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Seminararbeit zum
Bachelorseminar aus Kartographie und
Geoinformation 2013
LV-Leiter: Ass.-Prof. Mag. Dr. Karel KRIZ
Thema:
„Kartographische Darstellung
räumlicher Verteilungsmuster
meteorologischer Phänomene“
Gabriel STROMMER
(0805652)
1
Inhalt
1 Einleitung .............................................................................................................................................. 2
2 Allgemeines zur Thematik .................................................................................................................... 2
2.1 Allgemeines zur kartographischen Gestaltung von Wetter- und Klimakarten ............................. 2
2.2 Einfluss zu Grunde liegender Daten auf Gestaltung und Kartenbild ............................................. 3
3 Farbbedeutung und übliche Farbskalen ............................................................................................... 5
4 Kartenbeispiele ..................................................................................................................................... 6
4.1 Die „klassische Wetterkarte“ ........................................................................................................ 6
4.2 Kartenbeispiele zu Lufttemperatur, Niederschlag, Schnee und Wind .......................................... 7
4.3 „Sonderform“ Warnkarte ............................................................................................................ 10
5 Grenzen der kartographischen Darstellung ....................................................................................... 10
6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ................................................................................................. 12
7 Literaturverzeichnis ............................................................................................................................ 12
2
1 Einleitung
Die Arbeit entstand im Rahmen des Bachelorseminars aus Kartographie und Geoinformation
„kartographische Gestaltung“ im Sommersemester 2013. In der Arbeit wird die kartographische
Gestaltung von Klima- und vor allem Wetterkarten sowohl beschrieben, als auch kritisch hinterfragt.
In diesem Zusammenhang werden auch mehrere Kartenbeispiele herangezogen – in erster Linie
Wetterkarten aus dem Internet.
2 Allgemeines zur Thematik
Der Darstellung räumlicher Verteilungsmuster von Wetter- und Klimaphänomenen widmen sich vor
allem zwei Wissenschaftsbereiche: die Meteorologie und die Klimatologie. Während klar zwischen
den Begriffen Wetter – als augenblicklicher Zustand – und Klima – als mittlerer Zustand der
Atmosphäre über langjährige Zeitinterintervalle – unterschieden werden muss, sind sich in Bezug auf
die kartographische Gestaltung Wetter- und Klimakarten relativ ähnlich.
2.1 Allgemeines zur kartographischen Gestaltung von Wetter- und
Klimakarten
Die meisten Wetter- und Klimakarten stellen nur die Verteilung eines einzelnen Phänomens – zum
Beispiel der Lufttemperatur – dar und kommen mit einer einzigen thematischen Schicht aus – es
handelt sich dabei also um „einschichtige“ elementar-analytische Karten. Gerade beim Phänomen
des Windes findet man aber auch sehr häufig zweischichtige Karten, und bei der Gruppe der
Klimakarten trifft man bei den Klimatypenkarten auf synthetische Karten. In Klimatypenkarten ist die
räumliche Verteilung der Variable Klimatyp dargestellt, die man durch die Zusammenfassung
mehrerer Klimaelemente erhalten hat. Dementsprechend ist die Verteilung der zu Grunde liegenden
einzelnen Elemente aus Klimatypenkarten nicht ersichtlich und die Karten sind ohne zusätzliche
Erläuterungen oder entsprechendes Vorwissen wertlos.
Bei den Gestaltungsmitteln findet man bei Wetter- und Klimakarten in erster Linie Isolinien und die
quantitative Färbung von Flächen. Die gewählten Farbskalen sind dabei vom dargestellten Element
abhängig (vergl. Punkt 3). Beim Element Wind trifft man verbreitet auf Vektoren und bei Warnkarten
auf Kartogramm ähnliche Gestaltung. Die topographische Kartengrundlage wird meist durch
administrative Grenzen, Gewässer und bedeutende Siedlungen gebildet. Vereinzelt wird auch das
Straßennetz als Mittel zur Orientierung genutzt, bei kleinmaßstäbigen Klimakarten das Gradnetz.
