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Auf Wohnquartiere konzentrieren Senatorin Ingelore Rosenkötter: Brauchen mehr Menschen mit erstklassiger Bildung Wie geht es weiter mit der Inte- grationspolitik in Bremen? Ange- sichts der im Mai bevorstehenden Bürgerschaftswahl fragten wir die verantwortliche Senatorin, Ingelore Rosenkötter, wie sie die bisherige Integrationsarbeit in Bremen beur- teilt und wie sie in Zukunft die Akzente setzen will. MIT einander: Drei Monate stehen Sie inzwischen dem Ressort vor, haben Sie in der Integrationspolitik schon eigene neue Akzente setzen können? Senatorin Ingelore Rosenkötter: Ich habe die bremische Integrationspolitik immer gerne begleitet und sie in meinen früheren Funktionen, soweit ich es konnte, unterstützt. Bremen hat als eines der ersten Bundesländer im Jahr 2000 und dann wieder 2003 legisla- turbezogene Integrationskonzeptionen aufge- stellt und die Umsetzung der Ziele tatkräftig betrieben. Wir werden in den kommenden Wochen den Abschlussbericht für die laufen- de Legislaturperiode auf den Tisch legen und breit diskutieren. Ich bin sicher, dass wir vie- les erreicht haben. Für die Zukunft möchte ich mit meinen Möglichkeiten wieder dazu bei- tragen, dass Bremen ein fortschrittliches Inte- grationskonzept erhält. MITeinander: Kann eine forcierte Zuwan- derung und Integration die demographische Entwicklung in Deutschland entschärfen? Rosenkötter: Ob eine „forcierte Zuwande- rung“ das richtige Mittel ist, darüber streiten sich ja die Experten. Dass aber eine „forcierte Integration“ unsere künftigen Probleme ver- ringern wird, davon bin ich fest überzeugt. Denn je besser und je schneller sich die Neu- zuwanderer sprachlich und bildungsmäßig integrieren, umso weniger Probleme werden wir auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesell- schaft allgemein bekommen. Außerdem müs- sen wir auch als Wissenschaftsstandort kon- kurrenzfähig sein. Dazu gehört auch, dass sich die „besten Köpfe“ für Deutschland interessieren. Denn wir brauchen künftig mehr Menschen mit erstklassiger Bildung und hochwertigen Qualifikationen, um im interna- tionalen Wettbewerb bestehen zu können. MITeinander:Welche Möglichkeiten gibt es aus Ihrer Sicht, die Abkopplung vieler junger Menschen mit Migrationshinter- grund und unzureichender Schulbildung von unserer sozialen Gemeinschaft zu ver- hindern? Rosenkötter: Ganz klar, die Zuwanderer- kinder müssen von frühesten Kindesbeinen an sprachlich gefördert und schulisch unterstützt werden. Eine Abkopplung findet nur dann statt, wenn die Fördersysteme die Menschen nicht erreichen. Deshalb möchte ich gerne, dass wir unseren Focus künftig noch mehr auf die Wohnquartiere und ihre Integrationsmög- lichkeiten richten. MITeinander:Wie kann die Politik dazu beitragen, dass in den Köpfen und Herzen der deutschstämmigen Menschen die oft unreflektierte Ablehnung von Zuwanderern abgebaut wird? Rosenkötter: Politik muss für eine gute Integrationspolitik und für ein gutes nachbar- schaftliches Klima in der Stadt sorgen. Die Chancen in Bremen sind dafür auf jeden Fall gegeben. Wir danken für das Gespräch. Senatorin Ingelore Rosenkötter hat an ihrem Schreibtisch reichlich zu tun. Nächster Termin Die nächste Sitzung des Bremer Rates für Integration ist am 14. März 2007 um 17 Uhr im Erdgeschoss des Siemens- hochhauses. Inhalt Aktuell Zwischenergebnisse der Vorarbeit für einen nationalen Integrationsplan. Gespräch mit Erhard Heintze . . . 2 In Kürze/European Neighbour’s Day . . . . . . . 3 Wissenswert „Bremer Förderpreis für Integration“: Vorstellung der beiden Gewinnerprojekte . . . . . . . . . . . 4/5 „effect“ bietet Migrantenfamilien Unterstützung bei der Erziehung Jugendlicher . . . . . . . . . . . . . 6 Neues Bremer Mentorenprojekt „Memi“ will Miteinan- der von Zuwanderern und Deutschen fördern . . . 7 Studie der Uni Oldenburg: Alltagsrassismus verhindert Gelingen von Integration/ Yasemin Karakasoglu ins Bundesjugendkuratorium berufen. . . . . . . . . 8 Neuer Studiengang für Zuwanderer an der Universität Oldenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Türkisch-Europäisches Wirtschafts-Forum (TEWIFO) organisiert Ausbildungsplätze/ Fachkonferenz für Betriebsinhaber/ Hilfen für Existenzgründer . . . 10 Vorstellung Mitglieder des Rates für Integration/LAG- Migrationsberatung hilft im Härtefall /In Kürze . 11 Wir stellen vor Interkulturelles Erfolgs-Projekt in einer Lüssumer Ganztagsgrundschule . . . . . . . . . . . . . 12 01/März 2007 Zeitung des Bremer Rates für Integration

Auf Wohnquartiere konzentrieren

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Page 1: Auf Wohnquartiere konzentrieren

Auf Wohnquartiere konzentrierenSenatorin Ingelore Rosenkötter: Brauchen mehr Menschen mit erstklassiger Bildung

Wie geht es weiter mit der Inte-grationspolitik in Bremen? Ange-sichts der im Mai bevorstehendenBürgerschaftswahl fragten wir dieverantwortliche Senatorin, IngeloreRosenkötter, wie sie die bisherigeIntegrationsarbeit in Bremen beur-teilt und wie sie in Zukunft dieAkzente setzen will.

MITeinander: Drei Monate stehen Sieinzwischen dem Ressort vor, haben Sie in derIntegrationspolitik schon eigene neueAkzente setzen können?

Senatorin Ingelore Rosenkötter: Ichhabe die bremische Integrationspolitik immergerne begleitet und sie in meinen früherenFunktionen, soweit ich es konnte, unterstützt.Bremen hat als eines der ersten Bundesländerim Jahr 2000 und dann wieder 2003 legisla-turbezogene Integrationskonzeptionen aufge-stellt und die Umsetzung der Ziele tatkräftigbetrieben. Wir werden in den kommendenWochen den Abschlussbericht für die laufen-de Legislaturperiode auf den Tisch legen undbreit diskutieren. Ich bin sicher, dass wir vie-les erreicht haben. Für die Zukunft möchte ichmit meinen Möglichkeiten wieder dazu bei-tragen, dass Bremen ein fortschrittliches Inte-grationskonzept erhält.

MITeinander: Kann eine forcierte Zuwan-derung und Integration die demographischeEntwicklung in Deutschland entschärfen?

Rosenkötter: Ob eine „forcierte Zuwande-rung“ das richtige Mittel ist, darüber streitensich ja die Experten. Dass aber eine „forcierteIntegration“ unsere künftigen Probleme ver-ringern wird, davon bin ich fest überzeugt.Denn je besser und je schneller sich die Neu-

zuwanderer sprachlich und bildungsmäßigintegrieren, umso weniger Probleme werdenwir auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesell-schaft allgemein bekommen. Außerdem müs-sen wir auch als Wissenschaftsstandort kon-kurrenzfähig sein. Dazu gehört auch, dasssich die „besten Köpfe“ für Deutschlandinteressieren. Denn wir brauchen künftigmehr Menschen mit erstklassiger Bildung undhochwertigen Qualifikationen, um im interna-tionalen Wettbewerb bestehen zu können.

MITeinander:Welche Möglichkeiten gibtes aus Ihrer Sicht, die Abkopplung vielerjunger Menschen mit Migrationshinter-grund und unzureichender Schulbildungvon unserer sozialen Gemeinschaft zu ver-hindern?

Rosenkötter: Ganz klar, die Zuwanderer-kinder müssen von frühesten Kindesbeinen an

sprachlich gefördert und schulisch unterstütztwerden. Eine Abkopplung findet nur dannstatt, wenn die Fördersysteme die Menschennicht erreichen. Deshalb möchte ich gerne,dass wir unseren Focus künftig noch mehr aufdie Wohnquartiere und ihre Integrationsmög-lichkeiten richten.

MITeinander:Wie kann die Politik dazubeitragen, dass in den Köpfen und Herzender deutschstämmigen Menschen die oftunreflektierte Ablehnung von Zuwanderernabgebaut wird?

Rosenkötter: Politik muss für eine guteIntegrationspolitik und für ein gutes nachbar-schaftliches Klima in der Stadt sorgen. DieChancen in Bremen sind dafür auf jeden Fallgegeben.

Wir danken für das Gespräch.

Senatorin Ingelore Rosenkötter hat anihrem Schreibtisch reichlich zu tun.

Nächster Termin

Die nächste Sitzung des Bremer Rates für Integration ist am 14. März 2007 um 17 Uhrim Erdgeschoss des Siemens-hochhauses.

