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Die Mistel

Andere Namen sind Hexennest, Hexenbesen,Immergrun, Vogelmistel, Donnerbesen Knis-terholz und je nach Region noch andere.

• Familie der Sandelholzgewachse

• Gattung der Mistelgewachse

In unseren Breiten ist die Mistel die einzige ih-rer Gattung und kann daher auch nicht mit an-deren Pflanzen verwechselt werden.

• Art: Viscum album, weißbeerige Mistel

Die botanische Bezeichnung Viscum hat eineVerbindung zur Viskositat, Zahflussigkeit, demklebrigen Inneren der Mistelbeere. Album =weiß, bezieht sich auf die Beere, die weiß bisgelblich ist.

Abbildung 1: starker Mistelbewuchs

Sie lebt in luftiger Hohe und je nach ihremWirtsbaum wird noch mal nach Laub- oder Na-delholzmistel unterschieden. Da mir bewusstbis jetzt nur Laubholzmisteln begegnet sind,will ich mich diesen zuwenden. Zwar siehtman von weitem hoch oben z. B. in Pappelndie verzweigten Quirle, doch was nutzt es mirda oben. Ich will von Pflanzen berichten, zudenen ich Zugang habe, Zugang auf die eineoder andere Weise. Daher spreche ich hier vonder Apfelbaummistel.

1 Vermehrung

Das ist ein Schmarotzer, hort man die Apfel-baumbesitzer schimpfen. In einem Artikel derhiesigen Zeitung riet man zum großzugigenAusschneiden der befallenen Aste, zum Ver-brennen und warnte vor Ernteausfallen durchMistelbefall. Keine Rede mehr von einer ein-mal geschutzten Pflanze oder nur ein wenigAchtsamkeit.

Abbildung 2: Mistelleim

Nun, die Mistel kann ja eigentlich nichts dafur,sie hat gar keine bose Absicht. Die fur dieDrosseln leckeren Beeren, bleiben beim Ver-zehr am Schnabel kleben und werden an ei-nem Ast abgestreift. Oder die darin enthal-tenen Samenkerne entwickeln sich, nachdemsie den Verdauungstrakt der Vogel passiert ha-ben und auf der geeigneten Unterlage abge-legt wurden. Dafur, das Letzteres Bedingung

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fur die Keimung ist, fand ich keinen abschlie-ßenden Beweis. Hier werde ich mein Experi-ment gespannt beobachten.

2 Ein Schmarotzer?

In fruherer Literatur wird die Mistel als Halb-schmarotzer bezeichnet, d. h. mit immer-grunen Blattern ist sie in der Lage sich derPhotosynthese zu bedienen. Nach der Kei-mung entwickelt sich eine Primarwurzel ausder sich Senkerwurzeln zu den Leitungsbah-nen des Baumes bilden. Hier kann sie sichdes Wassers und der Mineralien ihres Wir-tes bedienen. Stockt diese Versorgung aus ir-gendeinem Grund, kann die Mistel still ver-harren und ihr Wachstum fur Jahre einstel-len, bis bessere Zeiten kommen. Nun kannman davon ausgehen, dass grundsatzlich derWirt nicht umgebracht werden soll. Dennochkonnen Mistelbusche bis zu 1 m Durchmessererreichen, und es ist leicht verstandlich, dassdie Versorgung mit zunehmender Große demWirt sehr zu schaffen macht. Im Laufe der Zeitstirbt zumindest der hintere Teil des Astes ab.In gutem Einvernehmen kann die Mistel mitihrem Baum zusammen aber durchaus 50 - 70Jahre alt werden. Also eigentlich auch ein Be-gleiter fur ein Menschenleben.

Abbildung 3: Misteln in einem Apfelbaum

Zu beobachten ist, dass sich auf einem Baumoft viele fast gleich große und etliche kleine

Gebilde tummeln. Die Vogel scheinen einfachzu faul, sich ein wenig weiter weg zu bewegen.Die Last, die ein Baum zu bewaltigen hat, lasstdie Aste brechen und fuhrt bei alteren Baumenzumindest zum teilweisen Absterben.