Zumindest die Gewässer und – wenn vorhanden – oft auch das Straßennetz werden farblich
dargestellt, der Rest in Grautönen oder schwarz. Bei Karten im Internet kann die Kartengrundlage
gelegentlich auch vom Kartennutzer selbst interaktiv gewählt werden. Die Beschriftung – vor allem
3
Siedlungsnamen – ist oft das einzige sekundäre topographische Element, Geländedarstellung in Form
von Schummerung findet man fast nur bei Klimakarten. Dieser Umstand ist insofern bedauernswert,
als die räumliche Verteilung vieler meteorologischer Phänomene in Zusammenhang mit dem Relief
steht.
2.2 Einfluss zu Grunde liegender Daten auf Gestaltung und Kartenbild
Sinnvolle kartographische Gestaltung und Erscheinungsbild von Wetter- und Klimakarten hängen
wesentlich von der Qualität der zugrunde liegenden Daten ab. Bei der kartographischen Gestaltung
müssen dementsprechend Unsicherheiten, Genauigkeit und Auflösung der einfließenden Daten
berücksichtigt werden. Dies betrifft besonders die Anpassung der Klassenanzahl bei Farbskalen, der
Scharungsdichte bei Isolinien, und des Maßstabs an die jeweilige Datenqualität. Die Phänomene
werden in Karten in der Regel als Kontinua dargestellt. Die flächige Verteilung wird dabei häufig mit
Hilfe von Interpolationsverfahren aus diskreten „Punktwerten“ (Messstationen) abgeleitet.
Dementsprechend wirken sich auch die Wahl der Interpolationsmethode und eventuell vorhandene
Fehler bei den Stationsdaten auf das spätere Kartenbild aus. Besonders die Niederschlagsmessung –
insbesondere im Hochgebirge (vergl. AUER, I. et al., 2002, S.228 f.) – ist problematisch. Dies stellt vor
allem dann ein Problem dar, wenn Wetterkarten aus nicht oder nicht ausreichend korrigierten
Messwerten automatisch generiert werden.
Abb. 1 und Abb. 2 verdeutlichen den Einfluss der Messnetzdichte auf das Kartenbild.
Abb. 1 und Abb. 2: Niederschlagsverteilung am 4.6.2008 unter Berücksichtigung von 6 (links) und 34 Stationen (rechts). Gewässer sind in blau, die Wiener Landesgrenze und die erwähnten 6 Stationen in rot, die übrigen Stationen in grau dargestellt. Kartenerstellung: Gabriel Strommer, 2013; Kartengrundlage verändert nach: HÖLZEL, 1968, S. 10; Stationsdaten: BMLFUW, 2012, ZAMG, 2010a, AWEKAS 2004;
4
Dargestellt ist die Niederschlagsverteilung vom 4.6.2008. Bei der Erstellung
der Karten kam eine Farbskala mit 9 Werteklassen zur Anwendung (vergl.
Abb.3). HAKE, G. et al. (2002) schlagen für einfarbige Skalen maximal 6 bis 8,
für mehrfarbige Skalen hingegen maximal 10 bis 12 Wertklassen vor. Die hier
angewandte Farbskala ist zwar mehrfarbig, die Farben entstammen aber
einem relativ engen Spektrum des Farbkreises – von blau über violett nach
rotviolett. Dementsprechend stellt die Anzahl von 9 Klassen bereits das
kartographisch vertretbare Maximum dar.
Da es sich bei dem Ereignis vom 4.6.2008 um ein konvektives
Starkregenereignis handelte, war die räumliche Niederschlagsverteilung stark
disparitätisch geprägt. Dieser Umstand kommt allerdings nur in Abbildung 2 –
unter Berücksichtigung einer größeren Anzahl von Messwerten – zur Geltung, aus Abbildung 1 ist
hingegen nur die grobe Niederschlagsverteilung mit einer Zunahme von Nordost nach Südwest zu
erkennen.
In der Praxis wird oft auch dann, wenn die
räumliche Verteilung eines Phänomens nicht
genau bekannt ist, bei der Kartenerstellung eine
sehr hohe Klassenzahl beziehungsweise hohe
Scharungsdichte von Isolinien gewählt. Dieser
Umstand ist durchaus problematisch, da
hierdurch über bestehende Unsicherheiten
hinweg getäuscht wird, und suggeriert, dass die
Verteilung exakt bekannt ist. Im betreffenden
Beispiel könnte eine solche Darstellung wie in
Abb. 4 aussehen. Der Isolinien-Abstand beträgt
hier 2,5 mm Niederschlagshöhe.