Inhalt

AktuellZwischenergebnisse der Vorarbeit für einen nationalen

Integrationsplan. Gespräch mit Erhard Heintze. . . 2In Kürze/European Neighbour’s Day . . . . . . . 3

Wissenswert„Bremer Förderpreis für Integration“: Vorstellung der

beiden Gewinnerprojekte. . . . . . . . . . . 4/5„effect“ bietet Migrantenfamilien Unterstützung bei der

Erziehung Jugendlicher . . . . . . . . . . . . . 6Neues Bremer Mentorenprojekt „Memi“ will Miteinan-

der von Zuwanderern und Deutschen fördern. . . 7Studie der Uni Oldenburg: Alltagsrassismus verhindert

Gelingen von Integration/ Yasemin Karakasoglu ins

Bundesjugendkuratorium berufen. . . . . . . . . 8Neuer Studiengang für Zuwanderer an der Universität

Oldenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Türkisch-Europäisches Wirtschafts-Forum (TEWIFO)

organisiert Ausbildungsplätze/ Fachkonferenz für

Betriebsinhaber/ Hilfen für Existenzgründer. . . 10Vorstellung Mitglieder des Rates für Integration/LAG-

Migrationsberatung hilft im Härtefall /In Kürze. 11

Wir stellen vorInterkulturelles Erfolgs-Projekt in einer Lüssumer

Ganztagsgrundschule . . . . . . . . . . . . . 12

01/März 2007Zeitung des Bremer Rates für Integration

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Seite 2 01/2007 MITeinander

Aktuell

Gezielte Stadtteil-ArbeitZwischenergebnisse der Vorarbeit für einen nationalen Integrationsplan

Beim Nationalen Integrationsgip-fel, zu dem am 14. Juli letzten JahresBundeskanzlerin Angela Merkel ein-geladen hatte, wurde ein Dialogpro-zess initiiert, an dessen Ende imSommer 2007 ein Nationaler Integra-tionsplan stehen soll. In einer vonsechs Arbeitsgruppen bringt ErhardHeintze als Leiter des Referates fürZuwandererangelegenheiten undIntegrationspolitik und als BremerMigrations- und Integrationsbeauf-tragter seine Erfahrungen mit Inte-gration ein. Im Gespräch mit derRedaktion MITeinander berichtet erüber den aktuellen Stand der Arbeit.

Die mit bundesweiten Vertretern besetzteArbeitsgruppe von Erhard Heintze bearbeitet dasThema ‘Integration vor Ort’. „Wir diskutierenüber die Zusammenhänge zwischen Wohnen,Wohnumfeld und Bildung in Bezug auf den Inte-grationsprozess der neu Zugewanderten. InStadtteilen mit hohem Zuwandereranteil liegendie Schul- und Bildungserfolge zumeist unterdem städtischen Durchschnitt. Das führt dazu,dass bildungsorientierte Familien aus solchenStadtteilen auch deshalb wegziehen, weil sieihren Kindern bessere schulische und beruflichePerspektiven ermöglichen wollen. Die Folge istein weiterer Anstieg des Migrantenanteils inKindergärten und Schulen der benachteiligtenStadtquartiere. Um hier nachhaltige Verbesse-rungen zu erzielen, schlagen wir vor, dass dieBildungsangebote in benachteiligten Stadtquar-tieren gezielt verbessert werden, bereits begin-nend mit den Kindertageseinrichtungen und derVorschule bis hin zu den allgemein bildendenSchulen.“

Heintze berichtet über einige Ansätze, diebereits entwickelt wurden:– gute materielle und personelle Ausstattung derBildungseinrichtungen mit einem überdurch-schnittlichen Anteil an Kindern und Jugendli-chen aus Zuwandererfamilien – intensive Sprachförderung für alle Kinder alsRegelangebot im Kindergarten– Verbesserung der Unterrichtsqualität durchverstärkte Fortbildung und interkulturelle Schu-

lung von Lehrern; erhöhter Anteil von Zuwande-rern in der Lehrerschaft;– institutionelle Verankerung der interkulturellenQualitätsentwicklung im Schulprofil und in denCurricula – gezielte individuelle Förderung von Schülern,auch durch ehrenamtliche Helfer – Ganztagsschulen / Nachmittagsbetreuung– verstärkte Elternbildung; Überwindung derBildungsferne von Eltern durch Angebote derFamilien- und Elternbildung in der Nachbar-schaft und durch gezielte Einflussnahme vonModeratoren, etwa Vertreter von Migrantenver-einen und Religionsgemeinschaften– erhöhte Mitwirkung von Migrantinnen undMigranten in den Elternvertretungen

Solche Maßnahmen erfordern nicht von vorn-herein zusätzliche Etat-Mittel, sondern vor allemdie gezielte Bündelung der finanziellen und per-sonellen Ressourcen in den Stadtquartieren, sodie Meinung in der Arbeitsgruppe. Heintze:„Zudem sollten Schulen oder Kindertagesein-richtungen über ihre Rolle als Bildungseinrich-tungen hinaus umfassender in örtliche Integrati-onskonzepte eingebunden werden und die Funk-tion von sozialen Einrichtungen im Quartierübernehmen, im Sinne von Begegnungsstätten

beziehungsweise Familienzentren.“Wichtige Voraussetzung für wirksame Maß-

nahmen und ihre dauerhafte Verstetigung istnach Einschätzung von Erhard Heintze dasZusammenwirken aller Akteure im Quartier.„Integration bedeutet vor allem auch Teilhabeund Mitwirkung“, betont Heintze in diesemZusammenhang. Was immer geplant und umge-setzt wird, sollte rechtzeitig und ausgiebig mitden Quartiersbewohnern besprochen sein. Dasgilt zum Beispiel für die Ausstattung der Quar-tiere mit Grünflächen und Kleingärten, für dieBereitstellung von Gemeinschaftsräumen undganz generell für die bauliche Aufwertung derQuartiere. „Ich bin ein bisschen Stolz darauf,dass ich bereits einige der guten bremischenErfahrungen in die Diskussion einbringenkonnte.“

Die Arbeitsgruppen sollen ihre Arbeitsergeb-nisse bis Ende März der Bundesintegrationsbe-auftragten, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böh-mer vorlegen, die daraus dann einen Entwurf fürden nationalen Integrationsplan formuliert, denwiederum die Bundeskanzlerin im Sommer vor-stellen will. (hpb)

Erhard Heintze bringt Bremer Integrations-erfahrungen in den nationalen Integrati-onsplan ein.

Für die Erarbeitung des nationalen Integra-tionsplanes haben sich die Beteiligten aufdrei Leitsätze verpflichtet:

1.) Integration wird in enger Zusammen-arbeit mit Migrantinnen und Migrantengestaltet.2.) Integration wird als gesamtgesell-schaftliche Querschnittsaufgabe verstan-den. (...) Bund, Länderund Kommunenstehen gemeinsam in derPflicht.3.) Integrationspolitik nutzt die sprachli-chen, ökonomischen und kulturellenPotenziale von Zuwanderung. (...) Ange-sichts des demographischen Wandelsund des wachsenden weltweiten Wettbe-werbs um die besten Köpfe ist Zuwande-rung gezielt auch fürdie wirtschaftlichenund gesellschaftlichen InteressenDeutschlands zu nutzen.

Integrationspolitische Leitsätze

Integration vor Ort

Im Sommer dieses Jahres soll von der Inte-grationsbeauftragten des Bundes, der Staats-ministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, ein natio-naler Integrationsplan vorgestellt werden. Die

Vorarbeit wird in Arbeitsgruppen geleistet,unter anderem der Gruppe zum Thema „Inte-gration vor Ort“, in der Bremens Integrations-beauftragter, Erhard Heintze mitarbeitet. ImRahmen eines Workshops soll am 5. März von15 bis 18 Uhr im Tivolihochhaus am Bahn-

hofsplatz 29 der Diskussionsstand derArbeitsgruppe vorgestellt und durch Anregun-gen aus Bremer Sicht ergänzt werden. Vera Wucherpfennig, Tel.: 0421/ 361 68 42, E-Mail: [email protected]

Page 3: Auf Wohnquartiere konzentrieren

Seite 3MITeinander 01/2007

Aktuell

Frauen in der rechten Szene

„Neonazistinnen – Frauen in der rechtenSzene“ – ein Film von der Journalistin AndreaRöpke, der die unterschiedlichen Erschei-nungsbilder von Frauen und Mädchen in derrechten Szene zeigt. Ihre Rolle ist bisherwenig betrachtet worden, obwohl sie anBedeutung und Anzahl immer wichtiger wer-den. Auf der Grundlage aktueller Rechercheer-gebnisse werden die weiblichen Mitglieder inrechtsradikalen Organisationen zugleich alsOpfer und Täterinnen dargestellt.

Die Produktion dieses Filmes ist durch eineGemeinschaftsinitiative von Institutionen ausBremen und Niedersachsen zustande gekom-men. Das Material eignet sich gut als Diskus-sionsgrundlage in der Bildungsarbeit mitJugendlichen. Die DVD steht Bremer Jugend-einrichtungen kostenlos zur Verfügung undkann abgeholt werden bei John Gerardu, Tel.:0421/361-96 044, E-Mail: [email protected] oder bei Eva Pajenkamp,

Tel.: 0421/361-49 88, E-Mail: [email protected] Schulen,die auch eine DVD kostenlos erhalten können,wenden sich an das Zentrum für Medien,Uhlandstraße 53, 28211 Bremen, Anja Reh-ling, Tel.: 0421/361-31 15, E-Mai: [email protected].

