AUSSENWIRTSCHAFT_magazine_Juni_2014.pdf

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  • Wie Reinold GeiGeR l occitane zum Welt- unteRnehmen machte.

    Chapeau!

    china alles ber den grten tourismusmarkt der erde

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    for investment!die WiedeRauFeRStehunG eineS KontinentS. Wie Sie

    Vom Boom in noRdameRiKa PRoFitieRen.

    BeiLaGe+

    eXportpreis

    2014alle SieGeR. alle nominieRten.

  • ExpEdition Export

    2014 is a very special year for us as were

    celebrating 40 years in Austria. As the

    European arm of Russias largest, most

    influential commercial bank, were more

    experienced than ever to give support in

    your east-west business dealings.

    Celebrating 40 years of good banking.

    VTB Bank (Austria) AG+43 (0)1 515-35-0, www.vtb.at Parkring 6, 1011 Vienna

  • 3AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M a i 2 0 14

    Walter Koren, AussenWirtschAft AustriA

    lieBe leSeRin, lieBeR leSeR! Fast zwanzig Jahre lang galt die Entwicklung auch fr uns Europer als nachahmens-wert: Vom Produzenten globaler Weltmarken wie General Electric, Chrysler oder IBM wandelte sich die USA in den 90er und den 2000er Jahren zur Dienstleistungsnation. Die Wachstumsraten, die derart mit New Economy, Produktentwicklung und Handel erzielbar waren, bertrafen jene der industrielastigen Nationen wie sterreich (oder Deutschland, siehe auch Germany: The Sick Man of Europe, Economist, 2004) um ein Vielfaches. Als mit Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 die Schwchen des Geschftsmodells im Land der unbegrenzten Mglichkeiten offenbar wurden, wusste man auch diese Herausforderung als Chance zu begreifen. Rasch und radikal wurde die Wirtschaftspolitik verndert. Billige Energie soll jetzt die lngst nach Asien abgewanderte Produktion wieder ins Homeland zurckholen. Im Sog von Schiefergas und schwachem Dollar gelingt den USA derzeit eine Reindustrialisierung, die uns Eu-roper staunend zurcklsst. Wie Sie von dem Boom, der lngst auch Kanada erfasst hat, profitieren knnen, erfahren Sie in der Coverstory der vorliegenden Ausgabe, die Sie ab Seite 16 lesen knnen.

    Staunen lsst einen auch die Vita von Reinold Geiger. Der 67-jhrige Vorarlberger ist obwohl weiten Bevlkerungskreisen unbekannt eine der wohl spannendsten Persnlichkeiten sterreichs. Er hat vor einigen Jahren den damals notleidenden Kosmetikhersteller LOccitane erworben, das Unternehmen zur globalen Nummer eins bei Naturkosmetika aufgebaut und sich selbst mit dem erfolgreichen Turnaround (laut Forbes-Liste) zum Milliardr gemacht. Was den Vater dreier Shne antreibt, lesen Sie in dem einfhlsamen Interview ab Seite 10.

    Besonders ans Herz legen mchte ich Ihnen in diesem Monat auch die Sonderaus-gabe zum Exporttag 2014. Das Sonderheft soll nicht nur die bemerkenswertesten Ex-porteure dieses Landes feiern, es soll auch ein Jubilum markieren: Der Exportpreis, sterreichs renommierteste Firmenauszeichnung, wird heuer 20 Jahre alt.

    Ich freue mich ber Ihre Anregungen an [email protected] und wnsche Ihnen viel Lesevergngen mit der vorliegenden Ausgabe des AUSSENWIRT-SCHAFT magazine!

    i m p r e s s u mMedieninhaber: Service-Gmbh der Wirtschaftskammer sterreichherausgeber: Wirtschaftskammer sterreich / auSSen-WiRtSchaFt auStRia, mag. david BachmannWiedner hauptstrae 63, 1045 Wien,t: +43/5/90 900-4321, e: aussenwirtschaft. [email protected]: http://wko.at/aussenwirtschaftchefredaktion: mag. Rudolf loidlRedaktion aUSSEnwiRTSchafT aUSTRia: Gabriele Schenkart Direction und Layout: buero8, Wien Produktion: industriemagazin Verlag Gmbh, lindengasse 56, 1070 Wien, t: +43/1/585 90 00Druck: Ferdinand Berger & Shne Ges.m.b.h., Wienerstrae 80, 3580 hornanzeigen: Fcm firstclassmedia GmbhPokornygasse 17/top 2, 1190 Wient: +43/1/934 65 94F: +43/1/934 65 94-4 auflage: 26.000 exemplare

    ExpEdition Exportjuni 2014

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  • 4 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M a i 2 0 144

    26 DiE GRoSSE chancE Warum sich fr die heimische Freitzeitbranche in China ein Riesen-markt auftut.

    32 ExPoRTERfoLG Eigentlich setzt der obersterrei-chische Familienunternehmer Harald Kny Luxushotels und Opernhuser ins rechte Licht. Doch jetzt baut er im Oman so gro wie nie zuvor.

    10 ERfoLGSREzEPTE Reinold Geiger, LOccitane-Grnder:

    36 ExPoRT- ExPERTS 5 Fragen 5 Antworten. Unsere Exper-ten beantworten Ihre Fragen zu Mrkten und Chancen. Diesmal: Italien, Belgien, Argentinien, Malaysien und die Golf-Staaten.

    magazine

    AUSSENWIRTSCHAFT

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    Wie der 67-jhriGe vorarLBerGer ein KosmetiK-WeLtunter nehmen GesChaffen hat.

    Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • 5AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M a i 2 0 14

    inhalt

    E xtr a eXport serviCeAussenWirtschAft AustriA fr sie39 eXport-siCherheit nepp im netz: Wie Sie dem wachsenden Betrug im internet begegnen.

    41 messen auf welchen mrkten Sie in den kommenden monaten Flagge zeigen knnen

    42 top-mrkte untersttzung beim einstieg in die unterschiedlichsten mrkte.

    juni 2014

    3 eXpedition eXport

    6 eXport-tren d s News und Fakten aus der Exportwirtschaft.

    8 Barom eter Die Weltkonjunktur im berblick.

    10 erfoLG srez epte Reinold Geiger hat sich mit dem Kosmetikunter-

    nehmen LOccitane zum Milliardr gemacht. Im Interview verrt der 67-jhrige, warum er nicht loslassen kann.

    16 Coverstory Wie den Dienstleistungsnationen USA und

    Kanada die Reindustrialisierung gelingt, und wie sterreichische Unternehmen am neuen amerikanischen Traum teilhaben knnen.

    23 intervieW aXeL Kh n er Axel Khner, Vorstandschef der oberster-

    reichischen Greiner Holding darber, was er in zehn Jahren Produktion in den USA gelernt hat.

    24 ein marKt un d sein e eiG en h eiten Warum Geschftemachen in Katalonien

    anders ist als in Spanien.

    26 die G ros se ChanCe Freizeitwirtschaft und Tourismus finden

    in China einen Markt mit Riesenpotenzial. Wie Sie es erschlieen knnen.

    30 taG eBuCh Ein Tag mit Wilhelm Nest, unserem Mann

    in Dublin.

    32 eXporterfoLG Die glanzvollen Beleuchtungskrper des ober-

    sterreichischen Familienunternehmers Harald Kny erobern die Moscheen dieser Welt.

    36 eXport-eXperts 5 Fragen 5 Antworten.

    unsere experten vor Ort beantworten ihre fragen zu Mrkten und chancen.

    39 eXport-serviC e

    46 au stria i st B eraLL Bernhard Fragner ber die spannendsten

    events und die wichtigsten Veranstaltungen der vergangenen Wochen.

    50 so Wird s G emaCht Business im High Tech Zentrum Israel.

    coVERSToRY Befeuert von billigem Schiefer-gas und schwachem Dollar wchst die Industrie Nordame-rikas im Rekordtempo. Wie sterreichische Unternehmen an der Wiederauferstehung des Kontinents teilhaben knnen.

    1630 TaGEBUch Unser Mann in Dublin

    Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • Export-trEndsneWS und FaKten

    sterreichs Dienst-leister haben ein Rekordjahr hinter sich. sterreichs Dienstleistungsverkehr (Handel, Tourismus, die EDV-Branche, die Forschung und Entwicklungsdienstleister) erreichten mit +15,4 Mrd. EUR den hchsten bislang gemessenen berschuss, so eine Studie der Oesterrei-chischen Nationalbank, die im Mai vorgestellt wurde.

    Eine spannende Entwick-lung ist, dass die klassische produzierende Industrie in immer strkerem Mae nicht mehr nur Waren, sondern auch Dienstleistungen expor-

    tiert, sagt Johannes Turner, Statistik-Direktor der Oester-reichischen Nationalbank. So entfallen bereits 16 Prozent der Dienstleistungsexporte (rund 5,5 Milliarden Euro) auf die Industrie. Ein kleiner Wermutstropfen laut Turner: Knapp die Hlfte der Dienst-leistungsexporte entfllt auf auslandskontrollierte Unter-nehmen, was fr die Stand-ortfrage naturgem von besonderer Bedeutung ist.

    aus sEnhandElsbil anz

    dienstLeister retten die eXportBiLanzdie heimiSchen dienStleiStunGSexPoRte inSBeSondeRe jene mit hohem technoloGieanteil WaRen im VoRjahR So eRFolGReich Wie nie zuVoR.

    profitiert Wie sonst niemandKein land deR eu htte deR oSteRWeiteRunG mehR zu VeRdanKen alS SteRReich, SaGt WKo PRSident chRiStoPh leitl.

    auch wenn es fr die EU nicht einfach war, so viele neue Mitglieder auf einmal zu verdauen, die Erweiterung ist eine Erfolgsstory besonders fr sterreich, sagte wKo chef christoph Leitl am 10. Jahrestag der ersten osterweiterungsrunde anfang Mai. So kletterte der berschuss von 2,4 Milliarden Euro im Erweiterungsjahr 2004 binnen weniger Jahre auf 6,2 Milliarden Euro 2008. allein die Exporte in die fnf Lnder Ungarn, Slowenien, Tschechien, Slowakei und Polen haben sich seit sterreichs EUBeitritt 1995 von 4 auf 16,9 Milliarden Euro mehr als vervierfacht. Die alpenrepublik sei zudem ein Topinvestor in den neuen Mitgliedslndern: Der Bestand an sterreichischen Direktinvestitionen in Mittel und osteuropa stieg von 400 Millionen Euro 1990 auf 8 Milliarden im Jahr 2000 und 67,2 Milliarden Euro im Jahr 2012. Dies habe die Produktivitt der sterreichischen Mutterunternehmen erhht und Jobs hierzulande gesichert.

    Spannend ist, dass die produzierende Industrie in immer strkerem Mae auch Dienstleistungen exportiert.

    Milchprodukte 19,9 52,9Getreidewaren 3,1 17,1Swaren 14,4 32,1Baumwolle 4,1 0,0Bekleidung 11,6 11,5Fisch 0,8 11,8Maschinen 1,2 1,9Elektromaschinen 1,7 2,8Metalle/Mineralien 1,7 2,0Chemikalien 2,8 4,6

    von WeGen

    zoLL- frei!

    in der Diskussion um das geplante freihandels

    abkommen mit den USa (TTiP) liegt der fokus

    auch weil aufgrund der gegenseitig gewhrten

    Meistbegnstigungsklausel viele zlle lngst abgebaut

    sind auf den sogenannten nichttarifren handels

    hemmnissen. Trotz allem: im Schnitt betrgt der EU

    zoll auf USwaren immer noch 5,5 Prozent, der US

    zoll auf EUwaren noch 3,5 Prozent. Ein berblick.

