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2100 416. Georg W. A. Kahlbaum: Bus der Besiehung der Siedetemperatur xum Luftdruok abguleitende GrZieaen. (Eingegangen am 30. Juli.) Auf Seite 973 dieser Zeitschrift bespricht Herr Prof. A l e x N a u - mann die von mir eibgefiihrte und niiher ') studirte Griisse, die specifiache Remission = Sp. R. in ablehnender Weise und giebt mir nach Be- griinduug seiner Ansicht u. A. den Rath (S. 975), anstatt der Sp. R. die Tangenten der Winkel, die kleinen Curvenstucke mit der Absciseen- ache bil$m, zu vergleichen , folgendermaassen fortfabrend : aDiese Tangenten werden in wesentlicb anderen Beziehungen stehen als die Kablbaum'schen Sp. R. und zwar gerade fur den Verlauf der Curve bei niedrigen Drucken , welchen ja Ka h l ba u m fast ausschliesslichen Werth bei1egt.c Es ist von Hrn. Prof. N a u m a n n uicht gesagt worden, wozu die Tangenten in wesentlich anderen Beziehungen stehen sollen , doch scbeint mir aus dem Satz hervorzugehen, dass das Verhalten der'selbeo in Gegensatz zu dem Verhalten der Sp. R. iiberhaupt gestellt werden soll. Wiewohl nun nichta ein solch wesentlich anderes Verhalten voraus- setzen liisst, vielmehr das gerade Gegentheil zu behaupten bei weitem nlher liegend erscheinen muss, habe ich doch eine wenig freiwillige Unterbrechung meiner experimentellen Untersuchungen zu der keines- wegs miihelosen Arbeit benutzt , aus meinen Siedecurven solche Tau- genten nder doch diesen Tangenten entsprecbende Zahlen abzuleiten. Ich habe BUS den fur die Drucke 5, 10, 15, 20 und 25 mm be- rechneten Siedepunkten der ron mir untersuchten Riirper (vergl. S. 83 bis 99 meiner Schrift) diese Abschnitte der Siedecurveri neu construirt und zwar in der Weise, dass, da 1 mm Quecksilberdruck durch 4 mm der Zeichnung wiedergegeben , die urspriingliche Siedecurve im vier- fachen Maassstabe ausgefihrt wurde, dann habe ich immer von 2.5 mm zu 2.5 mm die entsprechenden Schnittpunkte der Curven mit den Or- dinaten abgelesen und die Differenzen solcher zwei aufeinander folgeuder Ordinaten notirt. Die wirklichen Tangenten, resp. die Differentialquotienten stehen sehr nahezu in demselben Verhaltniss wie diese Differenzen der Ordinatenabschnitte ; infolge dessen werden die Verhaltnisse dieser Differenzen sehr angenabert das Gleiche lehren rniissen, was die Tan- genten, resp. die Differentiale lehren wiirden. Bevor ich die Zahlen selbst folgen lasse, bemerke ich noch, dass alle neu construirten Curven auf das genaue Hinpinfallen der beob- *) Siedetemperatur und Druck in ihren Wechselbeziehungen, Studien und Vorarbeiten von G e o r g W. A. Kahlbaum. Leipzig, Barth. 1885.

Aus der Beziehung der Siedetemperatur zum Luftdruck abzuleitende Grössen

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Page 1: Aus der Beziehung der Siedetemperatur zum Luftdruck abzuleitende Grössen

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416. Georg W. A. Kahlbaum: Bus der Besiehung der Siedetemperatur x u m Luftdruok abguleitende GrZieaen.

(Eingegangen am 30. Juli.)