Oftmals werden zur Ableitung flächiger
Verteilungen Zusammenhänge zwischen dem
„räumlichen Verhalten“ des betreffenden
Phänomens und jenem anderer Sachverhalte –
wie zum Beispiel Relief (Höhenlage,
Hangneigung und Exposition), Landnutzung etc.
– herangezogen. Die damit verbundenen
Unsicherheiten müssen bei Klassifizierung und
Maßstabswahl ebenfalls berücksichtigt werden.
Abb. 3: Farbskala zu Abb. 1 und 2
Abb. 4: Kartenbeispiel mit übermäßig dichter Scharung von Isolinien. Kartenerstellung: Gabriel Strommer, 2013; Kartengrundlage verändert nach: HÖLZEL, 1968, S. 10; Stationsdaten: BMLFUW, 2012, ZAMG, 2010a;
5
3 Farbbedeutung und übliche Farbskalen
Da „wahrnehmungstechnisch“ die Anzahl von Werteklassen bei einfarbigen Skalen stärker
beschränkt ist als bei mehrfarbigen Skalen (vergl. Punkt 2.2), und sich darüber hinaus besondere
Klassenvielfalt bei Klima- und vor allem Wetterkarten großer Beliebtheit erfreut, kommen hier sehr
häufig mehrfarbige Skalen zum Einsatz. Diese sind dabei weitgehend nach der Abfolge der Farben im
Farbkreis aufgebaut. Die Tabellen 1 bis 3 zeigen die Bedeutung unterschiedlicher Farben, sowie
übliche Farbabfolgen bei Skalen für Lufttemperatur, Niederschlag und Wind.
Beim Element Lufttemperatur (Tab. 1) stehen assoziativ rötliche
Farbtöne für hohe positive Temperaturen und blaue für negative
Temperaturen (bei Angabe in °C). Im Temperaturbereich um 0°C,
beziehungsweise im Übergangsbereich zwischen blau und grün, wird
die Farbabfolge nicht selten durch die Farbe Weiß – assoziativ für
Schnee – unterbrochen. Reicht die Skala nur bis in den leicht positiven
Temperaturbereich – zum Beispiel bei Karten zu Wintertemperaturen
– wird häufig der grüne Farbbereich ausgelassen und direkt zu gelb
oder orange übergegangen, was bedeutet, dass orange bei
Wintertemperaturkarten (mild) oft für niedrigere Temperaturen steht
als grün in Sommertemperaturkarten (kühl). Die Farben rotviolett für
extreme Temperaturen an beiden Enden der Skala, sowie weiß für
extreme Hitze (in Tabelle kursiv) findet man in erster Linie bei
Internetwetterkarten.
Die Darstellung von Niederschlag (Tab. 2) wird in Klimakarten nicht
selten nur mit einpoligen, in Blautönen gehaltenen Farbskalen
umgesetzt, man trifft aber auch Karten mit gelblichen Farbtönen für
Gebiete mit geringem Niederschlag. Bei Wetterkarten kommen
hingegegen grünliche – vereinzelt auch bräunliche – Farbtöne für
schwache bis mäßig starke Niederschläge zum Einsatz. Die weitere
Farbabfolge reicht hier oft über blau und violett bis rotviolett. Ab und
zu stößt man auch auf weiß für extremen Niederschlag oder Hagel.
Freigelassene Flächen verkörpern bei Wetterkarten niederschlagsfreie
Gebiete. Rot findet man im Regelfall nur bei Anomaliekarten für stark
negative Abweichungen vom Bezugswert. In derartigen Fällen ist aber
auch die Verwendung von Brauntönen nicht unüblich.
Beim Element Wind (Tab. 3) findet man häufig eine Farbabfolge von
blau beziehungsweise violett – für schwach windige Verhältnisse –
über grün und orange bis rot – für Sturm. Gelegentlich trifft man am oberen Ende der Skala nochmal
auf Violetttöne. Weiß steht für Bereiche mit Windstille.
