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Bàcari in Venezia

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Bàcari sind die ältesten und schönsten Lokale Venedigs, in denen die Venezianer von früh bis spät ihren Wein trinken und in denen es köstliche, seltene Gerichte zu entdecken gibt. Im Buch werden die schönsten Bàcari sowie ihre Rezepte vorgestellt.

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Bàcari in VeneziaVom Essen und Trinken

in VenedigTexte Manuela ZardoFotos Jakob Brandis

Herausgegeben von Hellmuth Zwecker

Culinaris

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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Bàcari in Venezia: vom Essen und Trinken in Venedig /

Texte Manuela Zardo. Fotos Jakob Brandis. Hrsg. von Hellmuth Zwecker.

- 4., überarb. Aufl. - München: Hugendubel, 1997

ISBN 3-88034-720-4

NE: Zardo, Manuela; Brandis, Jakob; Zwecker, Hellmuth [Hrsg.]

4., überarbeitete Auflage 1997

(c) Heinrich Hugendubel Verlag, München 1993

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Zembsch‘ Werkstatt, München

Produktion: Tillmann Roeder, München

Reproduktion: Fotolito Longo, Frangart

Druck und Bindung: Appl,

Wemding Printed in Germany

ISBN 3-88034-720-4

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InhaltVorwort In uns liegt Venedig 6Einleitung Andar per ombre 10

Die Bàcari in Venezia

Do Mori 18Antico Dolo 24Vivaldi 32AI Portego 38AI Mascaron 48AI Volto 56Osteria da Alberto 60Osteria Ca‘d‘Oro 68AI Bacco 75Codroma 81Corte Sconta 87Vini da Gigio 95

Glossar der venezianischen Begriffe 102Register der Rezepte 105Literatur 106Adressen der Bàcari 106

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In uns liegt VenedigIn Plutarchs »Tischgesprächen« spricht Agias den bemerkenswerten Satz »... Und so wollen wir lieber das menschenfreundliche Betragen der Alten nach-ahmen, die nicht bloß das Leben und das Haus, sondern auch das Brot und andere Speisen miteinander genießen wollten und jeder Art von Gemeinschaft einen hohen Wert beilegten.«

Dieses »Betragen der Alten« hat in Venedig nie aufgehört. Immer während der tausendjährigen Geschichte ihrer Republik und auch in den 200 unsteten Jahren danach bis heute haben die Venezianer Haus und Leben geteilt, urban gelebt wie keine andere Gemeinschaft. Wir Gartenzaunerrichter, Distanzraum-verteidiger und Eigenheimideologen haben allen Grund, von ihnen zu lernen.

Doch Venedig entvölkert sich. Pro Tag verlassen, statistisch gesehen, drei Be-wohner den centro storico, das alte Venedig, meist um in Mestre bequemer und dem Arbeitsplatz näher zu wohnen. Die Einwohnerzahl betrug im 14. Jahrhundert schon über 100 000, das war mehr als Paris; Venedig war die größte Stadt Europas. Heute zählt die Gemeinde Venedig 270 000 Mitglieder, davon leben aber in der alten Stadt nur knapp 60 000. Im November 2009 wurde am Canal Grande die Beerdigung Venedigs dramatisch inszeniert, weil die Stadt die psychologisch wichtige Barriere der 60000 Einwohner zum ersten Mal in ihrer Geschichte unterschritten hatte.

So droht Venedig zu versinken. Größer als die Gefahr, in den Schlamm der La-gune zurückzufallen und vom Meer überspült zu werden, ist die Bedrohung, in Leblosigkeit zu versinken. Viel Geld und einsetzende ökologische Vernunft mögen es noch fertigbringen, die Bauten zu erhalten, die Kanäle vor der Verlan-dung zu schützen und die vielfältigen Gründe für Absinken und Überschwem-mungen zu beseitigen. Doch die schrecklichste Zukunftsvision, die leere Stadt, das museale, begehbare Gesamtkunstwerk, dessen Wächter des Abends um 17 Uhr, wenn der letzte Besucher hinauskomplimentiert wurde, seine Pforten schließen und selbst nach Hause fahren - dieses Schreckgespenst ist durch kei-nerlei technische Maßnahme zu bremsen.

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In uns liegt VenedigVenedigs bewegliche Kunstwerke und einstige Reichtümer sind in alle Welt verstreut. Sein eigentlicher Reichtum, seine Menschen, ihre Sprache und Tra-ditionen, ihre menschlichen, friedlich-urbanen Lebensformen drohen sich als letzte aus den alten Mauern zu verflüchtigen. Deshalb hat sich die Veneziane-rin Manuela Zardo vor Jahren dazu entschlossen, offensiv für ein Stückchen venezianischer Identität zu streiten. Durch die liebevolle Beschreibung ihrer Heimatstadt und der schönsten bàcari können wir deshalb heute „nicht bloß das Leben und das Haus, sondern auch das Brot und andere Speisen miteinan-der genießen.“

Alle, die schon einmal einen Italienischkurs da oder dort absolviert haben, mögen bitte nicht hinter jeder ungewöhnlichen Schreibweise einen Druckfehler vermuten. Viele Begriffe und so gut wie alle Namen für die genannten Gerichte und deren Rezepte hat Manuela Zardo im venezianischen „Dialekt“ belassen. „Venexian“ ist eine eigene Sprache, eine unerschöpfliche Fundgrube für lingu-istische Einflüsse aus der gesamten Mittelmeerwelt und weit darüber hinaus und diese wird an Volkshochschulen eher selten unterrichtet.

Komme mir also keiner mit Eingeborenen-Reservats-Mentalität und stelle die moralinsaure Frage, warum Manuela Zardo, durch deren Beschreibung, auch die letzten Winkel, in die sich das originale venezianische Leben zurückgezo-gen hat, der Öffentlichkeit preisgeben hat. „Ich allein in Arkadien“ - so hätten sie es wohl gerne, die Herren Kritiker, denen dieser Geheimnisverrat so gar nicht gefallen hat. Venedig lieber tot aber leer, als es mit seinesgleichen, den »Touristen«, teilen zu müssen.

Derweil hat der bàcaro als traditionsreicher und heute wieder sehr zeitgemäßer Treffpunkt überlebt. Das Do Mori, die älteste Kneipe der Stadt, musste laut Auskunft der Besitzer gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts auch dank dieses Buches nicht schließen, da sich inzwischen regelmäßig unter das alte Stammpublikum quietschvergnügte Nordmänner und -frauen mischen und sich an den angebotenen Köstlichkeiten kenntnisreich und neugierig laben.

