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Ausgabe 6/2008 Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft

Ausgabe 6/2008 Zeitschrift des Deutschen Olympischen ... · Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht, von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert und von Profes-sor

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Ausgabe 6/2008Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundesund der Deutschen Olympischen Gesellschaft

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eit geraumer Zeit tobt ein großes Kräftemessen in SachenBildung. Ein Expertengipfel jagt den nächsten. Studien bestäti-

gen fast im Monatstakt entweder das niederschmetternde Leistungs-desaster oder die wundersame Ergebnisverbesserung im internatio-nalen Vergleich. Tabellen und Ranglisten verraten sensationshei-schend, wie es so steht um das Lernvermögen der Kinder undJugendlichen in Deutschland. Was sich, liebe Leserinnen und Leser,also in allen Wissensbereichen durchaus sportlich präsentiert, findetauch im Sport selbst seine Entsprechung.

Der 2. Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht, von der AlfriedKrupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert und von Profes-sor Dr. Werner Schmidt von der Universität Duisburg-Essen heraus-gegeben, zeigt sachlich und nüchtern, dass die Bewegungsdefiziteder frühen Jahre das gesamte Bildungsklagelied bedrohlich ergänzen.Vom Kindergarten über die Schule bis in die Verbands- und Vereins-landschaft des organisierten Sports werden die Mängellisten undProblemzonen aufgezeigt. Auch hier gibt es im Ländervergleich -etwa was Finanzausstattung und Betreuungssituation betrifft - nurhintere Plätze zu registrieren.

Als Autor des OF-Podiums macht Werner Schmidt aber andererseitsdeutlich, dass die Voraussetzungen für die sportliche Allgemeinbil-dung - beispielsweise durch die kindliche Bewegungsbegeisterungund den Organisationsgrad im Vereinsnetzwerk - gerade jenseits derSchule beachtlich sind. Oder vielleicht sogar besser nicht sein könn-ten. Mit der Einschränkung allerdings: Vor zu früher Spezialisierung,Sportart- und Wettkampfsorientierung und auch Kaderauslese wirdgewarnt. Insgesamt aber gilt: Bewegung, Spiel und Sport in Kinder-garten, Schule und Verein sind Bildungsfaktoren von kaum zuüberschätzender Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklungjunger Menschen. Eine Binsenweisheit, die einmal mehr nachdrückli-che Bestätigung findet, aber wahrscheinlich weiterhin auf spürbareKonsequenzen wartet.

Natürlich bilden in dieser OF-Ausgabe die olympischen Nachwehenebenso wie die spitzensportlichen Vorausschauen die programmati-schen Schwerpunkte. Was erwartet den Sport - national wie interna-tional - angesichts der weltweiten Finanzkrise und der anrollendenoder bereits spürbaren Rezession? Dass er - krisenresistent - allenBedrohungs-Szenarien widersteht, ist kaum zu erwarten. Unddennoch: Der Sport als Lebenselixier bleibt ein gesamtgesellschaftli-ches Schwergewicht. Auch dafür gibt es in diesem Heft ein paarüberzeugende Beweisstücke.

Ihr Harald Pieper

Freundliche Grüße aus der OF-Redaktion

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OC-Präsident Jacques Rogge hat inLondon die Bedeutung der Olympischen

Bewegung für junge Menschen und derenLebensstil dargestellt. "Wir haben alsOlympische Bewegung ein vitales Interes-se daran, junge Menschen auf dem gan-zen Globus an denSport heranzuführen:Ich bin überzeugtdavon, dass er dabeihilft, ein besseres Lebenzu führen. Sportermunter dazu, sichselbst und seinemKörper einen Wert zugeben. Er macht auf-nahmefähig und lern-bereit und verbessertdie Denkfähigkeit undKreativität", erklärteRogge anlässlich der"Coubertin Vorlesung",einer im zweiten Jahr durchgeführtenVorlesungsreihe der British OlympicFoundation und der Royal Society of Arts.

Der Präsident nutzte die Gelegenheit mitBlick auf eine Bilanz der OlympischenSpiele in Peking die olympische Geschich-

te Großbritanniens mit den Möglichkeitenzu verbinden, die sich durch die Organisa-tion der Spiele 2012 eröffnen, gesell-schaftlichen Ungleichgewichten zubegegnen.

Eine Zunahme an kör-perlicher Aktivität seinotwendig, um diegesundheitlichen Konse-quenzen eines sitzendenLebensstils zu vermeiden."Britische Kinder ver-bringen durchschnittlich5 Stunden und 20Minuten am Tag vordem Bildschirm. Heran-wachsende sind immerweniger bei Spiel undSport zu finden, siebewegen sich im Alltagweniger und verbringen

mehr und mehr Zeit in Autos. Die Konse-quenzen sind Fettleibigkeit und vieledaraus resultierende, gravierende Proble-me", bedauerte Rogge.

Die digitale Revolution will Rogge nutzen,um jungen Menschen Sport und Aktivität

wieder näher zu bringen "Die neuenTechnologien sind einerseits eine großeHerausforderung, aber sie geben uns auchneue Möglichkeiten uns zu engagierenund zu interagieren. Das Internet diene janicht allein dem passiven Konsum, son-dern auch der Interaktion und der Kreati-vität der Nutzer sagte Rogge. "LondonsVision für 2012 stellt die Aktiven und denSport in den Mittelpunkt der Spiele",sagte Rogge, "darüber hinaus aber legtLondon sehr viel Wert darauf, jungeMenschen durch Kultur und Erziehunganzusprechen."

Der Präsident ergänzte, dass die Weltwirtschaftlich schwierigen Zeiten entge-gensehe, die Olympischen Spiele aber inder Vergangenheit bereits mehrfachkritische Phasen durchgestanden hätten."Sie haben überlebt, weil sie den Men-schen auf der ganzen Welt etwas bedeu-ten", erklärte der IOC-Präsident. DerErfolg von Peking habe die OlympischeBewegung und künftige Organisatoren indie Lage versetzt, auch den Herausforde-rungen der kommenden Jahre zu begeg-nen.

Jacques Rogge: Zu den neuen Herausforderungen derOlympischen Bewegung

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Olympia-Organisation aufdem Prüfstand

n London hat vom 24. bis 27. Novemberein offizielles Meeting zur Bilanzierung

der Olympischen Spiele Peking 2008 statt-gefunden. Es ist ein Teil des Wissens-Transfer-Programms des IOC. An ihm nah-men Mitglieder der OrganisationskomiteesPeking 2008, Vancouver 2010, London 2012und Sotschi 2014, Vertreter der Kandidaten-städte 2016 und andere Interessenvertreterder Spiele teil. Dabei ging es darum, mög-lichst viele Erkenntnisse und Verfahrensab-läufe der Organisatoren der zurückliegendenSpiele für die zukünftigen Veranstalter zuerhalten und zu transportieren.

Planungsgrundlagen logistischer und techni-scher Natur in den Bereichen Sport, Unter-

bringung, Transport, Kultur und Erziehungkönnen oft problemlos weitergeschriebenwerden. Die Bilanzen wurden in London u.a.aus der Sicht der Athleten, der Zuschauer, derBeschäftigten und der Medien beigesteuert.

Fackellauf zu den Winterspielen

as Organisationskomitee der Olympi-schen Winterspiele 2010 (VANOC) hat

Ende November 2008 die Route für denOlympischen Fackellauf bekannt gegeben.Nachdem das Olympische Feuer in Kanadaeingetroffen ist, wird es ausgehend vonVictoria, British Columbia, einmal von Küstezu Küste und zurück getragen. Die Reisebeginnt am 30. Oktober 2009 nach deroffiziellen Zeremonie zur Entzündung des

Feuers in Olympia in Griechenland. 106 Tagespäter wird das Olympische Feuer bei derEröffnungsfeier der Winterspiele in Vancou-ver durch den letzten Fackelläufer derStafette entzündet.

Innerhalb Kanadas erstreckt sich der Olym-pische Fackellauf über eine Distanz vonmehr als 45.000 Kilometern. Wie VANOCbekannt gibt, ist das Feuer dabei ca. 1000km auf dem Wasser, 18.000 Kilometer in derLuft und 26.000 Kilometer an Land unter-wegs. Der Fackellauf streift dabei herausra-gende Sehenswürdigkeiten und besondereOrte wie die Olympiastädte Montreal undCalgary, Reservate der indianischen Urein-wohner und von der UNESCO ausgewieseneWeltkulturerbe. Selbst an den Nordpol wirddas Feuer getragen.

Die Olympischen Winterspiele werden vom12. bis zum 28. Februar 2010, die Winter-

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Paralympics vom 12. bis zum 21. März 2010in Vancouver und Whistler stattfinden. DieSportarten sind Rodeln, Skilauf, Eislauf,Eishockey, Biathlon, Bob und Curling.

Jahreskalender 2009: Einmalmehr - Lob dem Ehrenamt

enn es das ehrenamtliche Engage-ment in Deutschland nicht gäbe,

dann wäre diese Gesellschaft nicht nurärmer; ich behaupte, sie würde nicht funk-tionieren." Diese von BundesfinanzministerPeer Steinbrück vor dem Bundestag geäu-ßerte Überzeugung lässt sich durch Zahlenuntermauern: Allein das Engagement derrund 7,5 Millionen Ehrenamtlichen undfreiwillig Tätigen im Sport, dem größtenSektor freiwilligen Engagements inDeutschland, entspricht einem sozialenKapital von fast 8,5 Milliarden Euro. Dochehrenamtliches Engagement ist nicht inerster Linie eine volkswirtschaftliche, son-dern eine gesellschaftliche Größe. Es verkör-pert im besten Sinne des Wortes den Alltageiner zupackenden, lebendigen Bürgerge-sellschaft. Das gilt im besonderen Maße fürdie Führungskräfte in den Sportvereinen.Vor diesem Hintergrund versenden derDeutsche Olympische Sportbund und dieCommerzbank im Rahmen der gemeinsa-men Initiative "Danke! Sport braucht deinEhrenamt." wieder einen Jahreskalender. Erist zugleich eine Geste der Wertschätzungwie auch eine Arbeitshilfe. Bis zu jeweilsfünf Exemplare des Kalenders 2009, den derKarikaturist Jürgen Tomicek illustriert hat,können Vereine unter folgender E-Mail-Adresse bestellen: [email protected]

IOC ruft zu Bewerbungenfür die 2. OlympischenJugendspiele 2014 auf

as IOC wird in Kürze das Bewerbungs-verfahren für die 2. Olympischen

Jugendspiele im Sommer 2014 eröffnen. Einentsprechendes Schreiben ging an alleNationalen Olympischen Komitees (NOK), soauch an den Deutschen OlympischenSportbund. Die NOKs haben nun bis Februar2009 Zeit, gegenüber dem IOC eine Kandi-datenstadt aus ihrem Zuständigkeitsbereichzu benennen. Am 10. März findet in Lausan-ne ein Workshop für alle Kandidatenstädtestatt. Bis Juli des Jahres 2009 müssen dieRahmendaten der Bewerbung inklusive allerGarantie-Erkläungen beim IOC eingereichtwerden. Auf der Basis dieser Unterlagenwird die IOC-Exekutive dann ggf. Kandida-ten aussortieren. Eine spezielle IOC-Kom-mission wird zwischen Dezember 2009 undJanuar 2010 einen Bericht über die Bewer-ber erstellen. Die IOC-Exekutive gibt danachgegenüber den IOC-Mitgliedern eine Emp-fehlung zur Wahl der Gastgeberstadt ab.Diese erfolgt auf der 122. IOC Session imFebruar 2010 in Vancouver.

Zeitgleich zur Bekanntgabe der Rahmenda-ten des Bewerbungsverfahrens veröffent-lichte das IOC eine Ausschreibungsbroschü-re. Sie ist im Internet unter der Adresse http://multimedia.olympic.org/pdf/en_report_1385.pdf abrufbar.

"Die Schaffung der Olympischen Jugend-spiele hat das IOC am 5. Juli 2007 beschlos-sen Die Premiere findet vom 14.-26. August

2010 in Singapurstatt. Das "Flag-schiff" der IOC-Strategie zu Guns-ten junger Men-schen soll jungeAthleten darinbestärken, ihren imLeistungssporteingeschlagenenWeg auf der Basisethischer Werte wieExzellenz, Freund-schaft und Respektsowie fundamenta-ler Prinzipien wieUniversalität,Nachhaltigkeit und

ohne jegliche Diskriminierung fortzusetzen.Ein Schwerpunkt der Jugendspiele soll aufder Information im Hinblick auf die Gefah-ren von Doping und exzessivem Trainingliegen.

Claudia Bokel in WADA-Athletenkommission gewählt

laudia Bokel wurde in Montreal vomWADA-Stiftungsrat in die Aktivenkom-

mission der Welt-Anti-Doping-Agentur(WADA) gewählt. Bokel ist zugleich Vorsit-zende der EOC-Athletenkommission undMitglied der IOC-Athletenkommission. DieWahl erfolgte auf Vorschlag des Internatio-nalen Olympischen Komitees (IOC), das jetzteine verbesserte Zusammenarbeit zwischenWADA und IOC-Aktivenkommissionen

erwartet. "Ich freue mich, auch in der WADAdie Interessen der Athleten vertreten zukönnen. Dies gewährleistet eine optimaleInformation und Koordination auch imInteresse der europäischen und der deut-schen Aktiven. Der Kampf gegen Dopingzählt zu den größten Herausforderungen imSport, wir Aktive sind bereit, diesen Kampfaufzunehmen und wollen uns an der Gestal-tung und Entwicklung eines humanenSpitzensports aktiv beteiligen", sagte ClaudiaBokel. Zusammen mit Ruder-Olympiasiege-rin Meike Evers ist die Silbermedaillengewin-nern von Athen das zweite deutsche Mit-glied im WADA-Athleten-Gremium.

Liebe OF-Leserinnen undLeser!Wir bitten um freundliche Beachtungder Leserumfrage auf den Seiten81/82. Eine Beteiligung lohnt sich!

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er 2. Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht hältnüchtern fest, dass Deutschland im europäischenVergleich (von 19 OECD-Staaten) bezüglich der zur

Verfügung gestellten finanziellen Mittel und der Betreu-ungsrelation (Erzieherin: Kinder, Lehrer: Grundschulkinder)im Elementarbereich (0-6 Jahre) nur Platz 18 erreicht undim Primarbereich (6-10) auch nur Platz 14 einnimmt.

Gleichzeitig ist bekannt, dass in Deutschland sehr früheine soziale Selektion einsetzt, von der vor allem Kinderaus sogenannten Risikogruppen (Kinder von Alleinerzie-henden, aus kinderreichen Familien und/oder mit Migrati-onshintergrund) von Geburt an betroffen sind. DieseBenachteiligung beinhaltet,

- dass ihre motorischen und sprachlichen Fähigkeitenweitaus schlechter ausfallen,

- dass ihre Rückstellungsquote bei Schuleingangsuntersu-chungen um ein Vielfaches höher ist,

- dass schulische Übergänge, die Schulabschlüsse und dieArt der Berufsausbildung wesentlich schlechter als inNormalgruppen ausfallen.

Im Sportbereich kritisiert der Bericht die viel zu frühe undeinseitige Sportart- und Wettkampforientierung, hält fürden Leistungssport die Problematik der zu frühen D-Kader-Auslese (10-12 Jahre) fest und bemängelt den bis zu80 %igen Einsatz von nicht ausgebildeten Lehrern imSportunterricht.

Vor diesem allgemeinen gesellschaftlichen Hintergrund istfestzuhalten, dass im Gegensatz der Kindersport Bestand-teil der Lebenswelt aller Kinder ist. Der Sport erreicht fast90% aller Kinder jenseits der Schule, mit der höchstenMitgliedsrate bereits im 7. Lebensjahr (= 76,5%), unabhän-gig von Ethnie und/oder Geschlecht. Hinsichtlich dernachmittäglichen Freizeitgestaltung ist festzuhalten, dass2/3 aller Kindertermine alleine auf den Sport entfallen unddass 80% aller Kinder diese Termine als ihre Lieblingster-mine bezeichnen.

Die Befunde zur Attraktivität des Sportvereins aus Kinder-sicht offenbaren 2 zentrale Merkmale:

1. Erfahren von sozialer Anerkennung und sozialer Akzep-tanz,

2. Entwicklung einer Könnenserfahrung am eigenen Kör-per.

Sozialwissenschaftler kennen diese Ausnahmestellung desKindersports bezüglich Teilnahme, Motivation und Wohl-befinden an und sprechen vom Sport als soziokulturellemErkennungszeichen der "Präadoleszenz" und attestieren

dem Sport eine "positiv biographische Bildung" am Nach-mittag.

Im Gegensatz zum schlechten institutionellen Kindergar-tenangebot im Vorschulalter zeigen die Sportbefunde, dassInterventionen (ab 3 Jahren) mittels Bewegungskindergär-ten und bewegter Sprachförderung sowohl die Motorik alsauch die Sprachentwicklung bedeutsam verbessern, beson-ders bei Leistungsschwächeren und/oder Migranten. Darü-ber hinaus fällt auf, dass 90% aller Erzieherinnen von derWirksamkeit der bewegten Sprachförderung überzeugtsind und mehr Angebote dieser Art machen wollen. DasProblem liegt eherin den zu geringenFortbildungsange-boten im Bewe-gungsbereich.

Befunde zur"Bewegten Grund-schule" verdeutli-chen, dass sichprimäre Effekte imBereich der Ver-besserung dessozialen Klimasund im Aggressi-onsabbau zeigenund dass sichdurch BewegtePausen undBewegten Unter-richt Aufmerksam-keit und Konzen-tration bis zur 5.Stunde um 52% (!) steigern lassen, wohingegen dieseFaktoren bei sitzendem Unterricht um 40% (!) abnehmen.

Sportmedizinische Befunde unterstreichen, dass Alltags-und Sportbewegungen als wesentlichste risikominderndeGesundheitsgrößen für die Zukunft gelten und körperlich-sportliche Aktivitäten vor der Entstehung von Übergewichtund Adipositas schützen. Andererseits liegt die Wahr-scheinlichkeit bei bis zu 80%, dass aus unfitten Kindernunfitte Erwachsene werden.

Die gegenwärtig zu beobachtende Tendenz zu mehr Schul-autonomie bietet deshalb für einzelne Einrichtungen mehrChancen. Vergleichbares gilt für das Thema Ganztagsschu-le. Ursprünglich geplant aus sozial und familienpolitischenGründen (Vereinbarkeit von Familie und Beruf) sowie ausbildungs- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen heraus(Förderung benachteiligter Schülergruppen), kristallisiert

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sich auch hier die hohe Angebotspalette sportiver Angebo-te immer mehr heraus. Nur über Bewegung und Sport unddie intrinsische Motivation der Schüler scheint langfristigdie Erziehung zu einem gesunden und aktiven Lebensstilumsetzbar.

Sportpsychologische Befunde zeigen,

- dass hinsichtlich des Zusammenhanges von Sport undSelbstwertgefühl vor allem jüngere Kinder, Mädchenund sozial benachteiligte Kinder besonders stark vomsportlichen Engagement profitieren,

- dass im Sport erworbene personale und soziale Ressour-cen (Schutzfaktoren) belastende Lebensereignisse inanderen Bereichen abmildern können,

- dass sportlich engagierte Kinder über eine höhere sozia-le Akzeptanz innerhalb ihrer primären Bezugsgruppeverfügen.

Der 2. Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht legtinsgesamt 12 Handlungsempfehlungen für die frühkindli-che Bildung durch Bewegung, den Grundschulsport undden Sportverein vor. Die wesentlichen Empfehlungenlauten:

1. Der Bericht fordert die pflichtmäßige Implementierungdes Bereiches Bewegung in die Ausbildung aller Erziehe-rinnen und Erzieher sowie die flächendeckende Einrich-tung von Bewegungskindergärten für alle Kinder ab 3Jahren.

2. Bezogen auf die Grundschule plädiert der Bericht imSinne der Gesundheitsprävention und der Bildungs- undBewegungsförderung- für die flächendeckende Einrichtung der Bewegten

Grundschule,- für die Erteilung des Sportunterrichts alleine durch

ausgebildete Fachkräfte.3. Im organisierten Sport fordert der Bericht eine Abkehr

von der frühen sportartspezifischen Spezialisierung undder frühen Kader-Auslese am Ende der Kindheit.

Hausaufgabe für den DOSB, das Innenministerium und dieSportministerkonferenz wäre die Entwicklung eines

gemeinsamen Basis-Curriculums (=sportartspezifische,sportartübergreifende und allgemein koordinative Anteile)für alle Sportfachverbände, im Sinne einer vielfältigenBewegungs-, Spiel- und Sportförderung.

Wenn es gelingt, diese verbesserte Gesundheits-, Bildungs-und Sportangebotsstruktur für "Alle" von klein auf umzu-setzen, werden noch mehr Kinder als bisher das erfahren,was die meisten schon heute am Sportverein und Schul-sport besonders schätzen, Gefühle von sozialer Anerken-nung und Akzeptanz, Stärkung der personalen Ressourcen,Entwicklung einer eigenen Könnenseinschätzung sowie dieStabilisierung ihres Selbstkonzeptes. Mit anderen Worten:Kindersport für Alle als Motor der Persönlichkeitsentwick-lung.

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Sport dder ffrühen JJahre iist eein MMotorder PPersönlichkeitsentwicklungVon Prof. Dr. Werner Schmidt, Herausgeber des 2. Deutschen Kinder- und Jugendsportberichts

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s hat in den letzten Monaten drei Tage gegeben, die fürdie Olympische Bewegung besonders bedeutsam waren.Am 15. September musste in New York die Investment-

bank Lehman Brothers Insolvenz anmelden, was zum Auslöserwurde für eine weltweite Finanzkrise. In Orlando/Florida hieltPeter Ueberroth als scheidender Präsident des NationalenOlympischen Komitees der USA (USOC) am 11. Oktober eineRede, die Wellen der Empörung auslöste. Am 4. November gabder künftige US-Präsident Barack Obama der Welt in Chicagoneue Hoffnung und seiner Heimatstadt einen Schub. SeinAuftritt als Wahlsieger fand im Grant Central Park statt, der einolympischer Schauplatz werden würde, falls Chicago vomInternationalen Olympischen Komitee am 2. Oktober nächstenJahres in Kopenhagen zum Austragungsort der Sommerspiele2016 bestimmt würde.

Chicago ja oder nein - das hängt nun wesentlich davon ab, wieder Obama-Bonus und der Ueberroth-Malus wirken werden. Siemachen die amerikanische Herausforderung aus für das Sport-jahr 2009. Doch bei der Vergabe der Spiele 2016 geht es auchum die Glaubwürdigkeit des IOC und die künftige Finanzierungdes Weltsports. Dies vor dem Hintergrund eines offenen Vertei-lungskampfes innerhalb der olympischen Familie und einerKrise, die längst die Weltwirtschaft erfasst hat und auch imSport tiefe Spuren hinterlassen wird.

Peter Ueberroth (71) hat es zu Ansehen gebracht. 1984 bringt erals Organisator der Spiele von Los Angeles das Kunststück fertig,Olympia erstmals und bisher einmalig nur durch Sponsorengel-der zu finanzieren, mit einem Überschuss von 250 Millionen

Dollar. "Time-Magazin" kürt den Pionier der olympischen Kom-merzialisierung zum "Mann des Jahres". Danach wird UeberrothChef der US-Major Baseball League, geht ins Tourismusgeschäftund versucht, nachdem er es längst zum Multimillionär gebrachthat, eine Karriere als Politiker. 2003 scheitert er bei der Gouver-neurswahl in Kalifornien an Arnold Schwarzenegger und kehrt inden Sport zurück. Als USOC-Präsident tut er sich als Anti-Doping-Kämpfer hervor, entschuldigt sich schriftlich bei allenNOKs für die Taten der Sportbetrügerin Marion Jones undverschafft sich Respekt auch bei IOC-Präsident Jacques Rogge.Lediglich die neue Altersregel von 70 Jahren hat wohl verhindert,dass Ueberroth noch eine späte Karriere im IOC machen konnte.

Seine Rede vor der USOC-Versammlung in Orlando wirktedesillusionierend. Da trat jemand auf, der jenseits von Solidarität

erstmals Klartext redete. Bisher habeer sich zurückgehalten, um imVorfeld der Peking-Spiele nichtnoch für zusätzliche Auseinander-setzungen zu sorgen. Doch nunmüsse er die Frage stellen: "Werbezahlt die Rechnung für die Olym-pische Bewegung? Seit 1988 sind60 Prozent aller IOC-Einnahmenvon unseren Unternehmen gekom-men. Ich bin sicher, Ihr versteht wasich meine. Der Rest der Welt hat 40Prozent beigetragen. Das ist ganzeinfache Mathematik."

Es ist auf jeden Fall eine Rechenart,die kompromisslos ist. Sie lässtwenig Hoffnung zu, dass die Ameri-kaner im heftigen Streit um mehrAnteile am Gewinn OlympischerSpiele dem Rest der Welt größereZugeständnisse machen werden.Einen Streit, den Jacques Roggeüberhaupt nicht gebrauchen kann.Der Olympische Kongress im kom-

menden Herbst in Kopenhagen, der erste seit Paris 1994, istgeplant als ein Fest der Dreifaltigkeit mit den internationalenVerbänden und den NOKs. Gefolgt von der anschließendenKrönungsmesse für den dann 67 Jahre alten Belgier, der sich umeine vierjährige Verlängerung seiner Präsidentschaft bewirbt.

Stein des Anstoßes ist ein 1988 zeitlich unbegrenzt abgeschlos-sener Deal, den Rogges Vorgänger Juan Antonio Samaranchund dessen Marketingchef Richard Pound als Konsequenz ausUeberroths Geschäftsmodell von 1984 mit den Amerikanernabgeschlossen haben. Danach gehen 12,75 Prozent der US-Fernsehrechte an USOC, und auch 20 Prozent der Sponsoren-einnahmen aus dem TOP-Programm. Das hat das amerikanischeNOK zu einer wohlhabenden Sportorganisation gemacht,

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Weltwirtschaftskrise, Olympische Bewegung und die amerikanische HerausforderungVon Günter Deister

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zunehmend zu Ungunsten des IOC und seiner Partner. In denZahlen der letzten Geschäftsperiode 2005 bis 2008 mit denSpielen in Turin und Peking sieht das so aus: USOC hat einAnrecht auf 365 Millionen Dollar (192 Millionen Dollar TV, 173Millionen Dollar TOP) und damit etwa genauso viel wie das IOCselbst und die 35 internationalen Verbände und übrigen 204NOKs jeweils zusammen. Bei einem Vier-Jahres-Haushalt von617 Millionen Dollar konnte USOC seine Finanzreserven um 63Millionen auf 103 Millionen Dollar erhöhen. Da die IOC-Geschäfte für die Periode 2009 bis 2012 mit Vancouver undLondon schon weitgehend gelaufen sind, werden sich dieAnteile von USOC auf mindestens 450 Millionen Dollar steigern.

Kein Wunder, dass sich Rogge durch die übermäßige Bevortei-lung der Amerikaner zunehmend mit Empörung konfrontiertsieht. Den Höhepunkterreichten die Auseinander-setzungen im März, als dasSchweizer Mitglied der IOC-Exekutive, Denis Oswald, inseiner Eigenschaft als Ver-treter der Verbände in einemBrief an alle olympischenOrganisationen den Vertei-lerschlüssel als "nicht längermoralisch hinnehmbar"bezeichnete. Schließlichgäbe es mittlerweile längstnicht nur Sponsoren aus denUSA. Seitdem versucht einevon Rogge eingesetzteDreier-Kommission mitOswald, dem MexikanerMario Vazquez Rana unddem norwegischen IOC-Marketingchef GerhardHeiberg eine Lösung mit denAmerikanern zu finden.Doch die blieben bisher inder Sache knallhart.

Ueberroths Argumentationskette ging in Orlando so: EineReduzierung der Anteile schwächt das US-Team bei Olympi-schen Spielen, das ausschließlich über Sponsoreneinnahmenfinanziert wird; ohne starke Olympiamannschaft keine hohenEinnahmen aus dem TV-Geschäft mit dem amerikanischenRechteinhaber, ergo: "Das ist nicht gut für uns, das ist auchnicht gut für den Rest der Welt. Doch der versteht nicht, wodas Geld herkommt." Wenn das IOC mehr Einnahmen erzielenwolle, müsse es "den zu teilenden Kuchen vergrößern" undseine Ware besser verkaufen. So habe China die Fernsehrechtean den Spielen in Peking mit sieben Millionen Dollar geradezugeschenkt bekommen, verglichen mit den 894 Millionen Dollarvon NBC. Dann ließ Ueberroth die Katze aus dem Sack: "Schon

immer haben Olympische Spiele in den USA am meisten Geldeingebracht. Wenn Chicago die Spiele 2016 bekommt, werdendie Preise in die Höhe gehen. Wenn nicht, werden sie sinken."

Diese unverhohlene Aufforderung an die IOC-Mitglieder, inKopenhagen den amerikanischen Kandidaten zu wählen, sorgtevor allem bei den Konkurrenten Tokio, Madrid und Rio deJaneiro für Empörung. Ungehöriger als Ueberroth, der vonUSOC zum Sonderbeauftragten für die Chicago-Bewerbungernannt wurde, habe noch kein Kandidat für sich öffentlichgeworben. Die Kampagne wäre schier aussichtslos, wenn dieUSA mit Barack Obama nicht einen Präsidenten mit der Befähi-gung gewählt hätten, auch auf olympischem Terrain als Stim-menfänger in Erscheinung zu treten. Was Tony Blair für Londongelang und Wladimir Putin für Sotschi, ist dem ersten schwar-

zen Präsidenten der USA allemal zuzutrauen. Besonders ausAfrika würden ihm wohl Stimmen zufliegen. Der sportive unddem Basketball besonders zugeneigte Obama hat die Bewer-bung seiner Heimatstadt von Anfang an unterstützt. Deshalbsagt Chicagos Bewerbungschef Patrick Ryan: "Wenn allesnormal läuft und er keine anderen Verpflichtungen hat, wird ernach Kopenhagen kommen."

Als Geste des guten Willens wird USOC wohl bereit sein, einigeDollar als Sondervergütung abzutreten. Wie das geschehenkönnte, hat Rogge angedeutet. 15 bis 20 Millionen Dollar vonihrem Anteil sollten die Amerikaner dem IOC zur Finanzierungder Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und des Internationalen

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SOTSCHI:

Ursprünglich sollten die Winterspiele 2014 am Schwarzen Meer12 Milliarden Dollar kosten. 7,5 Milliarden Dollar sollten vomprivaten Sektor kommen, davon fünf Milliarden von Unterneh-men, die von Oligarchen gelenkt werden. Mittlerweile sind dieseZahlen Makulatur. Die Gesamtkosten sind bei den "Spielen ausdem Nichts" ins Unermessliche gestiegen. Der Milliardär OlegDeripaska, der das Olympische Dorf, das Medienzentrum undeinen neuen Flughafen finanzieren sollte, ist mit seinem Alumi-niumtrust ins Trudeln geraten. Der russische Staat musstejüngst mit einem Kredit von 4,5 Milliarden Dollar einspringen,damit Deripaska dringliche Auslandsschulden bezahlen konnte.In der auch vom sinkenden Ölpreis befeuerten russischen Wirt-schaftskrise schmilzt der auf über 500 Milliarden Dollar ange-wachsene Staatsfond dahin wie Schnee in der Sonne. DasPrestigeobjekt von Wladimir Putin wird zu Spielen um jedenPreis werden.

Andere Probleme sind ebenso dringlich. Es gibt noch keineTransportwege nach Sotschi für Baumaterial. Die staatlichenEnteignungsversuche für Grund und Boden stoßen auf erbitter-ten Widerstand in der Bevölkerung. Große Sorgen wegenUmweltzerstörung bestehen fort, auch wenn Sotschi aus der Noteine Tugend gemacht hat. Straßen- und Schienenwege durch

ein enges, ökologisch besonders gefährdetes Tal hinauf in dieSchneeberge sollen auf das Notwendigste reduziert werden.Sechs Attentate in den letzten Monaten mit vier Toten und rund20 Verletzten weisen darauf hin, welches zusätzliche Risiko dasIOC mit den Winterspielen in unmittelbarer Nähe des BrandherdsKaukasus eingegangen ist. Um die "exzellente Bewerbung" (IOC-Präsident Rogge) zu retten, machte Regierungschef Putin jüngstin Dimitri Kosak einen Krisen erprobten Politiker zum Olympiami-nister und zu einem seiner Stellvertreter. Das höchst besorgteIOC schickt alle paar Wochen Inspektoren zu seiner größtenBaustelle. Der olympische Oberaufseher Jean-Claude Killy sagt,"Sotschi darf keine Sekunde mehr verlieren".

LONDON:

Der Ausrichter der Sommerspiele 2012 kämpft heftig darum,die auf 12 Milliarden Euro angestiegenen Gesamtkosten nichtweiter anschwellen zu lassen. Damit sollen die Sportstätten,der Olympiapark im Nordosten, Bahnstrecken und Bahnhöfe,Straßen und Wohnungen bezahlt werden. Im Zuge der Wirt-schaftskrise sind Investoren für das Olympische Dorf und dasMedienzentrum vor dem Absprung, die die Hälfte des Bauvolu-mens von 1,75 Milliarden Euro tragen sollten. Nun muss wahr-

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Die olympischen Projekte vor dem Hintergrund

Sportgerichtshofs CAS überlassen. Ab 2020 sollte dann einneuer Verteilerschlüssel greifen - das wären sieben Jahre nachdem Abschied des Belgiers als Präsident.

Eine andere ganz wichtige Entscheidung muss er spätestens bisMitte des kommenden Jahres treffen. Es geht um die Frage, obdie Verhandlungen über die US-Fernsehrechte für die Winter-spiele 2014 und die Sommerspiele 2016 noch vor der Wahl inKopenhagen beendet werden sollen. Nicht zuletzt wegen derWirtschaftskrise scheint Rogge geneigt zu sein, den Vertragerst danach abschließen zu wollen: "Wir sind nicht in Eile, wirhaben noch viel Zeit." Das käme auch dem bisherigen Rechte-inhaber NBC sehr entgegen, der im Wahlkampf mit der sichernicht ganz uneigennützigen Millionen-Spende für Obama fürAufsehen gesorgt hatte. Der TV-Gigant hat als größter olympi-scher Sponsor mächtigen Einfluss auf das IOC. Auf sein Begeh-ren hin sind die Olympischen Spiele seit Atlanta 1996 umeinen Tag ausgedehnt worden. Das schuf Platz für die zurShow aufgeputzte Eröffnungsfeier als Freitags-Solitär mit

höchsten TV-Einschaltquoten. NBC bestimmt über den Pro-grammablauf mit, so wurden in Peking die Finals im Schwim-men und Turnen auf die Vormittage verlegt. Und das US-Fernsehen gibt den Zeitkorridor für die Abhaltung der Spieleim Sommer mit vor. Sie haben ihre größte Wirkung dann,wenn das Big Business des amerikanischen Profisports weitge-hend ruht.

Mit der Gewissheit der Spiele in Chicago würde NBC bedeutendmehr locker machen als jene 1,12 Milliarden Dollar, mit denen dasUnternehmen die Spiele in London eingekauft hat. Andererseits:Sollte Rogge die Versteigerung der Rechte verschieben, würde erdas Votum der mehr als 100 IOC-Mitglieder in Kopenhagen starkbelasten. Eine Stimme für Chicago wäre dann, ganz im Sinne vonUeberroth, eine Stimme mehr für höhere Einnahmen.

Die Verhandlung für die Fernsehrechte der USA führt Richard L.Carrion, ein Banker aus Puerto Rico, Mitglied der IOC-Exekutiveund Vertrauter von Rogge. Sein zusätzliches Problem ist, dass

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scheinlich der Staat gegenüber dem IOC auch hier einspringen.Gespart werden soll nun an allen Ecken und Enden, unteranderem auch am Olympischen Dorf mit nur noch 3.300Appartements statt ursprünglich 4.200 für 17.000 Sportler undBegleitpersonal. Das würde dann zu einem Kontrast werdenzum großzügigen Peking, wo das IOC vom besten OlympischenDorf aller Zeiten geschwärmt hatte. Die IOC-Gabe von rundeiner Milliarde Dollar als Anteil am internationalen Sponsoren-aufkommen hat London sicher. Kämpfen muss die Stadt untererschwerten Bedingungen um seine nationalen Unterstützer.Bisher hat das Organisationskomitee erst etwa Zweidrittel derangestrebten 1,2 Milliarden Dollar eingeworben. Da auch inLondon der Staat für die gesamten Kosten garantiert, musssich das IOC um die nächsten Sommerspiele zumindest keineFinanzsorgen machen.

VANCOUVER:

Die Ausrichter der Winterspiele haben die Auswirkungen derKrise noch nicht zu spüren bekommen. Die Kanadier planenunverändert mit einem ausgeglichenen Organisationshaushaltvon 1,63 Milliarden Dollar und geben an, 79 Prozent der Ein-nahmen bereits erhalten oder fest zugesagt bekommen zu

haben. 603 Millionen Dollar garantiert das IOC, 760 MillionenDollar werden aus dem nationalen Sponsorenprogramm erlöst.232 Millionen Dollar soll der Verkauf von Eintrittskarten einbrin-gen. Der Staat kommt für Bauten und Wettkampfstätten auf.Die kanadische Regierung und die Provinz British Columbiateilen sich den Aufwand von 580 Millionen Dollar. Die Athleten-dörfer kosten 67,5 Millionen Dollar, die Eisschnelllaufhalle alsteuerste Wettkampfstätte 63 Millionen Dollar.

MÜNCHEN:

Noch nicht absehbar sind die Folgen der Wirtschaftskrise für dieBewerbung um die Winterspiele 2018. Die vom DOSB mit Mehr-heit geführte Bewerbergesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, diegesamten Bewerbungskosten aus dem privaten Bereich zufinanzieren. Dieses ehrgeizige Vorhaben könnte nun in Fragegestellt sein. Als Sponsoren kommen in erster Linie die in Mün-chen angesiedelten DAX-Unternehmen in Frage. Bis zum Jahres-ende wollte die Bewerbergesellschaft rund die Hälfte der einge-planten 30 Millionen Euro abgesichert haben. Wegen der Lang-fristigkeit des Projekts sind Prognosen über die Finanzierungschwer möglich. Das IOC vergibt die Winterspiele 2011 im süd-afrikanischen Durban.

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des globalen Krisenszenarios Von Günter Deister

Sotschi in einer für Live-Übertragungen in Amerika problemati-schen Zone liegt. Im Unterschied zu Vancouver, dessen Winter-spiele sich NBC den Rekordpreis von 820 Millionen Dollarkosten lässt. Für Europa ist Vizepräsident Thomas Bach Ver-kaufsleiter. Er hat die ersten Verträge bereits abgeschlossen,jeweils mit Sendern des australischen MedienunternehmersRupert Murdoch in Italien und der Türkei. Die Verhandlungenmit der Europäischen Rundfunkunion EBU sind in vollem Gang.Bach will alle Europa-Verträge vor der Vergabe der Spieleabschließen.

Für die Spiele 2010 und 2012 kann die Wirtschaftskrise demIOC das Geschäft nicht mehr verhageln. Die weltweiten Fern-sehrechte sind mit mehr als 3,8 Milliarden Dollar verkauft,neun TOP-Sponsoren sind für jeweils rund 100 MillionenDollar angeheuert. Damit sind die Einnahmen der vergange-nen Periode von 12 Sponsoren erreicht. Marketing-ChefHeiberg möchte unbedingt noch ein bis zwei Geschäftspartnerhinzugewinnen, was jedoch schwer fallen wird. Der Norweger

klagt vorsichtig: "Die Lage ist nicht die beste." Das gilt beson-ders für die Zeit 2013 bis 2016, für die erst drei Verträgeabgeschlossen sind. Auch da erhoffen sich besonders die US-Unternehmen eine Chicago-Wahl - und machen Druck. Sosagte John Lewicki, Exekutivdirektor vom IOC-Sponsor McDo-nald's, einige Kandidatenstädte würden seinem Unternehmenkeine ausreichenden Marktchancen bieten: "Das soll nichtheißen, dass wir unseren Vertrag nicht verlängern würden,wenn es nicht Chicago wird. Aber wenn es Chicago wird,werden wir verlängern." Kurz darauf zog McDonald's dieAussage seines Chefs zurück mit der Begründung, es wider-spräche den Regeln des IOC, wenn ein Sponsor im Bewer-bungsprozess Partei ergreife.

Unklar, ob Rogge den öffentlichen Tadel veranlasst hat. Unge-wiss ist auch, ob Ueberroth für seinen krassen Regelverstoßgerügt worden ist. Fest steht jedoch, dass der IOC-Präsident imkommenden Jahr eine amerikanische Herausforderung der ganzbesonderen Art zu bestehen hat.

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er Alltag ist zurückgekehrt. Auf den ersten Blick erin-nert in Peking nur noch wenig an die OlympischenSpiele. Die olympischen Symbole der sogenannten

"Olympic Lane" sind wohl noch nicht entfernt, doch die über-füllten Straßen lassen nur selten einen Blick auf die Ringe zu.Der Blumenschmuck ist wieder in den Gewächshäusern oderer gehört der Vergangenheit an. Gleiches gilt für das olympi-sche City-dressing: "One World - One Dream", und die fünfMaskottchen haben in diesen Tagen bereits einen musealenCharakter. Dennoch scheint Peking eine andere Stadt zu sein,wenn man ihr Stadtbild mit jenem vergleicht, welches nochvor einem Jahr anzutreffen war. Das fünfte Peking-Forum hatmich in der ersten Novemberwoche nach Peking geführt."Harmonie der Zivilisationen" und "Wachstum für alle" -"universelle Werte" und "Entwicklungslinien der Zivilisation" -waren die Kongressthemen, und Sozialwissenschaftler ausaller Welt diskutierten drei Tage lang über die Zukunft einerglobalen Weltgesellschaft. Schon mein Anflug auf Peking wareine Überraschung. Strahlender Sonnenschein erwartete mich,und während des ganzen Aufenthaltes sollte Peking im Son-nenglanz erstrahlen. Nie zuvor hatte ich einen vergleichbaren"indian summer" in den Parks und an den Seen von Pekingerleben können. Die Ankunft auf dem Flughafen war so per-fekt wie bei den Olympischen Spielen: Schnelle Zollabferti-gung, kein Warten auf das Gepäck und ein Taxi brachte michin die Innenstadt zu einem Preis, wie man ihn sich in Europagerne wünschen würde.

Die Universität Peking, die größte und bedeutendste chinesi-sche Universität, war Gastgeber des Peking-Forums, und sieglänzte durch eine einmalige Gastfreundschaft. Die ausländi-schen Gäste waren in einem neu gebauten Fünf-Sterne-Hoteluntergebracht, das der Universität gehört, und das "State-Guest-House" des Staatspräsidenten war gut genug, um als

Austragungsort für diesen bedeutsamen Kongress zur Verfü-gung zu stehen. Sechs große Themenblöcke prägten denKongress: "Ökologische Zivilisation", "Tradition und Moderni-tät", "Transzendenz der Künste und Entwicklung der Zivilisati-on", "Kontinuitäten und der Wechsel in der Weltpolitik" undschließlich das für mich wichtige Thema "Olympic Spirit undWorld Harmony". Diese "Panel Session" brachte Experten ausUSA, Russland, England, Korea, Griechenland, Dänemark,Österreich, Japan, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschlandzusammen, die gemeinsam mit Hunderten von chinesischenWissenschaftlern ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über dieOlympischen Spiele von Peking vortrugen. Waren die Vorträgeder Gäste meist durch Höflichkeit geprägt und wurden diechinesischen Gastgeber zu ihrem besonderen Erfolg bei derAusrichtung der Spiele beglückwünscht, so waren die Analysender chinesischen Experten vor allem von einem besonderenSelbstbewusstsein gekennzeichnet, mit dem sie ihre Befundevortrugen. Manche Analyse war dabei parteiisch, und nichtselten wurde auch Wissenschaft mit Politik verwechselt; dochim Vergleich zu früheren Konferenzen war die Diskussion voneiner Offenheit, wie ich sie zuvor in China noch nicht habebeobachten können. Der Blick der chinesischen Fachleute wardabei durchaus auch auf die Probleme der Spiele gerichtet. Derproblematische Fackellauf wurde ebenso in die Analyse einbe-zogen wie die negative Wahrnehmung der Spiele, wie sievorwiegend in Japan, Frankreich und Deutschland anzutreffenwar. Hier standen kritische Befunde im Mittelpunkt, die wissen-schaftlichen Maßstäben genügen konnten. Objektivität, Relia-bilität und Validität waren dabei die Gütemaßstäbe, an denensich einige dieser Analysen durchaus zu orientieren wussten.

