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16 B AUERN Z EITUNG MAGAZIN OSTSCHWEIZ/ZÜRICH 31. JANUAR 2014 NACHRICHTEN SG: Traktor überschlägt sich bei Selbstunfall Am Mittwoch ist es zwischen Tufertschwil und Winzenberg zu einem Selbstunfall gekom- men. Ein Traktorfahrer kam aus noch ungeklärten Grün- den mit seinem Fahrzeug von der Strasse ab, worauf dieses einen Baumstrunk touchierte, das Wiesenbord hinabrutschte und sich zwei Mal überschlug. Der 75-Jährige wurde dabei vom Fahrzeug geschleudert und mit unbestimmten Verlet- zungen ins Spital geflogen. Die Höhe des Sachschadens ist ge- mäss Kapo Stand der Ermitt- lungen. BauZ ZH: Scheune nach Toilettenbrand zerstört Letzten Samstag ist in Freien- stein eine als Freizeitraum ge- nutzte Scheune komplett aus- gebrannt. Wie der «Tages- anzeiger» schreibt, wird als Brandursache ein technischer Defekt der mit Gas betriebe- nen Verbrennungstoilette ver- mutet. Der Sachschaden be- läuft sich auf rund 250 000 Franken. Obwohl die Feuer- wehr den Brand rasch unter Kontrolle hatte, gestalteten sich die Löscharbeiten schwie- rig, da die Töss direkt neben dem Gebäude vorbeifliesst. BauZ GR: Jäger tötet aus Versehen einen Wolf Am vergangenen Wochenende hat ein Jäger im Domleschg bei der Passjagd auf Füchse aus Versehen einen Wolf geschos- sen. Gemäss dem Amt für Jagd und Fischerei erstattete der Jä- ger umgehend Selbstanzeige bei der zuständigen Wildhut, nachdem er den Fehler be- merkt hatte. Ob es sich beim erlegten Tier um einen vom Calandarudel abgewanderten Jungwolf handelt, kann erst nach Vorliegen des DNA-Be- fundes gesagt werden. Die Passjagd, während der vorwie- gend Füchse erlegt werden, dauert noch bis Ende Februar. Wie in der Mitteilung weiter betont wird, besteht zwischen dem illegalen Abschuss zu Jah- resbeginn und dem irrtümli- chen Abschuss am Wochenen- de kein Zusammenhang. BauZ Schweizer im Ausland Auf meinen Reisen treffe ich immer wieder Auslandschweizer, die mir bereitwillig und kompe- tent über ihre jeweilige Wahlhei- mat berichten. Ich kenne kein an- deres Land, das über eine derart loyale und gut organisierte Dias- pora verfügt wie die Schweiz. En- de 2012 lebten gegen 716 000 Schweizer im Ausland. Das sind über 10 Prozent der etwa 6,7 Mio Schweizer Staatsbürger. Fast drei Viertel davon sind Doppelbürger, pflegen ihre Beziehungen zum Herkunftsland in der Regel aber intensiv und aufmerksam. Ihre In- teressenvertretung ist die Aus- landschweizer Organisation, die auf 750 Vereine und Clubs in der ganzen Welt abgestützt ist. Legis- lative der Fünften Schweiz ist der Auslandschweizerrat (ASR), der sich gegenwärtig stark für das neue Gesetz engagiert, das die Regelungen für Schweizer im Ausland enthält und zurzeit in der Vernehmlassung ist. Es enthält auch Bestimmungen über den konsularischen Schutz von Schweizern, die sich nur kurzfris- tig im Ausland befinden, bei- spielsweise für Ferien oder Ge- schäftsreisen. Zentrale Anlaufstelle für Aus- landschweizer ist das Aussende- partement mit seinen konsulari- schen und diplomatischen Aussenstellen. Der ASR befür- wortet beim Gesetzesentwurf die Anmeldepflicht, freiwillige AHV und die «Schweizer Revue» als offizielles Informationsorgan für Schweizer im Ausland, ebenfalls die Förderung der elektronischen Stimmabgabe. Angesichts der wachsenden internationalen Mo- bilität und Exportlastigkeit der Schweizer Wirtschaft ist die Fünfte Schweiz eine wichtige Ressource, die gepflegt und ge- fördert werden soll. Jeder Landsmann im Ausland kann zum gut informierten und motivierten Botschafter seines Landes werden und so die Marke Schweiz attraktiv und begehrenswert hal- ten. Das wirkt sich nicht zuletzt auch positiv auf unser Tourismus- geschäft aus. Auslandschweizer sind zumeist gute, aber nicht un- kritische Patrioten. Als wir letzten Sommer zur 1.