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GEOGRAPHISCHES I NSTITUT DER RHEINISCHEN F RIEDRICH-WILHELMS -UNIVERSITÄT BONN Digitale geomorphologische Kartographie Potenziale der Informationstechnologie zur Weiterentwicklung eines geowissenschaftlichen Kartenwerks Diplomarbeit vorgelegt von MARC J ANSEN betreut von Prof. Dr. RICHARD DIKAU Bonn, Februar 2007

Digitale geomorphologische Kartographie · Bonn, Februar 2007. ... Bundesamt für Kartographie und Geoinformation ... Deutsches Institut für Normung, nationale Normungsorganisation

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GEOGRAPHISCHES INSTITUT DER

RHEINISCHEN FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT BONN

Digitale geomorphologische Kartographie

Potenziale der Informationstechnologie

zur Weiterentwicklung eines

geowissenschaftlichen Kartenwerks

Diplomarbeit

vorgelegt von

MARC JANSEN

betreut von

Prof. Dr. RICHARD DIKAU

Bonn, Februar 2007

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis iii

Tabellenverzeichnis v

Abkurzungsverzeichnis vi

1 Einleitung 1

1.1 Relevanz des Themas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

1.2 Zentrale Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

1.3 Ziele der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

1.4 Gliederung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2 Theoretischer Hintergrund 7

2.1 Geomorphologie und geomorphologische Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

2.2 Das geomorphologische System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2.3 Kartographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.4 Entwicklung geowissenschaftlicher Kartenwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

2.4.1 Bodenkarte und geologische Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2.4.2 Geomorphologische Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

2.5 Geographische Informationssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

2.6 Geodaten und ihr Markt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

2.7 Informationstechnologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

2.8 Zusammenfassung des Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

3 Methodik 50

3.1 Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

3.2 Auswahl der Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

3.3 Experteninterviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

3.4 Auswahl der Experten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

3.5 Datenerhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

3.6 Datentranskription . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

3.7 Datenauswertung und qualitative Inhaltsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

i

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Inhaltsverzeichnis

3.8 Gütekriterien qualitativer Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

3.9 Zusammenfassung des Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

4 Ergebnisse 65

4.1 Entwickelte Kategorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

4.2 Quantifizierende Materialübersichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

4.3 Qualitative Materialauswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

4.3.1 Grundlagen einer Weiterentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

4.3.1.1 Bedeutung der geomorphologischen Karte . . . . . . . . . . . . 70

4.3.1.2 Ziel der geomorphologischen Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

4.3.1.3 Tatsächlicher Nutzerkreis der Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

4.3.2 Rahmenbedingungen einer Weiterentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . 74

4.3.2.1 Rahmenbedingungen der Geomorphologie . . . . . . . . . . . . 74

4.3.2.2 Rahmenbedingungen geomorphologischer Kartographie . . . . 77

4.3.2.3 Rahmenbedingungen der Informationstechnologie . . . . . . . 79

4.3.2.4 Sonstige Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

4.3.3 Potenziale einer Weiterentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

4.3.3.1 Datenaufnahme und -sammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

4.3.3.2 Datenhaltung und -verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

4.3.3.3 Datenpräsentation und -darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . 87

4.3.3.4 Intersubjektivität und Objektivierung . . . . . . . . . . . . . . . . 92

4.3.3.5 Integration und Effizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

4.3.3.6 Schnittstellenschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

4.4 Bewertung der Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

4.5 Zusammenfassung des Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

5 Diskussion und Ausblick 99

6 Fazit 102

7 Zusammenfassung der Arbeit 104

8 Literaturangaben 106

Anhang ix

ii

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Abbildungsverzeichnis

1.1 Thematische Bereiche, welche die Kernfragestellung der Arbeit beeinflussen . . 5

1.2 Schematischer Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.1 Schematische Darstellung einiger Attribute von selbstorganisierten komple-

xen Systemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.2 Interpretation der Paradigmenentwicklung innerhalb der Geomorphologie. . . 11

2.3 Schematische Darstellung von Deduktion, Induktion und Abduktion als For-

men des wissenschaftlichen Schließens bei Ursache-Wirkungs-Gefügen . . . . 12

2.4 Raum-zeitliche Skalen in der Geomorphologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

2.5 Das Verhältnis zwischen der Realität, der Wahrnehmung derselben durch den

Kartographen und das durch die kartographische Verschlüsselung / Entschlüs-

selung erzeugte Abbild der Realität beim Benutzer der Karte . . . . . . . . . . . 15

2.6 Übersichtsmatrix von Attribut-Variationen kartographischer Grundelemente . 17

2.7 Abstraktionsgrade der Visualisierung am Beispiel einer Punktsignatur . . . . . . 17

2.8 Wahrnehmung des Wechselbildeffektes und des 3D-Effektes in Lentikulartech-

nik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

2.9 Beispiel einer thematischen Karte, die auf die topographische Information als

Basis verzichtet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2.10 Maßstabsfreier Auschnitt der TK 25 von Horb / Neckar und Umgebung aus

dem Jahre 1909 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

2.11 Maßstabsfreier Auschnitt der TK 25 von Horb / Neckar und Umgebung aus

dem Jahre 1993 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

2.12 Ausschnitt aus der Bodenkarte Bonn (BK L 5308) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2.13 Digitale Bodenkarte der Region um Mechernich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

2.14 Prinzip der Darstellung von dreidimensionaler geologischer Realität in der pla-

naren Kartenfläche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

2.15 Ausschnitt aus der Geowissenschaftlichen Übersichtskarte der BGR, Maßstab

1 : 2 000 000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

2.16 Digitale Versionen geowissenschaftlicher Kartenwerke des Landes Hessen . . . 27

2.17 Vergleich von vier verschiedenen Legenden für ein Untersuchungsgebiet im

Oberengadin, Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

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Abbildungsverzeichnis

2.18 Informationsschichten der GMK 25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

2.19 Ausschnitt aus der geomorphologischen Karte des Blattes Wehr (8313) . . . . . 32

2.20 Inhalte der GMK 25 und ihrer Grundlagenkarten sowie deren Beziehungen zu

anwendenden Fachbereichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

2.21 Übersicht über die ihm Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms kartierten

Blätter in den Maßstäben 1 : 25 000 & 1 : 100 000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

2.22 Ausschnitt aus der geomorphologischen Karte des Blattes Husum (C 1518) . . . 38

2.23 Böschungsschraffen als Darstellungsform von Hangneigung und -wölbung . . 39

2.24 Desktop- und Intranet/Internet GIS Paradigmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

2.25 Wissen, Information und Daten: Flüsse zwischen Anbieter und Abnehmer . . . 45

3.1 Ablaufmodell des problemzentrierten Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

3.2 Ablaufmodell der empirischen Transkriptauswertung anhand von deduktiv

und induktiv gefundenen Kategorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

4.1 Das Möglichkeitsfeld der Weiterentwicklung geomorphologischer Kartogra-

phie im Verhältnis zu den gefundenen Kategorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

iv

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Tabellenverzeichnis

1.1 Auszugsweise Übersicht neuerer wissenschaftlicher Veröffentlichungen zum

weiteren Themengebiet „geomorphologische Kartographie“ . . . . . . . . . . . 2

2.1 Tabellarische Darstellung, zu welchem Anteil die Informationsschichten der

GMK 25 relevant für verschiedene Fachbereiche sind . . . . . . . . . . . . . . . . 34

2.2 Nach GMK-Legende im Maßstab 1 : 100 000 kartierte Blätter in der Bundesre-

publik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

2.3 Nach GMK-Legende im Maßstab 1 : 25 000 kartierte Blätter in der Bundesrepu-

blik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.1 Übersicht über geführte Experteninterviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

3.2 Zuordnung der befragten Experten zu zentralen Themenbereichen . . . . . . . 55

4.1 Unterkategorien, nach denen das empirische Material geordnet wurde . . . . . 66

4.2 Tabellarische Darstellung der Zuordnung von Textpassagen zu Kategorien und

Unterkategorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

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Abkurzungsverzeichnis

3D . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dreidimensional

AAA-Modell . . . . . . . . . . . . . AFIS-ALKIS-ATKIS-Modell, Verbund dreier Informationssysteme (→AFIS,→ALKIS, →ATKIS)

ACI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Association Cartographique International (französische Bezeichnung), In-ternationale kartographische Vereinigung, →ICA (englische Bezeichnung)

AdV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bun-desrepublik Deutschland

AFIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amtliches Festpunktinformationssystem

AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arbeitsgruppe

AgroXML . . . . . . . . . . . . . . . . Agrar eXtensible Markup Language (erweiterbare Auszeichnungssprachefür den agrarischen Bereich)

AHAH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Asynchronous →HTML and →HTTP

AJAX. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Asynchronous JavaScript and →XML

ALKIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amtliches Liegenschaftskataster Informationssystem (oder amtliches Lie-genschaftskatasterinformationssystem)

ATKIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amtlich Topographisch-Kartographisches Informationssystem

BGR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

BKG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundesamt für Kartographie und Geoinformation

BÜK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bodenkundliche Übersichtskarte, üblicherweise Bodenkarten im Maßstab≤ 1 : 100 000

CD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Compact Disk

CD-ROM . . . . . . . . . . . . . . . . Compact Disk Read-Only Memory

CEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Comité Européen de Normalisation (Europäisches Komitee für Normung)

CityGML . . . . . . . . . . . . . . . . City Geography Markup Language (→GML-basierte geographische Aus-zeichnungssprache zur Beschreibung von städtischen Elementen)

CSV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Character Seperated Values, ein einfaches Datenaustauschformat

DBMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datenbankmanagementsysteme, englisch database management systems

DFG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deutsche Forschungsgesellschaft

DGK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deutsche Grundkarte (1 : 5 000), häufig auch DGK 5

DHM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Digitales Höhenmodell

DIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deutsches Institut für Normung, nationale Normungsorganisation in derBundesrepublik Deutschland

DLM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Digitales Landschaftsmodell (deutsches Synonym für →DTM)

DML . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Data Manipulation Language, Teilbereich von →SQL

DTM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Digital Terrain Model (englisches Synonym für →DLM)

DV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datenverarbeitung

DVD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Digital Versatile Disk, früher Digital Video Disk

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Abkürzungsverzeichnis

EDV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elektronische Datenverarbeitung

EI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Experteninterview

ESRI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Environmental Systems Research Institute, Hersteller von →GIS-Software

FAZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frankfurter Allgemeine Zeitung

FISBO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fachinformationssystem Boden im Hessischen Landesamt für Geologieund Boden

FTP. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . File Transfer Protocol (Dateiübertragungsprotokoll)

GDI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geodateninfrastruktur, oft mit angehangenem Länderkürzel (-NRW stehtfür Geodateninfrastruktur Nordrhein-Westfalen). Das Kürzel -DE steht füreine Geodateninfrastruktur auf der Bundesebene.

GIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geographisches Informationssystem

GMK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geomorphologische Karte

GML. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geography Markup Language (Sprache, die geographische Sachverhalteinhaltlich auszeichnet)

GPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Global Positioning System

GRASS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geographic Resources Analysis Support System, eine →GIS-Software

GRK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Graduiertenkolleg

GUI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Graphical User Interface (grafische Benutzerschnittstelle)

GÜK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geologische Übersichtskarte, üblicherweise geologische Karte im Maßstab≤ 1 : 200 000

HLUG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie

HTML . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hypertext Markup Language, Auszeichnungssprache für Hypertext-Inhalte

HTTP. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hyperttext Transfer Protocol (Übertragungsprotokoll spezifischer Daten,eine Grundlage des Internets)

ICA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . International Cartographic Association (englische Bezeichnung), Interna-tionale kartographische Vereinigung, →ACI (französische Bezeichnung)

IGU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . International Geographical Union, englische Bezeichnung für →UGI

INSPIRE . . . . . . . . . . . . . . . . . Infrastructure for Spatial Information in Europe

IPA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . International Phonetic Association, intenationaler Phonetikverband. Zu-dem auch Abkürzung für Internationales Phonetisches Alphabet

ISO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . International Organization for Standardization

IT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Informationstechnologie

IuK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Informations- und Kommunikationstechnik

KA4. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bodenkundliche Kartieranleitung, 4. Auflage

KABA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klimaanalyse der Region Basel

KML . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Keyhole Markup Language, eine →XML-Realisation

LASER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation

LVermA NRW. . . . . . . . . . . . Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen

OGC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Open Geospatial Consortium

PC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personal Computer

PDA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personal Digital Assistant

PDF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Portable Document Format (Austauschbares Dokumentformat)

PM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petermanns Mitteilungen

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Abkürzungsverzeichnis

RFID . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Radio Frequency Identification

SAGA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . System for Automated Geoscientific Analyses, eine →GIS-Software

SEDAG . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sedimentkaskaden alpiner Geosysteme

SQL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Structured Query Language, strukturierten Abfragesprache von Datenban-ken

SWAT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Soil and Water Assessment Tool

TIM-Online . . . . . . . . . . . . . Topographisches Informationsmanagement Online

TK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Topographische Karte

TK xy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Topographische Karte im Maßstab 1 : xy-Tausend

TOP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Topographisch

UDDI. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Universal Description, Discovery and Integration

uDig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . User-friendly Desktop Internet GIS, eine →GIS-Software

UGI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Union Géographique Internationale, französische Bezeichnung für →IGU

URI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uniform Resource Identifier, teilweise auch Universal Resource Identifiereinheitlicher Bezeichner für Ressourcen

URL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uniform Resource Locator, einheitlicher Ortsangeber für Ressourcen, Un-terart einer →URI

WMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Web Map Service, Web Mapping Service

WWW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . World Wide Web

XHTML . . . . . . . . . . . . . . . . . eXtensible Hypertext Markup Language, →XML-konformes Äquivalent zu→HTML

XML . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eXtensible Markup Language (erweiterbare Auszeichnungssprache)

ZfG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitschrift für Geomorphologie

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1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit versucht, die digitale geomorphologische Kartographie unter dem

Gesichtspunkt zukünftiger Entwicklungspotenziale zu beleuchten. Zunächst soll hierzu die

Relevanz des Themas genannt werden (vgl. Kapitel 1.1), anschließend sollen zentrale Frage-

stellungen (vgl. Kapitel 1.2) und die Ziele der Arbeit (vgl. Kapitel 1.3) definiert werden. Kapitel

1.4 erläutert die inhaltliche Gliederung der Arbeit.

1.1 Relevanz des Themas

Die geomorphologische Karte ist ein sehr verbreitetes Arbeitsinstrument der Geomorpho-

logie und gleichzeitig ein wesentliches Produkt geomorphologischer Arbeit. Innerhalb der

Geomorphologie kommt der geomorphologischen Karte daher ein hoher Stellenwert im Sin-

ne eines Basis- oder Grundlagenwerkzeugs und -produkts zu (vgl. OTTO et al. 2004).

Während die Kartiergrundlage und insbesondere die Konzeption der Legende im We-

sentlichen seit dem Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG)

zu geomorphologischer Detailkartierung der Bundesrepublik aus den Jahren 1975 bis 1985

unverändert geblieben ist, haben sich in den Bereichen der elektronischen Datenverarbei-

tung und der Informationstechnologie wesentliche Weiterentwicklungen vollzogen (vgl. et-

wa beispielhaft HOLZINGER 2002, 2004). ARNBERGER (1997) erkennt ein großes Potenzial die-

ser Technologien für die Kartographie, und auch DICKMANN & ZEHNER (1999) bemerken die

Nutzung dieser neueren Möglichkeiten innerhalb der Kartographie. GIS wurde zu einem we-

sentlichen Bestandteil der Kartographie und Geographie.

Diese technologischen Weiterentwicklungen wurden nur punktuell1 übernommen, um

digitale geomorphologische Kartographie zu betreiben (als Beispiele seien OTTO & DIKAU

2004 und ROTHENBÜHLER 2000 genannt). Eine geordnete und kritische Abschätzung der Po-

tenziale und Grenzen oder Rahmenbedingungen dieser neueren technischen Entwicklung

1 „[. . . ] since the development of computer based Geographic Information Systems (GIS) two decades beforethe new millenium, the discussion about how to present a detailed general description of the landscapedevelopment has faded away. This is surprising since the data handling capacy in a GIS could be the tool forsolving previous problems with map sheets presenting too much data“ (GUSTAVSSON 2005: 5).

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1 Einleitung

Tabelle 1.1: Übersicht neuerer wissenschaftlicher Veröffentlichungen zum „weiteren“ Themengebietgeomorphologischer Kartographie (Quelle: eigene Darstellung, 2007)

Jahr vollständige Zitation der Veröffentlichung

2006 ASSELEN, S. VAN & A. C. SEIJMONSBERGEN (2006): Expert-driven semi-automated geomor-

phological mapping for a mountainous area using a laser DTM. In: Geomorphology 78, S.

309-320.

2006 GUSTAVSSON, M.; KOSTRUP, E. & A. C. SEIJMONSBERGEN (2006): A new symbol-and-GIS

based detailed geomorphological mapping system: Renewal of a scientific discipline for

understanding landscape development. In: Geomorphology 77 (1-2), S. 90-111.

2006 SMITH, M. J.; ROSE, J. & S. BOOTH (2006): Geomorphological mapping of glacial land-

forms from remotely sensed data: An evaluation of the principal data sources and an as-

sesment of their quality. In: Geomorphology 76, S. 148-165.

2005 GUSTAVSSON, M. (2005): Development of a Detailed Geomorphological Mapping Sys-

tem and GIS Geodatabase in Sweden. Zugl. Diplomarbeit (Licentiate thesis), Univ. Upp-

sala, Schweden. Online verfügbar unter http://www.eld.geo.uu.se/swe/hemsidor/

marcus/Lic_1_5Final_Ch%201-4.pdf, zuletzt abgerufen am 04. Januar 2007.

2005 MINAR, J.; MENTLIK, P.; JEDLICKA, K. & I. BARKA (2005): Geomorphological information

system: Idea and options for practical implementation. Geograficky Casopis, 57 (3): 247-

264.

2004 OTTO, J. C.; BELL, R.; GLADE, T.; SCHROTT, L. & R. DIKAU (2004): Die digitale geomor-

phologische Karte. Anwendung und Perspektiven. Posterbeitrag zum Arbeitskreis Geo-

morphologie 2004, Heidelberg. Online verfügbar unter http://www.giub.uni-bonn.

de/otto/digmk.pdf, zuletzt abgerufen am 27. Dezember 2006.

2004 OTTO, J.-C. & R. DIKAU (2004): Geomorphologic system analysis of a high mountain valley

in the Swiss Alps. In: Zeitschrift für Geomorphologie 48 (3), S. 323-341.

fehlt. Auch ein Lehrbuch zur angemessenen Verwendung jener Technologien im Bereich der

geomorphologischen Kartographie ist nicht verfügbar. Neuere wissenschaftliche Publikatio-

nen zum Themengebiet der geomorphologischen Kartographie listet Tabelle 1.1 auszugs-

weise auf.

Es erscheint sinnvoll und notwendig, Potenziale der Informationstechnologie zur Wei-

terentwicklung der geomorphologischen Kartographie zu eruieren, um

1. die Stellung der geomorphologischen Karte in der Disziplin Geomorphologie zu stär-

ken,

2. die neuen Möglichkeiten der Informationstechnologie auszunutzen,

3. Datenaufnahme, -haltung, -analyse, -austausch, -abfrage und -anzeige zu vereinfa-

chen.

2

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1 Einleitung

Um ein fruchtbares Zusammenwirken der Informationstechnologie einerseits und der

Geomorphologie andererseits zu ermöglichen, müssen Grenzen und Potenziale beider Be-

reiche bekannt sein. Zudem müssen Zielvorstellungen entwickelt werden, welche die Wei-

terentwicklung eines Werkzeugs der einen Disziplin (also der geomorphologischen Karte)

mit Technologien einer anderen Disziplin betreffen.

1.2 Zentrale Fragestellungen

Die Arbeit versucht, verschiedenen Fragestellungen zum Themenkomplex „Digitale geo-

morphologische Kartographie“ nachzugehen. Im Folgenden sollen diese genannt werden.

• Wie entwickelte sich die geomorphologische Kartographie, insbesondere in Deutsch-

land?

• Wie lassen sich aus dieser historischen Perspektive Potenziale und Grenzen einer zu-

künftigen Entwicklung ableiten?

• Worin unterscheidet sich die geomorphologische Karte von ihren geowissenschaftli-

chen Pendants (geologische und bodenkundliche Karte), die in der Adaption der neu-

en Techniken für eigene Zwecke flexibler scheinen?

• Welche Bedeutung hat die geomorphologische Kartographie in einer sich stetig wei-

terentwickelnden wissenschaftlichen Disziplin, und wie sollte ein solches Kartenwerk

konzipiert sein, um mit diesem Wandel Schritt halten zu können?

• Welche Aspekte, Komponenten und Informationsschichten sollte eine zukünftige geo-

morphologische Karte enthalten?

• Welche Potenziale und welche Grenzen bietet insbesondere die Informationstechno-

logie für die geomorphologische Kartographie aus Sicht verschiedener Experten?

Nicht zu allen genannten Fragestellungen sind abschließende Ergebnisse zu erwarten.

Dies liegt im Wesentlichen an 1) dem durchaus subjektiven Fragecharakter, 2) der hier ange-

wendeten Erhebungsmethode. Aspekte zu allen Fragestellungen werden jedoch innerhalb

der Arbeit auftauchen und insbesondere wird das Potenzial einer Weiterentwicklung abge-

schätzt werden.

3

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1 Einleitung

1.3 Ziele der Arbeit

Die Ziele, die innerhalb der Arbeit verfolgt werden, ergeben sich direkt aus den zentralen

Fragestellungen (vgl. Kapitel 1.2). Nachfolgend werden diese Ziele explizit aufgeführt.

• Es sollen Potenziale der Informationstechnologie aufgezeigt werden.

• Zusätzlich sollen auch Grenzen der Weiterentwicklung angesprochen werden.

• Sowohl Grenzen als auch Potenzial sollen diskutiert und bewertet werden.

• Eine Bewertung der Bedeutung der geomorphologischen Kartographie für die Geo-

morphologie soll gegeben werden.

• Für die zentralen Aspekte der Arbeit sollen Meinungen, Erfahrungen und Einschätzun-

gen verschiedener Experten aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgeführt, analysiert

und diskutiert werden.

• Letztlich soll ein geordneter Katalog an Meinungen zur Weiterentwicklung der geo-

morphologischen Kartographie entwickelt werden, der Grundlage oder Wegweiser für

die zukünftigen Betätigungen auf diesem Feld sein kann.

Ein weiteres Ziel ist die Verwendung einer Erhebungsmethode, die im Wesentlichen in

der humangeographischen Sparte der Geographie zum Einsatz kommt, um einer physisch-

geographischen Fragestellung nachzugehen. Die Methode wird dementsprechend ausführ-

lich vorgestellt und abschließend bewertet.

1.4 Gliederung der Arbeit

Die Arbeit beleuchtet zunächst im Theoriekapitel (Kapitel 2) einige wesentliche inhaltlichen

Grundlagen, die der geomorphologischen Kartographie nahestehen und die eine Weiterent-

wicklung beeinflussen. Es werden Aussagen zu den in Abbildung 1.1 auf der nächsten Seite

genannten Oberthemen getroffen. Die Ergebnisse aus diesem Kapitel bilden die inhaltlich-

theoretische Grundlage für die im Folgenden durchgeführten Erhebungen.

Kapitel 3 stellt die verwendete Erhebungs- und Auswertungsmethodik vor und begrün-

det die Auswahl und Anwendung der Methode. Die verwendete Analysemethode des später

erhobenen Materials bestimmt dann auch die Art der Ergebnisse.

Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse der empirischen Arbeit dargestellt und explizit

mit Inhalten gefüllt. Zudem findet eine Bewertung der verwendeten Methode statt.

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1 Einleitung

Abbildung 1.1: Thematische Bereiche, welche die Kernfragestellung der Arbeit beeinflussen (Quelle: ei-gene Darstellung, 2007)

Kapitel 5 dient der Diskussion der Ergebnisse und gibt einen Ausblick hinsichtlich der

Weiterentwicklung der geomorphologischen Kartographie ab. Offene Fragestellungen wer-

den benannt, um die gefundenen Ergebnisse einordbar zu machen.

Im Fazit (Kapitel 6) werden die zentralen Ergebnisse und die Arbeit im Gesamten schluss-

folgernd zusammengefasst und bewertet. Der Aufbau der Arbeit kann in Abbildung 1.2 auf

der nächsten Seite nachvollzogen werden.

5

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1 Einleitung

Abbildung 1.2: Schematischer Aufbau der Arbeit (Quelle: eigene Darstellung, 2007)

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2 Theoretischer Hintergrund

Die folgenden Kapitel sollen den theoretischen Hintergrund der empirischen Arbeit be-

leuchten und dokumentieren. Angelehnt sind die folgenden Ausführungen an die in Kapitel

1.4 eingebettete Abbildung 1.1 auf Seite 5.

Den übergeordneten zentralen Themen Geomorphologie, Kartographie, Informations-

technologie und dem Sammelbegriff Geowissenschaften sollen nun relevante Inhalte zuge-

ordnet werden.

Die meisten der innerhalb der folgenden Kapitel diskutierten Themen sind inhaltlich eng

miteinander verwoben, so dass eine relativ strikte Trennung in thematische Kapitel zum Teil

willkürlich wirken kann. Tatsächlich ist der theoretische Hintergrund für eine Diskussion

über eine Weiterentwicklung der geomorphologischen Kartographie immer in der syntheti-

schen Betrachtung aller Einflussfaktoren und Komponenten, die hier bearbeitet werden, zu

sehen.

Zunächst soll – um Hintergrundwissen etablieren zu können – die Wissenschaft der Geo-

morphologie in ein Verhältnis zu einem ihrer Arbeitsmittel – der geomorphologischen Karte

– gestellt werden. Anschließend soll das geomorphologische System, also auch die Art wis-

senschaftlicher Erkenntnisgewinnung innerhalb der Disziplin, dargestellt werden.

Allgemeineren Aussagen zur Kartographie folgt die Darstellung geowissenschaftlicher

Kartenwerke. Ein Hauptaugenmerk liegt hier in der Darstellung der Entwicklung der geo-

morphologischen Karte in Deutschland.

Die folgenden Kapitel enthalten schließlich Ausführungen zu geographischen Informati-

onssystemen (GIS) und einer wesentlichen Grundlage derselben, den Geodaten. Betrachtet

wird auch der Markt, welcher sich für jene eröffnet. Kapitel 2.7 erläutert schließlich die be-

reits im Titel der Arbeit vorkommende Informationstechnologie.

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2 Theoretischer Hintergrund

2.1 Geomorphologie und geomorphologische Karte

Die Fachdisziplin Geomorphologie ist – bereits dem Inhalt der griechischen Wortbestand-

teile nach – die Wissenschaft der Form und Gestalt der Erdoberfläche: Gé entspricht Erde,

morphé bedeutet Form/Gestalt und logos steht für Geist / Lehre / Inhalt (vgl. ZEPP 2004: 13,

AHNERT 2003: 14).

Häufig wird die Geomorphologie als Teildisziplin oder inhaltliche Spezialisierung der

Geographie angesehen, die sich ihrerseits mit der Erdoberfläche, ihrer Differenzierung und

physischen Beschaffenheit befasst, und welche die Erdoberfläche als Raum menschlichen

Handelns und Schaffens auffasst (vgl. BLOTEVOGEL 2002).

Geomorphologische Kartierung dagegen ist „das Eintragen von beobachteten Formen,

Prozessspuren oder Substanzen auf Karten, [. . . ] ein Standardverfahren“ (AHNERT 2003: 422

f), beziehungsweise eine „Arbeitsmethodik“ und bedeutet „eine umfassende Inventarisie-

rung aller geomorphologisch relevanten Sachverhalte“ (ZEPP 2004: 22).

„A central technique in geomorphology is geomorphological mapping used bothas a means of compiling a systematic inventory of landforms in a given area, andas a means of collecting data specific to a particular geomorphological problem.“( EMBLETON & VERSTAPPEN 1988: 1)

Eine Karte, die die Geomorphologie eines Raumes wiederspiegelt, ist demnach ein Werk-

zeug geomorphologischer Forschung und auch das Produkt eben jener. In der zweidimen-

sionalen Karte ist die dreidimensionale geomorphologische Realität abzubilden. Somit wer-

den sowohl Geomorphometrie und Geomorphographie (quantitative und qualitative Erd-

formenlehre), als auch Geomorphogenese (Erdformenentstehungslehre) und andere Teil-

bereiche der Geomorphologie dargestellt (vgl. LESER & STÄBLEIN 1980: 92, HAYDEN 1986).

Hierbei sind in der geomorphologischen Karte immer schon „geomorphologische Fak-

ten“ (also messbare Eigenschaften des Reliefs, wie die Neigung eines Hangs in Grad) und

„geomorphologische Interpretationen“ / „geomorphologische Deutungen“ (also die Zuord-

nung einer Fläche zu einem Prozessbereich oder die Hypothese über formbildende Prozes-

se) repräsentiert worden (vgl. etwa HAYDEN 1986 und Kapitel 2.2).

Bereits in den frühen Phasen geomorphologischen Schaffens war die Übertragung der

Ergebnisse in Karten ein Ziel, so dass behauptet werden kann, dass Geomorphologie und

geomorphologische Karte eigentlich immer zusammen in Erscheinung treten, sprich: das

Werkzeug und Untersuchungsinstrument „geomorphologische Karte“ ist immer schon Be-

standteil der (theoretischen und angewandten) Geomorphologie (vgl. HAYDEN 1986).

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2 Theoretischer Hintergrund

Wie alle Wissenschaften ist jedoch die Geomorphologie mitnichten eine statische Diszi-

plin. Ihre Ziele, zentralen Forschungsfragen und -leitlinien und auch die interne Gliederung

oder die herrschenden Paradigmen sind einem zeitlichen Wandel unterlegen.

2.2 Das geomorphologische System

Wie bereits erwähnt (vgl. Kapitel 2.1) wird der Untersuchungsgegenstand der Geomorpho-

logie gebildet aus den Erdoberflächenformen, den Materialien, die diese aufbauen, den Pro-

zessen, die zur Ausprägung der Formen geführt haben, und den Prozessen, welche auf der

Form ablaufen. Form, Prozess und Material sind demnach wesentliche Faktoren, die von

Geomorphologen betrachtet werden (vgl. ZEPP 2004, AHNERT 2003).

Im Zentrum geomorphologischer Forschung steht somit das Relief / Georelief1, welches

nach DIKAU (2006: 170) einige wesentliche Systemeigenschaften hat, die auch die Wissen-

schaft der Geomorphologie beeinflussen:

• Das Relief ist die 2-dimensionale Oberfläche eines 3-dimensionalen Körpers.

• Oberfläche und Körper bilden zusammen die geomorphologische Form / Reliefform.

• Die Formung des Reliefs ist als Prozess (oder Prozessgefüge) der Materialzu- oder

-abfuhr anzusehen und damit Form auf- oder abbauend.

• Das Relief ist mehrphasig.

• Zudem ist das Georelief polygenetisch.

• Das Relief hat dualen Charakter, weil es einerseits Produkt von verschiedenen Prozes-

sen ist, andererseits jene Prozesse auch (mit) steuert.

• Es besteht bei der Reliefform eine Größen-Existenzdauer-Relation (vgl. a. Abb. 2.4 auf

Seite 14)

(vgl. DIKAU 2006: 170).

Noch deutlicher als in oben zitierter Aufführung (dort etwa durch die Eigenschaft der

Mehrphasigkeit) ist der historische Charakter des Reliefs und damit auch der Wissenschaft

zu betonen. Erdoberflächenformen sind in der Regel in historischem Kontext zu betrachten

und zu analysieren; keine Form ist autonom entstanden und wurde nicht von vorherigen

Phasen in ihrer aktuellen Ausprägung beeinflusst.

1 Die Begriffe „Relief“ und „Georelief“ werden in dieser Arbeit in Anlehnung an RASEMANN 2003 und LÖWNER

2005 synonym verwendet.

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2 Theoretischer Hintergrund

Diese Sicht auf das Georelief ist in der Wissenschaftshistorie nicht immer gleich akzentu-

iert gewesen, sondern unterlag natürlich verschiedenen Wandlungen und paradigmatischen

Veränderungen.

Die Anfänge der „wissenschaftlichen“ Geomorphologie (etwa um 1800 bis 1850, vgl. et-

wa HUTTONS Aktualismusprinzip, engl. Uniformitarianism, oder LYELLS Werk „Principles of

geology“) lösten die vorherige teleologisch-kreationistische Sichtweise ab.

Spätere Reliefentwicklungstheorien (etwa von DAVIS, GILBERT oder HACK) betonten den

historischen Aspekt (also die Geomorphogenese) insbesondere, wenn auch mit unterschied-

lichen Konsequenzen. Auch prozessorientiertere Ansätze finden sich in dieser Phase der

Geomorphologie (etwa PENCK). In keinem Falle sollte jedoch eine strikte Grenze im Sinne

von ausschließlicher Betonung prozessualer oder geomorphogenetisch-historischer Aspek-

te zwischen den Schwerpunkten der Ansätze gezogen werden (vgl. AHNERT 2003: 438).

HJULSTRÖM (1935), HORTON (1945) und STRAHLER (z. B. 1952) sorgten mit ihren Arbei-

ten für eine deutlichere Betonung quantitativer Aspekte innerhalb der Disziplin. CHORLEY

(1962) sowie CHORLEY & KENNEDY (1971) führten schließlich systemtheoretische Aspekte in

die Geomorphologie ein (vgl. AHNERT 2003: 440, RICHARDS 2002).

Aktuell scheint es so, als ob die Geomorphologie sich neueren paradigmatischen Ansät-

zen zuwenden könnte. Wissenschaftlicher Reduktionismus2 und eine positivistische Heran-

gehensweise erklären nicht mehr alle Phänomene der Realität, so dass einige Autoren bereits

Ideen aus der Komplexitäts- und Selbstorganisationsforschung diskutieren und anwenden

(etwa DIKAU 2005, FAVIS-MORTLOCK 2004, COULTHARD et al. 2002, PHILLIPS 1999, PHILLIPS

2003 oder RICHARDS 2002, vgl. a. Abb. 2.1).

