Festschrift „Institutions in Per-
spective. Festschrift in Honor of Rudolf Richter on the Occasion of his 80th Birthday“.
Die Publikation der Ansprachen erfolgt als „Universitätsrede“.
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2007
� an die UdS angenommen
Dr. Dr. Mathias Hein aus Tübingen
auf eine W1-Juniorprofessur für
Machine Learning and Data Mining.
Prof. Dr. Albrecht Ott aus Bayreuth
auf eine W3-Professur für Experimen-
talphysik (Nachfolge Prof. Hüfner).
Dr. Birte Sprenger aus Leipzig auf
eine W1-Juniorprofessur für Euro-
päische Regionalstudien.
Prof. Dr. Markus Stommel aus
Hamburg auf eine W3-Professur für
Polymerwerkstoffe (Nachfolge Prof.
Hirt).
Juniorprofessor Dr. Christian Wag-
ner auf eine neugeschaffene W2-Pro-
fessur für Experimentalphysik.
Hochschuldozent Dr. Gunther
Wennemuth aus Marburg auf eine
W3-Professur für Anatomie (Nach-
folge Prof. Bock).
� an die UdS erhalten
Prof. Dr. Christoph Fehige aus
Bayreuth auf eine W2-Professur für
Praktische Philosophie (Nachfolge
Prof. Hinsch).
Prof. Dr. Danilo Fliser aus Hanno-
ver auf eine W3-Professur für Innere
Medizin – Nephrologie (Nachfolge
Prof. Köhler).
Prof. Dr. Peter Letmathe aus Siegen
auf eine W3-Professur für Betriebs-
wirtschaftslehre, insbesondere Contro-
lling (Nachfolge Prof. Glaser).
Dr. Michael Potthoff aus Würzburg
auf eine W2-Professor für Theore-
tische Physik (Nachfolge Prof. Uhrig).
Prof. Dr. Raúl Rojas-Gonzales aus
Berlin auf eine W3-Professur für Infor-
matik (Nachfolge Prof. Siekmann).
� nach auswärts erhalten
Prof. Dr. Michael Backes auf eine
W3-Professur nebst der Leitung des
Instituts für Algorithmen und kognitive
Systeme (IAKS) an die Universität
Karlsruhe (TH) und einen weiteren Ruf
auf eine Associate Professorship an die
University of Waterloo.
Prof. Dr. Markus Bläser auf eine
W3-Professur für Theoretische Infor-
matik an die Universität Jena.
Juniorprofessorin Dr. Silvia Han-
sen-Schirra auf eine Juniorprofessur
für Computerlinguistik an die Johannes
Gutenberg-Universität Mainz.
Prof. Dr. Markus Hoth, auf eine
W3-Professur für Physiologie an die
Universität Erlangen-Nürnberg.
Privatdozent Dr. Roland Kirstein
auf eine Professur für Business
Economics an die Otto-von-Guericke-
Universität in Magdeburg.
Dr. Christian Klein auf eine W3-
Professur für Pharmazeutische Chemie
an die Universität Leipzig.
Prof. Dr. Christoph Koch auf eine
Professur für Informatik an die Cornell
University (Ithaca, NY, USA).
Privatdozent Dr. Lars Peterssen auf
eine Professur für Informations- und
Dienstleistungsmanagement des Fach-
bereichs Wirtschaft an die Alanus
Hochschule für Kunst und Gesell-
schaft in Alfter.
Prof. Dr. Manfred Schmitt auf eine
W3-Professur für Mikrobiologie an die
Heinrich-Heine-Universität Düssel-
dorf.
Prof. Dr. Christoph Wagner auf
eine C4/W3-Professur für Kunst-
geschichte an die Universität Regens-
burg und auf eine C3/W2-Professur
für Kunstgeschichte an die Johannes
Gutenberg-Universität Mainz.
PD Dr. Christoph Wittmann auf
eine W3-Professur für Systembiologie
an die Universität Stuttgart.
� nach auswärts abgelehnt
Prof. Dr. Christoph Becher auf eine
Professur für Experimentalphysik an
die Universität Innsbruck.
