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Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Referentin: Dr. Ina Schmitzer, Leipzig 31. Mai 2013, 14 bis 15.30 h
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Programmübersicht
1. Schmerz – was ist das? 2. Anatomische und physiologische
Grundlagen des Schmerzes 3. Akuter Schmerz/Chronischer Schmerz 4. Schmerzmessung 5. Abrechnung in der Praxis
2 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das?
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer echten oder potenziellen Gewebsschädigung einhergeht oder als solches beschrieben wird.“
Definition der IASP ( International Association for the Study of Pain)
Ist diese Definition ausreichend?
3 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das?
Der empfundene Schmerz ist nicht einfach ein Sinneseindruck Er ist eine Wahrnehmung, in die der Weltbezug und die Erfahrung des Individuums mit dem Schmerz eingeht
4 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das? „Wen der Schmerz trifft, in dem weckt er das Gefühl eines
Unglücks, das ihn keinen Moment loslässt“ „Schmerz lähmt die Denktätigkeit und den Alltag. Er belastet das Liebesleben und die sozialen Bindungen.“ David Le Breton
5 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das? Schmerzdeutung im Laufe der Geschichte: Aristotelische Tradition: Schmerz war eine besondere
Form der Rührung, er war das Maß des in seinem Innersten berührten Menschen. Aristoteles hielt den Schmerz für „ein Leiden der Seele“.
Mechanistische Philosophie (Descartes): eine von der Körpermaschine erzeugte Empfindung, Folge einer Überreizung der Sinne
6 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das? Schmerzdeutung im Laufe der Geschichte: Um 1500 – Beginn der Neuzeit Umbruch in Geistesgeschichte und Naturwissenschaften Gehirn als Ort der Wahrnehmung und Gefühle entdeckt In der Antike und auch im Mittelalter stand der Schmerz im Ansehen
einer besonderen Gnade (regt zur Demut an und stärkt den Glauben)
Schmerzmittel zu verabreichen oder zu nehmen, stand im Mittelalter unter Verdacht der Ketzerei
7 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das? Schmerzbewältigungsstrategien in verschiedenen Kulturen Fatalistisch Religiös Willentlich Familiär Rational
(nach Norbert Kohnen)
8 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das? Schmerzbewältigungsstrategien in verschiedenen Kulturen
Fatalistisch
( z.B. Filipinos)
Duldendes Verhalten dem Schmerz gegenüber „Nur Gott kann wirklich helfen“ Krankheit erzeugt weniger Stress Magische Behandlungsformen noch verbreitet
9 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das? Schmerzbewältigungsstrategien in verschiedenen Kulturen
Religiös
(gläubige Christen, Juden, Moslems, Buddhisten)
Krankheit und Schmerz können Zeichen Gottes sein Schmerz muss ertragen und erduldet werden Schmerz erhält besonderen Sinn Zeichen und Botschaft Gottes sollten erkannt werden
10 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das?
Schmerzbewältigungsstrategien in verschiedenen Kulturen
Willentliche Schmerzbewältigung (z.B. Indianer)
geprägt von starker Selbstbeherrschung Rückzug (Leid wird nicht gezeigt) Indianer lernten früh, Schmerz nicht zu zeigen
(Maß der Einschätzung der Gefährlichkeit des Gegners)
11 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das? Schmerzbewältigungsstrategien in verschiedenen Kulturen
Familiär
(z.B. Italiener, Türken)
Unterstützung der Familie in schwierigen Lebenssituationen Laut und deutliche Äußerung der Hilfsbedürftigkeit Schmerzen werden zugelassen Wunsch nach Zuwendung
12 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das? Schmerzbewältigungsstrategien in verschiedenen Kulturen
Rational
(Nordeuropäer, Nordamerikaner)
Präzise Schmerzbeobachtung Schmerzen sollten technisch und fachlich bewältigt werden Sofortiges Handeln, fachliche Beratung