Eine Interpretation der hier nur kurz skizzierten Entwicklung zeigt Abb. 2.2, die auch

explizit postuliert, dass eine stetig steigende Forschungsaktivität über die Zeit festzustellen

sei. Des Weiteren verdeutlicht die Abbildung das Nebeneinander verschiedener Paradigmen

über die Zeit und den selten abrupten Wechsel von Paradigmen – wie sie im Sinne von KUHN

(1962) zu erwarten wären – sondern vielmehr eine Anpassung und Erweiterung der geteilten

wissenschaftlichen Sicht auf die Welt (vgl. INKPEN 2005: 6f).

Es stellt sich die Frage, ob jene neueren wissenschaftstheoretischen Ansichten zu einem

besseren Verhältnis des Untersuchungsgegenstands führen können.

„Vielfach ist ihr [das der Forscher, Anm. d. Verf.] Wirklichkeitsverständnis nochsehr von der Vorstellung des 19. Jahrhunderts geprägt, nach der eine genaue

2 „Etwas verstehen bedeutet zunächst, es in seine ‚Bestandteile‘ zerlegen, es analysieren. Das Ganze gewinntman zurück als Summe seiner Teile. Dieses einfache Bild der Wirklichkeit hat sich entscheidend verändert“(DÜRR 1984: 137).

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.1: Schematische Darstellung einiger Attribute von selbstorganisierten komplexen Syste-men. Insbesondere Konzepte wie Emergenz, Chaos, Evolution und Hierarchien sind Ei-genschaften komplexer Systeme (Quelle: CLEMENS 2005, vgl. a. FAVIS-MORTLOCK 2004:353). Neuere Versionen dieser Abbildung enthalten zusätzlich Aussagen zum Energie-fluss in komplexen Systemen und damit auch zur Ausbildung von dissipativen Struk-turen (vgl. CLEMENS 2007).

Abbildung 2.2: Eine Interpretation der Paradigmenentwicklung innerhalb der Geomorphologie. DesWeiteren Darstellung einer zukünftigen Implementierung der Gedanken der Komple-xitätstheorie (Quelle: DIKAU 2005: 98, dort verändert nach RICHARDS 2002: 105)

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.3: Schematische Darstellung von Deduktion, Induktion und Abduktion als Formen deswissenschaftlichen Schließens bei Ursache-Wirkungs-Gefügen. Zur Erläuterung derAbbildung sei auf den Fließtext verwiesen (Quelle: leicht verändert nach INKPEN 2005:73)

Kenntnis des augenblicklichen Zustands der Welt in Verbindung mit einer exaktenKenntnis der Naturgesetze zu einer scharfen Bestimmung aller zukünftigen Ereig-nisse führt.“( DÜRR 1984: 137)

Diese deduktive Sichtweise ist für viele Fragestellungen historischer Ausprägung – Kern-

aufgabe der Geomorphology ist nach SMITH et al. (2002: 416) nach wie vor die Landschafts-

veränderung über lange Zeitskalen – nur schwierig, beziehungsweise mitnichten, aufrecht

zu erhalten. Stattdessen ist – angemessen auch an die Mehrphasigkeit und Polygenese des

Untersuchungsgegenstandes – der Schließtypus der abduktiven Vorgehensweise3 häufig zu

finden, wenn es um Erklärungsansätze der Landschaftsentwicklung geht (vgl. etwa DIKAU

2006, INKPEN 2005, vgl. a. Abb. 2.3).

Abildung 2.3 zeigt eine graphische Darstellung verschiedener wissenschaftlicher Schließ-

typen: C steht für Cause (Ursache), L für Law (Gesetz) und E für Effect (Wirkung). Bekannte

Eigenschaften je Schließtyp sind Schwarz ausgefüllt angegeben, das logische Resultat des

3 „[. . . ] historical research involves explaining observable phenomena in terms of unobservable causes, thatcannot be fully replicated in a laboratory setting.“ (CLELAND 2001: 987).

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2 Theoretischer Hintergrund

Schließens ist mit Weiß ausgefüllt. Ziel der Deduktion ist demnach die Vorhersage einer Wir-

kung. Die induktive Sichtweise sucht die Gesetzmäßigkeit zwischen Ursache und Wirkung

zu eruieren. Beim abduktiven Schließen ist es das Ziel, die Ursache für einen beobachtbaren

Effekt zu finden, wobei verschiedene Gesetzmäßigkeiten bewertet werden, und auch ver-

schiedene Ursachen angenommen werden müssen (vgl. INKPEN 2005: 73f).

Neben den bereits thematisierten wissenschaftstheoretischen Themen wie Selbstorga-

nisation und Komplexität sind aktuelle Forschungsthemen innerhalb der Geomorphologie

etwa die folgenden:

• Sedimentbudget-Ansätze als integrativer Ansatz,

• Sensitivität geomorphologischer Objekte,

• Naturgefahren und -risiken,

• Land-Use-Change und . . .

• Climate-Change als insbesondere auch interdisziplinäre Ansätze,

• Grundlagenforschung in den einzelnen geomorphologischen Teildisziplinen wie flu-

vialer, historischer, periglazialer oder glazialer Geomorphologie,

• Potenziale neuer Methoden zur Datenerhebung und -auswertung (etwa Seismik, Geo-

elektrik, Radiotellurik, terrestrisches Laserscanning, zelluläre Automaten etc.)

(vgl. etwa OTTO 2006, DIKAU 2005, DIKAU 2006, OTTO & DIKAU 2004, DIKAU & POHL

2006, ASSELEN & SEIJMONSBERGEN 2006, COULTHARD et al. 2002, EVANS 2003)

Immer beachtet werden müssen bei der wissenschaftlichen Untersuchung des Georeli-

efs Skalenfragen und -abhängigkeiten auf zeitlicher wie räumlicher Ebene (vgl. Abb. 2.4). So

ist etwa die Beziehung zwischen Entstehungsgeschwindigkeit und Formengröße sowie Exis-

tenzdauer von einzelnen geomorpholologischen Objekten gekoppelt (vgl. BRUNSDEN 1996,

EVANS 2003, DIKAU 2006, OTTO 2006, vgl. Abb. 2.4 auf der nächsten Seite).

2.3 Kartographie

Die Kartographie ist die Fachdisziplin, die sich mit der Herstellung von Karten befasst. Hier-

bei sind wissenschaftliche, künstlerische und auch technische Aspekte wesentlich für die

Charakterisierung der Disziplin (vgl. ICA 2003: 17, SCHRAMM 2006).

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.4: Raum-zeitliche Skalen in der Geomorphologie visualisiert auf logarithmischen Skalen(Quelle: BRUNSDEN 1996)

Karten als zentrales Produkt der Kartographie sind ihrerseits wiederum ein verkleinertes,

vereinfachtes und verebnetes Abbild der Erdoberfläche und der mit ihr in Verbindung ste-

henden Sachverhalte (vgl. KOHLSTOCK 2004: 15). Nach GOODCHILD (2004: 709) ist die Karte

seit Jahrhunderten der primäre Speicherort und das vorrangige Kommunikationsmittel von

Information über die Erdoberfläche.

Die Internationale Kartographische Vereinigung (ICA) betont den subjektiven, und in ge-

wisser Weise auch konstruktiven Charakter der Karte hierbei sehr deutlich:

„[Eine Karte ist eine] versinnbildlichte Repräsentation geographischer Realität,die auf der Kreativität und den Entscheidungen eines Kartographen (oder heu-te auch einer Kartographin) beruht, und bestimmte Aspekte und Charakteristikadarstellt, um räumliche Beziehungen abzubilden.“( ICA, zitiert nach SCHNEIDER 2004: 7)4

Auch WOOD (1993) betont diesen Aspekt und die mangelnde Sichtbarkeit der Subjektivi-

tät in modernen Karten:

„In Wirklichkeit stecken in allen Karten Grundannahmen und gesellschaftlicheKonventionen ihrer Hersteller. Diese Subjektivität scheint zwar überdeutlich of-

4 Der genaue Wortlaut der ICA ist: „A symbolised representation of a geographical reality, representing selec-ted features and characteristics, resulting from the creative effort of its author’s execution of choices, that isdesigned for use when spatial relationships are of primary relevance.“ (ICA 2003: 17)

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.5: Das Verhältnis zwischen der Realität, der Wahrnehmung derselben durch den Karto-graphen und das durch die kartographische Verschlüsselung / Entschlüsselung erzeugteAbbild der Realität beim Benutzer der Karte (Quelle: leicht verändert nach OLSEN 2006,dort vereinfacht nach KOLÁCNÝ 1969)

fenkundig, wenn man alte Karten betrachtet, entgeht einem jedoch im allgemei-nen bei modernen.“( WOOD 1993: 66)

Nichtsdestominder wird von dem kartographischen Produkt, also der Karte als genera-

lisiertem Abbild der Realität, verlangt, dass sie richtig, vollständig, zweckmäßig und lesbar

ist. Während Richtigkeit und Vollständigkeit, natürlich eingeschränkt durch die Modellhaf-

tigkeit der Karte, im Wesentlichen durch die kartographische Aufnahme beeinflusst werden,

ist die Zweckmäßigkeit auch eine Folge der bezweckten Intention und Aussage des Produkts

(vgl. a. Abb. 2.5).

Die Lesbarkeit der Karte, also die Detailerkennbarkeit, Eindeutigkeit und auch die Deut-

barkeit der Symbole, ist nach KOHLSTOCK (2004) die wichtigste Eigenschaft und sie hat „ab-

solute Priorität“ gegenüber Richtigkeit und Vollständigkeit (vgl. KOHLSTOCK 2004: 16).

Differenzieren kann man die Kartographie inhaltlich in die Bereiche der topographi-

schen und der thematischen Karten. Topographische Karten stellen die natürlichen und

künstlichen Objekte der Erdoberfläche dar, während bei der thematischen Kartographie zu-

sätzlich verschiedene Themen dargestellt werden, die mittel- oder unmittelbar mit der Erd-

oberfläche in Verbindung stehen (vgl. KOHLSTOCK 2004). ARNBERGER (1997: 13) stellt hierbei

den Aussagezweck der Karte in den Vordergrund. Wesentlich ist hierbei, ebenso wie bei topo-

graphischen Karten auch, dass es nie eine richtige Möglichkeit der Methode und der Darstel-

lung gibt, sondern dass eine Auswahl aus einem Möglichkeitsfeld zu treffen ist (ARNBERGER

1997, vgl. Abb. 2.10 auf Seite 21 und Abb. 2.11 auf Seite 21).

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2 Theoretischer Hintergrund

Wesentliches Ziel der thematischen Kartographie ist die Kommunikation von inhaltli-

chen Aussagen und Daten über den Weg der graphischen Darstellung. Eine Hauptfunktion

(etwa nach SCHNEIDER 2004: 12ff) ist zudem die Speicherung von Wissen. Gleichwohl Kar-

ten häufig einen statischen Charakter haben, repräsentieren sie Zeit und Raum. In der Form

von Kartenfolgen sind auch dynamische Elemente repräsentiert.5

Zur Kommunikation bedient sich die Karte verschiedener Darstellungsmittel, die sich in

geometrische (Punkt, Linie und Fläche) und erläuternde Elemente (Schrift, Signaturen und

Farbe) aufteilen lassen (vgl. KOHLSTOCK 2004: 133f). Die Visualisierung, also die Abbildung

und die Veranschaulichung (vgl. GROSSER 2006) von Daten auf geometrische Primitive und

deren Attribute (etwa Form oder Farbe), ist Methode zur Kommunikation (vgl. TOMINSKI et

al. 2003). Einige Attribut-Variationen kartographischer Grundelemente zeigt die Übersichts-

matrix in Abbildung 2.6.

Die Visualisierung sollte dabei expressiv (nur die Informationen, die in den Daten ent-

halten sind, werden visualisiert), effektiv (schnell und intuitiv interpretierbar gemäß dem

menschlichen visuellen System) und angemessen (Nutzen und Aufwand stehen in angemes-

senem Verhältnis) ausgeprägt sein (vgl. TOMINSKI et al. 2003: 48).

Abbildung 2.7 zeigt am Beispiel einer Punktsignatur unterschiedliche Abstraktionsgrade,

die alle dem Zweck der Visualisierung der Information „An dieser Stelle befindet sich eine

Kirche“ dienen könnten.

Aktuell diskutierte Visualisierungsmöglichkeiten innerhalb der Kartographie sind etwa

die folgenden:

Lentikulartechnik, für Mehrbildeffekte oder 3D-Effekte: dynamischere pseudodreidimen-

sionale Darstellungen sind möglich. Das Prinzip (siehe Abbildung 2.8) ist vielfältig an-

wendbar für die Visualisierung von Multitemporalität und dreidimensionalen Phäno-

menen (vgl. GRÜNDEMANN et al. 2006, vgl. RASE 2003).

3D-Modelle, die etwa durch Ausfräsen, Verformung, Schichtenaufbau oder andere Techni-

ken gewonnen werden können. Diese unterstützen des Weiteren und insbesondere die

haptische Wahrnehmung kartographischer Modelle und Aussagen (vgl. RASE 2006a,

RASE 2006b).

Agentenbasierte Geosimulation, die in gewisser Form zellulären Automaten (vgl. FAVIS-

MORTLOCK 2004)) ähnlich ist. Jene werden bislang vornehmlich – gerade auch wegen

5 ARNBERGER (1997: 162) sieht die Visualisierung der Geneseaussage jedoch als „weitgehend unbewältigtesProblem“ an. Die statische und analoge Kartenrepräsentation – ältere Elemente erhalten etwa dunklere, sat-tere und dichtere Signaturen – bietet ihm nicht genügend Möglichkeiten, die zeitlichen Vorgänge adequatumzusetzen.

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.6: Übersichtsmatrix von Attribut-Variationen kartographischer Grundelemente (Quelle:verändert nach OLBRICHT et al. 1996: 72)

Abbildung 2.7: Abstraktionsgrade der Visualisierung am Beispiel einer Punktsignatur (Quelle: ELIAS etal. 2006: 78)

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.8: Wahrnehmung des Wechselbildeffektes (links) und des 3D-Effektes (rechts) in Lentiku-lartechnik (Quelle: GRÜNDEMANN et al. 2006)

des agierenden Charakters – in humangeographischen Fragestellungen angewendet

(vgl. KOCH 2006).

Klassischerweise wird die Karte nach wie vor jedoch häufig in gedruckter Form dem An-

wender präsentiert, aber auch digitale Karten sind im Zuge neuerer technischer Möglich-

keiten (vgl. Kapitel 2.5 auf Seite 40 zu GIS und Kapitel 2.7 auf Seite 46 zur Informations-

technologie) zunehmend zu finden6. In diesen neuen Ausgabemedien – VITEK et al. (1996)

diskutieren zum Beispiel auch die Möglichkeit zur Erzeugung von virtueller Realität – also

liegt dann auch eine potenzielle zukünftige Weiterentwicklung der Kartographie:

„So unverzichtbar die Produktion und Veröffentlichung von Kartenmaterial aufPapier in näherer und ferner Zukunft sind: es werden jene Unternehmen amMarkt erfolgreich sein, die sich der Herausforderung nach neuen Formen derPublikation stellen und mit Kreativität und technischem Know-how den neuenMarkt bedienen.“( SIEGERT 2000: 102)

Das nachfolgende Kapitel widmet sich der Entwicklung geowissenschaftlicher Karten-

werke.

6 VITEK et al. (1996: 234) sehen Einschränkungen in der Kartennutzung nur noch begrenzt von den Fähigkei-ten des Kartenlesers, die Karte korrekt zu interpretieren. Sie fordern dementsprechend, dass grundsätzlichdie Vermittlung von Techniken der Karteninterpretation Lehrinhalt an Schulen und Hochschulen bleibt.

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2 Theoretischer Hintergrund

2.4 Entwicklung geowissenschaftlicher Kartenwerke

Die Geowissenschaften, die sich mit Phänomenen an der Erdoberfläche befassen, haben

eine hohe natürliche Affinität zur kartographischen Darstellung ihres Wissens. Räumliche

Aussagen dieser Wissenschaften sind prädestinierte Inhalte von (thematischen) Karten.

Die auch visuell durchaus unterschiedlich ausgeprägten Kartenwerke der Geowissen-

schaften erfüllen dabei mehrere Aufgaben:

• Karten dienen der Publikation der gefundene Ergebnisse,

• Karten kommunizieren häufig eine weitere Information des räumlichen Zusammen-

hangs, für die andere Medien eher weniger geeignet scheinen,

• Karten dienen der Wissensvermittlung über visuelle Aufnahme von Fakten und Hypo-

thesen,

• Karten sind letztlich auch eine – zunächst analoge Datenbank – des gefundenen Wis-

sens,

• zudem dienen Karten der Selbstverwirklichung des Forschers

(vgl. etwa SCHRAMM 2006, und Kapitel 2.3).

Dabei ist die letztliche Präsentation der Daten in der Karte, wie es bereits in Kapitel 2.3

angesprochen wurde, nicht über die Zeit hinweg statisch. Änderungen in der Art und Weise

des Darstellens sind ebenso auszumachen wie in dem konkreteren Inhalt der Karte. Zudem

ändern sich natürlich auch die verwendeteten Techniken in der Kartenproduktion.

Heutige geowissenschaftliche Karten, seien es geologische, bodenkundliche oder ande-

re geowissenschaftliche Karten (etwa die geoökologische Karte nach LESER & KLINK 1988)

verwenden häufig die topographische Karte als Grundlage für weitere Informationen ihrer

spezifischen Ausrichtung. Die in Abbildung 2.9 dargestellte Karte vom Ende des 19. Jahr-

hunderts, welche Flüssen und Gebirge darstellt, geht allerdings nicht so vor.

Die Weiterentwicklungen auf technisch-informatorischer wie inhaltlich-kartographisch-

er Ebene resultieren dann auch unter Umständen in anderen kartographischen Repräsenta-

tionen des gleichen Phänomens, wie es SCHRAMM (2006) etwa anhand zweier topographi-

scher Karten (aus den Jahren 1909 und 1993, siehe Abb. 2.10 auf Seite 21 und Abb. 2.11 auf

Seite 21) darstellt.

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.9: Ein Beispiel für eine thematische Karte (entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts),die weit von der topographischen Realität entfernt inhaltliche Beobachtungen visua-lisiert. Dargestellt werden die Flüsse (geordnet nach ihrer Länge) und Berge (geordnetnach ihrer Höhe) der Erde. Am Rand der Karte werden die Objekte Kontinenten zu-geordnet und es wird die Methode der Erfassung und Vermessung erläutert. (Quelle:SCHNEIDER 2004: 43)

Hierbei ist der Unterschied in der visuellen Ausprägung der Karte mehr in einer inhalt-

lichen Entscheidung zu sehen, denn auch die neueren Techniken (generiert aus dem Amt-

lichen Topographisch-Kartographischen Informationssystem, ATKIS) erlauben eine detail-

liertere Darstellung, wie sie im Jahre 1909 gewählt wurde. Die Entscheidung des Kartogra-

phen jedoch fiel in der jüngeren Variante zugunsten einer – zumindest subjektiv – verbes-

serten Kommunikationsfähigkeit der Karte bei reduzierten Inhalten (vgl. SCHRAMM 2006:

8ff).

In der topographischen Karte neueren Datums für die Umgebung von Horb / Neckar

(vgl. Abb. 2.11 auf der nächsten Seite) werden in der Betonung und Verwendung der gra-

phisch-kartographischen Variablen andere Schwerpunkte gesetzt als in der Version von 1909

(vgl. Abb. 2.10 auf der nächsten Seite).

In der Karte aus dem Jahr 1993 sind textuale Elemente eher in den Hintergrund gerückt,

während die Attribute Farbe und Helligkeit anders ausgeprägt sind. Dies resultiert in einer

noch deutlicheren Dominanz der Flächen- und Punktsignaturen gegenüber den linienhaf-

ten Elementen.

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.10: Maßstabsfreier Auschnitt der Topographischen Karte 1 : 25 000 von Horb / Neckar undUmgebung aus dem Jahre 1909 (Quelle: SCHRAMM 2006, dort nach der KARTENABTEI-LUNG DER SÄCHSISCHEN LANDES- UND UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK DRESDEN)

Abbildung 2.11: Maßstabsfreier Auschnitt der Topographischen Karte 1 : 25 000 von Horb / Neckar undUmgebung aus dem Jahre 1993 (Quelle: SCHRAMM 2006, dort aus GRIMM 1993)

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.12: Ausschnitt aus der Bodenkarte Bonn (BK L 5308, ursprünglich im Maßstab 1 : 50 000,Verzerrungen möglich)

Im Folgenden werden die den Landesämtern zugewiesenen geowissenschaftlichen Kar-

ten der Geologie und Bodenkunde dargestellt.

2.4.1 Bodenkarte und geologische Karte

Sowohl bodenkundliche als auch geologische Kartierung sind in Deutschland hoheitliche

Aufgaben, die von den Bundesländern und ihren jeweiligen staatlichen Geologischen Diens-

ten durchgeführt werden. Graphische Grundlage sowohl von bodenkundlicher als auch geo-

logischer Karte sind in der Regel topographische Karten (vgl. AG BODEN 2005 und AG GEO-

LOGIE 2002).

Ziel der Bodenkarte (vgl. Abb. 2.12 und 2.13) ist die nach bodenkundlichen Gesichts-

punkten wahrgenommene Darstellung des Bodenaufbaus bis 1-2 Meter unterhalb der Ge-

ländeoberfläche in seiner räumlichen Verbreitung.

Beschrieben werden Bodensystematik, Substratgenese / -zusammensetzung, das Aus-

gangsmaterial für die Bodengenese, sowie physische und chemische Boden- und Substrat-

merkmale. Im Sinne der Bodenschutzgesetze (Gesetz zum Schutz des Bodens, BodSchG) der

Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland erfüllt die bodenkundliche Kartierung eine

Rahmenfunktion und ist Grundlage und Werkzeug politischer Entscheidungen (vgl. AG BO-

DEN 2005: 21).

Klassische Maßstäbe für gedruckte bodenkundliche Karten sind 1 : 25 000 und 1 : 50 000

(BK 25, BK 50), in Maßstäben 1 : 100 000 und kleiner werden Bodenübersichtskarten (et-

wa BÜK 200) erstellt. Besondere Untersuchungen können in größermaßstäbige Karten, etwa

1 : 10 000 oder 1 : 5 000, münden (vgl. AG BODEN 2005: 21f).

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.13: Digitale Bodenkarte der Region um Mechernich im Maßstab von ca. 1 : 98 000. (Quel-le: http: // www. geoserver. nrw. de/ verbund. html , letzter Zugriff erfolgte am:09.01.2006)

Dominantestes kartographisches Element der bodenkundlichen Karte sind die flächen-

haften Farben in der Karte, die für Bodentyp-Einheiten verwendet werden. Ergänzend sind

textliche Elemente angebracht. Diese Angaben bezeichnen zum Beispiel Boden- und Sub-

strattyp.

Ziel der geologischen Kartierung ist es, die an der Erdoberfläche anstehenden Gestei-

ne zu untersuchen und die Ergebnisse unter anderem kartographisch zu präsentieren. In

der Regel wird der Untergrund bis in wirtschaftlich genutzte oder beeinflusste Tiefen ein-

bezogen. Hierdurch sollen der Öffentlichkeit die benötigten Kenntnisse und Daten geliefert

werden können, so dass inhaltliche Fundamente für praktische Fragestellungen erarbeitet

werden. Auch geowissenschaftlicher Fortschritt im Sinne von Grundlagenforschung wird ge-

fördert (AG GEOLOGIE 2002: 11f).

Untersuchungsaspekte der geologischen Untersuchung, welche in ihrer Gesamtheit in

die Karte einfließen, sind:

• räumliche Verbreitung der Gesteine,

• Genese der Gesteine,

• Beschaffenheit der Gesteine,

• Altersbeziehungen und Stratigraphie

(AG GEOLOGIE 2002: 11).

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.14: Prinzip der Darstellung von dreidimensionaler geologischer Realität (links) in der pla-naren Kartenfläche. (Quelle: zusammengestellt nach POWELL 1995: 14, 15)

Übersichtlichkeit steht neben der integrativen Darstellung von geowissenschaftlichen

Daten, Fakten, Parametern und Zusammenhängen klar gegenüber „letzter Detailgenauig-

keit“ und „wissenschaftlichem Perfektionismus“ im Vordergrund. Pragmatismus ist eine we-

sentliche Leitidee (AG GEOLOGIE 2002: 12).

Wichtigste und dominanteste Darstellungsform (vgl. FALKE 1975: 32, 45) der erhobenen

Daten ist die gedruckte geologische Karte im Maßstab 1 : 25 000 (GK 25).

Die GK 25 erscheint üblicherweise mit erläuternder Legende, geologischen Schnitten,

einem detaillierten Erläuterungsheft und verschiedene Beikarten, etwa einer Strukturkar-

te oder anderen Nebenprodukten (vgl. AG GEOLOGIE 2002). Auch andere Maßstäbe – etwa

Geologische Übersichtskarte, GÜK, Maßstab 1 : 200 000, oder Geologische Karten in den

Maßstäben 1 : 1 000 000 oder 1 : 2 000 000 (vgl. BGR 2004, vgl. a. Abb. 2.15) – sind üblich.

In der Begrenzung auf die zweidimensionale Darstellung geologischer Verhältnisse (er-

gänzt durch wenige 3D-Blockbilder, vgl. Abb. 2.14) sehen auch DRIEL et al. (1992: 122) ein

Problem. DRIEL et al. (1992) fordern dementsprechend die Darstellung in vier Dimensionen

(dreidimensionaler Raum und zusätzlich eine zeitliche Repräsentation).

Wesentlichstes Legendenelement der geologischen Karte sind farbige Flächen für das

Gestein, welches an der Erdoberfläche ansteht. Stratigrafisch jüngere Schichten von Sedi-

mentgesteinen werden generell heller eingefärbt, während die Unterscheidung bei vulkani-

schen Gesteinen und Metamorphiten nach der Gesteinsart erfolgt. Ergänzt werden diese flä-

chenhaften Elemente durch die linienhafte Darstellung von Ausbisslinien und geologischen

Störungen sowie einzelnen Symbolen (etwa Einfallrichtung von Schichten) und textualen

Ergänzungen (etwa Abkürzungen von Schichtenbezeichnungen, Werte für Einfallwinkel von

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.15: Ausschnitt aus der Geowissenschaftlichen Übersichtskarte (Thema Geologie) der Bun-desanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, ursprünglicher Maßstab 1 : 2 000 000(Verzerrungen möglich). Der Ausschnitt zeigt die geologischen Verhältnisse des Be-reichs von Koblenz im Nord-Westen und Augsburg im Süd-Osten (Quelle: BGR 2004)

geologischen Schichten oder Verwerfungen) (vgl. FALKE 1975:40f, VOSSMERBÄUMER 1983:

62f, vgl. Abb. 2.15).

Sowohl in der geologischen als auch in der bodenkundlichen Kartierung werden die Vor-

teile der Informationstechnologie und elektronischen Datenverarbeitung (EDV), der „Stand

der Technik“ (AG GEOLOGIE 2002: 11), deutlich erkannt und der Einsatz dieser neuen Mög-

lichkeiten propagiert:

„Bei allen Kartierungen sollten die Möglichkeiten der automatischen Datenverar-beitung genutzt werden. Dies gilt nicht nur für die Vorbereitung der Kartierung(Konzeptbodenkarten, Auswertung vorliegender Kartierergebnisse), sondern auchfür die Speicherung und Verwaltung der Ergebnisse. Grenzen und Inhalte der Kar-ten sollten möglichst digital in Fachinformationssystemen vorgehalten werden,um so die Auswertung der Bodenkarte zu erleichtern. Bei Bedarf können auch the-matische Karten zu besonderen Fragen erstellt werden.“( AG BODEN 2005: 22)

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2 Theoretischer Hintergrund

„In Zukunft ist die digitale Vorhaltung geologischer Karteninhalte von erheblicherBedeutung, weil sie eine Erweiterung und selektive Nutzung der bisher nur analogveröffentlichen Informationen sowie Verschneidungen mit anderen Fachthemenermöglicht. Mit den digital vorgehaltenen Daten erweitern sich die Möglichkeitenfür die Darstellung und Auswertung geologischer Informationen, wie z. B. durchräumliche Modelle, perspektivische Blockbilder, Herausfiltern von Teilinformatio-nen u. a. m. Die künftige geologische Karte wird die graphische Darstellung (Vi-sualisierung) digital gespeicherter Daten und Informationen sein.“( AG GEOLOGIE 2002: 11)

Einige Landesämter stellen geowissenschaftliche Karten bereits digital zur Verfügung,

entweder als statische Bilder – „view-only“ oder „static maps“ gemäß KRAAK & ORMELING

(2003: 18) –, als freiverfügbare Datensätze7 oder aber in Form von WebGIS-Applikationen8.

Abbildung 2.16 auf der nächsten Seite zeigt etwa die bodenkundliche und die geologische

Karte des Landes Hessen.

2.4.2 Geomorphologische Karte

Die geomorphologische Karte soll wie bereits erwähnt die Geomorphologie eines Raumes

kartographisch abbilden. Die einzelnen Bestandteile der Geomorphologie können hierbei

jedoch unterschiedlich betont werden, je nachdem welche Eigenschaften des Georeliefs im

Vordergrund stehen. So gibt es geomorphologische Kartiervorschriften, welche die Geomor-

phometrie eher betonen als Aussagen zur Geomorphogenese. Das verwendete Kartiersys-

tem sagt daher etwas über die durch den Kartierer als relevant identifizierten Aspekte der

Geomorphologie aus.

Es lassen sich sehr unterschiedlich betonte Kartiervorschriften identifizieren. Je nach der

länderspezifischen Tradition, herrschenden Paradigmen (vgl. EMBLETON & LIEDTKE 1990: 1)

und dem Selbstverständnis der Geomorphologie sind hierbei unterschiedliche Teilaspekte

der Geomorphologie betont (vgl. GUSTAVSSON et al. 2006: 92). Idealerweise sollten in einer

vollständigen Vorschrift jedoch Aspekte

• zur Geomorphometrie (quantitative Georeliefbeschreibung),

• zur Geomorphographie (qualitative Georeliefbeschreibung),

• zur Hydrographie (Darstellung hydrologischer Verhältnisse),

7 Etwa die Bodenkonzeptkarte Sachsens im Maßstab 1 : 50 000, die im proprietären .e00-Format unter derAdresse http://www.umwelt.sachsen.de/lfug/boden_14598.html kostenfrei zu beziehen ist (Stand:13.01.2007).

8 Etwa die geologische Übersichtskarte des Landes Rheinland-Pfalz, welche im Internet unter der Addressehttp://mapserver.lgb-rlp.de/php_guek/index.phtml?ZOOM_FULL=ZOOM_FULL erreichbar ist (Stand13.01.2007)

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.16: Digitale Versionen geowissenschaftlicher Kartenwerke des Landes Hessen. Links diebodenkundlichen Einheiten (WebGIS), rechts die geologische Karte des Landes (sta-tische Karte). Beide Karten sind ohne Maßstab abgebildet (Quelle: http: // atlas.umwelt. hessen. de/ atlas/ , zuletzt abgerufen am 10.01.2006)

• zur Lithologie (petrographische Aussagen zum Untergrund),

• zur geomorphologischen Struktur (Palimpsestbegriff, vgl. DIKAU (2006: 170),

• zum Alter (Geomorphochronologie, vgl. LESER (1975)),

• zur Geomorphogenese und zu (aktuellen) Prozessen enthalten sein

(GUSTAVSSON et al. 2006).

GUSTAVSSON et al. (2006: 98) vergleichen verschiedene europäische Kartiersyteme und

die gewählte Art der kartographischen Darstellung der oben genannten geomorphologi-

schen Parameter und stellen sehr unterschiedliche Repräsentationen fest. Auch ROTHEN-

BÜHLER (2000) vergleicht verschiedene Kartierlegenden exemplarisch für ein Untersuchungs-

gebiet im Oberengadin (Schweiz) und stellt jeweils Vor- und Nachteile der verschiedenen

Systematiken fest (vgl. Abb. 2.17).

Gliedern kann man verschiedene Ansätze zur geomorphologischen Kartierung in ana-

lytische, synthetische und pragmatische Kartenwerke. Analytische geomorphologische Kar-

ten legen den Schwerpunkt auf geomorphometrische / geomorphographische, genetische

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.17: Vergleich von vier verschiedenen Legenden für ein Untersuchungsgebiet im Oberenga-din, Schweiz (Quelle: ROTHENBÜHLER 2000: 121)

und chronologische Aussagen, während synthetische Karten zusätzlich Parameter wie Bö-

den, Hydrologie und Vegetation beachten. Pragmatische Karten schließlich konzentrieren

sich explizit auf einzelne themenrelevante Aspekte (vgl. GUSTAVSSON 2005: 10).

Unterschiedliche Legendensysteme resultieren zwangsläufig in unterschiedlichen visu-

ellen Repräsentationen einer geomorphologischen Realität, so dass die Vergleichbarkeit von

geomorphologischen Karten, die nach unterschiedlichen Systemen erstellt wurden, sehr

eingeschränkt ist9. Frühe Vereinheitlichungsversuche – etwa durch die International Geo-

graphical Union (IGU) (vgl. DEMEK et al 1972) – resultierten eher in allgemeineren Aussagen,

9 „The maps were [. . . ] strongly subjective; indeed, they were sometimes so subjective that maps of the samearea and at the same scale could appear almost completely different“ (EMBLETON & LIEDTKE 1990: 1).

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2 Theoretischer Hintergrund

denn in einer auch häufiger umgesetzten geomorphologischen Legende. Geomorphologi-

sche Karten – etwa französische, tschechische und ungarische gegenüber polnischen, russi-

schen oder deutschen – waren zuvor im Wesentlichen nicht vergleichbar, während nun zu-

mindest eine gewisse Vergleichbarkeit (etwa den Inhalt betreffend) bestand (vgl. GUSTAVS-

SON 2005).