Prof. Dr. Andreas Zeller auf eine
W3-Professur für Programmierpara-
digmen an die Universität Karlsruhe.
� nach auswärts angenommen
Dr. Christian Klein auf eine W3-
Professur für Pharmazeutische Chemie
an die Universität Heidelberg.
Prof. Dr. Markus Löbrich auf eine
W3-Professur für Molekulare Biologie
der Strahlenwirkung an die Technische
Universität Darmstadt.
Privatdozent Dr. Peter Lorson auf
die W3-Professur für ABWL, insbe-
sondere Unternehmensrechnung und
Controlling, an die Universität Rostock.
Prof. Dr. Andreas Kugi auf die Pro-
fessur für Komplexe Dynamische
Systeme an die Technische Universität
Wien.
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Die Universität trauert
Rufe
leihung der Ehrensenatorenwürde und das Land mit der
Verleihung des Saarländischen Verdienstordens.
Prof. Dr. Guy Michaud
Vom Romanistischen Institut der Uni-
versität Istanbul kam Prof. Dr. Guy
Michaud 1951 an die Universität des
Saarlandes. Deren frühe internationale
Ausrichtung prägte er als stellvertre-
tender Direktor des Europa-Instituts und
später als Direktor des „Institut d’Études Françaises“ das
durch das französisch-saarländische Kulturabkommen be-
gründet wurde. Am 17. Dezember verstarb Prof. Michaud in
Sevres im Alter von 95 Jahren.
ML
Prof. Dr. Günther Jahr
Fünf Monate vor seinem 84. Ge-
burtstag verstarb Professor Günther Jahr
am 10. Februar in seiner Heimatstadt
Saarbrücken. Der Professor für Zivil-
recht und Römisches Recht, Internatio-
nales Privatrecht und Rechtsvergleichung lehrte seit 1961 an
der UdS und hielt ihr trotz mehrerer ehrenvoller Rufe die
Treue. Hier war er Sprecher des Sonderforschungsbereichs
„Rechtstheorie und Rechtssoziologie“, leitete das Institut für
Europäisches Recht und wirkte in der akademischen Selbst-
verwaltung wiederholt als Dekan der Rechts- und Wirt-
schaftswissenschaftlichen Fakultät, außerdem als Erster
Vizepräsident sowie als langjähriger Vorsitzender des Kon-
zils und der Verfassungskommission des Konzils. Für seine
vielfältigen Verdienste ehrte ihn die Universität mit der Ver-
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J e t z t t e i l n e h m e n !P r o m o t i o n s p r e i sE N E R G I Ed e r S a a r F e r n g a s A G
A u f r u f a n d i e F a c h b e r e i c h e d e r U n i v e r s i t ä t e n S a a r b r ü c k e n ,Tr i e r u n d K a i s e r s l a u t e r n !
W i r p r ä m i e r e n z u m e r s t e n M a l P r o m o t i o n s a r b e i t e n r u n du m d a s T h e m a E n e r g i e . P r e i s g e l d : I n s g e s a m t 1 0 . 0 0 0 , - E U R
A r b e i t e n v o n w i s s e n s c h a f t l i c h e r B e d e u t u n g k ö n n e n S i e b i sz u m 3 1 . A u g u s t 2 0 0 7 b e i d e r S a a r F e r n g a s A G e i n r e i c h e n .W e i t e r e I n f o s z u r A u s s c h r e i b u n g u n d Te i l n a h m e f o r m u l a r :w w w . s a a r - f e r n g a s - n e u e - t a l e n t e . d e .
S a a r F e r n g a s A G K o n t a k t :P r o m o t i o n s p r e i s E n e r g i e R e n a t e B e r g e rA m H a l b e r g 3 0 6 8 1 - 8 1 0 5 4 6 76 6 1 2 1 S a a r b r ü c k e n t a l e n t e @ s a a r - f e r n g a s . d e
SAAR FERNGASF Ö R D E R U N GN E U E TA L E N T EKunst I Sport I Wissenschaft
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