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VDB Forum am 7. und 8. November 2014 Verfasser: Prof. J. Kupfer Prof. M. Rock Folie Nr. 1 Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Rock Mitglied im Ausschuss des VDE/ABB Technische Universität Ilmenau Fakultät für Elektro- und Informationstechnik FG Blitz und Überspannungsschutz Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen Kupfer Fachingenieur der Medizin Mitglied im Ausschuss des VDE/ABB Wissenschaftliches Beratungsbüro Elektropathologie, Berlin Auswirkungen der Schritt- und Berührungsspannungen auf den menschlichen Körper

Auswirkungen der Schritt- und Berührungsspannungen auf den … · 2019. 9. 17. · Flisowski, Z.: Analiza zagrożenia piorunowego obiektów budow lanych (Lightning danger analysis

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  • VDB Forum am7. und 8. November 2014

    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 1

    Prof. Dr.-Ing. habil. Michael RockMitglied im Ausschuss des VDE/ABBTechnische Universität IlmenauFakultät für Elektro- und InformationstechnikFG Blitz und Überspannungsschutz

    Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen KupferFachingenieur der MedizinMitglied im Ausschuss des VDE/ABBWissenschaftliches Beratungsbüro Elektropathologie, Berlin

    Auswirkungen der Schritt-und Berührungsspannungen auf den menschlichen Körper

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 2

    Inhaltliche Übersicht

    • Definitionen und Grenzwerte

    • Elektrische Vorgänge im Körper

    • Elektrischer Strom – Wirkungsmechanismen

    • Impedanz des menschlichen Körpers

    • Körperimpedanz von Tieren

    • Anwendung des OHM´schen Gesetzes

    • Schritt- und Berührungsspannungen – Parameter beachten!

    • Das Herz im Stromkreis

    • Stromwirkung auf Organe

    • Elektropathologie – generelle Schlussfolgerungen

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 3

    Vergessen wir die Pioniere nicht!

    Beispiel 1: NEUHAUS:

    Definitionen und Grenzwerte

    Neuhaus, H.: Blitzschutzanlagen, Erläuterungen zu DIN 57185 / VDE 0185, VDE-Schriftenreihe Band 44, 1. Auflage, Berlin, Offenbach, VDE-Verlag GmbH, Januar 1983Neuhaus, H.: Personenblitzschutz gegen Schrittspannungen und Berührungsspannungen,11. Internationale Blitzschutzkonferenz (ICLP), München, 1971

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    Folie Nr. 4

    Definitionen und Grenzwerte

    Worum geht es?

    Schrittspannung

    Berührungs-spannung

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    Folie Nr. 5

    Definitionen und Grenzwerte

    Die Schrittspannung entspricht dem Spannungsabfall an der Erdoberfläche bei einer Schrittlänge von 1 m. Sie wird mit zunehmender Entfernung zur Stromeinspeisestelle/zur Ableitung geringer.

    Grenzwerte gelten bei• 50 Hz WS: 50 V (max., dauernd zulässig)• Gleichspannung: 120 V (max., dauernd zulässig)• Blitzentladungen: 25 kV (noch in Diskussion; nur für Erstblitz)

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    Folie Nr. 6

    Definitionen und Grenzwerte

    Die Berührungsspannung ist der Teil der Fehler- oder Erdspannung, der vom Menschen überbrückt werden kann.

    Grenzwerte gelten bei• 50 Hz WS: 50 V (max., dauernd zulässig)• Gleichspannung: 120 V (max., dauernd zulässig)• Blitzentladungen: ? (bisher kein Grenzwert; in Diskussion)

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    Folie Nr. 7

    Definitionen und Grenzwerte

    SonderfallSchritt- und Berührungsspannung treten bei Blitzströmen u.U. gemeinsam auf!

    Reizwirksam sind dann sowohl:

    • Die „Berühr-Boden-Spannung“ (a) mit UBB = UB + US• Als auch die Schrittspannung US allein (b).

