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Wenn drei Deutsche zusam- men kommen, gründen sie erst einmal einen Verein – so heißt es jedenfalls im Volksmund. Und tatsächlich ist die Vereins- landschaft in Deutschland tradi- tionell vielfältig. Rund 31 Millio- nen Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit für das Gemein- wohl. Auch in Mellnau. Aktive und vielseitig enga- gierte Bürgerinnen und Bürger kennzeichnen das Leben in un- seren Dörfern. Die hohe Bereit- schaft, sich freiwillig für eine Sa- che einzusetzen, zeigt einen wesentlichen Unterschied der ländlichen Regionen gegenü- ber den Ballungsräumen. Doch was genau ist das eigentlich, so ein „Ehren“-Amt? Im ursprünglichen Sinne ging es beim Ehrenamt um unent- geltliche öffentliche Funktio- nen, zum Beispiel als Magistrat oder Ortsbeirat. Im Laufe der Zeit wurde der Begriff verallge- meinert und steht heute um- gangssprachlich für bürger- schaftliches Engagement. Die Gründe für ein freiwilliges Engagement sind individuell: Dazu gehören vor allem der Spaß an der jeweiligen Tätig- keit, die Chance, etwas für das Gemeinwohl zu tun und sein Umfeld zumindest im kleinen Rahmen mitzugestalten, sowie die Gelegenheit, den eigenen Horizont zu erweitern und neue Fähigkeiten zu erlernen. Vor al- lem junge Menschen bewegt oft der Wunsch, etwas gemein- sam mit anderen zu erleben und sich dabei vielleicht auch weiterzubilden. Die Älteren möchten eher ihre Kenntnisse an andere weitergeben und auch nach der Berufstätigkeit einer sinnvollen Aufgabe nach- gehen. Die Deutschen und ihre eingetragenen Vereine Traditionell ist in Deutschland ehrenamtliche Arbeit in Verei- nen organisiert, für gewöhnlich „gemeinnützige Vereine“. Die- se e.V.‘s sind steuerlich begün- stigt, d.h., sie können Spenden- quittungen ausstellen, so dass Spenden an einen Verein in der Regel zu 20 % direkt von der Steuerlast des Spenders absetz- bar sind. Um diese Privilegien halten zu können, müssen Ver- eine eine gewisse Form wahren. Es braucht einen Vorstand in- klusive Kassenwart und Schrift- führer, Kassenprüfer, protokol- lierte Jahreshauptversammlun- gen und alle paar Jahre einen schriftlichen Austausch mit dem Finanzamt, damit die Gem- einnützigkeit auch wirklich er- halten bleibt. Doch viele Vereine in der Bundesrepublik stehen am Scheideweg. Überalterung, Mit- gliederschwund und fehlendes Engagement zwangen fast 16.000 Vereine in den letzten 10 Jahren zur Aufgabe. Ehrenamt Seite 1, 8-10 Newsletter Seite 3 Briefe an die Leser Seite 4 Ortsvorsteherin Seite 5 Schoktoberfest Seite 6-7 Kinderchor Seite 11 Weltreise Seite 11 Blick ins Archiv: Seite 12+13 MeGA Seite 14 Glitzermarkt Seite 15 Die Kirche und das liebe Geld Seite 16+17 Smart Kids Seite 18+19 Vereine Seite 20+21 Wird der Burgwald trocken gelegt? Seite 22+23 Burg Seite 20 27. Jahrgang, Januar 2020 Nr. 1 Aus Spaß wird Ernst – wie das Ehrenamt seine Aktiven auffrisst Fortsetzung Seite 8

Aus Spaß wird Ernst – wie das Ehrenamt seine Aktiven auffrisst · als auch eine Rückverlegung nach Wetter in die dann neu ... chen Standort des Windrads als auch für die umliegenden

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Page 1: Aus Spaß wird Ernst – wie das Ehrenamt seine Aktiven auffrisst · als auch eine Rückverlegung nach Wetter in die dann neu ... chen Standort des Windrads als auch für die umliegenden

Wenn drei Deutsche zusam-men kommen, gründen sie ersteinmal einen Verein – so heißtes jedenfalls im Volksmund.Und tatsächlich ist die Vereins-landschaft in Deutschland tradi-tionell vielfältig. Rund 31 Millio-nen Menschen engagieren sichin ihrer Freizeit für das Gemein-wohl. Auch in Mellnau.

Aktive und vielseitig enga-gierte Bürgerinnen und Bürgerkennzeichnen das Leben in un-seren Dörfern. Die hohe Bereit-schaft, sich freiwillig für eine Sa-che einzusetzen, zeigt einenwesentlichen Unterschied derländlichen Regionen gegenü-ber den Ballungsräumen. Dochwas genau ist das eigentlich, soein „Ehren“-Amt?

Im ursprünglichen Sinne ginges beim Ehrenamt um unent-geltliche öffentliche Funktio-nen, zum Beispiel als Magistratoder Ortsbeirat. Im Laufe derZeit wurde der Begriff verallge-meinert und steht heute um-gangssprachlich für bürger-schaftliches Engagement.

Die Gründe für ein freiwilligesEngagement sind individuell:Dazu gehören vor allem derSpaß an der jeweiligen Tätig-keit, die Chance, etwas für dasGemeinwohl zu tun und seinUmfeld zumindest im kleinenRahmen mitzugestalten, sowiedie Gelegenheit, den eigenenHorizont zu erweitern und neueFähigkeiten zu erlernen. Vor al-lem junge Menschen bewegtoft der Wunsch, etwas gemein-

sam mit anderen zu erlebenund sich dabei vielleicht auchweiterzubilden. Die Älterenmöchten eher ihre Kenntnissean andere weitergeben undauch nach der Berufstätigkeiteiner sinnvollen Aufgabe nach-gehen.

Die Deutschen und ihre eingetragenen Vereine

Traditionell ist in Deutschlandehrenamtliche Arbeit in Verei-nen organisiert, für gewöhnlich„gemeinnützige Vereine“. Die-se e.V.‘s sind steuerlich begün-stigt, d.h., sie können Spenden-quittungen ausstellen, so dassSpenden an einen Verein in derRegel zu 20 % direkt von der

Steuerlast des Spenders absetz-bar sind. Um diese Privilegienhalten zu können, müssen Ver-eine eine gewisse Form wahren.Es braucht einen Vorstand in-klusive Kassenwart und Schrift-führer, Kassenprüfer, protokol-lierte Jahreshauptversammlun-gen und alle paar Jahre einenschriftlichen Austausch mit demFinanzamt, damit die Gem-einnützigkeit auch wirklich er-halten bleibt.

Doch viele Vereine in derBundesrepublik stehen amScheideweg. Überalterung, Mit-gliederschwund und fehlendesEngagement zwangen fast16.000 Vereine in den letzten10 Jahren zur Aufgabe.

Ehrenamt Seite 1, 8-10Newsletter Seite 3Briefe an die Leser Seite 4Ortsvorsteherin Seite 5Schoktoberfest Seite 6-7Kinderchor Seite 11Weltreise Seite 11Blick ins Archiv:Seite 12+13MeGA Seite 14Glitzermarkt Seite 15Die Kirche unddas liebe Geld Seite 16+17Smart Kids Seite 18+19Vereine Seite 20+21Wird der Burgwaldtrocken gelegt?Seite 22+23Burg Seite 20

27. Jahrgang, Januar 2020 Nr. 1

Aus Spaß wird Ernst – wie das Ehrenamt seine Aktiven auffrisst

Fortsetzung Seite 8

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Newsletter Seite 3

Von Andreas W. Ditze

In der Oberhessischen Pressewurden die beiden Aussenstel-len der Burgwaldschule Wetterthematisiert. Geht es nach demLandesrechnungshof, sind dieGebäude nicht ausgelastet, ei-ne Schließung ist zu prüfen. Deraktuelle Schulentwicklungsplansieht für Mellnau im Jahr

2022/2023 immerhin noch 41Schüler in den Jahrgangsstufen1-4 vor, in Oberrosphe noch 30.Damit ist noch alles offen – so-wohl ein Weiterbestand vor Ortals auch eine Rückverlegungnach Wetter in die dann neugebaute Burgwaldschule sindmöglich. http://bit.ly/mk105-2

Zukunft der Grundschulen in Mellnauund Oberrosphe

Newsletter Aktuell kursieren Pachtanfra-gen in Wetter, Todenhausen undMellnau zu den Flächen im Vor-ranggebiet Todenhausen-Mell-nau. Damit dort ein Windparkentstehen kann, muss der Betrei-ber mindestens drei Windrädererrichten. Dafür sind sowohl einPachtvertrag für den eigentli-chen Standort des Windrads alsauch für die umliegendenGrundstücke zu schließen.Macht ein Anlieger nicht mit,kann das Windrad dort nicht ge-baut werden. Die BI WindkraftWetter e.V. hat kürzlich einen

Pachtvertrag geprüft und hierü-ber auch öffentlich im Bauaus-schuss berichtet. Dabei kam u.a.ans Tageslicht, dass die im Ver-trag benannte „Mindestvergü-tung” nicht das enthält, was derName verspricht. Hier werdengroße Zahlen in den Raum ge-stellt, die jedoch darauf beruhen,dass es eine Mindestvergütungfür den produzierten Strom gibt.Fällt diese Vergütung geringeraus, sinkt auch die Pacht. Die BIhat verlauten lassen, sich hierzunoch einmal detailliert öffentlichzu äußern. http://bit.ly/mk105-3

BI hat Pachtvertrag fürWindkraftflächen geprüft

Am 30.11.2019 feierte unsereInternetpräsenz ihr 20jährigesJubiläum – höchste Zeit, einmalDanke zu sagen. Der gebührtunserem ehrenamtlichen Web-master Rubens Yanes-Tittel, derdie Website mit viel Liebe undEngagement gestaltet, stets up-to-date hält und sämtliche Tech-nik hierfür aus eigener Tasche fi-nanziert. Lieber Rubens, herzli-

chen Dank für deinen Einsatz!Wer den Start der Website da-

mals verpasst hat, kann onlineeinen Blick auf die “gute alteZeit” werfen. Damals, als fürNotfälle die Handynummer desBauamts noch auf der Homepa-ge stand, Mellnau 22 Gewerbe-betriebe auswies und der TSVnoch zum Faschingsspektakeleinlud. http://bit.ly/mk105-1

20 Jahre www.mellnau.de

www.mellnau.de

Am 15.8.2019 wurde in der

Oberhessische Presse ein Leser-

brief veröffentlicht, der im Dorf

für sehr viel Diskussion gesorgt

hat. In der Sitzung am 9. Okto-

ber hat sich der Ortsbeirat hier-

mit ebenfalls beschäftigt. Da in

dem Brief der landwirtschaftli-

che Verkehr im Rennweg sehr

offen kritisiert wird, hält es der

gesamte Ortsbeirat für gebo-

ten, hierzu folgendes festzuhal-

ten:

„Der im Leserbrief vom

15.8.2018 kritisierte Landwirt

und Betreiber der Biogasanlage

ist der letzte ausgebildete Land-

wirtschaftsmeister in Mellnau.

Als Lohnunternehmer und Be-

treiber der Biogasanlage leistet

er einen wichtigen Beitrag zur

Bewirtschaftung und Pflege der

Landschaft und zur Versorgung

der Region mit regenerativer

Energie. Das einzelne Anwoh-

ner des Rennwegs wegen des

landwirtschaftlichen Verkehrs im

Rennweg eine „finanzielle Be-

teiligung bei Straßensanierun-

gen“ befürchten, ist das Gegen-

teil der tatsächlichen Verhältnis-

se. Für nahezu jede Straße in

Mellnau mussten die Anwohner

bereits Straßenerschließungs-

gebühren bezahlen, lediglich im

Rennweg ist dies bisher nie pas-

siert. Stattdessen ist es die land-

wirtschaftlich geprägte Jagdge-

nossenschaft, die den Rennweg

errichtet und maßgeblich finan-

ziert hat. Darüber hinaus flickt

die Stadt Wetter auf Kosten der

Allgemeinheit einzelne Schlag-

löcher. Der Vorwurf, der land-

wirtschaftliche Verkehr möge

doch bitte die „eigens dafür an-

gelegte Schotterstraße im Feld“

nutzen, um zur Biogasanlage zu

kommen, bedarf der Einord-

nung. Die genannte „Schotter-

straße“ wurde für das Dämp-

fungsbecken („Welsche Grube“)

des Abwasserverbands gebaut

und ist im derzeitigen Zustand

nicht für die Nutzung durch

Traktoren geeignet.”

