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3003
Ausgabe 4/2011 617.0-IAG: 617.1
Messung von Stress
Problem
Die Messung von Stress in Betrieben ist u. a. im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung wünschens-wert. Anders als physikalische oder chemische Gefährdungen kann Stress aber nicht apparativ erfasst werden. Es muss deshalb ausgehend von einer Definition von Stress versucht werden, das Vorliegen und das Ausmaß von Stress zu erhe-ben.
Aktivitäten
Das IAG legt in Forschung, Beratung und Quali-fizierung die von der Europäischen Kommission verwendete Stress-Definition zu Grunde. Diese definiert arbeitsbedingten Stress als „[...] emotio-nale und psychophysiologische Reaktion auf ungünstige und schädliche Aspekte der Arbeit, des Arbeitsumfeldes und der Arbeitsorganisation. Stress ist ein Zustand, der durch hohe Aktivie-rungs- und Belastungsniveaus gekennzeichnet ist und oft mit dem Gefühl verbunden ist, man könne die Situation nicht bewältigen“. Danach macht sich Stress körperlich (Aktivierungs- und Belastungs-niveau) und emotional (Gefühl, die Situation nicht bewältigen zu können) bemerkbar. Im Arbeits-schutz ist ferner das Verhalten von Bedeutung (Fehlverhalten als Unfallursache).
In der Stresskammer werden körperliche, emotio-nale und Verhaltensdaten erfasst, um zu über-prüfen, in welchem Ausmaß eine Person auf simulierte psychische Fehlbelastungen (Lärm, Ablenkung, Blendung und Zeitdruck) reagiert:
Stressmessung in der Stresskammer (oben)
Gemessene Fehler- und Herzraten (unten)
Auf der körperlichen Ebene werden Herzfre-quenz, Herzfrequenzvariabilität, Maße für die Muskelaktivität und den Hautwiderstand – alles Maße, die in ihrem Zusammenspiel Stresserleben anzeigen – gemessen.
Ausgabe 3003 . 4/2011
Die emotionale Reaktion wird erfasst, indem die Person in der Stresskammer auf einer Schiebeskala ihren aktuellen Zustand zwischen „gar nicht belastet“ und „stark belastet“ einstellt. Eine numerische Skala auf der Rückseite ermöglicht die Quantifizierung der emotionalen Belastung.
Das Verhalten wird als Leistungsmaß erfasst: In der von der Testperson zu bewältigenden Reaktionsaufgabe wird die Anzahl richtiger, falscher, ausgelassener und verzögerter Reaktionen gemessen. Diese Werte werden denen gegenüber gestellt, die von der gleichen Person bei der Bewältigung der gleichen Auf-gabe aber ohne simulierte Belastungen erfasst wurden.
Ergebnisse und Verwendung
Die untere Abbildung verdeutlicht, dass Personen unter der Stress-Bedingung deutlich mehr Fehl- und verspätete Reaktionen zeigen. Zudem steigen sowohl die Herzfrequenz und das Gefühl der Be-anspruchung an. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich, wenn Personen aufgefordert werden, mehrere Aufgaben zeitgleich auszuführen (Multitasking). In Seminaren zum Thema Stress oder auf Gesundheitstagen wird Stress erlebbar gemacht durch Messung in der Stresskammer sowie bei der gleichzeitigen Ausführung mehrerer Aufgaben.
Nutzerkreis
Beschäftigte im Bereich des Gesundheitsschutzes und der betrieblichen Gesundheitsförderung, Seminarteilnehmer, Teilnehmer (Beschäftigte) auf Gesundheitstagen.
Weiterführende Informationen
Windemuth, D.; Müller-Gethmann, H.; Bind-zius, F.; Eckhardt, G.: Die Stresskammer – ein mobiler Arbeitsplatz zur Verdeutlichung psychi-scher Belastungen und Beanspruchungen. die BG (2001) Nr. 10, S. 520-523
Windemuth, D.; Jung, D.; Petermann, O.: Praxishandbuch psychische Belastungen im Beruf. Universum, Wiesbaden 2010
Fachliche Anfragen
IAG, Bereich Psychische Belastungen und Gesundheit
Literaturanfragen
IAG, Bibliothek
Herausgeber und Druck: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV), Mittelstraße 51, 10117 Berlin ISSN (Internet): 2190-0892 ISSN (Druckversion): 2190-0884
Bearbeitet von: Prof. Dr. Dirk Windemuth Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) Königsbrücker Landstraße 2, 01109 Dresden Tel. 0351 457-0/Fax: -1015 E-Mail: [email protected]. Internet: www.dguv.de/iag