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Arbeitsvertragsrecht Ausgabe 2013 - Meine AK. Ganz groß für mich da. AK-Hotline T 05 7799-0 -

Ausgabe 2013 - media.arbeiterkammer.at · Geschlechter gemeint und angesprochen sind. AK Infoservice 1 . 2 AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht. INHALTSVERZEICHNIS

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  • Arbeitsvertragsrecht

    Ausgabe 2013

    Meine AK. Ganz gro fr mich da. AK-Hotline T 05 7799-0

  • Mit dem Skriptum Arbeitsvertragsrecht haben die ExpertInnen der steirischen Arbeiterkammer einen Arbeitsbehelf fr BelegschaftsvertreterInnen zusammengestellt, der die rechtlichen Grundlagen der Arbeitsverhltnisse anschaulich darstellt. Die damit befassten ReferentInnen haben dabei groen Wert darauf gelegt, die wichtigsten rechtlichen Materien fr den tglichen Gebrauch aufzubereiten.

    Bei vielen Problemen, die im Betrieb vorkommen, wird es aufgrund der komplizierten Flle notwendig sein, die Gewerkschaft oder die Rechtsexperten der Arbeiterkammer um sachkundigen Rat zu fragen.

    Ihr

    Josef Pesserl AK-Prsident

  • ARBEITSVERTRAGSRECHT

    Aufgrund der leichteren Lesbarkeit wurde in grten Teilen dieses Skriptums nur die mnnliche Schreibweise verwendet (z. B. Arbeitgeber, Arbeitnehmer usw.). Wir weisen darauf hin, dass selbstverstndlich immer beide Geschlechter gemeint und angesprochen sind.

    AK Infoservice 1

  • AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 2

  • INHALTSVERZEICHNIS

    STUFENBAU DER RECHTSORDNUNG .........................................................13

    EINZELARBEITSVERTRAG ............................................................................17

    Allgemeines Vertragsrecht anhand des Arbeitsvertrages ........................................................ 17Beispiele von einzelnen Arbeitsvertragspunkten .................................................................................... 17 Rechtswidrig sind ........................................................................................................................................ 17 Unvorteilhaft fr den AN ........................................................................................................................... 18 Vor folgenden Vereinbarungen bezglich berstunden

    ist jedenfalls ausdrcklich zu warnen ....................................................................................................... 18 Empfehlenswert fr den AN ...................................................................................................................... 18 Notwendig .................................................................................................................................................... 18

    Dienstzettel ( 2 AVRAG) ........................................................................................................ 18

    Betriebsbergang ................................................................................................................... 19

    Gesetzliche Vertragsbernahme ( 3, 5 AVRAG) ................................................................... 20Umfang der Vertragsbernahmeautomatik ............................................................................................. 20 Inhaltliche Ausnahmen von der Eintrittsautomatik .............................................................................. 20 Kollektivvertraglicher Bestandschutz oder betriebliche

    (auf Einzelvertrag beruhende) Pensionszusage ....................................................................................... 21 Privilegierte Kndigung wegen Verschlechterung der kollektiven Arbeitsbedingungen .................. 21

    Betriebsbegriff ....................................................................................................................... 22Kndigungsverbot ....................................................................................................................................... 22

    Betriebsbergang im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltungbzw. im Konkursverfahren des Veruerers ............................................................................ 23

    Haftung bei Betriebsbergang ( 6 AVRAG) ............................................................................. 24

    Abgrenzung zu anderen Vertragsverhltnissen ....................................................................... 25

    Arbeitsvertrag ........................................................................................................................ 25

    Freier Dienstvertrag ( 4 Abs. 4 ASVG) ..................................................................................... 26

    Werkvertrag ( 1165 ABGB) .................................................................................................... 27

    Geringfgige Beschftigung ( 5 Abs. 2 ASVG) ......................................................................... 27

    Arbeitnehmerhnliche Personen ( 51 Abs. 3 ASGG) ............................................................... 28

    ARBEITNEHMERGRUPPEN ............................................................................29

    Arbeiter ( 7296 GewO) ........................................................................................................ 29

    Sondergruppen der Arbeiter ................................................................................................... 29Bauarbeiter ................................................................................................................................................... 29 Bckereiarbeiter ........................................................................................................................................... 29 Hausgehilfen ................................................................................................................................................ 29 Hausbetreuungskrfte ................................................................................................................................. 29 Hausbesorger ............................................................................................................................................... 30 Land- und Forstarbeiter ............................................................................................................................. 30 Heimarbeiter ................................................................................................................................................ 30

    AK Infoservice 3

  • Angestellte ( 1 und 2 AngG)................................................................................................. 30

    Sondergruppen der Angestellten ............................................................................................ 31Hausangestellte ............................................................................................................................................ 31 Gutsangestellte ............................................................................................................................................. 31 Theaterknstler ............................................................................................................................................ 31 Medienmitarbeiter ...................................................................................................................................... 31

    Sondergruppen der Arbeitnehmer.......................................................................................... 31Vertragsbedienstete ..................................................................................................................................... 31 Beamte .......................................................................................................................................................... 32 Post- und Bahnbedienstete ........................................................................................................................ 32 Volontre ...................................................................................................................................................... 32 Pflichtpraktikanten ...................................................................................................................................... 32 Ferialarbeiter oder -angestellte .................................................................................................................. 32 Kinder und Jugendliche .............................................................................................................................. 33 Lehrlinge und andere Auszubildende ....................................................................................................... 33 Arbeitnehmerhnliche Personen .............................................................................................................. 33 Handelsvertreter .......................................................................................................................................... 33 Geschftsfhrende Organmitglieder von AG, GmbH und Genossenschaften ................................... 33

    ARBEITSKRFTEBERLASSUNG .................................................................35

    Ansprche der berlassenen Arbeitskrfte ............................................................................. 36Entgelt ........................................................................................................................................................... 36 Arbeitszeit, Urlaub ...................................................................................................................................... 36 Kndigungsfrist ........................................................................................................................................... 36 Dienstzettel ................................................................................................................................................... 36 Mitteilungspflichten des berlassers ........................................................................................................ 37

    Arbeitnehmerschutz ............................................................................................................... 37

    Gleichbehandlung und Diskriminierungsverbote ( 6a AG) .................................................. 38

    Betriebliche Altersvorsorge ( 10 Abs. 1a AG) ....................................................................... 38

    Haftung des Beschftigers....................................................................................................... 38

    berlassung von Arbeitskrften vom Ausland nach sterreich ............................................... 38

    BETRIEBSPENSION ..........................................................................................41

    Pensionskassenzusage ( 36 BPG)........................................................................................ 41Unverfallbarkeit ........................................................................................................................................... 43

    Betriebliche Kollektivversicherung ( 6 ae BPG) ................................................................... 44

    Direkte Leistungszusage ( 711 BPG) ................................................................................... 44

    Lebensversicherung ( 1214 BPG)........................................................................................ 45

    Gemeinsame Bestimmungen .................................................................................................. 45Gleichbehandlungsgebot 18 BPG ........................................................................................................... 45 Mitbestimmung des Betriebsrates ( 89 und 97 Abs. 18 und 18 a ArbVG) ....................................... 45 Insolvenzentgeltsicherung ( 3 d IESG) ................................................................................................... 45 Betriebsbergang ( 5 AVRAG)................................................................................................................. 45 Andere Zusatzpensionsregelungen ........................................................................................................... 45

    RECHTE UND PFLICHTEN AUS DEM ARBEITSVERHLTNIS ..................47

    Arbeitnehmerpflichten ........................................................................................................... 47Arbeitspflicht................................................................................................................................................ 47

    AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 4

  • Versetzung ............................................................................................................................. 47Allgemeines .................................................................................................................................................. 47 Direktoriale Versetzung .............................................................................................................................. 47 Vertragsndernde Versetzung .................................................................................................................... 48 Arbeitsverfassungsrechtlicher Versetzungsschutz .................................................................................. 48 Fallgruppen .................................................................................................................................................. 48

    Sorgfaltspflicht und Haftpflicht ............................................................................................... 49Dienstnehmerhaftpflichtgesetz (DNHG) ................................................................................................. 49 Fristen des DNHG ....................................................................................................................................... 50 Schadenersatzpflicht des AG gegenber dem AN bei Arbeitsunfllen (Berufskrankheit) ............... 51 Integrittsabgeltung..................................................................................................................................... 51

    Treuepflicht ............................................................................................................................ 51Konkurrenzklausel ...................................................................................................................................... 52

    Umfang der Arbeitspflicht ...................................................................................................... 52

    ARBEITSZEIT ....................................................................................................55 Allgemeines .................................................................................................................................................. 55 Rechtsquellen ............................................................................................................................................... 55

    Arbeitszeitgesetz (AZG)........................................................................................................... 55Geltungsbereich ........................................................................................................................................... 55 Arbeitszeitbegriff ......................................................................................................................................... 56 Tagesarbeitszeit ............................................................................................................................................ 56 Wochenarbeitszeit ....................................................................................................................................... 56 Normalarbeitszeit ........................................................................................................................................ 56 Kollektivvertraglich verkrzte Arbeitszeit ............................................................................................... 57 Andere Verteilung der Normalarbeitszeit gem 4 AZG .................................................................... 57 Normalarbeitszeit bei Schichtarbeit .......................................................................................................... 58 Gleitende Arbeitszeit ................................................................................................................................... 59 Dekadenarbeit .............................................................................................................................................. 59 Verlngerung der Arbeitszeit bei Arbeitsbereitschaft............................................................................. 59 Normalarbeitszeit bei besonderen Erholungsmglichkeiten ................................................................ 59 Mehrarbeit .................................................................................................................................................... 60 bersicht Normalarbeitszeit ................................................................................................................... 60 berstundenarbeit ...................................................................................................................................... 61 Hchstgrenzen der Arbeitszeit ................................................................................................................. 61 berstundenbersicht ................................................................................................................................ 62 berstundenvergtung ............................................................................................................................... 63 Ruhepausen .................................................................................................................................................. 63 Ruhezeiten .................................................................................................................................................... 64 Ausnahmen .................................................................................................................................................. 64