-August-Feier zum ersten Mal mit schwarzen, ausziehbaren Carbon-Alphörnern nach Über- see flogen, befürchteten wir Klagen über mangelnde Authen- tizität und modernen «Chi-chi». Das Gegenteil trat ein. Unsere Landsleute in Südamerika wa- ren beeindruckt von den «Swiss High Tec Horns» und freuten sich über die gelungene und praktische Innovation von Monsieur Zanetti aus Yverdon. Carbon-Hörner tönen nicht schlechter als Holz-Hörner, gehen aber weniger kaputt, sind viel leichter, weniger sperrig und gel- ten beim Fliegen als Kabinen- gepäck. Hans Peter Danuser von Platen war Kurdirektor von St. Moritz und do- ziert heute an der ETH. Er schreibt abwechselnd mit anderen Persön- lichkeiten mit einem Blick von aus- sen auf die Landwirtschaft. Hans Peter Danuser AUSSENSICHT Leckerbissen zum Degustieren VELLA n Ende 2007 hatte Renzo Blumenthal sein eigenes nach ihm benanntes Label gegründet. Als erstes Produkt lancierte der Ex-Mister Schweiz Trockenwürs- te in den Geschmacksrichtungen Knoblauch, Andutgel, Krause- minze und Schwarzwurst. Es folgten weitere urnatürliche Pro- dukte wie das Renzo Bier, der Blumenthaler-Bergkäse oder Konfitüre in Bio-Knospe-Quali- tät. Sein bisher jüngstes Produkt wurde im September lanciert: die Salatsauce «Heublumen Duft». Am 1. Februar präsentiert Blumenthal bei der Ski-Arena Andermatt-Sedrun im Bergres- taurant Milez seine Bioprodukte aus eigener Herstellung. Die De- gustation findet von 11 bis 14.30 Uhr statt. Susi Rothmund Renzo Blumenthal hat mit seinen Spezialitäten viel Erfolg. (Bild zVg) Ein Gin-Genuss auf Biobasis Spezialitäten / Beat Sidler und Gustav Inglin bringen einen Gin aus Schweizer Alpenkräutern auf den Markt. SURREIN n Im bündnerischen Surrein betreiben der Bauer Gion Candinas und seine Frau Anna- maria als Zusatzerwerb die Schnapsbrennerei Destillaria Candinas. Neben ihren zahlrei- chen eigenen Schnaps- und Li- körkreationen brennen sie nun auch einen 100 Prozent biologi- schen Gin aus Schweizer Alpen- kräutern – den Breil Pur London Dry Gin. Eine Reihe glücklicher Zufälle «Ei dat nuot meglier» Rätoro- manisch für «Es gibt nichts Bes- seres», sagen der Basler Beat Sid- ler und der Zuger Gustav Inglin anlässlich der Medieninformati- on vom 21. Januar in Surrein, und meinen damit ihren Breil Pur London Dry Gin. Es ist der erste rein biologische Gin aus der bündnerischen Surselva mit 100 Prozent Alpenwacholder, Alpen- rosen und Schokoladenminze aus der Schweiz, entwickelt mit David Clutton, dem namhaften Gin-Experten aus England. Doch bis es so weit war mit dem Alpen- Gin, brauchte es viel Zeit und Ge- duld, gute Ideen, biologische Kräuter, das fundierte Wissen vom so genannten «Doktor Gin» aus England und nicht zuletzt ei- ne Reihe von Zufällen – glückli- chen Zufällen. Als ersten Zufall könnte man wohl das Kennenlernen von Sid- ler und Inglin nennen. Sie liefen sich nämlich in Brigels, wo beide seit über zehn Jahren ihren Zweitwohnsitz haben, über den Weg. Beide Herren um die 50 Jahre wollten es noch einmal wissen. «Andere Männer in un- serem Alter beginnen Marathons zu laufen, wir gründeten die Fir- ma Breil Pur SA», erzählt Sidler lächelnd. Die ehemaligen Füh- rungskräfte aus der Konsumgü- ter- und Finanzindustrie setzten sich zum Ziel, unter der Marke Breil Pur auserwählte Lebens- mittel von höchster Qualität für anspruchsvolle Geniesser zu kre- ieren. Lange Suche nach einer neuen Marktnische Das auf 1280 Metern gelegene, idyllische rätoromische Bergdorf Brigels in der bündnerischen Surselva hat es Beat Sidler und Gustav Inglin leicht gemacht. In- spiriert durch die ursprüngliche Bergwelt mit ihrer vielfältigen und natürlichen Vegetation ha- ben sie an ihrem Zweitwohnsitz eine Basis zur Umsetzung ihrer ersten Idee gefunden: Die Ingre- dienzien für ihr erstes Produkt sollten Alpenkräuter sein und das Endprodukt sollte eine Marktlücke füllen. Doch was? Um die Antwort zu finden, be- reisten Sidler und Inglin Tal um Tal und kehrten jedes Mal ziem- lich desillusioniert nach Hause zurück. «Auf dem Markt gibt es bereits so viele gute Produkte auf Kräuterbasis», stellten die Ge- schäftsführer von Breil Pur fest. Doch dann ist plötzlich wieder der Zufall ins Spiel