Stellungnahme des Ortsbeirats

Die Stadt Wetter hat kürzlich

bekannt gegeben, dass das me-

tallene Klettergerüst am Sport-

platz Mellnau aus Sicherheits-

gründen abgebaut wird. Der

Spielplatz oder das Watten-

scheider Lager sind nicht be-

troffen.

Klettergerüst am Sportplatz wird abgebaut

Küchen & Möbelmontage, Fußböden

Sonnen- und Insektenschutz

Axel Heldmann

Burgstraße 86 Tel: 06423-5457850

35083 Wetter-Mellnau Mobil 0172-3905116

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Der Burgwald 2020 – Ein Wald voller Schätze

Seite 4 Kalender • Briefe an die Leser

„Wir machen den Anfang- Ihrmacht weiter!“ schrieben wir inNeujahrsausgabe 2013 an die-ser Stelle. Unter der Rubrik„Briefe an die Leser“ fordertenwir unsere geschätzten Lesererstmals auf, uns mitzuteilen,was sie bewegt. Kleine Ge-schichten, besondere Erlebnis-se, ein Dankeschön an eine be-sondere Person, aber auch Kri-tik am Dorfgeschehen wolltenwir aufzeigen. Sieben Jahresind seither vergangen und wirstellen fest: die meisten Leserhaben oftmals keinen Bedarf,sich öffentlich zu äußern.

Das Redaktionsteam fragtesich, warum das wohl so ist.Fakt ist: Leserbriefe gibt es ausMellnau durchaus, nur erschei-nen sie eher in der Oberhessi-schen Presse als bei uns. Mittei-lungsbedarf gibt also offenbarschon. Das ist für uns jedenfallsGrund genug, noch einmal dar-auf hinzuweisen, wie ein Leser-brief eingereicht werden kann: Wie kommt mein Brief in

die Zeitung: Schreibt uns eineMail an [email protected] oder gebt euerSchreiben direkt bei einem Mit-arbeiter des dem Mega-Teamab.Kurz: Was aber ist kurz?

Möglichst nicht mehr als 1000Zeichen - denn so macht manes den Redakteuren deutlicheinfacher, den Brief unterzu-bringen.Sachlich: Selbstverständlich

darf der Brief sich nicht im Tonvergreifen. Bei BeleidigungenDritter ist es uns laut Presse-recht sogar explizit verboten,den Brief abzudrucken.Nicht anonym: Der Mellnau-

er Kuckuck druckt ausschließlichZuschriften mit vollem Namenab. Anonyme Briefe bringen wirnicht - das ist ein ehernerGrundsatz.Aktuell: Manchmal erreichen

Zuschriften die Redaktion, diesich auf ein Thema beziehen,dessen "heiße Phase" einigeZeit zurückliegt. Durch das vier-teljährige Erscheinen dieser Zei-tung war es bisher nicht mög-lich, aktuell auf Veröffentlichun-gen zu reagieren. Dies ändertsich mit der aktuellen Ausgabe.Auf der neuen VereinsseiteMellnauer-Gemeidearchiv.dehaben wir ausgewählte Artikeleingestellt, die alle mit einerKommentar-Funktion ausge-stattet sind. Hier könnt ihr dieBeiträge kommentieren oderdurch eigene Aussagen ergän-zen.

Wir freuen uns jetzt schon aufeure Beiträge und Anregungen.

Red.

Briefe an die Leser

Das passende Präsent für alle Freundinnen und Freunde des Burg-walds: Die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ e.V. gibt fürdas kommende Jahr wieder einen Burgwald-Kalender heraus. Auf 13farbigen Fotografien werden im bewährten Format A3 (hochkant) An-sichten aus dem Burgwald und vor allem Besonderheiten aus seinervielfältigen Tier- und Pflanzenwelt gezeigt. Kurze Texte auf den Blatt-Rückseiten erläutern zudem die abgebildeten Motive. Der Kalenderkann direkt über den Verein bezogen werden unter: [email protected] oder telefonisch in Mellnau bei Lothar Feisel unter06423-7763. Er ist außerdem in folgenden Buchhandlungen und Ge-schäften in der Region erhältlich: Buchhandlungen Jakobi und Hykelin Frankenberg, Waldgasthaus Christenberg Münchhausen, SchnuffisGetränkeladen in Rosenthal, Kleinheins Buch und Papier in Kirchhain,Buchhandlungen Jakobi und Roter Stern in Marburg. Weitere Ver-kaufsstellen folgen und sind auf der Homepage des Vereins (www.ag-burgwald.de) aufgeführt.

Briefean

über [email protected]

Impressum:Der MELLNAUER KUCKUCK erscheint viertel-jährlich und wird vom Mellnauer Gemeinde-Archiv e.V. herausgegeben. Alle MellnauerHaushalte erhalten ihn kostenlos, darüberhin-aus weitere Verteilstellen und Abonnentenaußerhalb Mellnaus.Verantwortliche Redaktion:Armin Völk, Burgstraße 30, Mellnau, Telefon 06423-2378, Matthias Böttner, Alte Höhle 4a, Mellnau, Telefon 06423-7059Kontoverbindung:IBAN: DE75 5335 0000 1083 0003 21

Außerdem haben mitgearbeitet:Heinz Schumacher, Harald Völk, ClaudiaSchräder, Norbert Grosch, Andreas Ditze, SusiSuiter, Sven Jerschow, Lothar Feisel.Namentlich gekennzeichnete Beiträge gebennicht unbedingt die Auffassung der Redaktionwieder. Für den Inhalt von Leserbriefen tragenderen Autoren selbst die Verantwortung.Layout:Erich SchumacherSchumacher Informations-Design, MarburgAnzeigenpreise:1/1 Seite: Euro 98, –, 1/2 Seite: Euro 50,–, 1/5Seite: Euro 25,–, 1/10 Seite: Euro 13,–, jeweilspro Ausgabe.Annahmeschluss für die nächste Ausgabe:Anzeigen und Text- sowie Bildbeiträge für dienächste Ausgabe bis spätestens 10. März2020 an die Redaktion.Druck:Druckerei Schöder, Wetter

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trotz der besinnlichen Zeitam Jahresende ist es mir wich-tig, sehr ernste Themen andieser Stelle anzusprechen.

Unsere Regierung hat eini-ges zum Klimapaket beschlos-sen! Was bedeutet das für unsalle und was bedeutet es füruns auf dem Land?

Der Strompreis wird erhöht,Ölheizungen sollen nicht mehreingebaut werden und fürHolzheizungen müssen neueFilteranlagen in die Schornstei-ne eingebaut werden. Undauch das Benzin soll teurerwerden. Der Klimawandel trifft auch Mellnau

Alles Maßnahmen, die unsauf dem Dorf besonders harttreffen werden. Wir sind aufdas Auto angewiesen: egal obzum Bahnhof, zum Arzt, zumBäcker, zum Einkaufen, in denKindergarten usw.!

Die Rückstufung der K1 nachSimtshausen wird uns eben-falls treffen. Die Straße wirdzwar bleiben, jedoch muss dieGemeinde in Zukunft mehrGeld für den Straßenbau unddie Erhaltung aufbringen.Denn ein Verfall der Straße be-deutet Umwege und damitmehr Treibstoffverbrauch undnatürlich auch Zeit, die damiteinhergehen würde, um zur Ar-beit, in den Laden oder sonstwohin außerhalb von Wetterzu gelangen. Das passt allesnicht zusammen!!!

Deshalb ist es unbedingt

notwendendig, dass umge-dacht wird.

Doch die Aufzählung ist lei-der noch nicht am Ende. EinGemeindehaus muss für dieBürger zu einem angemesse-nen Preis erhalten werden undes ist ökologisch mehr als sinn-voll eine Schule, einen Kinder-garten und ein Geschäft im Ortzu haben.

Wenn das der Fall ist, kannauch Treibstoff und damit CO2eingespart werden!

Wenn die Klimasituation soweitergeht, wird unser Wasser-problem natürlich auch nochzunehmen. Die Entnahme desWassers aus dem Burgwald fürFrankfurt und die trockenenSommer haben dem Burgwaldbereits arg zugesetzt. DerGrundwasserspiegel sinkt, dieMoore trocknen aus. Eine Ka-tastrophe für das heimischeÖkosystem.

Die Politik hat also imGroßen und im Kleinen ver-sagt. Doch wie und wohin solldie Reise gehen?Mellnau hat alle Voraussetzungen

Wir haben eine Biogasanla-ge und eine Fernheizung prak-tisch vor der Tür. Wenn wir zu-kunftsorientiert unser Leben indie Hand nehmen wollen,dann bedeutet dies, dass wirdas Nahwärmenetz ausbauen,den Strom selber erzeugenund zusehen, dass wir mit ei-nem Dorfladen ohne Plastikwieder Leben in das Dorf be-

kommen! Vielleicht siedelnsich dann auch wieder kleinereFirmen in den Ortschaften an.

Mit dem Ausbau unseres W-Lan Netztes haben wir schondie ersten Schritte getan.

Die Regierung muss mehrAusgleichsgelder für den länd-lichen Raum bereit stellen undzwar ohne große bürokratischeHürden. Unsere Region ist nunmal nicht mit Berlin, Köln,Wiesbaden oder anderenGroßstätten zu vergleichen.Die Zentralisierung und Kon-zentration auf Städte hat vieleDörfer bereits kaputt gemacht,weil die Verkehrsanbindungenzwischen Orten nicht wirklichoptimal vorgesehen oder ge-plant worden sind. Eine Fahrtzum Beispiel von Mellnau inRichtung Frankenberg ist ohneAuto gar nicht möglich undüber Wetter ein riesiger Um-weg.

Vorhandene Straßen müssenunbedingt erhalten bleiben,um kurze Wege zu haben unddamit unsere Umwelt zu schüt-zen. Eine gute Infrastruktur ist wichtig

Ein Ort ohne Kindergarten,Einkaufsmöglichkeit und evtl.zukünftig auch ohne Schuleund Kirche bedeutet, dass Or-te aussterben. Deswegen müs-sen wir unsere ganze Kraft dar-auf verwenden, den Ort für un-sere Kinder wieder attraktivund zukunftssicher zu machen.Schnelles Internet, Schule, La-den, Nahwärme und Stromsind die Voraussetzungendafür.

Wie wir das alles schaffenwollen? Wir vom Ortsbeirat ha-

ben noch keinen Masterplanund bauen daher auf die Mell-nauer Bürgerinnen und Bür-ger! Eure Ideen und Anregun-gen sind sehr willkommen! Allesind dazu aufgerufen, ein at-traktives Dorfleben in Mellnauzu fördern!

Liebe Mellnauerinnen undMellnauer, vielleicht habt ihr jain den besinnlichen Tagen Zeitund Muße über die Zukunfteures Dorfes nachzudenken.

Gerne möchte ich zu guterLetzt die Möglichkeit ergreifenund mich bei meinen Kollegenvom Ortsbeirat und bei Allen,die uns in diesem Jahr wiederaktiv unterstützt haben, zu be-danken. Ein Dank gilt auchdem MeGA e.V. für die Ausga-ben des Kuckucks in diesemJahr.

Allen Bürgerinnen und Bür-gern wünsche ich eine ruhigeund besinnliche Weihnachts-zeit und alles Gute für dasneue Jahr! Bleibt gesund!

Herzlichst, eure Margot Diehl, Ortsvorsteherin

Ortsvorsteherin Seite 5

Liebe Mellnauer Bürgerinnen und Bürger,

von der Ortsvorsteherin

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…ein märchenhaftes 6.Schoktoberfest in Mellnau, dasam 26. Oktober 2019 eine Viel-zahl altbekannter Märchen zumLeben erweckte. Natürlich stan-den dabei die gruseligenAspekte dieser Märchen freinach Brüder Grimm und Co. imVordergrund, wie es einem Hal-loween Event der Extraklassegebührt.

