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Im Dienste der Bildung 2/2012 Pilotprojekt eLehrmittel erfolgreich gestartet Aymo Brunetti im Porträt Mauro Dell’Ambrogio: Bildungschef im Interview

Aymo Brunetti im Porträt Mauro Dell’Ambrogio: Bildungschef im … · 2013-08-08 · 2 4 Mit dem ePilot erfolgreich abgehoben Seit August testen 15 Berufsfachschulklassen das erste

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Page 1: Aymo Brunetti im Porträt Mauro Dell’Ambrogio: Bildungschef im … · 2013-08-08 · 2 4 Mit dem ePilot erfolgreich abgehoben Seit August testen 15 Berufsfachschulklassen das erste

Im Dienste der Bildung2/2012

Pilotprojekt eLehrmittel erfolgreich gestartet

Aymo Brunetti im

Porträt

Mauro Dell’Ambrogio:

Bildungschef im Interview

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4 Mit dem ePilot erfolgreich abgehoben Seit August testen 15 Berufsfachschulklassen das erste ABU-eLehrmittel von hep.

9 Doppelte Auszeichnung für hep hep hat für die beiden digitalen Lehrmedien – das eLehrmittel ABU und die

iPhone-App Volkswirtscha�slehre – den Worlddidac Award 2012 gewonnen.

11 Geschenktipp

12 Selbstständig heisst nicht «laisser faire» Prof. Dr. Peter Bonati erklärt, worauf es bei Matura- und anderen selbststän-

digen Arbeiten ankommt.

15 Mit Respekt ans Werk Die Unterrichtseinheit «respect ©opyright!» klärt über das Urheberrecht auf.

16 Zwischen Ökonomie und Politik Prof. Dr. Aymo Brunetti erklärt, weshalb er das Seco gegen einen Lehrstuhl

eingetauscht hat.

18 Der neue Bildungschef im grossen hep-Interview Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio verrät seine Visionen und Pläne für die

Bildung.

22 Auf den Spuren der Schmugglerkönigin Ein neuer ott-Spezialwanderführer führt durch das Gebiet östlich des Simp-

lonpasses entlang der Landesgrenze zu Italien.

25 Ein Tag mit einer Maturandin Michèlle Menzi aus Neuhausen SH besucht das letzte Jahr der Kantonsschule

in Scha�ausen.

26 Selbstgesteuertes Lernen ermöglichen Der selbstständige Lehrmittelautor, Schulberater und Kursleiter Alex Bieli

gibt Impulse für einen lebendigen Unterricht.

28 Forum: Wie viele digitale und soziale Medien braucht es im Unterricht?

Kantonsschullehrer Philippe Wampfler und Beatenberg-Institutsleiter Andreas Müller wetzen die Klingen.

30 Leserforum

32 Didacta Schweiz 2012 in Basel Impressionen vom hep-Stand

34 Der Spontane hep-Autor Beat Gurzeler im Porträt

37 Didaktische Nahrung für Dozierende Die Pädagogikreihe «Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung»

kurz erklärt.

38 Kurznachrichten

39 Cartoon

Inhalt 2/2012

IMPRESSUM hep magazin Zeitschrift des hep verlags zu aktuellen Bildungsthemen, erscheint 2-mal jährlich (Juni/November) Redaktionsleitung: Rahel Eckert-Stauber (res) Layout: Grafikatelier Hannes Saxer Mitarbeit an dieser Nummer: Alex Bieli, Peter Egger, Andreas Müller, Philippe Wampfler Bilder: Seb Agnetti, Paul Christener, Barbara Diethelm, Felix Gerber, Hannes Saxer, Michael Stahl, Keystone, SRF/Oscar Alessio Korrektorat: Thomas Kaiser Auflage: 35 000 Redaktionsadresse: hep verlag|ott verlagGutenbergstrasse 31, Postfach 6607, CH-3001 BernTel 0041 (0)31 310 29 29, Fax 0041 (0)31 318 31 35www. hep-verlag.ch; [email protected] TI

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Innovativ in die ZukunftLiebe LeserinLieber Leser

Seit Sie im Juni die erste Ausgabe unseres neuen hep magazins in den Händen gehalten haben, ist einiges passiert! So haben wir für unser Lern-App und das eLehrmittel je einen Worlddidac Award erhalten. Das erfüllt uns mit Stolz. Mit den Apps und vor allem dem interaktiven eLehrmittel haben wir Meilensteine gesetzt. Die Auszeichnungen sind Belohnung unserer Investitionen in die Zukun�! Mehr dazu erfahren Sie im Bericht über den von der PH Zürich begleiteten ePilot.

Lernen Sie auf den Seiten 18 bis 21 unseren neuen Bildungschef Mauro Dell’Ambrogio kennen! Der Tessiner steht ab Januar 2013 dem neuen Staatssekreta-riat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) vor. Seit 2008 leitet Dell’Ambrogio das Staatssekretariat für Bildung und Forschung im Departement des Innern, das auf Anfang 2013 in das WBF (ehemals EVD) transferiert und dort mit dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT zusammengeführt wird.

Ausserdem erfahren Sie, was Aymo Brunetti – ehemaliger Leiter des Staatssekre-tariats für Wirtscha� (Seco) – heute macht. Und schliesslich erleichtern wir Ihnen den Weihnachtsstress und geben Ihnen wertvolle Geschenktipps!

Ich danke Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, im Namen des hep-Teams für Ihre Treue zu unserem Verlag, wünsche bei der Lektüre des zweiten hep magazins viel Spass und freue mich auf Ihre Rückmeldungen.

Peter EggerVerleger, Präsident des Verwaltungsrates

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ePilot

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Der ePilot ist erfolgreich gestartetSeit August wird das interaktive

eLehrmittel von hep für den all-gemeinbildenden Unterricht an

sechs Berufsfachschulen der Deutsch-schweiz ausgiebig getestet. Die Pädago-gische Hochschule Zürich begleitet den Pilotversuch. Ein erster Augenschein.

RAHEL ECKERT-STAUBER

Sonniger Herbstnachmittag im Schul-zimmer P18 an der Gewerblich-Indus-triellen Berufsfachschule (Gibs) in So-lothurn. Die Klasse ELT 2a rüstet sich für den allgemeinbildenden Unterricht (ABU): iPads werden aus den Taschen gezogen und gestartet. Finger streichen über die Bildschirme, Köpfe werden zu-sammengesteckt. «Schau mal, was ich da für eine App gefunden habe!» Gelächter. «Hat bei dir das Versenden der Antwor-ten geklappt?», fragt einer. «Herr Kam-mer, meine Notizen vom letzten Mal

sind verschwunden», ru� ein anderer. Die Schulglocke läutete. ABU-Lehrer Fabian Kammer erhebt sich: «Alle iPads umgekehrt oben auf den Tisch, bitte. Wir beginnen!»

Kammers angehende Konstrukteu-re im zweiten Lehrjahr sind eine von ins-gesamt 15 Klassen an sechs Berufsfach-

schulen in den Kantonen Zürich, Bern, St. Gallen und Solothurn, die seit den Sommerferien ihre papierenen ABU-Schulbücher gegen das erste digitale ABU-eLehrmittel eingetauscht haben. Sie alle machen beim ePilot des hep ver-lags und der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) mit. Ziel des Versuches: Das eLehrmittel ABU soll im Unterricht auf Herz und Nieren getestet werden.

Zur Erinnerung: hep hat als erster Verlag im deutschsprachigen Raum ein digitalisiertes, interaktives Lehrmittel für den ABU-Unterricht entwickelt. Die ABU-App enthält die vier Lehrmittel «Lexikon Allgemeinbildung», «Gesell-scha�», «Sprache und Kommunikation» und «Gesetzestexte». Die Darstellung des Textes entspricht derjenigen des gedruck-ten Lehrmittels, und die vier Lehrmittel sind miteinander verlinkt. Die Lernen-den können im eLehrmittel Randnotizen anbringen, Leuchtmarkierungen vorneh-

«Man muss weniger schleppen mit dem iPad, es ist leicht und komfortabel.

Aber eigentlich mag ich Bücher lieber!»

Delilah Flückiger

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3.9.12 Seit heute haben die Berufslernenden der Geomatikerklasse GM 2a ein iPad! Die Lernenden haben eine Apple-ID erstellt und das iPad mit Be-ständen des Computers synchronisiert. Als Haus-aufgabe laden sie die eLehrmittel, Dropbox und PDF Expert hoch. Per Mail sollen sie zurückmelden, ob sie erfolgreich waren oder ob sie Hilfe brauchen. Der Gedanke ist, dass der Ehrgeiz eine Parallel-komponente zum Spieltrieb sein könnte und dass die Aufgabe beide Komponenten berücksichtigt. Tatsächlich: Erste Erfolgsmeldungen bereits am Abend!

4.9. Die Lernenden haben eine Recherche zum Scheidungsrecht gemacht. Sie mussten heraus-fi nden, wie sich die verschiedenen Verfahren bei Scheidungen charakterisieren lassen und welche Schwierigkeiten auftauchen können. Die ABU-App-Kombination ZGB, Lehrbuch und Lexikon wurde da-bei ausgiebig getestet. Die Resultate waren durch-aus befriedigend. Das Eintragen der Lösungen auf ein PDF wurde von einzelnen Lernenden als um-ständlich bezeichnet. Das Übertragen auf Papier sei komfortabler – wobei eingeräumt wurde, dass es sich um Anfangsschwierigkeiten handeln könnte.

5.9. Das schulinterne Wlan bockt! Als Vorberei-tung zu einem Ausstellungsbesuch im Landes-museum bearbeiteten die Lernenden Aufträge. Einer hätte die Beurteilung eines Videoclips auf «Youtube» zum Inhalt gehabt. Doch nur wenigen Lernenden gelang es, den Clip zu öffnen.

10.9. Während des Ausstellungsbesuches arbeiten die Lernenden an einem Parcours. Einige hielten die schriftlichen Beiträge per iPad fest, andere schrieben lieber von Hand. Gute Arbeitsatmosphäre.

11.9. Die Lernenden verfassen bis Dienstag einen Erfahrungsbericht. Titel: «Die erste Woche mit dem iPad». Keine Proteste bei der Aufgabenerteilung!

«Das iPad wird immer mehr zu einem Werkzeug»

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der PH Zürich begleitet Berufsfach-schullehrer Alois Hundertpfund die Pilotklassen. Gleichzeitig testet er das eLehrmittel mit einer Geomatikerklas-se der baugewerblichen Berufsschule Zürich selber aus. Auf der eCommu-nity-Plattform des Pilotversuches hält Hundertpfund seine Erfahrungen fest. Hier ein paar (gekürzte) Auszüge aus den ersten Schulwochen.

«Das Korrigieren geht viel schneller und sauberer und beim

Lernen hat man seine eigenen Notizen im Lehrmittel integriert.»

Tobias Michel

«Nur das Wlan der Schule müsste noch

schneller sein.» Alexandra Stutz

«Ich muss mich zuerst daran

gewöhnen, nicht mehr mit Sti� und Papier Notizen zu machen, sondern den kleinen Bild-

schirm zu benutzen. Aber die Unter-

richtszeit geht viel schneller vorbei.»

Matthias Weber*

*Die eingeschobenen Zitate stammen von angehenden Konstrukteurinnen und Konstrukteuren, 2. Lehrjahr, der Gewerblich-Industriellen Berufsfachschule Solothurn.

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ePilot

men, persönliche Zusammenfassungen eintippen oder eigene Textseiten einfü-gen. Für diese Innovation hat der Verlag den diesjährigen Worlddidac Award ge-wonnen (siehe Seite 9).

Von Gärtnern bis Coiffeusen

Am Pilotprojekt beteiligen sich Klassen aus den unterschiedlichsten Berufsgrup-pen: Angehende Elektronikerinnen neh-men ebenso daran teil wie etwa Gärtner oder Dentalassistentinnen. Die PHZH-Begleitgruppe wertet die Erkenntnisse

der Versuchsphase aus und wird allfäl-lige Verbesserungsvorschläge für die ABU-App machen. Doch das Interes-se der PHZH geht noch weiter: «Wir möchten geeignete Unterrichtsszenarien für den Einsatz der neuen ABU-eLehr-mittel entwickeln und Erkenntnisse ge-winnen, inwiefern der Lernprozess mit diesen eLehrmitteln unterstützt werden kann», sagt Yvonne Rajakumar, Leiterin der PHZH-Begleitgruppe (siehe Inter-view Seite 8).

12.9. Manchmal vergisst man die naheliegends-ten Sachen. So hat mich eine Berufslernende heute gefragt, ob sie das papierene ABU-Lehrmittel nun trotzdem jedes Mal mitnehmen müsse. Wir haben gelacht, weil ich sie ganz schockiert angesehen habe. Natürlich muss sie nicht!

18.9. Die Lernenden lösten verschiedene Prob-lemstellungen zum Thema «Zusammenleben». Im Lexikon wurden Begriffe zur Verwandtschaft ab-geholt und in «Gesellschaft» wurden selbstständig erstellte Lösungen zu Aufträgen auf deren inhaltli-che Richtigkeit überprüft. Als Einschub habe ich das Markieren und die Post-it-Zettel vorgestellt. Es ging nicht lange, bis jemand herausgefunden hat, dass man die erstellten Zettel aufreihen kann, sodass man eine Sammlung seiner Anmerkungen erhält. Diese Entdeckung wurde im Plenum thematisiert. Ich werde auch in Zukunft die Grundfunktionen erklären und eine gewisse Zeit einräumen, um zu schauen, ob jemand selber auf die Spezialitäten der App kommt. Ich erwarte dadurch einen besseren Lerneffekt, als wenn ich alles im Einbahnverkehr demonstriere.

19.9. Seit dieser Woche sind die Berufskunde-Lehrpersonen meiner Klasse auch mit dem iPad am Werk. Die Lernenden mussten dabei feststellen, dass vom iPad auch harte Gedankenarbeit verlangt wird. Eine Software zu «Projektmanagement» ver-langte volle Konzentration und kaum spielerisches Entdecken. Auch im ABU, so ist anzunehmen, wird ein Teil des Nimbus langsam verblassen. Das iPad wird im Schulalltag immer mehr zu einem an-spruchsvollen Werkzeug, Lernpartner, Problem-steller – aber (hoffentlich) auch zum Problemlö-sungs-Tool.

26.9. Ich denke, dass ich die Methodenkompetenz der Lernenden mit dem iPad nun als ausreichend bezeichnen darf.

«Die ABU-App fi nde ich sehr prak-tisch. Alle wichtigen Gesetze sind inte-

griert und das Lexi-kon ist super. Wenn man ein Wort nicht versteht, kann man sofort im Internet

nachschlagen.» Lavanya Santhirarasa

«Die Versuchung, mit dem iPad etwas

anderes zu tun als zu lernen, ist gross.»

Cyril Brändli

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Anfangsschwierigkeiten gemeistertUnd wie sind die ersten Wochen

mit dem iPad verlaufen? «Im Moment sind wir noch etwas stark mit den tech-nischen Aspekten der App beschä�igt», hält Fabian Kammer fest. Dadurch gehe viel Zeit verloren. Dennoch ist Kammer optimistisch: «Das sind normale Anfangs-schwierigkeiten. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn wir erst mal so richtig loslegen.» Ähnlich ergeht es Nadine Andeer, die an der Schule für Mode und Gestaltung in Zürich eine Coif-feusen-Pilotklasse unterrichtet: «Der orga-nisatorische Mehrwert ist bereits sichtbar: Die Klasse schleppt weniger Gepäck, hat jederzeit Internetzugang und es gibt viele tolle Apps, die man im Unterricht einset-zen kann. Jetzt erhoffe ich mir natürlich noch einen lerntechnischen Vorteil».

Das braucht etwas Zeit. «Wir stehen erst ganz am Anfang. Es wird sich bei Lehrpersonen und Lernenden eine Kultur im Umgang mit diesen neuen Medien ent-wickeln», sagt Andreas Sägesser, Dozent der PH Zürich und Projektbegleiter. Aber das Potenzial sei gross, so Sägesser. «Das Lernen mit dem iPad ermöglicht es bei-spielsweise, unabhängig von Ort und Zeit zu lernen, miteinander zu kommunizie-ren, zu kooperieren und die erarbeiteten Lernprodukte einander auf unkomplizier-tem Weg zugänglich zu machen.»

Und wie haben die Lernenden die ersten iPad-Wochen erlebt? Eine Um-frage des hep magazins bei Klassen und Lehrpersonen zeigt: Die Lernenden sind motiviert bei der Sache und haben – mit wenigen Ausnahmen – grossen Spass am Unterricht mit dem eLehrmittel. Der angehende Solothurner Konstrukteur Joël Müller jedenfalls ist begeistert: «Es ist cool, dass unsere Klasse bei diesem Pilotprojekt mitmachen kann. Jetzt habe ich endlich nicht mehr so ein Chaos mit den vielen Blättern.» Und wie steht es mit dem technisch-virtuellen Chaos auf und mit dem iPad? Müller lacht: «Das räume ich definitiv lieber auf!»

Welches Ziel verfolgt die PHZH mit der Begleitung des Projektes?Ein wichtiges Ziel der Projektbeglei-tung ist es, geeignete Unterrichts-szenarien für den Einsatz des neuen ABU-eLehrmittels zu entwickeln und Erkenntnisse zu gewinnen, inwiefern der Lernprozess mit diesem eLehrmit-tel unterstützt werden kann.

