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1 Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Dr. Holm Bräuer Textproseminar Di (5) [14:50 – 16:20] ABS 01 Textproseminar Willard Van Orman Quine „Zwei Dogmen des Empirismus“ SS 2010 Büro: BZW A 416 Sprechstunde: Mi 13:00 – 14:00 Fon: 0351-463-32257 Email: [email protected] http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/iph/thph/braeuer/index_html Hinweise zum Erwerb von Leistungsnachweisen Protokoll Gliedern Sie den Text anhand der wichtigsten Grundgedanken! Gliedern Sie den Text anhand der wichtigsten Grundgedanken! • Gehen Sie auf die einzelnen Argumente und Thesen des Textes ein! • Stützen Sie sich dabei auf den Originaltext sowie die Diskussion im Seminar! • Das Protokoll ist jeweils zur nächsten Sitzung fällig. • Ich bitte um eine EDV-Version des Textes. Referat/Lektürebericht Stellen Sie Ihr Protokoll Ihren Komilitonen in einem Referat vor! SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus Stellen Sie Ihr Protokoll Ihren Komilitonen in einem Referat vor! • Bereiten Sie ein Handout oder eine Folie vor! • Das Handout bzw. die Folie dient dazu, einen effizienten Überblick über die letzte Sitzung zu vermitteln. Es enthält eine Gliederung, Begriffsklärungen, Argumentstrukturen usw.! • Strukturieren Sie Ihren Vortrag so klar als möglich! • Gehen Sie auf Fragen Ihrer Kommilitonen ein!

„Zwei Dogmen des Empirismus“ SS 2010 - TU Dresden · ab 1939 Assistenz-Professor in Havard: Veröffentlichung zweier Logik-Bücher (Mathematical Logic, 1940 & Elementary Logic,

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Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Dr. Holm Bräuer

Textproseminar

Di (5) [14:50 – 16:20] ABS 01

TextproseminarWillard Van Orman Quine„Zwei Dogmen des Empirismus“

SS 2010

Büro: BZW A 416Sprechstunde: Mi 13:00 – 14:00Fon: 0351-463-32257Email: [email protected]://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/iph/thph/braeuer/index_html

Hinweise zum Erwerb von Leistungsnachweisen

Protokoll

• Gliedern Sie den Text anhand der wichtigsten Grundgedanken!• Gliedern Sie den Text anhand der wichtigsten Grundgedanken!• Gehen Sie auf die einzelnen Argumente und Thesen des Textes ein!• Stützen Sie sich dabei auf den Originaltext sowie die Diskussion im Seminar!• Das Protokoll ist jeweils zur nächsten Sitzung fällig.• Ich bitte um eine EDV-Version des Textes.

Referat/Lektürebericht

• Stellen Sie Ihr Protokoll Ihren Komilitonen in einem Referat vor!

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Stellen Sie Ihr Protokoll Ihren Komilitonen in einem Referat vor!• Bereiten Sie ein Handout oder eine Folie vor!• Das Handout bzw. die Folie dient dazu, einen effizienten Überblick über die

letzte Sitzung zu vermitteln. Es enthält eine Gliederung, Begriffsklärungen,Argumentstrukturen usw.!

• Strukturieren Sie Ihren Vortrag so klar als möglich!• Gehen Sie auf Fragen Ihrer Kommilitonen ein!

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Semesterablaufplan

13.04.2010 Einführung

20.04.2010 Textlektüre Protokoll 1: …

27.04.2010 Textlektüre Referat 1: … Protokoll 2: …

04.05.2010 Textlektüre Referat 2: … Protokoll 3: …

11.05.2010 Textlektüre Referat 3: … Protokoll 4: …

18.05.2010 Textlektüre Referat 4: … Protokoll 5: …

25.05.2010 Pfingsten

01.06.2010 Textlektüre Referat 5: … Protokoll 6: …

08.06.2010 Textlektüre Referat 6: … Protokoll 7: …

15.06.2010 Textlektüre Referat 7: … Protokoll 8: …

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

22.06.2010 Textlektüre Referat 8: … Protokoll 9: …

29.06.2010 Textlektüre Referat 9: … Protokoll 10: …

06.07.2010 Textlektüre Referat 10: … Protokoll 11: …

13.07.2010 Textlektüre Referat 11: … Protokoll 12: …

20.07.2010 Diskussion Referat 12: …

Willard Van Orman Quine

Willard Van Orman Quine(1908-2000)

Quine gilt als einer der einflussreichstenPhilosophen des 20. Jahrhunderts. Er ist alseiner der Hauptvertreter der analytischenPhilosophie und war als Schüler von Carnapeiner der wichtigsten Kritiker des LogischenEmpirismus. Sein riesiges Lebenswerkumfasst die Gebiete der Logik,Wissenschaftstheorie, Sprachphilosophie undErkenntnistheorie.