    (a) (b)iBlitz

    US

    UB

    iBlitz

    US

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    Folie Nr. 8

    Elektrische Vorgänge im Körper

    Beispiel: Einzelzelle (a – extrazellurär; b – intrazellulär)

    Folgender Grundsatz gilt:

    Leben bedeutet Elektrizität – Elektrizität bedeutet Leben !

    b

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    Folie Nr. 9

    Elektrische Vorgänge im Körper

    Aktionspotentiale sorgen für den internen Informationsaustausch

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    Folie Nr. 10

    Elektrische Vorgänge im Körper

    Summen-Aktionspotentiale können an der Körperoberfläche abgeleitet werden

    Beispiel: Elektrokardiogramm, abgekürzt EKG

    Vulnerable Phase

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    Folie Nr. 11

    Elektrische Vorgänge im Körper

    Elektrische Signale sind auch beim Herzen für den Herz-internen Erregungsablauf verantwortlich(autonomer natürlicher „Herzschrittmacher“!)

    Beispiel: Herzerregung

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    Folie Nr. 12

    Elektrische Vorgänge im Körper

    Eine gesunde Erregung geht vom „Sinusknoten“ aus.

    Sinusknoten

    Vulnerable Phase

    FlimmerüberschwelligerReiz löst in der Vulnerablen Phase Flimmern aus

    Beim externen „Herzschrittmacher“ übernimmt der elektronisch erzeugte Impuls die Funktion des Sinusknoten

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    Folie Nr. 13

    Elektrischer Strom – Wirkungsmechanismen

    1. Elektrische Reizwirkungund

    2. Elektrothermische Wärmewirkungnach dem JOULE´schen Gesetz:

    W = I2 x RKi x tDW – umgesetzte elektrische Energie = erzeugte

    WärmemengeI – Körperstromstärke RKi – durchflossener KörperinnenwiderstandtD – Durchströmungszeit

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    Folie Nr. 14

    Elektrischer Strom – Wirkungsmechanismen

    Die Elektrothermische Wärmewirkung kann bei Behandlung von Schritt- und Berührungs-spannungen vernachlässigt werden. Die umgesetzte elektrische Energie/erzeugteWärmemenge ist zu gering.Die Elektrische Reizwirkung steht bei der weiteren Erörterung von Auswirkungen der Schritt- und Berührungsspannungen auf den menschlichen Körper im Mittelpunkt.

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    Folie Nr. 15

    Impedanz des menschlichen Körpers

    Pioniere ( ! ), Beispiel 2:FREIBERGER (a) 1934 und SAM (b) 1967 legten einen wichtigen Grundstein für Vorgaben im Vorschriftenwerk a) b) Herzstromfaktoren

    Stromweg Herzstromfaktorli. Hand – li. Fuß 1,0 KFl wahrscheinlichre. Hand – li. Fuß 0,8 KFl wahrscheinlichHand – Hand 0,4 KFl seltenFuß – Fuß 0,04 KFl nein

    KFl – Auslösung von Kammerflimmern bei 230 V WS und tD > 500 ms

    DIN IEC/TS 60479-1 (VDE V 0140-479-1): Wirkungen des elektrischen Stromes auf Menschen und Nutztiere –Teil 1: Allgemeine Aspekte, Mai 2007

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    Folie Nr. 16

    Impedanz des menschlichen Körpers

    Der lebensgefährdende Körperstrom IK wird weitestgehend durch die Beziehung

    IK = UB,S / ZKbestimmt.

    UB,S – Berührungs- oder Schrittspannung ZK – Körperimpedanz

    Unter Berücksichtigung des Herzstromfaktors kH gilt:

    IK = UB,S x kH / ZK

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    Folie Nr. 17

    Impedanz des menschlichen Körpers

    Zusammenfassend:• Überschlägig kann mit einem inneren

    Körperwiderstand (Stromweg-abhängig500 bis 1300 Ω) gerechnet werden.