Was heisst das für die erste Projektphase?Zuerst geht es darum, herauszufinden, wie tauglich das eLehrmittel in der Praxis tatsächlich ist. So zu unterrich-ten ist für uns alle Neuland. Wir wol-len erste Erfahrungen sammeln und allenfalls Anregungen und Vorschläge generieren, wie man die App weiter-entwickeln oder verbessern könnte. In einem zweiten Schritt wollen wir in Zu-sammenarbeit mit den Lehrpersonen der Pilotklassen konkrete Szenarien für den Einsatz der eLehrmittel im allgemeinbildenden Unterricht und für die Aus- und Weiterbildung von Lehr-personen entwickeln.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der PHZH und den invol-vierten Lehrpersonen aus?Erstens werden die Lehrpersonen der vier Pilotklassen an den Berufsfach-schulen der Stadt Zürich von unseren beiden Dozenten Alois Hundertpfund und Andreas Sägesser persönlich im Unterricht besucht, unterstützt und begleitet. Zweitens steht sämtlichen Lehrpersonen der Pilotschulen eine virtuelle Arbeits- und Kommunika-tionsplattform mit Informationen und Austauschforen zur Verfügung. So vernetzen wir Lehrpersonen, Ex-

pertinnen für Lernen mit Medien und Softwareentwickler miteinander. Lehrpersonen können untereinander Erfahrungen austauschen und bei Problemen und Fragestellungen, die in der Praxis auftauchen, die Expertise von Spezialisten nutzen.

Wann rechnen Sie mit ersten handfesten Resultaten? Im Januar 2013 ist eine Zwischen-auswertung geplant. Nach dem ers-ten Einsatz der neuen eLehrmittel des hep verlags im Herbstsemester werden erste erprobte Unterrichts-szenarien vorliegen. Diese werden wir untereinander austauschen und in einer zweiten Projektphase weiter-entwickeln. Die Begleitung der Pilot-klassen-Lehrpersonen dauert bis Juli 2013. Die Auswertung der Erfahrungen aller am Projekt beteiligten Lehrper-sonen und «good practice»-Szenarien werden voraussichtlich im Herbst 2013 vorliegen.

In welcher Form werden die Resultate publiziert?Der gesamte Entwicklungsprozess wird auf NING – einer Kommunika-tions- und Arbeitsplattform – laufend dokumentiert. Die Dokumentation der Erfahrungen, Arbeitsmaterialien und Szenarien auf der Projektplattform liefern Material und Informationen zur Entwicklung von Beispielszenarien für den ABU-Unterricht an Berufsfach-schulen mit diesen neuen eLehrmit-teln, die wir auf dieser Plattform einem weiteren Kreis interessierter ABU-Lehrpersonen zur Verfügung stellen werden. Ergänzende Publikationsme-dien sind zurzeit noch in Diskussion.

«Wir wollen Unterrichts-szenarien entwickeln»

Das Pilotprojekt eLehrmittel wird von der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) wissenschaftlich begleitet. Die Leiterin der PHZH-Begleitgruppe, Yvonne Rajakumar, erklärt, was diese Begleitung beinhaltet.

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Doppelte Auszeichnung für hep

Dhep verlag hat für die beiden digitalen Lehrmedien – das eLehrmittel ABU und die iPhone-

App Volkswirtschaftslehre – den World-didac Award 2012 gewonnen.

hep hat allen Grund zum Feiern: Im Rahmen der 60-Jahre-Jubiläumsfeier des Worlddidac Verbandes Ende August dur�en Manuel Schär, Mitglied der hep-Geschä�sleitung und Verantwortlicher des Bereichs elektronische Medien, und Andrea Egger, Projektleiterin elektroni-sche Medien, den diesjährigen World-didac Award entgegennehmen. Die Preisverleihung fand im Rahmen einer feierlichen Galaveranstaltung im Hotel Bellevue Palace in Bern statt.

Gleich für zwei Lehrmittel hat hep die begehrte Trophäe gewonnen – für das eLehrmittel ABU und für die Lern-App Volkswirtscha�slehre. Die beiden hep-Produkte haben sowohl die 10-köp-fige internationale Expertenjury als auch

die Schweizer Lehrerjury überzeugt. «Wir sind sehr stolz auf diesen Preis. Es bestätigt uns in unserer Arbeit und zeigt, dass sich Innovation lohnt», sagt Manuel Schär.

Der 1984 ins Leben gerufene Worlddidac Award ist die bekanntes-te internationale Auszeichnung in der Bildungsbranche. Er wird alle zwei Jah-re vergeben und zeichnet besonders innovative Lehrmittel und Bildungs-hilfsmittel für alle Schulstufen von der Vorschule bis zur Tertiärbildung aus. Der Award will einerseits die Hersteller von Bildungsprodukten zur Entwick-lung von qualitativ hochstehenden und innovativen Produkten motivieren und andererseits die stete Weiterentwicklung und damit die Verbesserung des Lernens und Lehrens unterstützen.

Von den über 50 Bewerbungen in diesem Jahr – unter anderem auch aus den USA, Brasilien, Grossbritannien und Frankreich – erachtete die Fach-

≥ Manuel Schär und Andrea Egger nehmen für hep die beiden Worlddidac Awards entgegen.

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jury der Worlddidac Sti�ung insgesamt 28 Einreichungen als preiswürdig. Dass auch der hep verlag zu den Gewinnern gehört, freut natürlich besonders! res

Erfolgreicher Abschluss für Irene KleinerDer hep verlag freut sich, hochqualifi-zierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team zu haben, die sich regelmäs-sig weiterbilden. In diesem Jahr dur�e das Team mit Irene Kleiner auf den eidgenössisch anerkannten Abschluss Höhere Fachschule FH TSM für Medi-enwirtscha� und Medienmanagement anstossen. Irene Kleiner ist bei hep ver-antwortlich für die Herstellung der Bü-cher. Nach ihrer Lehre als Polygrafin war sie bei verschiedenen Verpackungsfir-men für die Bild- und Textverarbeitung zuständig. In dieser Zeit erwarb sie den Abschluss als Techno-Polygrafin.

Auszeichnungen

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eLehrmittel ABU für iPad, PC und MacGesellschaft | Sprache und Kommunikation | Lexikon Allgemeinbildung | Gesetzestexte

Das eLehrmittel ABU aus dem hep verlag ist das erste interaktive Lehr-mittel für den allgemeinbildenden Unterricht an Berufsfachschulen. Die Lernenden haben die Möglichkeit, im eLehrmittel Randnotizen anzubrin-gen, Leuchtmarkierungen vorzunehmen, persönliche Zusammenfassun-gen einzutippen, Begriffe aus einem Lehrmittel direkt im Lexikon nachzu-schlagen oder interaktive Fragen zu beantworten.

Testen Sie kostenlos das eLehrmittel ABU auf Ihrem iPad Im App Store ist die App mit einem Auszug aus dem eLehr-mittel kostenlos erhältlich.

So erwerben Sie das eLehrmittel ABU

Einführungsangebote der iPad-Version – Paketpreis mit allen vier Lehrmitteln via hep verlag ([email protected])

für CHF 90.– – Kostenpflichtiges Freischalten der einzelnen Lehrmittel via App Store

Einführungsangebot der PC/Mac-Version – Paketpreis mit allen vier Lehrmitteln via hep verlag ([email protected])

für CHF 90.–

Ausgewählte Lehr- und Lernmittel aus dem hep-Programm erscheinen auf das Schuljahr 2013/2014 ebenfalls als interaktive eLehrmittel:

– Betriebswirtschaftslehre | Zusammenhänge verstehen – Deutsch | Schreiben | Lesen und Verstehen | Sprechen | Grammatik – Geografie | Wissen und verstehen | Ein Handbuch für die Sekundarstufe II – Gesellschaft | Ausgabe B | Lehrmittel für den Lernbereich

«Gesellschaft» im ABU– Handbuch Kompetenzen | Basic Skills – Volkswirtschaftslehre | Lehrmittel für die Sekundarstufe II und die

Weiterbildung

eLehrmittel ABU: ausgezeichnet mit dem Worlddidac Award 2012

Erhältlich Ende 2012 Lern-Apps von hep

Weitere Apps in Planung

VWL-App: ausgezei-chnet mit dem World-didac Award 2012

Weitere Informationen unter www.hep-verlag.ch/elehrmittel-abu

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Familien- und Kräuterpower

Geschenktipp

Zerbrechen Sie sich bereits den Kopf darüber, was Sie Ihren Verwandten und Bekannten zu

Weihnachten schenken wollen? Der hep-Geschenktipp hilft Ihnen bestimmt weiter.

Haben Sie kleine Kinder? Oder kennen Sie junge Familien in Ihrem Umfeld? Dann wissen Sie: Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, ist für viele Paare eine echte Knacknuss. Wer arbeitet wie viel? Wer betreut die Kinder? Und wie bleibt man als Paar dabei nicht auf der Strecke? Das hep-Sachbuch «Beruf und Familie vereinbaren – aber wie?» widmet sich genau diesen Fragen – und es legt den Fokus dabei auf die Väter.

Anhand praktischer Beispiele zeigt die Soziologin Margret Bürgisser in ih-rem Buch auf, wie Männer es schaff en,

Beruf und Familie zu vereinbaren. Sie macht das nicht theoretisch, sondern lässt die Betroff enen zu Wort kommen: 14 Männer erzählen von ihrem Enga-gement in beiden Lebensbereichen, von den Schwierigkeiten und ihren Prob-lemlösungen. Das Werk zeigt Wege auf, wie auch Männer familienfreundliche Lösungen realisieren können. Das Buch ist ein passendes Geschenk für Mütter und Väter, junge Paare, Mitglieder von Männer-, Väter- und Elternorganisati-onen und für alle, die sich für Gleich-stellung und Elternscha� interessieren. Apropos: Wenn Sie Ihr Geschenk noch etwas aufpeppen wollen, fügen Sie das dazugehörende Grundlagenwerk «Ver-einbarkeit von Beruf und Familie – auch für Männer. Herausforderungen, Prob-leme, Lösungsansätze» (Bürgisser, ISBN 978-3303905-618-7) bei.

Vielleicht sind die Kinder Ihrer Bekannten und Verwandten aber längst fl ügge. Dann ist das ott-Sachbuch «Un-sere Heilpfl anzen» von Maja Dal Cero eventuell genau das Richtige. Die Um-weltwissenscha� lerin und Pfl anzenheil-kundlerin beschreibt detailliert über 150 Arzneipfl anzen, die in Mitteleuropa und insbesondere in den Schweizer Bergre-gionen wachsen. Die Aufzählung von Inhaltsstoff en und Wirkungen sowie eine Auswahl konkreter Anwendungen zeigen, wie man mit den Heilpfl anzen korrekt umgeht und wie man sie ein-setzt. Zeichnungen und Farbfotos illus-trieren die botanischen Beschreibungen. Ausserdem rollt Dal Cero in ihrem Buch die Geschichte von der Kräuterheilkun-de zur modernen Phytotherapie auf. Ein passendes Geschenk also für alle, die sich für Heilpfl anzen interessieren.

Maja Dal CeroUnsere Heilpfl anzen1. Aufl age 2009384 Seiten 17 x 24 cm, BroschurCHF 58.00ott verlagISBN 978-3-7225-0091-1

Margret BürgisserBeruf und Familie

vereinbaren – aber wie?Väter erzählen

1. Aufl age 2011224 Seiten

17 x 24 cm, BruschurCHF 29.00 hep verlag

ISBN 978-3-03905-619-4

eLehrmittel ABU für iPad, PC und MacGesellschaft | Sprache und Kommunikation | Lexikon Allgemeinbildung | Gesetzestexte

Das eLehrmittel ABU aus dem hep verlag ist das erste interaktive Lehr-mittel für den allgemeinbildenden Unterricht an Berufsfachschulen. Die Lernenden haben die Möglichkeit, im eLehrmittel Randnotizen anzubrin-gen, Leuchtmarkierungen vorzunehmen, persönliche Zusammenfassun-gen einzutippen, Begriffe aus einem Lehrmittel direkt im Lexikon nachzu-schlagen oder interaktive Fragen zu beantworten.

Testen Sie kostenlos das eLehrmittel ABU auf Ihrem iPad Im App Store ist die App mit einem Auszug aus dem eLehr-mittel kostenlos erhältlich.

So erwerben Sie das eLehrmittel ABU

Einführungsangebote der iPad-Version – Paketpreis mit allen vier Lehrmitteln via hep verlag ([email protected])

für CHF 90.– – Kostenpflichtiges Freischalten der einzelnen Lehrmittel via App Store

Einführungsangebot der PC/Mac-Version – Paketpreis mit allen vier Lehrmitteln via hep verlag ([email protected])

für CHF 90.–

Ausgewählte Lehr- und Lernmittel aus dem hep-Programm erscheinen auf das Schuljahr 2013/2014 ebenfalls als interaktive eLehrmittel:

– Betriebswirtschaftslehre | Zusammenhänge verstehen – Deutsch | Schreiben | Lesen und Verstehen | Sprechen | Grammatik – Geografie | Wissen und verstehen | Ein Handbuch für die Sekundarstufe II – Gesellschaft | Ausgabe B | Lehrmittel für den Lernbereich

«Gesellschaft» im ABU– Handbuch Kompetenzen | Basic Skills – Volkswirtschaftslehre | Lehrmittel für die Sekundarstufe II und die

Weiterbildung

eLehrmittel ABU: ausgezeichnet mit dem Worlddidac Award 2012

Erhältlich Ende 2012 Lern-Apps von hep

Weitere Apps in Planung

VWL-App: ausgezei-chnet mit dem World-didac Award 2012

Weitere Informationen unter www.hep-verlag.ch/elehrmittel-abu

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Selbstständig heisst nicht

«laisser faire»Ob Maturaarbeiten an Gymnasien

oder Vertiefungsarbeiten an den Berufsfachschulen: Selbststän-

dige Arbeiten sind aus der Schweizer Schullandschaft nicht wegzudenken. Was braucht es, damit der grosse Auf-wand für die Lernenden tatsächlich gewinnbringend ist? Das hep magazin befragte dazu Prof. Dr. Peter Bonati.

RAHEL ECKERT-STAUBER

hep magazin: Sind selbstständige Arbeiten in Zeiten von Wikipedia und Co nicht passé?

Peter Bonati: Nein, im Gegenteil! Das Internet ist aber bei allen tollen Möglichkeiten, die es bietet, in der Tat eine grosse Herausforderung. Da ist die Unterstützung durch die Lehrperson ge-fragt. Sonst bleiben die Lernenden wäh-rend ihrer Recherchen bei der erstbesten Internetseite hängen. Es ist schwierig für sie, die Verlässlichkeit der Quellen zu beurteilen. Allein bei Wikipedia gibt es grosse Qualitätsunterschiede. Wie müsste denn eine solche Un-terstützung aussehen?

Es ist sinnvoll, wenn die Lehrperson selber Ausgangsmaterialien mitbringt. Das kann beispielsweise ein guter Link oder ein Zeitschri�enartikel sein. Für viele �emenbereiche gibt es hervorra-gende Suchmaschinen. Das Ganze wird enorm erleichtert, wenn man parallel dazu die Fragestellung für die Arbeit eingrenzt. Mit einer klaren Fokussierung

ist das Quellenproblem sofort reduziert. Das Suchen ins Blaue hinaus ist übrigens auch sonst nirgends gefragt, weder in der Wissenscha� noch im Berufsleben.Aber trotz Hilfe und Steuerung: Das Internet verleitet doch auch zum Plagiat.

Das Plagiat ist ein Dauerproblem. Am besten kämp� man dagegen an, indem man sich an den Grundsatz hält «Grabe, wo du stehst». Wähle ein �ema aus deinem Erfahrungsbereich, das dich interessiert. So sinkt auch die Gefahr des Plagiats.Welches pädagogische Ziel steckt grundsätzlich hinter selbstständi-gen Arbeiten?

Das Hauptziel ist die Förderung der Selbstständigkeit. Anhand eines span-nenden �emas werden verschiedene Kompetenzen – wie etwa das Zeitma-nagement oder die vertie�e Ausein-andersetzung mit einem Sachgebiet – angewendet und gefördert. Solche Arbeiten sollten eine Lernerfahrung abschliessen. Sie sind gewissermassen das Gesellenstück am Ende eines Aus-bildungsganges. Was braucht es, damit selbststän-dige Arbeiten gut geraten?

Vier Punkte sind zentral. Erstens: Die Lernenden suchen ein �ema, das sie wirklich interessiert und das für sie geeignet ist. Zweitens: Sie sprechen das �ema und die Methode mit der Lehr-person gut ab. Drittens: Die Lernenden schreiben eine präzise Disposition, die

ihnen als Kompass dient. Viertens: Die Lernenden erstellen einen detaillierten Zeitplan. Gerade den letzten Punkt se-hen die Jugendlichen o� nicht sofort ein. Sie wollen einfach draufloslegen und empfinden die Planung als mühsam. Das Zeitmanagement ist aber entscheidend, sonst läu� alles aus dem Ruder.Eine selbstständige Arbeit anzupa-cken, erfordert viele Kompetenzen. Wie viel davon ist Learning by Doing?

Eine gute Vorbereitungsmöglich-keit bietet der Projektunterricht oder in der Berufsmatura das interdisziplinäre Arbeiten. Aber natürlich ist auch immer eine Portion Learning by Doing dabei. Da sind etwa die berühmten Hasen, die kurz vor dem Experiment davonlaufen, oder Interviewpartner, die kurzfristig absagen. Dann muss man lernen zu im-provisieren. Aber auch das gehört zum Lernprozess. Was macht denn eine gute Betreu-ung aus?

Grundsätzlich gilt: Selbstständig hat nichts mit «laisser faire» zu tun. Die Lehrperson muss die Lernenden aktiv begleiten. Sie muss insbesondere bei der �emenwahl und -eingrenzung helfen. Es geht auch darum, die Machbarkeit abzuschätzen. Und sie muss auf eine sorgfältige Disposition und einen de-taillierten Zeitplan bestehen und diesen überwachen.Die Betreuung kann zu Rollenkon-flikten führen: Einerseits beglei-tet die Lehrperson die Lernenden

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während des Arbeitsprozesses, an-dererseits bewertet sie die Arbeit.