Wichtigste Werke:

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Wichtigste Werke:„On What There Is“ (1948)„Two Dogmas of Empirism“ (1951)Word and Object (1960)„Ontological Relativity“ (1968)

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Vita

geb. am 25. Juni 1908 in Akron (Ohio); gest. am 25. Dezember 2000 in Boston

1926-1930 Oberlin College in Akron: intensive Beschäftigung mit Russells Philosophie undmathematischer Logik, wichtigste Inspirationsquelle: Whitehead und Russells Principia Mathematica

1930-1932 Studium in Havard bei Whitehead und C.I. Lewis: Abschluß mit einer Doktorarbeit zu logisch-mathematischen Problemen der Principia Mathematica

1932: Herbert Feigl (Mitglied des Wiener Kreises) besucht Havard und macht Quine mit der Philosophiedes Wiener Kreises und insbesondere auf Rudolf Carnap aufmerksam

1932-1934 ausgedehnte Studienreise durch Europa mit Stationen in: Wien – Besuch von VorlesungenMoritz Schlicks (Initiator des Wiener Kreises) und Treffen mit Gödel, Hahn und Reichenbach; Prag –besucht Carnap und beginnt eine intensive Auseinandersetzung mit dessen Philosophie; und Warschau –Bekanntschaft mit Mitgliedern der Lemberg-Warschauer-Schule (Tarski, Lesniewski und Lukasiewicz)

1934: Quine wird Mitglied der Junior Fellows in der Havard Society of Fellows was ihm 3 Jahre

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

1934: Quine wird Mitglied der Junior Fellows in der Havard Society of Fellows, was ihm 3 Jahreungestörte Forschungstätigkeit ermöglicht (verfasste u.a. sein erstes Buch A System of Logistic sowieeine ganze Reihe von Aufsätzen hauptsächlich logischen Inhalts)

1934: im Auftrag der Society of Fellows hält Quine eine Vorlesungsreihe zu Carnaps Philosophie (späterveröffentlicht zusammen mit seinem Briefwechsel mit Carnap in Dear Carnap, dear Van. The Quine-Carnap Correspondence, hg. von Richard Craeth, 1990)

Vita

ab 1939 Assistenz-Professor in Havard: Veröffentlichung zweier Logik-Bücher (Mathematical Logic,1940 & Elementary Logic, 1941) und weiterer Aufsätze

1942-1945 Zweiter Weltkrieg: Leutnant bei der Navy als Kryptologe in der U-Boot Abwehr, eingesetzt inWashington D.C. und Brasilien; Veröffentlichung eines Logiklehrbuches in Portugiesisch und intensiverg ; g g gBriefwechsel zwischen Quine und Carnap um den Begriff der Analytizität, der im Zentrum von CarnapsPhilosophie stand

Ende der 1940er Jahre: Diskussionsrunde und Briefwechsel mit Rudolf Carnap, Alfred Tarski, NelsonGoodman und Morton White in Havard über den Begriff der Analytizität

ab 1948 Berufung zum Professor in Havard und zum Senior Fellow der Society of Fellows (beidePositionen behält er bis zu seiner Emeritierung 1978 inne)

1951: Einladung von der American Philosophical Association, um seine Auffassungen zum ThemaAnalytizität vor einem größeren Publikum vorzutragen; Quine hielt einen Vortrag mit dem Titel „TwoDogmas of Empiricism“ – einer der einflußreichsten und meistdiskutierten Aufsätze der Philosophie des20 Jahrhunderts

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

20. Jahrhunderts

1953: Quines erste Aufsatzsammlung erscheint unter dem Titel „From a logical point of view“(verdankt sich einer Zeile aus einem Lied von Harry Belafonte „von einem logischen Standpunkt musst dueine Frau heiraten, die hässlicher ist als du“)