So gibt es auch aktuell kein einheitliches und international umgesetztes System zur Kar-

tierung von Geomorphologie, sondern weiterhin länderspezifisch unterschiedliche Ansätze

und Legenden. Hierbei standen bei der Konzeption in der Regel wissenschaftliche und dis-

ziplinpolitische Aspekte im Vordergrund:

„Der Beginn moderner geomorphologischer Kartierung in mehreren Staaten Euro-pas geschah vielfach vor dem Hintergrund einer spezifischen disziplinpolitischenSituation, weniger um einen konkreten Bedarf zu decken.“( STROBL 1988: 11)

Nachfolgend soll das deutsche Kartiersystem nach LESER & STÄBLEIN (1975), abgekürzt

GMK 25, und FRÄNZLE et al. (1979), abgekürzt GMK 100, detaillierter vorgestellt werden. Das

System ist nach EMBLETON & VERSTAPPEN (1988: 2) der ambitionierteste Ansatz, geomor-

phologische Details in Karten zu repräsentieren.

Für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland wurden innerhalb eines Schwerpunkt-

programms der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) Normen und Richtlinien zur geo-

morphologischen Kartierung entwickelt, die unter anderem in den Legenden für die geo-

morphologische Karte im Maßstab 1 : 25 000 (GMK 25, LESER & STÄBLEIN 1975) und die

geomorphologische Karte im Maßstab 1 : 100 000 (GMK 100, FRÄNZLE et al. 1979) mündeten

(vgl. SPÖNEMANN & LEHMEIER 1989: 77).

Sowohl die Frage nach einer Konzeption der GMK-Legendenvorschrift als Ein- oder

Mehrblattsystem als auch die Frage nach dem inhaltlichen Schwerpunkt wurden kontrovers

diskutiert:

„[. . . ] erhob sich die erneut die Frage nach der inhaltlichen Dominante geomor-phologischer Karten. Während ANNAHEIM (1956, S. 316) sehr entschieden formu-lierte ‚Die Grundkarte kann nur eine morphogenetische und keine morphogra-phische sein . . . ‘ stellte LESER (1967, S. 163) fest: ‚ohne morphographische Basis istkeine morphogenetische Karte möglich – es sei denn sie soll hypothetisch bleiben‘.“( SPÖNEMANN & LEHMEIER 1989: 78)

Die Legende ist angelehnt an bereits bestehende Kartiervorschriften, etwa an diejenige

der DDR und diejenige Frankreichs. Weil sich die Mitglieder der Koordinierungskommission

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2 Theoretischer Hintergrund

jedoch auf ein Baukastensystem10 einigten, sind jedoch Abweichungen in Inhalt und karto-

graphischer Form festzuhalten (vgl. LESER & STÄBLEIN 1975: 7).

Inhalte der geomorphologischen Karte sind „die geomorphologischen Sachverhalte und

Faktoren, die für eine Interpretation und Inwertsetzung des Reliefs relevant sind“. Jene „sol-

len flächendeckend und in einer hinreichend topographischen und sachlichen Differenzie-

rung dargestellt werden“ (LESER & STÄBLEIN 1975: 8).

Die Inhaltselemente Relief, oberflächennaher Untergrund und Morphogenese / Mor-

phodynamik – gleichzeitig die drei Hauptelemente geomorphologischer Forschung (Form,

Material und Prozess) – sollten in die Informationsschichten der geomorphologischen Karte

aufgenommen werden (LESER & STÄBLEIN 1975, STÄBLEIN 1980, vgl. Abb. 2.18).

Obligatorischer Bestandteil einer geomorphologischen Karte ist das ergänzende Begleit-

heft, das eine regional-geomorphologische Abhandlung des Untersuchungsgebietes ist. In

ihm wird das Kartenwerk wissenschaftlich erläutert und hergeleitet, und es werden neben

nachbarwissenschaftlichen Grundlagen auch die Kartiersystematik und Hypothesenbildung

diskutiert. Zusammen mit der eigentlichen Karte ergibt sich dann die anvisierte Abbildung

der geomorphologischen Realität (vgl. FRÄNZLE et al. 1979).

Die geomorphologischen Gesichtspunkte werden den kartographischen Darstellungs-

elementen (vgl. Kapitel 2.3) wie folgt zugeordnet (vgl. LESER & STÄBLEIN 1975):

Flachen: Neigung als Aufrasterung, Prozess- und Strukturbereiche, oberflächennaher Un-

tergrund, Formenbereiche.

Linien: Wölbungen, Hydrographie, Stufen und Kanten.

Punkte: Kleinformen, Kleinstformen, Rauhheit, Prozessspuren, geomorphologische Pro-

zesse.

Text: Datierungen, metrische Informationen (etwa bei der Lagerung von Sedimenten, Ab-

flussmengen von Gewässern), weitere ergänzende Angaben

(vgl. LESER & STÄBLEIN 1975, vgl. Abb. 2.18).

Gegenüber der geomorphologischen Karte im Maßstab 1 : 100 000 sind bei der GMK 25

morphographische und morphogenetische Elemente etwa gleich betont, bei der GMK 100

dominieren die genetischen Aspekte. Dies liegt bereits im Publikationsmaßstab begründet,

der eine sinnvolle Darstellung von Einzelformen häufig unmöglich macht (vgl. LESER &

STÄBLEIN 1975: 9).

10 Die deutschen Legenden nach dem GMK-Prinzip wollen also nicht alle theoretisch vorkommenden For-men auflisten, sondern betonen die kartographischen Symboleigenschaften der Gruppenfähigkeit und derKombinationsfähigkeit (vgl. ARNBERGER 1997: 50f, vgl. a. Kapitel 2.3).

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.18: Informationsschichten der GMK 25 (leicht verändert nach STÄBLEIN 1980: 20)

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.19: Ausschnitt aus der geomorphologischen Karte des Blattes Wehr (8313). (Quelle: GMK25, Blatt Wehr, 8313, http: // gidimap. giub. uni-bonn. de/ gmk. digital/ )

Die Legende zur geomorphologischen Übersichtskartierung im Maßstab 1 : 100 000 (vgl.

2.18) folgt ebenso dem Baukastenprinzip. Grundsätzlich umfasst die GMK 100 die Fläche

von 16 GMK 25-Blättern, da jedoch deutschlandweit keine zusammenhängenden 16 Blät-

ter im Maßstab 1 : 25 000 kartiert wurden, bleibt dies eine theoretische Aussage. Die umge-

setzten Blätter entstammen zu Großteilen demnach weniger der Generalisierung von GMK

25-Blättern, sondern wurden durch die jeweiligen Bearbeiter (vgl. Tabelle 2.2) neu aufge-

nommen (vgl. FRÄNZLE et al. 1979: 3).

Sowohl GMK 25 und GMK 100 unterscheiden zwischen dem namensgebenden Publikati-

onsmaßstab (1 : 25 000 und 1 : 100 000) und dem jeweils größeren Kartiermaßstab (1 : 10 000

und 1 : 25 000 bzw. 1 : 50 000). So stellt das entstandene Produkt schließlich die erste Gene-

ralisierung des aufgenommenen Georeliefs dar (FRÄNZLE et al. 1979: 4).

Die in Schichten differenzierten Informationen in der geomorphologischen Karte und

auch die Betonung der synthetischen Informationsgewinnung durch das Baukastensystem

machen die geomorphologische Karte zu einem wichtigen Datenträger geowissenschaftli-

cher Informationen. Diese Informationen haben – etwa nach LESER (1980), SEMMEL (1980)

und auch nach LEHMEIER & KÖTHE (1992) – zum Teil erhebliche Relevanz in Nachbarwis-

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.20: Inhalte der GMK 25 und ihrer Grundlagenkarten sowie deren Beziehungen zu anwen-denden Fachbereichen (Quelle: verändert nach LESER 1980: 55, vgl. Tab. 2.1)

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2 Theoretischer Hintergrund

Tabelle 2.1: Tabellarische Darstellung, zu welchem Anteil die Informationsschichten der GMK 25 rele-vant für verschiedene Fachbereiche sind. Zur Erläuterung der Fachbereichsnummern seiauf Abb. 2.20 hingewiesen. Rote Zahlen visualisieren die Maxima je Zeile. Bei den prozen-tualen Angaben können Rundungsfehler auftauchen. (eigene Darstellung, 2007, basierendauf LESER 1980: 55, vgl. Abb. 2.20)

Fachbe-reich

Σ primärwichtig

Σ sekundärwichtig

Σ tertiärwichtig

Σ unwes.Bedeutung

Gesamt

1 16 69,6 % 4 17,4 % 2 8,7 % 1 4,3 % 23 100,0 %

2 8 34,8 % 8 34,8 % 1 4,3 % 6 26,1 % 23 100,0 %

3 4 17,4 % 1 4,3 % 2 8,7 % 16 69,6 % 23 100,0 %

4 5 21,7 % 1 4,3 % 3 13,0 % 14 60,9 % 23 100,0 %

5 8 34,8 % 7 30,4 % 3 13,0 % 5 21,7 % 23 100,0 %

6 9 39,1 % 0 0,0 % 9 39,1 % 5 21,7 % 23 100,0 %

7 11 47,8 % 9 39,1 % 3 13,0 % 0 0,0 % 23 100,0 %

8 9 39,1 % 3 13,0 % 10 43,5 % 1 4,3 % 23 100,0 %

9 10 43,5 % 8 34,8 % 2 8,7 % 3 13,0 % 23 100,0 %

10 3 13,0 % 2 8,7 % 12 52,2 % 6 26,1 % 23 100,0 %

11 6 26,1 % 12 52,2 % 2 8,7 % 3 13,0 % 23 100,0 %

12 5 21,7 % 3 13,0 % 1 4,3 % 14 60,9 % 23 100,0 %

13 10 43,5 % 2 8,7 % 7 30,4 % 4 17,4 % 23 100,0 %

14 1 4,3 % 5 21,7 % 3 13,0 % 14 60,9 % 23 100,0 %

15 12 52,2 % 3 13,0 % 6 26,1 % 2 8,7 % 23 100,0 %

16 3 13,0 % 10 43,5 % 3 13,0 % 7 30,4 % 23 100,0 %

17 21 91,3 % 1 4,3 % 1 4,3 % 0 0,0 % 23 100,0 %

Summen 141 36,1 % 79 20,2 % 70 17,9 % 101 25,8 % 391 100,0 %

220 56,3 % 171 43,7 % 391 100,0 %

Σ primär & sekundär Σ tertiär & unwes.

senschaften und angewandten Fachbereichen11. Abbildung 2.20 und Tabelle 2.1 stellen die

Bedeutung der Inhalte je Fachgruppe dar.

Das Schichtenkonzept erlaubt zudem die Erstellung von Auszugs- und Auswertungs-

karten, die weitere Anwendungsfelder eröffnen (vgl. BARSCH & LIEDTKE 1980 a, BARSCH &

MÄUSBACHER 1980, FINKE 1980, KIENHOLZ 1980, FRÄNZLE 1982, MÄUSBACHER 1985, ZEPP

1987, HAMANN 1988).

Im Rahmen des Schwerpunktprogramms wurden 27 Kartenblätter der GMK 25 (vgl. Ta-

belle 2.3) und 8 Übersichtskartenblätter der GMK 100 (vgl. Tabelle 2.2) fertiggestellt. Ei-

11 FRANK (1987) sieht etwa großes Potenzial der GMK zur Ausbildung und Festigung grundsätzlicher Fertig-keiten der Karteninterpretation im Schulunterricht.

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2 Theoretischer Hintergrund

Tabelle 2.2: Nach GMK-Legende im Maßstab 1 : 100 000 kartierte Blätter in der BundesrepublikDeutschland (eigene Darstellung, 2007, vgl. Abb. 2.21 auf Seite 37)

Blatt Aufnahme Kartograph

Esens (2310) / Langen (2314) L. Hempel M. Remmers

Freiburg Süd (8310) H. Leser A. Gerbeth

Husum (1518) O. Fränzle LithographischesInstitut Berlin

Kassel (4722) K. Garleff, E. Brunotte, H. Stingl M. Hermes

Koblenz (5910) H. Fischer, R. Ladwein, I. Lötschert H. Wocke

Mannheim (6714) D. Barsch, R. Mäusbacher, G. Stäb-lein

LithographischesInstitut Berlin

Neuwied (5510) H. Liedtke, K.-P. Heide, F.-M. Muns-berg, K. Niedziolka, P. Reinirkens

J.Schulz

Rosenheim (8338) C. Rathjens, R. Henry, R. Collet, G.Rockstroh, N. Rudolph, J. Ruf, H.G.Setz

H. Wocke, Atelierfür Kartographie

ne graphische Übersicht bietet Abbildung 2.21 auf Seite 37 (vgl. zur Datengrundlage auch

http://gidimap.giub.uni-bonn.de/gmk.digital/).

Das geomorphologische Kartenwerk ist damit mitnichten als flächendeckend für Deutsch-

land zu bezeichnen. Einbezogen sind jedoch in beiden Maßstäben die geomorphologisch

repräsentativen Gebiete der Bundesrepublik (vgl. FRÄNZLE et al. 1979: 2, vgl. Abb. 2.21 auf

Seite 37).

Auch außerhalb des eigentlichen Geltungsbereich der GMK-Legendenvorschrift, der Bun-

desrepublik Deutschland, wurde die Kartiersystematik mehrfach erprobt. So wurden etwa

Blätter für die kanadische Arktis (MÄUSBACHER 1982), Argentinien (ABRAHAM DE VAZQUES

et al. 1987), Äthiopien (BONO & SEILER 1987), Frankreich (FARRENKOPF 1987), Italien (SEILER

1982), Schweiz (LESER & SCHAUB 1987) und die Türkei (SEIDEL & LESER 1987) erstellt und

publiziert. In allen Fällen ließ sich nach Angaben der Autoren die Legendenvorschrift gut

verwenden, um die jeweiligen geomorphologischen Spezifika zu charakterisieren (BARSCH

& LESER 1987).

Das vorgestellte Konzept der GMK in den Maßstäben 1 : 25 000 und 1 : 100 000 wurde – bei

einer generellen Akzeptanz (vgl. BARSCH & MÄUSBACHER 1982, LIEDTKE 1982, LESER 1982

c) – innerhalb der deutschen Geomorphologie durchaus kontrovers diskutiert. Wesentliche

Kritikpunkte waren etwa:

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2 Theoretischer Hintergrund

Tabelle 2.3: Nach GMK-Legende im Maßstab 1 : 25 000 kartierte Blätter in der Bundesrepublik Deutsch-land (eigene Darstellung, 2007, vgl. Abb. 2.21)

Blatt Aufnahme Kartograph

Bad Iburg (3814) L. Hempel A. Gerbeth

Bad Sooden-Allendorf (4725) K. Möller, G. Stäblein A. Gerbeth

Bassenheim (5610) H. Fischer, H. Menne H. Fuchs

Bayersoin (8331) G. Vorndran H. Fuchs

Berlin-Zehlendorf (3545) H. J. Pachur, G. Schulz J. Schulz

Bingen (6013) W. Andres, O. Kandler, J. Preuss A. Gerbeth

Bordesholm (1826) O. Fränzle, B. u. W. Haase, J. Mnich G. Ottmann

Bornhöved (1927) J. W. Schee G. Ottmann

Bredstedt (1319) W. Riedel, M. Schröder LithographischesInstitut Berlin

Damme (3145) P. U. Galbas, P.M. Klecker, H. Liedtke G. Ottmann

Edenkoben (6714) G. Höhl, I. Dörrer G. Ottmann

Feldberg (8114) B. Metz H. Wocke

Goslar (4028) P. Göbel, K. Hirakawa B. Krause

Grönenbach (8127) K. A. Habbe A. Gerbeth

Kemnath (6137) J. Heindl D. Busch

Königsee (8443) K. Fischer G. Ottmann

Königstein (5816) R. Werner Geogr. Inst. Univ.Frankfurt / Main

Mannheim-Nordost (6417) D. Barsch, R. Mäusbacher G. Ottmann

Mössingen (7520) H. Leser G. Ottmann

Oberstaufen (8426) H. Dongus A. Gerbeth

Saarburg (6305) M. J. Müller G. Ottmann

Salzhemmendorf (3923) F. Lehmeier A. Gerbeth

Seeshaupt (8133) M. Petermüller-Strobl, P. Raffler H. Fuchs

Wangerooge (2213) J. Ehlers, H. Mensching A. Gerbeth

Wehr (8313) H. Leser A. Gerbeth

Weinheim (6418) F. Fezer, U. Friedlin H. Fuchs

Wetter (5018) J. Gehrenkemper, K. Möller, G. Stäb-lein

G. Ottmann

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.21: Übersicht über die ihm Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms kartierten Blätterin den Maßstäben 1 : 25 000 & 1 : 100 000, vgl. Tab. 2.2 & Tab. 2.3, http: // gidimap.giub. uni-bonn. de/ gmk. digital/ )

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.22: Ausschnitt aus der geomorphologischen Karte des Blattes Husum (C 1518). (Quel-le: GMK 100, Blatt Husum C 1518, http: // gidimap. giub. uni-bonn. de/ gmk.digital/ )

• Die Anzahl und Auswahl von den in dem Formenkatalog enthaltenen Formen (der Ka-

talog wurde während der Überarbeitungen und Weiterentwicklungen zunehmend um

Einzelformen ergänzt).

• Die Konzeption des Kartenwerks als Einblattsystem, die etwa nach SPÖNEMANN &

LEHMEIER (1989: 77) in einer deutlichen inhaltlichen Überfrachtung resultiert.

• Die inhaltliche Überfrachtung (s.o.) vermindere die Übersichtlichkeit, reduziere die

Lesbarkeit und schränke weitere Nutzungsmöglichkeiten – die ein erklärtes Ziel der

Karte sind – ein (SPÖNEMANN & LEHMEIER 1989: 78).

• Die synoptische Betrachtung der Karte werde erschwert, da die Neigungsdarstellung

durch graue Schraffur kein Abbild der Realität beim Nutzer hervorrufe (vgl. a. LESER

1982 b).

• Der inhaltliche Bereich der Wölbungsdarstellung des Reliefs ist laut SPÖNEMANN &

LEHMEIER (1989) verfehlt. Dies liegt etwa in der linienhaften Darstellung einer flä-

chenhaften Information begründet, jedoch auch an der Definition der Wölbung über

Wölbungsradien ohne Berücksichtigung von zugehörigen Kreissegmentgrößen. SPÖ-

NEMANN & LEHMEIER (1989: 79) regen an, auf die quantitative Darstellung der Wöl-

bung zugunsten einer qualitativen Bezeichnung zu verzichten (vgl. a. Abb. 2.23 für eine

frühe qualitative Darstellung von Wölbungen).

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.23: Böschungsschraffen als Darstellungsform von Hangneigung und -wölbung, nach Jo-hann Georg Lehmann, 1816. (Quelle: SCHNEIDER 2004: 46)

Wenn auch Hochgebirgskartierungen nach der GMK 25 Legende erfolgreich durchge-

führt wurden (vgl. LESER & SCHAUB 1987), so wurde 1998 dennoch eine speziellere geo-

morphologische Kartieranleitung für den Hochgebirgsraum (abgekürzt GMK Hochgebirge)

vorgelegt (KNEISEL et al. 1998). Jene Legende setzt unterschiedliche Schwerpunkte im Ver-

gleich zur GMK-Legende nach LESER & STÄBLEIN (1975) oder FRÄNZLE et al. (1979), folgt

aber ebenso wie die vorgenannten Kartenwerke dem Baukastenprinzip und dem angebo-

tenen Konzept von Auszugskarten. Die GMK Hochgebirge verzichtet weitgehend auf Raste-

rung, Schattierung oder Farbgebung sowie auf die Darstellung der Hangneigung. Sie behan-

delt die Geomorphogenese nachrangiger und betont gleichzeitig stärker den oberflächenna-

hen Untergrund. Grundsätzlich versucht sie hiermit einer graphischen Überlastung der Kar-

te entgegenzuwirken. Auch sollten die Signaturen digital in Graphikprogrammen einsetzbar

sein (KNEISEL et al. 1998). Diese Legende liegt etwa der geomorphologischen Karte des Turt-

manntals, Schweiz, zugrunde (OTTO & DIKAU 2004).

Bereits in der Konzeption der Legendensysteme innerhalb des GMK-Schwerpunktpro-

gramms war die potenzielle Einbindung von EDV-gestützten Systemen zur Verbesserung

der Erstellung und der Anwendbarkeit bedacht worden (BARSCH & STÄBLEIN 1978). Später

wurden verschiedene Ansätze zur digitalen Weiterentwicklung vorgelegt. So etwa von KAM-

MERER (1987) und STROBL (1988), die Digitale Geländemodelle (DGM) auf deren Verwend-

barkeit für geomorphologische Informationssysteme untersuchten. DIKAU (1992) benennt

Aspekte einer geomorphologischen Basiskarte (digital base map), während LEHMEIER & KÖ-

THE (1992) die Stellung der Geomorphologie in geowissenschaftlichen Infomationssystemen

anerkennen. Insbesondere die weitergehende Anwendbarkeit (vgl. etwa DIKAU 1990 für die

Abschätzung der Rutschungsanfälligkeit von Hängen) steht hierbei im Vordergrund:

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2 Theoretischer Hintergrund

„[. . . ] to store the contents of geomorphological maps [. . . ] in several data layersand to enable regional planners to select any combination of the data layers andto ask questions before making a decision.“( KERTESZ & MARKUS 1992: 385)

Viele Autoren untersuchten zudem die Einbindungs- und Auswertungsmöglichkeiten

von digitalen Datenquellen bzw. neuen Kartiermöglichkeiten (etwa EMBLETON 1990, SMITH

et al. 2006 für Fernerkundung, ASSELEN & SEIJMONSBERGEN 2006 für Laser-DGM). Auch ex-

plizit GIS-fähigere (vgl. Kapitel 2.5) Legenden wurden konzipiert und angewendet (vgl. RO-

THENBÜHLER 2000, OTTO & DIKAU 2004, GUSTAVSSON et al. 2006, vgl. ergänzend OTTO et al.

2004).

Die innerhalb der Bundesrepublik Deutschland nach der GMK-Legende im Rahmen des

DFG-Schwerpunktprogramms kartierten Blätter sind in Form eines WebGIS (vgl. Kapitel 2.5)

im Internetportal „GMK.digital“ (verfügbar unter http://gidimap.giub.uni-bonn.de/

gmk.digital/home.htm, zuletzt abgerufen am 19.01.2007) als skalierbare aber statische

Rasterbilder in Form von Web Map Services12 (WMS) verfügbar.

2.5 Geographische Informationssysteme

Geographische Informationssysteme (abgekürzt GIS, häufig auch GI-Systeme) können nach

BILL & FRITSCH (1997: 5) als Systeme betrachtet werden, welche sich aus den Komponenten

Hardware, Software, Daten und Anwendungen/Anwender13 zusammensetzen. Sie dienen

dazu, raumbezogene Daten digital zu erfassen und zu redigieren, jene Daten zu speichern

und zu reorganisieren. Des Weiteren können Daten unter Verwendung von GI-Systemen mo-

delliert, analysiert und alphanummerisch sowie graphisch präsentiert werden. Ein GIS kann

auch als spezielles EDV-System verstanden werden (vgl. BILL & FRITSCH 1997) und ist damit

ein wesentliches Werkzeug geographischer Forschung.

12 Auch andere geomorphologische Karten sind als WebGIS verfügbar und erlauben mehr Benutzerinterakti-on, als dies GMK.digital bislang erlaubt. Zu nennen sind etwa das WebGIS des Turtmanntals, welches un-ter http://gidimap.giub.uni-bonn.de/grk/frames/index.php?gui_id=grk437 (letzter Abfruf am19.01.2007), oder das WebGIS des SEDAG-Projektes (Sedimentkaskaden alpiner Geosysteme), welchesunter der URL http://gidimap.giub.uni-bonn.de/sedag/frames/index.php?gui_id=sedag (letz-ter Abfruf am 19.01.2007) verfügbar ist.

13 BILL & FRITSCH (1997: 4) benennen bei ihrer allgemeineren und aus der Informatik abgeleiteten Definitioneines Informationssystems nicht die Komponente Anwendungen sondern die Komponente Anwender. Inder schriftlichen (BILL & FRITSCH 1997: 5) Spezialisierung dieser Definition auf den Bereich, der sich mitraumbezogenen Informationen bezieht, wurde aus dem Benutzer die sächliche Anwendungsrealisation. Inder zusätzlich angeführten Abbildung (Abb. 1.2) wird wieder der Anwender als Komponente dargestellt;sie folgt der Definition des allgemeinen Informationssystems (BILL & FRITSCH 1997: 6). Anwendung ist imSinne der verwendeten Definition also immer als Anwendung durch einen Anwender zu verstehen.

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2 Theoretischer Hintergrund

Gegenüber dem Begriff der Computerkartographie lässt sich die Bezeichnung GIS dahin-

gehend abgrenzen, dass eine unterschiedliche Gewichtung der Aspekte Datenanalyse und

-präsentation bei einem GIS zugunsten einer Betonung der analytischen Ausrichtung fest-

zuhalten ist, während dies im umgekehrten Sinne für die Computerkartographie gilt (vgl.

DICKMANN & ZEHNER 1996: 16f). Aktuell scheint sich der Begriff GIS jedoch als dominant

und populärer durchzusetzen (vgl. etwa BILL & FRITSCH 1997: 1), der Begriff Computerkar-

tographie ist weniger gebräuchlich. Dies zeigt sich beispielsweise auch in der Abwesenheit

des Begriffs „computer cartography“ im thematischen Index von neueren Monographien (et-

wa KRAAK & ORMELING 2003, LONGLEY et al. 2001) zum Themenkomplex.

Das Alleinstellungsmerkmal (nach KRAAK & ORMELING 2003: 7) von GIS ist die Möglich-

keit, raumbezogene und nicht raumbezogene Informationen aus verschiedenen Datenquel-

len (eben auch räumlich) zu analysieren, um viele Arten von Fragen auf vielfältige Weise

beantworten zu können.

Von den oben angesprochenen Komponenten eines GIS – Hardware, Software, Daten

und Anwendungen/Anwender – sollen in diesem Kapitel insbesondere der Bestandteil Soft-

ware und Anwendungen betrachtet werden. Aspekte zur „Hardware“ werden detaillierter in

Kapitel 2.7 beleuchtet, der Bereich „Daten“ ist in Kapitel 2.6 vertreten.

Für die Anwendungen – also die Realisation eines Produktes durch ein GIS – sind für die

grafische Ausgabe als Karte letztlich die gleichen Prinzipien ausschlaggebend wie sie in der

klassischen Kartographie gelten (vgl. Kapitel 2.3).

Der Softwaremarkt im Bereich GIS wird im Wesentlichen von den proprietären Produk-

ten der Firma ESRI dominiert, wenn auch kaum verlässliche Daten über die tatsächliche Ver-

breitung vorliegen. Die bekanntesten ESRI-Programme sind die Software ArcView und das

Framework ArcGIS, die in vielen Bereichen zu Quasi-Standards avancieren konnten. Weite-

re bekanntere GIS-Produkte sind GRASS-GIS, uDig oder SAGA GIS. Auf eine ausführlichere

Liste verfügbarer Software wird hier verzichtet, da jene immer unvollständig bleiben müsste

und sehr schnell ihre Aktualität eingebüßt hätte. Wesentlicher sind allerdings die Funktio-

nen, die derzeitige GIS-Software Pakete beinhalten, sei es von Haus aus oder über zusätzli-

che Erweiterungen.

Die meisten gängigen Produkte sind in der Lage, Vektor- wie Rasterdaten zu verarbeiten,

und bieten verschiedene Analyse- oder Darstellungsoptionen der Daten an. Digitalisierfä-

higkeiten sind ebenso häufig integriert wie statistische Auswertungen, räumlich-arithme-

tische Operatoren etc. (vgl. GOODCHILD 2004). Die meisten Produkte bieten zudem die Mög-

lichkeit, weitere Funktionen zu ergänzen, wenn für bestimmte Anwendungszwecke weite-

re Funktionalität erforderlich ist. Diese Ergänzungen werden entweder über Scriptsprachen

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2 Theoretischer Hintergrund

oder über direkte Einflussnahme auf den Quellcode der Programme realisiert; so etwa bei

Open-Source-Software oder freier Software (vgl. LONGLEY et al. 2001).

Heutige Fähigkeiten der GIS-Programme sind äußerst differenziert und umfangreich:

„Over time, the range of functions performed by GIS has grown exponentially, andtoday it is reasonable to think of a GIS as able to perform virtually any conceivableoperation on data obtained from maps.“( GOODCHILD 2004:709)

Eine Differenzierung, die man für GIS-Softwareprodukte treffen kann, ist die nach der

Ausprägung als Desktop- oder WebGIS (vgl. LONGLEY et al. 2001: 168f, vgl. a. Abb. 2.24).

Während ein DesktopGIS in der Regel auf einem Arbeitsplatzrechner installiert wird (dies

verursacht Kosten für Hardware, Software, Installation, Wartung und Schulung), um dann

räumliche Daten zu bearbeiten, ist bei einem WebGIS die eigentliche Applikation in der

Regel zentral (etwa auf einem Server, vgl. WILK 2006 d) installiert, und viele Nutzer kön-

nen mittels eines einfachen Programms (häufig ein Browser) unter Verwendung eines In-

tranets oder des Internets darauf zugreifen (einige der o. a. Kosten entstehen hierdurch nur

einmalig, bzw. überhaupt nicht). Jedoch ist die Funktionalität bei WebGIS-Anwendungen

häufig mehr auf den präsentierenden Teil eines GIS ausgerichtet (auch hier gibt es natür-

lich Ausnahmen), während derzeit ein Großteil der analytischen Funktionen weiterhin über

DesktopGI-Systeme gehandhabt wird (vgl. STORCH 1998).

Im Zuge neuerer und sehr populärer DesktopGIS-Anwendungen wie etwa Google Earth14

oder NASA World Wind15 und den Internet-Technologien, die häufig als Web 2.0 beschrieben

werden (vgl. Kapitel 2.7, vgl. O’REILLY 2005, BEHME 2006, HEISE & HEISE 2006), löst sich die

strikte Trennung in Desktop- und Web-Anwendungen jedoch zunehmend auf.

Lokal installierte Systeme (neben den zuvor genannten auch die klassischen GIS-Pro-

gramme wie ESRI ArcMap oder uDig) greifen auf Daten im Internet zu, während WebGIS-

Realisationen eine Benutzerschnittstelle anbieten, die nicht nur visuell ähnlich zu klassi-

schen Desktop-Applikationen ist (vgl. etwa GARRETT 2005). Der asynchrone Informations-

fluss zwischen anfragenden Klienten und Servern im Internet – mit Akronymen wie AJAX16

und AHAH17 beschrieben – erlaubt im Wesentlichen eine Benutzerführung wie bei Desktop-

14 Zu beziehen unter: http://earth.google.com/, letzter Zugriff 13.01.2007.15 Zu beziehen unter: http://worldwind.arc.nasa.gov/, letzter Zugriff 13.01.2007.16 AJAX ist die Abkürzung für Asynchronous JavaScript and XML und beschreibt die Technik, mit einer cli-

entseitigen Technologie, JavaScript, eine nicht synchronisierte Anfrage an einen Server zu richten, der eineAntwort in der Auszeichnungssprache XML zurückliefert.

17 AHAH ist die Abkürzung für Asynchronous HTML and HTTP und beschreibt die Technik, mit einer clientsei-tigen Technologie, JavaScript, über das HTTP-Protokoll eine nicht synchronisierte Anfrage an einen Serverzu richten, der eine Antwort in HTML zurückliefert

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.24: Desktop- und Intranet/Internet GIS Paradigmen (Quelle: leicht verändert nachLONGLEY et al. 2001: 168)

applikationen. Des Weiteren gleicht sich auch die Funktionsvielfalt mehr und mehr derjeni-

gen klassischer GIS-Programme an.

Während sich einerseits die Forschungsfragen im Kontext Geographischer Informations-

systeme mit eben der zukünftigen technischen Weiterentwicklung auf diesem Bereich be-

schäftigen – WebGIS-Anwendungen haben nach Einschätzung von LONGLEY et al. (2001)

und BSMF (2003, „Internetportale“) ein enormes Potenzial – gibt es daneben zusätzlich

fachliche Fragestellungen, welche die Wissenschaft der Geographischen Informationssyste-

me, „GIScience“ nach GOODCHILD (2004), zu stellen und zu diskutieren hat. Hierzu zählen

nach GOODCHILD (2004: 712) eine deutlichere Betonung der Prozesse durch Methoden und

Werkzeuge mit GIS-Charakter. Seiner Ansicht nach ist der Faktor Zeit auch in gegenwärtigen

GI-Systemen unterrepräsentiert in der Wissenschaft, wohingegen bisher die geographische

Form, als singulärer Aspekt, wesentlich mehr Interesse erhielt. GOODCHILD (2004) fordert et-

wa die Schaffung von Standards für temporale und prozesshaftige Objekte (vgl. GOODCHILD

2004: 712).

FOODY (2001) ergänzt als offene Fragestellung die Klärung und Untersuchung räumlicher

Zusammenhänge in dem Sinne, dass zwar klar sei, dass alle Dinge miteinander in Beziehung

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2 Theoretischer Hintergrund

stünden, dieses für nahe beieinander liegende Objekte jedoch in stärkerem Maße gelte18 (ei-

ne implizite Analogie zu „globalen und lokalen Faktoren“, vgl. a. PHILLIPS 1999). Er fragt

konkret etwa nach der Beeinflussung der Ergebnisse räumlicher Analyse durch vorweg ge-

troffene Grenzentscheidungen des Untersuchungs- und Modellierungsgebietes.

Wesentliche Grundlage von jedwedem GIS sind Daten; neben speziellen Sachdaten ins-

besondere Geodaten, denen sich das Kapitel 2.6 widmet.

2.6 Geodaten und ihr Markt

Gemäß der Definition eines GI-Systems (BILL & FRITSCH 1997: 5ff, vgl. Kapitel 2.5) ist „der

wesentlichste“ (BILL & FRITSCH 1997: 159) Bestandteil von GIS der Datenbestand.