Man muss seine Betreuungsrolle für sich selbst klar definieren und dem Ler-nenden transparent machen. Das wird leider zu selten gemacht. Wir betreuen zu o� nach gutem Willen drauflos. Dann hat der Lernende schnell das Gefühl, er sei im Schlepptau der Lehrperson – ganz nach dem Motto: «Die zieht mich da schon durch und das gibt dann eine gute Note.» Das ist falsch. Die Botscha� müsste eher lauten: «Ich helfe dir bei der �emenwahl und fühle mich da auch mitverantwortlich. Den Rest bespreche ich mit dir. Aber irgendwann kommen wir zum Kap der Guten Hoffnung und dann segelst du alleine weiter. Von da an kommst du zu mir, wenn du Hilfe benötigst.»Die Lernenden investieren meist viel Zeit und Energie in die Arbeit – was nicht zwingend zu einer guten Arbeit führt. Dann ist die Enttäu-schung gross.

Die Inflation von sehr guten Noten bei selbstständigen Arbeiten ist in der Tat gross. Das haben wir untersucht. Wir hätten in der Schweiz lauter Genies, wenn man auf die Noten schaut. Wie kann man da Gegensteuer ge-ben?

Entscheidend ist sicher eine realis-tische Startau�lärung der Schülerscha�. Der Arbeit angepasste Bewertungskri-terien ermöglichen eine Objektivierung der Beurteilung. Die Lehrperson muss

Interview

Der Profi für MaturaarbeitenProf. Dr. Peter Bonati hat selbst eine grosse Zahl selbstständiger Arbeiten be-gleitet. Von 1970 bis 1982 arbeitete Bo-nati als Deutsch- und Philosophielehrer an der Alten Kantonsschule Aarau. An-schliessend war er bis 2002 Direktor des Höheren Lehramts an der Universität Bern, mit Lehr- und Forschungstätigkeit in Fachdidaktik Deutsch, Allgemeiner Didaktik und Schulpädagogik. Seit 2002 ist Bonati als freiberuflicher Schul- und Unternehmensberater tätig. Im hep ver-lag erschienen ist von Peter Bonati und Rudolf Hadorn das Buch «Matura- und andere selbstständige Arbeiten betreu-en», ISBN 978-3-03905-515-9, CH 42.–.

Das GesellenstückWas früher nur am Gymnasium mit der Maturaarbeit üblich war, hat inzwischen auf der gesamten Sekundarstufe II Ein-zug gehalten: die selbständige Arbeit am Ende der Ausbildungszeit. Während mehreren Wochen beschäftigen sich die Lernenden intensiv mit einem klar ein-gegrenzten Thema. Sie formulieren Zie-le, erstellen einen Terminplan, schrei ben ein Lernjournal, recherchieren, vertiefen und erforschen das Thema, versuchen konkrete Fragestellungen zu beant-worten, liefern am Ende eine schrift-liche Arbeit ab und präsentieren ihre Erkenntnisse. Bewertet werden sowohl der Prozess der Erarbeitung als auch das Produkt und die Präsentation.

versuchen, bei der Bewertung unvorein-genommen zu sein. Man darf sich nicht blenden lassen, aber auch nicht Mitleid haben. Sonst wird Fleiss, statt Leistung bewertet. Gute Erfahrungen machen Schulen, die eine Zweitbewertung ein-geführt haben. Dies korrigiert die Noten klar nach unten. Dennoch nehmen Lernende gera-de bei selbstständigen Arbeiten die Note sehr persönlich.

Man muss den Lernenden zeigen, dass man ihren Aufwand schätzt, aber dass halt nicht alles perfekt ist und folglich dieser Effort nicht in der Note abgebildet ist. Es ist eine Daueraufgabe für Lehrpersonen, die Leistung von der Wertschätzung zu trennen. Mögen die Lernenden die selbst-ständigen Arbeiten eigentlich?

Die breit angelegte Studie EVA-MAR II über Gymnasien von 2008 hat klar gezeigt, dass die Maturaarbeit bei den Lernenden ausgesprochen gut an-kommt, was Motivation, Freude und die Kompetenzen betri�, die man sich im Laufe der Arbeit erwirbt. Weniger gut schneidet sie bezüglich Zeiteinteilung ab. Mit der Zeit umzugehen, ist für die Lernenden der grösste Stolperstein. Und dort, wo die Arbeiten von der Schule stark strukturiert werden – etwa mit der Vorgabe eines Oberthemas und einer gezielten Einführung dazu – schneiden die Maturaarbeiten in der Akzeptanz der Lernenden besser ab als dort, wo grosse �emenfreiheit herrscht.

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≥ Fordert eine gute Betreuung der Maturaarbeiten: Prof. Dr. Peter Bonati

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Peter Bonati, Rudolf Hadorn

Matura- und andere selbständige Arbeiten betreuenEin Handbuch für Lehrpersonen und Dozierende

2. Auflage 2009 (Nachdruck 2012) 224 Seiten, 18,5 × 27 cm, Broschur CHF 42.– ISBN 978-3-03905-515-9

Für viele Lehrpersonen und Dozierende bedeutet es einen neuen An-spruch, länger dauernde selbständige Arbeiten von Lernenden zu be-treuen und zu bewerten. Mit der Maturaarbeit, dem «Gesellenstück» der Sekundarstufe II, hat die Ausbildung zur Hochschulreife zusätzlich an Profil und Wert gewonnen. Andere Schulen der Sekundarstufe II und die Hochschulen verlangen Entsprechendes. Es lohnt sich deshalb, in die Betreuung als zentrales Element individueller Förderung zu investieren. Dieses Handbuch hilft, die Betreuungsarbeit und das schwierige Kapi-tel Bewertung zielgerichtet anzugehen. Die Autoren schöpfen aus einer reichhaltigen Praxis auf der Sekundarstufe II, der Tertiärstufe und in der Weiterbildung. Die zweite Auflage berücksichtigt die jüngste Revision des Maturitäts-Anerkennungsreglements (MAR) und bringt neue Instrumente zur Bewertung.

Dagmar Widorski, Patrizia Salzmann, Tibor Bauder, Sarah Heinzer, Fritz Oser

Lernenden fördernd Feedback gebenEin interaktives Arbeitsinstrument für Berufsbildungsverant-wortliche und Lehrpersonen (CD-ROM/Handbuch)

1. Auflage 2012 96 Seiten, 18,5 x 27 cm, Broschur, CD-ROM CHF 39.– ISBN 978-3-03905-755-9

Feedback geben stellt einen zentralen Bestandteil des Unterrichtsalltags dar. Das interaktive Arbeitsinstrument «Lernenden fördernd Feedback geben» bietet die Möglichkeit, sich mit dieser Thematik auseinanderzu-setzen.

Willy Obrist, Christoph Städeli

Prüfen und Bewerten in Schule und Betrieb

1. Auflage 2009 144 Seiten, 18,5 × 27 cm, Broschur CHF 39.– ISBN 978-3-03905-388-9

Professionelles Prüfen ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Unterrichtsqualität – in diesem Buch finden sich dazu wertvolle Impulse.

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Mit Respekt ans WerkDas Urheberrecht von Autorinnen,

Autoren und Kunstschaffenden wird oft aus Unkenntnis heraus

missachtet. Die Unterrichtseinheit «re-spect ©opyright!» der schweizerischen Urheberrechtsgesellschaften will Ab-hilfe schaffen.

Die Generation «Facebook» weiss sich zu helfen: Musik, Filme, Texte, Bil-der – was immer ihr Herz begehrt, laden sich die Jugendlichen heute bequem von zu Hause aus am PC herunter. Und viele Erwachsene tun es ihnen gleich. Nicht immer geht es dabei mit rechten Dingen zu und her. O� werden die Rechte von Kunstschaff enden, Autorinnen, Inter-preten oder ausübenden Künstlerinnen

und Fotografen durch Uploads, Tausch-börsen und Kopieren von Werken aus-serhalb des Freundeskreises verletzt.

«Fundiertes Wissen zum Urhe-berrecht ist kaum vorhanden und wird deshalb o� auch aus Unkenntnis heraus missachtet», stellt Andrea Voser von der Rechtsabteilung der Urheberrechts-gesellscha� ProLitteris fest. «Mit den modernen Informations- und Kommu-nikationstechnologien und der Allgegen-wart des Internets hat das Urheberrecht jedoch eine neue Dimension erhalten.» Davon betroff en seien nicht nur die Ur-heberinnen und Urheber von geschütz-ten Werken, sondern auch die Konsu-mentinnen und Konsumenten.

Diese Situation hat die schweize-rischen Urheberrechtsgesellscha� en ProLitteris, Société Suisse des Auteurs (SSA), SUISA, SUISSIMAGE und SWISSPERFORM dazu bewogen, die Unterrichtseinheit «respect ©opy-right!» zu entwickeln. Mit dieser Unterrichtseinheit soll den Ju-gendlichen auf Sekundar-stufe I und II der korrekte Umgang mit dem Urhe-berrecht nähergebracht werden.

Rapper Stress packt ausIm Zentrum der Un-terrichtseinheit steht eine attraktive Zeitung in Tabloidformat, die urheberrechtliche Inhalte krea-tiv und realitätsnah vermittelt: Wie kommen Kunstschaff ende zu ihrem Lohn? Was ist geistiges Eigentum? Was bedeutet das Copyright-Zeichen © eigentlich? Wann spricht man von einem Plagiat? Und was passiert mit

den Werken, wenn der Künstler oder die Künstlerin stirbt?

Die Zeitung thematisiert verschie-dene Aspekte des Urheberrechts und beleuchtet diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie lässt dazu Schweizer Kunstschaff ende, wie etwa den Rapper Stress oder die Filmerin Anna Luif, zu Wort kommen und animiert die Jugend-lichen so, sich mit diesem vielschichti-gen � ema auseinanderzusetzen, eigene und fremde Werte zu refl ektieren und dadurch Handlungsmöglichkeiten für einen sinnvollen Umgang mit wichtigen Elementen des Urheberrechts zu entwi-ckeln. res

Trendige UnterrichtseinheitDie Zeitung zum Urheberrecht «respect ©opyright!» kann zu Paketen à 10 Stück kostenlos bei hep ([email protected]) bestellt werden. Ergänzt wird die Zeitung durch Materialien (Arbeitsblätter, Vertiefungstexte für Lehrperso-nen), die unter www.hep-verlag.ch ebenfalls kostenlos bereitstehen.

ProLitteris

Peter Bonati, Rudolf Hadorn

Matura- und andere selbständige Arbeiten betreuenEin Handbuch für Lehrpersonen und Dozierende

2. Auflage 2009 (Nachdruck 2012) 224 Seiten, 18,5 × 27 cm, Broschur CHF 42.– ISBN 978-3-03905-515-9

Für viele Lehrpersonen und Dozierende bedeutet es einen neuen An-spruch, länger dauernde selbständige Arbeiten von Lernenden zu be-treuen und zu bewerten. Mit der Maturaarbeit, dem «Gesellenstück» der Sekundarstufe II, hat die Ausbildung zur Hochschulreife zusätzlich an Profil und Wert gewonnen. Andere Schulen der Sekundarstufe II und die Hochschulen verlangen Entsprechendes. Es lohnt sich deshalb, in die Betreuung als zentrales Element individueller Förderung zu investieren. Dieses Handbuch hilft, die Betreuungsarbeit und das schwierige Kapi-tel Bewertung zielgerichtet anzugehen. Die Autoren schöpfen aus einer reichhaltigen Praxis auf der Sekundarstufe II, der Tertiärstufe und in der Weiterbildung. Die zweite Auflage berücksichtigt die jüngste Revision des Maturitäts-Anerkennungsreglements (MAR) und bringt neue Instrumente zur Bewertung.

Dagmar Widorski, Patrizia Salzmann, Tibor Bauder, Sarah Heinzer, Fritz Oser

Lernenden fördernd Feedback gebenEin interaktives Arbeitsinstrument für Berufsbildungsverant-wortliche und Lehrpersonen (CD-ROM/Handbuch)

1. Auflage 2012 96 Seiten, 18,5 x 27 cm, Broschur, CD-ROM CHF 39.– ISBN 978-3-03905-755-9

Feedback geben stellt einen zentralen Bestandteil des Unterrichtsalltags dar. Das interaktive Arbeitsinstrument «Lernenden fördernd Feedback geben» bietet die Möglichkeit, sich mit dieser Thematik auseinanderzu-setzen.

Willy Obrist, Christoph Städeli

Prüfen und Bewerten in Schule und Betrieb

1. Auflage 2009 144 Seiten, 18,5 × 27 cm, Broschur CHF 39.– ISBN 978-3-03905-388-9

Professionelles Prüfen ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Unterrichtsqualität – in diesem Buch finden sich dazu wertvolle Impulse.

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Zwischen Ökonomie und PolitikAls Chefökonom des Bundes hat

Aymo Brunetti die Schweizer Wirtschaftspolitik der letzten

Jahre entscheidend mitgeprägt. Jetzt widmet sich der nüchterne, präzise Analytiker und hep-Autor als ordentli-cher Professor an der Universität Bern wieder hauptsächlich seiner Leiden-schaft – der Lehre.

RAHEL ECKERT-STAUBER

Klar, unaufgeregt und stets sachlich – Aymo Brunetti, ehemaliger Cheföko-nom des Bundes und frischgebackener ordentlicher Volkswirtscha�sprofessor, sucht keine Effekthascherei. Locker und unprätentiös erscheint er zum Gespräch in seinem neuen, schlicht eingerichteten Büro in der Abteilung Volkswirtscha� an der Universität Bern. Während über eines Jahrzehnts hat der Ökonom als Chef der Direktion für Wirtscha�spo-litik im Staatssekretariat für Wirtscha� (Seco) die Schweizer Wirtscha�spolitik geprägt. Er hat entscheidend mitgehol-fen, die Schweiz verhältnismässig unbe-schadet durch die turbulenten letzten Jahre – von der Konjunkturkrise über die Finanzkrise bis hin zur Eurokrise – zu manövrieren.

Doch Ende Januar hat der 49-jäh-rige Brunetti das Zentrum der Macht freiwillig verlassen und gegen einen Professorenposten an der Universität Bern eingetauscht. «Kurz vor 50 ist ein guter Zeitpunkt, um noch einmal etwas Neues in Angriff zu nehmen», sagt Bru-netti. Bereits mit 36 Jahren war er in den

Staatsdienst eingetreten, mit der Absicht, maximal zwei Jahre zu bleiben. Gewor-den sind daraus schliesslich 13 Jahre. Es sei für ihn aber immer klar gewesen, dass er das nicht bis zur Pensionierung machen könne, betont Brunetti.

Akademische FreiheitVerspürt er kein Bedauern, den poli-tischen Einfluss aufzugeben? Brunetti lächelt: «Meine Meinung wird vielleicht auch in Zukun� noch gefragt sein, ein-fach in anderer Form.» Aber nein, fügt er dann ernst an, er empfinde im Gegenteil eine grosse Befreiung: «Ich kann wieder genau sagen und tun, was ich will. Es ist schön, einen direkten Einfluss auf das politische Geschehen zu haben, aber man büsst dafür auch beträchtlich an Freiheit ein.» Es sei zwar nicht so, dass er sich als Bundesbeamter verleugnet habe. «Aber man hat einen Filter im Kopf.» Der Filter heisst Bundesrat.

Die politische Auseinandersetzung hat Brunetti fasziniert – auch wenn dabei nicht selten ökonomische Ideal-vorstellungen auf politische Werturteile und Machbarkeiten prallten. Da hiess es, Augenmass zu bewahren. Gegen aus-sen ist ihm das nahezu perfekt gelungen. Brunetti wirkte bei seinen zahlreichen Medienau�ritten stets nüchtern und gelassen. Gegen innen sah es zuweilen anders aus. «Ich war manchmal schon gestresst und hatte die eine oder andere schlaflose Nacht», gesteht Brunetti. Aber es nütze ja nichts, wenn man die Umge-bung mit reinziehe. Deshalb versuchte er, das für sich zu behalten.

So liess er sich auch nie anmer-ken, dass ihn persönliche Anwürfe oder Schubladisierungen seiner Person manchmal auch verletzten. Den Stem-pel des «Neoliberalen» etwa, den ihm linke Politiker aufgedrückt hatten. «Ich habe einigen linken Anliegen wider-sprochen, weil sie ökonomisch schlicht keinen Sinn machen», sagt Brunetti, «aber ich bin in keiner Partei und ver-trete Positionen, die man als Ökonom halt hat.» Als Ausgleich zu seinem an-spruchsvollen Job hat der zweifache Familienvater selbst in den extremsten Zeiten immer alle Ferien bezogen und an den Wochenenden aus Prinzip nicht gearbeitet. Ausserdem spielt er Tennis und Volleyball, liest viel und verschmäht auch ein feines Essen und ein gutes Glas Wein nicht.

Keine GeheimwissenschaftJetzt freut sich Brunetti darauf, das Zen-trum für Regionalökonomie an der Uni Bern aufzubauen und wieder vor Stu-denten zu stehen. Lehren – das habe ihn schon immer fasziniert. Deshalb hat er selbst während seiner Seco-Jahre stets dafür gesorgt, mindestens eine Vorle-sung halten zu können. «Es hat mich immer gestört, dass die Volkswirtscha� als eine Art Geheimwissenscha� wahr-genommen wird», erklärt Brunetti. Na-türlich sei die Wirtscha� unglaublich komplex. «Aber es ist hochspannend, dass man mit wenigen Konzepten 90 Prozent dessen erklären kann, was pas-siert.» Diese Konzepte zu vermitteln, begeistert Brunetti. In der Tat gelingt es

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ihm wie kaum einem anderen, die wirt-scha�lichen Zusammenhänge selbst einem wirtscha�sfremden Publikum nahe zu bringen – ohne dabei je missi-onarisch zu wirken.