    Verkrzung der Arbeitszeit ..................................................................................................... 65Teilzeitarbeit ................................................................................................................................................. 65

    Sonderformen der Teilzeitarbeit ............................................................................................. 66Altersteilzeit ................................................................................................................................................. 66 Teilzeitbeschftigung nach der Geburt eines Kindes ( 15 h ff MSchG, 8 ff VKG) ...................... 67 Solidarittsprmienmodell ( 13 und 15 AVRAG, 37 a AMSG) ....................................................... 67 Herabsetzung der Normalarbeitszeit aus sonstigen Grnden

    ( 14 Abs. 2 bis 4 und 15 AVRAG) .......................................................................................................... 68 Kurzarbeit ..................................................................................................................................................... 68 Abgeltung von Zeitguthaben ..................................................................................................................... 68 Abbau von Zeitguthaben ............................................................................................................................ 68

    Sondergruppen von AN .......................................................................................................... 68

    AK Infoservice 5

  • Sonderbestimmungen innerhalb des Arbeitszeitgesetzes ...................................................................... 68 Sondergruppen, deren Arbeitszeit in anderen Gesetzen geregelt ist .................................................... 69

    Ausnahmen fr bestimmte Ttigkeiten ................................................................................... 70Auergewhnliche Flle gem 20 AZG ............................................................................................... 70 Rufbereitschaft ............................................................................................................................................. 70 Reisezeit ........................................................................................................................................................ 71 Auflegen des Gesetzes ................................................................................................................................. 71 Aushangpflicht ............................................................................................................................................. 71 Aufzeichnungs- und Auskunftspflicht ...................................................................................................... 71 Strafbestimmungen ..................................................................................................................................... 72

    Arbeitsruhegesetz (ARG) ..................................................................................73 Wochenendruhe .......................................................................................................................................... 73 Wochenruhe................................................................................................................................................. 73 Freizeit zur Erfllung der religisen Pflichten ........................................................................................ 73 Ersatzruhe ..................................................................................................................................................... 74 Entschdigungsanspruch fr nicht konsumierte Ersatzruhe OGH 9.12.1998, 9 ObA 157/98y ....... 74 Rufbereitschaft ............................................................................................................................................. 74 Feiertagsruhe ................................................................................................................................................ 74 Entlohnung der Feiertagsarbeit ................................................................................................................. 75

    Abweichende Regelung der wchentlichen Ruhezeit .............................................................. 75Schichtarbeit................................................................................................................................................. 75 Bauarbeiter ................................................................................................................................................... 76 AN von Tageszeitungen und Montagfrhblttern .................................................................................. 76 Ausnahmen von der Wochenend- und Feiertagsruhe .......................................................................... 76 Ausnahme fr bestimmte Ttigkeiten ...................................................................................................... 76 Reisezeit ........................................................................................................................................................ 76 Ausnahmen in auergewhnlichen Fllen .............................................................................................. 76 Ausnahmen durch Verordnung fr bestimmte Ttigkeiten .................................................................. 77 Ausnahmen durch Kollektivvertrag .......................................................................................................... 78 Ausnahmen durch Verordnung des Landeshauptmannes ..................................................................... 78 Sonderregelung fr den 8. Dezember ....................................................................................................... 78 Ausnahmen durch Verordnung im ffentlichen Interesse ..................................................................... 78 Ausnahmen in Einzelfllen ........................................................................................................................ 78 Sonderbestimmungen ................................................................................................................................. 79 Auflage- und Aushangpflicht ..................................................................................................................... 79 Aufzeichnungen und Auskunftspflicht ..................................................................................................... 79

    Nachtarbeit/Nachtschwerarbeit ........................................................................80

    Nachtarbeit ............................................................................................................................ 80Nachtschwerarbeit ....................................................................................................................................... 80 Schutzmanahmen ..................................................................................................................................... 81 Anwendung der gesetzlichen Abfertigungsbestimmungen ................................................................... 82 Mitbestimmung ........................................................................................................................................... 82 Kndigungsschutz ....................................................................................................................................... 82 Gesundheitsvorsorge................................................................................................................................... 82 Sonderruhegeld............................................................................................................................................ 83

    Schutzmanahmen fr das Krankenpersonal .......................................................................... 83Nachtschwerarbeit ....................................................................................................................................... 83 Zeitguthaben ................................................................................................................................................ 84 Verfahren ...................................................................................................................................................... 84

    AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 6

  • ARBEITGEBERPFLICHTEN ............................................................................85

    Frsorgepflicht ( 1157 ABGB und 18 AngG) ......................................................................... 85

    Gleichbehandlungsgrundsatz .................................................................................................. 85

    Gleichbehandlungsgesetz ....................................................................................................... 85

    Entgeltzahlungspflicht ........................................................................................................... 86Entgeltbegriff ................................................................................................................................................ 86 Entgelthhe ( 1152 ABGB und 6 AngG) .............................................................................................. 86

    Besondere Entgeltformen ....................................................................................................... 87Akkordlohn .................................................................................................................................................. 87 Remunerationen .......................................................................................................................................... 87 Prmien ......................................................................................................................................................... 88 Zulagen und Zuschlge ............................................................................................................................... 88 Provisionen ................................................................................................................................................... 88 Abfertigung .................................................................................................................................................. 88

    Art und Weise der Entgeltzahlung .......................................................................................... 88Ort der Entgeltzahlung ............................................................................................................................... 88 Flligkeit des Entgeltes ................................................................................................................................ 88 Verjhrung und Verfall (1162 d, 1486 ABGB und 34 AngG): ........................................................ 88 Kautionsschutz............................................................................................................................................. 89

    Lohnpfndung ....................................................................................................91 Unpfndbare Geldforderungen ( 290 EO) ............................................................................................. 91 Beschrnkt pfndbare Forderungen ( 290 a sowie 291 d EO) ........................................................... 91 Unbeschrnkt pfndbare Forderungen .................................................................................................... 92 Unpfndbarer Freibetrag (Existenzminimum 291 a EO) .................................................................... 92 Exekution wegen Unterhaltsansprchen ( 291 b EO) ........................................................................... 92 Ermittlung der Berechnungsgrundlage ( 291 EO) ................................................................................ 92 Erhhung des unpfndbaren Freibetrages (292 a EO) ......................................................................... 93 Zusammenrechnung und Bewertung von Sachleistungen ( 292 EO) ................................................ 93 Kosten des Drittschuldners ( 302 Abs. 1 und 292 h EO) ....................................................................... 93 Verfgungs- und Exekutionsbeschrnkungen bei Abfertigung neu ( 8 BMSVG) ........................ 93

    DURCHBRECHUNG DER ARBEITSPFLICHT ...............................................95

    Urlaub.................................................................................................................................... 95

    Urlaubsausma ( 2 UrlG) ....................................................................................................... 95Karenzurlaub ( 15 f MSchG und 7c VKG) ........................................................................................... 96 Prsenz- und Zivildienst ( 9 APSG) ........................................................................................................ 96

    Zusammen- und Anrechnungs bestimmungen ( 3 UrlG) .......................................................... 96Zusammenrechnung ................................................................................................................................... 96 Anrechnung ................................................................................................................................................. 96

    Verbrauch des Urlaubes ( 4 UrlG) .......................................................................................... 97Urlaubsvereinbarung .................................................................................................................................. 97 Rcktritt von der Urlaubsvereinbarung ................................................................................................... 98 Urlaubsvereinbarung und Dienstverhinderung ...................................................................................... 98

    Verjhrung ( 4 Abs. 5 UrlG) .................................................................................................... 98

    Erkrankung whrend des Urlaubes ( 5 UrlG) .......................................................................... 98

    Urlaubsentgelt ( 6 UrlG) ........................................................................................................ 99

    Ablseverbot und Aufzeichnungspflicht ( 7 und 8 UrlG)..................................................... 100

    AK Infoservice 7

  • Urlaubszuschuss ................................................................................................................... 100

    Ansprche bei Beendigung des Arbeitsverhltnisses ( 10 UrlG) ........................................... 100

    Zusatzurlaub ........................................................................................................................ 101Nachtschwerarbeit ( 10a UrlG) .............................................................................................................. 101 Behinderte .................................................................................................................................................. 101

    Sonderregelungen ................................................................................................................ 101Bauarbeiter ( 413 BUAG) ................................................................................................................... 101 Heimarbeiter ( 2024 HeimAG) .......................................................................................................... 102 Hausgehilfen und Hausangestellte ( 9 HGHAG) ................................................................................. 102 Vertragsbedienstete ( 5970 L-DBR) .................................................................................................. 102

    DIENSTVERHINDERUNG DURCH KRANKHEIT

    ODER UNGLCKSFALL .................................................................................105

    Gemeinsame Bestimmungen ................................................................................................ 105

    Hhe der Entgeltfortzahlung................................................................................................. 105Arbeiter ( 3 EFZG) .................................................................................................................................. 105 Angestellte ( 8 Abs. 1 AngG) .................................................................................................................. 105