Aus der Sicht der chinesischen Experten ist die Frage derNachhaltigkeit der Spiele nahezu ausschließlich positiv zubeantworten. Dies gilt auch dann, wenn man nicht mit jeder

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Peking im Herbst 2008 Von Helmut Digel

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Nachnutzung glücklich sein kann. So finden im Schwimmsta-dion mittlerweile regelmäßig Popkonzerte statt, dasSchwimmbad hat dabei den Charakter eines künstlichen Sees,in dessen Mitte eine Popbühne aufgebaut wird. Das olympi-sche "Vogelnest" ist derzeit lediglich für Großveranstaltungenkonzipiert. Der Sport spielt dabei eine eher nachgeordneteRolle. Pekings Fußball ist derzeit zu schlecht, als dass man ihmZutritt gewähren würde. Ansonsten ist das "Vogelnest"begehrte touristische Attraktion. An einem freien Nachmittagwar es mir möglich, über den olympischen Park zu flanieren,und einmal mehr war dabei die Atmosphäre etwas ganzBesonderes. Chinesen ebenso wie viele Ausländer besuchen zuHunderttausenden den Park, und das Familienfoto mit demStadion im Hintergrund ist das begehrteste Fotomotiv. Dieneuen U-Bahn-Linien werden von der Bevölkerung Pekingsbestens angenommen, und weitere U-Bahn-Linien sind imBau. Die Wirkungen eines noch immer wachsenden Umwelt-bewusstseins sind überall zu erkennen. Die meisten öffentli-chen Plätze und Straßen sind sauber.

Von "weißen Elefanten", die die Olympischen Spiele in Pekinghinterlassen haben, kann mit Blick auf die derzeitige Sportent-wicklung nicht die Rede sein. Auch der chinesische Sport hatseinen Alltag wieder. Yao Ming wird bei seinen Spielen für dieHouston Rockets täglich von der chinesischen Sportpressebegleitet, und Liu Xiangs Genesungsprozess kann nach wie vorSchlagzeilen erzeugen. In Shanghai findet das Tennis-Weltfi-nale statt, und Tausende von Fans sind von den Wushu-Weltmeisterschaften begeistert, die in Shigan ausgerichtetwerden.

Gewiss gibt es in China nach wie vor schwierige wirtschaftli-che und sozialpolitische Probleme, und das Umweltproblem istdabei nur eines unter vielen. Auch in diesen Tagen existiertnoch immer der Konflikt mit Tibet. Doch im Gegensatz zur Zeitvor und während der Spiele interessiert sich heute niemandmehr in Europa, in USA oder an irgendeinem anderen Platzder Welt für diesen Konflikt. Lediglich die chinesische Regie-rung besteht dabei nach wie vor unmissverständlich auf ihrerTibet-Haltung. Deshalb wird auf Seite eins von "China Daily" inder Ausgabe vom 7. November auch über ein Treffen berich-tet, bei dem sich ein Vertreter der chinesischen Regierung mitzwei Abgesandten des Dalai Lama am Tag zuvor in Pekingausgetauscht haben. Die chinesische Regierung warnt dem-nach den Dalai Lama erneut, die Unabhängigkeit Tibets anzu-streben. Sie machte dabei auch unmissverständlich klar, dassChina niemals Versuche tolerieren wird, die ein unabhängigesTibet zum Ziel haben. Die nationale Einheit gilt nach wie vorals das wichtigste zu schützende Ziel, und die territorialeIntegrität Chinas wird sich die chinesische Regierung vonniemandem in Frage stellen lassen. "Semi-independance orindependance in any disguised form will not be toleratedeither", so wird der Leiter der chinesischen Delegation zitiert,und es wird ferner darauf hingewiesen, dass der Schutz der

ethnischen Minderheiten wohl Teil der Politik der Zentralregie-rung ist, aber dass niemals Versuche zur Beschädigung derethnischen Einheit toleriert werden können.

Auch der Konflikt mit den Uiguren ist keineswegs gelöst; dochwie viele Konflikte wird er mit den ökonomischen Disparitätenbegründet, und Staatspräsident Hu Jintao hat sich diesbezüg-lich zum Ziel gesetzt, dass man über gezielte ökonomischeEntwicklungsprogramme in den unterentwickelten RegionenChinas dem Problem beikommen kann. Mit Blick auf diesesanspruchsvolle Ziel ist die globale Finanzkrise aus naheliegen-den Gründen auch während dieser schönen Herbsttage dasherausragende Thema der chinesischen Eliten. Auf die Stabilitätihrer Währung sind sie stolz, und mit einer gewissen Genugtu-ung erläutern sie, dass sie nicht in gleicher Weise von der Krisebetroffen sind, wie dies für Europa und USA der Fall ist. Dochsie wissen längst, dass globale Krisen globale Risiken in sichbergen und der nationale chinesische Markt nicht alles kom-pensieren kann, was in Bezug auf den internationalen Marktverloren gegangen ist. Der Einbruch der chinesischen Exportein die Vereinigten Staaten ist auch für die chinesische Wirt-schaft alarmierend, und Kettenreaktionen, wie sie weltweit inder Automobilindustrie beobachtet werden, erreichen auchChina. Lenovo, der viertgrößte Computerhersteller, musstedeshalb während dieser Tage bekanntgeben, dass in den letztendrei Monaten die Gewinne um 78% eingebrochen sind. DieGröße der Bevölkerung und die Größe des Landes ist in diesenschwierigen Zeiten in vieler Hinsicht aber auch ein Schutz.

Die Bevölkerung Chinas hat die Olympischen Spiele und dieParalympics als ein einmaliges Ereignis erlebt, auf das sie stolzsind. Für die große Mehrheit der Chinesen waren diese SpieleTage der Freude und des Glücks. Es entspricht in besondererWeise der chinesischen Mentalität, dass man weiß, was Feier-tage sind und wie sich diese vom harten Alltag unterscheiden.Es wurde weder zu lange, noch zu überschwänglich gefeiert.Unmittelbar nach den Spielen stellte man sich vielmehr denneuen Herausforderungen. Die Modernisierung der chinesi-schen Gesellschaft steht nach wie vor auf der Tagesordnung.An den Universitäten wird wie in keinem anderen Land derWelt fleißig und intensiv studiert. Allein in Peking sind dieseine Million Studenten an mehr als 200 Universitäten undFachhochschulen. An den besten Universitäten werdenanspruchsvolle Forschungsprojekte durchgeführt, und Gastdo-zenten aus aller Welt ermöglichen eine umfassende interna-tionale Expertise. In den Fabriken wird Tag und Nacht gearbei-tet, ständig werden neue Baustellen eröffnet, und die Märkteund Einkaufsstraßen erinnern daran, dass Chinesen Kaufleutesind, die nahezu aus jeder Sache ein Geschäft machen können.Die kommunistische Partei und an ihrer Spitze Hu Jintaohaben es zugelassen, dass der Konfuzianismus zurückgekehrtist. Er bietet dem neuen China dessen Botschaft von derHarmonie, die wie überall auf der Welt leider nur ganz seltenangetroffen werden kann.

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Die deutsche Mannschaft war bei den OlympischenSpielen in Peking erfolgreich, in der Nationenwer-tung kletterte sie von Platz sechs auf Rang fünf.

2. Die Erfolge wurden ohne Doping erreicht. 3. Die Mann-schaft stellte sich als würdiger Botschafter unseres Landesdar. Das ist ein Auszug aus der für die Außenwelt vorgesehe-nen Verlautbarung von der Klausurtagung des DOSB-Präsidi-ums von Anfang November. Dermaßen ausgestattet von denKollegen aus seiner Führungsriege bilanzierte DOSB-ChefThomas Bach: "Das Abschneiden der Olympiamannschaft alsGanzes ist als Erfolg anerkannt worden."

Eine Auskunft über den realen Zustand des olympischenSports hierzulande ist das nicht. Ein Satzfragment desBach'schen Resümees freilich verrät, dass eine tiefer greifen-de Betrachtung der Lage ein nicht so positives Bild ergeben

könnte. Es ist von der "Mannschaft als Ganzes" die Rede. DerUmkehrschluss aber lautet: Die Probleme stecken im Detail,im Kleingedruckten. Und ihre Behebung stellt sich dar als dasProgramm schlechthin für die Zeit zwischen Peking undLondon, wo 2012 die nächsten Sommerspiele stattfinden undwo, nach Meinung der Leistungsplaner, nun wirklich Schlusssein sollte mit dem Medaillenschwund des deutschen Teams.Dass im Vergleich zu 2004 noch mal wieder acht Podestplätzeverloren gingen, wird gar zu gern übersehen in Anbetrachtdes Zugewinns an Goldmedaillen, die allein das Nationen-Ranking bestimmen. Was Humbug ist.

An diesem Punkt hat der in der Bundesregierung für denLeistungssport zuständige Minister Wolfgang Schäuble ange-setzt - und sich abgesetzt vom Pauschallob, das der Sportsich zunächst verpasste. "Zwar hat die Mannschaft dreimal

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Zwischen Leistungswahn und der Vernunft moralischen HandelnsDer deutsche Spitzensport nach Peking und vor LondonVon Michael Gernandt

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Gold mehr gewonnen,doch schaut mangenau hin, dürfen wiruns nicht allzu sehrauf die Schulterklopfen", mahnte erEnde Oktober. Über-haupt war großeNachdenklichkeitüber den aktuellenund den künftigendeutschen Spitzen-sport vorwiegend inder Politik anzutref-fen. Kleine Auswahl:"Der deutsche Sportist, von Ausnahmenabgesehen, derzeitund mit Blick auf2012 nicht gut auf-gestellt. In vielenBereichen müssen wiruns ganz neu positio-nieren" (Peter Dan-ckert/SPD, Vorsitzen-der des Sportaus-schusses im Bundes-tag). - "Was michbetrübt ist, dass wirbei dem, was jederkann, laufen, sprin-gen, werfen, schwim-men, nur zuschauen.Was machen wirfalsch?" (Peter Rau-en/CDU, Sportaus-schuss-Mitglied). -"Wir werden uns einig

sein, dass nicht nur der finanzielle Aufwand zählt" (Reaktionder Kanzlerin Angela Merkel auf den Wunsch des Sports, dieBundesmittel aufzustocken).

In den nacholympischen Erörterungen der Situation schältensich bis zur DOSB-Mitgliederversammlung am Nikolaustag inRostock die folgenden Punkte heraus:

DDiiee GGrruunnddssaattzzffrraaggee.. Weil der Globalsport in dieser Dekadeoffenbar neu vermessen wird, heißt es nun wieder: WelchenSport will die deutsche Gesellschaft haben? Und: Was ist erihr wert? So wurde schon häufiger mal gefragt, eine überzeu-gende Antwort, speziell vor dem Hintergrund der schwären-den Dopingproblematik, aber lässt auf sich warten. Nun aber"sehen wir Bedarf", sagt DOSB-Generaldirektor MichaelVesper, und Dietrich Gerber vom Präsidialausschuss Leis-

tungssport im DOSB, skizzierte gleich mal das Procedere: "DerSportausschuss (im Bundestag/d.Aut.) könnte als Initiatoreiner solchen Debatte auftreten, die der DOSB sodann weiterins Land zu tragen hätte." Richtig ist: Der Sport kann dieZukunftsfragen nicht allein, nicht ohne breiten gesellschaftli-chen Konsens beantworten.

In Peking haben die Deutschen feststellen müssen, dassimmer mehr Nationen immer mehr Geld ausgeben. Dazu"müssen auch wir bereit sein, wollen wir weiter oben mitspie-len", ist von Danckert zu hören. Der Soziologe und Vizepräsi-dent des sehr nachdenklich gewordenen Deutschen Leicht-athletik-Verbandes (DLV), Eike Emrich, warnt indes vor einer"Totalisierung des Spitzensports". Sie sei nicht die "angemes-sene Antwort auf unsere Probleme. Entweder wollen wireinen Spitzensport, der verantwortbar ist, oder wir betreibenSport, wie er in undemokratischen Gesellschaften üblich ist".In der Tat, die Parole "weiter oben mitspielen" könnte beimnachdenklichen Betrachter des Spitzensports Ressentimentsauslösen. Den Spagat zwischen wucherndem Leistungswahnund der Vernunft moralischen Handelns zu meistern, istschließlich nicht jedermanns Sache. Emrich fragt: "Was solldieses Gerede vom fünften Platz in der Medaillenwertung,wenn wir doch keine gleichen Voraussetzungen in derDopingbekämpfung haben."

Vor Forderungen zur Aufstockung der Mittel (DOSB will 12,5Millionen mehr pro Jahr, das BMI genehmigt für 2009 zusätz-liche drei Millionen und insgesamt 88 Millionen für zentraleMaßnahmen der Verbände) sollten erst einmal "neue Ideenzur Sportförderung" eingebracht werden, forderte AngelaMerkel. Gebe es ein "gutes Konzept, werden wir auch Mittelfinden, es umzusetzen". Bernhard Schwank, Direktor imBereich Leistungssport (BL) des DOSB, will seine Hausaufga-ben diesbezüglich allerdings gemacht haben. Der BL habebereits vor zwei Jahren Vorschläge gemacht und sie umge-setzt. Sie heißen: Neues Steuerungsmodell, Neues Förderkon-zept, Wissenschaftliches Verbundsystem (IAT, FES, Traineraka-demie, Olympiastützpunkte), Initiativen für eine mit KMK,SMK und adh abgestimmte Erklärung zur Stärkung der Ver-einbarkeit von Studium und Spitzensport, Qualitätsoffensivefür Eliteschulen sowie zum Stellenausbau bei Bund, Polizeiund Zoll.

DDiiee VVeerrbbaannddssssttrruukkttuurreenn. Es sind doch einige Hoffnungsblasengeplatzt in Peking, ein Malheur, das Schwachstellen in denVerbänden geschuldet ist: Fehleinschätzungen, Personal-schwäche, provinzielle Eigenmächtigkeiten. Schwanks BLverortete bei wenigstens drei wichtigen Verbänden Defizitebei Anwendung der Richtlinienkompetenz und Kontrollezentraler Steuerungselemente. Schwank sagt, die Verbändetrügen dafür die Verantwortung, sie müssten sie in Zukunft"stärker wahrnehmen als bisher". Cheftrainer vermissen denAnspruch auf Weisungsbefugnis gegenüber Sportlern und

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Heimtrainern. "Zuviel Freiheit für Athleten", beklagte der bisund in Peking oberste Bundestrainer der Leichtathleten,Jürgen Mallow. Und Örjan Madsen, Chefcoach der Schwim-mer ebenfalls bis Peking, musste ohnmächtig mit ansehen,wie einzelne Gruppen mit seinem Konzept Jojo spielten. ImRudern, monierte Dietrich Gerber, habe das wahre Leistungs-vermögen wegen "Ungeschicklichkeiten des Verbandes" nichtgezeigt werden können.

Muss folglich den Verbänden einfach nur der liebgewonneneFöderalismus ausgetrieben werden, wie von denen gefordertwird, die schon immer die Meinung vertraten, er sei demSpitzensport im Wege? Nein, sagt Gerber, die Konzepte brau-chen nicht umgeschrieben zu werden, sondern müssen ein-fach nur durchgesetzt werden. Nichtsdestotrotz geht dieneue Richtung hin zu mehr Zentralismus und Konzentrationder Kräfte. Schluss mit lange Leine, Vivat den kurzen Wegen.

Derlei scheint die wichtigste Erkenntnis der Pekinger Bilanzzu sein. Orientierung geben nicht die Methoden des ehemali-gen Ostblocks, eher stehen Großbritannien und AustralienModell. Und der BL will den Fahrplan künftig "anhand vonMeilensteingesprächen überprüfen" (Schwank). Schwimmer,Leichtathleten, Ruderer und (Spring-) Reiter, allesamt deseifrigen Medaillensammelns in Peking unverdächtig, bestell-ten bereits neue Cheftrainer und Sportdirektoren. "Einschnei-dende Maßnahmen" seien dies, teilt Schwank mit und hateben deshalb etwas auszusetzen: Ihm fehlt die öffentliche,weltweite Ausschreibung der Stellen, "damit wir deutlichsignalisieren, dass wir die Besten haben wollen".

DDaass TTrraaiinneerrpprroobblleemm.. Dass hierzulande ein solches existiert,thematisierte der DOSB-Bereich Leistungssport schon voreineinhalb Jahren. Nach Peking schlugen die Tübinger Profes-soren Helmut Digel und Ansgar Thiel mit den Ergebnisseneiner Studie zum Berufsfeld der Trainer noch einmal Alarm.Auf einen Nenner gebracht ergab die Befragung von 1.812Trainern und Trainerinnen sowie 616 "Funktionsträgern derwichtigsten Arbeitgeber": Das Trainergeschäft in Deutschlandwird nur semiprofessionell betrieben. Im Einzelnen heißt das:Miese Bezahlung (50% der angestellten Trainer erhaltenweniger als 3.000 Euro brutto im Monat), defizitäre Weiterbil-dungsangebote, fehlende Nachwuchsförderung, undurchsich-tige Vertragskonstruktion, zu wenig weibliche Trainer, keineEvaluation der Trainerarbeit, unzureichend wissenschaftlichqualifizierte Dozenten etc. Berlin habe inzwischen die Mittelerhöht, "wir haben der Bundesregierung deutlich signalisiert,dass weitere Schritte notwendig sind", sagt Bernhard

Schwank - "um unsere Trainer interna-tional konkurrenzfähig zu halten". DieTraineroffensive ist gleichwohl erst amAnfang.

DDaass NNaacchhwwuucchhsspprroobblleemm.. Während dasSystem der Nachwuchsförderung mitden Spezialeinrichtungen der Schulen(Elitesportschulen) zu greifen scheint,treten bei Beginn der Berufsausbil-dung, der Studiengänge an den Uni-versitäten und des Berufslebens nachwie vor Schwierigkeiten auf. SagtDOSB-Mann Gerber. "Der ganz großeKnackpunkt" sei jedoch die Vereinbar-keit von Spitzensport und betrieblicherBeschäftigung. Gerber: "Wir haben zuwenige sportfreundliche Unterneh-mer." Die der Leichtathletik-VerbandDLV gefunden haben will. Er arbeitetzurzeit an einem Modell, in demWirtschaftsunternehmen Patenschaf-ten für Athleten übernehmen. Siesollen bei den Firmen vertraglichangestellt werden, Gehalt bekommen

und von den üblichen Arbeitsverpflichtungen freigestelltwerden. Wie verträglich für den Spitzensport ein solcherVertragsathlet ist, wird sich erweisen müssen.

Im Übrigen zeigt eine Äußerung von DLV-Mann Emrich, wiesehr die Frage nach der Richtung des Wegs unter den Nägelnbrennt: "Im Zentrum aller Überlegung müssen die Sportlerstehen. Ihre allumfassende Ausbildung muss Zweck unsererBemühungen sein. Sportler sind nicht Mittel zum Erhalt einesFördersystems und zum Erringen von Medaillen." Die nächstenJahre werden spannend sein und höchst aufschlussreich.

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er Kampf gegen Doping ist so etwas wie dieQuadratur des Kreises. Das Netz der Kontrollenwird immer engmaschiger, die Zumutungen für

die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit der Athletenwerden immer größer. Zumindest in den Ländern, dieernsthaft gegen die biochemische Manipulation vorge-hen. Und doch herrscht der Eindruck, dass die nur achtpositiven Fälle bei den Olympischen Spielen von Pekingdas Bild schönen. Mal sehen, was das Ende der achtjähri-gen Eiszeit zutage fördert, wenn die eingefrorenen Probenauftauen. Die Anhaltspunkte, dass es bei den unglaubli-chen Leistungen von Usain Bolt, von Michael Phelps undanderen nicht mit rechten Dingen zuging, sind nicht ohneweiteres von der Hand zu weisen. Das Misstrauen gegen-über den Wundersprintern von Jamaika zum Beispielerhält Nahrung durch die Tatsache, dass auf der karibi-schen Insel kein funktionierendes Kontrollsystem existiert.Und das ist keine Ausnahme.

Von den 205 Nationen, die an den Olympischen Spielen inPeking teilnahmen, haben nur 60 eine Nationale Anti-Doping-Agentur. Die Folge: International gibt es keineChancengleichheit. Und damit werden die regelmäßigkontrollierten Athleten benachteiligt. Sie müssen sichbemühen, das Thema Doping der anderen aus dem Kopfzu kriegen. Sonst wird der Frust zum Leistungshemmnisoder zum Anfang vom Ende ihrer Laufbahn. Dennochbleibt die Schieflage ein Stachel im Fleisch der Sportlerund im Herzen des Sports.

Der ewige Wettlauf zwischen sich verbessernden Kontroll-methoden und den raffinierten Tricks der Dopingmafiadürfte kaum zu gewinnen sein. Hier geht es nicht mehrum Einzeltäter, sondern um kriminelle Netzwerke, die von denGeldströmen der markt- und medienattraktiven Sportartengespeist werden. So lange Doping in der Öffentlichkeit alsKavaliersdelikt und von Athleten und Trainern als Zwang zumErfolg angesehen wird, ist schwerlich viel dagegen auszurichten.Zumal in einer Gesellschaft, in der von Kindesbeinen an die Pillefür und gegen alles an der Tagesordnung ist.

Die einzige Chance liegt in einem umfassenden Bewusstseins-wandel, der im Elternhaus, in den frühen Schuljahren und beimjüngsten Nachwuchs in den Sportvereinen beginnen muss. Hiersetzt auch die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) an. "Vor-beugen ist besser als kontrollieren", könnte zu ihrer neuenDevise werden. Inzwischen ist der Kosteneinsatz für Präventionvon lächerlichen 20.000 Euro auf immerhin 300.000 Eurogesteigert worden. Auch gibt es eine Zusammenarbeit mitProfessor Gerhard Treutlein, der im Oktober, dank privaterFinanzhilfen, nicht zuletzt von Dietmar Hopp, dem SAP-Gründerund Sponsor des Fußball-Bundesliga-Vereins TSG 1899 Hoffen-heim, das Heidelberger Dopingpräventionszentrum gegründethat. Eine bisher einmalige Einrichtung in Deutschland. "Wir

können das Dopingproblem nicht lösen, aber wir können eseindämmen", sagt Treutlein. Ohne die Kärrnerarbeit der lästigenTests wird es dabei auch in Zukunft nicht gehen. Rund 2,3Millionen Euro gibt die Nada zurzeit im Jahr für Kontrollen undAnalytik aus.

Doping beginnt im Kopf, ist eine der Erkenntnisse, die zu derMahnung "Wehret den Anfängen" führt. Innerhalb ihres Präven-tionsprogramms "High Five" wendet sich die Nada in gedruckterForm und in einem Internetauftritt (www.highfive.de) an jungeSportler, um ihnen früh Wege aufzuzeigen, wie man den Leis-tungssport sauber betreiben kann. Wenn sich die Nachwuchs-athleten an diese Empfehlungen hielten, wären sie auf dersicheren Seite. Marion Rodewald, Olympiasiegerin 2004 imHockey, Mitglied im Beirat der Aktiven im Deutschen Olympi-schen Sportbund (DOSB) und im Nada-Kuratorium, spricht diejungen Sportler in der High-Five-Broschüre "Gemeinsam gegenDoping" an: "Doping ist unfair und verursacht gesundheitlicheSchäden. Es fängt meist mit eher harmlosen ‚Mittelchen' an,doch hier müsst ihr schon ‚nein' sagen. Denn sonst geratet ihr ineinen Sog, aus dem ihr schwer wieder herauskommt. Setzt euchzur Wehr und überzeugt eure Kameraden."

D Der Anti-Doping-Kampf

kann nicht frühgenug beginnen

Die Tour de Nada durch dieEliteschulen des Sports

Von Steffen Haffner

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Unter der Überschrift "Kritische Momente in einer Sportlerkar-riere" sind Konstellationen für eine Versuchung zur Manipulati-on aufgelistet:

Du erreichst die Grenzen deiner Leistungsfähigkeit.Du schindest dich und hast trotzdem keinen Erfolg.Deine Trainer oder deine Eltern erwarten mehr von dir, aber duspürst, dass du nicht mehr kannst. Du kämpfst um den letzten freien Platz im Kader. Du hast eine langwierige Verletzung, die nicht ausheilen will. Du befürchtest, dass deine Konkurrenten verbotene Mittelnehmen, und willst der Ungerechtigkeit entgegenwirken.

Der letzte Punkt war, wie sie in dem Druckwerk zitiert wird,auch für Kelli White entscheidend. Vor einem Untersuchungs-ausschuss der amerikanischen Regierung erklärte die zweifacheSprintweltmeisterin von Paris 2003, sie sei überzeugt gewesen,dass sie dopen musste, nicht um einen Vorteil zu haben, son-dern um den illegalen Vorsprung der anderen auszugleichen.Der F.A.Z. sagte sie im Mai 2005: "Ich war ein Versuchskanin-chen." Ihr Trainer und der Chef der Firma Balco, die das verbo-tene Designer-Steroid THG entwickelt und vertrieben hat,hätten von ihr verlangt, THG-Präparate zu testen, "um heraus-zufinden, ob ich auf bestimmte Produkte besser reagierte alsauf andere". In einem Interview mit der Zeitung USA Todayschildert Kelli White ihre Reuegefühle. Auf Bildern aus jenerZeit war ihre gestreifte Muskulatur zu sehen. "Ich hasse diesesBild. Denn es zeigt jemand völlig anderes… Ich musste meineIntegrität und mein Wertesystem aufs Spiel setzen. Ich wusste,dass das falsch war. Ich schaue mir diese Person an und denke:Das ist nicht Kelli White. Das ist nicht das, was ich einmal seinwollte." Heute arbeitet die Erfolgsathletin von einst mit derWelt-Doping-Agentur (Wada) zusammen: für einen sauberenSport.

Das umfangreiche Informationsmaterial, das die Nada ingedruckter und elektronischer Form anbietet, soll die Nach-wuchsathleten auch davor bewahren, aus mangelnder Erfah-rung in die Dopingfalle zu tappen. Die Mitarbeiter der Nadaaber wissen, dass Papier geduldig ist, und die jungen Sportlerauch die Tipps im Internet nicht unbedingt verinnerlichen.Deshalb sind sie auf Tour durch die 39 Eliteschulen des Sportsquer durch Deutschland gegangen und haben in diesem Jahrauf 12 Stationen jeweils hundert bis zweihundert Schüler,darunter zahlreiche Kaderathleten, informiert und mit ihnendiskutiert.

Dabei geht es so ähnlich zu wie Mitte September in der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt am Main. In der Aula mahnteein Nada-Experte die Schüler der Sportklassen vom neuntenJahrgang zur Wachsamkeit, um nicht aus Leichtsinn positiv aufDoping getestet zu werden. Eindringlich schärfte er den jungenSportlern, darunter dreißig Kaderathleten, ein: "Verantwortlichfür die Wahl der richtigen Medikamente seid ihr ganz allein."

Nicht die Eltern oder der Hausarzt. Deshalb sei es wichtig,anhand der Liste der verbotenen Wirkstoffgruppen zu überprü-fen, was unter Doping fällt und was nicht. Ausdrücklich warnteer vor verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln. Selbst OmasMohnkuchen könne gefährlich werden. Oder in der Disco nebenjemandem zu stehen, der kifft.

Besonders gut kommt bei den Schülern an, dass gestandeneAthleten aus ihren Erfahrungen berichten. In Frankfurt erzählte"Fußball-Weltmeisterin" Nia Künzer, wie aufgeregt sie als Sieb-zehnjährige war, als Doping-Kontrolleure vor der Haustürstanden und sie unter Aufsicht Urin in einen Becher abgebenmusste. Der Vorgang verlaufe aber sehr diskret, beruhigte dieFußballspielerin die Sportlerinnen. Im Übrigen hätte sie trotz dererhöhten Aufmerksamkeit bei der Einnahme von Medikamentenoder Nahrungsergänzungsmitteln "ein ganz normales Leben"führen können.

Das ist leichter gesagt als getan. Denn für Sportler der A- undB-Kader gilt die Meldepflicht. Und wer sie verletzt, gilt rasch alseiner, der betrogen hat. Das hat Pascal Behrenbruch von der LGEintracht Frankfurt am eigenen Leibe erfahren. "Man muss ineine Datenbank übers Internet genau eintragen, wann man wotrainiert und unterwegs ist. Das habe ich vergangenes Jahreinmal nicht gemacht und damit einen Test verpasst." Das trugdem EM-Fünften im Zehnkampf eine Verwarnung ein, wie er ineiner der beiden Diskussionsgruppen erzählte. Bei einer Wieder-holung dieser Nachlässigkeit "wäre ich gesperrt und die sportli-che Karriere vorbei". Der 23Jährige beklagt, dass in anderenLändern nicht so streng kontrolliert wird wie in Deutschland: "InRussland haut mancher Zehnkämpfer für drei Monate zu einerAnabolika-Kur nach Sibirien ab und macht dann 500 Punktemehr." Ein Schüler fragt den gebürtigen Offenbacher: "HabenSie denn nie daran gedacht zu dopen?" Als Zehnkämpfer habesich diese Frage nie gestellt, behauptet Behrenbruch. "Wenn ichjedoch Radfahrer wäre und alle an mir vorbeiziehen würden,dann würde ich sicherlich ins Grübeln kommen."

Der neunzehnjährige Nachwuchs-Radsportler Martin Andeszeigt seinen Schulkollegen bei der Nada-Veranstaltung amHeinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern ein anderes Bildvon seinem Sport. "Echte Kerle dopen nicht" steht auf demTrikot des FC Rheinland-Pfalz/Saar, das er und seine Vereinska-meraden wie ein Demonstrationsobjekt tragen. Wichtiger aberist ihm ein freiwilliger Akt: "Alle vier Wochen lasse ich nebenden üblichen Dopingkontrollen ein großes Blutbild machen.Besser kann ich meine saubere Einstellung wohl nicht bewei-sen."

Auf die Frage: "Was macht Ihr denn, wenn Euch jemand beiseitenimmt, ein Kumpel oder jemand aus dem Betreuer-Umfeld undsagt: ‚Hier, nimmt doch dieses Mittelchen, dann bist du schnel-ler?'" kam prompt die Antwort: "Ich würde das nicht nehmen.Ich würde petzen." Wie die junge Leverkusener Hürdensprinterin

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Anne-Katrin Elbe, die sich gegen ihren Trainer Thomas Spring-stein gewehrt hat, der ihr Dopingmittel verabreichen wollte.

Dies sieht auch Imke Duplitzer, die Olympiazweite im Degen-fechten von Athen 2004, so. Im Bonner Tannenbusch-Gymnasi-um sagte sie, der mündige Athlet müsse auch in der Lage sein,rechtzeitig den Ausgang zu nehmen: "Jemand, der Dopingbewusst in Kauf nimmt, hat ein kaputtes Rückgrat." MichaelScharf, der Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland, sprachdas Problem des wachsenden Erfolgsdrucks an, der den Griff zuDopingmitteln begünstigt. Er plädierte dafür, "dass die Scherezwischen der Forderung nach sauberem Sport auf der einenSeite und den hohen Erfolgserwartungen an die einzelnenSportverbände unbedingt kleiner werden muss". Es könne nichtsein, dass zum Beispiel bei den Leichtathleten nur die End-kampfchance als Kriterium für die Nominierung zähle.

In Leverkusen, wo 200 Schülerinnen und Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums mit Leistungssportlern diskutierten, wurdeder Hammerwerfer Markus Esser gefragt, wie er denn einemKonkurrenten gegenüber treten würde, der nach Ablauf einerDopingsperre wieder an Wettkämpfen teilnimmt. Der WM-Achte von 2007 ist hier für eine harte Haltung: "Mit so einemwill ich nichts mehr zu tun haben." Im Sportzentrum Hohen-schönhausen kamen an zwei Tagen jeweils 100 bis 150 Schüle-rinnen und Schüler der Berliner Eliteschulen Coubertin-Gymna-sium und Werner-Seelenbinder-Schule sowie der Flatow- undPoelchau-Oberschule zusammen. Unten in der Schwimmhalletrainierten Athleten noch für Peking, oben im Versammlungs-raum stellten sich Spitzensportler wie Kanu-Weltmeister Nor-man Bröckl, Natascha Keller, Hockey-Olympiasiegerin von Athen2004, und Lena Schöneborn, die in China Gold im ModernenFünfkampf gewinnensollte, den Fragen. Sowollte eine junge Kader-athletin von DorotheaBrandt wissen, wie sie denndamit umgehe, dass inter-national nicht alle Sportlergleich streng kontrolliertwürden, ob das für dieausländischen Konkurren-tinnen nicht ein Vorteil sei."Ist es denn ein Vorteil,wenn ich meine Gesund-heit ruiniere und anderebetrüge?", fragte die EM-Zweite im Schwimmenzurück. "Wir sollten nichtauf andere schauen, son-dern auf uns selbst undsicher sein, dass wir unse-ren Sport sauber betrei-ben."

Die Nada will im kommenden Jahr Eltern und Trainer der rund4.500 deutschen Kader-Athleten in ihre Tour einbeziehen. Dennin den Familien kann den Heranwachsenden schon früh nahegebracht werden, dass Doping Betrug am anderen und an sichselbst ist, von den gefährlichen gesundheitlichen Risiken garnicht zu reden. Derzeit wird eigens eine Broschüre für Elternentwickelt. Und während der Rundreise durch Deutschlandwerden abends die Eltern zu Informationsveranstaltungen anden Olympiastützpunkten eingeladen. Daran werden auchInternatsleiter, Laufbahnberater und Trainer teilnehmen. EineSchlüsselrolle kommt den Trainern zu, von denen nicht wenigeins Staatsdoping der DDR eingebunden waren, aber eine ganzeReihe von Trainern im Westen ihre Athleten ebenfalls zumDoping verführten. Ob hier ein generelles Umdenken erfolgt ist,bleibt im Dunkeln. Deshalb muss gerade die nachrückendeTrainergeneration immun gemacht werden gegen die Versu-chungen, über das Verabreichen unerlaubter Mittel an ihreSchutz befohlenen jungen Sportler ihre Erfolgsprämien zusteigern. Die Nada arbeitet deshalb bei der Aus- und Fortbil-dung zum Thema Anti-Doping eng mit der TrainerakademieKöln zusammen. In einem gemeinsamen Projekt mit der Deut-schen Sportjugend und den Landessportbünden (LSB) werdenTrainerausbilder in den LSB für den Kampf gegen Doping fitgemacht. Und um sich auf dem Laufenden zu halten, könnensich die Trainer in dem Portal www.nada.trainer-plattform.deinformieren.

Präventive Aktionen wie die der Nada sind hoffnungsvolleAnsätze im Kampf gegen Doping. Sie können zu einemBewusstseinswandel in der Gesellschaft beitragen, die Sportlerals Vorbilder benötigt. Und das können nur ungedopte Erfolgs-athleten sein.

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portpolitik ist dieaktive Gestaltungund Regelung des

freien Sports nach denPrinzipien der Zukunftssi-cherung. Zudem verlangtSportpolitik die subsidiäreUnterstützung der öffent-lichen Hand auf demGebiet des Leistungs-sports, des Sports für alleund der vielfältigensozialen, pädagogischenund alltagskulturellenAufgaben; dabei steht dasWohl des Einzelnen undder Gemeinschaft imVordergrund. GroßeVeränderungsströmepolitischer Steuerungbetreffen auch den orga-nisierten Sport. Die Sportpolitik des Bundes sitzt mitten imFadenkreuz derjenigen Politiker, die nunmehr wieder einmalan den freiwilligen Ausgaben des Bundes den radikalenRotstift ansetzen wollen - das Spannen des Schutzschildesfür Kreditinstitute im Zuge der weltweisen Krise, aber auchdie Konjunkturflaute in der Vorphase des Bundestagswahl-kampfes 2009 verlangen Reaktionen, welchen Ausmaßesauch immer. Da sich die Verankerung des Sports als Staatszielim Grundgesetz bisher nicht durchsetzen ließ - Verfassungs-puristen verteidigen das sogenannte Schlankheitsgebot mitallen Klauen -, wurden Anfang Dezember 2008 die Fragezei-chen um die Zukunftssicherung des Biotops Sport immergrößer. Klar gesagt: Die Sportförderung des Bundes liegt zwardurchaus im Sinne gesamtgesellschaftlicher Interessen;allerdings wird ein ehrgeiziger Steuerungsstaat immer weiteran Grenzen stoßen. Daneben zeichnet sich der Rückzug des

Staates und die Verlagerung von Funktionen in die Bürgerge-sellschaft immer deutlicher ab. Schon bald dürfte auf derpolitischen Tagesordnung die Vorgabe stehen, dass in derpolitischen Kerngestaltung ein eng begrenzter Bereich unbe-dingter Staatlichkeit geschaffen werden muss, während alleanderen Felder zu individualisieren sind.

Von einer solchen Zäsur wäre dann wohl auch die Sportför-derung des Bundes betroffen, in welchem Volumen auchimmer. Deshalb ist das Plädoyer des Vorsitzenden des Bundes-tags-Sportausschusses, Dr. Peter Danckert, der auch von denBundestagsfraktionen von SPD und FDP und selbstredendauch vom DOSB unterstützt wird, nach wie vor aktuell: DerSport müsse als Staatszielbestimmung in die Verfassunggeschrieben werden. Mit einer Grundgesetzänderung, etwamit der Formulierung: "Der Staat schützt und fördert den

Sport", käme ein geschriebener Förderungs-Imperativ auf. Dieser bildet keine einklagbareAnspruchsgrundlage, er könnte aber nebenallen rechtlichen Besserstellungen, etwa imKonfliktfeld mit dem Umweltschutz bei Verwal-tungsgerichtsprozessen, ein Sportfördergesetzdes Bundes nach sich ziehen und somit dieFörderung absichern, die heute wegen klarerGrundgesetzvorgaben immer wieder ein Spiel-ball von Interessen ist. Und es gäbe endlich eineweitere staatliche Vorgabe: Wenn wir schonden Sport schützen, dann muss die SeucheDoping mit allen, aber auch wirklich allenAnstrengungen ausgemerzt werden.

Eines ist in den Adventstagen deutlich gewor-den, wie der SPD-Politiker Danckert es

S Die Sportförderung bleibtein bedeutender FaktorgesamtgesellschaftlicherZukunftssicherungVon Holger Schück

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beschreibt: "Weil die Selbstorganisation des Sports einengroßen Aufgabenfächer hat - von der Olympiamannschaft imSonnenglanz auf internationaler Bühne bis hin zu Integrati-onsprojekten für Migranten in den Brennpunkten der Städte -, kann sie diesen nicht aus eigener Kraft komplett schultern.Deshalb ist der Sport auf ergänzende finanzielle Mittel ange-wiesen. Das ist so, und das wird auch so bleiben."

Sportförderung muss dabei aktivierend wirken: Aus öffentli-chen Haushalten darf nur das gewährt werden, was derorganisierte Sport aus eigener Kraft oder mit Hilfe von Spon-soren nicht aufbringen kann. Die Politik gibt dann zwangsläu-fig Anstöße für Modernisierungen, wie sie etwa die Fusionzum DOSB entscheidend mitbefördert und damit Wegmarkenskizziert hat, die institutionelle Verkalkung des Sports aufzu-brechen. Die Neujustierung der Strukturen der NADA, derenGrundfinanzierung und die 2007 in Gang gesetzten (zugege-ben: butterweichen) Rechtsverschärfungen im Antidoping-kampf, neue Modelle der Sportstättenfinanzierung gerade fürden Breitensport vor Ort: Dies alles und noch viel mehr warenInitiativen der Politik, die der Sport mitgetragen hat, für dieer sich aber andererseits nicht überall mit allem Gewicht insGeschirr geworfen hat.

Die Partnerschaft zwischen Sport und Staat wurde schon inder Charta des deutschen Sports von 1966 ausdrücklichfestgeschrieben: "Dieses Programm beruht auf der Initiativefreier Bürger; es bedarf zu seiner Erfüllung der Mitwirkungdes ganzen Volkes. Schule und Elternhaus, Kirche und Staat,alle gesellschaftlichen Gruppen und die politischen Parteiensind zur Partnerschaft aufgerufen." Die Grundprinzipien"Autonomie des Sports" und "partnerschaftliche Zusammen-arbeit", so wie sie sich in den letzten vierzig Jahren ausge-prägt haben, sind kein Dogma, denn ihre Grenzlinien werdenin übergeordneten Sphären gezogen: Verfassungs- undRechtstreue sind gottlob höherwertiger. Daneben muss derMittelgeber über seine Exekutive in Auflagen und Bedingun-gen Grundstandards einfordern, die klare Ziel-vorgaben formulieren, aber, insgesamt gesehen,dem eigentlichen Zweck dienen.

Sport und Politik wollen einen manipulations-freien Sport - ohne Betrug, ohne Doping. BisAnfang Dezember gab es eine Aktionseinheitzwischen Sportführung und dem Subventions-apparat Bundesinnenministerium, zwar Stan-dards der Dopingbekämpfung einzufordern, beider Durchsetzung der Regularien jedoch alleAugen zuzudrücken - um Schaden für dasKollektivkonstrukt abzuwenden. Es war Bundes-innenminister Wolfgang Schäuble, der bei derDOSB-Mitgliederversammlung in Rostock-Warnemünde klare Worte fand: "Ich werbe sehrdafür, dass alle Verbände bis zum 1. Januar

2009 den neuen NADA-Code anerkennen." Das sollte "zuwen-dungsrechtliche Voraussetzung" sein. "Bitte, machen Sie dasso rasch und konsequent wie möglich!", formulierte er nach-drücklich. Wer also künftig bei den Formalien nicht mitspielt,wird vorerst keine Mittel aus dem Steuersäckel erhalten, solautet die Devise.

Zur Jahreswende stellen sich auch andere Fragen. WennMinister Schäuble von der "Begrenztheit der Mittel" sprichtund die Parole ausgibt, einer höheren "Effizienz" sei nun-mehr Rechnung zu tragen, ergibt sich neuer Diskussions-stoff. Will der Staat bei Olympia zukünftig Medaillen sattund pur? Sollen jetzt die medaillenintensiven Kernsportar-ten schwerpunktmäßig gefördert werden, damit die von US-Medien erfundenen Medaillenspiegel in der Wertigkeit Gold,Silber, Bronze einzige Leitschnur werden? Fragen über Fra-gen! DOSB- und politische Spitze scheinen sich einig zusein, dass der Abwärtstrend deutscher Olympioniken seitBarcelona 1992 gestoppt werden muss, was ja gesamtge-sellschaftlich konsensfähig ist. Aber das Wie wirft Fragen fürden "freiheitlichen Lebensraum" Sport auf. Erinnerungen andie Leistungssportsteuerung im untergegangenen DTSB derDDR kommen auf, die radikale Einteilung in "Sport I" undden weniger förderungsfähigen Abschnitt "Sport II". KlareWorte sprach DOSB-Ehrenmitglied Ulrich Feldhoff: "EineGrundförderung für alle olympischen Sportarten ist einabsolutes Muss." Die Debatte über neue Weichenstellungender Spitzensportförderung ist eröffnet. Und wenn im neuenJahr über das Wissenschaftliche Verbundssystem Leistungs-sport eine stärkere anwendungsorientierte Forschunggestützt wird und das globale Know-how von der Laktat-Forschung bis hin zu sportpsychologischen Erkenntnissenhierzulande in die Verbände gebracht wird, dann wäre dasein erster, richtiger Schritt für modernen Spitzensport unterverantwortungsbewussten wie problemorientierten Vorzei-chen. Auf jeden Fall tun intensivere Diskurse dem deutschenSport gut!

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ls Stimme der deutschen Spitzenathletinnen undLeistungssportler ist der "Beirat der Aktiven" imFrühjahr dieses Jahres vornehmlich im Vorfeld der

Olympischen Spiele in Peking und der Diskussion um dieMenschenrechtssituation in China von den Medien entdecktund so stark in den Vordergrund öffentlicher Debattengerückt wie nie zuvor. "Wir waren auf den verschiedenstenBühnen präsent und konnten unseren Aktiven in dieserschwierigen Debatte zur Seite stehen" bestätigt ChristianBreuer, Vorsitzender des Beirats der Aktiven, der in denMonaten vor den Olympischen Spielen unter anderem imSportausschuss des Bundestages und sogar auf dem Deut-schen Katholikentag zum Thema "Athlet und Menschenrech-te" vertreten war. .Nach der jüngsten Vollversammlung derAktivenvertreter aus den insgesamt 60 Verbänden der olym-pischen und nichtolympischen Sportarten lässt sich konsta-tieren: Vieles spricht dafür, dass die Anerkennung diesesGremiums auch innerhalb des organisierten Sports einebislang nicht gekannte Qualität erreicht hat. Davon zeugtauch, dass der "Beirat der Aktiven" inzwischen den Statuseines beratenden Gremiums für das Präsidium des DeutschenOlympischen Sportbundes (DOSB) in strategischen Fragen derLeistungssportentwicklung bekleidet.

Abgesandte aus 40 Verbänden bei derVollversammlung"Ich bin jetzt das vierte Mal dabei und es ist in Bezug auf dieZahl der Teilnehmer, die Organisation und das Programmbisher die beste Veranstaltung gewesen", bilanzierte beispiels-weise Sebastian Dietz. Der Athletensprecher der ModernenFünfkämpfer hob zwei Schwerpunktthemen hervor, die denAthleten gewissermaßen ständig auf den Nägeln brennen und

die Arbeit des Beirats latent begleiten: Duale Karriere, sprich:berufliche Ausbildung und Perspektiven parallel zur sportli-chen Karriere oder anschließend, sowie die persönlichenKonsequenzen eines jeden Leistungssportlers infolge seinerUnterwerfung unter das internationale bzw. nationale Kon-trollsystem der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und derNationalen Anti-Doping-Agentur (NADA). Auch diesmal domi-nierten beide Themen die Vollversammlung. Erstens indemeinmütig der Ruf nach einem einheitlichen "Gütesiegel Sport"für Hochschulen erhoben und zweitens der Horror der Aktivenvor der "Einstunden-Regel" formuliert wurde, die mit Inkraft-treten des neuen WADA-Codes zum 1. Januar Einzug hält.