Auf Seite 973 dieser Zeitschrift bespricht Herr Prof. A l e x N a u - m a n n die von mir eibgefiihrte und niiher ') studirte Griisse, die specifiache Remission = Sp. R. in ablehnender Weise und giebt mir nach Be- griinduug seiner Ansicht u. A. den Rath (S. 975), anstatt der Sp. R. die Tangenten der Winkel, die kleinen Curvenstucke mit der Absciseen- a c h e bil$m, zu vergleichen , folgendermaassen fortfabrend : aDiese Tangenten werden in wesentlicb anderen Beziehungen stehen als die Kablbaum'schen Sp. R. und zwar gerade fur den Verlauf der Curve bei niedrigen Drucken , welchen ja K a h l b a u m fast ausschliesslichen Werth bei1egt.c

Es ist von Hrn. Prof. N a u m a n n uicht gesagt worden, wozu die Tangenten in wesentlich anderen Beziehungen stehen sollen , doch scbeint mir aus dem Satz hervorzugehen, dass das Verhalten der'selbeo in Gegensatz zu dem Verhalten der Sp. R. iiberhaupt gestellt werden soll.

Wiewohl nun nichta ein solch wesentlich anderes Verhalten voraus- setzen liisst, vielmehr das gerade Gegentheil zu behaupten bei weitem nlher liegend erscheinen muss, habe ich doch eine wenig freiwillige Unterbrechung meiner experimentellen Untersuchungen zu der keines- wegs miihelosen Arbeit benutzt , aus meinen Siedecurven solche Tau- genten nder doch diesen Tangenten entsprecbende Zahlen abzuleiten.

Ich habe BUS den fur die Drucke 5, 10, 15, 20 und 25 mm be- rechneten Siedepunkten der ron mir untersuchten Riirper (vergl. S. 83 bis 99 meiner Schrift) diese Abschnitte der Siedecurveri neu construirt und zwar in der Weise, dass, d a 1 mm Quecksilberdruck durch 4 mm der Zeichnung wiedergegeben , die urspriingliche Siedecurve im vier- fachen Maassstabe ausgefihrt wurde, dann habe ich immer von 2.5 mm zu 2.5 mm die entsprechenden Schnittpunkte der Curven mit den Or- dinaten abgelesen und die Differenzen solcher zwei aufeinander folgeuder Ordinaten notirt.

Die wirklichen Tangenten, resp. die Differentialquotienten stehen sehr nahezu in demselben Verhaltniss wie diese Differenzen der Ordinatenabschnitte ; infolge dessen werden die Verhaltnisse dieser Differenzen sehr angenabert das Gleiche lehren rniissen, was die Tan- genten, resp. die Differentiale lehren wiirden.

Bevor ich die Zahlen selbst folgen lasse, bemerke ich noch, dass alle neu construirten Curven auf das genaue Hinpinfallen der beob-

*) Siedetemperatur und Druck in ihren Wechselbeziehungen, Studien und Vorarbeiten von Georg W. A. Kahlbaum. Leipzig, Barth. 1885.

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2101

490

T s b e l l e I.

' 125 423

Name

Isoamylhrnzoat I) . . . 1~osiiiglis~ir:ilc~at . . . Hronibenzol . . . . . . X ylitlin . . . . . . . . Cuminol I*, . . . . . . Phenylsenfijl2) . . . . lsohutylbenzoat. . . . Aethylsalicylat . . . . Aethyloxalat 3, . . . . hllyleenf61 . . . . , . Pikolin ') . . . . . . . leovaleriansiure 5) . . Benzylchlorid . . . . . Bronial . . . . . . . . Bromtoluol . . . . . . Pyridin . . . . . . . . Parachlortoluol 6, . . . Mesityloxpd . . . . . . Chlorhenzol . . . . . . Isoamylalkohol . . . . Nitrobenzol . . . . . . Propionslurcan hydrid Anilin . . . . . . . . . Benzaldehyd? . . . . Dichlorhydrin 4. . . . Bromoform!') . . . . . Buttersinre . . . . . . Isobuttersiure '0) . . . Oenanthol . . . . . . . Phenaethol . . . . . . Isobutylacetat . . . . . Propioneiure 11) . . . EssigsBhreanhydrid . .