Um 16.00 Uhr startete amDorfgemeinschaftshaus eineungewöhnliche Reise, bei derverschiedene Lokalitäten inMellnau in Schauplätze dunklerPhantasiewelten verwandeltwurden. Begleitet durch dencharmanten, aber auch ziemlichverrückten Hutmacher, wurdendie zahlreichen Verzaubert underschreckt wurden die Besucherdurch Szenen aus Rumpelstilz-chen, Rotkäppchen, Hänsel undGretel, Frau Holle und demMüller nach Wilhelm Busch. DieBesucher wurden in das Ge-schehen an den einzelnen Sta-

tionen einbezogen. So musstensich Eltern der Frage stellen, obsie nicht dem hungrigen Rum-pelstilzchen ihr Kind überlassenkönnten. Die Kleinen musstensich durch Wagemut einen Leb-kuchen am Knusperhäuschenerringen und ihn gegen diebuckelige Hexe verteidigen.Der Wolf hätte sich gerne zumNachtmahl den einen oder an-deren Schoktoberfestbesucherfrisch aus dem Wagen ge-hascht. Kinderarbeit wurde beiFrau Holle besonders gern ge-sehen. Frisch gemahlener Maxund Moritz wurden vom freund-lichen Müller frisch zu köstlichenApfelwaffeln verarbeitet undserviert. Zum Glück sind alleMärchenreisenden gesund undmunter wieder am Dorfgemein-schaftshaus angelangt.

Aber nicht nur die schaurigschöne Gruselreise begeisterte,auch das bunte Rahmenpro-gramm, das in den Schlossmau-ern des Dorfgemeinschaftshau-ses für Kinder und Erwachsene

Es war einmal…Seite 6 Schoktoberfest

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Schoktoberfest Seite 7

organisiert wurde, fand zahlrei-chen Andrang. Beim Kürbis-schnitzen konnten gespensti-sche Gesichter in das Gemüsegezeichnet und geschnittenwerden. Man musste auch nichtzu den sieben Zwergen hinterden sieben Bergen reisen, umSchneewittchen im gesponser-ten Sarg zu bewundern oderdie „leckeren“ Äpfel der schö-nen Stiefmutter zu kosten.Traumhaft verwandelt als Dorn-röschen-Hecke erschien die Be-leuchtung des Dorfgemein-schaftshauses. Für kleine, Ruhebedürftige Monster gab es aucheine Vorleseecke. Durch einenbeherzten Griff in das Hinterteildes Goldesels konnten sich dieJüngsten an einer kostenlosenCandybar erfreuen. Die traditio-nelle Tombola fand auch dieses

Jahr großen Anklang. Zahlrei-che Requisiten, wie z.B.Aschenputtels juwelenbesetz-ten, aber blutverschmierte Zau-berschuhe betonten die grausa-me Seite der zuckersüßenTraumwelt. Plakate informiertenüber Unterschied klassischerund moderne Märchenversio-nen. Zum Tanze spielten amAbend die Rockbands „Glas-sbowstones“ und „Nothingoes-right“ für volljährige Gäste auf.

Herzlichster Dank geht an allefreiwilligen Helfer, die auch die-ses Jahr das Gelingen desSchoktoberfestes möglich ge-macht haben. Und wenn sienicht gestorben sind, planen sieauch heute schon das nächsteSchoktoberfest...

Euer Schoktober TeamFotos: Michael Oeser

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Seite 8 Ehrenamt

Das für die Kommunen sowichtige ehrenamtliche Enga-gement scheint wegzubrechen.Auch in Mellnau erleben wirdiesen Umbruch, nicht zuletztdurch die Auflösung des Turn-und Sportvereins mit immerhin300 Mitgliedern oder auch dieAuflösung des Vereins CarpeDiem.

Angesichts dieser Entwick-lung stellt sich die Frage, wohines mit unseren dörflichen Verei-nen geht. Brauchen wir sieüberhaupt noch? Und falls ja:wer will die Arbeit denn nochmachen? Höchste Zeit für eineAnalyse.

Vereine! Wozu?In Mellnau sind derzeit noch

neun aktive Vereine ansässig.Wir haben große und aktiveVereine, wie zum den Heimat-und Verkehrsverein, die Bur-schen- und Mädchenschaft, dasMellnauer Gemeindearchiv,den Männergesangsverein oderdie Freiwillige Feuerwehr undauch kleinere Vereine wie denAngelverein, die BI Windkraftoder Medde im Dorf, den Trä-gerverein der Schulscheune.Und wir haben noch den Vereinder Vereine – die MellnauerVereinsgemeinschaft. Darüberhinaus gibt es noch ein paarVereine in der Nachbarschaft,

die auf Mellnau ausstrahlen.Der Fußballverein, der Förder-verein der Grundschule oderauch die AG Rettet den Burg-wald sind Vertreter dieser Gat-tung. Rechnet man dann nochAktive für Kirchenvorstand, Kir-chenchor, Ortsbeirat und Stadt-parlament hinzu, bekommt maneine Ahnung, in welcher Größe-nordnung Aktive gebundensind.

Wir rechnen nach: jeder Ver-ein braucht mindestens dreiLeute im Vorstand sowie für ge-wöhnlich Beisitzer und Kassen-prüfer. Rechnet man nur 5 Akti-ve pro Vereinsvorstand, brau-chen wir locker 50 Aktive, umunsere dörflichen und dorf-na-hen Vereine, Gruppen und Insti-tutionen rein formal am Lebenzu halten. Wohlgemerkt: nur fürdie Formalien! Dazu kommennoch einmal mindestens 12Leute für den anteiligen Kir-chenvorstand, den Ortsbeiratund das Stadtparlament. 62 von764 Leuten mit Hauptwohnsitzin Mellnau (sprich: 8,1%). Reinrechnerisch klingen 8,1% nichtsehr viel, faktisch ist es abernicht zu schaffen. Denn: rechnetman die Kinder und Hochbe-tagten heraus, sind wir schonbei 15% an Leuten, die sich en-gagieren müssten.

Demographie und die Sachemit dem Pillenknick

In der Zeit von 1955 bis 1969

wurden in Deutschland jährlichextrem viele Kinder geboren,der Höhepunkt lag 1964 bei1.357 Millionen. Zum Vergleich:der Jahrgang 2002 hatte gera-de einmal halb so viele Gebur-ten – wir reden hier von der Ge-neration derjenigen, die näch-stes Jahr volljährig werden. Wasgemeinhin als Pillenknick ver-niedlich umschrieben wird, ist inWahrheit ein Ausdruck gesell-schaftlicher Veränderungen undein Problem mit gewaltigerSprengkraft.

Im Laufe der letzten 70 Jahrehaben wir uns für die ehrenamt-liche Arbeit Strukturen geschaf-fen, die gut funktionierten, so-lange wir genügend Leute dafürhatten. Jetzt aber steuern wirauf einen Punkt zu, in dem je-des Jahr über eine MillionenLeute neu „in Rente gehen“und den jüngeren nach undnach das Ruder überlassen wol-len. Und parallel dazu sehensich die Mittelalten aus der Ge-neration X damit konfrontiert,gleichzeitig Kinder und Elternumsorgen zu müssen. Wohlge-merkt bei deutlich verringertenJahrgängen. Kein Wunder, dassunter diesen Rahmenbedingun-gen die Vereinsarbeit leidet.

Alles wird schneller, nur der Bus aus Marburgbleibt langsam

Doch die Veränderung istnicht nur das Ergebnis von De-

mographie. Die veränderte Le-bensgestaltung und die stetigsteigende Schnelligkeit des All-tags führen immer öfter dazu,dass viele Arbeitnehmer zeitlichflexible Fitnessstudios dem lo-kalen Sportangebot vorziehen,oder sich am Ende gar nichtmehr sportlich betätigen. Werkann denn heute noch sicherzusagen, dass er jeden Mitt-woch um 17 Uhr auf dem Sport-platz stehen kann? Und bei denKindern ist es kaum besser.Auch ihre Tage sind eng getak-tet, der Schulbus aus Marburgist selten vor 14.30 Uhr wiederim Ort. Kein Wunder, dass amEnde WhatsApp, Youtube oderdie Playstation einfacher zu nut-zen sind als die wenigen freienStunden nun auch noch für ei-nen Verein aufzubringen.

Jeder für sich und Gott für uns alle?

Michael Vilain ist Professor ander Evangelischen Hochschulein Darmstadt (EHD). Er be-schreibt den Wandel in der Ge-sellschaft mit eindrücklichenWorten: „Bekannt ist, dass dieBindungskraft von stark Milieu-gebundenen Organisationendramatisch nachlässt. Traditio-nelle Milieus wie das bürgerlich-liberale, katholisch-konservativeoder sozialdemokratischeschwinden und mit ihnen dieMitglieder vieler großer Partei-en und Verbände. Bekannt ist

Fortsetzung von Seite 1:

Die Geburtenraten pro Jahrgang sinken seit Ende der 1960er Jahre

ständig ab

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Ehrenamt Seite 9

auch, dass sich das Arbeits- undFreizeitverhalten der Menschenmassiv verändert. Es gibt immermehr Alternativen zum freiwilli-gen Engagement: Fernsehen,Internet oder kommerzielle An-gebote wie Shopping oder Fit -nessstudios nehmen immermehr Raum bei den Bundesbür-gern ein und stehen somit inKonkurrenz zu einem Engage-ment. Zugleich wird das Lebenvieler Menschen immer viel-schichtiger und individueller.Bildungs-, Berufs- und Familien-phasen wechseln sich stärkerab, die Mobilität nimmt zu. Dasalles führt zu höheren Anforde-rungen an die Vereine, die vieleratlos zurück lassen.”

Traditionelle Milieus verschwinden

Was bei Professor Vilain nochetwas abstrakt klingt, konnteman kürzlich bei uns im Dorfsehr schön beobachten. Am 25.Oktober 2019 lud die SPD zueinem politischen Stammtischin die Kuckuckshütte ein. DieGenossen kamen mit siebenLeuten nach Mellnau um darü-ber zu sprechen, wie sie bei derFinanzierung der Burgrenovie-rung helfen könnten und um zuhören, wo den Bürgern derSchuh drückt. Als SPD-Hoch-burg gingen sie natürlich davonaus, dass zumindest ein paar

Mellnauer der Einladung folgenwürden – sogar im WetteranerBoten wurde kostenpflichtigdarum geworden. Im Ergebniskam gerade einmal ein Mell-nauer dorthin… und der warauch „nur“ ein zugezogener.Wie sagte der Professor soschön? „Die Bindungskraft vonstark Milieu-gebundenen Orga-nisationen […] lässt dramatischnach.“ Genauso ist es.

Die Abstimmung mit Füßenist im vollem Gange

Ob es uns gefällt oder nicht,der Trend raus aus den Verei-nen ist voll im Gange. Und die-ser Trend erfasst Parteien, Ver-bände, Gewerkschaften undauch die Kirchen.

15.547 Vereine in ländlichenRegionen haben sich seit 2006aufgelöst und wurden aus denVereinsregistern gelöscht. DieAuflösung von Vereinen ist da-mit ein vorwiegend ländlichesPhänomen. Bestehende Verei-ne in ländlichen Regionenkämpfen besonders häufig da-mit, neue Engagierte zu gewin-nen. Auch ihr Bestand ist damitgefährdet. Glaubt man dem Zi-viz Survey 2017 der Bertels-mann Stiftung, gibt es hierzuaber auch eine gegenläufigeEntwicklung: insbesondere För-dervereine für bestimmte Pro-jekte oder Institutionen werden

in großer Zahl neu gegründet,so dass in Stadt und Land zu-sammengenommen die absolu-te Zahl der Vereine von 416.861im Jahr 1995 auf 603.882 imJahr 2016 gestiegen ist.

Notfusionen der Vereine?Die Zusammenschlüsse des

Männergesangvereins sowie In-stitutionen wie Kirche und Feu-erwehr sind eine Reaktion aufdiese Entwicklung undgrundsätzlich positiv zu bewer-ten – zumindest vor dem Hinter-grund, was die Alternative ge-wesen wäre. Schließung, Stillle-gung, Abschaffung.

Immerhin fördern diese Zu-sammenschlüsse den so wichti-gen Zusammenhalt der Dörferin unserer Region. Doch letzt-lich sind auch sie aus der Notentstanden, da die ursprüngli-chen Strukturen, wie sie waren,nicht mehr aufrecht gehaltenwerden konnten.