1953 einjähriger Gastaufenthalt in Oxford: verstärkte Beschäftigung mit der Sprachphilosophie

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Vita

Späte 50er: Während zweier einjähriger Gastaufenthalte in Princeton und Stanford schrieb Quine seinbedeutendstes Werk Word and Object (1960)

1966: Veröffentlichung zwei weiterer Aufsatzsammlungen Selected Logical Papers und The Ways ofParadox and Other EssaysParadox and Other Essays

1968/69: Quine hält als erster Redner der Vortragsreihe John Dewey Lectures an der ColumbiaUniversity zwei Vorlesungen mit dem Titel „Ontological Relativity“, die zusammen mit weiteren Aufsätzenunter dem Titel Ontological Relativity and Other Essays (1969) veröffentlicht wurden

1971: Auf Einladung der American Philosophical Association hält Quine eine Vorlesungsreihe (Paul CarusLectures) über die Ontogenese der Bezugnahme (Thema des 3. Kapitels aus Word and Object) aus derseine (14.) Buchveröffentlichung The Roots of Reference (1974) hervorging

1973-74 zweiter einjähriger Gastaufenthalt in Oxford

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

1974-78: Ausgedehnte Vortragsreisen in den Vereinigten Staaten, Europa und Südamerika; Emeritierungin Havard 1978

weitere Buchveröffentlichungen: Theories and Things 1981 (Aufsatzsammlung); The Time of myLife 1985 (Autobiographie); Quiddities 1987 (philosophisches Wörterbuch); Pursuit of Truth 1990(Monographie); From Stimulus to Science 1995 (Monographie)

Vita

Quine ist:

• einer der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts.

• einer der „Väter“ der heutigen, modernen analytischen Philosophie (brachte dieanalytische Philosophie nach Amerika und machte sie dort heimisch).

• bedeutendster (immanenter) Kritiker des logischen Empirismus.

• ein "Philosoph unter Philosophen“ (nur geringe Öffentlichkeitswirkung inaußerakademischen Kreisen).

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

riesiges Oevre: 23 Bücher und über 140 Aufsätzebekannteste Schriften: „Two Dogmas of Empiricism“ (1951) und Word and Object (1960)

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Erkenntnistheorie

Zentrale Fragestellungen der Erkenntnistheorie

normativ: Wodurch sind unsere Überzeugungen (Aussagen,Theorien, Begriffe, Vorstellungen) gerechtfertigt und unterwelchen Bedingungen sind sie das?

deskriptiv: Wie gelangen wir zu unserer Erkenntnis über dieWelt? (Was sind die Grundlagen unserer Erkenntnis?)

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Erkenntnistheoretische Positionen I

Unsere Überzeugungen gelten dann als gerechtfertigt, wenn sie ...

Empirismus: ... der Überprüfung durch die Erfahrung standhalten. (Kriterium derBewährung an der Erfahrung)Bewährung an der Erfahrung)

Intuitionismus/Platonismus: ... sich als intuitive, einleuchtende Wahrheitenauszeichnen lassen. (Kriterium der klaren und deutlichen Ideen, Vorstellungen etc.)

Transzendentalphilosophie: ... sich als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnisbzw. der Erfahrung aufweisen lassen. (Kriterium der Unabweisbarkeit)

Kohärentismus/Holismus: ... ein zusammenhängendes (kohärentes,widerspruchsfreies) System bilden. (Kriterium der Geschlossenheit, Vollständigkeit undE klä k ft)

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Erklärkraft)

Pragmatismus/Instrumentalismus: ... sich in Bezug auf einen bestimmten Zweck (z.B. den der erfolgreichen Voraussage) als geeignet erweisen. (Kriterium des Erfolgs)

Skeptizismus: Leugnung der Möglichkeit der Rechtfertigung bestimmter (oder aller)Überzeugungen.

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Erkenntnistypen

Problem: Es gibt – offensichtlich – verschiedene Typen von Erkenntnissen.

7 + 8 = 15Ein Mann ist ein Mann.Die Erde bewegt sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne.Morgen ist Dienstag.Ich habe eine Mutter.