    Entgeltfortzahlung bei Beendigung ....................................................................................... 106

    Krankheit und Urlaub ........................................................................................................... 106

    Mitteilungs- und Nachweispflicht ( 8 Abs. 8 AngG, 4 Abs. 1 EFZG) ...................................... 107

    Verhalten im Krankenstand .................................................................................................. 107

    Dauer der Entgeltfortzahlung................................................................................................ 107Angestellte ( 8 Abs. 1 AngG) .................................................................................................................. 107 Arbeiter ( 2 EFZG) .................................................................................................................................. 108

    Sonderregelungen ................................................................................................................ 109Hausgehilfen und Hausangestellte ( 10 HGHAG) ............................................................................... 109 Hausbesorger ( 14 HausbG) ................................................................................................................... 109 Vertragsbedienstete ( 186 bzw. 54 L-DBR) ......................................................................................... 109 Sonstige AN ( 1154 b ABGB) ................................................................................................................. 109

    ANDERE WICHTIGE VERHINDERUNGSGRNDE ...................................111

    Sphre des Arbeitgebers ....................................................................................................... 111

    Neutrale Sphre ................................................................................................................... 111

    Sphre des Arbeitnehmers ................................................................................................... 111

    Dienstverhinderung durch wichtige, die Person des AN betreffende Grnde ......................... 112Angestellte ( 8 Abs. 3 AngG) .................................................................................................................. 112 Arbeiter ( 1154 b Abs. 5 und 6 ABGB) .................................................................................................. 112 VERTRAGSBEDIENSTETE ( 24 Abs. 7 VBG) .................................................................................... 112

    Unterbrechungen nach AVRAG ............................................................................................. 112Bildungskarenz ( 11 AVRAG) ................................................................................................................ 112 Freistellung gegen Entfall des Arbeitsentgelts 12 AVRAG ................................................................ 112

    PFLEGEFREISTELLUNG ( 16 UrlG) .............................................................113 VERTRAGSBEDIENSTETE ( 29 f VBG) ............................................................................................. 115

    AUSSETZUNG BZW. UNTERBRECHUNG VON DIENSTVERHLTNISSEN/ KARENZIERUNGSVEREINBARUNGEN ......................................................117

    AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 8

  • Definitionen ......................................................................................................................... 117Echte Karenzierung = Aussetzung .......................................................................................................... 117 Unechte Karenzierung = Unterbrechung ............................................................................................... 117

    Beendigung des Arbeitsverhltnisses mit Wiedereinstellungszusage .................................... 117

    Nichteinhaltung einer Wiedereinstellungszusage durch den Arbeitgeber.............................. 117

    Beendigung des Arbeitsverhltnisses mit Wiedereinstellungsvereinbarung .......................... 118

    Auslegung von Aussetzungs- bzw. Unterbrechungsvereinbarungen ...................................... 118

    BILDUNGSKARENZ .......................................................................................119 Weiterbildungsgeld.................................................................................................................................... 119

    BILDUNGSTEILZEIT ......................................................................................121 Bildungsteilzeitgeld ................................................................................................................................... 122

    BEENDIGUNG DES ARBEITSVERHLTNISSES .........................................123

    Kndigung ............................................................................................................................ 123ARBEITER ................................................................................................................................................. 123 ANGESTELLTE ( 20 AngG) .................................................................................................................. 123 VERTRAGSBEDIENSTETE ( 32 Abs. 1 VBG) .................................................................................... 124 SONDERREGELUNGEN ........................................................................................................................ 124

    Entlassung............................................................................................................................ 124ARBEITER ( 82 GewO 1859) ................................................................................................................. 125 ANGESTELLTE ( 27 AngG) .................................................................................................................. 125 SONDERREGELUNGEN ........................................................................................................................ 126 VERTRAGSBEDIENSTETE ( 34 VBG) ............................................................................................... 126

    Vorzeitiger Austritt ............................................................................................................... 127ARBEITER ( 82 a GewO 1859) .............................................................................................................. 127 ANGESTELLTE ( 26 AngG) .................................................................................................................. 127 SONDERREGELUNGEN ........................................................................................................................ 127

    Auflsung whrend der Probezeit ......................................................................................... 128

    Einvernehmliche Lsung ....................................................................................................... 128

    Erlschen durch Zeitablauf ................................................................................................... 128

    Erlschen durch Tod ............................................................................................................. 129

    Erlschen durch Gesetz......................................................................................................... 129

    ALLGEMEINER KNDIGUNGS- UND ENTLASSUNGSSCHUTZ .............131

    Allgemeiner Kndigungsschutz gem. 105 und 107 ArbVG ................................................. 131Anfechtung von Kndigungen in Betrieben, in denen eine Betriebsvertretung besteht ................. 131 Sozialvergleich ........................................................................................................................................... 132 Anfechtung von Kndigungen in Betrieben, in denen eine Betriebsvertretung nicht besteht ....... 133

    Allgemeiner Entlassungsschutz gem. 106 ArbVG................................................................. 133

    Anfechtung von Kndigungen wegen beabsichtigter oder tatschlicher

    Inanspruchnahme von Manahmen nach den 1114 AVRAG ............................................ 133

    Kndigungs- und Entlassungsschutz bei Sterbebegleitung undder Begleitung schwerstkranker Kinder gem 15 a AVRAG. ............................................... 134

    Besonderer Kndigungs- und Entlassungsschutz................................................................... 134

    AK Infoservice 9

  • Besonderer Kndigungs- und Entlassungsschutz nach dem ArbVG ........................................ 134

    Besonderer Kndigungs- und Entlassungsschutz nach dem MSchG und VKG ........................ 136

    Besonderer Kndigungs- und Entlassungsschutz nach dem BEinstG ...................................... 136Schlichtungsverfahren .............................................................................................................................. 137 Behinderungsbedingte Beendigung ........................................................................................................ 137 Abgrenzung zu 8 BEinstG ..................................................................................................................... 138

    Besonderer Kndigungs- und Entlassungsschutz nach dem APSG.......................................... 138

    Besonderer Kndigungs- und Entlassungsschutz nach dem HausbG...................................... 139

    Das Kndigungsfrhwarnsystem........................................................................................... 140

    ANSPRCHE BEI BEENDIGUNG

    DES ARBEITSVERHLTNISSES ....................................................................142

    Abfertigung .......................................................................................................................... 142Abfertigung (alt) ........................................................................................................................................ 142 Steuerliche Behandlung ............................................................................................................................ 144 Bauarbeiter ................................................................................................................................................. 144 Abfertigung (neu) ..................................................................................................................................... 145 Bauarbeiter ................................................................................................................................................. 148

    Kndigungsentschdigung.................................................................................................... 148

    Verhltnis zwischen Kndigungsentschdigung und Kndigungsschutzbestimmungen.......... 148

    Urlaubsersatzleistung .......................................................................................................... 148

    Weihnachtsremuneration und Urlaubszuschuss.................................................................... 148

    Freizeit whrend der Kndigungsfrist ................................................................................... 149

    Dienstzeugnis ....................................................................................................................... 149

    Rumung der Dienstwohnung .............................................................................................. 149

    ARBEITS- UND SOZIALGERICHTSGESETZ ...............................................151

    Sachliche Zustndigkeit Gegenstand der Arbeitsrechtssachen ( 50 ASGG)......................... 151

    rtliche Zustndigkeit ( 4 ff. ASGG) .................................................................................... 151

    Wahrnehmung der Unzustndigkeit ( 38 ASGG) .................................................................. 151

    Zusammensetzung der Arbeits- und Sozialgerichte ( 10 ff. ASGG) ....................................... 152

    Vertretung vor dem Arbeits- und Sozialgericht ( 40 ASGG)................................................... 152

    Klage zu Protokoll ( 39 Abs. 2 ASGG).................................................................................... 152

    Mahnverfahren ( 56 ASGG) ................................................................................................. 152

    Zinsen ( 49 a ASGG) ............................................................................................................. 152

    Besonderes Feststellungsverfahren ( 54 ASGG).................................................................... 153Feststellungsklage durch Organe der Arbeitnehmerschaft ( 54 Abs. 1 ASGG) ............................... 153 Feststellungsantrag an den Obersten Gerichtshof ( 54 Abs. 2 ASGG) .............................................. 153

    Sofortige Vollstreckbarkeit des Urteiles erster Instanz ( 61 ASGG) ....................................... 153

    Rechtsmittel ( 44 ASGG; 63 ASGG) .................................................................................... 154Berufung ..................................................................................................................................................... 154 Revision ( 502 ff ZPO) ........................................................................................................................... 154

    Prozesskostenersatz Gerichtsgebhren .............................................................................. 154

    AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 10

  • 11AK Infoservice

  • AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 12

  • STUFENBAU DER RECHTSORDNUNG

    Weisungen des AGs

    Verfassungsgesetz

    Zwingendes Gesetz

    Verordnung, Mindestlohntarif, Lehrlingsentschdigung

    Kollektivvertrag, Satzung

    Betriebsvereinbarung

    Individualvereinbarung (Arbeitsvertrag)

    Nachgiebiges Recht

    Arbeitsrecht ist die Summe aller Bestimmungen, die das Verhltnis zwischen AN und AG, manchmal auch der AN untereinander regelt; es hat keine einheitliche Rechtsstruktur und die Aufsplitterung ist ein wesentliches Merkmal. Deshalb existieren viele Rechtsquellen, die sowohl einen unterschiedlichen Geltungsbereich haben als auch in einer bestimmten Rangordnung untereinander stehen.