Die Vogel-Strauß-Strategiedroht zu scheitern

Eine Folge des Verlusts der„Bindungskräfte“ ist, dass sichdas ehrenamtliche Engagementauf immer weniger Schulternverteilt. Die Aktiven stehen da-bei vor dem Dilemma, dass sieaufgrund ihrer starken Einbin-dung vor Ort sofort erkennen,an welchen Stelle „noch einVorstand“ oder „nur noch einSchriftführer“ benötigt wird.Oft genug lassen sich dieseLeute dann zu noch einem Amtbreitschlagen, mit dem Effekt,dass das ehemals freiwillige En-gagement auf einmal zu einemPflichtgefühl wird. Und schlim-mer noch: statt wirklich in derSache arbeiten zu können, gehtdie freiwillige Arbeitszeit aufeinmal für das Einziehen vonMitgliedergebühren, demSchreiben von Protokollen oderBearbeiten von Mitgliederbe-schwerden drauf. Es geht nichtmehr vorwärts, der Frust ist vor-programmiert!

An diesem Punkt beginnt ei-ne Abwärtsspirale mit fatalen

Konsequenzen. Je mehr Druckauf der Vereinsseite entsteht,desto mehr Zeit muss tendenzi-ell für die Vereine aufgewandtwerden. Wer ohne Kinder undPartner lebt, kann das womög-lich noch leicht organisieren –mit Kind und Kegel sieht dieWelt jedoch ganz anders aus.Schnell entsteht auch da derFrust, wenn Papa oder Mamamehr fürs Dorf als für die eigeneFamilie da ist.

Jeder ist sich selbst der Nächste

Kaum ein Ehrenamtler bei unsim Dorf erwartet ernsthaft Dankfür das, was er im Dienste desVereins und für die Allgemein-heit tut. Leider ist es aber auchso, dass ehrenamtliches Enga-gement mitunter heftige Kritikauf den Plan ruft. Als der Hei-mat- und Verkehrsverein kürz-lich zur Abschreckung von Van-dalismus auf dem von ihm ge-pachteten Gelände der BurgKameras montieren wollte, gabes ernsthaft Stimmen im Dorf,die das gerichtlich überprüfenwollten. Statt das Ehrenamtkonstruktiv zu unterstützenschimmerte hier eine Grundhal-tung durch, die sehr um die ei-gene Komfortzone kreiste. Freinach dem Motto: „Ich will, dassauf der Burg alles so bleibt wiees ist. Und wenn der Schrägauf-zug, der Robo-Rasenmäher, dieBänke und Tische, der Geräte-schuppen oder die Kuckucks-hütte kaputtgeschlagen wer-den, wäre es schön, wenn derVerein das schleunigst wiederrepariert. Von wessen Geld, istmir egal, Hauptsache nicht vonmeinem.“

Diejenigen, die für die Allge-meinheit bereits auf Überlastlaufen, werden angesichts sol-cher Ausfälle zunehmend dünn-häutiger. Im Ergebnis schmeißtmancher – verständlicherweise– einfach hin. Und andere win-

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Seite 10 Ehrenamt

ken ab, wenn die Vorstands-oder Wahlperiode am Ende ist.Traditionelle e.V.’s werdendurch neue Rechtsformen ergänzt

Eine Antwort auf diese Verän-derung kann die Konzentrationauf Projekte sein. Dank der Di-gitalisierung und insbesondereder neuen Möglichkeiten zurVernetzung können gleichge-sinnte sich relativ schnell findenund ihre Interessen koordinie-ren. Wo vor 20 Jahren noch einwöchentliches Treffen nötigwar, um die Mitglieder zu koor-dinieren, genügt heute eineWhatsApp. Natürlich geht da-bei auch etwas verloren, dasgesellige, integrative und ver-meintlich soziale. Nur: diejeni-gen, die gemeinsam etwas be-wegen wollen, verfolgen ande-re Ziel. Ihnen geht es zunächsteinmal um ein Anliegen in derSache – und wenn sich darausnoch Geselligkeit ergibt, ist dasein angenehmer Nebeneffekt,aber eben keine Voraussetzung.Und auch in Mellnau erleben

wir bereits erste Vorläufer. DieMellnauer Weibsbilder sindkein klassischer Verein, bewe-gen aber vom Glitzermarkt bishin zum Fußballerheim eineMenge.

Und es geht noch eine Num-mer größer: während der Mell-nauer Energiefahrt im Jahr 2018lernten wir in Ostdeutschland,dass man mit einer gemeinnüt-zigen GmbH (gGmbH) sogar ei-nen ganzen Ort mit Strom, Was-ser und Internet versorgenkann. Auch Genossenschaftenoder Stiftungen sind denkbar.

Engagement, aber nicht fürsProtokoll

Für die These, dass das Eh-renamt sich vom klassischenVereinsleben wegbewegt,spricht auch der Blick in die Sta-tistik. Auch wenn die Zahl derVereine abnimmt, ist bundes-weit in den letzten fünfzehnJahren die Quote derjenigen,die sich sozial engagieren, umknapp zehn Prozentpunkte ge-stiegen. Dies sei vor allem aufgesellschaftliche Veränderun-gen zurückzuführen. In den Al-tersgruppen 14 bis 29 Jahren

und 30 bis 49 Jahren liegen lautdem Freiwilligensurvey 2014die Anteile Engagierter amhöchsten. Viele ehrenamtlichTätige kommen aus der gesell-schaftlichen Mittelschicht, sindberufstätig und gut ausgebil-det. Zudem ist ein besondersstarker Anstieg, nämlich um 17Prozentpunkte, bei Schülerin-nen und Schülern zu beobach-ten.

Gestalten statt verwaltenWir vom Mellnauer Gemein-

dearchiv möchten mit diesemArtikel dazu anregen, dass wirganz offen darüber nachdenken

und diskutieren, wie unsere Ver-einslandschaft in den nächstenJahren aussehen soll. MehrereVereine suchen bereits jetzt ak-tiv nach neuen Vorständen –doch dass immer dieselbenLeute noch mehr Aufgabenübernehmen, kann nicht mehrdie Antwort sein. Auch durchunser Ehrenamt haben wir einehohe Lebensqualität und einenhohen gesellschaftlichen Zu-sammenhalt. Und wir wünschenuns, dass das so bleibt. Lasstuns also den Wandel gestaltenstatt ihn nur zu verwalten.

Text: Armin Völk, Andreas W. Ditze

Fortsetzung von vorheriger

Seite:

Öffnungszeiten: Mittwoch-Freitag: 17.00 - 22.00 Uhr

Wochenende- und Feiertage: 12.00 - 22.00 Uhr Montag + Dienstag: Ruhetag

Für Gruppen und Vereine sind nach Vereinbarung auchabweichende Zeiten möglich. (Tel. 06423 / 5 43 97 78)

An den Wochenenden

gibt es selbstgebackenen

Kuchen

Auf ihren Besuch freut sichHeidi Blum

Auf ihren Besuch freut sichHeidi Blum

An den Wochenenden

gibt es selbstgebackenen

Kuchen

Öffnungszeiten:Mo + Di geschlossen, Mi - Fr 18.00 - 21.00 UhrSa 15.00 - 21.00 Uhr, So 12.00 - 20.00 Uhr

Warme Küche:Mi - Sa 18.00 - 20.00 Uhr, So 12.00 - 14.00 Uhr, 18.00 - 20.00 Uhr

Nach Voranmeldung sind wir für Gruppen gerne auch zu anderen Zeiten für Sie da.Tel.: 06423 - 5439778

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Kinderchor • Weltreise Seite 11

Am Freitag, dem 15. Novem-ber 2019 starteten 15 neugieri-ge Kinder zwischen 5 und 10Jahren („von 5 bis Kim“) einenKinderchor-Versuchsballon: Zumersten gemeinsamen Singen tra-fen sich die Kids aus Mellnauund Oberrosphe und die Chor-leiterin Tina Kuhn aus Marburgim Mellnauer Dorfgemein-schaftshaus. Nach einem „Dubi-dubi-du“ zum Einsingen und ei-nem Popowackeln zur Locke-rung, probten sie vorwitzigeKinderlieder herbstlich, geister-hafter Stimmung. Bald warendie Kids auch schleichend undhüpfend auf den Beinen, um dieAtmosphäre der Lieder auch inBewegung umzusetzen. Klop-fen, Klatschen und Schnipsenstärkte das Gefühl für Rhyth-mus, Takt und Geschwindigkeitder Musik. Nicht nur die Kinderhatten damit auf vielfältige Wei-se Spaß am gemeinschaftlichenSingen, auch die vereinzelt an-wesenden Eltern wurden aufdiese musikalische Erkundungs-fahrt mitgenommen und summ-ten vergnügt mit. Zum Ab-schluss wurde der Auftritt in„Chorformation“ geprobt, derauch gleich am folgenden Tagvon elf freiwilligen, mutigen Kin-

dern verwirklicht wurde. Zuihrem ersten gemeinsamen Auf-tritt auf dem Winter Glitzer-Markt trafen sie die Kids und Ti-na zu einem kurzen Einsingen imKerzenlicht an der Kirche. Ge-meinsam singend! zogen siedann zu Hoobs Hof und wurdendort von Ortsvorsteherin Mar-got Diehl herzlich begrüßt. Inkleinem, entspanntem Rahmentrugen die Kids zwei geprobteLieder vor, darunter ein Quodli-bet, und gewannen damit sofortdie Herzen der Zuhörer. AuchTage und Wochen nach demWorkshop wird immer mal wie-der von Kindern berichtet, dieenthusiastisch von schwarzenRaben, krächzenden Gespen-stern und November- Nebelnsingen. Ein großes Dankeschönfür die finanzielle Unterstützungdes Workshops geht an denHeimat- und VerkehrsvereinMellnau. Mit der Hoffnung, dasssich ein geeigneter regelmäßi-ger Termin mit der wunderba-ren Chorleitern Tina Kuhn fin-det, schauen wir in das nächsteJahr. Wir halten Euch auf demLaufenden, ob wir dann mit ei-ner wöchentlichen Kinderchor-probe starten können.

Text u. Foto. Christina Tänzer

Kinder singen im Chor

Nachdem Max Rohleder unssein Freund Randy Herzog An-fang September mit dem Fahr-rad eine Weltreise starteten (sie-he Kuckuck 4/2019), haben sienichts von ihrem Tatendrangeingebüßt. Nachdem die bei-den eine Woche in einer ungari-schen Tierauffangstation gear-beitet und gewohnt haben, ginges planmäßig weiter. EineNachtfahrt nach Serbien, weiternach Rumänien, um dann ge-trennt voneinander eine Wochezu fahren. Wenn man perma-nent zusammenhängt, ist so ei-ne Pause sehr erholsam. Außer-dem, so Max, wird man kontakt-freudiger zu fremden Menschenund man wird schneller ange-sprochen. Treffpunkt zum ge-meinsamen Weiterfahren wardas Schwarze Meer (18.10.). Imrumänischen Burgas musstenMax und Randy wegen einesRadschadens ein paar Tagepausieren, haben dort aber in

der Zeit nette Leute aus vielenLändern kennengelernt, einTreffpunkt von Weltenbumm-lern. In der Türkei haben sie dieVisa für den Iran beantragt, wasein höherer bürokratischer Auf-wand darstellte, als erwartet.Erst waren die zwei in Istanbul,später in Ankara, wo sie danndas gewünschte Papier beka-men.

An der Schwarzmeerküsteentlang fuhren sie dann weiternach Georgien, um von dort diepolitischen Unruhen im Iran zubeobachten, Berichte von „Rei-sekollegen“ im Internet zu ana-lysieren, um danach die richti-gen Entscheidungen zu treffen.Das nächste Ziel ist danach Indi-en, die Route entscheidet sich inden nächsten Tagen ( Stand25.11.)Bis jetzt sind Randy undMax 81 Tage unterwegs und ha-ben bereits 4400 Kilometerzurückgelegt. Hut ab!

Matthias Böttner

Weiter geht’s…

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Von seinem Besuch in Mell-nau erzählt Herr Hook selbst:„Ich gehöre zu einer Gruppe,die sich mit der Geschichte ihrerdeutschen Vorfahren beschäf-tigt und sich “Deutsche in St.Louis” nennt. Einer unserer Mit-glieder hat sich auf die Organi-sation von Exkursionen nachDeutschland zu den Orten derdeutschen Auswanderer spezia-lisiert. Er sucht dazu Kontaktper-sonen in den Orten der Auswan-derer, um Besuche vor Ort pla-nen zu können.

Als ich von den Plänen erfuhr,dass er eine Reise nachDeutschland in die Gegendmeiner Vorfahren plante, mel-dete ich mich sofort an. Endlichhatte ich die Möglichkeit, durchdie Straßen von Mellnau zu ge-hen, wo einst meine Busch-Vor-fahren gelebt hatten.

