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BAYERNS BAYERN LAND & LEUTE AUSGABE 7 3,80 € Leben und Liebe Ottfried Fischer über Frauen und das Altern FITZGERALD KUSZ Franken und Broudworschd BAYERISCH G‘SCHERT Ruaßkuchlmusi aus Meggalou BESTES

Band 7 (Ausgabe 03/2016) Vorschau

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Das Beste aus Bayern: Fitzgerald Kusz, die Ruaßkuchlmusi und Ottfried Fischer über Frauen und das Altern

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Page 1: Band 7 (Ausgabe 03/2016) Vorschau

BAYERNSBAYERN LAND & LEUTE

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Leben und Liebe Ottfried Fischer über Frauen und das Altern

FitzgERAld KuSz Franken undBroudworschd

BAYERiSch g‘SchERtRuaßkuchlmusiaus Meggalou

BESTES

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Editorial

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BayErnLand & Leute

„Kulturlandschaft Bayern“ - so könnte man den inhalt dieses Heftes zusammenfassen. im Frei-staat wird nicht nur überschwänglich die Bier-Kultur (500 Jahre Bayerisches reinheitsgebot) gefeiert; es gibt auch eine bayerische Essens-Kultur: dazu gehört bestimmt die fränkische Brat-wurst, der Fitzgerald Kusz ein lyrisches denkmal gesetzt hat. Über die Ess-Kunst hat in Bayern be-reits im 19. Jahrhundert Gustav Blumröder alias antonius anthus ein Buch geschrieben . Zur Ess-Kultur gehören selbstverständlich bayerische Gerichte, die auch Sterneköche wie denis Feix natürlich beherrschen. in diesem Zusammenhang haben wir auch einen Blick auf die lebensmittel aus Bayern geworfen. Mehrere Zertifikate dienen hier als Herkunfts- und Qualitätsnachweis.

Kultur und landschaft in einzigartiger Verbin-dung fanden wir auch im Karwendel (Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald - „alpensympho-nie“), in dem bunten Markt Murnau (ausstellung „aUFS land“), der „Franz-Marc-Pilgerstätte“

Kochel, in Weißenburg mit seinen römischen Wurzeln und einem apothekenmuseum und neumarkt (Maybach-Museum und Fischer-Museum). nicht vergessen: neuburg/donau, wo mit ottheinrich ein ottfried Fischer (lesen Sie sein interview über Zeit, leben und liebe) an opu-lenz nicht nachstehender Herrscher eine prächtige Bibel in auftrag gab.

Viel Spaß beim lesen wünscht ihnen

Hermann Käbisch

Ottfried Fischer

Foto: Walter Schönenbröcher

Impressum:

espresso multimedia GmbH Wagnerwirtsgasse 8, 85049 ingolstadt

UStid: dE 1529225661Verantwortlich i.S.d. § 6 abs. 2 MdStV:

Hermann Käbisch

telefon: 0841 / 9 51 54-0telefax: 0841 / 9 51 54-120

[email protected]@bayernsbestes.de

Geschäftsführung:Hermann Käbisch, Maria Käbisch

Projektleitung:Stefanie Kreß

Marketingleitung:inge Piehler (01 76/23 33 53 03)

Marketingnatali Motter (08 41/95 15 4-112) Evelin raffalt (01 72/85 33 599)

RedaktionMelanie arzenheimer, Hermann Käbisch,

Silke Federsel, Edgar Mayer, andreas thamm, Melanie Bäumel-Schachtner, anja Keilbach, anita Haas,

Steffi Hugendubel-doll, Sabine Kaczynski, lisa Braun

Layout: Stefanie Kreß, Kristin leichtl

designerie-Werbeagentur Sonja Wiedemann

Druck: Hofmann nürnberg

VOn Lesern für Leser

in unserer Zeitschrift weisen wir gern auf besonders gute kulinarische angebote hin. dabei sind uns unsere leser behilflich.

Julia Wanior aus Steingau empfiehlt die Metzgerei Haslauer in otterfing und die dorfbäckerei in Sauerlach. Beide seien noch echte Handwerksbetriebe mit hervorragender Qualität..

Koraljka delefortrie ist von der „Bäckerei Schlank“ in Putzbrunn begeistert.

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8 Bayern 1 Bis 3Tracht des Jahres, Bildschirmschönheiten undein Königsmörder?