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In Venedig werden ca. 50000 ombre täglich getrunken. Eine ombra bedeutet hierzulande ein Gläschen Wein. Eine stattliche Zahl für eine Stadt, die, nach den demographischen Veränderungen der letzten Jahre, heute nur noch knapp 60 000 Einwohner zählt. Der giro de ombre, der »Ombre-Rundgang«, beginnt normalerweise um 11 Uhr vormittags, wenn so gut wie jeder erwachsene Ve-nezianer sein erstes Gläschen schlürft, aus dem bis zum Ende des Tages leicht so um die zehn werden können.

»Buvez toujours avant la soif et jamais elle ne vous aviendra« (Trinket immer vor dem Durst, und niemals wird er euch erfassen), empfahl schon der Phi-losoph Pantagruel, und auch für Goethe war der Wein, nach dem Geld, das wichtigste aller Dinge. Die Venezianer leiten sogar die Bezeichnung für ihren Volksstamm Veneter über Eneter vom griechischen Wort ènos = »Wein« ab und erklären sich somit zum Weinvolk par excellence.

Alte Aufzeichnungen berichten von ambulanten Weinverkäufern an der Pi-azza San Marco. Man erzählt sich, dass diese immer dem Schatten (ombra) des Campanile folgten, um in der Kühle, die der Turmschatten den Weintrin-kern bot, auch ihre Ware frischzuhalten. Eine weitere Etymologie des Begriffes ombra ist weit weniger bildhaft, aber vielleicht realer: Im Italienischen steht »un‘ombra di« einfach für eine recht kleine Menge von irgendetwas. Heute ist eine ombra in der Regel ein 100-ml-Glas, noch kleinere Mengen werden als ombretta bespöttelt.

Auf die Quantität kommt es aber nicht allzu genau an, ebensowenig wie auf die Qualität. Eine ombra ist ein anständiger, sauberer Wein, den man weniger wegen des raffinierten Trinkgenusses, sondern einfach in Gesellschaft trinkt, als Teil eines gemeinschaftstiftenden Rituals, eine Freundschaftserklärung und ein Akt der Solidarität, der sich mehrmals täglich und Tag für Tag wiederholt, ein demokratischer Vorgang, geboren während eines aristokratischen Regimes.

Zu Zeiten der Republik wachte die gestrenge Bürokratie der Markusrepublik eifersüchtig über ihr Weinmonopol und versuchte darüber hinaus mit allen möglichen Unterscheidungen, bestehende soziale Schranken festzuschreiben. So gab es magazeni oder bastioni, die für das einfache Volk bestimmt waren,

Andar per ombre

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manchmal auch als Leihhäuser fungierten und in denen man einen lausigen, zum Teil mit Wasser verdünnten Wein, einen vino di prima acqua, bekam. Da man dort nur trinken, aber nicht essen durfte, waren diese Lokale meistens in der Nähe einer furatola, in der man zwar einfache, billige Gerichte, jedoch nichts zu trinken bekam. Die Patrizier trafen sich in den malvasie, in denen man besseren Wein trank, vor allem die damals so beliebten Süßweine aus Griechenland.

Unter den Weinschenken hat im 19. Jahrhundert ein neuer Typus die führende Rolle in Venedig übernommen: der bàcaro. Seine Wurzeln hat der Begriff ganz sicher im Namen des Weingottes Bacchus. Natürlich existiert daneben auch eine durch und durch venezianische Namenserklärung.

Zu den alten venezianischen Besitzungen gehörten lange Zeit Istrien und Dal-matien. Von dort hatte die Republik immer ihre körperreichen roten Weine be-zogen. Der 1866 vollzogene Anschluß Venedigs an das neue Königreich Italien bewirkte eine Abtrennung dieser beiden Gebiete, auf deren Weinen von nun an ein hoher Zoll lastete. Ein Händler aus dem süditalienischen Trani kam auf die Idee, an deren Stelle Weine aus seiner Heimat Apulien einzuführen.

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Diese waren den istrischen und dalmatischen sehr ähnlich und jetzt sehr viel billiger. Er eröffnete eine Taverne bei Rialto, bald Treffpunkt vieler Gondolieri. Eines Abends rief einer in die Runde: Bon, bon questo è pro-prio un vin.. .un vin de bàcaro. Der Ausdruck far bacàra meint ein Gelage feiern, un vin de bàcaro also ein Wein, der sich eignet zum Feiern und Lus-tigsein. Laut dieser Legende, die Elio Zorzi in seinem 1928 erschienenen Buch »Osterie Veneziane« wiedergibt, hätte dieser Gondoliere einen Begriff geschaffen, der jetzt zum Synonym für Weine aus Apulien und deren Schen-ken wurde, die man nach und nach an fast jeder Straßenecke der Stadt er-öffnete.

Der bàcaro wurde zum beliebtesten Treffpunkt aller Venezianer. Und so wie schon früher alle Reglementierungsversuche der alten Republik, die darauf abzielten, die sozialen Schichten getrennt zu halten, von den kommunika-tiven Venezianern bei jeder sich bietenden Gelegenheit elegant umgangen wurden, trafen sich ab jetzt Arm und Reich in den neuen Modelokalen.

Il carattere della nazione è l‘allegria, schreibt Carlo Goldoni in seinen Me-moiren. Und diese im »venezianischen Nationalcharakter angelegte Fröh-

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Für viele Venezianer ist das Do Mori das bàcaro schlechthin - die besten om-bre, delikate cicheti, keine Tische und Stühle, zwei Schwingtüren, uralt und immer gerammelt voll. Eingeklemmt zwischen zwei engen Gassen direkt am Rialto-Markt, hat es der einen sogar seinen Namen gegeben. Der Rialto ist die Wiege und der Mittelpunkt der Stadt, und Do Mori ist das Herz des Rialto. Hier trinken alle ihre Gläschen, die auf oder mit dem Markt zu tun haben, becheri, frutarioli, pesseri, fachini und marinai, wie Metzger, Gemüsehändler, Fischverkäufer, Lastenträger und Schiffsleute am Rialto gerufen werden.

Do Mori

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Wenn man den Markt besuchen will, sollte man unbedingt früh am Morgen dortin gehen.Schon ab sechs Uhr ist der Betrieb unvorstellbar. Vor allem die Fisch-halle ist besonders belebt.Hier findet seit 1000 Jahren täglich, außer Montag, der Fischmarkt statt. Unzählige Fischerboote legen an der Fondamenta an und die Fischer beginnen lärmend, die Meeresfrüchte auszuladen.

