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Auswahltexte und Dossier für die Pfarreien 94. Jahrgang – Erscheint monatlich 1 – 4 und 13 –16 Auswahltexte 5 –12 Dossier Augustinuswerk, Postfach 51, 1890 Saint-Maurice, Telefon 024 486 05 20 Pfarrblatt für den Monat November 2018 Allerheiligen und Allerseelen Foto: © Paul-Georg Meister_pixelio.de

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Auswahltexte und Dossierfür die Pfarreien

94. Jahrgang – Erscheint monatlich ◆ 1 – 4 und 13 –16 Auswahltexte ◆ 5 –12 Dossier

Augustinuswerk, Postfach 51, 1890 Saint-Maurice, Telefon 024 486 05 20

Pfarrblatt für den Monat November 2018

Allerheiligen und Allerseelen Foto: © Paul-Georg Meister_pixelio.de

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Heute Morgen habe ich erfahren, dass eine Arbeitskollegin am Wochenende unerwartet verstorben ist. Sie war erst 52ig und alleinste-hend. Nachbarn haben sie zu Hause tot vor-gefunden. Der Tod hat seine Axt wie ein Blitz neben mir eingeschlagen. Ich habe mich nicht mehr verabschieden kön nen. Das Gute, was ich noch leisten wollte, ist nicht mehr möglich. Ich hoffe, dass die Kollegin erfüllt gegangen ist – ohne zu viel Unerledigtes oder Belastendes. Ich bin erschüttert und das ist wohl gut. Denn es ist eine Gnade, dass ich mir einmal mehr vornehmen kann, jede Stunde und Minute mei-nes ebenfalls kurzen und ungewissen Lebens bewusster zu leben, achtsamer und liebevoller

mit allem umzugehen, weil Unbescheidenheit ohnehin keinen Sinn macht. Die Vergänglich-keit – insbesondere von Erfolg, Macht und Schön heit – bekommt jetzt unerwartet Tiefe. Und beim Nachdenken erlebe ich den Tod ge-radezu als Befreiung von all dem destruktiven Ballast. Würde ich leben, als müsste ich heute Abend bereits das Zeitliche segnen, würde ich meine Energie kaum noch für Eitelkeiten ver-puffen. Ja – der Tod ist kein schwarzes Loch, sondern ein Fenster, das Entwicklung ver-heisst und dank Jesus zum Leben führt.

Hansruedi Huber, Kommunikationsverantwortlicher Bistum Basel

Foto: © Dieter Schütz_pixelio.de

Vom plötzlichen Tod der Kollegin

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In der Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit unserer Zeit werden Kleinigkeiten gerne und manchmal auch bewusst übersehen. Man will ihnen keine Bedeutung, kein Gewicht und keine Wichtigkeit zumessen. Kleinigkeiten werden gar als Hemmschuh, Bremse und Hindernis ange­sehen. Und wer sich zu sehr auf Kleinigkeiten fixiert, der wird als pedantisch und kompliziert abgestempelt. Doch machen oftmals gerade Kleinigkeiten den Erfolg eines Unternehmens, das Finden einer Lösung bei Problemen, das Ergebnis eines Gespräches / einer Diskussion, das Gelingen einer Beziehung aus. Kleinigkeiten können Grosses bewirken. Von ihnen lernen wir die Liebe zu den Menschen, zur Natur und zu den Dingen, die uns umgeben. Kleinigkeiten sind die Lehrmeister der Achtsamkeit.

Achtsamkeit beginnen wir heute wieder neu zu entdecken. Zu den Kardinaltugenden (Klugheit, Tapferkeit, Mass, Gerechtigkeit) müsste man sie zählen. Achtsamkeit hat etwas zu tun mit auf­merksam sein, genau hinhören, in sich hinein hören. Es hat aber auch zu tun mit fühlen, erfüh­len, sich in jemanden hinein fühlen, mit jeman­dem mitfühlen. Achtsame Menschen sind sensi­bel, empfindsam, verständnisvoll, rücksichts­voll. Sie drängen sich nicht auf, sind diskret und taktvoll. Achtsame Menschen sind schweigsam, einfach und bescheiden, reden das richtige Wort zur richtigen Zeit, sind in ihrem Handeln vor­sichtig und klug.

Achtsamkeit fängt bei sich selbst an. Acht sam mit sich umgehen heisst, liebevoll, behutsam, freundlich, verständnisvoll und respektvoll mit sich selbst umzugehen. Acht sam mit sich umzu­gehen heisst auch, sich immer wieder der Verantwortung seines Denkens, Redens und Handelns be wusst zu werden. Der Talmud (jüdische Weisheitsschrift) bringt es auf den Punkt, wenn wir dort lesen: «Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.»