Abschließend kann gesagt werden, dass sich bezüglich der verwendeten Farbskalen, Unterschiede
zwischen Wetter- und Klimakarten vor allem in umfangreicheren Skalen bei Wetterkarten zeigen,
Lufttemperatur
extrem heiß
heiß/sehr heiß
warm/heiß
warm/mild
kühl
~0°C
kalt
Kalt/sehr kalt
sehr kalt
extrem kalt
Niederschlag (N)
extremer N/Hagel
extremer N
viel/sehr viel N
mäßiger/viel N
geringer/mäßiger N
Gering./mäßiger N
geringer N
geringer N
(negat. Anomalie)
Kein N
Tab. 1: Farbbedeutung bei Lufttemperaturskalen
Tab. 2: Farbbedeutung bei Niederschlagsskalen
6
und dass die Gestaltung – in erster Linie beim Element Lufttemperatur
– auch jahreszeitenabhängig sein kann. Natürlich gibt es in diversen
Kartenbeispielen auch gewisse Abweichungen zu den angegebenen
Schemata. Zum Beispiel die „Beimischung“ von Braun in rötlichen
Farbtönen bei Lufttemperaturskalen, wogegen durchaus keine
Einwände zu erheben sind. Es ist aber zu empfehlen zwecks besserer
Lesbarkeit der Karten die in diesem Kapitel angeführte Farbabfolge
zumindest in ihren Grundsätzen einzuhalten.
4 Kartenbeispiele
4.1 Die „klassische Wetterkarte“
Abb. 5 zeigt die „klassische“ Bodenwetterkarte mit Stationseintragungen.
Abb. 5: Bodenwetterkarte mit Stationseintragungen vom 30. April 2010. Quelle: ZAMG, 2010b In Farbe gehalten sind Fronten und Troglinien. Entsprechend der assoziativen Farbwahrnehmung
sind Kaltfronten blau, Warmfronten rot, und Okklusionsfronten („Mischfronten“) lila – als
„Mischfarbe“ aus rot und blau – dargestellt. Die Halbkreise bei den Warmfronten dürften an den hier
stattfindenden „sanften“ Aufgleitvorgang angelehnt sein, dagegen kommt bei Kaltfronten als
geometrische Form das Dreieck zur Anwendung. Die Formen weisen dabei in die Zugrichtung.
Troglinien – diese kennzeichnen einen Kaltluftvorstoß in der Höhe (vergl. ZAMG, 2013a) – werden als
Windstärke
sehr stark
sehr stark
stark
mäßig stark
schw./mäßig st.
schwach
s. schw./windst.
windstill
Tab. 3: Farbbedeutung bei Windstärkeskalen
7
gebrochene Linien dargstellt. Sie wirken dadurch „leichter“. Ein ähnliches Prinzip wird bei den –
allerdings nicht im angeführten Beispiel erkennbaren – Höhenkalt- und Warmfronten angewandt.
Hier werden die Dreiecke und Halbkreise nicht ausgefüllt dargestellt.
Die Darstellung der bodennahen Luftdruckverteilung wird mit Isolinien umgesetzt. Zusätzlich werden
die Druckgebietszentren mit Buchstaben gekennzeichnet. Der Buchstabe H steht dabei für
Hochdruck-, T hingegen für Tiefdruckgebietszentren.
Die Stationseintragungen umfassen zumindest Stationsbezeichnung, Bedeckungs-
grad, Windstärke und Windrichtung, sowie Lufttemperatur. Der Bewölkungsgrad
wird üblicherweise in Achteln angegeben und in der Bodenwetterkarte als
ausgefüllter Anteil eines Kreises dargestellt. Die Windrichtung wird durch eine am
erwähnten Kreis „hängende“ Fahne angezeigt, wobei die Fahne in jene Richtung
zeigt, aus welcher der Wind weht. Länge und Anzahl der Striche an der Fahne geben
die Windstärke an. Dabei steht ein kurzer Strich für jeweils 5 Knoten, ein langer für 10 Knoten
Windstärke, bei weniger als 5 Knoten wird kein Strich eingezeichnet. Dementsprechend bedeutet
Abbildung 6 West-Südwest Wind mit 15 Knoten bei 20 °C Lufttemperatur.