Die Ware wird appetitlich auf den Marmortischen präsentiert. Das muss rasch erfolgen, denn schon bald kommen die ersten Käufer. Das sind die Köche und die Besitzer der guten Restaurants Venedigs, die täglich frisch ihre Fische auf dem Markt kaufen. Das hat natür-lich seinen Preis, aber es gibt sicherlich keine andere Stadt in Itali-en, in der man in den meisten ristoranti eine derart große Auswahl von frischen und köstlich zubereiteten Fischen und Meeresfrüchten bekommen kann. Vorausgesetzt natürlich, man geht nicht in aus-schließlich touristische Lokale, wo man für viel Geld gerade mal tiefgefrorene Ware serviert bekommt.

Aus den Anbaugebieten an den Hängen des Flusses Piave oder aus dem Friaul kommen die beliebtesten ombre-Weine. Die offenen

RabosoDiese ist vielleicht die einzige wirklich autochthone Traube des Veneto und verdankt wohl ihren Namen dem Flüßchen Raboso, das in den Piave mündet. Der gleichnamige Wein war im 19. Jahrhundert sogar in England sehr bekannt. Heute werden aus der Traube ausschließlich Weine lokaler Bedeutung gekeltert, wie der Raboso del Piave, ein kör-perreicher intensiv rubinroter Wein mit dem Duft der Marascakirschen. Der junge Wein paßt hervorragend zu fast allen veneziani-schen Gerichten, sogar zu Aal und Thunfisch. Reifere Rabosoweine bevorzugt man zu Wildgerichten.

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Cicheti al bacalà mantecato Weißbrotscheiben mit Stock-fischmus

Zutaten für 4 Personen

600 g Stockfisch, 36 Stunden gewässert 200 ml Sonnenblumenöl1 Bund Petersilie2 Zehen Knoblauch1 Stange Staudensellerie Salz, Pfeffer frisch gemahlen 8 kleine Scheiben Weißbrot

Den Stockfisch in fließendem Wasser wässern, bzw. Wasser mehrmals wechseln. Nach 36 Stunden öffnen und entgräten, in kleine Stücke schneiden und in einem Topf, mit kaltem Wasser gerade bedeckt, auf-kochen lassen und 8-10 Minuten kochen. Wasser abgießen und den Stockfisch mit dem langsam dazu gegossenen Öl kräftig mit einem Holzlöffel verrühren. Immer wieder etwas Öl dazugeben und so lange weiterrühren, bis nach etwa 30 Minuten eine weiße, cremige Masse entstanden ist. Knoblauch, Petersilie und Sellerie sehr fein hacken und mit Salz und Pfeffer unter den bacalà mantecato rühren. Auf die Brotscheiben streichen und als kleine Zwischenmahlzeit oder als Vorspeise servie-ren. Dazu passt ganz ausgezeichnet ein Glas prickelnder Prosecco.

Friulano-Weine, ehemals Tocai genannt, die Cabernets oder die Wei-ne aus der Merlot-Traube sind im allgemeinen leicht und angenehm süffig. Der rote raboso ist möglicherweise die einzige wirklich ein-heimische Traube im Veneto, deren Wein man jung wie auch im Faß gereift trinken kann und der ganz ausgezeichnet zur venezianischen Küche passt. Im Herbst findet man in jedem bàcaro den noch trüben neuen Wein, den man hier torbolino nennt.Die Hügelkette, die sich von Valdobbiadene bis nach Conegliano er-streckt, ist nicht nur wegen ihrer landschaftlichen Schönheit ein be-liebtes Ausflugsziel der Venezianer, hier wächst auch der von ihnen so geschätzte Prosecco. Für die Venezianer ist das perlende Getränk in erster Linie ein aperitivo, im Ausland entwickelt er sich immer mehr zum Champagnerkonkurrenten.

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ProseccoDie Lieblingstraube der römischen Kaiserin Livia wird heute in den Hügeln zwischen Valdobbiadene und Conegliano angebaut. Aus der runden Proseccotraube werden drei Weine gekeltert: ein leicht perlender vino friz-zante, ein schaumiger vino spumante und ein trockener stiller Weißwein. Typisch bei allen dreien ist der Duft nach Apfel, Mandeln und Glyzinien und der aromareiche Geschmack. Der beste Prosecco, der Superiore di Cartizze, kommt aus der Lage Cartizze bei Valdobbi-adene. Der perlende Prosecco wird heute gern als Aperitif getrunken, ist aber auch als Begleiter für ganze Fischmenüs sehr geeignet.

Es gibt kein bàcaro, in dem nicht ständig ein Prosecco frisch und sprudelnd bereitsteht. Auf der schönen Holztheke im Do Mori steht immer eine gefüllte Karaffe. Kenner bestellen am liebsten einen car-tizze, einen Lagenprosecco, der nach einem kleinen hochwertigen Anbaugebiet in der Nähe von Valdobbiadene benannt ist. Auch ein stiller Weißwein aus Proseccotrauben ist, gut gekühlt, zu haben. Die charakteristischen Ballonflaschen hinter der Theke enthalten Wei-ne aus dem Friaul, die jeden Dienstagmorgen frisch geliefert werden, leicht und bekömmlich sind und perfekt zu den schmackhaften cicheti passen. Die mit bacalà mantecato, eine wahre venezianische Delika-tesse, muss man unbedingt probiert haben. Der getrocknete Stockfisch wird für 36 Stunden in Wasser eingeweicht, anschließend gekocht und dann mit einem Holzlöffel per Hand geschlagen. Hinzugefügt wird

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»Was willst du, hätten wir vielleicht eine Snack-Bar eröffnen sol-len?« grinst Gigi, einer der Venezianer, die verstanden haben, dass es heute wesentlich progressiver ist, das Alte wiederzubeleben, als es durch Allerweltneuerungen zu ersetzen. »Es genügt, die Dinge gut zu machen und ein bisschen verrückt zu sein«, lautet das Bekenntnis von Momi und Gigi, die eine einzigartige Atmosphäre schaffen, in der sich sowohl die alten Venezianer wie auch ein junges internati-onales Publikum wohlfühlen. Alle lassen sich aus großen Ballonfla-schen junge toskani- sche, umbrische und natürlich venezianische Weine in Krüge zapfen und swingen zur mit viel Liebe ausgewählten modernen Musik, die sich so problemlos zu dem unkomplizierten Ambiente fügt.