Neben der Liebe gehört die Achtsamkeit sicherlich zu den besonderen Eigenschaften Gottes. Achtsamkeit erwächst aus der Liebe und setzt diese voraus. Gott schaut wohlwollend auf Klei­nigkeiten. Jede noch so kleine Anstrengung des guten Willens, jeder noch so kleine Schritt zur Umkehr, jede noch so winzige Träne der Reue, jedes noch so unbeholfene Wort des Ver zeihens – er nimmt sie wahr und für ihn sind sie wertvoll und wichtig.

Robert Imseng, Pfarrer

Kleinigkeiten – Lehrmeister der Achtsamkeit

Foto: ©by_Dieter Schütz_pixelio.de

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Das Evangelium erzählt uns die Geschichte von der Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus. Alles bekannt, alles schon gehört. Die Geschich-te kennen wir auswendig. Es stimmt: es ist eine Beispielgeschichte, die im Religionsunterricht oft behandelt wird.

Lukas erzählt uns, wie der sehr reiche Zachäus seinen Lebensstil radikal geändert hat. Zur Ver deutlichung zum gesellschaftlichen Hinter­grund: Zachäus lebte und wirkte in der reichen und bedeutenden Stadt Jericho. Sie lag im Jor­dantal, an der Zufahrtsstrasse nach Jerusalem. Die Übergänge über den Fluss führten zum aus­gedehnten Pinienwald und in die damals welt­berühmten Balsamhaine. Auch die Rosengärten waren weit und breit bekannt.

Jericho war die Stadt der Palmen. Die Umge­bung gehörte zu den schönsten und ertrag­reichsten Landschaften der damaligen Zeit. Eine Stadt also, in der sich Geld verdienen liess: ein Paradies für Steuereintreiber und für Zöll­ner. Hier lebten Menschen, die auf erpresserische Art auf Kosten anderer reich wurden (Lk 27–32).

Die Manager hatten schon damals Charakter­eigenschaften wie Durchsetzungskraft, Härte und Karrierebewusstsein. Damit verschafften sie sich Respekt und vermittelten anderen das Gefühl vom Abhängigsein. Wer nicht spurte, musste mit Konsequenzen rechnen.

Der oberste Zollpächter Zachäus war einer der Profiteure und deshalb der am meisten gehass­te Mann im Bezirk. Er war nämlich sehr reich, schreibt Lukas (19, 1–10). Die erste Beobach­tung: Zachäus war zwar reich, keinesfalls aber glücklich. Mit seiner Profitgier und Rücksichts­losigkeit hat er sich selber aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Gehasst und verachtet zu sein, ist kein «Zuckerlecken».

Die zweite Beobachtung: Zachäus hoffte, bei Jesus einen wohlwollenden Gesprächspartner zu finden und wollte ihn deshalb auf jeden Fall

sehen. Von nichts und von niemandem liess er sich von diesem Plan abbringen. «Doch die Men­schenmenge versperrte ihm die Sicht, denn er war klein.»

Dazu kam, dass er sich in der Menschenmenge in Gefahr brachte, schliesslich hatte er sich ver­hasst gemacht. «Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum», Jesus musste schliesslich hier vorbei kommen. Der Baum hat­te ein breites Astwerk und liess sich erklettern – auch vom kleingewachsenen Zachäus.

Die dritte Beobachtung: Zachäus machte allen Mitmenschen öffentlich, dass er eine Verände­rung wollte: er suchte die Begegnung mit Jesus aktiv. Diesen Wunsch erfüllte Jesus, als er zu ihm sagte: «Komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus Gast sein.» Damit bekamen die Leute aber Probleme und empör­ten sich: «Er ist bei einem Sünder eingekehrt.» Zachäus bot Wiedergutmachung an, heisst es weiter.

Wiedergutmachung. Was verlangte das mosai­sche Gesetz? Einige Beispiele: Für vorsätzlichen Diebstahl unter Gewaltanwendung musste der Schaden vierfach zurückerstattet werden, beim einfachen Diebstahl den zweifachen Wert. Wer seine Sünden freiwillig bekannte, musste die Schuld voll zurückerstatten und ein Fünftel da­zu. Was bot Zachäus als Wiedergutmachung für die zu hohen Zölle an? War das einfacher Dieb­stahl?

Sein Angebot war weit umfangreicher: «Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen ge­ben, und wenn ich von jemanden zu viel gefor­dert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.»

Geschichten wie diese hier, sind oft überzeich­net. Aber sie halten uns den Spiegel vor: Damit bist auch Du gemeint. Nicht nur die «Grossen» sind zur Kursänderung im Sinne Jesu gemeint, sondern auch die «Kleinen».

Jakob Hertach, kath.ch

Für’s Umkehren ist es nie zu spät

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#Pfarrblatt November 2018 – www.staugustin.ch

ZuR BiBel

Heilige in der Heiligen Schrift

Folgen wir den Worten des Apostels Pau­lus in seinem Brief an die Kolosser, so sind wir alle «seine auserwählten Heili­gen» (Kol 3, 12).