Es können noch eine Reihe weiterer Angaben in Bodenwetterkarten integriert werden – wie
Informationen zu Luftdruck, Niederschlag, Taupunkt, und Wolkenart, oder zur Lage von
Konvergenzlinien. (vergl. METEOSCHWEIZ, o. J. und ZAMG, 2013a)
4.2 Kartenbeispiele zu Lufttemperatur, Niederschlag, Schnee und Wind
Abb. 7: Ausschnitt aus einer Karte zur Verteilung der Jahresmitteltemperatur. Quelle: ZAMG, o. J.
Abb. 6: Stations- eintragung
8
In Abb. 7 ist ein Ausschnitt aus einer einschichtigen elementar-analytischen Klimakarte zur Verteilung
der Jahresmitteltemperatur zu sehen. Die Thematik und der sehr einfach gehaltene Kartengrund
reichen bis zum Rand, sind aber außerhalb des Staatsgebietes blasser gehalten. Insofern könnte man
die Karte als „Rahmenkarte mit inselartigem Charakter“ bezeichnen. Die Farbskala wurde auch für
Jänner- und Julimitteltemperaturkarten verwendet, was die große Temperaturspanne erklärt. Das
Beispiel zeigt, welch große Klassenvielfalt oft in der Praxis zur Anwendung kommt. Die Farbskala ist
5-polig umgesetzt, wobei insbesondere die Sinnhaftigkeit des „Pols“ bei der Klasse „18 - 20°C“ in
Frage gestellt werden kann. Die Wahl des scharfen Kontrastes zwischen weiß und dunkelgrün bei 0°C
ist hingegen durchaus interessant. Hierdurch wird – wie in Abb. 7 gut zu erkennen ist – die Lage der
0°C-Isotherme sehr gut hervorgehoben. Als Kritikpunkt kann noch die Richtung der Farbskala in der
Legende angeführt werden. Diese sollte von niedrigen Werten unten – beziehungsweise links – zu
hohen Werten oben – beziehungsweise rechts – verlaufen.
Abb. 8 und Abb. 9 zeigen einen Ausschnitt aus einer Niederschlagsprognosekarte (links) und einer
Schneehöhenkarte (rechts).
Abb. 8 und Abb. 9: Ausschnitt aus einer Niederschlagsprognose- (rechts) und einer Schneehöhenkarte (links). Quelle: WETTERZENTRALE, 2013a (links) und LWD-Tirol, 2013 (rechts)
Während bei der sehr kleinmaßstäbigen, als Rahmenkarte umgesetzten Niederschlagsprognosekarte
die Kartengrundlage nur durch Staatsgrenzen gebildet wird, ist bei der Schneehöhenkarte auch das
Gewässernetz, sowie die Lage von Innsbruck (Ibk) und Lienz dargestellt. Darüber hinaus wird hier
zwischen Staats- (durchgezogene schwarze Linie) und Landesgrenzen (gebrochene schwarze Linien)
differenziert. Es handelt sich bei letztgenannter Karte um eines der wenigen Beispiele, bei welchen
Geländedarstellung – im Beispiel in Form von Schummerung – zum Einsatz kommt.
Die Niederschlagsprognosekarte ist vierschichtig aufgebaut. In der ersten thematischen Schicht ist
die prognostizierte Niederschlagsmenge farblich dargestellt, in einer weiteren Schicht wird die
Menge zusätzlich in Zahlen angegeben. Mit orangenfarbenen Punkten werden Bereiche mit
konvektivem Niederschlag abgegrenzt und in der obersten Schicht findet man die räumliche
Verteilung der Höhe der Nullgradgrenze, aus der sich wiederum ableiten lässt, ob der Niederschlag
als Regen oder als Schnee fällt. Trotz der „Schichtenvielfalt“ ist die Thematik relativ gut erfassbar.
9
Bei der Schneehöhenkarte findet man zwei thematische Schichten. In der ersten Schicht ist die
Verteilung der Schneehöhe farblich dargestellt, in der zweiten sind die an verschiedenen Orten
gemessenen Schneehöhen angegeben. Während die erste Schicht inselartig nur für Tiroler
Landesgebiet umgesetzt wurde, reicht die Schicht mit den Stationseintragungen, sowie der
Kartengrund bis an den Rand. Die hier angewandte Farbskala kommt alleine mit Blautönen aus. Je
nach gewünschter Wahrnehmung können bei Schneekarten aber auch andere Skalen verwendet
werden. Sollen zum Beispiel bei Schneeprognosekarten große Schneemengen als Bedrohung
wahrgenommen werden, kann eine Farbabfolge hin zu rot oder rotviolett verwendet werden.
