B312 Preis Des Deutschen Stahlbaues 2014

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    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Impressum:Preis desDeutschen Stahlbaues 2014Nr. B 312Oktober 2014

    Herausgeber:bau orumstahl e.V.Sohnstraße 6540237 Düsseldor T: +49(0)211.6707.828F: +49(0)211.6707.829zentrale@bau orumstahl.dewww.bau orumstahl.dewww. acebook.com/

    bau orumstahl

    Titelbild:Preis des DeutschenStahlbaues 2014::envihab – DLR Institut ür Lu -und Raum ahrtmedizin, GlassKramer Löbbert Architekten BDAmit Pro . Uta GraffArchitektin BDAFotogra : Christian Gahl

    Abbildungen und Text:Renderings, Fotos, Zeichnungenund Skizzen der vorgestelltenArbeiten stammenvon den Ver assern. Die Er-läuterungsberichte basierenau Texten der Ver asser, dieaus redaktionellen Gründenbearbeitet bzw. gekürztwurden.

    Bearbeitung:Institut ür internationaleArchitekturdokumentationGmbH & Co. KG, München –Herausgeber der Architektur-

    achzeitschri DETAILKatja Reich (Projektleitung)Eva Maria HerrmannTim Westphal

    Ein Nachdruck dieser Publi-kation – auch auszugsweise –ist nur mit schri licherGenehmigung des Heraus-

    gebers bei deutlicherQuellenangabe gegen einBelegexemplar gestattet.

    Editorial Seite 3

    Jury Seite 4

    Preis des Deutschen Stahlbaues 2014:envihab – DLR Institut ür Lu - und Raum ahrtmedizin, KölnSeite 6

    Sonderpreis des BMUBMesse Frank urt – Ovaldach am Tor Nord, Frank urt am MainSeite 10

    Öffentliche BautenDorfaus Kist, Kist bei Würzburg Seite 14Porsche Pavillon, Autostadt Wol sburg Seite 18Pumpenhaus, Bochum Seite 22Schaustelle, München Seite 26 Archäologische Vitrine, Aachen Seite 30

    Bürobautenadidas Laces, Herzogenaurach Seite 48

    Industriebauten Seite 54

    Umbauten Seite 56

    SportstättenBasketball-Stadion, Dongguan, China Seite 68

    Verkehrsbauten Seite 80

    BrückenÖlha enbrücke, Raunheim Seite 94Baakenha enbrücke, Hamburg Seite 98

    Sonderbauten Seite 112

    Inhalt / Impressum

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    Editorial

    bau orumstahl

    reduce reuse recycle (3R) lautet eine der Grundthesender Ressourceneffizienz. Dass Baustahl ein Wertstoff istund vollständig recycelt wird, ist eine Binsenweisheit.Erklärungsbedür ig sind also noch die Begriffe reuse undreduce.

    Der 22. Preis des Deutschen Stahlbaues war mit 69 Ein-reichungen mit guter Stahlarchitektur reich bestückt. Auchein Sonderpreis ür nachhaltige Stahlarchitektur – unter-

    stützt durch das Bundesministerium ür Umwelt, Natur-schutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) – wurde wiedervergeben. Herzlichen Dank! Die unabhängige Fachjury waralso gleich doppelt ge ordert:

    Der Stahlbaupreis geht 2014 an Glass Kramer LöbbertArchitekten BDA, Berlin mit Pro . Uta Graff Architektin BDA

    ür das :envihab – Institut ür Lu - und Raum ahrtmedizindes Deutschen Zentrums ür Lu - und Raum ahrt e.V. (DLR)in Köln-Porz. Das Gebäudekonzept ist beeindruckendein ach, unktional und poetisch zugleich: Ein schlankesStahl achwerk überspannt kra voll den Grund, der hier-

    reduce – reuse – recyle

    Stahlbau kann mehr

    Potenzial Stahl

    Die Jury des Deutschen Stahlbaupreises 2014 hatte dieinteressante und anregende Au gabe, aus den zahlrei-chen zum Wettbewerb eingereichten Projekte die bestenherauszusuchen und zu prämieren. Ungeachtet der vielenunterschiedlichen Maßstäbe, Funktionen und Typologiender Projekte galt es, diese mit den Kriterien von archi-tektonischer und städtebaulicher Qualität, innovativerKonstruktion und Technik, materialgerechtem Einsatz desBaustoffs Stahl, Funktionalität und Nutzungs lexibilitätsowie Nachhaltigkeit zu beurteilen. Manche Projekte wur-den heiß diskutiert, andere waren schnell konsens ähig,wie z.B. der erste Preis, dessen herausragende architek-tonische Qualität, hohe Funktionalität und Flexibilität alsForschungsgebäude die Jury unmittelbar beeindruckte.Andere großmaßstäbliche Entwür e wie z.B. adidas Lacesin Herzogenaurach überzeugten durch einen offenen,

    transparenten und kommunikativen Innenraum mit denmarkanten Verbindungsbrücken im Image der kreuzweisegeschnürten Laces eines Sportschuhs. Vom gleichen Bürostammt die kleine archäologische Vitrine im Elisengarten

    durch rei und lexibel bespielbar wird ür die Labormoduledes Instituts. Und macht somit den Weg rei ürreuse: Flexibilität und Anpassung an sich wandelnde Wissen-scha san orderungen und zukün ige Nutzungsszenarien.

    Der Sonderpreis des BMUB geht 2014 an Ingo SchraderArchitekt BDA, Berlin, ür das Ovaldach am Tor Nord derMesse Frank urt. Seine Qualitäten bezieht das Bauwerkaus der Leichtigkeit und erkennbaren Logik seines Trag-

    werks. Mit zeitgemäßer Planungs- und Fertigungstechno-logie wurden die einzelnen Bauteile maßgeschneidert undder Materialeinsatz au ein Minimum reduziert: reduce.

    Mit dem vorliegenden kleinen Vademecum der Stahlarchi-tektur werden die Preisträger, die neun Auszeichnungensowie viele weitere Einreichungen gewürdigt. HerzlichenDank an alle Beteiligten.

    Dr. Bernhard HaukeGeschäfs ührer bau orumstahl e.V. Düsseldor

    in Aachen, die mit großer konstruktiver Leichtigkeit denBlick au das Bodendenkmal der Ausgrabung des his-torischen Elisenbrunnens reigibt. Brücken erscheinenprädestiniert ür den Stahlbaupreis, trotzdem wird überdie konstruktive Qualität hinaus eine hohe architektoni-sche Qualität erwartet: Diese wird in den Augen der Jurybeispielha durch die Baakenha enbrücke in der Hambur-ger Ha encity er üllt. Dass ein kleines Objekt, nämlich dasDorfaus in der Ortsmitte von Kist, ausgezeichnet wird, istder Beweis, dass das Material Stahl eine Fachwerkarchi-tektur restauratorisch überzeugend neu ormulieren kann.

    69 eingereichte Projekte bezeugen den hohen Stellenwert,den der Deutsche Stahlbaupreis unter den wichtigstenArchitekturpreisen hat, und der bereits seit vielen Jahrenund seit 2012 von bau orumstahl e.V., dem gemeinsamen

    Forum des Deutschen Stahlbaus, vergeben wird. Vieleprämierte großartige Projekte wurden zu Vorbildern undIdeengebern ür die beispielha e und zukun weisendeVerwendung von Stahl.

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    Jury

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    v.l.n.r.: Volker Hüller (Gast), Harri Siebert, MinRat Hans-DieterHegner, Wol gang Schneider, Pro . Volker Staab, Christian Schit-tich, Pro . Julia B. Bolles-Wilson (Vorsitzende), Dr. Bernhard Hauke(Moderation), Amandus Sattler, Heiner Farwick.

    Beurteilungskriterien ür die eingereichten Projekte sind:• architektonische Qualität• innovative Konstruktion und Technik• materialgerechter Einsatz des Bausto s Stahl• Nachhaltigkeit• funktionale Aspekte und Nutzungsflexibilität• städtebauliche Einbindung.

    Entscheidend ür die Vergabe der Preise ist der Gesamt-eindruck, den die Jury durch die eingereichten Unterla-gen erhält. Im Herbst 2015 wird der Preis des DeutschenStahlbaues erneut ausgelobt. Auslobungsbedingungenund Einreichungstermin nden Sie unter:

    www.bau orumstahl.de/stahl-architektur-wettbewerbeund www. acebook.com/bau orumstahl.

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    Preis des Deutschen Stahlbaues 2014

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    :envihab – DLR Institut für Luft- undRaumfahrtmedizin, Köln

    Der Neubau des :envihab – eine Wortschöp ung aus „envi-ronment“ und „habitat“ – erweitert das bestehende Insti-tutsgebäude au dem DLR-Gelände um einen einzigartigenZusammenschluss verschiedener Forschungsmodule.Dabei lag die architektonische Heraus orderung darin, einGebäude zu schaffen, das den Wissenscha lern einerseitsdie nötige Klausur und Diskretion ermöglicht, andererseitsder interessierten Öffentlichkeit die Option bietet, Einbli-cke zu gewinnen und Zusammenhänge herzustellen. Diese

    beiden Welten begegnen sich im :envihab unter einemgemeinsamen, gestaltgebenden Dach. Eingebettet in dieUm assung aus Mauer und Erdreich liegen die acht For-schungsmodule nach dem Haus-im-Haus-Prinzip au einergemeinsamen Ebene, gegliedert und verbunden durch diedifferenzierte Erschließung. Das darüber spannende Dachenthält sämtliche technischen Funktionen und rhythmi-siert den Raum durch Lichthö e und Oberlichter.

    ForschungsaktivitätenAu gabe des Instituts ist es, die Gesundheit und Leistungs-

    ähigkeit des Menschen unter der Einwirkung extremerUmweltbedingungen und mögliche Gegenmaßnahmenzu er orschen. Im Mittelpunkt stehen Forschungen unterdem Ein luss der Schwerelosigkeit, aber auch ganz „irdi-sche“ Themen wie die Auswirkungen von Schichtarbeit,Schla mangel oder unregelmäßigen Arbeitszeiten werdenuntersucht. Hierzu werden in den einzelnen Modulenunterschiedlichste Situationen simuliert: es gibt eineKurzarm-Humanzentri uge, Laboratorien zur Untersuchungder Wirkung von Sauerstoffreduktion und Druckverände-

    » In der Dämmerung kommt das Bild eines „landenden Raum-schiffs“ besonders gut zur Geltung.

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    Architektur: Glass Kramer Löbbert BDA, Ges. v. Archi-tekten mbH mit Pro . Uta Graff, Architektin BDA, BerlinTragwerk: IDK Kleinjohann GmbH & Co. KG, KölnStahlbau: Christmann & P ei er (C+P IndustriebauGmbH & Co. KG), AngelburgBauherr: Deutsches Zentrum ür Lu - und Raum ahrt e.V.(DLR), Köln

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    rung , eine Ganzkörper-MRT/PET-Anlage sowie mikro- undmolekularbiologische Forschungsinstrumente. Dieserextrem hohe Grad an technischer Ausrüstung olgt demwissenscha lichen Bedar . Durch die Organisation derNutzungen als rei angeordnete Funktionsmodule aueiner weitgehend stützen reien Ebene ergibt sich einegrößtmögliche Flexibilität auch ür wechselnde wissen-scha liche An orderungen. Gleichzeitig erlaubt dieseGruppierung viel ältige Bewegungs- und Begegnungsmög-lichkeiten ür die Nutzer der Gebäudes. Durch das Angebotan verschiedenen Raumsituationen z.T. mit Sitz- und Aus-stellungsgelegenheiten soll auch der in ormelle Austauschuntereinander ge ördert werden.

