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HAUS TECH 9 - 2003 115 Ausgeklügeltes Konzept für die Haustechnik Beim Migros-Hochhaus in Zürich wurde eine Gesamtsanierung nach Minergiestandard realisiert Von Hans-Peter Läng, Klosters Das 1981 fertig gestellte Migros-Hoch- haus am Limmatplatz in Zürich bildet, zusammen mit umliegenden Altbauten, das Zentrum des Migros-Genossen- schafts-Bundes (MGB). Das Haus ist gleichzeitig Einkaufs-, Dienstleistungs- und Verwaltungsgebäude, der Ein- gangsbereich mit dem neu gestalteten Foodcourt Mittelpunkt und Drehschei- be des Geschehens. Nach 20 Jahren intensiver Nutzung ha- ben die Haustechnikanlagen des Hoch- hauses das Ende ihrer Lebensdauer er- reicht. Sanierungen wurden notwendig. Die Auflagen zur Sicherstellung des störungsfreien Betriebes während der Umbauphase stellten bei einem derarti- gen Objekt bereits in der Planung für die Fachleute von Robert Aerni Ing.AG und allen andern beteiligten Firmen eine sehr grosse Herausforderung dar. Zielsetzung: Eine Gesamtsanierung Folgende Zielsetzungen für die Sanie- rung wurden als notwendig erkannt oder von der Bauherrschaft vorgegeben: Gewährleistung der Betriebssicherheit Senkung der Kosten für Energie, Be- trieb, Unterhalt, Investitionen • Bereitstellung von zweckmässigen, Arbeitsplätzen für die Mitarbeiter Gesamtoptimierung und Koordination gemeinsam benutzter Haustechnikan- lagen (Mieter und MGB) • Erfüllung des Minergiestandards für das Hochhaus Berücksichtigung der flexiblen Büro- (um)nutzungen und – wie bereits er- wähnt – die • Sicherstellung eines störungsfreien Betriebes in definierten Bereichen. Gebäudehülle als zentraler Punkt Ein zentraler Punkt zur Erreichung des Minergiestandards bildet die Gebäu- dehülle. Dank der, für die damalige Zeit hervorragenden, Klimafassade, welche extra für diesen Bau entwickelt wurde, war es möglich, die Werte für Sanierun- gen zu erreichen, ohne dass in die Ge- bäudehülle eingegriffen werden musste. Sämtliche Massnahmen zur Erreichung des Minergielabels konnten im Zuge der «inneren» Erneuerung erbracht werden. Gemeint ist damit ein ausgeklügeltes Haustechnikkonzept. Innovatives HLK-System Aus verschiedenen Sanierungskonzep- ten, welche der Bauherrschaft aufgezeigt wurden, hat sich die Variante Kühldecke, kombiniert mit Deckenstrahlungshei- zung im «change-over»-Betrieb und ei- ner Hygienelüftung, als der integralste Lösungsansatz erwiesen und wurde so- mit umgesetzt. Die bestehende Klimaanlage wurde komplett demontiert und entsorgt. Der frühere acht- bis neunfache Luftwechsel Zuluft-Monobloc von Weger mit einer Luftleistung von 100 000 m 2 /h. Zu- und Abluftgeräte wurden in Einzelteilen (22 Paletten) an- geliefert und in der Zentrale erstmals montiert.

Ausgeklügeltes Konzept für die Haustechnik · Ausgeklügeltes Konzept für die Haustechnik Beim Migros-Hochhaus in Zürich wurde eine Gesamtsanierung nach Minergiestandard realisiert

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Page 1: Ausgeklügeltes Konzept für die Haustechnik · Ausgeklügeltes Konzept für die Haustechnik Beim Migros-Hochhaus in Zürich wurde eine Gesamtsanierung nach Minergiestandard realisiert

HAUS TECH 9 - 2003 115

Ausgeklügeltes Konzept für die HaustechnikBeim Migros-Hochhaus in Zürich wurde eine Gesamtsanierung nach Minergiestandard realisiert

Von Hans-Peter Läng, Klosters

Das 1981 fertig gestellte Migros-Hoch-haus am Limmatplatz in Zürich bildet,zusammen mit umliegenden Altbauten,das Zentrum des Migros-Genossen-schafts-Bundes (MGB). Das Haus istgleichzeitig Einkaufs-, Dienstleistungs-und Verwaltungsgebäude, der Ein-gangsbereich mit dem neu gestaltetenFoodcourt Mittelpunkt und Drehschei-be des Geschehens.

Nach 20 Jahren intensiver Nutzung ha-ben die Haustechnikanlagen des Hoch-hauses das Ende ihrer Lebensdauer er-reicht. Sanierungen wurden notwendig.Die Auflagen zur Sicherstellung desstörungsfreien Betriebes während derUmbauphase stellten bei einem derarti-gen Objekt bereits in der Planung für dieFachleute von Robert Aerni Ing.AG undallen andern beteiligten Firmen eine sehrgrosse Herausforderung dar.