Den Brief an die Römer richtet der heili­ge Paulus nicht etwa an die geistlichen Vorgesetzten der Stadt, sondern «an alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die be ­rufenen Heiligen» (Röm 1,17). Nach Ko rinth schreibt er «an die, die in Christus als Hei lige berufen sind» (Kor 1, 3). Und er schreibt «an alle Heiligen in Philippi» (Phil 1, 1). Gott ist der Heilige schlechthin (Jes 6, 3). All jene, die in besonderer Weise

zu ihm gehören, heissen «Heilige» (Lev 17, 1). Die Bibel bezeichnet also als heilig, was zu Gott gehört. Sie sind «ein auser­wähltes Geschlecht», .… «ein heiliger Stamm» (1 Petr 9). Heilige Menschen sind also jene ganz normalen Menschen mit ihren starken und schwachen, guten und schlech ten Seiten, die zu Gott gehören wollen. In den Anfängen der Kirche wur­den alle Getauften als Gemeinschaft der Heiligen verstanden, sie wurden Teil einer «Wolke von Zeugen» (Hebr 12, 1). Heilig­sein hat te nichts mit moralischem Leistungsaus weis und menschlicher Feh­lerlosigkeit zu tun. Das ist bis heute so.

Durch unsere Taufe gehören auch wir zu den Heiligen. Diese Heiligkeit ist nicht eini gen religiösen «Spitzenleuten» vor­behalten. Heiligkeit ist alles andere als ein Dienstgrad, den ich irgendwie er lan­gen könnte oder mir gar erarbeiten müss ­te, und Heiligkeit bedeutet auch nicht, aus der Welt auszuwandern, weil sie eine gottlose Welt wäre. Paulus hat begriffen, dass heilig das ist, was zur Welt Gottes gehört. In Jesus Christus, der in diese Welt gekommen ist, hat uns Gott deut­lich gemacht, dass die ganze Welt zu ihm gehört, dass die Welt als Ganzes sei ne Welt ist. Wer getauft wird, tritt in diese Welt ein, er/sie wird «begraben auf den Tod. Und wie Christus durch die Herrlich­keit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so wollen auch wir als neue Men­schen leben» (Röm 6, 4).

Heiligkeit ist keine Absonderlichkeit, Hei­ligkeit ist der Normalfall – Normalfall, weil es nach Gottes Willen schlicht und ergreifend normal ist, dass wir zu ihm gehören. Das ist seine frohe Botschaft: «Ihr seid heilig, denn ihr alle gehört zu mir» (1 Petr 1, 16) !

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Pfarrblatt November 2018– www.staugustin.ch2

HAllO, HeRR PFARReR

Heilig oder selig?

Gerade im Monat November redet man viel über die Heiligen. Was sind eigent­lich Heilige?

Heilige zeigen uns, dass das Evangelium nicht nur Papier ist, sondern, dass die christliche Botschaft gelebt werden muss. Und die Heiligen sind der schönste Beweis dafür, wie das Evangelium helfen kann, ein gutes Leben zu führen, wenn es im Glauben angenommen wird. Wenn die Kir che heute von je mandem sagt, er oder sie sei heilig, ist da mit gemeint, dass er/sie die Nachfolge des Herrn vorbildlich verwirklicht hat.

Daneben gibt es aber auch die Seligen. Gibt es im Himmel verschiedene Karriere­stufen?

Nein, das gibt es dort ganz gewiss nicht, denn im Himmel sind alle gleich, ohne Un ­terschiede. Die Seligsprechung ist die Vor­stufe zur Heiligsprechung. Bevor es so weit ist, wird das Leben und Wirken und auch die Schriften der Frau bzw. des Man nes genauestens untersucht. Wenn dieser Pro ­

zess, der manchmal Jahrzehnte dauert, zu einem guten Ergebnis geführt hat, erklärt die Kirche diese Menschen für se lig. Das heisst: Sie werden zuerst in einer be ­stimm ten Region oder in einer kirchlichen Gemeinschaft verehrt, meistens dort, wo sie gewirkt haben.

Selige sind also nur «halbe» Heilige?

Nein, auch Selige sind wirklich heilig und deshalb dürfen wir auch die Seligen um ihre Fürsprache und Hilfe bitten. Durch eine Seligsprechung wird ein Mensch also nicht in den Himmel versetzt, sondern die Kirche bekundet damit, dass sie darauf vertraut, dass diese Person ihr Ziel bereits erreicht hat und nun bei Gott im Himmel ist und daher um ihre Fürsprache gebeten werden kann.

Wie wird ein Seliger heilig?

Nach der Seligsprechung kann der kirchli­che Untersuchungsprozess weitergeführt werden, der schliesslich in der Heiligspre­chung durch den Papst endet, was nichts anderes bedeutet als dass die betreffende Person nun weltweit als Vorbild für den Glauben und Fürsprecher bei Gott verehrt werden darf.