    Alles unter einem DachDie reie Anordnung und adaptive Versorgung der Moduleermöglicht ein weitspannendes, raumhohes und umlau-

    end auskragendes Stahl achwerk im Verbund mit einer indie Untergurtebene einbindenden Stahlbetonscheibe. Derkomplette stei e Dachkörper ruht au regelmäßig angeord-neten bombierten und weiß beschichteten Stahlverbund-stützen in der Nutzungsebene.

    Der Synergieeffekt aus der doppelten Funktion des Dachsals Tragwerk und großzügige Technikzentrale trägt zurNachhaltigkeit des Gebäudes bei. Die lächig angeord-neten technischen Anlagen erlauben eine individuelleAnbindung der einzelnen Module über sogenannteMedientubes. So lässt sich die Belegung den wandeln-den An orderungen der Wissenscha ler anpassen undermöglicht auch in Zukun viel ältige Nutzungsszenarien.Neben der gewonnenen Nutzungs lexibilität unterstreichtdas scheinbar schwebende Dach über der Forschungs-landscha jedoch auch den ideellen Raumeindruck, sich

    „zwischen den Welten“ zu benden.

    Die gewaltige Stahlkonstruktion ermöglicht darüber hin-aus die 25 Meter langen und 5,2 Meter hohen prollosen

    » Querschnitt, Maßstab 1:750

    » Längsschnitt, Maßstab 1:750

    » Die Module ür die wissenscha lichen Forschungen liegengrößtenteils unter der Erde. Die Außenwirkung des :envihabs be-stimmt das riesige Dachtragwerk aus Stahl mit seiner per oriertenUmmantelung aus weißen Aluminium-Paneelen.

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    » Das statische Raster im Obergeschoss(links) und Erdgeschoss (rechts)

    » In der Bauphase wird die in die Untergurtebeneeinbindende Stahlbetonscheibe noch gestützt.

    » Die weiß beschichtete Stahlbaukonstruktionin der Dach- und Technikebene.

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    Verglasungen der Einschnitte ür die Lichthö e ebenso wiedie mächtigen, motorisch betriebenen Verdunklungsklap-pen darüber. Die weiß beschichteten und sich nach demKrä everlau zu ihren Enden hin verjüngenden Stützenverstärken gemeinsam mit den in den Fugen beleuchtetenMedientubes den Eindruck von Leichtigkeit der Hallen-decke. Die hoch gedämmten und dichten Wände und De-cken der eingestellten Module bauen au einem ligranenTragwerk aus Stahl-Walzprolen au und erlauben so einereduzierte Anzahl von vertikalen Lastabtragungspunkten.

    Einblicke gewähren

    Mit dem :envihab demonstriert das DLR ein neues Selbst-verständnis der Forschung, bei dem auch die Wirkung inder Öffentlichkeit eine maßgebliche Rolle spielt. So besitztdas Gebäude schon in seiner Außenwahrnehmung einestarke Identität: als schwebende Hülle über einer leichtangehobenen Topograe verankert sich der Neubau autarkau dem Campus des DLR und vermag sein Um eld durchdie klare Geste zu ordnen. Im Dunkeln wird dieser Effektdurch das aus dem Innern heraus leuchtende Sockelge-

    schoss noch besonders hervorgehoben. Doch auch imInnenraum ist die neue Haltung deutlich spürbar. Über denebenerdigen Eingang und eine großzügige Treppe gelangtman in das tie ergelegene Foyer mit dem großen Audi-torium und den gastronomischen Einrichtungen. Durchdas umlau ende Lichtband und die Innenhö e gelangtviel Tageslicht in diesen Bereich, lässt ihn hell und offenerscheinen. Diesen Eindruck verstärken auch die weißenDecken lächen und die in einem warmen Grauton gehalte-ne Terrazzoböden und Um assungswände. Zudem erhältder Besucher Einblicke in die verschiedenen Lichthö e undin das arbig akzentuierte Innere der einzelnen Kuben.

    Funktional werden der öffentliche und ür Besucher nichtzugängliche Bereich jedoch geschickt durch eine gläserneTrennwand voneinander getrennt.

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    Das Gebäudekonzept ist beeindruckend ein ach, unkti- onal und poetisch zugleich: Ein riesiges Stahl achwerküberspannt krafvoll den Grund, der hierdurch rei und

    lexibel bespielbar wird ür die Labormodule des Instituts.Die silbern schimmernde Metallhaut mit kleinen und grö- ßeren Poren ür Licht, Ventilation und sonstigen Austauschumhüllt das große Dach – das Filigran wird zum Monolith.

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    » Durch die Oberlichter und Lichthö e ällt viel Tageslicht in dasGebäudeinnere. Die nach dem Haus-im-Haus-Prinzip eingestelltenModule gewähren Einblicke in ihr arbiges Innenleben.

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    Die als Podium sanf ansteigende Bodenmodellierung un- terstreicht die skulpturale Qualität der Groß orm. Eine desNachts leuchtende Fuge lässt das Dach örmlich schwe- ben – ein Spiel mit tatsächlicher Schwere und scheinbarerLeichtigkeit und einem Hauch von Anspielung au Spiel- bergs „Close Encounters o the Third Kind“.

    Der Einsatz von Stahl im Dienste einer besonderen Funk- tionalität und Flexibilität ür ein Forschungsgebäude mit

    extrem hoher technischer Ausrüstung und die gleichzeitigsehr gute räumliche und skulpturale Architekturqualitätüberzeugen.

    » Grundriss Erdgeschoss, Maßstab 1:1500. Alle Funktionen sindin den eingestellten Kuben untergebracht. Öffentliche und interneBereiche sind unktional getrennt, aber optisch verbunden.

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    Sonderpreis des BMUB

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Messe Frankfurt – Ovaldacham Tor Nord, Frankfurt am Main

    Architektur: Ingo Schrader Architekt BDA, BerlinTragwerk: B+G Ingenieure Bollingerund Grohmann GmbH, Frank urt am MainStahlbau: Prebeck Stahlbau GmbH, BogenBauherr: Messe Frank urt Venue GmbH,Frank urt am Main

    Das Ovaldach am Tor Nord der Messe Frank urt beruht au

    einem Wettbewerbsentwur , der von Beginn an in engerZusammenarbeit zwischen Architekt und Tragwerksplanerentstand. Das neue bauliche Ensemble ersetzt ein proviso-risches Wachgebäude an einem rund um die Uhr besetztenHaupttor der Messe Frank urt und markiert die Hauptzu-

    ahrt des Messegeländes aus westlicher Richtung. DieAu gabenstellung lautete, signikante Bauwerke ür zweiunterschiedliche Haupttore zu schaffen, welche die Funk-tion einer groß lächigen Überdachung der unterschiedli-chen Kontrollbereiche er üllen. Dies ührte am Tor Nord zueinem Dach in Form eines gestreckten Ovals von 42 x 18Metern mit einer Fläche von 593 Quadratmetern. Die ovaleForm be reit sich dabei von den rechteckigen Baukörpern,die das Gelände bestimmen, und verleiht dem Dach seineEigenständigkeit und Zeichenha igkeit. Auch die Lichtpla-nung ist integraler Bestandteil des Entwur s, um die neueLandmarke bei Dunkelheit zusätzlich in Szene zu setzen.Die Untersicht und das Tragwerk sind weiß lackiert. Dienächtliche Beleuchtung des Dachs akzentuiert die Form,

    dabei wirkt die Dachscheibe als Re lektor zur gleichmä-ßigen Ausleuchtung des Kontrollbereichs am Tor und alsstädtebaulich wirksames Zeichen. Form und Funktion,Konstruktion und Architektur bilden eine Einheit und sindin ihrer Erscheinung au das Wesentliche okussiert.

    Parametrisch entwickeltes Tragwerk Die Gründungsmöglichkeiten an den unterschiedlichenStandorten, insbesondere au der bestehenden Straßen-

    brücke am Tor Nord, er orderten eine unregelmäßige Stüt-zenstellung. In einem mehrstugen Optimierungsprozesswurde ein asymmetrisches Tragwerk entwickelt, das aussich kreuzenden, nicht hierarchisch angeordneten Flach-stahllamellen besteht. Entsprechend dem Krä everlauvariiert deren Bauhöhe zwischen 150 und 600 Millimetern.So entsteht ein Trägerrost aus gevouteten Flachstählen,die in ihren Knotenpunkten verschweißt werden. Denellipsen örmigen Dachrand bildet ein au die Flachstahl-träger au gesetzter ungleichschenkliger Winkel, der auchstatisch zur Stabilisierung der Trägerenden herangezogenwird. Der gesamte Trägerrost liegt au vier pyramiden-stumpfförmigen Stützen au , die am Fußpunkt eingespanntsind. Um Zwangsbeanspruchungen aus Temperaturlastenzu reduzieren, wird der Trägerrost au zwei Stützen glei-tend gelagert. Die horizontalen Lasten werden somit überzwei Stützen und gering ügig über die Gleitreibung derbeiden anderen Stützen in die bestehende Straßenbrückeabgetragen.

    » Lageplan, Maßstab 1:2500. Das Dach dient als weithin sichtbareIkone zur Orientierung, sowohl im Lageplan als auch räumlich.

    » Grundriss Brückenebene, Maßstab 1:500. Die Gründungsmög-lichkeiten er orderten eine unregelmäßige Stellung der Stützen.

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    Mithil e eines parametrischen Entwur sskripts, das direktmit einem Berechnungstool verbunden war, konnte zu-nächst die optimale Lage der Lamellen deniert werden.Hierbei wurden die Träger so angeordnet, dass jeweils dreisich verschneidende Träger die Köp e der vier unregelmä-ßig angeordneten Stützen bilden. In einem zweiten Schrittwurden die Höhe und Dicke der Bleche in Abhängigkeit vonden au nehmbaren Spannungen des Materials und unterBegrenzung der maximalen Ver ormungen optimiert. DieVoutung der Lamellen ergibt gleichzeitig ein strukturellesOrnament mit hohem Wiedererkennungswert.

    Die erste Gruppe der Lamellen ergab sich aus der Positionund Ausrichtung der Stützen, die au grund der örtlichenGegebenheiten und aus architektonischen Gesichtspunk-ten estgelegt wurden. Darau aufauend wurde ein nichthierarchisches Tragwerk entwickelt, das au den ersten

    Blick in seiner scheinbar zu älligen Anordnung von Träger-achsen irrational erscheint, jedoch au einem computerba-sierten Entwur sprozess beruht, der strukturelle, ormaleund ertigungstechnische Randbedingungen in Einklang

    bringt. Das innovative Tragwerk erinnert an natürliche, ge-wachsene Strukturen. Diese Analogie beruht jedoch nichtau einer gewollten ormalen Angleichung, sondern auder Anwendung elementarer mathematischer und geome-

    trischer Prinzipien. Der von dem Tragwerksplaner eigensentwickelte Algorithmus optimiert die Konstruktion durchNachbildung von Wachstumsprozessen biologischer Struk-turen. Hierbei werden Bereiche mit hohen Spannungskon-

    » Die Beleuchtung der weiß lackierten Untersicht ist Teildes Entwur skonzepts und akzentuiert die Struktur.

    » Das scheinbar chaotische Tragwerk beruht au einem computer-basierten Entwur sprozess, der alle Parameter in Einklang bringt.