gekommen, in Form einer Einladung zu einer Gin-Degustation – und da war die Idee geboren. Ziel war die Entwicklung eines einzigartigen, rein biologischen Gins mit typi- schen Rohstoffen aus der Schweiz, selbstverständlich lokal produziert. Er sollte «Pur» sein, was rätoromanisch nichts ande- res als «Bauer» bedeutet, oder eben im allgemeinen Sprachge- brauch mit den Worten rein, klar und natürlich assoziiert wird. Die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt getroffen Basis des neuen biologischen Gins sind exklusive schweizeri- sche «Botanicals», sprich Kräu- ter, Gewürze und Beeren, die massgeblich für das Ge- schmacksbild des Gins verant- wortlich sind. Über Umwege ler- nen Sidler und Inglin Kräuter-Harry kennen, einen 75-jährigen Naturburschen aus dem St. Galler Rheintal. Für ihn ist das Beschaffen von Wachol- der inklusive Biozertifikat kein Problem. Beim Alpenrosenpflü- cken auf dem Lukmanierpass halfen Sidlers und Inglins Frauen fleissig mit und Astrid Duff, eine Bäuerin aus Sumvitg. Sie weiss, wo die schönsten Alpenrosen wachsen und welche Blüten ge- pflückt werden sollen. Auch die Schnapsbrennerei sollte in der Region sein, und so besuchten die beiden Geschäfts- besitzer und ihre Frauen die De- stillaria Candinas in Surrein. Das Unternehmen kann auf eine fast 200 Jahre alte Brennertradition zurückblicken. In sechster Gene- ration destilliert Gion Candinas auf seinem Bio-Suisse-zertifi- zierten Bauernhof vorzügliche Spirituosen nach uralten Rezep- ten. Dies auf seinem mit Tannen- und Eschenholz gefeuerten Kup- ferbrennofen. Das Rezept bleibt geheim Fast zwei Stunden lang degus- tierten die Besucher die hausei- genen Produkte und stellten den Besitzern tausend Fragen. «Un- sere Spirituosen schienen ihnen zu schmecken, aber ich merkte, dass da noch etwas anderes da- hinter steckte», erinnert sich An- namaria Candinas. Sie, ihr Mann und die Brennerei sagten den Geschäftsführern von Breil Pur zu und so begann eine freund- schaftliche Zusammenarbeit. «Doktor Gin» begleitete die Produktentwicklung von Anfang an. Sein enormes Wissen verhalf Breil Pur in zahlreichen Destilla- tionsversuchen zu einer einzig- artigen schweizerischen Gin- Komposition, die den inter- nationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Die Rezeptur des edlen und rein biologischen Breil Pur London Dry Gins mit 45 Volumenprozent bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Nicht einmal Candinas, der den Gin brennt, kennt es. Die Köchin des Jahres 2014, Tanja Grandits, schreibt in ihrem Buch «Tanja Grandits/Gewürze» zum Wacholder: «Und Ge- schmack und Farbe gehen schon fast Hand in Hand, wenn dunkler Wacholdern auf braune Schoko- lade trifft (. . .)». Dazu sagen Beat Sidler und Gustav Inglin: «Wir können das bestätigen. In Zu- sammenarbeit mit dem Traditi- onshaus Hauser in St. Moritz ha- ben deren Confiseure auf Basis des Breil Pur London Dry Gins eine Gin-Truffes-Quadrofonie vom Feinsten entwickelt.» Die zarten hellen und kräftigen dunklen Truffes werden in je zwei Variationen in Kleinstaufla- gen angeboten. Gefertigt in Handarbeit aus hochwertiger Schweizer Schokolade auf Basis des raren Wildcacaos «Criollo Amazonico» aus dem Tiefland Boliviens. Weitere Ideen in der Pipeline Als Erscheinungsbild hat Breil Pur einen Schmetterling ausge- wählt. Die Raupen dieses Nadel- holz-Rindenspanners ernähren sich von den Nadeln des Wachol- ders, der bekanntlich wichtigs- ten Geschmackskomponente eines Gins. Dieser zarte Schmet- terling ziert nun bereits zwei Pro- dukte von Breil Pur, und er dürfte bald weiterfliegen, denn weitere Produktideen sind vorhanden. Details wollen die Geschäftsin- haber jedoch noch nicht verra- ten, nur so viel: Es hat wieder et- was mit Spirituosen zu tun. Susi Rothmund Weitere Infos zum Produkt und den Unternehmern unter: www.breilpur.ch oder www.destillaria.ch. Beat Silder, Annamaria und Gion Candinas und Gustav Inglin (v. l. n. r.) freuen sich über den geglückten Gin von Breil Pur. (Bild Susi Rothmund)