Abbildung 4: Mistelwuchs am Stamm

Verstandlich, wenn man bedenkt, dass nachneueren Erkenntnissen, die Mistel auch dieLeitungsbahn des Baumes zur Entnahme or-ganischer Substanzen nutzt. Eine Vermutungvon mir: evtl. reicht die Versorgung mit zuneh-mender Große anders nicht mehr aus? Alsodoch kein Halbschmarotzer - sondern ein Para-sit? In poetisch angehauchter Literatur findensich so Formulierungen, dass der Baum ger-ne ein Platzchen bereit stellt. Angesichts obenerwahnten Erkenntnissen, fallt mir das schwerzu glauben. Die Baume sind uns hier mit Ih-rem Wissen weit voraus, sie mussen das, wiees ist, schon immer gemerkt haben.Eine gleichzeitige Faszination und eineBekampfung der luftigen Schonheit ist in mei-ner von Streuobstwiesen gekennzeichnetenUmgebung festzustellen. Auch ich betrachtetemeinen Apfelbaum im Garten mit Sorge, obsich denn bereits ein Winzling vom letztenoder vorletzten Jahr hier angesiedelt hatte.Jedenfalls konnte ich in den letzten Jahrennicht widerstehen, meinen Garten und Haus-eingang mit Apfelbaumasten mit Mistelkugelnzu schmucken. Die Vogel begeisterten sich furdie weißen Beeren.

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Abbildung 5: Apfelast mit Mistel

3 Beschreibung

Will man die Mistel naher beschreiben,fallt die kugelige Form auf. Tatsachlich sindjungere Gewachse eher strauchartig nachoben ausgerichtet. Durch die jeweiligen Ver-zweigungen an den Astgabeln entsteht im Lau-fe der Jahre die kugelige Form. Ihre immer-grunen ledrigen Blatter, die auch mehrjahriggrun sein konnen, sind paarweise am Endeder Verzweigung angeordnet. Sie sind leichtelliptisch mit einem etwas dickeren oberenEnde und von gelblich-gruner Farbe, die sichnach Verdorren (hebt man die weihnachtlicheTurdekoration auf) in einen seltsamen Gelb-ton verwandelt. Immer noch schon! Aus denunscheinbaren auch grunlich-gelben Bluten,die von Marz bis Mai in den Astgabeln sit-zen, entwickeln sich die Scheinbeeren zumHerbst. In ihnen befinden sich die grunen Sa-men, umhullt von zahem Schleim, eine Delika-tesse fur die Vogel. Und alles geht von vornelos. Ich kann die Vogel schon verstehen, hatder Schleim doch einen frischen, leckeren Ge-ruch und angenehmen Geschmack. Aber hier-vor ist gewarnt! Alle Teile der Mistel sind gif-tig, die Beeren besonders. Also immer fur Kin-der unerreichbar anbringen, denn ich finde,der Geschmack schreckt nicht ab.

4 Mythologie

Wie hart ihr Holz ist, merkte ich, als ichmal einen nicht mehr schonen Ast schreddernwollte. Beim anschließenden Verbrennen imOfen war mir auch der weitere Name

”Knis-

terholz“ klar. Aus der Mythologie wird berich-tet, dass ein Mistelzweig im Kamin vor Blitz-schlag schutzt. Ich hoffe, dass der daraus auf-steigende Rauch den gleichen Schutz bietet!Jedenfalls wurde in der Mythologie der Mistelmagische Krafte nachgesagt, sie galt als Wun-derheilpflanze, als Geschenk des Himmels (er-reicht sie doch die Erde nicht und durfte die-se auch nicht beruhren), und generell als Un-heil abweisend. Das eine Mistelbeere in Sil-ber gefasst vor dem bosen Blick schutzt, werdeich jedenfalls ausprobieren. Asterix-Fans wirddie Mistel bekannt sein, als der ubermaßigeKrafte verleihende Bestandteil im Zaubertrankdes Miraculix.Die moderne Mythologie sagt der Mistel nach,dass sie die Strahlung aus der Atmosphare po-sitiv umwandelt und so ihren Wirt vor Strah-lung schutzt. Dieses gebe ich hier einfach malungepruft weiter, mal als Anstoß, vielleichtweiß ja jemand Naheres hieruber. Die weih-nachtliche Tradition, die Eingangstur mit ei-nem Mistelzweig zu schmucken, geht auchdarauf zuruck, uns in der dunklen Zeit vor ne-gativen Energien zu schutzen.Im Volksglauben war die Mistel ein Garant furGluck und Fruchtbarkeit. So ist auch aus an-deren Landern uberliefert, dass eine Frau, diesich unter einem Mistelzweig aufhielt, unver-hofft, quasi ohne zu fragen, gekusst werdendurfte, ob sie nun wollte oder nicht. Schlim-mer noch, sogar so oft, wie weiße Beeren amZweig hingen. Kusste sich ein Paar unter Mis-teln, so wurde ihnen eine gluckliche Liebe pro-phezeit. Ich glaube, das die tiefere Bedeutungdieses Weihnachtsbrauchs den meisten moder-nen Mannern nicht bekannt ist. Meine Aufent-halte unter der Mistel blieben in dieser Hin-sicht erfolglos!Wie auch immer, auf mich ubt die Mistel