    Quelle: BmF, aPa

    t tip us-zoLL / eu-zoLLnaCh produKtGruppen in prozent

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    Eine Erfolgsstory besonders fr sterreich. christoph Leitl

    6

  • gyptEn

    aufBruCh am niLNach den Prsidentenwahlen in gypten macht sich Aufbruch-stimmung im wichtigsten arabischen Land Nordafrikas breit. Die internationalen Ratingagenturen sehen gypten wieder vorsichtig optimistisch, sagt Kurt Altmann, sterreichischer Wirtschaftsdelegierter in Kairo, vor Journalisten in Wien. Trotz der chaotischen Lage in gypten haben die sterreichischen Exporteure ihre Lieferungen in das Land 2013 gegenber dem Jahr davor um 2,3 Prozent auf 145,7 Millionen Euro gesteigert. Wir sind wiederum auf dem Niveau von 2009, was angesichts der ,komplexen Wirtschaftslage im Vorjahr erfreulich ist, sagt Altmann. Derzeit werden vor allem Papier, Pharmazeutika, Ma-schinen, Messgerte, Lschfahrzeuge, aber auch Energydrinks, Fruchtsfte, Kse und Zucker in das nordafri kanische Land geliefert. Wir raten, im Markt zu bleiben, so der Wirtschafts-delegierte. Derzeit begleitet die WK rund 550 sterreichische Firmen, die an gypten interessiert sind. Vor der Revolution waren es noch 700 bis 800 Firmen.

    von menschen, zellen und Waschmaschinen. anstiftung zur rettung der WeltRene SchroederResidenz Verlag, 2014Wir mssen uns selber neu erfinden, meint die in Wien lebende Biochemikerin Rene Schroeder. Sie lernt von Zellen und Bakte-rien, wo es kontrolliertes Wachstum und selbstloses Verhalten gibt. Spannend, angesichts des Dogmas von zgellosem Wirtschaftswachstum. Eine furchtlose Streitschrift durchaus Gedankenfutter fr den Sommerurlaub!

    reich werden auf die gute art: vermgenstipps eines GeistlichenGregor Henckel-DonnersmarckEdition A, 2014Der ehemalige Topmanager und sptere Abt des Zisterzienserklosters Heiligen-kreuz, Gregor Henckel-Donnersmarck, ent-larvt in seinem Werk die kapitalistischen Erfolgsregeln als Strategien einer sinnent-leerten Giergesellschaft, die ihre vorder-grndigen Ziele letztlich gar nicht erreicht. Lesenswert!

    darf man sichs urgut gehen lassen? Wo es doch allen so schlecht geht. Helmut. A. GanstererEcowin Verlag, 2013Ein Aufruf zur Konterrevolution! Heiter, immer ein wenig gegen den Mainstream und voll sprachlicher Raffinesse ist das Buch ein typischer Gansterer. Der journa-list, Autor und Herausgeber erteilt in sei-nem neuen Werk notorischen jammerern eine Absage. um mit Gansterer zu spre-chen: Auf in den Kampf gegen Verbitterte und neider und Komplexler!

    fEEd neue BCher

    vorsichtig optimistisch: gypten nach den Prsidentschaftswahlen

    (un)ntzEs Wis sEnSteRReichS GRSSte SchuldneR Sind iraK und nordKoreaDie oesterreichische Kontrollbank (oeKB) hat in ihrem Lnderbericht die grten Schuldner aus Schadensfllen bei Exporthaftungen verffentlicht. Spitzenreiter ist der irak (236 Mio. Euro) vor nordkorea (145 Mio. Euro). insgesamt waren per Ende 2013 forderungen aus haftungsfllen in hhe von 927,1 Mio. Euro offen.

    KrEdit

    Jetzt auch fr EU- Exporte!

    Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

    Markterschlieungskredite, bislang nur fr Mrkte auerhalb der EU verfgbar, gibt es ab sofort auch fr Mrkte innerhalb der EU. nhere infos zur Markterschlieung und zum klassischen Exportfondskredit gibt ihnen ihre hausbank. Vorabinfo ber Konditionen und Voraussetzungen im web unter: www.exportfonds.at.

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  • baromEtErdie WeltKonjunKtuR im juni

    uSaBiP/KoPF: 49.922 uSd

    +2,6 %

    BRaSilienBiP/KoPF: 12.079 uSd

    +2,1 %

    VenezuelaBiP/KoPF: 12.956 uSd

    1,8 %

    produKtions-KLimaDiE EinKaUfSManaGER-inDizES der USA, Chinas und der Eurozone stiegen im Mai strker als erwartet. In China ist der Index, der die Stimmung in den Chefeta-gen der lokalen Industrie abbilden soll, mit einem Wert von 50,4 erstmals seit April wieder in den Wachstumsbereich (ber 50 gestiegen). Solide im Wachstumsbereich ist das Produktionsklima im Mai in der Eurozone (53,4) und den USA (54,9).

    das Brutto- inLands- produKtDie Stimmung steigt: In der Mai-Schtzung fr das BIP-Wachstum im laufenden Jahr 2014 zeigt sich der Economist* fr fast alle Weltregionen optimistischer als noch im April. Selbst die Prognosen fr Schwel-lenlnder wie die Trkei oder Brasilien wurden leicht angehoben. Einzige Ausnahme: Die Aussichten fr Russland haben sich verdstert. Statt zwei Prozent BIP-Wachstum erwarten die Economist-konomen angesichts der zunehmenden Kapitalflucht jetzt nur noch ein Plus von 0,5 Prozent.

    aRGentinienBiP/KoPF: 11.576 uSd

    1,0 %

    Quelle: Statistik austria

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    2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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    GriechenlandSpanien

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    Prozent

    6 4 2 2 4 6

    + 1,1 %Exportplus

    im Januar/februar 2014

    eXport-KLimaDaS ExPoRT-BaRoMETER zeigt Dyna-

    mik. sterreichische Ausfuhren in Drittstaa-ten (Nicht-EU-Lnder) verzeichneten in den

    ersten zwei Monaten 2014 einen Anstieg von 1,1 Prozent auf 20,03 Milliarden Euro, wie die Statistik Austria im Mai er rechnete. Die Einfuhren legten brigens um 4,2 Pro-

    zent auf 21,35 Milliarden Euro zu.

    Konsum-KLimaDiE EinzELhanDELSUMSTzE im Vergleich

    zum Vorjahresmonat (-quartal) weisen fr die angelschsischen Lnder Irland, Gro-britannien, USA und Kanada ein krftiges

    Wachstum aus. sterreichs Einzelhandel freut sich ber strkeres Wachstum als der Schnitt der Eurozone. Der Konsum in Deutschland,

    Spanien und Italien ist zu Jahresbeginn sogar zurckgegangen.

    + 8,8 (Mr)

    + 4,2 (Mr)

    + 4,0 (Mr)

    + 3,9 (feb)

    + 3,2 (Q1)

    + 3,0 (Mr)

    + 1,6 (Mr)

    + 1,5 (Mr)

    + 1,4 (Mr)

    + 1,4 (Mr)

    + 1,3 (Mr)

    + 1,1 (feb)

    + 1,0 (Mr)

    + 1,0 (feb)

    + 0,9 (Mr)

    + 0,7 (feb)

    0,5 (Mr)

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    1,1 (Mr)

    8 Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • 2/2014 3/2014 4/20144/2013 5/2013 6/2013 1/201410/2013 12/20139/2013 11/20138/20137/2013

    465

    460

    470

    475

    480

    transport-KLimaDer BaLTic DRY inDEx, der Kosten fr die Verschiffung auf Stan-dardrouten abbildet, stabilisierte sich zuletzt auf relativ niedrigem Niveau. Der wKo TRanSPoRTKoSTEninDEx fr den Landtrans-port signalisiert jedoch einen ungebrochenen Boom.

    Die ERzEUGERPREiSE (im Vergleich zur Vorjahresperiode in Prozent) sind in allen Lndern der Eurozone rcklufig. Die LohnKoSTEn steigen in allen wichtigen sterreichi-schen Exportnationen.

    RuSSlandBiP/KoPF: 14.247 uSd

    +0,5 %

    indoneSienBiP/KoPF: 3.592 uSd

    +5,4 %

    chinaBiP/KoPF: 6.067 uSd

    +7,3 %

    jaPanBiP/KoPF: 46.736 uSd

    +1,4 %

    preisstaBiLitts-KLima

    SdaFRiKaBiP/KoPF: 7.507 uSd

    +2,3 %

    euRozoneBiP/KoPF: 34.510 uSd

    +1,2 %

    tRKeiBiP/KoPF: 10.609 uSd

    +2,3 %Saudi-aRaBienBiP/KoPF: 25.085 uSd

    +4,0 %

    1000

    juni Sept. Dez.juli Okt. jan. 14Aug. nov. Feb. Mrz April Mai

    2000

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    auStRalienBiP/KoPF: 67.723 uSd

    +2,7 %

    deutSchlandBiP/KoPF: 41.513 uSd

    +1,8 %

    SteRReichBiP/KoPF: 49.256 uSd

    +1,2 %

    indienBiP/KoPF: 1.492 uSd

    + 6,0 %

    SdKoReaBiP/KoPF: 32.272 uSd

    + 3,3 %GYPtenBiP/KoPF: 3.112 uSd

    + 1,8 %

    eurozone 1,6 (mrz) 1,5 (Q4)

    sterreich 1,3 (april) 2,4 (mrz)

    deutschland 0,9 (mrz) 2,6 (Feb.)

    italien 1,9 (mrz) 1,4 (mrz)

    uSa + 3,1 (april) 2,3 (april)

    Schweiz 0,7 (mrz) 0,8 (2012)

    Frankreich 2,1 (mrz) 1,7 (Q4)

    Grobritannien + 0,5 (mrz) 1,6 (mrz)

    Kanada + 2,7 (april) 2,7 (Feb.)

    Spanien 1,2 (mrz) 9,9 (2012)

    erzeugerpreise in %

    lohnkosten in %

    BaLTic DRY inDEx wird von der Baltic exchange in london verffentlicht und gilt als wichtiger Preisindex fr das weltweite Verschiffen auf Standardrouten.

    wKo TRanSPoRTKoSTEninDEx wird seit 1971 vom Fachverband errechnet. Bezugs-quellen sind offizielle und ffentliche daten.

    9Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • 10 Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • Reinold GeiGeR hat mit loccitane ein WeltunteRnehmen GeSchaFFen. im inteRVieW VeRRt deR SechStReichSte SteR-ReicheR, WaRum eS Gut iSt, Klein anzuFanGen, Wie BetRieBS- SPionaGe BetRieBen WiRd und WaRum eR lnGSt nicht loSlaSSen Kann.

    unter- nehmer Werden seLten reiCh

    ErfolgsrEzEptE auSlandSSteRReicheR

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    11Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • 12

    ErfolgsrEzEptE

    icht jeder, der klein anfngt, kommt am Ende wie Sie auf die forbesListe der 1.000 reichsten Menschen der welt. was muss ein Unternehmer tun, um erfolgreicher zu sein als die anderen?Reinold Geiger: Das Wichtigste ist: Er muss sich etwas Eigenes einfallen lassen. Und er muss felsenfest an sein Produkt glauben. Ein anderes Produkt einfach nachzumachen, weil es erfolgreich ist, wird niemals funktionieren, weil die Kopie nie das Original bertreffen kann. Und dann braucht er Energie, Energie und nochmal Energie. Denn Unternehmertum ist etwas, das einem gerade am Anfang unglaublich viel abfordert. Ich habe das Glck, dass ich von Natur aus mit sehr viel Energie gesegnet bin. Das hat mir geholfen, auch dann durchzuhalten, als es ziemlich ausweglos schien. An diesen Punkt, wo es aussieht, als wrde gar nichts mehr gelingen, kommt brigens fast jeder Unternehmer einmal.Und was wrden Sie ihm dann raten?