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    » Der Trägerrost aus gevouteten Flachstählen liegt au vierpyramidenstumpfförmigen Stützen au .

    » Das Dach wurde als Ganzes in der Werkstatt vorge ertigt (links).Ausbildung der Au lagerpunkte (rechts).

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    zentrationen verstärkt und solche mit geringen Beanspru-chungen zurückgebildet. So reagiert das Tragwerk, ähnlichwie ein Baum, au die ortsspezischen Gegebenheiten undbildet au diese Weise eine strukturelle Ästhetik aus, dieau den ersten Blick selbstverständlich wirkt. Basierendau dieser Entwur smatrix würde sich das Tragwerk einesweiteren Dachs entsprechend den Gegebenheiten seinesStandorts gänzlich anders darstellen.

    Vorfertigung und MontageDas Dach wurde als Ganzes in der Werkstatt vorge ertigt,anschließend in sieben transport ähige Segmente zerteiltund schließlich unmittelbar neben dem endgültigenStandort am Boden zusammengebaut. Die Au eilung intransport ähige Elemente er olgte mit der Maßgabe, dieAnzahl der er orderlichen Schweißstellen au der Baustellezu minimieren. Durch die ast vollständige Vor ertigung

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    » Die Flachstähle sind in ihren Knotenpunkten verschweißt. Fürden Transport wurde das Dach in sieben Segmente unterteilt.

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    Als weithin sichtbares Zeichen bildet das neue Ovaldacham Tor Nord der Frank urter Messe einen markanten Ori- entierungspunkt mit hohem Wiedererkennungswert. Seineästhetischen Qualitäten bezieht das Bauwerk dabei ausder erkennbaren Logik seines Tragwerks und der Leich- tigkeit seiner Konstruktion. Der Baustoff Stahl hat einenmaßgeblichen Anteil daran. Die Stützen sind entsprechendden Zwängen des Grundstücks und ihrer Beanspruchungunregelmäßig angeordnet und nach oben verjüngendausgebildet. Sie tragen so zum schwebenden Eindruck bei.Die asymmetrische und nicht hierarchische Struktur derDachkonstruktion, die eben alls exakt dem Kräfeverlau

    olgt, betont die Filigranität. Besonders gewürdigt wird

    die daraus resultierende hohe Ressourceneffizienz dervollständig vorge ertigten Stahlkonstruktion, die in einemintegrativen Prozess zwischen Architekt, Tragwerksplanerund aus ührenden Firmen entstand.

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    am Boden konnten die Sperrungen der Brücke und dieSchließzeiten des Messetors gering gehalten werden.Darüber hinaus bedeutete dieser optimierte Bauablauein Plus an Arbeitssicherheit. Nach der Eindeckung mitFurnierschichtholz und dem Aufringen der Dachabdich-tung, Lackierung und Montage der Beleuchtung er olgteder Hub des Dachs au die vormontierten Stützen durchzwei Kräne.

    Werkstoff StahlGestalterisches Ziel war es, eine Konstruktion zu nden,die ohne Verkleidungen oder nachträgliche Über or-mungen auskommt und höchsten architektonischenAnsprüchen genügt. Der Werkstoff Stahl ermöglicht dabeidie besondere Leichtigkeit der Struktur bei einer reienAuskragung von bis zu 10 Metern. Mithil e zeitgemäßerPlanungs- und Fertigungstechnologie wurden die einzel-nen Bauteile maßgeschneidert und der Materialeinsatz auein Minimum reduziert. Die einzelnen Träger bestehen aus20 oder 40 Millimeter starken Blechen (S355) und somitaus einem ein achen Ausgangsmaterial, das lediglich

    zugeschnitten und zusammenge ügt werden musste. Kom-plizierte Prole und Anschlüsse ent allen zugunsten einereinheitlichen Bauweise. Die au das Wesentliche reduzier-te Ästhetik wird von den ein achen Details der Konstrukti-on zusätzlich unterstützt.

    Materialität und NachhaltigkeitDie Dacheindeckung besteht aus Sperrholzplatten, dieoberseitig mit Polyurethan beschichtet sind. In die Platteneinge räste Nuten nehmen die Verkabelung au . Die Ent-wässerung der ge ällelosen Dach läche er olgt über eineinziges Fallrohr im Bereich des Wachgebäudes. Die Ma-terialwahl und Verein achung der Details und Anschlüsse

    ühren zu einem ast abstrakten Gebilde. Die haustechni-schen Installationen sind so integriert, dass sie eben alls„organischer“ Bestandteil der Architektur werden undkeine nachträgliche Applikation. Für die Lackierung derBauteile wurde ein besonders lösemittelarmer Anstrichverwendet. Die Werkstoffe des Ovaldachs lassen sich

    ast vollständig recyceln. Die zeitlose Gestaltung undhohe Funktionalität bürgen darüber hinaus ür eine hoheLebensdauer und Nachhaltigkeit.

    » Detail Stützen und Au lager Ovaldach, Maßstab 1:50

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    Öffentliche Bauten – Auszeichnung

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    Dorfhaus Kist,Kist bei Würzburg

    Architektur:Atelier Fischer Architekten GmbH, WürzburgStädtebau: Wegner Stadtplanung, VeitshöchheimTragwerk: Pro . Heinz Volz, WürzburgBauherr: Gemeinde Kist, Würzburg

    Für die kleine Gemeinde Kist in der Nähe von Würzburggalt es die Ortsmitte neu zu gestalten. In unmittelbarerNähe zur bestehenden Kirche aus dem 19. Jahrhundert

    entstand ein großzügiger Platz mit einem lang gestrecktenBrunnen, neuen Baump lanzungen und einem Dor haus,das als lebendiger Tre punkt ür Bürger und Vereine die-nen soll. Aus dieser städtebaulichen Situation heraus wur-de die Gestaltung des Dor hauses entwickelt. Es bildet die

    östliche Raumkante des Platzes und ö net sich zu diesemhin. Da sich au dem Grundstück eine ehemalige Scheuneaus heimischem Muschelkalk be and, die es so weit wiemöglich zu erhalten galt, wurde zudem die Verbindung vontraditioneller Bau orm und moderner Gestaltung entwur s-bestimmend. Das Raumprogramm sah einen Ort der Be-gegnung ür temporäre Veranstaltungen und Dor este vor.Der etwa 8 x 8 Meter große Gemeinscha tsraum erstrecktsich über die gesamte Höhe des Gebäudes bis ins o ene

    Dachgeschoss und lässt sich durch Glasschiebetüren zumDor platz hin großzügig ö nen. Im Erdgeschoss indensich zudem eine Küche mit Nebenraum sowie die WC-An-lagen. Darüber liegt eine o ene Galerie, die ür die Tre envon Kleingruppen gedacht ist.

    Stahlkonstruktion verbindet Alt und NeuDie Konstruktion des Hauses ist klar ablesbar. Die beste-

    » Beim Dor aus Kist wurden die historische Bausubstanz undeine moderne Stahlbaukonstruktion in Einklang gebracht.

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    Öffentliche Bauten

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    hende Scheune wurde dazu in Teilbereichen abgetragenund mit einer neuen Stahlkonstruktion sinn ällig ergänzt.Die historischen Wände aus Muschelkalk wurden erhal-ten und mit präzise hineingeschnittenen Eingri en, wiebeispielsweise einem Durchgang vom Saal zur Küche ver-sehen. Da das Gebäude nur ür temporäre Nutzungen vor-gesehen ist, konnte die Konstruktion au wenige Elementereduziert werden: die tragenden Stahlstützen und eineein ache Verglasung aus Sicherheitsglas.

    Die Stützen sind vor die bestehende Natursteinwand ge-setzt, die Stahlträger im Dach tragen die schlichte Dach-haut. Diese ist zeitgemäß, verweist in ihrer Ausbildungjedoch au die traditionelle ortstypische Baukultur. DieKonstruktion ist an ein klassisches P ettendach angelehnt.Die Stahlträger sind statisch minimiert und tragen eine

    51 Millimeter starke Dreischichtplatte, die gleichzeitig alssichtbarer Raumabschluss dient. Über der di usionso e-nen Unterspannbahn liegen Konterlattung, Dachlattungund der hellgraue Betondachstein. Alle Konstruktions-elemente sind bis ins Detail nachvollziehbar gezeigt undstellen ein harmonisches Miteinander von Bestand undNeubau unter einem gemeinsamen neuen Dach dar.

    Laudatio

    Ein Ort der Begegnung ist das neue Dor aus in der Orts- mitte von Kist geworden. Mit seiner klaren und offenenSprache wirkt es einladend und reundlich. Die moder- ne, eingliedrige Stahlkonstruktion, mit großen Gläsernausge acht, unterstützt die Transparenz und interpretierttraditionelle Bautypologien wie das Fachwerkhaus. Deröffentliche Charakter des Gebäudes in der Ortsmitteerhält schlüssig seine architektonische Aus ormulierung.Proportion und Gebäude orm entsprechen der zum Teilerhaltenen Scheune, ohne restauratorisch den Bestandwiederau zubauen. Der Entwur ür das Dor aus schasehr gelungen und zeitgemäß Bezüge zwischen denehemaligen Strukturen und Materialien der Scheune mitdem Anspruch an die neue Nutzung als Bürgertreffpunkt.Der Dor platz und das Foyer verbinden sich über großeGlasschiebetüren per ekt. So wird das Dor aus zu einemProjekt, das in die Zukunf weist.

    » Das historische Mauerwerk aus Muschelkalk wurde erhaltenund um neue Stahlbauelemente sinn ällig ergänzt.

    » Grundriss Erdgeschoss, Maßstab 1:200 » Längsschnitt, Maßstab 1:200

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    Öffentliche Bauten

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    » Die Dachhaut aus hellgrauen Betondachsteinen interpretiertdie traditionelle ortstypische Bauweise zeitgemäß (unten). Dergroße Gemeinschafssaal ragt bis in den offenen Dachstuhl. Diedazugehörigen Nebenräume sind kompakt innerhalb der altenBausubstanz organisiert (rechte Seite).

    » Detail Trau e, Maßstab 1:25

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    N u t t

    » Detail Ortgang, Maßstab 1:25

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    Öffentliche Bauten

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    Öffentliche Bauten – Auszeichnung

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Porsche Pavillon, Autostadt Wolfsburg

    Der Porsche Pavillon liegt innerhalb der bewegten Fjord-und Lagunenlandscha t der Autostadt in Wol sburg. Er

    ergänzt den 28 Hektar großen Themenpark erstmals seitseiner Erö nung im Jahr 2000 um ein zusätzliches Bau-werk, das der Bedeutung von Porsche innerhalb des Volks-wagenkonzerns Ausdruck verleiht und 400 QuadratmeterAusstellungs- und Präsentations lächen au nimmt.