Die Gäste scheuen sich auch nicht, auf den Papierunterlagen, die auf den Holztischen liegen, passende Kunstwerke herzustellen. Die besten Zeugnisse weininspirierter Kreativität hängen an der Wand hinter Glas.

Al MascaronAls Momi und Gigi gegen Ende der siebziger Jahre dieses Lokal übernahmen, war der uralte bàcaro schon seit vielen Jahren zur banalen trattoria umgewan-delt worden. Die beiden gingen daran, all die geschmacklosen neuen Einbau-ten wieder herauszureißen, und machten sich auf die Suche nach einer alten Holztheke. Diese ließ sich finden, die schönen Fenster aber mussten sie von einem alten venezianischen Handwerker nach traditionellen Vorbildern neu anfertigen lassen. Resultat ihrer Bemühungen ist die Renaissance einer der ori-ginalsten und originellsten venezianischen Weinschenken.

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Der Name des Lokals leitet sich von einer grotesken Steinfratze ab, die an der Basis des Turmes der nahen Kirche Santa Maria Formo-sa eingemauert ist. Aber vielleicht spielt auch das Wiederaufleben des für fast 200 Jahre verbotenen venezianischen Karnevals in den Jahren der Lokaleröffnung mit hinein. »Zu Beginn war es eine spon-tane Sache, geboren aus einer nie verlorengegangen Freude der Ve-nezianer an Verkleidung und Rollenspiel. Und alle machten mit. Es gab kaum ein Geschäft, kein Zeitungsstand oder Restaurant, in dem nicht alle, zum eigenen Gaudium, maskiert aufgetreten wären. Aber dann wurde alles zum puren Kommerz. Heute verkleiden sich die Venezianer nicht mehr, und ihre Feste miteinander feiern sie bei an-derer Gelegenheit, bei der Festa della Salute etwa oder bei der Notte del Redentore.«

Anläßlich dieser Feiertage bereiten Momi und Gigi die jeweils tra-ditionellen Gerichte, etwa am 21. November zum Salute - Fest. Von dem Platz neben dem Luxushotel Gritti zur Kirche Santa Maria della Salute wird eine hölzerne Prozessionsbrücke über den Canal Gran-de geschlagen, und um die Kirche herum findet ein bunter Markt statt. Das dazugehörige Traditionsgericht ist die castradina coe verze sofegae, ein altes Gericht aus dem Balkan. Scheinbar waren es die antiken Albaner, die als erste das Hammelfleisch räucherten, und seit 1631 ist die Tradition dokumentiert, dass diese Köstlichkeit anläss-lich des Marienfestes nach Venedig gebracht wurde. Die Tradition, die zwar durch die Abtrennung der levantinischen Gebiete nach dem Ersten Weltkrieg gestört, aber nicht gebrochen wurde, will, dass zur castradina die verze sofegae, Wirsingkraut mit Butter und Speck, gereicht werden.

Die bigoli in salsa gehören zu den Weihnachtsfeiertagen, zu Ascher-mittwoch und zu Karfreitag. Es handelt sich um dicke Vollkornspa-ghetti, mit einer Sauce aus Sardellen und Zwiebeln. Aber ebenso wie zu den genannten Feiertagen gehört dieses Gericht heute zu den Aushängeschildern jedes echten venezianischen Gasthauses, in dem man noch traditionell zu kochen versteht.

Viele Habitues kommen auch wegen der immer tagesfrischen köst-lichen Meeresfrüchte ins Mascaron. Die Tagesfrische ist schon des-halb eine Selbstverständlichkeit, weil jeder Venezianer die alte Volks-weisheit kennt, wonach frische Muscheln 24 wertvolle Bestandteile haben, von denen einer pro Stunde verloren geht. Besonders köstlich werden im Mascaron die cape longhe zubereitet, zu deutsch »Mes-serscheiden«. Diese längliche schmale Muschel steckt im Schlick der Lagune und wird bei Ebbe vorzugsweise in der Umgebung der Insel Burano einzeln mit der Hand gefangen. Blitzschnell muss man da-bei mit dem Finger unter die Schale in den Schlick tauchen, bevor die Muschel, von der nur die herausgestreckten Weichteile zu se-

CastradinaGeräuchertes Hammelfleisch

Zutaten für 4 Personen

800 g geräuchertes Hammelfleisch 1 Zwiebel1 Stange Bleichsellerie 1 Karotte Pfefferkörner Salz

Fleisch in mittelgroße Stücke schneiden. In einem Topf mit reichlich kaltem Wasser das Gemüse, den Pfeffer und das Fleisch zum Kochen bringen und kräftig aufkochen. Brühe wegschütten und Fleisch noch einmal in kaltem Salzwasser aufsetzen und kochen. Die Garzeit variiert je nach Fleischqualität. Das dalmatinische Fleisch, das man traditionsge-mäß in Venedig dafür verwendete, benötigte bis zu 7 Stunden Garzeit; heutiges Hammel-fleisch ist nach 3-4 Stunden weich. Momi und Gigi servieren die castradina in der Brühe oder mit verze sofegae.

Verze sofegae Geschmorter Wirsing

Zutaten für 4 Personen

1 kg Wirsing2 EL Olivenöl1 Knoblauchzehe 1 Zwiebel 1 Zweig Rosmarin Salz, Pfeffer

Rosmarinnadeln abstreifen und mit Knob-lauchzehe und Zwiebel feinhacken. In Ol an-dünsten. Wirsing schneiden und dazugeben, salzen, pfeffern. Auf kleinem Feuer ca. 1 1/2 Stunden mit geschlossenem Deckel dünsten. Danach nochmal 1/2 Stunde ohne Deckel weiterkochen.

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hen sind, unauffindbar verschwunden ist. Sehr begehrt sind auch die cape sante, die Jakobsmuscheln, und die seltenen dateri de mare, die Meeresdatteln von der felsigen östlichen Adriaküste. Auch Schalen-tiere spielen ein große Rolle in der venezianischen Küche. Wer sich im Frühjahr oder im Herbst in Venedig aufhält, muss unter allen Umständen moleche probieren, Taschenkrebse, die in dem Augen-blick gefischt werden, in dem sie ihre Panzer wechseln, also weich, molle, sind. Sie werden dann nur leicht mit Mehl bestäubt und im Öl schwimmend herausgebacken, heiß serviert und mit Haut und Haa-ren zur Gänze gegessen - ein unvergesslicher Geschmack. Und nicht zu vergessen die gran- seola, die Meeresspinne - ihr delikates Fleisch

Bigoli in salsa Vollkornspaghetti mit Zwiebel-sauce

Zutaten für 4 Personen

2 große weiße Zwiebeln 4 EL Olivenöl400 g dicke Vollkornspaghetti 80 g eingelegte Sardellenfilets Salz, Pfeffer gehackte Petersilie

Die fein gehackten Zwiebeln in Öl leicht anbräunen, die in Stücke geschnittenen Sardellenfilets hinzufügen und einige Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen. In der Zwi-schenzeit die Spaghetti al dente kochen, ab-gießen und in der Pfanne zusammen mit den Zwiebeln und den Sardellen wenden. Pfeffern, mit Petersilie überstreuen und servieren.