490 490 430 430 426 400 396 380 377 370 368 365 364 360 355 345 340 332 318 309. 295 290 275 280 270

445 390 362 375 363 279 330 330 320 325 335 344 3'25 305 316 292 260 267 255 ?70 265 260 340 243

260 250 255 , 245

2.5- 15

340 430 38.5 392 400 390 397 385 320 328 335 315 250 300 310 290 274 305 292 250 285 286 265 240 237 235 245 234 240 230 217 225 235

- 5-17.51 17.5-2C

327 350 320 3'28 298 365 355 315 270 285 312 282 240 253 275 245 247 269 243 232 265 265 243 225 22s 222 220 242 200 205 193 2 10 220

323 290 294 277 262 340 315 285 275 265 278 250 23 1 237 265 235 223 241 215 208 250 253 272 215 215 21 1 210 216 190 202 182 205 200

- __ !0-22.(

410 235 231 195 235 280 273 265 213 203 252 242 222 220 229 215 214 234 190 190 223 237 210 200 200 205 202 190 1 so 185 170 185 180

.-

- ~

K.-G

192 172 157 121 148 135 178 166 142 99 93

10% 126.: 28 1 171 79

126.1 98

112.: 88

123 130 93

106 129 253 88 85

114 122 116 74

10%

- - - Sdp.

262.0 194.0 156.0 21 1.5 232 0 2 18.5 237.0 23 I .o 185.3 148.2 136.2 173.0 179.0 174.0 183.0 114.5 161.5 130.0 lU9.0 129.7 2 ~ 5 . 0 lri7.0 182.0 1s0.0 182.0 150.0 161.5 152.0 155.0 172.0 11 2.0 139.4 136.4

- Grad

Ich gcbe alle Aendcruugen an, soweit sie (1.10C. des Kochpunktes iibersteigen: 9 Isoamplbenzoat: Die Curve wurde geindert und der Kochpunkt bei

13 mm 22.0° f i r 21.6O und bei 25 mm 34.40 fiir 34.80 gesetzt. '3 Phenylsenfijl: Kochpunkt bei 15mm 99.2O fiir 99.40. 3, Aethyloxalat: Die Curve ist im oberen Theile kauni richtig. Kochpunkt

hei 15mm 21.00 fiir 21.6"

5, Isolvaleriansiure: Kochpunkt bei 10 mm 71.8" ftir 70.9". Dieser Punkt heruht offenbar auf einer Unrichtigkeit, da die beiden beobschteten Punkto hei 10.58 und 10.68mni mi t der gehnderten Cnrve gut iihereinstimmen.

Pikolin: Kochpunkt bei 25mm 42.20 fhr 42.00.

6, Parachlortoluol : Kochpunkt bei 15 mm 54.90 fiir 54.20. ') Benzaldehyd: Kochpunkt bei 2Omm 23.7O f i r 23.4O. R) Dichlorhydrin: Die Curve war unrichtig; hei der neu construirten

fallen die beobachteten Punkte bci 8.27, 10.2s und 24.30mm genau in die Curve. Doch hat dieselbe, da sie nicht fortgefiihrt, nur bedingten Werth.

! I ) Bromoform: Kochpunkt bei 2Omm 50.2O fiir 49.90. '"1 Isohuttersirire: Korhpunkt bei 15 mm 60.8O ftir 60.4". I t ) Propionslure: Kochpunkt bei 15 mm 51.3O fiir 51.6O. I?) Cuminol: Die Curve dhrfte kaum ganz richtig sein.

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2102

achteten Puiikte gepriift wurden, dass ich gewissenbaft alle Aenderungeu, die etwa an den Ausgangszahlen vorgenommen werden mussten, in den Anmerkungen zur Tabelle mitgetheilt habe, und dass weiter die Zahlen der Tabelle absichtlich o h n e d i e g e r i n g s t r A e n d e r u n g g e n a u , wie ich sie ableseii konnte, aufgefiihrt sind. Nicht mit in den Bereich dieser Untersuchnng habe ich solche Kiirper gezogen , bei denen sich Beobachtungen unter dern Druck 20 rnm nicht fanden. Bei einigen ergab es sich, dass die gewonnenen Punkte ohne wesentliche Aenderung sich in dem um das vierfache vergriisserteii Maassetabe zu einer stetig gekriimmten 'Curve nicht wohl vereinigen liessen ; auch solche Kiirper wurden selbstredend ausgeschlossen. Geordnet habe ich in der Tabelle I die Korper nach der Griisse des Neigungswinkels der Siede- curve zur Abscissenachse und den Zahlen das Molekulargewicht, wie auch den Siedepunkt beigefiigt. (Siehe vorstehende Tabelle S. 2 101.)

