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Problem Zur Bestimmung der Asbestfaserkonzentration in Stäuben, die bei der Herstellung bzw. Verarbei- tung asbesthaltiger Produkte oder auch bei Ab- bruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten entstehen, wird ein bewährtes rasterelektronen- mikroskopisches Verfahren (BGI 505-46) einge- setzt. Die Identifizierung von Asbestfasern in Stäuben, die bei der Gewinnung und Aufbereitung von Gesteinen in Steinbrüchen freigesetzt werden, wird jedoch durch andere im Staub enthaltene Mineralpartikel gestört. Da diese teilweise den Asbesten chemisch und mineralogisch ähneln, sind die in der Analysenvorschrift genannten Iden- tifizierungskriterien nicht hinreichend. Für eine sichere Bestimmung von Asbest in derartigen Stäuben sind deshalb ergänzende Kriterien not- wendig. Dies ist wichtig im Zusammenhang mit der Ermittlung der Exposition im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung gemäß TRGS 517 bei Tätigkeiten mit potenziell asbesthaltigen minerali- schen Rohstoffen und daraus hergestellten Gemi- schen und Erzeugnissen. Aktivitäten Im Rahmen der Erarbeitung der früheren TRGS 954 „Empfehlungen zur Erteilung von Ausnahme- genehmigungen von § 15a Abs. 1 GefStoffV für den Umgang mit asbesthaltigen mineralischen Rohstoffen und Erzeugnissen in Steinbrüchen“ (inzwischen ersetzt durch TRGS 517 „Tätigkeiten mit potenziell asbesthaltigen mineralischen Roh- stoffen und daraus hergestellten Gemischen Rasterelektronenmikroskopisches Bild von Fasern eines Gesteinsstaubes auf einem Filter. Bei der linken Faser handelt es sich um Aktinolith (Amphibol-Asbest, REM-EDX- Elementspektrum auf der rechten Seite), die rechte Faser ist ein anderes Mineral. und Erzeugnissen“) wurden detaillierte Kriterien zusammengestellt, die eine Unterscheidung von Asbest und rund 40 weiteren, üblicherweise in potenziell asbesthaltigen Gesteinen vorkommen- den Mineralen erlauben. Diese Kriterien beziehen sich auf die mittels REM-EDX-Analyse ermittelte chemische Zusammensetzung einzelner Partikel der kritischen Abmessungen. Zur Überprüfung der Kriterien wurden definierte Mineralproben untersucht. Praktische Anwendung findet der Kriterienkatalog derzeit bei Auswertungen von Staubproben aus Steinbrüchen und der Unter- suchung mineralischer Rohstoffe (z. B. Talkum, Speckstein) sowie aus verschiedenen Anwen- dungsbereichen daraus hergestellter Erzeugnisse (z. B. Straßen- und Tunnelbau). Asbestfasern in Gesteinsstäuben 0038 Ausgabe 12/2013 617.0-IFA:638.3

Ausgabe 12/2013 617.0-IFA:638.3 Asbestfasern in ...publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/aifa0038.pdf · Rohstoffen und daraus hergestellten Gemi-schen und Erzeugnissen (TRGS 517)

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Problem

Zur Bestimmung der Asbestfaserkonzentration in Stäuben, die bei der Herstellung bzw. Verarbei-tung asbesthaltiger Produkte oder auch bei Ab-bruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten entstehen, wird ein bewährtes rasterelektronen-mikroskopisches Verfahren (BGI 505-46) einge-setzt. Die Identifizierung von Asbestfasern in Stäuben, die bei der Gewinnung und Aufbereitung von Gesteinen in Steinbrüchen freigesetzt werden, wird jedoch durch andere im Staub enthaltene Mineralpartikel gestört. Da diese teilweise den Asbesten chemisch und mineralogisch ähneln, sind die in der Analysenvorschrift genannten Iden-tifizierungskriterien nicht hinreichend. Für eine sichere Bestimmung von Asbest in derartigen Stäuben sind deshalb ergänzende Kriterien not-wendig. Dies ist wichtig im Zusammenhang mit der Ermittlung der Exposition im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung gemäß TRGS 517 bei Tätigkeiten mit potenziell asbesthaltigen minerali-schen Rohstoffen und daraus hergestellten Gemi-schen und Erzeugnissen.

Aktivitäten

Im Rahmen der Erarbeitung der früheren TRGS 954 „Empfehlungen zur Erteilung von Ausnahme-genehmigungen von § 15a Abs. 1 GefStoffV für den Umgang mit asbesthaltigen mineralischen Rohstoffen und Erzeugnissen in Steinbrüchen“ (inzwischen ersetzt durch TRGS 517 „Tätigkeiten mit potenziell asbesthaltigen mineralischen Roh-stoffen und daraus hergestellten Gemischen

Rasterelektronenmikroskopisches Bild von Fasern eines Gesteinsstaubes auf einem Filter. Bei der linken Faser handelt es sich um Aktinolith (Amphibol-Asbest, REM-EDX-Elementspektrum auf der rechten Seite), die rechte Faser ist ein anderes Mineral.