Cape longhe Messerscheiden

Zutaten für 4 Personen

800 g cape longhe (Muscheln) 2 EL Olivenöl Saft einer halben Zitrone PetersiliePfeffer aus der Mühle

Aus den cape longhe unter fließendem Was-ser sorgfältig allen Sand herausspülen. Im Öl die gehackte Petersilie mit dem Zitronensaft und etwas Pfeffer vermischen. Im vorgeheiz-ten Ofen die Muscheln auf das Backblech legen und sich öffnen lassen. Die geöffneten Muscheln mit dem Petersilienöl übergießen und servieren.

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Osteria da AlbertoDieser bacàro nennt sich Osteria, also Wirtshaus, was an und für sich keine typisch venezianische, sondern eine italienische, auf der ganzen Halbinsel ver-breitete Bezeichnung ist. Seit der Mitte des XIV Jahrhunderts und bis zum Ende der Republik gab es in Venedig immer eine ähnlich große Anzahl von Osterie, ca 25. 1355 wurde die scuola degli osti, die Zunft der Wirte gegründet. Die Osterie hatten das Privileg, ihren Gästen „vini puri“, also reine Weine nicht nur aus dem venezianischen Hinterland, sondern auch aus Griechenland, Kreta und Zypern anbieten zu dürfen. Die Weine wurden also nicht mit Wasser verdünnt, in der Zeit ein absolut übliches Verfahren. Der Service war gut und die Preise gehoben. Die Wirte waren meistens Leute aus dem Volk, aber die Besitzer der Räumlichkeiten oft Aristokraten oder Klöster. Sogar ein Doge, Marino Grima-ni, war Besitzer einer bekannten Osteria bei Rialto, der Osteria dello Storione, des Wirtshaus zum Stör. Eine weitere Osteria befand sich im Besitz der Basilika von San Marco und wurde von deren Prokuratoren verwaltet. Oft hatten die Osterie im oberen Stock auch Zimmer für die Gäste. Sie durften allerdings nur eine Eingangstür haben, um besser kontrollieren zu können, dass der Wein, der hineingebracht wurde auch versteuert war. Der Wirt und seine Familie sowie alle Angestellten, mussten in der Osteria selbst wohnen, um einen durchgehenden Service zu garantieren. Die meisten osterie befanden sich bei Rialto oder San Marco, an den bestfrequentierten Stellen der Stadt.

Die Osteria da Alberto befindet sich an einer für Besucher Venedigs sehr reiz-vollen Ecke, nahe der großen Dominikanerkirche San Giovanni e Paolo, bei den Einheimischen kurz San Zanipolo genannt. Mit einer typisch venezianischen Wortschöpfung hat man aus zwei Heiligen kurzerhand einen gemacht. Wenige Schritte nur sind es von hier zu der kleinen Kirche Santa Maria dei Miracoli, dem wunderschönen Frührenaissance - Kirchlein, in der Form eines Schatzkästchens oder wertvollen Reliquienschreins von Piero und Tullio Lombardo erbaut und innen wie außen ganz mit polychromem schimmerndem Marmor verkleidet.

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Die imposante gotische Kirche Zanipolo ist das Pantheon Venedigs, Begräbnisstätte von 25 Dogen und berühmter Persönlichkeiten. Vor der Kirche steht, wie ein Wegweiser zu Albertos Lokal, das bronzene Reiterdenkmal des Condottiero Colleoni, des berühmtesten Söldner-führers der Republik Venedig. Sein testamentarisches Versprechen, der Stadt ein beträchtliches Vermögen und seine berühmte Biblio-thek zu vermachen, hatte er an die Bedingung geknüpft, dass man ihm nach seinem Tode ein Denkmal vor San Marco errichten würde. Die listigen, jedem Persönlichkeitskult abholden venezianischen Se-natoren erfüllten nach seinem Ableben 1475 scheinbar diese For-derung, indem sie ihm das Standbild vor der Scuola di San Marco, heute das Krankenhaus der Stadt, errichten ließen, und konnten so die reiche Hinterlassenschaft kassieren. Im republikanischen Vene-dig wäre es undenkbar gewesen, irgendeine Person dadurch über alle anderen Bürger zu erheben, dass man ihr eine Statue auf dem wichtigsten Platz der Stadt aufstellen ließ. In diesem Gemeinwesen war das Amt wichtig, nicht der gewählte Amtsinhaber, der nur auf Zeit der Gemeinschaft diente.Auch Gassen und Plätze der Stadt wurden nie nach Berühmtheiten benannt, sondern nach Berufen oder örtlichen Gegebenheiten. So

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finden wir in Venedig mehrere Calle del Pistor, Bäckergassen, oder dei Calegheri, solche der Schuster, oder eine Calle drio la chiesa, eine Gasse hinter der Kirche u.ä. Die Calle Giacinto Gallina, in der sich die Osteria da Alberto befindet, macht nur scheinbar eine Aus-nahme von dieser strikt eingehaltenen Regel. Sie wurde erst in unse-rem Jahrhundert nach einem venezianischen Bühnendichter aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts benannt, also lange nach dem Ende der Serenissima.

Da Alberto ist als bacàro relativ groß und kann bis zu 40 sitzende Gäste beherbergen. Das ist auch gut so denn, vor allem zu Mittag, füllt sich der gemütliche Raum rasch mit dem Personal des nahe-liegenden Krankenhauses. Die Mittagsgäste wollen gut essen ohne allzu viel Zeit zu verlieren. Bei Alberto geht das, seine Küche ist für venezianische Verhältnisse recht groß. Hier kann sich der Chef, der von der Insel Giudecca stammt, austoben, assistiert von Signo-ra Cicci, die mit ihrer langen Erfahrung als Köchin den Überblick souverän bewahrt. Hinter der Theke, die immer mit den besten ci-cheti voll beladen ist, stehen Graziano und Giovanni und führen das Regiment. Eine ganze Schar von flotten und sympatischen Mädchen

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sausen durch den Raum und bringen Nudelgerichte mit delikaten Fischsoßen, mit caparosoli zum Beispiel, den großen venezianischen Venusmuscheln, oder mit pikant gewürzten Scampi, perfekt sämige risoti, mit den kleinen venezianischen carciofi oder mit anderen Ge-müsesorten, je nach Saison.