B Z nachrichten ein gin-genuss auf Biobasis spezialitäten ... · ler und Inglin nennen. Sie liefen sich nämlich in Brigels, wo beide seit über zehn Jahren ihren Zweitwohnsitz haben,

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Page 1: B Z nachrichten ein gin-genuss auf Biobasis spezialitäten ... · ler und Inglin nennen. Sie liefen sich nämlich in Brigels, wo beide seit über zehn Jahren ihren Zweitwohnsitz haben,

16 BAUERNZEITUNG Magazin Ostschweiz / zürich 31. JANUAR 2014

nachrichten

sg: traktor überschlägt sich bei selbstunfall

Am Mittwoch ist es zwischen Tufertschwil und Winzenberg zu einem Selbstunfall gekom-men. Ein Traktorfahrer kam aus noch ungeklärten Grün-den mit seinem Fahrzeug von der Strasse ab, worauf dieses einen Baumstrunk touchierte, das Wiesenbord hinabrutschte und sich zwei Mal überschlug. Der 75-Jährige wurde dabei vom Fahrzeug geschleudert und mit unbestimmten Verlet-zungen ins Spital geflogen. Die Höhe des Sachschadens ist ge-mäss Kapo Stand der Ermitt-lungen. BauZ

zh: scheune nach toilettenbrand zerstört

Letzten Samstag ist in Freien-stein eine als Freizeitraum ge-nutzte Scheune komplett aus-gebrannt. Wie der «Tages- anzeiger» schreibt, wird als Brandursache ein technischer Defekt der mit Gas betriebe-nen Verbrennungstoilette ver-mutet. Der Sachschaden be-läuft sich auf rund 250  000 Franken. Obwohl die Feuer-wehr den Brand rasch unter Kontrolle hatte, gestalteten sich die Löscharbeiten schwie-rig, da die Töss direkt neben dem Gebäude vorbeifliesst. BauZ

gr: Jäger tötet aus Versehen einen wolf

Am vergangenen Wochenende hat ein Jäger im Domleschg bei der Passjagd auf Füchse aus Versehen einen Wolf geschos-sen. Gemäss dem Amt für Jagd und Fischerei erstattete der Jä-ger umgehend Selbstanzeige bei der zuständigen Wildhut, nachdem er den Fehler be-merkt hatte. Ob es sich beim erlegten Tier um einen vom Calandarudel abgewanderten Jungwolf handelt, kann erst nach Vorliegen des DNA-Be-fundes gesagt werden. Die Passjagd, während der vorwie-gend Füchse erlegt werden, dauert noch bis Ende Februar. Wie in der Mitteilung weiter betont wird, besteht zwischen dem illegalen Abschuss zu Jah-resbeginn und dem irrtümli-chen Abschuss am Wochenen-de kein Zusammenhang. BauZ