14 Bayern des MonatsAusgezeicnete Fremdenführer und „Die Blechbixn“

18 iMMer langsaMer?Ottfried Fischer über das Altern, die Frauen, das Bier

21 Prächtig Ottheinrich und „seine“ Bibel in Neuburg

26 Mit deM rad unterwegsSchöne bayerische Radtouren Teil 1

30 MayBach, vesPa und FahrradEine Entdeckungsreise in Neumarkt

36 alPensinFonieKultur in Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen

46 Kunst und KulinarischesKochel begeht den 100. Todestag von Franz Marc und überrascht mit kulinarischen Angeboten

50 Murnau ist eine reise wert„Aufs Land“ - als Städter Villen bauten, Gabriele Münter und einladende Gastronomie im Voralpenland

56 eine stadt Mit vergangenheitRömische Bauten, ein Apothekenmuseum und Bratwurst in der Zigarrenkiste

66 der MittelPunKt BayernsKipfenberg feiert 750. Geburtstag

70 gePrüFte QualitätLebensmittelsiegel in Bayern

74 sPargel Für gourMetsSternekochte Denis Feix kocht Kaninchen mit Spargel (Seite 76) und ein kleines Spargellexikon (Seite 74)

80 Mund-artFitzgerald Kusz über den fränkischen Dialekt, ein Broudworschd-Haiku und die Vielfalt der Brarwürste (Seite 83)

84 essen als KunstDer Franke Gustav Blumröder verfasste ein Buch über Esskultur

88 Bier her!Gerald Huber vom Bayerischen Rundfunk ruft „Helles Lujah“ (Seite 88), das Bauerngerätemuseum Ingolstadt zeigt den Krug zum Bier (Seite 90) und Ingolstadt rückt beim Bier ZAM (Seite 92)

94 neues aus niederBayernEin Deutscher Meister mit der Kettensäge (Seite 94), Trabrennen in Pfarrkirchen (Seite 98) und eine Riesenkerze auf Wallfahrt (Seite102)

104 von Meggalou in die weltDie „Ruaßkuchlmusi“ ist derb und erfolgreich unterwegs

108 FestivalsBrass Wiesn-Festival in Eching (Seite 108) und Ralph Huber und sein „Bluetone“-Festival in Straubing

116 ein leBen voller MusiKDie Miltenberger Pianistin Sylvia Ackermann sammelt alte Instrumente

120 Für sie ausgesuchtAnita Haas hat Veranstaltungen der Monate Mai und Juni für Sie ausgewählt.

128 PuBliKuMslieBlingDer Fußballer Lukas Hinterseer im Interview.

INH

ALT

50auFs landMünter und Villen in Murnau

Inhalt

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Ich bin eine Bildunterschrift

© BR/privatDie drei ersten Fernsehansagerinnen

(v.l.n.r.: Annette v. Aretin, Ruth Kappelsberger und Anneliese Fleyenschmidt), die die Zusseher

vor den damals ca. 1500 Fernsehgeräten in Bayern durch das Programm führten, waren in

den unterschiedlichsten Funktionen und Sendungen für den Bayerischen Rundfunk tätig.

Foto: © BR/privat

BAyeRn 2

Die ersten ihres

Standes 10

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Von Silke Federsel

Mehr als 60 Jahre ist es nun her, dass der Bayerische Rundfunk seinen Fern-sehprobebetrieb im Blindenheim an der Lothstraße in München startete. Ein Jahr später im November 1954, lieferten die Münchner bereits mit dem Mozart-Sing-spiel „Die Gärtnerin aus Liebe“ die erste Eigenproduktion für die ARD. Aus der Anfangszeit des Bayerischen Rundfunks dürften viele aber nicht nur Filme, Serien und Nachrichtenformate in Erinnerung behalten haben, auch zahlreiche Mode-ratoren sind untrennbar mit dem Baye-rischen Rundfunk verbunden, haben sie ihn doch maßgeblich mit geprägt. Die ersten Ansagerinnen, die die Zuschauer damals auf den rund 1500 Fernsehge-räten im Freistaat sahen , waren Annet-te von Aretin, Ruth Kappelsberger und Anneliese Fleyenschmidt. Sie wirkten auch in den folgenden Jahrzehnten bei unzähligen Produktionen mit und hatten unterschiedliche Funktionen inne.