Zielsetzung: Eine GesamtsanierungFolgende Zielsetzungen für die Sanie-rung wurden als notwendig erkannt odervon der Bauherrschaft vorgegeben:

• Gewährleistung der Betriebssicherheit• Senkung der Kosten für Energie, Be-

trieb, Unterhalt, Investitionen• Bereitstellung von zweckmässigen,

Arbeitsplätzen für die Mitarbeiter• Gesamtoptimierung und Koordination

gemeinsam benutzter Haustechnikan-lagen (Mieter und MGB)

• Erfüllung des Minergiestandards fürdas Hochhaus

• Berücksichtigung der flexiblen Büro-(um)nutzungen und – wie bereits er-wähnt – die

• Sicherstellung eines störungsfreienBetriebes in definierten Bereichen.

Gebäudehülle als zentraler PunktEin zentraler Punkt zur Erreichung desMinergiestandards bildet die Gebäu-

dehülle. Dank der, für die damalige Zeithervorragenden, Klimafassade, welcheextra für diesen Bau entwickelt wurde,war es möglich, die Werte für Sanierun-gen zu erreichen, ohne dass in die Ge-bäudehülle eingegriffen werden musste.Sämtliche Massnahmen zur Erreichungdes Minergielabels konnten im Zuge der«inneren» Erneuerung erbracht werden.Gemeint ist damit ein ausgeklügeltesHaustechnikkonzept.

Innovatives HLK-System Aus verschiedenen Sanierungskonzep-ten, welche der Bauherrschaft aufgezeigtwurden, hat sich die Variante Kühldecke,kombiniert mit Deckenstrahlungshei-zung im «change-over»-Betrieb und ei-ner Hygienelüftung, als der integralsteLösungsansatz erwiesen und wurde so-mit umgesetzt.

Die bestehende Klimaanlage wurdekomplett demontiert und entsorgt. Derfrühere acht- bis neunfache Luftwechsel

Zuluft-Monobloc von Weger mit einer Luftleistung von 100 000 m2/h. Zu- und Abluftgeräte wurden in Einzelteilen (22 Paletten) an-geliefert und in der Zentrale erstmals montiert.

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116 HAUS TECH 9 - 2003

TECHNIK

Migros-Hochhaus

Zahlen und DatenBaujahr 1981

Stockwerke mit Büronutzung 15

Arbeitsplätze 700

Gebäudehöhe 83 m

Geschossfläche 10 896 m2

Lüftungs- und Klimaanlagen 70

Fremdmieter 8

Eckdaten Sanierung

Auftragserteilung Ende 1997

Baubeginn Nov. 2001

Fertigstellung Dez. 2003

Beteiligte Firmen

Bauherrschaft:

Migros-Genossenschaftsbund,

8031 Zürich, Otto Huber

Haustechnikanalyse/Sanierungs-

konzept und Planer

Lüftung/Klima/Kühldecken:

Robert Aerni Ingenieur AG,

8305 Dietlikon, Marcel Zünd

Lüftungs-Installation:

Meier Kopp AG, 8048 Zürich,

Pascal Hartung

Klimakastengeräte:

RC Klimatechnik GmbH,

wurde auf einen minimalen, etwa zweifa-chen Luftwechsel in den Büros undGrossraumbüros reduziert. Je nach Nut-zung und Funktion der Räume sindhöhere Luftwechsel möglich. Die Lüf-tung dient nur noch der aus hygienischenGründen erforderlichen Lufterneue-rung.

Die Raumkühlung im Sommer unddie Heizung im Winter erfolgen aus-schliesslich durch die Kühldecke sowiedie Deckenstrahlungsheizung. Die Küh-lung erfolgt mit Grundwasser, die Hei-zung mit Pumpenwarmwasser vom wär-

Kälte-Konzept• Optimierung der Kälteverbraucher

(Bedarfslüftung, Nachtauskühlung,

Free-Cooling usw.)

• Konsequente Nutzung des Grund-

wassers für Kühlzwecke (erneuerba-

re Energie); keine Kältemaschinen

für Komfortkühlung

• Kältemaschine nur noch 140 kW für

die EDV-Kälte, modular ausbaubar

Grundwassernutzungs-Konzept• Konsequente Nutzung des GW für

Luftkühlung und Kühldecken:

Verzicht auf Klimakältemaschinen

• Optimierung der Verbraucher, z. B.