    Die Arbeitsrechtsordnung muss als Pyramide verstanden werden, bei der die Spitze durch die Kompetenzartikel der Bundesverfassung und die Basis durch die einzelnen Arbeitsvertrge gebildet wird.

    Daneben bzw. berlagernd sind auch die rechtsverbindlichen europarechtlichen Normen zu bercksichtigen.

    Zu ihnen gehrt das primre Gemeinschaftsrecht, das sind die Grndungsvertrge der EG und der EU, sptere vertragliche nderungen und Ergnzungen sowie die Beitrittsvertrge der einzelnen Mitgliedsstaaten. Das primre Gemeinschaftsrecht hat innerhalb des Gemeinschaftsrechts den obersten Rang.

    Sekundres Gemeinschaftsrecht ist von Organen der EU erlassenes Recht. Rechtsquellen des Sekundrrechts sind:

    Verordnungen:

    Diese sind in allen Teilen verbindlich und gelten unmittelbar in jedem Mitgliedsstaat. Mit diesem knnen auch Rechte und Pflichten von Einzel

    personen in unmittelbar verbindlicher Weise festgelegt werden.

    Richtlinien:

    Diese sind nur hinsichtlich des zu erreichenden Zieles verbindlich. Sie bedrfen einer Transformation in das nationale Recht durch die materielle Gesetzgebung. Den innerstaatlichen Stellen ist die Wahl der Form und der Mittel ihrer Durchfhrung berlassen. Richtlinien sind mit Grundsatzgesetzen vergleichbar. In Zweifelsfllen kann ber die Auslegung des Gemeinschaftsrechts ein Vorabentscheidungsverfahren vor dem OGH beantragt werden. Nur ausnahmsweise knnen Richtlinien gegenber dem sumigen Staat unmittelbar rechtsverbindliche Wirkung entfalten.

    Das Verfassungsrecht steht an der Spitze unserer Rechtsordnung und wirkt prgend auf die spezielle arbeitsrechtliche Gesetzgebung ein.

    Die arbeitsrechtliche Gesetzgebung ist durch eine Flle von Sondergesetzen geprgt, die einen umfassenden berblick sehr erschweren. Sondergesetze gehen hinsichtlich ihres Regelungsbereiches den allgemeinen arbeitsrechtlichen Vorschriften des Allgemeinen Brgerlichen Gesetzbuches (ABGB) vor. Der seit Langem erhobenen Forderung nach Rechtsvereinheitlichung soll nunmehr durch eine Kodifikation des Arbeitsrechts in Teilen Rechnung getragen werden, um das Recht zu rationalisieren und berschaubarer zu machen, nicht zuletzt aber, um berholte Differenzierungen verschiedener Gruppen von AN sukzessive zu beseitigen.

    Stufenbau der Rechtsordnung AK Infoservice 13

  • Im Gesetzesrecht sind relativ zwingende Normen dominierend, weil es im Wesen des arbeitsrechtlichen Schutzgedankens liegt, Mindestarbeitsbedingungen festzulegen, die nicht unterboten, wohl aber durch jede nachgeordnete Rechtsquelle verbessert werden knnen. Absolut zwingende Bestimmungen, bei welchen eine Abdingung in jede Richtung prinzipiell unstatthaft ist, finden sich vor allem im Betriebsverfassungsrecht und im AN-Schutzrecht. Absolut zwingendes Gesetzesrecht schliet jegliche Rechtsnderung durch eine nachgeordnete Rechtsquelle aus.

    Unter Verordnungen versteht man aufgrund des Gesetzes von Verwaltungsbehrden erlassene generelle Normen, die in der Regel der Durchfhrung von Gesetzen dienen (Durchfhrungsverordnungen). Verordnungen knnen, wie Gesetze, zwingendes oder dispositives Recht enthalten. Verstt eine Verordnung gegen gesetzliche Bestimmungen, so ist sie zwar rechtswidrig, bleibt aber so lange rechtsverbindlich, bis sie durch Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes (VfGH) als gesetzwidrig erkannt und aufgehoben wird. Auch die amtswegige Festsetzung der Lehrlingsentschdigung und der Mindestlohntarif haben Verordnungscharakter.

    Kollektivvertrge sind schriftliche Vereinbarungen zwischen kollektivvertragsfhigen Krperschaften der AN und AG. Durch die Erklrung eines Kollektivvertrages zur Satzung wird diesem auch auerhalb seines Geltungsbereiches rechtsverbindliche Wirkung zuerkannt. Im Verhltnis des Kollektivvertrags und der Satzung zu den nachgeordneten Rechtsquellen kommt regelmig das Gnstigkeitsprinzip zum Tragen. Sondervereinbarungen, die der Kollektivvertrag nicht ausschliet, sind nur dann gltig, soweit sie fr den AN gnstiger sind oder Angelegenheiten betreffen, die im Kollektivvertrag nicht geregelt sind. In seinem normativen Teil kann der Kollektivvertrag sich zweiseitig zwingende Wirkung beilegen (Ordnungsprinzip). Verstt der Kollektivvertrag oder die Satzung gegen eine bergeordnete Rechtsquelle (Gesetz, Verordnung), so ist er insoweit nichtig (OGH 26.4.1983, ARD 10244). Von den zwingenden Rechtsvorschriften abweichende Regelungen kann ein Kollektivvertrag nur dann rechtswirksam treffen, wenn die Rechtsvorschrift eine solche Ermchtigung enthlt. Kollektivvertrge setzen fr ihren Geltungsbereich eine bestehende Satzung auer Kraft.

    Als Betriebsvereinbarung bezeichnet man schriftliche Vereinbarungen zwischen Betriebs

    inhaber und Belegschaftsorgan (Betriebsrat, Zentralbetriebsrat) in Angelegenheiten, deren Regelung durch Gesetz oder Kollektivvertrag der Betriebsvereinbarung vorbehalten ist. Die Betriebsvereinbarung ist ein Instrument der Mitbestimmung im Betrieb und besitzt keine generelle Regelungsbefugnis zur Gestaltung von Arbeitsbedingungen. Die Betriebsvereinbarung kann sich keine beidseitige zwingende Wirkung beilegen, daher sind gnstigere Einzelvereinbarungen oder solche, die durch die Betriebsvereinbarung nicht geregelte Angelegenheiten betreffen, mglich.

    Der Arbeitsvertrag kann nur noch in dem Bereich Recht schaffen, der durch die bergeordneten Normen nicht zwingend geregelt ist. Vertrge oder Vertragsbestimmungen, die gegen die guten Sitten verstoen, sind gem 879 ABGB mit Nichtigkeit bedroht.

    Die Bedeutung des nachgiebigen (auch dispositiven) Gesetzesrechts ist eher beschrnkt, weil neuere Sondergesetze vielfach keinen Gebrauch mehr davon machen. Ein Beispiel fr das vllig abdingbare Recht wre 1155 ABGB.

    Die letzte Stelle in der Hierarchie der Rechtsquellen nimmt das Weisungsrecht (Direktionsrecht) des AG ein. Dieses konkretisiert den Arbeitsvertrag im Zuge seiner Infunktionssetzung.

    Das GewOhnheitsrecht, auf welches sehr hufig in der Praxis Bezug genommen wird, ist keine in der sterreichischen Rechtsordnung verankerte Rechtsquelle. Das ABGB schliet GewOhnheiten, sofern auf sie nicht verwiesen wird, ausdrcklich aus. Mgliche Rechtsansprche, die sich aus der GewOhnheit bzw. vor allem aus der Betriebsbung ableiten, sind daher dem Vertragsrecht zuzuordnen und stellen in der Regel Vertragsnderungen durch konkludente Handlungen dar.

    Die Judikatur schafft zwar kein neues Recht, es kommt ihr aber eine groe Bedeutung zu, da die Vieldeutigkeit und Lckenhaftigkeit der Gesetzgebung den Entscheidungstrgern einen beachtlichen Spielraum lassen.

    Das Arbeitsrecht kann in 4 groe Gruppen eingeteilt werden:

    u Das Arbeitsvertragsrecht bildet die Gesamtheit jener Normen, welche die Vertragsbeziehungen zwischen AG und AN regeln.

    u Das AN-Schutzrecht regelt besonders schutzwrdige Gter der AN, wie z. B. deren Leben, Gesundheit und Sittlichkeit.

    AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 14

  • u Die Arbeitsverfassung (das kollektive Arbeitsrecht) ist die Summe jener Normen, die das Verhltnis des einzelnen AN zur Belegschaft bzw. deren Organen sowie zu den fr das Arbeitsrecht relevanten berbetrieblichen Verbnden (gesetzliche und freiwillige Interessenvertretungen etc.), das Verhltnis des AG zur Belegschaft bzw. deren Organen sowie zu deren Arbeitnehmerverbnden, das Verhltnis der Belegschaft bzw. deren Organen zu den AN- und AG-Verbnden und die Vereinbarungen, Interessengegenstze und Auseinandersetzungen (Kmpfe, Schlichtung) im Rahmen dieser Beziehungen regelt.

    u Aufgabe des Verfahrensrechts ist es, die aus dem Arbeitsrecht auftauchenden Rechtsstreitigkeiten zu regeln. Die wesentlichen Bestimmungen sind im Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz (ASGG) enthalten.