Annette von Aretin (*1920 in Bam-berg , +2006 in München ) war gelernte Fotografin und begann ihre Rundfunk-karriere 1947 als freie Mitarbeiterin bei Radio München, dem Vorläufer des Bay-erischen Rundfunks. Im Jahr 1954 wurde sie die erste Fernsehansagerin des BR und leitete von 1959 bis 1980 dessen Besetzungsbüro, kümmerte sich um die Auswahl der Schauspieler für in Mün-chen produzierte Fernsehspiele. Auch nach ihrer Pensionierung im Jahr 1980 hat von Aretin weiter für Funk und Fern-sehen gearbeitet und mehrere Bücher geschrieben.Vielen Fernsehzuschauern dürfte die gebürtige Bambergerin aber vor allem als Ratedame in der legendär-en Quizsendung der ARD „Was bin ich?“ mit Robert Lembke bekannt sein. Von Aretin war von 1961 bis 1989 Teil des Rateteams, das 1967 mit der „Goldenen Kamera“ ausgezeichnet wurde.

Ihr Markenzeichen war die Satzkonst-ruktion „Gehe ich recht in der Annahme, dass...?“

Ebenfalls zu den Moderatorinnen der ersten Stunde gehörte Ruth Kappels-berger (*1927 in München, + 2014 in Berg am Starnberger See). Nach Ab-schluss der Schauspielschule Hannover folgten für die gebürtige Münchnerin erste Engagements an verschiedenen Münchner Boulevardbühnen. 1946 kam Kappelsberger zum Radio, war ab 1954 Fernsehansagerin beim Bayerischen Rundfunk. Sie wirkte auch in mehreren Produktionen als Schauspielerin mit, unter anderem in zahlreichen Ausga-ben des „Komödienstadl“ und in Serien wie dem „Königlich Bayerischen Amts-gericht“. Beim Funk war sie auch in der beliebten Reihe des BR „Sie und Er“ mit Walter Sedlmayr zu hören.

Eine ähnliche Fernsehkarriere wie An-nette von Aretin hat auch AnnelieseFleyenschmidt (*1919 in Fley, +  2007 in München) hingelegt, war auch sie Moderatorin der ersten Stun-de beim Bayerischen Rundfunk und wirkte auch bei der Quizsendung der ARD „Was bin ich?“ mit. 1940 kam sie nach München und studierte zunächst Zeitungswissenschaft, Literatur- und Theatergeschichte, danach nahm sie bei Otto Falckenberg Schauspielunter-richt, spielte auf Bühnen in Hannover und München. Ab 1945 arbeitete sie als Schauspielerin und Sprecherin für Hör-spiele beim BR, moderierte bei zahlrei-chen Fernsehsendern die unterschied-lichsten Formate -von Automagazinen über Modenschauen bis hin zu Volks-musiksendungen und war auch regel-mäßig als Ansagerin der Abendschau des Bayerischen Fernsehens zu sehen. 1984 erhielt sie in Anerkennung ihrer Verdienste die „Goldene Medaille“ des Bayerischen Rundfunks.

Annette von Aretin, Ruth Kappelsberger und Anneliese Fleyenschmidt waren die ersten Fernsehansagerinnen des BR

BAyERN 2

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Bayern 3

Dr. BernharD von GuDDen starb

mit dem „Kini“Von Melanie Arzenheimer

Am 13. Juni 2016 jährt sich der Todestag von König Ludwig II. zum 130. Mal. Aber es war eben nicht nur der „Kini“, der im Starnberger See an jenem Tag ums Leben kam, sondern auch Dr. Bernhard von Gudden.

Der tragische Tod des „Märchenkönigs“ überschattet seitdem das Leben und Wirken eines Wissenschaftlers, der maßgeblich zum aufbau der modernen Psy-chiatrie in Bayern beigetragen hat. Dr. Bernhard von Gudden, geboren 1824 in Kleve, war zeitlebens eine Berühmtheit – als arzt, Psychiater, anstaltsleiter, Wissenschaftler (er galt als Pionier der hirnforschung) und hochschullehrer. Deswegen wurde er auch – neben anderen - als Gutachter von Ludwig II. ein-gesetzt. Das bis heute ungeklärte Drama im Starnberger See führte zu einer verteufelung des arztes, vor allem Königstreue sahen (und sehen) in ihm den „Mörder“ Ludwigs. andere vertreten die Meinung, er sei beim versuch den „Kini“ vom Suizid abzuhalten, selbst ertrunken.