Bedarf nach unterschiedlichen Typen von Rechtfertigung!

Fazit: Historisch gesehen finden sich kaum Positionen, die nur eine einzige derRechtfertigungsbeziehungen als gültig auszeichnen. Fast immer findet sich eine

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

ec t e t gu gsbe e u ge a s gü t g aus e c e ast e det s c e edifferenzierte Antwort auf die Frage nach dem epistemologischen Status inHinblick auf verschiedene Erkenntnistypen.

Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sätzen.Unterscheidung zwischen Sätzen a priori und Sätzen a posteriori.

Erkenntnistypen

Analytisch Synthetisch

A priori Aussagen, deren Wahrheit allein von linguistischen Tatsachen (Bedeutung, Form) abhängt

Aussagen, die weder analytisch noch synthetisch a posteriori sind (Mathematik, Logik Metaphysik Philosophie)

1) analytische Aussagen, die a priori sindEine Geiß ist eine weiblich Ziege.Entweder bekommt eine Geiß sieben Junge oder nicht.

2) synthetische Aussagen die a posteriori sind

Form) abhängt Logik, Metaphysik, Philosophie)

A posteriori Aussagen, deren Wahrheit von der Bewährung an der Erfahrung abhängt

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

2) synthetische Aussagen, die a posteriori sindEs regnet.Die Morgenpost kommt um 7.30 Uhr.

3) synthetische Aussagen, die a priori sindEine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.Die Seele des Menschen ist unsterblich.

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Erkenntnistheoretische Positionen II

Intuitionistischer Empirismus: Erfahrung wird als Rechtfertigungsbasis sinnlicherErkenntnis (synthetisch a posteriori) anerkannt. Apriorische Erkenntnisse werden teilweiseauf analytische zurückgeführt und durch Konventionen begründet (Arithmetik) oderintuitionistisch gedeutet (Geometrie). (Frege, Russell)

Logischer Empirismus: Erfahrung gilt als Rechtfertigungsbasis naturwissenschaftlicherErkenntnis. Apriorische Aussagen werden a) auf analytische zurückgeführt (Mathematikund Logik); oder b) als sinnlos gekennzeichnet (Metaphysik). Standpunkt: Es gibtüberhaupt keine sinnvollen Aussagen, die synthetisch a priori sind. (früher Wittgenstein,Carnap)

Quine: „Zwei Dogmen des Empirismus“ (1951)

Naturalisierter (pragmatischer) Empirismus: Erfahrung gilt ohne Unterschied als

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Naturalisierter (pragmatischer) Empirismus: Erfahrung gilt ohne Unterschied alsRechtfertigungsbasis jeglicher Erkenntnis. Die Unterscheidung zwischen analytischen undsynthetischen Aussagen wird aufgegeben. Der Begriff der Apriorität wird als unbrauchbarangesehen. Mathematische, logische, metaphysische und erkenntnistheoretischeFragestellungen werden sowohl im Rückgriff auf die Erfahrung als auch anhandpragmatischer Maximen gerechtfertigt, wobei eine gewisse skeptische Haltung in Bezug aufdie Geltung jeglichen Wissens eingenommen wird. (Quine, Davidson)

Hintergrund: Die Philosophie des Logischen Empirismus

Rudolf Carnap (1891-1970) Otto Neurath (1882-1945) Alfred Jules Ayer (1910-1989)

Logischer Empirismus: Einflussreiche wissenschaftstheoretische Position die

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Logischer Empirismus: Einflussreiche wissenschaftstheoretische Position, dieausgehend vom Wiener Kreis (Schlick, Neurath, Carnap, Reichenbach, Feiglu.a.) etwa zwischen 1930 und 1950 entwickelt wurde. Ziel war einewissenschaftliche (moderne) Philosophie, die sich kritisch mit der traditionellenPhilosophie auseinandersetzte, sich der Methoden der Logik bedient und wieder klassischen Empirismus die Bedeutung der Erfahrung bei derErkenntnisgewinnung hervorhob.