Filmreihe „361° Bremen“ feiert einjähriges Jubiläum

Unter dem Titel „361° bremen“ startete imMärz 2006 im Bürgerfunk Bremen eine neueFilmreihe zum Thema Migration und Integra-tion. (MITeinander berichtete in der Mai-Aus-gabe 2006). Seitdem flimmerten an jedem 1. Mittwoch im Monat insgesamt 15 Filmeüber den Bildschirm – ob Stimmen der zweiten Generation von MigrantInnen, jungeFlüchtlinge, die ihre Bremer Lieblingsortevorstellen oder auch künstlerische Auseinan-dersetzungen mit kultureller Vielfalt.

Mit dem Projekt „361° bremen“ wurde ein

Format geschaffen, unter dem Kreative ihreFilme über Zuwanderung und Integration inBremen senden können. Engagierte Film-schaffende mit Ideen sind jederzeit herzlichewillkommen. Der Bürgerfunk bietet fachlicheund technische Unterstützung an und beimSozialressort können Anträge auf Projektför-derung gestellt werden.

Zum einjährigen Bestehen der Sendereihegibt es am Mittwoch, 21.3., um 20 Uhr einSonderprogramm, in dem Bilanz gezogenwird. Zwei Tage später, am Freitag, 23.3., ab18 Uhr, wird dann mit allen aktuell undzukünftig Beteiligten sowie allen Interessier-ten auf das Jubiläum angestoßen.

Bilanzsendung: in Bremen am Mi., 21.3.,20 Uhr (Kabelkanal 12); in Brhv. am Do.,22.3., 12 Uhr (Kabelkanal 11). Jubiläumsemp-fang: Freitag, 23.3., 18 Uhr im Bürgerrund-funk Bremen, Findorffstraße 22–24, 2. Stock.

Ansprechpartnerin beim Bürgerfunk:Edina Medra, Tel.: 0421/ 350 10-0. WeitereInfos unter: www.361bremen.de

Auf gute NachbarschaftAm 29. Mai geht der European Neighbour's Day in Bremen in die zweite Runde

Nach dem guten Erfolg im letztenJahr hofft Hans-Georg Schlodtmannauf erneutes großes Echo auf denEuropean Neighbour's Day am 29. Mai. Der Mitarbeiter im Referatfür Zuwandererangelegenheiten undIntegrationspolitik will auch in die-sem Jahr durch Information allen Ver-einen, Organisationen und Einzelper-sonen bei der Ausrichtung von nach-barschaftlichen Aktionen helfen.

„Wir müssen uns mehr umeinander küm-mern. Wir müssen die Individualisierung in denStädten stoppen und Nachbarschaften stärken“,bekräftigt Hans-Georg Schlodtmann die Ziel-setzung dieser von Frankreich ausgehendeneuropäischen Initiative. Mehr als eine zentraleSammelstelle für Informationen zu dem Nach-barschaftstag kann Schlodtmann allerdingsnicht anbieten, zumal die Grundidee auf dieEigeninitiative von engagierten Bürgern zielt.

„Ich hoffe, dass der Nachbarschaftstag inden nächsten Jahren zum Selbstgänger wird,dass behördliche Unterstützung nicht mehrerforderlich ist.“ Im letzten Jahr beteiligten sichan den diversen Veranstaltungen bereits 1700Bremerinnen und Bremer, in jedem Stadtteilgab es Veranstaltungen.(hpb)

Organisation:

Hans-Georg Schlodtmann,

Bahnhofsplatz 29, 7. Stock,

Tel.: 0421/ 361-68 41,

E-Mail: Hans-Georg.Schlodtmann@

soziales.bremen.de

Page 4: Auf Wohnquartiere konzentrieren

Seite 4 01/2007 MITeinander

„Bremer Förderpreis für Integration“Preisgekrönte Nachbarschaftsarbeit: Zwei erste Plätze für vorbildliche Stadtteilprojekte

Wissenswert

Begründung der Jury: Eine vorbildlicheUmsetzung des Dialoggedankens, da er sichan konkreten Projekten im Stadtteil orientiertund als fester Bestandteil des Jahresablaufsmittlerweile integriert ist.

Die Mevlana-Moschee und das Gemeinde-büro der evangelischen Kirche in Gröpelingenliegen beide in der Lindenhofstraße. Da war esnur eine Frage der Zeit, bis Pastorin Jutta Kono-walczyk-Schlüter und die Vorsitzende des Frau-enverbandes der Gröpelinger Mevlana-Moschee,Halime Cengiz, sich über den Weg laufen wür-den.

Seit inzwischen sechs Jahren bemühen sichdie beiden Frauen – gemeinsam mit den Men-schen ihres Stadtteils und aus ihren jeweiligenGemeinden –, das friedliche Zusammenleben zufördern. Den Dialog zwischen christlicher undislamischer Religion vorantreiben und so einan-der in der kulturellen Vielfalt kennen und schät-zen zu lernen, um ein Klima der gegenseitigenWertschätzung und Toleranz zu schaffen, sehensie als Ziel ihrer gemeinsamen Arbeit. „Wir wol-len auf das schauen, was uns in unseren Religio-nen und in unserem Alltag verbindet, und nichtauf das, was uns trennt. Das war und ist unserMotto, dadurch konnte Gemeinsamkeit wach-sen“, sagt Pastorin Jutta Konowalczyk-Schlüter.

In den sechs Jahren ihrer Zusammenarbeithaben die beiden Frauen einiges auf die Beine

gestellt. Für Ideen von außen sind sie dankbar.„Einige Projekte haben wir selbst entwickelt,andere wurden dankenswerter Weise an uns her-angetragen“, sagt Halime Cengiz.

Nach einer Idee von Anja Büsing, der ehema-ligen Gröpelinger Stadtteilmanagerin, beispiels-weise organisieren sie seit Juni 2001 regelmäßigein interreligiöses Gebet im Rahmen des „Gröpe-linger Sommers“. Mit dabei: Vertreter der Mevla-na-Moschee, der Evangelischen Gemeinde inGröpelingen und der katholischen St. Nikolaus-Gemeinde.

Auch das Interreligiöse Frauenfrühstück mitKinderbetreuung wird von den Gemeinden gutangenommen. Zweimal jährlich, einmal imGemeindehaus, einmal in der Moschee, wird zumgemeinsamen Frühstück geladen. Referentinnensprechen über frauenbewegende Themen, ange-fangen bei Brustkrebs über Heilpraktiken fürFrauen bis hin zu Gedanken zum Thema Heimat.„Die Religion bleibt vor der Tür, hier sind alleeinfach Frau und können sich in Ruhe austau-schen“ sagt Pastorin Konowalczyk-Schlüter. Indiesem Jahr soll das Geld vom Förderpreis fürIntegration allen Frauen eine kostenlose Teilnah-me ermöglichen.

Ein weiteres, seit mehreren Jahren gut laufen-des Projekt, ist das Iftar-Essen. Über 150 christli-

che und muslimische Frauen nehmen es jährlichgemeinsam ein. Mit diesem Essen wird im Islamwährend des Ramadans täglich nach Sonnenun-tergang das Fastenbrechen gefeiert. Der nächsteTermin ist im September, im Gemeindehaus derevangelischen Kirche in der Danziger Straße 20.

Recht neu ist noch das Sportangebot fürchristliche und muslimische Frauen undMädchen, das im vergangenen Jahr zum erstenMal stattfand. „Mädchen und Frauen in Bewe-gung“, ein kostenloser Bewegungsnachmittagmit Kinderbetreuung, entstand in Zusammenar-beit mit Kirsten Wolff vom LandessportbundBremen, Abteilung Integration, der EvangelischenFrauenarbeit, dem Gröpelinger Marketing, TuraBremen, der VHS-West und dem Jugendrotkreuz.

Der offene Sportnachmittag, einmal im Jahr,soll Frauen, die aus unterschiedlichsten Gründendem organisierten Sport bisher ferngebliebensind, an Bewegungsangebote heranführen.Außerdem erhalten sie hier Infos über frauenspe-zifische Angebote. Für dieses Jahr ist der Terminschon gelaufen (am 10. Februar). „Für alle, die esverpasst haben, bietet sich im nächsten Jahr wie-der eine Chance“, versichert Halime Cengiz.

Darüber hinaus sind die beiden Frauen mitihren Gemeinden und der kooperierenden katho-lischen St. Nikolaus-Gemeinde auch im Stadtbildpräsent: ob bei der von ihnen organisierten Frie-densprozession gegen den Naziaufmarsch am 4. November 2006 oder bei dem seit September

Treiben den christlich-islamischen Dialogin Gröpelingen voran: Pastorin Jutta Kono-walczyk-Schlüter und Halime Cengiz

Interreligiöser Dialog im Stadtteil

Der Bremer Rat für Integration ver-lieh im November 2006 zum erstenMal den „Bremer Förderpreis für Inte-gration“. Ausgezeichnet wurdenstadtteilbezogene Projekte, die sichum eine Verbesserung des nachbar-schaftlichen Verhältnisses zwischenEinheimischen und Zugewandertenbemühen.