Daten bezeichnet hier die Mehrzahl des Begriffs Datum, welcher dem lateinischen Wort-

ursprung (Singular datum, Plural data) nach Gegebenes bezeichnet. BILL & FRITSCH (1997:

2) definieren Daten als die quantitative und qualitative Beschreibung von Eigenschaften von

Einheiten oder Objekten des gerade betrachteten Interessengebietes. Damit sind Daten die

kodifizierte und objektgebundene Form von Informationen, welche ihrerseits als Wissen

oder Nachricht verstanden werden können. Daten – als Repräsentation von Wissen – kön-

nen zwischen Anbietern und Abnehmern transferiert werden (HOLZINGER 2002: 42, vgl. a.

Abb. 2.25 auf der nächsten Seite).

Geodaten sind Daten im oben aufgeführten Sinne, die geographisches Wissen transpor-

tieren können. Faktisch bedeutet dies, dass neben sachlichen Attributen bei Geodaten auch

räumliche Informationen enthalten sind. Diese können etwa die Lage im Raum und auch

die geometrisch-topologische Ausgestaltung (also Dimensionen oder Nachbarschaften) des

beschriebenen Objektes sein (vgl. etwa BILL & FRITSCH 1997, BARTELME 2005).

Viele Geobasisdaten (etwa topographische Karten oder auch Luftbilder) werden von den

Vermessungsämtern der Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland bereitgestellt (vgl.

etwa LVERMA NRW 2005); Geofachdaten sind in der Regel über die entsprechenden Landes-

ämter (etwa Geologische Landesämter oder Umweltämter) zu beziehen.

Um Geodaten tatsächlich nutzbar zu machen und „einseitige und monolithische“ (GREVE

& KIEHLE 2006: 28) IT-Systeme aufbrechen zu können, gibt es das System der Geodatenin-

frastruktur (GDI) auf Länder- und Bundesebene (vgl. REINDL 2004). Wesentlicher weiterer

Produzent und Halter von Geodaten sind die Kommunen (vgl. GREVE & NAUJOKAT 2003).

18 „[. . . ] TOBLER’s First Law of Geography (TOBLER 1970, SUI 2004): ‚All things are related, but nearby thingsare more related than distant things.‘“ (GOODCHILD 2004: 710)

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2 Theoretischer Hintergrund

Abbildung 2.25: Wissen, Information und Daten: Flüsse zwischen Anbieter und Abnehmer (Leicht ver-ändert nach HOLZINGER 2002: 42)

Gerade weil Geodaten eine hohe Bedeutung beigemessen wird – nach BSMF (2003: 8) ha-

ben 80 % aller kommunalen Entscheidungen einen wenigstens impliziten Raumbezug –, sie

aber gleichzeitig häufig ineffizient genutzt werden (vgl. etwa GREVE & NAUJOKAT 2003), hat

die Aktivierung der Geoinformation ein großes Marktpotenzial für verschiedenste Bereiche

(vgl. FORNEFELD & OELFINGER 2001, FORNEFELD & OELFINGER 2002, FORNEFELD et al. 2003,

FORNEFELD et al. 2004).

Wesentliches Merkmal einer tatsächlichen Nutzung von Geodaten und deren Inwertset-

zung ist die Standardisierung etwa von Austauschformaten. Nach REINDL (2004: 6) ist die

Einhaltung von Standards19 obligatorische Voraussetzung. Gerade auch die Zusammenar-

beit und gegenseitige Anpassung der Normen garantiert möglichen Austausch (vgl. GREVE

& KIEHLE 2006, WILK 2006 b) ebenso wie die Dokumentation von Quasi-Standards (etwa die

von Google Earth verwendete Keyhole Markup Language (KML), vgl. WILK 2006 a, b, c).

Die tatsächlichen Produkt- und Anwendungsrealisationen, die aufbauend auf Geodaten

entwickelt werden, sind vielfältig:

„Stadtpläne im Internet, Landkarten auf einer CD und dreidimensionale Wetter-karten im Fernsehen bieten Geoinformationen in zeitgemäßer – und daher auchdigitaler – Form an. Der Wunsch, Karten und Pläne digital verfügbar zu machenoder sie in dieser Form nutzen zu können, steht sehr oft am Beginn einer inten-siven Auseinandersetzung mit Geoinformation. [. . . ] Karten und Pläne in ihrer

19 Etwa die Standards des Open Geospatial Consortiums (OGC) oder diejenigen von nationalen (DIN), euro-päischen (CEN) oder internationalen (ISO) Normierungsinstitutionen.

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2 Theoretischer Hintergrund

digitalen Form treten uns heute in vielerlei Produkten der Informationstechnolo-gie entgegen, und dies nicht nur in traditionell von Geoinformation bestimmtenAnwendungen. Das Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten hat längst denSiegeszug auch im privaten Bereich angetreten.“( BARTELME 2005: 5f)

2.7 Informationstechnologie

Die Informationstechnologie (häufig auch Informationstechnik, englisch Information Tech-

nology, abgekürzt meist IT) ist nach KERSKEN (2004, 2005) ein Synonym für den traditio-

nelleren deutschen Ausdruck der elektronischen Datenverarbeitung (EDV). Datenverarbei-

tung umfasst die Aufnahme, Speicherung und Manipulation von Informationen, die ihrer-

seits Werte sind, die im Zusammenhang mit beliebigen Sachverhalten angelegt werden oder

anfallen (vgl. a. Kapitel 2.6).

Elektronische Datenverarbeitung betont die Verarbeitung dieser Daten auf elektronische

Art, das heißt, dass zur Verarbeitung auf elektronisch gesteuerte Arbeitsmittel (etwa einen

Computer) zurückgegriffen wird. Informationstechnologie betont einen wissenschaftlichen

Aspekt (griechisch logos ≈ Geist / Lehre / Verstand), während Informationstechnik einen

deutlicher Produkt- und Hardware-orientierten Charakter hat (vgl. KERSKEN 2004, 2005).

Im Folgenden sollen neuere informationstechnologische Produkte und Verfahren zur

Datenaufnahme, Speicherung und Manipulation aufgeführt werden. Hierbei steht der tech-

nische Aspekt im Vordergrund. Des Weiteren sollen aber auch Ansätze zur Austauschfä-

higkeit / Interoperabilität der Technologien diskutiert werden, ein kommunikatorischer

Aspekt im Sinne von HOLZINGER (2002: 22). HOLZINGER (2002) spricht im Zuge des Zu-

sammenwachsens von Informationstechnik, Telekommunikation und Medien hierbei von

Informations- und Kommunikationstechnik (IuK).

Die informationstechnologischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte erlauben etwa fol-

gende Techniken der Datenaufnahme, die hier auszugsweise aufgeführt werden. So sind et-

wa – relevant insbesondere auch für den geowissenschaftlichen Bereich – Daten über passive

Fernerkundung (Luft- oder Satellitenbilder) oder aktive Fernerkundung (Radar- oder Laser-

scans) zu erheben (vgl. ASSELEN & SEIJMONSBERGEN 2006, BOCCO et al. 2001, SMITH et al.

2006).

Gerade auch der Einsatz von terrestrischen Laserscans stellt dem Forscher sehr genaue

Daten, später interpretierbar als Abbild der räumlichen Gestaltausprägung der Erdoberflä-

che, zur Verfügung. Der Einsatz von Sensornetzwerken (vgl. PAULSEN & RIEGER 2006) oder

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2 Theoretischer Hintergrund

RFID20-Technologien (vgl. BSI 2004) bedeutet die Verwendung von ebenso effizienten wie

zuverlässigen Datenquellen mit deutlich informationstechnologischem Hintergrund.

Die digitale Speicherung von Daten in Datenbanken, die über Datenbankmanagement-

systeme (DBMS) verwaltet werden, ist gegenüber anderen potenziellen Möglichkeiten der

Speicherung (etwa ausschließlich dateisystembasierten Varianten) in wesentlichen Berei-

chen mit klaren Vorteilen ausgestattet. So minimieren Datenbanken potenziell Redundanz

und Inkonsistenz der Daten, erlauben differenziertere Zugriffsmöglichkeiten auch für meh-

rere Benutzer und sorgen für Validität und Integrität der Daten (etwa über Transaktionen).

Auch große Datenmengen, die im Zuge der Weiterentwicklung der Erhebungsmethodik an-

fallen, können verwaltet werden. Des Weiteren lässt sich die physische Verteilung der Daten

(etwa über verteilte Datenbanken) auf verschiedene Rechner realisieren (vgl. BRAUSE 2005:

144f).

Neben der Manipulation bzw. Veränderung von Geodaten im Besonderen (vgl. Kapitel

2.5 zu GIS-Funktionen) sind Daten generell sehr einfach zu bearbeiten, wenn sie zuvor in-

nerhalb einer Datenbank abgelegt wurden. Der Teilbereich der Data Manipulation Language

(DML) der strukturierten Abfragesprache SQL (Structured Query Language), der etwa sor-

tierte Abfrage, Aktualisierung oder etwa Löschen von Datensätzen erlaubt, ist in den meis-

ten Datenbanken integriert. Auch bieten die gängigen DBMS die Möglichkeit, bereits auf der

Datenbankebene eigene Methoden (Funktionen, Prozeduren) zu definieren. Des Weiteren

bieten viele Programmiersprachen Schnittstellen zu Datenbanken, so dass auch hier gene-

rell alle gewünschten Operationen auf Daten umsetzbar sind (vgl. BRAUSE 2005:150).

Bestandteil der Informationstechnik sind auch Informationsarchitekturen, die den Auf-

bau der einzelnen Komponenten und deren Schnittstellen umfassen. Insbesondere das Me-

dium Internet, letztlich auch eine spezielle Art von Informationsarchitektur (vgl. HOLZINGER

2004), mit seiner extrem verteilten Datenhaltung ist von enormer Bedeutung für die Infor-

mationstechnologie (vgl. BARTELME 2005: 10). Die informationstechnologischen Grundla-

gen des Internets – Hypertext Transfer Protocol (HTTP), File Transfer Protocol (FTP) oder

etwa das World Wide Web (WWW) und andere (vgl. etwa BRAUSE 2005: 116f) – bilden auch

die Basis für neuere Internet- oder WebGIS-Anwendungen.

In der Informatik werden aktuell insbesondere Interoperabilitätsaspekte zwischen ein-

zelnen Anwendungen diskutiert. QUADT & PLÜMER (2006) unterscheiden hierbei die folgen-

den vier Ebenen:

20 RFID = Radio Frequency Identification. Automatische Funkerkennung etwa zur raumzeitlichen Lokalisie-rung von Objekten. Ein Einsatz von RFID ist nach BSI (2004: 66) etwa im Bereich von Umweltmonitoringund Sensorik denkbar.

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2 Theoretischer Hintergrund

Datenaustauschebene: Die älteste und eingängigste Art der Interoperabilität. Datenaus-

tausch findet in Formaten wie CSV, XML oder deren Anwendungen (etwa GML) statt.

Modellierungsebene: Abstraktere Ebene, die verlangt, dass Daten so modelliert werden,

dass Austausch unproblematischer möglich ist (also etwa dem ISO 19107 Standard

Spatial Schema folgend).

Visualisierungsebene: Datenaustausch über graphisches Abbild der Daten. Der Verlust an

semantischer Information wird durch einfache Kombinationsmöglichkeit ausgegli-

chen.

Dienste- bzw. Funktionsebene: Hierbei werden nicht die Daten selber ausgetauscht, son-

dern gekapselte Funktionen an definierten Schnittstellen angeboten

(vgl. QUADT & PLÜMER 2006: 2f).

Aber nicht ausschließlich Geodaten sollten interoperabel austauschbar sein, dies gilt

für jedwede Art von Information. Grundlage etwa für den aktuell stark diskutierten Aus-

prägungstrend von Applikationen aus dem Internet – zusammengefasst häufig unter dem

Schlagwort „Web 2.0“ (vgl. O’REILLY 2005, HEISE & HEISE 2006) in einem „semantischen

Web“ (vgl. O’REILLY 2005, HOLZINGER 2004) – ist eben die Offenlegung von Informations-

schnittstellen verschiedener einzelner Applikationen, die nun in sogenannten „Mash-Ups“

(also in unter Umständen unintendierten Wiederverwendungen) einen Mehr- und Neuwert

als Plattformen erzielen (O’REILLY 2005, WARTALA 2006 a, b).

2.8 Zusammenfassung des Kapitels

Die geomorphologische Karte ist eines der Hauptwerkzeuge der geomorphologischen Wis-

senschaft, welches spezielle Geodaten visualisiert. Gleichzeitig ist die geomorphologische

Karte ein Verkaufsprodukt und ein Speicher für fachspezifisches Wissen. Dieses Wissen ist

nicht nur in der Geomorphologie und der Geographie, sondern auch in anderen Nachbar-

wissenschaften und auch in angewandten räumlichen Fachbereichen von großer Bedeu-

tung.

Die Geomorphologie als Raumwissenschaft benötigt zur Publikation und Diskussion ih-

rer Ergebnisse und Annahmen die geomorphologische Karte. Tatsächlich scheint jene ein

sine qua non zu sein. Des Weiteren ist geomorphologische Forschung zur Erläuterung der

Genese der Erdoberflächenformen immer auch historische Wissenschaft, die durch die ab-

duktive Form des logischen Schlusses notwendigerweise Unsicherheiten in ihren Ergebnis-

sen vorhalten muss. Der Weg zur letztlichen Aussage dieser Wissenschaften muss nachprüf-

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2 Theoretischer Hintergrund

bar sein, und die geomorphologische Karte (zusammen mit weiterführenden Erläuterungen

zu ihrer Entstehung), welche Fakten, Hypothesen und Deutungen darstellt, scheint prädes-

tiniert für diese Aufgabe.

Dynamik in ihrer inhaltlichen und paradigmatischen Ausrichtung ist ein weiteres Merk-

mal der Geomorphologie. Ein Werkzeug wie die geomorphologische Karte sollte daher in

der Lage sein, möglichst auch wissenschafts- oder erkenntnistheoretische Veränderungen

mittragen zu können.

Das in Kapitel 2.4.2 vorgestellte Baukastensystem (vor allem nach LESER & STÄBLEIN

1975) scheint ein angemessenes System zur Darstellung der Geomorphologie eines Raumes

zu sein, welches gleichzeitig flexibel genug ist, um auch künftigen inhaltlichen Schwerpunk-

ten der Geomorphologie gerecht werden zu können.

Aktuelle Trends der Kartographie (etwa neuere Visualisierungsarten und Ausgabeformen

kartographischer Produkte), der Geographischen Informationssysteme (etwa temporale Ob-

jekte, WebGIS) und der Informationstechnologie (neue Techniken zur Datenaufnahme, Por-

tallösungen im Internet und Interoperabilität) sollten jedoch zur Weiterentwicklung des geo-

morphologischen Kartenwerks diskutiert und bewertet werden.

In den Nachbarwissenschaften Geologie und Pedologie sind jene Ansätze bereits zum

Teil umgesetzt worden, und auch für die Geomorphologie scheint sich ein großes Potenzial

abzuzeichnen.

Das nachfolgende Kapitel erläutert die methodische Vorgehensweise bei der empiri-

schen Erhebung innerhalb dieser Arbeit, deren Ziel die Ergänzung und Konkretisierung der

theoretischen Aspekte ist.

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3 Methodik

Im folgenden Kapitel wird die methodische Herangehensweise innerhalb dieser Arbeit vor-

gestellt. Dargelegt wird, wie unter Zuhilfenahme qualitativer und empirischer Methoden aus

dem Bereich der Sozialforschung den Fragestellungen der Arbeit nachgegangen wird.

Für den Bereich der Empirie wird sowohl dargelegt, warum der nämliche Ansatz ge-

wählt wurde, als auch, wie der eigentliche Forschungsablauf sich darstellt. Zunächst wird die

tatsächliche Vorgehensweise aufgeführt, anschließend jene begründet. Weitere wesentliche

Merkmale der Methode werden in den folgenden Kapiteln erläutert, so etwa der Prozess der

Auswahl der Experten, die Datenerhebung und auch die Datenauswertung und -analyse.

Dieses Kapitel schließt mit einer Erwähnung von allgemeineren Gütekriterien qualitati-

ver Sozialforschung, die auch auf diese Arbeit angewandt werden können.

3.1 Vorgehensweise

Um sich dem Untersuchungsgegenstand der geomorphologischen Kartographie (vgl. auch

Kapitel 1) methodisch zu nähern, wird in dieser Arbeit auf Verfahren und Vorgehensweisen

der qualitativen Sozialforschung zurückgegriffen, die wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn

erlaubt, ohne dabei „den Weg zu sinnvollen Quantifizierungen, aber auch ohne in Beliebig-

keit, Verwaschenheit, Unkontrollierbarkeit [. . . ]“ (MAYRING 2002: 9) zu verfallen.

Die Erhebungen innerhalb dieser Arbeit sind qualitativer Natur, das heißt, um dem Un-

tersuchungsgegenstand näher zu kommen, werden qualitativ-empirische Ansätze verwen-

det. Diese betonen historische und entwicklungsmäßige Aspekte, wollen Gegenstände auch

durch Intentionen, Ziele und Zwecke verstehen und sie lassen auch ein induktives Vorge-

hen explizit zu (vgl. MAYRING 2002: 12). Die geomorphologische Karte ist ein kommunika-

torisches Produkt, welches seit einigen Jahren einer tiefer gehenden Weiterentwicklung und

Neuanpassung thematischer und technischer Art harrt (vgl. Kapitel 2.4.2 zur Entwicklungs-

geschichte der GMK). Es stellt sich die Frage, warum dies so ist, und ob dies so bleiben wird.

Um sich dieser Frage und weiteren verwandten Aspekten nähern zu können, erscheint es

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3 Methodik

sinnvoll und angemessen, Experten aus den verschiedenen Themenbereichen um die geo-

morphologische Kartographie zu befragen.

Wenn qualitative Aussagen der Art „Dies ist das Potenzial“ und „Dieses sind mögliche

Grenzen oder Rahmenbedingungen“ das Ziel der Arbeit sind, verbietet es sich, ausschließ-

lich quantitative Methoden anzuwenden. Stattdessen werden in der vorliegenden Arbeit Me-

thoden verwendet, die in anderen Bereichen der wissenschaftlichen Geographie bereits seit

längerem verwendet werden, und die mit Lehrbüchern und -veranstaltungen Einzug in die

wissenschaftliche Realität fanden.

„So kann man seit einigen Jahren in den unterschiedlichsten Forschungsbereichenfeststellen, dass eine rein quantitative Vorgehensweise nicht mehr als alleinigesIdeal gilt.“( MAYRING 2002: 9)

Die begriffliche Beschreibung wesentlicher Aspekte des Untersuchungsgegenstandes

steht demnach gegenüber der zählbaren Beschreibung bei der qualitativen Forschung im

Vordergrund.

„Wenn man messen und in Zahlen ausdrücken kann, wovon man spricht, weißman etwas darüber; und wenn man es nicht messen und in Zahlen ausdrückenkann, ist das Wissen darüber mager und unzufriedenstellend.“( LORD KELVIN, zitiert nach DERRY 2001: 138)

Entgegen der Aussage von LORD KELVIN ist es die Grundposition der qualitativen For-

schung, dass auch ohne gemessene Werte das Wissen durchaus nicht „mager“ oder „unzu-

friedenstellend“ ist:

„Für die Methodik bedeutet dies: weg von den Zahlen, den Statistiken, den Mittel-werten, den Korrelationskoeffizienten, hin zu Texten und zu Kontexten. Die Rah-menbedingungen, in denen Wahrnehmungen, Meinungen und Handlungen vonMenschen entstehen und geäußert werden, stehen hier im Vordergrund.“( REUBER & PFAFFENBACH 2005: 107, Hervorhebungen im Original)

Die allgemeine Vorgehensweise innerhalb der Arbeit kann als mehrheitlich qualitativ

ausgeprägt angesehen werden, die konkreten Vorgehensschritte können wie folgt charak-

terisiert werden:

• Erlangung von theoretischem Hintergrundwissen zum Themenkomplex,

• Problembenennung und -differenzierung,

• Auswahl adäquater wissenschaftlicher Technik,

• Erhebung von qualitativem Material,

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3 Methodik

• Rückkopplung in Bezug auf das Problem auch während der Erhebung,

• Materialauswertung,

• Materialinterpretation.

Ziel ist – im Sinne von GLÄSER & LAUDEL (2006: 13) – ein systematisches und weniger

intuitives methodisches Vorgehen.

Oben aufgeführte Schritte können als „Untersuchungsplan“ (MEYRING 2002: 40) der Ar-

beit angesehen werden. Unterschieden vom Untersuchungsdesign oder -plan werden nach

MEYRING (2002: 40f) die konkreten Untersuchungsverfahren, welche der folgende Abschnitt

erläutert.

3.2 Auswahl der Methodik

Eine Literaturanalyse alleine ist unzureichend – so das Postulat – um den Fragestellungen

der Arbeit umfassend nachzugehen. Das Wissen und die Einschätzungen von Personen mit

speziellem Wissen ist hilfreich, um eine fundiertere Einschätzung des Potenzials treffen zu

können.

„Überall dort also, wo schon einiges über den Gegenstand bekannt ist, überalldort, wo dezidierte, spezifischere Fragestellungen im Vordergrund stehen, bietetsich diese Methode [das Experteninterview, Anm. d. Verf.] an.“( MAYRING 2002: 70)

Es gibt wenig/keine vergleichbaren Studien im Bereich der Geowissenschaften, jedoch

lässt das Ziel der Arbeit vermuten, dass die entscheidenden Aussagen mittels offener und

qualitativer Methoden eher gefunden werden als mit geschlossenen und quantitativen Me-

thoden.

Die Form des offenen Interviews in der Ausprägung als Experteninterview wurde ge-

wählt, um Einschätzungen und Meinungen von Wissenshaltern einfließen zu lassen.

3.3 Experteninterviews

Nach POHL (1998: 104) sind Experteninterviews eine besondere Form des offenen Inter-

views und damit ein qualitatives Untersuchungsinstrument. Experten sind Personen, die

über „Spezialwissen und Spezialfähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet verfügen“, die

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3 Methodik

häufig Zugang zu „Informationen haben oder verantwortlich sind für Entwurf, Durchfüh-

rung oder Kontrolle einer Problemlösung“ (POHL 1998: 104f). Das untersuchte Expertenwis-

sen dient als Ergänzung zur eigenen Literaturrecherche, steht im vorliegenden Fall jedoch

auch im Zentrum der Forschung. In Bezug auf den Untersuchungsgegenstand der geomor-

phologischen Karte und ihrer Weiterentwicklung werden die Aussagen und Einschätzungen

der Experten als fundamental wichtig eingeordnet. So sind die befragten Experten sowohl

auf ihr „Betriebswissen“ als auch auf das „Kontextwissen“ angesprochen worden (vgl. MEU-

SER & NAGEL 1991: 446, POHL 1998: 105).

Das problemzentrierte Interview ist charakterisiert von mittlerer Offenheit (REUBER &

PFAFFENBACH: 130, vgl. a. LAMNEK 1995: 70ff):

„Mit dem Einsatz von ExpertInneninterviews wird – forschungslogisch – das Inter-esse verfolgt, Strukturen und Strukturzusammenhänge des ExpertInnenwissens /handelns zu analysieren .“( MEUSER & NAGEL 1991:447)

Die Durchführung des Interviews sollte möglichst leitfadengestützt erfolgen, da dies so-

wohl dem thematisch begrenzten Interesse des Forschers, als auch dem Expertenstatus des

Gegenübers gerecht wird. Gerade auch der Leitfaden gewährleistet (paradoxerweise) die ge-

forderte Offenheit des Gesprächs, da dessen Erstellung vom Forscher eine intensive Befas-

sung mit den Themen voraussetzt (vgl. MEUSER & NAGEL 1991: 448f).

„Erfüllungsbedingung [für die Gewährleistung der Offenheit durch einen Leit-faden, Anm. d. Verf.] ist es allerdings, daß – obwohl in die Leitfadenkonstrukti-on Annahmen über den inhaltlichen Zusammenhang von Themen im Sinne derSachaffinitäten eingehen – der Leitfaden nicht als zwingendes Ablaufmodell desDiskurses gehandhabt wird.“( MEUSER & NAGEL 1991:449)

3.4 Auswahl der Experten

Entsprechend den von der vorliegenden Arbeit angeschnittenen Themen war es Ziel, bei der

Auswahl geeigneter Experten möglichst jedes als zentral erkanntes Themengebiet vertreten

zu haben. Daher sollten sowohl Geowissenschaftler (insbesondere Geomorphologen), als

auch Kartographie- bzw. GIS-kundige und auch Experten aus dem Bereich der Informati-

onstechnologie befragt werden. Wichtig war es, eine etwa gleichwertige Verteilung von Ex-

perten mit expliziter Erfahrung im Bereich praktischer geomorphologischer Kartierung, als

auch solche Experten ohne diese Vorerfahrung zu erreichen.

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3 Methodik

Tabelle 3.1: Übersicht über geführte Experteninterviews (Quelle: eigene Darstellung, 2007)

Name des Interviewten Datum, Ort (Minuten) Leitfaden(Anhang)

Transkript(Anhang)

EI 1 Otto, Jan-Christoph 09.10.2006, Bonn (30) A-01 A-02

EI 2 Dikau, Richard 10.10.2006, Bonn (65) A-03 A-04

EI 3 Greve, Klaus 17.10.2006, Bonn (60) A-05 A-06

EI 4 Plümer, Lutz 17.10.2006, Bonn (35) A-07 A-08

EI 5 Otto, Jan-Christoph 18.10.2006, Bonn (55) A-09 A-10

EI 6 LVermA NRW(Böhme, Volker;Röhnelt, Johannes &Kleemann, Susanne)

25.10.2006, Bonn (60) A-11 A-12

EI 7 Friedrich, Klaus 26.10.2006, Wiesbaden (65) A-13 A-14

EI 8 Kneisel, Christof 08.11.2006, Würzburg (60) A-15 A-16

EI 9 Leser, Hartmut 13.11.2006, Basel (75) A-17 A-18

Die Auswahl der Interviewpartner erfolgte sowohl theoretisch begründet, als auch be-

wusst-spezifisch. Theoretisch begründet bedeutet hierbei, dass Personen oder Gruppen aus-

gewählt wurden, die mit Blick auf die Fragestellung Unterschiede erwarten lassen. Bewusst-

spezifisch hingegen bezieht sich auf die Auswahl besonders typischer Fälle, von Schlüssel-

personen und auch von möglichst einfach zugänglichen Fällen – letztgenanntes insbeson-

dere bei begrenzten zeitlichen und/oder personellen Mitteln (REUBER & PFAFFENBACH 2005:

152; letzter Teil vgl. FLICK 1995: 87f).

Im Rahmen der Arbeit wurden 9 Experteninterviews durchgeführt, Tabelle 3.1 führt eini-

ge allgemeine Details zu den Interviews1 auf.

Die Experten nehmen, wie oben erwähnt, in der Untersuchungskonzeption unterschied-

liche Schwerpunktpositionen ein, entsprechend ihres vermuteten inhaltlichen Beitrags zum

Themenkomplex. Der einzelne Experte wird sozusagen „als Repräsentant einer Gruppe (von

Experten [. . . ]) in die Untersuchung einbezogen“ (FLICK 2002: 139).

Nachfolgend aufgeführt sind in Tabelle 3.2 die Experten, deren fachliche Stellung und

der intendierte Schwerpunkt des Interviews. Allen Interviewpartnern wurden auch Fragen

zu den anderen Themen gestellt, um die Offenheit der Interviewsituation zu gewährleisten

und die Möglichkeit eines Inputs von Seiten der Experten wahrscheinlicher zu machen.

Wie Tabelle 3.2 zeigt, sind die inhaltlichen Ausrichtungen der befragten Experten recht

ausgewogen auf die verschiedenen zentralen Bereiche der Arbeit verteilt. Auch die verschie-

1 In der Tabelle 3.1 wird die Abkürzung EI für Experteninterview verwendet.

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3 Methodik

Tabelle 3.2: Übersicht über befragte Experten und deren Zuordnung zu den Themenbereichen mit demSchwerpunkt des Gesprächs. Ein Quadrat – ä – in einer „Themengebiet“-spalte besagt, dassder Experte explizit diesem Thema zuzuordnen ist. Ein in schwarz ausgefüllt dargestell-tes Quadrat – ■ – steht hierbei für den Hauptschwerpunkt. Die Reihenfolge in der Spalte„Themenschwerpunkt“ repräsentiert die in der Arbeit postulierte inhaltliche Zuordnungdes Expertens zu einem Thema, links stehende Themen sind eher Schwerpunktthemen desExpertens als rechts stehende. (Quelle: eigene Darstellung, 2007)

Geow

issen

schaft

Geom

orpholo

gie

Kartogr

aphie/ G

IS

Info

rmatio

nstech

nologi

e

Geom

. Kart

iere

rfahru

ng

Expertenkürzel Themengebiete Themenschwerpunkt

(vgl. Tab. 3.1) (1) (2) (3) (4) (5) (v. li. n. re.: abnehmendeRelevanz)

Otto (EI 1, EI 5) ä ä ä ■ (5), (3), (2), (1)

Dikau (EI 2) ä ■ (2), (1)

Greve (EI 3) ä ■ ä (3), (4), (1)

Plümer (EI 4) ä ■ (4), (3)

LVermA NRW (EI 6) ä ■ (4), (3)

Friedrich (EI 7) ä ä ■ (4), (3), (1)

Kneisel (EI 8) ä ä ■ ä (3), (5), (2), (1)

Leser (EI 9) ä ä ä ■ (5), (2), (3), (1)

denen Themenschwerpunkte, also jene Bereiche, bei denen das tiefgehenste Expertenwis-

sen vermutet wird, sind in etwa gleich auf die Bereiche verteilt. Einzig das übergeordnete

und allgemeinere Thema „Geowissenschaften“ wird nicht als expliziter Schwerpunkt der Ex-

perten angenommen.

Neben inhaltlichen Kriterien war ein weiteres Kriterium die räumliche Nähe zu Bonn, da

dies die logistische Organisation der Termine erheblich vereinfachte und zum Teil einzig er-

möglichte. Die meisten Interviews konnten innerhalb Bonns in den jeweiligen Büroräumen

der Experten durchgeführt werden. Drei Experten wurden zudem außerhalb Bonns aufge-

sucht, da ihnen als Wissensträger in ihren spezifischen Bereichen innerhalb der Arbeit ein

sehr hoher Stellenwert zugeschrieben wird (EI 7, EI 8 und EI 9).

Mit neun Experteninterviews ist die Anzahl an Einzelfällen relativ gering, aus Zeitgrün-

den ließen sich jedoch nicht weitere Interviews durchführen und – noch wichtiger – ent-

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3 Methodik

sprechend detailliert auswerten. Grundsätzlich ist die reine Anzahl an Interviews auch keine

wesentliche Maßzahl für die Güte einer Arbeit:

„Je nach Thema und Rahmenbedingung muss man entscheiden, ob man eherWert auf Breite legt und dabei die Tiefe vernachlässigt, oder umgekehrt.“( REUBER & PFAFFENBACH 2005: 139)

Da in der vorliegenden Arbeit die Tiefe als wichtiger erachtet wird, ist eine Beleuchtung

des Problems dezidiert aus verschiedenen Blickwinkeln durchgeführt worden, und es wurde

darauf verzichtet, zu einem Gebiet mehrere „gleich orientierte“ Interviewpartner zu befra-

gen.

3.5 Datenerhebung

Mit der tatsächlichen Durchführung des Interviews mit dem Experten beginnt die empiri-

sche Datenaufnahme. REUBER & PFAFFENBACH (2005) nennen, Bezug nehmend auf HERR-

MANNS (2000), folgende Punkte als Eckpfeiler für Experteninterviews:

1. Der Gesprächspartner muss Sinn und Zweck des Interviews genannt bekommen.

2. Ziel ist ein gutes Interviewklima, die Entspanntheit des Interviewführenden und das

Anliegen, den Gesprächspartner verstehen zu wollen.

3. Es geht weniger darum, die eigene Position darzustellen, sondern dem Gegenüber

Raum zur Darstellung zu bieten.

4. Fragen sollten möglichst kurz und verständlich formuliert werden.

5. Der Forscher sollte naiv und unwissend sein und sich Begriffe, Vorgänge und Situatio-

nen erklären lassen

(vgl. REUBER & PFAFFENBACH 2005: 133, dort nach HERRMANNS 2000).

„Unabdingbar“ ist nach POHL (1994: 105) für das Gelingen des Gesprächs ein Leitfaden,

auf dem zentrale Themen, Fragen und Probleme aufgeführt sind. Hierbei ist es letztlich dem

Erhebenden freigestellt, ob die Fragen ausformuliert oder stichpunktartig angeführt werden.

Die Formulierung als Stichwortsammlung ist jedoch für einen kreativeren und spontaneren

Interviewverlauf häufig zweckdienlich (vgl. REUBER & PFAFFENBACH 2005: 134).

„Die Problem- und Fragestellungen werden vor Beginn der empirischen Arbeit, al-so vor der Führung der Interviews, analysiert. Die wesentlichen Aspekte werden imInterviewleitfaden zusammengestellt und im Gesprächsverlauf angesprochen.“( REUBER & PFAFFENBACH 2005: 134)

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3 Methodik

Ein Forscher kann nicht völlig ohne Konzepte und Theorien, also objektiv, mit der em-

pirischen Erhebung beginnen, denn entsprechende Ideen und Gedanken sind, wenn auch

nicht zwingend explizit, immer bereits entwickelt (vgl. REUBER & PFAFFENBACH 2005: 134,

dort Bezug nehmend auf LAMNEK 1995: 75).

„Generell sind im Unterschied zu einer Fragebogenerhebung im gesamten For-schungsverlauf Veränderungen des Leitfaden möglich, wenn sich erst im Laufeder Interviews herausstellt, dass z. B. ein oder mehrere bedeutende Aspekte bei derKonstruktion des Leitfadens vergessen wurden oder unrelevante Aspekte enthal-ten sind. Diese Verhalten kann mit der Prozesshaftigkeit qualitativer Forschungbegründet werden.“( REUBER & PFAFFENBACH 2005: 137, Hervorhebung im Original)

Der Interviewleitfaden ist also in keinster Weise ein starres Korsett für die Erhebung. Er

kann sowohl inhaltlich verändert werden, als auch während weiter Teile eines Gesprächs

mehr oder minder vernachlässigt werden, da so dem Kriterium der Offenheit in der Sozial-

forschung Rechnung getragen wird. Die den durchgeführten Interviews zu Grunde liegen-

den Leitfäden sind im Anhang der Arbeit einzusehen (vgl. a. Anhänge A-01, A-03, A-05, A-07,

A-09, A-11, A-13, A-15 und A-17).