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Logischer Empirismus

Das Verifikationsprinzip

positiv: Die Bedeutung einer Aussage wird festgelegt in den Umständen ihrerÜVerifikation (empirischen Überprüfung). Eine Aussage ist dann gerechtfertigt,

wenn sie der Überprüfung durch die Erfahrung standhält.

negativ-kritisch: Ein Satz hat nur dann eine Bedeutung, wenn er verifizierbar(empirisch überprüfbar) ist. Ein Satz ohne Verifikationsbedingungen ist wederwahr noch falsch, sondern sinnlos. (empiristisches Sinnkriterium)

Folgeprobleme

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Problem der Rechtfertigungslücke: Welchen Status haben Logik,Mathematik, Metaphysik und Philosophie? Wie lassen sich die allgemeinenPrinzipien der Naturwissenschaft rechtfertigen?

Konstitutionsproblem: Wie können Aussagen (Überzeugungen, Theorien)durch die Erfahrung (Beobachtung, Experiment) gerechtfertigt werden?

Das Verifikationsprinzip als kritische Instanz

Empiristisches Sinnkriterium

Wenn ein Satz keine Verifikations-/Falsifikationsbedingungen besitzt, wenn esWenn ein Satz keine Verifikations /Falsifikationsbedingungen besitzt, wenn esalso keine (möglichen) Erfahrungen gibt, durch die über seine Wahrheit bzw.seine Falschheit entschieden werden könnt, dann ist dieser Satz sinnlos.

Naturwissenschaft spekulative Metaphysik

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

p p y

Sätze mit empirischem Sätze ohne empirischen

Gehalt /Bedeutung Gehalt / Bedeutung

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Das Problem der Rechtfertigungslücke

Status synthetischer Erkenntnis a priori???

Gott ist der Anfang allen Seins.Di Ak li i d Mö li h fi d d h i ö li h k i AkDie Aktualisierung des Möglichen findet durch einen göttlich-kreativen Akt statt.Die Seele ist unteilbar.

Eine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.Jedes Ereignis hat eine Ursache.Materielle Körper sind räumlich und zeitlich ausgedehnt.Jede natürliche Zahl besitzt einen Nachfolger.

Verifikationsprinzip/ Empiristisches Sinnkriterium

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Bietet eine kritische Instanz gegen metaphysische, theologische und vielleicht einigeAussagen der introspektiven Psychologie!

Aber: Auch die Sätze der „reinen“ Wissenschaften wie Mathematik und Geometrie sowiedie Grundprinzipien (Axiome) der Naturwissenschaften werden auf dieselbe Stufe gehobenund als sinnlos eingestuft!

Das Problem der Rechtfertigungslücke

Die Grundspannung des logischen Empirismus

Wie kann die vom Verifikationsprinzip aufgerissene Begründungslücke geschlossen werden

a) wenn das Verfahren der spekulativen Metaphysik in allen Spielarten abgelehnt wird;b) Wenn der klassische (reine) Empirismus diese Lücke prinzipiell nicht schließen kann;c) und wenn sich die Lösung Kants durch die Entwicklung der Wissenschaften als überholtherausgestellt hat? („reine Anschauung“)

Analytisch Synthetisch

A priori Aussagen, deren Wahrheit allein von li i ti h T t h (B d t

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

linguistischen Tatsachen (Bedeutung, Form) abhängt

A posteriori Aussagen, deren Wahrheit von der Bewährung an der Erfahrung abhängt

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Das Problem der Rechtfertigungslücke

Das Analytizitätsprinzip – Konventionalismus

Lösung des Problems der Begründungslücke:Lösung des Problems der Begründungslücke:

Logische (und mathematische) Wahrheiten sowie die Axiome derNaturwissenschaften sind linguistischer Natur. Sie betreffen Konventionen überden Gebrauch bestimmter Ausdrücke und sind damit wahr aufgrund derBedeutung der verwendeten Begriffe (true by convention).

Es gibt nur analytische oder synthetische Aussagen. Die synthetischenAussagen müssen sich an der Erfahrung bewähren. Die analytischen Aussagen

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

g g y gsind konventioneller Natur. Sie sind „Setzungen“ (Konventionen), die sich anihrer Brauchbarkeit bewähren müssen.

Das erste „Dogma“ des Logischen Empirismus

Verifikationstheorie der Bedeutung

Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Sätzen

Nur solche Sätze sind sinnvoll (besitzen eine Bedeutung), die sich an der Erfahrung verifizieren lassen.

Es gibt Sätze, die nur Sprachwissen und kein Tatsachenwissen enthalten.