Mit Abgesandten aus fast 40 Verbänden, darunter die vierma-lige Ruder-Olympiasiegerin Kathrin Boron und Bob-Olympia-siegerin Sandra Kiriasis oder Trampolinturner Henrik Stehlik,der 2004 in Athen Olympia-Bronze gewann, waren diesmalfast doppelt so viele Aktivensprecher wie in den vorangegan-gen Jahren zur Vollversammlung erschienen. "Mein Verbandhielt es für wichtig, dass ich hier dabei bin und hat michdeswegen geschickt", berichtete beispielsweise Sandra Kiriasis,warum sie trotz unmittelbarer Saisonvorbereitung den Wegnach Düsseldorf gefunden hatte. "Die Verbände erkennenzunehmend die Wertigkeit des Beirats. Das ist eine positiveTendenz", befand Marion Rodewald. Die Hockey-Olympiasie-gerin gehört seit der Wahl 2006 wie Claudia Bokel (Fechten),Jana Miglitsch (Mini-Golf), Christian Breuer (Eisschnelllauf),Marcel Gölden (Schießen) und Mirko Heid (Baseball) zuraktuellen Führungsriege. Zunächst fungierte Bokel als Vorsit-zende. Doch infolge der Olympiavorbereitung übergab dieDegen-Weltmeisterin, die in Peking als Athleten-Vertreterinins Internationale Olympische Komitee (IOC) gewählt wurdeund zugleich der Europäischen Athleten-Kommission (EOC)vorsteht, dieses nationale Amt an den früheren Kufenflitzerund Olympia-Teilnehmer Christian Breuer.

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Die Athletenvertreter wollen keineAlibirolle mehr spielen, sondernsportpolitische Präsenz zeigenVon Andreas Müller

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DOSB soll bei Hochschulen des Sports"mehr Flagge zeigen"Eine der deutlichen Botschaften, die vom "Beirat der Akti-ven" in Richtung Dachverband ausgesandt wurde, lautete:Der DOSB solle bitteschön in Sachen der Partner-Hochschu-len des deutschen Sports "mehr Flagge zeigen". Zwar gibt esdieses Zertifikat bereits seit 1999, und aktuell schmückensich bundesweit 168 Universitäten und weitere akademischeEinrichtungen damit. Noch allzu oft aber handele es sich umeine Falschetikettierung, weil keineswegs die komplette Unioder Hochschule dem "Studenten Leistungssportler" gewo-gen sei und ihm gegenüber das notwendige Verständnisaufbringe, sondern mitunter bestenfalls Fakultäten, Fachbe-reiche oder gar nur einzelne Professoren. Man müsse sich alsLeistungssportler jedoch "darauf verlassen können", dass,wenn man sich an einer "Partnerhochschule des Sports"einschreibe, dort anschließend auch gehalten werde, wasder Name verspreche, betonte Marcel Gölden, zugleich

Mitglied der AG "Duale Karriereplanung". Mogelpackungen,so der einhellige Tenor unter den Athletenvertretern, dürfees künftig nicht mehr geben. Zugleich müsse das Augenmerkdarauf gelegt werden, dass Partnerhochschulen für denSport vorrangig an jenen Standorten existieren, wo sichbesonders viele Kader-Athleten oder Leistungszentren kon-zentrieren.

Umgekehrt machten solche Einrichtungen in solchen Städtenüberhaupt keinen Sinn, wo es gar keinen Leistungssport gibt.Die Partner-Hochschule komme unter diesem Gesichtspunktin Passau einem Paradoxon gleich. Der Vorschlag der Athle-tenvertreter: Unter Mitwirkung des DOSB solle es - ähnlichden Eliteschulen des Sports - eine Evaluation der akademi-schen Bildungseinrichtungen geben. Anschlie-ßend sollte einverlässliches Gütesiegel vergeben werden, das für Leistungs-sportler, Eltern und Laufbahnberater an den Olympiastütz-punkten gleichermaßen als sicherer Kompass tauge. "Wirbrauchen so einen Beschluss", sagte ein Vertreter des Behin-dertensport-Verbandes (DBS), "damit sich in der Hochschul-Landschaft tatsächlich etwas verändert."

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"Wir sind wieder einmal die Deppen"Einen Beschluss hätte der "Beirat der Aktiven" liebend gernebenfalls in Bezug auf die neue "Einstunden-Regel" verab-schiedet, der sich 700 bis 800 deutsche Top-Athleten mitBeginn des neuen Jahres unterwerfen müssen und die fürgehörigen Unmut unter den Betroffenen sorgt. "Können wirdagegen etwas ausrichten? Das glaube ich nicht, da werdenuns die Grenzen aufgezeigt", sagte eine der Teilnehmerinnender Vollversammlung entmutigt. Zuvor waren bereits NADAund DOSB mit dem Versuch gescheitert, die WADA von derEinführung dieser umstrittenen Neuregelung abzuhalten.Nicht nur, dass die Top-Athleten sowie die A-Kader aus jenenneun Verbänden, die in Bezug auf Doping in die höchste vondrei Risikogruppen eingestuft werden, bis zum 25. Dezemberihre voraussichtlichen Aufenthaltsorte für die folgenden dreiMonate im Voraus melden müssen. Zusätzlich müssen sichdiese Sportler gegenüber der NADA pro Tag auf eine Stundefestlegen, in der sie an einem bestimmten Ort garantiertanzutreffen sein werden. Mit der Neuerung soll sichergestelltwerden, dass Athleten den Dopingfahndern täglich eineStunde tatsächlich verfügbar sind. Der Hinweis von NADA-Justitiatrin Anja Berninger, diese 60 Minuten selbstverständ-lich nicht täglich irgendwo tatenlos abzuwarten, sondern sofestzulegen, dass sich diese Stunde unkompliziert in dennormalen Tagesablauf integrieren lasse, konnte die Wogennur bedingt glätten. "Wir sind wieder einmal die Deppen",erklärte Bobpilotin Sandra Kiriasis und fragte in die Runde,wie den verschärften Regularien zum Beispiel an einemlangen Reisetag entsprochen werden könne, wenn ein Athletkaum mal eine Stunde am selben Ort verbringt. Anrufen, insolch speziellen Fällen am besten der NADA direkt Bescheidgeben, antwortete Anja Berninger und bat die Athletenver-treter, die Negativstimmung, die zu spüren sei, nicht zu denanderen Sportlern in den Verbänden weiter zu tragen. InWirklichkeit, konterte einer der Diskussionsteilnehmer, seidiese Stimmung unter den Sportlern ja bereits vorhanden,und die Athletenvertreter hätten dies bei der Vollversamm-lung nur zum Ausdruck gebracht und übermittelt.

Trotz allem sei an dem neuen WADA-Code und seinen Kon-sequenzen nicht zu rütteln. Um dieses Verständnis warbebenso DOSB-Vizepräsident Eberhard Gienger. Es gebe "kei-nen anderen Weg für Glaubwürdigkeit", als dass sich dieAthleten an die Vorgaben halten. Das dazugehörige Melde-system müsse den Athleten in Fleisch und Blut übergehenund ebenso zum Alltag gehören wie das tägliche Trainingoder die tägliche Massage, appellierte der "Vize" für Leis-tungssport Gienger an die Athletenvertreter, die ihrerseitskritisieren, welchen persönlichen Aufwand bis hin zu finan-ziellen Belastungen ihnen das Kontrollsystem aufbürdet.Können WADA und NADA den Sportlern - oft genug sogarsehr jungen - wirklich zumuten, dass sie allesamt im Besitz

eines privaten Laptops sind, sich ständig und überall Zugangzu einem PC verschaffen oder sämtliche SMS-Gebühren ausder eigenen Tasche bezahlen, um immer und überall denVorgaben der Kontrolleure und des Meldesystems gerecht zuwerden? So etwa lautet einer der grundsätzlichen Vorbehalteauf Seiten der Aktiven.

Aktivenvertreter in sämtlichen Spit-zengremien des Sports vertretenEberhard Gienger, der zum Beispiel über das neue Steue-rungs-Instrument der "Zielvereinbarung" zwischen DOSB undVerbänden bzw. DOSB und Bundesinnenministerium berichte-te, war einer von mehren Referenten der diesjährigen Tagungder Athletenvertreter. NADA-Vorstandsmitglied DietmarHiersemann skizzierte die Anstrengungen, welche im Kampfgegen Doping auf dem Gebiet der Prävention in diesem Jahrinsbesondere an den Eliteschulen des Sports unternommenwurden und 2009 an den Olympiastützpunkten fortgesetztwerden. Anja Berninger gab einen Abriss zum neuen WADA-Code. Sporthilfe-Geschäftführer Michael Ilgner kündigteeinige Korrekturen im Fördersystem hin zu übersichtlicheren,transparenteren Monatsraten für die Kader-Athleten an.Zugleich führte er bei dieser Gelegenheit Werner E. Klattenals den designierten neuen Vorstandsvorsitzenden der Sport-hilfe ein. Den Hinweis des Medien-Managers, dass er seineneue Aufgabe im "Teamwork mit Franziska van Almsick alsIdentifikationsfigur für die Sportler" verstehe. Die Vertreterinsbesondere der olympischen Sportarten machten keinenHehl daraus, dass sie die sportlichen Leistungen der früherenWeltklasseschwimmerin respektieren und die Wahl befürwor-ten, doch die "Profisportlerin" demnächst zu einem persönli-chen Gespräch mit der Aktivenvertretung bitten wollen, umdie Erwartungen des Amateursports und ihrer Protagonistenan sie heranzutragen.

Last but not least gaben die Mitglieder des "Beirats der Akti-ven" kurz Einblick in ihre Tätigkeit in den Spitzengremien desdeutschen Sports. Christian Breuer als Vorsitzender gehörtdem Präsidium des DOSB an, Marcel Gölden sitzt im Präsidia-lausschusses für Leistungssport, Mirko Heid im Beirat fürLeistungssportentwicklung, Jana Miglitsch in der Mitglieder-versammlung der nichtolympischen Verbände und MarionRodewald im Aufsichtsrat der Sporthilfe sowie im Kuratoriumder NADA. "Wir sind dort nicht nur vertreten, um Beschlüsseabzunicken, sondern wir können uns dort als Stimme derAthleten einbringen und etwas bewirken", sagt Breuer grund-sätzlich, während Fünfkämpfer Sebastian Dietz ergänzt:"Natürlich ist uns klar, dass wir als Athletenvertreter nicht alleProbleme lösen können. Entscheidend ist, dass wir versuchen,was möglich ist, ernst genommen werden und uns mit unse-ren Themen Gehör verschaffen."

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OF: Sie sind amtierende Vize-Weltmeisterin im nichtolympi-schen Wildwasserkajak, ausgebildete Großhandelskauffrau,haben ein BWL-Diplom in der Tasche, an der Universität Hagenein Fernstudium in Politologie aufgenommen, sind 32 Jahre altund seit einem Jahr Referentin des "Beirats der Aktiven". Wieinterpretieren Sie Ihre Aufgabe?

KASSNER: Diese 25-Stunden-Stelle ist direkt beim DeutschenOlympischen Sportbund angesiedelt, und ich sitze da an einerwichtigen Schnittstelle. Einerseits der Stabsstelle des DOSB-Leistungssport-Direktors Bernhard Schwank zugeordnet, stehe

ich andererseits der Athletenvertretung des deutschen Sportszur Verfügung und bin für die Aktiven tätig. Das ist eine opti-male Konstellation, zumal ich einen Teil meiner Arbeit auchnoch dem Internetportal www.olympia-net.de widmen kann.Das ist eine Informationsplattform für Topathleten, ihre Trainer,Betreuer und deren Verbände, die auch in den Phasen zwi-schen Olympischen Spielen ein wichtiges Informationsinstru-ment darstellt. Einfach gesagt, verstehe ich mich an dieserSchnittstelle als Mittlerin. Die wichtigste Aufgabe bestehtdarin, die Interessen der Athleten beim Dachverband zu vertre-ten und gleichzeitig Informationen von der Zentrale an dieAktiven an der Basis weiterzugeben.

OF: Wie muss man sich das praktisch vorstellen?

KASSNER: Ansprechpartner sind für den Beirat in erster Liniedie Athletenvertreter, und in der Kommunikation mit ihnengeht es um alle Leistungssport relevanten Themen. Gemeinsam

wollen wir dafür sorgen, dass die Sportler die bestmöglichenBedingungen bekommen und sich mit ihren Interessen,Ansichten und Forderungen im organisierten Sport wiederfinden. Meine Liste der Athletenvertreter umfasst derzeit 150Namen aus 60 Verbänden und Organisationen. Als "Werkzeuge"stehen uns ganz verschiedene Kommunikationsmittel zurVerfügung. Jeder Athletenvertreter weiß, dass ich im "Haus desdeutschen Sports" in Frankfurt ein kleines Büro habe, wie ichtelefonisch oder per Mail zu erreichen bin. Wir haben - wieschon gesagt - die Internetplattform, und wir haben außerdemeinen monatlichen Internet-Newsletter für die Athleten. Auf

der anderen Seite sind Christian Breuer als Vorsitzender des"Beirats der Aktiven" und die fünf anderen Mitglieder in sämt-lichen wichtigen Gremien des deutschen Sports vertreten undkönnen dort die Sicht der Sportler einbringen. Unsere wichtigs-te Veranstaltung ist jedes Jahr unsere Vollversammlung. Es hatsich inzwischen bewährt, dass wir dieses Treffen seit dreiJahren im Umfeld des "Festes der Begegnung" durchführen, beidem die Stiftung Deutsche Sporthilfe traditionell die Junior-sportler des Jahres ehrt.

OF: Ihre Vollversammlung muss demnach immer im spätenHerbst stattfinden, wenn sich die Wintersportler intensiv aufdie neue Saison vorbereiten.

KASSNER: Das ist richtig, und es ist natürlich schade, dassdie Vertreter der Wintersportarten aus diesem Grund beiunserer Jahrestagung unterrepräsentiert sind. Einen optima-len Zeitpunkt für die Vollversammlung gibt es allerdings

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"Den Berufsperspektiven vonLeistungssportlern gehört unserganz besonderes Augenmerk"Silke Kassner, Referentin des "Beirates der Aktiven" im Deutschen Olympischen Sportbund

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sowieso nicht, weil Leistungssport das ganze Jahr über keineAtempause kennt. Deshalb gibt es die Überlegung, die Athle-tenvertreter des Wintersports, zu denen zum Beispiel KatiWilhelm, Ronny Ackermann, Michael Greis oder Axel Teich-mann gehören, im kommenden Frühjahr einmal gesonderteinzuladen. Es wäre natürlich sehr wichtig zu hören, wasdiese Sportler gerade im Vorfeld der Olympischen Winterspie-le 2010 in Vancouver zu sagen haben. Das ist bisher aber nureine Idee, denn wir müssen auch sehen, was unser Budgethergibt. Wir sind sehr froh, dass die Anreise zur Vollversamm-lung für die einzelnen Athletenvertreter von ihren Verbänden

finanziert wird. Allein mit diesen Reisekosten wären wirschon überfordert. Auch wenn unser Etat inzwischen etwasaufgestockt wurde, müssen wir praktisch mit jedem Centrechnen.

OF: Welche Themen standen im abgelaufenen Jahr im Mittel-punkt?

KASSNER: Die Details zu den Förderkriterien und Leistungender Stiftung Deutsche Sporthilfe sind ebenso ein Dauerbrennerwie die Fragen zur "dualen Karriere" und zu den Kontrollstan-dards im Anti-Doping-Kampf, denen sich die Sportler unter-werfen müssen. Dieses Thema ist gerade jetzt kurz vor Inkraft-treten des neuen WADA- und NADA-Codes zum 1. Januarbesonders aktuell. Bei der "dualen Karriere" rücken derzeit vorallem die Universitäten und Hochschulen in den Vordergrund.Den Berufsperspektiven von Leistungssportlern während odernach ihrer aktiven Zeit gehört unser ganz besonderes Augen-

merk. Vor den Olympischen Spielen in Peking war der Beiratnatürlich auch stark mit der Menschenrechtsdiskussion kon-frontiert. Gemeinsam mit der Sporthilfe haben wir einenSonder-Newsletter zu den Richtlinien des IOC zur freien Mei-nungsäußerung in Peking heraus gegeben. Für den Sportaus-schuss des Deutschen Bundestages hatten wir ein speziellesStatement vorbereitet, das - wie alle unsere offiziellen Äuße-rungen - den Sportlern natürlich über unsere Informationska-näle bekannt gemacht wird. Insgesamt müssen wir die Athle-tenvertreter noch etwas mehr aufwecken und ermuntern, ihreFragen, Probleme und Meinungen an den Beirat heranzutra-gen. Auf dieses Feedback sind wir in unserer Arbeit dringendangewiesen.

OF: Wie verhält es sich mit den nichtolympischen Disziplinenund Sportarten?

KASSNER: Die Interessen dieser Athleten vertreten wir ebensowie die der behinderten Sportler. Beispielsweise gibt es derzeiteine große Diskussion um die Entsendekosten für die WorldGames im nächsten Jahr in Taiwan. Gerade erst wieder hat unseine Wasserskifahrerin wissen lassen, wie elementar diese Fragefür sie und die anderen Sportler ist, die an den World Gamesteilnehmen wollen und sich dafür qualifiziert haben. Wirmeinen, diese Sportarten sollten dauerhaft gefördert werdenund das für Sport zuständige Bundesinnenministerium solltefür dieses sportliche Highlight dann auch die Entsendekostenübernehmen. Natürlich sollen die Olympischen Spiele weiterhinabsolute Priorität haben. Doch darüber hinaus sollte nichtvergessen werden, dass auch Sportarten mit World-Games-Status und andere Disziplinen wichtig sind, um gerade jungeLeute zum Sport zu bringen.

OF: Spricht da zugleich die Wildwasserkanutin des KSK Kölnaus Ihnen, deren Sparte unter dem Dach des überaus erfolgrei-chen Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) in einer nichtolympi-schen Disziplin ein Mauerblümchendasein führt?

KASSNER: Das stimmt, denn die rund 20 Mitglieder unsererNationalmannschaft sind es gewohnt, fast alles selbst zu finan-zieren. Es wird noch dramatischer, falls uns und der Junioren-Nationalmannschaft nach dieser Saison nicht einmal mehr dieinsgesamt 25.000 Euro zur Verfügung stehen, mit denen unsbisher das BMI wenigstens ein bisschen unterstützt hat. Ich weißalso aus eigener Erfahrung bestens, wo den Athleten geradeauch in den nichtolympischen Verbänden der Schuh drückt. InBezug auf das soziale Potenzial sehe ich persönlich zwischenden einzelnen Sportarten keine riesengroßen Unterschiede. Dawäre eine Gleichbehandlung angemessen, und der kleinstegemeinsame Nenner dafür sollte meines Erachtens lauten:Zumindest die Kosten für den wichtigsten Wettkampf des Jahresmüssten übernommen werden!

Das Interview führte Andreas Müller

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28 OF-KOF-KOMMENTOMMENTAREARE

Rogge in der Wachstumsfalleie Meldung hatte keinen Neuigkeitswert: Jacques Roggewill - wie erwartet - IOC-Präsident bleiben. Niemand zwei-

felt daran, dass der 66-Jährige im kommenden Jahr durch dieVollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees eineMandatsverlängerung bis 2013 erhalten wird. Rogge wertet dieSpiele von Peking als erfolgreichen Schlusspunkt einer sieben-jährigen Präsidentschaft. Die von ihm als Vermächtnis betrachte-ten Olympischen Jugendspiele will er bei ihren Premieren 2010und 2012 noch selbst steuern. Und einen Richtung weisendenOlympischen Kongress in Kopenhagen abzuhalten, um dann vordessen Ergebnissen davon zu laufen, das wäre unverständlichund eigentlich auch unverantwortlich gewesen.

Als Rogge die Führung 2001 vom Spanier Juan Antonio Sama-ranch übernahm, war das Ansehen des IOC auf einem Tiefpunktangelangt. Der Belgier hat es aus diesem Tal herausgeführt, ohnejedoch die Rückgewinnung von Reputation und die der olympi-schen Idee innewohnende moralische Kraft ausreichend zunutzen. So trat seine Weltorganisation in der Auseinanderset-zung um Menschenrechte ausschließlich als ein Sportverband inErscheinung, dessen einziges Anliegen es war, seine Veranstal-tung einigermaßen reibungslos über die Bühne zu bringen. DieseSelbstbeschränkung, die ihren Ausdruck auch in einem unzurei-chenden Management der vorolympischen Krise fand, hat demIOC und seinem Präsidenten geschadet.

Erfolge kann der Herr der Ringe in seinem Bemühen um sauberenSport vorweisen. Da ist der Mediziner Rogge in seinem Element.Konsequenzen, die auch zu der von ihm propagierten Null-Toleranz-Politik gehören müssten, hat er vermieden. Dabei wäredie Aussperrung des vom Doping verseuchten Profi-Straßenrad-sports der Männer, zwei Wettbewerbe unter 302 Konkurrenzenbei den Sommerspielen in Peking, ein unmissverständlichesZeichen gewesen. Ein Zeichen auch dafür, dass diese ausschließ-lich in "Ställen" organisierten Berufssportler schon lange ihrenVerbänden entwachsen sind und damit wie die Profiboxer Geset-zen unterliegen, die ausschließlich vom Profit bestimmt werden.

Die größten Erfolge hat Rogge ganz überraschend auf dem Feldder Kommerzialisierung eingefahren. Angetreten war er als IOC-Präsident mit dem erklärten Willen, die Olympischen Spiele zubegrenzen, den Aufwand und ihren Showcharakter zurückzufüh-ren und sie insgesamt bezahlbarer zu machen. Davon ist nurübrig geblieben, dass durch eine Art von Unfall die Zahl derSportarten in London 2012 um Baseball und Softball auf 26reduziert wurde. Rogges Versuch, die abgewählten Sportartendurch publikumswirksamere zu ersetzen, misslang. Insgesamthaben sich Aufwand und Kosten so sehr erhöht, dass Afrikaweiter entfernt ist denn je, auch einmal olympischer Gastgebersein zu können. Mittlerweile gilt als Faustregel, dass entwickelteStädte unter drei Millionen Einwohnern ungeeignet sind.

Der IOC-Präsident, ein Mann bescheidener Lebensführung, hatan der Schraube kräftig mitgedreht. Längst hat er den Lehrsatz

von Samaranch übernommen, wonach der Erhalt der AttraktionOlympischer Spiele das Wichtigste sei. Rogge gelang es, ihrenMarktwert über die Maßen zu steigern. Unter seiner Führungerzielte das IOC traumhafte Zuwachsraten. Ausdruck diesesGewinnstrebens war die Tatsache, dass der Belgier sich selbst andie Spitze der Kommission für TV-Rechte setzte.

Doch nun sitzt der IOC-Präsident in einer Wachstumsfalle. Dieolympische Familie streitet heftig um ihre Anteile. Die Weltwirt-schaftskrise begrenzt den Zuwachs. Eine höhere Rendite ist fürdie Anteilseigner nach 2012 wohl nur dann zu erreichen, wennChicago die Spiele 2016 zugesprochen bekommt. Dies ließe sichmit höherer Wahrscheinlichkeit realisieren, wenn Rogge dieVertragsverhandlungen mit dem amerikanischen Fernsehen alsgrößtem olympischen Sponsor auf die Zeit nach Kopenhagenverschieben würde. Doch damit würde er eine bewährte, unbe-stechliche olympische Regel außer Kraft setzen: Erst der Preis,dann die Ware.

Günter Deister

Gedämpfter Optimismus bei der Sporthilfe

ie Stiftung Deutsche Sporthilfe hat nach der BerufungWerner E. Klattens zum Vorstandsvorsitzenden ruhigeres

Fahrwasser erreicht. Das war auch notwendig nach den Sturm-schäden, die der Rücktritt seiner Vorgängerin verursachte. DieBerufung von Ann Kathrin Linsenhoff erwies sich im Nachhineinals ein großes Missverständnis. Die Erwartungen des Aufsichtsra-ts der Stiftung an die Reiterin richteten sich auf eine Kombinati-on von überzeugender Außendarstellung, gutem Zugang zu denAthleten sowie der Kärrnerarbeit des Generierens von Fördermit-teln und des sportpolitischen Schachspiels. Die Dressur-Olympia-siegerin wiederum hatte wohl vor allem die Repräsentanz in derÖffentlichkeit und den Umgang mit den Sportlern im Blick. Sieglaubte anscheinend, die Finessen des Fördergeschäfts und derSportpolitik ohne die Hilfe von kompetenten Fahrensleuten wiedem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Wilhelm Gäb und seinemStellvertreter Professor Jürgen Hubbert meistern zu können. Barjeder Erfahrung auf diesen Feldern, musste ihr Solo scheitern.

Wie schon beim Rücktritt von Hans-Ludwig Grüschow, der vordreieinhalb Jahren über eine Ungeschicklichkeit gestolpert war,liegt in dem Wechsel an der Spitze auch eine Chance. Damalshatte Gäb als Nothelfer die Sporthilfe modernisiert und mit derImagekampagne "Leistung. Fairplay. Miteinander" zur ethisch-moralischen Vorausabteilung des deutschen Sports gemacht. EinVerdienst, von dem bei der einseitigen Parteinahme der meisten

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Medien pro Linsenhoff nicht mehr die Rede war. Mit Werner E.Klatten scheint es eine Rückkehr zur professionellen Sacharbeitzu geben. Darauf deuten die ersten Rückmeldungen aus demKreis der hauptamtlichen Mitarbeiter hin. Der erfahrene Medien-unternehmer, der einst bei SAT.1 die Bundesliga-Show "ran" mitinitiiert hatte, bekam als Geschäftsführer "Märkte" beim "Spie-gel-Verlag" den schillernden Beinamen "Erlöser". Auch wenndamit das Erlösen von Finanzmitteln gemeint war, verbinden sichmit dem 63-Jährigen zugleich ein wenig messianische Hoffnun-gen, die Sporthilfe aus der Skandalecke wieder in das günstigeRampenlicht einer sozial ausgerichteten Fördergesellschaft derAthleten zu führen.

Die ökonomischen Voraussetzungen der Sporthilfe sind besserals in der Zeit der Querelen oft dargestellt. Nach jahrelangerVorarbeit hat die Stiftung vor kurzem mit der Deutschen Bank,der Deutschen Fußball-Liga, mit Mercedes-Benz und der Deut-schen Telekom vier hochrangige Wirtschaftspartner langfristigan sich gebunden. Ein in der Geschichte der Stiftung beispiello-ser Erfolg. Der Bund hat für 2009 zum zweiten Mal eine MillionEuro, sechs Prozent des Sporthilfe-Etats, eingebracht. Die selbstgenerierten Mittel der Sporthilfe wurden in den beiden vergan-genen Jahren um knapp drei Millionen Euro gesteigert. Das warauch notwendig. Denn die Erträge aus der Lotterie Glückspiraleund der "Sportbriefmarke" sind drastisch gesunken. Und noch istnicht abzusehen, wie sich die Finanzkrise auf die Sporthilfeauswirken wird, von der den Spitzensport belastenden Doping-problematik gar nicht zu reden.

Gefragt ist nun unter der Regie eines in der Wirtschaft gut ver-netzten, aber sportpolitisch unerfahrenen Managers effektiveTeamarbeit. Nach dem Zerwürfnis der vergangenen Monate mussKlatten sich zudem als ein Mann bewähren, der die widerstreiten-den Parteien in der Sporthilfe wieder zusammenführt. GespannteErwartungen richten sich nicht zuletzt auf Franziska van Almsick.Der glamouröse Schwimmstar von ehedem kann als stellvertre-tende Vorsitzende für "Sport" gut den Kontakt zu den rund 4.000geförderten Athleten pflegen und dem ersten Mann die Gesetz-mäßigkeiten des Spitzensports nahe bringen. Angesichts derjüngsten Erfahrungen dürfte aber ein gedämpfter Optimismus miteinem Schuss Skepsis nicht schaden.

Steffen Haffner

Zwischen Bewegungsverweigerung undFitnesswahn

ur Befindlichkeit der Wohlstandsgesellschaft gibt es vieleErklärungsmuster. Ganz sicher gehören auch die beiden

Extreme Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn dazu. Siebilden gewissermaßen die Fieberkurve zum Thema Volksgesund-heit. Denn schließlich wechseln sich Schreckensmeldungen undSkandalnachrichten zu Körperbildungsdefiziten und modernenKrankheitsbildern in schöner Regelmäßigkeit ab mit den Erfolgs-

geschichten rund um den sportlichen Alltagsextremismus. Sowissen wir beispielsweise aus dem jüngsten "Deutschen Kinder-und Jugendsportbericht", dass das Sportangebot in Kindergärtenund Grundschulen arg zu wünschen übrig lässt und im europäi-schen Gesamtvergleich schlecht wegkommt. Dies korrespondiertgeradezu nahtlos mit Berichten von der wachsenden Zahl derKinder, die nicht schwimmen können und es auch immer wenigerlernen. Übergewicht mit teilweise dramatischen Krankheitsfolgenin frühen wie in späten Jahren ergänzt den Katalog der Problemeund Unzulänglichkeiten, vervollständigt ihn aber noch lange nicht.

Dem ganzen gebündelten Bewegungsmangel-Desaster steht derpermanente Aufbruch in die von Glitzer und Glimmer ausge-leuchteten Fitness- und Freizeitwelten gegenüber. In solchenParadiesen treibt die körperliche Rundumerneuerung einschließ-lich Seelenmassage immer neue Blüten ohne Altersbegrenzung,begleitet natürlich von den ebenso unvermeidlichen wie schril-len Werbebotschaften. Die Glücksrausch- und Wohlfühl-Verhei-ßungen kommen jedenfalls mit solcher Wucht, als sollten diefrühkindlichen Mangelsituationen mit einem Schlag kompensiertund die pubertären Erziehungslücken im großen Stil geschlossenwerden. Doch die Erkenntnisse der Wissenschaft belehren unsimmer wieder eines Besseren. Mit dem werbeträchtigen Fitness-und Wellness-Getöse auf dem Freizeitmarkt ist dem Gesell-schaftsproblem Bewegungsmangel und Körperbildungs-Defizitnicht beizukommen.

Erfolgversprechender erscheint da allemal das seriöse, sozialver-trägliche und fachlich fundierte Dauerangebot in der bestensstrukturierten Landschaft des organisierten Sports. Sicher kannder Sportverein die Schule nicht ersetzen. Aber er kann entspre-chende Bildungslücken kleiner werden oder erst gar nicht auf-treten lassen und dann vor allem die Weichen für lebenslangeBewegungsbegeisterung stellen.

Und die schöne neue Fitness-Welt mit ihren angeblich zukunfts-orientierten Interpretationen vom Sport? Auch die ist im Vereinlängst im Angebot. Und zwar auf kompetente, qualitätsbewuss-te, unaufdringliche Art: mit den Anregungen und Trainings-Tippsfür alle Jahreszeiten, jede Wetterlage, für Halle und freie Natur,kurz für drinnen und draußen. Das spricht in seiner Vielfalt undSolidität für sich. Schrille Begleitmusik würde jedenfalls nurstören und vom Wesentlichen ablenken. Denn das liegt bekannt-lich zwischen Bewegungsverweigerung und Fitnesswahn undheißt schlicht und einfach Spaß am Sport.

Harald Pieper

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tart - Sport überspringt kulturelle Hürden". So heißtdas Modellprojekt, das Gül Keskinler im Auftrag vonLand und Landessportbund (LSB) Hessen seit sechs

Jahren betreut. Der Titel könnte über ihrem Leben stehen.Denn die heute 48Jährige, die vor zwei Jahren Integrations-beauftragte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde, hatam eigenen Leib erfahren, wie sehr der Sport helfen kann,sich in einer neuen, fremden Welt zurechtzufinden. Die kleineGül (zu Deutsch: Rose) war sieben Jahre alt, als sie 1970 mitihren Eltern aus Istanbul ins rechtsrheinische Bensberg (heute

ein Ortsteil von Bergisch Gladbach) gegenüber von Köln kam."Ich konnte kein Wort Deutsch sprechen und wurde promptin der Schule als Türkin gehänselt."

Das änderte sich rasch, als eine Nachbarin sie mit in denTurnverein Bensberg 1901 nahm. Mit Begeisterung turnte siedort, spielte Volleyball und fühlt sich hier bis auf den heuti-gen Tag heimisch. Ihrem jüngeren Bruder Shahin half derFußball dabei, sich rasch einzugewöhnen. "Bald konnte ichmeinen Eltern bei der Sprachvermittlung helfen." Vater undMutter, moderne, europäisch denkende Istanbuler, brauchtenwegen ihrer Sprachdefizite lange, bis sie als einzige Türken indem wohlhabenden deutschen Umfeld akzeptiert wurden."Trotz seiner bürgerlichen Herkunft war mein Vater, der inder Türkei Angestellter bei der Nato war, vom Denken her eintypischer Gastarbeiter. Er wollte zusammen mit meiner

Mutter rasch einen bestimmten Betrag sparen für die Rück-kehr."

Der Plan, nur für ein paar Jahre in Deutschland zu bleiben, "saßuns Kindern im Genick. Diese in der ersten Gastarbeiter-Genera-tion weit verbreitete Absicht hat die Entwicklung der Kinder, sichhier zu etablieren, sich mehr für die deutsche Sprache zu inte-ressieren, sehr gestört. Es waren für viele Kinder, beim Versuchsich hier einzuleben, verlorene Jahre." Sie selbst kam bald gutklar mit dem Wechsel zwischen dem freieren deutschen und

dem muslimisch werteorientierten Leben ihrer Familie. "So liberalmeine Eltern waren, hatten sie doch Angst, die Kinder könntendurch die deutsche Lebensweise überfremdet werden." Für dieHeranwachsende gab es feste Regeln: "Ausgehen, einen Freundhaben. Das gab's nicht. Das freie jugendliche soziale Leben fandnicht statt." Es tröstete sie ein wenig, dass es den katholischerzogenen Töchtern in der Nachbarschaft ähnlich erging. DenEltern war es dann sehr recht, dass sie ihren Mann, einenMaschinenbau-Ingenieur, im türkischen Umfeld fand. Längstwurzelt sie im Rheinland, spricht Kölsch und ist mit ihrem MannMitglied im Bensberger Karnevalsverein.

Ihr heute 23-jähriger Sohn Kerem und ihre zwölfjährigeTochter Dilara wuchsen wie viele Kinder der dritten Zuwan-derer-Generation freier auf. "Sie müssen sich weniger antraditionelle Regeln halten. Dafür diskutieren sie ständig mit

Gül Keskinler:Integration pur oder Mitdem Sport Brücken zwischenden Kulturen bauenVon Steffen Haffner

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uns." In der Familie wird durcheinander mal Deutsch, malTürkisch gesprochen. "Die Kinder finden sich in beiden Kultur-kreisen zurecht. Sie sind zu beiden Kulturen loyal. Das istwichtig für eine gute Persönlichkeitsentwicklung." Der Sohngeht demnächst für ein halbes Jahr nach England, und dieTochter ist jetzt schon entschlossen, das zwölfte Schuljahr inden USA zu verbringen. "Meine Kinder leben meine Träume."

Auf Wunsch ihres Vaters ließ sich Gül Keskinler nach demAbitur zur Industriekauffrau ausbilden. Sie ging anschließendihren eigenen Weg undstudierte abends neben ihrerberuflichen TätigkeitBetriebswirtschaft. Mit demBWL-Diplom in der Taschesuchte sie nach Möglichkei-ten, mit welchen Mittelnman die Integration vonZuwanderern außerhalb derberuflichen Ebene, wo dieQualifizierung mit entschei-dend für die Eingewöhnungist, verstärken kann. "Ich warund bin überzeugt: In derFreizeit schafft man das ambesten über das MediumSport." Entscheidend fürdiese Ansicht waren ihreguten Erfahrungen im Turn-verein, der ihr schon als Kindzu einem zweiten Zuhausegeworden war. "MeinenSohn, der im Verein Fußballspielte, habe ich über Jahrebegleitet, ihn und die andernJungs zu Auswärtsspielengefahren. Ich habe Trikotsgewaschen, für Feste Kuchengebacken und habe geholfen,das Vereinsheim zu putzen."

Nach eingehender Beratungdurch den Kölner SoziologenProfessor Volker Rittner undden Bamberger Migrations-forscher Professor FriedrichHeckmann entwickelte sieProjekte für die Integrationdurch Sport. Sie gründete dieAgentur "EKIP - Interkultu-relles Kompetenzteam", dieheute fünfzehn hauptamtli-che Mitarbeiter hat. In kon-zeptionellen Schreiben an die

für den Sport zuständigen Minister der sechzehn Bundeslän-der bot sie ihre Dienste an. Der hessische InnenministerVolker Bouffier erteilte ihr im Jahr 2002 den Auftrag, vorallem muslimische Frauen und Mädchen aus ihrer Isolation indie Sportvereine zu holen. Damit begann das Projekt "start",das räumlich beim Landessportbund Hessen angesiedelt istund für das zwei hauptamtliche Kräfte tätig sind.

"Angefangen haben wir im Frankfurter Gallus-Viertel. Wirhaben ein halbes Jahr lang Klinken geputzt und erst einmal

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die Migranten, die Türken, die Marokkaner, die Griechen, dieItaliener gefragt: ‚Was verstehen Sie unter Sport?'" Herauskam: Sport ist für sie Fußball, Basketball, Boxen, Ringen. MitBreitensport und Vereinssport hatten sie nichts im Sinn underst recht nichts mit Sport für Frauen. "Das Freizeitverhaltenvon Südländern ist ganz anders als das von Mitteleuropäern.Man trifft sich, isst und trinkt viel, man unterhält sich überGott und die Welt. Man packt nicht wie bei den Deutschenüblich die Kinder und geht zum Schwimmen." Daraus folgertedie Einsicht: "Wir kommen mit den Ideen, Programmen undMaterialien des LSB nicht in die Wohnzimmer der Migrantenund in die Köpfe der Familien." Gül Keskinler hatte dann diezündende Idee: "Wir müssen die Migranten mit dem Thema‚Gesundheit' aufrütteln, bei ihren Problemen mit den Gelen-ken, dem Rücken, dem hohen Blutdruck oder der Diabeteseinhaken." Sie hat sehr schnell ein Netzwerk von Ärzten,Ernährungsberatern, Sportsoziologen aufgebaut, die aus demjeweiligen Kulturkreis stammten und die Teilnehmer an denGesundheitsseminaren in ihrer vertrauten Sprache zu derBotschaft führten: "Ihr müsst euch bewegen!"

Bei den Türken war die Resonanz besonders gut. "Denn wirhaben die Seminare am Sonntagnachmittag in den Räum-lichkeiten der Moscheen und Kulturvereine gemacht, dort wosich die Familie ohnehin trifft." Es sei nicht das Ziel gewesen,die Großmutter für den Sportverein zu gewinnen. "Aber wenndie Oma das Sportangebot für Seniorinnen in einemMoscheeverein annimmt und sich jeden Mittwoch oderFreitag sportlich betätigt, dann wirkt sie als Vorbild und trägtdas Thema in die Familie." Allmählich stellte sich der Erfolgein. Inzwischen sind in Frankfurt am Main, Darmstadt undRüsselsheim mehr als sechzig Übungsleiterinnen aus denverschiedensten Ländern ausgebildet worden. Außer derVermittlung sporttechnischer Inhalte wurden die Frauen vorallem sprachlich so fit gemacht, dass sie sich auch in dendeutschen Sportvereinen ihres Stadtteils behaupten können.Denn dort haben sie immer noch Widerstände zu überwin-den, auch wenn viele Vereine dabei seien, die alte Sichtweisezu überwinden: Wer zu uns kommt, muss so sein oder sowerden wie wir.

Eine große Rolle in der Integrationsarbeit spielt für Gül Kes-kinler der Fußball. Der ist ihr nicht nur durch ihren Sohnvertraut. "Die Profis des 1. FC Köln mit Wolfgang Overath, mit"Toni" Schumacher und Pierre Littbarski haben früher amWaldrand in Bensberg trainiert. Da waren wir Kinder natürlichdabei." Mit ihrer Agentur betreute sie zuletzt das Modellpro-jekt "Fußball ist das Tor zum Lernen", das vom DFB, der Bun-desagentur für Arbeit, dem Land Hessen und dem HessischenFußballverband getragen wird. Damit wurden im FrankfurterRaum junge, in der Mehrzahl männliche Langzeit-Arbeitslosemit Eltern von Einwanderern durch Berufsbildungsmaßnah-men wieder an eine geregelte Tätigkeit herangeführt. DieMöglichkeit, die C-Lizenz "Fußballtrainer Breitensport" zu

erwerben oder sich als Schiedsrichter ausbilden zu lassen,trug wesentlich zu ihrer Motivation bei. Von 32 Teilnehmernblieben 27 bei der Stange und erhielten Praktikumsplätze inverschiedensten Unternehmen. Ein Erfolg, der es ermöglicht,in Kürze das Projekt neu aufzulegen.

Schlagzeilen machte Gül Keskinler, als der Deutsche Fußball-Bund sie vor zwei Jahren zu seiner ehrenamtlichen Integrati-onsbeauftragten berief. Schon vorher war sie gefragt inTalkshows von Sabine Christiansen bis Maischberger, nahmkürzlich wieder am dritten Integrationsgipfel unter der Lei-tung von Angela Merkel teil und wurde zur Beratung desNationalen Integrationsplans hinzugezogen.

Als kooptiertes Mitglied des DFB-Vorstands eröffnen sich GülKeskinler gute Möglichkeiten, ihre Vorhaben im Fußballdurchzusetzen. Nicht zuletzt, da DFB-Präsident Theo Zwanzi-ger das Thema Integration, das mittlerweile auch im Schul-und Mädchen-Fußball Eingang findet, zur Chefsache gemachthat. Inzwischen haben die meisten der 21 Landesverbändedes DFB ebenfalls "Brückenbauer zwischen den Kulturen"berufen. Gül Keskinler zieht durch die Lande und spricht inpermanenter Überzeugungsarbeit über das gesellschaftlichePhänomen der Integration durch Fußball, die als nächstes dieBasis der Vereine erreichen soll. "Im türkisch-sprachigenFernsehen wollen wir in Talkshows auf die Bildungsangebotevon Vereinen und Verbänden hinweisen und so in die Wohn-zimmer kommen." Ein Großteil der 1.000 Minispielfelder sindmittlerweile hauptsächlich in Stadtteilen mit hohem Anteil anMigranten gebaut worden, deren Kinder über den Fußball indie Gemeinschaft wachsen sollen. Mit solchen Aktionenkönnten, so hofft sie, die latente Diskriminierung abgebautund die Gewalt, in der junge Migranten nicht selten ihregesellschaftliche Frustration im Fußball ausleben, verringertwerden.

Dazu können Ereignisse wie das EM-Spiel zwischen Deutsch-land und der Türkei beitragen, das in entspannter Atmosphäreüber die Bühne ging. "Besonders positive Wirkungen hattendie Botschaften von Bundestrainer Joachim Löw, wie gast-freundlich, wie fußballbegeistert die Türken sind. Die tür-kisch-sprachigen Medien haben ausführlich darüber berichtet.Das hat den Türken sehr gut getan", berichtet Frau Keskinler.Viel verspricht sie sich von der nachrückenden Einwanderer-Generation. Mustafa Dogan hatte vor neun Jahren als erstertürkischstämmiger Spieler zwei kurze Einsätze in der deut-schen Nationalmannschaft. Der Bremer und frühere SchalkerMesut Özil wurde U19- und U21-Auswahlspieler, und derStuttgarter Serdar Tasci hat es inzwischen auf vier Länder-spiele gebracht. Andere Spieler werden folgen. Und GülKeskinler weiß: "Die Jungs identifizieren sich mit der deut-schen Nationalmannschaft und sind stolz darauf, dort zuspielen. Wir brauchen solche Vorbilder." Als Zugpferde derIntegration.

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teffi Tiepken aus Lastrup bei Cloppenburg ist über-glücklich. Sie hat die 200 Meter Schwimmengeschafft und ist unter der geforderten Zeit für ihre

Altersklasse geblieben. "Ich hatte vorher so viel Mühe mitdem Schwimmen, dennich habe es erst imfortgeschrittenen Altergelernt", sagte SteffiTiepken. Mit der Unter-stützung ihrer Familieund regelmäßigemTraining hat sie esgeschafft, sich optimalfür den Sportabzeichen-tag ihres Heimatvereinsvorzubereiten. NebenSchwimmen muss SteffiTiepken noch vier weite-re Prüfungen aus deninsgesamt fünf Gruppender sportspezifischenFertigkeiten Schwimm-fähigkeit, Sprungkraft,Schnelligkeit, Schnell-kraft und Ausdauerbestehen, dann darf siedas begehrte DeutscheSportabzeichen alsNachweis ihrer Fitnessentgegen nehmen.Vorwiegend sind esleichtathletische Diszip-linen, wie Sprinten,Weitsprung und Kugelstoßen, die von den Sportlern abver-langt werden. Mittlerweile haben Rudern, Kanu und Radfah-ren, aber auch jüngere Sportarten wie Inlineskaten Einzuggehalten.