Zur Vorbereitung lieferte ichdem Organisator zahlreiche In-formationen, damit er möglicheVerwandte ausfindig machen

konnte. Ich erstellte unter ande-rem einen Stammbaum mit al-len Daten meiner ausgewander-ten Vorfahren mit Namen, Ge-burtstagen und –orten und so-gar mit den alten Hausnum-mern, die in den Taufzeugnissender Kirche vermerkt waren. Soviele Buschs wie möglich wollteich in meine Zusammenstellungaufnehmen.

Ich selbst lebe in Cedar Hill,Missouri, USA, einem Vorort vonSt. Louis. Ich lebe nicht in derStadt, in der einst Johann Lud-wig Busch und seine Frau Doro-thea (die Auswanderer) lebten.Meine Familie lebte spätestensseit 1929 in St. Louis. Mein Vaterheiratete eine Amerikanerin derersten Generation, Marlyn Och-senknecht, deren Familie 1890aus Westpreußen emigriert war.Meine Eltern bekamen drei Kin-der. Aufgewachsen bin in St.Louis. Später ging ich nach Jef-ferson County zurück, wo einstmein Vater und zwei Generatio-

nen der Hooks zuvor gelebt hat-ten.

Meine Busch-Vorfahren, dieMellnau verlassen hatten, um inAmerika ein neues Leben zu be-ginnen, waren namentlich meinUrurgroßvater Johann LudwigBusch (1802-1879) und seineFrau Katharina Dorothea, geb.Wind aus Sterzhausen (1835-1888) sowie ihre Kinder Heinrich(1831-1849), Katharina (1835-1873), Wilhelm (1839-1876),Maria (1841-1894), Johannes(1844-1908) und Johann Adam(1846-1930). Bereits vor derEmigration waren zwei weitereKinder, Anna Sabina (1833-1842) und Elisabetha (1837-1838) verstorben. Die Familie

emigrierte 1848 von Bremen anBord der “Uhland” und erreich-te New Orleans, Louisiana am28. Juni 1848. 13 Monate nachder Ankunft starb Heinrich anCholera. Laut den Volkszählun-gen von 1850, 1860 und 1870verdingte sich die Familie alsBauern. Alle Jungen arbeitetenwährend dieser Jahre auf demelterlichen Hof mit.

In den folgenden Jahrengründeten sie eigene Familien.

Katharina heiratete WilliamBangert 1864. Sie hatten fünfKinder. Laut der Volkszählungvon 1870 arbeitete William beider Eisenbahn. In 1873 starbKatharina.

Wilhelm heiratete Charlotte

Amerikaner auf den Spuren seiner Vorfahren in MellnauSeite 12 Blick ins Archiv

Bereits seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wanderten Deutsche nach Amerika aus. Wirtschaftliche Not oder religiöse Freiheitenbewegten viele dazu, ihr Glück auf der anderen Seite des Atlantiks zu suchen. Im 19. Jahrhundert ließen sich viele deutsche Ein-wanderer im wirtschaftlich aufstrebenden Mittleren Westen der USA nieder. Die Region zwischen Cincinnati, Milwaukee und St.Louis wurde bald als “deutsches Dreieck” oder “deutscher Gürtel” bezeichnet. Marvin Hook aus St. Louis besuchte im September Mellnau, da hier seine Vorfahren - eine Familie Busch - auf dem Hof lebten, derunter dem Dorfnamen “Helfbees” - heute im Eigentum der Familie Dalkowski - bekannt ist. Marvins Vorfahren brachen ihre Zeltein Mellnau ab und siedelten 1848 nach Amerika um. Inwieweit verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Hanna Dalkowski,geb. Busch und Marvin Hook bestehen, konnte im Laufe des Besuchs nicht abschließend geklärt werden.

Johann Adam und Margret Busch, die Urgroßeltern von MarvinHook im Jahr 1915

Katharina Dorothea Busch, geb. Wind die Auswandererin in denspäten 1860ern

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Schneider 1874. Er starb 1876mit nur 37 Jahren. Ich fand kein-erlei Hinweise auf Kinder.

Maria heiratete Benjamin F.Moorhous in 1868 und hatte mitihm drei Kinder. Laut der Volks-zählung von 1870 arbeitete erals Bauer, später als Formen-bauer. Maria starb 1894.

Johannes heiratete LouiseMaria Bohne 1873 und hatte mitihr 10 Kinder. Er war zeitlebensBauer und starb 1908.

Johann Adam Busch war meinUrgroßvater. Adam heirateteMargarete Naes 1878 und hattemit ihr fünf Kinder. Adam warevangelisch und Margaret katho-lisch. Gemäß der Familiensittemachten sie die weitere konfes-sionelle Prägung ihrer Familievom Geschlecht ihres erstgebo-renen Kindes abhängig. War esein Junge, dann wäre die Familiefortan evangelisch. Im Falle ei-nes Mädchens dann katholisch.Das erste Kind war ein Junge.Laut den Volkszählungen warAdam ebenfalls Bauer, ab 1920im Ruhestand. Er starb 1930.

Mein Flug nach Deutschlandging zunächst von St. Louis nachWashington und von dort ausweiter nach Frankfurt am Main.Der Flug dauerte lange und anSchlaf war aufgrund der Lauts-tärke der Maschinen und meinerAufregung nicht zu denken. InFrankfurt war eine Übernach-tung geplant. Hier traf ich auchden Reiseleiter meinerDeutsch-land Tour – der ersten Fernreisemeines Lebens überhaupt!

Am nächsten Tag fuhr meineReisegruppe (zwei Reiseleiterund 13 Gäste) mit dem Bus nachEisenach, das unser Quartier fürdie nächsten 10 Tage werdensollte. Als Lutheraner war mir Ei-senach natürlich ein Begriff.

Während des Aufenthalts wa-ren zwei Tage zum Besuch inden Orten der Vorfahren vorge-sehen. Ich erfuhr, dass die Dör-fer meiner Vorfahren nicht direktan einer Bahnlinie lagen. Ichschloss daraus, dass sie ziemlichklein sein mussten.

Wir verließen Eisenach um 8h

gen Westen. Eine Panne unter-wegs war ursächlich für einenunfreiwilligen Werkstattaufent-halt und wir erreichten Mellnauzwei Stunden später, als ge-plant.

In Mellnau angekommen, fan-den wir schnell die Heppenber-gestraße, wo ich meine Busch-Verwandten zu finden hoffte.Das alte Fachwerkhaus warlängst abgerissen und einemNeubau gewichen, was einekleine Enttäuschung für michwar. Wir trafen die Großmutterdes Hauses, Hanna. Sie ist einegeborene Busch und lebt hiermit ihren Kindern, Schwieger-tochter und Enkeln. Die genau-en verwandtschaftlichen Bezie-hungen zwischen mir und Hannaund ihren Kindern konnten nichtabschließend geklärt werden.Sie wusste zu berichten, dassmeine Vorfahren den Hof an ih-re Vorfahren verkauft hätten, umdie Auswanderung nach Ameri-ka zu finanzieren. Alle Dalkows-kis waren sehr nett und überausgastfreundlich.

Tristan, der Enkel von Hanna,war unser Reiseführer in Mell-nau. Er besuchte mit uns die dasganze Dorf beherrschende

Burg, die Kirche und den Fried-hof. Als Erinnerung an meinenBesuch in Mellnau bekam ich ei-ne Tasche und eine Tasse mitdem Bild der Burg Mellnau ge-

schenkt. Der Besuch in Mellnauwar das Highlight meinerDeutschlandreise.“Marvin Hook(Übersetzt und bearbeitet von

Sven D. Jerschow)

Blick ins Archiv Seite 13

Das alte Fachwerkhaus von Familie Dalkowski.

Familie Adam Busch im Jahr 1900. Sitzend Johann Adam und Margarete, v.l.n.r. stehend Katharina Ka-roline, Anna Maria, Ludwig Wilhelm, Johann Franz und Wilhelm. Der kleine Junge ist Louis Bangert,Großneffe von Adam und Margarete.

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Mit dem Übergang in dasneue Jahrzehnt endet auch dasFestjahr des Mellnauer Gemein-de Archivs. Mit 25 Jahre MeGAe.V., 100 Ausgaben MellnauerKuckuck und 10 JahreKuckucksweg hatten wir einigeszu feiern. Ein aufregendens Festjahrliegt hinter uns

Beginnend mit der Theater-aufführung der Kriminalkomö-die „Die Toten Augen von Lon-don“ am 30. März über die Ein-weihung des diesjährigenKuckucksweges mit Beiträgenaus dem gesamten Burgwaldund schließlich das außerge-wöhnliche Sommerfest EndeJuni, das sicherlich noch langein Erinnerung bleiben wird.

Rückblickend möchten wiruns noch einmal herzlich für diegroßartige Unterstützung be-danken. Der Archivverein hatselten so viel selbstlosen Ein-satz in Mellnau erfahren, wie indiesem Jahr! Gerade im Hin-blick auf die aktuelle Diskussionum das Ehrenamt tut es gut, zuwissen, dass die Arbeit die manmacht, geschätzt wird.

Die neue Ausgabe des MELL-NAUER KUCKUCK wartet erst-mals mit einer besonderenNeuerung auf. Um der wach-senden Zahl an Leser zu begeg-nen, die den Kuckuck lieber aufdem Smartphone lesen möch-ten, haben wir ausgewählteBeiträge aus dem Heft auf un-serer neuen Internet-Plattformgestellt. Auf der Seitewww.mellnauer-gemeindear-chiv.de habt ihr ab sofort dieMöglichkeit, einige Artikel aufeurem Handy oder Tablett imdort gewohnten Fließtext zustudieren. Ein weiterer Vorteildieser Methode: die dort einge-pflegten Fotos sind in beliebi-ger Größe und vor allen Dingenauch in Farben zu genießen.

Wie schon die vergangenJahre haben wir dieser Ausgabeneben dem obligatorischenVeranstaltungskalender auchwieder eine neue Mellnau-Post-karte beigelegt.

Wir wünschen unseren Leserein besinnliches Weihnachts-fest, ein gesundes und friedvol-les Jahr 2020.

Euer Mega-Team

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In der Nacht zuvor hatte esnoch geregnet und es war zubefürchten, dass dieser Glitzer-markt “ins Wasser fällt”. Als sichaber am 16. November pünkt-lich um 15:00 Uhr das Tor desGlitzermarkts auf “Hoobs Hof”öffnete, hatte Petrus ein Einse-hen und lieferte trockenes, teilssonniges und moderat kaltesSpätherbstwetter, bei dem dererste Glühwein des Jahres denzahlreichen Besuchern mal wie-der vorzüglich schmeckte.Ein tolles Ambiente auf Hoobs-Hof

Die “Mellnauer Weibsbilder”und der Männergesangsverein -Organisatoren des Glitzer-markts - hatten mal wieder allesgegeben und den Hof, sowiedie angrenzenden Fachwerkge-bäude liebe- und glanzvoll de-koriert und geschmückt. Erst-malig wurde auf die große“Glitzertanne” - einen fast 10Meter hohen Weihnachtsbaum- verzichtet und ein Sternenhim-mel über den Köpfen der Besu-cher aufgespannt. Dadurchwirkte der Markt offener undfreundlicher.

Auch insgesamt war die De-koration weniger “weihnacht-

lich” und dafür mehr “glitzerig”- so wie es an einem Glitzer-markt eben sein soll. Weih-nachtsmärkte gibt es viele, derGlitzermarkt ist einmalig.

Die Aussteller - teils alte Be-kannte, die bereits das viertemal dabei waren und teils neueGesichter - die Basteleien,Kunsthandwerk und allerlei de-koratives von kreativenSchmuckstücken und Zierrat,bis zu hochwertigen weihnacht-lichen Holzarbeiten abseits derüblichen Massenware anboten,waren mit der Unterbringung inden historischen Gebäudensehr zufrieden. Auch die allge-meine gute Kauflaune der zahl-reichen Besucher erfreute dieHandwerker und Händler, vondenen sich einige bereits vorOrt einen Platz für das nächsteJahr sicherten.

Den Besuchern scheint esebenfalls sehr gefallen zu ha-ben. So hörte man häufiger,dass es “sooo heimelig” sei,“einfach eine tolle Atmosphä-re” wäre und “man doch soschön in gemütliche (Vor-)Weih-nachtsstimmung” käme. DieKinder durften dem Weih-nachtsmann wieder Ihre

Wunschzettel schreiben und inden eigens aufgestellten Brief-kasten für die Weihnachtspostwerfen.