Die auffallend große Schneehöhe in Innsbruck verdeutlicht nochmals die Auswirkungen der
Datengrundlage auf das Kartenbild. Es scheint, dass Teile des Inntals schneereicher dargestellt
werden, als sie tatsächlich sind – vermutlich auf Grund verbreitet fehlender Messwerte im Inntal.
Ähnliches gilt für das Kaisergebirge, das umgekehrt zu schneearm dargestellt sein dürfte.
In Abb. 10 ist ein Ausschnitt aus einer
zweischichtigen Windkarte zu sehen. Die
erste thematische Schicht zeigt die
Verteilung der Windstärke. Diese Thematik
wird hierbei mit der üblichen Farbabfolge
von Blautönen – für windschwache
Bereiche – über grün, gelb orange bis rot –
für Bereiche mit stärkerem Wind
umgesetzt. Die Pfeile in der zweiten Schicht
geben die Windrichtung an. Der Karten-
grund wurde interaktiv gewählt und
beinhaltet Bundesländergrenzen sowie
Gewässer.
Eine weitere Umsetzungsmöglichkeit ist, Windrichtung und -stärke nach
dem unter Punkt 4.1 erläuterten Prinzip mit Fähnchen darzustellen.
Darüber hinaus lässt sich der Parameter Windstärke auch über eine
Variation der Pfeillänge veranschaulichen. Abb. 11 zeigt die Darstellung
von Windstärke über die Färbung von Pfeilen. Dabei kommen die Farben
grün – für schwachen –, gelb – für mäßig starken –, und rot – für starken
Wind – zum Einsatz. Diese Möglichkeit ist für die flächige Darstellung der
Verbreitung eher weniger geeignet, aber für die Veranschaulichung
punktueller Messwerte durchaus sehr interessant. Die Windrichtung wird
dann über die Orientierung der Pfeile dargestellt, und es ist auch möglich
– wie in Abbildung 11 zu erkennen – die Windstärke nebenstehend der
Pfeile direkt in Zahlen anzugeben. Im Beispiel beläuft sich diese Angabe sogar auf 3-Stundenmittel
(links) und maximale Windböen (rechts). Windstille wird durch grün gefüllte Kreise verkörpert (nicht
im Ausschnitt).
Abb. 10: Ausschnitt aus einer Windkarte. Quelle: ZAMG, 2013b
Abb. 11: Darstellung von Windstärke über die Färbung von Pfeilen. Quelle: LWD-Tirol, 2013
10
4.3 „Sonderform“ Warnkarte
Warnkarten werden ähnlich dem Prinzip der
Flächenkartogramme umgesetzt. Basiseinheiten sind
dabei üblicherweise Bundesländer, Bezirke oder
Gemeinden, wobei – je nach Basiseinheit – jedem
Bundesland, jedem Bezirk, oder jeder Gemeinde eine
bestimmte Farbe zugewiesen wird. Die Farbzuweisung
erfolgt dabei unabhängig vom Element, vor welchem
gewarnt wird, nach Unwetterstärke oder Größe der vom
Ereignis ausgehenden Gefahr. Die typische Farbabfolge
verläuft von grün – keine Gefahr – über gelb –
Vorwarnung beziehungsweise mögliche Gefahr – und
orange – mäßige Gefahr – bis Rot für große Gefahr. Bei
sehr starken Unwettern kann die Farbe rotviolett zum Einsatz kommen. Diese Farbabfolge ist auch in
Abb. 12 zu erkennen, welche die Warnlage für Gewitter vom 4.5.2013 zeigt, an welchem
Hagelunwetter über das Gebiet der Buckligen Welt zogen. Zur räumlichen Orientierung können in
Warnkarten lediglich die eingezeichneten administrativen Grenzen herangezogen werden.