Je nach Altersklasse müssen entsprechende Weiten undZeiten erreicht werden - ohne regelmäßiges Training und

Bewegung kaum zu schaffen. Ehemann Roland Tiepken undihre beiden Kinder stellen sich ebenfalls den fünf Prüfungenan diesem Tag - für alle ein einzigartiges Familienerlebnis. "Wir haben einfach Spaß an der Sache und es fördert den

Familiensinn und dieGesundheit", beschreibtSteffi Tiepken dasgemeinsame Sporterleb-nis. Für die zwei Kinderist das Sportabzeichen"Jugend" das Objekt derBegierde. SpezielleÜbungen und Normensind für Kinder undJugendliche zwischendem achten und 17.Lebensjahr vorgesehen.Vater und EhemannRoland Tiepken ist inSachen DeutschesSportabzeichen bereitsein alter Hase - schonüber 25 Sportabzeichennennt der ehemaligeVolleyballer sein eigen.

Das Deutsche Sportab-zeichen ist in Deutsch-land die älteste Sport-auszeichnung und dieeinzige außerhalb desWettkampfsports unddas einzige im Sport

staatlich anerkannte Abzeichen mit Ordenscharakter. 1913wurde das Abzeichen unter anderem durch Carl Diem inDeutschland eingeführt - eigentlich ein Export aus Schweden,den deutsche Sportfunktionäre ein Jahr zuvor bei den Olym-pischen Spielen in Stockholm kennen gelernt haben. Damalswie heute mussten fünf Bedingungen absolviert werden. DieNormen waren noch für jede Altersklasse gleich, erst nach

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Populärer Fitnessorden:Das Deutsche Sportabzeichen im Wandel der ZeitVon Björn Köhler

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dem zweiten Weltkrieg wurden die Bedingungen an Alters-klassen angepasst.

Nach der Vorstellung Verantwortlichen des deutschen Sportsund der damaligen Zeit war das Sportabzeichen vorerst nurfür Männer zugänglich. Frauen konnten erst ab 1921 dieAuszeichnung für vielfältige Leistung auf dem Gebiet derLeibesübung - wie das Abzeichen bis 1934 hieß - ablegen.Seither unterlag die Ehrennadel einer stetigen Veränderungund Modernisierung. Mit dem Ordenserlass von 1958 durchBundespräsident Theodor Heuss ist das Deutsche Sportabzei-chen ein geschütztes Ehrenzeichen. Durch Änderungen undSchaffung von Zusatzangeboten ging der traditionsreicheSportorden mit der Zeit.

Die Normen wurden erstmals 1976 unter sportmedizinischenGesichtspunkten überarbeitet und die Altersklassen ange-passt. 1984 feierte der Deutsche Sportbund das 10millionsteSportabzeichen,nicht ohne neueAnreize zu schaf-fen, die Teilneh-merzahlen weiterzu steigern. Abdem Jahr 2000wurde die Sport-art Inlineskatenals Ausdauerdis-ziplin der Gruppe5 aufgenommen.Vor allem Kindernund Jugendlichensollte die Trend-sportart alsattraktive Alterna-tive angebotenwerden. So auchWalking/NordicWalking, was aufGrund der Popu-larität undgelenkschonendenAusübung vorallem Erwachseneund ältere Men-schen zum Sport-abzeichen bringensoll. Mit der Aufnahme der Normen für körperbehinderteSportler und ab 2001 für Menschen mit geistiger Behinde-rung blieb das Sportabzeichen das Aushängeschild des Brei-tensports.

Auch die beiden Kinder von Steffi Tiepken sind absoluteSportabzeichenfans. Schließlich waren sie es, die ihre Mutter

zur Teilnahme überredet haben. Für den Jüngsten der beidenGeschwister steht ebenfalls das Schwimmen noch an. Aller-dings muss der 10-jährige nicht die 200 Meter in Angriffnehmen, sondern das Ziel in seiner Altersklasse zum Bestehender Schwimmprüfung lautet: 50 Meter schwimmen, egal inwelcher Zeit. Seine sechs Jahre ältere Schwester muss bereitsdie 200 Meter schwimmen - 7:30 Minuten hat sie dafür Zeit,um die Prüfung zu bestehen.

Der Kinder- und Jugendsport ist ein zentrales Element desDeutschen Sportabzeichens. Seit 1969 existiert das Schüler-sportabzeichen unter anderem als wichtiger Bestandteil desSchulsports und wird seit jeher vor allem im Rahmen vonJugendspielen verliehen. Seit 2007 sind das Schüler- undJugendsportabzeichen zum Sportabzeichen "Jugend" zusam-mengeführt worden, und der Absolvent erwirbt mit demersten Bestehen das Abzeichen in Bronze, beim zweiten Malin Silber und das dritte Mal in Gold und kann bis zum 17.

Lebensjahr min-destens Gold 10erhalten. Ab 18Jahren müssendie Athleten dreierfolgreicheSportabzeichen-Prüfungen vor-weisen, um sichdie Nadel in Silberan das Sporthemdstecken zu kön-nen, und nachdem fünftenerfolgreichenBestehen gibt esGold.

Das Ziel desFitnessordensliegt auf derHand. Nur durchregelmäßiges undlangfristigesTraining kann derBreitensportlerauf lange Sichtdie Hürden desSportabzeichens

überwinden und sein persönliches Gold erreichen. Hinsicht-lich der anhaltenden Diskussion über zunehmenden Bewe-gungsmangel der Bevölkerung mit dem globalen Phäno-men Übergewicht ist das Sportabzeichen das Präventions-und Fitnessprogramm schlechthin. Ein Potenzial, was auchdie Kostenträger des deutschen Gesundheitswesens erkannthaben. Seit nunmehr 30 Jahren tritt beispielsweise die

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r springt Schere. Klar doch. Fünf, sechs SchritteAnlauf. Zack. Rüber. Die Latte liegt auf 75 Zentimeter.Karl Wienke strahlt. Geschafft, die letzte Übung für

sein diesjähriges Sportabzeichen, "das Sechsundvierzigste",sagt er. Und: "Die 50 würde ich schon gerne noch vollma-chen…"

46 Mal das Sportabzeichen - das allein wäre nicht sonderlichbemerkenswert. Nur: der agile Herr da im dunkelblauenTrainingsanzug ist 91 Jahre alt und damit eigentlich raus aus

jenem Alter, in dem man gemeinhin noch nach sportlichemLorbeer strebt.

Doch Sport gehört für den promovierten Juristen dazu, solange er denken kann. "In der Jugend habe ich eigentlich allesausprobiert. Leichtathletik, Rudern, Tennis." Er macht Abitur amDortmunder Stadtgymnasium. Geht 1937 zur Wehrmacht. HatSpaß am Modernen Fünfkampf. Dann Krieg, russische Gefan-genschaft. Im Dezember 49 wieder zuhause, Jura-Studium,Rechtsanwalt in Dortmund, Vorstand schließlich bei der Glück-auf-Brauerei in Gelsenkirchen. Und ein Leben lang die Verbin-dung zum Sport. "Ich habe meine drei Söhne immer angehal-ten, Sport zu treiben. Hab' das Sportabzeichen gemacht, umihnen Vorbild zu sein. Mens sana, na ja, sie wissen schon", sagter - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.

Das Vorbild des Vaters muss den Söhnen imponiert haben. Alledrei folgen seinem Ratschlag fürs Leben: Macht Abitur, geht

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Mit 91: Einer der E

BARMER als Partner und Förderer des Deutschen Sportab-zeichens auf und bietet ihren Kunden über ein Bonuspunk-teprogramm Vorteile an. Sie ist allerdings nicht die einzigeKrankenkasse geblieben, die es das Sportabzeichen in dasBonusprogramm aufgenommen hat.

Laut einer Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes(DOSB) besitzt das Deutsche Sportabzeichen einen Bekannt-heitsgrad von 72% in der Bevölkerung. "Das Deutsche Sport-abzeichen ist ein Markenzeichen, von dem manche Unterneh-men nur träumen können", sagt DOSB-Vizepräsident WalterSchneeloch. Fast eine Million Menschen legen es Jahr für Jahrab. Im Jahre 2006 wurde die Rekordzahl von 1999 deutlichüberboten, und es wurden 947.535 Sportabzeichen registriert.Das Potenzial ist allerdings längst noch nicht ausgereizt, selbstder DOSB-Geschäftsbericht vermerkt 2007: "Potenziale zurWeiterentwicklung und Zukunftsreserven sind erkennbar".

Das Ziel heißt nun eine Million Sportabzeichen. Das Sportab-zeichen ist eine Marke auf stabilem Kurs. Neue Vermark-tungsstrategien und die Unterstützung von starken Förderernsind die Herausforderungen für das Sportabzeichen der"Altersklasse" Zukunft. Neben der BARMER wurde 2007 dasUnternehmen Ferrero mit der Marke "Kinder als Partner"gewonnen, und seit 2008 unterstützt der Deutsche Sparkas-

sen- und Giroverband als Olympiapartner auch den Breiten-sportbereich und das Sportabzeichen.

Mit den drei großen Partnern sind neue Entwicklungsspiel-räume entstanden. Über Sportabzeichenwettbewerbe undVerlosung von Geld- und Sachpreisen sollen mehr Anreizegesetzt werden. Ein Höhepunkt ist die seit 2004 etabliertejährliche Sportabzeichen-Tour durch Deutschland. 2008nahmen über 10.000 Sportabzeichen-begeisterte an zehnStationen der Tour teil. Ziel ist es, mehr auf den Fitnessor-den aufmerksam zu machen. Die Tour lockt dafür mit einemattraktiven Rahmenprogramm und wirbt mit der Hilfe vonprominenten Spitzensportlern für den Sportorden. FrankWittchen als Sportabzeichenbeauftragter des DOSB äußertsich positiv: "Wir haben es geschafft, das hohe Niveau derTeilnehmerzahlen an der Tour zu halten und sogar noch zuerhöhen. Die Zahlen sind stabil, und wir freuen uns, dassder deutsche Fitnessorden weiterhin so angenommen wird."

Wichtige Zugpferde bleiben prominente Sportler und Politi-ker, "schließlich haben sie eine enorme Vorbildfunktion fürjunge Sportler", so Wittchen weiter. Vor allem dann, wenn sieselber das Sportabzeichen ablegen, wie der Speerwerfer BorisHenry oder der ehemalige Bundespräsident Richard vonWeizsäcker. "Es wäre gut, wenn wir in Zukunft noch mehr

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zur Bundeswehr und studiert Jura. Und sie machen Sport,"zwei laufen heute noch Marathon, alle machen regelmäßigdas Sportabzeichen", sagt Karl Wienke nicht ohne Stolz.

Mit seinen 91 Jahren ist der Dortmunder, so der DeutscheOlympische Sportbund (DOSB), einer der ehrgeizigen Seniorenunter den Absolventen jener fünf Übungen, die zum Erwerbdes Sportabzeichens absolviert werden müssen, Übungenallerdings, die nach Altersgruppen gestaffelt sind. Und dieseAltersgruppen hören - sehr zum Kummer von Karl Wienke -bei 80 Jahren auf. Mehr geht nicht, heißt es beim DOSB. Alsdas Sportabzeichen 1913 in Deutschland eingeführt wurde,da mag kaum einer an jene agilen Senioren gedacht haben,die heute die Fitness-Studios erobern oder in Scharen durchdie Wälder joggen. "Wir müssen der demographischen Ent-wicklung Rechnung tragen und die Übungen der verändertenLeistungsfähigkeit unserer Senioren anpassen", so AlexandraPensky, beim DOSB für die Sportabzeichen zuständig.

So legt Dr. Wienke denn Jahr für Jahr weiter jene Übungenab, die für 80-Jährige vorgesehen sind. Locker zumeist. ImSchwimmen über 200 m blieb er zuletzt um satte drei Minu-ten unter der Normzeit, Kugelstoßen, 50 m - alles kein Pro-blem. "Ich halte mich eben in Form", sagt er, "zweimal in derWoche joggen oder Walking, so fünf bis zehn Kilometer. Manbleibt nicht nur körperlich fit, auch im Kopf." Er lacht. Lockerwiegt er die Drei-Kilo-Kugel in der Hand. 6,50 m muss er siestoßen. Schafft er. Mit Links.

Mens sana - "Beim Joggen hab' ich die besten Ideen", sagter. Und die sind durchaus nicht von gestern. Per Internetkorrespondiert er mit seinem Enkel in Kanada, im aktuellenpolitischen Geschehen ist er durchaus präsent, ein neuesAuto will er sich kaufen, die Entscheidung für einen Japanerist schon gefallen, nun denn, nichts ist unmöglich, offen-sichtlich.

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Ältesten unter den Ordensträgern Von Ulrich Werner

bekannte Sportler und Prominente gewinnen könnten, dannist die Identifikation für die Teilnehmer noch viel höher", gibtWittchen einen Ausblick in die Zukunft.

Das Deutsche Sportabzeichen boomt in erster Linie in denzahlreichen Sportvereinen in den Städten und Regionen.Unter beachtlichem ehrenamtlichen Engagement werdenSportabzeichenevents organisiert und oft mehrmals im Jahrdurchgeführt. Dazu kommen Angebote für regelmäßigesTraining und Vorbereitung. Sportlich gesehen bietet derFitnessorden Potenzial für weitere Anwendungsgebiete. VieleVereine nutzen die fünf Prüfungen zur gezielten Vorbereitungihrer Vereinsmannschaften auf die Ligaspiele und Einzelsport-ler für die Wettkampfsaison. Vor allem im Kinder- undJugendbereich kann das Sportabzeichen ein Gradmesser fürdie sportliche Leistungsfähigkeit sein. Die C-Jugend derHandballmannschaft des TH Eilbeck hat das Sportabzeichenzum Pflichtprogramm erkoren. Die Trainer überprüfen ihreSchützlinge handballspezifisch in den Disziplinen 50 MeterSprint, Weit- oder Hochsprung, 200g Wurfball, 1.000 MeterAusdauerlauf. Selbst auf das obligatorische Schwimmenverzichten die Handballspieler nicht.

Traditionell ist das Sportabzeichen bei den Soldaten festerBestandteil der Ausbildung. Rund 43.400 Fitnessorden wur-

den 2007 in deutschen Kasernen verliehen. Zudem ist dasDeutsche Sportabzeichen ein Exportschlager: Jährlich neh-men ausländische Soldaten an Sportabzeichenprüfungenteil, sei es in Italien oder Holland. Auch über Europa hinausist die deutsche Auszeichnung bekannt - nicht nur bei denMilitärs. Selbst in Argentinien und Uganda ist das Abzeichenein Dauerbrenner. Im Jahr 2007 wurden fast 9.000 Mal diefünf Prüfungen außerhalb Deutschlands abgelegt undbestanden.

Nachteilhaft können sich allerdings die nachlassenden Sport-stättenstrukturen in Deutschland erweisen. In strukturschwa-chen Kommunen und Gemeinden stehen Erhaltung und Bauvon Sportstätten nicht oben auf der Prioritätenliste, beson-ders bei Schwimmhallen und Freibädern wird dieses Mankodeutlich. "Voraussetzung für das Training und die Abnahmeder Prüfungen sind nun einmal funktionierende Sportstättenund Schwimmhallen", so DOSB-Vizepräsident Walter Schnee-loch. Ein Problem mit sportpolitischer Tragweite, denn "wirverzeichnen eine dramatische Ausdünnung der Sportanla-gen", so Schneeloch weiter. Eins steht auf jeden Fall fest. Alsdas Deutsche Sportabzeichen 1913 aus Schweden nachDeutschland kam, hätte sich sicher niemand träumen lassen,dass der Fitnessorden in Deutschland und der Welt einesolche Entwicklungskurve nimmt.

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eim Säuglings- und Kleinkinderschwimmen mit Müt-tern und Vätern macht die Ortsgruppe (OG) Bad Dobe-ran der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft

(DLRG) die jungen Familien frühzeitig mit dem Wasser ver-traut. "Durch das gemeinsame Erleben und den intensivenKörperkontakt wird die Beziehung zwischen Kind und Elterngefördert", weiß Elke Trottnow, die OG-Ausbilderin für ErsteHilfe und Schwimmen. Spannende Momente erleben alle beikleinen Bewegungsgeschichten.

Wenn der Familiensport mit Schwimmflügeln oder in denKinderschuhen beginnt, hat er gute Chancen, das lebensbe-gleitende Angebot zu werden. Als Vereinsziel zeitgemäßdenkender Vorstände ist er aus den Anfängen längst heraus.Differenzierter Sport für jedes Alter und gemeinsam für dieganze Familie stellen in der Summe die unverzichtbarengesellschaftlichen Werte des organisierten Sports vor Ortheraus. Mit solchen Parallelangeboten für Familien undFamilienmitglieder ist zum Beispiel der Integrative TreffRostock erfolgreich.

Auf das Ganze, vor allem im Selbstverständnis aller Mitglie-der, kommt es an. Die Sportvereinigung Steinhagen stellt aufneun Seiten im Internet (www.spvg-steinhagen.de) überzeu-gend zusammen, was sie als familienfreundlicher Vereinleistet. Im Anschluss an die in acht Abteilungen betriebenenFachsportarten wird der Bereich des Familiensports organisa-torisch zusammengefasst. Als Aufzählung folgen die regelmä-ßigen sportlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Angebo-te sowie die Einzelveranstaltungen, immer für die Familiegeplant. Die Öffentlichkeitsarbeit ist familienorientiert, Ange-botszeiten und Beitragsgestaltung sind familienfreundlich.

Die Beiträge der Mitglieder sind die einzige gesicherte Ein-nahmequelle der gemeinnützigen Sportvereine. Deshalbstehen die sozial gestaffelten und die Familienbeiträge fürdas besondere Bewusstsein einer Solidargemeinschaft. Inzwi-schen gibt es auch Paten- und Partnerschaften in Kooperati-on mit anderen gesellschaftlichen Gruppen. Sie zeichnen sich

durch übereinstimmende Zielsetzungen, deutliches Problem-bewusstsein und kurze Wege der Verständigung aus. So hatder Mülheimer Turnverein Köln 1850 im Herbst 2008 einneues Projekt für Familien mit sehr geringem Einkommen inKöln-Buchheim gestartet. Die Mitgliedschaft ist befristet undbeitragsfrei. Sie ermöglicht die unbegrenzte Nutzung sämtli-cher Vereinssportangebote. In enger und unbürokratischerZusammenarbeit mit der Buchheimer Selbsthilfe, dem Buch-heimer Treff und dem Buchheimer Familienladen werden dieBedürftigen erreicht.

Befristet und beitragsfrei ist auch eine Möglichkeit, die sichder Familiensportverein Bund für natürliche Lebensgestal-tung, Göttingen, ausgedacht hat. Im vereinseigenen Sport-und Freizeitpark können Interessierte ihren Wohnwagengegen eine Standgebühr sechs Monate lang aufstellen undalle Vereinsangebote kostenlos in Anspruch nehmen. Mit"Familienfreundlichkeit" und "Offenheit" wirbt der Kanu-ClubLimburg im Eisenbahner Sportverein Blau-Weiss für sich.

Die Familie als Marke macht den Verein unverwechselbar. DerIdarer Turnverein 1873 (ITV) betreibt im zweiten Jahr seinenFamiliensportpark in Idar-Oberstein, auch mit einem Ausbil-dungszentrum für Nordic Walking. Der ITV organisiert dieAusbildung in Kooperation mit dem Skiverband Rheinlandund dem Bildungswerk des Landessportbundes Rheinland-Pfalz. Die Turngemeinde in Berlin 1848 weist als einen Sat-zungszweck die Pflege und Förderung des Familien- undSeniorensports aus. Der Turn- und Sportverein Bulach 1913,Karlsruhe, möchte im Sinne seines Leitbildes die sportlichenund sozialen Kompetenzen weiter stärken und langfristig einbewegungsorientiertes Familienzentrum einrichten.

Als Familienzentrum aufgewertet ist seit einem halben Jahrdie Kindertagesstätte Flic Flac der Turnerschaft BergischGladbach (TS). "Das Konzept sieht eine Vernetzung undZusammenführung verschiedener Beratungsleistungen undFörderungen vor", beschreibt TS-Geschäftsführer Ernst Hen-gemühle die anspruchsvolle Aufgabe, insbesondere als

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Familiensport im Verein:Kreativ-Potenzial von hohem gesellschaftlichen WertVon Karl Hoffmann

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Anlaufstelle für alle Familien im Einzugsbereich. Sie können z.B. Erziehungs- und Eheberatung oder motorische Frühförde-rung und Sprachförderung in Anspruch nehmen.

Solche herausragenden gesellschaftlichen Entwicklungenhaben ihren Ursprung in speziell für die ganze Familie vorbe-reiteten Angeboten. Sie werden zum ersten Mal erprobt oderals Wiederholungen fortgeführt. So hat die Abteilung Mini-golf des Fußballclubs Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03das erste Familiensportfest mit großer Akzeptanz veranstaltet.Grundlage war das neue Konzept des Deutschen MinigolfSportverbandes, anerkannt und gefördert vom DeutschenOlympischen Sportbund (DOSB). Der Klassiker im Programmdes Skiclubs Wermelskirchen bleibt das zum neunten Malausgetragene Familienturnier im Badminton. Der dritte Fami-liensporttag der Turn- und Sportgemeinde Tübingen 1845 hatsich über Sport, Spiel und Geselligkeit zum Kontakt- undInformationstag gemausert.

Jeden Montag während der Sommerferien lädt der Turn- undSportverein Jaderberg zu den beliebten Radtouren für dieganze Familie ein. Gemeinsam mit dem Club "Kinder kreativ"organisiert der Sportverein Preilack Familiensportfeste für dasganze Dorf. Die Attraktion beim Spielfest für alle Generatio-nen der Fecht- und Turnerschaft Geisingen war ein umgebau-ter ehemaliger Schäferwagen, der mit einhundert neuen undalten Spielen zu fröhlichen Spiel-Runden motiviert.

Strukturen für Familiensport sind eher noch selten. Sie könnenjedoch entsprechend verbandsspezifischen Aufgabenstellun-gen sogarschon seitvielen Jahrenbestehen. Beineu gegründe-ten Vereinensind sie nahezuselbstverständ-licher Teil derAktivitäten.Aber auch dieZusammenset-zung derMitgliedschaf-ten dürfte inZukunft dieOrganisationim Sinne derVereinsgemein-schaft positivverändern.

Die Familien-gruppe in der

Sektion Wuppertal des Deutschen Alpenvereins (DAV) trifftsich zum regelmäßigen Familiensport zu festgelegten Zeiten.Die Angehörigen verabreden sich aber auch oft spontandurch Anrufe und Telefonkette, um schnell auf Witterungund Wünsche zu reagieren. Jeden Freitagabend wird im Turn-und Sportverein Ettlingen generationsübergreifend Fußballgespielt. Mit Sporttreiben und einer Entspannungsstunde istder Sonnabend bei Wellfit Sports Königsdorf 2006, Frechen,der Familientag.

Die Betriebssportgruppe Pneumant, Fürstenwalde/Spree, hateine Familiensportabteilung gegründet und damit einemMitgliederwunsch entsprochen. Das Bewegungsangebotrichtet sich von Mal zu Mal individuell nach den Vorstellun-gen der Teilnehmer. "Die Kinder bringen auch neue Ideen ausdem Kindergarten mit. Und wir lernen längst vergesseneSpiele aus der Zeit kennen, als die Erwachsenen noch Kinderwaren", beschreibt Übungsleiterin Heike Thiem die freudebe-tonten Stundeninhalte.

Es lohnt sich, für Familie und Sport als ideologiefreier, gesell-schaftlicher Wert immer wieder Maß zu nehmen und Zeichenzu setzen. Den Wandertag im Charlottenburger Turn- undSportverein von 1858 mit 70 Teilnehmern hat eine Familieganz alleine organisiert. Zur reizvollen Gemengelage gehören"anrudern" und "abturnen", Sport und Spiel in möglichstgroßer Vielfalt, Sommerfeste und Weihnachtsfeiern, Kinder-tanz beim Seniorentreff oder Großmutters Erbsensuppe imZirkuscamp. "Sport der Generationen" mit der Familie mitten-drin bleibt ein erstrebenswertes Ziel.

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rainerarbeit erfordert Geduld. Viel Geduld. Ohne das Zielaus den Augen zu verlieren. 16 Jahre lang musste JoachimFranke warten bis er "seinen" ersten Olympiasieger prä-

sentieren konnte. 1988 in Calgary.

Im überdachten Olympic Oval hatte sich ein junger Berlinerunter 37 Bewerbern als schnellster Eissprinter über 500 Metererwiesen: Uwe-Jens Mey, damals 24 Jahre alt, gewann inWeltrekordzeit (36,35 Sek.). Vier Tage später sorgte er für einesilberne Zugabe über die doppelte Distanz. Mey schaffte1:13,11 Minuten. Nur der Russe Nikolai Guljajew war schneller.Um acht Hun-dertstelsekunden.Kanadische Freu-dentage auch undvor allem fürJoachim Franke,der mit AndréHoffmann über1500 Meter einenweiteren Schütz-ling zum Olympia-sieg führte.

1972 vom Trainer-stuhl bei denWeißwasseranerPuckjägern schwe-ren Herzens nachBerlin zu denKufenflitzern desSC Dynamogewechselt, bekamer 1983 denschlaksigen Blondschopf namens Mey unter seine Fittiche. EinGlücksumstand für beide. "Für mich der beste Trainer der Welt",sagt Uwe-Jens Mey heute, ein Vierteljahrhundert später, vollerDankbarkeit.

Franke hatte das Talent des begnadeten Technikers erkannt undinnerhalb eines Jahres olympiareif gemacht. Die Plätze acht und25 über 500 bzw. 1.000 Meter bei den Winterspielen 1984 inSarajevo gehen in Meys sportlicher Bilanz meist unter, weil sievon den Erfolgen der weiteren acht Jahre überstrahlt werden.

"Danach ging es Schritt für Schritt aufwärts", resümiert Meyund fügt als Belege seine Weltmeisterschaftsplatzierungen biszum nächsten Olympiastart, eben in Calgary, hinzu: Sechster,Fünfter, Vierter. Eine Woche vor der olympischen Prüfung hatteMey in West Allis beim zweitägigen Sprintermehrkampf um die

WM-Krone mitRang zwei hinterDan Jansen (USA)schon einenWarnschuss an dierenommierteGegnerschaftabgegeben. Vize-weltmeister wurdeMey übrigensinsgesamt dreimal.Nach 1988 auch1989 und 1991,jeweils hinter demrussischen Kontra-henten Igor Shele-sowski.

Zweiter… ErsterVerlierer? Bei allemRespekt für dieLeistung einesbesseren Rivalen

gibt Uwe-Jens Mey unumwunden zu, dass er stets das Maxi-mum anstrebe und eigentlich nicht verlieren könne. Er führtdiesen Gedanken weiter, als wir darauf zu sprechen kommen,warum er nach der glanzvollen Wiederholung seines olympi-

WWas macht eigentlich ...?as macht eigentlich ...?

UweUwe -- Jens MeyJens MeyVon Jochen Frank

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schen Triumphesauf der 500-Meter-Strecke1992 in Albertvilleabgetreten sei,nachdem der neueingeführteOlympia-Rhyth-mus bereits zweiJahre danach inLillehammer dienächste Medail-lenchance eröff-net hätte.

Mey, der auchsechsmal im

Gesamt-Weltcup triumphierte, bezeichnet sich als "Mensch, derstark auf ein Ziel hinarbeitet". Ist es erreicht, sei das Thema fürihn abgeschlossen. Mit dem zweiten 500-Meter-Sieg in Folgewar ihm in Albertville ein Bravourstück gelungen, das zuvor nurein Deutscher, der Münchener Erhard Keller 1968 und 1972,vollbracht hatte. Der Gefahr, in Lillehammer "als abgetakelteEnte" - so Mey - vom Eis zu gehen, wollte er sich nicht ausset-zen.

Ein kluger Entschluss, denn fortan konnte sich der selbstbe-wusste, ehrgeizige Berliner, jung verheiratet und Vater einerdamals dreijährigen Tochter (Caroline), ganz seinem berufli-chen Fortkommen widmen. Als diplomierter Sportlehrer setzteer sich abermals auf die Schulbank und begann im Herbst1992 bei einem Leasing-Unternehmen die Ausbildung zumBürokaufmann, die er - wie er sagt - "mit sehr hohem Auf-wand auf anderthalb Jahre verkürzen konnte". Seitdem hat erbei mehreren Unternehmen Erfahrung gesammelt, ist vielgereist und jetzt mit 45 möglicherweise im besten Alter fürdiese Arbeit.

Die Meinung, dass der Sport von heute mehr und mehr vonfinanziellen Faktoren bestimmt wird, will er nicht so ohneweiteres teilen. "Wenn ein Sportler in der Lage ist, mit Höchst-leistungen Geld zu verdienen, soll er das tun, so lange es Leutegibt, die dafür Geld ausgeben." Die Gefahr der Manipulationgäbe es schließlich auch in anderen Bereichen, in denen über-durchschnittlich hohe Leistungen gefordert sind, nicht nur imSport. Dass Deutschland in der Dopingbekämpfung eine Vorrei-terrolle übernommen hat, sieht Mey als "ausgesprochen posi-tiv", befürchtet indes, "dass man wie Don Quichotte gegenWindmühlen kämpft".

Der Sport hat ihm die "Grundeinstellung zum Leben" vermittelt.Fairness, Teamgeist und Zielstrebigkeit seien auf sportlicher wieberuflicher Ebene gleichermaßen wichtig. "Ich bin sehr unge-duldig", sagt er, "wenn irgend etwas nicht schnell genug geht."Gleichgültigkeit, Trägheit, Unentschlossenheit bringen ihn aufdie Palme.

Bei der beliebten Standardfrage nach einem Laster, einer Schwä-che zögert er mit der Antwort und wirft einen fragenden Blick zuseiner Frau Anette, die unser Gespräch verfolgt. Nein, zu diesemStichwort fällt auch ihr zunächst nichts ein. Erst später, als Uwe-Jens Mey vom regelmäßigen wöchentlichen Fußballtreff mitGleichgesinnten Freitagabend erzählt, merkt sie etwas kritisch an,dass sich "das mit dem Bierchen danach manchmal doch rechtlange hinzieht". Und einsichtig fügt er hinzu, er könne haltschwer nein sagen, wenn er mit Kumpels oder Freunden zusam-men ist. So gesehen, eben doch eine kleine Schwäche.

"Hoppel" nennen sie ihn, die ihn lange kennen. Ein Spitzname,der sich seit seinem zehnten Lebensjahr erhalten hat und aufjene Hasensprünge zurückzuführen ist, die er als Kind imTraining besonders gut beherrschte. Die Schlittschuhe holt erzumindest immer dann hervor, wenn sich die Freunde mit ihrenFamilien am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Eislauf und Glüh-wein treffen. Eine schöne, langjährige Tradition, die auch indiesem Jahr gepflegt wird.

Dass sich die Freundschaften über all die Jahre erhalten haben,betrachtet der doppelt vergoldete Olympiasieger als enormenGewinn seiner sportlichen Karriere. Über die Landesgrenzenhinaus verbindet ihn mit seinem einstigen Rivalen Dan Jansenein enger, herzlicher Kontakt. Zuletzt hat er den US-Amerikaner2006 in Turin gesehen. Gemeinsam mit Christa Luding undKarin Kania war Mey in der italienischen Olympiastadt.

Mit Hochachtung spricht er von seinem Trainer Joachim Franke,den er erst kürzlich beim Weltcup in der heimischen Halle inBerlin-Hohenschönhausen traf. An ihm hat er besondersgeschätzt, dass er sich im Gegensatz zu manch anderen Berufs-kollegen, die nach der Wende am Alten festhielten und auf derStrecke blieben, den veränderten Gegebenheiten anpassenkonnte. "Sicher, es gibt viele gute Trainer", sagt Mey, "aber ichkenne außer Achim keinen, der in der Lage war, sich immerweiter zu entwickeln, nach neuen Wegen zu suchen."

Bewundernswert das Vermögen des Trainers, seine Athleten aufden Punkt in Höchstform zu bringen. Neben Mey und Hoff-mann zählten mit Claudia Pechstein und Olaf Zinke weitereolympische Goldmedaillengewinner zu seinen Schützlingen. Inder Vitrine in Meys Arbeitszimmer, in der all die goldenen,silbernen und bronzenen Schätze aufbewahrt sind, nimmt einFoto, das ihn in Calgary mit seinem Trainer und dem ErfurterRainer Mund festgehalten hat, einen Ehrenplatz ein.

Joachim Franke, Jahrgang 1940, spricht von einer "sehr engen,echten Beziehung zwischen Trainer und Sportler", wenn er zuseinem Verhältnis mit Uwe-Jens Mey gefragt wird. "Er warschon ein außergewöhnlicher Athlet", sagt er, "der immerwusste, was er wollte." Dass es dabei auch Reibungspunkte undmanchmal harte Worte gegeben hat, will keiner von beidenbestreiten. Was zählt, ist das Erreichte. Und das spricht für sich.Ebenso die Tatsache, dass es für den Athleten heute eben nichtmehr "Herr Franke" sondern "Achim" ist.

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eim Neuaufbau einer demokratischen Sportorganisationim zerstörten Nachkriegsdeutschland nach dem Zusam-menbruch des "Dritten Reiches" und der Kapitulation der

deutschen Wehrmacht im Mai 1945 standen in dem gemeinsa-men Bemühen, eine sportliche Einheitsbewegung zu schaffen,verschiedene Modelle in der Diskussion. Viele Persönlichkeitenriefen dazu auf, den Sportbetrieb nicht wieder wie in der Zeit vorder NS-Gleichschaltung getrennt in verschiedenen und gegenei-nander konkurrierenden Lagern zu organisieren, sondern eingemeinsames Dach im neuen deutschen Staat zu schaffen, unterdem sich alle zu Hause fühlen sollten.Zwei dieser "Männer derersten Stunde" wurden vor 100 Jahren und zwei vor 110 Jahrengeboren. Im folgenden Beitrag wird an diese vier Persönlichkei-ten, die die neugeschaffenen demokratischen Sportstrukturenganz wesentlich mitgeprägt haben, erinnert.

Im November vor 110 Jahren wurden Guido von Mengden undHeinrich Sorg geboren. Sie kamen in der Vorkriegszeit aus unter-schiedlichen Gesellschafts- und Sportsystemen, aus der bürgerli-chen Spiel- und Fußballbewegung der spätere NSRL-Stabschefder eine, aus dem sozialistischen Arbeitersport der Emigrant imDritten Reich der andere. Doch sie wurden im gleichen Monatdes gleichen Jahres noch im 19. Jahrhundert geboren, und siebauten gemeinsam nach Kriegsende und dem Zusammenbruchdes NS-Regimes in der Mitte des 20. Jahrhunderts die neuedemokratische Sportbewegung und insbesondere den DeutschenSportbund auf. Die Rede ist von Guido von Mengden und Hein-rich Sorg.

Zum 110. Geburtstag von Heinrich Sorg Noch überzeugter als andere Arbeitersportler seiner Jahrgängehatte sich Heinrich Sorg bereits als junger Mensch in der Weima-rer Republik gegen den wachsenden Einfluss der Nationalsozialis-ten gewandt, auch im aktiven Kampf im Rahmen der "EisernenFront", deren Kampfleitung im Rhein-Main-Gebiet er angehörte.So geriet er in große Gefahr und musste - nach einer verratenenAktion - bereits 1933 in die Tschechoslowakei flüchten und vondort sechs Jahre später nach England. Dies dürfte auch ein Grunddafür gewesen sein, dass er sich nach Kriegsende 1945 zunächstnachhaltig für die Wiederbegründung der Arbeitersportverbände

einsetzte, wobei er aber im Nachkriegsdeutschland auf Wider-stand stieß und sich nicht durchsetzen konnte.

Im hessischen Bischofsheim in der Nähe von Hanau wurdeHeinrich Sorg am 7. November 1893 geboren. Der Sohn einerArbeiterfamilie engagierte sich schon als 15-jähriger Schüler inder Sozialistischen Arbeiterjugend, wurde Mitglied in der FreienTurnerschaft und arbeitete nach Schulabschluss und Ausbildungzunächst als Bürokaufmann. Er trat 1917 der SPD bei, wurde imFrankfurter Westend Vorsitzender des Arbeiter-Sportvereins undbegann seine hauptberufliche sportpolitische Laufbahn 1926 alsSekretär des ATSB-Kreises Frankfurt am Main. Während derEmigration vertrat er - zunächst in Prag, später von 1942 bis1946 in London - den deutschen Arbeitersport in der Sozialisti-schen Arbeitersport-Internationale (SASI). Gemeinsam mit seiner

Frau Rosa leitete er währendder Jahre im britischen Exil einKinderheim.

Gleich nach Kriegsendebemühte sich Heinrich Sorgzunächst noch von Englandaus um den Neuaufbau derArbeitersportorganisation,stieß dabei jedoch auf denWiderstand von Fritz Wildungund anderer ehemaliger ATSB-Funktionäre, die eine Einheits-sportbewegung unter Ein-

schluss der ehemaligen bürgerlichen und konfessionellen Ver-bände anstrebten. Im Juli 1946 kehrte Sorg aus London in seinenHeimatort Bischofsheim zurück, trat im September des gleichenJahres als Leiter der Abteilung Sport in der Sozialistischen Kul-turzentrale in Frankfurt die Nachfolge von Wildung als Sportre-ferent der SPD an und wurde bei der Gründungsversammlungdes Landessportverbandes Hessen am 12/13. Juli 1947 in Mörfel-den als Stellvertreter von Heinz Lindner zum 2. Vorsitzenden desspäteren Landessportbundes (LSB) Hessen gewählt.

In diesem Amt wirkte Heinrich Sorg 16 Jahre bis zu seinem Todeund arbeitete erfolgreich vor allem beim Aufbau der Sportju-gend, der Förderung des Sports auf kommunaler Ebene und im

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Vor 110 und 100 Jahren geboren:Zum Gedenken an vier Sportpersönlichkeiten aus den Gründerjahren von NOK, DSB und DOG Von Friedrich Mevert

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Breiten -und Freizeitsport. Er nahm neben Lindner als hessischerVertreter an den zahlreichen Vorbereitungskonferenzen zurGründung des Deutschen Sportbundes und auch an der DSB-Gründungsversammlung 1950 in Hannover teil. Im DSB arbeiteteer im Sportbeirat als Vertreter der ehemaligen Arbeitersportlermit und brachte seine Ideen in die Erarbeitung der Programmemit ein, die später als "Zweiter Weg" und "Goldener Plan" ver-wirklicht wurden.

Innerhalb der SPD bemühte sich Sorg, einerseits die Bedeutungdes Sports in den Parteiprogrammen und Parteigremien aufzu-werten und nahm dafür zahlreiche Auseinandersetzungen inKauf. Andererseits stellte er sich als Aufgabe, alle ehemaligenArbeitersportler in die Einheitssportbewegung in der Bundesrepu-blik zu integrieren und in ein gemeinsames Konzept einzubinden,ein Ziel, das ihm jedoch aus verschiedenen Gründen nicht gelang.Mit Härte führte er über Jahre einen Kampf gegen Carl Diem,dessen Tätigkeiten in der NS-Zeit er für unvereinbar mit derÜbernahme von neuen Ämtern im Sport der Nachkriegszeit hielt.Die Wahl Diems in das neu gegründete NOK für Deutschland unddie Berufung Diems zum ersten - nebenamtlichen - Sportreferen-ten der Bundesregierung empfand er als eine Provokation derehemaligen Arbeitersportler, wurde aber in dieser Frage nicht vonallen Teilen der SPD unterstützt. Erst später fand sich Sorg mitmanchen politischen und personellen Entwicklungen im Sportder Nachkriegsjahre ab. In den fünfziger Jahren arbeitete HeinrichSorg als Stellvertreter Heinz Lindners innerhalb des LSB Hessenvor allem daran, seine programmatischen Ideen vom Volkssport ineinen - alternativ zum traditionellen Wettkampfsport stehenden -Freizeitsport für alle Bürger einzubringen. Viel zu früh starb er im65. Lebensjahr am 21. September 1963 und fand seine letzteRuhestätte im heimatlichen Bischofsheim.

Aus Anlass von Heinrich Sorgs 100. Geburtstag am 7. November1998 erhielt der Landessportbund Hessen durch eine Stiftungein völlig unerwartetes Millionengeschenk. Ingeborg Sorg-Häfner, die Tochter von Heinrich Sorg, übereignete dem vonihrem Vater ganz wesentlich mit aufgebauten LSB ein 18.000qm großes Grundstück in Schlangenbad.

Zum 110. Geburtstag von Guido von Mengden"Guido von Mengden hat ein Leben lang mit weitblickendenIdeen und Initiativen dem Sport gedient. Die Ausgestaltung der1950 im Deutschen Sportbund gefundenen Einheit ist mitseinem Namen ebenso verbunden wie so mancher geistigeAnstoß für die Olympische Bewegung. Er hat allen das Maß derhohen Leistung gesetzt." So heißt es 1982 in dem von denPräsidenten des DSB, Willi Weyer, und des NOK, Willi Daume,unterzeichneten Nachruf für den Mann, der über fast vierJahrzehnte in unterschiedlichen politischen Systemen einer der

profiliertesten Männer und geistig führenden Köpfe des deut-schen Sports war.

Guido von Mengden wurde am 13. November 1898 als Sohn desObergütervorstehers Friedrich von Mengden in Düren (Rhein-land) geboren. Die Familie stammte aus altem westfälischenAdel. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums nahmer als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde als Offi-ziersbewerber und Sturmtruppführer im Juni 1916 vor Verdunschwer verletzt. Das im Sommer 1917 in Bonn begonneneStudium der Geodäsie schloss der vielseitige Sportler 1919 mit

dem Staatsexamen als Land-vermesser und Kulturingenieurab und arbeitete in den fol-genden Jahren zunächst ineiner niederrheinischenGenossenschaft als Leiter derVermessenstechnik.

1924 unternahm von Meng-den einen beruflichen Wechselund wurde Sportjournalist.Bereits ein Jahr später wurdeer Geschäftsführer des West-deutschen Spielverbandes in

Duisburg, gestaltete dort - auch basierend auf seinen Erfahrun-gen als junger Pfadfinder - die Grundlagen für eine umfassendesportliche Jugendarbeit und Jugenderziehung und fungierte alsSchriftleiter des WSV-Organs "Fußball und Leichtathletik". 1933wurde von Mengden vom Deutschen Fußball-Bund in dessenFührungsspitze nach Berlin berufen und mit der Redaktion desDFB-Organs "Deutscher Fußball-Sport" sowie der Leitung desJugendressorts in der DFB-Geschäftsstelle beauftragt.

In der Reichshauptstadt startete der zwischenzeitlich in dieNSDAP eingetretene von Mengden vor allem auf Grund seinespublizistischen Wirkens eine steile Karriere, die ihn über das Amtdes Pressereferenten des Deutschen Reichsbundes für Leibes-übungen (1935) und des Generalreferenten des Reichssportfüh-rers (1936) bis zum Stabsleiter des NS-Reichsbundes für Leibes-übungen (1938) führte. Als Chef der deutschen Sportverwaltungwar er zudem Hauptschriftleiter des "NS-Sport", des amtli-chen Organs der national-sozialistischen Reichssportführung. Inden letzten Monaten des Dritten Reiches leitete er ein Volks-sturmbataillon der Reichssportführung im kriegszerstörtenBerlin. Nach Kriegsende ging von Mengden zunächst nachRügen und von dort 1948 in seine niederrheinische Heimatzurück, wo er - anfangs als Publizist Lind noch im Hintergrund -als Helfer von Dr. Bauwens und anderen am Wiederaufbau derSportorganisation in Westdeutschland mitwirkte. 1951 wurde ervon Georg von Opel zum Geschäftsführer der Deutschen Olym-pischen Gesellschaft bestellt und prägte die Ziele dieser neuenOrganisation im deutschen Sport. 1954 berief ihn dann - inKenntnis seiner NS-Vergangenheit - das Präsidium des Deut-

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schen Sportbundes als Nachfolger des bisherigen Geschäftsfüh-rers Dr. Baum zum Hauptgeschäftsführer des DSB in Frankfurt.Hier leistete er für ein Jahrzehnt mit seiner Vielseitigkeit undseinem profunden Wissen Generalstabsarbeit für Willi Daume alsDSB- und NOK-Präsident, was ihm auch die Ehrenbezeichnungder "grauen Eminenz des deutschen Sports" einbrachte. Beson-ders engagierte sich Guido von Mengden für die Verbesserungdes Schulsports und war letztlich auch Auslöser der 1956 vonder Kultusministerkonferenz verabschiedeten "Empfehlungen zurFörderung der Leibeserziehung in den Schulen". Am 31. Dezem-ber 1963 ging Guido von Mengden im Alter von 65 Jahren alsHauptgeschäftsführer des DSB und des NOK für Deutschland inden Ruhestand, hatte aber zuvor in seinen letzten Dienstjahrenin der DSB-Hauptverwaltung gemeinsam mit Präsident WilliDaume ein junges Führungsteam aufgebaut, das in den folgen-den Jahrzehnten die weitere Entwicklung des DSB ganz wesent-lich mitgestaltete. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Guidovon Mengden in einem Seniorenheim in Göttingen, wo er nachlanger, schwerer Krankheit am 4. Mai 1982 starb.