Die Tabelle lehrt, dass ein Ordnen der verschiedenen Korper nach der Griisse des Neigungswinkels der Siedecure zur Abscissenachsr trllein Aufschluss iiber irgend welche Beziehung der Korper zu einander nicht zu geben vermag, und dass ebensowenig wie das Molekulargewicht allein maassgebend ist fur die Hohe des Siedepunktes bei 760 mm, es maassgebend ist fiir die Kriimmung der Siedecurve, vielmehr wohl beidr Griissen (Siedepunkt und Kriimmung) durch den Bau der Molekel beeinflusst werden und zwar, wie ich auzunehmen geneigt bin, der Siedepunkt durch den inneren Bau, die Siedecurve durch die absolute Griisse der Molekel (vergl. auch rneine Schrift S . 103). Recht deutlich zeigen die Zahlen das Flacherwerden der Curve und geben damit einen gleich deutlichen Beweis fur die Richtigkeit meiner Auffassung des Verlaufs iiberhaupt wie auch des Theils derselben, welcheni ich aller- dings den wesentlichsteii Werth beilegen zu diirfen glaubte. Dass die Zahlen den Verlauf der Kriimmung nicht immer als einen ganz regrl- miissigen erscheinen lassen, darf nicht Wunder nehmen, da ich wieder- holt betont, dass die yon mir erhaltenen Zahlen nur als Naherungs- werthe gelten konnen, dass die ursprungliche Curve um das vierfache vergriissert wurde, dass weiter nur sehr wenige Punkte zur Con- struction der urspriinglichen Curven verwendet wurden, und dass endlich die hier durch dreistellige Ziffern dargestellten Differenzen thatniichlich nur geringe sind.

I n der folgendeii Tabelle I1 habe ich die Zahlen dem Siedepunkte und der chemischen Zusamniensetzung nach geordnet; theils urn die- selben nicht siimmtlich wiederholen zu rniissen, theils auch um die Sache anschaulicher zu machen, gebe ich nur die den Drucken 7.5 bis 10 mm und 2 0 bis 22.5mm entsprechenden Differenzen der Or- dinatenabschnitte zugleich rnit der Sp. R. f i r 0 mm und dem Siedepunkte fir 760 mm. Fortgelassen habe ich alle Kiirper, die sich in eine der Tertretenen chernischen Gruppen nicht einordnen liessen.

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194.0

T a b e l l e 11 .

0.1950

.

N . a m e

Isoamylbenzoat . . . . Isohutylhenzoat . . . . Aethylsalicylat . . . . Isoamylisovalerat . . . Aethyloxalat . . . . . Isohutylaretat . . . . Isovaleriansgure . . . Bnttershure . . . . . IsobattersLure . . . . PropionsZlure . . . . Propionsiiureanhydrid . Essigskureanhydrid . . CUlllifl(Jl . . . . . . Benzaldehyd. . . . . . Oenanthol . . . . . Phcnglsrnfiil . . . . Allylsenfijl . . . . .

Pikolin . . . . . Pyridin . . . . . . Xylidin . . . . . . Anilin . . . . . . . Nitrubenzol . . . . . . Brombenzol . . . . . Cblorhenzol . . . . . Bromtoluol . . . . . Parnchlortoluol . . . .

I Sdp . . . Sp . R .