Auch der Männergesangsver-ein, mit seinem Angebot ausSpeisen und Kaltgetränken,konnte sich über mangelndenAnsturm nicht beschweren. Undso wurden hunderte von Brat-und Currywürsten, Pommes so-wie Bier und andere Getränkeunter´s Volk gebracht. Der Ver-kauf fand in diesem Jahr erst-malig aus einem professionel-len Imbisswagen und eigens er-richteten Holzbuden statt. Auchdiese waren ein echter Blick-fang auf dem Markt.Der neue Kinderchor hatte seinen ersten Auftritt

Am späten Nachmittag über-raschte der erst einen Tag zuvorneu gegründete Mellnauer Kin-derchor unter der Leitung vonTina Kuhn mit zwei eigens ein-studierten Gesangseinlagen.

Nachdem gegen 20:00 Uhrdie Aussteller ihre Stände ge-schlossen hatten, feierte man

noch bis Mitternacht feucht-fröhlich weiter.

“Es war wie immer eine Men-ge Arbeit, aber es hat sich ge-lohnt. Die Stimmung war sehrgut und ich denke, alle Beteilig-ten sind zufrieden. Was will manmehr? Wir freuen uns schon aufdas kleine Jubiläum im näch-sten Jahr.” berichtet Hela Oe-ser, Besitzerin von Hoobs Hofund aktives Mitglied der “Mell-nauer Weibsbilder”.

Fotos vom Glitzermarkt gibtes auf der Facebook Seite der“Mellnauer Weibsbilder”: face-book.com/mellnauerweibsbil-der

Text u. Fotos: M. Oeser

4. Mellnauer Glitzermarkt mit leicht geändertem KonzeptGlitzermarkt Seite 15

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Am 16. Oktober 2019 lud dieKirchengemeinde zu einer Info-veranstaltung der etwas ande-ren Art in die Schulscheune ein.Es ging ums Geld.

Rückblick: ein paar Monatezuvor, am 17. Mai, diskutierteder Kirchenvorstand mit derOrtsgemeinde darüber, was ge-tan werden könnte, um den Be-such der Kirche bzw. das Enga-gement für die Kirchengemein-de attraktiver zu gestalten. ImKuckuck 3/2019 berichteten wirbereits ausführlich. Damals kamauch schon die Frage auf, obdie Kirchensteuer noch in ei-nem angemessenen Verhältnis

zu den Leistungen steht, die dieKirche erbringen kann. Bei demTreffen im Mai hätten dieseThemen den Rahmen ge-sprengt – und so kam es zurVeranstaltung am 16. Oktober.

Um der Gemeinde Rede undAntwort zu stehen, hatte dieEvangelische Landeskirche vonKurhessen-Waldeck (kurz:EKKW) Pfarrer Pothmann nachMellnau gesandt. Bereits in derVorstellungsrunde kamen ausden Reihen der zahlreich anwe-senden Mellnauer ein gutesDutzend Fragen zusammen, dieHerr Pothmann notierte und imLaufe des Abends geduldig ab-arbeitete.

Wieviel Geld hat die EKKW?

Im Jahr 2020 plant die EKKWmit einem Haushalt von 273,6Millionen Euro, wobei aber le-diglich 95,2 Millionen auf dengemeindlichen Teil entfallen.

Der Rest bleibt bei der Landes-kirche. Aus diesem Teil werdender Pfarrdienst, Religionsunter-richt, Pensionen und die Verwal-tung bezahlt sowie die Kirchen-gebäude restauriert und auchdie Evangelische Kirche vonDeutschland mitfinanziert. Trotzdieser gewaltigen Summenzeichnet sich jedoch ab, dass dieGesamtkirchensteuereinnahmennicht ausreichen, um die laufen-den Kosten zu decken. Ganz ak-tuell kommentierte am 27. No-vember 2019 der EKKW-Vize-präsident Dr. Knöppel in einerPressemitteilung den Haushaltmit den Worten: ” Wir leben inden beiden kommenden Haus-haltsjahren insofern über unsereVerhältnisse.”

Woher kommen die Einnahmen?

Die EKKW hat ca. 800.000Mitglieder, von denen ca. 35%Kirchensteuer zahlen. DieNichtzahler sind Kinder oderRentner bzw. ganz allgemeinMenschen, deren Einkommenunterhalb der Steuerfreigrenzeliegt. Diejenigen, die zahlen,zahlen eine Steuer auf Lohn-und Gehalt oder auf Kapitaler-träge.

Neben dem Geld der Mitglie-der erhält die Kirche auch Geldvom Staat – also vom Steuer-zahler. Diese Zahlung geht aufden Reichsdeputationshaupt-schluss aus dem Jahr 1803zurück. Das letzte bedeutendeGesetz des Heiligen RömischenReiches geht auf Kaiser Napole-on zurück und besagte, dass di-verse Kurfürstentümer, Reichs-bistümer, Reichsabteien undReichsstädte neue Landesher-ren erhielten. Den “Schaden”,den die Kirche damals erlitt,kompensiert die Bundesrepu-blik Deutschland in Form vonSteuermitteln noch heute – un-abhängig davon, ob sich derSteuerzahler als evangelischer

Christ sieht oder nicht. Der An-teil dieser Bezuschussung amKirchenbudget lag 2013 bei ca.12%. Durchaus selbstkritischließ Pfarrer Pothmann an dieserStelle durchblicken, dass denKirchenoberen bewusst ist, dassdiese Zahlungen nicht mehrewig halten werden. Die Fragenach der Legitimation einer sol-chen Zuwendung ist auch inKassel schon angekommen.

Kirchensteuer von der Steuer absetzbar

In Hessen beträgt die Kir-chensteuer 9% der eigenen Ein-kommsteuer. Für einen Steuer-klasse 1 Single mit einem Brut-toeinkommen von 3.000 Eurobedeutet das, dass er jedenMonat ca. 38€ Kirchensteuerzahlt. Die Mitgliedschaft kostetalso pro Jahr über 450€. Ziem-lich viel, zumindest dann, wennman statistisch gesehen nur ein-mal im Jahr an Weihnachten indie Kirche geht. Und schlimmernoch: erhöht sich das Gehaltoder gibt es am Jahresende ei-nen Bonus, verdient die Kircheaußerdem mit. Kein Wunder,dass die Zahl der Kirchenaustrit-te steigt.

Hier gilt es, ein Missverständ-nis aufzuklären. Denn: dieBeiträge für die Kircheneinkom-mensteuer und die Kirchen-lohnsteuer sind vollständig vonder Steuer absetzbar. D.h., je-der Euro, der hier gezahlt wird,kann im nächsten Jahr von derSteuer abgezogen werden. Le-diglich die Kirchensteuer aufKapitalerträge ist nicht kom-plett absetzbar, was z.B. bei Ab-findungszahlungen, Gewinnbe-teiligungen oder Aktiendepotsrelevant ist.

Die evangelisch-freikirchli-chen Gemeinden dürften übri-gens auch Kirchensteuer erhe-ben, verzichten aber darauf.Muslimische Religionsgemein-schaften sind in Deutschland

Die Kirche und das liebe GeldSeite 16 Kirche

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keine anerkannten Körperschaf-ten und dürfen daher noch kei-ne Kirchensteuer verlangen.Buddhisten, Adventisten, Bapti-sten und Methodisten müssenebenfalls keine Kirchensteuerzahlen.

Freiwilliges Kirchengeld un-ausweichlich

Fakt ist, dass die Landeskir-che mehr Geld braucht. Und

Fakt ist auch: die geburtenstar-ken Babyboomer-Jahrgängegehen in Kürze allesamt in dieRente. Mit der fatalen Konse-quenz, dass viele von ihnen alsBeitragszahler ausfallen wer-den. Alle Kirchengemeindenwerden daher über kurz oderlang mit der Frage konfrontiert,woher das Geld für die ge-meindlichen Aktivitäten kom-men soll.

Eine Lösung hierfür könnte

das freiwillige Kirchengeld sein.Dabei handelt es sich um eineArt jährlichen Spendenaufruf,bei dem für bestimmte Projekteoder die Gemeinde ganz allge-mein gespendet werden kann.Dieses Kirchengeld hätte ausSicht der Mitglieder den Vorteil,dass auch das von der Steuerabsetzbar ist. Denn: währendder Euro in der sonntäglichenKollekte einfach weg ist, kanneine überwiesene bzw. quittier-te Spende an die Kirche vollgeltend gemacht werden. Undauch aus Sicht der Kirche hatdieses Vorgehen einen gewis-sen Charme: wenn lediglich imGottesdienst darauf hingewie-sen wird, welches Projekt mitder heutigen Kollekte gefördertwird, erfahren lediglich die Be-sucher im Gottesdienst, womitsich die Gemeinde gerade be-schäftigt. Gibt es jedoch eineJahresübersicht, kann jeder sichvorab überlegen, was man per-sönlich unterstützen will.

Die intensive Veranstaltungdauerte bis 22:15 Uhr undbrachte dabei viel Klarheit undkonstruktive Impulse. Eine öf-fentliche Veranstaltung zumHaushalt unserer Kirchenge-meinde wie auch die Fragerund um das Kirchengeld sindabsehbare Diskussionen, dieinsbesondere wegen des de-mographischen Wandels ange-gangen werden müssen. Andieser Stelle gebührt PfarrerPothmann noch ein Kompli-ment: trotz der Trockenheit derMaterie verstand er es, gutnachvollziehbar und auch unter-haltsam die komplexen Zusam-menhänge zu verdeutlichen, indenen sich eine so große Orga-nisation wie die EKKW bewegt.Herzlichen Dank auch an denKirchenvorstand und unserePfarrerin Wilma Rupport-Golin,die die Impulse im Mai aufge-griffen und in dieser Form nutz-bar gemacht haben.

Text: Andreas W. Ditze

Kirche Seite 17

Quelle: Bericht zur Kirchensynode der EKKW, 2018

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Seite 18 Smart Kids

Am 29. und 30. Novemberwar es wieder soweit, die SmartKids AG des Heimat- und Ver-kehrsvereins beschäftigte sichzwei Tage lang mit den span-nenden Themen rund ums In-ternet und des Digitalen.

Begriffe klärenBereits zum vierten Mal kam

die AG zusammen, die sich anKinder zwischen 9 und ca. 14Jahren richtet. Begleitet wur-den die Smart Kids von denMentoren Michael Oeser, Mich-ael Reynolds, “Obi” Ebert undAndreas W. Ditze. Dieses Malwaren mit Saria und Sophia(beide 8) am ersten Kurstagzwei “Frühstarter” mit an Bord.Beim Begriffe-Quiz konnten dieÄlteren da schon einmal zeigen,wieviel sie wirklich über Goo-gle, Bluetooth, LTE oder WLANwussten.

Nach dem eher trockenenTheorieteil stand dann etwasvergnügliches auf dem Pro-gramm: Selfies. Dazu wurdendie Smartphones der Kinder miteinem USB Ringlicht aufgewer-tet – was zu deutlich lichtstärke-ren (und zumeist hübscheren)Fotos führt. Wer kein Smartpho-ne hatte, bekam eines aus demGerätepark der Firma tripulsgestellt. Anschließend wurdendie Selfies mit der Online-AppRemove.BG nachbearbeitet.

Mit wenigen Klicks entfernt dasProgramm den Hintergrund imBild und erlaubt es, das so frei-gestellte Gesicht mit beliebigenanderen Fotos und allerlei hüb-schen und interessanten Hinter-grundfotos zu kombinieren. Eingroßer Spaß für alle.

Scotland Yard in MellnauAm Samstagmorgen stand

dann eine Outdoor-Übung aufdem Programm. Ganz im Stiledes 80er Jahre Brettspiels“Scotland Yard” sollten dieSmart Kids Detektive den Men-tor Michael “Mr. X” Reynoldsdurch Mellnau jagen und fan-gen. Um dabei auch die moder-

ne Technik zu nutzen, erlaubtensich die Detektive und Mr. X,auf die Standortdaten ihrerSmartphones zugreifen zu kön-nen. Und um das Katz-und-Maus-Spiel noch etwas unter-haltsamer zu gestalten, erstellteMr. X an mehreren Stellen inMellnau einen kurzen Videoclip,der den Kids Hinweise offen-barte, wo er gerade war. Beson-ders unterhaltsam wurde es, alsdie Detektive dann noch einenTelefonie-Gruppenchat eröffne-ten und sich so in Walkie-Talkie-Manier abstimmen konnten,während sie versuchten, Mr. Xeinzukreisen.