schweizer im auslandAuf meinen Reisen treffe ich immer wieder Auslandschweizer, die mir bereitwillig und kompe­tent über ihre jeweilige Wahlhei­mat berichten. Ich kenne kein an­deres Land, das über eine derart loyale und gut organisierte Dias­pora verfügt wie die Schweiz. En­de 2012 lebten gegen 716  000 Schweizer im Ausland. Das sind über 10 Prozent der etwa 6,7 Mio Schweizer Staatsbürger. Fast drei Viertel davon sind Doppelbürger, pflegen ihre Beziehungen zum Herkunftsland in der Regel aber intensiv und aufmerksam. Ihre In­teressenvertretung ist die Aus­landschweizer Organisation, die auf 750 Vereine und Clubs in der ganzen Welt abgestützt ist. Legis­lative der Fünften Schweiz ist der Auslandschweizerrat (ASR), der sich gegenwärtig stark für das neue Gesetz engagiert, das die Regelungen für Schweizer im Ausland enthält und zurzeit in der Vernehmlassung ist. Es enthält

auch Bestimmungen über den konsularischen Schutz von Schweizern, die sich nur kurzfris­tig im Ausland befinden, bei­spielsweise für Ferien oder Ge­schäftsreisen.

Zentrale Anlaufstelle für Aus­landschweizer ist das Aussende­partement mit seinen konsulari­schen und diplomatischen Aussenstellen. Der ASR befür­wortet beim Gesetzesentwurf die Anmeldepflicht, freiwillige AHV und die «Schweizer Revue» als offizielles Informationsorgan für Schweizer im Ausland, ebenfalls die Förderung der elektronischen Stimmabgabe. Angesichts der wachsenden internationalen Mo­bilität und Exportlastigkeit der Schweizer Wirtschaft ist die Fünfte Schweiz eine wichtige Ressource, die gepflegt und ge­fördert werden soll. Jeder Landsmann im Ausland kann zu m

gut informierten und motivierten Botschafter seines Landes werden und so die Marke Schweiz attraktiv und begehrenswert hal­ten. Das wirkt sich nicht zuletzt

auch positiv auf unser Tourismus­geschäft aus. Auslandschweizer sind zumeist gute, aber nicht un­kritische Patrioten.

Als wir letzten Sommer zur 1.­August­Feier zum ersten Mal

mit schwarzen, ausziehbaren Carbon­Alphörnern nach Über­ see flogen, befürchteten wir Klagen über mangelnde Authen­tizität und modernen «Chi­chi». Das Gegenteil trat ein. Unsere Landsleute in Südamerika wa­ ren beeindruckt von den «Swiss High Tec Horns» und freuten sich über die gelungene und praktische Innovation von Monsieur Zanetti aus Yverdon. Carbon­Hörner tönen nicht schlechter als Holz­Hörner, gehen aber weniger kaputt, sind viel leichter, weniger sperrig und gel­ten beim Fliegen als Kabinen­gepäck.

Hans Peter Danuser von Platen war Kurdirektor von St. Moritz und do­ziert heute an der ETH. Er schreibt abwechselnd mit anderen Persön­lichkeiten mit einem Blick von aus­sen auf die Landwirtschaft.

hans Peter Danuser

AUSS

ENSI

CHT

Leckerbissen zum Degustieren

Vella n Ende 2007 hatte Renzo Blumenthal sein eigenes nach ihm benanntes Label gegründet. Als erstes Produkt lancierte der Ex-Mister Schweiz Trockenwürs-te in den Geschmacksrichtungen Knoblauch, Andutgel, Krause-minze und Schwarzwurst. Es folgten weitere urnatürliche Pro-dukte wie das Renzo Bier, der Blumenthaler-Bergkäse oder

Konfitüre in Bio-Knospe-Quali-tät. Sein bisher jüngstes Produkt wurde im September lanciert: die Salatsauce «Heublumen Duft». Am 1. Februar präsentiert Blumenthal bei der Ski-Arena Andermatt-Sedrun im Bergres-taurant Milez seine Bioprodukte aus eigener Herstellung. Die De-gustation findet von 11 bis 14.30 Uhr statt. Susi Rothmund

Renzo Blumenthal hat mit seinen Spezialitäten viel Erfolg. (Bild zVg)

ein gin-genuss auf Biobasisspezialitäten / Beat Sidler und Gustav Inglin bringen einen Gin aus Schweizer Alpenkräutern auf den Markt.