Besten Dank für diese Auskunft! pamFoto

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Angst vor der Heiligkeit

Papst Franziskus hat immer wieder auf die sen Auftrag Jesu hingewiesen, vor al ­lem in seinem Schreiben «Gaudete et exultate» (Freut euch und jubelt) vom 19. März 2018. Darin will er den Ruf zur Heiligkeit heute «mit seinen Risiken, Herausforderungen und Chancen Gestalt annehmen lassen.» Wenn alle Christen zur Heiligkeit berufen sind und es dem Papst um das Hier und Heute geht, dann geht es ihm um nichts weniger als um Christsein im 21. Jahrhundert.

Viele erschrecken bei dem Gedanken, dass auch sie zur Heiligkeit berufen sind. Wahrscheinlich kommt dies daher, weil wir uns oft ein falsches Bild von den Hei­ligen machen. Heilige sind nicht kalte Tu ­gendbolde, «deren Leben von frühester Jugend an von Wun dern strotzte, die ab ­geschirmt von jedem Bösen lebten, mit wächsernem Gesicht und womöglich mit spitzenbesetztem Chor rock zu blutleeren Figuren degradiert wurde. Hätten sie wirk ­lich so ausgesehen, so wären sie bestimmt nicht heilig geworden!» (Rudolf Schmid).

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Pfarrblatt November 2018 – www.staugustin.ch

«Freut euch und jubelt!»Über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute

Im Monat November denken wir an alle Heiligen, die es im Laufe der Geschichte gege­ben hat. Wie viele das sind, ist nicht bekannt. Es gibt zwar ein offizielles kirchliches Verzeichnis der Heiligen, in der rund 6000 Frauen, Männer und Kinder als Heilige genannt werden. Diese Liste wächst aber jeden Tag, denn wie der Katechismus der Katholischen Kirche schreibt, sind alle Christen und zwar «jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens und Vollkommenheit der Liebe berufen. Alle sind zur Heiligkeit berufen: “Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmli­scher Vater ist” (Mt 5,48) ».

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«Auch für dich»

In seinem Schreiben versucht der Papst immer wieder, solche Zerrbilder der Hei­ligen zurechtzurücken. Etwa eine Heilig­keit, die mit Zurückgezogenheit und Welt­fremdheit einhergeht. Oder eine Heilig keit, vor der man eher zurückschreckt, weil sie zu überfordern droht. Heiligkeit nimmt uns nichts weg, im Gegenteil, be tont Fran­ziskus, «du wirst dabei zu dem Menschen werden, an den der Vater dachte, als er dich erschaffen hat, und du wirst deinem eigenen Wesen treu bleiben». Papst Fran ­ziskus spricht von der «Mittelschicht der Heiligkeit». Es sind nicht immer nur die grossen und bekannten Gestalten, die hei­lig sind. Sondern auch die unerkannten und stillen, die «normalen», eben die Mit ­telschicht. «Auch für dich»: es ist eine Zwi­

schenüberschrift, welche die Sprech rich­tung des Textes noch einmal präzisiert. Dem Papst ist wichtig, dass hier nicht Mo ­delle kopiert werden, sondern Inspiration gefunden wird. «Lass zu, dass die Tauf­gnade in dir Frucht bringt auf deinem Weg der Heiligkeit. Lass zu, dass alles für Gott offen ist, und dazu entscheide dich für ihn, erwähle Gott ein ums andere Mal neu. Verlier nicht den Mut, denn du be ­sitzt die Kraft des Heiligen Geistes, um das möglich zu machen.» So ist auch der Weg zur Heiligkeit keine Kraft anstren­gung für Über­Christen: «Die se Heiligkeit, zu der der Herr dich ruft, wächst und wächst durch kleine Gesten.» Und so ist der Papsttext über weite Strecken eine Meditation über den Weg, das eigene Christ sein zu leben und das, was Gott in der Taufe in den Menschen hinein gelegt hat, sichtbar und wirksam werden zu las­sen. Eine Meditation für al le, nicht nur für Spezialisten des Christli chen.

Heiligkeit bleibt aber nicht beim Einzel­nen stehen, sie hat eine innere Dynamik, oder auf Christlich gesagt: eine Sendung. Sie ist nicht für den Christen da, sondern will weiter wirken. Jeder Heilige ist «eine Botschaft», sagt der Papst, oder mit einem anderen Wort ausgedrückt: eine «Sen­dung».

«Versuche dies, indem du Gott im Gebet zuhörst und die Zeichen recht deutest, die er dir gibt. Frage immer den Heiligen Geist, was Jesus von dir in jedem Moment deiner Existenz und bei jeder Entschei­dung, die du treffen musst, erwartet, um herauszufinden, welchen Stellenwert es für deine Sendung hat.»