16 Projekte hatten sich beworben,davon erhielten insgesamt fünf eineAuszeichnung. Zwei Projekte teiltensich den 1. Platz und erhielten jeweilsein Preisgeld von 3.000 Euro.

Was verbindet die Religionen?

Page 5: Auf Wohnquartiere konzentrieren

2001 jährlich stattfindenden „Friedensgang derReligionen“. Dann gehen die Gröpelinger abendsdurch ihren Stadtteil, von der katholischen Kirchean der Moschee vorbei in die evangelische Kir-che. An jeder Station wird gesungen, gebetet undeine Bibel- beziehungsweise Koranstelle verle-sen. Anschließend treffen sich alle Interessiertenzum gemeinsamen Abendbrot im Gemeindehaus.

Inzwischen waren schon viele GröpelingerMuslime in der Evangelischen Kirche und vieleChristen haben die Moschee besucht. Das Lebenim Stadtteil ist weniger anonym geworden. Mankennt sich als Nachbarn, man grüßt sich, wennman sich im Kleingartenverein oder beim Ein-kaufen trifft und freut sich über bekannte Gesich-ter beim Schulelternabend. Jutta Konowalczyk-Schlüter: „Die Kinder erleben sich und ihre Elternals offene, tolerante Menschen, die die Vielfalteines lebendigen, multikulturellen Stadtteils wieGröpelingen zu schätzen wissen“.(sdü)

Wissenswert

Seite 5MITeinander 01/2007

Begründung derJury: Dieser Beitrag nimmtden Stellenwert von Kindertageseinrichtungenals Familienzentren in der Einwanderungsge-sellschaft ernst und richtet die Arbeit konse-quent an Interkulturalität aus.

Sieben Erzieherinnen und Integrations-pädagoginnen aus Bremer Kindertageseinrich-tungen haben sich zu einer Arbeitsgruppe„Interkulturelles Forum“ zusammengeschlos-sen. Ihr Ziel: „Die Förderung integrativerErziehung von Kindern mit unterschiedlichenkulturellen Hintergründen, wobei ein gleichbe-rechtigtes, demokratisches Zusammenlebenmit gegenseitiger Achtung selbstverständlichwerden soll“, heißt es in ihrer Bewerbung.

Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus:Zahra Azad-Aliabadi und Karin Noll (Kinder-haus Kodakistan), Monika Wilken (KiTaGrohn), Sonja Röhr (KTH NachbarschaftshausOhlendorf in Gröpelingen), Heide Sölter (KTHCarl-Severing-Straße), Birgit Schröder (KiTaOsterholzer Heerstraße), Melanie Nicolau(Frauen in Findorff), Antje Schlichting (KiTaHalmerweg) und Vera Denkewitz.

Den Ansatz ihrer Arbeit erklärt Zahra Azad-Aliabadi wie folgt: „Interkulturelle Pädagogikmuss als durchgängiges pädagogisches Prinzipverstanden werden. Nicht nur Feste, Essen,Musik und Tanz, sondern auch Bedürfnisse,Gewohnheiten, Traditionen, Rituale, Werte und

Normen von einheimischen und zugewander-ten Familien müssen durchgängig in der alltäg-lichen und ganzheitlichen Erziehung mitge-dacht werden.“ Denn, – so die einhellige Mei-nung der Arbeitsgruppe –, dass Kinder nichtgenug Deutsch lernen, dass sie sich verhaltens-auffällig oder aggressiv verhalten oder sichnicht integrieren wollen, lässt sich unter ande-rem auf mangelnde Wertschätzung und Akzep-tanz ihrer Kultur, Sprache und Vorgeschichtezurückführen.

Hier setzt die interkulturelle Pädagogik an:Wie motiviert man Eltern mit Migrationshinter-grund, ihre Stärken zu zeigen, um sich so mehrzu öffnen und miteinander in Kontakt zu kom-men? Wie kann man Kindern helfen, die kultu-rellen Unterschiede als normal anzusehen? Wiegehen wir in unserer multikulturellen Gesell-schaft mit Ängsten und Vorurteilen um, und wieverhindern wir sie? Wie gewinnen wir an Tole-ranz und Akzeptanz? Das sind die Fragen, mitdenen sich die Erzieherinnen und Pädagoginnenbei ihren regelmäßigen Austauschtreffen aus-einandersetzen. Im Arbeitskreis entwickeln siegemeinsam neue Projekte und stellen einandereigene, erfolgreiche Projekte vor.

Zwei von ihnen beschäftigen sich mit derVorstellung aller im Kindergarten vertretenen

Kulturen. „Im Rahmen eines Projekttages‚bereisen' wir mit den Kindern das jeweiligeLand und präsentieren dessen Kultur und Tradi-tionen“, erzählen die Erzieherinnen. Der Flugmit dem ‚blauen Teppich' dahin habe sichbereits zum festen Ritual entwickelt. Türkei,Iran, England, Schweiz und Spanien wurdenbereits besucht, geplant für die Zukunft sindDeutschland und viele weitere Kulturkreise undLänder. Die Mitarbeit der Eltern und das an-schließende Gespräch über das Erlebte sinddabei wichtige Bestandteile.

In einer anderen KiTa fördert eine Heil-pädagogin die Mehrsprachigkeit durch Vorle-sen, Begrüßen, Abzählen, Lieder und Reime inden Muttersprachen ihrer Schützlinge. Darüberhinaus ist sie derzeit mit der Einrichtung einerFamilienbücherei mit deutsch- und mehrspra-chigen Kinder- und Bilderbüchern sowie Hör-CDs befasst. „Die meisten Eltern haben Ängste,dass ihre Kinder im Schulalter sprachlicheDefizite haben. Viele meinen, sie müsstenDeutsch mit ihrem Kind sprechen, auch wennsie selbst noch unzureichende Sprachkenntnissehaben. Dass in diesem Fall der sichereGebrauch der Familiensprache geeigneter istfür die Sprachentwicklung ihres Kindes, einestabile Basis schafft, erscheint vielen Elternnicht vorstellbar“, meint die Heilpädagogin.

Ein weiteres Projekt in einer Einrichtung istdie Wiederbelebung eines „Elterntreffpunktes“,

Jutta Konowalczyk-SchlüterTel.: 38 09 402Halime CengizTel.: 641 648

Die Arbeitsgruppe „Interkulturelles Forum“. Hinten (v.l.): Melanie Nikolaou, Sonja Röhrs,Vera Denkewitz, Monika Wilken, Monika Sölter; vorne (v.l.): Antje Schlichting, ZahraAzad-Aliabadi und Karin Noll

Interkulturelle Bildung im Kindergarten

Toleranz für fremde Kulturen

Page 6: Auf Wohnquartiere konzentrieren

Seite 6 01/2007 MITeinander

Wissenswert

Die Folgen eines Kulturschocks„effect“ bietet Migrantenfamilien Unterstützung bei der Erziehung Jugendlicher an

Schon vor 14 Jahren wurde dieJugendwohngruppe „Mala Me“gegründet, um jungen Migrantenbeziehungsweise Jugendlichen mitMigrationshintergrund im Alter von14 bis 21 Jahren zu helfen, wenn siestraffällig geworden sind. Haftver-meidung war der Schwerpunkt derArbeit. Inzwischen ist eine ambulanteErziehungsbeistandschaft für diegleiche Personengruppe dazugekommen und das Projekt firmiertunter dem Namen „effect“.

Schwerpunktmäßig geht es um Jugendlicheund Heranwachsende, nur männliche, aus demtürkischen und kurdischen sowie dem arabi-schen Kulturraum. Ibrahim Sürücü ist einer derVerantwortlichen dieses Projektes und erklärt,worum es bei dieser sozialpädagogischen Fami-lienhilfe vor allem geht: Betreuung von proble-matischen Eltern-Kind-Beziehungen, vonSchul- und Ausbildungsproblemen, von gestör-ten Beziehungen Jugendlicher im sozialenUmfeld sowie Unterstützung bei delinquentemVerhalten.

Voraussetzung ist immer, dass die Zielperso-nen zur freiwilligen Zusammenarbeit bereitsind, wenn die Familie um Hilfe bittet und dasJugendamt einen Auftrag erteilt. In jedem Fallerfordert eine Erziehungsbeistandschaft eine

Menge Fingerspitzengefühl, denn fast immersteht vor allem auch die Ehre der Familie aufdem Spiel. Es sind überwiegend Familien ausdem ländlichen Bereich, die mit der Integrationin die westliche Kultur überfordert sind. Ihr kul-tureller Horizont ist ausgesprochen eng, diekannten vor ihrer Ankunft in Deutschland meistnicht einmal einen Fernseher. Da gab die strenghierarchisch geordnete Familie den wichtigstenkulturellen Halt.