Aus der gleichen Motivation her-aus sind seine Bücher entstanden. Das Lehrbuch «Volkswirtscha�» habe er nur geschrieben, weil er kein passendes deutschsprachiges Buch für seine Vorle-sung gefunden habe. Und auch «Wirt-scha�skrise ohne Ende?», in welchem er die Hintergründe der Finanzkrise ausleuchtet, war ursprünglich gar nicht als Buch, sondern schlicht als Skript für seine Studenten gedacht. «Eigentlich schreibe ich nämlich nicht wirklich gerne», verrät Brunetti. Er sei eher faul und greife erst in die Tasten, wenn er wirklich überzeugt sei, dass sich der Aufwand lohne. Entstanden sind die Bücher mehrheitlich im Zug: Brunetti pendelt täglich von Biel-Benken bei Ba-sel nach Bern und zurück. «Ohne diese Stunden im Zug hätte ich die Bücher nie geschrieben.»

Die Finanzkrise – und insbesondere die Eurokrise – werden den Ökonomie-professor noch lange beschä�igen. Es werde wohl noch manche Krise folgen, bis sich die wirtscha�liche und insbe-sondere die währungspolitische Situation in Europa wieder beruhigt habe, glaubt Brunetti. Das wahrscheinlichste Szena-rio sei, dass Europa längerfristig auf eine Fiskalunion hinsteuert. Und die Schweiz? «Die muss hoffen, dass die Europäer eine Lösung finden», meint Brunetti schulter-zuckend und wie stets – nüchtern.

Porträt

< Stets sachlich: Aymo Brunetti.

Einmal Uni – Bund retourAymo Brunetti (49) ist ordentlicher Professor für Wirtschaftspolitik und Regio-nalökonomie sowie Direktor des Center for Regional Economic Development an der Universität Bern. Brunetti studierte Nationalökonomie an der Universität Basel, wo er 1992 doktorierte und 1996 habilitierte. Von 1997 bis 1999 war er vollamtlicher Vertreter eines ordentlichen Professors an der Universität in Saar-brücken. Zudem hatte er Beratungsmandate für die Weltbank und die Interna-tional Finance Corporation inne. Im März 1999 trat Brunetti ins Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement ein, zunächst als Vizedirektor des Bundesamtes für Wirtschaft und Arbeit. Ab Juli 1999 war er Mitglied der Geschäftsleitung des neu geschaffenen Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) und leitete dort den Leistungsbereich Wirtschaftspolitische Grundlagen. 2003 avancierte er zum Leiter Wirtschaftspolitik. Diese Position übte er bis Ende Januar 2012 aus. Aymo Brunetti ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Biel-Benken BL. Im hep ver-lag publizierte Brunetti neben zwei Lehrbüchern zur Volkswirtschaft das Buch «Wirtschaftskrise ohne Ende?», ISBN 978-3-03905-883-9, CHF 29.– (auch als E-Book erhältlich, ISBN 978-3-03905-896-9).

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«Mein Credo: So wenig Bürokratie wie möglich!»

Mauro Dell’Ambrogio leitet ab dem 1. Januar 2013 das neue Staatssekretariat für Bildung,

Forschung und Innovation (SBFI) im Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung. Damit ist der Tessiner Staatssekretär neu auch für die Berufs-bildung zuständig. Dem hep magazin gewährt der designierte oberste Bil-dungschef erstmals umfassend Einblick in seine bildungspolitischen Visionen, Ziele und Pläne.

RAHEL ECKERT-STAUBER

hep magazin: Sie sind ab Januar gewissermassen «Mister Bildung». Verraten Sie uns Ihr Bildungscredo?

Mauro Dell’Ambrogio: Herzlichen Dank für die Blumen – aber wissen Sie, in der föderalistischen Schweiz gibt es bei-nahe unzählige Mistresses und Masters in Sachen Bildung. So betrachtet, übe ich lediglich eine bescheidene bürokratische Funktion in der Bundesverwaltung aus und dies im Dienste des Bundesrates und

der Eidgenössischen Räte. Das jedoch hindert mich nicht daran, durchaus ein Bildungscredo zu haben. Es lässt sich auf einen Satz reduzieren: So wenig Bürokra-tie wie nur irgendwie möglich!

Was ist die grösste Herausforde-rung bei der Fusion der beiden Bildungsämter?

Der Fusionsprozess hat, das war beinahe unvermeidlich, bei den ver-schiedenen externen Partnern einiges an Misstrauen gesti�et. Dieses müssen wir so rasch als möglich abbauen.

Im Vorfeld dieser Fusion wurde viel über die verschiedenen Kulturen in den beiden Ämtern gemunkelt. Man sagt, die Stimmung im Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) sei schlecht.

Wer das sagt, sollte wissen, dass nicht zuletzt auch personelle Abgänge, die nicht direkt vom Fusionsprozess verursacht wurden, die Stimmung im BBT beeinflussen. Darüber hinaus bin

ich der Meinung, dass Kulturen geübt und praktiziert werden sollen und nicht theoretisiert oder gepredigt. Meine neue Funktion trete ich am 1. Januar 2013 an. Und dies werde ich sehr optimistisch auch in Bezug auf die Stimmung tun.

Gewerkschaften und Arbeitgeber befürchten, dass die Berufsbil-dung in Zukunft zu kurz kommt und dass Ihr Fokus zu sehr auf der Hochschulbildung liegt. Sind diese Befürchtungen begründet?

Sie erwähnen nur die eine Seite – die Vertreter der akademischen und der allgemeinen Bildung befürchten ihrer-seits, kün�ig zu kurz zu kommen: weil das neue Staatssekretariat, das SBFI, im bisher für die Berufsbildung zuständi-gen Departement, im Volkswirtscha�s-departement, zu stehen kommt; weil die Berufsbildung im Direktionsbereich Bil-dung des neuen SBFI die überwiegende Mehrheit darstellt; weil der kün�ige Chef des Direktionsbereiches Bildung, der übrigens gleichzeitig mein Stellver-

< Glaubt an das Modell «Lehre» – Mauro Dell’Ambrogio.

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treter sein wird, ein klarer Verfechter der Berufsbildung ist. Das alles gehört zu den vom Fusionsprozess unvermeidlich gesti�eten Unsicherheiten und Ängsten. Aber ich bin überzeugt davon, dass sich das sehr rasch ändern wird.

Die Berufsbildung ist ein unglaub-lich dynamischer Bereich. Wie und wo holen Sie sich das Know-how für diesen Bereich?

Ich habe als Generalsekretär der Bildungsdirektion des Kantons Tessin die Berufsbildung in meinem Heimat-kanton vier Jahre persönlich geleitet und während dieser Zeit habe ich verschiede-ne Reformprojekte in diesem Bereich persönlich umge-setzt. Später war ich fünf Jahre lang Lei-ter einer Fachhoch-schule. Fünf meiner sieben Kinder haben eine Berufslehre ab-solviert. Zugegeben, das macht aus mir noch keinen Spezi-alisten für alle Be-lange der Berufsbil-dung, aber ich kann mit einiger Erfahrung – und auch mit gesundem kritischem Abstand – hier sehr wohl mitreden (schmunzelt).

Hat das Modell «Lehre» überhaupt eine Zukunft. In anderen Ländern bauen Grossbetriebe inzwischen bereits eigene Ausbildungsstätten auf – wie etwa Toyota in Polen.

Die Berufslehre nach Schweizer Art ist ganz sicher zukun�sfähig. Dagegen sind Versuche im Ausland, das Schwei-zer Modell zu kopieren, noch sehr frag-mentiert und in der Umsetzung keine Selbstläufer. Das nachhaltige Wahrneh-men der Nachwuchsverantwortung für einen Beruf durch die entsprechen-

de Branche inklusive der dort tätigen KMU ist schon noch etwas anderes als die betriebsinterne Ausbildung in einer Grossfirma.

Unsere Lernenden in der Berufs-bildung sind zwar top ausgebildet, haben aber keine international kompatiblen Zeugnisse. Müsste man nicht dafür sorgen, dass auch Lehrabgänger international aner-kannte Titel haben?

Die internationale Anerkennung der Schweizer Berufsbildung ist ein seit langer Zeit verfolgtes Ziel. Berufs-

maturität und Fach-hochschulen sind vor 20 Jahren genau vor diesem Hinter-grund entstanden. Und ironischerwei-se wird jetzt hier-zulande über die «Akademisierung» der Fachhochschu-len geklagt. Die An-erkennung ist kein einseitiger Prozess; als Rückwirkung ste-hen zum Beispiel den internationalen Stan-dards entsprechende

Erfordernisse bezüglich der Anzahl �eorielektionen oder akademischer Titel des Lehrkörpers im Raum. Ob es klug ist, nur wegen der internationalen Anerkennung die Seele der Schweizer Berufsbildung zu verkaufen?

Unsere Berufsschüler haben keinen flächendeckend obligatorischen Fremdsprachenunterricht. Warum ist Englisch kein Pflichtfach?

Natürlich sind Fremdsprachen-kompetenzen heute sehr wichtig. Aber ich glaube, dass für den Sprachenerwerb Auslandsaufenthalte in allen möglichen Formen wirksamer sind als schulischer Pflichtfachunterricht. Nehmen Sie mich

als Tessiner: Ich habe sehr schnell ge-lernt, Berndeutsch zu verstehen ...

Viele technische Berufe haben zu wenig Nachwuchs und der Frauen-anteil in diesen Berufen ist immer noch marginal. Wie kommt es, dass das «Bildungsland Schweiz» sei-ne Jugendlichen so wenig für diese Berufe motivieren kann?

Es wird vieles unternommen. Aber bestehende Vorurteile sind schwer zu bekämpfen, dies vor allem in Familien mit Migrationshintergrund aus Län-dern, in denen es die duale Berufsbil-dung nicht gibt. Dazu kommt die wirt-scha�liche Realität: Technische Berufe sind stärker der Konjunktur und dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt, und Frauen suchen eher die sichere Seite als Männer. Zudem: Ein Fall wie Merk-Serono in Genf, wo auf einen Schlag so viele Stellen gestrichen werden, zerstört mindestens lokal die Wirkung auch der besten Motivationskampagnen. Anders ausgedrückt: Warum sollte sich heu-te ein Mädchen, oder auch ein Junge, zugunsten der Technik und Industrie entscheiden, wenn ihr beispielsweise im Service Public mit grösster Wahr-scheinlichkeit eine beinahe lebenslange Beschä�igung – und dies erst noch am Wohnort – winkt?

Der Bund will die Bildungs- und Arbeitsmarktfähigkeit der Jugend-lichen verbessern. Mindestens 95 Prozent sollen einen Abschluss auf Sekundarstufe II erwerben. Welchen Beitrag will der Bund (zu-sätzlich) leisten, um dieses Ziel zu erreichen?

Es gibt schon viele Massnahmen; zum Beispiel solche zur Unterstützung von Lernschwachen oder erwachsenen Quereinsteigern in der Berufsbildung. Man kann vielleicht noch einiges mehr und besser machen. Aber die konkrete Durchführung an der kantonalen und

«Als General-sekretär der

Bildungsdirektion des Kantons

Tessin habe ich die Berufsbildung vier

Jahre persönlich geleitet.»

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betrieblichen Front ist sicher wirksamer als eine zentrale Regulierung.

In den Kantonen findet ein Seilzie-hen um die schulisch starken Ju-gendlichen statt. Stichwort «Matu-ritätsquote». Viele KMUs beklagen die Abwanderung ins Gymnasium und die damit verbundene Aushöh-lung der Berufsbildung. Müsste der Bund nicht einmal klar Position be-ziehen?

Eine nationale Abstimmung der Gymnasialquote widerspricht den sehr unterschiedlichen Ausgangslagen und Rahmenbedingun-gen in den verschie-denen Regionen: Genf und Appenzell sind schlicht nicht miteinander ver-gleichbar! Die Ver-mittlung zwischen den Erwartungen der Schülerschaft und deren Familien und dem Leistungs-anspruch der ver-schiedenen Schulen respektive den jeweiligen Schulniveaus kann am besten die lokale oder allenfalls kantonale Behörde machen. Arbeits-markt und kulturelle Einstellungen in der Gesellscha� werden immer stärker wirken als politische «Positionierun-gen».

Machen Sie es sich da nicht etwas zu einfach?

Nein. Der Bund finanziert schon ei-niges an Informationsarbeit zugunsten der Berufsbildung mit. Aber viel mehr kann nur indirekt erwirkt werden, bei-spielsweise durch Zulassungsregelungen für die Ausübung bestimmter Berufe, allenfalls auch über die Migrationspo-litik oder die Lohnpolitik der öffentli-chen Hand. Bildungspolitisch könnte

die von Avenir Suisse entworfene Idee einer tertiären Lehre für Gymnasialab-solventen geprü� werden. Meine Rolle würde dann darin bestehen, Experimen-te in diese Richtung nicht zu behindern, wenn einzelne Organisationen der Ar-beitswelt, Kantone und Schulen so etwas versuchen wollten.

Welche Schwerpunkte wollen Sie im Bereich Hochschule in den nächsten Jahren setzen?

Der Schwerpunkt ist mit der Ver-abschiedung des neuen, ab 2014 ein-

zuführenden Bun-desgesetzes über die Förderung der Hochschulen und die Koordination im schweizerischen Hochschulbereich HFKG genau de-finiert. Wir haben vom Parlament den Auftrag erhalten, zusammen mit den Kantonen einen ge-meinsamen Hoch-schulraum Schweiz für Universitäten

und Fachhochulen zu schaffen. Dies ohne Verwässerung der typologisch und inhaltlich unterschiedlichen Profile, aber mit möglichst einheitlichen und einfa-cheren Regeln als bis heute in Bezug auf die Finanzierung, die Kostentrans-parenz, die Autonomie, den Wettbewerb und vor allem auch auf die Aufgabentei-lung in den kostenintensiven Bereichen. Da kommt eine spannende Aufgabe auf mich und meine Mitarbeitenden zu.

Ein politisch heisses Eisen ist die Ausbildung der Ärzte: Die Zahl der Ausbildungsplätze soll in den kommenden Jahren sukzessive um rund 300 erhöht werden. Die Kos-ten dafür belaufen sich auf mindes-tens 56 Millionen Franken. Bis jetzt

ist nicht klar, wer das berappen soll. Wie sehen Sie das?

Der Numerus clausus hat meiner Meinung nach die Medizinfakultäten verwöhnt. Im Vergleich mit anderen Fa-kultäten haben sie jahrelang gleich vie-le Studierende mit wachsenden finan-ziellen Mitteln ausgebildet. Man kann verlangen, dass die Kosten pro Kopf etwas sinken, also eine Verlagerung von Ressourcen der Medizinfakultäten weg aus der Forschung hinein in die Lehre. Weiter ist zu bedenken, dass zu den Universitäten, die mehr Mediziner ausbilden, nach den heutigen Regelun-gen entsprechend mehr Geld von Bund und Kantonen fliesst. Allenfalls könnte man das Verhältnis der pro Kopf Sätze nach Fachbereich ein wenig korrigieren. Offen bleibt dann die Frage, ob die kon-sequente Minderfinanzierung der ande-ren Bereiche durch eine Erhöhung des gesamten Beitragskredits des Bundes mindestens zu einem gewissen Teil zu kompensieren ist.

Das neue BildungsamtVor einem Jahr hat der Bundesrat eine Verwaltungsreform beschlossen, die auch die Zuständigkeiten in der Bildung neu regelt. Ab dem 1. Januar 2013 heisst das heutige Volkswirtschaftsdeparte-ment (EVD) neu Eidgenössisches De-partement für Wirtschaft, Bildung und Forschung, WBF. Das bisherige Staats-sekretariat für Bildung und Forschung – bisher im EDI – und das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie – bis-her im EVD – werden zusammengelegt und unter dem Namen Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, SBFI, im neuen Departement angesie-delt. Damit ist die gesamte Bildung und Forschung ab der Sekundarstufe II erst-mals unter einem Dach vereint. Am 23. Mai 2012 hat der Bundesrat Staatssek-retär Mauro Dell‘Ambrogio zum ersten Direktor des SBFI ernannt.

Interview

«Eine nationale Abstimmung der Gymnasialquote widerspricht den

sehr unterschiedli-chen Ausgangslagen

in den Regionen»

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Auf den Spuren der SchmugglerköniginDer ott-Spezialwanderführer «Auf

Schmugglerpfaden» führt durch das geheimnisumwobene Gebiet

östlich des Simplonpasses entlang der Landesgrenze zu Italien. Auf verbor-genen Wegen wurden dort bis weit ins letzte Jahrhundert hinein Waren von Italien in die Schweiz geschmuggelt.

«Ein Schuss bellte in die Stille der Berge hinein. Vielfaches Echo hallte aus den Flühen wieder. Zwischen den Steinblö-cken am Grenzpass gellte ein Schrei, und ein menschlicher Körper fiel zu Boden.» So beginnt der inzwischen vergriffene Krimi «Die Schmugglerkönigin vom Geisspfad» des Walliser Autors Lud-wig Imesch aus dem Jahr 1941. In der Manier eines amerikanischen �rillers

entwickelt Imesch die Geschichte von Lea Lucella, der Königin der Schmuggler des Valle d’Ossola. Die junge, kluge Frau – eine erwachsene Rote Zora – gebietet mit harter Hand über ihre Schmugg-lerbande, die Waren vom nahen Italien über die Pässe ins Wallis schmuggelt.

Die Figur der schönen Schmuggle-rin ist freilich erfunden, nicht aber die Gegend zwischen Fäld und der Alpe Dèvero, in der die Geschichte spielt. Auch der rege Schmuggel zwischen dem Wallis und Italien ist mehr als nur Romanstoff: Der Geisspfad (ital.: Passo della Rossa) ist einer der Pässe zwischen Italien und der Schweiz, die noch bis in die 1970er-Jahre benutzt wurden, um Lebensmittel, Alkohol und Tabak über die Grenze zu schmuggeln. Für viele

Menschen in der Region war der illega-le Warenhandel während Jahrhunderten eine unerlässliche Einnahmequelle, mit der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten mussten. Reich geworden sind sie damit nicht.