    Den einen, alles lsenden Ratschlag gibt es nicht. Aber wer den Mut hat, Unterneh-mer zu werden, der findet da schon seinen eigenen Weg. Unternehmer sein bedeutet ja, immer wieder mit Herausforderungen fertig zu werden, von denen man einen Tag zuvor vielleicht noch gar nicht wusste, dass es sie gibt. Daher glaube ich ja auch, dass ein guter Unternehmer unbedingt ein Allrounder sein muss. Wenn einer nur ein guter Techniker ist, dann wird er als Selbst-stndiger wahrscheinlich scheitern. Auch ein guter Verkufer wird nicht automatisch Erfolg als Unternehmer haben. Wichtig ist, von allem so viel zu verstehen, dass man die Entscheidungen der Fachleute nachvoll-ziehen und notfalls auch korrigieren kann. Deshalb ist es auch gut, klein anzufangen. Denn wenn jemand klein anfngt, dann kann er gar nicht anders als sich am Anfang um alles selbst zu kmmern. Dann lernt er das Wichtigste automatisch.oder er geht ins ausland und wird gleich Millionr.

    Das meinen Sie jetzt aber nicht ernst, oder? Wer international Erfolg haben will, muss das auch allmhlich angehen. Zuerst ein Land, dann noch ein Land, und irgend-wann einmal ist man mit etwas Glck viel-leicht international. Aber das geht nicht von heute auf morgen.Von ihnen wird gesagt, dass Sie mit Loccitane zwar unglaublich erfolgreich sind, die Produkte ihres Unternehmens selbst aber nie benutzen.

    Das ist ein hartnckiges Gercht. Ich wei nicht, woher es kommt und wer es warum in die Welt gesetzt hat, aber es stimmt nicht. In Wirklichkeit ist es genau andersrum: Ich verwende fast ausschlie-lich Kosmetika aus unserer Produktion. Und wenn ich einmal doch zu einem Konkurrenzprodukt greife, dann nur, um zu sehen, was die Konkurrenz macht. Wenn Sie so wollen, ist das dann eine Art Betriebsspionage. Sie haben sich schon immer fr Kosmetika interessiert und haben deshalb

    nAu S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

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    Loccitane bernommen?Nein, aber ich wollte immer mit Produk-

    ten arbeiten, fr die ich mich begeistern kann. Und Naturkosmetika sind solche Pro-dukte. Bei der Entscheidung, sich in diesem Bereich zu engagieren, hat aber auch eine Rolle gespielt, dass das Verpackungsunter-nehmen AMS, das mir gehrte und das ich spter verkaufte, eben auch Verpackungen fr Kosmetika herstellte. Daher war mir die Branche schon etwas vertraut. Grundstz-lich ging es aber darum, Geld in etwas zu investieren, das ich gut und sinnvoll finde. Und jetzt, wo alles luft und das Geld mehr als gut angelegt ist, gehen Sie nur ab und zu ins Bro?

    Wo denken Sie hin! Ich bin zwar nicht in dem Sinn operativ ttig, dass ich ein Land oder eine Region fhre oder einen Bereich der Firma, aber ich arbeite nach wie vor hundert Prozent fr das Unternehmen. Ich bin sehr viel unterwegs, manchmal dort, wo es gerade nicht so gut luft, um zu schauen, wie wir das verbessern knnen,

    reinold Geiger: nach der bernahme durch den Vorarlberger ist L'Occitane zur globalen num-mer Eins bei naturkosmetik geworden.

    Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

    das WiChtiGste am unternehmer- tum ist: man muss feLsenfest an sein produKt GLauBen.Reinold Geiger, Loccitane

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    und manchmal dort, wo es besonders gut luft. Auch um zu schauen, wie wir uns verbessern knnen. Ich hoffe, ich werde das noch die nchsten zwanzig Jahre tun knnen.Dann sind Sie 87. Sind Sie dafr so reich geworden, um dann immer noch zu arbeiten?Kein Mensch wird Unternehmer, um reich zu werden. Wenn jemand Unternehmer wird, dann deshalb, weil er frei sein will, selber Entscheidungen treffen mchte, et-was entwickeln will. Das sind die Grnde, die Leute zum Unternehmertum treiben, nicht das Geld. Denn seien wir ehrlich: Statistisch betrachtet ist die Chance, als Unternehmer reich zu werden, ziemlich gering. In den Medien kommen ja norma-lerweise diejenigen vor, die es geschafft haben. Dass es sehr viele gibt, die schei-tern oder gerade einmal so ber die Run-den kommen, bekommt man sehr oft nicht mit. Sicher, wenn eine Firma gut luft, dann stellt sie einen Wert dar, und inso-fern knnte man sagen, dass Unternehmer reich sind. Wenn ich mein Unternehmen verkaufen wrde, wre ich auch reich.Jetzt sind Sie es nicht?

    Es geht mir materiell sehr gut, keine Frage. Aber Reichtum ist relativ. Geld bedeutet fr mich nicht Reichtum.was dann?

    Andere Menschen, denen ich vertrauen kann, allen voran meine Familie. Auch dass ich eine Arbeit habe, die mich glcklich macht, ist fr mich Reichtum. Dass ich mich jeden Montag in der Frh auf meine Arbeit freuen kann, das ist ein unglaubli-ches Privileg im Vergleich zu jemandem, der mit der einzigen Motivation arbeiten

    geht, dass er Geld braucht, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.Trotzdem scheint es in sterreich die Tendenz zu geben, eine vielleicht ungeliebte, aber sichere arbeit der Selbststndigkeit vorzuziehen.

    Ich glaube nicht, dass in sterreich weniger Menschen den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung bei ihrer Arbeit haben als anderswo in Europa. Ich halte es auch fr einen Bldsinn zu sagen, den sterreichern fehlt der Unterneh-mergeist. Schauen Sie sich doch an, wie viele groartige und vor allem innovative Klein- und Mittelbetriebe es bei uns gibt. Dass in Asien oder Brasilien mehr Firmen entstehen als bei uns, hngt einfach damit zusammen, dass es dort noch sehr viel an Entwicklung aufzuholen gibt. Aber im Vergleich zu anderen europischen Wohl-fahrtsstaaten ist ster reich sicher ein sehr guter Platz fr das Unternehmertum.Sie agieren dennoch von frankreich aus.

    Ja, das hat sich aber durch meine Lebensgeschichte so ergeben, nicht weil ich gesagt htte, ich muss nach Frankreich,

    zur pErsonDer Vorarlberger Reinold Geiger (67) stammt aus einer Tischlerfamilie. nach einem Maschinen-baustudium hat Geiger zwei jahre als Direktions-

    assistent bei einem Halbleiterproduzenten gearbeitet. Kurz darauf grndete er sein erstes

    eigenes unternehmen, das allerdings nicht beson-ders erfolgreich war. nach einigen weiteren Flops

    wurde er schlielich mit der Verpackungsfirma AMS Packaging reich und kaufte in der Folge den

    damals maroden Kosmetikhersteller LOccitane auf. Heute operiert LOccitane von Frankreich aus und ist die globale nummer Eins bei naturkosme-

    tika. Das unternehmen notiert an der Brse Hong-kong. im Vorjahr betrug der nettoumsatz 1,054

    Milliarden Euro. Das Vermgen von Reinold Geiger wird vom Magazin Forbes auf 1,3 Milliarden Dollar geschtzt, was ihm einen Platz unter den tausend

    reichsten Menschen der Welt sichert und Platz sechs unter allen sterreichern.

    weil es dort so viel unternehmerfreundli-cher wre. Frankreich hat ja die gleichen Probleme wie andere europische Staaten, sterreich eingeschlossen, sie auch haben. Jedenfalls habe ich hier schon gelegentlich den Eindruck, dass die Leute ihre Lhne beziehen vllig unabhngig davon, ob sie etwas leisten oder nicht. Sie knnten es sich aber schon leisten, sich zurckzulehnen und nichts mehr zu leisten?

    Es mag fr Sie berraschend klingen, aber ich habe noch immer nicht das Ge-fhl, dass ich mich zurcklehnen knnte oder gar am Ziel wre. Wenn man das Gefhl hat, das Ziel erreicht zu haben, und glaubt, sich auf den Lorbeeren ausruhen zu knnen, in diesem Moment beginnt es bergab zu gehen. Erst recht, wenn man glaubt, der groe Star zu sein, dem nichts mehr passieren kann.als der sechstreichste sterreicher sind Sie aber einer.

    Ich fhle mich wirklich nicht als Star. wir danken fr das Gesprch.

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    ErfolgsrEzEptE

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  • covErstorynoRdameRiKa

    16 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M a i 2 0 14Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • Yes,Vom SchieFeRGaS BeFeueRt WchSt die VoR KuRzem noch notleidende induStRie noRdameRiKaS in ReKoRdtemPo. Wie den dienStleiStunGSnationen uSa und Kanada die ReinduStRialiSieRunG GelinGt, und WaRum SteRReichiSche unteRnehmen am neuen ameRiKaniSchen tRaum teilhaBen Sollten. von rudoLf LoidL und piotr doBroWoLsKi

    wecan!

    17AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M a i 2 0 14Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • covErstory

    Zeitung anvertraut: Im Moment sehen wir nur Nordamerika als langfristig kalku-lierbaren Standort.

    Doch auch fr Unternehmen ohne einen derart hohen Energiebedarf wie die Voest-alpine werden die USA zunehmend zum Ziel. Dank Schiefergas gibt es in den USA derzeit einen unglaublichen konjunkturellen Zug, der sich auch auf nicht so energieinten-sive Branchen auswirkt, erzhlt Axel Kh-ner, CEO der Greiner Holding. Mit Greiner Bio-One profitiert auch seine Gruppe davon. Fast ein Viertel der Umstze von Greiner Bio-One werden in den USA generiert.

    Der Schiefergassog ist inzwischen aber auch in der amerikanischen Gesellschaft selbst angekommen. Die Entschuldung der Haushalte ist weitgehend vollbracht, der Privatkonsum zieht an wie schon lange nicht mehr. Mit 16,3 Millionen verkauften Autos hat sich einer der zuverlssigsten Privatkonsumindikatoren erholt und ist derzeit doppelt so hoch wie im Krisenjahr 2009. Der Boom scheint berdies nach-haltig zu sein. Vieles spricht dafr, dass die Renaissance der US-Industrie diesmal mehr ist als nur das Ergebnis eines zyk-

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    enn das kein gutes Omen ist. Das amerika-nische Ursymbol schlechthin, das Lasso, wird seit nunmehr fast sieben Jahren von einem sterreichischen Unternehmen produziert. Seit der Seilhersteller Teufel-berger 2006 das Traditionsunternehmen New England Ropes bernommen hat, ist Good Old Austria bei fast jedem Rodeo-Wettbewerb dabei. Dass das den meisten Amerikanern nicht bewusst ist, muss uns nicht schmerzen. Denn der Unterschied zwischen Austria und Australia ist in weiten Teilen der USA unbekannt.

    Dass in Cartersville, Georgia, niemand Kngurus in den Alpen vermutet, liegt wohl an einem Linzer Unternehmen. Denn mit der Voestalpine und ihrem gerade erffneten Autokomponentenwerk ist sterreich hier als wichtiger Arbeitgeber fest verankert. Und auch in Corpus Christi, Texas, kennt man die Voestalpine und das Land der Berge obwohl auf jenem

    Gelnde, auf dem die Linzer eine 550 Mil-lionen Euro teure Direktreduktionsanlage errichten, derzeit noch Klapperschlangen die Szenerie beherrschen.