Naturwissenschaft spekulative Metaphysik wiss Philosophie etc

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Naturwissenschaft spekulative Metaphysik wiss. Philosophie etc.

synthetische Sätze mit synthetische Sätze ohne analytische Sätze

empirischem Gehalt empirischen Gehalt

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Konstitutionsproblem

Konstitutionsproblem: Wie können Aussagen (Überzeugungen, Theorien) durch dieErfahrung (Beobachtung, Experiment) gerechtfertigt werden?

Wissenschaft = System von Sätzen das sich an der Erfahrung bewähren mussWissenschaft = System von Sätzen, das sich an der Erfahrung bewähren muss

Erfahrung = das, was uns die Sinne liefern (Kant: das, was uns gegeben ist)

Klassischer Empirismus

Sinnesdaten: unmittelbare Wahrnehmungen, sinnesphysiologische Phänomene(Paradigma: Nachbild, Halluzination), „Erscheinungen“

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Rechtfertigung: Die Rechtfertigung der Außenwelterkenntnis wird in einem strengen Sinnnur durch Sinnesdaten geleistet.

Was heißt es, dass sich die Wissenschaft an Sinnesdaten bewährenmuss?

Das Konstitutionsproblem

Die Wissenschaft besitzt keine „Sinnesdatensprache“.

Das (Konstitutions)-Modell des Logischen Empirismus

Die Bewährung einer Theorie an der Erfahrung (empirische Rechtfertigung)geschieht durch sog. Protokollsätze, die als Grundlage der Überprüfung allerübrigen Sätze der Wissenschaft dienen.

Diese Protokollsätze (formuliert in der „physikalischen Dingsprache“ desWissenschaftlers) lassen sich eindeutig übersetzen in Sätze der sog.

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

phänomenalen Erlebnissprache.

Die Sätze der phänomenalen Erlebnissprache stehen in einer direktenBeziehung zu den Sinnesdaten, über die der Wissenschaftlers verfügt.

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Das zweite „Dogma“ des Logischen Empirismus

Theorien & Gesetze

Logik

Protokollsatz I Protokollsatz I Protokollsatz I Protokollsatz I(physikalistisch) (physikalistisch) (physikalistisch) (physikalistisch)

Protokollsatz II Protokollsatz II Protokollsatz Protokollsatz II(phänomenalistisch) (phänomenalistisch) (phänomenalistisch) (phänomenalistisch)

g

Übersetzung

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Sinnesdatum Sinnesdatum Sinnesdatum Sinnesdatum

Reduktionismus: Die synthetischen Sätze, die aus einer Theorie folgen, lassen sich Satzfür Satz (einzeln) an der Erfahrung (qua Sinnesdaten) testen.

Direkte Bewährung

Quines Kritik an den „zwei Dogmen des Empirismus“

Kritik am Analytizitätsprinzip

Der Begriff einer analytischen Aussage muss aufgegeben werden!g y g g g

Grund: Der Begriff einer analytischen Aussage lässt sich nicht erfolgreichexplizieren.

Kritik am Reduktionismus

Der Begriff von synthetischen Aussagen a posteriori muss im Prinzip ebenfallsaufgegeben werden!

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

Grund: Es gibt keine Aussagen, die sich einzeln in Bezug auf die Erfahrungrechtfertigen lassen.

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Appendix: Erkenntnistypen (Kripke)

Analytisch Synthetisch

A priori Aussagen, deren Wahrheit allein von linguistischen Tatsachen (Bedeutung, Form) abhängt

1) analytische Aussagen, die a priori sindEine Geiß ist eine weiblich Ziege.Entweder bekommt eine Geiß sieben Junge oder nicht.

2) analytische Aussagen die a posteriori sind

Form) abhängt

A posteriori Aussagen, die (z.B. per Konvention) unabhängig von der Erfahrung wahr, aber nicht a priori erkannt werden können.

Aussagen, deren Wahrheit von der Bewährung an der Erfahrung abhängt

SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus

2) analytische Aussagen, die a posteriori sindDer Platinstab im Tresors des Büros für Maß und Gewicht in Paris ist ein Meter lang.

3) synthetische Aussagen, die a priori sindEine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.Die Seele des Menschen ist unsterblich.