Wandernd Geschichte erlebenÄltere Einheimische erinnern sich noch heute an Begegnungen mit Schmugg-lern: «Die Schmuggler kamen mit Reis bis nach Grengiols und kehrten meis-tens noch am gleichen Tag mit Tabak zurück nach Italien», erzählt Kamil Zumthurm, der während des 2. Welt-kriegs in diesem Gebiet Militärdienst geleistet hatte. Geschmuggelt wurde zu dieser Zeit nicht, um sich zu bereichern, sondern aus purer Not: «Wir hatten hier

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Auf den Spuren der Schmugglerköniginimmer genug zu essen, aber im Süden war die Situation anders. Drüben gab es Familien, die sich nur über Wasser hal-ten konnten, weil ihnen der Schmuggel etwas Geld eingebracht hat», sagt Zum-thurn. Selbst die Grenzwächter drückten hin und wieder ein Auge zu, weil sie um die Not der Bevölkerung wussten.

Auf dem Geisspfad zu wandern, ist ein spannendes Unterfangen, auch für Leute, die keine unverzollte Ware im Rucksack mitführen. Der neue ott-Spe-zialwanderführer «Auf Schmugglerpfa-den» führt durch diese Region, die sich dem stillen Tourismus verschrieben hat. Das Gebiet östlich des Simplonpasses entlang der Landesgrenze zu Italien teilt sich in den Landscha� spark Binntal, den Parco Naturale Dèvero und den Parco

Naturale Veglia auf. Ein auf beiden Sei-ten der Grenze gut unterhaltenes Wan-derwegnetz führt die Wanderer durch Täler hinauf zu Pässen, zu abgeschiede-nen Alpen und auf Gipfel, die atembe-raubende Weitblicke ermöglichen.

Die 21 Wandertouren des Wander-führers sind so gewählt, dass sie in ei-nem Tag problemlos bewältigt werden können, die Mehrheit inklusive An- und Abreise am gleichen Tag. Die Vorschlä-ge lassen sich aber auch zu mehrtägigen Wanderungen zusammensetzen. Jeder Wandertipp ist zudem durch eine Ge-schichte angereichert, die dem Wanderer die Region noch ein Stück näherbringt. Mit etwas Fantasie leben die alten Ge-schichten so wieder auf. res

Die Wanderungen des ott-Spezialwander-führers «Auf Schmugglerpfaden» führen durch die Region östlich des Simplonpas-ses entlang der Landesgrenze zu Italien.FO

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Wandern und entdeckenPaul Christener

Auf Schmugglerpfaden21 Bergwanderungen zwischen Binntal und Piemont

1. Auflage 2012 200 Seiten, 14,8 x 22,5 cm, Broschur CHF 38.– ISBN 978-3-7225-0126-0

Der Wanderführer «Auf Schmugglerpfaden» bringt Sie in eine Region, die sich dem stillen Tourismus verschrieben hat: das Gebiet östlich des Sim-plonpasses entlang der Landesgrenze zu Italien. Ein auf beiden Seiten der Grenze gut unterhaltenes Wanderwegnetz führt Sie durch Täler hinauf zu Pässen, zu abgeschiedenen Alpen und auf Gipfel, die eindrückliche Weit-blicke ermöglichen. Sie können Steinböcke beobachten, ihnen so lange folgen, bis Sie im steiler werdenden Gelände abgeschüttelt werden, oder am Mittag an einem einsamen Bergsee entspannen, der sich ein paar Minuten abseits des Wanderwegs versteckt.

Jolanda Blum, Sabine Bolliger ViaStoria – Zentrum für Verkehrsgeschichte (Hrsg.)

ViaJacobiAuf Pilgerspuren die Schweiz entdecken

8. Auflage 2010 216 Seiten, 12 × 21,5 cm, Broschur CHF 38.– ISBN 978-3-7225-0114-7

Ein unentbehrliches Buch für alle, die nicht einfach nur «mal weg» sein wollen, sondern sich vertieft mit dem Schweizer Abschnitt des histori-schen Jakobsweges auseinandersetzen möchten.

Reto Solèr Wasserwelten Göschenen (Hrsg.)

Wasserwelten Göschenen

1. Auflage 2010 152 Seiten, 12 × 21,5 cm, Broschur CHF 32.– ISBN 978-3-7225-0111-6

Ob für Naturliebhaber, Wanderer, Familien, Senioren oder Schulklassen – «Wasserwelten Göschenen» sorgt mit sinnlichen Erlebnissen am Wasser für unvergessliche Stunden.

Der Wanderführer «Auf Schmugglerpfaden» bringt Sie in eine Region, die sich dem stillen Tourismus verschrieben hat: das Gebiet östlich des Simplonpasses entlang der Landesgrenze zu Italien. Ein auf beiden Seiten der Grenze gut unterhaltenes Wanderwegnetz führt Sie durch Täler hinauf zu Pässen, zu abgeschiedenen Alpen und auf Gipfel, die eindrückliche Weitblicke ermöglichen. Sie können Steinböcke beobach-ten, ihnen so lange folgen, bis Sie im steiler werdenden Gelände abge-schüttelt werden, oder am Mittag an einem einsamen Bergsee ent-spannen, der sich ein paar Minuten abseits des Wanderwegs versteckt.

Die 21 Touren sind so gewählt, dass sie in einem Tag bewältigt werden können. Die Vorschläge lassen sich aber auch zu mehrtägigen Wande-rungen zusammensetzen. Sie können also Ihre Ferien in der Region verbringen und dabei täglich neue Wanderungen vom gleichen Aus-gangsort aus unternehmen oder in Etappen wandern und sich jede Nacht an einem anderen Ort erholen.

Paul Christener ist am liebsten tagelang zu Fuss mit dem Rucksack unterwegs in den Bergen, unabhängig von der Jahreszeit. Er bevorzugt Regionen, die sich abseits befi nden und weniger oft besucht werden.

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Auf SchmugglerpfadenPaul Christener

21 Bergwanderungen zwischen Binntal und Piemont

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www.ott-verlag.ch Der Sachbuchverlag für Naturbegeisterte

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Michèlle Menzi aus Neuhausen besucht die Kantonsschule in Schaffhausen. In ihrer Freizeit

ist die 20-Jährige meist mit ihrem Hund Nanouk unterwegs.

Ich bin Frühaufsteherin. Zwischen fünf und halbsechs hüpfe ich aus dem Bett, dusche und wasche die Haare. Als Erstes gehe ich eine halbe Stunde mit meinem Hund Nanouk, einem Schäfer-Windhund-Mischling, spazieren. Da-nach brauche ich dringend einen Kaff ee und um 7.20 Uhr verlasse ich das Haus Richtung Schule. Manchmal lege ich den Weg von Neuhausen nach Scha� ausen mit dem Velo zurück, manchmal mit dem Bus – je nach Laune, Witterung und Münz im Portemonnaie. In der Schule angekommen geht es aber erst mal noch kurz in die Raucherecke, bevor um 7.50 Uhr der Unterricht beginnt.

Ich besuche das letzte MAR-Jahr an der Kantonsschule Scha� ausen, sprachliche Richtung. Ich bin mit mei-nen 20 Jahren eine der Ältesten. Als ich 15 war, schmiss ich die Kanti – damals noch in Glarus –, um eine Schreinerlehre anzufangen. Obwohl mir dies durchaus Spass machte, habe ich nach dem Um-zug nach Scha� ausen die Möglichkeit genutzt, hier wieder an die Kantonsschu-le zurückzukehren. Mit ein paar Jahren Distanz kann ich heute sagen, dass der Schulabbruch damals eine Trotzreaktion war. Geblieben aus dieser Zeit ist mir aber der Spass an der handwerklichen Arbeit. Nach der Matura im nächsten Sommer will ich an die pädagogische Hochschule, um Primarlehrerin zu werden.

Zu Mittag esse ich meist in der Schulmensa. Die ist wirklich gut. Es stehen immer vier Menüs zur Auswahl und die Preise sind mit fünf bis 9.30 Franken günstig. Nach dem Nachmit-tagsunterricht kehre ich heim, werfe die Schultasche in die Ecke und gehe ein bis eineinhalb Stunden mit meinem Hund spazieren. Ich bin froh, zwingt

mich Nanouk nach draussen. Klar, bei schlechtem Wetter bin ich nicht gleich motiviert wie bei schönem. Aber auf je-den Fall hil� der Spaziergang, den Kopf zu durchlü� en.

Wie bereichernd das Gehen mit meinem Hund ist, habe ich im Sommer erlebt. Da habe ich den Jakobsweg vom französischen Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago de Compostela in Spanien gemacht. Während fünf Wo-chen war ich unterwegs – allein, nur mit Nanouk. 33 Tage lang wandern. Das hat mir unheimlich viel Spass ge-macht. Ich wollte endlich herausfi nden, wer ich eigentlich bin und was ich will.

Ich schreibe jetzt meine Maturaarbeit darüber. Es geht in meiner Arbeit um die philosophische Auseinandersetzung mit dem Ich.

Der tägliche Nachmittagsspazier-gang mit Nanouk ist natürlich nicht gar so tiefschürfend wie eine Pilger-reise, aber nachher bin ich besser für die Hausaufgaben gerüstet. Auch den Haushalt muss ich noch erledigen und natürlich kochen. Denn seit ich 16 Jahre alt bin, lebe ich alleine. Ich koche meist etwas Richtiges. Immer nur Sandwi-ches essen, ist ja bekanntlich ungesund. Ausserdem muss man sich etwas Gutes tun. Nach dem Abendessen arbeite ich entweder für die Schule oder schaue ei-nen Film. Viel Zeit für andere Hobbys bleibt mir unter der Woche nicht. Doch am Wochenende gehe ich gerne mal mit Freunden weg. Die Kletterhalle hier ist ganz lustig. Ausserdem sind wir gerade dabei, eine Spass-Volleyballmannscha� zu gründen. Aber werktags lösche ich kurz vor Mitternacht das Licht.aufgezeichnet: Rahel Eckert-Stauber

Ein Tag mit einer Maturandin

«Spazieren durchlüftet den Kopf»

Wandern und entdeckenPaul Christener

Auf Schmugglerpfaden21 Bergwanderungen zwischen Binntal und Piemont

1. Auflage 2012 200 Seiten, 14,8 x 22,5 cm, Broschur CHF 38.– ISBN 978-3-7225-0126-0

Der Wanderführer «Auf Schmugglerpfaden» bringt Sie in eine Region, die sich dem stillen Tourismus verschrieben hat: das Gebiet östlich des Sim-plonpasses entlang der Landesgrenze zu Italien. Ein auf beiden Seiten der Grenze gut unterhaltenes Wanderwegnetz führt Sie durch Täler hinauf zu Pässen, zu abgeschiedenen Alpen und auf Gipfel, die eindrückliche Weit-blicke ermöglichen. Sie können Steinböcke beobachten, ihnen so lange folgen, bis Sie im steiler werdenden Gelände abgeschüttelt werden, oder am Mittag an einem einsamen Bergsee entspannen, der sich ein paar Minuten abseits des Wanderwegs versteckt.

Jolanda Blum, Sabine Bolliger ViaStoria – Zentrum für Verkehrsgeschichte (Hrsg.)

ViaJacobiAuf Pilgerspuren die Schweiz entdecken

8. Auflage 2010 216 Seiten, 12 × 21,5 cm, Broschur CHF 38.– ISBN 978-3-7225-0114-7

Ein unentbehrliches Buch für alle, die nicht einfach nur «mal weg» sein wollen, sondern sich vertieft mit dem Schweizer Abschnitt des histori-schen Jakobsweges auseinandersetzen möchten.

Reto Solèr Wasserwelten Göschenen (Hrsg.)

Wasserwelten Göschenen

1. Auflage 2010 152 Seiten, 12 × 21,5 cm, Broschur CHF 32.– ISBN 978-3-7225-0111-6

Ob für Naturliebhaber, Wanderer, Familien, Senioren oder Schulklassen – «Wasserwelten Göschenen» sorgt mit sinnlichen Erlebnissen am Wasser für unvergessliche Stunden.

Der Wanderführer «Auf Schmugglerpfaden» bringt Sie in eine Region, die sich dem stillen Tourismus verschrieben hat: das Gebiet östlich des Simplonpasses entlang der Landesgrenze zu Italien. Ein auf beiden Seiten der Grenze gut unterhaltenes Wanderwegnetz führt Sie durch Täler hinauf zu Pässen, zu abgeschiedenen Alpen und auf Gipfel, die eindrückliche Weitblicke ermöglichen. Sie können Steinböcke beobach-ten, ihnen so lange folgen, bis Sie im steiler werdenden Gelände abge-schüttelt werden, oder am Mittag an einem einsamen Bergsee ent-spannen, der sich ein paar Minuten abseits des Wanderwegs versteckt.

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Paul Christener ist am liebsten tagelang zu Fuss mit dem Rucksack unterwegs in den Bergen, unabhängig von der Jahreszeit. Er bevorzugt Regionen, die sich abseits befi nden und weniger oft besucht werden.

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Unterrichtsbesuche auf verschie-denen Stufen zeigen: An unseren Schulen wird noch allzu oft Un-

terrichten mit Referieren verwechselt. Selbstgesteuerte schülerzentrierte Lernsettings sind die Ausnahme.

VON ALEX BIELI*

Bei Gesprächen im Anschluss an Unter-richtsbesuche ist o� zu hören: «Offene Lernsettings sind mit diesen Schülerin-nen und Schülern nicht möglich; sie sind undiszipliniert und noch zu un-selbstständig.» Oder: «Ich habe gar kei-ne Zeit, die Lernenden den Stoff selber erarbeiten zu lassen; der Stoffdruck ist enorm.» Eine zweite Erfahrung: Je höher die Stufe, desto weniger lebendig sind in der Regel die Lernarrangements.

Wer als Lehrperson im Unterricht ständig aktiv ist und im Zentrum steht, sollte die Unterrichtsgestaltung kritisch hinterfragen. Auf welchem Grundver-ständnis von Lehren und Lernen ba-siert mein Unterricht? Stimmt meine Lerntheorie (noch)? Weshalb gestalte ich primär lineare, zentralgesteuerte Lernprozesse mit kleinschrittigen Se-quenzen? Welche Lernformen ziehe ich selber vor, beispielsweise in einem Weiterbildungskurs? – Auch Rückmel-dungen von Lernenden können wert-volle Hinweise geben. Voraussetzungen hier: Die Befragung erfolgt mit einem

spezifisch konzipierten Evaluationsins-trument, wichtige Resultate werden mit der Klasse besprochen, die Lehrperson leitet für sich Massnahmen ab.

Ein Thema, drei Lernarrange-mentsDas folgende Beispiel aus der Praxis zeigt, wie unterschiedlich Inhalte ver-mittelt werden können. • Lernsetting A: Powerpoint-Referat zu

den fünf Wortarten, Beantwortung von Klärungsfragen; Arbeitsblätter mit Aufgaben (Einzelarbeit), gemein-same Kontrolle ab Lösungsblatt.

• Lernsetting B: Fragend-entwickelnder Unterricht im Plenum, Übertragung der �eorie auf ein Arbeitsblatt (Lü-ckentext), danach Aufgabenblatt (Ein-zel- oder Partnerarbeit), Selbstkont-rolle ab Lösungsblatt.

• Lernsetting C: Die Lernenden schrei-ben in Gruppen 20 bis 30 beliebige Wörter auf Zettel, ordnen diese nach freigewählten Kriterien und verglei-chen die Resultate untereinander. Anschliessend erteilt die Lehrperson den Au�rag, die Wörter nach den fünf Wortarten zu gliedern. Dazu gibt sie jeder Gruppe fünf grosse Zettel mit den Namen der Wortarten und wei-tere kleine Zettel mit zusätzlichen Einzelwörtern ab. Die Gruppen ver-gleichen, ergänzen und korrigieren die Zuordnung. Die Lehrperson be-

obachtet den Prozess und beantwor-tet bei Bedarf fachliche Fragen. Zum Schluss lösen die Lernenden alleine oder zu zweit ein Arbeitsblatt und kontrollieren die Lösungen eigenstän-dig ab Lösungsblatt. Zum Schluss im Plenum: Klärung von offenen Fragen und Hinweise auf die nächste Lektion.

Lernen lassen In Setting A steht die Lehrperson im Zentrum und ist die aktive Figur. Die Lernenden sind in der passiven, rezep-tiven Rolle. Der Unterricht ist linear ge-führt, alle machen zur selben Zeit das Gleiche; deduktive Methode (zuerst die �eorie, dann die Praxis); ein einziger Lernzugang (sprachlich/intellektuell).

Setting B: Eine ebenfalls primär lehrpersonenzentrierte Unterrichtsge-staltung, jedoch mit mehr Beteiligung der Lernenden. Kurze Sequenzen mit sozialem Lernen und einer gewissen Selbstverantwortung.

In Setting C wird Lernen ermög-licht. Der Zugang ist induktiv, das Vor-wissen wird berücksichtigt. Die Lernen-den sind die Aktiven, sie reaktivieren und konstruieren Wissen, sie lernen so-zial und binnendifferenziert. Der Anteil an echter Lernzeit ist hoch. Die Lehrper-son agiert im Hintergrund, konzentriert sich auf Organisation, Moderation und Prozessbeobachtung. Sofern nötig tritt sie als Fachperson auf.

Selbstgesteuertes Lernen ermöglichen

*Alex Bieli arbeitet als selbstständiger Lehrmittelautor, Schulberater (www.schulsupport-konkret.ch) und Kursleiter. Publikationen im hep verlag: «Deutsch Kompaktwissen» Band 1 und 2; «Korrespondenz plus. Das Handbuch für erfolgreiches Schreiben»; Herausgeber W&G (Lehrmittel für die kaufmännische Grundbildung).