    Städtebauliche Einbindung und Architektur Der geschwungene Baukörper ügt sich in das Zusammen-spiel der bereits vorhandenen Markenpavillons, die inlockerem Rhythmus über den Landscha tspark am Mittel-landkanal verteilt sind. Die Position im östlichen Teil desGeländes, am Wasser und unmittelbar an der zentralenAchse, die diagonal durch die Autostadt verläu t und diesemit dem Zentrum von Wol sburg verbindet, machen denPavillon zu einer wichtigen Station des Besucherrund-gangs. Die geschwungenen Zugangswege im Norden undSüden sind durch seitlich auslau ende Gebäudearme

    lankiert. Der 10 Meter hohe Pavillon emp ängt seine Be-sucher mit einer einladenden und umarmenden Geste.Seine Architektur ist unmittelbar au den umliegendenLandscha tspark bezogen, der durch einen überdachtenAußenbereich mit einbezogen wird. Die charakteristischeSilhouette des Gebäudes ist im gesamten Themenpark derAutostadt als markantes Icon sichtbar und ist von der Dy-

    namik und Reduktion aus dem Markenbild Porsches abge-leitet. So soll die Kra t der geschwungenen Bauskulptur andie Ästhetik und Per ormance eines Porsche-Sportwagenserinnern. Ihr charakteristisches Erscheinungsbild erhältdie Architektur durch die Präzision der gekrümmten Flä-chen: „In der organischen Form der ugenlosen Gebäude-hülle nehmen schwungvolle Linien an Fahrt au , drosselnihr Tempo und holen in großen Kurven zu weiteren rasan-ten Radien aus“, so die Architekten.

    Durch den Verzicht au die konventionelle Trennung vonDach und Fassade zugunsten dynamischer Übergängeentstand eine Skulptur im Grünen, deren einheitliche Hülleaus Edelstahl insgesamt 2.550 Quadratmeter Fläche um-spannt. Sein mattes Erscheinungsbild erhält das Material,eine Hommage an den Ur-Porsche, durch die Veredelung

    Architektur:HENN GmbH, BerlinTragwerk: sbp gmbh – schlaich bergermann und partner,BerlinBauherr: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Stuttgart /Autostadt GmbH, Wol sburg

    » Der Pavillon bezieht einen überdachten Außenbereich in seinarchitektonisches Konzept mit ein.

    » Die Sitzstu en reichen bis an die Wasser läche der Lagune undbieten au ün Reihen Platz ür 550 Personen.

    » Lageplan, Maßstab 1:25000

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    Öffentliche Bauten

    bau orumstahl

    » Die markante Silhouette des Porsche Pavillons ist im gesamtenThemenpark der Autostadt sichtbar.

    mit einem speziellen Strahlver ahren, das die Ober lächemit Edelstahlgranulat au raut. Der Gebäudekörper ist alseine gestalterische Einheit er ahrbar, die Raum und Hülle,Dach und Fassade, Innen und Außen miteinander vereint.Schar e Schnittkanten in der Gebäudehülle geben derSkulptur eine ließende Dynamik, die weder durch Fensternoch durch Türen unterbrochen wird. Je nach Licht, Jah-reszeit und Wetter verändert die Edelstahlhülle ihr Gesichtund schimmert mal in matten Grautönen, wirkt dann wie-der samtig und erinnert bei Regen an eine Hai ischhaut.

    An der Eingangsseite, die der Lagune zugewandt ist, kragteine doppelt gekrümmte, organisch ge ormte Dach läche25 Meter weit über die Wasser läche. Unter dem großzügi-gen Dach laden Podeste und Treppen aus sandgestrahltemBeton die Besucher zum Verweilen ein. Der Außenbereichdes Gebäudes wurde von WES Landscha tsarchitekten indas Gesamtkonzept der Parkgestaltung integriert. Die me-

    tallene Dachunterseite re lektiert Licht- und Schattene ek-te der Wasserober läche und wird so zu einer schillerndenProjektions läche, in der sich Architektur und Landscha tzu einem ließenden Kontinuum verbinden. » Horizontalschnitt durch die Ausstellungsebene.

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    Öffentliche Bauten

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    NachhaltigkeitDie gewählte Monocoque-Bauweise bietet ür die reige ormte Struktur die Möglichkeit, das Tragwerk mit derGebäudehülle e izient und nachhaltig zu vereinen. E izi-ent, weil die Gebäudehülle an der Abtragung der Lastenbeteiligt ist und nicht nur eine verkleidende Funktionübernimmt, was zu einer Erhöhung der Eigenlasten ührt.Nachhaltig, weil au notwendige Fugen ür den Ausgleichvon Dehnungsdi erenzen und Toleranzen zwischen denbeiden Gewerken vollständig verzichtet werden kann. Da-durch wird der Wartungs- und Reinigungsau wand so weitwie möglich reduziert. Zudem ist mit der Verwendung von

    Edelstahl eine vollständige Recycling ähigkeit gegeben.

    Innenraum und AusstellungskonzeptDas Innere konzipierten die Architeken als einen konzent-rierten Erlebnisraum, dessen Exponate und Präsentationendie Marke und ihre Geschichte er ahrbar machen und dieFaszination Porsche wirkungsvoll in Szene setzen. Hinterdem Eingang, der sich wie ein Strömungskanal au die Au-ßenterrasse ö net und durch eine kaum sichtbare Glastürvon ihr getrennt ist, gelangen die Besucher in den vollkom-men dunkel gehaltenen Ausstellungsraum. Die Architektur

    » Die metallene Unterseite der Dachkonstruktion imAußenbereich re lektiert die Licht- und Schatteneffekteder angrenzenden Wasser läche.

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    Schiffsbau stand PateÄhnlich wie im Leichtbau der Automobil- und Flugzeug-industrie wird die raumbildende Hülle des PorschePavillons zum Tragwerk. Durch die gemeinsam mit demTragwerksplaner entwickelte Monocoque-Bauweise pro-

    itieren Statik und Konstruktion des Gebäudes von derGewichtsoptimierung und Stabilität des Leichtbaus. Ingrößeren Dimensionen wird die Konstruktionsweise ausausstei enden Spanten mit verschweißten Deckenblechenim Schi sbau eingesetzt. Für die Architektur jedoch bleibtder Porsche Pavillon ein Prototyp, dessen Konstruktionan das Innovationspotenzial und das Ingenieurswissen

    des Sportwagenbauers anknüp t. Die Monocoque-Hülledes Pavillons wurde aus rund 8.400 Einzelteilen in einerSchi swer t in Stralsund vorge ertigt und in kürzester Zeitvor Ort in der Autostadt montiert. Insgesamt 620 Decken-bleche aus 10 bis 30 Millimeter starkem Edelstahlblechwurden mit ausstei enden Spanten zu 57 Sektionen ver-schweißt.

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    Öffentliche Bauten

    bau orumstahl

    scha t hier eine Bühne ür die Inszenierung der Marke.Raumgrenzen und Maße des Innenraums entziehen sichdurch Hohlkehlen und Rundungen der Wahrnehmung.Eine elliptisch geschwungene Rampe, deren schwungvolleKurve das architektonische Grundprinzip des Pavillonsweiter ührt, leitet den Besucher zu der rund 4 Meter tie-

    er gelegenen Inszenierungs läche. Au die gekrümmtenWände des kuppelartigen Raums können Videopräsenta-tionen projiziert werden. Die Ausstellungs läche selbst istals ließendes, organisch ge ormtes Podest ür Exponatekonzipiert und unterstreicht die sinnliche Komponente desErlebnisraums. Das räumlich-mediale Ausstellungskonzeptdes Porsche Pavillons stammt von hg merz architektenmuseumsgestalter und jangled nerves. Es erlaubt den Be-suchern, die Charakterzüge der Marke gleichsam au einenBlick zu er assen. Evolutionäre Kontinuität, Ingenieurkunstund die Faszination Sportwagen sind in einem großen, ein-prägsamen Bild vereint.

    Laudatio

    Der Porsche Pavillon in der Autostadt Wol sburg ist proto- typisch ür die konsequente und per ekte Trans ormationeines Markenbilds in eine analoge architektonische Form.Gekrümmte Linien und rasante Kurven machen den Bau- körper zu einer dynamischen und reduzierten Skulptur,

    dessen einheitliche Hülle aus Edelstahl gekennzeichnetist durch den Verzicht au die konventionelle Trennungvon Dach und Fassade. Die raumbildende Hülle wird zumTragwerk. Durch die Monocoque-Bauweise ist ein Leicht-

    bau entstanden, dessen Konstruktion anknüpf an das In- novationspotenzial von Porsche. Insbesondere die an derEingangsseite doppelt gekrümmte und weit auskragendeDach läche ist ein Beispiel ingeniöser Baukunst.

    Die gelungene Einbettung des markanten Pavillons mit dercharakteristischen Silhouette in das Gesamtkonzept derParkgestaltung verleiht dem Standort Au merksamkeit undAnziehungskraf.

    » Das Tragwerk in Monocoque-Bauweise wurde gemeinsam vonden Architekten und Tragwerksplanern speziell ür den Pavillonentwickelt (oben).

    » Ein Schwarm aus 25 silber arbenen Fahrzeugmodellen imMaßstab 1:3 verkörpert sinnbildlich die Herkunf und Evolutionder Marke Porsche (unten).

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    Öffentliche Bauten – Auszeichnung

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Pumpenhaus – Umbau zum Besucherzentrummit Gastronomie, Bochum

    Architektur:Heinrich Böll Architekt BDA DWB, EssenTragwerk: Lederhose, Wittler & Partner, DortmundBauherr: NRW URBAN GmbH, Dortmund

    Das ehemalige Pumpenhaus des Bochumer Vereins stehtunmittelbar neben der bekannten Jahrhunderthalle, demzentralen Spielort der Ruhrtriennale. Das kleine Gebäudewar eigentlich schon ür den Abriss vorgesehen, rückte

    aber erneut in den Fokus der Verantwortlichen, als derBetrieb der Jahrhunderthalle die Notwendigkeit einerCateringküche und einer Kantine ür die Künstler sah.Zudem sollte der Westpark, wie das Stahlwerksgeländeheute heißt, ein Besucherzentrum erhalten. Diese beiden

    An orderungen boten die er reuliche Möglichkeit, ein Kon-zept ür die Weiternutzung des Hauses zu entwickeln. DerEntwur sollte dabei au das bereits angelegte Ensembleaus heterogenem Altbestand und ergänzendem Neubaureagieren. Die Lösung des Grundrisses ergab sich aus derForderung, Besucherzentrum und Gastronomie unabhän-gig voneinander betreiben zu können. Eine rei in die Hallegestellte Box ür die Sanitärräume trennt die beiden Funk-tionsbereiche voneinander – kann aber beiden Nutzungen

    zugeschaltet werden.

    Neue Hülle für historische KonstruktionZum wesentlichen Gestaltungsthema entwickelte sich derUmgang mit der Außenwand. Die Hauptkonstruktion derHalle besteht aus Fachwerkstützen, die die Fachwerkträgerdes Dachs tragen. Die Stützen stehen innerhalb der Fassa-denebene und waren von außen ablesbar. Zwischen den

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    » Mit der neuen Hülle aus Trapezblech behauptete sich das ehe-malige Pumpenhaus innerhalb seiner industriellen Umgebung.

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    Öffentliche Bauten

    bau orumstahl

    » Die ursprüngliche Fassade besteht aus einem mit Ziegel aus-gemauerten Stahl achwerk.

    » Den Wärmeschutz übernimmt jetzt die neue Hülle. So konnte diehistorische Substanz dahinter erhalten bleiben.

    » Lageplan, Maßstab 1:5000

    » Querschnitt, Maßstab 1:500

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    » Längsschnitt, Maßstab 1:500

    » Grundriss, Maßstab 1:500

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    Öffentliche Bauten

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Stützen sind Fassaden elder aus Stahl achwerk eingebaut,die mit einschaligem Mauerwerk oder Fenstern ausge achtsind. Ein Erhalt des äußeren Erscheinungsbilds, mithil eeiner Innendämmung, ließ sich im Bereich der großenFachwerkstützen nicht sinnvoll umsetzen, ohne die Qua-lität des durch das iligrane Tragwerk gegliederten o e-nen Innenraums zu verlieren. So entstand die Idee, demgesamten Volumen eine neue Außenhülle überzustülpen.Die alte Fassade verliert somit ihre Au gabe als Klimahülleund konnte nahezu unverändert belassen werden. Nurmassive Korrosionsschäden wurden partiell repariert. DieAtmosphäre des von den unbehandelten Wandober lächen

    geprägten Innenraums mit seinem industriellen Charmekonnte somit erhalten werden.