„Dr. Bernhard von Gudden – der Gutachter König Ludwigs II.“ ist der Titel einer ausstellung, die erstmals ein umfassendes und differenziertes Bild des Psychi-aters zeichnet. Der „Kini-Spezialist“ alfons Schweiggert hat sie kuratiert. nach-dem sie bereits in Benediktbeuern und in Prien zu sehen war, hat sie nun an einem sehr passenden ort ihre endgültige „heimat“ gefunden. Die 80 Schauta-feln und zahlreichen objekte – darunter die Totenmaske Guddens – verbleiben im kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg am Inn. Das ehemalige Bezirkskran-kenhaus Gabersee, das inzwischen im kbo-Inn-Salzach-Klinikum aufgegangen ist, beherbergte einst auch die Kreis-Irrenanstalt Gabersee. und die wurde wie-derum von Dr. Gudden mit konzipiert.

ein Kreuz markiert im starnberger see die stelle, an der Ludwig ii. in etwa ums Leben gekommen ist.Foto: Fotolia/andy Ilmberger

dr. bernhard von GuddenFoto: Wiki Commons

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Bayern 3

Königs- mörder

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Bayerinnen des Monats

(hk) Weibliches Blech: Muss bayerische Blasmusik von Männern dominiert wer-den? Nein, sagen „Die Blechbixn“. „Wir können das auch!" „Die Blechbixn" - das sind vier junge Madln: Posaunistin Hilde und Judith am Akkordeon sind Lehrerin-nen, Trompeterin Karin studiert Musik und Lead Vokalistin Michi schreibt sogar an ihrer Doktorarbeit im Bereich Ernährungs-wissenschaften. Der Name „Blechbixn" ist übrigens nicht nur hinsichtlich der Blas-instrumente Programm: Immer einen fre-chen Spruch auf den Lippen, sind die vier „Bixn" um keinen Spaß verlegen!

Und die Musik: Moderne bayerische Blasmusik, Bayernrock/-pop, Einflüs-se aus Boogie, Samba, Balkan. Einfach mal reinhören: Blechbixn zum „Mager-puppnwahnsinn": www.youtube.com/watch?v=E5Z564l6D5M

BAyErINNEN DES MoNATS

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Bayerinnen des Monats

Foto: © Carsten Bunnemann

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Kultur

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Von Hermann Käbisch

„Keine Angst, i mach keine Schüttelreime!“ Mit die-sen Worten begrüßte Ottfried Fischer beim „Ascher-mittwoch der Kabarettisten“ im Jahre 2008 seine Zuschauer. Kurz zuvor hatte er seine Parkinson-Krankheit der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Nicht nur diese Offenheit macht ihn stark und sympa-thisch.

Glücklicherweise erlaubt es Fischers Gesundheitszustand auch weiterhin, als kritischer Geist die Finger in die gesellschaftlichen Wunden zu legen und auch zu unterhalten. Zwar stieg er Ende 2012 nach mehr als 170 Sendungen aus „Ottis Schlachthof“ im Bayerischen Fernsehen aus. Dort interviewte er Kabarettisten-Kollegen nach ihren Solo-Kurzauftritten und förderte insbeson-dere Nachwuchs-talente. Doch Fischer hat sich keineswegs aufs Alten-Krankenteil zurückgezogen. So präsentiert er bei Fa-cebook täglich einen kurzen Videoclip mit dem titel „Nach dem Nickerchen“. und wie gewöhnlich gut unterrrichtete Quellen berichten, schreibt er viel.... So könnte demnächst ein weiteres Buch erscheinen. (nach „Das leben – ein Skandal“, 2013).

Außerdem ist der Kabarettist und Schauspieler („Der Bulle von tölz“, „Pater Braun“, „Ein Bayer auf rügen“, „Go trrabi Go“, „Ir-gendwie und Sowieso“) zurzeit mit zwei Programmen unter-wegs. „Jetzt noch langsamer – zwischen Gerücht und Parkinson“ stellt abermals einen Bezug zu seiner Erkrankung her. Begleitet von leo Gmelch – dem kongenialen tubisten – plaudert er davon, wie alles anfing, humoristische Improvisation pur. „Eine scho-nungslos verabreichte, garantiert politisch unkorrekte Humor-Dosis – mal alternierend, oft auch gleichzeitig (nichts für Weich-eier!)“ - so beschreibt er es selbst.