    Stufenbau der Rechtsordnung AK Infoservice 15

  • AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 16

  • EINZELARBEITSVERTRAG

    Allgemeines Vertragsrecht anhand des Arbeitsvertrages

    Ein Vertrag und damit auch der Arbeitsvertrag ist ein zwei- bzw. mehrseitiges Rechtsgeschft, das durch bereinstimmende Willenserklrung (mindestens) zweier Personen zustande kommt ( 861 ABGB). Die abgegebenen Willenserklrungen mssen bereinstimmen, frei von Irrtum, Pflicht und Zwang und ernstlich, bestimmt und verstndlich ( 869 ABGB) sein. Der Vertragsinhalt muss mglich sein ( 878 ABGB) und darf nicht gegen ein gesetzliches Verbot oder die guten Sitten verstoen ( 879 ABGB). Darber hinaus darf der Vertrag natrlich nicht gegen die Bestimmungen des zwingenden Rechts verstoen.

    Im Vertragsrecht gilt der Grundsatz der Formfreiheit ( 883 ABGB), der allerdings durch zahlreiche Sonderregelungen eingeschrnkt ist. Ein Arbeitsvertrag kann aber mndlich oder schriftlich abgeschlossen werden oder sogar durch schlssige Handlung ( 863 ABGB) zustande kommen; Letzteres z. B. dadurch, dass jemand Arbeitsleistungen fr einen anderen erbringt, und dieser die Leistung annimmt. Aufgrund der Sonderregelung des Arbeitsvertragsrechtsanpassungsgesetzes (AVRAG) hat der AG allerdings die Pflicht, einen schriftlichen Dienstzettel auszustellen. Auch Lehrvertrge bedrfen der Schriftform.

    Fr den Abschluss eines Vertrages bedarf es der vollen Geschftsfhigkeit. Diese erreicht man mit der Volljhrigkeit, d. h., mit Vollendung des 18. Lebensjahres. Gem 171 ABGB drfen aber mndige minderjhrige Personen, das sind solche, die das 14. Lebensjahr vollendet haben, sich selbststndig zu Dienstleistungen verpflichten. Nur fr den Abschluss von Lehr- oder sonstigen Ausbildungsverhltnissen ist die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters notwendig.

    Gem den Bestimmungen des Kinder- und Jugendlichenbeschftigungsgesetzes (KJBG) ist eine Beschftigung von Minderjhrigen erst mit der Vollendung des 15. Lebensjahres und nach Beendigung der Schulpflicht zulssig. Eine Beschftigung nach Beendigung der Schulpflicht,

    vor Vollendung des 15. Lebensjahres (allerdings nach Vollendung des 14. Lebensjahres) ist nur im Lehrverhltnis, fr ein Ferialpraktikum nach Schulunterrichtsgesetz (nicht Ferialjob) fr ein Pflichtpraktikum nach Schulorganisationsgesetz und in einer Teilqualifikation nach 8 b Abs. 2 Berufsausbildungsgesetz (BAG) mglich.

    Das Arbeitsverhltnis ist ein Rechtsverhltnis, das die Leistung abhngiger, fremdbestimmter Arbeit zum Inhalt hat und durch Arbeitsvertrag begrndet wird. Der Arbeitsvertrag, auch Dienstvertrag genannt, wird im 1151 ABGB beschrieben:

    Wenn jemand sich auf eine gewisse Zeit zur Dienstleistung fr einen anderen verpflichtet, so entsteht ein Dienstvertrag.

    Beim Arbeitsvertrag handelt es sich um ein Dauerschuldverhltnis, das die Erbringung von Arbeitsleistungen (regelmig gegen Entgelt) zum Gegenstand hat. Ein Dauerschuldverhltnis findet das Ende durch Ablauf der Zeit, wenn es auf bestimmte Zeit befristet ist, sonst durch sptere Vereinbarung zwischen den Parteien oder durch den einseitigen rechtsgestaltenden Akt der Kndigung. Im Gegensatz dazu ist ein Zielschuldverhltnis, wie z. B. Kaufvertrag, Werkvertrag etc. kein dauerndes oder auf wiederkehrende Leistung gerichtetes Rechtsgeschft, sondern hat nur eine einmalige Leistung zum Zweck.

    Beispiele von einzelnen Arbeitsvertragspunkten

    Rechtswidrig sind:

    u Vereinbarung einer Probezeit, die ber das gesetzliche oder kollektivvertragliche Ausma hinausgeht;

    u Vereinbarung mehrerer befristeter Arbeitsverhltnisse hintereinander, ohne sachliche Begrndung (Kettenarbeitsvertrag). Ohne dass wirtschaftliche oder soziale Gesichtspunkte eine Aneinanderreihung rechtfertigen, sind Kettenarbeitsvertrge teilnichtig im Hinblick auf die Befristung und als ein zusammenhngendes unbefristetes Arbeitsverhltnis zu qualifizieren (OGH 14.9.1982, 4 Ob A 75/82, RdA 1985/126);

    Einzelarbeitsvertrag AK Infoservice 17

  • u Vereinbarung einer unterkollektivvertraglichen Bezahlung;

    u Vereinbarung eines geringeren Urlaubsausmaes als 30 Werktage (5 Wochen);

    Abgeltung von berstunden 1 : 1 (bei Geltung des Arbeitszeitgesetzes).

    Unvorteilhaft fr den AN:

    u jederzeitige Versetzbarkeit sowohl hinsichtlich der Arbeitsverwendung als auch des Arbeitsortes;

    u Erweiterung der Kndigungsmglichkeiten (bei Angestellten) vom Quartalsende zu jedem 15. oder Letzten des Monats, das bedeutet eine Erhhung von 4 x bis auf 24 x pro Jahr ( 20 Abs. 4 Angestelltengesetz (AngG));

    u Vereinbarung eines befristeten Arbeitsverhltnisses (Endigung durch Zeitablauf), da damit die Kndigungs- und Mutterschutzbestimmungen umgangen oder beschrnkt werden;

    u Vereinbarung einer Konkurrenzklausel ( 36 AngG), das ist die Verpflichtung, bis zu einem Jahr nach Beendigung des Arbeitsverhltnisses im Geschftszweig des AG nicht zu arbeiten. Sie ist nur insoweit wirksam, als sie nicht nach Gegenstand, Zeit oder Ort im Verhltnis zum geschftlichen Interesse, das der AG an der Einhaltung hat, eine unbillige Erschwerung des Fortkommens des AN enthlt. Sie darf nicht zu einem Berufsverbot fhren. Zudem ist eine Konkurrenzklausel fr AN, deren Arbeitsvertrge nach 17.3.2006 geschlossen wurden, nur dann gltig, wenn das zuletzt bezogene monatliche Entgelt 2.516, (2013) berschreitet. Verstt der AN gegen eine zulssige Konkurrenzklausel, kann der AG die Einhaltung der Vereinbarung, Schadenersatz oder die vereinbarte Konventionalstrafe verlangen. Die Geltendmachung der Ansprche ist bei Kndigung durch den AG, berechtigtem vorzeitigem Austritt, unbegrndeter fristloser Entlassung und begrndeter Kndigung durch den AN ausgeschlossen;

    u Vereinbarung einer Konventionalstrafe ( 37, 38 AngG), das ist eine vereinbarte Vertragsstrafe, die der AN zahlen muss, wenn er gegen die Konkurrenzklausel verstt oder seine Kndigungsfrist nicht einhlt. Konventionalstrafen unterliegen dem richterlichen Migungsrecht, wobei Art, Ausma und Hhe des Schadens und Einkommens- und Vermgensverhltnisse des AN zu bercksichtigen sind;

    u Vereinbarung einer Rckzahlungspflicht von Ausbildungskosten. Einschulungskosten sind berhaupt nicht, Ausbildungskosten in der Hhe der tatschlichen Kosten rckforderbar, wobei die zulssige Bindungsdauer, innerhalb welcher der Arbeitnehmer zur Rckzahlung verpflichtet werden kann, bis zu 5 Jahren, in Ausnahmefllen bis zu 8 Jahren betrgt. Kndigung durch den AG, Ablauf der Befristung und Lsung whrend der Probezeit schlieen die Rckforderung aus;

    u Verfalls- und Verjhrungsbestimmungen von Ansprchen zu einem frheren Zeitpunkt, als das Gesetz oder der Kollektivvertrag dies vorsieht.

    Vor folgenden Vereinbarungen bezglich berstunden ist jedenfalls ausdrcklich zu warnen:

    u nicht ausdrcklich angeordnete berstunden werden nicht bezahlt (rechtswidrig);

    u nicht rechtzeitig gemeldete berstunden gelten als nicht geleistet (rechtswidrig);

    u berstunden, die bis zur Hhe einer vereinbarten berzahlung anfallen, werden nicht separat abgegolten;

    u zu niedrig angesetzte berstundenpauschalen;

    u Verfallsfristen fr berstundenleistungen.

    Empfehlenswert fr den AN:

    u Anrechnung von Vordienstzeiten;

    u Zugrundelegung des Durchschnittsbezuges fr die Berechnung der Sonderzahlungen;

    u Gewhrung eines 15. Monatsbezuges;

    u Gewhrung des 13. und 14. Monatsbezuges, wenn kein Kollektivvertrag zur Anwendung kommt.

    Notwendig:

    u alle jene Punkte, die im Dienstzettel enthalten sein mssen.