    Die neue Hülle erzeugt ein nahezu abstraktes Urbild einesHauses mit Satteldach. Die äußere Fassadenebene ausanthrazitgrauem Trapezblech überzieht sowohl die Wand-als auch die Dach lächen. Vor den Fenstern ist das Metallper oriert, nur wenige Fenster wurden als tatsächlicheFassadenö nungen ausgebildet. Die Dachentwässerungwurde verdeckt ausge ührt, um keine sichtbaren, dasebenmäßige Bild des ge alteten Stahlblechs störendenDetails zu erzeugen. Das Ergebnis ist ein starker Kontrastaus der au das Minimum reduzierten Formensprache desHauses und seiner Umgebung aus Relikten der rüherenStahlproduktion.

    » Die Gastronomie protiert von der besonderen industriellen At-mosphäre im Innen- wie im Außenraum (unten und rechte Seite).

    » Trau detail, Maßstab 1:10

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    Laudatio

    Die Über ormung eines ür die Montanindustrie im Ruhr- gebiet typischen Ziegelbaus gelingt beim PumpenhausBochum beispielhaf. Die lädierte Ziegel assade wurdemit einer einen Stahlblechhaut um asst, der ruhigen Formdes Gebäudes zu größerer Klarheit, ja Signikanz verhol-

    en. Die Umhüllung von Dach und Wand, die Behandlungder wenigen Öffnungen und die präzise Aus ührung derDetails ühren zu einer Abstrahierung des Gebäudes, diedurch das umgebende Gewirr aus alten Industrieanlagengleichsam überhöht wird. Der Schutz des alten Gebäudesdurch die neue Außenhaut ührt zu einer Schichtung der

    Zeitebenen und verbessert die Wärmedämmung. Das Pro- jekt zeigt eine mögliche Strategie zum Umgang mit durchNutzung und Zeit gezeichneten Gebäuden, die hier mithohem Anspruch sensibel umgesetzt ist.

    » Horizontalschnitt, Maßstab 1:10

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    Öffentliche Bauten – Auszeichnung

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Schaustelle – Pinakothekder Moderne, München

    Architektur:J. MAYER H. und Partner, Architekten, BerlinTragwerk: Knippers Helbig GmbH, StuttgartBauherr: Freistaat Bayern, Ministerium ür Wirtscha t,Forschung und Kunst, Sti tung Pinakothek der Moderne,München

    Mit einem temporären Ausstellungsbau, der sogenannten„Schaustelle“, etablierten die vier Sammlungen der Pina-

    kothek der Moderne au Initiative der Sti tung Pinakothekder Moderne ür die Zeit der Sanierungsmaßnahmen(Februar bis September 2013) eine temporäre Platt orm

    ür Ausstellungen, Workshops, Vorträge, Per ormance,Film, Video und vieles mehr. Der Anstoß ür den gerüst-artigen Baukörper kam von Andres Lepik, Direktor desArchitekturmuseums der TU München, der ein ähnliches,jedoch unrealisiertes Projekt von J. Mayer H. ür Berlinvom Architekten ür die Münchner Situation anpassenließ. Das Bauwerk orientiert sich in seiner Größe an der

    Pinakothek der Moderne und weiteren Parametern des zurVer ügung stehenden Grundstücks. So entstand mit derSchaustelle eine über 17 Meter hohe und in Teilen auskra-gende Rasterstruktur aus wiederverwertbaren Gerüstele-menten. Im Erdgeschoss be indet sich ein introvertierterVeranstaltungsraum mit einer geschlossenen Hülle austransluzenten Polycarbont-Stegplatten, der von Westen

    » Von April bis September 2013 bot die „Schaustelle“ Raum ür eininterdisziplinäres Zusammenspiel künstlerischer Disziplinen.

    » Lageplan, Maßstab 1:2000

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    Öffentliche Bauten

    bau orumstahl

    aus erschlossen werden kann. Nach oben hin löst sich dieStruktur au , bleibt aber weithin als Kubus erkennbar. ZweiPlatt ormen in 6 und 17 Metern Höhe bieten im Zusammen-spiel mit dem o enen Raumgerüst Platz ür unterschied-lichste Installationen und Veranstaltungen. Das räumlicheGitter kann so immer wieder au s Neue durchlau en under ahren werden und erö net aszinierende Blickwinkel

    und Perspektiven in und au das Kunstareal und die da-hinter liegende Stadt. Im Gegensatz zur geschlossenenInstitution eines Museums ordert das Raumgerüsst derSchaustelle geradezu eine ständig wechselnde Bespielungund bietet einen idealen Rahmen ür den Dialog zwischenden verschiedenen künstlerischen sowie artverwandtenDisziplinen und den Bürgern der Stadt.

    » Ein geschlossener Kubus im Erdgeschoss diente als ein ache,aber unktionale Hülle ür verschiedene Veranstaltungs ormate.

    » Au 6 Metern Höhe be and sich die erste begehbare Platt orm,die mit den Schaukelsesseln Lounge-Charakter erhielt.

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    » Längsschnitt, Maßstab 1:750

    » Querschnitt, Maßstab 1:750

  • 8/19/2019 B312 Preis Des Deutschen Stahlbaues 2014

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    Öffentliche Bauten

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    » Grundriss Aussichtsplatt orm, Maßstab 1:500

    » Grundriss Dachplatt orm, Maßstab 1:500

    » Grundriss Erdgeschoss, Maßstab 1:500

    » In der Dämmerung wurde das Raum-gerüst zusätzlich zur Lichtskulptur(links). Der Innenraum des Kubus imErdgeschoss ließ sich beheizen undlüfen. Au eine komplette Klimatisie-rung wurde jedoch verzichtet (rechts).

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    Öffentliche Bauten

    bau orumstahl

    Von der Baustelle zur Schaustelle und zurück Die Schaustelle wurde weitgehend mit Bauteilen realisiert,die ursprünglich ür den reinen Einsatz au Baustellen kon-zipiert sind. Sie verweist damit au den daneben liegendenBau der Pinakothek der Moderne, der ür die Standzeit derSchaustelle selbst wieder zur Baustelle wurde, und rücktden Aspekt des Temporären, Provisorischen geschicktin den Fokus. Das Stahlrohrgerüst beruht au einemGrundraster von 2,57 x 2,07 Metern. Die 496 Gerüstkubenaus 905 vertikalen und 1650 horizontalen Stäben, 360 ver-tikalen Diagonalen und 317 horizontalen Auskreuzungenruhen au einer 30 Zentimeter dicken Fundamentplatte ausStahlbeton. Die Raumhülle des eingestellten Veranstal-tungsraums im Erdgeschoss besteht aus einem Stahlske-lettbau, der außen mit Fertigpaneelen, innen mit Gipskar-ton beplankt wurde. Nebenräume wie Toiletten, Technik,

    Catering und Lager wurden in Fertigcontainern aus Stahluntergebracht. Nach Ablau der Standzeit im Herbst 2013wurde das Bauwerk peu à peu zurückgebaut und in seineEinzelteile zerlegt, die ihrer natürlichen Bestimmung nachdem Baukreislau wieder zuge ührt wurden. Nur wenigeElemente mussten entsorgt oder wie die Bodenplatte ausBeton zerlegt und recycelt werden.

    » Das ligrane Gerüst schien sich nach oben hin mehr und mehrau zulösen. Nach Ablau der Standzeit konnte die Schaustelle astvollständig rückgebaut oder recycelt werden.

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    Laudatio

    Mit dem temporären Ausstellungsbau, der Schaustelle, alsStahlskelettbau aus wiederverwendbaren Gerüstelemen- ten gelingt zum einen der Verweis au die Baustelle deszu sanierenden Museumsbaus, zum anderen entsteht eineindrucksvoller „Stadtbalkon“ mit Aussicht au die Innen- stadt und einem Angebot von unterschiedlich nutzbarenRaumsequenzen. Die offene, auskragende Raumstrukturaus Stahlhalbzeugen drückt per ekt den temporären undexperimentellen Charakter des Gebäudes aus und bietetder Stadtgesellschaf einen neuen Ort der Partizipationund Aktivität. Aus ast 4000 Stahlelementen, eigentlich ürHil skonstruktionen ge ertigt, entsteht ein individuelles,expressives und temporäres Bauwerk als halböffentlicherStadtraum. Die Möglichkeiten des modernen Stahlbaus,mit standardisierten Elementen ein individuelles Bauwerk

    schnell zu errichten, aber auch die des kontrollierten undverantwortungsvollen Rückbaus, werden deutlichdemonstriert.

  • 8/19/2019 B312 Preis Des Deutschen Stahlbaues 2014

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    Öffentliche Bauten – Auszeichnung

    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Archäologische Vitrine, Aachen

    Architektur:kadawitt eldarchitektur, AachenTragwerk: Imagine structure GmbH, Frank urt am MainBauherr: Stadt Aachen, Gebäudemanagement E26, Aachen

    Im Herzen der Stadt, in Sichtweite zum Aachener Dom,liegt eine der beliebtesten innerstädtischen Grün lächen– der Elisengarten. Bei um angreichen archäologischenGrabungen wurden hier Funde aus der Jungsteinzeit

    (4700 v.Chr.) bis zum Hoch- und Spätmittelalter (ca.910–1500) gemacht. Sie sind Zeugnis ür alle wesentli-chen Perioden der Aachener Siedlungsgeschichte seit derZeit um Christi Geburt bis heute. Um diesen Fund ür dieÖ entlichkeit zu sichern und erlebbar zu machen, sollteein 60 Quadratmeter großer Bereich, in dem sich die Aus-grabungen in einer Tie e von mehr als 2 Metern ausschnitt-ha t überlagern, mit einer schützenden Hülle überdachtwerden. Die architektonische Konzeption des prämiertenEntwur s der „Archäologischen Vitrine“ grei t die Beson-derheit der Fundstelle – die Überlagerung verschiedenerSiedlungsstrukturen aus mehreren Epochen – in der Ge-staltung der mehrschichtigen Pavillonhülle au .

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    K i r c h n e r

    » Lageplan, Maßstab 1:3000 (oben). Durch die ellipsoide Formund die angemessene Maßstäblichkeit ügt sich die Archäolo-

    gische Vitrine harmonisch in die Gartengestaltung ein (unten).

  • 8/19/2019 B312 Preis Des Deutschen Stahlbaues 2014

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    Öffentliche Bauten

    bau orumstahl

    Schichten und Zwischenraum In bewusster Abgrenzung zu den im städtischen Kontextüblichen gläsernen Vitrinen umhüllt hier eine o ene Edel-stahlkonstruktion den notwendigen gläsernen Raumab-schluss. Es entsteht eine spannungsreiche Zwischenzone,die – o en zur umgebenden Gartenanlage – zum Verwei-len und zur Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichteeinlädt. Die äußere Hülle besteht aus zwei hintereinanderliegenden Schichten iligraner Flachstahllamellen, die sichdiagonal überlagern. Die Maschenweite und Dimensio-nierung der Edelstahlpro ile gewährt ein großes Maß anTransparenz und Durchlässigkeit und bietet spannungs-reiche Blickbeziehungen zwischen den archäologischenFunden und dem umgebenden Park.