Die Räume der Osteria hatten zuvor, allerdings nur für kurze Zeit, ein Ristorante Vegetariano beherbergt. Jedem in Venedig war klar, daß dieses gut gemeinte Experiment hier keinen Erfolg haben würde. Die Venezianer lieben die Vielfalt, würden nie auf all die unzähligen Meerestiere verzichten, die die Lagune täglich frisch hergibt, oder

Risotto con fondi di carciofo Risotto mit Artischocken

Zutaten für 4 Personen

6 kleine italienische Artischocken 80 ml Olivenöl 1 Bund Petersilie1 Zehe Knoblauch1 L Brühe1 kleine Zwiebel200 g italienischer Rundkornreis 30 g Butter60 g frisch geriebener Parmesan Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Die Artischocken von allen Blättern befreien und nur die geputzten Böden und die unteren 3-5 Zentimeter der Stiele verwenden. Zuberei-ten, wie im Rezept auf Seite 23 beschrieben. Das restliche Ol in einem Topf erhitzen und die feingeschnittene Zwiebel darin glasig werden lassen. Brühe in einem separaten Gefäß erhitzen. Reis zu den Zwiebeln geben und darin wenden. Die Artischockenböden dazugeben, etwas Brühe angießen und zu rühren beginnen. Immer wieder heiße Brühe nachgießen und etwa 20 Minuten unter Rüh-ren den Reis garen. Zum Schluß den Topf vom Feuer nehmen, die Butter und anschließend den Parmesan unterrühren und zugedeckt noch einen kurzen Moment ruhen lassen. Den sämigen Reis heiß servieren.

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auf eine dampfende Scheibe museto con polenta, wenn es draußen feucht und neblig ist. Und vor allem waren sie noch nie dogmatisch. Gemüse wird zwar heiß geliebt, täglich in aller Herrgottsfrühe fah-ren voll beladene Boote von der Laguneninsel Sant‘Erasmo in die Stadt hinein, aber sich darauf zu beschränken käme niemandem in den Sinn. Vielleicht um die wenigen Gäste des alten vegetarischen Restaurants nicht zu enttäuschen, bietet dieser bacàro auch einige fisch-und fleischlose Gerichte an wie melanzane alla parmigiana, überbackene Auberginen oder zuppa di farro e cereali, Dinkel- und Getreidesuppe.

Figà a‘la venessiana Venezianische Kalbsleber

Zutaten für 4 Personen

500 g Leber2 große weiße Zwiebeln 40 g Butter 1/2 Glas Olivenöl Salz, Pfeffer PetersilieDie Leber in mundgerechte Stücke und die Zwiebeln in feine Ringe schneiden. In einer Pfanne das Ol und die Butter erhitzen, die Zwiebelringe hineingeben und zugedeckt langsam goldgelb werden lassen. Nach ca. 20 Minuten die Leberstücke hineinlegen und bei hoher Temperatur kurze Zeit braten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und das fertige Ge-richt mit fein gehackter Petersilie bestreuen.Beilage: frische Polenta

Weiche Polenta

Zutaten für 4 Personen

800 g Maismehl 1 TL Salz

Polenta wird klassischerweise im paiolo gekocht, einem bauchigen Kupfertopf, der über dem offenen Feuer hängt. Für zu Hause tut‘s aber auch ein normaler Kochtopf, in dem man 2 1/2 l Wasser mit dem Salz zum Kochen bringt. Unter ständigem Rühren mit einem Holzlöffel das Maismehl in das Wasser geben und eine gute halbe Stunde kochen, bis alles zu einer glatten, dickflüssigen Masse ge-worden ist. Die fertige polenta wird entweder noch warm und flüssig serviert oder in einen tiefen Teller gegossen, der mit einem runden Holzbrett abgedeckt wird. Beides zusam-men umdrehen, den Teller abheben und den Polentakuchen abkühlen lassen. Polenta dann in dicke Scheiben schneiden und als Beilage servieren.

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Venezianisch Italienisch Deutsch

àmolo susina Pflaumenanara anatra Enteanara coi pién anatra ripiena gefüllte Entearmelín albicocca Aprikosearticiochi carciofi Artischockenaséo aceto Essigbacalà mantecato baccalà mantecato Stockfisch, cremig geschlagenbagigi arachidi Erdnüssebaícoli - süßer Zwiebackbecarìa macelleria Metzgereibìgoli Spaghetti integrali Vollkornspaghettibisato anguilla Aalbisi piselli Erbsenbòseghe cefali Meeräschenbovoleti chioccioline kleine Weinbergschneckenbranzín branzino Seebarschbroéto brodetto di pesce pikant gewürzte Fischsuppebruscandoli luppoli Spitzen junger Hopfensprossenbudín budino Puddingbussolai - rundes Gebäckcanocie cicale di mare Heuschreckenkrebsecaparossoli tartufi di mare Venusmuschelncape sante cappe sante Jakobsmuschelncape longhe cannolicchi Messerscheiden (Muschelart)carne in tecia stufato Schmorbratencastadina castrato Hammelgerichtcastraùre - kleine Lagunen-Artischockencicheti cicchetti Happenclinto - Rotwein aus dem Venetocodeghín cotechino Schweinswurstconicio coniglio Kaninchen