I 12.0

173.0 161.5 152.0 139.1

167.0 136.4

234.0 180.0 155.0

215.5 148.2

126.2 114.5

21 1.5 152.0

205.0 156.0 129.0

183.0 161.5

0.1102

0.15SO 0.1480 0.1475 0.1378

0.1645 0.1442

0.2073 0.1755 0.1622

0.2005 0.1755

0.1655 0.1575

0.1'300 0.1664

0.1 so0 0.1845 0.1608

0.18p5 0.1755

'5-10 mn

615 490 490 56s 430 270

400 295 290 260

34s 255

498 322 275

4Y0 430

426 370

512 310

355 518 364

377 368

to--13.5 mm

310 272 365 235 213 170

243 202 190 1P5

237 1 so 335 200 180

280 203

252

215

195 210

223 231 1'30

223 214

\)Es genijgt eine eirizige t w s dieser Tabelle ersichtliche Thatsache anzofrihren . und sammtliche Erscheinungen . die diesr Griisst . zeigt. gleichzeitig auszudriicken:

D i e G r i i s s e a n d e r t s i c h d i r e c t p r o p o r t i o n a l dern S i e d e - p u n k t e . will Sagen: i n g l e i c h e r n S i n n e w i e d e r S i e d e p u n k t e i n e s K i i r p e r s d u r c h E i n - o d e r A n s t r e t e n e i n e s A t o m s o d e r

Berichte d . D . ehem . Gesellschaft . Jahrg . X V I I I . 13s

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2 104

h t o m k o m p l e x e s g e a n d e r t w i r d , i i n d e r t s i c h a u c h d i e s e G r i i s s e I)..

Vorstehendes sind die Worte, *die sieh auf S. 103 meiner Schrift a n die Tabelle der Sp. R. anschliessen. Ich habe nur f i r Sp. R. dar t liier GrKssc gesetzt. Es ist danrit der oben angefiihrte Satz des Hrn. Prof. N ailmail II auf S. 975 dieser Zeitschrift, nachdem die betreffenden Tangenten in wesentlich iinderen Beeiehungen stehen sollten als die Sp. R., viillig widerlegt.

Otiges Resultat birgt aber auch durchaus nichts Neues, deiiri ea sagt nur, dass die Neigungswinkel der Siedecurren zweier Kiirper sich fur jeden Punkt der Curven im gleichen Sinne wie der Siedepunkt bei 760 mm Druck Gndern, rnithiii wird dadurch nur das friiher schon Gefundenc. bestatigt. Allerdirigs hiitte ich neben der Sp. R. seiner Zeit auch norh etwa die Tangenten dr r Neigungswinkel bestimmen kiinnen, o h n r jedoch wir ich ehen zeigtr, zii anderen oder auch nur bprrchenderrn Resultaten zii gelangen. Da nun die urspriinglichen Siedrcurveii x u derartigen Betrachtungen an aich nicht geeignet waren, so hatte zu den xweieri uoch eine dritte Reihe Curren constriiirt und berechnet werden miissen und das mit einem Arbeitsaufwand, der durch die ZII gewinnrnden Resultate i l l keinrr Weise gerechtfertigt wordrn wfire.

Auf S. 9 i 5 dieser Zeitschrift schreibt Hr. Prof. Nauniar in weiter: B Wie weirig sich K a h 1 b a u m iiber die eigentliche Bedeutung der Sp. R. klar is t , ergiebt sich in schlagender Weise aus folgendem besonders I~etonten Resultat iind aus seiner Auffassung desselben : ,In gleichem Sinne wie der Siedepunkt eines Kiirpers durch Ein- oder Austreten eines Atoms oder Atomcomplexes geffndert wird, andert sich auch die Sp. R. So einfach dieses Al)hangigkeitsrrrhaltniss ist. so ist es doch nicht. wit, CAB wohl scheinen miichte, selhstreretiindlich.oc. (Ich nenne dieses aus iiieiner Srhrift citirte Abhangigkeitsverhaltniss Resultat 1).

Hr. Prof. N a u m a n n fiihrt dann fort: 8Und doch ist es selbst- verstiiiidlich! Die Versuche. deren Ergebnisse durch die Curve dar- gestellt werden, lehren, dass die Differenzen der Siedepunkte und zwar nicht alleiri homologer Kiirper bei niederem Druck geringer sind ills hei grwiihnlichem Luftdruck iind iiberhaupt mit steigendeni Druck zu- nebmen. . . .L (Ich nenne dieem meiner Arbeit entlehnteii Aufschluss uber die Siedepunktsdiffcrenaell zweier Kiirper bei wechselndem Druck Resultat 11).