Das zweite Programm „Ottfried Fischer & Die Heimatlosen – Wandogo-Filosofi“ ist weniger kabarettistisch als viel mehr phi-losophisch. Doch Fischer spielt dabei immer wieder auf Operet-tenklassiker an und auf seiner Homepage gibt es gar den flotten „Otti-Dance“ (http://www.ottfried-fischer.de/otti-dance/). Als „verrückt, provozierend und manchmal auch abgedreht“ bezeich-nete ein Kritiker der Augsburger Allgemeinen, was Fischer und seine musikalischen Freunde dem Publikum da „zumuten“.

Nimmt seinen Hut noch lange nicht: Ottfried Fischer – ein prachtvolles Mannsbild wie der Neuburger Pfalzgraf Ottheinrich auf den folgenden SeitenFoto: Walter Schönenbröcher

OttFrIED FIScHEr üBEr EINE JuGENDlIEBE, die Zeit, das Bier und die Frauen

Immer langsamer?

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Kultur

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Immer langsamer?

Foto: Walter Schönenbröcher

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Kultur

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Uschi, Ruth Drechsel, James Last und die LiebeIm Interview mit Ottfried Fischer

Herr Fischer, über Ihre erste Liebe sa-gen Sie: „Sie hieß Uschi. Ich ging drei Sommer mit ihr. Niemand wusste da-von... am wenigsten Uschi.“ Sich nicht zu offenbaren, ist das einer Ihrer We-senszüge?

Fischer: Sinn und unsinn des lebens für einen Auserwählten, der sich in der Pubertät befindet, besteht im ständigen Scheitern und Siegen. Das liegt daran, dass die Gefühle Dich beherrschen, Du selbst aber noch nicht in der lage bist, via Gefühl zu herrschen.

Sie machen aus dem griechischen Held „Odysseus“ den Bayern „Ottiseus“. Der Grieche ließ sich an den Mast seines Schiffes binden, um weiblichen Lockru-fen zu widerstehen. Haben Sie immer so ein Seil dabei?

Fischer: Im Prinzip schon, aber manchmal verstecken die Sirenen das Seil.

In Ihrem Programm „Wandogo Filoso-fi“ fallen Sätze wie: „Bier und Weiber sind die besten Zeitvertreiber“. Ist Bier wichtiger als Liebe?

Fischer: Bier und Weiber sind hier gleich-gesetzt. Es ist die Dokumentation eines Spruchs, den es gibt, den wir aber nicht unterschreiben.

Sie zitieren: „Ich leb und weiß nicht, wie lang. Ich stirb und weiß nicht, wann. Ich fahr und weiß nicht, wohin. Mich wundert, dass ich fröhlich bin.“ Fischer: ... der Spruch eines unbekann-ten alten Großmeisters der Dichtung und passt auf unsere Darbietung wie nichts Zweites ...

Ich denke mir oft in kalten Zeiten, bald ist Frühling. Da fällt mir Mörike ein „Fröhlich lässt sein blaues Band wieder flattern durch die lüfte“.

Sie sprechen über „die Zeit, die plötz-lich so schnell verfliegt“.

Fischer: Ist es nicht so: Man wird lang-samer, die Zeit wird schneller und das einzige, was bleibt, ist das Alter und die Gewissheit, dass es mit dem Jüngerwer-den vorbei ist.

Zurück in die Jugendzeit: „In meiner Jugend gab‘s einen ganz ähnlichen Ty-pen wie mich: James Last“. Fischer: Der missglückte Versuch einer Bandleaderparodie, die allerdings durch eine aberwitzige Pointe gerade noch ge-rettet werden konnte.

Nennen Sie bitte die Namen von drei Menschen, die Sie großartig finden.

Fischer: ruth Drexel - die gescheiteste Frau, die ich kenne.Frank Walter Steinmeier - hat seine Kar-riere gering geachtet, als es darum ging, dass seine Frau eine leber brauchte.Meine Mutter - weil sie‘s doch versteht, weshalb so vieles so ist, wie es ist!

Zum Abschluss: Sie betrachten Bayern kritisch. Aber was ist das Beste an/in Bayern?

Fischer: Dass die Einheitspartei es nicht geschafft hat, uns das kritische Denken auszutreiben.

Ottfried Fischer und „Die Heimatlosen“ präsentieren Wandogo-FilosofiFoto: Agentur regina Weber/Ottfried Fischer

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Bayerns BeSTeS Das Magazin für Bayern

BAYERNS

BESTESBAYERN LAND & LEUTE

HANS SöllNER

Ein bayerischer Rebell

HocHpRozENtig

Bärwurz, Hirschkuss

und Da Huawa ...