Während des Interviews wird üblicherweise eine Tonbandaufnahme vom gesamten Ge-

spräch angefertigt, die zur späteren Auswertung schließlich verschriftet wird.

3.6 Datentranskription

„Durch Erhebungsverfahren versucht man der Realität Informationen zu entlo-cken; dieses Material muss aber erst festgehalten, aufgezeichnet, aufbereitet undgeordnet werden, bevor es ausgewertet werden kann.“( MAYRING 2002: 85)

Es erscheint zur detaillierten Auswertung von Experteninterviews angemessen, dass die

Tonbandaufnahmen der Gespräche in ein schriftliches Format überführt werden. Dieses ge-

währleistet im Mindesten die intersubjektive Überprüfbarkeit der Ergebnisse und Interpre-

tationen, die aus dem erhobenen Material getroffen werden. Auch die spätere Reorganisati-

on und Paraphrasierung des Materials kann eigentlich nur geschehen, wenn ein möglichst

kompletter Anfangsbestand dokumentiert ist:

„Für eine ausführliche Auswertung ist die Herstellung von Transkripten zwar auf-wändig, aber doch unabdingbar“( MAYRING 2002: 89).

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3 Methodik

Wie genau und wie viel transkribiert wird, ist durchaus nicht starr vorgegeben. MAYRING

(2002) etwa plädiert generell eher für ein komplettes Transkript des Gesprächs, während

MEUSER & NAGEL (1991:455) auch anmerken, dass die „Transkription recht kurz und se-

lektiv ausfallen“ kann. In der vorliegenden Arbeit wurden vollständige Gesprächstranskripte

angefertigt, die im Anhang einzusehen sind (vgl. a. Anhänge A-02, A-04, A-06, A-08, A-10,

A-12, A-14, A-16 und A-18).

Grundsätzlich können verschieden genaue Arten von Transkriptionssystemen unter-

schieden werden, die je nach Fragestellung angewendet werden sollten. MAYRING (2002: 90f)

unterscheidet die folgenden Arten wörtlicher Transkription:

Transkription nach IPA: die exakteste Repräsentation des gesprochenen Wortes gemäß

der Vorgaben des Internationalen Phonetischen Alphabets.

Transkription mit literarischer Umschrift: Wiedergabe von Sprachfärbungen des gespro-

chenen Wortes – wie etwa einem Dialekt – im lateinischen Alphabet.

Transkription mit Ubertragung in Schriftdeutsch: Der etwaig vorhandene Dialekt wird

bereinigt, Satzbaufehler behoben, der Stil geglättet, Interjektionen werden entfernt

(vgl. MAYRING 2002: 90f).

Die vorliegende Arbeit transkribiert die Expertenaussagen in einer Variante2 der oben zu-

letzt aufgeführten Art in Schriftdeutsch und dokumentiert sonstige Auffälligkeiten (Pausen,

Betonungen, Stimmhöhen, etc.) nur in Ausnahmen.

„Für geographische Arbeiten, bei denen es in der Mehrheit der Untersuchungenweniger auf die genaue sprachliche Äußerung ankommt, sondern mehr um dieSachinhalte geht, ist eine Transkription in normales Schriftdeutsch üblich.“( REUBER & PFAFFENBACH 2005: 155)

„Da es bei ExpertInneninterviews um gemeinsam geteiltes Wissen geht, haltenwir aufwendige Notationssysteme, wie sie bei narrativen Interviews oder kon-versationsanalytischen Auswertungen unvermeidlich sind, für überflüssig. Pau-sen, Stimmlagen sowie sonstige nonverbale und parasprachliche Elemente wer-den nicht zum Gegenstand der Interpretation gemacht.“( MEUSER & NAGEL 1991: 455)

Diese Transkription betont die Lesbarkeit bei gleichzeitigem Verlust an Authentizität. Die

resultierende Minimierung des Zeitaufwands kompensiert diesen Verlust an Authentizität

(vgl. REUBER & PFAFFENBACH 2005: 157).

2 Die vollständigen Transkripte im Anhang geben möglichst getreu das gesprochene Wort wieder. Die Les-barkeit dieser verschrifteten Aussagen ist zum Teil eingeschränkt, da komplizierte, mehrfach verschachtelteoder unvollendete Sätze in den Aussagen der Gesprächsbeteiligten die Regel waren.

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3 Methodik

Abbildung 3.1: Ablaufmodell des problemzentrierten Interviews (Quelle: leicht verändert nach MAY-RING 2002: 71)

Zu beachten ist aber hierbei, dass eine Übertragung in normales Schriftdeutsch in der

Regel bereits eine erste Interpretation bedeutet. „Das Geschriebene wird dann erneut in-

terpretiert und schließlich liefert man Interpretationen (Auswertung) von Interpretationen

(Transkription) von Interpretationen (die Meinungen und Sichtweisen des Interviewten)“

(REUBER & PFAFFENBACH 2005: 156).

REUBER & PFAFFENBACH (2005) pochen jedoch trotzdem nicht auf übertriebene Genau-

igkeit oder gar einen „Fetischismus“ bei der Transkription, die in keinem Verhältnis mehr

zur Fragestellung steht. Die gesparte Zeit solle man besser in eine fundierte Interpretation

des Gesagten stellen. (REUBER & PFAFFENBACH 2005: 156, dort nach FLICK 1995: 192f).

Der bis dato verfolgte methodische Weg bis zum transkribierten Interview lässt sich, sie-

he Abbildung 3.1, graphisch darstellen.

Die Pilotphase vor Beginn der tatsächlichen Erhebung konnte aufgrund zeitlicher Be-

grenztheit der Arbeit nicht, beziehungsweise nur extrem verkürzt, durchgeführt werden.

Diese Phase, die vor allem dem Test des Fragebogens und der Schulung des Befragers die-

nen soll (vgl. MAYRING 2005), wurde durch ein Vorgespräch mit JAN-CHRISTOPH OTTO (vgl.

Gesprächsleitfaden im Anhang A-01 und Gesprächstranskript im Anhang A-02) und eine

eintägige Interviewerschulung bei Herrn Diplom-Geograph MARCO DANSCHEID, Universi-

tät Bonn, ersetzt.

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3 Methodik

Der nächste methodische Schritt besteht nun in der Auswertung des erhobenen Materi-

als.

„Die Auswertung [der qualitativen Daten, Anm. d. Verf.] selbst ist in vieler Hin-sicht die ‚Black Box‘ der qualitativen Forschung.“( REUBER & PFAFFENBACH 2005: 162)

Diese ‚Black Box‘ soll im nachfolgenden Kapitel geöffnet und – zumindest ansatzweise

– zur ‚Transparent Box‘ transformiert werden. Hierzu wird nun die Vorgehensweise bei der

Analyse dargestellt.

3.7 Datenauswertung und qualitative Inhaltsanalyse

Die transkribierten Interviews, Kommunikationsmaterial im Sinne von MAYRING (2003 b:

468), sind angereichert mit Informationen, die es gilt herauszufiltern. Um die große Menge

an Daten reduzieren zu können, ist es sinnvoll, die Ursprungsdaten, sprich die transkribier-

ten Gespräche, mit einer Methode zu bearbeiten, die die Komplexität des Materials redu-

ziert. Diese Reduktion darf jedoch keine Informationen fälschlicherweise hinzufügen, we-

sentliche Elemente unterschlagen oder die Aussage insgesamt verzerren (vgl. MEUSER & NA-

GEL 1991: 457).

„Das Ziel ist es vielmehr, im Vergleich mit den anderen ExpertInnentexten dasÜberindividuell-gemeinsame herauszuarbeiten, Aussagen über Repräsentatives,über gemeinsam geteilte Wissensbestände, Relevanzstrukturen, Wirklichkeitskon-struktionen, Interpretationen und Deutungsmuster zu treffen.“( MEUSER & NAGEL 1991: 452)

In der Regel geschieht dies in der Form einer Kodierung, Segmentierung und Typisie-

rung des Materials. Die einzelnen Kategorien (manchmal auch Überschriften genannt) ent-

stammen entweder dem Material selber (induktive Kategorienerstellung) oder werden aus

theoretischen Vorüberlegungen von extern an die Daten herangetragen (deduktive Katego-

rienerstellung).

Die vorliegende Arbeit wird hier auch den pragmatischen Mittelweg aus deduktiver und

induktiver Kategorienherleitung wählen, gerade auch, weil „eine der offenen Fragetechnik

[. . . ] angemessene Auswertung [. . . ] das Material nicht mit vorfixierten Themenkatalogen

interpretieren und zusammenfassen“ (SCHMIDT 2003: 447) kann .

„Ein wesentliches Kennzeichen [der qualitativen Inhaltsanalyse, Anm. d. Verf.] istdie Verwendung von Kategorien, die häufig aus theoretischen Modellen abgeleitet

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3 Methodik

sind: Kategorien werden an das Material herangetragen und nicht unbedingt dar-aus entwickelt, wenngleich sie immer wieder daran überprüft und gegebenenfallsmodifiziert werden. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen ist das Ziel hier vor allemdie Reduktion des Materials.“( FLICK 2002: 279)

In der vorliegenden Arbeit sollen zum Zweck der Reduktion von Materialmenge und

-komplexität des Materials Methoden und Vorgehensweisen der qualitativen Inhaltsanaly-

se verwendet werden.

„Qualitative Inhaltsanalyse bezeichnet kein spezielles Verfahren sondern eher ei-ne Reihe von Auswertungsvarianten, die auf Grundlage ähnlicher Prämissen inunterschiedlichen Kontexten entwickelt wurden.“( SEIPEL & RIEKER 2003: 193)

Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung, die „drei Grundformen des Inter-

pretierens“ (MAYRING 2003 a: 58), werden als Techniken genutzt, um das Material zu bear-

beiten. Verstanden, erläutert und schließlich auch interpretiert werden kann das Material

nur in seinem Kommunikationszusammenhang (Wer ist der Sender?, Was ist der Gegen-

stand?, Wer ist Empfänger oder Zielgruppe?, etc.) (MAYRING 2003 b: 471).

Konkret wird versucht, aus den theoretischen Vorüberlegungen (vgl. Kapitel 2) und aus

den tatsächlichen Expertenaussagen einen Katalog an Überschriften zu entwickeln (vgl. Ka-

pitel 4.1), jenen zu gliedern, und anschließend Einzelaussagen passagenweise aus den Inter-

views den gefundenen Kategorien zuzuordnen. Beachtet werden soll an der Stelle der Kate-

gorienbildung in jedem Falle die Vermeidung des inhaltlichen Zirkelschlusses. Des Weiteren

sollen quantifizierende Übersichten erstellt werden (vgl. Kapitel 4.2) und anschließend sol-

len die einzelnen Kategorien expliziter analysiert werden (vgl. Kapitel 4.3).

„Die Auswertungskategorien, die im vorangegangenen Auswertungsschritt ausdem Material heraus gebildet worden sind, werden jetzt also auf das Materialangewendet. Um die Fälle im Hinblick auf dominante Tendenzen vergleichen zukönnen, soll in diesem Auswertungsschritt die Informationsfülle reduziert wer-den.“( SCHMIDT 2003: 452)

Der Ergebnisteil – graphisch in Abbildung 3.2 – dargestellt, versucht also, wesentliche Ka-

tegorien zum Themenkomplex zu entwickeln (erstes Teilziel, E 1), jenen quantitative Häu-

figkeiten der Erwähnung zuzuordnen (zweites Teilziel, E 2) und schließlich die genaueren

Anmerkungen zu den einzelnen Überschriften zu nennen und zueinander in Verbindung zu

setzen (drittes Teilziel, E 3).

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3 Methodik

Abbildung 3.2: Ablaufmodell der empirischen Transkriptauswertung anhand von deduktiv und in-duktiv gefundenen Kategorien (Quelle: eigene Darstellung, 2007)

Auch im Zuge der nachfolgend näher erläuterten Gütekriterien qualitativer Sozialfor-

schung soll die Kategorienbildung auch in den Vorbemerkungen zum Ergebnisteil (vgl. Ka-

pitel 4.1) hergeleitet werden.

3.8 Gutekriterien qualitativer Sozialforschung

Die Frage nach der Güte einer empirischen Arbeit stellt sich auch in der qualitativen Sozial-

forschung. Auch qualitativ orientierte Forschung muss darauf bedacht sein, sich an Gütekri-

terien messen zu lassen. Es können jedoch nicht einfach Maßstäbe quantitativer Forschung

übernommen werden (MAYRING 2002: 140).

STEINKE (2003: 319ff) gibt einen Überblick über verschiedene Herangehensweisen im

Zusammenhang mit der Gütefeststellung qualitativer Forschung, inklusive der Darstellung

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3 Methodik

der postmodernen Ansicht der vollständigen Ablehnung von Gütekriterien. MAYRING (2002:

144ff) nennt insgesamt sechs allgemeine und greifbare Gütekriterien qualitativer Sozialfor-

schung, die auch an diese Arbeit herangetragen werden sollen.

Verfahrensdokumentation: Gerade weil für viele qualitative Untersuchungsgegenstände

und deren Analyse neue Verfahren speziell entwickelt werden, ist es unerlässlich, das

angewendete Verfahren genau zu dokumentieren. Es soll so ermöglicht werden, den

Forschungsablauf nachvollziehen zu können und damit intersubjektiver werden zu

lassen.

Argumentative Interpretationsabsicherung: Natürlich können explizit interpretativ ge-fundene Ergebnisse nicht bewiesen werden:

„Interpretationen spielen eine wichtige Rolle in qualitativ orientierten Ansät-zen. Interpretationen lassen sich aber nicht beweisen, nicht wie Rechenope-rationen nachrechnen.“( MAYRING 2002: 145)

Die argumentative Begründung ist hierzu die Alternative.

Regelgeleitetheit: Zwar ist Offenheit ein wesentliches Merkmal der qualitativen Forschung,

doch auch diese muss sich an gewisse Verfahrensregeln halten und bei der Bearbei-

tung ihres Materials eine regelhafte Systematik walten lassen. Häufig ist dies bereits

mit der Aufteilung des Vorgehens in einzelne Schritte getan, die dann zum Beispiel

auch in Ablaufmodellen dargestellt werden können.

Nahe zum Gegenstand: „Gegenstandsangemessenheit“ (MAYRING 2002: 146) und Nähe

zum Gegenstand sind Leitgedanken für die qualitativ-interpretative Forschung. Zen-

tral ist hierbei auch der Punkt der Erreichung von „Interessenübereinstimmung“ (MAY-

RING 2002: 146) mit den Beforschten.

Kommunikative Validierung: Die Gültigkeit kann auch durch erneute Diskussion mit den

Beforschten entstehen. Es kann ein wichtiger Punkt zur Absicherung von Ergebnissen

sein, wenn sich die Befragten in den Analysen und Interpretationen wiederfinden. Dies

darf nicht das einzige Kriterium sein, doch ist es ein wichtiger Fingerzeig.

Triangulation: Triangulation bedeutet, dass, um das vorliegende Problem zu lösen, auch

alternative Lösungswege angewendet werden sollen. Die Ergebnisse müssen dabei

nicht komplett kongruent sein, da diese Kongruenz nur schwerlich bei den interpreta-

tiven Verfahren erreicht werden kann (vgl. MAYRING 2002: 140ff).

Es wurde des Weiteren versucht, die klassischen Fehler (REUBER & PFAFFENBACH 2005:

133) eines Interviewers zu vermeiden: Planungsfehler (Leitfaden zu lang für die angegebene

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3 Methodik

Zeit), dominierender Kommunikationsstil (suggestive Fragen, bewertende und kommentie-

rende Aussagen), fehlende Geduld beim Zuhören, Unfreiheit beim Umgang mit dem Ge-

sprächsleitfaden.

„Interpretativen Verfahren wird eine besondere Beweislast aufgebürdet, die dermethodischen Kontrolle des Zirkelschlusses. Die Antwort auf diese Problem liegtim Nachweis der Intersubjektivität der Methode: in der Angabe von Prüfkriterienfür die Gültigkeit der Interpretationen.“( MEUSER & NAGEL 1991: 453)

In der kritischen Fehlerbenennung und -analyse (zur Bewertung der Methodik) im An-

schluss an die Präsentation der Ergebnisse (vgl. Kapitel 4.4) wird demnach auch versucht,

die Güte der Arbeit ansatzweise abzuschätzen.

3.9 Zusammenfassung des Kapitels

Die vorliegende Diplomarbeit verwendet sozialwissenschaftliche Methoden, um dem Un-

tersuchungsgegenstand näherzukommen.

Qualitativ erhobene Daten aus Interviews mit ausgewiesenen Experten für die verschie-

denen Teilgebiete, die von der Arbeit angeschnitten werden, sollen qualitativ ausgewertet

werden, um für die verschiendenen Teilbereiche valide Aussagen extrahieren zu können.

Bei der Vorbereitung, der eigentlichen Datenerhebung und -auswertung und der -inter-

pretation wird sich vor allem an zumindest teilweise standardisierten Verfahren der Sozial-

forschung orientiert. Jeder Schritt des Prozesses der Datensammlung und auch die weiteren

Schritte sind gemäß der einschlägigen Forderungen (vgl. MAYRING 2002) dokumentiert und

können nachvollzogen werden.

Die Methodensammlung unter der Überschrift der „qualitativen Inhaltsanalyse“ wird

verwendet, um das nach der Erhebung vorliegende Kommunikationsmaterial geordnet zu

analysieren.

Genannt werden des Weiteren allgemeinere Gütekriterien qualitativer Forschung, an de-

nen sich die Arbeit messen möchte.

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4 Ergebnisse

Das folgende Kapitel stellt die gefundenen Ergebnisse der empirischen Arbeit vor. Wie in Ka-

pitel 3.7 dargestellt (vgl. Abb. 3.2 auf Seite 62) sind drei inhaltliche Teilergebnisse – abgekürzt

E 1, E 2 und E 3 – aufzuführen. Ziel ist es, Impulse über die Diskussion um die Fortführung

der geomorphologischen Kartographie zu geben.

„Against the background of stagnation in the development and use of classicaldetailed geomorphological maps and mapping as a scientific discipline in its ownright over recent years, it is timely to re-activate the discussion and try to developthis discipline further.“( GUSTAVSSON et al. 2006: 91f, eigene Hervorhebung)

Zunächst zählt Kapitel 4.1 die entwickelten Kategorien auf, nach denen das Kommunika-

tionsmaterial aus den Experteninterviews gegliedert wurde (Teilergebnis E 1). Nachfolgend

werden in Kapitel 4.2 Materialübersichten gegeben, die vor allem einfache Häufigkeiten von

Textpassagen je Kategorie benennen (Teilergebnis E 2). Im Kapitel 4.3 werden die Katego-

rien ausführlicher diskutiert und auszugsweise werden zugeordnete Zitate wiedergegeben

(Teilergebnis E 3).

Kapitel 4.4 bewertet die gefundenen Ergebnisse und versucht, die angewandte Methodik

auf potenzielle Fehlerquellen zu untersuchen.

4.1 Entwickelte Kategorien

Die verschrifteten Experteninterviews wurden passagenweise verschiedenen Kategorien zu-

geordnet, die im Wesentlichen aus dem Kommunikationsmaterial – also induktiv – entwi-

ckelt wurden. Die folgenden drei Hauptkategorien sind dabei benannt worden:

Grundlagen einer Weiterentwicklung: Innerhalb dieser Kategorie werden von den Exper-

ten benannte wesentliche Charakteristika der geomorphologischen Karte gesammelt,

auf welche sich eine Weiterentwicklung des Kartenwerks stützen sollte und die mit

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4 Ergebnisse

Tabelle 4.1: Unterkategorien, nach denen das empirische Material geordnet wurde (Quelle: eigene Dar-stellung, 2007)

Hauptkategorie Unterkategorie

Grundlageneiner Weiterentwicklung

• Ziel der geomorphologischen Karte

• Bedeutung der geomorphologischen Karte

• Tatsächlicher Nutzerkreis der Karte

Rahmenbedingungeneiner Weiterentwicklung

• . . . aus der Geomorphologie

• . . . aus geomorphologischer Kartographie

• . . . aus der Informationstechnologie

• . . . sonstige Rahmenbedingungen

Potenzialeeiner Weiterentwicklung

• Datenaufnahme und -sammlung

• Datenhaltung und -verwaltung

• Datenpräsentation und -darstellung

• Intersubjektivität und Objektivierung

• Integration und Effizienz

• Schnittstellenschaffung

hoher Gewichtung in Fortführungen einfließen sollten. Den Einschätzungen der Ex-

perten zufolge sind gewisse Eigenschaften von solch hoher Relevanz, dass jede Fort-

führung den status quo als Fundament beachten sollte.

Rahmenbedingungen einer Weiterentwicklung: Aus den verschiedenen Blickwinkeln der

Experten (vgl. Tab. 3.2 auf Seite 55) ergeben sich eine Reihe von Rahmenbedingun-

gen und Grenzen, die den zukünftigen Weg der Weiterentwicklung einrahmen. Hier-

unter fallen Rahmenbedingungen aus Geomorphologie, aus bisherigen geomorpho-

logischen Kartierungen und aus der Informationstechnologie. Wenn das geomorpho-

logische Kartenwerk weiterentwickelt wird, so sollten im Rahmen der Weiterentwick-

lung die hier genannten Einschränkungen beachtet werden, um tatsächliches Poten-

zial ausschöpfen zu können.

Potenziale einer Weiterentwicklung: Innerhalb dieser Kategorie werden die von den Ex-

perten erwähnten und erhofften Potenziale der zukünftigen Weiterentwicklung aufge-

führt. Die Unterrubriken dieser Kategorie sind nicht auschließlich nach den theoreti-

schen Vorüberlegungen geordnet, sondern in der Regel konkreter formuliert.

Die oben aufgeführten Hauptkategorien wurden inhaltlich weiter differenziert, Tabelle

4.1 führt die Unterkategorien auf.

So werden die Grundlagen der Weiterentwicklung noch differenzierter in drei Subkate-

gorien gegliedert. Zunächst ausgeschieden werden fundamentale Eigenschaften, welche aus

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4 Ergebnisse

den vom Forscher (und Kartierer) verfolgten Zielen der kartographischen Darstellung der

Geomorphologie erwachsen. Des Weiteren ist die Bedeutung der geomorphologischen Kar-

te für die Geomorphologie explizit als Kategorie benannt. Die letzte Kategorie beschreibt den

von den Experten identifizierten realen Nutzerkreis geomorphologischer Informationen, die

in Karten dargestellt werden.

Die Unterkategorien der Rahmenbedingung einer Fortführung geomorphologischer Kar-

tographie liegen mehrheitlich in den verschiedenen Perspektiven der Experten auf die The-

matik begründet (vgl. Tab. 3.2 auf Seite 55). So werden Rahmenbedingungen aus der Geo-

morphologie, der geomorphologischen Kartographie im Speziellen und aus der Informa-

tionstechnologie differenziert. Die letzte Subkategorie „sonstige Rahmenbedingungen“ er-

fasst schließlich weitere von den Experten thematisierte Rahmenbedingungen, die noch

nicht in anderen Kategorien Aufnahme fanden.

Die Aussagen zu expliziten Potenzialen einer Weiterentwicklung der geomorphologi-

schen Kartographie, die aus den Aussagen der Experten gewonnen wurden, sind in Unterka-

tegorien der Datenaufnahme, Datenhaltung und Präsentation gegliedert. Des Weiteren wur-

den Aspekte zu Objektivierung und Intersubjektivität (auch Dokumentation) sowie eine an-

gesprochene einfachere Integration und höhere Effizienz als Unterkategorien identifiziert.

Letzte unterschiedene Subkategorie ist die Schaffung von Schnittstellen, die etwa Interdiszi-

plinarität fördern können.

4.2 Quantifizierende Materialubersichten

Das folgende Kapitel ordnet den einzelnen aufgeführten Kategorien und Unterkategorien

(vgl. Kapitel 4.1, Tab. 4.1 auf der vorherigen Seite) nun Häufigkeiten zu.

Die Mitschnitte der Interviews (insgesamt ca. 8,5 Stunden, vgl. Kapitel 3.4) wurden auf ca.

180 Seiten transkribiert (vgl. Kapitel 3.6, vgl. a. Anhänge A-02, A-04, A-06, A-08, A-10, A-12,

A-14, A-16 und A-18). Den drei übergeordneten Kategorien „Grundlagen“, „Rahmenbedin-

gungen“ und „Potenzial der Weiterentwicklung“ und deren 13 Unterkategorien wurden ins-

gesamt 240 Textpassagen zugeordnet.

Mehrfachzuordnungen einzelner Passagen in unterschiedliche Kategorien waren dabei

möglich. Tabelle 4.2 auf der nächsten Seite zeigt die Absolutwerte von der Zuordnungshäu-

figkeit der Kommunikationspassagen zu den Überschriften. Die singuläre und alleinige Be-

trachtung der Anzahl an zugeordneten Passagen je Überschrift / Kategorie ist noch kein

allzu aussagekräftiges Ergebnis, schafft jedoch einen Anfangsüberblick (vgl. SCHMIDT 2003:

454f).

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4 Ergebnisse

Tabelle 4.2: Tabellarische Darstellung der Zuordnung von Textpassagen zu Kategorien und Unterkate-gorien (Quelle: eigene Darstellung, 2007)

Passagen

Hauptkategorie Unterkategorie Σ

GrundlageneinerWeiterentwicklung

• Ziel der geomorphologischen Karte 4

26• Bedeutung der geomorphologischen Karte 16

• Tatsächlicher Nutzerkreis der Karte 6

RahmenbedingungeneinerWeiterentwicklung

• . . . aus der Geomorphologie 31

72• . . . aus geomorphologischer Kartographie 11

• . . . aus der Informationstechnologie 16

• . . . sonstige Rahmenbedingungen 14

PotenzialeeinerWeiterentwicklung

• Datenaufnahme und -sammlung 14

142

• Datenhaltung und -verwaltung 13

• Datenpräsentation und -darstellung 81

• Intersubjektivität und Objektivierung 17

• Integration und Effizienz 4

• Schnittstellenschaffung 13

Σ 240 240

Beinahe jede zehnte kodierte Passage befasst sich mit „Grundlagen“, etwa ein Drittel der

Aussagen lässt sich unter der Überschrift „Rahmenbedingungen“ subsumieren. Mit annä-

hernd 60 % ist der größte Anteil der Expertenaussagen der Hauptkategorie „Potenziale“ zu-

geordnet. In dieser Kategorie findet sich auch die am häufigsten thematisierte Subkategorie

„Datenpräsentation und -darstellung“, die im Verlauf der genaueren Analyse (vgl. Kapitel

4.3.3.3) auch in die weiteren Unterkategorien „Darstellungsmöglichkeiten“, „Nutzerinterak-

tion“, „neue Informationsschichten“, „Auszugskarten“, „dynamische Informationsschich-

ten“ und „Preis & Vertrieb“ aufgeteilt wird.

Beachtet werden muss bei der Angabe von Häufigkeiten je Kategorie, dass die Hauptka-

tegorien gewissermaßen eine hierarchische Struktur bilden. Aussagen und Einschätzungen

zu Grundlagen der Weiterentwicklung sollten daher mit höherer Gewichtung in die Diskus-

sion eingehen als Rahmenbedingungen. Potenziale der zukünftigen Entwicklung des geo-

morphologischen Kartenwerks schließlich können nur aufbauend auf Grundlagen unter Be-

achtung der Rahmenbedingungen verwirklicht und ausgeschöpft werden (vgl. Abb. 4.1 auf

der nächsten Seite).

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4 Ergebnisse

Abbildung 4.1: Das Möglichkeitsfeld der Weiterentwicklung geomorphologischer Kartographie im Ver-hältnis zu den gefundenen Kategorien. „Grundlagen“ bilden die Basis der Weiterent-wicklung. „Rahmenbedingungen“ zeigen Grenzen der Weiterentwicklung auf und be-nannte „Potenziale“ sind Umsetzungsziel einer Fortführung (Quelle: eigene Darstel-lung, 2007)

4.3 Qualitative Materialauswertung

Die folgenden Unterabschnitte diskutieren und analysieren das in Kategorien eingeteilte

Kommunikationsmaterial. Gegliedert sind die folgenden Abschnitte nach den drei benann-

ten Hauptkategorien und den jeweiligen Unterkategorien (vgl. Tab. 4.1). Ziel hierbei ist die

Skizzierung eines Möglichkeitsfeldes der Weiterentwicklung geomorphologischer Kartogra-

phie (vgl. Abb. 4.1).

Wörtlich übernommene Zitate der befragten Experten können über die Quellenangaben

den im Anhang angeführten Transkripten zugeordnet werden. Die Quellenangaben sind im-

mer in der Form „Kurzform Interview“ (also etwa „LESER“ oder „LVERMA NRW“), der Angabe

über die fortlaufende Nummer des Experteninterviews (etwa „EI-3“ oder „EI-7“) und einer

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4 Ergebnisse

Angabe über die Anhangsnummer – z. B. „vgl. Anhang A-04“ oder „vgl. Anhang A-10“ (vgl.

Tab. 3.1 auf Seite 54) formatiert.

Eine komplette Zitation wäre also „(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)“.

4.3.1 Grundlagen einer Weiterentwicklung

Die benannten Grundlagen einer Weiterenwicklung geomorphologischer Kartographie sol-

len nun in den Kapiteln 4.3.1.1, 4.3.1.2 und 4.3.1.3 diskutiert werden.

Zunächst wird die Bedeutung geomorphologischer Kartographie aus Sicht der Experten

benannt, da jene Einschätzung fundamental für die Weiterentwicklung sein sollte. Anschlie-

ßend wird das Ziel der geomorphologischen Karte eruiert und schließlich der tatsächliche

Nutzerkreis beschrieben.

4.3.1.1 Bedeutung der geomorphologischen Karte

Wie wichtig ist die geomorphologische Karte für die Geomorphologie? Sollte man auch in

Zukunft dieses Methode verwenden und dieses Werkzeug nutzen?

Nach Einschätzung der Experten ist es sinnvoll und notwendig, auch in Zukunft geo-

morphologische Kartographie zu betreiben. KNEISEL (EI 8, vgl. Anhang A-16) identifiziert

die Karte als „wichtiges Instrument und Handwerkszeug“, OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-10) er-

kennt an, dass die Karte „etabliert“ ist und damit das „Hauptwerkzeug “ geomorphologischer

Forschung darstellt. OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-10) folgend ist die geomorphologische Kar-

tierung wesentliche Grundlage vieler geomorphologisch ausgeprägten Forschungen.

„Ich stehe natürlich auf dem Standpunkt, dass die geomorphologische Karte in derGeomorphologie eine ganz große Rolle spielt, oder besser, spielen sollte. Sie wird ja,für mein Gefühl, [. . . ] gar nicht so viel genutzt und erstellt. Also theoretisch müsstein jeder geomorphologischen Doktorarbeit, oder was auch immer, eine geomor-phologische Karte drin sein, egal ob analog oder digital.“(Quelle: LESER, EI 9, vgl. Anhang A-18)

DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) sieht die Stellung der geomorphologischen Karte zur Geo-

morphologie analog zu der Stellung der jeweiligen Karten in den Nachbardisziplinen Geolo-

gie und Bodenkunde. Auch für Dikau ist die Karte somit ein wesentliches Produkt der Geo-

morphologie. Sie ist – nach DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) – aber auch „ein Arbeitsmittel, ein

Medium, ein Informationsträger“ und „Archiv“ und damit regionale Sammlung von verteil-

tem Wissen. Daneben schafft die geomorphologische Karte auch Identifikation.

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4 Ergebnisse

„Und es gibt noch einen anderen Aspekt. Karte ist Identifikationsmedium. Übereine geomorphologische Karte kann sich der Geomorphologe oder die Geomor-phologin identifizieren, eine Identität bekommen, sich einer Disziplin zuordnen,einem Kontext zuordnen, einem disziplinären Kontext zuordnen. Auch wissen-schaftssoziologisch, auch wissenschaftspsychologisch.“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

Nach LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) dient sie auch der Integration der verschiedenen

wissenschaftlichen Ausprägungen der Geographie / Geomorphologie und minimiert Ten-

denzen von zu ausgeprägter Spezialisierung und allgemeiner Fragmentierung:

„Und wenn man sagt, [. . . ] jetzt mal gesponnen, alle geomorphologischen Spe-zialrichtungen, periglazial, glazial, äolische und was es da alles noch gibt, diedürfen ihre eigenen Karten haben, aber die müssen beruhen auf einer geomor-phologischen, nennen wir es mal Basiskarte, [. . . ] wo solche Grundsachverhalte,geomorphographische, drauf sind. Und ich glaube, [. . . ] das wäre so ein verbin-dendes Glied für die Geomorphologie.“(Quelle: LESER, EI 9, vgl. Anhang A-18)

Diesen Aspekt erkennt auch DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04): „Eine Karte dient der Kon-

vergenz, nicht der Divergenz, [. . . ] es ist antizentrifugal. Und da ist jetzt eine Neuauflage der

Karte, eine Weiterentwicklung der Karte, die Präsentation der Karte in digitaler Form ein Mit-

tel zur Integration, zur Konvergenz.“ (Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04). Wegen der in-

tegrativen Sichtweise, die in der geomorphologischen Karte vertreten wird, dient die Karte

– etwa nach DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) – auch der Validierung geomorphologischer Er-

kenntnis, die letztlich auch in der Komplexität und Kompliziertheit des Untersuchungsge-

genstands begründet ist.

Diese Rolle als Validierungsinstrument unterstreicht auch die zukünftige Wichtigkeit von

geomorphologischer Kartographie.

4.3.1.2 Ziel der geomorphologischen Karte

Ziel der geomorphologischen Karte ist es, dem Kartennutzer Überblick und Verständnis über

die Geomorphologie eines begrenzten Raumes zu verschaffen.