Rein! Resultat I ist durchaus nicht selbstveretandlich. Es wird es erst durch Resultat 11. Da nun aber Resultat I1 erst sehr vie1 spiiter gefunden werden konnte, ist die Behauptung, Resultat I beweise,

1) Das Nicbthineinpassen des Isoanq lvalerats sowie auch der drei Benzol- dcrirnte iindert nntiirlich an dor Allgemeingiltigkeit des Sutzes nichts.

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wie wenig ich mir selbst iiber den Werth der Sp. R. klar gewesen sei, unhaltbar.

Die N a u m ann’sche Behauptung von der Selbstverstandlichkeit des Resultats I erklBre ich mir a m einfachsten durch eine unrichtige Voraussetzung , zu der meine Zeichnungen mBglicherweise mit Veran- lassung gegeben haben kiinnen. Bei f l i i c h t i g e m Betrachten derselben macht es allerdings den Eindruck, ale ob die Curven sich sBmmtlich in oder doch nahezu im Nullpunkt des Coordinatennetzes trlifen, so rtwa wie ich es in Fig. I angedeutet habe. WBre das in der That der Fal l , dann wBre natiirlich Resultat I selbstverst&ndlich. Denn wenii stetig gekriimmte Curven sich im Nullpunkt des Coordinaten- netzes treffen, ist es ganz klar, dass sich die Tangenten verhalten miisseii wie die Neigungswinkel und diese kiinnten dann in unserem Falle nur von der HBhe des Siedepunktes abhgngeh.

Nach Maaas- stab meiner Zeichnungen wiirden z. B. die Schnittpunkte der Siede- curven des Yropylacetats ond des Isoamylbenzoats , ich will einmal annehmen, die Zahlen waren richtig gefunden, mit der Ordinate 0 118 mm von einander entfernt liegen, die Curven treffen sich demnach durchaus nicht in pinem gemeinsamen Nullpunkt , sondern liegen in

Diese Voraussetzung ist aber durchaus unrichtig.

rinem Coordinatennetze nach Art der Fig. 2.

Wegen dieser grossen Differenzen mussten die Coordinatennetze in meinen Tafeln f ir jeden einzelneii Kiirper serschoben werden, und die auf deneelben unter den E r p e r n a m e n befiidlichen Zahlen bei h

139;

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und v geben, was zur Abscissenaxe und zur Ordinatenaxe addirt werden muss, um die wahre Lage der Curve in einem allen gemein- samen Coordinatennetze zu finden. Die Annaherung, die z. B. die beiden Cnrven der Buttersiiure und der Propionslure rnit sinkendeni Druck bis zu dem Punkt meiner tiefsten Beobachtung etwa 1Omm Druck zeigen, betriigt fur den Gesammtverlauf derselben, d. h. auf die ganze Lange von 750mm im Maasstab meiner Zeichnungen, etwa 8mrp. In dem fiir mich wichtigsten Theile von 50mm Druck a11 betragt diese Anniiherung etwa 2mm. Hatte ich beide Curven iii dasselbe Coordinatennetz gezeichnet, so ware diese Annaherung vor- aussichtlich iihersehen worden, sie aber 1-011 2 getrennten Blattern mit verschobenem Coordinatenayatem direct ablesen wollen , ist un- mijglich. Die beobachteten Punkte aber lehren, da sie iiicht gleichen Driicken angehiiren , in dieser Beziehiing absolut nichts. Damit Wllt aber auch die ganze Beweisfiihrung des Hrn. Prof. N a u m a n n zu- sammen, der immer iiur dadurch, dass er das nicht gefundene und aus den Siedeciirven direct nicht ablesbare Resultat I1 voraussetzt, mich der Unbekanntschaft mit der von mir selbst eingefiihrten Griissr zeiheii zu diirfen glaubt.