    Die eigentliche Vitrine bildet als gläserne Einhausung diezweite Schicht. Sie ermöglicht unterschiedliche Blickwin-kel au die Ausgrabungsstelle, reguliert die natürliche Be-lü tung und schützt die Ausgrabungen. Gleichzeitig dientsie als In ormationsträger: eine umlau ende Zeitleiste, einLageplan sowie kompakte, übersichtliche Illustrationen zu

    den ge undenen Strukturen und Arte akten in ormieren,au gedruckt au eine leicht durchscheinende Folie, denBesucher, ohne den Blick au die Fundstelle unnötig zuverstellen.

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    K i r c h n e r

    » Der Pavillon ist als zweischichtige Konstruktion au gebaut. ImInnern schützt eine gläserne Einhausung die Funde. Die äußereHülle aus sich überlagernden Flachstahllamellen scha denÜbergang zum städtischen Kontext (oben).

    » Querschnitt, Maßstab 1:600 (unten).

  • 8/19/2019 B312 Preis Des Deutschen Stahlbaues 2014

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    Öffentliche Bauten

    Preis des Deutschen Stahlbaues

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    » Der Weg, der die Ausgrabungsstätte tangiert, verläuf durch denBaukörper hindurch und lädt den Spaziergänger zum Verweilen ein.

    » Die Maschenweite gewährt ein hohes Maß an Durchlässigkeitund stellt so eine Verbindung mit der Umgebung her.

    » Schnitt, Maßstab 1:25

  • 8/19/2019 B312 Preis Des Deutschen Stahlbaues 2014

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    Öffentliche Bauten

    bau orumstahl

    Konstruktion und MaterialDie konstruktive Heraus orderung lag darin, die Lastenohne Beeinträchtigung der Ausgrabungsstelle abzutragen.Die Stahlkonstruktion wird über 32 Bohrp ähle (GEWIMikrop ahl) gegründet. Ein Bodenrost aus HEB-Trägernliegt au diesen Bohrp ählen au . Die au dem Rost au -liegende Trapezblechschale wurde ausbetoniert und an-schließend mit Gussasphalt versehen. Die Außenhülle desPavillons ist nicht nur das wesentliche, gestaltprägendeElement des Entwur s, sondern auch die statisch wirksameStruktur ür den stützen reien Pavillon. Sie ist aus laserge-schnittenen Flachstahllamellen aus Duplex-Stahl ge ertigt.Mit einem Querschnitt von 50 x 15 Millimetern sind diesediagonal miteinander verschränkt und in den Knotenpunk-ten verschweißt. Die Dachkonstruktion besteht aus einemStahlrost, der unterseitig mit einem Stahlgitterrost verse-hen ist. Die au dem Rost au liegende Trapezblechschaleist mit einer Dachhaut aus rollnahtgeschweißtem Edel-stahlblech verkleidet, das mit 0 Grad Ge älle ausge ührtwerden konnte. Drei Dach enster mit lichtleitenden Lamel-len innerhalb der Horizontalverglasung sorgen tagsüber

    ür eine blend reie Ausleuchtung der Fundstelle. In denAbend- und Nachtstunden erhellen sternenhimmelartigangeordnete LED-Downlights dezent den Innenraum unddie Fundstelle.

    Montage

    Insgesamt wurden bei der Vitrine 12,3 Tonnen Stahl (Stahl-güte S 235), 8,5 Tonnen Edelstahl (Stahlgüte V4a 1.4571und Duplex-Stahl 1.4462) sowie 150 Quadratmeter VSG-Glas verbaut. Au grund der komplexen An orderungen

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    » Ein besonderes Erlebnis bietet die Archäologische Vitrine auchin den Abendstunden, wenn die historischen Funde von sternen-artigen LEDs erhellt werden.

    durch die verschiedenen Werksto e wurde die kompletteKonstruktion in der Werkstatt vorge ertigt und dort au -gebaut. Die anschließend in vier Segmente geschnitteneKonstruktion wurde per Schwertransport an die Baustellegelie ert und dort montiert. Um die Ausgrabungen bei derMontage nicht zu ge ährden, wurde ür die mit Sand über-deckte Fundstelle ein temporäres Flächengerüst erstellt.

    Laudatio

    Das Konzept der Archäologischen Vitrine besticht durchdie Leichtigkeit der Konstruktion, die in konstruktiverKomplexität bei gleichzeitiger Klarheit des Erscheinungs- bilds den besonderen Ort der archäologischen Ausgrabun- gen markiert. Die maximale Transparenz der Konstruktionerlaubt den reien Blick durch den Elisengarten au dashistorische Gebäude des Elisenbrunnens. Die reduzierteKonstruktion als transparenter, mehrschichtiger Stahl- bau bildet einen sorgsam konzipierten Kontrast zu denSchichten der Jahrhunderte, die er birgt. Ohne sich au dasBodendenkmal au zulasten, er üllt die ligrane Raum- bildung die Funktion des Schutzes und der Wahrnehm- barkeit in hoher Eleganz. Die in diagonal verschränkteFlachstahllamellen und eine nahezu schwebende vertikale

    Dachebene au gelöste, räumlich verzahnte Gesamtkom- position erscheint wie ein moderner Monopteros, der diePotenziale des Materials Stahl in einer ür die Au gabeherausragenden Weise nutzt.

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    Trainingscenter der Rational AG,Landsberg am Lech

    Architektur:Ackermann und Partner, Architekten BDA,MünchenTragwerk: Beratendes Ingenieurbüro Christoph Acker-mann, MünchenBauherr: Rational AG, Landsberg am Lech

    Die Firma Rational AG ist der weltweit ührende Hersteller

    von Großgeräten ür die Gastronomie. Die Damp garerwerden im Werk 3 im Gewerbegebiet Frauenau produziert.Um die Nutzer dieser Geräte ür die Praxis zu schulen,wurde neben dem 2008 erbauten Werk ein Trainingscentererrichtet. Es ist über einen Verbindungsgang direkt mit derWerkhalle verbunden, sodass die Teilnehmer das Casinomitbenutzen und die Produktion ver olgen können. DasTrainingscenter selbst ist als zweigeschossiger Baukörperkonzipiert und nicht unterkellert. Man betritt das Erdge-schoss über ein Foyer mit Pausenraum und gelangt übereine breite Treppe in den etwas tie er gelegenen Schulungs-bereich. Hier be inden sich vier Trainingsräume, die durch

    lexible Trennwände unterteilt oder zu größeren Einheitenzusammengeschaltet werden können. An der Nordseitedes Erdgeschosses, zum Anlie erho hin und durch einenVerteiler lur von den Trainingsräumen getrennt, be indensich Vorbereitungs- und Spülküche, Lagerräume, Haus-technik, Sanitärräume und zwei Büros ür die Trainer. DasObergeschoss kragt um eine halbe Konstruktionsachseüber das Erdgeschoss aus und wird von einem umlau-

    enden Flucht- und Wartungsbalkon umsäumt. Die Büros

    sind um einen zentralen, begrünten Innenho angeordnet.Die Nebenräume liegen an den vier Ecken des Innenho s.Raumhohe Verglasungen lassen das Gebäude o en undtransparent erscheinen. Mit dem umlau enden Balkonwerden die Fassade des Erdgeschosses verschattet unddie Fluchtwege aus dem Obergeschoss gesichert.

    Stahl spielt die tragende RolleDas Gebäude ist als Stahl-Skelettkonstruktion mit einerStahlbetondecke über dem Erdgeschoss und einem Stahl-dach geplant. Die Stützen und Träger sind aus o enenStahlwalzpro ilen konzipiert. Die Anordnung der Tragele-mente baut im Wesentlichen au einem 2,60 x 2,60-Meter-Raster au , wobei der Abstand der Tragwerksstützen inGebäudelängsrichtung bei durchgehend 5,20 Metern undin Gebäudequerrichtung bei 5,20, 7,80 und 15,60 Meternliegt. Durch die umlau ende Zurücksetzung des Erdge-schosses kragt das Obergeschoss an allen vier Seiten

    » Der zweigeschossige Baukörper des Trainingscenters gleichtden vorhandenen Höhenversatz geschickt aus.

    » Grundriss Erdgeschoss, Maßstab 1:800

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    um etwa 3,10 Meter aus. Die Dachträger sind als über diegesamte Gebäudebreite durchlau ende Mehr eldträger mitSpannweiten von 6 x 5,20 und 4 x 7,80 Metern geplant. Anden Trägerenden kragen die Dachträger jeweils über weitere3,10 Meter rei aus. Abweichend davon sind die Dachträgernördlich und südlich der Dachterrasse als Ein eldträgermit einseitigem Kragarm ausgebildet. Der Dachabschlusser olgt über Trapezbleche, die im Regel all senkrecht zuden Dachträgern durchlau end über jeweils 5,20 Meter

    spannen. Im Bereich der östlichen und westlichen Aus-kragungen sind die Spannrichtungen der Trapezbleche um90 Grad gegenüber dem Regel all gedreht. Die Stöße derTrapezbleche werden versetzt ausge ührt. Der umlau endeBalkon ist eben alls in Stahlbauweise erstellt. Die Lau -

    lächen bilden Gitterroste, die seitlich an den Längsträ-gern gelagert sind. Die Längsträger liegen alle 5,20 Meterau Querträgern au und sind alle 2,60 Meter durch weitereNebenträger seitlich gehalten.

    » Das Gebäude beruht au einem eleganten Stahltragwerk. » Der auskragende Balkon ist Fluchtweg und Schattenspender.

    » Isometrie des gesamten Stahltragwerks. SämtlicheRäume sind um ein zentrales Atrium herum angeordnet.

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    Stadtbibliothek,Bad Vilbel

    Architektur:Demmel und Hadler GmbH, MünchenTragwerk: Krebs und Kie er, Beratende Ingenieure

    ür das Bauwesen GmbH, DarmstadtStahlbau: Donges SteelTec GmbH, DarmstadtBauherr: Magistrat der Stadt Bad Vilbel, FachbereichBauwesen, Bad Vilbel

    Im Zuge einer städtebaulichen Neuordnung entstand inBad Vilbel an Stelle eines Parkplatzes in der Stadtmitte ein

    neuer attraktiver Stadtplatz mit lankierenden Gebäudenür Einzelhandel, Praxen und Wohnen sowie einer öffent-

    lichen Tie garage. Ein eben alls neues Brückenbauwerkverbindet am nordwestlichen Ende den Stadtplatz mit demKurpark au der anderen Niddaseite. Es ist jedoch nichtnur Fußgängerbrücke, sondern beherbergt auch die Stadt-bibliothek mit einem kleinen Ca é.

    Multi unktionale KonstruktionDrei zweigeschossige Stahl achwerkträger mit einerLänge von 40 Metern bilden bei einem Achsabstand von8 Metern die Tragstruktur ür den gläsernen Baukörper undüberspannen einen Au lagerabstand von 30 Metern. Dierunden Diagonalrohre sind bei gleichbleibendem Außen-durchmesser mit variierenden Wandungsstärken von 16,25 und 40 Millimetern bezüglich der au retenden Kra -verläu e optimiert. Der teilweise überdeckte, großzügigeFuß- und Radweg entlang der Südwestseite des Gebäudeswird durch in Querrichtung auskragende Stahlträger amUntergurt des ersten Fachwerkträgers angebunden. Dasstatische System ist dabei ür die bereichsweise Konzent-ration der mobilen Regalwände bzw. die Zwischennutzungals Baubrücke ausgelegt. Auch das kombinierte Beschich-

    tungssystem ür den Korrosions- und Brandschutz desgesamten Stahlbaus wurde unter Berücksichtigung diesesZwischenzustands der reien Bewitterung gewählt. Dieau Grund der Bodenbeschaffenheit er orderliche Flach-gründung in trag ähiger Tie e der U erböschungen wurdegenutzt, um die notwendigen Technik- und Nebenräume

    ür Bibliothek und Gastronomie in den beiden Brücken-köp en unterzubringen.