Die Gegner der Heiligkeit

Franziskus wäre aber nicht Franziskus, wür de er nicht auch die Gegner der Hei­ligkeit ausmachen und benennen, die «Fein de der Heiligkeit», subtile Versuchun­gen wider den Geist.

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Christlichkeit werde in Nächstenliebe «ge ­messen», nicht in gesammelten Mengen von Information und Wissen, sagt er. Hei­ligkeit bestehe nicht im Verstehen von Lehren. Ein solcher Individualismus, der meint alleine heilig werden zu können und dabei vergisst, dass es keine Heilig­keit gibt ohne Zugehörigkeit, denn Gott erlöst und heiligt nicht Einzelne, sondern Menschen in ihren sozialen Beziehungen, sieht seine eigene Sicht der Wirklichkeit als vollkommen an. Christen können aber nicht «beanspruchen, dass unsere Art, die Wahrheit zu verstehen, uns ermächtigt, eine strenge Überwachung des Lebens der anderen vorzunehmen.»

Die einen Gegner der Heiligkeit sehen im Verstand die oberste Instanz, die anderen im Willen, in der eigenen Anstrengung. Dagegen setzt der Papst und setzt der Glau be das Handeln Gottes, die Gnade. Nur wer die Grenzen des eigenen Willens und des eigenen Tuns anerkenne, lasse dem Geist Gottes Raum. Wer alles durch

eigene Anstrengung schaffen wolle, ver­leugne letztlich diese Gnade, dieses Wir­ken Gottes. Franziskus greift hier das Wort des Apostels Paulus auf, das für die luthe­rische Theologie prägend geworden ist: Menschen werden nicht durch Werke ge ­rechtfertigt, sondern allein durch Gnade. Heiligkeit ist in diesem Sinn ein Mitwirken am Tun Gottes, nichts selbst Geschaffenes.

Was ist echte Heiligkeit?

Dazu legt der Papst eine Meditation über den «Personalausweis des Christen» vor, die Seligpreisungen Jesu. «Das Wort “glück­ lich” oder “selig” wird zum Synonym für “heilig”, so der Papst. Armut in einer Welt, in der Besitz Sicherheit bedeutet; Sanft­mut in einer Welt voller Streit; Trauer in einer Welt, die nicht trauern will, sondern Unterhaltung, Genuss, Zerstreuung und Vergnügen sucht; Sehnsucht nach Ge ­rechtig keit wo Siegermentalität herrscht; barm herzig sein und einen “kleinen Wi ­der schein der Vollkommenheit Gottes”

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sichtbar machen, wo beurteilt und verur­teilt wird; das Herz rein halten durch Liebe für Gott und den Nächsten; Frieden stiften in der Welt des Geredes und der Zerstörung; gegen den Strom schwimmen und Nachteile und sogar Verfolgung in Kauf nehmen.

«Wenn wir nicht in einer dunklen Mittel­mässigkeit versinken wollen, dürfen wir kein bequemes Leben anstreben, denn “wer sein Leben retten will, wird es verlie­ren” (Mt 16, 25).» Den «grossen Massstab» für die Heiligkeit findet der Papst, diesen Teil des Textes abschliessend, bei einer anderen, gleichermassen oft von ihm zi ­tierten Bibelstelle, der so genannten Ge ­richtsrede im Matthäusevangelium (“ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben ...” Mt 25, 31–46). «Wenn wir die Heiligkeit suchen, die in Gottes Augen gefällt, dann entdecken wir gerade in die­sem Text einen Massstab, nach dem wir geurteilt werden.» Heiligkeit könne we ­der verstanden noch gelebt werden, wenn man von dieser Forderung Jesu, barmher­zig zu sein, absehe. Sie müsse “sine glos­sa” gelebt werden, ohne Kom mentar, Aus­flüch te oder Ausreden. Hier, im «pulsie­renden Herz des Evangeliums», der Barm­her zigkeit, wird dann etwas von der Radi­kalität der Heiligkeit bei Papst Franziskus deutlich. Das Resultat, auch schon be ­kannt nicht zuletzt aus Evangelii Gau­dium: «eine gesunde, bleibende Unruhe».

Grundvoraussetzung

Christsein für hier und heute, nicht ab ­strakt, sondern sehr konkret. Als Beispiel nennt der Papst ausdrücklich den Lebens­schutz, der auch das Leben der Armen, der Vergessenen, der Weggeworfenen und der Alten umfassen muss und sich nicht nur auf den Schutz des ungebore­nen Le bens – so wichtig der auch ist – be ­schränken darf. Ähnlich konkret wird der Papst auch beim Thema Flüchtlinge und Migran ten: «Oft hört man, dass ange­sichts des Relativismus und der Grenzen der heutigen Welt beispielsweise die Lage der Migranten eine weniger wichtige An ­gele genheit wäre. Manche Katholiken be ­haup ten, es sei ein nebensächliches The­ma ge genüber den “ernsthaften” Themen der Bioethik. Dass ein um seinen Erfolg be sorgter Politiker so etwas sagt, kann man verstehen, aber nicht ein Christ, zu dem nur die Haltung passt, sich in die Lage des Bruders und der Schwester zu versetzen, die ihr Leben riskieren, um ih ­ren Kindern eine Zukunft zu bieten.» Klare Worte bei einem auch unter Chris­ten nicht unumstrittenen Thema.