Advents

zAUBER

Bräuche und Märkte in Bayern

3,80

EdEkA

AUSG

ABE

4

RUBRIK XY

1

BAYERNS

BESTESBAYERN LAND & LEUTE

FILM AB

Bayern als Filmkulisse

DIE JEANS

Von einem Bayern

erfunden OideWiesn

Tradition beim Oktoberfest

3,80

€EDEKA

AUSG

AB

E 3

RUBRIK XY

2

BAYERNSBESTES

BAYERN LAND & LEUTE

Wein-Oscar

Frankens beste Winzer

Prof. Werner Mang

Regelmäßiger Sex ist

gut gegen Falten

AUSG

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DERBAYER Tradition und Moderne

3,8

0 €

BAYERN LAND & LEUTE

DER DIRNDL

WAHNSINNVom Kuhstall zur Haute Couture

INGOLSTADT

Vorsprung durch Autos,

Bier und Frankenstein

HOFBRÄUHAUS

Mehr als Schwemme

und Tourismus

BAYERNS BESTES

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1

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BAYERNSBESTES

BAYERN LAND & LEUTE

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EDEKA

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Bayerische

STERNE Spitzenköche kochen bayerisch

BAYERISCH HEIRATEN

Hochzeitslader & Mehr

DIE TABATIÈRE

Ludwig II. und Sisi

in allen gut sortierten zeitschriftenläden und in Lebensmittelmärkten in ganz Bayern können sie Bayerns BesTes kaufen.

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Bei facebook finden sie uns unter facebook.de/Bayerns-Bestes

Künftig ist Bayerns BesTes auch bei instagram vertreten @bayernsbestes

Und auf herkömmliche art und Weise können sie uns schreiben, anrufen oder faxen:Bayerns Bestes Wagnerwirtsgasse 8, 85049 Ingolstadt Fax: 0841 95154 120Tel: 0841 95154 0Mail: [email protected]

Wo sie uns finden

Bayerns BesTes

facebook.de instagram.de

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Kunst & Kultur

„(r)EingschEnKt is !“Das Bier im Krug und in der Kunst

Von Hermann Käbisch

lassen sie sich nicht täuschen: im Bau-erngerätemuseum in ingolstadt geht es nicht nur um die landwirtschaft. im Jahr des Bayerischen reinheitsgebots, das seinen 500. geburtstag feiert und in in-golstadt verkündet wurde, gibt es dort eine Ausstellung rund um den Bierkrug (und sogar den Bierbauch) zu sehen.

„Lebenslinien“ auf dem BierkrugFotos: hermann Käbisch

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Kunst & Kultur

Der Bierkrug ist ein stück Kulturgeschichte und weit mehr als ein trinkgefäß. schließlich trinkt das Auge mit, wenn der Gers-tensaft durch die Kehle rinnt. und richtig schöne Krüge verfü-gen über einen ebensolchen Deckel aus Zinn, häufig verziert mit Porzellanmedaillons. Eine wahre schatztruhe von derartigen Medaillons, überwiegend von Bierkrugdeckeln des 19. Jahrhun-derts bildet einen schwerpunkt der Ausstellung - Dank sei Wil-helm Anton Karl Eisenhart, dem Inhaber der gleichnamigen Zinn-gießerei aus Eichstätt, der die Exponate zur Verfügung stellte. Die Motive der Medaillons reichen von ludwig II. bis zu barbu-sigen hübschen Frauen. Frauen malte auch Matthias schlüter: sie stemmen Bierkrüge oder sind trinkfreudig wie die gleichfalls dargestellten Männer mit ihren Bierkrügen. rauschig wogende Bilder zeigt der Maler, ausdrucksstarke Holzskulpturen der Bild-hauer Helmut Wolf.

Info:

„(R)eingschenkt is - Geschich-ten vom Bierkrug und seinem Inhalt“ bis 10. Juli 2016 im Bauerngerätemuseum,Probststraße 13,85051 Ingolstadt-Hundszell, www.ingolstadt.de/bauerngeraetemuseum.