Rückkühlung gewerbliche Kälte nur

falls kein Bedarf für Abwärme

• Netztrennung/Entkoppelung GW-

Förderung und Verbraucherkreis-

läufe

• Ausnützung des maximal möglichen

∆ t, Optimierung Bilanz Wärmeein-

trag und Wärmeentzug

Heizungs-Konzept• Im Winter Deckung Heizenergiebe-

darf in erster Priorität mit BHKW und

AWN, in zweiter Priorität Heizkessel

(WP im HH 20 wurden demontiert)

• Im Sommer Deckung Wärmebedarf

(BWW) mit AWN gewerbliche Kälte

(kein BHKW-Betrieb)

• Nur 1 Heiz-Verteilnetz Niedertempe-

ratur +50° C

• Erhöhung der Laufzeit BHKW durch

Anschluss von Nachbarliegenschaf-

ten

Konzept-Grundsätze im Überblick (Soll-Zustand 2003)

Innovatives HLKK-Konzept

MGB-Hochhaus Limmatplatz.

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HAUS TECH 9 - 2003 117

TECHNIK

megeführten, erdgasbetriebenen Block-heizkraftwerk.

Herausforderungen für den Installateur…Nicht nur die effiziente Materialanliefe-rung im 21-stöckigen Hochhaus war dieKnacknuss für den Unternehmer Meier-Kopp AG, sondern ganz speziell der Aus-tausch der alten, innenisolierten Lüf-tungskanäle, welche im Steigschacht er-setzt werden mussten. Bei der vorhande-nen Bauweise bedeuten sie geradezu dieklimatischen Lebensadern des Hochhau-

Klimatechnik

Die Geräte in KürzeFortluftgerät, 4 x 3,7 x 6,6m

– Abmessungen dem Bau ange-

passt

– KVS - Wärmerückgewinnung

Zuluftgerät, 4 x 3,7 x 9,8m

– Abmessungen dem Bau ange-

passt

– KVS-Wärmerückgewinnung

– Axair Dual-Befeuchter

Ventilatorsektoren: Doppelventila-

tor, Flachriemen

Allgemeines zu den Klimakasten-

geräten

– Geräteausführung Q2 Spez.,

Böden V2A

– Kranbahn mit Laufkatze für ver-

einfachten Ausbau der Motoren

– Volumenstrommessvorrichtung

mit LED–Anzeige

– Wärmetauscher 2-teilig

– Alle Kondensatwannen mit Gefäl-

le zum Ablauf frontseitig

– Filterrahmen V2A

– Grundrahmen mit Spezial-Schwin-

gungsdämpfern

– Grösster Axair Dual-Befeuchter

welcher je gebaut wurde

Interessante Details: Kranbahn mit Lauf-katze für vereinfachten Ausbau der Moto-ren. Die Abläufe der Kondensatwannenmit Gefälle sind frontseitig.

ses, weil sie einerseits für die gesamte Zu-luft, andererseits für die Abluft über dieKlimafassade eingesetzt werden. Bei ei-nem Ausfall verschlechtert sich der U-Wert, und die Raumtemperatur gleichtsich der Aussentemperatur an. Mit einerbesonders detailliertenund allseits abgesichertenPlanung, zuverlässigenLieferanten und dem be-sonders flexiblen Einsatzaller Beteiligten, vorwie-gend während Zeiten, indenen die Arbeit der Bau-nutzer ruhte, konnte dassehr anspruchsvolle Zielerreicht werden.

…und für den Monobloc-LieferantenLogistik war auch bei derSanierung der Lüftungs-zentrale im 20. Oberge-schoss gefordert. Die neu-en Weger Zu- und Abluft-geräte von RC Klimatech-nik GmbH mit einerLuftleistung von je 100 000 m3/h wurden vonaussen durch eine Öff-nung von 1,8 x 2 Metereingebracht. Die Gerätewurden in Einzelteilen,ohne vorherigen Zusam-menbau im Werk, angelie-fert. 22 Einweg-Palettenmit einem gesamtenTransportgewicht von 18

800 Kilogramm wurden im Werk in derrichtigen Reihenfolge verpackt und ver-schickt. Die Anlieferung musste in Anbe-tracht der Verkehrsverhältnisse rund umden Limmatplatz minutengenau erfol-gen. Ein 150-Tonnen-Autokran mit ei-nem zusätzlichen Ausleger von insgesamt95 Meter Ausfahrlänge brachte das Ma-terial ab den LKWs in das 20. Stockwerk.

Letztlich wurden die riesigen Klima-kastengeräte durch vier werkseigeneMonteure innert zweieinhalb Wochen inder Lüftungszentrale zusammengebaut.Eine logistische Meisterleistung desGerätelieferanten und seiner Partner.Die Ausführung der Geräte entsprichtdem allgemein hohen Standard, der vomBauherrn und vom Planer gefordert undderen Einhaltung in jeder Phase genauüberwacht wurde. ■