„[. . . ] sie [die geomorphologische Karte, Anm. d. Verf.] muss dem Betrachter, aufrelativ einfache Weise, verdeutlichen können, mit was für einer Landschaft man eszu tun hat. Und je nachdem welche Vorkenntnisse der Betrachter hat, [. . . ] erwarteich eigentlich, dass man danach eine Art Landschaftsbild im Kopf hat, inklusive– und das ist auch das Besondere der GMK und der Geomorphologie als solches –dass man auch ein gewisses Bild im Kopf hat, wie das entstanden ist.“(Quelle: OTTO, EI 1, vgl. Anhang A-02)

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4 Ergebnisse

Hierbei sollen sowohl Elemente aus einem Katalog an Georelief-Einzelformen darge-

stellt werden, aber auch geomorphogenetische Informationen sollen enthalten sein, um ei-

ne Landschaftsinterpretation zu erlauben. In dieser Mischung sieht auch DIKAU (EI 2, vgl.

Anhang A-04) den Charakter der geomorphologischen Karte. Er betont zudem, dass die geo-

morphogenetische Aussage zu Recht mit der expressivsten kartographischen Variable aus-

gezeichnet wird:

„Heute sehe ich das Alleinstellungsmerkmal der Geomorphologie in der geomor-phogenetische Aussage, wie etwas entstanden ist, und in der Aussage des multiska-ligen Charakters des Reliefs. Von daher halte ich die Entscheidung, die geomor-phogenetische Aussage [durch die kartographische Auszeichnung mittels Flä-chenfarben, Anm. d. Verf.] zu stärken für richtig.“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

Wenn die Vermittlung eines umfassenden und vollständigen Bilds der Landschaft und

des Georeliefs das Ziel der Karte ist, wie OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-10) es identifiziert, so

müssen quantitative und qualitative Aussagen innerhalb der Karte auftauchen. Eigenschaf-

ten wie Polymorphismus, Polygenese und Mehrphasigkeit des Reliefs schränken hierbei je-

doch die Quantifizierbarkeit des Georeliefs ein.

„[. . . ] Also das heißt, dass ich qualitative Aussagen brauche oder benötige, dass ichaber auch qualitative Methoden einsetzen muss, um eine vollständige Beschrei-bung zu erreichen. Das ist es halt, bestimmte Phänomene der geomorphologischenWelt sind nicht quantifizierbar.“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

Wie in Kapitel 2.4.2 beschrieben, kann die Betonung der einzelnen Elemente (Geo-

morphogenese, Geomorphochronologie, Geomorphometrie, etc.) unterschiedlich ausfal-

len. Wesentlich für die angestrebte Vollständigkeit eines geomorphologischen Kartenwerks

ist jedoch, dass keine geomorphologisch als wichtig erachteten Parameter wegfallen.

Eine weiterentwickelte – und unter Umständen auch inhaltlich angepasste – geomorpho-

logische Karte, die vorhandene informationstechnologische Vorteile ausnutzt, muss dieser

grundlegenden Forderung der Vollständigkeit gerecht werden.

Abzulehnen sind laut Expertenmeinung rein quantitative Repräsentationen der Geomor-

phologie des betrachteten Gebiets. Jene würden der Zielsetzung eines integrativen und um-

fassenden geomorphologischen Kartenwerks nicht gerecht. Auch wäre der Untersuchungs-

gegenstand „Georelief“ aus wissenschaftlicher Betrachtung nicht angemessen repräsen-

tiert.

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4 Ergebnisse

4.3.1.3 Tatsachlicher Nutzerkreis der Karte

Grundlage der Weiterentwicklung sollten auch Anforderungen der tatsächlichen und pri-

mären Nutzer der Karte sein. Jene sollten von zukünftigen Ausprägungen der geomorpholo-

gischen Kartographie erfüllt werden, um diesen Nutzerkreis erhalten zu können.

Wenn auch sehr viele potenzielle fachfremde Nutzer geomorphologischer Informati-

on identifiziert werden können (Nachbardisziplinen, angewandte Fachbereiche, vgl. Kapi-

tel 2.4.2, Tab. 2.1, Abb. 2.20), so sehen die interviewten Experten den klaren Hauptnutzer der

geomorphologischen Karte in der Wissenschaft Geomorphologie. Erst nachgeordnet werden

andere Nutzer vermutet.

Im Wesentlichen ist also die geomorphologische Karte Werkzeug von Geomorpholo-

gen.

„[. . . ]es kommuniziert der Wissenschaftler mit einem anderen Wissenschaftler.Oder der Wissenschaftler mit seinem Schüler. Oder der Wissenschaftler innerhalbseiner Disziplin. Aber auch der Wissenschaftler zu Wissenschaftlern anderer Dis-ziplinen, also zum Beispiel der Geomorphologe mit [. . . ] dem Bodenkundler undmit den Geologen, und wenn man eben Auswertungskarten, also praxisrelevanteInformationen, rausholt, die Karte also uminterpretiert, dann ist natürlich aucheine Kommunikation zwischen dem Wissenschaftler, dem Geomorphologen, undeben dem Praktiker, dem Anwender, dem Nutzer, aus welcher Richtung er auchimmer kommt [möglich, Anm. d. Verf.]. [. . . ] Als nicht veränderte Karte, also alsreine geomorphologische Karte, hat sie eigentlich primär nur Nutzer innerhalbder Disziplin.“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

„– Kennen Sie Bereiche, die tatsächlich geomorphologische Karten verwenden?– Nein. Also fällt mir jetzt spontan nicht ein, vielleicht heute Abend oder morgen[. . . ]. Also jetzt fällt mir nichts dazu ein. Ich habe zumindest auch nichts vor Au-gen. Ich habe auch jahrelang so Beispiele gesammelt, aber meist vergeblich. Essind in der Regel geomorphologische Karten, die man in der Geomorphologie fürirgendetwas interpretiert.“(Quelle: LESER, EI 9, vgl. Anhang A-18)

Die vornehmliche Verwendung der geomorphologischen Karte in der Geomorpholgie le-

gitimiert die Erstellung geomorphologischer Karten und wird – etwa von LESER (EI 9, vgl.

Anhang A-18) und DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) – nicht als prekär empfunden1.

1 Auch GUSTAVSSON et al. (2006: 91) stellen diese Funktion fest und bewerten sie als unproblematisch: „But itneeds to be stressed that in the same way a mathematical formula is a communication between mathema-ticians, the detailed geomorphological map is a research communication between geomorphologists.“

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4 Ergebnisse

Der Grund für das – zwar nicht gewünschte, aber auch nicht als wesentliches Problem

identifizierte (Quelle: LESER, EI 9, vgl. Anhang A-18) – Phänomen der Nichtnutzung außer-

halb der Geomorphologie wird in der Überfrachtung und Unübersichtlichkeit der geomor-

phologischen Karte vermutet:

„[. . . ] Diese Standardkarten [. . . ], so wie sie da bei der GMK 25 gemacht wurden,die sehen in der Regel ja nur die Fachleute. Also Geomorphologen, vielleicht an-dere Fachwissenschaftler, die eine entsprechende geomorphologische Ausbildunghaben oder sich dafür interessieren. Aber ansonsten sind die Karten zum Teil zuspeziell. Wenn man dahin kommen will, dass man Informationen [. . . ] auch an-deren Leuten zugänglich machen möchte oder denen die Geomorphologie näherbringen will, warum auch immer, dann sollte man diese Karten, aber nur dannim Einzelfall, für spezielle Gebiete, ein bisschen entfrachten [. . . ].“(Quelle: KNEISEL, EI 8, vgl. Anhang A-16)

Grundlage der Weiterentwicklung sollte also auch sein, dass die Karte aktuell mehrheit-

lich von der sie erzeugenden Disziplin genutzt wird. Eine weiterentwickelte geomorphologi-

sche Karte muss diesen Nutzerkreis beibehalten können und unter Umständen – also nicht

als primäres Ziel – auch neue Anwender erschließen.

4.3.2 Rahmenbedingungen einer Weiterentwicklung

Neben Grundlagen einer Weiterentwicklung sollte auch der Rahmen eben jener diskutiert

werden. Die auch im Theorieteil vorgestellten Bereiche wirken jeweils auf die Möglichkeiten

einer Weiterentwicklung ein. Hier aufgeführt werden die Bedingungen, welche eine fortge-

führte geomorphologische Karte beachten muss. Dies geschieht für die Bereiche der Geo-

morphologie (Kapitel 4.3.2.1), der geomorphologischen Kartographie (Kapitel 4.3.2.2) und

die Informationstechnologie (Kapitel 4.3.2.3). Zudem werden sonstige angesprochene Rah-

menbdingungen (Kapitel 4.3.2.4) aufgeführt.

4.3.2.1 Rahmenbedingungen der Geomorphologie

Die befragten Experten erwähnten verschiedene Eigenschaften der Geomorphologie, die

rahmengebend für die Weiterentwicklung der geomorphologischen Karte sind. Nachfolgend

sollen jene Themen dargestellt werden.

Die geomorphologische Karte stellt unter anderem auch geomorphologische Objekte im

Sinne von Formen (Formelementen, Formfacetten, etc.) dar. Die Abgrenzung jener Elemente

ist nicht immer zweifelsfrei zu vollziehen und teilweise auch mit einem subjektiven Charak-

ter behaftet.

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„Ein geomorphologisches Objekt ist ein mehr oder weniger scharf abgrenzbarerAusschnitt, oder ein Segment, der Landoberfläche. Im Endeffekt eine Form. Wobeies sich halt um Einzelformen handeln kann, es kann aber auch eine zusammen-gesetzte Form [sein, Anm. d. Verf.] oder um Formengesellschaften sich handeln.Und die werden abgegrenzt durch unser geomorphologisches Wissen. Die Grenz-ziehung hängt da stark vom Bearbeiter ab.“(Quelle: OTTO, EI 5, vgl. Anhang A-10)

„Ein Objekt ist einfach – ja, ist nicht einfach – sicherlich Definitionssache: etwas,was ich wahrnehme, was ich vielleicht auch abgrenzen kann, scharf oder un-scharf, und was bestimmte Eigenschaften hat, die zum Beispiel die Umgebungnicht hat, vielleicht auch hat, andere Eigenschaften, kann auch eine Kombina-tion von vielen Dingen sein.“(Quelle: OTTO, EI 1, vgl. Anhang A-02)

Mit dieser scheinbar immanenten Unschärfe in der Objektabgrenzung (vgl. a. GUSTAVS-

SON et al. 2006: 92) muss eine weiterentwickelte geomorphologische Karte zurechtkommen

oder mindestens die etwaig mangelnde Schärfe in den entsprechenden Fällen dokumen-

tieren. Hierdurch ergibt sich die Chance, eigene Unsicherheit dem Benutzer offenbaren zu

können, so dass jener die Karte korrekt interpretieren kann. Auch PLÜMER (EI 4, vgl. Anhang

A-08) stellt dies fest und betont die Entfernung zwischen Ursache und Wirkung.

„Ja, das ist mit massiven Unsicherheiten behaftet. Weil ich ja nur die Wirkung ken-ne, ich kenne ja nicht die Ursache. Also, das Problem ist,[. . . ] es gibt unterschied-liche Ursachen für dieselbe Wirkung. Das heißt, wir haben eine Wirkung, und wirhaben eine Divergenz von Ursachen. Und das ist ein Problem. Das ist ein üblichesProblem der Paläoforschung.“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) betont weiterhin, dass Aufgabe der Paläowissenschaften

die „Rekonstruktion“ sei. Jene kann – wie etwa in Kapitel 2.22 dargelegt – im Wesentlichen

mittels abduktivem Schließen des Forschenden erreicht werden.

„Das Problem, wenn wir auf die geomorphologische Karte zurückkommen, be-steht jetzt darin, wie übersetzt man so was in eine Zeichenwelt. Und das ist inder GMK überhaupt nicht passiert. In der GMK wird festgelegt, bei dem Substratund dem genetischen Substrattyp, wir haben bestimmte Prozesse, die das Mate-rial eben dorthin geschafft haben. Äolisch, fluvial, periglazial, dann kann manauch mischen: periglazial-fluvial oder äolisch-periglazial oder so was. Das wares dann auch. Und die Unsicherheit oder die Sicherheit über diese Aussage, die istnicht wiedergegeben, und das wäre für mich eine wesentliche Weiterentwicklungder geomorphologischen Karte.“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

2 Im Kapitel zum geomorphologischen System (Kapitel 2.2) wird dies insbesondere durch die in Abbildung 2.3auf Seite 12 dargestellte abduktive Methode des wissenschaftlichen Schlusses visualisiert.

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4 Ergebnisse

Neben diesen Gedanken zum vorherrschenden und zukünftig zu beachtenden Schließ-

typus in der Paläowissenschaft ist zu ergänzen, dass die Geomorphologie in Gesamtheit ab-

gebildet werden soll, und eben auch die Erdoberfläche durchaus komplex (im Sinne eines

Palimpsests) aufgebaut sein kann:

„Die Oberfläche ist eine komplexe Geschichte. Wir beschäftigen uns nicht nur miteinem Objekt daraus, sondern die Objekte sind in sich komplex, bestehen aber ausverschiedenen Materialien und wir betrachten in der geomorphologischen Karteja nicht nur das Objekt an sich, sondern wir betrachten natürlich zusätzlich denProzess, der dazu geführt hat, dass es ein Objekt gibt, und das Material, das diesesObjekt aufbaut. Und das ist die erste Geschichte der Komplexität, also allein weiles drei Hauptbereiche der Geomorphologie [gibt, Anm. d. Verf.], Prozess, Form,Material. Zudem beinhaltet die Konzeption der GMK ja auch, dass, ja, man sichüber genetische [Aspekte, Anm. d. Verf.] Gedanken macht. Wie sind die Sachenentstanden, und das beinhaltet halt einerseits genetische Informationen über denAblauf des Prozesses, ja zum Beispiel unterschiedliche Ablagerungszeiträume, wieist das Material entstanden. Und so hat dann jede Schicht vielleicht, hat jedeSchicht eine zeitliche Komponente.“(Quelle: OTTO, EI 1, vgl. Anhang A-02)

Des Weiteren sind zeitliche und räumliche Skalen bei der geomorphologischen Erkennt-

nisgewinnung und -dokumentation zu beachten. OTTO (EI 1, vgl. Anhang A-02), OTTO (EI

5, vgl. Anhang A-10) und DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) sprechen eben jenen Punkt an. Die

Erklärungsansätze müssen eben je nach gewählter Skala unter Umständen fundamental an-

ders sein, denn ein „Einschlagskrater eines Regentropfens“ ist geomorphologisch ebenso

von Bedeutung – und damit Untersuchungsgegenstand – wie „die gesamte Erdoberfläche“

(Quelle: OTTO, EI 5, vgl. Anhang A-10). Auch die Darstellung jener unterschiedlich aufgelös-

ten Information ist bis dato noch im Wesentlichen ungeklärt, das automatisierte Ableiten

synthetischer Informationen aus sehr differenzierten Daten ebenso:

„Also gelöst, würde ich mal sagen, haben wir es noch nicht endgültig, das ist nochein bisschen Zukunftsmusik. Wir sind jetzt gerade kurz davor oder sind in der La-ge, aus dem Basis-DLM die TK 25 abzuleiten. Und die weiteren Schritte folgen,weil eben, das Hauptproblem, das sie jetzt ansprechen, die Generalisierung ist. Al-so die kartographische Generalisierung, die eben mit Augenmaß gemacht wordenist, und die auch eine sehr hohe Kunst war, eine bestimmte Fähigkeit voraussetz-te, die lässt sich eben nicht 1:1 auf den Computer übertragen. Der Computer ist damanchmal etwas radikaler als das menschliche Gefühl. Und von daher gibt es daeben erhebliche Schwierigkeiten und Probleme, das ist meines Wissens nach nochnicht endgültig gelöst.“(Quelle: LVERMA NRW, EI 6, vgl. Anhang A-12)

Auch fehlt in der Geomorphologie eine genaue Systematik der Aufnahme von geomor-

phologisch relevanten Parametern, wie FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-14) bemerkt.

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4 Ergebnisse

Die Einspeisug geomorphologischer Information in Datenvorhaltungssysteme ist eben-

so weitgehend ungeklärt, wie die Ableitung späterer anwendungsrelevanter Parameter aus

jenen Daten. FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-14) konstatiert daher, bezugnehmend auf eige-

ne Erfahrungen mit dem FISBO, dass viel Wissen bei erheblichem Zeitaufwand in eben jene

Systematik investiert werden muss. PLÜMER (EI 4, vgl. Anhang A-08) betont diesen Aspekt

ebenso und fügt hinzu, dass dieser Punkt nach wie vor – trotz der „Pionierarbeit von Marc-

Oliver Löwner“ (vgl. LÖWNER 2005) – weitgehend ungeklärt ist.

Ein weiterer Aspekt, der von den Experten bemerkt wurde, ist die spätere Ausgestaltungs-

form der weiterentwickelten geomorphologischen Karte. OTTO (EI 1, vgl. Anhang A-02), OT-

TO (EI 5, vgl. Anhang A-10) und auch DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) fordern, dass das ent-

stehende Produkt einer zukünftig digital gehaltenen geomorphologischen Information eine

physische be„greifbare“ Karte ist. Daten digital vorzuhalten sei ein Vorteil, doch der tatsäch-

liche Ausdruck sollte nach wie vor den Zwecken der geomorphologischen Karte dienen und

auch grafisch wohlgestaltet sein. Aktuell scheint dies nach Ansicht der Experten nur einge-

schränkt möglich3.

Die zukünftige weiterentwickelte und digitale geomorphologische Karte muss sich al-

so den aufgeführten Aspekten der geomorphologischen Objektabgrenzung, der räumlich-

zeitlichen Skalenfrage, der Generalisierung von Informationen und dem vorherrschenden

Schließtypus stellen und Lösungen im aufgezeigten Rahmen entwickeln. Gleichzeitig müs-

sen aus der Geomorphologie „Ontologien“ und „Modellierungsvorschriften“ (Quelle: PLÜ-

MER, EI 4, vgl. Anhang A-08) kommen, die dann nach Möglichkeit auch in einem gut ver-

wendbaren und optisch ansprechendem Kartenblatt resultieren.

4.3.2.2 Rahmenbedingungen geomorphologischer Kartographie

Neben im Wesentlichen aus der Geomorphologie stammenden Rahmenbedingungen las-

sen sich auch einige Einschränkungen bezüglich der Weiterentwicklung des geomorpholo-

gischen Kartenwerks festhalten, welche hauptsächlich in der geomorphologischen Kartogra-

phie begründet sind.

Während LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) grundsätzlich die GMK-Legende als angemessen

einschätzt, auch die zukünftigen Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet mitzutragen, so

benennt er doch wenigstens zwei kartographisch-inhaltliche Schwächen der Legende:

„Jetzt: Probleme. Die Wölbung, [. . . ] die ist bis heute ein Mangel dieser Legen-de, sonst habe ich keinen entdeckt, wir haben ja die unmöglichsten Sachen, im

3 GUSTAVSSON et al. (2006: 102, 108) teilen diese Ansicht.

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Schwarzwald, im Jura oder wo auch immer, mit dieser Legende kartieren können,weil die als Baukastensystem wirklich sehr universell anwendbar ist. Aber dieseWölbungen, die haben im Grunde bei diesen Radien überhaupt keine Aussage-kraft. Und ich stoße mich schon jedes Mal selber daran [. . . ]. Radius 600 Meter,das ist an der Erdoberfläche sozusagen eben. [. . . ] Und das ist ein echter Mangelder Legende.“(Quelle: LESER, EI 9, vgl. Anhang A-18)

„Aber da muss ich sagen, was bisher da in den, da nehme ich meine Karte nichtaus, Karten substratmäßig drin ist, das ist zu stark vereinfacht. Also man müssteeigentlich einen mindestens genauso qualifizierten Kartierungsdurchgang wie dieGeomorphographie dafür durchführen.“(Quelle: LESER, EI 9, vgl. Anhang A-18)

LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) benennt als zu adressierende Probleme einer Fortführung

der Kartierlegende die Darstellung der Wölbung und die gewählte Klassifizierung des Sub-

strats.

GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06) ergänzt eine potenzielle Überflüssigkeit der flächenhaften

Informationsschicht „Neigung“ in digitalen Systemen – ein Umstand, dem in gewisser Weise

bereits durch die GMK Hochgebirge Rechnung getragen wurde4. Hierbei ist zu betonen, dass

jene Informationsschicht mit klassifizierten Neigungen nicht vollständig entfallen soll, son-

dern im Zuge der digitalen Vorhaltung in Informationsschichten hinzufügbar bleiben kann.

Insbesondere die vorgegebene Klassifikation ist – unter der Voraussetzung entsprechender

Datengrundlage in Form von digitalen Höhenmodellen, nach GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06)

obsolet, da jene auch durch den Nutzer vorgenommen werden könne (vgl. zur Nutzerinter-

aktion Kapitel 4.3.3.3 auf Seite 88).

Ein weiterer Punkt, der von LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) für die GMK und von KNEISEL

(EI 8, vgl. Anhang A-16) für die GMK Hochgebirge angesprochen wird, ist die ambivalen-

te Bewertung der kartographischen Freiheit bei der geomorphologischen Karte. Hierbei ist

„kartographische Freiheit“ im Sinne einer Anpassung der Legende durch den Kartierer ge-

mäß den Vorgaben des Baukastenprinzips (vgl. Kapitel 2.4.2) zu verstehen.

Einerseits ist auf diese Weise sowohl der speziellen Konfiguration des Untersuchungsge-

bietes Rechnung getragen und der Kartierer kann eine individuelle Note einfließen lassen.

Andererseits sind die resultierenden Karten im Anschluss weniger leicht vergleichbar und

LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) sieht gar die Gefahr der „selektiven Kartierung“. Auch eine

Übertragung in digitale Vorhaltungssysteme wird erschwert.

4 Auch in der explizit GIS-fähigen Legende von GUSTAVSSON et al. (2006) wird auf die flächenhafte Informati-onsschicht Neigung verzichtet, um die Karte nicht zu überfrachten.

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4 Ergebnisse

Ein abschreckendes Phänomen nach der Auffassung von LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18)

ist der hohe Arbeitsaufwand bei der Kartierung nach dem System der GMK. Im Zuge der Wei-

terentwicklung sollten daher nach Möglichkeit auch informationstechnologische Arbeitser-

leichterungen aufgegriffen werden, um jenen Aufwand minimieren zu können. Sicherlich

muss hierbei immer anerkannt werden, dass sich – etwa nach DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04)

und LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) – nicht alle geomorphologischen Parameter automati-

siert kartieren lassen und eine händische Nachbearbeitung immer vonnöten ist (vgl. hierzu

auch Kapitel 4.3.2.1).

Die Beigabe eines Erläuterungsheftes zur geomorphologischen Karte ist obligatorisch.

Hierdurch wird der Kompliziertheit des Untersuchungs- und Darstellungsgegenstands Geo-

relief reflektierend Rechnung getragen. Weil das Kartenbild nur schwierig zu erfassen ist und

auch nie alle Aspekte darstellen kann, muss nach Ansicht etwa von OTTO (EI 5, vgl. Anhang

A-10) auch weiterhin zusätzliche Information und Dokumentation vorgehalten werden und

abrufbar sein.

Des Weiteren muss die Semiotik – und auch der Informationstransfer dieser Zeichenlehre

von der Karte zum Anwender – angepasst werden. Im Zuge der Erschließung weiterer Nutzer

müssen Vorschriften der Übersetzung der Informationen für diesen potenziellen Nutzerkreis

gefunden werden, da – etwa nach DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) – bislang diese Information

nicht ohne weiteres genutzt werden kann, obwohl sie eigentlich in der Karte enthalten ist.

Während die Legende der GMK (und auch die Anpassung durch die GMK Hochgebirge)

grundsätzlich für die Weiterentwicklung der geomorphologichen Kartographie tauglich zu

sein scheint, sind einzelne Änderungen wohl unabdinglich.

So werden die Repräsentationen der Attribute „Wölbung“ und „Neigung“ und die Diffe-

renzierung des Substrats als problematisch thematisiert. Die bisherige kartographische Frei-

heit, die es dem Kartierer erlaubte, die Karte individueller zu gestalten, wird im Zuge der

digitalen Repräsentation zu diskutieren sein und unter Umständen deutlich reduziert oder

eingeengt werden müssen. Das Erläuterungsheft mit ergänzenden Informationen und Me-

tainformationen sollte – in welcher Form auch immer – auch in zukünftigen Variationen der

Karte integriert sein. Insbesondere bei der potenziellen Hinzufügung weiterer Informations-

schichten (vgl. a. Kapitel 4.3.3.3) ist auf die zugrundeliegende Semiotik zu achten.

4.3.2.3 Rahmenbedingungen der Informationstechnologie

Wenn das weiterentwickelte geomorphologische Kartenwerk digital verwaltet werden soll

und die Geomorphologie insgesamt informationstechnologische Ansätze implementieren

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4 Ergebnisse

möchte, so müssen auch die Rahmenbedingungen aus dieser Disziplin abgeschätzt wer-

den.

Wie bereits in Kapitel 4.3.2.1 angesprochen, ist die Forderung der Geomorphologie nach

einer inhaltlich richtigen, aber auch visuell ansprechenden Karte zu konstatieren. Den Ein-

schätzungen der Experten folgend ist jedoch auch festzuhalten, dass die Qualitat des resul-

tierenden Produktes „geomorphologische Karte“ eher niedriger als höher im Vergleich zu

früheren geomorphologischen Karte sein könnte:

„Das geht manchmal auf Qualität auch, also früher sind manchmal Dinge gründ-licher gemacht worden. Aber wir haben das jetzt mal versucht zu analysieren,letztendlich helfen uns die Werkzeuge, also wir machen viele Dinge schneller, undes gibt bestimmte Bereiche, [. . . ] was früher gründlicher gemacht worden ist, aberbei einem potenzierten Aufwand. Einem zehn- bis zwanzigfachen Aufwand. Dasist uns bewusst, in vielen Bereichen führt es auch zu einer extremen Qualitäts-steigerung, weil wir natürlich bei der Verarbeitung sehr viele Möglichkeiten derQualitätskontrolle haben. [. . . ] Da steckt sehr viel Potenzial drin. Gerade in derautomatisierten Verarbeitung.“(Quelle: FRIEDRICH, EI 7, vgl. Anhang A-14)

Diese Minderung der Qualität führt FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-14) jedoch nur zum

Teil auf die EDV zurück, sondern eher auf weniger detaillierte Kartierungen5.

Kapitel 4.3.2.2 stellte bereits fest, dass nicht alle geomorphologischen Parameter automa-

tisiert erhoben werden können, ein Aspekt, der von der informationstechnologischen Sicht-

weise auf die Thematik bekräftigt wird. Auch die Aktualisierung von Geodaten im Vergleich

zur kompletten Neuaufnahme dieser spezifischen Daten wird – etwa vom LVERMA NRW (EI

6, vgl. Anhang A-12) – thematisiert.

„Jetzt ist es natürlich so, dass wir natürlich Satellitenbilder in einer ganz anderenzeitlichen Aufnahmesequenz bekommen können von Gebieten. Weltweit, letztenEndes. Wenn dann die Auflösung noch mal besser wird in naher Zukunft, dannist das natürlich sicher ein gutes Instrument. Auch wenn das meines Erachtens inabsehbarer Zeit die Geländearbeit oder die Validierung der Aufnahme oder An-sprache im Gelände nicht ersetzen kann. [. . . ] Aber eine Validierung im Geländeist derzeit, glaube ich, noch vonnöten. [. . . ] Wenn die Auflösungen noch mal bes-ser sind, der Satellitenbilder, dann relativiert sich das vielleicht, aber sicher gibtes, wenn wir an das Hochgebirge denken, Situationen, dass wir zum Teil Schnee-bedeckung haben oder Abschattung durch das Relief, so dass gewisse Bereiche des

5 Dieser Standpunkt wird auch im wesentlichen von GUSTAVSSON et al. (2006: 91) vertreten: „Yet, care has tobe taken with this step because GIS-based mapping systems tend to emphasize homogenity, partly becauseof the limited memory capacy available and partly because of the costs and efforts of more accurate datacollection.“

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4 Ergebnisse

Bildes vielleicht zu dem Aufnahmezeitpunkt bedeckt sind durch Schnee zum Bei-spiel. Oder, je nach Aufnahmewinkel, eine starke Abschattung von den freien Berg-flanken, wenn es relevant ist, vorliegt, so dass man dann entweder noch ein ande-res Bild hinzuziehen muss, oder halt schon noch ins Gelände gehen sollte. Um daszu verifizieren, was man da kartiert hat.“(Quelle: KNEISEL, EI 8, vgl. Anhang A-16)

Wesentliche Anforderung an eine weiterentwickelte digitale geomorphologische Karte –

oder ein geomorphologisches Informationssystem – ist nach Ansicht der Befragten die Un-

terstützung von Standards für Geodaten.

„[. . . ] und funktioniert, und ich finde, nein – es ist einfach bewiesen, dass es gutfunktioniert. Alles, was Landesvermessungsämter jetzt machen, was große Geo-datennutzer jetzt machen, beruht auf OGC-Standards und es läuft gut. Das mussman einfach sagen. Das ist inzwischen eine robuste, einfach zu bedienende, ein-fach zu administrierende Technologie“(Quelle: GREVE, EI 3, vgl. Anhang A-06)

Jene mindert die Gefahr einer „babylonischen“ (Quelle: PLÜMER, EI 4, vgl. Anhang A-08)

Sprachverwirrung6 und ist die Grundlage für eine potenzielle Weiternutzung geomorpho-

logischer Informationen in anderen Bereichen. PLÜMER (EI 4, vgl. Anhang A-08) spricht in

diesem Bereich auch von der Ermöglichung von Interoperabilität und betont gerade auch

die Standards des Open Geospatial Consortiums (OGC). Nach GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-

06) ist die Umsetzung von Standards sogar essenzielle Voraussetzung, um Kommunikation –

erklärtes Ziel der geomorphologischen Karte – zu ermöglichen.

„[. . . ] Es ist einfach die Voraussetzung, dass mehrere Informationssysteme mitein-ander kommunizieren können. Und vermutlich ist ja – wenn wir hier wieder vonKontexten denken – ist es ja nicht so, dass man ein bestimmtes Informationssys-tem für eine festgelegte Aufgabe braucht, sondern in einer komplexer werdendenWelt oder einer Welt, in der wir uns komplexer verhalten können und möchten,habe ich ein bestimmtes Informationsbedürfnis, einen bestimmten Kontext, undanschließend muss ich mehrere Informationssysteme abfragen, die mir Beiträgezur Lösung meines Problems anbieten können. Und dann muss ich diese Informa-tionen zusammenbringen. Das wird nur funktionieren, wenn die Informationenstandardisiert sind. Sonst muss ich sie, im schlimmsten Fall, abtippen und in dasandere System wieder reintun, dass sie zusammenpassen.“(Quelle: GREVE, EI 3, vgl. Anhang A-06)

Um dieses Bedürfnis befriedigen zu können, betont auch FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-

14) die strukturierte, einheitliche und fachübergreifende Bereitstellung von Daten und Me-

6 Diese Sprachverwirrung führt PLÜMER (EI 4, vgl. Anhang A-08) auch auf unterschiedliche Ausdrucksweisenzwischen verschiedenen Fachdisziplinen – wie etwa der Geomorphologie und der Geoinformatik – zurück.Auch hier können Abbildungsvorschriften (vgl. Kapitel 4.3.2.1) ein gegenseitiges Verständnis fördern.

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tadaten. Eben die weitergehenden Informationen und „Daten über Daten“ sind sehr wichtig

bei Verfügbarmachung von Geodaten in Karten. Hier sieht auch das LVERMA NRW (EI 6, vgl.

Anhang A-12) eine Herausforderung für die Zukunft:

„Es ist aber einfacher bei einer speziell gedruckten topographischen Karte zumBeispiel die Metadaten mitzuliefern [. . . ] Bei den digitalen Karten kaufen Sie eineCD und wissen eigentlich nicht, was sie kaufen. [. . . ] Den Daten sieht man erstmalnicht an, von wann sind die denn, in welcher Form kann ich die nutzen, wie sinddie denn abgelegt, in welcher Datenbank, welches kartographische System ist ver-wendet worden, und so weiter und so fort.“(Quelle: LVERMA NRW, EI 6, vgl. Anhang A-12)

Während in analoger Form diese Metadaten (etwa Maßstab, Legende, Kartierer, Heraus-

geber, Datenbasis, Projektion, Bezugsquelle, etc.) nach LVERMA NRW (EI 6, vgl. Anhang A-

12) einfach neben der eigentlichen Karte mitabgedruckt werden können, ist dieses bei di-

gitalen Versionen zunächst schwieriger zu erreichen. Zudem sind weitere relevante Infor-

mationen anzugeben, so etwa der Aufbau der Datenstruktur, Datenformate und getroffene

Konventionen über die Datenspeicherung und Repräsentation.

Die Gefahr von qualitativ zunächst weniger guten Karten sollte wahrgenommen werden,

ebenso wie die Tatsache, dass die Fortführung des geomorphologischen Kartenwerks nur

mittels der Verwendung von Standards nachhaltig erfolgen kann. Auch die Formalisierung

und Abstrahierung des Fachwissens ist von rahmengebendem Einfluß für die Zukunft des

geomorphologischen Kartenwerks.

4.3.2.4 Sonstige Rahmenbedingungen

Während etwa das LVERMA NRW (EI 6, vgl. Anhang A-12) einen Anstieg in der Nachfrage

von Geodaten feststellt, schätzen die Geomorphologie-Experten eine tatsächliche Nachfra-

ge nach den Daten, die in der geomorphologischen Karte enthalten sind, eher gering ein

(Quelle: OTTO, EI 5, vgl. Anhang A-10). Wie bereits im Kapitel 4.3.1.3 (vgl. a. Kapitel 2.4.2)

aufgeführt, sind theoretisch zwar viele anwendende Fachbereiche denkbar, eine tatsächli-

che Nutzung in diesen Bereichen wird aber nicht vermutet.