Noch als 84-Jähriger hatte von Mengden, ohne dessen Ideen,Konzeptionen und Vorarbeiten viele wichtigen Sportentwicklun-gen der Nachkriegszeit kaum denkbar wären, in einer 170-seitigen Schrift "Umgang mit der Geschichte und den Men-schen" zur Machtübernahme im deutschen Sport durch dieNSDAP ausführlich Stellung genommen und damit seinenletzten Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung und zur Beurtei-lung seines persönlichen Wirkens für den Sport im nationalso-zialistischen Dritten Reich geleistet.

Zum 100. Geburtstag von Dr. Max DanzEs war am Nachmittag des 10. Dezember 1950 im Hodler-Saaldes hannoverschen Rathauses. Die Delegierten der Fachverbändeund Landessportbünde hatten bei der Gründungsversammlungdes Deutschen Sportbundes nach einer zweiten halbstündigenUnterbrechung die Beratungen wieder aufgenommen, um dieWahlen für das Präsidium fortzusetzen, als Schwierigkeitenauftauchten. Kurz zuvor hatte sich bei der Wahl zum zweitenstellvertretenden DSB-Präsidenten Dr. Max Danz knapp mit 40 zu37 Stimmen gegen Oscar Drees durchgesetzt, der für die Turnerund auch für die ehemaligen Arbeitersportler kandidiert hatte. Daergriff kurzerhand Dr. Max Danz das Wort, würdigte die großenVerdienste des Arbeiter-Turn- und Sportbundes in der Vergangen-heit, trat vom gewählten Amt wieder zurück und bat unterlebhaftem Beifall in einer noblen Geste darum, Oscar Drees anseiner Stelle zum DSB-Vizepräsidenten zu wählen, damit dieehemaligen Mitglieder des Arbeiter-Turn- und Sportbundes "auchmit dem Herzen zu uns finden werden". Oscar Drees wurdedaraufhin einstimmig (bei 13 Enthaltungen) zum zweiten Vize-präsidenten und Dr. Max Danz später mit dem besten Stimmen-ergebnis zu einem Beisitzer im ersten DSB-Präsidium gewählt. Dr. Max Danz wurde am 6. September 1908 in Kassel geboren,

der nordhessischen Stadt, der er bis zu seinem Tode verbundengeblieben ist. In der Casseler Turngemeinde und bei Hessen-Preußen Kassel begann er als Schüler seine sportliche Laufbahnals Mittelstreckenläufer, die er als Student 1930 mit der Welt-meisterschaft in der Olympischen Staffel, mit dem Gewinn derDeutschen Meisterschaft 1931 über 3 x 1000 m, mit der erfolg-reichen Teilnahme als Mittelstreckler an Länderkämpfen in derdeutschen Nationalmannschaft undschließlich mit dem Startüber 800 m bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeleskrönte, bevor er durch eine Verletzung den Leistungssport aufge-ben musste. Von 1930 bis 1936 studierte Danz in Berlin undMarburg Medizin, promovierte 1937 zum Dr. med. und heirateteim gleichen Jahr Elisabeth Prinz, die ihn bis zu ihrem Tode 199356 Jahre auf seinem Lebensweg begleitete. Kurz vor Kriegsendewurde Dr. Danz - zwischenzeitlich Leitender Krankenhausarzt inBerlin - noch zur Wehrmacht eingezogen, wurde im Herbst 1945

aus der Gefangenschaftentlassen und baute sich dannin seiner Heimatstadt Kasseleine eigene Praxis als Internistauf.

Von 1946 an gehörte Dr. Danzzu den "Männern der erstenStunde" beim Aufbau sowohldes Leichtathletikverbandesvon der örtlichen über diehessische bis zur Bundesebenewie auch des NationalenOlympischen Komitees und des

Deutschen Sportbundes. Er wurde 1949 Gründungsvorsitzenderdes DLV, führte ihn über 20 Jahre und wurde 1970 dessen Ehren-präsident. Im internationalen Rahmen wurde Dr. Danz schon1952 Mitglied des Europakomitees der IAAF, die ihn 1981 mit derBerufung zum Ehren-Vizepräsidenten auszeichnete.

Dr. Max Danz war als Vertreter der Leichtathletik 1949 in Bonnauch Mitbegründer des NOK, wurde dessen Vizepräsident und hatvon 1952 bis 1976 bei den Sommerspielen sieben Mal die deut-sche Olympiamannschaft als Delegationsleiter geführt. DemPräsidium des DSB gehörte er von 1950 bis 1970 an und wurdeanschließend zum Ehrenmitglied berufen. Auch bei der DeutschenOlympischen Gesellschaft, die er 1951 in Frankfurt mit aus derTaufe hob und in der er als Verbindungsmann zum NOK wirkte,wurde sein Engagement mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.

Dr. Max Danz hat während seines jahrzehntelangen Wirkens inFührungsämtern des deutschen und internationalen Sportszahlreiche Höhepunkte und auch Enttäuschungen erlebt. Erwurde mit hohen sportlichen und öffentlichen Ehrungen ausge-zeichnet, so dem Ehrenbrief des Landes Hessen und dem GroßenBundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. Seine Hei-matstadt Kassel ernannte ihn zum Ehrenbürger. Das IOC ehrteihn 1981 mit der Verleihung des Olympischen Ordens.

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Bis ins hohe Alter nahm Dr. Max Danz in bewundernswerterVitalität am sportlichen Geschehen im nationalen und interna-tionalen Rahmen regen Anteil. Sein Rat und vor allem seineErfahrungen waren in vielen Gremien des Sports auch weiterhinsehr gefragt, wobei er aber auch von seiner kritischen Distanz zumanchen Entwicklungen im Sport keinen Hehl machte. Am 20.Juni 2000 starb Dr. Max Danz im 92. Lebensjahr in seiner Hei-matstadt Kassel. Das 50-jährige Jubiläum des von ihm mitbegründeten DSB hat er im Dezember des gleichen Jahres inHannover nicht mehr miterleben können.

Zum 100. Geburtstag von Herbert KunzeDie Olympischen Spiele und der Eissport hatten ihn geprägt undlebenslang begleitet. Als Herbert Kunze am 2. Juli 1992 in Stutt-gart beim Verbandstag des Deutschen Eissport-Verbandes nichtmehr als DEV-Präsident kandidierte, trat er vom Führungsamteines der damals erfolgreichsten deutschen Sportverbändezurück, das er nicht weniger als 43 Jahre lang unangefochteninnegehabt hatte. Damit hat Herbert Kunze in der deutschenSportgeschichte die längste Präsidentschaft eines Bundesfach-verbandes überhaupt ausgeübt.

Herbert Kunze wurde als Sohn des Bankprokuristen Hans PaulKunze am 14. November 1908 in Berlin geboren. Er bestand dort1927 das Abitur, studierte Jura und Volkswirtschaft und begannseine berufliche Laufbahn nach dem Referendar- und Assessor-examen 1936 in der Reichsfinanzverwaltung. Nach mehrerenStationen wurde der damals 32-jährige Jurist im Januar 1941 alsRegierungsrat in das Reichsministerium der Finanzen in Berlinberufen.

Dort in Berlin begann auch sein Wirken in ehrenamtlichenFunktionen für den Sport. Herbert Kunze schloss sich im Olym-piajahr 1936 dem traditionsreichen Berliner Schlittschuh-Cluban und wurde 1940 dessen Geschäftsführender Vorsitzender.Nach Kriegsende - Herbert Kunze war von Berlin in die Heimatseiner Frau Annemarie Coenders nach Düsseldorf umgezogen -zählte er 1947 zu den Wiederbegründern der DüsseldorferEislauf-Gemeinschaft (DEG) und wurde 1948 zum Jugendwartund 1949 zum Vorsitzenden der Deutschen Arbeitsgemeinschaftfür Eissport - der DEV-Vorläuferin - gewählt.

Beruflich war er zunächst ab 1947 als Rechtsanwalt in Duis-burg-Hamborn und Düsseldorf tätig und wurde 1951 zumGeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, derDachorganisation des privaten Bankgewerbes, mit Sitz in Kölnberufen.

Bei der Wiedergründung des Deutschen Eissport-Verbandes am17./18. September 1949 in Mannheim wurde Herbert Kunze zumPräsidenten gewählt und war eine Woche später am 24. Sep-tember 1949 in Bonn als Vertreter des Eissports auch Grün-

dungsmitglied des NOK für Deutschland. Der versierte Juristgehörte im Dezember 1950 in Hannover zu den Mitbegründerndes Deutschen Sportbundes, wurde zum DSB-Schatzmeistergewählt und übte diese wichtige Funktion im DSB-Führungsor-gan bis 1967 aus, als er zum Generalsekretär der OlympischenSpiele München 1972 berufen wurde.

Herbert Kunze, der immer zu den Nachdenkern im Sport zählteund sich auch noch im hohen Alter als DSB-Ehrenmitglied beiDSB-Tagungen durchaus kritisch zu manchen Entwicklungen imSport äußerte, nahm in der Nachkriegszeit für den deutschenSport im NOK, im DSB und in der DOG zahlreiche verantwor-tungsvolle Funktionen wahr, bei denen ihn stets seine entschie-dene Überzeugung, aber auch seine noble Konzilianz auszeich-neten. Vor allem der Olympischen Bewegung verbunden, warHerbert Kunze bereits bei den Olympischen Winterspielen 1952in Oslo Delegationsleiter der damals bundesdeutschen Mann-

schaft, dann 1956 in Cortinad' Ampezzo, I960 in SquawValley und 1964 in InnsbruckMannschaftsführer dergesamtdeutschen Olympia-mannschaften bei den Winter-spielen.

In seiner Funktion als damali-ger Vizepräsident des NOK warHerbert Kunze am 3. Juli 1966an der Gründung des Organi-sationskomitees der XX.Olympischen Spiele München

1972 führend beteiligt, wurde noch im gleichen Jahr vom Vor-stand des OK zum Generalsekretär für die Münchner Spielebestellt und nahm diese hauptberufliche Funktion zum 1. Januar1967 auf. Herbert Kunze wechselte von Düsseldorf nach Mün-chen, heiratete - verwitwet - 1968 dort in zweiter Ehe IreneHenne und ist der Isarstadt nach der gelungenen Organisationder Spiele der XX. Olympiade, bei der er an verantwortlicherStelle Hervorragendes geleistet hat, bis zu seinem Tode verbun-den geblieben.

Herbert Kunze wurde für seine vielfältigen Verdienste vom DSBund vom NOK zum Ehrenmitglied ernannt. Das IOC zeichneteihn im Februar 1982 vor allem für seine Verdienste um dieMünchner Spiele mit dem Olympischen Orden aus. Er war Ritterder französischen Ehrenlegion, Träger des Komturkreuzes desKöniglich-Schwedischen Wasa-Ordens, Träger des Großen Bun-desverdienstkreuzes und des Bayerischen Verdienstordens sowieInhaber weiterer hoher in- und ausländischer Auszeichnungen.Dem Eissport, in dem er vor mehr als sieben Jahrzehnten seinsportliches Engagement begann, ist Herbert Kunze auch imhohen Alter als Ehrenpräsident des Deutschen Eissport-Verban-des treu geblieben. Am 31. August 2007 ist Herbert Kunze im 99.Lebensjahr in München gestorben.

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äre da nicht das Schild, dann würden viele, die beiElstal auf der B5 westlich Berlins an dieser Mauerund den Wohnhausruinen vorbei fahren, gar nicht

wissen, was für ein historischer Ort das ist: "Olympisches Dorf"steht da. Olympisches Dorf? Ja, es sind die Athletenunterkünftevon 1936, als die Nationalsozialisten aus den Spielen ein politi-sches Propagandaspektakel machten und auch dieser Ort zurStrategie des Regimes gehörte.

Zwiespältige Gefühl überkommen den Besucher, wenn er eineder professionellen Führungen der engagierten Guides mit-macht, die alle dem Verein Historia Elstal e.V. angehören. DieErweiterung der Anlage auf dem Truppenübungsplatz Döberitzwar von der Reichswehr ohnehin geplant, und so kam die Ideemit dem Olympischen Dorf nicht ungelegen.

Das "Dorf des Friedens", von 1934 bis 1936 errichtet, war vonvorneherein als Ausbildungsstätte der Wehrmacht konzipiert:Verkehrsgünstig gelegen, mit Anbindung an die FernstraßeBerlin-Hamburg (heutige B5) und eine nahezu geradlinigeVerlängerung der "Via triumphalis" - der olympischen Fest-straße vom Alexanderplatz bis zum Reichssportfeld - warenfür beide Zwecke unschlagbare Standortkriterien. Und nichtzuletzt bot das Gelände Idylle pur: Die reizvolle Landschaftwar für das Organisationskomitee ein weiterer Grund, dieSportler aus aller Welt dort unterzubringen. Die Idee desOlympischen Dorfes war zu dieser Zeit relativ neu - in Paris1924 wurde das erste mangels ausreichender Hotelkapazitätgebaut.

Konzipiert war die Anlage nur für die männlichen Teilnehmer:4.000 Athleten lebten im "Dorf ohne Frauen", während die 500Sportlerinnen in den weniger komfortablen Gebäuden Friesen-haus, Annaheim und Kursistenräumen rund um das Reichs-sportfeld untergebracht wurden. Nicht nur strenge Moralvor-stellungen, sondern auch immer noch mangelnde Akzeptanz beiden Herren der Ringe und den Olympiamachern waren Gründe,warum die Frauen nicht im Dorf Quartier nehmen durften. DasZitat des Gründers der Spiele der Neuzeit, Baron Pierre deCoubertin, spricht Bände: "Der einzige wirklich olympische Held

ist ... die vollendet kraftvolle Persönlichkeit. Folglich: keineFrauen, keine Sportmannschaften."

Die gute Laune verdarb das den Athleten offensichtlich nicht.Versorgt und betreut von der Reederei Norddeutscher Lloydging es allen gut. Die Männer konnten im Olympischen Dorftrainieren: Sportplatz, Turn- und Schwimmhalle standen zurVerfügung. Für die Unterhaltung war gesorgt - heile Welt. Lobnicht nur von Athleten und Betreuern, sondern auch von derPresse in aller Welt, die vom Dorf als "wahres Paradies"schwärmte. "Hier draußen ist die Olympiade, hier fühlt manihren Pulsschlag..." schrieb eine US-amerikanische Zeitung.

Man kann es sich gut vorstellen an diesem Spätfrühlingstag,wie die Athleten nach anstrengendem Training vom Sportblatzherübertraben, nach dem Duschen vor ihren Wohnungen aufden Terrassen sitzen, zum Speise- oder Festsaal schlendern. Oderwie am Eingang vom Kommandanten des Dorfes, Freiherr vonund zu Gilsa, die letzten Delegationen mit Pauken und Trompe-ten empfangen werden. Verschwommene Bilder von demgroßen schwarzen US-Leichtathleten Jesse Owens oder seinemdeutschen Freund Lutz Long, von US-Zehnkampf-OlympiasiegerGlenn Morris oder dem japanischen Marathonsieger Kitei Son,dem deutschen Läufer Rudolf Harbig oder Gewichtheber RudolfIsmayer werden lebendig. Ob sie die Politik in ihren Gesprächenausklammern konnten? Zwei Wochen ohne Rassendiskriminie-rung, ohne Diffamierung, ohne Hass? Keine Fragen nach denjüdischen Teamkollegen, die aus der deutschen Mannschaftnahezu alle ausgeschlossen worden waren?

Trotz der unbeschwerten Stimmung war sicher Vorsicht gebo-ten, mit wem und worüber man sprach. Athleten, die sich hierals Freunde begegneten, trafen sich später als Feinde auf denSchlachtfeldern wieder. Viele von ihnen fielen nicht nur imKrieg, sondern wurden in Konzentrationslagern umgebracht.

Heute liegt über dem Dorf eine merkwürdige Ruhe, aber auchetwas Bedrückendes. Die Stimme des Guides holt den Besucherin die Realität zurück. Gerade schildert er, wie 550.000 Quadrat-meter des Geländes neu gestaltet, Erdmassen hin und her

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Olympisches Dorf Berlin 1936:Nicht nur der Sport kehrt zurückVon Bianka Schreiber-Rietig

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bewegt, Birken und Buchen gepflanzt wurden, um Sichtachsenherzustellen. Für einen künstlichen See wurden Wasservögel ausdem Berliner Zoo herbeigeschafft, um dem Ganzen einennatürlich gewachsenen Anschein zu geben. Zwei WochenParadies, dann folgte die Ernüchterung: Das Dorf wurde seinemeigentlichen Zweck zugeführt - die Wehrmacht zog ein undbereitete sich auf den Ernstfall vor. Während des Krieges wurdedie Anlage zum Lazarett umfunktioniert.

1945 zog die Rote Armee in das "Friedensdorf", das nun fürJahrzehnte ein verbotener Ort wurde. Die Sowjets nutzten dasGelände für ihre Zwecke, rissen viele der einstigen Sportlerunter-künfte ab. Von den 136 einstöckigen Häusern stehen heute noch20. 1992 zogen die GUS-Truppen ab. Zurück blieben mehreretausend Tonnen Müll und Gebäudeschutt. Die vielen Um- undNeubauten der Armee hatten die Anlage weitgehend zerstört.

Was sollte man nun mit diesem braunen Erbe tun? Nach derWiedervereinigung flammten alte Gebietsstreitigkeiten zwi-schen den brandenburgischen Gemeinden Elstal und Dallgowauf, Investoren blieben aus. Obwohl das Dorf wegen seinerhistorischen und künstlerischen Bedeutung unter Denkmal-schutz steht, war es weiter vom Verfall bedroht. Doch dannstiegen als Gesellschafter die DKB Immobilien AG und die DKBWohnen GmbH ein, die im Jahr 2000 als GbR Olympisches DorfEigentümer der Anlage wurden.

Kleine Fortschritte sind nicht zu übersehen - es tut sich was,seit die DKB-Stiftungen für gesellschaftliches EngagementEigentümerin des Olympischen Dorfes ist. Einige der hässlichenPlattenbauten aus Sowjetzeit wurden abgerissen. Ein ehemali-ges historisches Mannschaftshaus der Sportler wird saniert wieauch der einst künstlich angelegte See. Und der Sport istzurückgekehrt: Aschenbahn, Kugelstoß-, Weitsprung- undSpeerwurfanlagen wurden dafür erneuert. Die Turnhalle kannwieder genutzt werden,und auf dem 2005 neuverlegten Fußballrasentrainiert der Verein ESVLok Elstal kostenlos,kümmert sich aber umdie Pflege des Platzes.Steffen Freund, ehemali-ger Fußball-National-spieler, trainiert nichtnur sein Jugendteamdort, sondern er organi-siert auch ein Fußball-turnier: Auf historischemGelände treten Spitzen-mannschaften wieBorussia Dortmund oderHertha BSC und anderean.

Eine besondere Beziehung zum Olympischen Dorf hat Kugelsto-ßerin Astrid Kumbernuss: Sie gab 2005 dort ihre Abschiedsvor-stellung. Nun ist sie seit drei Jahren Moderatorin beim DKB-Cup-Finale.

Nicht nur Asse wie die Speerwerferinnen Steffie Nerius undChristina Obergföll oder Kugelstoßerin Nadine Kleinert erlebenSport an diesem besonderen Ort. Auch der Nachwuchs bereitetsich bei diesen Veranstaltungen auf große internationale Einsät-ze vor. Und die besondere Luft schnuppern wollen auch die, diespäter gerne mal ganz oben auf dem Treppchen stehen würden:Klassen- und Schulstaffeln unterschiedlicher Nationalitätenstarten beim "Jesse Owens Memorial Staffellauf" oder beiWettbewerben wie "Deutschland sucht den Supersprinter". Undbei einer Kinderolympiade wetteifern über 200 kleine Sportler inungewöhnlichen Disziplinen wie Besenweitwurf um Medaillenund natürlich die Ehre....

George Taylor war acht, als er mit seinen Eltern aus York nachBerlin zu den Spielen kam. Er besuchte auch damals das Olym-pische Dorf. Bei der Führung nun kam die Erinnerung, kleinebunte Mosaiksteinchen: Wie er an der Hand von Vater undMutter beim Tag der offenen Tür Schwimmbad und Saunabesichtigte. Oder dass im Empfangsgebäude viele Fahnenhingen. Und an die laute Musik. Der 84-Jährige will nächstesJahr mit mehr Zeit wieder kommen und wünscht sich, dass manvielleicht auch ein kleines Museum einrichten würde "wo auchhinter die Fassade geschaut wird, was damals in Deutschlanddurch diese Spiele übertüncht wurde".

Mit diesem Wunsch steht der Brite nicht allein. Wenn das Olym-pische Dorf als "Denkmal nationaler Bedeutung" anerkanntwürde, dann könnte mit Bundes- und Landesmitteln restauriertwerden, und vielleicht ginge dann der Wunsch der polnischenAustauschschülerin Maria in Erfüllung: so etwas wie eine

Jugendbegegnungstätteeinzurichten. Die warschon mal im Gespräch,wurde aber mangelsFinanzmitteln schnellwieder ad acta gelegt.Wenn Jugendliche andiesem Ort lebenslangeFreundschaften schlie-ßen würden, wie einstOwens und Long, der anden Freund 1939 in dieUSA schrieb: "Sag Ihnen,wie gut wir uns verstan-den haben" - das wäreim Nachhinein einTriumph über das grau-same NS-Terrorregimeim Dorf des Friedens.

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ie Olympischen Spiele sind das Großfest des Sports, eineMustermesse der Superlative. Sie stehen für Wettkämpfe

auf höchstem Niveau, für Rekorde und Medaillen, für großarti-ge Siege und bittere Niederlagen, für Triumphe und Enttäu-schungen. Aber die Olympischen Spiele sind noch mehr. Siesind, das lehren uns die Geschichte und die Gegenwart, einPolitikum besonderer Art, ein exponierter Wirtschaftsfaktor undnicht zuletzt ein Medienereignis sondergleichen.

Und dennoch oder gerade deswegen zieht das Ereignis immerwieder Millionen, nein längst Milliarden Menschen in seinen

Bann. Wenn trotz mancher Risiken und Nebenwirkungen dieFaszination ungebrochen scheint, so dürfte dies wohl auch undnicht zuletzt daran liegen, dass die Olympischen Spiele seit jehermit einer Vision verbunden sind und der wunderbaren UtopieRaum geben, dass man Grenzen überwinden und Menscheneinander näher bringen kann, und dass sich das Konkurrenz-und Leistungsprinzip durchaus auf eine geregelte, faire undfriedliche, kurz humane Weise ausleben lässt.

Anspruch und Wirklichkeit der Olympischen Spiele spiegelnsich in einer vielfältigen Rezeption, in unzähligen Äußerungen

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Großer Sport und junge Kunst:"Olympische Spiele - wie ich sie sehe!"E i n S c h ü l e r m a l w e t t b e w e r b

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von Beteiligten sowie professionellen und passionierten Beob-achtern. Besonders reizvoll ist es aber, wie so oft, die Dingeauch einmal durch die Augen von Kindern und Jugendlichenzu betrachten, da diese dem vermeintlich ernsthaften Sach-verhalt oft ganz unbefangen, ja in positivem Sinne naivbegegnen.

Eben daraus resultiert der spezifische Reiz eines seit 1984durchgeführten, also bereits traditionellen Wettbewerbs,dessen aktuelle Ergebnisse sich wieder einmal - auch in dieser"Galerie" - sehen lassen können. "Olympische Spiele - wie ichsie sehe!" Von diesem Motto ließen sich mehr als 2.500 Schü-lerinnen und Schüler motivieren, ihren Blick auf die Spiele vonPeking bildmalerisch wiederzugeben. So präsentierte sich derfachkundigen Jury, die sich der Qual der Wahl zu unterziehenhatte, ein großartiges Ensemble kunstvoller Kommentare zumolympischen Geschehen, die sowohl die Dramatik des Wett-kampfs, die Ästhetik der Bewegung, die Persönlichkeit einzel-ner Athletinnen und Athleten sowie politische und ökonomi-sche Implikationen in den Blick nehmen. Allemal handelt essich um eine erfrischende und farbenfrohe "junge Kunst", dieden Betrachter inspirieren und durchaus auch nachdenklichstimmen mag.

Für die Verantwortlichen der erstmals federführenden Deut-schen Olympischen Akademie (DOA), die sich bei der Durch-führung des Wettbewerbs auf die vielfach bewährte Koope-ration mit der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG)und dem BDK Fachverband für Kunstpädagogik stützenkonnten, war die quantitativ und qualitativ bemerkenswerteResonanz auch insofern erfreulich, als sie im Kontext zahlrei-cher Maßnahmen im Sinne einer Olympischen Erziehungwieder einmal die Hoffnung nährte, auf eigene Weise zu derallenthalben angemahnten Bildungsoffensive beitragen zukönnen.

Dass sich ein entsprechendes Engagement allemal lohnt,mögen die zwölf ausgewählten Siegerbilder, je drei in vierAltersgruppen, belegen, die im Übrigen auch in Form einesrepräsentativen Kalenders nachhaltig nutzbar gemacht wer-den. Für den Betrachter mag deutlich werden, dass die Olym-pischen Spiele tatsächlich mehr sind als Sport, auch mehr alsPolitik, Wirtschaft oder Medien. Olympische Spiele sind auchund nicht zuletzt - Kunst und Kultur.

Andreas Höfer

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Jahrgang 1996 - 1993 Jahrgang 1999 - 1997

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Platz 2

Platz 3

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51OF-GOF-GALERIEALERIE

Jahrgang 2000 und jünger

Platz 1 Selina Sihyrek (Augustin-Violet-Schule, Frankenthal)

Platz 2 Kevin Tempels (Grundschule Niederbrombach)

Platz 3 Ann Kristin Bechtold (Herzbergschule Roth)

Jahrgang 1999 - 1997

Platz 1 Jan Christian Rinck (Don-Bosco-Schule, Rostock)

Platz 2 Celina Frenkel (Werner-Heisenberg-Gymnasium, Neuwied)

Platz 3 Qualid El Meziani (Goetheschule, Wiesbaden)

Jahrgang 1996 - 1993

Platz 1 Tabea Rühl (Leibnizschule, Wiesbaden)

Platz 2 Aileen Müller (Anne-Frank-Schule, Linden)

Platz 3 Sarah Berger (Realschule Grünstadt)

Jahrgang 1992 und älter

Platz 1 Inabat Tlegen (Staatliches Berufskolleg, Rheinbach)

Platz 2 Maike Basten (Hauptschule Saarburg)

Platz 3 Satella Tlegen (Staatliches Berufskolleg, Rheinbach)

Jahrgang 2000 und jünger

Platz 1

Platz 2

Platz 3

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Nachrichten des DOSB

Lob für den Sport und einen Appell fürnoch mehr Anti-Doping-Kampf richteteBundesinnenminister Wolfgang Schäublean die Delegierten der 4. DOSB-Mitglieder-versammlung am 6. Dezember in Rostock.Schäuble sagte dem Sport Unterstützungauch in wirtschaftlich schwierigen Zeitenzu. Werte und Nutzen des Sports für dieGemeinschaft seien wichtig "in einer Zeitvoller Veränderungen", so Schäuble: "Sportmacht unser Land liebenswert und dasLeben lebenswerter." Zum Erhalt der Wertedes Sports müsse der Anti-Doping-Kampfweiter verstärkt werden. Schäuble warbdafür, dass die Sportverbände den neuenCode der Welt-Antidoping-Agentur (WA-DA) möglichst schnell übernehmen. An-dernfalls könne dies Streichungen bei denFördermitteln nach sich ziehen - derNADA-Code werde zukünftig "zuwen-dungsrechtliche Voraussetzung für finan-zielle Unterstützung" sein, machte Schäu-ble deutlich.

DOSB-Präsident Thomas Bach forderteMitglieder, Vereine und Verbände zumselbstbewussten Umgang mit der Finanz-und Wirtschaftskrise auf - er sei nicht Teildes Problems, sondern Teil der Lösung. BeiIntegration, Gesundheitsfürsorge, imKampf gegen Neonazis und zahlreichen

weiteren Feldern trete der Wert des Sportsoffen zu Tage. Im Kampf gegen Dopingwerde der Sport seiner gesellschaftlichenVerantwortung Rechnung tragen. Bach zogeine positive Halbzeitbilanz für die Arbeitdes 2006 mit der Gründung des DOSBgewählten Präsidiums und kündigte an, imJahr 2009 den Schwerpunkt auf das Thema"Frauen und Sport" zu legen.

In seiner Bilanz der Olympischen Spiele vonPeking lobte DOSB-Generaldirektor MichaelVesper Athleten und Verbände, die mitPlatz Fünf in der Medaillenwertung dasEtappenziel erreicht hätten. Deutschlandsei breit über alle Sportartengruppenaufgestellt, allerdings sei ein weitererRückgang bei der Zahl der Medaillen zubeobachten. Vesper zog acht "Lehren ausPeking", die die Qualität von Trainern undTraining in den Vordergrund stellten, diebessere Nutzung vorhandenen sportwis-senschaftlichen Know-Hows und dieOrientierung an der Weltspitze forderten:"Wir müssen uns unserer Defizite undunserer Potentiale für die Spiele in Londonbewusst sein, um diese wirklich nutzen zukönnen", betonte Vesper.

Nach intensiven Beratungen haben dieMitglieder des DOSB einen Grundsatzbe-

schluss gefasst, der vorsieht, die Mitglieds-beiträge im DOSB ab 1. Januar 2010 um3,5 Cent pro Mitgliedschaft in Spitzenver-bänden und Landessportbünden zu erhö-hen. Damit soll das strukturelle Defizit desDOSB ausgeglichen werden. Die 459anwesenden Stimmberechtigten beschlos-sen bei 9 Gegenstimmen und 38 Enthal-tungen außerdem, eine Arbeitsgruppeprüfen zu lassen, ob, wann und in welcherHöhe eine weitere Erhöhung der seit 1978unveränderten Mitgliedsbeiträge notwen-dig ist.

Kanurennsport-Trainer Rolf-Dieter Amend(59) wurde bei der Mitgliederversammlungdes Deutschen Olympischen Sportbundes(DOSB) in Rostock-Warnemünde als "Trai-ner des Jahres 2008/2009" ausgezeichnet.Die erstmals vom DOSB vergebene "Ehren-medaille des deutschen Sports" ging anBundespräsident Horst Köhler. Die Fach-hochschule Ansbach bei Nürnberg wurdeals "Hochschule des Spitzensports 2008"geehrt. Außerdem erhielten ChristianeWenkel und Paul Wedelei von der Thürin-ger Sportjugend die diesjährige IOC-Trophyfür ihre Verdienste um die Vermittlung derolympischen Werte. Vier Vereine wurdenmit der Sportplakette des Bundespräsiden-ten ausgezeichnet.

96 Wintersportler im Top-Team Vancouver 96 Wintersportlerinnen und Wintersportlerbilden den Kern des Top-Teams Vancouver,das das Präsidium des deutschen Olympi-schen Sportbundes (DOSB) Anfang Dezem-ber in Rostock auf den Weg gebracht hat.

Auf einer Sitzung in Berlin wurde unteranderem der Dreifach-Olympiasieger vonTurin, Michael Greis, in das Team aufgenom-men. "Diese knapp 100 Athletinnen bildenden Kern unserer Mannschaft für Vancou-ver," sagte DOSB-Generaldirektor MichaelVesper. Noch nicht im Top-Team enthaltensind beispielsweise die Eishockeynational-spieler. Sie müssen sich im Februar 2009 aufeinem Qualifikationsturnier durchsetzen. DerDOSB stellt vor Olympischen Spielen Top-

Teams zusammen, um für diesen Kaderkreisoptimale sportliche, soziale und wirtschaftli-che Rahmenbedingungen zu schaffen.

Beschlossen wurden außerdem die Nominie-rungsrichtlinien für Olympia 2010. "Auch fürVancouver gilt erneut das Kriterium derbegründeten Endkampfchance", erklärteDOSB-Leistungssportdirektor BernhardSchwank. Schwank wird das deutsche Teamin Kanada als Chef de Mission leiten.

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DOSB-Mitgliederversammlung 2008 mit wichtigen Weichenstellungen für die Sportentwicklung

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Vertreter der vier Vereine, die mit der Sportplakette des Bundespräsidenten ausgezeichnet wurden, mitInnenminister Mecklenburg-Vorpommerns und Sportministerkonferenz-Vorsitzenden Lorenz Caffier(links), Erika Dienstl vom DOSB (vorn, 3. von links) und DOSB-Präsident Thomas Bach (rechts). Lorenz Caffier (rechts), Innenminister von

Mecklenburg-Vorpommern und Sportminister-konferenz-Vorsitzender mit DOSB-PräsidentThomas Bach.

DOSB-Präsident Thomas Bach (rechts) gratuliertPaul Wedeleit (links) und Christiane Wenkel vonder Thüringer Sportjugend zur Auszeichnungmit der diesjährigen IOC-Trophy "Sport andYouth".

Bundesinnenminisiter Wolfgang Schäuble, sagtedem Sport "in einer Zeit voller Veränderungen"die weitere Unterstützung der Bundesregierungzu und forderte zugleich den effizienten Einsatzder Mittel und einen entschiedenen Kampfgegen Doping. DOSB-Präsident Thomas Bach gratuliert dem

Kanurennsport-Trainer Rolf Dieter Amend (links)zur Auszeichnung als "Trainer des Jahres 2008".

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struckbegrüßte die Delegierten in Rostock.

Prof. Dr. Hartmut Häußermann vom Institut fürSozialwissenschaften der Humboldt-Universitätzu Berlin sprach zum Thema "Sport macht Stadt- Zur Rolle des Sportvereins in den Kommunen".

Bilanzierte die Olympischen Spiele Peking 2008 -DOSB-Generaldirektor Michael Vesper

Zog eine Bilanz zur Halbzeit der Legislaturperi-ode - DOSB-Präsident Thomas Bach

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DOSB Präsidium bilanzierteHalbzeit der WahlperiodeEtwa zur Halbzeit der Wahlperiode trat dasPräsidium des DOSB in der SportschuleHennef zu seiner 22. Sitzung zusammen.Sie gliederte sich in zwei Teile: eine Klau-surtagung mit den "Fraktionsvorsitzenden",also Claus Umbach (für die Spitzenverbän-

de in Vertretung von Christa Thiel), RolfMüller (für die Landessportbünde) undBarbara Oettinger (für die Verbände mitbesonderen Aufgaben) einerseits und eine"normale" Präsidiumssitzung andererseits.Dabei wurde festgestellt, dass die imArbeitsprogramm niedergelegten Vorhaben,wie sie die Mitgliederversammlung imDezember 2006 in Weimar verabschiedethatte, in weiten Teilen bereits erledigt sind.Ein Resümee wurde zur Mitgliederver-sammlung Anfang Dezember in Rostock zurVerfügung gestellt. Zugleich wurden Ar-beitsschwerpunkte für die zweite Hälfteidentifiziert, darunter natürlich die Bewer-

bung um die Olympischen Winterspiele inMünchen 2018, aber auch die Intensivie-rung der Vereinshilfe und Vereinsförderung,die Durchsetzung einer weiteren Erhöhungder Spitzensportförderung und eine Bil-dungsoffensive. Natürlich gehört auch derfortgesetzte Kampf gegen das Dopingweiter zu den Schwerpunkten. Dabei ist dasPräsidium unzufrieden darüber, wie diestaatlichen Ermittlungsbehörden bislangmit den Möglichkeiten des verschärften

Arzneimittelgesetzes umgehen.Der DOSB erwartet, dass dieStaatsanwaltschaften - eineSchwerpunktstaatsanwaltschafthaben die Justizminister be-kanntlich gegen das Votum desDOSB leider abgelehnt - Ermitt-lungsverfahren gegen dieHintermänner auch der aktuel-len Dopingfälle eröffnen. ZurWeiterentwicklung des Sportab-zeichens hatte das Präsidiumeine Projektgruppe eingerichtet,die in Hennef durch ihrenVorsitzenden, Frank Wittchen,und die Direktorin der Füh-

rungsakademie, Gaby Freytag, einen Zwi-schenbericht gab. Nach einer sehr intensi-ven Diskussion stellte das Präsidium dieWeichen für eine Neupositionierung desSportabzeichens, die der Mitgliederver-sammlung im nächsten Jahr zur Beschluss-fassung vorgelegt werden soll. BreitenRaum nahm die Auswertung der Spiele derXXIX. Olympiade in Peking ein. Die Rah-menbedingungen der Teilnahme unsererMannschaft haben sich nach Auffassungdes Präsidiums durchweg bewährt. Dazuzählt die in allen Konfliktfällen bestätigteNominierungshoheit des DOSB, die erstmalsmit allen 440 Athleten geschlossene Athle-

tenvereinbarungund die Ehren- undVerpflichtungserklä-rung, die sämtlicheTrainer, Betreuer,Ärzte und Physio-therapeuten zuunterzeichnenhatten. Die Organi-sation der Teilnah-me der Olympia-mannschaft wurdeals ausgesprochenpositiv bewertet"Unsere drei Zielehaben wir in Pekingerreicht: Die deut-sche Mannschaft

war erfolgreich und kletterte in der Natio-nenwertung von Platz 6 auf Platz 5, sieerreichte ihre Erfolge ohne Doping und siestellte sich als würdiger Botschafter unseresLandes dar", erklärte DOSB-GeneraldirektorDr. Michael Vesper, in Peking Chef deMission der deutschen Mannschaft. Den-noch, so Vesper, könne dieses positive Fazitnicht überdecken, dass es neben Licht auchSchatten gab. In einigen Sportarten gab esenttäuschende Resultate; genau hier müsseund werde angesetzt werden.

Bundespräsident Köhlerehrte 132 Sportlerinnenund Sportler mit dem Silbernen LorbeerblattDie Olympiasieger und - medaillengewinnervon Peking haben am Donnerstag, den 20.November 2008, in Berlin die höchstestaatliche Sportauszeichnung der Bundes-republik Deutschland in Empfang genom-men. Bundespräsident Horst Köhler über-reichte den Sportorden an 132 Athletinnenund Athleten, die es bei den OlympischenSommerspielen und den ParalympischenSpielen in Peking im August und September2008 auf das Siegertreppchen geschaffthatten. Zu den Ausgezeichneten gehörtenOlympiasieger wie Ole Bischof, Jan Frodeno,Alexander Grimm, Benjamin Kleibrink, LenaSchöneborn, Sabine Spitz, Matthias Steiner,die Hockey-Herren und das Team derVielseitigkeitsreiter ebenso wie die Paralym-pic-Stars Marianne Buggenhagen undWojtek Czyz. Bundespräsident Köhlerrichtete seine Anerkennung an alle 132Sportler: "Jede und jeder von Ihnen ver-dient die besondere Anerkennung. BleibenSie so wie Sie sind und bleiben Sie damitdas, was das Silberne Lorbeerblatt würdigt:Vorbilder durch Leistung und Persönlich-keit." Köhler nahm auch Bezug auf dieMenschenrechtsdiskussion um die Gastge-ber der Spiele: "Sicher, auch während derSpiele ist deutlich geworden, dass Chinaunter Meinungs- und Demonstrationsfrei-heit etwas anderes versteht als wir. Den-noch haben sich die Chinesen als gute undweltoffene Gastgeber erwiesen. Ich glaube,dass die Spiele mit ihren vielen menschli-chen Begegnungen dazu beigetragenhaben, dass die Welt China, aber auchChina die Welt besser kennen und verste-

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Die Sportschule in Hennef, hier eine Aufnahme von Oktober 2006, warGastgeber der 22. Präsidiumssitzung des DOSB, bei der das DOSB-Präsidium unter der Führung von Präsident Bach und GeneraldirektorVesper neben einer Halbzeitbilanz der Wahlperiode wichtige Weichen-stellungen für die kommenden Jahre vornahmen.

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hen lernt." Für den Deutschen OlympischenSportbund (DOSB) nahmen PräsidentThomas Bach und Generaldirektor MichaelVesper an der Feierstunde teil. "Ich freuemich mit den erfolgreichen Mitgliedernunserer Olympia- und Paralympic-Teamsüber diese herausragende Ehrung, dieLeistung und Fair Play gleichermaßenbelohnt. Danken möchte bei dieser Gele-genheit auch allen, die unsere Sportler inTraining und Wettkampf unterstützen,damit sie ihre Spitzenleistungen erbringenkönnen, den Trainern, Betreuern, Physiothe-rapeuten und Verbandsfunktionären", sagteThomas Bach.

Michael Vesper, der in Peking die deutscheOlympiamannschaft als Chef de Missionangeführt hatte, betonte: "Mit dem Silber-nen Lorbeerblatt kommt die gesellschaftli-che Anerkennung von höchster Stelle fürerfolgreiche, vorbildliche und saubereAuftritte zum Ausdruck."

Dr. Franz Josef Jung ehrteOlympia- und Paralympics-teilnehmer der BundeswehrVerteidigungsminister Dr. Franz Josef Junghat am 17. November 2008 die Spitzen-sportler der Bundeswehr ausgezeichnet, diean den Olympischen Sommerspielen undden Paralympics in Peking teilgenommenhaben. "Bei den Olympischen Spielen inPeking konnte der Sport wieder seineganze positive Kraft entfalten", betonteVerteidigungsminister Jung. "Der Zuschau-er erlebte nicht nur spannende Wettkämp-fe, sondern auch bewegende Momente undein friedliches Zusammensein Hunderttau-sender Menschen aus aller Welt. Nichtzuletzt brachten die Spiele uns China undseinen gastfreundlichen Menschen einStück näher", so der Minister. DOSB-

Präsident Dr.Thomas Bacherklärte anlässlichder Ehrung: "Ohnedie Sportförderungder Bundeswehrkönnte Deutschlandin der Weltspitzenicht mehr mitmi-schen. Sie ist festerBestandteil derPlanungen imLeistungssport undbietet Aktiven besteRahmenbedingun-gen, um sichintensiv auf inter-nationale Wett-kämpfe vorzuberei-ten." Als Dank fürdie Unterstützungüberreichten dieMedaillengewinnerKatrin WagnerAugustin und LutzAltepost demMinister im Namenaller anwesendenSportlerinnen undSportler ein offiziel-les T-Shirt mit denUnterschriften derAktiven. Um dieErfolgsgeschichtevon Bundeswehrund Sport fortzu-schreiben hatte das

Verteidigungsministerium die Anzahl derFörderplätze der Bundeswehr für Spitzen-sportler um 120 auf 744 erhöht. Bis zu denOlympischen Winterspielen 2010 in Van-couver ist sogar eine flexible Erhöhung aufbis zu 824 Plätze möglich - ein wertvollerBeitrag, damit Deutschland auch in Zu-kunft eine führende Stellung im Weltsportbehält. In Peking kam etwa ein Drittel derdeutschen Olympiamannschaft Aktiven,129 Sportlerinnen und Sportler aus derBundeswehr. Sie gewannen 15 der 41Medaillen der deutschen Olympiamann-schaft: 5 von 16 Gold-, 2 von 10 Silber-und 8 von 15 Bronzemedaillen.

Bayern unterstützt MünchnerOlympiabewerbungBayern wird die Bewerbung Münchens fürdie Olympischen Winterspiele 2018 gemein-sam mit der Stadt und den Spitzen desdeutschen Sports mit aller Kraft unterstüt-zen. Die Bewerbung der Landeshauptstadtstand im Mittelpunkt des Antrittsbesuchesvon DOSB-Präsident Thomas Bach undDOSB-Generaldirektor Michael Vesper beimbayerischen Ministerpräsidenten HorstSeehofer. Bach und Vesper informiertenSeehofer gemeinsam mit dem Präsidentendes Deutschen Skiverbandes, Alfons Hör-mann, am 18. November 2008 bei demTreffen in der bayerischen Staatskanzlei. ImAnschluss an das in freundschaftlicher undkonstruktiver Atmosphäre verlaufeneGespräch äußerten Bach und Vesper sicherfreut, dass auch die neue bayerische

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Bundespräsident Horst Köhler zeichnete Ende November in BerlinMedaillengewinnerinnen und Medaillengewinner der OlympischenSpiele Peking 2008 aus. Hier im Bild das Staatsoberhaupt mitAktiven aus den Sportarten Wasserspringen und Rudern bzw.Rollstuhlbasketball.

Der bayerische Ministerpräsident HorstSeehofer (rechts) begrüßt den Präsidentendes Deutschen Olympischen Sportbundesund IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach (2.von links), Alfons Hörmann, Präsident desDeutschen Skiverbandes (links) und denGeneraldirektor des DOSB, Michael Vesperin der Staatskanzlei in München.

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Staatsregierung die Bewerbung vorbehaltlosund mit allen Kräften zu unterstützen wolle.Seehofer hatte Olympische Winterspiele inBayern als ein großartiges Zukunftsprojektbezeichnet, für das sich die bayerischeStaatsregierung massiv ins Zeug legenwerde. Die bayerische Bewerbung mit denAustragungsorten München, Garmisch-Partenkirchen und Schönau am Königsseebiete die besten Vorrausetzungen, umgerade auch bei den Themen Umweltver-träglichkeit und Nachhaltigkeit internatio-nal voll zu punkten, sagte Seehofer. Seeho-fer und Bach sprachen sich dafür aus, dassin den nächsten Wochen und Monatenverstärkt auch namhafte bayerische unddeutsche Unternehmen für die Unterstüt-zung der Bewerbung 2018 gewonnenwerden sollen.