    Dienstzettel ( 2 AVRAG)

    u Jeder AG muss dem AN nach Beginn des Arbeitsverhltnisses unverzglich und unaufgefordert einen Dienstzettel aushndigen, ausgenommen die Beschftigungsdauer betrgt hchstens 1 Monat. Der Dienstzettel bentigt keine Unterschriften und ist von Stempel- und

    AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 18

  • unmittelbaren Gebhren befreit. Der Dienstzettel hat folgende Angaben zu enthalten:

    u Name und Anschrift des AGs,

    u Name und Anschrift des ANs,

    u Beginn des Arbeitsverhltnisses,

    u bei befristeten Dienstverhltnissen das Ende des Arbeitsverhltnisses (der Befristung),

    u Dauer der Kndigungsfrist, Kndigungstermin,

    u gewhnlicher Arbeits(Einsatz-)ort, erforderlichenfalls Hinweis auf wechselnde Arbeits(Einsatz-)orte,

    u allfllige Einstufung in generelles Schema,

    u vorgesehene Verwendung,

    u Anfangsbezug (Grundgehalt oder -lohn, weitere Entgeltbestandteile wie z. B. Sonderzahlungen), Flligkeit des Entgeltes,

    u Ausma des jhrlichen Erholungsurlaubes,

    u vereinbarte tgliche oder wchentliche Normalarbeitszeit des AN, sofern es sich nicht um Arbeitsverhltnisse handelt, auf die das Hausbesorgergesetz anzuwenden ist, und

    u Bezeichnung der auf den Arbeitsvertrag allenfalls anzuwendenden Normen der kollektiven Rechtsgestaltung (Kollektivvertrag, Satzung, Mindestlohntarif, festgesetzte Lehrlingsentschdigung, Betriebsvereinbarung) und Hinweis auf den Raum im Betrieb, in dem diese zur Einsichtnahme aufliegen.

    u Name und Anschrift der Mitarbeitervorsorgekasse (MV-Kasse) des AN oder fr AN, die dem Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungsgesetz (BUAG) unterliegen, Name und Anschrift der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse.

    Ein Dienstzettel muss nur dann nicht ausgestellt werden, wenn das Arbeitsverhltnis hchstens ein Monat andauert oder ein schriftlicher Arbeitsvertrag ausgehndigt wurde, der alle oben angefhrten Angaben enthlt. Jede nderung der Angaben des Dienstzettels bzw. der Ergnzungen bei Auslandsaufenthalt ist dem/ der ArbeitnehmerIn unverzglich, sptestens jedoch einen Monat nach ihrem Wirksamwerden schriftlich mitzuteilen, es sei denn, die nderung erfolgte durch nderung von Gesetzen oder Normen der kollektiven Rechtsgestaltung gem. 2 Abs. 5 AVRAG.

    Hat der AN seine Ttigkeit lnger als 1 Monat im Ausland zu verrichten, so hat der vor der Aufnahme der Auslandsttigkeit auszuhndigende Dienstzettel oder schriftliche Arbeitsvertrag zustzlich folgende Angaben zu enthalten:

    u voraussichtliche Dauer der Auslandsttigkeit,

    u Whrung, in der das Entgelt auszuzahlen ist, sofern es nicht in Euro auszuzahlen ist,

    u allenfalls Bedingungen fr die Rckfhrung nach sterreich und

    u allfllige zustzliche Vergtung fr die Auslandsttigkeit.

    Betriebsbergang

    Seit 1977 existiert in der Rechtsordnung der Europischen Gemeinschaften eine sogenannte Betriebsbergangsrichtlinie 77/187/EG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten ber die Wahrung der Ansprche der AN bei bergang von Unternehmen, Betrieben und Betriebsteilen. Mit der Richtlinie 2001/23/EG wurde die ursprngliche Betriebsbergangsrichtlinie aus Grnden der Klarheit und Wirtschaftlichkeit neukodifiziert. sterreich hat den Inhalt dieser Richtlinie bereits im Vorfeld des Beitritts zur Europischen Wirtschaftsgemeinschaft ins nationale Recht in Form des AVRAG (Arbeitsvertragsrechtsanpassungsgesetz), BGBl Nr. 459/93, umgesetzt. Das AVRAG trat am 1.7.1993 in Kraft.

    Die ins sterreichische Recht umgesetzte Betriebsbergangsrichtlinie hat zu einer wesentlichen nderung der alten Rechtslage gefhrt. Nach der Rechtslage vor der EG-Richtlinie konnte eine bernahme eines Arbeitsvertrages bei Betriebsbergang nur dann stattfinden, wenn sich der bisherige Betriebsinhaber, der AN und der neue Betriebsinhaber rechtsgeschftlich zur bernahme des Gesamtvertrages einigten (eine Ausnahme bestand nur in den Fllen der Gesamtrechtsnachfolge, z. B. Fusion von Unternehmungen, gesetzliche Erbfolge; in diesen Fllen tritt der Gesamtrechtsnachfolger ebenfalls in die Rechtsposition des Rechtsvorgngers ein). Die Ablehnung oder Nichtzustimmung eines Teiles verhinderte eine solche Vertragsbernahme. Die Gelegenheit des Betriebsberganges wurde vom Betriebsnachfolger meistens oder des fteren dazu benutzt, um dem AN genderte, in der Regel schlechtere Bedingungen, aufzudrngen. In vielen Fllen nahm der betroffene AN

    Einzelarbeitsvertrag AK Infoservice 19

  • aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes die Verschlechterungen in Kauf.

    Die letzten Endes bestehende wirtschaftliche bermacht des AG fhrte zu dem Ergebnis, dass der Inhalt der Arbeitsvertrge vom AG diktiert wurde. Dies hatte aber mittelbar marktverzerrende Wirkung, sodass teilweise auch aus Grnden des funktionierenden Binnenmarktes diese Richtlinie erlassen wurde. Im Einzelnen werden im Folgenden die fr den Einzelarbeitsvertrag wesentlichen Bestimmungen des AVRAG behandelt:

    Gesetzliche Vertragsbernahme ( 3, 5 AVRAG)

    Geht ein Unternehmen, Betrieb oder Betriebsteil auf einen anderen Inhaber ber (Betriebsbergang), so tritt dieser als AG mit allen Rechten und Pflichten in die zum Zeitpunkt des berganges bestehenden Arbeitsverhltnisse ein ( 3 Abs. 1 AVRAG, Art. 3 Abs. 1 der EG-Richtlinie).

    Nach dem Wortlaut des Gesetzes ist ein Inhaberwechsel unmissverstndlich notwendig, damit die gesetzlich angeordnete Eintrittsautomatik stattfindet. Der Inhaberwechsel ist ein rein faktisches Merkmal, das nicht auf die eigentumsrechtliche Beziehung des Inhabers zum Betrieb abstellt. Der neue Betriebsinhaber oder Erwerber muss also nicht Eigentmer, sondern blo rechtlich gesicherter oder tatschlicher Inhaber mit Leitungsmacht in Bezug auf das betriebliche Geschehen werden.

    Mageblich ist daher das Tatbestandsmerkmal der Macht- und Gewahrsamsausbung ber das Unternehmen, den Betrieb oder den Betriebsteil (M. Binder, Die sterreichische Betriebsbergangsregelung, DRdA 1996, 7).

    Auf welcher Rechtsgrundlage der Inhaberwechsel zustande kommt, ist grundstzlich nebenschlich, in Betracht kommen Kauf, Tausch oder Schenkung, auch die Einrumung eines dinglichen oder schuldrechtlichen Nutzungsrechts (Miete, Pacht, Leihe etc.).

    Da 3 Abs. 1 AVRAG lediglich auf den Betriebsbergang abstellt, ist es auch nicht unbedingt notwendig, dass zwischen bisherigem Inhaber und dem neuen Inhaber eine Vertragsbeziehung bestand bzw. besteht. Allein das Faktum des Wechsels der Inhaberschaft gengt; so auch der EUGH bei einer gegenleistungsfreien Aufgabenbertragung mittels Subventionsverlagerung (M. Binder, Die sterreichische Betriebs

    bergangsregelung, DRdA 1996, 7). Erfasst sind naturgem auch Rechtsgeschfte von Todes wegen (Schenkung auf den Todesfall, Erbvertrag, Vermchtnis, Testament).

    Kein Inhaberwechsel ist bei Gesellschafterwechsel anzunehmen sowie bei der bertragung von Anteilen an Kapitalgesellschaften wie z. B. Aktien(ver)kauf. Als Inhaberwechsel sind aber anzusehen die bertragungsvorgnge, wie Verschmelzung, Umwandlung, Einbringung, Realteilung etc.

    Selbst der durch richterlichen, verwaltungsrechtlichen oder gesetzlichen bertragungsakt herbeigefhrte Inhaberwechsel ist von 3 Abs. 1 AVRAG erfasst. Dies gilt auch fr den durch Enteignung herbeigefhrten Inhaberwechsel.

    Umfang der Vertragsbernahmeautomatik

    Die Vertragsbernahmeautomatik nach 3 Abs. 1 AVRAG bildet den Grundsatz, jedoch bestehen im Speziellen gewisse Ausnahmen, auf die noch einzugehen ist. Die bernahmeautomatik des Gesetzes besagt, dass der neue Inhaber ex lege schon aufgrund des Gesetzes die individualvertragliche Position des AG bernimmt. Einer Willensbereinstimmung oder einer sonstigen rechtsgeschftlichen Erklrung bedarf es nicht.

    Der bestehende Arbeitsvertrag geht inhaltlich mit den gleichen Rechten und Pflichten ber. Dieser bergang kann durch den neuen Inhaber auch nicht durch Willenserklrung verhindert werden. Inhaltlich bleibt der Arbeitsvertrag so bestehen, als ob ein Inhaberwechsel gar nicht eingetreten wre. Die Entgelt- und Arbeitsbedingungen bleiben dieselben. Das wechselseitige Netz an Verpflichtungen und Rechten erfhrt keine nderung (Schrammel, Rechtsfragen des Betriebsberganges, ZAS 1995, 7).