    • Haut (Kapazität ~0,25 µF, parallel hochohmiger Widerstand ~10 kΩ) schützt bei Spannungen unter 100 V; darüber tritt Durchschlag auf.

    • Bei Blitzstromeinwirkung gegebenenfalls Eigeninduktivität für Kopf/Hals, Rumpf und Extremitäten (0,5 bis 1 µH) berücksichtigen.

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    Folie Nr. 18

    Körperimpedanz von Tieren

    Tiere: Vierfüßer-Stand, Anatomie und Körperfülle verlangen eine differenzierte Betrachtung zum Menschen. Der Körperinnenwiderstand liegt, insbesondere bei Großtieren (z.B. Kuh), unterhalb von 500 Ohm. Damit müssen die maximal überbrückbaren Spannungen niedriger liegen, die daraus errechenbaren Körperströme höher sein, als beim Menschen.Elektrosicherheit in „Landwirtschaftlichen Betriebsstätten“ ist daher gesondert zu behandeln!

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    Folie Nr. 19

    Körperimpedanz von Tieren

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    Folie Nr. 20

    Anwendung des OHM´schen Gesetzes

    In guter Näherung gilt das OHM´sche Gesetz zur Berechnung von Körperströmen bei gegebener Spannung und den interessierenden Stromwegen. Aber Vorsicht: Andere Einflussgrößen beachten!

    1. Schrittspannung (Beispiel 1)

    2. Berührungsspannung (Beispiel 2)

    Wechselstrom ImpulsstromIWS = 50 V / 1000 Ω = 50 mA IBlitz = 25 kV / 1000 Ω = 25 A ???

    Wechselstrom ImpulsstromIWS = 50 V / 1000 Ω = 50 mA IBlitz = 200 V / 1000 Ω = 200 mA ???

    (??? – Schwelle für zulässigen Herz-strom in der Vulnerablen Phase istumstritten)

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    Folie Nr. 21

    Anwendung des OHM´schen Gesetzes

    3. Sonderfall:Berührungs- und Schrittspannung treten gemeinsam auf1. Schrittspannung

    2. „Berühr-Boden-Spannung“ mit UBB = UB + USWechselstrom Impulsstrom(Sonderfall wird nicht IBlitz < 200 V / 1000 Ω = 200 mAweiter betrachtet) (Schwelle für zulässigen Impuls-

    strom in der Vulnerablen Phase ist umstritten)

    Wechselstrom Impulsstrom(Sonderfall wird nicht IBlitz < 25 kV / 1000 Ω = 25 Aweiter betrachtet) (in Diskussion)

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    Folie Nr. 22

    Bitte beachten:

    In anderen Normen gab/gibt es darüber hinaus zeitabhängige max. zulässige Spannungen (65 V/5 s; VDE 0141) oder 75 V (VDE 0210) ! Impedanz-Verhältnisse spielen dabei eine wichtige Rolle.

    Es folgen zwei Beispiele:

    Anwendung des OHM´schen Gesetzes

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    Folie Nr. 23

    Anwendung des OHM´schen Gesetzes

    DIN EN 61936-1 VDE 0101-1:2011-11Starkstromanlagen mit Nennwechselspannungen über 1 kVTeil 1: Allgemeine Bestimmungenzulässige Berührungsspannung 75 V bei Dauer > 10 s

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    Folie Nr. 24

    Anwendung des OHM´schen Gesetzes

    WIATER und FLISOWSKI empfahlen bei Impulsen zulässige Schrittspannungen und Berührungsspannungen