Begleitend: Kunstausstellung „Rund um den Bierbauch“ von Gabriele und Thomas Neumaier zusammen mit dem Deutschen Medizinhistorischen Museum 

Erotik und Autoritäten: Porzellan-medaillons von Bierkrugdeckeln

Fliegende Engel (Matthias Schlüter) und ein cooler Typ (Helmut Wolf)

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Bayerisch g´schert und derb und ständig unterwegs

die ruaßkuchlmusi nimmt kein blatt vor den Mund

UNterWegs beim Volksmusiktag „Mittendrin" 2015 in eichstättFoto: edgar Meyer

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Kunst & Kultur

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Von Edgar Meyer

Kennen Sie Meggalou? Nicht? Muss man jetzt auch nicht unbedingt ken-nen, geschweige denn, dass man den Begriff richtig aussprechen kann. Dazu müsste man Insider ei-nes eigenen, fast urwüchsigen Dia-lekts sein, den die Menschen in ei-nem bestimmten Gebiet zwischen Eichstätt und Ingolstadt sprechen.

Hinter dem sehr dialektal gefärb-ten Begriff verbirgt sich nämlich der Ortsname „Möckenlohe“, in dem die Ruaßkuchlmusi, ein musikalisches Duo, das sich seit 2002 sehr intensiv und mit voller Überzeugungskraft und Nachdruck der Volksmusik ver-schrieben hat, wohnt und lebt.

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Kunst & Kultur

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Um es gleich vorwegzunehmen. Rußgeschwärzt, so wie die Wände einer sogenannten Rußkuchl, in der das Feuer bei einem Kamin mit offenem Feuer über einen riesigen Schlot nach oben abzieht, ist ihre Musik wirklich nicht. Da Ingrid und Dominik Harrer jedoch dabei sind, ein altes Jurahaus aus dem Jahre 1701 in Möckenlohe zu sanie-ren, bei dem sich noch ein solcher „Deutscher Kamin“ in der Küche befindet, haben sie sich für den Namen entschieden, der ihrer Musik Ausdruck verleihen soll.

Da sie ein Jurahaus sanieren und in diesem eine Ruaßkuchl unter-gebracht ist, zeigen sie ihre Bodenständigkeit und Urwüchsigkeit, genauso wie in ihrer Musik, die auf jegliche Verstärkung verzichtet. Sogar das Stimmmikrofon stört irgendwann, besonders wenn es nicht gescheit funktioniert, wie neulich bei einem Auftritt im ober-pfälzischen Gnadenberg beim Klosterbräu, wo sie als kongenialen Partner die Tanngrindler Musikanten aus dem gleichnamigen Tann-grintel, einer historische Bezeichnung für ein Gebiet auf der Hoch-fläche zwischen den Flüssen Altmühl und Schwarze Laber, dabei. Dann reißen sich die Musikanten das Mikro vom Kopf und betören das Publikum schon mal lieber mit ihrer natürlichen Stimme – auf Augenhöhe eben. Diese Natürlichkeit kommt beim Publikum bes-tens an, auch wenn es der Musik, die eigentlich aus der Volksmu-sik hervorgeht, durchaus manchmal etwas raucht, vor allem wenn

sich die Harrers politische Angelegenheiten zur Brust nehmen und durchaus mit ernster, aber entschiedener Brille Missständen den Kampf ansagen.

So wie es eben politisches Musikkabarett einfach tut, ja sogar tun muss. Da wird schon mal ganz ernst gegen TTIP geschossen und das Abkommen als „Bedingungslose Kapitulation vor der Großindu-strie“ bezeichnet. Wenn es rußig zugeht, dann ist halt die Brücke zu Begriffen wie dreckig, derb oder g´schert nicht mehr weit. Beendet wird ihr Programm stets mit Sprachunterricht, indem das Herkunfts-lied „Vo Meggalou af Olaschlou“ jedem Zuhörer erklärt und ausge-deutet wird. Hierin definieren sie ihre Herkunft geografisch sehr ge-nau und die umliegenden Orte, wie Nassenfels, Egweil, Tauberfeld, Buxheim und der Wirt von Ochsenfeld werden darin musikalisch kartografiert. „Damit s´ihrs wisst, wo mir herkommen!“, moderiert Harrer den Abend in seiner ihm eigenen Umgangssprache an.

Überhaupt ist das Kokettieren mit der bayerischen Sprache ein Ele-ment, das den ganzen Unterhaltungsabend durchzieht. Ob beim Lied über das wohl vielseitigste Wort, das nur aus drei Buchstaben besteht, dem „Öha“ oder dem Lied vom „Schoaß“, irgendwann verzieht sich auch beim peinlich-berührten Zuhörer der Mundwinkel zu einem breiten Grinsen.