Impulse für einen lebendigen Unterricht

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ErmöglichungsdidaktikBekanntlich führen verschiedene Wege nach Rom, auch in der Didaktik. Sind aber auch alle didaktischen Wege gleich lernwirksam? Studien zeigen, dass 70 bis 80 Prozent der Kompetenzen ausserhalb der Bildungsinstitutionen erworben werden. Lernen ist ein ständiger akti-ver, selbstgesteuerter Aneignungs- und Anpassungsprozess. Dank dieser Fähig-keit war der Mensch in der Lage, sich den verändernden Umgebungen und Bedingungen anzupassen, zu lernen – auch ohne explizite Anleitungen durch schulische Fachpersonen.

«Die meisten der klassischen Lern-theorien erweisen sich eigentlich bei ge-nauerer Betrachtung als Lehrtheorie», stellt Rolf Arnold in seinem Buch «Wie man lehrt, ohne zu belehren» fest (sie-he Kasten). Und weiter: «Menschen sind lernfähig, aber unbelehrbar. Aus diesem Grund ist kluge Lehre stets Lernzutrau-en, keine Belehrung oder gar blosse Er-ledigung von Lerninhalten.» Arnold spricht von der «Ermöglichungsdidak-tik».

Das Kernanliegen: Die Lehrper-son lehrt nicht, sie ermöglicht Lernen. Mit dem Akronym SPASS defi niert Arnold die Kriterien für das Ler-nen: selbstgesteuert, produktiv, ak-tiv, situationsbezogen und sozial. Die Unterrichtsgestaltung erfolgt in vier Schritten: 1. Au� ragserteilung (Mini-

Inputs durch Lehrperson; kurze Pha-se) – 2. Selbstständige Erschliessung (Einzel-, Partner-, Gruppenarbeit; aktiv, selbstgesteuert) – 3. Präsentation (Kurzvorträge, Visualisierungen u.a.) – 4. Besprechung (Refl exion, Fragerun-de, Fortsetzung u.a.)

Auch für schwierige KlassenIm Rahmen eines Coachings berichtete eine junge Lehrperson von den Schwie-rigkeiten mit einer 9. Klasse: mangelnde Motivation und Leistungsbereitscha� , aggressives Verhalten gegenüber Lehr-personen und Mitschülerinnen, Delin-quenz wegen Drogenkonsum u.a. Im Unterricht habe nur ein Form funktio-niert: selbstständiges Arbeiten zu zweit oder in Gruppen mit klaren Au� rägen. Die Klasse sei vom Vorgänger an diese Arbeitsform gewöhnt gewesen. Doch die Lehrperson wollte im Plenum un-terrichten, «damit ich die Kontrolle und Übersicht habe». Das klappte aber nicht. Nach einer Klassenbefragung und Ge-sprächen im Kollegium stellte sie das Lernsetting schliesslich um und liess im Sinne der Ermöglichungsdidaktik mehr Eigenaktivität und Selbststeuerung zu – mit Erfolg. Der Fall zeigt: Gerade so-genannt «schwierige» Klassen brauchen off ene Formen und Lernfreiräume.

≥ Aktives miteinander und voneinander Lernen ist nachhaltig und macht Spass.

Ermöglichungsdidaktik mit «Sprachklar.» Die Ermöglichungsdidaktik ist eine relativ neue Richtung innerhalb der Pädagogik. Sie wurde massgeblich von Professor Dr. Rolf Arnold, Universität Kaiserslautern, geprägt. Das zentrale Anliegen der Ermöglichungsdidaktik ist das selbstorganisierte, eigenver-antwortliche Aneignen von Wissen. Lernen wird als ein aktiver Aneig-nungsprozess verstanden, die Lehr-person übernimmt Lerncoaching-Auf-gaben (Buch: Rolf Arnold, «Wie man lehrt, ohne zu belehren. 29 Regeln für eine kluge Lehre», Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2012).

Auf das Schuljahr 2013/14 erscheint im hep verlag das neue Deutschlehrmittel für die kaufmänni-sche Grundbildung

«Sprachklar. Band 1, Grundlagen und Regeln der Sprache» , das als Selbst-lernbuch mit Elementen der Ermög-lichungsdidaktik konzipiert ist. Der Verlag bietet interessierten Schulen ab Januar 2013 kostenlose Einfüh-rungsworkshops mit dem Autor Alex Bieli an. Mehr dazu unter www.hep-verlag.ch.

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«Social Media lösen ein, was moderner Unterricht fordert»

Die Möglichkeiten digitaler und sozialer Medien lassen sich am besten anhand konkreter Unter-

richtsbeispiele verstehen. Vier Beispiele sollen zeigen, wie Social Media Unter-richt verbessern und vereinfachen kön-nen.

• Hausaufgaben können auf einer On-line-Plattform festgehalten werden, wo mögliche Probleme direkt disku-tiert und ausgeräumt werden – mit oder ohne Beteiligung einer Lehr-person.

• Es ist möglich, ganze Unterrichtsteile ins Internet zu verlagern: Lehrvor-träge können, gerade in naturwissen-scha�lichen Fächern, als Lernvideos zuhause bearbeitet werden – damit in den Lektionen Zeit für Diskussionen, selbstständiges Forschen und Experi-mentieren bleibt.

• Für geisteswissenscha�liche Fächer besteht die Möglichkeit, unterrichts-begleitende oder thematische Blogs einzurichten, auf denen entweder die ganze Klasse oder einzelne Ler-nende Zusammenhänge fortlaufend formulieren, während sie von anderen Klassenmitgliedern per Kommentar Feedback erhalten.

• Viele Schülerinnen und Schüler betei-ligen sich nicht am mündlichen Un-terricht. Ihnen könnte man erlauben,

per Smartphone Kommentare abzu-geben oder Fragen zu stellen, die par-allel auf einer Leinwand eingeblendet werden.

Zu diesen Beispielen einige Bemerkun-gen: Social Media werden in den Köpfen vieler meist bloss mit Facebook in Ver-bindung gebracht, und damit mit dem Abbilden von Freizeitaktivitäten und der Verletzung der Privatsphäre. Diese Bedenken sind für den Einsatz im Unter-richt gegenstandslos: Benutzt werden im Schulzimmer ausschliesslich schulspezi-fische Plattformen, auf denen die Lernen-den und die Lehrpersonen geschützt und unter sich sind (z.B. lore.com). Zudem ist anzufügen, dass Social Media längst für professionelle Kommunikation mit ge-haltvollen Inhalten eingesetzt wird, zum Beispiel im journalistischen, politischen oder wissenscha�lichen Bereich.

Mehr noch – Social Media lösen das ein, was eine moderne Vorstellung von Unterricht einfordert: Die Lernenden sind aktiv, tauschen Wissen direkt aus und bringen ihre privaten Interessen in schulische Lernprozesse ein. Dennoch sollen sie wirkungsvolle Lehrmethoden nicht ersetzen, sondern ergänzend da-bei helfen, Kommunikationsprozesse zu vereinfachen. Aus diesen Gründen ist es sinnvoll, wenn Social Media auch in der Schule zur Lernunterstützung genutzt werden.

Forum

Philippe Wampfler unterrichtet an der Kantonsschule Wettin-gen Deutsch, Philoso-phie und Medienkunde und an der Pädago-gischen Hochschule Zürich Linguistik-Module für angehende Lehrpersonen auf der Sek-I-Stufe. Auf http://schulesocialmedia.com denkt er über Chancen und Risiken von Social Media im schulischen Umfeld nach.

Diskutieren Sie mit!

Kantonsschullehrer Philippe Wampfler fordert einen offensiveren Einsatz der digitalen und sozialen Medien im Unterricht.

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Forum

Wie stehen Sie zu dieser Frage? Sollen digitale und soziale Medien in der Schule stärker eingesetzt werden? Oder haben soziale Medien im Schulzimmer gar nichts verloren? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an: [email protected]

Digitale und soziale Medien im Unterricht – ist weniger mehr oder wäre mehr doch bes-ser? Kantonsschulleh-rer Philippe Wampfler und der Schulleiter des Instituts Beatenberg, Andreas Müller, wetzen die Klingen.

Andreas Müller ist Leiter des Instituts Beatenberg. Die Privat-schule für die Mittel- und Oberstufe prägt als Pionierschule einen modernen Lernstil. hep-Autor Müller ist zudem Mitbegründer und Präsident des Instituts für LernCoa-ching und Lernkultur (ILCL) in Zollikerberg/Zürich.

«Per Mausklick in eine geistige Pseudo aktivität»

Noch ist’s nicht lange her, da war der neue Computerraum für die Schule mindestens eine Meldung

in der Lokalzeitung und eine prophe-tische Eröffnungsrede des Gemeinde-präsidenten wert. Der Bildschirm wurde zum Sinnbild einer modernen Bildung. Folge: Das technische Wettrüsten an den Schulen ging und geht munter weiter. Kinder und Jugendliche werden heut-zutage flächendeckend mit Notebooks, Tablets und iPads ausgestattet. Denn die digitalen Möglichkeiten verheissen eine erfolgreiche schulische Zukun�.

Erinnerungen an die technische Zukun� werden wach. Vor ein paar Jahrzehnten war das Sprachlabor der Hoffnungsträger ganzer Lehrergenera-tionen. Auch damals waren die Lokalzei-tungen und die Gemeindepräsidenten zugegen, wenn die Schule voller Stolz ihre Verbindung zur modernen Welt mit einem Sprachlabor unter Beweis stellen konnte. Die Idee ist gescheitert. Wie an-dere auch. Seit über zwei Jahrzehnten erspäht man nun schon in den jeweils neuesten Gerätscha�en die Zukun� der Bildung. Die Moden kommen und gehen. Was bleibt, ist die Ernüchterung. Der digitalen Schulzukun� droht ein ähnliches Schicksal.

Mit der Gerätebegeisterung wird implizit oder explizit die Botscha� ver-

mittelt, das Lernen mit digitalen Medien gehe einfacher, schneller, besser. Das ist ein Trugschluss. Denn es geht eben nicht darum, den Computer geil zu finden, sondern das Lernen.

Allerdings: Lernen ist ein indivi-dueller Konstruktionsprozess. Wer ler-nen und verstehen will, muss aus etwas Fremdem etwas Eigenes machen. Selber! Und er muss lernen, mit den entspre-chenden Widerständen konstruktiv um-zugehen. Nicht, sie zu umgehen. Das gibt zu tun. Zur Nachhaltigkeit gibt es eben keine Abkürzung. Daran ändern auch die digitalen Verheissungen nichts.

Doch: Per Mausklick versetzen sich Kinder und Jugendliche in eine geistige Pseudoaktivität mit entsprechend flüch-tigen Effekten. Da verwundert es nicht, dass der verheissene Leistungsschub in der Schulbildung bislang ausgeblieben ist. Kaum eine Studie konnte nach-weisen, dass Schüler durch Computer kompetenter werden – und das, obwohl Forscher in vielen Ländern schon lange nach Effekten fahnden. Einen besonders betrüblichen Befund steuerte der grosse Pisa-Leistungstest «Schüler online» im vergangenen Jahr bei: Der Computer im Unterricht verbesserte nicht einmal den Umgang mit dem Computer selbst.

Schulleiter Andreas Müller zweifelt den Nutzen digitaler und sozialer Medien für den Unterricht stark an.

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Die Berufslehre ist keine Sackgasse!Wenn Professor Sarasin in Zürich ein Plakat mit dem Appell «Mach eine Leh-re!» sieht, reagiert er darauf refl exartig mit «Was, nur eine Berufslehre?! Warum nicht mehr – eine Matura, ein Studium?» So tief ist die Wertung «Eine Matura ist mehr als eine Lehre» bei Sarasin ver-ankert. Und auf dieser Grundüberzeu-gung entwickelt er seine Gedanken zum «Aktivieren der Begabtenreserven». Das Ausschöpfen einer Begabung kann für Sarasin nur auf dem gymnasialen und universitären Weg geschehen. Andere Wege sind ihm und seinem Bildungs-milieu fremd. Das ist ein Irrtum. Wer-den Begabungsreserven etwa nicht ausgeschöp� , wenn – wie es heute o� vorkommt – junge Menschen erfolgrei-che Bildungskarrieren nach dem Muster «Lehre–Berufsmatura–Fachhochschule bzw. Universität» absolvieren? Die Be-rufslehre ist keine Sackgasse für Bil-dungsferne und Minderbemittelte. Sie ist für sich genommen eine wertvolle Sache und sie öff net heute die Türen zu vielfältigen Weiterbildungsmöglichkei-ten. Was tun gegen so viel Weltfremd-

heit und elitären Bildungsdünkel eines Hochschullehrers? Mein Vorschlag: Die Universität Zürich möge Herrn Sarasin bitte einen Bildungsaufenthalt in Frank-reich, Italien, Spanien oder Griechen-land ermöglichen, damit er dort mit einigen der vielen jungen Menschen sprechen kann, die trotz gymnasialer Matura beziehungsweise Hochschul-abschluss ohne berufl iche Perspektive auf der Strasse stehen. Vielleicht würden ihm dann die Augen aufgehen.Dr. Fritz Schoch, Büren an der Aare

Beide Wege haben ihre BerechtigungUm es vorweg zu nehmen, beide Wege haben ihre Berechtigung und eine Ge-genüberstellung ist legitim für diejeni-gen, welche aussuchen können. Falsch fände ich, wenn ein Grabenkampf ent-stehen würde und sich die beiden Syste-me bekämpfen und gegenseitig schlecht machen würden. Falsch fände ich auch, wenn aufgrund des demografi sch beding-ten Rückgangs die Eintrittsbedingungen für die Gymnasien gesenkt werden wür-de, um die Quote zu halten (schulische Angebote neigen dazu). Ebenso falsch ist es, jungen Leuten mit Migrations-hintergrund «nur» eine Berufslehre als Weg aufzuzeichnen. Andererseits muss aus volkswirtscha� lichen Gründen die doch hohe Drop-out-Quote von zirka 30 Prozent beim akademischen Bildungs-weg berücksichtigt werden – wie lange können/wollen wir uns das noch leisten –, zumal das Alter des Eintritts in die Er-werbstätigkeit junger Menschen laufend steigt. Mit der Durchlässigkeit unseres Bildungssystems sind alle Türen und Tore off en, ob direkt oder über Schlaufen. Das heisst, junge Menschen sollen ihren ak-tuellen Fähigkeiten, Neigungen und Inte-ressen entsprechend ihren Bildungsweg beschreiten.Jürg Schneider, Leiter Betriebliche Ausbil-dung, Amt für Berufsbildung und Berufs-beratung, Liestal

Falsche FragestellungMeiner Meinung nach ist die Frage schon falsch gestellt. Eigentlich heisst die Frage: Gymnasiale Matura oder Be-rufsmatura? Stellt man die Frage so, wird die ganze Diskussion um die Beschnei-dung von Bildungschancen in ein ganz anderes Licht gestellt.Bruno Weber-Gobet, Leiter Bildungspoli-tik, Travail.Suisse, Bern

Im Zweifelsfall für die BerufslehreDie kleine, aber produktive Schweiz ver-dankt seine Position in Europa und sei-nen Wohlstand direkt der Realwirtscha� und der produktiven Arbeiterklasse. Dies sagt auch Rudolf H. Strahm in seinem Buch «Warum wir so reich sind». Sein Buch ist meiner Meinung nach klar ober-fl ächlich und populistisch, aber trotz-dem richtig. Im Artikel von Jugendpsy-chologe Allan Guggenbühl in der NZZ (18.6.2012, «Der immer längere Weg ins Erwachsenenleben») weist Guggenbühl auf die Tendenz der Jugend hin, sich im warmen Nest der Eltern lange wohl zu fühlen und zu verweilen. Zitat: «Statt sich für eine Lau� ahn zu entscheiden, sich in der Ausbildung einzusetzen und das Privatleben einzuschränken, haben Freunde, Partys, Reisen und unrealisti-sche Projekte Priorität. (…) Es ist Auf-gabe des Ausbildungssystems, den Jun-gen jene Tätigkeit zuzuweisen, die ihren Wünschen, Anliegen und Möglichkei-ten entspricht.» Weiter führt er an: «Am ehesten führt eine Berufslehre mit einem guten Lehrmeister ins Leben ein.» Dies unterstütze ich vollkommen. Also: Ja, die beiden Bildungswege sind vergleichbar, da es um die gleiche Zielgruppe geht. Beide sind gut, aber ich bin eher für die Berufslehre!Patrice Bachmann, Leiter Grundbildung III, Swissmechanic, Weinfelden

Leserforum

Diskussion: Gymnasium

versus Berufslehrehep magazin

1/2012

Ist die Krise ausgestanden? Ein aktueller Blick

auf Ursachen und Her aus forderungen

Aymo Brunetti

Wirtschaftskrise ohne Ende?US-Immobilienkrise | Globale Finanzkrise |

Europäische Schuldenkrise

3. Auflage 2012 176 Seiten, 13,5 x 20 cm, Hardcover

CHF 29.– ISBN 978-3-03905-883-9

Aymo BrunettiWirtschaftskrise

ohne Ende?US-Immobilienkrise ❘ Globale Finanzkrise ❘

Europäische Schuldenkrise

Brun

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Wir

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afts

kris

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ne E

nde?

Zum InhaltWas mit einem Preiseinbruch auf dem US- amerikanischen Immobilienmarkt begann, ent wickelte sich bald zur größten globalen Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Nicht nur zahlreiche Banken und die Real-wirtschaft wurden hart ge troffen und mussten durch Staatseingriffe gestützt werden; vielmehr standen in einer zweiten Welle auch einige Staaten aus dem Euroraum am Rand der Zahlungsunfähigkeit. Die Europäische Wäh rungsunion geriet ins Wanken.

Aymo Brunetti zeigt in diesem Buch auf, wie die langjährige globale Wirtschaftskrise entstanden ist, wie Regierungen und Zentral-banken darauf reagiert haben und welche Herausforderungen noch anstehen. Laut Brunetti sind die Folgen der Krise noch nicht über standen, er sieht beträcht lichen Handlungs bedarf: Die Risiken im Finanz system – insbesondere bei den Banken – müssen gesenkt, die Geld- und Fiskalpolitik normali-siert und die Eurozone auf eine stabilere Grundlage gestellt werden.