    Nachhaltiger NutzungsansatzDas Gebäude vereint durch seinen unüblichen Gebäude-typus au ökonomische Weise mehrere städtebaulicheFunktionen. Die zweigeschossige Bibliothek wird lankiertdurch den 7 Meter breiten Fußgängersteg, der in Teilbe-reichen auch durch das integrierte, öffentliche Ca é alsFreischank läche mit einer südwestlichen Ausrichtunggenutzt wird. Zu Beginn der Aus ührung wurde durch die

    » Die Konstruktion wurde statisch so ausgelegt, dass sie ür dieBaustelle in der Ortsmitte zunächst als Baubrücke dienen konnte.

    » Das Obergeschoss ist als zusammenhängender Raum konzi-piert, in dem die Stahl achwerk-Trägerkonstruktion sichtbar ist.

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    Koordination des Bauablau s mit dem parallel entstan-denen Nachbarprojekt der Rohbau der Brücke zunächstzwischengenutzt, um darüber den Baustellenverkehr ürdie Bebauung des neuen Stadtplatzes abzuwickeln. Fürden späteren Betrieb wurden durch die eststehenden,horizontalen Sonnenschutzlamellen im Obergeschossund den Rücksprung der Süd- und West assade im Erdge-schoss ein ache, bauliche Maßnahmen gewählt, um den

    sommerlichen Wärmeeintrag zu minimieren. Zur Reduktionder Betriebskosten wurden zudem ausschließlich hochwärmegedämmte 3-Scheiben-Verglasungen eingebaut. DieGebäudetechnik wurde mithil e einer Thermischen Gebäu-desimulation konzipiert. Die Betonkernaktivierung stelltdie Grundbeheizung und Grundkühlung sicher, währenddurch Lu kanäle in der Betondecke die Frischlu versor-gung, als Quellu über assadennahe Bodenauslässe inden Unter lurkonvektoren integriert, gewährleistet wird.Der prognostizierte Energiebedar des Gebäudes liegt audem Niveau eines KFW Effizienzhauses 55.

    » Eine Brücke mit Mehrwert. Das Gebäude über die Nidda beher-bergt die Bibliothek mit Ca é und verbindet Stadt und Kurpark.

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    » Querschnitt, Maßstab 1:100

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    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Tianjin Grand Theater,Tianjin, China

    Architektur:gmp – Architekten von Gerkan, Margund Partner, BerlinTragwerk: sbp gmbh – schlaich bergermann und partner,StuttgartBauherr: Tianjin Culture Centre Project and ConstructionHead O ice, Tianjin, China

    Das Grand Theater nimmt die Schlüsselposition im neu

    erbauten Kulturpark von Tianjin ein. Die Kreis orm derDachkonstruktion korrespondiert mit der des bestehendenNaturhistorischen Museums. So entsteht ein architekto-nischer Dialog zwischen dem erdverbundenen Museumund dem scheinbar schwebenden Dach des Theaters. DieDualität der Elemente Erde (Naturhistorisches Museum)und Himmel (Grand Theater) nimmt somit ein grundlegen-des Thema der chinesischen Philosophie au .

    Die Dachkonstruktion des Grand Theaters stellt eine Trans-ormation der traditionellen, übereinander angeordneten

    Trau en dar und deniert so eine durchgehende horizonta-le Schichtung, die eine architektonische Einheit von Dach,Fassaden und Steinsockel erzeugt. Au dem steinernenPodest öffnet sich das Gebäude wie eine Muschel zumSee. Opernhaus, Konzerthalle und Multi unktionssaalliegen wie Perlen in der Muschel und orientieren sichzur Wasser läche. Das charakteristische Dach mit einemDurchmesser von 320 Metern ist mit beschichteten Alu-miniumblechen verkleidet und hat eine Auskragung von35 Metern. Die abgetreppte Stahlkonstruktion ist au dieKerne der Theatersäle au gelegt. Um das Erdgeschoss rei

    von Stützkonstruktionen zu halten, sind alle ür die Nut-zung notwendigen Zwischenebenen abgehängt. Der weitauskragende Dachrand wird von einem dem Brückenbauentlehnten Hohlkastenquerschnitt getragen. Die Fassadensind rei unter das „schwebende“ Dach gestellt. Sie be-stehen aus teilweise opakem Glas, das zur Eingangsseitetransparent ist und hierdurch Ein- wie Ausblicke gewährt.Die vom Wasser abgewandte Rückseite des Grand Theatersist hingegen emailliert und somit blickdicht konzipiert. Diedrei Veranstaltungsorte sind als rei stehende Baukörperau der steinernen Platt orm konzipiert. Breite Freitreppen

    ühren von der Wasser läche zur erhöhten Eingangsebeneund bilden so eine Bühne städtischen Lebens, von deraus man den See und den Kulturpark überblicken kann.Fahrzeugverkehr wird au der Wasserseite vermieden.Vor ahrten benden sich im Norden und Süden, Bushalte-stellen au der östlichen Seite des Gebäudes. Alle internenFunktionsbereiche sind im gemeinsamen Sockel unter-gebracht, wodurch eine unbehinderte interne Zirkulationermöglicht wird.

    » Das Theater im Zentrum des neu angelegten Kulturparks ist auchBühne ür zahlreiche Flaneure im Freien.

    » Das Foyer des Opernsaals ist ein lichtdurch luteter mehr-geschossiger Raum.

    » Der Opernsaal bietet Platz ür 1.600 Besucher und ist

    in klassisch roten Farbtönen ausgestaltet.

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    bau orumstahl

    » Lage des Grand Theaters im neuen Kulturpark von Tianjin. » Grundriss Podiumsebene

    » Schnitt

    » Die horizontale Schichtung erzeugt eine architektonische Einheit von Dach, Fassaden und Steinsockel.

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    Crystal Hall Baku,Baku, Aserbaidschan

    Architektur:gmp – Architekten von Gerkan, Margund Partner, BerlinTragwerk: SSF Ingenieure, Münchensbp gmbh – schlaich bergermann und partner, StuttgartBauherr: State Commitee on Property Issues,Baku, Aserbaidschan

    Der Eurovision Song Contest and im Mai 2012 in der

    aserbaidschanischen Hauptstadt Baku statt. Hier ür wurdein nur acht Monaten Planungs- und Bauzeit au der zent-rumsnahen Halbinsel in der Bucht von Baku ein in seinerkristallinen Struktur signikantes Gebäude realisiert.Da der Eurovision Song Contest im Jahresturnus je nachGewinner des Vorjahres in einem anderen Land stattndetund somit maximal zwöl Monate ür Planung, Marketing

    und Durch ührung des Events zur Ver ügung stehen, stelltder Neubau des Veranstaltungsorts „Crystal Hall“ einebesondere Bauau gabe dar. Zunächst sollte lediglich eintemporäres Bauwerk ür die einmalige Veranstaltung ent-stehen. Diese ursprüngliche Vorgabe wurde während desPlanungsprozesses jedoch au eine länger ristige Nutzungausgeweitet, sodass das Planungskonsortium die CrystalHall als eine multi unktionale Indoor-Arena konzipierte.Durch den Rückbau des Innendachs ließe sie sich aber

    auch in ein Fußballstadion verwandeln. Selbst die völligeDemontage und ein Wiederau au als Stadion an einemanderen Standort könnten umgesetzt werden.

    Modulare Konstruktion, schnelle MontageDie Bauau gabe, in extrem kurzer Zeit ein Gebäude dieserGröße zu realisieren, spiegelt sich in Konstruktion undMaterialwahl wider. Anstelle der sonst üblichen Mischbau-weise wurde ein reiner Stahlbau gewählt. Das Gebäudebasiert au einer modularen additiven Struktur, die sichaus äußerer Fassade, Stadionkonguration und einemeingestellten Innendach zusammensetzt. Die drei wesent-lichen Bauteile – Fassade, modulare Arena und Innendach– konnten au diese Weise nicht nur parallel geplant,sondern auch unabhängig voneinander produziert undmontiert werden.

    Winkel örmige Stahl achwerkträger bilden die tragendeKonstruktion der „Schüssel“ mit dem Tribünendach undihrer umlau enden thermischen Fassade. Das den gesam-ten Innenraum überdeckende eingestellte Dach lagert aueiner von der „Schüssel“ unabhängigen Konstruktion. Siebesteht aus vier Hauptträgern, die als dreidimensionaleFachwerkträger au acht Stützen au liegen, sowie derUnterkonstruktion des eigentlichen Dachs mit dessenintegrierten Entrauchungsklappen.

    Wiederum von einer eigenen Stahlkonstruktion gehalten,legt sich die Außen assade als Schale um das eigentlicheBauwerk: Die 36 Fassadensegmente bestehen jeweilsaus zwei transluzenten und drei opaken Paneelen ausre lektierendem, im Sonnenlicht silbern glänzendem PVC-PES-Gewebe und aus kieselgrauem, PVC-beschichtetem

    » Mittels LED-Leuchten kann die Außenhülle durch wech-selnde Farbsequenzen zum Leben erweckt werden.

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    Polyestergewebe mit einer Gesamt läche von rund 20.000Quadratmetern. Wegen der Geometrie der bis zu 280 Qua-dratmeter großen Membran lächen mit teilweise sehr spit-zen Winkeln, vor allem aber wegen der hohen Windkrä evon bis zu 55 Metern/Sekunde wurden in regelmäßigenAbständen P etten angeordnet, au denen die Membranmittels spezieller Klemmleisten be estigt wurde.

    Organisation des InnenraumsDas „Herz“ der Crystal Hall ist die modulare Arena mit ei-ner umlau enden Tribünenanlage ür rund 12.000 Zuschau-er und den au drei Hauptebenen und dem Mezzaninge-schoss an der westlichen Stirnseite au geteilten Nutz- undTechnikräumen. Im Erdgeschoss benden sich die öffent-lichen Umgangsbereiche mit den Fan-Einrichtungen sowieVIP-Foyer und Backstage-Bereiche. Über das VIP-Foyer auder Westseite erreichen die Gäste die Hospitality-Bereiche

    des ersten Obergeschosses, während au den anderenGebäudeseiten von Ebene +1 und im westlichen Mezzanin-geschoss die Haustechnik untergebracht ist. Ebene +2ist den 22 Skyboxen und den Kommentatoren-Plätzenvorbehalten.

    Mit ihrer charakteristischen kristallinen Struktur und mitihren illuminierbaren und durchsichtigen Membran lächenprägt die Fassade das Erscheinungsbild des Bauwerks undspiegelt den Wunsch der aserbaidschanischen Au rag-geber wider, eine weithin sichtbare und auch medial wirk-same Landmarke zu schaffen.

    » Das Theater im Zentrum des neu angelegten Kulturparks ist auchBühne ür zahlreiche Flaneure im Freien.