Die Grundvoraussetzung für Heiligkeit, für das Christsein im Hier und Heute ist das Hören! Nur wer bereit ist zu hören, besitzt die Freiheit, seine eigene partiel­le und unzulängliche Betrachtungs wei­se, seine Gewohnheiten und seine Denk­sche mata aufzugeben. Dieses Hören ist immer aktuell. Es geht dem Papst kei nes ­wegs darum, «Rezepte anzuwenden oder die Vergangenheit zu wiederholen; denn die gleichen Lösungen gelten nicht unter al len Umständen, und was in einem Zu sam menhang nützlich war, kann es in einem anderen nicht sein. Die Unter schei dung der Geister befreit uns von einer Starrheit, die keinen Be ­stand hat vor dem ewigen Heute des Auf erstandenen.»

P. Bernd Hagenkord/Paul Martone

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Beten im AlltAg

Endlich einer, der sagt: «Selig die Armen!» und nicht: «Wer Geld hat, ist glücklich!»

Endlich einer, der sagt: «Liebe deine Feinde!» und nicht: «Nieder mit den Konkurrenten!»

Endlich einer, der sagt: «Selig, wenn man euch verfolgt!» und nicht: «Passt euch jeder Lage an!»

Endlich einer, der sagt: «Der Erste soll der Diener aller sein!» und nicht: «Zeige, wer du bist!»

Endlich einer, der sagt: «Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt?» und nicht: «Hauptsache vorwärts kommen!»

Endlich einer, der sagt: «Wer an mich glaubt, wird leben in Ewigkeit!» und nicht: «Was tot ist, ist tot!»

Martin Gutl – Foto © by Christian Roither, pixelio.de

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FüR jung unD Alt

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Allerheiligenkapelle (Chappeli) in Grenchen

Die heutige Kapelle wurde 1683 fertig gestellt. Die drei reich verzierten Barockaltäre stammen aus dem Jahr 1700. Die alte Seitenkapelle wurde 1754 saniert und mit einem neuen Altar ausgestattet.1864 wurde im Zusammenhang mit einer Deckenrestaurierung das Bild einer Madonna von Hans Holbein dem Jüngeren aus dem Jahr 1522 entdeckt. Heute befindet sich das in der Kunstgeschichte als «Solothurner Madonna» bekannte Gemälde im Kunstmuseum Solothurn.Von 1882 bis 1902 wurde die Kapelle von den Christkatholiken benutzt. Dank der gros­sen Mithilfe der Bevölkerung konnte im Jahre 2000 die seit langem notwendige Innen­ und Aussenrenovation durchgeführt werden. Das «Chappeli» steht nun wieder in sei­ner vollen Pracht hoch über Grenchen und ist von Mai bis Oktober jeden Samstag von 13.30 Uhr bis 16.00 Uhr für Besucher geöffnet.

Viel Interessantes über die Geschichte der Kapelle kann im neuen Schweizerischen Kunstführer GSK Nr. 716 «Die Kapelle Allerheiligen in Grenchen» nachgelesen werden.

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Unser Leben ist mit Zyklen strukturiert. Es sind die einzelnen Lebensabschnitte: von der Ge­burt bis zum Tod. Sie lassen sich mit den vier Jahreszeiten vergleichen. Auch das Kirchenjahr ist ein Zyklus; er orientiert sich am Leben von Jesus. Eine wichtige Eigenschaft der Zyklen ist die Weiterentwicklung.

Der heutige Sonntag ist das Ende des Kirchen­jahres. Wie in jedem Jahr folgen die Feste nicht dem natürlichen Ablauf der Jahreszeiten. Ge ­burt, Kindheit und Tod und Auferstehung feiern wir in der ersten Hälfte. Nach Pfingsten, dem letzten Hochfest, geht es um die praktische Umsetzung der Botschaft Jesu und schliesst mit dem Fest des neuen Königs, am Christkö­nigsfest.