    Inhaltliche Ausnahmen von der Eintrittsautomatik

    Die gesetzliche Eintrittsautomatik bedingt aber auch, dass der AN grundstzlich dem bergang des Dienstverhltnisses nicht widersprechen kann. Dieses geht auch gegen seinen Willen ber. Lediglich in Einzelaspekten hat der AN ein Widerspruchsrecht bzw. ein auerordentliches Kndigungsrecht. Sondervorschriften bestehen im Zusammenhang mit betrieblichen Pensionszusagen, kollektivvertraglichem Bestandschutz

    AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 20

  • und kollektivrechtlichen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen.

    Gegen die Beschrnkung des Widerspruchsrechts auf zwei Sonderflle bestehen europarechtliche und verfassungsrechtliche Bedenken.

    Kollektivvertraglicher Bestandschutz oder betriebliche (auf Einzelvertrag beruhende) Pensionszusage

    Eine auf Einzelvereinbarung beruhende betriebliche Pensionszusage wird Inhalt des Arbeitsvertrages zwischen AN und Erwerber, wenn der Erwerber Gesamtrechtsnachfolger ist, z. B. bei Verschmelzung, Erbfolge, Spaltung etc. Bei einer Einzelrechtsnachfolge (Kauf, Miete, Pacht) kann der Erwerber die bernahme einer vertraglichen Pensionszusage ablehnen.

    Innerhalb eines Monats ab Ablehnung der bernahme der Pensionszusage kann der AN widersprechen, mit der Folge, dass das Arbeitsverhltnis zum Veruerer unverndert aufrecht bleibt. Der Widerspruch des AN verhindert sozusagen den bergang des Arbeitsverhltnisses. Widerspricht der AN trotz Ablehnung der bernahme der einzelvertraglichen Pensionszusage nicht, geht das Arbeitsverhltnis ohne Pensionszusage ber und der AN hat gegenber dem bisherigen Betriebsinhaber Anspruch auf Abfindung der bisher erworbenen Anwartschaften als Unverfallbarkeitsbetrag im Sinne des Betriebspensionsgesetzes (BPG).

    Die Hhe des Unverfallbarkeitsbetrages wird versicherungsmathematisch in Bezug auf die Lebenserwartung zum Zeitpunkt der Erteilung der Zusage, Alter etc. errechnet. Der AN kann unabhngig von der Hhe des Betrages die Bezahlung vom bisherigen Betriebsinhaber verlangen. Der Zeitpunkt des Betriebsberganges ist bei der Berechnung der Abfindung als Beendigung des Dienstverhltnisses anzunehmen.

    Ein Widerspruchsrecht, das unter denselben formalen Voraussetzungen auszuben ist, besteht auch fr den Fall, dass der Erwerber den kollektivvertraglichen Bestandschutz nicht bernimmt. Kollektivvertraglicher Bestandschutz ist weit zu verstehen und umfasst alle Beschrnkungen des Auflsungsrechts auf Seiten des AGs. blicherweise wird der Bestandschutz dadurch erhht, dass auch die Kndigung an wichtige Grnde geknpft wird, bei deren Nichtvorliegen die Kndigung rechtsunwirksam ist. Aber auch andere Beschrnkungen sind denkbar, wie die Einschaltung eines Disziplinarverfahrens vor

    Ausspruch der Kndigung oder Entlassung. Das Widerspruchsrecht des AN bei Nichtbernahme des kollektivvertraglichen Bestandschutzes wird nur dann relevant, wenn das Unternehmen des Veruerers in irgendeiner Form weiterbesteht. Wenn der Veruerer das Unternehmen nicht mehr auch nicht eingeschrnkt betreibt, wird der kollektivvertragliche Bestandschutz bei Betriebs- bzw. Betriebsteilbergang ohnehin Inhalt des zwischen Erwerber und AN bestehenden Arbeitsvertrages.

    Privilegierte Kndigung wegen Verschlechterung der kollektiven Arbeitsbedingungen

    Dem AN wird gem. 3 Abs. 5 AVRAG ein privilegiertes Kndigungsrecht eingerumt, wenn sich infolge des nach Betriebsbergang anzuwendenden Kollektivvertrages oder der nach Betriebsbergang anzuwendenden Betriebsvereinbarungen Arbeitsbedingungen wesentlich verschlechtert haben.

    Die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen ist objektiv dann anzunehmen, wenn nach allgemeiner Verkehrsauffassung von einem redlichen AN eine Fortfhrung oder Fortsetzung des Arbeitsverhltnisses unter diesen Bedingungen nicht erwartet werden kann. Da eine solche Verschlechterung im Einzelfall schwierig festzustellen ist, besteht die Mglichkeit, durch eine besondere Feststellungsklage gem. 3 Abs. 6 AVRAG die Rechtslage im Vorhinein klren zu lassen, und in der Praxis wird das der einzig mgliche und auch gangbare Weg sein (so auch Grillberger, Betriebsbergang und Arbeitsverhltnis Neuregelung durch das AVRAG, WBl 1993, 314).

    Privilegiertes Kndigungsrecht in diesem Zusammenhang bedeutet, dass trotz AN-Kndigung die Beendigungsansprche wie bei einer AG-Kndigung behandelt werden. Abfertigungsanspruch, Anspruch auf Urlaubsersatzleistung etc. bleiben erhalten. Das Kndigungsrecht ist innerhalb eines Monats ab dem Zeitpunkt, ab dem der AN die Verschlechterung erkannte oder erkennen musste, auszuben. Nach dem Gesetz ist er nur an die kollektivvertraglichen und gesetzlichen Kndigungsfristen unter Bercksichtigung der gesetzlichen bzw. kollektivvertraglichen Termine gebunden. Einzelvertragliche Kndigungsbeschrnkungen, vertraglich verlngerte Kndigungsfristen sowie Befristungen sind nicht zu beachten.

    Einzelarbeitsvertrag AK Infoservice 21

  • Aufgrund der Schwierigkeit, die wesentliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im Vorhinein feststellen zu knnen, rumt der Gesetzgeber eine besondere Feststellungsklage gem. 3 Abs. 6 AVRAG ein. Ein ansonsten nachzuweisendes besonderes Feststellungsinteresse nach der Zivilprozessordnung (ZPO) kann entfallen. Sollte das Verfahren ergeben, dass sich die Arbeitsbedingungen wesentlich verschlechtert haben, kann der AN innerhalb eines Monats ab Rechtskraft des Urteils das Arbeitsverhltnis privilegiert lsen. Ebenso kann ein Feststellungsverfahren nach 54 des ASGG durch die zustndige Betriebsratskrperschaft gefhrt werden (Schrank, Eintrittsautomatik bei Betriebsbergang, ecolex 1993, 545 der Autor will den Begriff der Arbeitsbedingungen eng auslegen, was allerdings wegen des besonderen Schutzcharakters der Bestimmung zweifelhaft ist.) Ein gewisses Korrektiv ergibt sich ohnehin aus dem Erfordernis der Wesentlichkeit, die eine doch erhebliche Vernderung der vertraglichen Arbeitsbeziehungen voraussetzt. Die Einschrnkung auf den Kernbereich des Arbeitsvertrages, wie der Autor verlangt, ist auch durch den Gesetzestext nicht gedeckt (siehe dazu auch M. Binder, Die sterreichische Betriebsbergangsregelung, DRdA 1996, 12 ff. mwN). Das Tatbestandsmerkmal ist richtlinienkonform zu interpretieren. Die Arbeitsbedingungen umfassen die gesamte rechtliche, wirtschaftliche und soziale Situation des ANs. Selbstverstndlich fallen auch die Entgeltbedingungen darunter. Als weiteres Korrektiv ist anzufhren, dass die Verschlechterung durch vernderte Rechtsnormen ausgelst sein muss, rein faktische Verschlechterungen gengen nicht (M. Binder, Die sterreichische Betriebsbergangsregelung, DRdA 1996, 12).

    Betriebsbegriff

    Um einen gesetzlichen bergang des Arbeitsverhltnisses eintreten zu lassen, bedarf es des berganges des Unternehmens, des Betriebes oder Betriebsteiles. Der Gesetzgeber lsst die Wirkungen der Eintrittsautomatik bereits bei bergang eines Betriebsteiles eintreten, was die Frage nach der definitorischen Darstellung des Betriebsteilbegriffes aufwirft.

    Die Judikatur des Europischen Gerichtshofes legt den Betriebs(teil)begriff weiter aus als die im sterreichischen Arbeitsverfassungsgesetz enthaltene Definition zum Betriebsbegriff ( 34 ArbVG).

    So hat die Judikatur unter Einbeziehung der Ziele der Betriebsbergangsrichtlinie und des AVRAG (OGH 23.5.1996, 8 Ob A 2020/96 h) angenommen, dass die bertragung der Hauszustellung von einer Tageszeitung auf eine Vertriebsgesellschaft einen Betriebsteilbergang darstellt. Dass der Betriebsteilbergang bzw. Betriebsbergang nicht zu restriktiv zu definieren ist, ergibt sich jedenfalls aus der Auslegung des EuGH, der unter Umstnden eine bloe Funktionsbertragung als Betriebsteilbergang wertet (Rechtssache Christl Schmid, DRdA 1994, 348 mit Anmerkungen von Kirschbaum).