« Empfiehlt sich gleich aus drei Gründen : Es ist verständlich und unaufgeregt geschrieben, klar und anschaulich strukturiert und endet auf Seite 176 – auch Menschen mit wenig Zeit ist das durchaus zumutbar. »Frankfurter Allgemeine

« Krisenkunde für Einsteiger. » Neue Zürcher Zeitung

« So schmal das Büchlein, so breit der Erkenntnisgewinn nach dessen Lektüre. »Bote der Urschweiz

« Nur wenige Bücher stellen die Zusammenhänge, die zur grössten Krise der Nachkriegszeit geführt haben, einerseits kompakt, andererseits verständlich dar. » Basler Zeitung

Aymo Brunetti leitet die Direktion für Wirt schaftspolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Eidg.Volkswirtschafts-departement. Zudem ist er Titular professor an der Universität Basel und Honorar pro-fessor an der Universität Bern. In Lehre und Praxis befasst er sich seit Jahren inten-siv mit der Analyse der nationalen und in ter nationalen wirt schaft li chen Ent wick-lung. Er ist Autor von zwei erfolgreichen Lehr büchern zur Volkswirtschaftslehre.

Umschlaggestaltung: Atelier Mühlberg, Basel

Von der Blase auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt bis zur Eurokrise – die zahlreichen weltwirtschaftlichen Erschütterungen der letzten Monate und Jahre sind nicht zufällig etwa zur gleichen Zeit aufgetreten, sondern haben gemeinsame Ursachen. « Wirtschafts krise ohne Ende? » geht diesen Gemeinsamkeiten nach und erklärt die wichtigsten Zusammenhänge. Das Buch ist eine leicht lesbare Orien-tierungshilfe, die es erlaubt, sich in begrenzter Zeit einen Überblick über die komplexen und vielschichtigen Hintergründe der globalen Finanz-, Wirtschafts- und Verschuldungskrise zu verschaffen.

« Gehört zum Besten, was man in letzter Zeit zum Thema lesen konnte. »

Bilanz

« Prägnant und gewinnbringend. » Welt am Sonntag

3. Aufl age

«Krisenkunde für Einsteiger.» Neue Zürcher Zeitung

«Nur wenige Bücher stellen die Zusammenhänge, die zur grössten Krise der Nachkriegszeit geführt haben, einerseits kompakt, anderer-

seits verständlich dar.» Basler Zeitung

E-Books

Damit Sie pädagogische und didaktische Literatur sowie Sachbücher von hep bequem auf Ihrem E-Book-Reader lesen können, erscheinen laufend neue Titel aus unse-rem Programm als E-Books.

Bereits erschienen oder bis Ende Jahr erhältlich sind folgende Titel:

– Didaktik für den Unter- richtsalltag – Eigentlich wäre lernen geil – Gehirngerecht lernen – Kinder und Jugendliche im Internet – Klassenführung – Lehren kompakt I – Lehren kompakt II – Lerne lieber gehirngerecht! – Lernendenorientierung – Mehr ausbrüten, weniger gackern – minimal lernen – Warum wir so reich sind – u. a.

Wo sind die E-Books von hep erhältlich?

Die E-Books von hep sind zurzeit u.a. bei folgenden Anbietern erhältlich:

– Amazon: Kindle eBooks – Apple: iTunes/iBookStore – buch.ch – stauffacher.ch – thalia.ch

Als E-Book erhältlich ISBN 978-3-03905-896-9

3. Auflage 2012

Weitere Informationen unter www.hep-verlag.ch/e-books

Schreiben Sie uns Ihre Meinung an: [email protected]

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Ist die Krise ausgestanden? Ein aktueller Blick

auf Ursachen und Her aus forderungen

Aymo Brunetti

Wirtschaftskrise ohne Ende?US-Immobilienkrise | Globale Finanzkrise |

Europäische Schuldenkrise

3. Auflage 2012 176 Seiten, 13,5 x 20 cm, Hardcover

CHF 29.– ISBN 978-3-03905-883-9

Aymo BrunettiWirtschaftskrise

ohne Ende?US-Immobilienkrise ❘ Globale Finanzkrise ❘

Europäische Schuldenkrise

Brun

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Zum InhaltWas mit einem Preiseinbruch auf dem US- amerikanischen Immobilienmarkt begann, ent wickelte sich bald zur größten globalen Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Nicht nur zahlreiche Banken und die Real-wirtschaft wurden hart ge troffen und mussten durch Staatseingriffe gestützt werden; vielmehr standen in einer zweiten Welle auch einige Staaten aus dem Euroraum am Rand der Zahlungsunfähigkeit. Die Europäische Wäh rungsunion geriet ins Wanken.

Aymo Brunetti zeigt in diesem Buch auf, wie die langjährige globale Wirtschaftskrise entstanden ist, wie Regierungen und Zentral-banken darauf reagiert haben und welche Herausforderungen noch anstehen. Laut Brunetti sind die Folgen der Krise noch nicht über standen, er sieht beträcht lichen Handlungs bedarf: Die Risiken im Finanz system – insbesondere bei den Banken – müssen gesenkt, die Geld- und Fiskalpolitik normali-siert und die Eurozone auf eine stabilere Grundlage gestellt werden.

« Empfiehlt sich gleich aus drei Gründen : Es ist verständlich und unaufgeregt geschrieben, klar und anschaulich strukturiert und endet auf Seite 176 – auch Menschen mit wenig Zeit ist das durchaus zumutbar. »Frankfurter Allgemeine

« Krisenkunde für Einsteiger. » Neue Zürcher Zeitung

« So schmal das Büchlein, so breit der Erkenntnisgewinn nach dessen Lektüre. »Bote der Urschweiz

« Nur wenige Bücher stellen die Zusammenhänge, die zur grössten Krise der Nachkriegszeit geführt haben, einerseits kompakt, andererseits verständlich dar. » Basler Zeitung

Aymo Brunetti leitet die Direktion für Wirt schaftspolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Eidg.Volkswirtschafts-departement. Zudem ist er Titular professor an der Universität Basel und Honorar pro-fessor an der Universität Bern. In Lehre und Praxis befasst er sich seit Jahren inten-siv mit der Analyse der nationalen und in ter nationalen wirt schaft li chen Ent wick-lung. Er ist Autor von zwei erfolgreichen Lehr büchern zur Volkswirtschaftslehre.

Umschlaggestaltung: Atelier Mühlberg, Basel

Von der Blase auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt bis zur Eurokrise – die zahlreichen weltwirtschaftlichen Erschütterungen der letzten Monate und Jahre sind nicht zufällig etwa zur gleichen Zeit aufgetreten, sondern haben gemeinsame Ursachen. « Wirtschafts krise ohne Ende? » geht diesen Gemeinsamkeiten nach und erklärt die wichtigsten Zusammenhänge. Das Buch ist eine leicht lesbare Orien-tierungshilfe, die es erlaubt, sich in begrenzter Zeit einen Überblick über die komplexen und vielschichtigen Hintergründe der globalen Finanz-, Wirtschafts- und Verschuldungskrise zu verschaffen.

« Gehört zum Besten, was man in letzter Zeit zum Thema lesen konnte. »

Bilanz

« Prägnant und gewinnbringend. » Welt am Sonntag

3. Aufl age

«Krisenkunde für Einsteiger.» Neue Zürcher Zeitung

«Nur wenige Bücher stellen die Zusammenhänge, die zur grössten Krise der Nachkriegszeit geführt haben, einerseits kompakt, anderer-

seits verständlich dar.» Basler Zeitung

E-Books

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Bereits erschienen oder bis Ende Jahr erhältlich sind folgende Titel:

– Didaktik für den Unter- richtsalltag – Eigentlich wäre lernen geil – Gehirngerecht lernen – Kinder und Jugendliche im Internet – Klassenführung – Lehren kompakt I – Lehren kompakt II – Lerne lieber gehirngerecht! – Lernendenorientierung – Mehr ausbrüten, weniger gackern – minimal lernen – Warum wir so reich sind – u. a.

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Als E-Book erhältlich ISBN 978-3-03905-896-9

3. Auflage 2012

Weitere Informationen unter www.hep-verlag.ch/e-books

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Didacta Schweiz Basel: Gedanken-austausch und InspirationDie Didacta Schweiz Basel 2012 bot den idealen Rahmen für einen wertvollen Informations- und Erfahrungsaustausch: Rund 18 000 Personen aus der Bildungsszene – von Lehrpersonen bis Erzie-hungsdirektoren – besuchten vom 24. bis am 26. Oktober die grösste Schweizer Bildungsmesse. Auch der hep-Stand erfreute sich grosser Beliebt-heit: Tägliche Kurzinterviews mit Persönlichkeiten wie Rudolf H. Strahm, Prof. Dr. Aymo Brunetti oder Worlddidac- Geschäftsführer Beat Jost erwiesen sich als Publikums magnet. Bei einem guten Glas Wein tauschten sich Autorinnen, Autoren und Messe-besucher rege aus.

hep-Geschäftsleitungsmitglied Manuel Schär (links) hep-Verwaltungsratspräsident und Verleger Peter Egger

v.l.n.r: hep-VR Dr. Werner Kolb, PHZH-Dozentin Barbara Kohlstock, hep-Autorin Dr. Monika Wyss

Prof. Dr. Norbert Landwehr (Mitte, Hrsg. Pädagogik hep verlag)

hep-Autor Rudolf H. Strahm

Peter Marbet, Direktor Berner Bildungszentrum Pflege (links) und Roland Gehrig, Abtei-lungsleiter Gewerbliches Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen

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hep-Verwaltungsrat Dr. Men Haupt im Interview mit Rahel Eckert-Stauber Beat Jost, Geschäftsführer Worlddidac Verband

hep-Autoren Joe Gerig und Alex Bieli

v.l.n.r: hep-Autor Adrian Müller und Daniel Stainhauser, Programmierer eLehrmittel v.l.n.r: Nick Zeindler (BZI Interlaken) und Peter Wyss, (hep-Autor, Vorstandsmitglied SVABU)

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v.l.n.r: hep-Autor Andreas Grassi, Regula und Erich Marti (GIB Thun)

Prof. Dr. Regula Kyburz-Graber (Hrsg. Pädagogik hep verlag) und hep-Autor Dr. Peter Gasser

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Ich lege alle Manuskripte meinen Klassen

zum Testen vor.

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35< Fröhlich und voller Ideen: hep-Autor Beat Gurzeler.

Hinter den Kulissen

Der Spontane

Er ist Co-Autor des ersten hep-Best- und Longsellers «Staat und Wirtschaft»: Berufsfachschulleh-

rer Beat Gurzeler.

RAHEL ECKERT-STAUBER

«In meinem Leben passiert Vieles spon-tan und ungeplant», sagt Beat Gurzeler und lacht verschmitzt. «Meinen Schü-lern versuche ich natürlich genau das Gegenteil beizubringen, nämlich, dass man im Leben planen und Prioritäten setzen muss.» Fröhlich, mit grosser Be-geisterung und einer Spur Verwunde-rung über den eigenen Werdegang er-zählt Gurzeler, wie es dazu gekommen ist, dass er zusammen mit hep-Verwal-tungsrat Hanspeter Maurer zum ersten Bestsellerautor des Verlages avancierte.

Der 55-jährige ist Berufsschulleh-rer für Allgemeinbildung (ABU) am Berufsbildungszentrum Luzern und führt eine eigene Firma, das Institut für integrierte Bildungsentwicklung (IFIB), welches Bildungsverordnungen macht und Weiterbildungen für Erwachsene anbietet. Der studierte Sportlehrer ist aus der Schweizer ABU- und Berufsbil-dungsszene nicht mehr wegzudenken. So war er unter anderem Co-Präsident des Schweizer Verbandes für allgemein-bildenden Unterricht (SVABU), arbeite-te bei der Entwicklung des adaptierten Rahmenlehrplans ABU 2006 mit, half

verschiedene kantonale Lehrpläne zu entwickeln und führte für das Bundes-amt für Berufsbildung und Technologie mehrere Anerkennungsverfahren von Hochschul-Studiengängen durch.

Gesucht habe er all diese Dinge eigentlich nie, sagt Gurzeler. Es habe sich einfach so ergeben, «zufällig und spontan». Er sei eben buchstäblich je-weils zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. So auch, als Peter Egger und ihm nahestehende Persönlichkeiten aus der Bildungsszene im Jahr 2000 mit der Idee an ihn und seinen Studienkollegen Hans peter Maurer herantraten, einen neuen Verlag zu gründen. Gurzeler – wieder spontan und kurzentschlossen – war Feuer und Flamme. Seither heckt das Team Gurzeler-Maurer ständig Neu-es für hep aus.

Wie ein altes EhepaarAls Erstes nahmen die beiden das Lehr-mittel «Staat und Wirtscha�» in Angriff. «Wir sassen in Maurers Ferienhaus in Äschiried zusammen, entwickelten das Konzept und teilten uns die Kapitel auf», erinnert sich Gurzeler. Dann zog sich jeder in sein Kämmerchen zurück und schrieb, um es dann dem andern wie-der zum Gegenlesen zu geben. Es wurde gefeilt, verbessert, den eigenen Klassen zum Testen vorgelegt und weiter gefeilt. Nach einem Jahr intensiver Arbeit kam das Lehrmittel 2001 auf den Markt und

entwickelte sich schnell zum ersten hep-Bestseller. Bis heute wurde das Buch über 100 000-mal verkau�.

In der gleichen Arbeitsweise ent-stand das «Handbuch Kompetenzen» samt Arbeitshe� und dickem Ordner für die Lehrpersonen. Alle vierzehn Tage kreieren die beiden Freunde in Zu-sammenarbeit mit der Schweizerischen Nationalbank das Arbeitsblatt «Politics-Economics», das politische und wirt-scha�liche Aktualitäten aufgrei� und in schultaugliche Häppchen verpackt. Gibt es bei so intensiver Zusammen-arbeit nie Ärger zwischen den beiden? Beat Gurzeler lacht: «Hanspeter und ich funktionieren praktisch wie ein Ehepaar und wir sind einander gegenüber sehr kritisch.» Auf fachlicher Ebene würden sie durchaus fighten, aber Streit hätten sie deswegen nie. Einmal im Jahr gehen die beiden gar mit ihren Kindern – Gur-zeler hat deren drei, Maurer zwei – über ein Wochenende campieren.

Das ist kein Zufall: Campieren – sei es mit den Kindern oder seiner Partne-rin Susan – ist ein grosses Hobby des hep-Autors. Da kann er sich entspannen, abschalten – und neue Ideen aushecken. Davon hat er noch viele. Gurzeler: «In meinem Kopf schlummern noch so ei-nige Projekte – langweilig wird es mir auch in Zukun� nicht.»

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Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung Heinz Bachmann (Hrsg.)

Kompetenzorientierte Hochschullehre Die Notwendigkeit von Kohärenz zwischen Lernzielen, Prüfungsformen und Lehr-Lern-MethodenForum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 1

1. Auflage 2011 128 Seiten, 15,5 × 22,5 cm, Broschur CHF 24.– ISBN 978-3-03905-720-7

Geri Thomann, Monique Honegger, Peter Suter (Hrsg.)

Zwischen Beraten und DozierenPraxis, Reflexion und Anregungen für die HochschullehreForum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 2

1. Auflage 2011 168 Seiten, 15,5 × 22,5 cm, Broschur CHF 26.– ISBN 978-3-03905-771-9

Tobias Zimmermann, Franziska Zellweger (Hrsg.)

LernendenorientierungStudierende im FokusForum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 3

1. Auflage 2012 144 Seiten, 15,5 x 22,5 cm, Broschur CHF 26.– ISBN 978-3-03905-783-2

Weitere Titel in der Reihe «Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung» sind geplant.

Aus der Praxis für die PraxisPeter Gasser

Einführung in die NeuropsychologieFür Lehrende der Erwachsenenbildung«Aus der Praxis für die Praxis»

1. Auflage 2012 176 Seiten, A5, Broschur CHF 34.– ISBN 978-3-03905-849-5

Peter GasserEinführung in die NeuropsychologieFür Lehrende der Erwachsenenbildung

Diese gut verständliche Einführung in die Neuropsychologie orien-

tiert über Hirnstrukturen, Hirnfunktionen und bildgebende Verfahren,

stellt eine neue Sicht des Gedächtnisses dar, zeigt die Bedeutung von

Emotionen beim Lernen und gibt Anregungen zum gehirngerechten

Lernen. Nach Seitenblicken in die klinische Neuropsychologie und

auf die aktuelle Kritik an der Neuropsychologie werden die didak-

tischen Folgerungen für das Planen, Durchführen und Reflektieren

von Lernangeboten in der Erwachsenenbildung gezogen.

Das Buch umreisst den modernen Stand der pädagogisch und didak-

tisch relevanten kognitiven Neuropsychologie – und soll damit den

Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildnern sowie Lehrkräf-

ten an Gymnasien und höheren Lehranstalten eine praxisbezogene

Orientierung vermitteln.

www.hep-verlag.ch/einführung-neuropsychologie

Peter Gasser

Einführung in die NeuropsychologieFür Lehrende der Erwachsenenbildung

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Zwischen Beraten und Dozieren

Hrsg.:  Geri Thomann, Monique Honegger, Peter Suter

Praxis, Reflexion und Anregungen für die Hochschullehre

Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung Band 2

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d 2Unter «Dozieren» im Hochschulalltag wird in der Regel

immer noch Unterrichten, Erzählen, Vorzeigen, Vorlesun-gen-Halten verstanden. Ein Klischee?

Wir wissen, dass mit der Fokussierung auf Aneignungs-prozesse von Lernenden und durch die strukturelle Prä-misse des Selbststudiums individualisierte Lernsettings wie Projektlernen, Fallstudienbearbeitungen, Onlinephasen mit Aufgaben etc. zunehmen. Ebenso wissen wir, dass die Dozierenden hierbei auch in anderen Formen – eben beratend oder begleitend – tätig sind.