Dies stellt eine weitere Rahmenbedingung der geomorphologischen Karte dar: Wenn die

Karte mehrheitlich innerhalb der Wissenschaft verwendet wird, so können – logisch legi-

timiert – auch die Weiterentwicklungskonzepte aus der Wissenschaft stammen. Natürlich

müssen, zum Beispiel um der ursprünglichen Zielsetzung des GMK-Programms gerecht zu

werden, auch Aspekte der Anwendung bedacht werden. Es ist aber festzuhalten, dass sich

die geomorphologische Karte nicht anderen Anwendungsbereichen „anbiedern“ muss:

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„Wir leben in den Geowissenschaften so ein bisschen, ich weiß nicht, aus was dasbegründet ist, [. . . ] eigentlich haben wir keine Existenznöte. Wir müssen uns nichtselbst beweisen, ja. Ich glaube, dass wir unseren Stand haben, auch gesellschaft-lich, wir haben durchaus unsere Berechtigung, wir müssen nicht jedem, also daist immer so ein Trend, jedem immer unbedingt unser Thema aufzwingen. Das istgar nicht nötig.“(Quelle: FRIEDRICH, EI 7, vgl. Anhang A-14)

GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06) unterstützt diese Denkweise, wenn er sagt, dass die tat-

sächliche Nutzung von Geodaten immer vom Nutzerkontext abhängt. Wenn die zukünftig

weiterentwickelte geomorphologische Karte in der Lage ist, sich selbst standardisiert zu be-

schreiben und den Nutzerkontext in gewisser Weise zu analysieren, ist es möglich, dass ganz

neue Nutzer erschlossen werden, ohne einen Mehraufwand für den Informationsanbieter zu

schaffen:

„Nicht der Anbieter von Informationen schafft einen Kontext, sondern derjenige,der Informationen sucht, ist in einem Kontext. Und dieser Kontext strukturiertwahrscheinlich sein Informationsbedürfnis, das ist ziemlich wahrscheinlich indieser Situation. Und wenn derjenige, der eine Information sucht, seinen Kontextausdrücken kann, bekommt er präzisere Auskünfte, und weniger, aber besser pas-sende Informationen, als wenn er es nicht kann. Und die schwierige Aufgabe ist,ihn nicht zu zwingen, seinen Kontext zu beschreiben. Ich glaube, dass Menschendas nicht abstrakt können, oder so, dass andere das verstehen können. [Nicht denNutzer zwingen, seinen Kontext zu beschreiben, Anm. d. Verf.] sondern heraus-zufinden, was sein Kontext ist.“(Quelle: GREVE, EI 3, vgl. Anhang A-06)

Das bedeutet letztlich eine Legitimierung der Konzentration auf wissenschaftliche Aspek-

te bei der Weiterentwicklung im doppelten Sinne:

1. Die derzeitigen Hauptnutzer sind in jenem wissenschaftlichen Umfeld zu finden.

2. Durch die Einhaltung von Standards wird die Möglichkeit zur Interoperabilität ge-

schaffen, welche unter Umständen neue Nutzergruppen erschließt.

Wie bereits im Theorieteil erwähnt, hat die geomorphologische Karte alleine aus Nach-

fragegründen aus der Geomorphologie ihre Daseinsberechtigung. Eine Weiterentwicklung

der geomorphologischen Karte sollte daher die Grundlagen, Rahmenbedingungen und An-

forderungen aus der wissenschaftlichen Geomorphologie hoch gewichten. Werden gleich-

zeitig informationstechnologische Standards befolgt, ist auch die Möglichkeit der Erst- oder

Neuerschließung von Nutzergruppen gegeben.

Weitere Rahmenbedingung der Weiterentwicklung ist die Forderung nach einem maß-

vollem Umgang mit den neuen visuellen Möglichkeiten, so dass die Hauptaussage der Karte

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unverfälscht erkennbar bleibt. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Karte bereits in der

Vergangenheit (vgl. etwa SPÖNEMANN & LEHMEIER 1989: 78) jene Unübersichtlichkeit vor-

geworfen wurde, ist dies ein wichtiger Aspekt, den es zu beachten gilt:

„Trotzdem, die Gefahr besteht natürlich bei diesem multimedialen Einsatz, dasses so ein bisschen viel spielerisch wird, zu sehr überfrachtet wird und man auchzu viel anklicken kann und es dann vielleicht eher unübersichtlich wird oder ehermehr vom Eigentlichen ablenkt. Also, es sollte keine Dia-Show dann dabei her-auskommen, [. . . ] wenn es darum geht, die Geomorphologie oder das Produkt derGeomorphologie, oder die Arbeit der Geomorphologen – nämlich die geomorpho-logische Karte – darzustellen oder damit zu arbeiten, um anderes Wissen trans-parenter erläutern zu können, dann sollte das halt ein zentraler Bestandteil sein.Und darf dann auch nicht zu überfrachtet werden mit übertriebenem Multime-diaeinsatz.“(Quelle: KNEISEL, EI 8, vgl. Anhang A-16)

Letzte hier diskutierte und von den Experten thematisierte Rahmenbedingung der Wei-

terentwicklung betrifft die Hoffnung, „kartographisches Grundwissen“ (Quelle: PLÜMER, EI

4, vgl. Anhang A-08) nicht zu vergessen und auch weiterhin an Schulen und Hochschulen zu

vermitteln. Andererseits befürchtet PLÜMER (EI 4, vgl. Anhang A-08) den Verlust dieses kul-

turellen Wissens, ähnlich wie es auch von GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06) mit „gemeinsamer

Sozialisierung“ angesprochen wird.

Die von den Experten vermutete mangelnde Nachfrage geomorphologischer Inhalte von

Nicht-Geomorphologen ist zu beachten, stellt jedoch kein wesentliches Ausrichtungskrite-

rium der Weiterentwicklung dar. Die Umsetzung anerkannter Standards kann – so die Ein-

schätzung – diesen Mangel unter Umständen beheben, ohne dass zu großer und expliziter

Fokus auf diesen Punkt gelegt werden muss, insbesondere weil die Stellung der geomorpho-

logischen Karte als wissenschaftliches Instrument hoch eingeschätzt wird. Weitere Rahmen-

bedingungen sind die Konzentration auf die wesentliche, nämlich synthetische Aussage der

Karte trotz neuer multimedialer Möglichkeiten und die Weiterbeachtung kartographischer

Grundkenntnisse.

Die aufgeführten Rahmenbedingungen aus Geomorphologie (Charakter des Untersu-

chungsobjektes, Typus des logischen Schlusses, raum-zeitliche Skalen und andere, vgl. Ka-

pitel 4.3.2.1), geomorphologischer Kartographie (Repräsentation inhaltlicher Elemente, er-

heblicher Arbeitsaufwand und andere, vgl. Kapitel 4.3.2.2) und Informationstechnologie

(Standards, Metadaten, Dokumentation, Formalisierung und weitere, vgl. Kapitel 4.3.2.3) zu-

sätzlich die sonstigen Rahmenbedingungen (vgl. Kapitel 4.3.2.4) sollten bei der Fortführung

der geomorphologischen Karte dringend beachtet werden.

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4 Ergebnisse

Die Rahmenbedingungen engen das Möglichkeitsfeld (vgl. Abbildung 4.1 auf Seite 69)

der zukünftigen Entwicklung ein und stellen somit in gewisser Weise sicher, dass die nach-

folgend präsentierten und diskutierten Potenziale auch tatsächlich verwirklicht werden kön-

nen.

4.3.3 Potenziale einer Weiterentwicklung

Nachfolgend werden die von den Experten als klare Potenziale der Weiterentwicklung ange-

sehenen Aspekte beleuchtet.

Zunächst werden Aussagen zu den Bereichen „Datenaufnahme und -sammlung“ (Ka-

pitel 4.3.3.1), „Datenhaltung und -verwaltung“ (Kapitel 4.3.3.2 auf der nächsten Seite) und

„Datenpräsentation und -darstellung“ (Kapitel 4.3.3.3 auf Seite 87) diskutiert.

Anschließend sollen die mit „Intersubjektivität und Objektivierung“ (Kapitel 4.3.3.4 auf

Seite 92), „Integration und Effizienz“ (Kapitel 4.3.3.5 auf Seite 94) und „Schnittstellenschaf-

fung“ (Kapitel 4.3.3.6 auf Seite 95) überschriebenen Einschätzungen der Experten themati-

siert werden.

4.3.3.1 Datenaufnahme und -sammlung

Als großes Potenzial werden die technischen Möglichkeiten zur vereinfachten und teilwei-

se auch automatisierten Datenaufnahme erkannt. So werden etwa die folgenden Techniken

genannt, welche die Sammlung von Daten vereinfachen und/oder verbessern können:

GIS-Pads: Also Auswahl von geomorphologischen Elementen aus einem inhaltlich logisch

verknüpften Objektkatalog, welcher von einem elektronischen Kartierwerkzeug ange-

boten wird. Die Elemente werden direkt digital verortet auf einer Karte. Angesprochen

von LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18), OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-10), GREVE (EI 3, vgl.

Anhang A-06) und KNEISEL (EI 8, vgl. Anhang A-16).

GPS unterstutzte Lokalisierung: Diese erleichtert die Orientierung im Gelände und kann

auch die Verortung von kartierten Entitäten simplifizieren – angesprochen etwa von

LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) und GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06). Auch digitalen Fotos

kann automatisiert ein Raumbezug gegeben werden, thematisiert etwa von PLÜMER

(EI 4, vgl. Anhang A-08).

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Digitalisierung am Computerbildschirm: Digitalisierung kann auf zwei- oder dreidimen-

sionaler Grundlage geschehen. Angesprochen etwa von KNEISEL (EI 8, vgl. Anhang A-

16), LVERMA NRW (EI 6, vgl. Anhang A-12), OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-10) und GREVE

(EI 3, vgl. Anhang A-06).

(halb-)automatische Formenextraktion: aus Luftbildern, digitalen Geländemodellen oder

Satellitenbildern. Erwähnt von OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-10), KNEISEL (EI 8, vgl. An-

hang A-16) und FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-14).

Terrestrisches Laserscanning: Laserscanning kann der sehr detaillierten und direkt drei-

dimensionalen Datenaufnahme der Reliefgestalt dienen. Angesprochen von PLÜMER

(EI 4, vgl. Anhang A-08).

Sensor-Netzwerke: Also der flächenhafte Einsatz von günstigen Sensoren, die verschiede-

ne Parameter vor Ort aufnehmen. Angesprochen von GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06)

und PLÜMER (EI 4, vgl. Anhang A-08).

Allen diesen Techniken wird ein großes Potenzial zur Arbeitserleichterung und auch zur

Qualitätssteigerung zugesprochen.

„Also wir haben inzwischen mobile Kartier-Devices. Das heißt, früher war [. . . ] dieschwierige Aufgabe, dass man irgendeine Basiskarte brauchte. Man musste mitder Basiskarte heraus, sich auf der Karte erstmal orientieren. Musste die Objek-te, die man kartieren wollte, auf der Karte erstmal feststellen und exakt abgren-zen. Und dann konnte man die Informationen, die man im Feld erhoben hatte, indie Karte eintragen. Dann ging man nach Hause, dann wurde das Ding entwederumgezeichnet oder digitalisiert, also weiterverarbeitet. Mit einem mobilen Gerätbefinde ich mich in einer Situation, das Gerät zeigt mir an, wo ich auf der Kartebin. Also diese ganze Ausrichtungsgeschichte fällt weg, und ich muss eigentlich janur noch anklicken, ‚was ist an diesem Ort? ‘. Das heißt, ich werde zu einem Mess-gerät, zu einem Sensor.“(Quelle: GREVE, EI 3, vgl. Anhang A-06)

Durch die Weiterentwicklungen auf diesem technischen Gebiet ist auch zukünftig mit

weiteren Verbesserungen zu rechnen, so dass die „psychologische Barriere“ (Quelle: LESER,

EI 9, vgl. Anhang A-18) von extrem hohem Arbeitsaufwand der geomorphologischen Kartie-

rung geringer ins Gewicht fallen kann.

4.3.3.2 Datenhaltung und -verwaltung

Weiterer angesprochener Aspekt mit großem Zukunftspotenzial ist die Möglichkeit zur digi-

talen Haltung und Verwaltung von erhobenen Daten.

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„[. . . ] und man hat sicherlich auch Generationswechsel an Datenbanken, da istein klarer Trend bei uns in Richtung Datenbank. Also GIS-Systeme werden immerstärker Analyse- und Präsentationstools. Datenhaltung wird fast ausschließlich inDatenbanken gemacht, strukturiert. Die sind austauschbar.“(Quelle: FRIEDRICH, EI 7, vgl. Anhang A-14)

In Datenbanken können die erhobenen Daten sicher, strukturiert, flexibel und einfach

abfragbar vorgehalten werden. Die Verwaltung der Daten ist einfacher zu gewährleisten und

auch Austausch und Aktualisierung der Daten werden möglich. OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-

10) spricht hierzu an, dass ein Datenbankkonzept – also die formale Beschreibung des Auf-

baus der Datenbank – für die Disziplin Geomorphologie noch nicht vorliegt und noch ent-

wickelt werden sollte. Die Konzeption der geomorphologischen Karte mit verschiedenen In-

formationsschichten sei jedoch bereits eine gute erste Orientierung.

Allerdings ist nach FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-14) eben ein weiterer Vorteil der di-

gitalen Datenhaltung, dass nicht alle darstellbaren Informationen auch physisch in einer

Datenbank abgelegt werden. Erst in dem Moment der Anforderung über Datenbankabfra-

gen werden die speziellen Daten generiert. Diese Möglichkeit ist auch für GREVE (EI 3, vgl.

Anhang A-06) von entscheidender Bedeutung, da sie den Nutzer in seinem Kontext unter-

stützt.

GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06) erwähnt die Struktur der in Datenbanken vorgehaltenen

Daten, wobei er klar die verteilte Datenhaltung bevorzugt. Die Alternative eines Datenpools,

in den alle anderen Bestände eingespielt werden, verwirft er deutlich.

Die wesentlichsten Vorteile der digitalen Datenhaltung sind also in der sehr großen hin-

zugewonnenen Flexibilität zu sehen. Voraussetzung für die Nutzung des beschriebenen Po-

tenzials ist jedoch eine formale – aus der Geomorphologie stammende – schematische De-

finition und Modellierung der Struktur einer zukünftigen Datenbank geomorphologischer

Informationen.

4.3.3.3 Datenprasentation und -darstellung

Die von den Experten genannten Potenziale, die unter der Überschrift „Datenpräsentati-

on“ subsumiert werden, können weiter differenziert werden. Es wurden Aspekte zu neuen

„Darstellungsmöglichkeiten“, zur „Nutzerinteraktion“, zu „neuen Informationsschichten“,

zu „Auszugskarten“, zu „dynamischen Informationsschichten“ und zum „Preis & Vertrieb“

thematisiert.

Nachfolgend sollen jene Unterkategorien behandelt werden.

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Darstellungsmoglichkeiten: Die digitalen Medien bieten erweiterte Darstellungsmöglich-

keiten von geomorphologischer Information. Die Repräsentation des drei- oder vierdimen-

sionalen7 Georeliefs in der zweidimensionalen Karte muss zwingend einen Informations-

verlust hinnehmen bzw. eine Informationstransformation durchführen.

Neue Darstellungsmöglichkeiten sind die dreidimensionale visuelle Repräsentation, aber

auch das Hinzufügen von „Bewegung“ (Quelle: PLÜMER, EI 4, vgl. Anhang A-08) als kartogra-

phische Variable.

So könnten – in der einfachsten Form – etwa gewisse Objekte auf der Karte (etwa nach

einer Abfrage) aufblinken. Auch denkbar ist das Hinzufügen von Animationen, Bilderserien,

Filmen oder anderen multimedialen Elementen. Wie bereits erwähnt (vgl. Kapitel 4.3.2.4)

sollten diese Möglichkeiten jedoch nur innerhalb eines sinvollen Rahmens verwendet wer-

den, um

1. die Grundaussage der Karte nicht zu verwischen und

2. den Nutzer nicht zu überfordern.

Im Zuge verbesserter Möglichkeiten zur dreidimensionalen Visualisierung – etwa mittels

digitaler Geländemodelle etc. – ergibt sich die Möglichkeit der Darstellung einzelner Infor-

mationsschichten auf einem der Realität angenäherten Bild8. Dies kann nützlich sein, um

schneller einen tatsächlichen und angemesseneren Eindruck der geomorphologischen Rea-

lität zu bekommen (Quelle: GREVE, EI 3, vgl. Anhang A-06). Realitätsnähe kann jedoch auch,

ebenso wie die Variable „Bewegung“ s. o., die synthetische Information verwischen und we-

niger begreifbar machen.

Im Zusammenhang mit erweiterter Nutzerinteraktion (s. u.) kann die gewünschte Dar-

stellungsform jedoch unter Umständen frei gewählt werden.

Nutzerinteraktion: Im Gegensatz zu statischen Kartenausdrucken – die trotzdem noch

einfach generierbar sein sollen – erlaubt die digitale Repräsentation geomorphologischen

Wissens mehr Nutzerinterkation, vgl. etwa GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06), PLÜMER (EI 4,

vgl. Anhang A-08) und OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-10).

Dies beinhaltet etwa die Einstellung des betrachteten Raumes, die Festlegung des Maß-

stabs, eine Änderung der Ausgabegröße und des Ausgabeformates oder der Projektion usw.

Neben diesen grundlegenden Interaktionen sind auch weitere denkbar, etwa das Ein- und

7 Die vierte Dimension beschreibt die nicht-statische Natur des Reliefs, welches sich in der Zeit verändert.8 Ein der Realität angenähertes Bild könnte etwa aus einem dreidimensionalem Modell mit aufprojiziertem

Lufbild bestehen.

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Ausschalten von verschiedenen Informationsschichten, die Reorganisation der Zeichnungs-

reihenfolge, die Reklassifizierung von quantitativen Aspekten, das Editieren und Neuhinzu-

fügen von Informationen und auch etwa der Import von anderen Symbolschlüsseln.

„[. . . ] eine analoge Karte kann man eigentlich nur visuell auswerten. Nur durchBetrachtung letztendlich kann man etwas herausfinden. Klar, man kann auch einLineal herausnehmen um zu messen, aber man muss immer erst betrachten. DieInformationstechnologie ermöglicht einfach, halt auch noch einmal ein automa-tisiertes Verfahren, um auf bestimmte Unterstrukturen zuzugreifen. Also ohne dasvisuell oder am Bildschirm zu betrachten, kann man auch wirklich in die Datenhineingehen und fragen, ‚Gib mir alle Bäume, die einen größeren Durchmesserals, weiß ich nicht, Kronendurchmesser von mehr als drei Metern haben‘. Da mussman das nicht visuell auswerten, sondern das ist eben eine Unterstützung dabei,und damit letztendlich eine geringere Fehlerquote letztendlich, bei der Auswer-tung.“(Quelle: LVERMA NRW, EI 6, vgl. Anhang A-12)

Alleine die Möglichkeit, eigene Abfragen auf den Datenbestand durchführen zu können,

wird bereits als großes Potenzial angesehen. Denkbar wären etwa klassische Objektinfor-

mationsanzeigen, interaktive Objektauswahl und auch räumliche Arithmetik, vgl. LVERMA

NRW (EI 6, vgl. Anhang A-12) und GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06).

Diese Interaktionen können temporär sein oder als persönliche Präferenzen abgespei-

chert werden, so dass trotz einheitlichem Datenbestand jeder Nutzer seine eigene Reprä-

sentation erhält – eine „Personalisierung“ im Sinne von LVERMA NRW (EI 6, vgl. Anhang

A-12).

Gerade auch diese spielerischen Aspekte – KNEISEL (EI 8, vgl. Anhang A-16) und LVERMA

NRW (EI 6, vgl. Anhang A-12) – können dazu dienen, die Popularität zu erhöhen und weitere

Nutzergruppen zu erschließen.

Die Möglichkeiten, die sich im Zuge der erweiterten Nutzerinteraktion ergeben, scheinen

– ähnlich wie die Funktionalität von GI-Systemen, vgl. Kapitel 2.5 – beinahe unendlich zu

sein.

Neue Informationsschichten: Das Hinzufügen neuer Informationsschichten – etwa von

bislang unberücksichtigten geomorphologischen Informationen – wird als enormes Poten-

zial der digitalen geomorphologische Kartographie angesehen.

Hierbei kann unterschieden werden zwischen primär geomorphologischen Informati-

onsschichten, die die aktuellen Fragestellungen der Disziplin widerspiegeln und eher fach-

fernen Informationsschichten, die von einem Nutzer hinzugefügt werden können.

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4 Ergebnisse

DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) etwa möchte erreichen, Fragen wie etwa die „Sensitivi-

tät von Objekten“ kartographisch darstellbar zu machen. Fragen, die innerhalb der wissen-

schaftlichen Disziplin das Geschehen bestimmen – wie die Frage nach der unterschiedlichen

Reaktion von Geoobjekten auf Veränderungen der Landnutzung (land-use-change) oder Ver-

änderung des Klimas (climate-change), vgl. auch Kapitel 2.2 – sollten auch in dem zentralen

Werkzeug und Produkt der Geomorphologie abgebildet sein. Neben Vorteilen in der Konsis-

tenz und Kongruenz von Karte und Forschungsaktivität wird auch ein didaktischer Nutzen

gesehen.

Der zweite Aspekt des Hinzufügens von Informationsschichten betrifft den Anwender

des Systems. Wenn der Nutzer in der Lage ist, autonom Informationen nach Wunsch hinzu-

zufügen, ergeben sich für ihn unter Umständen in Zusammenhang mit bereits enthaltenen

Informationsschichten ganz neue synthetische Informationen (Quelle: GREVE, EI 3, vgl. An-

hang A-06).

„[. . . ] und wenn man eben Auswertungskarten, also praxisrelevante Informa-tionen, rausholt, die Karte also uminterpretiert, dann ist natürlich auch eineKommunikation zwischen dem Wissenschaftler, dem Geomorphologen, und ebendem Praktiker, dem Anwender, dem Nutzer, aus welcher Richtung er auch immerkommt [möglich, Anm. d. Verf.].“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

Dadurch erlauben die hinzufügbaren Informationschichten – in Zusammenhang mit der

Nutzerinteraktion „Abfragbarkeit“ – die Umsetzung der bereits in der ursprünglichen Kon-

zeption der GMK-Legende angestrebten Anwendungskarten. In analoger Form der Karte

gab es nur wenige derartige Realisierungen (Quelle: LESER, EI 9, vgl. Anhang A-18), die zu-

dem nicht beziehbar sind (Quelle: OTTO, EI 5, vgl. Anhang A-10). Im Zuge einer Weiterent-

wicklung könnte wegen des geringeren Erstellungsaufwandes dieser Mangel minimiert wer-

den.

Dynamische Informationsschichten: Ein spezieller von den Experten vermuteter Virteil

liegt in der Kombination von neuen visuellen Optionen und dem Hinzufügen von neuen

Informationsschichten.

DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) sieht die Möglichkeit von dynamischen neuen Informati-

onsschichten, welche „Veränderungen [von Geoobjekten, Anm. d. Verf.] in der Zeit“ visuali-

sieren können. Hierdurch können gerade auch geomorphogenetische – sowohl aktuelle als

auch historische – Aspekte dann ganz anders, und zum Teil erstmalig, dargestellt werden.

„Eine andere Information wäre, die Veränderung des Objektes in der Zeit. ZumBeispiel eine Informationsschicht, in der man sieht, wie sich im Holozän die

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Rheinläufe am Oberrhein verändert haben. Nicht wahr, der Fluss mäandriert ja,migriert durch seine Floodplain und verändert seine Geometrie, also verändertden Gerinneschlauch. Einfach aufgrund der internen Dynamik, jetzt ist Dynamikrichtig verwendet, des Mäanders. Solche Karten gibt es, das sind dann eben dieseKarten. Das wäre dann die Schicht ‚Der Rheinlauf 4 000 Jahre vor heute‘, das wäredann die Schicht ‚3 500 vor heute‘. Solche Daten liegen vor.“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

Während die Daten vorliegen, harrten Sie bislang der dynamischen kartographischen

Umsetzung.

Die Darstellung von Prozessen ist dann auch angemessener zu vollziehen, da der Faktor

Zeit (repräsentiert im Prozess) nun auch in der kartographischen Variable „Bewegung“ auf-

taucht (PLÜMER (EI 4, vgl. Anhang A-08), vgl. a. die offenen Fragestellungen im Bereich GIS

in Kapitel 2.5).

Auszugskarten: Neben dem von den Experten identifizierten Potenzial des Hinzufügens

von Informationen ist ein weiteres wesentliches Potenzial auch in der Extraktion einzelner

Informationsschichten zu sehen. DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) bezeichnet dies als Umset-

zung der bereits in der GMK-Legende angesprochenen und vorgesehenen Auszugskarten.

Wenn die Informationsschichten – wie in der Konzeption der GMK vorgesehen – nun

digital vorlägen, so wäre die graphische Ausgabe nur spezifisch selektierter Informationen

nach DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) „trivial“.

Das tatsächliche Potenzial dieser einfach zu generierenden Karten liegt in dem deutli-

chen Unterschied zu analogen geomorphologischen Karten, deren einzelne Informations-

schichten nicht zu beziehen sind (Quelle: OTTO, EI 5, vgl. Anhang A-10).

„Man kann zwar die gesamte Karte kaufen, wenn man es gefunden hat, wo mansie kaufen kann. Das ist nicht so, dass man die wie andere Karten beim Landes-vermessungsamt bekommt, sondern beim Geocenter in Stuttgart. Aber man kannnicht sagen, so ich möchte jetzt nur meinetwegen die Geomorphographie haben.Oder ich möchte nur die Prozesse haben. Einzelne Schichten davon kann mannicht kaufen, kann man nicht erhalten.“(Quelle: OTTO, EI 5, vgl. Anhang A-10)

Durch die Möglichkeit, einzelne Informationsschichten aus einem zukünftigen geomor-

phologischen Informationssystem extrahieren zu können, bietet sich auch die Chance, dass

jene Inhalte in anderen Informationssystemen eingebunden werden können. Geomorpho-

logisches Wissen wäre einfacher auch für andere Anwendungen verfügbar.

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4 Ergebnisse

Preis & Vertrieb: DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) betont den fiskalischen Vorteil einer

digitalen Repräsentation von geomorphologischem Wissen:

„Dann ist es billig, bitte schön. Das gesamte Kartenwerk kostet, so weit ich dasnoch weiß, im Geocenter in Stuttgart, wo man sie noch kaufen kann, 800 Mark,also 400 Euro. Für alle Blätter. Jetzt kostet es in Zukunft nichts mehr. Also ist das,die digitale Verfügbarmachung der analogen Karte hat also solche Vorteile. Unddas ist natürlich fantastisch.“(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04)

Daneben ist auch der Vertrieb der eigentlichen Karte einfacher, da – etwa bei einer

WebGIS-Realisation – die Daten und auch das Endprodukt Karte über das Internet verfüg-

bar gemacht werden könnten. KNEISEL (EI 8, vgl. Anhang A-16) etwa betont die Publikations-

form „PDF“, die zur Zeit der Konzeption der GMK Hochgebirge nicht oder nur eingeschränkt

zur Verfügung gestanden habe. Für die innerhalb des GMK-Schwerpunktprogramms kar-

tierten Blätter steht diese Option in eingeschränkter Form bereits zur Verfügung (vgl. Kapitel

2.4.2 auf Seite 40, „GMK.digital“).

Der Aspekt des günstigen und zeitnahen Vertriebs wird ebenso von FRIEDRICH (EI 7, vgl.

Anhang A-14) und LVERMA NRW (EI 6, vgl. Anhang A-12) betont.

„[. . . ] Wir arbeiten extrem intensiv mit dem Internet für unsere Zwecke, aber unse-re Sachen werden ja einmal von der Uni benutzt. Die brauchen es in der Regel sospeziell, dass die halt wirklich Daten haben wollen, mit den ganzen Sachdaten-banken. Die sind normal beliefert worden mit Datenbeständen, und ein großerBereich sind Ingenieurbüros und die öffentliche Verwaltung. Die waren die ganzeZeit noch nicht so weit, dass sie mit Mapservices wirklich hantieren konnten. Unddas kommt jetzt, und deshalb reagieren wir auch jetzt erst auf diesen Bedarf.“(Quelle: FRIEDRICH, EI 7, vgl. Anhang A-14)

4.3.3.4 Intersubjektivitat und Objektivierung

Unter anderem (vgl. Kapitel 2.3) wird von Karten verlangt, dass sie richtig und vollständig

sind. Diese Kriterien lassen sich nur schwierig für die mehrheitlich manuell kartierte geo-

morphologische Karte überprüfen, einzig das Erläuterungsheft und die inhaltliche Schlüs-

sigkeit des Gesamtprodukts können hierzu Fingerzeige geben.

Die Subjektivität der Karte existiert zum Beispiel wegen des „Autorenentscheids“ (vgl.

LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18)) und wegen der teilweise vorhandenen Freiheit in Bezug auf

die Formenzuordnung9.

9 LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) etwa spricht davon, dass beispielsweise in dem von ihm kartierten Blatt Wehr(8313) die Signatur für Kanten deutlich und bewusst zugunsten von Wölbungssignaturen vernachlässigtwurde. „[. . . ] im Grunde ist ja jede Kante auch eine Wölbung.“ (Quelle: LESER, EI 9, vgl. Anhang A-18)

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4 Ergebnisse

Von den Experten wird im Zuge der Weiterentwicklung des geomorphologische Karten-

werks nun eine deutliche Steigerung der Objektivität und Intersubjektivität erwartet:

„Man kann überhaupt durch Statistiken, die ja früher faktisch nicht möglich wa-ren, gucken, dass verschiedene Bearbeiter ähnliche Ergebnisse erzeugen. Ja, alsodas heißt, die Intersubjektivität unserer Arbeit ist dadurch wesentlich verbessertworden.“(Quelle: FRIEDRICH, EI 7, vgl. Anhang A-14)

Diesen deutlichen Vorteil benennt auch GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06), wobei er auch

darauf hinweist, dass in der geomorphologischen Karte durchaus Elemente enthalten sind,

die sich einer solchen Überprüfbarkeit zu entziehen scheinen:

„Und ich kenne schöne Beispiele, wo diejenigen, die diese Karten nutzen, sich erst-mal angucken, wer hat die Karte gemacht. Bevor sie die Karte nutzen. Weil sie ver-standen haben, wie derjenige gearbeitet hat. Das kann man in einem solchen Sys-tem natürlich nicht mehr machen, sondern man hat eine Vielzahl von Primärin-dikatoren da drin, die einem erlauben, das auch nachzuprüfen. Das heißt, dieInformation ist weniger verdichtet, sie ist tiefer gestaffelt, aber sie ist besser über-prüfbar. [. . . ] Sie [die geomorphologische Karte, Anm. d. Verf.] hat sehr harte Ele-mente, die Topographie im klassischen Sinne, aber sie hat natürlich auch weiche,genetische Elemente, wo interpretiert wird, wo manchmal auch geschätzt wird,vermutet wird. [. . . ] Die Nachprüfbarkeit wird erhöht. Möglicherweise geht es zuLasten der Informationsverdichtung, und das muss man im Einzelfall dann ab-wägen, was da günstig ist. Nicht immer kann ein automatisiertes Verfahren dasgleiche Ergebnis erzielen, was ein Mensch im Gelände erzielt, das ist häufig ja dochpräziser, besser.“(Quelle: GREVE, EI 3, vgl. Anhang A-06)

Hiermit folgt GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06) mit seiner Einschätzung den Ansichten von

DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04), OTTO (EI 5, vgl. Anhang A-10) und LESER (EI 9, vgl. Anhang

A-18).

FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-14) weist in diesem Zusammenhang auf nunmehr mög-

liche Plausibilitätsüberprüfungen hin, die auch solche eher interpretativ gefundenen Ergeb-

nisse vergleichbar und bewertbar machen können. GREVE (EI 3, vgl. Anhang A-06) stellt

die Trennung von „Befund und Interpretation“ als wesentlich dar und postuliert, dass jene

durchgeführt werden müsse im Zuge der besseren Überprüfbarkeit. Zudem sollte der logi-

sche Schluss – also der gedankliche Weg vom Befund zur Interpretation – offengelegt und

dokumentiert werden.

Eine etwaige Auftrennung der darstellbaren Informationen in die einzelnen Informati-

onsschichten – ergänzt durch eine digitale Form des Erläuterungsheftes– wäre bereits eine

erste Umsetzung dieser Forderung.

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4 Ergebnisse

4.3.3.5 Integration und Effizienz

Ein weiterentwickeltes geomorphologisches Informationssystem, aus dem unter anderem

die geomorphologische Karte extrahiert werden könnte, hat gleich zweifaches Integrations-

potenzial:

• Integration verschiedenster Arbeitsprozesse und

• Integration der verschiedenen inhaltlichen Bereiche der Geomorphologie (vgl. Kapitel

4.3.1.1)

FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-14) betont den Aspekt der Integration verschiedener Pro-

zesse in Analogie zum FISBO (Fachinformationssystem Boden), welches im Hessischen Lan-

desamt für Umwelt und Geologie (HLUG) Basis vieler Prozesse ist:

„[. . . ] das FISBO ist im Prinzip ein Arbeitswerkzeug und Präsentationswerkzeugfür alles was IT-gestützt an Tätigkeiten hier läuft, im Bereich Boden, Bodenschutz.So kann man das vielleicht am besten beschreiben [. . . ] Es besteht aus Strukturenin Form von Datenbanken und besteht aus Werkzeugen zur Analyse und Präsen-tation der Daten. [. . . ] Das verbirgt sich letztendlich hinter dem FISBO und darausgenerieren sich eine ganze Reihe von Produkten, in klassischen Kartenwerken, bishin zu Mapservices im Internet. Und Berichte, verschiedentliche Berichte, Statis-tiken, was man halt so zum Arbeiten braucht. Ein kompletter Arbeitsprozess. [. . . ]Es gibt faktisch keinen Arbeitsprozess mehr bei uns, der nicht IT-gestützt in irgend-einer Form abläuft.“(Quelle: FRIEDRICH, EI 7, vgl. Anhang A-14)

FRIEDRICH (EI 7, vgl. Anhang A-14) betont dann auch die hohe Effizienz bei gleichzeitig

großer Flexibilität. Auf Anfragen nach speziellen Ableitungen der vorhandenen Daten könne

man nun wesentlich schneller reagieren, so dass die Nachfrage nach speziellen Applikatio-

nen häufig das Angebot reguliere.