UNTERWEGS vo Meggalou

af Olaschlou... immer der

bayerischen Realität auf der Spur

Dominik und Ingrid Harrer: Reinkarnation bayerischer VolksmusikFotos: Ruaßkuchlmusi

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KUNST & KULTUR

Page 19: Band 7 (Ausgabe 03/2016) Vorschau

Dies sind einige Facetten, die die Musik der Ruaßkuchlmusi cha-rakterisieren. Seit 2002 sind sie unterwegs, die beiden Vollblut-musikanten, die sich während ihres Studiums an der Hochschule für Musik und Theater in München kennen- und lieben gelernt haben: die aus dem im Bayerischen Wald zwischen Regen und Zwiesel gelegenen Dreieck stammende Ingrid und der in Möcken-lohe gebürtige und aufgewachsene Dominik Harrer. Der bekleidet inzwischen auch, neben seiner Haupttätigkeit als Musiklehrer am altehrwürdigen Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt das Amt des Kreisheimatpflegers im Landkreis Eichstätt. Seine Ingrid ist Re-alschullehrerin an der Paul-Winter-Realschule im benachbarten Neuburg/Donau. Beide spielen eine Vielzahl von Instrumenten. Aufgetreten wird aber immer mit der Steirischen Harmonika und dem Tenorhorn. Auch wenn´s alt aussieht, so ein gutes Instrument hätte sie noch nie gespielt, beteuert Ingrid Harrer-Hoffmann, die das Tenorhorn bei ebay ersteigert hat.

Unterwegs sind sie auf vielen Hochzeiten, die beiden Harrers und da stellt sich oftmals die Frage, wie sie das alles unter einen Hut bringen, denn immerhin haben sie noch drei Kinder im teils schul-pflichtigen Alter zu versorgen. Auf Geburtstagen, Firmenfeiern oder Hochzeiten unterhalten sie die Leute und bereiten ihnen mit ihrer Musik Freude. Dann sind sie auf Kleinkunstbühnen und Kabarettveranstaltungen anzutreffen, wo sie durchaus mal erns-tere Töne anschlagen. Auf Volksmusikveranstaltungen oder auf Hoagartentreffs tragen sie mit frischem Schwung dazu bei, dass die Leute das Gefühl haben, dass Volksmusik etwas Lebendiges und Belebendes ist. Energiegeladen und kraftvoll stimmen sie dann das Lied von der „Elisabeth“ an und spätestens beim in ganz

Bayern bekannten Refrain „Halli-Hallo Elisabeth“ singt der ganze Saal lautstark mit.

Frisch, unverkrampft und manchmal auch frech singen und musi-zieren die Harrers drauf los. Eine besondere Freude ist es ihnen zu lauschen, wenn sie zu ihren Gstanzl ansetzen und diese zum Bes-ten geben. Die Gstanzl oder Schnaderhüpferl, meist im Dreivier-tel-Takt, haben in Bayern eine lange Tradition. Die überlieferten Verse, die immer mit einer lustigen, hin und wieder auch politisch-kritischen Pointe enden, nehmen bestimmte Zielgruppen oder Personen auf den Arm, allerdings nie beleidigend. Immer soll der Angesprochene mitlachen können. Die Ruaßkuchlmusi hat inzwi-schen eine Vielzahl solcher Gstanzl auf Lager, teils überliefert, von anderen Musikanten gehört oder auch selbst geschrieben. So wie eben auch die Vielzahl der anderen Lieder, die es im reichhaltigen und vielfältigen Repertoire der beiden Musikanten zu hören gibt.

Ja, sie verkörpert Volksmusik im wahrsten Sinne des Wortes, die Ruaßkuchlmusi. Den Harrers geht es um mehr, als ein bisschen Volksmusik-Zauber nach bester Andy-Borg-Musikantenstadel-Manier zu verbreiten. Sie wollen Begeisterung wecken für die echte, traditionelle bayerische Volksmusik und zeigen, dass Volks-musik nichts Verstaubtes, Altmodisches oder gar zu Pflegendes ist, sondern lebendig, aktuell und jünger denn je. Dass sie bekannt sind wie ein bunter Hund, ist auch darin begründet, dass sie schon etliche Male im TV bei den Wirtshausmusikanten beim Hirzinger aufgetreten sind und auch international, wie bei einem internati-onalen Folk-Treffen 2007 in Irland Bühnenerfahrung gesammelt haben. Na dann, Chapeau! Weiter so!

UNTERWEGS in Stadt und Land - hier im Kuhstall der Jurahaus-Nachbarn in Möckenlohe

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KUNST & KULTUR