Glossar der venezianischen Begriffe

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cónsa condita angemachtcostesìne costolette Schweinsrippencrema frita crema fritta gebackene Cremecren rafano Meerettichcróstoli - Karnevalsgebäckdìndio tacchino Truthahnerbete rave rape rosse rote Beetefasioi fagioli Bohnenfenòci finocchi Fenchelfigà fegato Leberfigadini fegatini Geflügelleberfolpeti polipetti kleine Polypen, Tintenfischefolpi polipi Polypen, Tintenfischeformàjo formaggio Käseforner fornaio Bäckerfragolino - süßer Weinfrito misto fritto misto frittierte Fischefritole frittelle venezianische Krapfenfugassa focaccia Fladengalani - in Schmalz gebackene Teig bändergambareti gambaretti Shrimpsgarùsoli lumache di mare Meeresschneckengnochi gnocchi Nockengò ghiozzo Grundein (Lagunenfisch)goto bicchiere Glasgranseola grancevola Meeresspinnegransípori gransiporri Riesenkrabbengransi granchi Taschenkrebsegraspa grappa Tresterschnapslengua lingua Zungelengua salmistràda lingua salmistrata Pökelzungeliévaro in salmí lepre in salmí Hasenragout, sauer geschmortluganega salsiccia venezianische Frischwurstmasanéte granchi Krabben, Taschenkrebsemas-cio maiale Schweinmasòri anatre selvatiche Wildenten aus der Lagunemelansane melanzane Auberginenminestrón minestrone Gemüsesuppemolèche granchi in muta unmittelbar nach der Häu tung gefangene Taschen krebsemostarda - in Meerettich-Senfsauce ein gelegte kandierte Früchtemuséto musetto Schweinskopfwurstnerveti nervetti Kalbsknorpelnombra - kleines Glas Weinoseléti scampai spiedini Fleischspießossi da morto - Anisknochen (Plätzchen)ossocòlo coppa di maiale Nackenschinkenóstrega ostrica Austerpanada zuppa di pane Brotsuppe

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paparele pappardelleparsùto prosciuttopassere passerepastissada de cavàl stufato di cavallopastisso pasticciopearà penete pennettepenín de porco piedino di maialepeoci cozzepeperonada peperonatapersegàda cotognatapescaria pescheriapésse pescepévare pepepevaroni peperonipeverada -peverasse tellinepinsa pinzapissacani dente di leonepolastro in tecia pollo in umidopolenta -pomi coti mele cotteporsèo porcelloquaja quagliaradicio radicchiorafiòi raviolirenga aringarisi e bisi risotto di pisellirisoto nero risotto nerorisoto risottorisoto de mar risotto di marerósto arrostorucola -s-chíe schiles-ciósi chiocciolesalame coto salame cottosaor saporesardele Sardelleseano sedanosègole cipolleselvàdego selvagginasepe seppiesfogi sogliolesopa zuppasopa de pesse zuppa di pescesopa coàda zuppa covatasopressa soppressaspàresi asparagispienza milzaspumilie meringhesuca rosta zucca arrostitasuca zucca Kürbis

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sùcaro zucchero Zuckersucòli Zucchini Zucchinitajadèle tagliatelle Bandnudelntécia tegame Pfannetegoline fagiolini grüne Bohnentocio sugo Saucetorbolino vino novello neuer Weintripa trippa Kuttelnùa uva Traubenvedèlo vitello Kalbverza verza Wirsingverze sofegae verze in pentola geschmorter Wirsingvovi uova Eierzabajón zabaione Weinschaumcremezaléti gialletti Maisgebäck

Register der RezepteAal, gedünsteter 90 Bisato in umido

Artischockenböden, gedünstete 23 Fondi de articiochi in tecia

Auberginen, frittierte, mit Tomatensauce 77 Melansane in tecia

Bandnudeln, feine, mit Wildgeflügelsauce 97 Taiolini coa salsa de selvadego

Creme, frittierte 44 Crema frita

Erbsenrisotto 40 Risi e bisi

Faschingskrapfen, venezianische 43 Fritole

Hammelfleisch, geräuchertes 51 Castradina

Kalbsleber, venezianische 65 Figà a‘la venessiana

Kürbisgnocchi 27 Gnochi de suca

Kutteln auf Trevisaner Art 28 Tripe a‘la trevisana

Kuttelsuppe 72 Supa de tripe

Lasagne mit Radicchiofüllung 73 Pastisso de radicio rosso

Messerscheiden 53 Cape longhe

Polenta, weiche 65

Polypen, gekochte kleine 39 Folpeti

Risotto mit Artischocken 64 Risotto con fondi di carciofo

Sardinen, eingelegte 29 Sarde in saor

Sardinen auf griechische Art 88 Sardoni a‘la greca

Scampi in busara 78

Spaghetti mit Heuschreckensoße 54 Spagheti coe canocie

Stockfischmus, Weißbrotscheiben mit Cicheti al bacalà mantecato

Taubensuppe, überbackene 98 Sopa coada

Tintenfisch-Tagliolini 36 Taglioni alla Vivaldi

Vollkornspaghetti mit Zwiebelsauce 53 Bigoli in salsa

Wirsing, geschmorter 51 Verze sofegae

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© Do MoriCalle dei Do Mori 429 S. Polo-Venezia Telefon 041-5225401Öffnungszeiten: 8.00- 20.00 Sonntag geschlossen

© Antico DoloRuga Vecchia San Giovanni 798 S. Polo-Venezia Telefon 041-5226546Öffnungszeiten: 11.00-23.00 täglich und durchgehendwww.anticodolo.it

© VivaldiCalle de la Madoneta 1457 S. Polo-Venezia Telefon 041-5238185Öffnungszeiten: 11.00-15.00 und 18.00-23.00 Mittwoch geschlossenwww.osteria-vivaldi.com

© AI Portego S. Lio 6015 Castello-Venezia Telefon 041-5229038Öffnungszeiten: 10.30-14.30 und 17.30-20.00 Uhr täglich © Al MascaronCalle lunga S. Maria Formosa 5225Castello-VeneziaTelefon 041-5225995, Fax 041-2443856 www.osteriamascaron.itÖffnungszeiten: 11.00-15.00 und 18.30-24.30 Sonntag geschlossen

© Al VoltoS. Luca, Calle Cavalli 4081 S. Marco-Venezia Telefon 041-5228945Öffnungszeiten: 9.30-15.00 und 17.30-22.30 Sonntag geschlossen

© Da AlbertoCalle Giacinto Gallina 5401 Cannaregio-Venezia Telefon und Fax 041-5238153, www.osteriadaalberto.itÖffnungszeiten: 10.30-15.00 und 18.30-23.00 Sonntag geschlossen

© Ca d‘OroRamo Ca‘ d‘Oro 3912 Cannaregio-Venezia Telefon 041-5285324Öffnungszeiten: 10.30-14.30 und 18.30-23.00 Donnerstag und Sonntagvormittag geschlossen

© AI BaccoFondamenta Capuzine 3054 Cannaregio-Venezia Telefon 041-721415, Fax 041-717493Öffnungszeiten: 12.00-14.00 und 19.00-22.00 Montag geschlossen

® CodromaPonte del Soccorso 2540 Dorsoduro-Venezia Telefon 041-5246789Öffnungszeiten: 8.00-23.00 Sonntag geschlossen

Agostini, Pino: Venezia in cucina, Venedig 1991.Da Mosto, Ranieri: Ii Veneto in cucina, Mailand 1969.Maffioli, Giuseppe: La cucina veneziana, Padua 1987.Menth, Martina u. Berndt Duttenhofer: Venetien und Friaul. Küche, Land und Leute, München 1991.