    2016 soll das Werk in Corpus Christi, die grte Auslandsinvestition der Voest-alpine seit ihrem Bestehen, in Betrieb gehen. 75 Prozent des Gelndes bleiben vorerst unbebaut, als Reserve fr die Zukunft. Denn die liegt fr die Voest-alpine eindeutig im Sden des Landes. Was die Stahlbranche wie Luft zum Atmen braucht, billige Energie, gibt es in Texas dank Fracking praktisch vor der Haustr. 3,5 Millionen Barrel pro Tag frdert inzwi-schen die amerikanische Schiefergasin-dustrie. 89 Prozent ihres Energiebedarfs erzeugen die USA heute selbst.

    siCherer standort. Die Kostenvor-teile dank Schiefergas sind gewaltig: In den USA kostet das Gas rund ein Viertel des europischen Preises, rechnet Voestalpine-Chef Wolfgang Eder vor. Wie essenziell fr Zukunftsentscheidungen das ist, hat er vor Kurzem zum Schrecken vieler heimischer Beobachter der Frankfurter Allgemeinen

    W automobilwerk von Volkswagen in chattanooga im Schnitt kostet in den uSA eine Beschftigtenstunde 25 Euro, in sterreich ber 33 Euro.18 Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • exporterfolg: Der Tiroler Softdrink Rox prgt die Konsumgewohnheiten der jungen Ghanaer.

    lischen Aufschwungs, sagt der sterrei-chische Wirtschaftsdelegierte in New York, Christian Kesberg.

    Dementsprechend lang ist die Liste ster reichischer Unternehmen, die die Gunst der Stunde nutzen und ihre US-Prsenz erweitern: Der Vorarlberger Verpackungshersteller Alpla zum Beispiel investierte im Vorjahr 54 Millionen Euro. Wobei Alpla ohnehin eine ganz besondere Erfolgsgeschichte ist: Im Bereich Body-Care stammen rund zwei Drittel aller in den USA verwendeten Verpackungen von Alpla. Der obersterreichische Maschinenbauer Anger wiederum konnte im Zuge dessen, was gern als Reindustrialisierung Amerikas bezeichnet wird, sein US-Geschft inzwi-

    schen so weit ausbauen, dass man zum neuntgrten Zulieferer des Fiat-Chrysler-Konzerns geworden ist. Der Vorarlberger Beschlgehersteller Blum hat erst im Vorjahr gro ausgebaut, und auch der Me-dizintechnikhersteller Greiner produziert lngst seit mittlerweile zehn Jahren in den USA fr die USA.

    Aber nicht nur fr die Industrie, die ihre Produktion nher an den US-Kunden verlagern will, auch fr Exporteure von Konsumgtern, die den Schritt nach Ame-rika wagen, knnte der Moment nicht besser sein. Wobei Amerika nicht die USA allein meint, denn auch Kanada erlebt der-zeit einen rohstoffgetrieben Aufschwung vom Feinsten. Die Erdlfrderung in der

    Provinz Alberta kurbelt die Wirtschaft an, besttigt der sterreichische Wirt-schaftsdelegierte in Toronto, Robert Luck. Geschftschancen sieht er im boomenden l- und Gassektor, im Zuge dessen aber auch im Bereich von Infrastruktur und im gehobenen Konsumgterbereich.

    versuChsfeLd Kanada. Abgese-hen davon ist Kanada ein perfektes Ver-suchsfeld, fr jene, die die Tauglichkeit ihrer Produkte oder Strategien fr den nordamerikanischen Markt testen wol-len. Denn so gro das Land auch ist, der berwiegende Teil des Wirtschaftslebens spielt sich in einem Grtel von 200 Kilo-metern nrdlich der US-Grenze ab. 103 sterreichische Niederlassungen gibt es in Kanada. Einige davon dienten den hier ansssigen Firmen auch als Brckenpfeiler fr eine weitere Expansion in die USA. Das prominenteste Beispiel ist wohl der Kran-hersteller Palfinger, der vom kanadischen Niagara Falls aus den US-Markt aufgerollt hat und dort immer noch seinen Nordame-rika-Hauptsitz hat.

    Neben der bersichtlichkeit hat

    Sicherheitstechnik

    als sterreichischer Exporterfolg: Rund 70 Prozent der Polizeikrfte

    sind mit Glock-Pistolen ausgerstet. in new York sind es 100 Prozent.

    Die Renaissance der US-Industrie ist diesmal mehr als nur das Ergebnis eines zyklischen Aufschwungs.Christian Kesberg, Wirtschaftsdelegierter in new York

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  • covErstory

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    Kana da auch den Vorzug, dass es um eine Spur europischer ist als die USA und in seiner Struktur mit sehr vielen inno vativen Klein- und Mittelbetrieben auch dem s-terreichischen Markt recht hnlich. Wobei man sich von den hnlichkeiten auch nicht zu sehr blenden lassen sollte. Denn letztlich sind Kanadier in ihrem Alltag amerikani-scher, als der erste Blick vielleicht vermuten lsst. Das sieht man zum Beispiel bei den Maen. Offiziell gilt hier das metrische System. In der Praxis verwenden sehr viele Kanadier aber das angloamerikanische Sys-tem. In Baumrkten herrschen daher Anga-ben in Zoll und Fu vor, sagt Luck.

    Dass die Versuchung gro ist, den sehr spezifischen nordamerikanischen Markt aufgrund von kulturellen hnlichkeiten mit dem europischen gleichzusetzen,

    wei auch der Wirtschaftsdelegierte in New York, Christian Kesberg: Die Ver-trautheit mit den USA, die wir aus Filmen, Nachrichten, Massenmedien haben, kann auch tuschen. Auf den ersten Blick wirken die USA Europa sehr hnlich, doch der Markt hier ist vllig anders konfiguriert. Zum einen aufgrund seiner Gre: Allein Kalifornien generiert mit 2,19 Billionen US-Dollar ein greres Bruttoinlandsprodukt als das gesamte Riesenreich Russland. Und das BIP von Texas ist grer als jenes von Indien. Der zweite groe Unterschied be-steht darin, dass am US-Markt der Kunden-nutzen eine noch viel grere Rolle spielt als in Europa. Whrend in Europa Produkte oft mit dem Hinweis auf ihre technischen Alleinstellungsmerkmale verkauft werden, sind dem US-Kunden solche Merkmale vllig egal, solange er darin nicht einen konkreten Zusatznutzen erkennen kann. Wenn sie in die USA gehen, mssen ster-reichische Anbieter ihre Vermarktungs-strategien daher oft berdenken, erklrt Christian Kesberg.

    Wein fr dummies. Besonders deut-lich wird diese Notwendigkeit im Bereich

    der Konsumgter. Andererseits aber kann, wer seine Hausaufgaben gemacht hat, in den USA auch als kleines Unternehmen punkten. Das Weingut Weinschlssl Stein-schaden aus Engabrunn zum Beispiel ist mit der Idee des Weins in der sogenannten Bag-in-Box neu gedacht und fr den US-Markt angepasst. Bag-in-Box meint eine Verpackung, die aus einem Verbund-stoffbeutel besteht und von einem Karton umhllt wird. In sterreich fr jeden eini-germaen stilbewussten Weintrinker ein absolutes No-Go und deshalb am Markt de facto nicht vertreten, wird sie in manchen anderen europischen Lndern vor allem fr grere Mengen verwendet. Der Vorteil dabei: Bag-in-Box-Gebinde sind so kon-struiert, dass der Wein bei der Entnahme kaum mit Luft in Verbindung kommt, was seine Haltbarkeit enorm verlngert.

    Genau das berzeugt den US-Konsu-menten neben der Qualitt des Grnen Veltliners, den das Weinschlssl Steinscha-den liefert. In den USA gibt es sehr viele Singlehaushalte, fr die die lange Haltbar-keit ein wichtiger Grund ist, zu unseren Produkten zu greifen, erzhlt Eigentmer Karl Steinschaden. In New York kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: Einkufe werden hier meist zu Fu oder per U-Bahn erledigt, und da ist eine quadratische Drei-Liter-Box wesentlich leichter zu transpor-

    Eine Linzer fitnessapp

    erobert amerikaRuntastic-Erfinder Florian Gschwandtner,

    Christian Kaar, Alfred Luger, Rene Giretzlehner

    Karl Steinschaden,

    weinschlssl Steinschadenist mit der idee, den Edelwein aus Haltbar-

    keitsgrnden im Verbundkarton zu verkaufen in den uSA extrem erfolgreich.

    Kanada hat den Vorzug, dass es um eine Spur europischer ist als die USA und mit vielen innovativen Klein- und Mittelbetrieben dem sterreichischen Markt recht hnlich.

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  • marKtanalysE

    im detaiL Die Analysen unserer

    spezialisten vor Ort

    KanadaBiPwachstum 2013: 2,5 ProzentBiPwachstum 2014: 2,7 ProzentBiP pro Kopf: 51.990 USDollarchancenreiche Sektoren: Energie, Konsumgter, infrastruktur

    Kanada wird in Zukunft vermehrt in nachhaltige technologien und deren Applikationen investieren. Dies gilt nicht zuletzt auch

    fr die l- und Gasfrderung in den nrdlichen regionen, wo verstrkt auf die sanierung der aufgelassenen fr-dergebiete, die nutzung der Abwrme und zahlreiche andere nachhaltige technologien gesetzt wird.Robert Luck, Wirtschaftsdelegierter in [email protected]

    usa BiPwachstum 2013: 1,9 ProzentBiPwachstum 2014: 3,0 ProzentBiP pro Kopf: 53.101 USDollar

    nordosten chancenreiche Sektoren: iT, Energie, Konsumgter, Biotechnologie

    Anbieter im Bereich Konsum-gter und Lifestyle profitieren nach wie vor von der steigen-den Konsumnachfrage. im it- und softwarebereich kommen

    speziallsungen kleiner sterreichischer Anbieter zunehmend zum Zug. christian Kesberg, Wirtschaftsdelegierter in new [email protected]

    mittLerer Westenchancenreiche Sektoren: automotive, Maschinen, Landwirtschaft

    sterreichische firmen sind in den usA besonders im Ma-schinen- und Anlagensektor gut positioniert und profitie-ren damit vom Aufschwung

    des industriesektors und der zunehmen-den Mechanisierung. franz Rler, Wirtschaftsdelegierter in [email protected]

    sdstaatenchancenreiche Sektoren: Energie, aerospace, iT, automotiv

    Der tiefseehafen von corpus christi ist durch die nhe des eagle-ford-schiefergasfeldes ein attraktiver standort. im vergangenen Jahr wurden in

    dieser Boomregion in- und auslndische investitionsprojekte in hhe von 20 Mil-liarden us-Dollar angekndigt.Rudolf Thaler, Wirtschaftsdelegierter in los angeles [email protected]

    WestKstechancenreiche Sektoren: hightech, Konsumgter, Umwelttechnik

    Kalifornien liegt bei sterreichischen unternehmen im trend. fr hippe Pro-dukte ist Kalifornien ein attraktiver Markt und wird von sterreichischen unternehmen vermehrt als testmarkt gesehen.Rudolf Thaler, Wirtschaftsdelegierter in los angeles [email protected]

    tieren als vier Flaschen Wein. Und wenn sie im Gedrnge auf den Boden fllt, passiert auch nicht viel. Wer die Subway zu Sto-zeiten kennt, wei, wovon Steinschaden spricht.

    Vom Erfolg ermutigt feilt der Nieder-ster reicher nun an seinem nchsten Kon-zept: Etiketten, auf denen per Piktogramm deutlich gemacht wird, zu welchen Speisen der Tropfen passt: Fisch, Huhn, Rind. Amerikaner lieben diese Art von Service. Viel weniger als bei uns gibt es dort den An-spruch, dass jeder, der gern isst, ein Wein-experte sein muss.

    hundert prozent Kunden- orientierunG. Auf exakte berein-stimmung mit Kundenwnschen lsst sich auch der mglicherweise grte sterrei-chische Exporterfolg in die USA zurck-fhren: die Glock-Pistole, mit der rund 70 Prozent aller amerikanischen Exekutivbe-amten ausgerstet sind und die sich auch bei Privatkufern einer konkurrenzlosen Beliebtheit erfreut. Das Bemerkenswerte daran: Die Glock ist bei Weitem nicht die prziseste Waffe in diesem Segment. Aber sie ist derart zuverlssig wie kein anderes Modell. Und exakt darum geht es auch. Oder mit den Worten eines FBI-Ausbildners gesprochen: Wir reden hier von Handfeuer waffen. Die bentzt man nicht, um aus hundert Meter Entfernung auf springende Eichhrnchen zu schieen. In der Mehrheit der Flle, in denen Hand-feuerwaffen benutzt werden, ist der Feind weniger als zweieinhalb Meter weit weg. Da geht es nicht darum, zu treffen, das

    migration Boomende sdstaatenDie inneramerikanische Migration zwischen 2012 und 2013 nach regionen

    nordosten

    165.000 einwohnerMittlerer westen

    182.000 einwohnerSdstaaten

    + 382.000 einwohnerwestkste

    36.000 einwohner

    Verena wondrak

    sorgt mit ihrem Kindermodelabel Hilda.Henri in new York

    und Kalifornien fr Furore.