Um in solchen Problemsituationen helfen zu

können, bedarf es beiden etwa 20 effect-Mitarbeitern und -Mi tarbe i ter inneneiner ausgeprägteni n t e r k u l t u r e l l e nKompetenz. Allehaben einen Migrati-onshintergrund, sinddeshalb in mindes-tens zwei Kulturenzu Hause und kön-nen so Brückenschlagen. Das istunter Zuwanderernin Bremen und umzulängst bekannt undanerkannt. Von denderzeit über 30Betreuungsfällen lie-

gen fast ein Viertel im Umland, auch dieJugendwohngruppe „Mala Me“ mit ihren siebenPlätzen ist für die ganze Region offen. (hpb)

Ibrahim Sürücü und Lale Direkoglu-Maga sind zwei von 20 effect-Mit-arbeitern, die bei Erziehungsproblemen in Migrantenfamilien helfen.

effect – gemeinnützige GmbH,Waller Heerstraße 185/187,28219 BremenTel.: 0421/ 38 51 99 E-Mail: [email protected].

in dem sich Eltern unterschiedlicher Herkunftaustauschen und gemeinsam mit den Kindernsingen, basteln, kochen oder lesen können.Ähnliche Inhalte hat auch die Einrichtung eines„Café der Kulturen“ in einer KiTA. Des weite-ren gibt es ein Projekt mit Kochgruppen, indenen Eltern und Kinder gemeinsam Speisenaus den verschiedenen Herkunftsländern zube-reiten oder auch die Ausrichtung eines gemein-samen großen türkischen Bayramfestes, unter-stützt von türkischen, russischen, afrikani-schen, asiatischen, serbischen und deutschenEltern, Kindern und Mitarbeitern. Zu guterletzt wurde von den Arbeitsgruppenmitgliederndie eigene Veränderung durch die Auseinander-setzung mit dem Thema „Interkulturelle Erzie-hung“ reflektiert und schriftlich dokumentiert.

„Wir möchten noch viel mehr interkulturel-le Projekte gemeinsam mit anderen Erzieherin-nen und zusammen mit Kindern und Eltern auf

die Beine stellen“, resümiert Zahra Azad-Alia-badi und spricht hier für alle in der Arbeits-gruppe „Interkulturelles Forum“. „Um unsereZiele zu verwirklichen und besser interkultu-rell arbeiten zu können, wünschen wir uns,andere Kolleginnen, Kollegen und Interessiertedazu motivieren zu können, ihre Sichtweiseund Haltung zu ändern. Durch mehr Öffent-lichkeitsarbeit möchten wir das Interessewecken und für die Auseinandersetzung mitdem Thema ‚Interkulturelle Arbeit' sensibili-sieren und motivieren.“

Nach Ansicht der Gruppe gibt es da nochviel aufzuholen: „In unserem Austauschbemerkten wir, dass kaum interkulturelle Mate-rialien in den unterschiedlichen Einrichtungenvorhanden sind“. Doch die Notwendigkeit seioffensichtlich: „Wie sonst, als über multikultu-relle Sachbücher, Kinder- und Bilderbücher,interkulturelle Gesellschaftsspiele, Spielsachen

aus anderen Kulturkreisen, können sich dieKinder in ihrer eigenen und fremden Kulturauseinandersetzen?“ Mit dem Geld des Förder-preises will die Arbeitsgruppe weitere Projektein dieser Richtung und die Anschaffung inter-kultureller Materialien finanzieren. Sie treffensich regelmäßig in dreiwöchigem Rhythmus,um gemeinsam zu entwickeln und zu planen,vorzustellen und umzusetzen, zu reflektierenund ihre Erfahrungen in Berichten zusammen-zufassen. (sdü)

ZahraInterkulturelles Forum

Kontaktadresse: Zahra Azad-Aliabadi, Hegelstr. 53,28201 BremenTel.: 0421/50 15 57E-Mail: [email protected]

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Seite 7MITeinander 01/2007

Wie eröffne ich ein Giro-Konto?Paten helfen: Mentorenprojekt will Miteinander von Zuwanderern und Deutschen fördern

Wer schon einmal versucht hat, inLissabon ein Ticket für den öffentli-chen Nahverkehr am Automaten zulösen, wer in Istanbul zum Arzt mus-ste oder in in England versucht hat,ein Girokonto zu eröffnen, ahnt, mitwelchen Problemen sich Einwande-rer im ganz normalen Bremer Alltagherumschlagen müssen.

Migranten bei der Bewältigung ihres Alltagsin einem fremden Land mit einer fremden Kul-tur zu unterstützen und ihnen bei der Eingliede-rung in die Stadt mit Rat und Tat zur Seite zustehen, ist das Anliegen des Projektes „Mento-ren für Migranten“, kurz: memi. Memi ist einKooperationsprojekt zwischen dem Verein„Toleranz, Jugend, Verständigung“ (TJV), demKulturzentrum Lagerhaus, dem Bundesamt fürMigration und dem Bremer Referat für Zuwan-dererangelegenheiten. Die Idee: Deutsche oderin Bremen lebende Migrantinnen und Migran-ten mit guten Deutschkenntnissen sollen Paten-schaften für Neueinwanderer übernehmen.

Diese Idee ist nicht ganz neu, in Osnabrücketwa gibt es ein ähnliches Projekt namens „Inte-grationslotsen“, das allerdings eher an univer-sitäre Mentorenprojekte erinnert. „Das beson-dere an unserer Idee ist, dass wir Mentoren undMentees für die Laufzeit von mindestens einemJahr zusammenbringen wollen und sogar ganzeFamilien vermitteln“, erläutert Memi-Projekt-leiterin Diana Altun. Die Familien seien ihrsogar besonders wichtig, da Kinder sehr leichtund vorurteilsfrei Kontakt herstellen könnten,wovon auch die Eltern profitierten. Aber auchEinzelpersonen sind als Paten natürlich herzlichwillkommen. „Die einzigen Voraussetzungen,die eine Mentorin oder ein Mentor mitbringenmüssen, sind Toleranz und Verständnis, und sie

sollten die deutsche Sprache beherrschen“, sagtdie 24-Jährige. Bei der Vermittlung achtet siedarauf, nicht unbedingt gleiche Nationalitätenzusammenzubringen: „Sie sollen sich ja aufdeutsch unterhalten“.

Ein „Tandem“, das sie schon Ende letztenJahres erfolgreich vermittelt hat, ist eine 25-jährige Nigerianerin, die seit fünf Jahren in Bre-men lebt, sehr gut deutsch spricht und eine imOktober 2006 neu zugewanderte Chilenin glei-chen Alters. „Die beiden treffen sich fast täg-lich, da hat sich unvermutet so etwas wie eineFreundschaft entwickelt“, freut sich DianaAltun.

Da sich die Mentoren allesamt ehrenamtlichengagieren, wird ihnen nicht vorgeschrieben,

wie oft sie sich mit ihren Mentees treffen sollen.„Das machen die Parteien unter sich aus. Esgeht nicht um eine Rund-um-die-Uhr-Betreu-ung, sondern wirklich nur darum, den Zuge-wanderten bei der Orientierung behilflich zusein: Wo finden sie einen guten Kinderarzt?Was müssen sie bei Behördengängen beachten?Wie funktioniert der öffentliche Nahverkehr?“,betont die Projektleiterin. Ein wichtiges Anlie-gen ist es ihr dabei, in dem einen Jahr dasgegenseitige Verständnis zu fördern, sowohl beiden Einheimischen als auch bei den Zugewan-derten.

Natürlich kann es auch zu Problemen kom-men, wenn ein Mentor sich beispielsweiseüberfordert oder ausgenutzt fühlt. „Dann helfenwir selbstverständlich weiter. Niemand stehtallein da, immer ist das Projektteam Ansprech-partner und wir bleiben mit unseren Mentorenund Mentees in stetigem Kontakt.“

Einmal im Vierteljahr soll es ein Treffen füralle Mentoren geben, in denen sie über das Aus-länderrecht oder ähnliche Migranten betreffen-de Themen von Fachreferenten aufgeklärt wer-den. Die Teilnahme ist natürlich freiwillig. Undda zwischenmenschlicher Kontakt für DianaAltun in Sachen Integration das A und O ist, solleinmal im Jahr ein großes interkulturelles Ken-nenlernfest mit allen Mentoren und Menteesstattfinden. (sdü)

Die 24-jährige Diana Altun leitet das Pro-jekt „Mentoren für Migranten“ (memi).