5 Grenzen der kartographischen Darstellung und Fazit
Die wohl bedeutendste Grenze bei der kartographischen
Darstellung stellt die räumliche Auflösung dar. Meist ist die
Verteilung von Phänomenen so kleinräumig strukturiert, dass sie
sich in Karten mit „gewöhnlichem“ Maßstab nur stark vereinfacht
darstellen lässt. Bei Warnkarten kommt noch der Umstand dazu,
dass jeder Basiseinheit genau eine Warnstufe beziehungsweise
Farbe zugeteilt wird. In der Realität zeigen sich aber oft – auch bei
sehr kleinen Basiseinheiten wie Gemeinden – größere räumliche
Unterschiede innerhalb der Basiseinheiten, welche sich folglich in
der Karte nicht darstellen lassen. Dieser Umstand kommt in Abb.
13 zum Ausdruck, welche die Warnlage für Ostersonntag 2013
zeigt. Zum betreffenden Prognosezeitpunkt wurde für 13. und 14.
Wiener Gemeindebezirk eine Neuschneewarnung ausgegeben,
nicht aber für den 16. Bezirk. Während in den östlichen Teilen des 16. Bezirks tatsächlich kaum
Schnee liegen geblieben ist, fielen im Westen bis über 15 cm Neuschnee.
Differenzen zwischen tatsächlicher Verteilung und Verteilung in der Karte können sich auch dann
ergeben, wenn die Karten auf standardisierten Messwerten beruhen. In manchen Gebieten – vor
4 cm
>15 cm
Abb. 12: Darstellung von Warnungen vor Gewitter. Quelle:UBIMET, 2013a
Abb. 13: Vorwarnungen für Neuschnee für Ostersonntag 2013. Quelle: UBIMET, 2013b; Überarbeitung: Gabriel Strommer, 2013
11
allem in innerstädtischen Bereichen – entfällt tatsächlich nur ein relativ kleiner Anteil auf „Flächen
mit standardisierten Bedingungen“. Dementsprechend können hier die Abweichungen besonders
groß sein.
Eine weitere wichtige Grenze bei der kartographischen Darstellung ist die menschliche
Wahrnehmung. Diese Grenze wird bei der Erstellung von Wetterkarten nicht selten missachtet. So
erfolgt bei Farbskalen oft eine Untergliederung in eine Klassenvielfalt, welche die Unterscheidbarkeit
der einzelnen Klassen voneinander stark erschwert. Abb. 14 zeigt eine solche Farbskala mit insgesamt
34 Klassen.
Abb. 14: Farbskala mit 34 Klassen. Quelle: WETTERZENTRALE, 2013b
Wahrnehmungsbedingt stößt man besonders bei der Darstellung von Bewegung auf Grenzen. In der
heutigen Zeit erfreuen sich Wetteranimationen großer Beliebtheit. Beim Ansehen solcher
Animationen wird einem rasch bewusst, dass solche Animationen wahrnehmungstechnisch nicht
unproblematisch sind.
Abschließend kann gesagt werden, dass eine sinnvolle kartographische Darstellung von Verteilungen
meteorologischer Phänomene sowohl eine ausreichende Auseinandersetzung mit den zu Grunde
liegenenden Daten, als auch eine Beachtung der – mit den Grenzen menschlicher Wahrnehmung
verknüpften – Regeln der kartographischen Gestaltung voraussetzt.
12
6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 1: Niederschlagsverteilung am 4.6.2008 unter Berücksichtigung von 6 Stationen ........................ 3
Abb. 2: Niederschlagsverteilung am 4.6.2008 unter Berücksichtigung von 34 Stationen ...................... 3
Abb. 3: Farbskala zu Abb. 1 und 2 .......................................................................................................... 4
Abb. 4: Kartenbeispiel mit übermäßig dichter Scharung von Isolinien ................................................. 4
Tab. 1: Farbbedeutung bei Lufttemperaturskalen ................................................................................. 5
Tab. 1: Farbbedeutung bei Lufttemperaturskalen .................................................................................. 5
Tab. 2: Farbbedeutung bei Niederschlagsskalen..................................................................................... 5
Tab. 3: Farbbedeutung bei Windstärkeskalen ........................................................................................ 6
Abb. 5: Bodenwetterkarte mit Stationseintragungen vom 30. April 2010 ............................................. 6
Abb. 6: Stationseintragung ..................................................................................................................... 7
Abb. 7: Ausschnitt aus einer Karte zur Verteilung der Jahresmitteltemperatur ..................................... 7
Abb. 8 und Abb. 9: Ausschnitt aus einer Niederschlagsprognosekarte ................................................. 8
Abb. 9: Ausschnitt aus einer Schneehöhenkarte .................................................................................... 8
Abb. 10: Ausschnitt aus einer Windkarte ................................................................................................ 9
Abb. 11: Darstellung von Windstärke über die Färbung von Pfeilen ...................................................... 9
Abb. 12: Darstellung von Warnungen vor Gewitter ............................................................................. 10
Abb. 13: Vorwarnungen für Neuschnee für Ostersonntag 2013 .......................................................... 10
Abb. 14: Farbskala mit 34 Klassen ......................................................................................................... 11
7 Literaturverzeichnis
AUER et al., 2002, Das Klima des Sonnblicks. Klimaatlas und Klimatographie der GAW Station
Sonnblick einschließlich der umgebenden Gebirgsregion. - Wien. (= Österreichische Beiträge
zu Meteorologie und Geophysik, Heft 28).