Surrein n Im bündnerischen Surrein betreiben der Bauer Gion Candinas und seine Frau Anna-maria als Zusatzerwerb die Schnapsbrennerei Destillaria Candinas. Neben ihren zahlrei-chen eigenen Schnaps- und Li-körkreationen brennen sie nun auch einen 100 Prozent biologi-schen Gin aus Schweizer Alpen-kräutern – den Breil Pur London Dry Gin.

eine reihe glücklicher zufälle

«Ei dat nuot meglier» Rätoro-manisch für «Es gibt nichts Bes-seres», sagen der Basler Beat Sid-ler und der Zuger Gustav Inglin anlässlich der Medieninformati-on vom 21. Januar in Surrein, und meinen damit ihren Breil Pur London Dry Gin. Es ist der erste rein biologische Gin aus der bündnerischen Surselva mit 100 Prozent Alpenwacholder, Alpen-rosen und Schokoladenminze aus der Schweiz, entwickelt mit David Clutton, dem namhaften Gin-Experten aus England. Doch bis es so weit war mit dem Alpen-Gin, brauchte es viel Zeit und Ge-duld, gute Ideen, biologische Kräuter, das fundierte Wissen vom so genannten «Doktor Gin» aus England und nicht zuletzt ei-ne Reihe von Zufällen – glückli-chen Zufällen.

Als ersten Zufall könnte man wohl das Kennenlernen von Sid-ler und Inglin nennen. Sie liefen sich nämlich in Brigels, wo beide seit über zehn Jahren ihren Zweitwohnsitz haben, über den Weg. Beide Herren um die 50 Jahre wollten es noch einmal wissen. «Andere Männer in un-serem Alter beginnen Marathons zu laufen, wir gründeten die Fir-ma Breil Pur SA», erzählt Sidler lächelnd. Die ehemaligen Füh-rungskräfte aus der Konsumgü-ter- und Finanzindustrie setzten sich zum Ziel, unter der Marke Breil Pur auserwählte Lebens-mittel von höchster Qualität für anspruchsvolle Geniesser zu kre-ieren.

Lange suche nach einer neuen Marktnische

Das auf 1280 Metern gelegene, idyllische rätoromische Bergdorf Brigels in der bündnerischen Surselva hat es Beat Sidler und Gustav Inglin leicht gemacht. In-spiriert durch die ursprüngliche

Bergwelt mit ihrer vielfältigen und natürlichen Vegetation ha-ben sie an ihrem Zweitwohnsitz eine Basis zur Umsetzung ihrer ersten Idee gefunden: Die Ingre-dienzien für ihr erstes Produkt sollten Alpenkräuter sein und das Endprodukt sollte eine Marktlücke füllen. Doch was? Um die Antwort zu finden, be-reisten Sidler und Inglin Tal um Tal und kehrten jedes Mal ziem-lich desillusioniert nach Hause zurück. «Auf dem Markt gibt es bereits so viele gute Produkte auf Kräuterbasis», stellten die Ge-schäftsführer von Breil Pur fest.

Doch dann ist plötzlich wieder der Zufall ins Spiel gekommen, in Form einer Einladung zu einer Gin-Degustation – und da war die Idee geboren. Ziel war die Entwicklung eines einzigartigen, rein biologischen Gins mit typi-schen Rohstoffen aus der Schweiz, selbstverständlich lokal produziert. Er sollte «Pur» sein, was rätoromanisch nichts ande-res als «Bauer» bedeutet, oder eben im allgemeinen Sprachge-brauch mit den Worten rein, klar und natürlich assoziiert wird.