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  • covErstory

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    kann jeder. Da geht es darum, dass die Waffe zuverlssig feuert. Tut sie das nicht, sind Sie nmlich tot.

    Abseits von Waffen, Wein und Industrie bieten die USA gerade weil sie ein fr Neues sehr aufgeschlossenes Land sind auch fr Start-ups aller Art Erfolgschancen. Das wohl bekannteste sterreichische Bei-spiel ist Runtastic. Die aus Linz stammende Fitness-App wurde von Google bei der Prsentation des Nexus 7 Tablets und des Betriebssystems Android 4.3 verwendet. Die US-amerikanische Zeitschrift Mens Fitness empfahl sie den Lesern heuer als die wertvollste Personal-Trainer-App am Markt. Auch andere technikaffine Unter-nehmen wie zum Beispiel die Wiener PIDSO GmbH, die sich vorwiegend mit der Entwicklung von Antennensystemen fr unbemannte Fahrzeuge beschftigt, res-sieren auf dem US-Markt.

    Eine Start-Up-Initiative ermglicht s-terreichischen IT-Firmen brigens einen dreimonatigen Aufenthalt im Silicon Valley, das als hrteste Entrepreneur-Schule der Erde gilt. ber 80 Unternehmen quali-fizierten sich in den bisher fnf Jahren mit ihren innovativen Produkten und Technologien vor einer US-Jury, die auch der Garant ist, dass die ausgewhlten Un-ternehmen Chancen am US-Markt haben sagt Rafael Rasinger, als Referent fr In-ternationale Technologiekooperationen bei der Wirtschaftskammer sterreich fr das Programm zustndig. Mehr Infos darber finden Sie im Kasten auf dieser Seite.

    Doch auch in Bereichen, die mit High-tech absolut nichts tun haben, kann das Land der unbegrenzten Mglichkeiten fr sterreichische Firmengrnder ein Top-markt sein. Erst vor einem Jahr hat sich Ve-rena Wondrak mit ihrem Label Hilda.Henri selbststndig gemacht. Inzwischen ist ihre Kindermode aus gewalkter Wolle in Shops von New York bis Kalifornien prsent, und zwar genau dort, wo auch jene Klientel zu Hause ist, fr die die hochpreisige Marke gedacht ist: wohlhabende Eltern, denen naturnahe Qualitt ebenso wichtig ist wie Topdesign. Seit einer Nachfrage aus Brook-lyn ist brigens auch klar, dass die Loden-mntel von Henri.Hilda koscher sind. Da ging es darum, dass Wolle nicht gemeinsam

    mit Leinen verarbeitet werden darf. Da wir nur Wolle anbieten, knnen wir das garan-tieren, sagt die Firmengrnderin.

    Boomender sden. Freilich: Erfolgs-geschichten wie jene von Verena Wondrak, dem Runtastic-Grnder Florian Gschwandt-ner oder auch der Voestalpine kommen nicht aus dem Nichts. Wer in den USA Fu

    fassen will, sollte den Markteintritt gut vorbereiten. Die USA sind ein sehr groer Markt, dementsprechend hoch sind auch die Markteintrittskosten, so Christian Kesberg. Und auch die geografische Entfernung muss bercksichtigt werden. Sie erfordert frher oder spter eine Prsenz vor Ort, zumindest aber selbst fr EPU regelmige Flge nach bersee.

    Auf der anderen Seite bieten die USA ebenso wie der kleine Bruder Kanada eine Businessumgebung, die von einem Unter-nehmergeist durchdrungen ist, wie er in Europa sehr selten ist. In den USA wird fr potenzielle Investoren wirklich der rote Teppich ausgerollt. Das liegt auch daran, dass es einen viel strkeren Konkurrenz-kampf nicht nur zwischen Bundesstaaten, sondern auch zwischen den einzelnen Countys gibt, besttigt Rudolf Thaler, der sterreichische Wirtschaftsdelegierte in Los Angeles. Und: Auch wenn die USA we-der Niedriglohnland noch Steuerparadies sind, geringer sind die Lohnnebenkosten hier allemal. Im Schnitt kostet in den USA eine Beschftigtenstunde in der Sachgter-erzeugung rund 25 Euro, in sterreich sind es ber 33 Euro. Wobei das Direktentgelt in beiden Lndern fast gleich ist: 17,26 Euro in sterreich, 17,16 in den USA.

    Je weiter in den Sden, desto gnstiger wird allerdings in den USA die Arbeits-kraft und auch tendenziell die Steuerbe-lastung. Nicht zuletzt deshalb erleben ge-rade Sdstaaten wie Texas, aber auch zum Beispiel North Carolina einen gewaltigen Grndungsboom und Zuzug von neuen Unternehmen. North Carolina gilt der-zeit ohnehin als absolut heier Tipp: wie die Nordstaaten relativ wohlhabend und kulturell recht nahe an der Alten Welt, zu-gleich aber von einer hnlichen Dynamik wie Texas, wo die Voestalpine derzeit die Klapperschlangen vertreibt und ihr neues Werk baut.

    alpla, Blum, Greiner, Pewag, Voestalpine

    sterreichs mittelstndische industrie drngt mit ihrer

    Produktion in die uSA

    Auch wenn die USA weder Niedrig-lohnland noch Steuerparadies sind: Geringer sind die Lohnneben- kosten hier allemal.

    tippinitiative Go siLiCon vaLLeyaUSSEnwiRTSchafT aUSTRia bietet sterreichischen Unternehmen die chance, ein dreimonatiges Geschftsanbahnungsprogramm bei einem Business accelerator im Silicon Valley zu absolvieren. nach auswahl durch eine USJury bestehend aus finanz und industrieexperten kann das Unternehmen das umfangreiche Serviceangebot der PartnerBusiness acceleratorfirmen (Kleinbro, Vernetzung, MentorProgramme etc.) in anspruch nehmen. haben Sie interesse? AuSSEnWiRTSCHAFT TechnologieRafael Rasinger E [email protected] T +43 (0) 5 90 900 4190

    22 Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • Die USa boomen. Teilen Sie diese Einschtzung?

    Ganz klar. Dank Schiefergas gibt es in Amerika derzeit einen unglaublichen kon-junkturellen Zug, der sich auch auf nicht so energieintensive Branchen auswirkt. Zu-gleich sind die USA sehr interessiert, euro-pische Industrie unternehmen ins Land zu holen. Da gibt es einen regelrechten Wett-kampf der Bundesstaaten untereinander, und davon profitieren Investoren natrlich. abgesehen von gnstiger Energie und natrlich der Marktgre. was bieten die USa investoren und Exporteuren noch?

    Es gibt keine Volkswirtschaft der Welt, die so professionell ist wie die amerika-nische, wenn es darum geht, ein busi-nessfreundliches Umfeld zu schaffen. Das beginnt schon mit dem Konzept von leer stehenden Werkshallen, die im Voraus er-richtet werden und die, wenn ein Investor kommt, binnen krzester Zeit auf dessen Bedrfnisse adaptiert werden, damit er gleich mit der Produktion beginnen kann. Ein nicht zu unterschtzender Vorteil sind auch die fehlenden sprachlichen und kulturellen Barrieren. In Japan zum Bei-spiel kann es Monate dauern, bis Sie vom Kunden ein Feedback zur Zusammenarbeit oder zum Produkt erhalten.

    Es ist einfach einfacher!

    die GReineR holdinG PRoduzieRt Seit BeR zehn jahRen medizintechniK in den uSa. VoRStandScheF axel KhneR eRKlRt, WaRum ameRiKa Boomt, Wie Sich deR Kontinent Von euRoPa unteRScheidet und WoRauF inVeStoRen achtGeBen mSSen.

    in den nchsten fnf Jahren nichts ndern wird. Dafr ist die US-Wirtschaft viel zu dynamisch, man denkt hier auch viel kurz-fristiger. Das betrifft auch Arbeitskrfte. Sie knnen sich nicht darauf verlassen, dass jemand, den sie heute einstellen, viele Jahre bei Ihnen bleibt. Wenn er eines Tages

    irgendeine andere Berufsidee hat, ist er womglich inner-halb von drei Tagen weg. Und: Es ist sehr aufwendig, Mitarbeiter aus Europa an

    US-Standorte zu entsen-den. Da muss man bei der Visabeschaffung und

    bei Arbeitsgenehmigun-gen Vorlaufzeiten einplanen.

    zur pErson axel Khner ist CEO der Greiner Holding und der Greiner Bio-One international AG. Die Greiner Holding AG zhlt zu den fhrenden unternehmen in der Schaum- und Kunststoffindustrie sowie in der Medizintechnik. Greiner Holding AG und Greiner Bio-One international AG betreiben gemeinsam 128 Standorte in 31 Lndern. Greiner Bio-One macht rund ein Viertel seiner umstze in den uSA.

    Hier gibt es einen regelrechten Wettkampf der Bundesstaaten untereinander, und davon profitieren Investoren natrlich.

    ist diese kulturelle nhe auch ein Grund dafr, dass die USa fr viele europische Unternehmen attraktiver sind als china?

    Ja, auf jeden Fall. Denn auer der Gre kann China im Vergleich zu den USA viele Dinge nicht bieten. Betriebsansiedlungen, Genehmigungen, Behrdenwege dauern unglaublich lang und vor allem: Der Aus-gang ist bis zum Schluss ungewiss. Und erst recht schwierig wird es bei Dingen wie zum Beispiel Produktzertifizie-rungen. Da ist Amerika viel einfacher.woran muss man sich als sterreicher gewhnen, wenn man in den USa Geschfte machen will?

    Ein Punkt, der fr Europer sicher gewhnungsbedrftig ist, ist die Tatsache, dass es in Amerika nicht fr jedes Geschft eine schriftliche Vereinbarung gibt, vieles wird per Handschlag vereinbart. Das muss man akzep-tieren knnen. Und selbst wenn Dinge schriftlich fixiert werden, werden Sie keine Vertrge abschlieen kn-nen, die Ihnen zusichern, dass sich

    axel Khner, ceo Greiner

    23Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • Die Katalanen als die Schwaben von Spanien? So platt derartige Vergleiche auch klingen gnzlich unrichtig sind sie meist nicht. Un-ternehmerisches

    Denken ist in Katalonien sehr verbreitet, sagt Andreas Kubek, die Wirtschaft basiert weitgehend auf Klein- und Mit-telunternehmen. Wirtschaftliche Risiken einzugehen, ist hier strker akzeptiert als anderswo in Spanien. Der sterrei-chische CEO des Energiepreisberaters Kaan Solutions bezeichnet vor allem Barcelona als echten Inkubator fr Start-ups: So sorgen etwa zwei inter-national renommierte Business Schools mit eigenen Investment-Fonds und einer ganzen Armee von Business Angels fr massive Frderung junger Unternehmen.

    doWn to Business Eine Geschfts-kultur, die sich vor allem in den Krisenjah-ren ausgezahlt hat. Die Wirtschaftsdaten Kataloniens sind deutlich erfreulicher als jene von Spanien insgesamt. Whrend Ka-talonien rund ein Viertel der gesamten In-dustrieleistung Spaniens generiert, kommt etwa das Baskenland als 2. wichtigste In-

    dustrieregion nur auf 10 Prozent, und das ist natrlich auch die Folge der ausgeprg-ten Entrepreneurship-Kultur, sagt Robert Punkenhofer, der sterreichische Wirt-schaftsdelegierte in Barcelona. Katalani-sche Geschftspartner seien erfahrungsge-m eher trocken, sehr down to business, pragmatisch, direkt und pnktlich. Viele sprechen Italienisch, Franzsisch, auch Deutsch, und die Englisch-Kenntnisse sind im Schnitt wesentlich besser als im brigen Spanien. Eine Internationalitt, die auch historisch bedingt ist: Barcelona etablierte sich schon vor langer Zeit als europischer Textil-Hub, es gab starke Immigration aus Deutschland, sterreich, der Schweiz und den Niederlanden.