    » Piktogramm zum Au au der Konstruktion:a Innenraum, modulare Arenab Inneres Stahltragwerk Dachc Dach über den Tribünend Innenraumverkleidung Dach mit Rauchabzugsöffnungene Unterkonstruktion Tribünen und Fassade

    Wärmeschutz assadeg Stahlkonstruktion äußere Fassadeh Äußere Membran assade

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    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Mensa und Speisenversorgungder Universitätsmedizin, Grei swald

    Architektur:MGF Architekten GmbH, StuttgartTragwerk: Gra Ingenieure, Schwäbisch GmündBauherr: Universitätsmedizin Grei swald, vertreten durchden Kau männischen Direktor Gunter Gotal, Grei swald

    Der Neubau ür die Mensa und Speisenversorgung liegtzwischen den Universitätsgebäuden und dem Klinikumund übernimmt somit eine vermittelnde Funktion – städte-

    baulich wie unktional. Im Mittelpunkt des Entwur s stehtdabei die kreuzungs reie Erschließung: das Betreten undVerlassen des Gebäudes durch die Gäste zu den unter-schiedlichen Öffnungszeiten der verschiedenen Nutzungs-einheiten Mensa, Ca eteria und Restaurant sowie diedavon getrennte Anlie erung. Die Gestaltung der Frei-anlagen bindet die Mensa räumlich in die vorhandeneStruktur des Universitätsgeländes ein.

    Ausbildung des TragwerksDas 10 Meter hohe zweigeschossige Gebäude, im Grund-riss mit je 54 Metern Kantenlänge quadratisch, kragt im

    Obergeschoss an den beiden Eingangsbereichen um 5,4Meter aus. Die auskragenden Bereiche werden sichtbarhinter der Fassade liegend an geschosshohen Fachwerk-trägern im Obergeschoss au gehängt. Die 4 Meter hohenFachwerkträger wirken statisch wie eingespannte Ein eld-träger mit Spannweiten von 27 Metern an der zur Univer-sität hingewandten Seite und 37,8 Metern zur Klinik hin.Formal wurden die Fachwerkdiagonalen so ausgebildet,dass sie druckbeansprucht werden. Die ausstei enden

    Kerne und die Geschossdecken sind aus Stahlbeton,tragende Fassadenstützen, Fachwerke und Dachtragwerkaus Stahl. Mit vollverschweißten Dach achwerkträgern ausHohlprolen gelang es, den Großen Saal der Mensa imObergeschoss stützen rei über 54 Meter Länge und 16,2Meter Breite zu spannen. Au grund der direkten Nähe zurOstsee und der damit verbundenen Gründungsproblematiklagert das Gebäude voll lächig au Bohrp ählen au .

    Zusammenarbeit Architektur – Tragwerksplanung Ein wesentliches Entwur selement der Mensa in Grei s-wald sind die weit auskragenden Obergeschosse. Austragwerksplanerischer Sicht war eine enge Verknüp ungzwischen den architektonischen und den statischen Belan-gen die Voraussetzung ür das gelungene Erscheinungs-

    » Für die Auskragungen an der Südostecke des Neubauswurden verschiedene statische Ansätze diskutiert.

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    Kita Miniapolisim ThyssenKrupp Quartier, Essen

    Die Kindertagesstätte „Miniapolis“ bendet sich au demGelände des ThyssenKrupp Quartiers in Essen. In den vonder BsE (Gemeinnützige Betreuungsgesellscha ür sozia-

    le Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes) ge ührtenEinrichtungen wird das Prinzip der bildungsorientierten„Reggio- Pädagogik“ ver olgt. Dabei steht neben derFörderung der naturwissenscha lichen und technischenNeigungen die Bildung im Bereich des mathematischenDenkens, der Musik, der Sprache und der Bewegung imZentrum. Die gemeinsam mit allen Beteiligten entwickel-te Vorstellung beinhaltete die Idee, dem Gebäude einetechnische Anmutung zu geben. Dem Gestaltungsprinzipdes Quartiers olgend, stellt sich die Kita geometrischklar dar. Die Fassaden lächen werden durch Rücksprünge

    Architektur:ARGE JSWD Architekten,Köln und Chaix & Morel et Associés, Paris, FrankreichTragwerk: IDK Kleinjohann GmbH & Co. KG, KölnBauherr: ThyssenKrupp AG, Essen

    » Die strukturierte Metall assade verleiht dem Gebäudegewollt einen technischen Charakter. » Lageplan, Maßstab 1:20000

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    im Erdgeschoss sowie durch Loggien im Obergeschossgegliedert. Die metallische Außenhaut wird durch dreidi-mensional ver ormte Edelstahlbleche gebildet, die so einevertikale Wellenbewegung erhalten. Die gelochten Paneelelegen sich wie ein „Gewand“ über die äußere Kontur desBaukörpers. Hierbei sind die 1 Millimeter starken Paneeleaus Edelstahl mit einer Abmessung von jeweils 65 x 130Zentimetern so angeordnet, dass „ ließende“ Übergän-ge an den vertikalen und horizontalen Stoßpunkten dereinzelnen Paneele entstehen. Hierzu wurde eine Matrize

    ür das dreidimensionale Tie ziehen der Bleche entwickelt,die eine variierende und über die komplette Gebäudehöheund Länge durchlau ende Anordnung ermöglicht.

    Nachhaltigkeitsaspekte Die Begrünung des Quartiergeländes ist beispielha .Au den Grün lächen werden mehr als 700 Bäume ge-p lanzt. Diese verbessern gemeinsam mit der großzügigangelegten Wasser läche das Kleinklima des gesamtenGeländes erheblich. Quartierweit wird das Regenwasserau den Dächern der Gebäude (rund 25.000 Quadratmeter)gesammelt und durch ein vom Schmutzwasser getrenntesKanalsystem unter anderem in den See des Krupp-Parksabgeleitet. Der Überlau aus dem See ließt in den Borbe-cker Mühlenbach, der zum Emschersystem gehört. Dassaubere Regenwasser kommt somit der Wasserqualitätder Emscher zugute. Das ThyssenKrupp Quartier setzt audie geothermische Nutzung der im Erdreich gespeichertenWärme und Kälte mittels Energiesonden. Diese wurdenau dem rund 1.000 Quadratmeter großen „Geothermie-

    eld“ bis zu einer Tie e von 100 Metern in den Bodeneingebracht. Die geothermische Anlage ist nicht nur in derLage, die Gebäude zu beheizen bzw. zu kühlen, es könnenauch jahreszeitliche Wärme- bzw. Kälteüberschüsse imErdreich saisonal gespeichert werden. In Kombination mitdieser Technologie wird die Raumtemperatur zwischen 21und 26 °C gehalten. Die Ablu der Innenräume wird durch

    Wärmerückgewinnung über die zentrale Lü ungsanlagezur Erwärmung genutzt. Die Anlage hat einen Wärmerück-gewinnungs aktor von ca. 70 Prozent und steht somit ürdie Nachhaltigkeit des Quartiers.

    » Die „Piazza“ ist der Ort ür alle gemeinsamen Aktionen.

    » Fassadenschnitt, Maßstab 1:20

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    » Die Metall assade ist durch Rücksprünge und Loggien gegliedert.

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    Preis des Deutschen Stahlbaues

    Forum :terra nova, In ormations-, Ausstellungs-und Tagungsgebäude, Hambach bei Köln

    Das Forum :terra nova ist der zentrale Baustein eines lang-ristig angelegten Entwicklungsplans zur Rekultivierung

    des Areals um den Braunkohletagebau Hambach bei Köln.Nach einem übergrei enden landscha splanerischen Wett-

    bewerb wurde 2009 ein europaweiter Realisierungswett-bewerb ür ein Forumsgebäude und einen Aussichtspunktdirekt an der zukün igen Tagebaukante ausgeschrieben.

    Das Forum :terra nova wurde als zentrales In ormations-und Ausstellungszentrum konzipiert. Energie ragen,Tagebautechnik und -maßnahmen und deren Auswir-kungen au die umgebende Landscha , ihre Orte undihre Bevölkerung sollten im Angesicht der sich durch dieLandscha ressenden Bagger anhand von Ausstellungenund Vorträgen thematisiert und diskutiert werden. Die Ab-baugrube wird im Lau e der Zeit an dem Gebäude und sei-

    Architektur:lüderwaldt architekten, KölnTragwerk: Starcke Ingenieurgemeinscha t mbH, KölnBauherr: RWE Power AG, Köln

    ner vorgelagerten Aussichts läche vorbeiziehen. Bis 2100soll zu Füßen des Gebäudes einer der größten BinnenseenEuropas entstanden sein.

    Es galt, ein Gebäude zu schaffen, das unmittelbaren Sicht-kontakt zur Tagebaugrube erlaubt und sich zum südlichvorgelagerten Tagebau öffnet. Gleichzeitig muss das Hauswirksamen Schutz vor den starken Winden mit Staub ausder Grube, Regenschauern und der direkten Sonnenein-strahlung bieten. Der Baukörper liegt wie ein aus der Erdegeschobener Steinblock in der Landscha . Die Erdschich-ten sind an der rauen Ober läche noch sichtbar. Ein zwei-geschossiges Atrium bildet das Herz des Gebäudes. Hierbenden sich ein Restaurant und der Veranstaltungssaal,und man startet zum Rundgang durch die Ausstellungs-räume im Obergeschoss.

    Der LichtmodulatorVon oben erhält das Atrium über eine speziell au die viel-

    ältigen Funktionen abgestimmte rei tragende Stahl- undGlaskonstruktion Tageslicht. Als sogenannter Lichtmodu-

    lator lenkt die Konstruktion das Tageslicht bis ins Inneredes Gebäudes und wandelt die Energie der Sonne in Stromum. Sie verhindert jedoch extreme Sonneneinstrahlungenin wärme- und blendungstechnischer Sicht. In der Nacht

    » Das zweigeschossige Atrium mit der multi unktionalen Licht-decke bildet das Herzstück des In ormationszentrums.

    » Der Baukörper liegt wie ein Steinblock in der Landscha . Überein großes Fenster öffnet er sich nach Süden.

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    » Schnitt, Maßstab 1:400

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    bau orumstahl

    sorgt sie ür lexible Kunstlichtausleuchtung. Über diecomputergesteuerten Licht elder lassen sich unterschied-liche Beleuchtungsszenarien, abgestimmt au die jeweili-ge Veranstaltung und Tageszeit herstellen. So entsteht einsich stetig wandelndes spannungs- und abwechslungs-reiches Spiel von Licht und Schatten au den das Atriumumschließenden Wand- und Boden lächen.

    Konstruktion des Stahl-/Glasdachs

    Die rei tragende, vorge ertigte Stahlkonstruktion über-spannt eine Fläche von 14,2 x 7,1 Metern und ist überangeschweißte Laschen au einer örtlichen betoniertenAttikaaufantung au gesetzt. Sie besteht aus zusammen-geschweißten vertikalen Blechen von 12 Millimeter Stärkeund Höhen zwischen 350 und 800 Millimetern, die einenTrägerrost von 7 x 7 Feldern bilden. Die Oberseite hat einGe älle von 4 Prozent, die Unterseite ist eben ausge ührt.Jedes zweite Feld ist mit einer Drei achisolierglasscheibebelegt. Jedes andere Feld ist oberseitig mit einer Photo-voltaikeinheit über einem Dämmpaneel ausgestattet undunterseitig als gleichmäßig leuchtendes Licht eld aus ver-deckt eingebauten Lang eldleuchten und einer daruntergespannten transluzenten Folie ausgebildet. Die Querträ-ger sind als durchgehende Stahlschwerter ge ertigt, dieLängsträger versetzt angeor