Dadurch eröffnen sich einige Fragen, zum Beispiel: Können Lehrende überhaupt beraten, wenn sie auch noch beurteilen sollen? Ist dann die Beratung sozu-sagen ein «Wolf im Schafspelz»? Wie kann man in der Funktion als Fachexpertin oder -experte beraten?

Erhalten Lehrende zu wenig Aufmerksamkeit, wenn sie «nur» beratend tätig sind oder schafft Beratung plötz-lich zu viel Nähe? Wollen sich Studierende überhaupt beraten lassen? Wie lassen sich Beratungssituationen im Lehralltag ad -äquat und professionell gestalten?

In der vorliegenden Textsammlung werden Rahmen-bedingungen, Ansprüche und Praxen beratender Tätig-keit im Lehralltag an Hochschulen und damit verbundene Spannungsfelder thematisiert. Damit soll eine Annähe-rung an ein Beratungsverständnis im Hochschulalltag und eine Diskussion darüber ermöglicht werden.

3480_hep_Bachm_Hochschullehre_U1-U4_NEU2.indd 1 18.10.2011 14:23:18 Uhr

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Lernendenorientierung

Hrsg.:  Tobias Zimmermann, Franziska Zellweger

Studierendeim Fokus

Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung Band 3

Studierendenproteste an Universitäten haben 2009 die europäische Öffentlichkeit aufhorchen lassen und die Befindlichkeit der Studierenden in den Fokus gerückt. Wenig gesprochen und geschrieben wurde bislang über die Studierenden an Fachhochschulen und Pädagogi-schen Hochschulen in der Schweiz. Dieser Band soll einen Beitrag leisten zur systematischen Aufarbeitung ihrer Situation. Die Autorinnen und Autoren zeigen auf, wer diese Studierenden sind, welche Bedürfnisse und Ziele sie haben – und welche Konsequenzen sich daraus für das Lehren und Lernen an Hochschulen ergeben.

Dazu werden nicht nur statistische Daten herange-zogen und subjektive Schilderungen von Studierenden analysiert, sondern auch weiterführende Aspekte the-matisiert, etwa die spezifische Situation von Studieren-den und Dozierenden in der Weiterbildung.

Insgesamt gibt der Band Antworten auf folgende Fragen: Wird die Gruppe der Studierenden heterogener ? Was ist aus der Sicht von Studierenden gute Lehre? Wie sieht ein konstruktives Rollenverständnis von Stu-dierenden und Dozierenden aus? Inwiefern sind Studierende in Aus- und Weiterbildung auch Kunden? Wie können studentische Tutoren an Fachhochschulen eingesetzt werden?

Dieser Band hilft Dozierenden, als «reflective practitio-ners» ihr eigenes Bild der Studierenden und dessen Ein-fluss auf die Lehrpraxis zu überprüfen. Zudem zeigt er Wege auf, wie Dozierende mit ihren Lernenden einen konstruktiven Dialog über die Gestaltung von Unterricht führen können.

hep_Bachm_Hochschullehre_U1-U4_Band3.indd 1 27.08.12 14:44

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Didaktische Nahrung für DozierendeDie Pädagogikreihe «Forum Hoch-

schuldidaktik und Erwachse-nenbildung» stellt Dozierenden

an Fachhochschulen Refl exions- und Handlungsinstrumente zur Verfügung.

RAHEL ECKERT-STAUBER

«Unser Zielpublikum sind Dozentinnen und Dozenten, die sich der Erwachse-nenbildung verschrieben haben», er-klärt Prof. Dr. Geri � omann, Leiter des Zentrums für Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung (ZHE) an der Päd-agogischen Hochschule Zürich und Ini-tiant der jüngsten hep-Pädagogikreihe. Die Rede ist zum Beispiel von Dozieren-den an Kunsthochschulen, Hochschulen für Angewandte Wissenscha� en (Ge-sundheitsberufe, Ingenieure, Architek-ten und vieles mehr) und pädagogischen Hochschulen – kurz: von Fachleuten auf einem ganz spezifi schen Gebiet, die ihr breites Wissen den Studierenden weiter-geben und deren Kompetenzen fördern wollen. Eine anspruchsvolle Tätigkeit: Sie lehren, prüfen, beraten, forschen und organisieren Wissens- und Technologie-transfer.

Hochschuldidaktische Fragen thematisieren

Nur: «Viele dieser sehr engagierten Dozierenden verfügen über hohe Fach-kompetenzen, jedoch o� über einen ge-ringen pädagogisch-didaktischen Back-ground», stellt � omann fest. Genau da

setzt die Reihe «Forum Hochschuldi-daktik und Erwachsenenbildung» an. Die Bücher sollen Diskussionen und Auseinandersetzungen um aktuelle und praxisrelevante hochschuldidaktische Fragen anregen und Dozierenden an Fachhochschulen sowie Aus- und Wei-terbildungsverantwortlichen in weiteren Institutionen der Erwachsenenbildung nützliche Refl exions- und Handlungsin-strumente zur Verfügung stellen.

Die neue Buchreihe vom hep-verlag ist in Zusammenarbeit mit dem ZHE entstanden. Dieses wurde 2009 an der Pädagogischen Hochschule Zü-rich gegründet und unterstützt Hoch-schulen und ihre Dozierenden durch

Weiterbildung und Beratung. So ist diese Buchreihe denn auch eng an den Au� au des ZHE geknüp� . Jeweils eine Person oder ein Team aus dem ZHE oder dessen Umfeld verantwortet als Herausgeber einen Band. Geplant sind jeweils eine bis zwei Publikationen pro Jahr. Bereits erhältlich sind die drei Titel «Kompetenzorientierte Hochschulleh-re», «Zwischen Beraten und Dozieren» und «Lernendenorientierung». Weitere Bände mit den Titeln «Hochschullehre variantenreich gestalten» (Herbst 2013), «Lateral führen» (Frühling 2014) und «Lerntheorien und ihre Bedeutung für die Hochschullehre» (Herbst 2014) sind in Arbeit.

Initiant der Pädagogikreihe für Hoch-schul dozierende: Prof. Dr. Geri Thomann.

Der HerausgeberDer Initiant der Pädagogikreihe für Hochschuldozierende, Prof. Dr. Geri Thomann, ist seit 2009 Leiter des Zent-rums für Hochschuldidaktik und Didak-tik der Erwachsenenbildung ZHE der PH Zürich (http://hochschuldidaktik.phzh.ch). Weitere Werke von Thomann im hep verlag: «Ausbildung der Aus-bildenden»; «Produktives Scheitern: Geschichten aus dem Führungsalltag»; «Supervision und Organisationsbera-tung im Bildungsbereich»; «Produk-tives Scheitern – Wie Führungskräfte und Systemberaterinnen und -berater in Bildungsorganistaionen Komplexität bewältigen»; «Innenbilder von Mittel-schulen»; «Grenz management».

Pädagogikreihe

Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung Heinz Bachmann (Hrsg.)

Kompetenzorientierte Hochschullehre Die Notwendigkeit von Kohärenz zwischen Lernzielen, Prüfungsformen und Lehr-Lern-MethodenForum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 1

1. Auflage 2011 128 Seiten, 15,5 × 22,5 cm, Broschur CHF 24.– ISBN 978-3-03905-720-7

Geri Thomann, Monique Honegger, Peter Suter (Hrsg.)

Zwischen Beraten und DozierenPraxis, Reflexion und Anregungen für die HochschullehreForum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 2

1. Auflage 2011 168 Seiten, 15,5 × 22,5 cm, Broschur CHF 26.– ISBN 978-3-03905-771-9

Tobias Zimmermann, Franziska Zellweger (Hrsg.)

LernendenorientierungStudierende im FokusForum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 3

1. Auflage 2012 144 Seiten, 15,5 x 22,5 cm, Broschur CHF 26.– ISBN 978-3-03905-783-2

Weitere Titel in der Reihe «Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung» sind geplant.

Aus der Praxis für die PraxisPeter Gasser

Einführung in die NeuropsychologieFür Lehrende der Erwachsenenbildung«Aus der Praxis für die Praxis»

1. Auflage 2012 176 Seiten, A5, Broschur CHF 34.– ISBN 978-3-03905-849-5

Peter GasserEinführung in die NeuropsychologieFür Lehrende der Erwachsenenbildung

Diese gut verständliche Einführung in die Neuropsychologie orien-

tiert über Hirnstrukturen, Hirnfunktionen und bildgebende Verfahren,

stellt eine neue Sicht des Gedächtnisses dar, zeigt die Bedeutung von

Emotionen beim Lernen und gibt Anregungen zum gehirngerechten

Lernen. Nach Seitenblicken in die klinische Neuropsychologie und

auf die aktuelle Kritik an der Neuropsychologie werden die didak-

tischen Folgerungen für das Planen, Durchführen und Reflektieren

von Lernangeboten in der Erwachsenenbildung gezogen.

Das Buch umreisst den modernen Stand der pädagogisch und didak-

tisch relevanten kognitiven Neuropsychologie – und soll damit den

Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildnern sowie Lehrkräf-

ten an Gymnasien und höheren Lehranstalten eine praxisbezogene

Orientierung vermitteln.

www.hep-verlag.ch/einführung-neuropsychologie

Peter Gasser

Einführung in die NeuropsychologieFür Lehrende der Erwachsenenbildung

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Zwischen Beraten und Dozieren

Hrsg.:  Geri Thomann, Monique Honegger, Peter Suter

Praxis, Reflexion und Anregungen für die Hochschullehre

Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung Band 2

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d 2Unter «Dozieren» im Hochschulalltag wird in der Regel

immer noch Unterrichten, Erzählen, Vorzeigen, Vorlesun-gen-Halten verstanden. Ein Klischee?

Wir wissen, dass mit der Fokussierung auf Aneignungs-prozesse von Lernenden und durch die strukturelle Prä-misse des Selbststudiums individualisierte Lernsettings wie Projektlernen, Fallstudienbearbeitungen, Onlinephasen mit Aufgaben etc. zunehmen. Ebenso wissen wir, dass die Dozierenden hierbei auch in anderen Formen – eben beratend oder begleitend – tätig sind.

Dadurch eröffnen sich einige Fragen, zum Beispiel: Können Lehrende überhaupt beraten, wenn sie auch noch beurteilen sollen? Ist dann die Beratung sozu-sagen ein «Wolf im Schafspelz»? Wie kann man in der Funktion als Fachexpertin oder -experte beraten?

Erhalten Lehrende zu wenig Aufmerksamkeit, wenn sie «nur» beratend tätig sind oder schafft Beratung plötz-lich zu viel Nähe? Wollen sich Studierende überhaupt beraten lassen? Wie lassen sich Beratungssituationen im Lehralltag ad -äquat und professionell gestalten?

In der vorliegenden Textsammlung werden Rahmen-bedingungen, Ansprüche und Praxen beratender Tätig-keit im Lehralltag an Hochschulen und damit verbundene Spannungsfelder thematisiert. Damit soll eine Annähe-rung an ein Beratungsverständnis im Hochschulalltag und eine Diskussion darüber ermöglicht werden.

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Lernendenorientierung

Hrsg.:  Tobias Zimmermann, Franziska Zellweger

Studierendeim Fokus

Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung Band 3

Studierendenproteste an Universitäten haben 2009 die europäische Öffentlichkeit aufhorchen lassen und die Befindlichkeit der Studierenden in den Fokus gerückt. Wenig gesprochen und geschrieben wurde bislang über die Studierenden an Fachhochschulen und Pädagogi-schen Hochschulen in der Schweiz. Dieser Band soll einen Beitrag leisten zur systematischen Aufarbeitung ihrer Situation. Die Autorinnen und Autoren zeigen auf, wer diese Studierenden sind, welche Bedürfnisse und Ziele sie haben – und welche Konsequenzen sich daraus für das Lehren und Lernen an Hochschulen ergeben.

Dazu werden nicht nur statistische Daten herange-zogen und subjektive Schilderungen von Studierenden analysiert, sondern auch weiterführende Aspekte the-matisiert, etwa die spezifische Situation von Studieren-den und Dozierenden in der Weiterbildung.

Insgesamt gibt der Band Antworten auf folgende Fragen: Wird die Gruppe der Studierenden heterogener ? Was ist aus der Sicht von Studierenden gute Lehre? Wie sieht ein konstruktives Rollenverständnis von Stu-dierenden und Dozierenden aus? Inwiefern sind Studierende in Aus- und Weiterbildung auch Kunden? Wie können studentische Tutoren an Fachhochschulen eingesetzt werden?

Dieser Band hilft Dozierenden, als «reflective practitio-ners» ihr eigenes Bild der Studierenden und dessen Ein-fluss auf die Lehrpraxis zu überprüfen. Zudem zeigt er Wege auf, wie Dozierende mit ihren Lernenden einen konstruktiven Dialog über die Gestaltung von Unterricht führen können.

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Kurznachrichten

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Das hep-Team ist gut angekommen!Die Computer funktionieren, Lampen und Büchergestelle sind montiert und selbst die Kaffeemaschine verbreitet wieder ihren verführerischen Du�: An-fang Juni haben die hep-Mitarbeiterin-nen und -Mitarbeiter ihre Zügelkartons gepackt und sind von der Brunngasse in Bern an die Gutenbergstrasse 31 gezo-gen. Hier hat sich der Verlag inzwischen auf drei Etagen niedergelassen. Nach den üblichen Umzugsturbulenzen der ersten Tage und Wochen kann man nun getrost sagen: Das 24-köpfige Team hat sich am neuen Ort gut eingelebt und arbeitet bereits wieder mit Hochdruck an neuen, innovativen Büchern und Produkten.

Vorschau: Begegnungstage 2013Haben Sie Ihre Agenda fürs Jahr 2013 bereits griffbereit? Dann merken Sie zwei Daten für die nächsten hep-Begeg-nungstage vor: Der erste Begegnungs-tag im neuen Kalenderjahr findet am 23. März in Olten statt. Gastreferenten: Rudolf H. Strahm und Prof. Dr. Christa Dürscheid. Der zweite Begegnungstag ist auf den 16. November in Zürich ange-setzt. Gastreferenten hier: Prof. Dr. Rolf Arnold und Rudolf H. Strahm. In einer Reihe von Workshops zu den neusten und bewährten Lehrmitteln geben Ihnen die Autorinnen und Autoren Einblick in ihre Werke. Der ungezwungene Rahmen dieses Weiterbildungstages gibt Ihnen die Möglichkeit, zu diskutieren, Ihre Er-fahrungen und Kritiken einzubringen, in den Büchern zu schmökern und sich mit dem Verlagsteam zu unterhalten. Dane-ben warten ein paar kulinarische und kulturelle Überraschungen auf Sie. Und: Sie können sich den hep-Begegnungstag als berufliche Weiterbildung anrechnen lassen. Er ist für Sie kostenlos.

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– an der PHSG und an der Universität Fribourg. Von 2006 bis 2008 leitete er die Studiengänge Allgemeinbildung Sekun-darstufe II am Eidgenössischen Hoch-schulinstitut für Berufsbildung.

Nach den Ausbildungen zum Pri-mar-, Real- sowie Berufsschullehrer und jahrelanger Unterrichtspraxis studierte der 49-jährige Pfiffner Pädagogik und pädagogische Psychologie, Medien- und Kommunikationswissenscha�en sowie Sozialarbeit und Sozialpolitik an der Universität Fribourg. 2008 promovierte er an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg, vertrat zwei Jahre lang die Professur von Hilbert Meyer und habili-tierte dort in diesem Sommer.

hep-Verleger Peter Egger: «Wir freuen uns ausserordentlich, dass Man-fred Pfiffner sein breites Wissen in unse-re Herausgebergruppe einbringt und wir gratulieren ihm zu seiner erfolgreichen Habilitation.»

Die Herausgebergruppe der Reihe «hep praxis» wird um einen weiteren promi-nenten Namen aus der Schweizer Berufs- und Lehrpersonenbildungsszene reicher: Manfred Pfiffner stösst ab sofort zum He-rausgeberteam (hep magazin 1/12).

Pfiffner ist Co-Leiter der Studien-gänge allgemeinbildender Unterricht an Berufsfachschulen an der Pädago-gischen Hochschule St. Gallen (PHSG). Zudem wirkt er als Modulleiter und Dozent in Erziehungswissenscha�en

Neu bei «hep praxis»: Prof. Dr. habil. Manfred Pfiffner

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Pfuschis Schlussbetrachtung

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hepevent

Tauchen Sie ein in die Welt des Schweizer Films – besuchen Sie mit uns die 48. Solothurner Filmtage und lernen Sie Filmschaf-fende kennen!Der hep verlag lädt Sie exklu-siv zu einer Filmvorstellung im Rahmen der 48. Solothurner Filmtage und zu einem Apéro riche hoch über den Dächern der schönsten Barockstadt der Schweiz ein.

Die Solothurner Filmtage sind das bedeutendste Festival für den Schweizer Film. Sie er-öffnen jeweils im Januar (24.– 31.1.13) das neue Filmjahr. Das Festivalprogramm widerspie-gelt die Vielfalt des Schweizer Filmschaffens und fühlt aktu-ellen Tendenzen auf den Zahn. Wann: Mittwoch, 30. Januar 2013, ab 17.30 UhrWo: Filmvorführung in einem Solothurner Kino.

Genauere Angaben zum Überraschungsfilm und dem genauen Vorstellungsort er-halten Sie nach erfolgter Anmeldung. Anschliessend Apéro riche im Penthouse des Hotels Ramada in Solothurn (2 Gehminuten vom Bahnhof).

Die Anzahl Plätze ist be-schränkt! Vergabe der 80 Plätze nach Eingang der An-meldungen.

Anmeldung per Mail an: [email protected], Vermerk «Anmeldung Filmtage».