Osterie d‘Italia, München 1991.Salvatori de Zuliani, Mari: A tola coi nostri veci, Mailand 1983.Zorzi, Elio: Osterie veneziane, Venedig 1967.Zwecker, Hellmuth: Venetien und Friaul. Ein kulinarischer Reiseführer, München 1993.

Literatur

Adressen der Bàcari

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® Corte ScontaCalle del Pestrin 3886 Castello-Venezia Telefon 041-5227024, Fax 041-5227513www.veneziaristoranti.it mail [email protected]Öffnungszeiten: 11.00-14.30 und 18.00-22.00 Sonntag und Montag geschlossen

® Vini da GigioCalle de la Stua 3628 A Cannaregio-Venezia Telefon 041-5285140, Fax 041-5228597www.veneziaristoranti.it mail: [email protected]Öffnungszeiten: 12.00-14.30 und 19.00-22.30Montag und Dienstag geschlossen

Weitere besuchenswerte Bacari® Alla BiforaCampo Santa Margherita 2930, Dorsoduro-Venezia Telefon 041-5236119Öffnungszeiten: 11.00 – 15.00 und 18.00 – 24.00 Sonntag geschlossen

® Al Sacro e Profano, Sotto i Portici di Rialto 502, S. Polo-Venezia Telefon 041-5237924Öffnungszeiten: 11.30 – 13.00 und 18.30 – 01.00 Mittwoch geschlossen

® Al MercàCampo Bella Vienna 213, S.Polo-Venezia, Telefon 00393468340660Öffnungszeiten: 9.00 – 15.00 und 18.00 – 21.30 Sonntag geschlossen

® Do Spade, Calle Do Spade 859, S.Polo-Venezia Telefon 041-5210583

Öffnungszeiten: 11.00 – 15.00 und 18.00 – 22.30 täglich

® Osteria al PonteCalle Larga Giacinto Gallina 6378, Cannaregio-Venezia Telefon 041 5286157Öffnungszeiten: Mo.-Sa. 8.00-16.00 und 16.30-22.00 So. 10.00-16.00

® Vecia CarboneraCampo della Maddalena 2329, Cannaregio-Venezia Telefon 041-5242388Öffnungszeiten: 10.00 - 23.00 Montag geschlossen

® La CantinaCampo San Felice 3689, Cannaregio-Venezia Telefon 041 5228258Öffnungszeiten: 11.00 – 00.00 Sonntag geschlossen

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Mal kurz nach Venedig?

Mit Ihrem Auto, einer Bahnkarte oder einem Flugticket allein wer-den Sie im eigentlichen Venedig nicht ankommen.

Dieses Buch hilft Ihnen dabei schon wesentlich weiter.

Aber würden Sie nicht noch lieber mit der Autorin selbst durch die verborgenen Winkel ihrer Stadt streifen und die schönsten Bàcari mit ihr erkunden? Ganz nebenbei wird sie Ihnen höchst unterhaltsame Geschichten und lebendige Beschreibungen der Geschichte, große Kunstwerke, versteckte Schätze und die ganz besonderen Menschen dieser einmaligen Stadt so näher bringen, dass Sie sich unmerklich auch ein kleines bisschen in eine(n) Venezianer(in) verwandeln..

Manuela Zardos Venedig-Reisen sowie andere kulinarisch-kulturel-le Reisen nach Italien werden organisiert von:

INCONTRI CULTURALI Franz-Joseph-Str.41

80801 München

Tel. 089 / 2 71 65 60 Fax 089 / 2 71 31 16

[email protected]

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Die makellose Traube, le raisin sans défaut,

so hat Charles de Secondat, Baron de Montesquieu, Winzer und Sohn des politischen Philosophen und Erfinders der Gewaltenteilung Montesquieu 1785 die Edelrebsorte Cabernet definiert. Beim Caber-net Franc handelt es sich um eine uralte Rebsorte, bei der noch Spu-ren von Wildreben nachzuweisen sind, aus denen sie einst selektiert wurde. Im Veneto ist dieser Wein seit Generationen verbreitet und bei so gut wie allen Venezianern gehört sein besonderer Geschmack zu den eindrücklichen Jugenderinnerungen. Er steht für sonntägli-che Ausflüge in die sanfte Hügellandschaft des venezianischen Hin-terlandes, Einkehr in die urig- ländlichen Osterie und Genuss der herzhaften Fleischgerichte, wozu dieser damals und oft noch heute recht einfache Wein getrunken wurde. Auch in Manuela Zardos Geschmackserinnerungen ist das nicht anders. Allerdings hat sie als kulinarische Journalistin in „Gewaltenteilung“ mit ihrem deutschen Ehemann Hellmuth Zwecker ihren Erfahrungshorizont bezüglich Wein gewaltig erweitert und zu ihrem größten Entzücken den Wein ihrer Jugend in einem der größten Weine der Welt, im Château Che-val Blanc aus dem Bordeaux und in einem der ganz großen Weine Italiens, dem Solaia aus der Toskana wiedergefunden. Nachdem die beiden es sich in den Kopf gesetzt hatten, ihre „alten Tage“ auf einem eigenen Weingut zu verbringen, lag es nahe, einen Platz zu suchen, an dem ein Cabernet Franc perfekte Voraussetzungen finden wür-de. Das Stückchen Erde war im Jahr 2000 in der Mitte Italiens ge-funden, sandiger Vulkanboden versprach eine hohe Mineralität der Weine, eine schöne Ruine war auch bald restauriert und so entstand seit 2007 ein großartiger Cabernet Franc mit dem Namen Sucàno, der bei der Kritik und bei Freunden und Weinliebhaber begeisterte Aufnahme fand. Seit 2008 haben Zardo/Zwecker diesem noch ei-nen hochinteressanten weißen Viognier an die Seite gestellt, des wei-teren einen einfacheren Basiswein Castelletto di Sucàno und einen Rosé brut mit Namen Rosario, der natürlich bei einem erfahrenen Sekthersteller in den venezianischen Prosecco-Hügeln spumantisiert wird. Weingut Madonna del Latte, Loc. Sugano, 11, 05018 Orvieto (TR), Italia, www.madonnadellatte.it

Die Weine sind in Deutschland zu beziehen über: Incontri Culturali, Franz-Joseph-Str.41, 80801 München, Tel. 089/2716560, www.incontri.de