    Im Falle einer Auftragsnachfolge hat der EuGH (11.3.1997, Rs C-13/95 Szen) entschieden, dass es fr einen Betriebsbergang nicht gengt, dass blo eine Betriebsaufgabe (Reinigung von Geschftsrumlichkeiten) ausgegliedert wird bzw. eine bereits ausgegliederte Funktion von einem auf einen anderen Vertragspartner bertragen wird. Vielmehr mssen bedeutende krperliche oder unkrperliche Gter mitbertragen werden, welche nach Vornahme einer Gesamtbetrachtung zu einer wirtschaftlichen Einheit zusammengefasst sind. Ein bloer Funktionsbergang sei demnach nicht ausreichend. Diese jngere Entscheidung des EuGH steht in einem gewissen Widerspruch zur Entscheidung Christl Schmid.

    Im Einzelfall sind beim Betriebs- bzw. Betriebsteilbergang nachstehende kennzeichnende Tatsachen zu bercksichtigen:

    u bergang/Nichtbergang der materiellen Aktiva wie Gebude und bewegliche Gter;

    u bernahme/Nichtbernahme der Hauptbelegschaft;

    u bergang/Nichtbergang der Kundschaft;

    u Grad der hnlichkeit zwischen der vor und nach dem bergang verrichteten Ttigkeit.

    Kndigungsverbot

    Hinsichtlich der Rechtswirksamkeit bzw. Rechtsunwirksamkeit von im Zusammenhang mit Betriebsbergngen ausgesprochenen Kndigungen hat sich die Judikatur (OGH 12.10.1995, RdW 1996/2) der herrschenden Lehre (M. Binder, Die sterreichische Betriebsbergangsregelung eine geglckte Bedachtnahme auf die europarechtlichen Vorgaben, DRdA 1996, 9 ff, ebenso Holzer, Kndigung bei Betriebsbergngen, DRdA 1995, 375, 378 ff; Mayer, Kndigung

    AK Infoservice Arbeitsvertragsrecht 22

  • im Betriebsbergang, ecolex 1995, 499, 501, uam) angeschlossen.

    3 AVRAG enthlt zwar keine ausdrckliche Bestimmung ber das Kndigungsverbot wie Art. 4 der Betriebsbergangsrichtlinie (1. Unterabsatz: Der bergang eines Unternehmens, Betriebes oder Betriebsteiles stellt als solcher fr den Veruerer oder den Erwerber keinen Grund zur Kndigung dar. Diese Bestimmung steht etwaigen Kndigungen aus wirtschaftlichen oder technischen oder organisatorischen Grnden, die nderungen im Bereich der Beschftigung mit sich bringen, nicht entgegen.).

    Schutzzweck der Richtlinie und des AVRAG gebieten allerdings, dass dasselbe Ergebnis dadurch erzielt wird, dass eine aus Anlass und aufgrund des Betriebsberganges ausgesprochene Kndigung egal ob vom Erwerber oder vom Veruerer als nichtig anzusehen ist, da ansonsten die vom Gesetzgeber intendierten Ziele durch objektive Umgehung vereitelt werden. Auf eine subjektive Umgehungsabsicht des Veruerers oder auch des Erwerbers kommt es grundstzlich nicht an (OGH 29.2.1996, 8 Ob A 211/96).

    Die Unwirksamkeitslsung kann nur dann vermieden werden, wenn sich aufgrund eines Gnstigkeitsvergleiches fr den AN ergibt, dass die Auflsung des Dienstverhltnisses im Zusammenhang mit dem Betriebsbergang gnstiger wre. Denkbar wre eine einvernehmliche Auflsung, aufgrund der der AN in Bezug auf seine wirtschaftliche und soziale Situation besser gestellt ist, als bei Fortsetzung des Arbeitsverhltnisses. Mageblich wird eine Gesamtbetrachtung sein, wobei die fiktive Rechtsstellung bei Fortsetzung des Arbeitsverhltnisses jener gegenberzustellen ist, die tatschlich durch die einvernehmliche Auflsung und etwaige Sondervereinbarungen eingetreten ist.

    Das Kndigungsverbot ist rein funktional zu sehen im Hinblick auf den Betriebsbergang, es schliet Kndigungen nicht aus, die aus technischen, organisatorischen oder wirtschaftlichen Grnden ausgesprochen werden mssen. Dem Veruerer und auch dem Erwerber bleibt somit ein Spielraum fr Reorganisations- und Rationalisierungsmanahmen (so auch M. Binder, Die sterreichische Betriebsbergangsregelung, DRdA 1996, 9). Der Betriebsbergang als solcher ist aber kein betriebliches Erfordernis fr eine auszusprechende Kndigung, darber hinaus sind zustzliche Erfordernisse auf technischem, organisatorischem oder auch wirtschaftlichem Gebiet nachzuweisen. In diesen Fllen bleibt

    aber noch immer die Mglichkeit, die Kndigung nach 105 ArbVG wegen Sozialwidrigkeit anzufechten.

    Betriebsbergang im Sanierungs-verfahren ohne Eigenverwaltung bzw. im Konkursverfahren des Veruerers

    Gem. 3 Abs. 2 AVRAG gilt die Eintrittsautomatik nicht im Fall eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung oder eines Konkursverfahrens des Veruerers. Durch das Insolvenzrechtsnderungsgesetz, wodurch die Insolvenzordnung mit 1.7.2010 eingefhrt wurde, war es notwendig, auch das AVRAG anzupassen. Zuvor wurde in 3 Abs. 2 AVRAG lediglich der Konkurs des Veruerers vom Betriebsbergang ausgenommen.

    Die Bestimmung des 3 Abs. 2 AVRAG ist nicht so klar, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Die Erluterungen zur Regierungsvorlage fhren aus, dass ein bergang im Zusammenhang mit einem Konkurs deswegen von der Anwendung der Richtlinie ausgenommen sei, weil es im Konkurs in der Regel zur Zerschlagung des Unternehmens, der Betriebseinheit bzw. zur Auflsung des berschuldeten Unternehmens oder Betriebes kommt.

    Diese Begrndung wirkt verwirrend, da bei einer Zerschlagung des Unternehmens oder Betriebes ein Betriebsbergang in der Regel nicht stattfinden kann. Die Ausnahmebestimmung wre daher sinnwidrig (vgl. Bsch, Eintrittsautomatik und Insolvenz, ecolex 1996, 393 ff). Tatschlich sind die Erluterungen vor dem Hintergrund des Insolvenzrechtsnderungsgesetzes 1982 (IRG) zu sehen, welches die Unternehmenssanierung auch im Konkurs ins Zentrum rckte. Die Unternehmenssanierung im Konkurs wre aber dann ausgeschlossen, wenn das AVRAG anzuwenden wre. Die Ausnahme von der Eintrittsautomatik soll es ermglichen, dass es in einem Konkurs nicht zu einer Zerschlagung des Betriebes und dadurch zum Verlust smtlicher Arbeitspltze kommt, indem potenziellen Erwerbern von insolventen Unternehmen die bernahme von arbeitsvertraglichen Altlasten erspart wird, sodass eine Sanierung mitunter auch noch im Konkurs mglich ist (Bsch, Arbeitnehmerschutz oder Sanierung, ecolex 1996, 390 ff, Konecny, Unternehmenserwerb im Insolvenzverfahren und Arbeitsverhltnisse, ecolex 1993, 863 ff).

    Einzelarbeitsvertrag AK Infoservice 23

  • Der Judikatur des OGH vom 12.10.1995, RdW 1996/2, kann jedenfalls entnommen werden, dass die Bestimmung des 3 Abs. 2 AVRAG keinesfalls weit ausgelegt werden darf, sondern dass diese im strengen, insbesondere die Umgehung von Richtlinie und Gesetz weitestgehend ausschlieenden Sinne zu verstehen ist. Der EUGH 7.2.1985, Rs 135/83 (Abels) hlt die Betriebsbergangsrichtlinie im Zusammenhang mit einem Insolvenzverfahren fr anwendbar, wenn das Ziel eines solchen Verfahrens in erster Linie die Sicherung der Vermgensmasse und die Weiterfhrung des Unternehmens ist.

    Es darf aber nicht bersehen werden, dass der EUGH (EUGH Slg 1985, 4, 69; Slg 1985, 511; Slg 1985, 519) die Anwendbarkeit der Betriebsbergangsrichtlinie dann ausgeschlossen hat, wenn ber das Vermgen des Veruerers der Konkurs erffnet wurde und das betreffende Unternehmen oder der betreffende Betrieb zur Konkursmasse gehrte (vgl. Heinze, Probleme des Betriebs(teil)berganges aus der Sicht der Europischen Union und Deutschlands, Beitrge zum Arbeits- und Sozialrecht, Der Betriebs(teil) bergang im Arbeitsrecht, 22).

    Haftung bei Betriebsbergang ( 6 AVRAG)

    Artikel 3 Abs. 1 der Betriebsbergangsrichtlinie sieht vor, dass der Erwerber, soweit er in die Arbeitsverhltnisse eintritt, smtliche AG-Positionen mit allen Rechten und Pflichten bernimmt. Im Gegensatz zu dieser zwingenden Regelung sieht die Richtlinie bei der Veruererhaftung nur eine fakultative Regelung vor, wonach es den Mitgliedstaaten gestattet ist, neben dem Erwerber den Veruerer weiter haften zu lassen.

    Gem. 3 Abs. 1 AVRAG tritt der Erwerber aufgrund der Eintrittsautomatik voll in die Rechtsposition des Veruerers ein. Dies um Missverstndnisse hintanzuhalten jedoch nur bezglich AN, deren Arbeitsvertrag tatschlich nach 3 Abs.