Nach diesen sehr praktischenErfahrungen mit den Möglich-keiten moderner Smartphonesfolgte anschließend ein großerDiskussionsblock, in dem wiraufarbeiteten, bis wann Stan-dort-Ortung und dauerhaftesAbhören am Telefon noch nütz-lich oder spaßig sind und wodie Grenzen des erlaubten odererwünschten sind. Dabei zeigtesich, dass die Kids durchaus dif-ferenziert und abgewogen andie neuen Technologien heran-gehen.

Wer z.B. schon einmal “imnirgendwo” aus dem Bus ge-worfen wurde, weil er seine

Fahrkarte vergessen hatte, weißdas Thema Standort durchauszu schätzen. Und wer sich unge-stört mit dem ersten Freundtreffen will, ist durchaus auchdaran interessiert, wie man dieOrtungsfunktionen deaktivierenkann. That’s life.Wozu sind diese Kabel da?

Getreu dem Motto “nutzeden Augenblick” erkundetendie Smart Kids auch die Glasfa-ser-Baustelle, die derzeit amBrunnen in der Heppenbergs-traße zu bewundern ist. OffeneKabelkanäle, jede Menge Leer-rohre und das Gefühl, das hieretwas wichtiges passiert, warenein guter Anlass, einmal darü-ber zu sprechen, wieso super-schnelles Internet für die Ent-wicklung einer Region wichtigist. Besonders deutlich wurdedas auch in Kombination mitunserem Freifunk-WLAN, dasebenfalls stark davon profitiert,wenn der zentrale Verteilerkno-ten an der Grundschule mit ei-ner stabilen Glasfaserleitungausgestattet ist.

Nach einer Stärkung am Mit-tag stand in der zweiten Tages-hälfte des zweiten Kurstags dasThema “Hacking” auf dem Pro-gramm. Die Kids wollten wis-sen: was geben die Smartpho-

Die Smart Kids jagen Mr. X

Per Videobotschaft lockte Smart Kids Mentor Michael Reynolds dieSmart Kids durchs halbe Dorf.

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Smart Kids Seite 19

nes alles über sie (die Kids) undsich (die Geräte) Preis. Und wel-che Gefahren ergeben sich dar-aus – oder genauer gefragt:welchen Unfug kann man damitmachen.

Das freundliche WLANGesagt, getan: wir bauten

uns im DGH einen speziellpräparierten WLAN-Hotspotmit dem Namen “Das freundli-che WLAN”. Dieses ganz undgar nicht freundliche WLAN warso eingestellt, dass es sämtlicheDatenverbindungen, die darü-ber liefen, auf einem großenMonitor ausgab. So konnten al-le Teilnehmer sehen, wann einGerät ins Internet sendete. Undwir konnten sehen, mit welchenServern und sonstigen Gerätenes sprach.

Jeder der wollte, konntedann nacheinander “Dasfreundliche WLAN” betretenund sich anschauen, was das ei-gene Smartphone so machte.Direkt nach dem Login passier-te meist nicht viel. Mal wurdenE-Mails abgeholt, eine Kurz-nachricht kam an oder die aktu-elle Uhrzeit wurde synchroni-siert. Spannend wurde es aber,wenn Apps gestartet wurden.Besonders erhellend war derMoment, als eine der Teilneh-merinnen eine beliebte kosten-freie Spiele-App startete unddiese erst einmal gut 15 Werbe-netzwerke darüber informierte,wer hier gerade wie am spielenwar. An diesem Punkt dämmer-te den Kids so langsam, wasTracking im Internet bedeutenkönnte.

Und es kam noch besser: imRaum stand ja auch noch dieFrage, inwieweit man denn nunüber dieses Internet auch Unfugmachen könnte. Dazu erarbei-teten wir uns erst einmal, wasdenn über das Netz heuteschon alles möglich ist. Alleinauf den Smartphones der Men-toren fanden wir allerhand loh-nende Ziele: die Steuerung desRasenmäherroboters, des Kühl-schranks, der Lichter im Haus

und auch das Hupen & Blinkendes Autos – alles möglich, perApp. Testweise ließen wir in ei-nem der Häuser ein paar Maldie Lichter ausgehen – und tele-fonierten live mit der Hausher-rin, um uns zu vergewissern, dases auch wirklich gerade dusterwurde.

Schnüffelei führt zur heimi-schen Fritzbox

Wenn auch ungeplant, dafüraber umso passender, spranguns an dieser Stelle noch einmalunser freundliches WLAN zurSeite. Als einer der Mentorensich dort einloggte, zeigte be-sagtes WLAN den Direktlink zudessen heimischer Fritzbox an.Dieser Link ist nichts geringeresals die Vordertür zum Smart Ho-me. Wer hier ankommt unddann noch das Passwort errät(beliebt: Vorname der Ehefrau,Geburtsdatum und/oder Nameder Katze), hat mit etwas Glück(oder Pech) Vollzugriff auf das,was sich im digitalen Eigenheimabspielt. Lichtsteuerung und Te-lefon inklusive.

Angesichts dieser Dramatikkam natürlich die Frage auf, wieman sich vor diesen Mitlau-schern schützen kann. Denn:das hier gezeigte ist kein spezi-elles WLAN-Problem, hinter je-dem Festnetz- oder Mobilfunk-

Anschluss funktionieren dieseLausch-Programme genauso.Das führte uns zum Abschlussan das Thema VPN, sogenannteVirtuelle Private Netzwerke. MitVPN-Apps können Smartpho-nes oder Computer einen siche-ren Tunnel nach Hause erstellen– um sich dann ungestört mitder Gegenstelle unterhalten zukönnen. Und tatsächlich ließsich das auch so im freundli-chen WLAN nachvollziehen:kam ein Smartphone mit akti-viertem VPN im WLAN an, zeig-te unser Monitor schlichtwegnichts an. Die Verbindung warsicher.

FazitDie beiden Smartkids Tage

waren wieder einmal eine

große Bereicherung. Es machteinfach Spaß, mit den jungenLeuten die Technologie zu er-kunden, die in ihrem Alltag na-hezu allgegenwärtig ist. Undwenn sich dann in einer Übungder Vorhang des magisch-my-stischen Computerzeugs erhebtund die Kids die Zusammen-hänge erkennen und verstehen,ist das große Ziel einmal mehrerreicht.

Herzlichen Dank an dieserStelle an den Heimat- und Ver-kehrsverein für seine Unterstüt-zung sowie an Claudia, Biancaund Nadja für die kulinarischeVersorgung der Smart Kids AG.Ausblick: die nächste Runde fin-det voraussichtlich im März2020 statt. Andreas W. Ditze

Fotos: Michael Oeser

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Nachdem die Jugendarbeitim Ort – außer bei der Feuer-wehr – fast zum Erliegen gekom-men ist, hat der Vorstand desHeimat- und Verkehrsvereins be-schlossen, die Jugendarbeit wie-der mehr in den Blick zu neh-men. Begonnen haben wir imAugust mit dem Thema Wald-„Was krabbelt denn da?“. Lo-thar Feisel hat den 9 Kindernund 3 Erwachsenen, die zu demThema gekommen waren, denWald, mit seinen Insekten unddem ökologischen Gleichge-wicht nahegebracht. Sie konntenInsekten in kleinen Dosen fan-gen und sie begutachten. An-schl. wurden die Tierchen wie-der freigesetzt.

Im September sind die Kindermit Christian Diehl und in Er-wachsenenbegleitung einigerElternteile in die Mühle nachOberasphe gefahren. JedesKind bekam einen Rucksack desVereins mit Getränken und et-was zum Knabbern. In der Mühlehat der Müller, Herr Hallenber-ger, den Kindern erklärt, wie dasGetreide zu Mehl verarbeitetwird. Sie konnten die verschie-

denen Mehlsorten probierenund bekamen zum Abschlussnoch Mehl für das darauf folgen-de Brotbacken im Oktober.

Auch zum Brotbacken kamen11 Kinder und ein Vater.Günther Schmidt hat am Vor-abend mit den Kindern Sauer-teig in ihren mitgebrachtenSchüsseln angesetzt. Am Sams-tagmorgen wurde dann der Sau-erteig zu Brot verknetet. JedesKind konnte sein eigenes Brotformen. Sie schauten zu, wie deralte Backofen angeheizt wurde.Als die Temperatur hoch genugwar, wurde die Kohle aus demOfen entfernt und der Ofen mitTüchern ausgewaschen. Dannschob Günther die Brote derKinder in den Ofen. Für die Kin-der war nun Geduld angesagt,denn das Brot musste ja erst maleine Stunde backen. Nach etwaeiner halben Stunde konnten dieKinder schon mal die mitge-backenen Brötchen kosten.Dann kam der spannende Mo-ment. Wie würden ihre Broteaussehen? Die Kinder warenstolz, auf das von ihnen ge-backene Brot. Es roch köstlich

und sah sehr gut aus. Jedes Kindhatte eine eigene Brotform her-gestellt.

Die Begeisterung war nach al-len Veranstaltungen sehr großund sie fragten jedes Mal, „ Gibtes das noch einmal“.

Gerne können wir, auch mitden Erwachsenen, gemeinsamim Backhaus backen. Es müssensich nur einige Interessierte zumBacken melden.

Am 23. November haben wirin der Schulscheune mit den Kin-dern Plätzchen gebacken. 13Kinder und zwei Elternteile wa-ren gekommen. Mit viel Einsatzwurde der Teig geknetet unddie Plätzchen ausgestochen undverziert. Es ist immer wiederschön, nach solch einem Tag, indie strahlenden Augen der Kin-der zu schauen.

Die Planung und die Themen

für das nächste Jahr werden wirwieder rechtzeitig bekannt ge-ben. Gerne können uns die Kin-der auch ihre Workshop - Wün-sche im Bereich Wald, Basteln,Schreinern, Kochen, backen,Handarbeiten usw., für das kom-mende Jahr auf einem Zettelmitteilen. Ihr könnt den Zettelgern in den Briefkasten am Orts-vorsteherbüro einwerfen.

Am 6. Dezember kam dannder Nikolaus wieder auf dieBurg. Bei Glühwein, Punsch undWürstchen warteten alle Kindergespannt auf die Kutsche mitdem Nikolaus. Um 18:00 Uhr wardie Bescherung. Viele Kinderau-gen waren auf den Nikolaus ge-richtet und jedes Kind wartetegespannt, was der Nikolausdenn bringen würde.

Text: Margot Diehl Fotos: A.Völk

HVV-Nachrichten

Informationenvom Heimat- undVerkehrs-verein Mellnau

Der Heimat- und Verkehrsverein Mellnau e.V. trauert um seinMitglied Horst Ruffert und Heinrich Otto. Horst Ruffert warGründungsmitglied des Heimat- und Verkehrsverein. 2017wurde er für 50 Jahre Treue im Verein geehrt. Ihm gebührt fürseine Unterstützung unser aller Dank. Wir werden sein Anden-ken in Ehren halten. Heinrich Otto war seit 1962 Mitglied im Verein. Durch seinWirken hat er den Verein in all den Jahren tatkräftig unter-stützt. Ihm gebührt unser aller Dank. Wir werden sein Anden-ken in Ehren halten.

Nachruf:

Seite 20 Vereine

Der Vorstand des Heimat- und Verkehrsvereins bedanktsich ganz herzlich bei allen, die in diesem Jahr durch Spen-den, Dienste, Aktionen, Feste oder andere Hilfen den Vereinunterstützt haben. Danke auch an den Nikolaus und FamilieSauer, die dem Nikolaus ihr Kutschengespann zur Verfügunggestellt haben.

Jugendarbeit im Heimat-und Verkehrsverein Mellnau

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Vereine Seite 21

Der Verein hat sich bei Ver-einsliebe, bei der VolksbankMittelhessenbeworben und beider Auslosung 1250€ für dieArbeit an der Burg durch dasLosverfahren gewonnen. Um al-le Arbeiten erledigen zu kön-nen, benötigen wir insgesamtfür Erstmaßnahem ca. 500 Tau-send Euro. Die Gesamtkostenwerden derzeit ermittelt.