    Das hatte auch Auswirkungen auf den Management-Stil. Whrend man im Sden Spaniens noch hufig auf eine traditionelle, manchmal geradezu feudale Auffassung von Unternehmens-fhrung treffe, seien die Hierarchien in Katalonien deutlich flacher, erzhlt Andreas Kubek: Der Stil ist eindeutig auf breitere Beteiligung ausgerichtet, die klassischen Patriarchen gibt es nur noch in einigen wenigen Familienbetrieben.

    heiKLes thema nationaLstoLz Ein zweischneidiges Schwert ist der kata-lanische Nationalismus. Einerseits, sagt

    Robert Punkenhofer, sind die Katalanen in dieser Hinsicht deutlich zurckhal-tender als viele Sdspanier. Vielleicht auch weniger selbstbewusst, nicht ganz so laut und auftrumpfend. Doch in den vergangenen Jahren gewann die Diskus-sion an Schrfe, was nicht zuletzt zum Referendum im kommenden November fhrt. Die katalanische Wirtschaftsszene sei bemht, das Thema klein zu halten, beobachtet der Wirtschaftsdelegierte, denn ihr ist bewusst, dass diese Debatte zu einer Verunsicherung fhren kann, die wir gerade jetzt, da wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, am aller-wenigsten brauchen knnen. Der Politik sei es in dieser Hinsicht nicht gelungen, die Unternehmen zu instrumentalisieren, meint Punkenhofer, und daran sollten sich auch sterreichische Unterneh-men halten: Ich rate dazu, das Thema Unabhngigkeit eher zu vermeiden.

    Was nichts daran ndert, dass gute Kenntnisse der Region als Zeichen des Respekts geschtzt werden. Vor allem die Sprache hat groe Bedeutung: Wer zu-mindest ein bisschen Katalan beherrscht, ffnet natrlich die Herzen. Andreas Kubek stimmt dem zu: Man muss Katalan nicht sprechen, sollte es aber zumindest verstehen. Das ist ein uerst emotio-nales Thema, bei dem es um viel mehr geht als um Geld. Einen Fauxpas sollte man unbedingt vermeiden: Katalan ist eine eigene Sprache bezeichnen Sie es blo nie als spanischen Dialekt!

    fussBaLL hiLft Auf der sicheren Seite ist man im Smalltalk jedenfalls mit dem Thema Fuball. Die Bedeutung des FC Barcelona kann gar nicht berschtzt werden, besttigt Robert Punkenhofer. Zumindest die wichtigsten Spieler und his-torischen Erfolge des Vereins zu kennen, hilft in jedem Fall fr Real Mad-rid zu sein, ist ein absolutes No-go.

    im europa-huBWeR BuSineSS in Katalonien BetReiBt, eRleBt WeniGeR

    SdeuRoPiScheS temPeRament alS mitteleuRoPiScheS entRePReneuRShiP.

    von andreas meindL

    KataLanen sind meist sehr doWn to Business,

    praGmatisCh und direKt.robert punkenhofer Wirtschaftsdelegierter in Barcelona [email protected]

    Ein marKt und Seine eiGenheiten

    24 Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

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  • diE grossE chancEtouRiSmuS auS china

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    Gusto aufaodiLi*26 Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • ertraut und doch irgendwie fremd

    wirkt dieses Hall-statt. Pastellfarbene

    Huser stehen knapp am Wasser. ber dem

    Kirchturm spannt sich ein makellos blauer Himmel.

    Doch schon die Telefon-zelle unweit der Kirche will

    irgendwie nicht ins Bild passen: knallrot und englisch beschriftet wie in London. Und was machen die Palmen an der See-promenade? Willkommen in Boluo, jenem Ort in der chinesischen Provinz Guang-dong, in dem man den Weltkulturerbeort Hallstatt gleich als Ganzes nachgebaut hat. Allerdings spiegelverkehrt und mit einigen Stilfehlern.

    Was der Begeisterung der Chinesen keinen Abbruch tut. Fr den Nachbau nicht und erst recht nicht fr das Original. Denn seit das Imitat im Juni 2012 erffnet wurde brigens im Beisein von Hallstatts Brgermeister Alexander Scheutz und einer Blasmusikkapelle , ist das Interesse chinesischer Touristen an sterreich, das bisher eher dem Shopping und der Kultur galt, um eine Facette reicher geworden: den Wunsch, Hallstatt, das Salzkammer-gut und berhaupt das sterreichische Land leben in echt zu sehen.

    naChBau aLs WerBetrGer. Auch wenn es in sterreich anfangs viel Skepsis diesem Nachbau gegenber gegeben hat, ist er ein ziemlich guter Werbetrger, erzhlt der sterreichische Wirtschaftsdelegierte in Peking, Oskar Andesner. Wie berhaupt Chinas Begeisterung fr sterreich als Tou-rismusziel regelrecht explodiert: Im Vorjahr gab es ein Nchtigungsplus von 15 Prozent;

    bei den Anknften konnte man im ersten Quartal des heurigen Jahres sogar ein Plus von 54 Prozent verzeichnen. Chinesische Touristen beginnen sterreich inzwischen auch als Winterdestination abseits der gro-en Stdte zu entdecken, sagt Christian Lassnig, AUSSENWIRTSCHAFT Tourismus. Wohl liegt Wien mit 35,1 Prozent der Nch-tigungen nach wie vor unangefochten an der Spitze der Nchtigungen, doch dann folgt schon das winteraffine Tirol mit 27,6 Prozent. Auf Platz drei liegt nicht zuletzt dank des Phnomens Hallein Salzburg mit 13,4 Prozent.

    SteRReich GehRt in china zu den BelieBteSten euRoPiSchen ReiSedeStinationen. mit jhRlichen

    zuWachSRaten Von BeR 15 PRozent und einem PuBliKum, Bei dem die GeldBRSe ziemlich locKeR Sitzt.

    Es ist eine beraus zahlungskrftige Klientel, die es, inspiriert von Sound of Music nach wie vor das Haupterken-nungsmerkmal sterreichs in China in die Alpenrepublik zieht. Stolze 200 Euro pro Aufenthaltstag und Person geben Chi-nesen nach Angaben der Unternehmensbe-ratung Walter Junger & Friends bei ihren sterreichaufenthalten aus, deutlich mehr als der Durchschnitt von 110 Euro.

    Und, wie Gerd Gfrerer, der Geschfts-fhrer des Mehrwertsteuerrckerstatters Global Blue, vorrechnet, vor allem die Shoppingtouren der Chinesen in ster-reich fallen berdurchschnittlich aus: Mit 590 Euro geben Chinesen jedenfalls mehr Geld pro Einkauf aus als Russen (423 Euro) und deutlich mehr als die nicht gerade armen Schweizer (220 Euro). An diese Zahlen knpft Gfrerer daher gleich auch eine Empfehlung fr jene Touristiker, die um den Gast aus dem Reich der Mitte werben wollen: Chinesische Reisende bereiten sich lange auf ihren Aufenthalt in sterreich vor. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 75 Prozent aller Einkufe bereits zu Hause vorgeplant werden. Deshalb sind gezielt im Heimatland der Kunden ver-teilte Shoppinginformationen ein wahrer Umsatzbringer.

    maGnet einKauf. Das gilt umso mehr, als Einkaufen ohnehin eine der beliebtes-ten Aktivitten von chinesischen Touristen im Ausland ist. Shopping liegt bei den Prferenzen ganz weit vorn. Das liegt un-ter anderem auch daran, dass es in China als Muss gilt, aus jedem besuchten Land mglichst vielen Familienmitgliedern, aber auch Bekannten etwas mitzubringen, sagt Oskar Andesner. Oft sind es beraus luxu-rise Mitbringsel: Chinesische Touristen

    marKtanalysE

    135 Millionen Euro Marktvolumen

    ist das Potenzial fr nchtigungen aus China in sterreich.

    272 Millionen chinesen

    verfgen ber ausreichende finanzielle Mittel, um Auslandsreisen zu unternehmen.

    13 Millionen chinesen

    verfgen ber ausreichende finanzielle Mittel, um nach Europa zu reisen.

    *Chinesisch (mandarin) fr sterreich, ausgesprochen: Aodili

    von piotr doBroWoLsKi

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    kaufen nach Angaben von Global Blue fast dreimal so viele Uhren und Schmuck wie russische Reisende. Was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass diejenigen, die sich den Luxus einer Europa-Reise leisten knnen, einer aufstrebenden Mittelschicht angehren, die ihren frisch erworbenen Wohlstand sehr gern nach auen zeigt.

    Was die bernachtung anbelangt, bieten Touristen aus China allerdings den-noch nicht nur fr Fnf- und Viersterne-Anbieter Marktchancen. Auf dieses obere Segment entfllt nmlich interessanter-weise nur etwas mehr als die Hlfte der Nchtigungen. Die andere Hlfte gibt sich mit einfacheren Unterknften zufrieden: Der chinesische Gast wohnt oftmals in einem Dreisternehotel und gibt das ge-sparte Geld lieber fr Einkufe aus, er-klrt der Wirtschaftsdelegierte Andesner.

    Dementsprechend knnen Betriebe, die sich besonders um chinesische Reisende be-mhen mchten, schon mit relativ simplen Manahmen den Wohlfhlfaktor fr ihre Gste heben: Neben den schon erwhnten Shoppinginformationen und eventuell auch einer Shoppingbegleitung vor Ort freuen sich Besucher aus China ber einen Wasserkocher am Zimmer, mit dem sie Tee zubereiten knnen. Wer auch noch Hausschuhe anbietet und beim Frhstck neben Kaisersemmel und Sisi-Marmelade vielleicht zustzlich einen Reisbrei auf den Tisch stellt, kann eigentlich nicht mehr viel falsch machen. Jedenfalls solange er Chi-nesen nicht mit Japanern vergleicht oder gar verwechselt. Das mgen sie nmlich gar nicht. Und bei Gesprchen ber Politik

    die BeWerBunG peKinGs fr die oLympisChen WinterspieLe 2022 fhrt zu einem Winter-sportBoom, dessen potenziaL enorm ist.

    Label-shopping: Lngst sind Festland-chinesen auch Luxustouristen.

    riesenpotenzial: Eine Viertelmilliarde Chinesen verfgt ber ausreichende Mittel fr Auslandsreisen.

    diE grossE chancEtouRiSmuS auS china

    28 Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • sollte man als Gastgeber ebenfalls lieber Zurckhaltung ben.

    Insgesamt betrug das Marktvolumen, das chinesische Touristen fr sterreichs Fremdenverkehr schaffen 2013 rund 118 Millionen Euro. Geht man von einer sehr zurckhaltend kalkulierten Steigerung von 15 Prozent aus, sollte es heuer zumin-dest 135 Millionen erreichen. Schon jetzt liegt sterreich in China auf Platz fnf aller europischen Reisedestinationen. 408.000 Chinesen besuchten im Vorjahr sterreich, bald knnten sie die Zahl der US- Touristen berflgeln.

    zuGpferd Winter. Ein wichtiger He-bel, an dem sterreich ansetzen kann, um mehr chinesische Reisende anzulocken, ist die Bewerbung von Peking fr die Olym-pischen Winterspiele 2022. Denn im Zuge dieser Bewerbung erlebt China derzeit einen regelrechten Wintersportboom. Im Gegensatz zu frher zeigen viele Chinesen heute Interesse an dem bisher eher frem-den Skisport. Andere Alpenlnder, allen voran die Schweiz, aber auch Bayern, ha-ben den Trend mglicherweise etwas fr-her erkannt als sterreich und versuchen schon lnger diese Gruppe zielgerichtet mit ihrem Marketing anzusprechen.