DOSB-Büro in Brüssel vertrittInteressen europäischer NOKsam EU-SitzHellmund bleibt Büroleiter / Sportrele-vante Entwicklungen in der Europapolitik

Die 49 Europäischen NOKs (EOC) habenEnde November bei ihrer Generalversamm-lung in Istanbul die Aufwertung des Brüsse-ler Büros des deutschen Sports zu einemBüro des europäischen Sports am EU-Sitzbeschlossen. Die künftige Anlaufstelle vonEuropas NOKs erhält dafür zukünftig jähr-lich durch die EOC und das InternationaleOlympische Komitee (IOC) 270.000 Euro, diefür die räumliche Erweiterung und diepersonelle Aufstockung dienen. Büroleiterbleibt der Deutsche Folker Hellmund.

Das 1993 eingerichtete Büro des europäi-schen Sports hat sich zu einem gefragtensportpolitischen Ansprechpartner für die EUentwickelt und beobachtet zugleich derensportrelevante Aktivitäten. Es informiert dieautonomen Sportorganisationen undvertritt deren Interessen. Auch der DeutscheFußball-Bund (DFB) ist an der Institutionbeteiligt.

Die Verbindungen zwischen Sport undEuropa sind vielfältig. Europäische Gesetz-gebung und Politik offenbaren ihre Konse-quenzen für den Sport jedoch nur seltenauf den ersten Blick. Auf Initiative derdamaligen Dachorganisationen des deut-

schen Sports sowie der Landessportbündewurde deshalb 1993 das Brüsseler EU-Büroeingerichtet.

"Das Büro ist eine Serviceeinrichtung zurBeobachtung und Auswertung sportrelevan-ter Entwicklungen auf europäischer Ebene",erläutert Büroleiter Folker Hellmund. Bereitsvor dem beschlossenen Ausbau der Einrich-tung zur Zentrale von Europas NOKs zähltenmehrere europäische Sportorganisationenzu engen Kooperationspartnern des EU-Büros. Darunter sind die Dachorganisatio-nen der Sportselbstverwaltung in denNiederlanden, Frankreich, Österreich, Däne-mark, Finnland, Schweden und dem Verei-nigten Königreich.

EOC verleiht Laurel Awardan Erika DienstlEine gelungene Überraschung mit einermehr als gerührten Preisträgerin war dieVerleihung des Laurel Awards der Vereini-gung der Europäischen OlympischenKomitees an Erika Dienstl durch EOC-Präsident Patrick Hickey. Den Laurel Award

erhalten Personen oder Organisationen mitherausragenden Verdiensten für den Sportin EOC-Mitgliedsländern und die Zusam-menarbeit zwischen europäischen Sportor-ganisationen. Die deutsche Delegation mitDOSB-Präsident Thomas Bach an der Spitzehatte die Grande Dame des deutschen

Sports unter einem Vorwand nach Istanbulgebeten. Für die zu beschließende Neu-Organisation des EU-Büros in Brüssel werdeihr Rat und ihre gewichtige Stimme benö-tigt. Wer der Laudatio des EOC-PräsidentenPatrick Hickey in Istanbul aufmerksamlauschte, konnte schnell erkennen, dassdiese Finte nicht allzu fern der Wahrheitlag, denn den Grundstein für das EU-Bürohatte einst niemand anderes als ErikaDienstl gelegt. Am Bosporus machten 49europäische Nationale Olympische Komi-tees auf ihrer Generalversammlung denWeg für eine gesamteuropäische Aufwer-tung und Ausrichtung des EU-Büros frei.Gemeinsam mit dem InternationalenOlympischen Komitee (IOC) beschlossen sie,einen Teil zur Finanzierung jenes ehemali-gen Büros von DSB und NOK beizutragen,das heute wie ein erfolgreiches Leucht-turm-Projekt für die spätere Fusion derbeiden einstigen Dachverbände des deut-schen Sports zum heutigen DOSB erscheint.Der aktuelle EOC-Beschluss zur Erweiterungdieser Einrichtung unterstreicht die wach-sende Bedeutung des 1993 gegründetenBüros, dem sich bereits zehn europäischeSportbünde und NOKs angeschlossenhatten. Die Unterstützung von EOC/IOC istGrundlage dafür, dass sich das Büro nun

räumlich erweiternund personellverstärken kann.Leiter des Bürosbleibt der DeutscheFolker Hellmund.Inhaltlich steht inden nächstenMonaten insbeson-dere die Implemen-tierung des Weiß-buchs zum Sportauf der Agenda.Erika Dienstl, dievor mehr als 15Jahren die Weichenzur Gründungdieser Einrichtungdes deutschenSports gestellthatte, war inIstanbul nicht alleingerührt über den

Laurel Award, sondern auch voller Stolzüber den erfolgreichen Weg des EU-Büros,das in seinen Anfangsjahren von Christophde Kepper, dem heutigen Kabinettschef vonIOC-Präsident Jacques Rogge am IOC-Headquarter in Lausanne, geleitet wordenwar.

Erika Dienstl, „Erfinderin“ des EU-Büros des deutschen Sports,langjährige Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes, GrandeDame des deutschen und olympischen Sports bei der Entgegen-nahme des EOC-Laurel-Awards in Istanbul

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"Erika Dienstl ist eine Wegbereiterin deseuropäischen Sports. Sie hat die Bedeutungdes europäischen Einigungsprozesses fürden Sport frühzeitig erkannt und mit demAufbau des Brüsseler Büros herausragendesfür die Förderung des deutschen Sportsgeleistet. Gleichzeitig hat sie sich immer,insbesondere im Jugendberich, für dieeuropäische Verständigung mit großemEngagement eingesetzt. Daher ist sie eineebenso logische wie würdige Trägerin desEOC Laurel Awards. Der DOSB gratuliert ihrdazu von Herzen und dankt ihr gleichzeitigfür die andauernde Verbundenheit",freutesich DOSB-Präsident Thomas Bach mit derStolbergerin. Als erste Frau hat Dienstl von1986 bis 2000 einen deutschen Fachverbandgeführt und dem Deutschen Fechterbund indieser Zeit hohes Ansehen und internatio-nale Anerkennung verliehen. Zusammen mitEmil Beck steht sie für zahlreiche olympi-sche Erfolge. Bereits 1968 hatte sie alsBetreuerin beim Olympischen Jugendlagerin Mexiko City mitgewirkt und sich dabeifür höhere Aufgaben empfohlen. Ihr weite-rer Weg führte sie bis an die Spitze desdeutschen Sports, wo sie jahrlang alsVorsitzende der DSJ und als Vizepräsidentindes mittlerweile im DOSB aufgegangenenDSB tätig war und sich dort erfolgreich uminternationale Beziehungen sowie dasUmweltthema kümmerte. Dabei setzte siesich sowohl für sportfachliche als auch fürsoziale Bezüge ein und zeichnete sich miteinem feinen Gespür für gesellschaftlicheIntegration aus.

"Giving is Winning“-Kampagne des IOC mitüberwältigendem Erfolg(DOSB-Presse) Die "Giving is WinningKampagne", die das IOC während derOlympischen Spiele in Peking zugunsten vonFlüchtlingen durchführte, hat das Ergebnisgegenüber ihrer Premiere vier Jahre zuvor inAthen mehr als verdoppelt. Mehr als 75.000Sport- und Freizeitkleidungsstücke wurdenvon der Olympischen Familie gespendet.Allein im Olympischen Dorf kamen 21.000Teile zusammen. Der DOSB hatte in seinemAthletenpass eine entsprechende Bitte umMitwirkung eingebaut und sich sehr erfolg-reich an der Aktion beteiligt. Bereits inPeking hatte DOSB-Präsident Thomas Bacherklärte: "Ich bin glücklich, dass unsere

Athleten sich als ehrgeizige und großzügigeSpender erweisen. Welch eine großartigeGelegenheit, zu geben und gleichzeitig zugewinnen". Die gemeinsame Initiative vonIOC und dem UN-FlüchtlingshilfswerkUNHCR wurde mit dem Ziel gestartet, inFlüchtlingslagern Sportaktivitäten zuermöglichen. Seither wurden Kleider inverschiedenen Lagern Europas, Asiens undAfrikas verteilt. Die Initiatoren gehen vonder Überlegung aus, dass Sport für Flücht-linge ein Stück Normalität und Hoffnungerzeugen und dort den Alltag, der durchgewaltsame Konflikte oft jäh unterbrochen

wurde, neu strukturieren kann. Rückmel-dungen von Betroffenen haben ergeben,dass insbesondere für junge FlüchtlingeSportbekleidung von Weltklasseathleteneine enorme Ausstrahlung besitzt und einZeichen aussendet, dass ihr Schicksal derWelt nicht gleichgültig ist. Anlässlich derjetzt erfolgten Bekanntgabe des Spenden-umfangs dankte Antonio Guterres, UN-Hochkommisar für Flüchtlinge, der Olympi-schen Familie: "Im Namen der UNHCR undder weltweit annähernd 32 MillionenBetroffenen möchte ich meine Anerken-nung gegenüber den Aktiven und Nationa-len Olympischen Komitees aus der ganzenWelt aussprechen, die sich in einem Mo-menten höchster Konzentration auf denSport an jene erinnert haben, die in ihremLeben weniger Glück hatten. Die Sportbe-kleidung versetzt Flüchtlinge aus der ganzenWelt in die Lage, zu spielen und Sport zutreiben." Auch IOC-Präsident Jacques Roggewar erfreut über den neuerlichen Erfolg desProjektes, das er zusammen mit seinen IOC-

Kollegen auch persönlich unterstützt hatte:"Ich bin berührt von diesem Erfolg und derstarken Unterstützung der OlympischenFamilie. Die Kampagne ist ein exzellentesBeispiel dafür, wie leicht es für den Sportist, Menschen eine Freude zu machen, die esschwer haben. Sport hat uns allen vielgegeben, und wer wäre nicht glücklichetwas davon zurückzugeben. Die Teilnahmean dieser Initiative war wirklich einfach undauch das war Teil ihres Erfolges. Wir werdenSport auch weiterhin als Instrument zurUnterstützung von Menschen nutzen, derenLeben durch Krieg und Leid benachteiligt

oder bedrängt ist".Athleten undNationale Olympi-sche Komiteeswaren die eifrigstenSpender von "Givingis Winning". DieBritish OlympicAssociation undUSOC, das Olympi-sche Komitee derUSA, hatten denBall mit umfangrei-chen Gaben bereitsim Vorfeld derSpiele im Sommer2007 ins Rollengebracht. Das NOKvon Singapur folgtemit einer Spende,die Sportbekleidungvon Schulkindern

umfasste. Neben dem DOSB waren dasAustralische Olympische Komitee und derPräsident der Vereinigung der NationalenOlympischen Komitees (ANOC), MarioVazquez Rana weitere Hauptspender.Vazquez Rana spendete eintausend neuePolo-Hemden für Flüchtlinge in Afrika.Finanzielle Unterstützung für Hilfsprojekteleisteten darüber hinaus IOC MitgliedPrinzessin Haya bin Al Hussein und das NOKder Vereinigten Arabischen Emirate.

12. Weltkongress "Sport für Alle" in Malaysia Wie sportwissenschaftliche Theorie inkonkrete Aktionen zugunsten eines gesün-deren und aktiveren Lebensstils für alleGenerationen umgesetzt werden kann,diese Frage stand im Mittelpunkt des 12.Weltkongresses "Sport für alle", der vom 3.

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Der Präsident des Internationalen Olympischen Komites, JacquesRogge beim Auftakt der Giving is Winning Aktion im OlympischenDorf in Peking.

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bis 6. November 2008 in Malaysia statt-fand. 505 Teilnehmerinnen und Teilnehmeraus 96 Ländern waren dem Aufruf des NOKfür Malaysia, des IOC, der Weltgesundheits-organisation und der Organisation derInternationalen Fachverbände gefolgt.Unter dem Motto "Sport für alle - Sport imLebenslauf" war ihr gemeinsames Anliegen,dem Trend zur körperlichen Inaktivitätentgegenzuwirken. Eine Abschluss-Deklara-tion fasste die wichtigsten Erkenntnissezusammen. Sie wurde einstimmig verab-schiedet und von IOC-Mitglied WaltherTröger, dem deutschen Vorsitzender derKommission "Sport für alle" im IOC vorge-tragen. Im Kern widmet sich das Dokumentdem aktuellen Wandel der Bewegungsbe-dürfnisse und gibt Empfehlungen für dieZukunft und für notwendige Partner-schaftsprogramme. Außerdem appelliert dieDeklaration an die unterschiedlichenInteressenvertreter wie Sportorganisatio-nen, Regierungen, öffentliche Verwaltun-gen und Schulen. Bestandteil des Kongress-programms war der Vortrag von DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch zu denChancen, die der Sport bei der gesellschaft-lichen Integration bietet und die DOSB-Initiative "Integration durch Sport" darstell-te. "Der Sport ist ein Integrationsmotor undein gesellschaftspolitischer Faktor vonhoher Bedeutung. Doch der Sport solltesich auch nicht übernehmen - er ist EIN,nicht der alleinige Faktor. Gezielte Pro-gramme und geeignete Rahmenbedingun-gen unterstützen hierbei die Integrations-beiträge des Sports", fasste Schneelochzusammen. Der nächste Sport für alleWeltkongress wird in Jyväskylä, Finnlandvom 14. bis zum 17. Juni 2010 stattfinden."Wir können mit einem derartigen Kongressnur Empfehlungen und Anregungen geben,wichtiger ist es, sie an der Basis in Schulenund Vereinen umzusetzen", sagte TunkuImran, Präsident des veranstaltendenOlympischen Councils von Malaysia. "Eswar eine großartige Erfahrung, so vieleBreitensportexperten und Sportpraktikervon ihren gegenseitigen Erfahrungenprofitieren zu sehen", dankte WaltherTröger den Gastgebern und ergänzte: "Ichbin sehr zuversichtlich, dass wir bereitsbeim nächsten Weltbreitensportkongress inzwei Jahren in Finnland konkrete Erfolgeunserer diesjährigen Veranstaltung bilanzie-ren dürfen". Zuvor sei jedoch der Olympi-sche Kongress im Oktober 2009 in Kopen-hagen ein weiterer Meilenstein für dieSportentwicklung. Unter dem Titel "DieOlympische Bewegung in der Gesellschaft"

werden auch dort Anstrengungen zuguns-ten einer aktiven Gesellschaft einenSchwerpunkt bilden. Die Abschluss-Deklara-tion zum "12. Weltkongress Sport für alle"ist im Internet unter folgender Adresse zufinden:http://multimedia.olympic.org/pdf/en_re-port_1382.pdf

Speyer ist "Deutschlandsaktivste Stadt 2008"Speyer ist "Deutschlands aktivste Stadt2008". Mit diesem Titel wurde Speyer beider feierlichen Preisverleihung des bundes-weiten Städtewettbewerbs Mission OlympicAnfang November ausgezeichnet. DerWettbewerb wurde von den InitiatorenCoca-Cola Deutschland und DeutschemOlympischen Sportbund (DOSB) ausgelobtund zeichnet Städte und ihre Bürgerinnenund Bürger aus, die sich durch bürger-schaftliches Engagement für einen aktivenLebensstil und mehr Bewegung im Alltageinsetzen. Mit dem Titel "Deutschlandsaktivste Stadt" ist ein Preisgeld in Höhe von100.000 Euro verbunden, das zur Förderungdes Breitensports in Speyer eingesetztwerden soll.

An der Premiere des Wettbewerbs nahmeninsgesamt 98 Städte teil. Eine Jury ausPolitik, Sport, Medien und Wirtschaft

wählte unter den Bewerbern 41 Kandida-tenstädte des Wettbewerbs aus, die mög-lichst viele private und bürgerschaftlicheBewegungsinitiativen im Rahmen derWettbewerbsteilnahme aktivieren mussten.Das Finale bestritten letztendlich in diesemSommer neben der Siegerstadt Speyerauch die Städte Erlangen, Fürstenwalde,Freiburg im Breisgau und Herne mit einemdreitägigen Festival des Sports. Hier galt esfür die Finalstädte, möglichst viele Bürge-rinnen und Bürger durch ein kreatives undinteressantes Sportangebot zum Mitma-chen zu animieren. Beim Finale in Speyerwaren über 65.000 Bürgerinnen undBürger jeden Alters sportlich unterwegsmit insgesamt 198.176 registrierten Aktivi-täten. "Alle fünf Finalstädte haben gezeigt,dass in ihrer Stadt das ehrenamtlicheEngagement für den Sport eine sehr großeRolle spielt. Wir waren sehr beeindruckt,mit wie viel Einsatz und sportlichemEhrgeiz die Festivals des Sports umgesetztwurden", lobt DOSB-Präsident ThomasBach. Jede Stadt habe auf ihre Weise eintolles Fest für Jung und Alt geschaffen, dasauch nachhaltig für mehr Schwung in derStadt sorgen werde. "Wir sehen daher allefünf Städte als Gewinner und gratulierenzu diesem hervorragenden Erfolg", betontBach. Und Béatrice Guillaume-Grabisch,Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH,ergänzt: "Mission Olympic hat in denvergangenen 18 Monaten viel bewegt. Essind zahlreiche neue Initiativen und Netz-werke für einen aktiven Lebensstil entstan-

Der Bürgermeister der Stadt Speyer, Hanspeter Brohm (Mitte), jubelt am 10.11.2008 inBerlin über die Auszeichnung zu Deutschlands aktivster Stadt, die er vom Präsidenten desDeutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach (rechts), und Lena Schöneborn(links), der Goldmedaillen-Gewinnerin im Modernen Fünfkampf erhält.

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den. Gleichzeitig haben Bewegung undBreitensport durch Mission Olympic mehröffentliche Aufmerksamkeit und in denteilnehmenden Städten einen noch höhe-ren gesellschaftlichen Stellenwert bekom-men. So haben alle, die teilnahmen, profi-tiert. Leider kann nur einer Sieger sein, undmit Speyer haben wir einen würdigengefunden." Mit Mission Olympic möchtenCoca-Cola Deutschland und der DOSBsportliche Bewegung im Land nachhaltigfördern und bürgerschaftliches Engage-ment für einen aktiven Lebensstil unter-stützen.

"Tag der offenen Tür" inEliteschulen des Sports inFurtwangenWo Spitzenathleten von morgen die Schul-bank drücken - davon konnten sich interes-sierte Besucher am 15. November, ein Bildmachen. Das baden-württembergischeSkiinternat Furtwangen ist die erste Elite-schule des Sports von deutsch-landweit 39 Einrichtungendieser Art, die - im Rahmeneiner Initiative von DeutschemOlympischen Sportbund (DOSB)und Sparkassen-Finanzgruppe -Einblicke in den Alltag zwischenUnterrichtsstunden und Trai-ningseinheiten gewährte. NebenDOSB-Präsident Thomas Bachnutze auch KultusministerHelmut Rau die Gelegenheit füreinen Rundgang durch dasInternat sowie angeschlossenePartner-Schulen. Dabei konntendie Gäste unter anderem aufden Erfolgsspuren der ehemali-gen Furtwangen-EliteschülerSven Hannawald und KathrinHitzer wandeln. In der Sporthal-le der Robert-Gerwig-Schulemoderierte Hans-Peter Pohl,ehemaliger Spitzen-Kombiniererund aktuell Wintersport-Expertebeim ZDF, Aktionen rund umdas Thema Skispringen. Auf der Biathlonan-lage im Weißenbachtal durften die Besucherdie schwarzen Scheiben zudem selbst insVisier nehmen. Ein Pressegespräch unter derLeitung von Ulrich Wiedmann, Chef desOlympiastützpunktes Freiburg, rundete denTag ab.

In dem von DOSB und Sparkassen-Finanz-gruppe entwickelten Konzept ist die Veran-staltungsreihe ein Baustein, um das ProjektEliteschulen auszubauen und weiter zuprofessionalisieren. Ziel ist zudem, dieSynergieeffekte im Verbund der Einrichtun-gen noch intensiver zu nutzen und denAustausch der Institute untereinander zuverbessern, etwa durch ein gemeinsamesInternetportal.

Die Sparkassen-Finanzgruppe hat denEliteschulen des Sports bislang 3,5 MillionenEuro bereitgestellt. Die Förderung erfolgtprojektbezogen. Dabei stehen aktuell inAbstimmung mit den Experten des DOSB,der Landessportbünde und Kultusministertrainings- und ernährungswissenschaftlicheFragen im Vordergrund.

Das Prädikat "Eliteschule des Sports" wirdvom Deutschen Olympischen Sportbund anFördereinrichtungen im kooperativenVerbund von Leistungssport, Schule undWohnen für einen vierjährigen Zeitraumverliehen. Aktuell existieren bundesweit 39Spezialschulen mit unterschiedlichenSchwerpunktsportarten. Die Sparkassen-

Finanzgruppe unterstützt das Projekt seitseiner Gründung 1997 mit zweckgebunde-nen Förderbeiträgen, die etwa für konkreteMaßnahmen zur Optimierung der schuli-schen und sportlichen Bedingungen an derSchule eingesetzt werden.

Das Skiinternat Furtwangen ist eine Medaillenschmidedes nordischen Skisports. Zu ihren Absolventen zähltunter anderem Olympiasieger Sven Hannawald. ImVordergrund der Leiter der Einrichtung, Dieter Moll.

Olympisches FeuerZeitschrift des Deutschen OlympischenSportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft

HHeerraauussggeebbeerrkkoolllleeggiiuumm::Gerd Graus (DOSB), Dieter Krickow (DOG), SteffenHaffner, Michael Gernandt

CChheeffrreeddaakktteeuurr:: Harald Pieper

RReeddaakkttiioonn:: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,Daniela Kröger

RReeddaakkttiioonnssaannsscchhrriifftt::Dr. Stefan VolknantDeutscher Olympischer SportbundOtto-Fleck-Schneise 12, 60528 FrankfurtTelefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27E-Mail: [email protected]

Harald PieperStieglitzstraße 263263 Neu-IsenburgTelefon: 0 61 02 / 5 22 62

HHeerrsstteelllluunngg,, VVeerrttrriieebb && VVeerrllaagg::Peter Kühne VerlagTheodor-Heuss-Straße 1163303 DreieichTelefon: 0 61 03 / 8 07 91 70, Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71E-Mail: [email protected]

GGrraaffiisscchhee GGeessttaallttuunngg:: Werner Pettersch, Dreieich

SScchhlluussssrreeddaakkttiioonn//AAnnzzeeiiggeennlleeiittuunngg:: Peter Kühne

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag derDeutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten.

DDrruucckk:: HMS-Druckhaus GmbHBenzstraße 57 - 59, 63303 DreieichTelefon: 0 61 03 / 93 39-0.

DDaass OOllyymmppiisscchhee FFeeuueerr iisstt zzuu bbeezziieehheenn dduurrcchh::Geschäftsstelle der Deutschen OlympischenGesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,60528 Frankfurt am Main, Telefon: 0 69 / 69 50 16-0, Telefax: 0 69 / 6 77 18 26, E-Mail: [email protected], Frankfurter Sparkasse, Kontonummer 200313592, Bankleitzahl: 500 502 01

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nichtunbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSBbzw. der DOG entsprechen.

TTiitteellggrraaffiikk:: Hans Borchert

FFoottooss,, IIlllluussttrraattiioonneenn,, KKaarriikkaattuurreenn::ppiiccttuurree--aalllliiaannccee//ddppaaHans Borchert Simon EngelbertzHelmut Gesierich Gabriele RauAlciro Theodoro das Silva Guido SchiekMarkus Stegner

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Aktuelles aus der BundesgeschäftsstelleLiebe Mitglieder,

ein Jahr mit besonderen, sportlichen Höhe-punkten liegt hinter uns. Im Juni erlebtenwir eine eindrucksvolle Europameisterschaftin unseren Nachbarländern Schweiz undÖsterreich und nur knapp sechs Wochenspäter begeisterten uns die OlympischenSpiele in Peking. Spiele, die sicherlich längerin unserer Erinnerung bleiben werden. Sei esdurch sportliche Höchstleistungen oderdurch die Eindrücke, die das Gastgeberlandhinterlassen hat.

"Olympia hautnah erleben", so lautete dasMotto unserer Mitgliederwerbeaktion. Wirkönnen in diesem Jahr 140 neue Mitgliederin unserer Olympischen Familie begrüßenund freuen uns sehr, gemeinsam mit ihnenfür die Olympische Idee in Deutschland zuwerben.

Weniger gute Nachrichten hinterlässtVizepräsidentin Petra Reußner, die aufgrundgesundheitlicher Probleme sowie ihrerstarken beruflichen Auslastung auf derHauptausschusssitzung in Berlin EndeOktober ihren Rücktritt erklärt hat. EineEntscheidung, die unser Verständnis trägt,allerdings nicht ohne Bedauern. PetraReußner hat in ihrer siebenjährigen Amts-zeit viel für die Deutsche OlympischeGesellschaft geleistet.

Zum Ende des Jahres haben wir mit der"Bewegungspatenschaft" eine Weiterent-wicklung des Projektes "Kinder bewegen"geschaffen. Die Ergebnisse aus der wissen-schaftlichen Untersuchung durch dieUniversitäten Karlsruhe und Konstanz sowiedie Nachfrage von Kindergärten mit derBitte um Aufnahme in das Projekt zeigendeutlich, dass wir einen Weg eingeschlagenhaben, der von immenser Bedeutung ist undauch nach fünf Jahren absolute Aktualitätzeigt. Wir möchten daher Kindergärtendurch Ihre Unterstützung ermöglichen,

Bewegung alltäglich zu machen. Der Start-schuss für die Bewegungspatenschaft istgefallen. Ich möchte an dieser Stelle allenFörderern und Spendern herzlich danken,die sich bereits an unserer Anfang Dezem-ber gestarteten Spendenbriefaktion beteiligthaben. Uns hat eine hohe Anzahl an Bewer-bungen von Kindertageseinrichtungenerreicht und wir hoffen, so viele wie mög-lich von ihnen unterstützen zu können.Helfen Sie uns dabei, denn die DeutscheOlympische Gesellschaft ist ein Förderverein,eine Säule für Projekte zur Kinder- undJugendförderung rund um die OlympischeIdee.

Schließlich danke ich allen Mitgliedern, dassSie die Deutsche Olympische Gesellschaftunterstützen und wünsche Ihnen und IhrenFamilien eine frohe Weihnachtszeit und eingutes neues Jahr 2009.

Ihr

Harald DeneckenPräsident

BewegungspatenschaftAnfang November wurde in Essen der"Zweite Kinder- und Jugendsportbericht" anBundesinnenminister Wolfgang Schäubleund den Generalsekretär des DOSB Dr.Michael Vesper überreicht. Diese Studiebefasst sich im Schwerpunkt mit der Bedeu-tung des Sports für Kinder bis zum zwölftenLebensjahr. Die Ergebnisse des Berichts sindalarmierend: Im europäischen Vergleich von19 OECD-Ländern erreichte Deutschlandden 18. Platz. Insbesondere die fehlendeAusbildung der Erzieher/Innen im Bereichder Bewegung wurde stark kritisiert. InGrundschulen wird der Sportunterricht zu80% von fachfremden Lehrpersonal unter-richtet.

Die Autoren des "Zweiten Deutschen Kin-der- und Jugendsportberichts" messenBewegung, Spiel und Sport eine herausra-

gende Bedeutung für die Entwicklung vonKindern bis etwa zwölf Jahren bei. Siefordern daher, Bewegung, Spiel und Sportsystematisch in Konzepte zur Entwicklungs-förderung und Bildung von Kindern einzu-bauen. Eine der sechs wichtigsten Hand-lungsempfehlungen der Wissenschaftler istdie Umsetzung pädagogischer Angebotezum Bereich "Körper und Bewegung" inallen Kindergärten und entsprechendeAusbildung der Erzieherinnen.

Bereits durch das erfolgreiche Projekt"Kinder bewegen" hat sich die DeutscheOlympische Gesellschaft für die Bewegungs-förderung von Kindern stark gemacht.Aufgrund vieler Anfragen weiterer Kinderta-geseinrichtungen und der jüngsten Ergeb-nisse des aktuellen Berichts, muss es weiter-gehen! Hierzu wurden die Bewegungspa-tenschaften initiiert. Kindertageseinrichtun-gen hatten die Möglichkeit sich bis zum12.12.2008 zu bewerben.

Eine Patenschaft umfasst die einmaligeUnterstützung in Höhe von 500 Euro, ummit ortsansässigen Übungsleitern, Pädago-gen oder Physiotherapeuten Bewegungs-stunden im Kindergartenalltag durchzufüh-ren. Auch kleine Materialien können vondiesem Zuschuss angeschafft werden. DasKonzept basiert auf dem Prinzip "Hilfe zurSelbsthilfe", da durch die kompetenteAnleitung zum einen den Kindern spiele-risch Bewegung vermittelt wird und zumanderen durch die gezielte Netzwerkbil-dung die Erzieherinnen Anregungen undAnleitungen für die eigene Umsetzungerhalten. Die Anzahl der Patenschaften istabhängig von der Höhe der Spendengelder.Anfang Dezember sind die Spendenbriefeversendet worden und die Deutsche Olym-pische Gesellschaft möchte sich an dieserStelle recht herzlich bei allen Spendernbedanken. Durch Ihre Mithilfe können wirden Kindertagesstätten eine helfende Handreichen.

Sie möchten auch spenden? Nähere Infor-mationen erhalten Sie auf der Homepagewww.DOG-bewegt.de oder telefonisch beider Bundesgeschäftsstelle (069 6950160).

Nachrichten der DOG

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Fair Play Judoka Christine Sylle geehrt

Dass die Wertevorstellung im Sport immernoch eine hohe Bedeutung besitzt, hateindrucksvoll die 23-jährige Judoka Christi-ne Sylle bei den Deutschen Hochschulmeis-terschaften im Jahr 2008 demonstriert. Diegebürtige Alfelderin und Studentin derDeutschen Sporthochschule in Köln gewanndas Finale, jedoch ihrer Meinung nach zuUnrecht. "Der Kampf wurde durch denKampfrichter-Beobachter unterbrochen.Nach einer kurzen Beratung wurde ich zurSiegerin erklärt. Meiner Meinung nachdurch eine Fehlentscheidung. Daher habenmeine Gegnerin und ich die sportlicheLeitung aufgesucht, um den Kampf wieder-holen zu lassen", so erinnert sich die Sport-lerin an diesen Tag zurück. In der Wiederho-lung des Finales verlor Christine Sylle denKampf. Letztlich geht sie jedoch als Siegerinvon der Matte. Fair Play hat für die junge

Studentin einen hohen Stellenwert imSport: "Fair Play gehört zu den Judo-Werten. Genauso wie Aufrichtigkeit undEhrlichkeit - und diese Werte sollten imJudo-Unterricht auch vermittelt werden!"appelliert sie.

Während des 4. Herbstforums der Regional-gruppe Rheinland in Zusammenarbeit mitdem Olympiastützpunkt Rheinland ehrteVizepräsident Jürgen Roters die jungeAthletin mit der Fair Play Plakette derDeutschen Olympischen Gesellschaft."Neben mir steht ein Vorbild des Fair Plays,denn ohne fairen Wettkampf verkommender Sport und auch die Gesellschaft!"

Rücktritt Ein wenig Wehmut war zu spüren als PetraReußner im Rahmen der Hauptausschusssit-zung der Deutschen Olympischen Gesell-schaft im Berliner Olympiastadion ihrenRücktritt bekannt gab. "Nach siebenjährigerAmtszeit ist leider heute der Tag gekommen,

an dem ich das Amt der Vizepräsidentinabgeben muss. Eine Entscheidung, die mirsehr schwer fiel, aber aufgrund gesundheit-licher Probleme sowie der starken berufli-chen Auslastung notwenig ist."

Seit 1995 engagiert sich Petra Reußnerehrenamtlich für die Deutsche OlympischeGesellschaft. In der Zweigstelle Südnieder-sachen übernahm sie Anfangs als Beirats-mitglied die Jugendarbeit und organisiertein den Jahren 1995 sowie 1998 die Grie-chenlandfahrt zusammen mit dem Privat-dozenten Dr. Wolfgang Buss.

Im Jahr 2001 trat die Göttinge-rin das Amt der Vizepräsidentinan und ihr wurde für die aner-kennende Leistung ihrer Arbeitbei den folgenden Wahlenerneut das Vertrauen der Mit-glieder der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft zuteil. Zuletztwar sie für den Bereich derZweigstellenkonzeption zustän-dig und somit das Bindeglied zuden 49 Zweigstellen der Deut-schen Olympischen Gesellschaft,die sich über das gesamteBundesland erstrecken.

Präsident Harald Deneckensprach der 40-jährigen Verwal-tungsleiterin der Göttinger

Werkstätten gemeinnützige GmbH nebenseinem großen Bedauern auch sein Ver-ständnis aus. Allerdings betonte er, dass"dem Präsidium der Deutschen OlympischenGesellschaft mit der Neubesetzung durchdas stete Engagement, der Motivation undder Loyalität von Petra Reußner eine großesportliche Herausforderung gegeben ist."

Auch weiterhin wird sich Petra Reußnerehrenamtlich für die Zweigstelle Südnieder-sachen engagieren und somit für die Ver-breitung der Olympischen Idee in die Gesell-schaft sorgen. "Projekte wie z.B. "Kinderbewegen", bei dem es um die frühzeitigeBewegung unserer jüngsten Generation zurEntwicklung der motorischen Grundtätigkei-ten geht, bedürfen auch weiterhin einemtatkräftigen Engagement!" betont Reußner,selber Mutter einer kleinen Tochter.

Hauptausschusssitzung inBerlinAuf der diesjährigen Hauptausschusssitzungder Deutschen Olympischen Gesellschaftkamen am 25. Oktober 2008 in Berlin dieVertreter der Landesverbände, der DOG-Jugend und des Präsidiums zusammen, umdas letzte Jahr zu bilanzieren und dieWeichen für das kommende zu stellen.

Bereits am Freitagabend trafen sich dieVertreter zu einem Bootsausflug auf derSpree. Eine Tour "Berlin bei Nacht" konntendie DOG-Mitglieder dank des Engagementsder Landesgruppe Berlin erleben. Frank

Vizepräsident Jürgen Roters überreichte dieFair Play Plakette an Christine Sylle für ihrvorbildhaftes Verhalten.

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Westphal, Geschäftsführer der BerlinerWassersport- und Service GmbH sowieMitglied des Landesverbandes Berlin, sorgtefür eine eindrucksvolle Rundfahrt imRegierungsviertel der Hauptstadt. Bei einemanschließenden gemütlichen Zusammensit-zen in einer Brauerei am Spreebogenwurden erste Gespräche geführt.

In der Ehrenloge des Olympiastadions Berlintrafen am Samstagmorgen die Vertreter derBundesländer ein. In seinem Bericht resü-mierte Präsident Harald Denecken dasvergangene Jahr, auch bei der DeutschenOlympischen Gesellschaft standen dieOlympischen sowie Paralympischen Spieleim Fokus. Die Aushändigung von Schlüssel-anhängern in Form eines Kleeblatts an dieAthleten, die Gesprächsrunden mit aktivenund ehemaligen Sportlern, die Mitmachakti-on "Olympia bewegt Kids", der Olympic DayRun, der Schülermalwettbewerb sowie dasOlympische Jugendlager in Peking haben dieFaszination Olympia zugleich hautnaherleben lassen.

Präsident Denecken zeigte in diesem Zu-sammenhang auf, wie wichtig die Unter-stützung der Kinder und Jugendlichen sei."Sie sind die Zukunft, in der Gesellschaftund im Sport. Daher unterstützen wir alsDeutsche Olympische Gesellschaft auchweiterhin die Zukunft!" betonte Denecken."Insbesondere mit den DOG-Patenschaftenund dem Projekt "Kinder bewegen" habenunsere Zweigstellen bereits sehr gute Arbeitgeleistet", sagte Denecken. Dieser voreinigen Jahren eingeschlagene Weg sollfortgesetzt werden, mit einem neuenPatenschaftskonzept sorgen zukünftigSpendengelder gezielt für mehr Bewegung.

Weiterhin unterstrich Präsident Denecken,dass alle Anstrengung der Gewinnung neuerMitglieder gelten müsse. Dass diese erfolg-reich sein kann, zeigen insbesondere diezwei Zweigstellen, die während der Sitzungmit dem Wilhelm-Garbe-Preis für diemeisten geworbenen Mitglieder innerhalbdes vergangenen Jahres ausgezeichnetwurden. Sieger in dieser Wertung wurde derLandesverband Berlin mit 38 Neumitglie-dern. Platz 2 ging an die Zweigstelle Pots-dam mit 21 Neumitgliedern.

Mit der bronzenen Ehrenplakette wurde derVorsitzende des Landesverbandes Nieder-sachsen, Prof. Dr. Lorenz Peiffer, ausgezeich-net. Bereits seit 24 Jahren ist der Hannove-raner Universitätsprofessor für "Sportpäda-

gogik mit denSchwerpunktenSozial- und Zeitge-schichte des Sportsund Geschichte desSchulsports" Mit-glied der DeutschenOlympischen Gesell-schaft. In früherenJahren hat er dieArbeit der Deut-schen OlympischenGesellschaft durchsein Mitwirken inverschiedenenKommissionen undAusschüssen voran-getrieben.

Der Bundesjugendausschuss stellte in einerPräsentation die Aktivitäten des vergange-nen Jahres dar und konnte von einereindrucksvollen Fahrt sowie zahlreichenAktionen der Fair Play Botschafter bei denOlympischen Spielen berichten. Auch imfolgenden Jahr wird sich der Bundesjugend-ausschuss aktiv an den unterschiedlichsten

Veranstaltungen beteiligen. Insbesonderedas Thema Fair Play wird dabei im Vorder-grund stehen. Es gilt auch weiterhin Ju-gendliche und junge Erwachsene die Faszi-nation Olympia erleben zu lassen.

Wilhelm-Garbe-PreisStartschuss für 2008/09 gefallenDer Wilhelm-Garbe-Preis hat sich bereits inder Deutschen Olympischen Gesellschaft

etabliert. Er wird an die Zweigstellen verlie-hen, die in der Statistik der Mitgliedergewin-nung innerhalb eines Jahres die ersten dreiPlätze belegen. Die Voraussetzung zurAufnahme in die Wertung ist die Gewinnungvon mind. 15 Neumitglieder über 18 Jahre.

Im Jahr 2008 errang die Zweigstelle Berlinbereits zum dritten Mal in Folge den erstenPlatz und sicherte sich ein Preisgeld in Höhevon 1.500 Euro (siehe Abbildung). Denzweiten Platz und ein Preisgeld in Höhe von1.000 Euro errang die in diesem Jahr neugegründete Zweigstelle Potsdam. Überreichtwurden die Urkunden während des diesjäh-rigen Hauptausschusses in der Ehrenlogedes Berliner Olympiastadions. Der drittePlatz konnte in diesem Jahr leider nichtüberreicht werden, da keine weitere Zweig-stelle die Voraussetzungen von min. 15Neumitgliedern erfüllen konnte.

Der Startschuss für eine erneute underfolgreiche Mitgliederwerbung ist bereitsam 01. August diesen Jahres wieder gefallenAuch in der noch jungen Statistik führendie Hauptstädter. Bis Ende Juli 2009 habenalle Zweigstellen der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft die gleiche Chance sichnicht nur eine verdiente Auszeichnung,sondern auch ein bemerkenswertes Preis-geld für ihre Arbeit vor Ort zu sichern. DasPräsidium der Deutschen OlympischenGesellschaft wünscht daher allen teilneh-menden Zweigstellen und engagiertenEhrenamtlichen viel Erfolg bei der Mitglie-derwerbung für das Jahr 2008/09.

Olympia bewegt KidsAnlässlich der Olympischen Spiele hat dieDeutsche Olympische Gesellschaft in diesem

Prof. Lorenz Pfeiffer wurde mit der bronze-nen Ehrenplakett ausgezeichnet.

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Jahr zur Mitmachaktion "Olympia bewegtKids" aufgerufen. Kindertageseinrichtungenwurden aufgefordert, mit olympischerBegeisterung mehr Bewegung in denKindergarten zu bringen und sich mit einemolympischen Tag an der Aktion zu beteili-gen. Folgende Einrichtungen wurden perLosverfahren unter den eindrucksvollenEinsendungen als Gewinner ermittelt underhielten jeweils 200 Euro:

Kindergarten Sonnenschein und Regen-bogen in ObernburgKindertagesstätte GROSS+klein inHünstettenEv. Kirchengemeindeverband Offenbach

Bis zum Einsendeschluss erhielt die Deut-sche Olympische Gesellschaft viele Zusen-dungen, die den Spaß an der Mitmachakti-on dokumentierten. Die Kinder lerntenspielerisch Olympische Werte wie Fairness,Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Völ-kerverständigung kennen. In einigen Ein-richtungen beteiligten sich ebenfalls dieEltern aktiv an dem olympischen Tag.Mit einem "Sportlerfrühstück" oder einem

"Athletenbuffet" wurde in einigen Einrich-tungen der olympische Tag feierlich einge-läutet. Ein Einmarsch mit der "OlympischenFackel" und Gesang unterstrich die Bedeu-tung dieses sportlichen Highlights. Egal, obals Mannschaft oder Einzelakteur, allenKindern war die Begeisterung beim sportli-chen Wettkampf anzusehen. Zu den Wett-bewerben zählten viele unterschiedlicheAktivitäten wie Zielwerfen in die "Olympi-sche Ringe", Schubkarrenrennen, Tannen-zapfenweitwurf und Hindernislauf.

Zum Abschluss gab es eine Siegerehrungoder auch die Übergabe von Urkunden undPokalen.

Die persönliche Übergabe der Siegprämieübernahm der Vorsitzende der ZweigstelleFrankfurt, Karl Eyerkaufer. Begeistert nah-men die Kindergartenkinder, gekleidet inden olympischen Farben, der Einrichtungdes ev. Kirchengemeindeverbandes Offen-bach den Riesencheck und die Urkunde inEmpfang.

Wir gratulieren den Siegern herzlich undbedanken uns für die zahlreichen buntenDokumentationen.

Georg von Opel-PreisIm Rahmen des Verbandstages des Deut-schen Verbands für Modernen Fünfkampfüberreichte der Vorsitzende der ZweigstellePfalz und Sohn Georgs von Opel, Carlo vonOpel, den Georg-von-Opel Wanderpreis fürdie erfolgreichsten Aktiven der Saison. Wiebereits im vergangenen Jahr wurde dieseEhre der Olympiasiegerin Lena Schöneborn(Bonn) zuteil. Außerdem erhielt SteffenGebhardt (Darmstadt) den mit 5.000 Eurodotierten Wanderpreis. Als erfolgreichsteNachwuchssportler wurden mit JanineKohlmann (Neuss) und Annika Schleu(Berlin) zwei A-Jugendliche ausgezeichnet.

Außerdem wurden die Länderkampfnadelndes DVMF an international erfolgreicheAthleten vergeben. Geehrt wurde zudem daserfolgreiche Top Team des DVMF LenaSchöneborn, Eva Trautmann, Janine Kohl-mann, Steffen Gebhardt, Eric Walther undSebastian Dietz für die außerordentlichenErfolge, die in der Saison 2007 und 2008erzielt werden konnten. Ein weiterer Höhe-punkt der Ehrungen war die Verleihung der"UIPM - Pierre de Coubertin Medaille" anLena Schöneborn. Die Verleihung nahm HerrDr. Klaus Schormann vor, der auch Präsidentdes Weltverbands der Modernen Fünfkämp-fer (UIPM) ist.

Gedenken an EhrenmitgliederTheo Götz

Die Deutsche Olympische Gesellschafttrauert zusammen mit dem LandesverbandBaden-Württemberg und der KreisgruppeReutlingen um ihr Ehrenmitglied Theo Götz.

Dieser vorbildliche Repräsentant des Sportsist am 15. September 2008 seiner schwerenKrankheit erlegen.

Von 1985 bis 2004 war er Vorsitzender derDOG Kreisgruppe Reutlingen, von 1987 bis2007 Vorsitzender des LandesverbandesBaden-Württemberg und von 1988 bis 1994Mitglied des Präsidiums der DeutschenOlympischen Gesellschaft. Sein überausbeeindruckendes Engagement für die Zieleder Deutschen Olympischen Gesellschaft aufKreis- und Landesebene trug ihm denEhrenvorsitz der Kreisgruppe Reutlingenund des Landesverbandes Baden-Württem-berg ein. Gleichzeitig war er langjährigerVorsitzender des Sportkreises Reutlingenund ebenso Mitglied im Präsidium desWürttembergischen Landessportbundes.Dafür wurde er zum Ehrenmitglied undEhrenvorsitzenden ernannt und erhielt 2004den Ehrenring des WürttembergischenLandessportbundes.

1935 in Weingarten geboren, verbrachte erjedoch den größten Teil seines Lebens inPfullingen/Württemberg. Beinahe 20 Jahrelang leitete er hier das städtische Gymnasi-um. Neben seiner 34-jährigen Tätigkeit imStadtrat war er 28 Jahre stellvertretenderBürgermeister der Stadt Pfullingen und vieleJahre Mitglied des Kreistages und Landtags-abgeordneter.

In unnachahmlicher Weise verknüpfte TheoGötz seine verschiedenen Arbeitsbereicheund trat selbstlos, unaufhörlich und erfolg-reich für die Belange des Sports und insbe-sondere die Verbreitung der OlympischenWerte ein. Unermüdlich kämpfte er fürToleranz und Solidarität im Sport und diegesellschaftspolitische Aufwertung desehrenamtlichen Engagements in den Sport-vereinen. Viele sportliche Veranstaltungenund Aktivitäten sind auf seine Initiative hinentstanden oder wurden durch ihn maß-geblich mitgestaltet.