Wissenswert

Diana Altun, TJV e.V., Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstraße 12–19, 28203 Bremen

Tel.: 0421/ 7 94 99 05 oder 70 39 32E-Mail: [email protected]

Weiterbildung ist der Schlüssel zur Arbeitsplatzsi-cherung. Das gilt ganz besonders für Personen mitMigrationshintergrund. Das Q.net-Projekt der Arbeiterwohlfahrt Bremenbietet migrantischen Kleinst- und Kleinunterneh-merInnen und ExistenzgründerInnen zur Optimie-rung von Qualifizierungsansätzen in diesem Jahrdie folgenden Informations-Angebote:

„Rechtliche Rahmenbedingungen“, Ebru Öztürk, 18. März, 10–14 Uhr; „Ef fizientes Marketing für meinen Betrieb“,Jörg Alex Fot, 15. April, 10–15 Uhr; „Einblicke in die Finanzwelt in meinemBetrieb“, Grigorij Punjanski, 20. Mai, 10–15 Uhr; „Ef fektiv führ en und vernetzt denken“, JörgAlex Fot, 17. Juni, 10–15 Uhr;

„Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter -führung“, Rolf Lohnau, 9. September, 10–14Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldung bitte bis sieben Tage vorTagungsbeginn : Q.net, AM Wall 113, Tele-fon: 0421/ 33 77 170, Fax 33 77 195, E-Mail: [email protected]

Weiterbildung ist der Schlüssel

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Seite 8 01/2007 MITeinander

Wissenswert

„Integration unter Vorbehalt“Studie der Universität Oldenburg: Alltagsrassismus verhindert Gelingen der Integration

Bremer Kompetenz für BerlinExpertin für interkulturelle Bildung, Yasemin

Karakasoglu, ins Bundesjugendkuratorium berufen

„Junge Migrantinnen undMigranten können sich nicht ohneVorbehalt integrieren, solange sievon der aufnehmenden Gesell-schaft weiter als fremd wahrge-nommen werden.“ So ist es nach-zulesen in einer Studie,die Dr. Barbara Schram-kowski in ihrer Disserta-tion „Integration unterVorbehalt“ im FachInterkulturelle Pädago-gik an der UniversitätOldenburg zum Jahres-beginn veröffentlichte.

16 junge Erwachsene mitMigrationshintergrund, je zurHälfte aus Familien türkischerHerkunft oder Spätaussiedler, hatdie Erziehungswissenschaftlerinund Sozialpädagogin befragt, wiesie Integration erleben und verstehen. DieBilanz aller Antworten: „Nach außen gut inte-griert wirkende junge Erwachsene mit Migrati-onshintergrund fühlen sich selbst oft nicht inte-griert und somit der deutschen Gesellschaft nureingeschränkt oder auch gar nicht zugehörig.“

Alle Befragten beherrschen die deutsche

Sprache, haben die deutsche Staatsbürgerschaft,sind bildungspolitisch erfolgreich und auchsozial integriert – auf den ersten Blick. Eine 21-jährige Verwaltungsfachangestellte fühltsich eigentlich ganz wohl in Deutschland, aberes fehlt an dem Gefühl, angenommen zu sein.

„Ich bin bei den Leuten dochetwas anderes, etwas Frem-des, ein Mensch zweiter Klas-se“. Und ein 25-jährigerInformatikstudent stellt fest:„Wenn man sich nicht aufge-nommen fühlt, kann man sichgar nicht integrieren.“

Der oft unbewusste All -tagsrassismus wird in abwer-tenden Blicken und Bemer-kungen sichtbar, in der auto-matischen Unterstellung vonproblematischem Verhalten,in schulischen und berufli-chen Diskriminierungen.

Mehrere Befragte erinnern sich, dass sie ohneDiskussion in die Sonderschule geschickt wur-den – dabei absolvierten sie später problemlosihr Abitur. Eine 25-jährige Sozialarbeiterinkommt zu dem Schluss: „Du kannst tun und las-sen, was du willst, du bist Ausländerin, dubleibst eine Ausländerin.“

Aus solchen Enttäuschungen entstehen wie-der Abgrenzungen, Rückzug aus der Mehrheits-gesellschaft in ethnische Milieus. Nach solchenErfahrungen wirkt schon der Begriff der „Inte-gration“ als ein Instrument zur Ausgrenzung.Dr. Barbara Schramkowskis Resümee - für dassie natürlich auch kein Rezept hat: „Das zentra-le Ziel von Integration muss sein, die unter-schiedliche ethnische Herkunft als fraglos gege-bene Selbstverständlichkeit zu akzeptieren“.(hpb)

Dissertation „Integration unter Vorbe-

halt. Erfahrungen und Sichtweisen

junger Erwachsener mit Migrations-

hintergrund“. Dr. Barbara Schramkow-

ski, Universität Huelva (Spanien),

Institut für Soziologie & Soziale

Arbeit.

E-Mail:[email protected].

Wissenschaftliche Betreuung:

Prof. Dr. Rudolf Leiprecht, Universität

Oldenburg, Interdisziplinäres Zentrum

für Bildung und Kommunikation in

Migrationsprozessen.

[email protected]

Dr. Barbara Schramkowski

Vor allem mit ihren Studien über dieLebenssituation und -orientierungen jungerMenschen mit Migrationshintergrund hat siesich bundesweit einen Namen gemacht: Yase-min Karakasoglu.

Ende letzten Jahres ist die Bremer Uni-Professorin in das Bundesjugendkuratoriumberufen worden. Die Ernennung erfolgtedurch Ursula von der Leyen, Bundesministe-rin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.Aufgabe des Bundesjugendkuratoriums ist es,die Bundesregierung in Grundsatzfragen derKinder- und Jugendpolitik zu beraten. DasGremium ist unabhängig und erarbeitet zuaktuellen Fragen der Jugendpolitik eigene

Empfehlungen und Stellungnahmen. Esbesteht aus 15 Sachverständigen aus Wissen-schaft, Politik und Verbänden. Die Mitglied-schaft gilt für eine Legislaturperiode.

Die Bremer Wissenschaftlerin aus demFachbereich Erziehungs- und Bildungswis-senschaften der Universität Bremen mit demSchwerpunkt Interkulturelle Bildung ist beider konstituierenden Sitzung in Berlin zueiner der drei stellvertretenden Vorsitzendengewählt worden. Der Vorsitz liegt bei Dr.Claudia Lücking-Michel, Generalsekretärindes Cusanuswerkes und Vizepräsidentin desZentralkomitees der deutschen Katholiken.(hpb) Prof. Dr. Yasemin Karakasoglu

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Seite 9MITeinander 01/2007

Ein Abschluss fürs SelbstbewusstseinNeuer Studiengang an der Oldenburger Universität fördert Potentiale von Zuwanderern

Sie waren Richter, Chemiker,Lehrer. In Deutschland sind sie nurnoch ungelernte Arbeitskräfte:Hochqualifizierte Zuwanderer,deren in der Heimat erworbeneAbschlüsse in Deutschland nichtanerkannt werden. Sie können seitdem Wintersemester 2006/07 ander Oldenburger Carl-von-Ossietz-ky-Universität einen Bachelor-Stu-diengang „Interkulturelle Bildungund Beratung“ absolvieren. Er wirdals Modellvorhaben aus demEuropäischen Flüchtlingsfonds undvom Bundesamt für Migration undFlüchtlinge (BAMF) gefördert.

Kamil Görgün lebt seit 18 Jahren inDeutschland. In der Türkei studierte erInformatik. Als er nach Bremen kam, ent-deckte er die Sozialarbeit für sich. Am liebs-ten arbeitet er mit Jugendlichen, wie derzeitbei „effect“, einem Verbund selbst organi-sierter Sozialprojekte und Beratungseinrich-tungen in Bremen.

„Seit über zwölf Jahren engagiere ichmich nun schon als Sozialarbeiter – aller-dings ohne einen Abschluss in diesemBereich“, sagt Kamil Görgün. Das will ernun ändern. Als er von dem neuen Studien-gang „Interkulturelle Bildung und Beratung“an der Oldenburger Uni hörte, wusste ergleich: Das ist genau das Richtige.

„Ich möchte den Abschluss in erster Liniefür mich machen“, sagt Görgün, der auchnach dem Erwerb des international anerkann-ten Bachelor-Grades in zwei Jahren weiter-hin bei „effect“ arbeiten will. „Ich werdedanach nicht mehr Geld verdienen, als jetzt.Ich mache diesen Abschluss nur für die Aner-kennung, er gibt mir Sicherheit und Selbstbe-wusstsein“.

Seit Oktober letzten Jahres drückt der 37-Jährige wieder die Schulbank. Dreimaldie Woche pendelt er zwischen Bremen undOldenburg. Hier bekommt er vor allem theore-tische Grundlagen vermittelt, die seinelangjährige praktische Erfahrung sinnvollergänzen: Auf dem Stundenplan stehen nebenPädagogik auch die Vermittlung von Rechts-grundlagen und Verwaltungshandeln imMigrationskontext, Deutsch als Zweitspracheoder Managing Diversity in der Einwande-rungsgesellschaft.

„V iele Einwanderer sind hoch gebildet. DasProblem ist einzig, dass ihr in der Heimat

erworbener Abschluss hier in Deutschlandnicht anerkannt wird“, sagt Rolf Meinhardt,Pädagogik-Professor an der Uni Oldenburg.So komme es durchaus vor, dass ein studierterJurist aus der Ukraine hier in Deutschland alsungelernte Arbeitskraft einen Putzjob angebo-ten bekommt. Zusammen mit zwei Kollegenvom „Interdisziplinären Zentrum für Bildungund Kommunikation in Migrationsprozessen“hat er deshalb den neuen Studiengang ent-wickelt. Hier lernen akademisch vorgebildeteZuwanderer alles, was sie für die Beratungvon Neuzuwanderern, für die Betreuung dro-gengefährdeter Jugendlicher oder für Sozialar-beit im Kindergarten brauchen.

Studieren kann, wer aus seiner Heimat einepädagogische, sozialpädagogische oder sozial-wissenschaftliche Grundausbildung mitbringt.Außerdem müssen zwei Jahre Berufstätigkeitoder eine ehrenamtliche Tätigkeit im sozialenBereich sowie ein fester Aufenthaltsstatus inDeutschland nachgewiesen werden.