    Wir haben uns vielleicht zu lange auf Russland konzentriert. Das politische Um-feld in Russland ist allerdings, gerade was Touristik betrifft, nicht unbedingt stabil. Insofern bietet sich China als Back-up regelrecht an, sagt ein Branchenkenner. Zumal das Land zwar kommunistisch ver-waltetet wird, Reisebeschrnkungen fr Menschen mit Geld aber nicht kennt. Wer es zu Vermgen gebracht hat, lsst die Politik meist Politik sein und konsumiert stattdessen seinen Wohlstand, kommen-tiert Wirtschaftsdelegierter Andesner. b-licherweise stren ihn die Behrden dabei auch nicht.

    Derzeit wird die Zahl jener chinesischen Haushalte, die ber genug Mittel verfgen, um ins Ausland reisen zu knnen, auf 272 Millionen geschtzt, fnf Prozent davon haben Interesse und genug Geld, auch nach Europa zu kommen. Die Tendenz ist angesichts des kaum gebremsten Wirt-schaftswachstums im Reich der Mitte stark steigend.

    Bip-entWiCKLunG2011 8,2 Prozent2012 7,8 Prozent2013 7,7 Prozent2014 * 7,5 Prozent

    infLation2011 3,8 Prozent2012 2,6 Prozent2013 2,7 Prozent2014 * 3,0 Prozent

    arBeitsLosiGKeit2011 4,1 Prozent2012 4,1 Prozent2013 4,1 Prozent2014 * 4,1 Prozent

    Chinesische Kalligrafie shang: Handel, Business

    potEnzial

    China Marktanalyse

    marKtvoLumen naCh spartenchinesische Reisende geben zwar berdurchschnittlich viel Geld pro aufenthaltstag aus, bei der wahl ihres Quartiers setzt ein Teil aber auf billigere Unterknfte, um Geld fr Einkufe zu sparen.

    Luxusreisende

    72,9 Millionen Euro Mittelklassetouristen

    39,3 Millionen Euro

    Low-Budget-Bereich

    22,8 Millionen Euro

    Frhling/Sommer/Herbst

    95,3 Millionen Euro

    Winter

    39,7 Millionen Euro

    marKtvoLumen naCh reiszeitnoch dominieren die warmen Jahreszeiten, doch immer mehr Gste aus china kommen im winter. auch das interesse an wintersport steigt.

    entWiCKLunG nChtiGunGen

    entWiCKLunG reisende

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    2011 2012 2013 2014*

    260.000350.000

    410.000477.240*

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    2011 2012 2013 2014*

    370.000510.000

    590.000690.890*

    590 Euro

    Russische Touristen

    423 Euro

    Schweizer Touristen

    220 Euro

    ausGaBen pro einKaufChinesische Touristen

    Qu

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    29Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • duBLinWie deR WiRtSchaFtSdeleGieRte in duBlin, Wilhelm neSt, die KooPeRation

    mit andeRen SteRReichiSchen oRGaniSationen im auSland leBt und daS imaGe SteRReichS Bei einem Wein-eVent FRdeRt.

    20. Mai, 7.50 UhrBrobeginn. Ich gehe gedanklich den Tagesablauf durch und halte Rcksprache mit meinen Mitarbeitern. Die Eingangs-Mails betreffen Events, die wir fr den Herbst organisieren, und Anfragen sterreichischer Firmen. Seit es Irland wirtschaftlich wieder etwas besser geht, beschftigen uns wieder mehr Marktein-tritte als Forderungsbetreibungen. Eine weitere Anmeldung fr die fr September geplante Wirtschaftsmission (sterreichi-sche Zulieferungen fr den irischen Agrar-sektor und die Lebensmittelproduktion) ist auch eingelangt.

    10.00 UhrMonatliche Besprechung in der ster-reichischen Botschaft. Mit Botschafter Thomas Nader und seinen Mitarbeitern bespreche ich den fr Oktober geplanten Besuch von Bundesprsident Heinz Fischer in Irland. Das AuenwirtschaftsCenter Dublin wird aus diesem Anlass ein Irish-Austrian Business Forum und einen Austria Showcase zum Thema Urbane Technologien aus sterreich organisieren. Weitere Themen sind das Austrian Wine Dinner am Abend desselben Tages, eine fr Anfang Juli geplante gemeinsame Dienst-reise nach Cork und mehrere Kulturevents.

    11.30 UhrRckfahrt ins Bro. Jetzt muss ich mich sputen, denn sptestens in einer Stunde muss ich los zum Flughafen. Davor steht noch ein Telefonat mit einer Firma aus Graz an, und mit jedem meiner fnf Mitarbeiter sind noch Kleinigkeiten zu besprechen. Das AuenwirtschaftsCenter Dublin ist klein, und ich habe keinen Stell-vertreter. Die zustndige Projektmanage-rin gibt mir noch den Anmeldestand fr das Aus trian Wine Dinner: 112, davon 100 Selbstzahler. Damit sind wir ausgebucht.

    13.45 UhrAirport Dublin. Ich warte auf die Ankunft der Aer-Lingus-Maschine aus Wien mit Willi Klinger, dem Geschftsfhrer der

    sterreich Wein Marketing GmbH. Wir ha-ben das Austrian Wine Dinner eigenstn-dig organisiert und Willi Klinger als Master of Ceremonies dafr gewonnen. Niki Mo-ser und seine Tochter Kathi vom Weingut Sepp Moser sind im selben Flieger.

    15.30 UhrBesuch des Wine Trade Tastings der deutsch-irischen Handelskammer (AHK). Nach dem Einchecken im Clarence Hotel, das im brigen der Rockband U2 gehrt, bringe ich Willi Klinger zu einem Wein-Event unserer deutschen Schwester-organisation. Die WM hatte Irland in den letzten Jahren quasi vom Radar genom-men. So erffnet sich aber die Mglichkeit, Willi Klinger einen aktuellen Einblick in den irischen Markt zu geben. 90 irische Weinhndler und Importeure beim deut-schen Event knnten die Meinung der WM zu Irland beeinflussen.

    17.30 UhrLetzte Vorbereitungen fr das Austrian Wine Dinner im Cleaver East Restau-rant. Ich treffe im Restaurant ein, wo mein Team die letzten Vorbereitungen trifft. Die Weine der vier Winzer Sepp Moser, Schloss Gobelsburg, Winzer Krems und Wohlmuth sind im Ein-gangsbereich gut prsentiert, ebenso Glser und Dekanter von Riedel Glas. Wir haben diese vier Weine ausgewhlt, weil sie in Irland schon vertreten und somit leicht erhltlich sind.

    19.00 UhrBeginn des Austrian Wine Dinners. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefllt. Alles Freunde des sterreichischen Weines, die ber unser Netzwerk, ber die Irish-Austrian Society und die Botschaft zu uns gefunden haben und sich den Spa 55 Euro pro Kopf kosten lassen. Ich ber-gebe nach meinen Begrungsworten das Mikro an Willi Klinger, der kurz allgemein ber Wein aus sterreich spricht und dann schon die vier Weine zur Vorspeise kom-mentiert. Es gibt vier Gnge eines irischen Mens und zu jedem Gang vier Weine aus sterreich. Value for money!

    22.30 UhrEnde der Veranstaltung. Das Essen ist gut ber die Bhne gegangen, die Gste sind sehr zufrieden und haben unseren Weinen twelve points gegeben. Einige haben bei den irischen Weinhndlern auch gleich eine Bestellung aufgegeben. Somit eine gelungene Promotion fr den sterreichi-schen Wein und fr sterreich insgesamt. Der harte Kern will noch kurz einen Abste-cher ins Nachtleben von Dublin machen. Zum Glck geht Willi Klingers Flieger am nchsten Morgen schon um 7.30 Uhr

    Wilhelm nestWirtschaftsdelegierter in Dublinnutley Lane, 4 Dublin, irlandhttp://wko.at/aussenwirtschaft/[email protected].: +353 1 283 04 88Fax: +353 1 283 05 31

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    Das Austrian Wine Tasting im Restaurant Cleaver East

    Besprechung in der Botschaft (v. l.): Stv. Botschafter Ralf Hospodarsky, Wirtschaftsdelegierter Wilhelm nest, Konsulin Doris Fida-Srajner und Botschafter Thomas nader

    30 Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

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  • portrtexPoRteRFolGe auS SteRReich

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    Wie haBen sie das GemaCht, herr Kny?

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  • 33Au S S En W i RT S C H A F T m a g azi n e | j u n i 2 0 14

  • portrt

    bin berzeugter Autodidakt. Ich glaube, dass man sich alles selbst beibringen kann, wenn das Interesse gro genug ist. Auch so kann man besser werden als die anderen.

    Was die Leuchter von Kny Design heute von der Konkurrenz abhebt, ist einerseits die ausgereifte LED-Technologie, anderer-seits die Gusstechnik: Bei Lustern geht es ja nicht nur um Licht und Kristalle, son-dern sehr oft um unglaublich feine Orna-mente, die gegossen werden mssen. Und da trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich denke, in diesem Punkt knnen 99 Prozent der Mitbewerber nicht mit uns mithalten.

    ehrenGast aus austria. Knys Kunden sehen das offenbar auch so. Von Russland ber China bis in den arabischen Raum wei man die Leuchtkunst aus Ra-mingdorf bei Steyr zu schtzen. Im Oman hat Harald Kny inzwischen einen derart guten Ruf, dass der Sultan ihn zur Erff-nung der mit Kny-Lustern ausgestatteten neuen Oper als VIP einfliegen lie und ihm bei der Erffnung knstlerische Leitung hatte bri gens Placido Domingo inne einen der ganz wichtigen Ehrenpltze zuwies. Hat man im arabischen Raum das Vertrauen seiner Auftraggeber einmal ge-wonnen, bekommt man sehr viel zurck, erzhlt Kny.

    Wie bringt man aber Scheichs, Sultane und islamische Rechtsgelehrte dazu, einem zu vertrauen? Zu seinem ersten Auftrag in der Region kam Kny jedenfalls

    auf die ortsblich klassische Art: durch Mundpropaganda. Bei einer Messe lernte er einen Saudi kennen, der sich eines Tages an den sterreicher erinnerte, als sein Bekannter in Riad eine Luxusvilla baute und nach tollen Lichtlsungen suchte. Von da an ergab ein Auftrag den anderen: ein Luster fr die Moschee in Muscat, die Aus-stattung der neuen Oper ebenfalls in der Hauptstadt Muscat und nun der Riesenlus-ter fr Nizwa. Gut mglich, dass es danach weitergeht: Wir sind auch bei einem gro-en Regierungsauftrag im Moment ganz gut im Rennen, erzhlt Kny.

    von oman naCh KasaChstan. Als ausschlielicher Oman-Spezialist will sich der Obersterreicher aber nicht sehen. Das kommt oft wellenweise, und dann ist man eine Zeitlang wieder anderswo sehr prsent. Wir hatten auch Zeiten, wo wir sehr viel in Deutschland gemacht haben, erklrt Kny. Inzwischen ist Kny Design bei einem Jahresumsatz von sechs Millionen Euro aber ohnehin recht global aufgestellt: Ein Mitarbeiter betreut von Shanghai aus den chinesischen Markt, ein anderer von

    exPoRteRFolGe auS SteRReich

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    arald Kny wre auch ein guter Kunsthistoriker geworden. Wenn der 55-Jhrige ber die Symbolik von Ornamenten spricht, ber die unterschiedlichen arabischen Tradi-tionen im Oman und im Iran, ber die Begeisterung der Chinesen fr Maria-The-resia-Leuchter oder ber den russischen Jugendstil, dann ist er kaum zu bremsen. Und man will das auch gar nicht, denn Kny versteht es, sein breites kunsthistori-sches Wissen in spannende Geschichten zu verpacken.