Die richtigen Leute zum richtigen zeitpunkt getroffen

Basis des neuen biologischen Gins sind exklusive schweizeri-sche «Botanicals», sprich Kräu-

ter, Gewürze und Beeren, die massgeblich für das Ge-schmacksbild des Gins verant-wortlich sind. Über Umwege ler-nen Sidler und Inglin Kräuter-Harry kennen, einen 75-jährigen Naturburschen aus dem St. Galler Rheintal. Für ihn ist das Beschaffen von Wachol-der inklusive Biozertifikat kein Problem. Beim Alpenrosenpflü-cken auf dem Lukmanierpass halfen Sidlers und Inglins Frauen fleissig mit und Astrid Duff, eine Bäuerin aus Sumvitg. Sie weiss, wo die schönsten Alpenrosen wachsen und welche Blüten ge-pflückt werden sollen.

Auch die Schnapsbrennerei sollte in der Region sein, und so besuchten die beiden Geschäfts-besitzer und ihre Frauen die De-stillaria Candinas in Surrein. Das Unternehmen kann auf eine fast 200 Jahre alte Brennertradition zurückblicken. In sechster Gene-ration destilliert Gion Candinas auf seinem Bio-Suisse-zertifi-zierten Bauernhof vorzügliche Spirituosen nach uralten Rezep-ten. Dies auf seinem mit Tannen- und Eschenholz gefeuerten Kup-ferbrennofen.

Das rezept bleibt geheim

Fast zwei Stunden lang degus-tierten die Besucher die hausei-

genen Produkte und stellten den Besitzern tausend Fragen. «Un-sere Spirituosen schienen ihnen zu schmecken, aber ich merkte, dass da noch etwas anderes da-hinter steckte», erinnert sich An-namaria Candinas. Sie, ihr Mann und die Brennerei sagten den Geschäftsführern von Breil Pur zu und so begann eine freund-schaftliche Zusammenarbeit.

«Doktor Gin» begleitete die Produktentwicklung von Anfang an. Sein enormes Wissen verhalf Breil Pur in zahlreichen Destilla-tionsversuchen zu einer einzig-artigen schweizerischen Gin-Komposition, die den inter- nationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Die Rezeptur des edlen und rein biologischen Breil Pur London Dry Gins mit 45 Volumenprozent bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Nicht einmal Candinas, der den Gin brennt, kennt es.

Die Köchin des Jahres 2014, Tanja Grandits, schreibt in ihrem Buch «Tanja Grandits/Gewürze» zum Wacholder: «Und Ge-schmack und Farbe gehen schon fast Hand in Hand, wenn dunkler Wacholdern auf braune Schoko-lade trifft (. . .)». Dazu sagen Beat Sidler und Gustav Inglin: «Wir können das bestätigen. In Zu-sammenarbeit mit dem Traditi-onshaus Hauser in St. Moritz ha-

ben deren Confiseure auf Basis des Breil Pur London Dry Gins eine Gin-Truffes-Quadrofonie vom Feinsten entwickelt.» Die zarten hellen und kräftigen dunklen Truffes werden in je zwei Variationen in Kleinstaufla-gen angeboten. Gefertigt in Handarbeit aus hochwertiger Schweizer Schokolade auf Basis des raren Wildcacaos «Criollo Amazonico» aus dem Tiefland Boliviens.

weitere ideen in der Pipeline

Als Erscheinungsbild hat Breil Pur einen Schmetterling ausge-wählt. Die Raupen dieses Nadel-holz-Rindenspanners ernähren sich von den Nadeln des Wachol-ders, der bekanntlich wichtigs-ten Geschmackskomponente eines Gins. Dieser zarte Schmet-terling ziert nun bereits zwei Pro-dukte von Breil Pur, und er dürfte bald weiterfliegen, denn weitere Produktideen sind vorhanden. Details wollen die Geschäftsin-haber jedoch noch nicht verra-ten, nur so viel: Es hat wieder et-was mit Spirituosen zu tun.

Susi Rothmund

Weitere Infos zum Produkt und den Unternehmern unter: www.breilpur.ch oder www.destillaria.ch.

Beat Silder, Annamaria und Gion Candinas und Gustav Inglin (v. l. n. r.) freuen sich über den geglückten Gin von Breil Pur. (Bild Susi Rothmund)