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eine starke Faszination aus. Zwischen denAstgabelchen sind bereits die Blutenknospenin ihren Ansetzen zu erkennen, obwohl derStrauch noch voll ist, von den Beeren, alsoden Fruchten mit Samen, die sich aus derBlute des letzten Jahres entwickelt haben.Die Blutezeit, manchmal schon im Februar bisMai, ist auch nicht oft ublich. Mannliche undweibliche Bluten wachsen nicht auf der glei-chen Pflanze. Die Mistel neigt sich auch nichtunbedingt der Sonne zu, auch entgegen derHauptlichteinwirkung fuhlt sie sich offensicht-lich wohl.

5 Verwendung

Vermutlich waren diese Besonderheiten unddie parasitare Wuchsform der Mistel fur Ru-dolf Steiner Anlass, eine Verbindung zumKrebs zu sehen. Ursprunglich angeregt durchdie Signaturenlehre, kam man auf die Verwen-dung der Mistel in der Krebstherapie. Hier willich nicht naher drauf eingehen, da die Be-handlung und somit die Information fur dieBetroffenen, in die Hande eines erfahrenenArztes gehort.Die Mistel findet keine Verwendung in derKuche, da wie bereits erwahnt, alle Bestand-teile giftig sind, besonders die Beeren. DerGiftgehalt ist abhangig von der jeweiligenWirtspflanze, so ist der Giftgehalt der Ap-felbaummistel geringer als von einem ande-ren Baum. Fur den Teesammler sind nur dieBlatter und Aste interessant, von Oktober bisApril gesammelt. Die Pflanzenteile werden mitkaltem Wasser ubergossen und 8 - 12 Stundenziehen gelassen. Sie durfen nicht erhitzt wer-den, da sonst giftige Substanzen gelost werdenund in den Tee gelangen. Bitte keine Selbstme-dikation, sondern fragen Sie ihren Arzt oderApotheker.Die medizinischen Anwendungen sindvielfaltig und begibt man sich zuruck inihre Geschichte als Heilpflanze, so konnteman meinen, sie ist fur und gegen Alles. Obbereits v. Chr. bei Fallsucht, im Mittelalter bei

Leberleiden und Pest, wird sie von Hildegardvon Bingen fur die Atmungsorgane eingesetzt.Die Liste der Krankheitssymptome, bei derdie Mistel angezeigt ist, ist lang. Ich mochtean dieser Stelle auf die einzelne Aufzahlungverzichten. Manche Heilwirkungen lassensich aber zusammenfassen und so erstaunt esnicht, dass die Mistel Anwendung findet, beiz. B. Bluthochdruck. Wird ihr eine Blutdruckregulierende, gefaßerweiternde Wirkungnachgesagt, beugt sie ferner Arterienverkal-kung vor, versteht man ihre Wirkung auf denBlutdruck schon. Durch ihre blutstillendeEigenschaft empfiehlt sich die Mistel auchfur bestimmte Frauenkrankheiten. Diese Listeließe sich noch beliebig fortsetzen. . .

Der Mistel sei Dank fur Alles!

Abbildung 6: Mistel in Nahaufnahme

Wollen wir so viele gesunde Krauter zu unsnehmen, dass wir die Mistel hoffentlich nichtnehmen mussen.

Bleiben Sie gesund!