Die Oldenburger Studenten beginnen imdritten Semester. Es ist eine Art Aufbaustudi-um, da sie schon über Studienanteile aus ihrenHerkunftsländern verfügen. Dadurch verkürztsich die Studiendauer von den üblichen sechs

auf vier Semester, und die Studiengebührensinken von den üblichen 500 Euro auf 150Euro pro Semester. Nach der Bachelor-Prü-fung können die Absolventen bis zum Master-Abschluss weiter studieren oder sich gleicheine Stelle suchen.

„Der Studienabschluss qualifiziert sie fürTätigkeiten in den Praxisfeldern von sozialerArbeit und Erziehung, Bildungs- und Jugend-arbeit, Migrationsarbeit, Schulsozialarbeit,kulturellen Einrichtungen, beruflicher Orien-tierung und Arbeitsmarktintegration“, so RolfMeinhardt. Nach seiner Einschätzung wärendie Absolventen besonders gut geeignet für dieLeitung von Eingliederungskursen nach dem

Zuwanderungsgesetz. Den Vorteil seiner Studenten gegenüber

einem normalen Diplom-(Sozial)pädagogenoder Diplom-Sozialarbeiter sieht er imMigrationshintergrund, der anderen Art,Dinge zu sehen und zu bewerten und derMehrsprachigkeit. „Viele unserer Studentensprechen drei und mehr Sprachen“, weißMeinhardt. Außerdem habe der Abschluss„Bachelor of Arts“ nicht nur den Vorteil,international anerkannt zu sein, sondern bis2010 hätten sich ohnehin alle europäischenUniversitäten im Rahmen der „Erklärungvon Bologna“ verpflichtet, alle Diplomstudi-engänge auf Bachelor- und Masterstudi-engänge umzustellen. So sei der Bachelordem Diplom gleichgestellt.

Die nächste Einschreibung ist voraus-sichtlich im Wintersemester 2008/09 mög-lich, wenn der Modellstudiengang – soMeinhardts Hoffnung – endgültig an derOldenburger Universität etabliert ist. DerProfessor zeigt sich zuversichtlich, denn:„Die Resonanz war umwerfend“. Rund 200Anfragen aus der gesamten Bundesrepubliksind bereits eingegangen. Zurzeit studieren24 Migranten aus 13 Ländern in Oldenburg.Ihre ursprüngliche Heimat ist Ghana, Iran,Litauen, Peru, Marokko, Türkei oder die

Ukraine. Für den europaweit einzigartigenStudiengang kommen sie nicht nur aus Nieder-sachsen und Bremen, sondern sogar aus Hes-sen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen nach Oldenburg gereist. (sdü)

Kamil Görgün ist seit Oktober 2006 wieder Student – ein neuer Studiengang in Oldenburgrichtet sich speziell an Zuwanderer

Wissenswert

Koordinator des Studiengangs:

Dr. Anwar Hadeed

Tel.: 0441/ 798-42 89

[email protected]

www.uni-oldenburg.de/ibkm/19186

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Seite 10 01/2007 MITeinander

Wissenswert

„Wir übernehmen Verantwortung“Türkisch-Europäisches Wirtschafts-Forum (TEWIFO) organisiert Ausbildungsplätze

„Als Verein migrantischer Unter-nehmer haben wir die bestenZugangsvoraussetzungen und kön-nen die Betriebsinhaber auch inderen Muttersprache ansprechen“,sagt Dr. Sabine Uzuner als Verant-

wortliche des TEWIFO-Projekteszur Schaffung von Ausbildungsplät-zen. Das Türkisch-EuropäischeWirtschafts-Forum Bremen-Nord-west wurde 2004 gegründet, dasAusbildungsprojekt vor knappeinem Jahr gestartet. Über 30 Aus-bildungsplätze wurden bereitsakquiriert, in diesem Jahr sollennoch einmal mindestens doppelt soviele dazu kommen.

Im Verein TEWIFO sind derzeit etwa 50ausländischstämmige Unternehmerinnen undUnternehmer organisiert, keineswegs nur tür-kischen Ursprungs. Insbesondere vieleDienstleister und Handwerker stammen ausosteuropäischen Ländern. Der Verein unterVorsitz des Unternehmers Bülent Uzuner willregionaler Ansprechpartner für arbeits-, wirt-schafts- und migrationspolitische Belangesein. Der Verein will zu einer besseren Inte-gration der ausländischstämmigen Betriebe indas Wirtschaftsgefüge beitragen.

„Wir übernehmen ein Stück Verantwortungfür diese Gesellschaft, sowohl für die deutsch-stämmigen Unternehmer als auch für Migran-ten“, erklärt Dr. Sabine Uzuner. Sie wird beider Akquise von Ausbildungsplätzen von vierKolleginnen und Kollegen unterstützt, dieeinerseits Schwellenängste bei Unternehmernausländischer Herkunft gegenüber deutschen

Kammern und Behörden überwinden helfen,die andererseits Möglichkeiten und Vorteilevon Ausbildung aufzeigen.

Bei der Schaffung der neuen Ausbildungs-plätze hat sich gezeigt, dass diese Hilfestel-lung oft unerlässliche Voraussetzung ist, dadie migrantischen Unternehmerinnen undUnternehmer die deutschen Spielregeln derWirtschaft und des Ausbildungssystems oftnicht ausreichend kennen. „Wir übernehmeneine Art Brückenfunktion“, erklärt Dr. SabineUzuner und gibt sich optimistisch, dass aufder anderen Seite der Brücke in diesem Jahrnoch einmal rund 70 neue Ausbildungsplätzestehen werden. 252 migrantische Betriebewurden im letzten Jahr besucht, die gleicheZahl steht für dieses Jahr auf dem Programm.Geschätzt gibt es in Bremen und der näherenUmgebung rund 2000 migrantische Unterneh-men. (hpb)

Sabine Uzuner, Verantwortliche des TEWI-FO-Projekts

TEWIFO/Türkisch-Europäisches

Wirtschafts-Forum,

Wachtstraße 17–24, 28195 Bremen

Tel.: 0421/ 460 56 56

Fax: 460 56 58

E-Mail: [email protected]

c/o RKW, Barkhausenstraße 2

27568 Bremerhaven

Fachkonferenz fürBetriebsinhaber

Hilfen für Existenzgründer

Weiterbildung als Instrument zur Existenzsicherung steht im Mittel-punkt einer Fachkonferenz am 25. April im Auswandererhaus inBremerhaven. Das Angebot richtet sich an Betriebsinhaberinnenund Betriebsinhaber mit Migrationshintergrund, an Weiterbildungs-träger und strategische Partner, erläutert Carolina Monfort-Monteroals Leiterin des AWO-Q.net-Projektes, das diese Fachkonferenzausrichtet. Unter anderem werden die Ergebnisse einer Umfrage in den vonMigranten begründeten Unternehmen zu Weiterbildungsbedarfenvorgestellt, außerdem sollen Erfahrungen mit dem Qualifizierungs-pass ausgetauscht werden. Inter essenten melden sich unterder folgenden E-Mail-Adressean: [email protected]

Was im Vorfeld einer Existenzgründung von Personen mit Migrations-hintergrund alles bedacht und geklärt werden muss, darüber informiertein neues Themenheft des Q.net-Projektes innerhalb der AWO, das nichtnur in deutscher Sprache angeboten wird, sondern ebenfalls in russischerund türkischer Sprache. Es werden Wege zur beruflichen Qualifizierungund Weiterbildung dargestellt, Informations- und Beratungsangeboteaufgezeigt. "Der Schritt in die Selbstständigkeit muss gut überlegt sein",betont Q.net-Leiterin Carolina Monfort-Montero und verweist auf einganzes Netzwerk von Angeboten unterschiedlicher Träger in Bremen.Q.net ist auch Teil der Entwicklungspartnerschaft NOBI, einem nord-deutschen Netzwerk zur beruflichen Integration von Migrantinnen undMigranten. Weiter Informationen unter [email protected]

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Zur Person/Wissenswert

In Kürze

Kommunikation fördern

Wenn die Migrantinnen und Migranten diedeutsche Sprache gelernt haben, ist es vongroßer Wichtigkeit, die Sprache im Alltaganzuwenden und die Sprachkompetenz zu ver-tiefen. Wie die deutschsprachige Kommunika-tion optimal gefördert werden kann, darüberwollen die Teilnehmer eines Seminars beraten,das für den 25. April im Kulturladen Huchtinggeplant ist. Eingeladen sind Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter aller Einrichtungen der Stadt-teil-, Kinder- und Jugendarbeit. Moderiertwird das Seminar von Hans-Georg Schlodt-mann aus dem Referat für Zuwandererangele-genheiten und Integrationspolitik und vonVera Zimmermann und Claudius Joeckel vomKulturladen Huchting.