    Wiater, J.: Assessment of the Electric Shock Hazard during Lightning at the Small Electric Power System, Session 8 Lightning Deleterious Effects, 8p.2, 27th International Conference on LightningProtection (ICLP), Avignon, France, 2004Flisowski, Z.: Analiza zagrożenia piorunowego obiektów budowlanych (Lightning danger analysisof building objects, Technical University of Warsaw), Warszawa : Wydawnictwa Politechniki Warszawskiej, Prace naukowe, Elektryka, z. 63, 1980, S. 17 – 25

    Sichere Spannungswerte sollen unterhalb der Kurveliegen

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    Folie Nr. 25

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    1. Stromart

    2. Frequenz

    3. Stromweg

    4. Dauer der Durchströmung

    5. Vulnerable Phase EKG

    6. Körpergewicht

    7. Schrittlänge

    8. Andere im Stromkreis liegende Impedanzen

    9. Häufigkeit des Auftretens

    Schutzmaßnahmen werden praktischen Bedingungen zugeordnet. U.a. sind folgende Parameter zu beachten:

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    Folie Nr. 26

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    1. Stromart• Wechselspannung (a)

    • Gleichspannung (b)

    • Wellige Gleichspannung

    • Stoßartige Vorgänge (c) (z. B. Kondensator- und Blitzentladungen)

    • Phasenangeschnittene Ströme

    a) Umrechnung auf Wechselstrom:Effektivwert WS = Maximalwert WS x √2

    b) Umrechung auf reinen Gleichstrom:Amplitude GS = Effektivwert WS

    c) Umrechnung auf Kondensatorentladung:Spitzenwert = Effektivwert WS x √6 oder Amplitude GS x √6; Dauer 3-fache (Rücken-)Zeitkonstante

    IEC/TS 60479-2: Effects of current on human beings and livestock – Part 2: Special aspects, 3rd Ed., May 2007

    (a)

    (b)(c)

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    Folie Nr. 27

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    1. Stromart

    Wellige Gleichspannung muss z. B. nach Oberwellengehalt und Spannungsschwankungen bewertet werden.

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    Folie Nr. 28

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    2. Frequenz

    Bereich des Maximums der physiologischen Reizwirkung

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    Folie Nr. 29

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    3. Stromweg (Herzstromfaktor kH !)

    Nachbildung des Menschen mit elektrischem Netzwerk

    Andrews, C.: Electrical aspects of lightning striketo humans, in: Cooray, V. (Ed.): The LightningFlash, IEEE Press, London, 2003, pp. 548 – 564

    0,04

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    Folie Nr. 30

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    4. Dauer der Durchströmung

    Beispiel: 50 Hz-Wechselspannung –Vorschlag KUPFER für den Verlauf der Flimmerschwelle in Abhängigkeit von der Durchströmungszeit.

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    Folie Nr. 31

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    4. Dauer der DurchströmungBeispiel: Blitzimpuls und Flimmergefahr bei direkter Herzreizung

    (Hypothese!)

    Gazzana, D.S.; Bretas, A.S.; Dias, G.A.D.; Telló, M.; Thomas, D.W.P.; Christopoulos, C.: A study of human safety against lightning considering the groundingsystem and the evaluation of the associated parameters, Electric Power Systems Research, Vol. 113,August 2014, pp. 88 – 94

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 32

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    6. Vulnerable Phase EKG:

    5. Vulnerable Phase EKG – Extrasystolentheorie

    Herzperiodendauer ist kein Kriterium!

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 33

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    6. KörpergewichtAbsenkung der Flimmerschwelle (WS; Extrasystolen-theorie) für Tiere unterschiedlichen Körpergewichtes

    Geddes, L.A.; Moove, A.G.; and Rosborough, J.: Communications: Threshold 60-cps current required for ventricular fibrillation in subjects of various body weights. IEEE Trans. bio-med. Eng., New York, 20 (1973), pp. 465 – 468

  • VDB Forum am7. und 8. November 2014

    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 34

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    7. SchrittlängeDie Schrittlänge wurde bei der Festlegung der Schrittspannung auf 1 m bezogen („Sichere Seite“!).