Mit Vorstehenderri sind die beiden wesentlichen Einwendungen des Hrn. Prof. Nai imanr i widerlegt. Was mir Hr. Prof. N a u m a n n fiiglich hiitte entgegenhalten konnen, ware gewesen, dass die Zahlen der Sp. R. die Erscheinungen, die sie erlautern sollen, gewissermassen nur verdiinnt wiedergebeii. Dass ist allerdings richtig. Dabei ist abr r zu erwageii, dass der Gedanke der Remission in dem Ausgangssatze meiner ganren Arbeit : ) )Dm Sinken des Barometerstandes um 1.c1ii entspricht ein Sinken der Temperatur um 1 C.(( enthalteii war und dass gerade dIeser Satz niit zwingender Nothwendigkeit zur 8p. R. fiihren musste. Dass ich aus dieser mir so zu sagen aufgedrungenea Griisse und mittelst derselben noch Anderes zii lernen versuchte, war nur natiirlich und hat sich der Versuch entmhieden gelohnt. Was ich in meinen Resultaten \on der Sp. R. selbst glaubte behaiipten zu diirfen, habe ich rnit aller lussersteni Vorbehalt gegeben (s. z. B. S. 11 1 m. Schrift), weil ich mir der fiir derartiges mangelnden Grnauigkeit meiner Zablen deutlichst bewiisst war.

Eine besolidere mathematische Definition der Sp. R. auszusprechen, hielt ich nach S. 72 m. Schrift fiir iiniiiithig und bedauere es nicht, da mich dies davon abhielt, anstatt deutlicher, jedem Chemiker ver- standlicher, sachlicher Definitionen, wie ich sie gegeben, in mathema- tisirende Uebersetzuugeii zu rerfalleri, wie solche Hr. Prof. N a u m a n I I

S. 976 dieser Zeitschrift fiir anschaiilicher und einfacher ausgibt. Im Uebrigeii ist die Sp. R. fiir das G a m e meiner Brbei! durch-

aus nebensachlicb, wie das auch nus der Zusammenstellung der Re- sultate auf S. 141 und 142 m. Schrift mit wiinschenswertbester Deut-

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2107

Tabel le I11 .

N a m e . Isoamylhenzoat . . . . Isoamylisovaletat . . . Isobutylbenzoat . . . . Aethylsalicylat . . . . Curninol . . . . . . Arthyloxalat . . . . . PropionsBateaiihydrid . Phenaetliol . . . . . Iso6utyIacetat . . . . Oenanthol . . . . Benaaldehyd . . . . . Isoralerians&ure . . . Eeaigsthreanhydrid . . ddeeityloxyd . . . . .

Buttershire . . . . . Isohuttersitwe . . . .

Isoainylalkohol . . . .

Propionsthe . . . . Dichlorhydrin . . ' . . Parachlortoluol . . . .

Chlor1)enzol . . . . . Bromal . . . . . . Bromoforni . . . . . Bllomtoluol . . . . . Bromhenaol . . . . . Nitrohenzol . . . . . Xylidin . . . . . . Pikolin . . . . . . Anilin . . . . . . . Pyridin . . . . . .

Phenylsenfol . . . .

Benzylchlorid . . . .

Allylsenfol . . . . .

7.5

120.6 65.3

101.7 99.4 95.5 79.6 55.6 55.4 16.1 42.7 61.2 67.8 37.2 22.8 37.7 60.6 52.9 43.9

67.0 45.1 63.5 22.6 58.6 37.5 59.6 36.3

83.5 88.0 20.2 69.3 11.7

56.3 37.2

- Grad

10

124.8 71.0

109.5 104.8 103.5 83.9 59.1 61.2 15.8 45.5 64.3 71.5 39.9 26.5 41.4 63.6 55.8 46.5

70.2 48.9 66.0 26.3 62.4

.4 0.9 63.4 41.5

57.0 93.1 24.4 72.7 15.4

91.1 41.5

. Grad

Koc 12.5

128.6 75.9

113.7 109.3 108.3 57.8 62.3 63.6 21.2 45.1 66.9 75.3 42.6 29.9 44.6 66.3 58.5 49.0