AWEKAS, 2004, AWEKAS. Automatisches Wetterkartensystem. - Micheldorf.
http://www.awekas.at/de/regen.php?nid=1 (4.6.2008)
BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT
(BMLFUW), 2012, eHYD. - Wien.
http://ehyd.gv.at/ (März 2013)
HAKE, G. et al., 2002, Kartographie. - New York.
HÖLZEL, 1968, Österreichischer Atlas für höhere Schulen (Konzenn-Atlas). - Wien.
LAWINENWARNDIENST (LWD) Tirol. (2013). SCHNEE- & LAWINENINFO. Aktuelle Karten. Innsbruck.
http://lawine.tirol.gv.at/schnee-lawineninfo/aktuelle-karten/ (21.3.2013)
13
METEOSCHWEIZ, o. J., Legende zur Wetterkarte. Légende pour l' interpretation de la carte au sol. -
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http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/wetter/wetterrueckblick.Par.0004.DownloadFile.tmp/l
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UBIMET, 2013a, UWZ.AT. Österreichische Unwetterzentrale. Österreich – Gewitter. - Wien.
http://www.uwz.at/at/de/karte/gewitter/ (4.5.2013)
UBIMET, 2013b, UWZ.AT. Österreichische Unwetterzentrale. Österreich – Schneefall. - Wien.
http://www.uwz.at/at/de/karte/schneefall/ (29.3.2013)
WETTERZENTRALE, 2013a, GFS. M-Europa. 3h Niederschlag. - Bad Herrenalb.
http://www.wetterzentrale.de/topkarten/fsgfsmeur.html (11.6.2013)
WETTERZENTRALE, 2013b, GFS. Europa. 2m Temperatur. - Bad Herrenalb.
http://www.wetterzentrale.de/topkarten/fsgfsmeur.html (12.6.2013)
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2008. - Wien.
http://www.zamg.ac.at/fix/klima/jb2008/index.html (März 2013)
ZENTRALANSTALT FÜR METEOROLOGIE UND GEODYNAMIK (ZAMG), 2010b, Aktuelle Wetterkarte
und Kartenarchiv. Wetterlage vom 30. April 2010, 0 UTC. - Wien.
http://www.zamg.ac.at/fix/wetter/bodenkarte/2013/06/10/BK_BodAna_k2125_C_1306101800.png
(9.6.2013)
ZENTRALANSTALT FÜR METEOROLOGIE UND GEODYNAMIK (ZAMG), 2013a, Wetterkarte.
Informationen zu den in der Bodenwetterkarte verwendeten Elementen. - Wien.
http://www.zamg.ac.at/cms/de/topmenu/info-point/legende/wetterkarte (Juni 2013)
ZENTRALANSTALT FÜR METEOROLOGIE UND GEODYNAMIK (ZAMG), 2013b, Wind: Analyse von 14:00
Lokalzeit. - Wien.
http://www.zamg.ac.at/incaanalyse/?a=oeost&p=FF_kmh&over=10 (21.3.2013)
ZENTRALANSTALT FÜR METEOROLOGIE UND GEODYNAMIK (ZAMG), o. J., Klima / Informationsportal
Klimawandel / Klimakarten. - Wien.
http://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel/klimakarten (2013)