    Schrittzähler berücksichtigen u.a.

    • Alter

    • Körpergröße

    • Geschlecht

    • Wandergebiet

    und lassen sich dementsprechend einstellen.

    Bei möglichen Unfallanalysen, aber auch für Risikobetrachtungen, könnte das von Bedeutung sein.

  • VDB Forum am7. und 8. November 2014

    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 35

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    8. ÜbergangswiderständeViele elektrische Körperdurchströmungen bleiben, insbesondere beim Elektrounfall, ohne ernste Folgen, weil eine Strombegrenzung durch hohe ‚Übergangswiderstände‘ erfolgt, z. B.:

    • ‚Kontaktwiderstand‘ aufgrund des Hautwiderstandes, der Kontaktfläche, des Kontaktdruckes sowie der Einengung des Strömungsfeldes an Ein-/Austrittstellen

    • Schuhwerk, Strümpfe

    • Handschuhe

    • Im Stromkreis liegende Verbraucher

    • Standortimpedanz/Fußbodenbeschaffenheit (s. Beispiel:)

  • VDB Forum am7. und 8. November 2014

    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 36

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    Beispiel: Standortbeschaffenheit und zusätzliche Erder

    Suchanek, S.: Untersuchungen an Blitzschutzerdungsanlagen unter besonderer Berücksichtigung der Schrittspannung, Dissertation, Technischen Universität Darmstadt, 2013

  • VDB Forum am7. und 8. November 2014

    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 37

    Schritt- und Berührungsspannungen –Parameter beachten!

    9. Häufigkeit des AuftretensBeispiel: Blitzentladung

    Statistik zum Auftreten verschiedener Einwirkmechanismen bei Blitzschlag:

    Direkter Einschlag in den Menschen3 – 5 %

    Seiteneinschlag (Näherung)20 – 25 %

    Berührungsspannung15 – 20 %

    Schrittspannung40 – 50 %

    Fangentladung10 – 15 %

    Gesamttodesrateetwa 10 %(alle Arten der Einwirkung)

    Misbah, N.R.; Ab Kadir, M.Z.A.; Gomes, C.: Modelling and Analysis of Different Aspect of Mechanisms in Lightning Injury, 4th Int. Conf. on Modeling, Simulation and Applied Optimization (ICMSAO), 19. – 21. April 2011, Kuala Lumpur, pp. 1 – 5

    IEC/TR 60479-4: Effects of current on human beings and livestock – Part 4: Effects of lightning strokes, Technical Report, Ed. 2.0, October 2011

    Cooper, M.A.; Holle, R.L.: Mechanisms of lightning injury should affect lightning safety messages, University of Illinois at Chicago, 2010

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 38

    Stromwirkung auf Organe

    Stromwirkung oberhalb des Levels von Schritt- und Berührungsspannung:

    • Herz: Passagere Rhythmusstörungen, Herzkammerflimmern (vulnerable Phase oder tD > 500 ms)

    • Nervensystem (beim Blitzunfall, passager!): Krampf, Keraunoparalyse, Bewußtseinsverlust, Amnesie, Verwirrtheit

    • Haut: Strommarken, beim Blitz Lichtenberg-Figuren, Metallabdrücke

    • Andere Organe: Augen (Verblitzung, Katarakt), Ohren (Trommenfellruptur), Innere thermische Schäden

    • Verletzungen: Frakturen, Luxationen, offene Wunden

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 39

    Stromwirkung auf Organe

    Offene Frage:Gilt das „Alles-oder-Nichts-Gesetz“ beim Elektro-/Blitzunfall?

    Spannungs- und Durchströmungszeitbegrenzung haben bei Schutzmaßnahmen Priorität!Das Herz sollte nicht zum Kammerflimmern kommen!

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    Folie Nr. 40

    Stromwirkung auf Organe

    Bei Blitzentladungen hängen gesundheitliche Folgen in hohem Maße auch von der Höhe des Blitzstromes ab!