und Erzeugnissen“) wurden detaillierte Kriterien zusammengestellt, die eine Unterscheidung von Asbest und rund 40 weiteren, üblicherweise in potenziell asbesthaltigen Gesteinen vorkommen-den Mineralen erlauben. Diese Kriterien beziehen sich auf die mittels REM-EDX-Analyse ermittelte chemische Zusammensetzung einzelner Partikel der kritischen Abmessungen. Zur Überprüfung der Kriterien wurden definierte Mineralproben untersucht. Praktische Anwendung findet der Kriterienkatalog derzeit bei Auswertungen von Staubproben aus Steinbrüchen und der Unter- suchung mineralischer Rohstoffe (z. B. Talkum, Speckstein) sowie aus verschiedenen Anwen-dungsbereichen daraus hergestellter Erzeugnisse (z. B. Straßen- und Tunnelbau).

Asbestfasern in Gesteinsstäuben

0038

Ausgabe 12/2013 617.0-IFA:638.3

Page 2: Ausgabe 12/2013 617.0-IFA:638.3 Asbestfasern in ...publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/aifa0038.pdf · Rohstoffen und daraus hergestellten Gemi-schen und Erzeugnissen (TRGS 517)

Ergebnisse und Verwendung

Die Berücksichtigung der ergänzenden Kriterien wird in der TRGS 517 bei Asbestexpositionsmes-sungen und bei der Bestimmung des Asbest-Massengehalts in mineralischen Rohstoffen und daraus hergestellten Mischungen und Erzeugnis-sen gefordert. Dies wird auch in den Messverfah-ren nach VDI 3492 und BGI 505-46 für bestimmte Messaufgaben in Bezug genommen. Zur effizien-ten Anwendung der ergänzenden Kriterien zur Faseridentifizierung wurde der Kriterienkatalog in Form einer Tabelle auf der Grundlage des Tabel-lenkalkulationsprogramms Microsoft EXCEL© um-gesetzt (siehe www.dguv.de/ifa, Webcode d3216). Hiermit erfolgt die Identifizierung der Faserart weitgehend automatisch.

Nutzerkreis

Steine- und Erden-Industrie, Bauindustrie, Analytische Labors, Verwendung mineralischer Rohstoffe

Weiterführende Informationen

• Mattenklott, M.: Identifizierung von Asbestfa-sern in Stäuben, Pulvern und Pudern minerali-scher Rohstoffe. Teil 1: Grundlagen, Kriterien-katalog. Gefahrstoffe − Reinhalt. Luft 58 (1998) Nr. 1/2, S. 15-22

• Verfahren zur analytischen Bestimmung gerin-ger Massengehalte von Asbestfasern in Pul-vern, Pudern und Stäuben mit REM/EDX (Kennzahl 7487). In: IFA-Arbeitsmappe Mes-sung von Gefahrstoffen. 31. Lfg. X/03. Hrsg.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, Berlin. Erich Schmidt, Berlin 2011 – Losebl.-Ausg. www.ifa-arbeitsmappedigital.de/7487

• Technische Regeln für Gefahrstoffe: Tätigkei-ten mit potenziell asbesthaltigen mineralischen Rohstoffen und daraus hergestellten Gemi-schen und Erzeugnissen (TRGS 517). Aus-gabe Februar 2013, siehe www.baua.de

• Kolmsee, K.; Mattenklott, M.; Götz, M.; Spod, U.: Asbest in mineralischen Rohstoffen – Teil 1: Rechtslage, Anwendung der TRGS 517 und Expositionssituation. Gefahrstoffe – Rein-halt. Luft 70 (2010) Nr. 1/2, S. 37-42

• Kolmsee, K.; Mattenklott, M.; Götz, M.; Spod, U.: Asbest in mineralischen Rohstoffen – Teil 2: Schutzmaßnahmen nach TRGS 517. Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft 70 (2010) Nr. 4, S. 155-158

• Kolmsee, K., et al.: Pilotmessungen zur Asbest-belastung auf Straßenbaustellen, Einbau von ungebundenen mineralischen Erzeugnissen aus Steinbrüchen, die unter den Geltungsbe-reich der TRGS 954 fallen. Gefahrstoffe − Reinhalt. Luft 60 (2000) Nr. 9, S. 351-354

• Götz, M.; Mattenklott, M.: Staubexposition beim Fräsen von Straßenbelägen – Sachstandsbe-richt. Tiefbau (2005) Nr. 12, S. 700-704

Fachliche Anfragen

IFA, Fachbereich 2: Chemische und biologische Einwirkungen

Literaturanfragen

IFA, Zentralbereich

Ausgabe 0038 . 12/2013

Herausgeber und Druck: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV), Mittelstraße 51, 10117 Berlin ISSN (Internet): 2190-006X ISSN (Druckversion): 2190-0051

Bearbeitet von: Dr. rer. nat. Markus Mattenklott Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) Alte Heerstraße 111, 53757 Sankt Augustin Tel. 02241 231-02/Fax: -2234 E-Mail: [email protected], Internet: www.dguv.de/ifa