Wir werden Theo Götz sehr vermissen undals außergewöhnlich guten Freund undgroßartigen Förderer in dankbarer Erinne-rung behalten. Seiner Ehefrau und seinenbeiden Töchtern gehört unser aufrichtigesMitgefühl.

Max Depke

Ebenfalls große Trauer löste der Tod vonMax Depke aus, der am 26. September 2008im Alter von 87 Jahren verstorben ist.

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Bereits im Alter von 33 Jahren übernahm erim Jahr 1954 die Position des 1. Vorsitzen-den beim Lübecker Judo-Club e.V. 15 Jahrelang bis 1969 und von 1979 bis 1990 leiteteMax Depke die Geschicke des Vereins. Von1960 bis 1970 war Max Depke auch Präsi-dent des Deutschen Judo-Bundes.

Von 1963 bis 1973 war er Mitglied desNationalen Olympischen Komitees vonDeutschland (NOK) und nahm als Mann-schaftsführer mit der deutschen Mann-schaft an den Olympischen Spielen 1964 inTokio teil. Von 1969 bis 1973 gehörte MaxDepke dem Präsidium des NOK an.

Seit 1965 war er Mitglied in der DeutschenOlympischen Gesellschaft. Als Vertreter desNOK war er Mitglied des Präsidiums und ca.30 Jahre Revisor der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft. Hier fungierte er 12Jahre lang als Sprecher. Von 1967 bis 1987war Max Depke darüber hinaus auch Vorsit-zender des Turn- und Sportbundes derHansestadt Lübeck, dem Kreissportverband.Neben seinem Vorsitz beim TSB Lübeckübernahm er im Jahr 1977 für 16 Jahre den2. Vorsitz der Stadtgruppe Lübeck.

Sein Engagement wurde in zahlreichenEhrungen anerkannt. So wurde ihm 1974durch den Senat der Hansestadt Lübeck dieSenatsplakette verliehen. Im April 1988erhielt er für sein fortlaufendes Engage-ment für die Jugend und für die Schwachenin unserer Gesellschaft aus der Hand desdamaligen Bundespräsidenten Dr. Richardvon Weizsäcker das Bundesverdienstkreuzder 1. Klasse.

Nach einer schweren Krankheit hatte MaxDepke 2002 im Alter von 81 Jahren Abstandvon sämtlichen Ehrenämtern genommen,um den Lebensabend gemeinsam mit seinerFrau Christel in Lübeck-Wulfsdorf zu genie-ßen. Nicht nur Lübecks Sport verliert einengroßen Freund und Förderer. Wir werden ihnsehr vermissen und seiner in Ehren geden-ken.

Neue HomepageIn neuer Präsenz erscheinen seit AnfangNovember die Internetseiten der DeutschenOlympischen Gesellschaft www.DOG-bewegt.de und des Projektes"Kinder bewegen" www.Kinder-bewegen.de.Neben einer besseren Übersicht wurden

auch die Mitgliederseiten und aktuelleThemen angepasst. Interessenten habenfortan die Möglichkeit Auszüge aus derZeitschrift "Olympisches Feuer" zu lesen.Geschehnisse aus den Zweigstellen sowieder aktuelle Stand zur "Bewegungspaten-schaft" ist ebenso auf der Homepage zufinden wie die Möglichkeit zur Onlinespen-de. Zukünftig wird auch ein Blog angebo-ten, ein offenes Medium, wo sich Freundeder Olympischen Idee zu Themen rund umdie Deutsche Olympische Gesellschaftaustauschen können.

Baden-Baden/Mittelbaden

Offizieller Empfang für badi-sche Paralympics-TeilnehmerEin besonderes Wiedersehen bereitete dieStadt Baden-Baden den zurückgekehrtenParalympics-Teilnehmer am 28.09.2008 imRahmen der Stadtmeisterschaften Turnendes Sportausschusses Baden-Baden. Vor derKulisse der anwesenden Turnerinnen undTurner, laut Präsident Harald Denecken den"zukünftigen Olympiateilnehmer", begrüßtedie Stadt Baden-Baden durch Bürgermeis-ter Kurt Liebenstein, die Zweigstelle Baden-Baden/Mittelbaden zusammen mit demBadischen Behindertensportverband dieAthleten unter großem Applaus.

Vor seiner Würdigung der Paralympics-Teilnehmer aus der Region stellte Den-ecken mit Günter Pfullendörfer den Präsi-denten des Badischen Behinderten- undRehabilitationssportverbandes, den mittel-badischen Reprä-sentanten derZweigstelle ArminZeitvogel sowie mitbesonderer Freudedessen Stellvertre-ter, den ehemaligenWeltklasse-Hand-baller, Arnulf Mefflevor. "Es kann jedenvon uns jederzeitund urplötzlichtreffen", sagteDenecken in Über-leitung zu den dreianwesenden Behin-dertensportlern, diesich in Peking mithervorragenden

Leistungen auszuzeichnen verstanden. "Ichmache weiter im Sport" zitierte der DOG-Präsident die bemerkenswerte Einstellungder Gewürdigten zum Leistungssport. DieParalympics-Teilnehmer Sabine Brogle(Schießen), Norbert Koch (Hand-Biking)und Dirk Wieschendorf (Rugby) waren sehrerfreut über den herzlichen Empfang inBaden-Baden. Im Foyer der EberbachhalleHaueneberstein wurde durch den ausrich-tenden Turnverein Haueneberstein nachder offiziellen Begrüßung ein Stehempfangmit Häppchen und Getränken durchge-führt, bei dem die Athleten den anwesen-den Mitglieder der Zweigstelle Baden-Baden/Mittelbaden, der Presse und denGästen der Stadtmeisterschaften vielInteressantes aus Peking berichten konn-ten. Rundum eine gelungene Veranstal-tung.

Armin Zeitvogel

Berlin

9. Round-Table-Talk mitBritta Steffen Britta Steffen, Olympiasiegerin über 50mund 100m Freistil in Peking, war am 29.Oktober 2008 der 9.Talk-Gast der Veranstal-tungsreihe "Olympia hautnah" in Berlin.Traditionell trafen sich die rund 40 Mitglie-der und Freunde des LandesverbandesBerlin im Eugen-Gutmann-Haus derDresdner Bank am Pariser Platz statt. Beidem zweistündigen exklusiven Round-Table-Talk hatten die Teilnehmer die Mög-lichkeit, sich mit ihren Fragen direkt an die

9. Round-Table-Talk "Olympia hautnah" des Landesverbandes Berlinmit der doppelten Olympiasiegerin Britta Steffen

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Olympiasiegerin sowie ihre BegleiterinnenRegine Eichhorn (Managerin) und Dr.Friederike Janofske (Mentaltrainerin) zuwenden. Nach einer kurzen Begrüßungdurch Hans-Jürgen Bartsch, Präsident desLandesverbandes startete Ulrike Ufert-Hoffmann, Präsidiumsmitglied und Initiato-rin der Reihe, wie immer charmant dieFragerunde. Das Rezept, den Round-Table -Talk ohne Presse - sozusagen "off therecord" - durchzuführen, ging auch diesesMal auf. Gut gelaunt und höchst eloquentbeantwortete der Schwimmstar in einerspannenden und thematisch weit gefächer-ten Diskussion sehr offen die vielen Fragender Moderatorin und des Publikums. Diesereichten zunächst vom Weg zum "Doppel-gold" über die Bedeutung mentaler Stärkenim Schwimmsport bis hin zu aktuellenEntwicklungen innerhalb des DeutschenSchwimm-Verbandes. Dr. Friederike Janofs-

ke ergänzte mit ihrer Expertise als Psycho-login die Runde. In diesem Zusammenhangerhielten die Gäste Einblick in die Struktu-ren des Deutschen Schwimm-Verbands(DSV) sowie zur Verbindung von BrittaSteffen zu Trainer Norbert Warnatzsch undDSV-Sportdirektor Örjan Madsen. Darüberhinaus gab sie den Gästen aus Wirtschaft,Politik und Sport - unter ihnen auch dieNachwuchsruderer Hagen Rothe undHendrik Bohnekamp (Junioren-Weltmeisterim Doppelzweier bzw. Doppelvierer) undLSB-Vize Dr. Dietrich Gerber - Einblicke inihr Engagement in der Kinder- und Jugend-förderung ihres Sponsors debitel (Pro-gramm "Lichtpunkte" in Kooperation mitder Deutschen Kinder- und Jugendstiftung).Die Begeisterung der Gäste über die sehrgelungene Veranstaltung war auch beimanschließenden Buffet noch deutlich zuspüren. Mit Spannung wird nun der 10.Round-Table-Talk "Olympia hautnah" in2009 erwartet. Der Talk-Gast ist nochgeheim!

Martin Holzweg

Cottbus

Eintrag in das Goldene BuchDie Athleten der 29. Olympischen Spieleund 13. Paralympics haben sich am 04.No-vember 2008 in das Goldene Buch der StadtCottbus eingetragen. 12 Sportlerinnen undSportler sowie fünf Trainer hinterließenbleibende Erinnerungen in dem würdigenBuch. Darüber hinaus konnten nach einerpositiven Bilanz drei Medaillen der erfolg-reichsten Sportlerinnen und Sportler in den"Weg des Ruhmes" vor dem CottbuserRathaus eingebracht werden.

Die Veranstaltung wurde von der StadtCottbus, der Stadtgruppe Cottbus und derSparkasse Spree-Neiße gemeinsam vorbe-reitet und in Anwesenheit von ca. 100Personen des öffentlichen Lebens, insbe-sondere aus dem Sportbereich, durchge-führt.

Günter Jentsch

Frankfurt/Rhein-Main

Großes Interesse bei HAFA life 2008Die HAFA life ist eine der größten Ver-brauchs- und Konsumgütermessen inDeutschland, die mit einem abwechslungs-reichen Programm zahlreiche Besucherjeden Alters in die Messehallen Wiesbadenslockt. Die Bundesgeschäftsstelle der Deut-schen Olympischen Gesellschaft und Zweig-stelle Frankfurt Rhein/Main nutzten dieMöglichkeit sich neben 250 weiterenTeilnehmern auf der HAFA life in Wiesbadenzu präsentieren. Am ersten Samstag der 9-tägigen Verbraucherausstellung stellten dieZweigstelle und die Bundes-DOG, in freund-licher Zusammenarbeit mit dem Main-Taunus-Kreis, sich und ihre Aktivitäten aneinem Messestand vor.

Insbesondere das Projekt "Kinder bewegen"und die darauf aufbauende Spendenaktion"Bewegungspatenschaft" erweckten dieAufmerksamkeit der Besucher. Es gelangeine Vielzahl von neuen Kontakten zuknüpfen. Erfreulich waren außerdem diepositiven Gespräche über die vergangenenOlympischen Spiele in Peking. Hierbei wurdevor allem den Interessierten die Olympische

Idee vermittelt. Während des gesamtenTages fanden auch die vielfältigen Broschü-ren ihre neugierigen Abnehmer. Danebenwurden einige Erfahrungen zum weiterenEngagement der Deutschen OlympischenGesellschaft mit den Besuchern ausge-tauscht, wobei so manche Anregung gewon-nen werden konnte. Die Zweigstelle Frank-

furt/Rhein-Main und die Bundesgeschäfts-stelle freuen sich über das positive Feedbackder vorgestellten Ziele und den regenAustausch an Informationen.

Christoph Spieß

Hamburg

Die Olympischen Spiele ausverschiedenen BlickwinkelnMit großen Augen und voller Ehrfurchtkreiste eine echte Olympische Goldmedaillevon den Sommerspielen durch die Ver-sammlung. Der Hamburger Vorstand derDeutschen Olympischen Gesellschaft hattezu einem Erfahrungsaustausch über dieSpiele in Peking geladen. Zahlreiche Mitglie-der folgten der Einladung am 29. Septemberin die Hamburger Handelskammer undlauschten unter anderem Olympiasieger undHockey-Nationalspieler Carlos Nevado, wieer über seine Erfahrungen aus dem Reichder aufgehenden Sonne berichtete.

Die Gäste erfuhren von den einmaligenErlebnissen der Hockeyspieler, wie sie in der

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Bundesgeschäftsstellenmitarbeiter ChristianEiselstein und Martin G. Woitschell von derZweigstelle Frankfurt/Rhein-Main informierteninteressierte Gäste über die Deutsche Olympi-sche Gesellschaft während der HAFA life.

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Mensa des Olympischen Dorfes neben denAthleten der Welt ihre Speisen einnehmenkonnten. Wie selbst Roger Federer von denanderen Sportlern nach dem Essen umlagertwurde und dann noch über zwei StundenAutogramme schreiben musste und wie erdanach dann nie wieder gesehen wurde.Wie Dirk Nowitzki mit seinem Team miteinem großen "Hallo" zu seinen Spielen ausdem Dorf verabschiedet wurde. Aber auch,wie es sich anfühlt, als Athlet den größtenMoment seiner sportlichen Karriere zuempfinden, wenn endlich das Ziel seinerTräume erreicht ist - die olympische Gold-medaille.

DOG-Mitglied Rainer Thumann, der als Fanund Zuschauer mit der Zweigstelle Südnie-dersachsen nach Peking gereist war, berich-tete, dass nicht immer alles Friede, Freudewar. Er erzählte über den mühsamen Kampfdurch die Sicherheitskontrollen in dieStadien, um rechtzeitig seinen Platz in derWettkampfstätte einnehmen zu können.Dennoch war auch hier die Gesamtveran-staltung das große Erlebnis, welches fürimmer unvergessen sein wird.

Hier knüpfte auch Vorstandsmitglied Micha-el Green, seines Zeichen selbst Olympia-Teilnehmer und in Peking für den Welt-Hockeyverband als Betreuer der Sponsorentätig, nahtlos an. "Die Olympischen Spiele inPeking waren einfach ein Erlebnis derbesonderen Art!" Auch Hamburgs Vor-standsvorsitzender Thomas Metelmann, derin Peking als Fotograf und Journalist akkre-ditiert war, wusste von ganz besonderenOlympischen Spielen zu berichten. Was indem Resümee endete, dass "Peking für dieSpiele neue Standards gesetzt hat!"

Nach über zweieinhalb Stunden interessan-ter Informationen und Diskussionen mach-ten sich die Teilnehmer erst nach mehrfa-chen Aufforderungen auf den Weg nachHause. Eine durchaus runde und goldigeOlympia Nachlese in Hamburg.

Siegel 2008-2010 verliehenSeit 2006 verleiht der LandesverbandHamburg in den Olympischen Jahren für dieZeit einer Olympiade das "DOG HamburgSiegel". Mit diesem Siegel zeichnet derLandesverband besondere Veranstaltungen,Vereine oder Initiativen aus. Seit der Einfüh-rung erfreut sich dieses Siegel einer immergrößeren Beliebtheit in der Hamburger

Sportszene. Thomas Metelmann, Vorsitzen-der des Landesverbands, lobte bei derÜberreichung des Siegels besonders dievereinsübergreifende Strukturen, die sich inder Hamburger Metropolregion gefundenhaben. "Hier finden wir auch schon in derOrganisation die Umsetzungen der Olympi-schen Idee. Und so ganz nebenbei werdendie Kinder mit dem für unsere Gesellschaftimmer wichtiger werdenden ElementenIntegration, Tole-ranz, Leistungsbe-reitschaft, Fairness,Teamgeist undnatürlich auchFitness gefördert."

Im Jahr 2008 erhieltdie AuszeichnungTopSportVereineMetropolregionHamburg e.V. mitihrer Kinder Olym-piade. Insgesamthaben sich 23Hamburger Groß-sportvereine vor dreiJahren zusammen-geschlossen undveranstalten seit-dem gemeinsam inder Region dieKinder Olympiade.Diese wunderbareVeranstaltung mitihren über 8.000Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Altervon fünf bis zehn Jahren wird in denjeweiligen Vereinen ausgetragen und findetihren Höhepunkt in einem Finale der Bestenin der Hamburger Leichtathletikhalle. ImRahmen dieses Finales überreicht derLandesverband das "DOG Hamburg Siegel2008-2010".

Thomas Metelmann

Hochstift Paderborn

Freude an Bewegung schonim KindergartenalterEin Lied zur Begrüßung und ein Bewe-gungslied zum Mitmachen, das hatten dieKinder der Städtischen TageseinrichtungSchwalbennest für ihre Gäste eingeübt. AmMittwochvormittag besuchten Vertreter derSparkasse Paderborn, der Bezirksgruppe

Hochstift Paderborn sowie des Jugend- undSportamtes Paderborn die Kindertagesein-richtung.

Die Bezirksgruppe und die SparkassePaderborn fördern, mit Unterstützung desSport- und Jugendamtes der Stadt Pader-born, im Rahmen des Projektes "Kinderbewegen" Bewegung in sechs Kindertages-einrichtungen im Geschäftsgebiet der

Sparkasse Paderborn. Dies sind neben derStädtischen Tageseinrichtung Schwalben-nest die Einrichtungen in Dahl, Römerstra-ße Elsen und Domental Büren, die Städt.Kindergärten in Giershagen und Lichtenau.Das Projekt, welches über drei Jahre läuft,wird durch die Sparkasse Paderborn mitinsgesamt 75.000 Euro finanziell gefördert.Mit Hilfe der zur Verfügung gestelltenGelder sollen die Erzieherinnen in Schulun-gen weitergebildet und die Einrichtungen z.B. durch den Erwerb von Turn- und Sport-geräten auf den neusten Stand gebrachtwerden.

Mit der Unterstützung von erfolgreichenSportlern und Nachwuchssportlern alsBewegungspaten soll den Kindern altersge-mäß und spielerisch die Freude an Bewe-gung, Tanz und am Sport näher gebrachtwerden. In der Städtischen Tageseinrich-tung Schwalbennest übernehmen dieseAufgabe der Basketballspieler Marius Noltevon den Paderborn Baskets und das Nach-

Martina Humpert, Claudia Winkelhoch (beide TageseinrichtungSchwalbennest), Marius Nolte (Seniorpate), Petra Erger (LeiterinJugendamt Paderborn), Olaf Saage (Sparkasse Paderborn), Dr. NorbertBörste (Bezirksgruppe Hochstift Paderborn), Anna Ilchenko undRobert Klann (Nachwuchspaten), Dirk Happe (Sportamt Paderborn)

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wuchstanzpaar Robert Klann und AnnaIlchenko vom TSC Blau Weiß im TV 1875Paderborn e.V.

Einheitliche rote T-Shirts und ein Hinweis-schild im Eingangsbereich, gesponsert vonder Sparkasse Paderborn, weisen die Kinder-tagesstätte Schwalbennest und die Kinderschon von weitem gut sichtbar als "Kinderbewegen" - Kindergarten aus.

Olaf Saage

Riders Tour 2008Teilnehmer aus 13 Nationen hatten sich fürdie "EON-Westfalen-Weser Challenge 2008"auf dem traditionsreichen PaderbornerSchützenplatz - Kenner der Szene bezeich-nen ihn als einen der schönsten Turnierplät-ze Deutschlands - gemeldet. In 24 Wettbe-werben kämpften die Reiterinnen undReiter um ein Gesamtpreisgeld von 258.000Euro.

In der VIP-Lounge des "Vier Sterne Events"war auch die Bezirksgruppe HochstiftPaderborn mit ihrem Info-Stand vertreten.Die Vorstandsmitglieder konnten an den vierVeranstaltungstagen viele Mitglieder undPersönlichkeiten aus Sport, Politik undWirtschaft begrüßen und im "Small Talk"neue Kontakte knüpfen.

Da das Paderborner Turnier zeitgleich mitder "Global Champions Tour" in Arezzo inder Toskana stattfand, wurden drei der Top-Reiter, Meredith Michaels-Beerbaum,Marcus Ehning und der Engländer MichaelWhitaker noch am Samstag über denörtlichen Airport eingeflogen, um amSonntag beim Großen Preis zu starten. Dieüberaus sympathische und stets gut ge-launte Weltranglisten-Erste MeredithMichaels-Beerbaum konnte mit einemtollen Erfolg aufwarten, sie hatte dasTurnier in Arezzo tags zuvor auf "Shutter-fly" gewonnen! Auch in Paderborn erreichtesie das Stechen ohne Fehlerpunkte. Füreinen 1. Platz reichte es diesmal für diedreimalige Riders Tour-Siegerin und mehr-fache Deutsche- und Europameisterin und4. bei den Olympischen Spielen in Pader-born mit ihrem Pferd "Checkmate" leidernicht, was aber der Stimmung keinenAbbruch tat.

Daniela Kortebusch

Karlsruhe

Gedenken an Carl KaufmannAm 01. September 2008 verstarb in Karlsru-he der 72-jährige Carl "Charly" Kaufmann.27 Jahre lang war er Mitglieder der Deut-schen Olympischen Gesellschaft, ZweigstelleKarlsruhe.

Der in New York City geborene deutscheLeichtathletik und mehrfacher DeutscherMeister war Spezialist über die 400-MeterStrecke. Im Jahr 1960 gewann er im Altervon 24 Jahren zwei Silbermedaillen bei denOlympischen Spielen in Rom. Bei der4x400m Staffel erzielte er am 6. September1960 im Endlauf über 400m zeitgleich mitOlympiasieger Otis Davis (USA) die Weltre-kordzeit von 44,9 Sekunden (handge-stoppt). Beide waren mit diesem Lauf dieersten Athleten, die diese Distanz unter 45Sekunden gelaufen sind. Berühmt wurdeKaufmann dabei für seinen Zielsprung, mitdem es ihm fast noch gelang, gegen denlange führenden Davis zu gewinnen. Fürseine sportlichen Leistungen wurde er1960 mit dem silbernen Lorbeerblattausgezeichnet.

Nach seinem Erfolg bei den Spielen 1960trat Familie und beruflicher Werdegangmehr in den Vordergrund. Bereits 1964 warKaufmann Vater dreier Söhne. Durch seinSportstudium an der TH-Karlsruhe Sportund gleichzeitigem Studium des Gesangsan der Musikakademie, wo er auch dieAbschlussprüfung als Lyrischer Tenorabsolvierte, drängte sich der Sport zwangs-läufig in den Hintergrund. Nach einerkurzen Episode aufden "Brettern, diedie Welt bedeuten",ging Carl Kaufmannim Jahr 1969 in denSchuldienst. Dortunterrichtete derFachlehrer vor allemSport. Zuvor grün-dete er im Jahr1967 in Karlsruheden Sport- undSchwimmclubKarlsruhe, der heutemehr als 5000Mitglieder hat.

Die Leidenschaft zurLeichtathletik wurde

weiterhin aufrecht erhalten. Insbesondereseine Tochter Larissa aus zweiter Ehe stiegin die Fußstapfen ihres Vaters. Als Sprintta-lent bei der Leichtathletik-GemeinschaftKarlsruhe wurde sie bereits mehrmalsBadische Meisterin.

Kiel

Fuhrpark rolltDie Kindertagesstätte Hansastraße 29 warvon 2003 bis 2006 Modellkindergarten derZweigstelle Kiel im Rahmen des Projektes"Kinder bewegen". Schon während dieserZeit hatten sich Lehrgangsteilnehmer derBerufsbildungsstätte Kiel um den Fuhrparkder Kindertagesstätte gekümmert. Die"Startbahn"-Teilnehmerinnen und -Teilneh-mer können sich in der BerufsbildungsstätteKiel beruflich orientieren. Bewerbungstrai-ning und praktisches Arbeiten stehen dabeigenauso auf dem Programm wie Förderun-terricht und Praktika. Das Job-Center derBerufsbildungsstätte legt großen Wert aufdie Kooperation mit der Kindertagesstätteund forciert die Maßnahme. Gabriele Rau,stellvertretende Leiterin, betont, dasssinnvolle Aufgaben, die eine Wertschätzungfinden, für die Jugendlichen eine großeMotivation darstellen. Daher kümmern sichLehrgangsteilnehmer/innen auch nachProjektende weiterhin um den Fuhrpark derEinrichtung.

Am 12.11.2008 war es wieder einmal soweit:die überarbeiteten Roller, Dreiräder etc.wurden unter Beteiligung der Kieler Ober-bürgermeisterin Angelika Volquartz an die

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Funktionstüchtiger Fuhrpark lässt die Kinder der KindertagesstätteHansastraße 29 strahlen.

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Kindertagesstätte übergeben. Der Dankgebührte den Jugendlichen, die durch dieneu aufbereiteten Roller und Dreiräder dieKinderaugen regelrecht zum Leuchtengebracht haben. "Ihr könnt stolz auf euchsein, dass ihr der Kindertageseinrichtung sogeholfen habt", sagte die Oberbürgermeiste-rin.

Ludwigsburg

Zweigstelle Ludwigsburgbewegt KinderDie Drei- bis Sechsjährigen vom MTVSportkindergarten in Ludwigsburg hattenebenso Grund zur Freude wie Kindergarten-leiterin Sibylle Grimmeisen und Erzieherin

Diane Schaufelberger: Sie erhielten eineSpende in Höhe von 250 Euro von derZweigstelle Ludwigsburg. Von dem Geldkonnte ein sogenannter Schlauchreifenangeschafft werden, der den kindlichenBewegungsdrang mit einfachen Mittelnfördert und die koordinativen Fähigkeitender Kinder unterstützt. "Bewegungsvielfaltim Vorschulalter ist ein grundlegenderBestandteil frühkindlicher Erziehung.Darum haben wir hier besonders gernegeholfen", sagte Matthias Schenkel, Ge-schäftsführer der Deutschen OlympischenGesellschaft in Ludwigsburg bei der Scheck-übergabe.

Gustav-Herbert Binder

Mainz

"Kinder bewegen" auf neuer KooperationslinieIn der Zweigstelle Mainz-Rheinhessen hatsich in den vergangenen Wochen einigesbewegt. Basierend auf einer Anregung desVizepräsidenten Joachim Ebener kam es zueinem Gespräch des Vorstandes der Zweig-stelle mit dem Vorstandsvorsitzenden derSparkasse Mainz Hans-Günter Mann.Dieser zeigte sich von der Präsentation derbisherigen Aktivitäten der DeutschenOlympischen Gesellschaft zur Bewegungs-förderung in Kindergärten sehr beein-druckt. Die allgemeine Haltung der Deut-schen Sparkassenorganisation zur Sport-förderung, sowie die spezifische Einstel-

lung der Sparkasse Mainz und seinesVorstandes zur regionalen Sportförderung,insbesondere auch für Kinder und Jugend-liche, waren ein hervorragender Nährbodenfür die Kooperationsgespräche. Der Vor-stand der Zweigstelle Mainz-Rheinhessenkonnte Hans-Günter Mann und seinInstitut dafür gewinnen, zwei neue Mo-dellkindergärten in und um Mainz zufördern und mit einer erfreulichen Summezu unterstützen.

Neben der materiellen Unterstützung wirddie Sparkasse auch dafür werben, und sichin persönlichen Aktionen des Sparkassen-vorstandes darum bemühen, Paten für dieauserwählten Kindergärten zu gewinnen.

Der Vorstand der Zweigstelle wird seiner-seits den umfangreichen Erfahrungsschatzaus der Betreuung des ersten Modellkin-dergartens im Rahmen des "Kinder-bewe-gen"-Projektes in die neuen Förderungs-projekte einbringen.

Bernd G. Zeising

Miltenberg

Beiratssitzung mit Rekordbeteiligung Zur jährlichen Beiratssitzung der DOG-Zweigstelle Miltenberg freute sich dieVorsitzende Rosi Dauphin am 14. Oktober41 Personen im Rudolf-Harbig-Saal derElsenfelder Sparkassenarena begrüßen zu

können; eine Rekordbeteiligung. Bevor dieTagesordnung in Angriff genommen wurde,stellte die Vorsitzende rückblickende Gedan-ken auf die Olympischen Sommerspielesowie die Paralympics in Peking an.

In ihrem Rechenschaftsbericht freute sichdie Vorsitzende über bislang 44, durchSponsoren ermöglichte und an Kindergärtenvergebene, Sport-Spiel-Kisten im Rahmendes Projektes "Kinder bewegen". Im Jahr2008 bestehen noch Sponsorenoptionen aufzwei weitere Spielkisten. Die Modellkinder-tagesstätte "Tabaluga" in Klingenberg-Trennfurt konnte in diesem Jahr Fahrräderfür Kinder anschaffen. Eine neue DOG-Broschüre für den regionalen Bereich wurde

Sibylle Grimmeisen (hinten links), Diane Schaufelberger (hintenrechts) und DOG-Geschäftsführer Matthias Schenkel inmitten derMTV-Kinder.

Vorsitzende Rosi Dauphin (links) mit der weibl. B-Jugend der JSGUntermain, Erzieherin Irmgard Berninger (vorne links) und MariaDroste (vorne rechts).

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erstellt, an der sich Hermann Faust (Milten-berg) mit 100 Euro beteiligte. Das mit demSchulamt Miltenberg im Januar 2008durchgeführte DOG-Seminar hatte 40Teilnehmer, die von Referenten der Universi-tät Karlsruhe unterwiesen wurden, wieschon 2007. Aufgrund der bisher durchwegpositiven Resonanz ist für den 7. März 2009ein weiteres Seminar im Zusammenwirkenmit dem Schulamt geplant, diesmal unterder Leitung der "ArbeitsgemeinschaftBewegungs- und Haltungsförderung Wies-baden". Im Rahmen der aktuellen Informa-tionen erwähnte die Vorsitzende den ge-bührenden Empfang in Niedernberg für diebeiden Teilnehmer der Paralympics inPeking, Maria Droste und Andreas Kress. Ein"Dankeschön-Postkarte" mit der Unterschriftaller Teilnehmer am Olympischen Jugendla-ger in Peking ging an Hermann Faust alsMitsponsor dieses Jugendlagers.

In Sulzbach fanden kürzlich im Abstand vonnur drei Wochen zwei Empfänge für denneuen Deutschen Meister sowie Weltmeisterim Kunstradfahren der Männer, DavidSchnabel, mit jeweils einer Abordnung derZweigstelle Miltenberg statt. Dem Spitzen-sportler gelang in diesem Jahrein äußerst seltenes "Erfolgs-Trio": Im Einer-Kunstradfahrender Männer eroberte er sich dieKrone sowohl des Deutschen(am 4. Oktober in Ludwigshafen)wie auch des Weltmeisters (am26. Oktober in Dornbirn/Öster-reich) zurück! Außerdem stellteer am 6. September in Duisburgmit 196,95 ausgefahrenenPunkten einen neuen Weltre-kord auf. Schnabel ist seit mehrals zwei Jahren bereits "DOG-Sportpate" der Modellkindertagesstätte"Tabaluga" in Klingenberg-Trennfurt.

Für 50 Jahre DOG-Mitgliedschaft wurden mitUrkunde, Nadel und Blumengruß die VereineTV Mömlingen, TV Kleinwallstadt, TV Wörthund RC Aschaffenburg, für 40 Jahre Mit-gliedschaft Horst Heuß (Turngau Main-Spessart) und 50 Jahre DOG-Treue der RCMiltenberg, Ludwig Büttner) geehrt. Mit derkleinen Fair Play Plakette wurde die weiblicheHandball-B-Jugend der Jugend-Spiel-Gemeinschaft (JSG) Untermain ausgezeich-net. In der von Rosi Dauphin verlesenenLaudatio hieß es unter anderem, dass diesesTeam sich aus freien Stücken bereit erklärte,ein Punktspiel, das wegen einer Terminabsa-ge der Gäste (HSG Bad Wildungen) vom

Handballverband "am grünen Tisch" bereitszu Gunsten der JSG gewertet war, nochmalszu wiederholen und damit die sportlicheChancengleichheit zu wahren. Ein hoher Siegwar der Lohn für die gezeigte Fairness derMädchen. Aus dem Wettbewerb "Olympiabewegt Kids" für Kindergärten ging derKindergarten "Sonnenschein & Regenbogen"aus Obernburg als Preisträger hervor. Erzie-herin Irmgard Berninger konnte Urkunde,Seile und 200 Euro Prämie in Empfangnehmen. Die höchste Auszeichnung, welchedie Deutsche Olympische Gesellschaft zuvergeben hat - "DOG-Leistungsplakette inSilber" - erhielt Maria Droste aus Niedernbergfür ihre fünffache Teilnahme an den Para-lympics beim Bogenschießen.

Helmut Gesierich

Oberschwaben

Am 15. November 2008 fand in Krauchen-wies im Landkreis Sigmaringen die Sieger-ehrung für die Gewinner der Wahl zumSportler des Jahres statt. Die Wahl wurdeerstmalig im Landkreis durchgeführt. Der

Fair Play Preis der Deutschen OlympischenGesellschaft Oberschwaben ging an dieTischtennisabteilung des TSV Scheer. Seit 17Jahren veranstaltet der TSV Scheer Tischten-nisturniere für behinderte Sportler. Derstellvertretende Vorsitzende der DOGOberschwaben, Landrat Dirk Gaerte (3.v.r.)übergab den Preis an die Sportler.

Odenwaldkreis

Sportlererhrung in HöchstJedes Jahr veranstaltet die GemeindeHöchst eine kleine Feier im Rahmen derEhrung verdienter Sportler. Auch in diesem

Jahr fand diese Feier unter Beteiligung derKreisgruppe Odenwaldkreis statt. Es wurdenTeilnehmer aus den Bereichen Tischtennis,Stepptanz, Bogenschießen, Schießsport,Baseball und Karate geehrt.

Zum Sportler des Jahres wurde Horst Bitsch(Sparte Tischtennis) gekürt. Er erhielt diegoldene Nadel der Deutschen OlympischenGesellschaft sowie eine Medaille und eineUrkunde, überreicht durch Vorstandsmit-glied Georg Hofferberth und dem Ehrenvor-sitzenden Hubert Hey. In seiner Gratulati-onsansprache hob Georg Hofferberth dieherausragenden Leistungen aller Sportler,insbesondere die von Horst Bitsch hervor. Ersei einer derjenigen, der den olympischenGedanken nicht nur selbst lebt, sonderndiesen auch erfolgreich an die Jugendweiter gibt. Beweis sei zum Beispiel TimoBoll, der unter seiner Führung zu einem dererfolgreichsten Höchster Sportler aufstieg.Hubert Hey lobte die Verdienste Bitschs,denn dieser habe vor allen Dingen durchseine mehrmaligen Aktivitäten mit demPitt-Turnier regelmäßig über ca. 450 Besu-cher fasziniert. Eine vorbildliche Arbeit desGeehrten, die im Odenwald reiche Früchteträgt.

Paralympics in ErbachEin besonderes Ereignis waren die "SpecialOlympics 2008" an der Schule am Treppen-weg in Erbach. Gemeinsam mit der Schuleam Drachenfeld wurde ein Sporttag mitbehinderten und nichtbehinderten Kinderngestaltet. Insgesamt 50 Kinder versammel-ten sich auf dem Sportgelände und erlebteneinen eindrucksvollen Tag. Vorsitzender derKreisgruppe Johann Weyrich überbrachteneben Grüßen auch Teilnahmeurkunden andie stolzen Kinder.

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WeltkindertagDen Weltkindertag feierte die ZweigstelleOdenwald als Fortsetzung der Patenschaftmit den fünf Kindergärten im Odenwald. DieTage rund um den 20. September nutzendie Einrichtungen Reichelsheim, Michelstadt(Montessori und Flohzirkus), Höchst und derStadt Erbach (Sonnenschein und VillaKunterbunt), um mit allen Kindern besonde-re Bewegungsstunden zu gestalten. DerVorsitzende Johann Weyrich sowie seinVorgänger und jetziger EhrenvorsitzenderHubert Hey waren zusammen mit denweiteren Vorstandsmitgliedern der Zweig-stelle gern gesehene Gäste in den Kinder-gärten. Sie erlebten individuelle Aktivitätender Kinder in den Kindergärten und Krippen.Ein krönender Abschluss der ereignisreichenTage war die Übergabe von Förderhilfen inHöhe von 50 Euro oder gar 100 Euro. DieFreude war groß und alle Beteiligten,insbesondere die Kinder, waren sich einige,dass es auch in Zukunft heißen soll: "Ja, wirwollen fit sein!"

Der Kindergarten "Steinmetzstraße" inHöchst bot den Kindern sogleich einegesamte Sportwoche. Unter dem Motto"Aktive Kinder" wurde in Zusammenarbeitmit dem TSV Höchst, vertreten durch HeideRipperger, ein Spieleparcour aufgebaut, dendie Kinder zu bewältigen hatten, um sichanschließend mit einer Urkunde belohnenzu lassen.

Inline-Skating im OdenwaldZum 12.Mal richtete die Rollsportgemein-schaft Michelstadt (RSG) vom 20.-21.09.2008 auf dem Michelstädter Bienen-marktgelände ihren Inline-Speed-Cup aus.Wegen einer Terminüberschreitung mit derdeutschen Meisterschaft (Teamzeitfahren)fanden sich in diesem Jahr etwas wenigerTeilnehmer ein. Dennoch war die Veranstal-tung trotz kühler Witterung mit 100 Teil-nehmern gut besucht.

Zusätzlich standen für die Schüler undJugendklassen Geschicklichkeitsparcour aufdem Programm. Die Veranstaltung wurdedurch die Teilnahme der Europameisterinund WM-Teilnehmerin Tina Strüver ausHalle sowie der Junioren EuropameisternAlisa Gutermutz aus Darmstadt bereichert.

Mit Miriam Kobs von der RSG Michelstadtwar auch eine heimische Top-Athletin amStart. Überhaupt, trotz einer gewissenjahrgangsbedingten Auslichtung, schlugensich die Odenwälder RSG-ler erstaunlichgut. Ives Deja, der von der Zweigstellebereits mehrfach im Rahmen der Aktion"Junge Könner brauchen Gönner" gefördertwurde, kam zweimal als Sieger ins Ziel.Johann Weyrich, Vorsitzender der Kreisgrup-pe Odenwald gratulierte dem RSG-Vorsit-zenden Jens Vogtländer zur Fortsetzungdieser Wettkampfaktivitäten. Ebenfallszeigte sich der Ehrenvorsitzende Hubert Heybegeistert und lobte den guten Gemein-schaftsgeist, den er lange Jahre als Freundder RSG gespürt habe. Zahlreiche Athletendes Odenwälder Rollsports wurden in derVergangenheit gefördert.

Odenwald-Tauber

Neue Vorsitzende gewähltBei der Mitgliederversammlung 2008konnte Vorsitzender Manfred Knaus nachEröffnung und Begrüßung in seinem Rück-blick auf ein sehr erfolgreiches Jahr undeine positive Entwicklung der Zweigstelleverweisen, die durch diverse Aktivitäten inder Öffentlichkeit deutlich an Akzeptanzgewinnen konnte. Zu deren wichtigsten gabes dann kurze Informationen. So durchManfred Lauer über einen Vortrag "Ge-sundheitliche Potentiale von Bewegung undSport" von Prof. Gerhard Huber in Buchen.Manfred Knaus berichtete von der Verab-schiedung der erfolgreichen Gewichtheber-Nationalmannschaft während der Trainings-vorbereitungen in Feldberg-Herzogenhornfür Peking. Auch den Olympic-Day-Run2008 in Mudau bilanzierte er positiv. Übereine sehr aufschlussreiche Podiumsdiskussi-on zum Thema "Alltagsdoping - Doping in

Schule und Verein"in Tauberbischofs-heim wusstenMatthias Götzel-mann und MichaelGeidl zu berichten.Sie berichtetenaußerdem über eineFahrt mit derSportjugend zumISTAF 2008 in Berlin.Und dann war da inTauberbischofsheimkurz nach den

Olympischen Spielen auch noch eine vonregem Zuspruch begleitete Podiumsdiskussi-on "Peking-Nachlese", bei der Peking-Teilnehmer Besucher ihre Eindrücke undBeobachtungen zum Besten gaben. NachGrundsatzinformationen zur sich anschlie-ßenden Ehrungs-Gala erstattete Kassenwar-tin Herta Speierer den Finanzbericht. Grün-dungs- und Ehrenvorsitzender Rudi Arnoldhatte mit Hannelore Schüler die Kassegeprüft und bestätigte eine einwandfreieKassenführung.

Aufgrund eines beruflichbedingten Umzu-ges stand Michael Knaus für den Vorsitzleider nicht mehr zur Verfügung. Für dieNachfolge wurde daher Elisabeth Krug,Sozialdezernentin beim Main-Tauber-Kreisvorgeschlagen. Sie erklärte sich zur Kandi-datur bereit, stellte sich sowie ihren berufli-chen Werdegang und ihren Bezug zumSport den Mitgliedern vor. Einstimmigwurde folgende neue Vorstandschaftgewählt: Vorsitzende Elisabeth Krug, Stellve-

Vorsitzender Michael Knaus übergibt seinAmt an Elisabeth Krug.

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treter Matthias Behr und Gerd Teßmer,Kassenwartin Herta Speierer, Schrift- undPressewart Walter Jaufmann.

Die neu gewählte Vorsitzende ElisabethKrug dankte für das ihr entgegengebrachteVertrauen. Sie werde sich nach Kräften umdie erfolgreiche Fortführung der DOG-Arbeitim Bereich Odenwald-Tauber bemühen undhoffe auf eine gute und dann sicher erfolg-reiche Zusammenarbeit zum Vorteil desSports und zur Entwicklung der Zweigstelle.Mit dankenden Schlussworten des schei-denden Vorsitzenden Michael Knaus klangdie harmonisch und sehr flott verlaufeneMitgliederversammlung aus.

Peking NachleseAusgelöst durch die teilweise recht wider-sprüchlichen Meldungen über und ausPeking sowie die teils kontroverse Diskussi-on um die Olympischen Spiele visierte dieZweigstellen-Vorstandschaft bereits vorBeginn der Spiele eine "Nach-Peking-Veranstaltung" an. So lud die Zweigstelle zueiner hochkarätig besetzten Podiums-Diskussion "Peking Nachlese" nach Tauberbi-schofsheim ein. Folgende Runde hatte sichdazu auf dem Podium versammelt: Dr. ZitaFunkenhauser (Olympiasiegerin und Welt-meisterin im Florett, diesmal in zahnmedizi-nischer Mission in Peking dabei), JürgenHöpfl (Journalist), Annika Lurz (Schwimm-Weltrekordlerin sowie Welt- und Europa-meisterin), Thomas Lurz (Bronzemedaillen-gewinner in Peking), Bernhard Schwank(Leistungsportdirektor des DOSB) und KatjaWächter (Peking-Teilnehmerin imFlorett). Matthias Behr,stellvertretenderVorsitzender derZweigstelle begrüß-te die Runde aufder Gäste-Couchsowie die sehrzahlreich gekom-menen Interessen-ten. Er verwies aufdie Ziele der DOGsowie auf dieWerte, welche dieZweigstelle auchmit dieser Veran-staltung in denFokus der Öffent-

lichkeit stellen möchte: Fairness undLeistungsbereitschaft, Völkerverständigungund Integrationsbereitschaft sowie Team-geist und Gemeinschaftspflege. Bei allerKritik und Skepsis überwiegt das Positivebei Weitem, so die Quintessenz aus diesemAbend, auch wenn es natürlich zwingendnotwendig sei, dass die Fachverbändekonsequent analysieren, denn einige Sport-arten konnten die sich selbst bzw. an siegestellten Erwartungen keineswegs erfüllen.Der Blick muss aber auf jeden Fall in Rich-tung 2012 gehen, denn ganz klar: "Nachden Spielen ist vor den Spielen!".

In Peking wurde geklotzt, nicht gekleckert,stellte der aus Tauberbischofsheim stam-mende Journalist Höpfl fest, lobte diegroßartigen Sportstätten und die sensatio-nelle Organisation, in den Tagen danachhätte er aber auch ein ganz anderes Chinaerlebt. Die befürchtete Häufigkeit derDopingfälle sei nicht eingetreten, aber inbestimmten Fällen könne er seinen Verdachtauch nicht verhehlen.

Vom schönen und vor allem "wirklich ferti-gen" Olympischen Dorf schwärmte derLangstreckenschwimmer Thomas Lurz, "dieStimmung und das Erlebnis waren einzigar-tig". Mit seiner Medaille zeigte er sich sehrzufrieden, bedauerte natürlich das fehlende"Quäntchen Glück" von nur einer halbenSekunde - nach zehn Kilometern - auf denSilberrang. Frustration durch nicht gegebeneChancengleichheit aufgrund nicht konkur-renzfähiger Ausrüstung beklagte Annika Lurz,die darin auch einen Grund, allerdings nichtden einzigen, für das schlechte Abschneidender deutschen Schwimmsportler sah.

Zufrieden mit ihrem Abschneiden in Pekingzeigte sich auch Katja Wächter "Platz achtim Einzel und Platz fünf mit der Mann-schaft sind schon okay". Sie informierteüber Details aus dem Fechterleben undTrainingsbetrieb und hat bereits London imVisier. Diesmal als Zahnärztin beim Teamstellte Dr. Funkenhauser fest, dass "dieTeilnahme als Medaillengewinnerin aufjeden Fall schöner" war. Sie sei zwar mitetwas Skepsis nach Peking gereist, aberletztlich sei alles bestens gewesen. Vielentspannter als in Los Angeles (1984), Seoul(1988) oder Barcelona (1992) habe siediesmal olympisches Flair erleben können.Sie konnte als "Ehemalige" die Stimmung imDorf und im Deutschen Haus so richtiggenießen.