72.5 . 53.1

65.8 29.7 65.7 43.5 66.7 45.7

90.0 97.6 25.2 75.6 15.6

95.4 45.1

- Grad

t 11 u n k t b e i 15

132.0 80.2

117.7 113.0 112.3 91.0 65.1 65.9 23.3 50.5 69.3 75.5 44.9 32.5 47.4 68.7 60.5 51.2

75.L 54.9 71.3 32.6 68.7 45.8 69.8 49.6

92.9 101.6 31.5 75.3

. Orad

17.5

135.3 83.7

121.3 116.2 115.3 93.7 67.8 67.9 25.2 54.5 71.6 s1.2 47.0 35.5 49.7 70.9

63.2 53.4

77.4 57.7 73.8 35.6 71.2 45.1 72.6 52.8

95.5 101.5 34.6 s0.7

- Grad

21.5 24.0

99.2 ~ 102.5 45.1 I 51.3

20

138.4 86.6

124.4 119.0 117.9 96.5 70.4 70.0 27.0 54.4 73.7 83.7 49.2 37.9 51.5 73.0 65.4 55.4

79.5 59.6 76.1 37.2 73.5 50.2 75.2 55.7

98.1 107.6 37.4 S3.0 16.3

106.2 53.8

. 0 rad

22.5- Dr . Orad 141.5 88.9

127.1 121.7 120.3 98.6 72.8 71.8 28.7 56.2 75.7 86.1 50.8 40.2 53.7 75.0

67.5 57.2

81.5 61.7 7 8 3 39.1 75.2 52.3 77.4 58.1

100.3 109.6 39.4 85.1 27.5

109.0 55.8

Page 9: Aus der Beziehung der Siedetemperatur zum Luftdruck abzuleitende Grössen

2108

lichkeit hervorgeht. Ich htitte deshalb auch anf die Kritik des Hrn. Prof. N a u m a n n kaum geantwortet, wenn' nicht die thateHchlich un- richtigen Einwendungen mich dazu gezwungen hiitten. Der Schwer- punkt meiner Arbeit lie@ vor allem in dem Nscbweise, daee die statische u. dynamiache Methode der Dampfspannungsbestimmung rer- schiedene Werthe geben, die Sp. R. war nur die gegebene Leiter, die dahin fiihrte. 1st sie nicht mehr nijthig, wohl - so mag sie verlassen werden.

Zum Schluss will ich noch die Tabelle der Kochpunkte der Kijrper fiir den Druck 7.5-22.5 mm und zwar Ton 2.5 zu 2.5 mm geben, da diese Zahlen fiir manchen von Iuteresse sein diirften. Ich habe die Kijrper nach dem Moleculargewicht geordnet. (Siehe die Tabelle S. 2107.)

Basel , den 15. Juli 1885.

417. U0o.r.g W. A. Kehlbeum: Breohungshdioee der drei Aorylelluremethylester. (Beriohtigung.)

(Eingegangen am 4. August.)

In Band XIII, pag. 2348 d. Ber. habe ich iiber polymere Acryl- siiuremethyleater Mittheilung gemacht. Es hat sich dort bei der Be- rechnung der Brechungsindices leider ein Rechenfehler 'eingeschlichen. Bisher habe ich es vermieden eine besondere Berichtigung einznsenden, weil ich immer hoffte, bei einer sptiteren Veriiffentlichnng des von mir geeammelten, ziemlich umfangreichen , optischen Materials dazu Oe- legenheit zu fioden. Da aber andere Arbeiten mich immer weiter davon abfiihren , so mag eine besondere Berichtigung entschuldigt werden.

Ee miissen also die a. a. 0. pag. 2350 angegebenen Brechungs- indices fiir 20° folgendermaassen geiindert werden :

Ha Na HP Acrylsaures Methyl . . . 1.3959 1.3984 1.4045

1.4575 1.4600 1.4661 F1fissigeslPolymeres Festes . . . 1.4700 1.4725 1.1786. Baae l , den 23. Juli 18&5.