Der Evangelist Matthäus hat das Leben Jesu nacherzählt, aus der Sicht der ersten christli­chen Gemeinden. Ein kleiner Rückblick. Mir ist aufgefallen, wie sehr es Matthäus gelungen ist, die Botschaft Jesu in die Lebenssituation der Menschen in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts «hinein zu schreiben». Mit sei­nen vielen Beispielen (Gleichnissen) hat er sie von Jesu Botschaft betroffen gemacht. Viele Prediger des 21. Jahrhunderts könnten diesbe­züglich von ihm viel lernen. Als einziger Evan­gelist berichtet er ausführlich über die Kind­heitsgeschichte. Es folgen die Texte über das

Vorbereiten des öffentlichen Wirkens (Johan­nes der Täufer, die Taufe und die Versuchung Jesu). Ab dem Kapitel 4, 12 vermittelt er Texte, die sein Wirken in Galiläa enthalten. Bereits beim ersten öffentlichen Auftritt weiss der Le­ser sehr klar, wer Jesus ist: Der Sohn Davids und Abrahams, die absolute Neuschöpfung Gottes. Dann geht er auf die Wanderschaft und predigt ausserhalb von Galiläa.

Das Kapitel «Jesus auf dem Weg nach Jerusa­lem» (16, 13 ff) macht den Übergang zu den Tex­ten, die von den letzten Tagen Jesu in Jerusalem erzählen. Mit den Ostergeschichten (ab Kapitel 28 ff) beschliesst er das Evangelium. Für viele ist klar, dass die Grundaussage eines Textes nur verstehbar ist, wenn wir die Lebenssitua­tion der damaligen Zuhörer kennen. Die Adres­saten waren Christen, die als Juden sozialisiert wurden. Das Judentum von damals war stark von den Pharisäern geprägt. Mit ihnen hatte sich Jesus immer wieder auseinander gesetzt. Die Pharisäer? Es waren Juden, die ihr Leben streng nach den Zehn Geboten ausgerichtet hatten. Demgegenüber forderte Jesus einen grosszügigeren Umgang.

Das Evangelium (Mt. 25, 31–46) ist die Abrech­nung am Ende der Zeiten. Die Menschen kom­men vor den König, um Rechenschaft über ihr Leben abzulegen. Der Massstab, den der König/Menschensohn/Richter anlegt, ist der Um gang mit den Bedürftigen und das rechte Handeln. Was das konkret hiess, wurde uns in vielen Gleichnissen vorgestellt. Ob wir dies auch so gehört und erklärt bekommen haben? Die definitive Trennung zwischen Verdamm­ten und Geretteten entspricht unserem Den­ken und Gerechtigkeitsempfinden: Schuldige können ja nicht straflos ausgehen. Weil dies in uns grundgelegt ist, braucht es die Barmherzig­keit Gottes, des Königs. Deshalb wird auch Gott der Einzige sein, dem das letzte Richterwort zu­steht, in Güte.

Kath.ch/Jakob Hertach

Matthäus fand den Draht zu den ZuhörendenZum Christkönigsfest, 25. November 2018

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Migranten und Flüchtlinge aufnehmen, beschützen und fördern

Papst Franziskus ist eindeutig an seinem Schreib­stil zu erkennen. Er hat uns an einige starke Wörter gewöhnt, die seinem Denken entspringen. … Um uns dabei zu unterstützen, auf die Flücht­linge zuzugehen, stellt die Reflexion des Papstes dieses Jahr anlässlich des ihnen gewidmeten Ta ­ges vier Verben ins Zentrum. Die Flüchtlinge sind auch von so weit gekommen! Manch mal auf einem einfachen, seeuntüchtigen Boot mit völlig verrottetem Mo tor! oft im Marschtempo, weil sie Hunderte, ja Tausende von Kilometern zurückge­legt ha ben, mit der Hoff nung als ein zigem Gepäck­stück, einen gastfreundlicheren Boden zu be tre­ten, da derjenige, der sie hat aufwachsen se hen, unbe wohnbar geworden ist. Politische Kon flik te haben zu solchen mensch lichen Umwälzun gen geführt, dass ihr Heimat land ein «dürres, lech­zendes Land ohne Was ser» geworden ist (Ps 62). Also verlassen sie es. Sie gehen weg. Sie irren um ­her, dem guten Wil len oder den bösen Absich ten Anderer ausgeliefert.

Nichts ersetzt das eigene Lesen der Botschaft des Papstes. Man muss sie lesen und versuchen, sie um zusetzen, sie zu leben. Jedoch, so zusagen als «erste Aufwärmrunde», damit wir uns besser auf die Stärke dieser Botschaft ein stellen können, starte ich nacheinander die drei Moto ren und hal­te einen oder zwei Sätze für jeden von ihnen fest.

Aufnehmen: Nachdem die Botschaft an die bib­lische Grundlage der Aufnahme von Immi granten und die evangelische Zentralität der menschli­chen Person appelliert, betrachtet sie die gegen­wärtige Situation und hält fest: «Auf nehmen be ­deutet vor allem, für Migranten und Flüchtlin ge die Möglichkeiten einer sicheren und legalen Einreise in die Zielländer auszuweiten.» «Kollekti­ve und willkürliche Ausweisun gen von Migranten und Flüchtlingen sind keine an ge messene Lösung, insbesondere, wenn sie Men schen in Länder zurückweist, in denen die Ach tung der Würde und der Grundrechte nicht ge währleistet ist.»