Die ersten Förderanträgesind gestellt. Sobald wir einenBescheid erhalten werden dieArbeiten an der Burg beginnen.Den Eigenanteil müssen wir ir-

gendwie mit Hilfe der Stadtund Spenden aufbringen. Des-halb helft mit unsere Burg zu er-halten.

Spenden können Sie auf dasKonto DE77 513 900000026508401 bei der VolksbankMittelhessen mit dem Vermerk„Renovierung der Burg Mell-nau“. Für Spenden wird derVerein auf Wunsch eine Spen-denquittung für das Finanzamtausstellen.

Der Vorstand bedankt sichschon mal vorab für Eure Unter-stützung.

Renovierung der Burgruine

Dezember 2019

Hiermit laden wir Euch recht herzlich zu unserer Jahreshauptversammlung für das Jahr 2019am Samstag, 18. Januar 2020, um 20.00 Uhr

in das Bürgerhaus Mellnau ein.

Die Tagesordnung umfasst folgende Tagesordnungspunkte:1. Eröffnung und Begrüßung2. Totengedenken3. Bericht der Vorsitzenden4. Ehrungen 5. Verlesen des Protokolls 2018 und Jahresbericht 20196. Bericht des Kassierers und der Kassenprüfer7. Entlastungsantrag8. Wahl eines Wahlleiters9. Neuwahlen des gesamten Vorstandes10. Bericht des Wehrführers11. Verschiedenes

Wir möchten darauf hinweisen, dass Anträge, über die in derVersammlung Beschluss gefasst werden soll, gemäß Satzungspätestens 8 Tage vor oben genanntem Termin, schriftlich beider Vorsitzenden einzubringen sind. Über eine rege Teilnahme würden wir uns sehr freuen.

Mit kameradschaftlichem GrußFreiwillige Feuerwehr Mellnau e. V.Die Vorsitzende Christa Koch

VorankündigungAm Sonntag, 07.06.2020 feiert die Freiwillige Feuerwehr Mell-nau e. V. ihr 85-jähriges Jubiläum

Einladung

GetränkefachgroßhandelChristian Schmidt

An der Marburger Str. 4035117 Simtshausen, Tel. 06423-51117

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Seite 22 Wasser Burgwald

Schon 2016 (MellnauerKuckuck Nummer 3/16) habenwir an dieser Stelle über die ge-plante Wasserlieferung desZweckverbandes Mittelhessi-sche Wasserwerke (ZMW) nachFrankfurt bzw. ins Rhein-Main-Gebiet berichtet. Seinerzeit be-fand sich die Verbindungslei-tung im Bau und das Regie-rungspräsidium Gießen hattetrotz fehlendem Bedarfsnach-weis die zusätzliche Wasserför-derung aus dem WasserwerkWohratal für den Export nachFrankfurt genehmigt. Millionen Kubikmeter Wasserfür Frankfurt

Mittlerweile ist viel passiertund wir möchten Sie an dieserStelle auf den neuesten Standbringen. Die Lieferung vonTrinkwasser aus unserer Regionnach Frankfurt haben wir leidernicht stoppen können. Der

ZMW liefert seid 2017 nicht nurdie dafür vorgesehenen 2 Mil-lionen Kubikmeter Wasser ausdem Wasserwerk Wohratal,sondern noch zusätzliche 1,5Mio. Kubikmeter aus dem Was-serwerk Stadtallendorf, also ins-gesamt 3,5 Mio. Kubikmeter.Eine weitere Erhöhung der För-derung ist geplant.

Doch fängt man einen Berichtmit einem Negativergebnis an?Wohl eher nicht und deshalbsoll hier auch berichtet werden,was noch zwischen 2016 undheute passiert ist. Untätig wa-ren wir jedenfalls nicht.

Auf intensives Drängen derAktionsgemeinschaft „Rettetden Burgwald“, und ständigesAnmahnen der Mankos in derWasserwirtschaft, vor allem amBeispiel des Wasserrechtsan-trag Wohratal, hatte das Hessi-sche Umweltministerium (wie

schon berichtet) den soge-nannten „Leitbildprozess für einnachhaltiges Wasserressour-cenmanagement“ auf den Weggebracht. Die Wasserversorger,die ja eigentlich die Dienstlei-ster der Kommunen sind, dieKommunen selbst, die Regie-rungspräsidien Gießen undDarmstadt, die IHK, der Städte-und Gemeindebund, hessi-schen Umweltverbände, allenvoran die SchutzgemeinschaftVogelsberg und wir, sowie dasUmweltministerium saßen erst-mals gemeinsam zusammen umdie Probleme der Wasserwirt-schaft zu diskutieren.

Mit fast einem Jahr Verspä-

tung ist dann auch 2018 einLeitbild in 13 Kernaussagen er-stellt worden, mit dem wirdurchaus zufrieden sind. Wasser ist Leben

Es beginnt mit: „Wasser istmehr als nur ein Rohstoff, es istdie Quelle allen Lebens. OhneWasser könnte die Welt wie wirsie kennen nicht existieren. Esist daher unsere Aufgabe mitdiesem wertvollen Gut verant-wortungsbewusst und achtsamumzugehen. nicht nur für kom-mende Generationen, sondernauch um seiner selbst willen,denn Wasser ist nicht eigen-tumsfähig.“

(Die Formulierung der Lang-fassung auf ca. 30 Seiten hatdann, vornehmlich durch dieVerzögerung der Wasserversor-ger und ihrer Rechtsbeiständeweitere 12 Monate gedauert.)

Allein dieser Satz aus derPräambel zeigt, dass vieles imArgen liegt. „Wasser ist nichteigentumsfähig“ steht da undtrotzdem ist es zur Handelswaregeworden und wird über 120Kilometer weit transportiert.

Was ist noch wichtig am Leit-bild? Nicht erst durch den Hit-zesommer 2018 haben wir er-fahren, dass die Ressource Was-ser ein begrenztes Gut ist, mitder wir sparsam umgehen müs-sen. Das Leitbild formuliert dieRahmenbedingungen einer ra-tionellen Wasserverwendungund einer effizienten Wasser-versorgung für die Zukunft.Wichtig ist das Grundwasser-

Wird der Burgwald trockengelegt?

Pegel Bracht:Oberhessische Presse vom 29. Augut 1975:

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dargebot genau zu ermitteln.Das Dargebot an nutzbaremGrundwasser wird durch dieMenge der Grundwasserneubil-dung bestimmt. Nun haben wirseit 2003 jedoch in Hessen kei-ne sogenannten Nassjahremehr gehabt. Trockene Som-mer und niederschlagarmeWinter haben die Grundwasser-spiegel, vor allem in den Mittel-gebirgen sinken lassen. So hatzum Beispiel im südlichen Burg-wald bei Bracht ein seit 1965 in-stallierter Messpegel sein histo-risches Tief von 1977 seit fast 2Jahren unterschritten. Klimawechsel ist spürbar

Gleichzeitig ist es wichtig denregionalen und überörtlichenWasserbedarf genau zu ermit-teln, d. h. wie viel Trinkwasserwird wo gebraucht (Haushalte,

Landwirtschaft und Industrie)und wie kann Trinkwasser durchBrauchwasser ersetzt werden.Dazu braucht es ein transparen-tes Datensystem, was erstmalsim Leitbild gefordert wird.Ebenso wie die Nutzung vonBrauchwasser. Wird doch inHaushalten zwischen 40 und 60Prozent des Trinkwassers durchKnopfdruck am Toilettenspülka-sten in Sekunden zu Abwasserverwandelt. In den FrankfurterBürohochhäusern sind es sogarmehr als 80 Prozent. Dabei istgerade im Gebiet von Rheinund Main ausreichend Wasservorhanden, denn Wasser fließtnun mal bergab. Das Regen-wasser der Mittelgebirge wirdmit den Starkregen-Ereignissen,wo oft halbe Monatsmittel aneinem Nachmittag vom Himmel

fallen, relativ schnell durch un-sere Flüsse abtransportiert. Die-ses Wasser hat wenig Chancenin den tieferen Grundwasserho-rizonten anzukommen. In Re-genwasserzisternen lässt es sichallerdings prima speichern undnicht nur für den Garten nutzen.

Noch ist das „Leitbild für einenachhaltige WasserversorgungRhein-Main“ ein Papiertiger,den es gilt mit Leben zu füllen.Die Zeit drängt, der Klimawan-del hat uns schneller ereilt alswir alle das für möglich gehal-ten haben. Noch können wirumsteuern, aber es bleibt nichtmehr viel Zeit. Vor allem müs-sen wir lernen und praktischdurchsetzen, mit Ressourcenachtsam und sparsam umzuge-hen. Der Naturraum hat keineAlternativen zum Grundwasser,wir schon! Gleichzeitig schreitder urbane Raum nach immermehr Trinkwasser. Im Sommer2019 hat das StadtgrünamtFrankfurt seine Bürger zumGießen der Stadtbäume aufge-rufen. Wurde dazu Mainwasseroder Regenwasser genutzt? Si-cher nicht. Im Gegenteil, manbrüstete sich damit, dass dazukeine Steuergelder eingesetztwerden müssen. Machen ja dieBürger. Offensichtlich hat dieStadt Frankfurt aus den jahre-langen Auseinandersetzungennichts gelernt.

Zudem plant sie ein neues

Stadtviertel an der A5 und ganzaktuell liest man aus dem Hessi-schen Wirtschaftsministerium,dass im sogenannten Frankfur-ter Bogen noch Platz für200.000 Wohnungen sei. Undwo soll das Wasser herkom-men? Wird demnächst derEdersee an die Fernwasserlei-tung nach Frankfurt angeschlos-sen?

Wenn der ZMW meint, trotzzweier Jahrhundertsommer sei-ne Grundwasserförderung wei-ter steigern zu müssen (für dasWasserwerk Stadtallendorf sindzusätzliche 1,4 Millionen Kubik-meter beantragt), dann gilt esum so mehr, dass der „Papierti-ger“ erwacht und seine Krallenzeigt. Wie schon erwähnt, derZMW ist der Dienstleister derKommunen in unserer Regionund im Vorstand und in der Ver-bandsversammlung sitzen dieBürgermeister unserer Region.Das Parteibuch sollte beimWasser und der Daseinsvorsor-ge keine Rolle spielen und dieBürgermeister, ähnlich wie imVogelsberg, an einem Strangzum Schutz des Naturraumesziehen.

Wie sagte der Ministerpräsi-dent von Spanien auf der Eröff-nung der Klimakonferenz inMadrid so treffend: „Wir müs-sen den Krieg gegen die Naturbeenden!“ Dr. Anne Archinal

Foto: A. Völk

Wasser Burgwald Seite 23

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Beim Sichten einiger alterDias von Manfred Isenberg sindinteressante Bilder der Burgre-novierung 1961 aufgetaucht.Das erste Bild zeigt ein Loch,umfasst mit rundbehauenenSandsteinen. Unser erster Ge-danke war, es muss sich hierbeium einen früheren Zugang zurZisterne in der Mitte des Turm-bodens handeln. Doch eineNachfrage bei Hermann Hahnsollte uns eines Besseren beleh-ren. Dieser Boden mit dem zen-trischen Loch, aus dem zweiStangen herausragen, war einBoden etwas unterhalb desheutigen Fensters. Damals hieses, so Hermann, sei das der Zu-

gang zum Verlies gewesen, andenen die Gefangenen herab-gelassen oder geworfen wur-den. Ähnliche „Zugänge“ zuVerliesen kann man in anderenBurganlagen noch besichtigen.Der Boden musste beim Aus-bau zum Aussichtsturm derWendeltreppe weichen. Daszweite Bild zeigt auf den erstenBlick das gleiche Motiv. Dochbei näherem Hinsehen unter-scheiden sich die Umrandun-gen und das Umfeld. Nach kurz-em Überlegen wusste HermannHahn wieder die Antwort. Es istein alter Brunnen, der nebendem neuen Aufgang am Hangder zusammengefallenen Mau-

er aufgefunden wurde. Ent-deckt wurde der Brunnen beiden Grabungsarbeiten derWasserleitung und des neuenHochbehälters. Man hat denFund wieder abgedeckt und

gesichert, um mit den Gra-bungsarbeiten weiter zu ma-chen. Ein vergessenes Detailder Burg ist wieder aufge-taucht. Matthias Böttner

Fotos Manfred Isenberg

Seite 24 Burg Mellnau

Neue alte Burgbilder

Alter Brunnenschacht neben der Burg.

Die ehemalige Mittelplattform im Turm.

Grabungen um den Turm in 1961.