Die geomorphologische Karte wäre dann nur ein Produkt neben anderen, die aus dem

Informationssystem erzeugt werden könnten. Eben wegen der integrativen Wirkung – etwa

von LESER (EI 9, vgl. Anhang A-18) und DIKAU (EI 2, vgl. Anhang A-04) benannt – auf die

Disziplin in der expliziten Betonung einer holistischen Aufnahme der Geomorphologie eines

Raumes liegt die besondere Eignung der Karte als Basis für ein zu schaffendes Informations-

system.

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4 Ergebnisse

4.3.3.6 Schnittstellenschaffung

Um integrative Wirkung entwickeln zu können, ist es von hoher Bedeutung, dass wohldefi-

nierte Schnittstellen existieren, die den Zugriff auf die zukünftig digital vorgehaltenen Daten

ermöglichen.

Andererseits ist auch die geforderte Integration verschiedener Prozesse nur schwierig zu

bewerkstelligen. Schnittstellen, die genaustens dokumentiertes Verhalten zeigen, sind auch

die Voraussetzung zur einfacheren Erschließung neuer Nutzer und zur effektiven Nutzung

der künftigen informationstechnologischen Entwicklungen.

Weil Geoinformation, in welcher Ausprägung auch immer, im Moment offensichtlich

stark nachgefragt wird – vgl. LVERMA NRW (EI 6, vgl. Anhang A-12) und GREVE (EI 3, vgl.

Anhang A-06) – ist es wichtig, diese Nachfrage auch befriedigen zu können:

„Jetzt kann man sich fragen, warum gibt es im Moment so einen Hype um raumbe-zogene Informationen. Weil, im Prinzip war diese Information immer verfügbar.Was nicht verfügbar war, war der Informationskontext.“(Quelle: GREVE, EI 3, vgl. Anhang A-06)

Gerade auch die Vorhaltung von Daten auf elektronischen Systemen macht die Informa-

tion nicht zwingend einfacher abfragbar oder verfügbar. Die Inwertsetzung dieser durchaus

wertvollen Informationen kann erst erfolgen, wenn die Struktur der Information klar und

dokumentiert ist. Zudem sollten Metadaten zur Information existieren und nutzbar sein. Zu-

sätzlich müssen auch die Schnittstellen zur Informationsabfrage definiert und bekannt sein.

Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, kann der Wert einer Information nur eingeschränkt

ausgeschöpft werden.

„[. . . ] die Information wird nicht per se dadurch verfügbar, dass sie auf dem Rech-ner ist. In Wirklichkeit ist es viel schwieriger. Weil sie technische Voraussetzungenbrauchen, die sie sonst nicht brauchen, sonst haben sie nur das Auge. Die Ver-fügbarkeit wird durch das digitale Medium erstmal geringer. Ich kann auch nichtirgendeinen Laptop auf eine Expedition ins Hochgebirge mitnehmen. Und ob ichmit einem PDA zurechtkomme, das ist ja die Frage.“(Quelle: PLÜMER, EI 4, vgl. Anhang A-08)

4.4 Bewertung der Methodik

Dieser Abschnitt versucht die verwendete Methode zu bewerten, um die Güte der gefun-

denen Ergebnisse ansatzweise abschätzen zu können. Grundsätzlich orientiert sich diese

kritische Hinterfragung der eigenen Forschungstätigkeit am Kapitel 3.8 (Seite 62).

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4 Ergebnisse

Die „klassischen Fehler der Interviewführung“ (REUBER & PFAFFENBACH 2005: 133) wur-

den versucht zu vermeiden, was in dem Vorgespräch – OTTO (EI 1, vgl. Anhang A-02) – we-

sentlich ineffizienter gelang als in den anschließend geführten Interviews der Haupterhe-

bungsphase. Die von REUBER & PFAFFENBACH (2005: 133) angesprochenen Fehlerquellen

sollen nun benannt werden, und es wird jeweils eine Bewertung für das eigene Vorgehen

angegeben.

Planungsfehler: Die Gedanken, die in dem konzipierten Leitfaden auftauchten, konnten in

der Regel in der mit den Experten besprochenen Zeitspanne des Interviews angespro-

chen werden. Ausnahme ist das Gespräch mit PLÜMER (EI 4, vgl. Anhang A-08), das

aufgrund externer Einflüsse des Interviewpartners später begonnen werden musste.

Daher konnten hier nicht alle Aspekte thematisiert werden.

Dominierender Kommunikationsstil: In der Regel wurde die Dominanz in der Gesprächs-

führung den Interviewten überlassen. Anknüpfungspunkte aus Aussagen der Experten

wurden jedoch häufig wieder in Nachfragen des Interviewers aufgegriffen – auch um

dem Gesprächsleitfaden zielgerichtet folgen zu können. Suggestivfragen wurden be-

wusst nicht gestellt, konnten jedoch auch nicht immer vermieden werden. Es ist je-

doch auch in den Transkripten deutlich erkennbar, dass die Experten selten die unter-

bewusst intendierte Antwort gaben, sondern meist eigene Sichtweisen und Einschät-

zungen aus der jeweiligen Perspektive anbrachten. Auch die Kommentierung von Ex-

pertenpassagen wurde generell vermieden. Im Zuge eines angenehmen Interviewkli-

mas wurden jedoch auch in einigen Fällen direkte Kommentare zu Aussagen abge-

geben. Diese Kommentare scheinen die Diskussion in einigen Fällen sogar zusätzlich

belebt und intensiviert zu haben.

Mangelnde Geduld: Generell wurde den Experten bei der Beantwortung der Fragen und

bei der Darlegung eigener Gedanken viel Raum zur Formulierung und Ausführung

gelassen. Im Vorgespräch mit OTTO (EI 1, vgl. Anhang A-02) wurde der Fehler der zu

großen Ungeduld deutlich begangen, da zum Beispiel der Experte unterbrochen wur-

de. Während der anschließend durchgeführten Interviews wurde versucht, diese di-

rekte Einflussnahme durch den Interviewer zu minimieren.

Umgang mit dem Gesprachsleitfaden: Dem Gesprächsleitfaden wurde im Grunde ge-

folgt, jedoch mit großer Offenheit. Es wurde versucht, inhaltlichen Einfluss seitens der

Experten, welcher über das auf dem Leitfaden formulierte hinausging, explizit aufzu-

greifen.

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4 Ergebnisse

Die Darstellung der Ergebnisse versuchte die große Menge an Kommunikationsmaterial

sinnvoll zu komprimieren und zu ordnen anhand von induktiv gefundenen Überschriften,

die ihrerseits zentrale Aspekte zusammenfassen.

Die Forderungen nach MAYRING (2002: 144ff) sollten zusätzlich erfüllt werden: Das Ver-

fahren wurde dokumentiert und war regelgeleitet (vgl. Kapitel 2, Kapitel 4.1 & Kapitel 4.2)

und die Interpretation wurden argumentativ geführt. Hierbei wurde immer wieder die tat-

sächliche Aussage der Experten den dargelegten Explikationen gegenübergestellt (vgl. Kapi-

tel 4.3.3). Die ausführlich dargelegten theoretischen Aspekte zum Themenkomplex der Ar-

beit dienten einer grundsätzlichen Triangulation im Sinne von MAYRING (2002). In Einzelge-

sprächen mit JAN-CHRISTOPH OTTO und RICHARD DIKAU wurde eine ansatzweise kommu-

nikative Validierung vorgenommen.

Insgesamt kann die verwendete sozialgeographisch geprägte Methode als gut geeignet

für die Ziele der Arbeit (vgl. Kapitel 1.3) angesehen werden.

4.5 Zusammenfassung des Kapitels

Die umfangreichen Experteninterviews wurden als Kommunikationsmaterial im Sinne von

MAYRING (2002) bearbeitet, so dass das Material in der Menge reduziert und in der Aussage

komprimiert zur Verfügung stand. Die so verdichteten Aussagen wurden zunächst induktiv

gefundenen Kategorien zugeordnet und anschließend umgruppiert, um eine weitere Ord-

nung des Materials zu erhalten.

Zu den einzelnen resultierenden Kategorien und ihren Unterkategorien wurden Häufig-

keiten der zugeordneten Textpassagen angegeben, so dass bereits ein erster und vorläufiger

Schwerpunkt der Aussagen erkennbar ist.

Die Hauptkategorien, nach denen die Expertenaussagen geordnet sind, spannen ein

Möglichkeitsfeld einer Weiterentwicklung der geomorphologischen Kartographie auf (vgl.

Abb. 4.1 auf Seite 69). Dieses Möglichkeitsfeld hat sein Fundament in zentralen und basis-

relevanten Aussagen. Einige Rahmenbedingungen aus inhaltlich betroffenen Fachdiszipli-

nen begrenzen aus Expertensicht eine Weiterentwicklung. Schließlich werden wesentliche

Hauptpotenziale einer Weiterentwicklung identifiziert und dargestellt. Hierbei werden er-

gänzend auch deduktiv gefundene Aspekte – also aus der Theorie stammende – diskutiert.

Wesentliche Grundlage einer Fortführung und Weiterentwicklung sind etwa im Ziel und

der Bedeutung der geomorphologischen Karte benannt. Zudem ist der tatsächliche Nutzer-

kreis der Karte für die Zukunft zu beachten.

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4 Ergebnisse

Rahmenbedingungen der Weiterentwicklungen sind etwa die Komplexität des Darstel-

lungsgegenstandes „Georelief“, eine Unsicherheit bei der Objektidentifizierung und raum-

zeitliche Skalen in der Geomorphologie. Auch kartographisch als nachteilig benannte Aspek-

te der GMK-Legende, die hohe Freiheit des Kartierers und vermuteter Arbeitsaufwand sowie

die Forderung nach Dokumentation sind von rahmengebender Bedeutung. Wesentlichs-

te informationstechnologische Rahmenbedingung ist die Forderung nach Abbildungsvor-

schriften und die Implementierung eines zukünftigen geomorphologischen Informations-

systems mittels anerkannter (Geo-) Standards.

Als wesentlichste Potenziale werden von den Experten einfachere Datenaufnahme und

-sammlung, effizientere Datenhaltung und -verwaltung, bessere und angemessenere Da-

tenpräsentation und -darstellung, erhöhte Intersubjektivität / Objektivierung, hohe Integra-

tionsfähigkeit und Schaffung von Schnittstellen identfiziert. Gerade die Visualisierung von

geomorphologischer Information wird als großes Potenzial erkannt.

Die verwendete – eher sozialwissenschaftlich geprägte – Methode ist grundsätzlich den

Zielen der Arbeit angemessen und wird als generell gut geeignet benannt.

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5 Diskussion und Ausblick

Die befragten Experten sehen insgesamt ein großes Potenzial einer weiterentwickelten und

dann digitalen geomorphologischen Kartographie.

Es wird sowohl als enorm wichtig angesehen, geomorphologische Kartographie auch

weiterhin zu betreiben, als auch in Zukunft sehr deutlich informationstechnologische Me-

thoden und Techniken einzusetzen. Die sich daraus ergebenden Potenziale sind nach Ex-

pertenansicht vielfältig und betreffen letztlich alle unterschiedlichen Aspekte der kartogra-

phischen Repräsentation von geomorphologischer Erkenntnis.

Zur Diskussion sei jedoch noch einmal die Gliederung der gefundenen Ergebnisse reflek-

tiert. Die Einschätzungen und Meinungen der Experten werden neben expliziten „Potenzia-

len“ aufgeteilt in „Grundlagen einer Weiterentwicklung“ und auch „Rahmenbedingungen

der Weiterentwicklung“.

Um also die aufgeführten Chancen einer infomationstechnologisch-basierten geomor-

phologischen Karte – selbst nur in Teilen – ausnutzen zu können, müssen gewisse Aspekte

genauer thematisiert und diskutiert werden innerhalb der Geomorphologie.

Die als „Grundlagen“ thematisierten Aspekte etwa sollten bei der Weiterentwicklung mit

einer hohen Gewichtung beachtet werden. Weiterentwicklungen, die zwar Potenziale der In-

formationstechnologie maximal ausschöpfen, diese wesentlichen – meist aus der Geomor-

phologie stammenden – Punkte jedoch ignorieren, wären konsequenterweise dann als Fehl-

entwicklungen zu benennen.

Von fundamentaler Wichtigkeit ist es also, dass bei jedweder Weiterentwicklung die Ziele

der geomorphologischen Karte (nämlich ein synthetisches und vollständiges Bild der Geo-

morphologie eines Raumes abzubilden) und auch die Bedeutung der Karte als Grundlagen-

instrument (auch zur inneren Konvergenz der geomorphologischen Teildisziplinen) beach-

tet werden. Hierbei sollten – bei allen verständlichen und nachvollziehbaren Beweggründen

zur weiteren Nutzererschließung – die Ansichten direkt aus der wissenschaftlichen Geomor-

phologie besonders beachtet werden. Schließlich ist jene Disziplin der aktuelle Hauptnutzer

der geomorphologischen Karte.

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5 Diskussion und Ausblick

In Verbindung mit der Umsetzung eines geomorphologischen Informationssystems, wel-

ches weitverbreitete informationstechnologische Standards implementiert und die enthal-

tene Information sichtbar und abfragbar macht, werden potenziell neue Nutzer erschlossen,

ohne dass dies explizit als Hauptziel ausgegeben wird.

Da auf die Weiterentwicklung der geomorphologischen Karte die aktuellen Entwicklun-

gen verschiedener wissenschaftlicher Teildiziplinen Einfluss nehmen (vgl. Kapitel 2), müs-

sen die hieraus resultierenden Rahmenbedingungen beachtet werden. Das integrative Pro-

dukt „geomorphologische Karte“ muss interdisziplinär weiterentwickelt werden. Vorausset-

zung hierfür scheinen ein gemeinsames Sprachverständnis sowie die korrekte und annä-

hernd vollständige Formulierung von Anforderungen und Zielen aller beteiligten Diszipli-

nen zu sein.

So muss die Geomorphologie ihr Untersuchungsobjekt Georelief hinreichend formali-

sieren1 und auch die qualitativen Teilaspekte – im Rahmen der Möglichkeiten – genaustens

beschreiben. Die Anforderungen aus der Informationstechnologie müssen zudem verständ-

lich auch für nicht Informatiker der Fachdisziplin Geomorphologie näher gebracht werden.

Unklarheiten der grundsätzlich geeigneten GMK-Legende sollten thematisiert und behoben

werden.

Gleichzeitig muss bei der Weiterentwicklung auf die Anforderung der Geomorphologie

geachtet werden, auch zukünftig analoge (auf Papier aufgebrachte) geomorphologische Kar-

ten hoher Qualität aus einem digitalen Informationssystem erzeugen zu können. Die vom

Landesvermessungsamt NRW angesprochenen Probleme insbesondere bei der automati-

sierten Generalisierung sollten weiter konkretisiert werden und Beachtung finden.

Im Zuge eines Ausblicks auf die weitere Entwicklung der geomorphologischen Kartogra-

phie sollte nach Einschätzung des Autors möglichst zügig die Umsetzung eines geomorpho-

logischen Informationssystems fortgeführt werden. Hierbei ist die Zukunft für ein solches

GI-System meines Erachtens nach in der Kommunikationsplattform Internet zu sehen – ei-

ne Einschätzung, die sich grundsätzlich mit der Meinung etwa von BARTELME (2005: 5f, vgl.

auch das wörtliche Zitat auf Seite 45) deckt.

Die beschriebenen WebGIS-Anwendungen „GMK.digital“2 und auch das „WebGIS Turt-

manntal“3 sind bereits gute erste Iterationen auf dem Weg zu einem zukünftigen Online-

Präsentationswerkzeug für geomorphologisches Wissen.

1 Anregungen hierzu können etwa aus den Dissertationsschriften von RASEMANN (2003) und LÖWNER (2005)bezogen werden.

2 Online verfügbar unter der Adresse http://gidimap.giub.uni-bonn.de/gmk/frames/index.php?gui_id=gmk, zuletzt abgerufen am 06. Februar 2007.

3 Im Internet unter der URL http://gidimap.giub.uni-bonn.de/grk/frames/index.php?gui_id=grk437, letzter Zugriff am 06. Februar 2007, zu erreichen.

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5 Diskussion und Ausblick

Zukünftig sollten die Informationsschichten der GMK – zunächst etwa beispielhaft für ei-

nige Blätter des GMK-Schwerpunktprogramms – getrennt zugänglich gemacht werden. An-

schließend sollten die auch in dieser Arbeit beschriebenen Potenziale einer Weiterentwick-

lung konkretisiert werden. Hierbei sollten natürlich neben der geomorphologisch-wissen-

schaftlichen Sichtweise auch andere Fachbereiche vertreten sein:

„Also das ist zum Beispiel, wenn man im Bereich Geomorphologie etwas machenwill, glaube ich, dass man wohl beraten ist, das nicht nur an einer Uni alleineanzusiedeln, sondern, dass man sich einen Partner sucht, wie einen geologischenDienst, oder wie auch immer, und versucht, eine Kontinuität da hereinzubringen,was die Haltung des Datenbestandes betrifft.“(Quelle: FRIEDRICH, EI 7, vgl. Anhang A-14)

Auch externe Expertise – im Sinne von Partnern bei der technischen Umsetzung, zur in-

haltlichen Beratung und zur Förderung eines Erfahrungsaustausches – sollte also bei der

Weiterentwicklung beachtet werden.

Die Zukunft der geomorphologischen Karte ist nach Ansicht des Autors sicherlich in der

Integration von technischen Möglichkeiten der Informationstechnologie zu sehen. Jedoch

sollten dabei die ursprünglichen Ziele geomorphologischer Kartographie nicht vergessen,

sondern explizit thematisiert werden. Ergebnis könnte ein geomorphologisches Informa-

tionssystem (also eine weiterentwickelte geomorphologische Karte) sein, welches Ansprü-

chen der Geomorphologie als dynamischer Wissenschaft gerecht wird, und das auch we-

sentliche Rahmenbedingungen von Disziplinen wie der Informatik, der Kartographie und

die der „GIScience“ (GOODCHILD 2004) beachtet.

Dieses System, welches vermutlich erheblichen Aufwand in der Konzeption und an-

schließenden Realisation bedeuten würde, könnte dann Basiswerkzeug und wesentliches

Archiv geomorphologischer Forschung sein.

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6 Fazit

Die vorliegende Arbeit versuchte theoretisch wie auch empirisch das Potenzial der Informa-

tionstechnologie zur Weiterentwicklung des geowissenschaftlichen Kartenwerks „geomor-

phologische Karte“ abzuschätzen.

Die zentralen Fragestellungen der Arbeit (genauer aufgeführt in Kapitel 1.2 auf Seite 3)

werden nun paraphrasiert genannt und gefundenen Antwortaspekten auszugsweise zuge-

ordnet.

Entwicklung geomorphologischer Kartographie Vor allem im Kapitel 2.4.2 wurde die Ent-

wicklung und Ausprägung der kartographischen Abbildung der Geomorphologie dar-

gestellt, und es wurde insbesondere die Bedeutung des GMK-Schwerpunktprogramms

hervorgehoben.

Perspektiven einer Weiterentwicklung Im Kapitel 2.4.2 zur geomorphologischen Karto-

graphie wurden insbesondere auch die Vorteile der GMK-Legende dargestellt, die die

Weiterentwicklung beeinflussen sollten. So wird die Kartiersystematik in Kapitel 4.3.3

als grundsätzlich geeignet bezeichnet.

Unterschiede der GMK zu anderen geowissenschaftlichen Karten Da die geomorpho-

logische Karte das Wissen der auch historischen Wissenschaft Geomorphologie abbil-

det, sind insbesondere die geomorphogenetischen Kartenelemente eine Besonderheit

und auch ein Alleinstellungsmerkmal der geomorphologischen Karte. Zudem ist die

geomorphologische Karte explizit der synthetischen Betrachtung verschrieben.

Bedeutung der GMK fur die Geomorphologie Für die Geomorphologie wurde sowohl

in den theoretischen Betrachtungen wie auch in den Einschätzungen der befragten Ex-

perten die geomorphologische Karte als wesentliches, traditionsreiches und angemes-

senes Werkzeug identifiziert. Die geomorphologische Karte ist darüber hinaus Identi-

fikationsmedium. Sie fördert Konvergenz und stellt auch einen Wissensspeicher dar

(Quelle: DIKAU, EI 2, vgl. Anhang A-04).

Komponenten der zukunftigen GMK Entsprechend der identifizierten Vorteile der geo-

morphologischen Karte, die auf den GMK-Legenden (vgl. LESER & STÄBLEIN 1975

und FRÄNZLE et al. 1979) beruhen, sollten auch zukünftige geomorphologische Karten

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6 Fazit

möglichst alle Teilbereiche der Geomorphologie abbilden. Die Aufteilung in einzelne

Informationsschichten (vgl. Abbildung 2.18 auf Seite 31) scheint sinnvoll und sollte

weiterverfolgt werden.

Einschatzung des Potenzials der Informationstechnologie Die in Kapitel 4.3 auf Seite 69

dargelegten Potenziale sind vielfältig und zahlreich. Um eine Weiterentwicklung hin-

sichtlich dieser Potenziale erreichen zu können, sind jedoch auch gewisse Grundlagen

(vgl. Kapitel 4.3.1 auf Seite 70) und Rahmenbedingungen bzw. Grenzen zu beachten

(vgl. Kapitel 4.3.2 auf Seite 74).

Insgesamt ist damit ein großes Potenzial festzuhalten, dass jedoch nur unter Beachtung

von einigen Rahmenbedingungen und Grundlagen auch verwirklicht werden kann. Unter

der Voraussetzung der Umsetzung eines digitalen geomorphologischen Informationssys-

tems, welches die mehrfach angesprochenen Aspekte beherzigt, ist ein großes Potenzial in

der Informationstechnologie zur Weiterentwicklung der geomorphologischen Karte als ei-

nem geowissenschaftlichen Kartenwerk zu sehen.

Wie insbesondere die hier gefundenen Meinungen der Experten (Kapitel 4) aber auch die

im Kapitel 2 genannten Aspekte dann konkret umgesetzt werden, muss die Zukunft zeigen.

Um hier zu befriedigenden Ergebnissen in Form von tatsächlichen Realisationen gelangen

zu können, sind von allen beteiligten Disziplinen – insbesondere jedoch von der Geomor-

phologie – noch einige Anstrengungen zu bewältigen.

Jener Aufwand zahlt sich nach Meinung des Autors jedoch wiederholt aus: Etwa dadurch,

dass geomorphologische Erkenntnisse in einem modernen und integrativen Grundlagen-

werkzeug für die gesamte Geomorphologie vorgehalten werden können. Dieses Instrument

zur Produktgenerierung kann sich wandelnden Ansprüchen seitens der Geomorphologie

und seitens der Anwender flexibel anpassen. Des Weiteren kann es den Kartierer bei der

Feldarbeit und der Dokumentation jener unterstützen. Gleichzeitig können die grundsätzli-

chen Ziele geomorphologischer Kartographie verwirklicht werden, indem eine auch visuell

ansprechende Repräsentation des Georeliefs verfügbar wird.

Die Zukunft der geomorphologischen Kartographie ist in der digitalen Repräsentation

von geomorphologischer Erkenntnis zu sehen. Die zahlreiche Vorteile, die hieraus erwach-

sen können, würden vermutlich zu einer weiteren Stärkung der grundsätzlichen Stellung von

geomorphologischer Kartographie beitragen.

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7 Zusammenfassung der Arbeit

Die Diplomarbeit „Digitale geomorphologische Kartographie – Potenziale der Informations-

technologie zur Weiterentwicklung eines geowissenschaftlichen Kartenwerks“ verwendet

sozialwissenschaftlich geprägte empirische Erhebungs- und Auswertungsansätze, um sich

dem Untersuchungsgegenstand „geomorphologische Karte“ – einem zentralen Produkt und

Werkzeug der Geomorphologie – und der Einschätzung der potenziellen Weiterentwicklung

dieses Gegenstands zu nähern.

Zentrale Ziele der Arbeit liegen in der Benennung, Diskussion und Ordnung von Grund-

lagen, Grenzen und Rahmenbedingungen sowie schließlich konkreten Potenzialen einer

Weiterentwicklung des klassischen geomorphologischen Kartenwerks auf einer informati-

onstechnologischen Basis. Den Fragestellungen nach zukünftigem Stellenwert der geomor-

phologischen Karte für die Disziplin Geomorphologie wird ebenso nachgegangen, wie den

Fragen nach den Inhalten und der Visualisierung einer geomorphologischen Karte der Zu-

kunft.

Zunächst werden im Kapitel 2 wesentliche theoretisch relevante Fachbereiche identifi-

ziert, die auf die Fortführung und Weiterentwicklung der geomorphologischen Karte Ein-

fluss nehmen. So werden Aussagen zum dynamischen geomorphologischen System, zur

Kartographie allgemein und zu geowissenschaftlichen Kartenprodukten von den Nachbar-

disziplinen Geologie und Bodenkunde getroffen. Einer ausführlichen Darstellung der Ent-

wicklung der geomorphologischen Kartographie in Deutschland folgen Aussagen zu Geo-

graphischen Informationssystemen (GIS), zum Geodatenmarkt und der Informationstech-

nologie. Die hier gefundenen Ergebnisse sind Basis der späteren empirischen Erhebung.

Kapitel 3 erläutert die den Ergebnissen zugrunde liegende empirische Methodik. Dar-

gestellt wird die Auswahl der qualitativen und offenen Methode „Experteninterview“ und

wesentliche Charakteristika dieser Methode. Anschließend wird dargelegt, welche Experten

interviewt werden und welche inhaltliche Stellung (vgl. Kapitel 2) ihnen zugeordnet ist. An-

gaben zur Führung von leitfadengestützten Interviews folgen die Vorstellung der Transkrip-

tionsmethode und die Darstellung der Methodensammlung „Qualitative Inhaltsanalyse“ zur

Auswertung des Materials. Schließlich benennt die Arbeit zentrale Gütekriterien qualitativer

Forschung, die auf die vorliegende Arbeit später angewendet werden.

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7 Zusammenfassung der Arbeit

Der Ergebnisteil (Kapitel 4) präsentiert die gefundenen Erkenntnisse, die basierend auf

der Theorie aus dem gewonnenen Kommunikationsmaterial der Experteninterviews extra-

hiert wurden. Zunächst werden hierzu die hierarchischen Gliederungsüberschriften, denen

Textpassagen im Sinne einer qualitativen Inhaltsanalyse zugeordnet wurden, vorgestellt.

Quantitativen Materialübersichten, die einen Überblick verschaffen sollen, folgt die eigent-

liche Vorstellung und Diskussion der Expertenmeinungen und -einschätzungen.

Die Ergebnisse der qualitativen Materialauswertung sind gegliedert in von den Experten

thematisierte „Grundlagen einer Weiterentwicklung“, „Rahmenbedingungen einer Weiter-

entwicklung“ und den expliziten „Potenzialen einer Weiterentwicklung“.

Die Ergebnisse spannen somit ein Möglichkeitsfeld der Weiterentwicklung geomorpho-

logischer Kartographie auf. Fundamente einer zukünftig fortentwickelten geomorphologi-

schen Kartographie sind die Bedeutung der geomorphologischen Karte für die Geomorpho-

logie, der tatsächliche Nutzerkreis und auch die Ziele der geomorphologischen Karte. Die

benannten und analysierten Rahmenbedingungen haben ihre Wurzeln in Einschränkungen

und Forderungen seitens der Geomorphologie, der Kartographie und der Informationstech-

nologie.

Die expliziten Potenziale einer weiterentwickelten geomorphologischen Karte / eines

geomorphologischen Informationssystems werden gegliedert nach verschiedenen Berei-

chen diskutiert. Die Überschriften der einzelnen Kategorien sind: „Datenaufnahme und

-sammlung“, „Datenhaltung und -verwaltung“, „Datenpräsentation und -darstellung“, „In-

tersubjektivität und Objektivierung“, „Integration und Effizienz“ und „Schnittstellenschaf-

fung“.

Die Experten identifizieren vielfältige und zahlreiche Vorteile einer weiterentwickelten

geomorphologischen Karte mit einer informationstechnologischen Basis. Gleichzeitig wird

jedoch betont, dass es gewisse rahmengebende und fundamentale Aspekte gibt, die bei der

Weiterentwicklung der Karte bedacht werden müssen, um etwaige Fehlentwicklungen ver-

meiden zu können.

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8 Literaturangaben

Aufgeführt werden alle Werke, auf die verwiesen wird oder die explizit zitiert wurden. Wenn

in entlehnten oder zitierten Passagen, welche in die Arbeit einflossen, explizite Literatur-

verweise enthalten waren, so sind jene in der Regel hier – auch aus Gründen der besseren

Aufschlüsselbarkeit – enthalten.

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Anhang

Der Anhang zur Diplomarbeit ist als CD-ROM beigefügt (hinterer Einband). Enthalten sind

auf dieser CD-ROM die Gesprächsleitfäden und die Transkripte der durchgeführten Exper-

teninterviews, da jene die empirische Datengrundlage der Arbeit bilden.

Die Inhalte auf der CD-ROM sind chronologisch geordnet, so dass zu jedem Interview

zunächst der verwendete Leitfaden und anschließend das vollständige Transkript des Ge-

sprächs aufgeführt ist. Die Dateinamen auf der CD-ROM beginnen immer mit der u.a. Num-

mer (etwa A-01). Anschließend wird die Art des Dokuments beschrieben (Leitfaden oder

Transkript) schließlich folgt der Name des Expertens. Alle Elemente sind durch Unterstriche

voneinander getrennt. Ein vollständiger Dateiname ist also:

„A-13_Leitfaden_Friedrich.pdf“

A-01 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit J.-C. Otto, 09.10.2006 (Vorgespräch)

A-02 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächstranskript zum EI mit J.-C. Otto, 09.10.2006 (Vorgespräch)

A-03 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit R. Dikau, 10.10.2006

A-04 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächstranskript zum EI mit R. Dikau, 10.10.2006

A-05 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit K. Greve, 17.10.2006

A-06 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Gesprächstranskript zum EI mit K. Greve, 17.10.2006

A-07 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit L. Plümer, 17.10.2006

A-08 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächstranskript zum EI mit L. Plümer, 17.10.2006

A-09 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit J.-C. Otto, 18.10.2006

A-10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Gesprächstranskript zum EI mit J.-C. Otto, 18.10.2006

A-11 . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit dem LVermA (Böhme, Röhnelt und Kleemann), 25.10.2006

A-12 . . . Gesprächstranskript zum EI mit dem LVermA (Böhme, Röhnelt und Kleemann), 25.10.2006

A-13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit K. Friedrich, 26.10.2006

A-14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächstranskript zum EI mit K. Friedrich, 26.10.2006

A-15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit C. Kneisel, 08.11.2006

A-16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächstranskript zum EI mit C. Kneisel, 08.11.2006

A-17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächsleitfaden zum EI mit H. Leser, 13.11.2006

A-18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprächstranskript zum EI mit H. Leser, 13.11.2006

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Danksagung

Die vorliegende Arbeit hätte nicht ohne die Hilfe vieler Menschen entstehen können. Ich bin

den direkt und indirekt Beteiligten an dieser Arbeit zu tiefem Dank verpflichtet.

Danken möchte ich Herrn Professor Richard Dikau, für die Begeisterung, mit der er die-

se Arbeit unterstützte und die Begeisterung für geomorphologische Themen, die er in mir

geweckt hat.

Des Weiteren gilt meinen Interviewpartnern – Volker Böhme, Richard Dikau, Klaus Fried-

rich, Klaus Greve, Susanne Kleemann, Christof Kneisel, Hartmut Leser, Jan-Christoph Otto,

Lutz Plümer und Johannes Röhnelt – Dank dafür, dass sie mir ihre Zeit zur Verfügung stellten,

und ihr Wissen sowie ihre Einschätzungen mit mir geteilt haben.

Herrn Jan-Christoph Otto danke ich zudem für Diskussion, Hinterfragung und zahllose

Denkanstöße, Herrn Michael Nyenhuis für viele klärende Einsichten. Für methodische An-

leitung und Schulung danke ich Herrn Marco Danscheid.

Den Herren Konrad Großer, Andreas Koch, Samo Olsen, Wolf-Dieter Rase und Manuel

Schramm danke ich für die Bereitstellung Ihrer Vorträge, die auf der Fachtagung „Visualisie-

rung II: Karten machen – Macht der Karten“ des Instituts für Länderkunde in Leipzig (22. –

24. Juni 2006) gehalten wurden.

Ich habe den Mitarbeitern bei der Firma terrestris – namentlich Till Adams, Martin Geil-

hausen, Dominik Helle, Dennis Hellmich, Hinrich Paulsen und Lars-Hendrik Schneider – als

bewussten und unbewussten Ideenlieferanten zu danken.

Meinem Kommilitonen Sven Böhme danke ich für vieles, besonders für seine anstecken-

de Zielstrebigkeit und für die gemeinsamen Erfahrungen aus Studium, Prüfungs- und Di-

plomarbeitsphase.

Frau Christine Börger danke ich für Hinweise auf Syntax-, Rechtschreib- und Gramma-

tikfehler.

Ich danke meiner Familie, insbesondere meinen Eltern Helmut und Nelly Jansen, für die

vielfältige – eben nicht ausschließlich finanzielle – Unterstützung meines Studiums und vor

allem für das in mich gesetzte Vertrauen.

Schließlich möchte ich meiner Verlobten Julika Börger danken, die mir während des Stu-

diums und auch während der Diplomarbeit der wichtigste Rückhalt war.

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Erklarung

Ich versichere, dass ich die Arbeit selbständig verfasst habe, dass ich keine anderen Quellen

und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt und die Stellen der Arbeit, die anderen Werken

dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, in jedem Fall als Entlehnung kenntlich

gemacht habe. Das gleiche gilt auch für beigegebene Zeichnungen, Kartenskizzen und Ab-

bildungen.

Bonn, den 26. Februar 2007

– Marc Jansen –