Beschützen: Dieser Begriff beinhaltet eine Viel­zahl von Aspekten. Erinnern wir uns an den star­ken und herausfordernden Punkt: Die Men schen haben das Recht auf Schutz im Her kunftsland, und dieser Schutz «sollte sich im Einwande rungs­land so weit wie möglich fortsetzen, indem Mig­ranten eine angemessene Unter stützung durch einen Berater, das Recht, persön liche Ausweis pa­piere immer auf sich zu tragen, ein fairer Zugang zur Justiz, die Mög lich keit, per sönliche Bankkonten zu eröffnen und die Garan tie eines Existenzmini­mums gewährleistet wird.

Fördern: Die Botschaft erinnert uns zunächst da ­ran, dass das «Zusammenleben» ein Gut für alle ist und dass jeder Mensch das Recht hat, sich in den Randbedingungen der menschlichen Natur verwirklichen zu können. «Da die menschliche Ar ­beit naturgemäss dazu be stimmt ist, Völker zu vereinen, unterstütze ich alle Be stre bungen, die die sozio­professionelle Integra tion von Migran­ten und Flüchtlingen fördern, und allen, – auch Asylbewerbern – die Möglich keit zu arbeiten, die Sprache zu erlernen, die Staatsbürgerschaft aktiv auszuüben sowie angemessene Informationen in ihren Herkunfts spra chen zu garantieren.»

Zum Schluss seiner Botschaft freut sich Papst Franziskus über das Engagement der führen den Weltpolitiker. Tatsächlich haben die Staa ten be ­schlossen, bis Ende 2018 zwei Abkom men auszuar­beiten, betreffend der Flücht lin ge einerseits und der Migranten andererseits.

Um diese drei Verben herum, die so viele We ge eröffnen, sind wir eingeladen, die Botschaft des Papstes zu teilen – sie im Gebet weiterzutragen, damit diese Vereinbarungen zum besseren Leben der Flüchtlinge und Migran ten beitragen.

✠ Jean­Marie Lovey crbBischof von Sitten

Sonntag der Völker. 11. November 2018

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Kunstverlag Maria Laach, No 201726

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Ein Neureicher hat sich überdies noch einen Adelstitel gekauft und erzählt: «Unlängst waren wir in Gesellschaft, lauter Adelige, bis auf meinen Vater.»

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Handschriftlicher Vermerk auf der Speisekarte in einem sizilianischen Restaurant: «Der Kü chen­chef ist so sprachbegabt, dass er derselben Suppe eine Woche lang täglich einen an deren Namen gibt!»

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Beim Tierarzt sprach Herr Lange kurz vor, um den kleinen Hund seiner Frau abzuholen. Zu Hause sagte er: «Es scheint ihm beim Arzt nicht gefallen zu haben. Er hat auf dem Heim weg immerzu gebellt, als wollte er mir etwas erzählen». «Du hast ganz recht», erwiderte Frau Lange. «Er woll­te dir erzählen, dass du den falschen Hund abge­holt hast.»

Lokführer Strecker lebt schon jahrelang mit sei­ner Frau in kinderloser Ehe. Plötzlich be kommt sie Drillinge. Strahlt Strecker: «Was ein guter Lokführer ist, der holt jede Verspätung wieder ein!»

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«Warum haben Sie kein Billett?», fragt der Schaff­ner mit strafendem Blick. «Ich muss sparen», antwortet der Reisende ungerührt.

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Einige Herren waren in einer Taverne beisam­men, und da machte einer den Vorschlag, zu spie­len. Doch ein anderer erkärte: «Ich habe vierzehn gute Gründe gegen das Spiel». «Und die wären?» «Der erste ist, dass ich kein Geld habe…» «So», meinte einer der Herren, «und wenn Sie vierhun­dert Gründe hätten, brauchten Sie uns jetzt den zweiten nicht mehr zu nennen».

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Zwei Sonntagsjäger, die nichts geschossen ha ­ben, kommen an einem Dorfgasthaus vorbei. Fragt der eine: «Wollen wir aus Rache hier Ha ­senbraten essen?»

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Der unerfahrene Tischredner: «Als ich hierher kam, da wussten nur der liebe Gott und ich, was ich sagen wollte, und jetzt …, jetzt weiss es nur der liebe Gott.»

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«Ja», sagte der prahlerische junge Mann, «meine Familie kann beweisen, dass sie von Wilhelm dem Eroberer abstammt.» «Es fehlt nur», sagte der Freund, «dass Sie uns beweisen, dass Ihre Ahnen in der Arche Noah waren.» «Nein, sie hat­ten ihre eigene Jacht.»

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Schotte zu seiner Frau: «Ich habe uns ein Ba ­rometer gekauft!» «Verschwender! Du hast doch deinen Rheuma tismus!»