    Dabei ist er im Hauptberuf eigentlich Geschftsmann, ein hchst erfolgreicher noch dazu. Das von ihm geleitete Fami-lienunternehmen Kny Design fertigt ge-rade den fnftgrten Luster, der je gebaut wurde. Sein Bestimmungsort: die Moschee von Nizwa im Oman, der Auftragswert: 600.000 Euro. Fast 30 Meter hoch ist der Luster, in dem mit spezieller LED-Techno-logie nicht weniger als 67.000 Swarovski-Kristalle zum Funkeln gebracht werden. Und 6,5 Tonnen schwer. Im Herbst soll er im Oman installiert werden.

    ChefsaChe desiGn. Doch es ist nicht die Gre allein, die die arabischen Auf-traggeber berzeugte, auch der stilsichere Umgang Knys mit der Symbolik des Islam begeisterte die Omanis. Denn auch wenn an den Produkten aus dem Hause Kny viele Menschen mitwirken: Das Design bleibt absolute Chefsache, schlielich hat Kny nicht umsonst dieses Fach studiert.

    Doch der Firmenchef ist ohnehin ein Multitalent. Er versteht nicht nur etwas von der Formensprache der Weltreligio-nen, er tftelt auch persnlich an Steue-rungscodes fr CNC-Maschinen und ist stolz, dass man in seinem kleinen 50-Per-sonen-Unternehmen ebenso gefinkelte Lsungen bedient wie beim Riesenunter-nehmen Mercedes. Im Gegensatz zu seinen Designkenntnissen hat sich Kny das tech-nische und kaufmnnische Wissen, das es braucht, um als kleines obersterreichi-sches Familienunternehmen an die Welt-spitze zu kommen, selbst angeeignet. Ich

    Hzur pErson

    harald Kny (55) fhrt in dritter Generation das Familienunterneh-

    men Kny Design. Hatte sich sein Grovater noch auf Beleuchtungs-

    mittel fr den Wohnungsmarkt spezialisiert, wandelte sich das

    unternehmen mit der Zeit zu einem Premium-Anbieter in Licht-, Glas-

    design und Metallbau. 2013 machte das unternehmen unter anderem mit Kunden im arabischen Raum, Russland, China und indien einen umsatz von rund sechs Millionen

    Euro. Die Exportquote liegt bei 70 Prozent. Derzeit beschftigt das

    unternehmen rund 50 Mitarbeiter.

    mir ist niCht nur WiChtiG, dass, sondern auCh Wie Wir unseren GeWinn erzieLen.

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  • EcKdatEneXporteroLG riesenLuster fr die Moschee von nizwa im sultanat Oman baut Kny derzeit den fnft-grten Luster der Welt. Die Bauzeit wird rund ein Jahr betragen. im herbst soll der Einbau vor ort beginnen.

    Gesamtgewicht: 6.570 kg

    Durchmesser: 4,5 m

    Korpushhe: 10,7 m

    hhe inkl. hngestange: 29,9 m

    Lichtleistung: 48.000 watt

    auftragswert: rund 600.000 Euro

    Dubai aus den arabischen, und der Kol-lege in Russland konzentriert sich neben Russland selbst auch auf Kasachstan: Das ist ein Land im Aufschwung. Und immer, wenn Aufschwung da ist, entsteht der Wunsch, Bleibendes zu schaffen. Das war in Wien auch nicht anders, als Schloss Schnbrunn oder die Ringstraenpalais gebaut wurden, setzt Kny seine Hoffnun-gen in den kasachischen Markt gleich in einen kunstgeschichtlichen Kontext.

    Doch trotz Untersttzung vor Ort: Nach wie vor reist der Chef selbst, um Auftrge feinzutunen. Auf 60, 70 Auslandstage pro Jahr kommt er immer noch. Was ihn aller-dings nicht wirklich strt: Das ist ja auch das Schne an dieser Branche, dass du als Innenausstatter fast immer den Bauherrn persnlich kennenlernst und mit ihm die Details absprichst. Eine Firma, die Beton liefert, hat diesen Luxus nicht.

    LuXus verhandLunGen. Dass Kny direkte Verhandlungen mit Bauherren als Luxus bezeichnet, mag auch daran liegen, dass ihn neben Technik und Kunst offenbar auch Menschen interessieren: Ich wre

    sicher ein ganz schlechter Buchhalter geworden. Denn auch wenn ich rechnen und bilanzieren kann, das Menschliche htte mir doch gefehlt. Und weil das so ist, stellt Kny Gewinnmaximierung auch nicht ber alles: Mir ist nicht nur wichtig, dass, sondern auch wie wir unseren Gewinn erzielen.

    Deshalb werden bei Kny die gegossenen Teile zum Beispiel nicht in einem Chemi-kalienbad, sondern biologisch vertrglich mit Bakterienkulturen gereinigt. Das ist beeindruckend, man legt die Teile fr 40 Minuten in ein solches Bad, und die Bakterien essen den ganzen Polierstaub und die lrckstnde regelrecht auf, ist Kny begeistert. Was er erst auf Nachfra-gen erzhlt: Eine herkmmliche chemi-sche Anlage kostet in der Anschaffung rund 15.000 Euro, die von ihm gewhlte Varian te das Dreifache, nmlich 75.000 Euro. Behlt man den Blick frs Ganze, finde ich das dennoch in Ordnung, sagt Kny. Und zeigt damit, dass er sich nicht nur im Kunst geschichtlichen, sondern biswei-len auch im Geschftlichen von Idea-len leiten lsst.

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  • andreas meindL: Einleitend muss klar-gestellt werden, dass sich zwar die argen-tinische Volkswirtschaft wieder einmal in einer schweren Krise befindet, da in den letzten Jahrzehnten de facto kein stabiler, pragmatischer Wirtschaftskurs verfolgt wurde, die Strukturen sich aber sowohl politisch als auch wirtschaftlich deutlich von Venezuela unterscheiden. Das Land verfgt ber einen effizienten Agrarsektor sowie eine Industrie, die weite Bereiche des Bedarfs abdecken kann.

    Zwei gravierende Probleme zeichnen die Wirtschaft aus: einerseits die sehr hohe Inflationsrate fr heuer wird auch offiziell mit ber 35 Prozent gerechnet , andererseits die fallenden Devisenreser-ven, die Ende April 2014 nur noch rund 28 Milliarden US-Dollar betrugen. Verschrft wird dies durch eine stagnierende Wirt-schaft und ein hohes Haushaltsdefizit.

    Die argentinische Regierung versucht, den gravierenden Strukturproblemen mit starken staatlichen Eingriffen wie restrikti-ven Import-, Devisen- und Preiskontrollen zu begegnen. So sind fr alle Einfuhren vorweg in einem wenig transparenten Verfahren Lizenzen einzuholen, und auch Devisentransfergenehmigungen fr Importe oder Dividendenzahlungen wer-den nur zgerlich erteilt.

    Da aus sterreich kaum Konsumwaren bezogen und Lieferungen von Maschinen und Anlagen von den Restriktionen weni-ger stark erfasst werden (die argentinische Regierung frdert den Ausbau der lokalen Industrie zur Importsubstitution), konnten sich sterreichische Firmen relativ gut be-haupten. Natrlich bestnden auch Chan-cen bei der Erweiterung der Infrastruktur, etwa der Bahn, oder am Energiesektor und im langsam bedeutender werdenden Um-weltbereich deren Wahrnehmung wird aber vom Wirtschaftskurs der nchsten Monate abhngig sein.

    inGrid vaLentini-WanKa: Jeden Tag liefern sterreichische Firmen Waren und Dienstleistungen im Wert von 29 Millio-nen Euro Richtung Italien. Dafr gibt es gute Grnde:

    Unser sdlicher Nachbar zhlt weiter-hin zu den grten Volkswirtschaften der Welt und verfgt auch bei konjunktur-bedingt schwacher Nachfrage ber einen enormen Binnenmarkt mit rund 61 Millionen kauffreudigen Einwohnern. Italie nische Abnehmer verlangen von ihren Geschftspartnern Pnktlichkeit, Ver lsslichkeit und erstklassige Qualitt; mit diesen Eigenschaften knnen ster-reichische Unternehmen punkten und genieen daher in Italien einen ausge-zeichneten Ruf. Da es fr italienische Pro-duzenten wichtig ist, auf den Weltmrk-ten mit Topqualitt wettbewerbs fhig auftreten zu knnen, bestehen weiters ausgezeichnete Chancen fr sterreichi-sche Zulieferungen. Nicht zuletzt knnen sterreichische Produkte aber auch in Bereichen ressieren, die dem Made in Italy vorbehalten scheinen, wie etwa mit Hochdesignbeleuchtung fr Museen.

    Damit unsere Exporte allerdings wie-der die Dynamik vor der Krise erreichen, muss die bisher nur zgerlich greifende Wirtschaftserholung in Italien endlich in Schwung kommen. Immerhin stehen die Zeichen auf Umbruch: Der 39 Jahre junge Regierungschef Renzi ist dynamisch, ehr-geizig und charismatisch. Er will Italien trotz der zur Eindmmung der hohen Staatverschuldung notwendigen Budget-disziplin auf den Wachstumskurs zurck-fhren. Der Erfolg wird davon abhngen, ob er die berflligen Strukturreformen, zum Beispiel am Arbeitsmarkt und beim Brokratieabbau, umsetzen kann. Der Triumph bei den Europa- und Regional-wahlen bietet ihm dafr willkommene Rckendeckung.

    2 arGentinien Wird in jnGster zeit Gemeinsam mit venezueLa Genannt. macht eS Sinn, Bei deRaRtiGen Rahmen- BedinGunGen den maRKt zu BeaRBeiten?

    1 WaS macht sterreiChs zWeitWiChtiGsten handeLspartner itaLien tRotz alleR neGatiV- meldunGen So attRaKtiV FR unSeRe exPoRteuRe?

    ingrid valentini-WankaWirtschaftsdelegierte in [email protected]

    andreas meindlWirtschaftsdelegierter in Buenos [email protected]

    5 FRaGen, 5 antWoRten.aKtuelle inFoS BeR die laGe VoR oRt.

    sie haben eine frage an einen unserer spezialisten [email protected]

    Export-ExpErtsWiRtSchaFtSdeleGieRte BeantWoRten ihRe FRaGen

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  • peter fuChs: Belgien ist mehr als Bier, Schokolade und Diamanten. Antwerpen ist Europas zweitwichtigster Industrie-hafen und der grte chemische Indus-triestandort in Europa und der zweit-grte der Welt. Zeebrugge ist einer der bedeutendsten Gasterminals Europas, dazu wichtig fr Automobilexporte bzw. den Import von Frchten. Der drittgrte europische Binnenhafen, Lttich, gewinnt an Bedeutung.

    In der Wirtschaftsstruktur dominieren wie in sterreich die Klein- und Mittelbe-triebe. Allerdings gibt es auch bedeutende multinationale Unternehmen mit wichti-gen Produktionsstandorten in Belgien wie Audi, BASF, Bayer, Caterpillar, DuPont, Johnson & Johnson, Pfizer, Total oder Volvo. Rund 500.000 Fahrzeuge werden jhrlich in Belgien assembliert.

    Belgien ist bedingt durch die Sprachen-vielfalt und die lokalen Unterschiede der drei Regionen Flandern, Wallonien und Brssel-Hauptstadt ein komplexer Markt. Die Marktbearbeitung sollte genau geplant werden. Internetauftritt, Verkaufsunter-lagen, Verpackungsbeschriftungen oder Gebrauchsanweisungen sind in nieder-lndischer und franzsischer Sprache zu gestalten.