    Die Vorgabe zulässiger Schritt- und Berührungs-spannungen ist wichtig für die Dimensionierung und Anordnung des Potentialausgleichs.Da der Blitz aber „blind“ist, entscheidet er letztlich über den Unfallausgang!

    Suchanek, S.: Untersuchungen an Blitzschutzerdungsanlagen unter besonderer Berücksichtigung der Schrittspannung, Dissertation, Technischen Universität Darmstadt, 2013

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 41

    Stromwirkung auf Organe

    Die Blitz-Schrittspannung bezieht sich bisher auf die Vermeidung von Herzkammerflimmern. Andere Organ-spezifische Wirkungen wurden nicht berücksichtigt.

    25 kV ist weiterhin in der Diskussion (VDE/ABB, AK Schritt- und Berührungsspannungen).

    Ausgangspunkt:Suchanek, S.: Untersuchungen an Blitzschutzerdungsanlagen unter besonderer Berücksichtigung der Schrittspannung, Dissertation, Technischen Universität Darmstadt, 2013

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    Folie Nr. 42

    Stromwirkung auf Organe

    Streuungen und Verteilungen sind zu beachten! Beispiel: Loslaß- und Befreiungsstromstärke

    Für 50 % der Männer liegt bei 50/60 und 16 2/3-Hz-WS die Loßlaßstromstärke (let-go-current)

    bei 16 mA

    bei Gleichstrom die Befreiungsstromstärke (release current)

    bei 72 mA

    Dalziel, Ch.F.; Ogden, E.; Abbott, C.E.: Effect of Frequency on Let-Go Currents, Transactions on Electrical Engineering, Vol. 62, December 1943, pp. 745 – 749

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 43

    Stromwirkung auf Organe

    Schließlich:Mensch und Tier sind biologische, individuelle Objekte!• Technisch umgesetzte Grenzwerte aber auch Vorhersagen zu Körperschäden können in Einzelfällen anfechtbar werden.

    • Risikobetrachtungen mit dem Ziel „sichere Seite“ werden erwartet.

    Beispiel: Impedanz-Verteilung innerhalb der Bevölkerung mit 5%-, 50%- und- 95%-Perzentil Angaben.

    • Bei Unfallanalysen ist Gründlichkeit geboten.

    Beispiel: Die Bewertung gesundheitlicher Folgen fußt u.a. auf Angabe des Stromweges und damit der Herzlage (kH ! Ärzte

    beraten!).

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 44

    Elektropathologie – generelle Schlussfolgerungen

    Aus der Praxis selbst lassen sich wichtige Schlussfolgerungen herleiten:

    • Die Jahrzehnte langen Bemühungen für die Entwicklung und Umsetzung wirksamer Schutzmaßnahmen und Verhaltensvorschriften haben sich gelohnt.

    • Die in Vorschriften verankerten maximal zulässigen Kennwerte für Schritt- und Berührungsspannungen sind richtig und haben sich bewährt.

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    Folie Nr. 45

    Elektropathologie – generelle Schlussfolgerungen

    Unabhängig von technisch realisierbaren Schritt- und Berührungsspannungen gilt für jeden Errichter und Betreiber elektrotechnischer Anlagen:

    • Begründete Normwerte einhalten (Mensch und Tier!)

    • Durchströmungszeiten begrenzen (tD< 100 ms)

    • Verhalten anpassen (z.B. Abstand, Isolation, Schrittlänge)

    • Regelmäßige Anlagenüberprüfung

    • Wo vorgeschrieben sowie bei unklaren Verhältnissen: Schutzkleidung tragen!

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    Verfasser:Prof. J. KupferProf. M. Rock

    Folie Nr. 46

    Wir dankenfür Ihre Aufmerksamkeit!

    Auswirkungen der Schritt-und Berührungsspannungen auf den menschlichen Körper