Telefon: 0421/361-68 41, E-Mail: hans-

[email protected]

Überregionale Fachtagung

Seit über sechs Jahren gibt es im Land Bre-men das Projekt „Mama lernt Deutsch“. DasParitätische Bildungswerk als Träger dieseserfolgreichen Projektes, unterstützt vom Bre-mer Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,Jugend und Soziales sowie dem Magistrat Bre-merhaven, hat für den 16. März zu einer über-regionalen Fachtagung ins Konsul-Hackfeld-Haus eingeladen. Die Idee, Migrantenmütterim Kindergarten oder der Grundschule ihrerKinder die deutsche Sprache lernen zu lassen,ist in vielen deutschen Kommunen, sogar inÖsterreich, aufgegriffen worden.

Eva Pajenkamp, Telefon: 0421/ 361-49 88,[email protected]

Willkommensempfang

Am 20. April um 18 Uhr findet im Festsaalder Bremischen Bürgerschaft wieder ein Will -kommensempfang für aus dem Ausland zuge-reiste Neubremer statt. Gastgeberin ist Sena-torin Ingelore Rosenkötter.

Altwerden in Deutschland

Das evangelische Bildungswerk Bremenplant für Anfang Mai ein Wochenendseminar fürältere türkische Frauen zum Thema „Altwerdenin Deutschland“. Das Seminar will Mut machen,aktiv auf die Gesellschaft zuzugehen und dievorhandenen Hilfs-Möglichkeiten zu nutzen.

Evangelisches Bildungswerk, Im Forum Kir-che, Hollerallee 75, Telefon: 0421/ 34 615-35, E-Mail: [email protected]

Jahrelang geduldete Ausländer könnenkünftig ein Bleiberecht erhalten, wenn sieihr en Lebensunterhalt selbst bestreiten. DieRegelung derInnenminister von Bund undLändern vom November 2006 soll rund100.000 derderzeit etwa 190.000 geduldetenAusländer in Deutschland die Chance bie-ten, einen ordentlichen Aufenthaltstitel zubekommen

Sie müssen als Kinderlose seit mindestens

acht Jahren oder mit Kindern seit minde-stens sechs Jahren im Land sein. Können siebis Ende September2007 einen dauerhaftensozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatzund Deutschkenntnisse vorweisen, erhaltensie ein Aufenthaltsrecht. Dieses ist allerdingszunächst auf zwei Jahre befristet.

Wer sich als geduldeterAusländer zumThema Bleiberecht an die Härtefallkommis-sion wendet, kann zu intensiverBeratung

und Betreuung an die Migrationserstbera-tungsstellen von AWO, Caritas, DRK undDiakonie weitervermittelt werden. Daraufhaben sich derSenatorfür Inneres, die Här-tefallkommission und der Senator fürArbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend undSoziales geeinigt. Einzelfälle zeigen, dassgerade junge Menschen Unterstützungbrauchen, wenn es um die Sicherung desLebensunterhaltes geht.

LAG-Migrationsberatung hilft im Härtefall

Mitglieder des Rates für IntegrationLetzter Teil der Rubrik: Hiermit endet unsere Vorstellungsreihe der Ratsmitglieder

In dieser Rubrik stellten wir dieMitglieder des Bremer Rates fürIntegration nach Akteursgruppenzusammengefasst vor. Zahra Azad-Aliabadi gehört keiner Akteursgrup-pe an, sie wurde nachträglich vomRat für Integration nominiert.

Zahra Azad-AliabadiGeboren: 1963 in Isfahan (Iran)Werdegang: Nach dem Abitur studierte sie

im Iran Psychologie. Aus politischen Gründenmusste sie ihr Studium abbrechen und kam imSeptember 1993 nach Bremen. Seit Februar1994 arbeitet sie als Erzieherin im KinderhausKodakistan. Inzwischen hat sie die Ausbildung

zur Kinderpflegerin und danach zur Erzieherinabgeschlossen. Weiterhin nahm sie an Fortbil-dungen teil und erwarb den Abschluss als 'Inter-kulturelle Erzieherin'

Hobbys: Lesen, mit Freunden Zeit verbrin-gen, Tanzen

Zitat: „Meiner Meinung nach ist es eine Not-wendigkeit, so früh wie möglich mit Integrati-onsarbeit anzufangen, wenn wir erreichenmöchten, dass unsere Kinder später als Erwach-sene offen und friedlich und auf der Basis demo-kratischen Denkens miteinander leben. Integra-tion schafft den Weg zu gegenseitiger Toleranzvon Einheimischen und MigrantInnen für eininterkulturelles Miteinander. Und dafür setze ichmich ein.“

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Wir stellen vor

Impressum

Herausgeber: Bremer Rat für Integrationin Verbindung mit dem Referat Zuwande-rerangelegenheiten und Integrationspolitikbeim Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,Jugend und Soziales. Bahnhofsplatz 29,28195 BremenRedaktion: Heinrich-Peter Berndt (hpb)(v.i.S.d.P.), Silke Düker (sdü)Druckvorbereitung: Silke DükerE-Mail: [email protected]: Geffken & Köllner, BremenAuflage: 5.000 Exemplare

Schule und Eltern Hand in HandInterkulturelles Erfolgs-Projekt in einer Lüssumer Ganztagsgrundschule

Die eine Mutter stammt von dertürkischen Schwarzmeer-Küste, dieandere von der ostfriesischen Nord-see-Küste, ihre Kinder gehen in dieTami-Oelfken-Schule in Bremen-Lüs-sum. Im Rahmen des Projektes„Schule Eltern – Hand in Hand“ habensie sich näher kennen gelernt undsind inzwischen Freundinnen. Sie ste-hen in engem Kontakt zu den Lehr-kräften ihrer Kinder und sind sehrfroh, unmittelbar Einfluss auf dieschulische Erziehung ihrer Kindernehmen zu können.

Zum Beginn des Schuljahres 2004 wurde dieLüssumer Schule zu einer sechsjährigen gebun-denen Ganztagsschule mit verbindlichem Mitta-gessen umgestaltet. Mit offensichtlichem Erfolg,denn sie wurde Preisträger des Ganzstagsschul-wettbewerbes „Zeigt her Eure Schule“ 2005 unddes Grundschulwettbewerbes „Schritte zumGanztag“ 2006.

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mitnichtdeutscher Muttersprache liegt bei den der-zeit rund 260 Jungen und Mädchen bei über 70Prozent. Nicht erst seit der PISA-Studie istbekannt, dass Kinder mit Migrationshintergrundbesondere Probleme haben, dem schulischenUnterricht zu folgen. Um Herkunft und Bildung-schancen zu entkoppeln, ist ein umfassendes För-derprogramm entwickelt und eine intensive Elter-narbeit aufgebaut worden.

Die Diplom-Psychologin türkisch-kurdischer

Herkunft Berna Müküs-Kaya hat bei dem Projekt„Schule Eltern – Hand in Hand“ im Auftrag derAkademie für Arbeit und Politik der Uni Bremenund der Schulleitung eine Schlüsselrolle über-nommen. Das Projekt von Professor Dr. ThomasLeithäuser und seinem Beratungs-Team wirdvom Senator für Bildung unterstützt. „Es trägt mitseinem interkulturell orientierten Ansatz dazu bei,gerade Eltern mit Migrationshintergrund stärkerin die Schule einzubeziehen und die Zusammen-arbeit mit den Lehrern zu intensivieren“, ist ineiner Projekt-Broschüre nachzulesen.

Nach dem Start des Projektes im Mai 2005wurden vielfältige Angebote entwickelt, um

Eltern in die schulischeArbeit einzubeziehen undinsbesondere bei den Elternmit MigrationshintergrundSchwellenängste abzubauenund sprachliche Barrierenzu überwinden. Das istinzwischen weitgehendgelungen, beim Morgen-Kaffee, im Gesprächskreisfür Eltern, beim Eltern-Kino, bei Begegnungen mitBewegung und Tanz, beimgemeinsamen Kochen undnatürlichen diversen Bera-tungsangeboten. „Wir habenes diesem Projekt zu verdan-ken, dass es zwischen unsEltern keine Vorurteilewegen verschiedener Natio-

nalitäten gibt“, sagt Leyla Aydin, Mutter von dreiKindern. Sie hatte vorher schon zwei Kinder andieser Schule. „Ich bedaure es sehr, dass esdamals noch kein derartiges Projekt gab.“

Die wissenschaftliche Begleitung des auf dreiJahre angelegten Projektes sichert die ständigeDokumentation der Arbeit und damit die Chancefür andere Schulen, die Lüssumer Erfahrungen zunutzen. (hpb)

Ab 8.30 Uhr sitzen Mütter, die ihre Kinder in die Schule ge-bracht haben, im Foyer der Tami-Oelfken-Schule in der Mor-genrunde zusammen. Mit einem Becher Kaffee in der Handbesprechen sie alles, was ihre Kinder und Schule betrifft.

„Wir sind ein Team“, betont die Rektorin der Tami-Oelfken-Schule, Syltje Töpper-Hurrle(Mitte). Neben ihr die Konrektorin Christa Allen (li.) und Berna Müküs-Kaya.

Berna Müküs-Kaya,

Tel.: 0421/ 361-77 55 (Sekretariat),

E-Mail: [email protected]

Akademie für Arbeit und Politik der

Universität Bremen, Parkallee 39,

28209 Bremen, Telefon 218 32 96,

E-Mail: [email protected]