Gegen einen Generalverdacht bezüglichDopings sprach sich Bernhard Schwank aus,"unsere Mannschaft war sauber, wir habenauch viel dafür getan!". Freilich besteheinternational noch großer Handlungsbedarf,auf Defizite müsse hingewiesen werden, füralle nationalen Dopingagenturen müsstendringend gleiche Standards erreicht werden.Zwangsläufig stand der achtfache Goldme-daillengewinner Michael Phelps bei diesemThema im Mittelpunkt. Annika und ThomasLurz glauben ihm, wenn er sagt, er habe mitDoping nichts zu tun - er habe "von derNatur die allerbesten Schwimm - Vorausset-zungen mitbekommen und sei außerdemein Trainingsbesessener".

Andererseits lassen die neuerdings geradeim Zusammenhang mit IOC und Pekingwieder aufgekommenen Dopingdiskussionenbefürchten, dass dieses Thema den Sportnoch lange und intensiv beschäftigen wird.Jedenfalls war die durch Matthias Götzel-mann und Michael Geidl geleitete Veran-staltung aus Sicht des Sports von Bedeu-tung und für die Zweigstelle ein rechterfolgreiches Event.

Walter Jaufmann

Pfalz

VorstandswahlenIm Zuge der Vorstandswahlen der Zweig-stelle Pfalz hat sich der Vorstand auf fol-genden Positionen verändert. Neu hinzuge-kommen sind als Kassiererin Jutta Kisling(Geschäftsführende Mitinhaberin KislingGmbH, Frankenthal/Grünstadt) sowie als

Die Diskussionsrunde auf der "Olympia-Couch" (v.l.n.r.): BernhardSchwank, Katja Wächter, Thomas Lurz, Annika Lurz, Jürgen Höpflund Dr. Zita Funkenhauser.

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Beisitzer Birgitt Ziegler, Erich Bremicker(Ehrenmitglied des Sportbundes Pfalz) undFritz Peikert (Jugendwart FrankenthalerHockey-Club).

Empfang in der PfalzSeit Mitte der 30er Jahre wird auf demHofgut Petersau geritten. Damals über-nahm Irmgard von Opel, Mutter des Zweig-stellenvorsitzenden Carlo von Opel, denHof. Sie war die erste deutsche Weltklasse-Reiterin. Den Reitclub Hofgut Petersauführt mittlerweile Marion von Opel, diesehr erfreut war, als die beiden bekanntenBehinderten-Reiterinnen, Hannelore Bren-ner und Dr. Angelika Trauert, ihre Mitglied-schaft beim Petersauer Reitclub bekunde-ten. Die beiden Damen gingen ohne Vor-schusslorbeeren, aber doch mit still berech-tigter Hoffnung mit ihren Pferden zu denParalympischen Spielen nach Hongkong.Dass die Damen jedoch mit vier Edelmetall-Medaillen - 2 x Gold und 2 x Silber -heimkehrten, hat dann doch alle Erwartun-gen übertroffen. Entsprechend groß wardann auch die Freude beim Empfang imHofquadrat durch die Vereinsführung unddie Mitglieder und Einsteller.

Dr. Angelika Trabert, Anästhesistin, ist vonGeburt an behindert. Sie fühlte sich jedochzum Reitsport berufen, wie ihre Teamkol-legin, Hannelore Brenner, die mit 12Jahren anfing zu reiten. Sie ist jedoch erstseit einem schweren Unfall inkomplettquerschnittsgelähmt. Es ist schon sehrbewundernswert, dass sie sich trotz diesesSturzes, bei dem sie unter dem Pferd lag,dazu überwunden hat, wieder die Zügel indie Hand zu nehmen, um wiederum imParcours erfolgreich zu sein - jetzt imDressurviereck. Die Nähe zur ZweigstellePfalz fördert natürlich das gemeinsameInteresse, den Sport und auch den Behin-dertensport zu unterstützen. Frau Brennerund Frau Dr. Trabert können mit ihrenebenfalls erfolgreichen Mannschaftskolle-ginnen die Zahl der Empfänge schon nichtmehr an den Fingern abzählen. Immerhin,es war auch die 2. und gleich die 3. Gold-medaille für Frankenthal nach dem Olym-piaerfolg des Hockey-Spielers Peter Trump1972.

Carlo von Opel

Stuttgart

MitgliederversammlungDie Stadtgruppe Stuttgart ist wieder perso-nell gut aufgesellt. Dies wurde bei derMitgliederversammlung der Organisationam 17. November in der Alten Bibliothekder Merz-Schule deutlich.

Der neue Vorsitzende der StadtgruppeStuttgart Hans Peter Haag kann in dennächsten drei Jahren mit folgendem Teamim Vorstand und Beirat zusammenarbeiten:Dr. Susanne Eisenmann, die Bürgermeisterinfür Kultur, Bildung und Sport behält weiter-hin den stellvertretenden Vorsitz, WilfriedHolzwarth ist als Schatzmeister für dieFinanzen zuständig. Außerdem gehörenHerbert Wursthorn vom OlympiastützpunktStuttgart, Martin Maixner von der Sport-kreisjugend Stuttgart, Prof. Hans Wieland,Günther Kuhnigk als Leiter des Sportamts,Carola Boomes, der Leiter des Sportreferatsbeim Kultusministerium Baden-Württem-berg Karl Weinmann sowie Werner Schülediesem Gremium an. Geschäftsführerinbleibt wie bisher Sybille Hiller vom SportamtStuttgart.

Der Präsident der Deutschen OlympischenGesellschaft und Erster Bürgermeister derStadt Karlsruhe, Harald Denecken, hatte essich nicht nehmen lassen, einige verdienteVorstandsmitglieder, die sich schon überviele Jahre für die Belange der DeutschenOlympischen Gesellschaft engagiert haben,zu ehren: Dr. Volker Merz, Herbert Aupperle,Harald Pfab, Dr. Eckart Muser, Roland Sauer,Dr. Harald Kiedaisch, Gerd Hoffmann,Günter Loos und Eberhard Wolf.

Im Bericht des Vorsitzenden Hans PeterHaag wurden zwei Schwerpunkte der Arbeitfür die Zukunft hervorgehoben. Mit demProjekt "Paten schaffen Bewegung" werdentalentierte Nachwuchssportler am Schick-hardt- und am Wirtemberg-Gymnasiumsowie an der Merz-Schule gefördert. ImRahmen des Projekts "Kinder bewegen" sollder Modellkindergarten in Weilimdorf auchweiterhin eine finanzielle und ideelleUnterstützung erhalten. Darüber hinausplant die Stadtgruppe im kommenden Jahrverschiedene Veranstaltungen wie Diskussi-onsrunden, Olympic Day Run in Verbindungmit dem LAC Degerloch und natürlich dietraditionelle Gemütliche Abendunterhaltungin der Merz-Schule.

Die rund 100 Gäste des Abend erfreutensich anschließend an einem besonderenkulturellen Leckerbissen, das mehrfachausgezeichnete Duo "Zu Zweit" sorgte mitseinem Programm Spieltrieb für besteUnterhaltung und begeisterte die Freundeder DOG mit Wortwitz, hervorragendemGesang und Klavierspiel.

Sybille Hiller

Südniedersachsen

Herbstforum in GöttingenImpressionen von den Olympischen Spielenund den Paralympics 2008 in Peking stan-den im Fokus des Herbstforums der Bezirks-gruppe Südniedersachsen der DeutschenOlympischen Gesellschaft. Knapp 100Besucher begrüßte Gerhard Scharner,Vorsitzender der Bezirksgruppe, am28.10.2008 in der Sparkasse Göttingen. Siewaren gekommen, um persönliche Einblickevon Journalisten-Legende Heinz FlorianOertel, ZDF-Olympia-Berichterstatter undUS-Sport-Experte Stefan Liwocha sowieParalympics-Insider Rüdiger Herzog zuerhalten.

Für einen Großteil der Zuhörer stand derAbend allerdings unter dem Motto, dasselbst Erlebte Revue passieren zu lassen, dasie Teil der 60-köpfigen Reisegruppewaren, die im August die OlympischenSpiele in Peking besucht hatte. Seit 1996reist die Bezirksgruppe regelmäßig zuOlympischen Spielen, organisiert werdendie Exkursionen von Wolfgang Buss undPetra Reußner. Besonders plastisch zeich-

nete Liwocha, der seine Karriere als Volon-tär und Redakteur beim Göttinger Tage-blatt begann, ein Bild über die Arbeitsweisevon Journalisten während der OlympischenSpiele. In der ersten Woche sei ihm dasOlympia-Areal wie ein "steriles Messege-lände" vorgekommen. Das habe sich erst

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mit Beginn der Leichtathletik-Wettkämpfein der zweiten Woche geändert. Er berich-tete vom vermeintlichen Ordnungswahnder chinesischen Zimmermädchen imHotel. Dass Liwochas "meist zerstreut imZimmer liegende Unterlagen" abends feinsortiert auf dem Tisch zu finden waren, seijedoch - wie sich später herausstellte - derchinesischen Staatssicherheit geschuldetgewesen. "Wir sind fast täglich kontrolliertworden. Es wurde untersucht, was wirlesen und welche Videos wir sehen", sagteLiwocha und fügte an: "Aber wir wusstenja, auf was wir uns einlassen und dass wirnicht nach Disneyland fahren." In Pekinghabe er vor allem Johannes B. Kernerzugearbeitet und zum Beispiel Kontakte zuUS-Stars wie Michael Phelps und Ex-Olympiasieger Carl Lewis hergestellt.

Während Liwocha mit vor Ort erlebtenSchmonzetten und Infos unterhielt, sorgteder 80-jährige Oertel (Foto), der dieOlympischen Spiele zu Hause in Berlin imFernsehsessel verfolgte, mit Anekdotenüber die Spiele von 1952 in Helsinki, die"Tschechische Lokomotive" Emil Zatopek,Interviews mit Cassius Clay alias Muham-mad Ali und einem Plädoyer für dieOlympische Idee für Kurzweile. Er unter-strich, dass es trotz vieler Kritiker richtiggewesen sei, die Spiele in Peking auszutra-gen: "Das bevölkerungsreichste Land mitseiner über 5000 Jahre alten Kulturge-schichte gehört in die olympische Völker-familie."

Der in der Unternehmenskommunikationdes Duderstädter Medizintechnik-Unter-nehmens und Paralympics-Sponsors OttoBock tätige Herzog berichtete von sehr gutbesuchten Paralympics, begeistertenZuschauern und betonte den im Gegensatzzu den Olympischen Spielen sehr familiäreCharakter der Paralympics. "Die Chinesenwaren irgendwie froh, dass die Olympi-schen Spiele zu Ende waren. Viele Chinesenhaben nicht verstanden, dass sie Menscheneingeladen haben - und dann kritisiertwerden. Während der Paralympics trat aufeinmal Entspannung ein." Herzog gestandzwar ein, dass "vieles von den Chineseninszeniert war", unterstrich aber, dass"diese Begeisterung nicht inszeniert wor-den sein kann". Herzogs Worte wurdenvom Bad Gandersheimer Robert Dörriesbekräftigt, der selbst als Schwimmer beiden Paralympics an den Start gegangenwar. "In den vollen Stadien herrschtewirklich Begeisterung. Dass da Olympic

Green wie ein leeres, steriles Messegeländewirkt, habe ich nicht erlebt. Es warenBürger da und nicht wie in Athen Schüler.Das ist die Anerkennung, die unser Sportbraucht."

Die Zuhörer waren angetan von den persön-lichen Schilderungen über die Olympischenund Paralympischen Spiele, die etwa je dieHälfte der Zeit ausgemacht hatten. Nach denzweistündigen Erfahrungsberichten wurdenoch ausgiebig diskutiert.

Mark Bambey

Wiesbaden

Medaillen und Urkunden fürWiesbadener Schüler/InnenAuch beim Malwettbewerb 2008 "Olympi-sche Spiele - wie ich sie sehe" wurden diehiesigen Schulen wieder gebeten, dieArbeiten ihrer Schülerinnen und Schülerzunächst bei der Zweigstelle Wiesbaden

einzureichen, damit vor Ort in einemVorwettbewerb die Kinder und Jugendli-chen besonders ausgezeichnet werdenkonnten. Von acht Schulen begutachtetedas Preisgericht mit Heinz-Jürgen Hauzel,Redaktionsleiter des Wiesbadener Tagblat-tes, Werner Schaefer, Leiter des Olympia-stützpunktes Hessen, Daniel Altzweig,Leiter des künstlerischen NetzwerkesWiesbaden und Museumspädagoge, Stefa-nie Wolle, Grundschullehrerin und Kunst-pädagogin und Prof.Hans-Jürgen Port-

mann, Vorsitzender der StadtgruppeWiesbaden insgesamt 210 Bilder.

Ausgewählt wurden 18 Preisträgerinnenund Preisträger, die am 22.Oktober 2008im Wiesbadener Pressehaus in einer schö-nen Feierstunde in Anwesenheit von Elternund Lehrern Medaillen und Urkunden fürihre Leistungen erhielten.

In der Jahrgangsgruppe 2000 und jüngererhielten Goldmedaillen Leonie Schmittund Nadine Navratil von der Philipp-Reis-Schule, Silber ging an Naomi Nitschke vonder Goetheschule, Bronze an Helen Wolfvon der Diesterwegschule. In der Jahr-gangstufe 1999 - 1997, die mit 101Bildern am stärksten vertreten war, gab esfolgende Medaillen: Gold Niklas Haarhoffund Ilayda Yurtseven beide Goetheschule,Silber Leah Fischer Grundschule Brecken-heim und Toli Akyazi Goetheschule,Bronze Galja Möhn Philipp-Reis-Schule,Tobias Bauer Grundschule Breckenheimund Alica Schmidt Grundschule Bierstadt.Bei den Jahrgängen 1996 - 1993 gab esfolgendes Ergebnis: Gold Tabea Rühl

Leibnizschule,Silber Julia Waltherund Ronja van derPütten, beideLeibnizschule,Bronze AliciaAlthaus Hermann-Ehlers-Schule. Beiden ältestenTeilnehmerinnenund Teilnehmern inder Jahrgangsklas-se 1992 und ältergingen alle dreiMedaillen an dieLeibnizschule: GoldThomas Gluza,Silber FranziskaTullius, BronzeSamira Barczewski.

Alle eingereichten Bilder wurden inzwischenfür den Hauptwettbewerb übergeben in derHoffnung, dass auch hier WiesbadenerSchülerinnen und Schüler zu den Preisträ-gern gehören.

Hans-Jürgen Portmann

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Die Preisträgerinnen und Preisträger aus Wiesbaden waren stolzauf ihre Ergebnisse.

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Mitgliederversammlung 2008Mit der zweiten "ordentlichen" Mitglieder-versammlung hat die Deutsche OlympischeAkademie am 5. Dezember in Rostock ihrerstes volles Arbeitsjahr beendet. Mit Zufrie-denheit konnten die Verantwortlichen eineerfreuliche Bilanz der DOA-Aktivitäten im zuEnde gehenden Olympiajahr ziehen.

Insbesondere die ausgesprochen positiveResonanz auf die vielfältigen Maßnahmenim Sinne der Olympischen Erziehung, diesich offenbar nachhaltig in den verschiede-nen Schulformen und Altersstufen nieder-geschlagen haben, wirkte ausgesprochen

bestärkend im Blick auf die Fortsetzung deseingeschlagenen Weges.

Vor diesem Hintergrund wurde den anwe-senden Vertretern der Mitgliedsorganisatio-nen wieder ein anspruchsvolles Programmpräsentiert, das freilich - wie in der Vergan-genheit - nur dann vollumfänglich realisiertwerden kann, wenn es wieder gelingt, dieUnterstützung von Partnern und Fördererneinzuwerben.

In diesem Zusammenhang wird auch inZukunft die enge Kooperation mit demDeutschen Olympischen Sportbund sowiedie Unterstützung durch die HessischeLandesregierung von großer Bedeutung sein.

Da sich die Veranstaltung mit dem Redakti-onsschluss dieser "DOA-Informationen"überschnitt, kann ein ausführlicher Berichtüber Verlauf und Ergebnisse erst in dernächsten Ausgabe erfolgen. InteressierteLeserinnen und Leser seien zudem auf dieDOA-Homepage (www.doa-info.de) verwiesen.

Rückmeldungen aus derpädagogischen Praxis:Multiplikatoren treffen sich in Gar-misch-Partenkirchen

Wer aus vermeintlich gegebenem Anlass oderauch ohne die fortdauernde Integrität undGlaubwürdigkeit der olympischen Sache inFrage gestellt sieht,wird - sofern er diesmit Bedauern oderSorge betrachtet -sich wohl gern inseiner verbliebenenZuversicht bestärkenlassen. Im Sinnedieser Vermutungdürfte eine DOA-Veranstaltung amersten November-Wochenende inGarmisch-Partenkir-chen fast wie Balsam

auf die verletzte olympische Seele oder mehrnoch wie ein Motivationsschub für ein trotzmancher Bedenken und Zweifel anhaltendesEngagement im Zeichen der Ringe gewirkthaben.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, alsAbsolventInnen der Internationalen Olympi-schen Akademie (IOA) sowie diverser Lehrer-fortbildungsmaßnahmen des ehemaligen

NOK für Deutschland ohnehin als Protagonis-ten der Olympischen Idee ausgewiesen, sahensich jedenfalls, ebenso wie die prominentenund kompetenten Gäste, durch den intensi-ven Austausch mit mehr als achtzig Gleichge-sinnten und Experten, in ihren je eigenenAnsichten und Absichten bestärkt. DerErkenntnisgewinn für die Verantwortlichender DOA resultierte hingegen aus der Bestäti-gung der durch entsprechende Rückmeldun-gen ohnehin immer wieder gestütztenAnnahme, dass ihre vielfältigen Aktivitätenund Maßnahmen im Sinne einer OlympischenErziehung nicht im Elfenbeinturm akademi-scher Erwägungen und Appelle verstauben,

Nachrichten der DOA

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach begrüßtVorstand, Mitglieder und Mitarbeiter derDOA, bedankt sich für die geleistete Arbeitund wünscht auch weiterhin viel Erfolg.

Vorsitzende Doll-Tepper berichtet imNamen des Vorstands über ein arbeits- underfolgreiches DOA-Jahr 2008 und erhältZustimmung für Haushalts- und Arbeits-plan 2009.

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sondern wirksamen Widerhall im richtigenLeben, namentlich in der pädagogischenPraxis erfahren.

In diesem Sinne besonders erhellend underfreulich waren die verschiedenen Berichtevon Lehrerinnen und Lehrern über olympia-bezogene Projekte an ihren jeweiligenEinrichtungen, etwa über ein von Dr. Andre-as Ramin mitverantwortetes Projekt zurbesseren Vereinbarkeit von Spitzensport undSchulausbildung am Karlsruher Otto-Hahn-Gymnasium oder über die "OlympischenSpiele", die von einer deutschen Schule inSüdafrika unter der Leitung des IOA-Absolventen Dr. Winfried Spanaus (Neuss)durchgeführt wurden.

Neben den eindrucksvollen Arbeitsnachwei-sen der olympisch inspirierten Pädagogin-nen und Pädagogen bestimmten - an einemOrt mit olympischer Vergangenheit undZukunft naheliegend - auch vielschichtigeInformationen und Reflexionen zu denOlympischen Spielen sowie ein Vortrag überdie Dopingproblematik und möglichePräventionsmaßnahmen (Prof. Dr. GerhardTreutlein) den Mehrwert der Veranstaltung.So referierte DOA-Direktor Dr. AndreasHöfer über "olympische Perspektiven nachden Spielen von Peking", während MichaelVogt im Namen des Frankfurter Planungs-büros Albert Speer und Partner die Mach-barkeit Olympischer Winterspiele im Jahr2018 in München und Garmisch-Partenkir-chen plus Königssee mit Zahlen und Faktenbelegte. Den Abschluss bildete ein bemer-kenswert offenes und differenziertes Podi-umsgespräch mit zwei eloquenten Vertrete-rinnen des Weltniveaus im Wintersport:Miriam Vogt, 1993 Weltmeisterin in derAlpinen Kombination und seit 2005 Präsi-dentin des Bayrischen Skiverbandes sowiedie Grande Dame des Bob- und Rodelsports,Susi Erdmann, die nicht weniger als fünfmalan Olympischen Spielen teilnahm und dabeidreimal auf dem Treppchen stand.

"Olympische Spiele - wieich sie sehe!"Schülermalwettbewerb 2008

Die Qual der Wahl: Für die fachkundige Juryunter Leitung von IOC-Mitglied WaltherTröger war die ihr gestellte Aufgabe, untermehr als 2.500 Bildern in vier Altersklassendie je drei vermeintlich besten auszuwählen,

keine masochistische Pflichterfüllung,sondern eine zwar schwierige, aber durchausbereichernde Aufgabe. Zumal die Qualitätder eingesendeten Werke junger Künstlerin-nen und Künstler zwischen fünf und 19Jahren insgesamt sehr beachtlich war.

Für die erstmals für den seit 1984 stetsanlässlich der Olympischen Spiele ausge-schriebenen, mithin schon traditionellenSchülermalwettbewerb - Motto: "Olympi-sche Spiele - wie ich sie sehe!" - federfüh-rend verantwortliche Deutsche OlympischeAkademie waren Verlauf und Ergebnis derAktion auch als eine Bestätigung dafürerfreulich, dass ihre vielfältigen Maßnahmenim Sinne einer Olympischen Erziehung beijungen Menschen durchaus nachhaltigeWirkung erzielen.

Vor diesem Hinter-grund bedankt sichdie DOA sehr herzlichauch bei jenenSchülerinnen undSchülern, derenEinsendungen indieser Publikationkeine Berücksichti-gung finden konntensowie den vielenLehrerinnen und

Lehrern, die den Erfolg der Initiative durchihre Motivation und Anleitung erst möglichgemacht haben. Ein herzlicher Dank gilt auchProf. Walther Tröger und den übrigen Mit-gliedern der Jury (auf dem Foto von links:SWR-Hörfunkjournalist Holger Kühner, derVorsitzende der hessischen BDK-Sektion MarcFritzsche, DOA-Geschäftsführer AchimBueble, Kunstpädagogin Natalia Camps YWiland, DOA-Direktor Andreas Höfer, diedreifache Olympiateilnehmerin im Schwim-

men Meike Freitag und Prof.Hans-Jürgen Portmann alsVertreter der DOG) sowie denbewährten Kooperationspartnerndes Wettbewerbs, der DeutschenOlympischen Gesellschaft (DOG)und dem BDK e.V. Fachverbandfür Kunstpädagogik.

P.S.Wer die zwölf auserwähltenSiegerbilder selbst in Augen-schein nehmen möchte, dem seidie "OF-Galerie" in dieserAusgabe des "OlympischenFeuers" oder ein von der DOAherausgegebener Kunstkalender

2009 empfohlen.

Die Fairplay-Karawane zog weiter:DOA bei Jahreskongress in Zypern

Vielen Beteiligten mag der 13. EuropäischeFairplay-Kongress, den die Deutsche Olym-pische Akademie im Namen und im Auftragdes Deutschen Olympischen Sportbundes(DOSB) im Oktober des vergangenen Jahresin Frankfurt am Main ausrichtete, noch inguter Erinnerung sein. Seinerzeit ging es inanspruchsvollen Vorträgen und Podiumsdis-kussionen und unter Mitwirkung namhafterExperten um "Olympische Werte und die

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Zukunft des Sports". Inzwischen ist dieeuropäische Fairplay-Karawane nach Zypernweitergezogen, wo Anfang Oktober der 14.Jahreskongress der European Fairplay-Movement (EFPM) stattfand.

An dieser Veranstaltung nahm auch dieDOA-Vorsitzende Prof. Dr. Dr. h.c. GudrunDoll-Tepper teil. Auf Einladung der EFPMhielt sie einen Vortrag zum Thema "TheFight Against Violence and Racism: TheResponsibility of the Scientific Community".Gemeinsam mit DOA-Vorstandsmitglied undEFPM-Vizepräsident Prof. Dr. ManfredLämmer überreichte sie zudem einen"vorläufigen Bericht" mit den zentralenVorträgen des letztjährigen Kongresses. Eineumfassende, zudem zweisprachige Doku-mentation wird in den nächsten Wochenvorgelegt. Sie soll als Band eins einer neuaufgelegten DOA-Schriftenreihe erscheinen.

Mediation im Sport:Daume-Stipendium vergeben

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dassder Sport, namentlich der internationaleSpitzensport über die eigentliche Situationdes Wettkampfs hinaus ein nicht unerhebli-ches Konfliktpotential birgt, das nichtzuletzt aufgrund eines oft großen Medien-interesses nicht selten von enormer Brisanzist. So versteht sich, dass solche Konflikte -nicht nur in Zusammenhang mit der Do-pingproblematik - erheblichen Schaden füralle Beteiligten sowie für das Image desSports mit sich bringen können.

Vor diesem Hintergrund scheint es durchausbegrüßenswert, wenn einmal intensiv überdie Möglichkeiten einer Konfliktbereinigungjenseits formaljuristischer Ebenen, nament-lich über das in anderen Zusammenhängenvielfach bewährte Instrument der Mediationnachzudenken. Eben dieser Aufgabe hat sichdie Kölner Rechtsanwältin Heike Lätzsch mitihrem Dissertationsvorhaben verschrieben,dem die Deutsche Olympische Akademie dasWilli-Daume-Stipendium zugedacht hat.Diesem Vorhaben wurde der Vorrang voreiner Reihe weiterer anspruchsvoller Bewer-bungen gegeben.

Die ausgewählte Stipendiatin überzeugteübrigens nicht nur mit einer überzeugendenBegründung ihres Projekts und entspre-chenden Referenzen. Als langjährige Ho-ckey-Nationalspielerin und Olympiasiegerin

von 2004, lässt sie auch das notwendigeDurchhaltevermögen erwarten.

Das Willi-Daume-Stipendium wurde 1993,anlässlich des achtzigsten Geburtstagesseines Namensträgers vom NOK fürDeutschland gestiftet und seit dem vomDeutschen Olympischen Institut (DOI) bzw.jetzt von der DOA zur Unterstützung vonForschungs- und Publikationsvorhaben mitolympischem Bezug vergeben. Zuletztwurde Dr. Jutta Braun (Universität Potsdam)und ihre Untersuchung zur "Geschichte desNOK der DDR" gefördert.

"Zwischen Gesellschaft undChemie":Würzburger Tagung zur Dopingprävention

Anfang Dezember veranstalteten das Bun-desinstitut für Sportwissenschaft (BISp), dieBundeszentrale für Politische Bildung (bpb)und die Nationale Doping Agentur (NADA) inKooperation mit der Deutschen OlympischenAkademie eine dreitägige Tagung mit demThema "Doping im Sport: Ein Konfliktfeldzwischen Gesellschaft und Chemie".

Die Veranstaltung richtete sich vor allem anMultiplikatorinnen und Multiplikatoren aufVereins- und Verbandsebene sowie an(Sport-)Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer,aber auch an alle Männer und Frauen, die inder Jugend- und Erwachsenenbildung tätigsind und hier möglichst präventiv wirkenwollen.

Zu einem hochkarätigen Kreis ausgewählterReferentinnen und Referenten zählte auchDOA-Vorstandsmitglied und Doping-Exper-tin Sylvia Schenk. Die Vorsitzende vonTransparency International Deutschlandsprach über folgendes Thema: "ZwischenUnschuldsvermutung und Generalverdacht:Strukturelle Bedingungen von Leistungsma-nipulation im Sport".

Ausführlichere Informationen finden sichauf der DOA-Homepage.

Ankündigung:Blickpunkt Leistung

Gemeinsam mit der Hessischen Landesregie-rung bereitet die DOA ein Symposium mit

dem Thema "Der Sport - eine Bastion desLeistungsgedankens?" vor. Die Veranstaltungist für April 2009 vorgesehen. Eine Bestäti-gung des Termins sowie Hinweise zu Ortund Programm sowie den Modalitäten derAnmeldung sind der DOA-Homepage zuentnehmen.

WiederwahlDie Vollversammlung der Deutschen Sport-jugend (dsj) hat am 25./26. Oktober inFreiburg ihren Vorsitzenden Ingo Weiss inseinem Amt bestätigt. Fast auf den Tag

genau einen Monat später wurde in Guate-mala auch Dr. h.c Klaus Schormann alsPräsident des Weltverbandes des ModernenFünfkampfes wiedergewählt. Die DeutscheOlympische Akademie gratuliert ihrenbeiden Vorstandsmitgliedern und wünschtihnen für die kommenden Aufgaben eineglückliche Hand und viel Erfolg.

Frohe WeihnachtenDie Deutsche Olympischen Akademie danktdem Deutschen Olympischen Sportbund, derHessischen Landesregierung sowie ihrenMitgliedern für das ihr im abgelaufenenJahr entgegengebrachte Vertrauen und dieerfahrene Unterstützung. Ein herzlichesDankeschön gilt aber auch all jenen, die dasAnliegen der DOA, insbesondere im Bereichder Olympischen Erziehung, durch ihrehrenamtliches Engagement nachhaltiggefördert und die Wirkung an der "pädago-gischen Basis" potenziert haben. Vorstandund Mitarbeiter der DOA wünschen allenFreunden und Förderern sowie den Leserndieser Zeilen frohe Weihnachten und vielErfolg im Neuen Jahr.

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Olympisches Niveau erreicht die Messe Düsseldorf mit der Organisa-tion von mehr als 40 Messen in Düsseldorf, davon über 20 die Nr. 1 in ihrer Branche, sowie mehr als 100 Veranstaltungen im Ausland.Und noch ein Forum für weltumspannende Kommunikation findet unter unserer Regie statt: das Deutsche Haus. Seit 2000 richten wir bei allen Olympischen Spielen diesen internationalen Treffpunkt für die Förderer des Sports und die Athleten aus. Kontakte, Freunde, Partner – gewinnen auch Sie mit uns.

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Deutsches Sport & Olympia Museum

Herausgeber: Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 28 - Heft 6/2008Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. SchopenInternet: www.sportmuseum.info

Schwimmbad UnterwasserbilderSeit dem 31. Oktober 2008 und noch biszum 08. März 2009 zeigt das DeutscheSport & Olympia Museum Anna Löbners"Schwimmbad Unterwasserbilder". Die ausDüsseldorf stammende Künstler hatSchwimmbäder der Landeshauptstadt ausSicht des Schwimmenden gemalt undtaucht nun mit Ihren Werken das Museumin blau und türkis.

Zu Ihren Werken sagt sie selbst:

"Meine Faszination für Schwimmbeckenteile ich mit vielen Malern, dennoch glaubeich, mit meiner Unterwasserperspektive einneues Terrain zu bespielen. Widmete sichDavid Hockney sehr erfolgreich der Drauf-sicht, so bin ich besonders interessiert ander kompletten Ansicht des Wasserraums

unterhalb des Wasserspiegels. Der Aus-gangspunkt von allen Bildern ist die opti-sche Organisation eines ordentlichenBeckens: die Kacheln an den Wänden undam Boden, die Einstiege und die schwarzabgesetzten Bahnlinien und Wendekreuzean den Stirnseiten des Beckens. Das Alleswird bespielt vom Sonnenlicht und optischzerlegt an die Wasserdecke geschickt. Undgenau darin besteht der malerische Reiz: dieOrdnung und die Zerlegung der Ordnung.Selbst aktive Schwimmerin, überrascht michdie Schönheit der Schwimmbad-Unterwas-serwelt immer wieder!"

100 Jahre "Rund um Köln"Im Jahr 2008 feiert das älteste noch beste-hende deutsche Eintagsrennen im Radsportsein 100. Jubiläum: "Rund um Köln". Auchder Verein Cölner Straßenfahrer e.V. wird indiesem Jahr 100 Jahre alt. Seit seinerGründung ist der VCS Mitorganisator desrheinischen Klassikers, seit 1961 sogar deralleinige Veranstalter.

Viele Radsportgrößen feierten hier großeErfolge. Nur acht Mal musste das Rennen inseiner Geschichte abgesagt werden, davonnur zwei Mal in Friedenszeiten. Doch nichtnur die Hauptrennen begeisterten dieZuschauer. Zu den Austragungen gehörten

fast immer auch Jugend- und Amateurren-nen in den verschiedensten Wertungskate-gorien. In vielen Orten am Streckenrand gabes seit jeher Volksfeste, um die Wartezeitauf die Rennfahrer zu verkürzen.

In einem Jahrhundert hat sich viel Ge-schichte und haben sich viele Geschichtenangesammelt. Das Deutsche Sport & Olym-pia Museum erzählt diese in der Ausstellung"100 Jahre Rund um Köln" noch bis zum 30.November 2008 im Salon. Die Ausstellungfasziniert durch die zahlreichen Originalob-jekte vom Rennen und Rennrädern aus denvergangen 100 Jahren. Über einen Audio-Guide erhält der Besucher umfangreicheHintergrundinformationen und erfährt somancherlei Anekdote, die er zudem imBegleitbuch zur Ausstellung, verfasst vonFrank Schwalm, nachlesen kann. Das Buchzur Ausstellung erhalten Sie im Shop desMuseums.

Weitere Informationen zum Rennen findenSie unter www.rundumkoeln.de.

Basketball von einem anderen SternMit einer Ausstellung zur Geschichte desBSC Saturn Köln würdigt das Deutsche

Sport & OlympiaMuseum das Enga-gement des KölnerUnternehmers FritzWaffenschmidt.

Erinnert wird an dieZeit zwischen 1977und 1990, in derFritz Waffenschmidtals Sponsor neueMaßstäbe im"Drei Könige" ein Werk von Anna Löbner

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Basketball setzte. Der in jener Zeit erfolg-reichste deutsche Einzelhändler in SachenUnterhaltungs-Elektronik ("Saturn") rettetemit seinem finanziellen Engagement dasBundesliga-Team des ASV Köln vor demsportlichen Untergang. In Vertretung ihresMannes, der sich unmittelbar vor derAusstellungseröffnung wegen eines Schwä-cheanfalls in eine Klinik begeben musste,schilderte Anni Waffenschmidt die Umstän-de der Entstehung des Engagements:"Bevor wir mit dem Sponsoring anfingen,kannte der Sport nur großzügige Mäzene.Wir wollten aber einen werblichen Gegen-wert für unser investiertes Geld haben. Indiesem Zusammenhang muss jedoch betontwerden, dass wir als Sponsor keinen Ein-

fluss auf die unmittelbaren rein sportlichenEntscheidungen genommen haben." be-tonte sie bei der Eröffnung am 13. Novem-ber 2008.

Mit dem Namenssponsoring ging FritzWaffenschmidt jedoch neue Wege. Aus demBasketballteam des ASV Köln wurde der BSCSaturn Köln. Und aus dem nüchtern kalku-lierenden Geschäftsmann Fritz Waffen-schmidt wurde schnell ein leidenschaftlicherBasketball-Fan, der auch noch nach demVerkauf seines Geschäfts und dem damitverbundenen Rückzug als Sponsor engenKontakte zur Mannschaft hielt. Durch denBSC Saturn Köln wurde die Domstadt zueiner deutschen Basketball-Hochburg, derVerein gewann allein viermal die DeutscheMeisterschaft.

Die Ausstellung im Foyer des Museums isteine Kooperation des Deutschen Sport &Olympia Museum, des Vereins KölnerSportgeschichte, sowie von Studenten derFachhochschule Köln, Fakultät für Architek-tur, im Rahmen einer Seminararbeit. Siekann noch bis zum 4. Januar 2009 besich-tigt werden.

Kölner Sportgespräch“Der chinesische Boom“

Medaillengewinner der Paralympics vonPeking sprachen beim Kölner Sportgesprächam 22. Oktober 2008 über die Situation desBehindertensport sowie über die Spiele undihre Erlebnisse in China. Im Gespräch mitChristiane Mitatselis, Redakteurin des KölnerStadtanzeigers, schwärmten sie von denwunderbaren Bedingungen, den vollenStadien und der einmaligen Stimmung inPeking.

Kirsten Bruhn hat bei Paralympics in Pekingordentlich zugeschlagen. Fünf Medaillengewann die querschnittsgelähmte Schwim-merin im "Water Cube". "Die Spiele warenfantastisch. Wer daran etwas zu bemängelnhatte, der muss wohl immer etwas schlechtfinden", berichtetet die 38-Jährige im Foyerdes Museums. Ihre paralympischen Kolle-gen, die Rollstuhlbasketballerin MarinaMohnen, Sprinter Heinrich Popow undHandbikerin Andrea Eskau, teilten dieseMeinung. Dabei hätte Andrea Eskau (38)eigentlich Grund gehabt, sich zu beklagen.Die querschnittsgelähmte Sportlerin bekamin Peking Asthma und hätte fast im Stra-ßenrennen der Handbikerinnen nicht anden Start gehen können. Die Ärzte erlaub-ten ihr in letzter Sekunde den Start. Eskaugewann Gold, musste aber gleich danachwegen eines allergischen Schocks insKrankenhaus. Zunächst machte sie dieschlechte Luft dafür verantwortlich, späterstellte sich heraus, dass sie allergisch aufden Belag der Bahn reagiert hatte. Den-noch war sie nicht böse. "Ich bin im Kran-kenhaus sehr gut behandelt worden",erklärte sie.

Angetan waren die Athleten aber auch vonder ausgeweiteten Fernsehberichterstattungvon den Paralympics. "Wir sind wahrgenom-men worden", berichtete Marina Mohnen,die mit dem deutschen Rollstuhlbasketball-Team Silber gewonnen hat. Die 29-Jährige

ist nicht gelähmt, sie wechselte vor achtJahren vom "Fußgänger"-Basketball wegeneiner Knieverletzung in den Rollstuhl. Diessei nichts Außergewöhnliches, sagte sie. Diedeutsche Mannschaft setzt sich aus "Fuß-gängern", Gelähmten und Beinamputiertenzusammen. "Das ist sehr integrativ", sagteMohnen.

Der oberschenkelamputierte Sprinter Hein-rich Popow (25), paralympischer Silberme-daillengewinner im 100-Meter-Lauf, berich-tete ebenfalls von "unglaublichen Spielen".

Sogar am Vormittag sei das "Vogelnest" vonPeking schon voll gewesen. "Wir haben jetzteinen Boom, und es kommt darauf an, waswir daraus machen", sagte der LeverkusenerSprinter.

Für das Deutsche Sport & Olympia Museumläutete der Abend, der in Kooperation mitder "Woche des Behindertensports" derDeutschen Sporthochschule durchgeführtwurde, die heiße Phase der Vorbereitungenzur kommen Jahressonderausstellungen ein.Diese wird sich im Frühsommer 2009 unterdem Titel "Yes, we can! sport & disability"dem Behindertensport widmen und diesenerstmalig umfassend innerhalb einer mu-sealen Ausstellung darstellen.

Fritz mit dem DBB-Pokal im Jahre 1983.Peking 2008: Andrea Eskau beim paralym-pischen Zeitfahrrennen im Handbike.

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Traumpaar

Das neue deutsche Traumpaar im Eiskunstlauf,Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, feierteam 19. März 2008 in Göteborg mit demGewinn des ersten Weltmeistertitels seinenbislang größten sportlichen Triumph. Es hättesich damit keinen besseren Zeitpunkt aussu-chen können, da erstmals ein solcher Erfolg vorgenau 100 Jahren bereits einem anderendeutschen Paar - die Rede ist von Anna Hüblerund Heinrich Burger - geglückt war. In derFolgezeit setzten die Paare Maxi Herber/ErnstBaier (1936), Ria Baran/Paul Falk (1952), MarikaKilius/Hans-Jürgen Bäumler (1964) und MandyWötzel/Ingo Steuer (1997) diese erfolgreicheTradition fort.

Im Jahre 2004 starteten Aljona Savchenko/Ro-bin Szolkowy als neu formiertes Paar unterihrem Trainer Ingo Steuer erstmalig bei Deut-schen Meisterschaften und gewannen promptden Titel. Nach einem Leistungseinbruch beiden Olympischen Spielen 2006, maßgeblich

verursacht durch öffentlich erhobene Stasi-Vorwürfe gegenüber ihrem Trainer, folgten2007 und 2008 der Europameistertitel und imMärz 2008 der ersehnte Weltmeistertitel.

Dank der tatkräftigen Unterstützung von TrainerIngo Steuer können sich die Besucherinnen undBesucher des Deutschen Sport & OlympiaMuseums nun über einige attraktive Objekt-Neuzugänge freuen. Ingo Steuer bereicherteden Fundus mit seinem Original-Kürkostüm, mitdem er bei den Olympischen Spielen Nagano1998 die Bronzemedaille gewann sowie mitseinee Strickjacke, die er bei den OlympischenSpielen Turin 2006 trug. Robin Szolkowysteuerte sein Original-Kürkostüm von denOlympischen Spielen Turin 2006 bei, AljonaSavchenko schenkte dem Museum ihre Schlitt-schuhe, in denen sie ihren ersten Europameis-tertitel 2007 gewann.

Frau mit Pfiff

Es wird offenkundig zur Selbstverständlichkeit,dass die Frauen im 21. Jahrhundert auch inden Bereichen des Lebens, die derzeit noch vonMännern dominiert werden, nach und nach

vollkommen gleichberechtigt agieren. Alsaugenfälliges Beispiel im Sport können dieGeschehnisse am 21. September 2007 gewertetwerden. Am Abend des besagten Tages stan-den sich in Paderborn die Herren-Mannschaf-ten des SC Paderborn und der TSG 1899Hoffenheim gegenüber, um ihr Zweitligaspielauszutragen. Geleitet wurde die Partie jedochnicht - wie sonst üblich - von einem Mann,sondern erstmals im deutschen Profi-Fußballvon einer Frau - der Schiedsrichterin BibianaSteinhaus. Wie Akteure und Zuschauer nachSpielschluss dabei eingestanden, hat sie ihreAufgabe souverän gelöst.

Bibiana Steinhaus, Jahrgang 1979, spielteselbst aktiv Fußball für den SV Bad Lauterberg,bevor sie 1995 Schiedsrichterin wurde. Seit1999 leitete sie als offizielle DFB-Schiedsrich-terin eine Vielzahl von Begegnungen derFrauen-Bundesliga, gleichzeitig aber auchSpiele in der Herren-Ober- und Regionalliga.2005 wurde sie zur FIFA-Schiedsrichterinernannt und seitdem regelmäßig bei Länder-spielen und in UEFA Women`s Cup-Spieleneingesetzt.

Ihre überzeugenden Leistungen, die mit derWahl zur DFB-Schiedsrichterin des Jahres2007 und 2008 belohnt wurden, veranlasstenden DFB, die beruflich als Polizistin in Hanno-ver tätige Bibiana Steinhaus ab der Saison2007/8 auch in der 2. Bundesliga der Männereinzusetzen.

Auf Anfrage erklärte sich Bibiana Steinhausspontan bereit, ihr komplettes Schiedsrichter-Outfit, das sie am 21. September 2007 in

Paderborn trug, dem Deutschen Sport &Olympia Museum zu schenken, um somit denBesucherinnen und Besuchern des Museumseine dauerhafte Erinnerung an diesen sporthis-torisch bedeutsamen Tag zu ermöglichen.

Go with the flow

Die Teilnahme an Olympischen Spielen stelltfür jeden Athleten ein besonderes Ereignis dar.Steht am Ende des Wettkampfes auch nochder Gewinn einer Medaille und erst recht,wenn es sich um die Goldmedaille handelt,dann geht für die Meisten ein Lebenstraum inErfüllung. Ein solches, gleich mehrfaches Glückist dem Nordischen Kombinierer Georg Hettichbei den Olympischen Winterspielen in Turin2006 zuteil geworden. Im Einzelwettbewerbwürde er zunächst Olympiasieger, gewannanschließend mit der Mannschaft die Silber-medaille und erkämpfte sich abschließend imSprint die Bronzemedaille. Befragt nach seinemErfolgsrezept antwortete der aus Schonach imSchwarzwald stammende Sportler gerne mitdem Ausspruch "Go with the flow".

Mit seinem Triumph setzte Georg Hettich dieerfolgreiche Tradition deutscher Olympiasiegein der Nordischen Kombination bei Olympi-schen Spielen fort, die 1960 mit Georg Thomabegonnen und 1968 mit Franz Keller sowie inden Jahren 1972, 1976 und 1980 mit UlrichWehling ihren Fortgang genommen hatte.Seine in Turin benutzten Sprungski und seinen

Skianzug stellte Georg Hettich nun demDeutschen Sport & Olympia Museum zurVerfügung. Im Begleittext zu diesen Objektenwird der Besucher sicherlich Hettichs Aus-spruch lesen können, denn er nach demGewinn zu den Reportern sagte: "Ich dachteOlympiasieger gibt es nur im Fernsehen, undjetzt bin ich selber einer."

AljonaSavchenkound RobinSzolkowymit IhremTrainer IngoSteuerbeimTrainingauf demEis.

Handzeichen undPfiff von Schieds-richterin BibianaSteinhaus am21.09.2007 imHermann-Löns-Stadion in Pader-born. Als erste Frauleitet die 28-jährigePolizei-Beamtin einFußball-Zweitliga-spiel.

Diese Ski und den Anzug übergab Georg Hettichdem Deutschen Sport & Olympia Museum.

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Sammlungsgeschichten

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