13 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
1. Schmerz – was ist das?
Bei unseren Patienten finden wir eine „Mischung“ verschiedener Schmerzbewältigungsstrategien
Schmerz ist „wahr“
„…jene, die leiden, leiden wirklich so, wie sie es sagen“
René Leriche
14 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Stand: 2013
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Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Ca. 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden an länger andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen Ca. 6 - 8 Millionen Menschen sind chronisch
schmerzkrank: „Schmerz hat sich verselbstständigt“ (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie)
16 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Chronische Verläufe nehmen mit zunehmendem Lebensalter zu Ab dem 75. Lebensjahr haben ca. 47 % der
Menschen chronische Schmerzen
(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie)
17 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
18 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen Der Schmerz informiert uns über die Bedrohung unseres
Organismus wird durch gewebsschädigende Reize aktiviert ist für ein normales Leben unentbehrlich führt den Patienten zum Arzt DER SCHMERZ TUT WEH
19 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Schmerzen entstehen durch mechanische, thermische oder chemische Erregung von Nozizeptoren
Nozizeptoren sind freie Nervenendigungen Bei traumatischer oder entzündlicher
Gewebeschädigung erfolgt Freisetzung von Substanzen, z.B. Histamin, Serotonin, Bradykinin, Prostaglandine
Diese Substanzen erregen die Schmerzrezeptoren
20 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
21 Stand: 2013
Schmerzentstehung
Der Schmerz wird über das Rückenmark zum Gehirn geleitet und dort verarbeitet
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
22 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Die schmerzleitende Nervenzelle
23 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Schmerzentstehung
24 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Die Schmerzleitung erfolgt über
Aδ- Fasern => schnell-leitend, 10-30m/s, dick myelinisiert, 2-5µm Durchmesser
C-Fasern=> langsam leitend, 0,5-2m/s, 0,5-1,5µm Durchmesser
25 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Schmerzqualitäten:
somatisch viszeral
Oberflächen- schmerz
Tiefen-schmerz
Haut
Knochen, Muskeln, Gelenke Eingeweide
neuropathisch
Nerven
26 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Somatischer Schmerz
Oberflächenschmerz: heller Charakter, gut lokalisierbar, schnell abklingend nach kurzem Reiz (Nadelstich)
Tiefenschmerz: dumpfer Charakter, oft schlecht lokalisierbar, Ausstrahlung in die Umgebung (Nackenschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen)
27 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Viszeraler Schmerz
„Eingeweideschmerz“: dumpfer Charakter, entsteht durch Dehnung, Spasmen oder Durchblutungsstörungen der Hohlorgane ( Gallenkolik, Blinddarmentzündung)
28 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Neuropathischer Schmerz
Schädigung peripherer oder zentraler nervaler Strukturen Charakter: brennend, stechend, ziehend, einschießend,
Dys-und Hyperästhesie (z.B. Trigeminusneuralgie)
29 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Somatoformer Schmerz
Schmerzen ohne Nachweis einer somatischen Ursache (z.B. Fibromyalgie)
30 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen Schmerzkomponenten
Schmerz
Aufnahme und
Weiterleitung noxischer
Signale
Sensorische Komponente
Motorische Komponente
Vegetative Komponente
Affektive Komponente
Kognitive Komponente,
Schmerz-bewertung
31 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen Sensorische Komponenten reißend scharf schneidend stechend brennend krampfartig dumpf kribbelnd
Rhythmik pochend klopfend hämmernd pulsierend bohrend ausstrahlend
32 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Affektive Komponenten Schmerzleiden scheußlich quälend zermürbend schrecklich unerträglich schwer unangenehm
Affektive Komponenten Angst unheilvoll beängstigend beklemmend gefährlich beunruhigend bedrohlich bedrückend
33 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Vegetative Komponente
Gefäßerweiterung/Gefäßverengung Vermehrte/verminderte Schweißproduktion Veränderung an Haut, Nägeln und Haaren Ödeme
34 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Motorische Komponente
Flucht- und Schutzreflexe auf Schmerzreize Muskelabwehrspannung bei viszeralem Schmerz
35 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Stand: 2013
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Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
3. Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz
Akuter Schmerz
Durch Schadensreize im Gewebe Aktivierung von Nozizeptoren Sinnvolle, evtl. sogar lebenserhaltende Funktion; „Alarmanlage“ Schmerzwahrnehmung löst Schutzreaktion aus Auslösen eines heilungsfördernden Verhaltens (Humpeln, Bettruhe) Relativ einfache psychische Verarbeitung Große Akzeptanz durch Mitmenschen
Beispiel: postoperativer Schmerz, Zahnschmerz
37 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
3. Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz Chronischer Schmerz
Schmerz, der über die üblicherweise erwartete Heilungszeit anhält ( > 6
Mon.)-> komplizierte Veränderungen im Schmerzsystem Keine Melde- Schutz- und Heilfunktion Wird zur eigenständigen Schmerzkrankheit Physische, psychische und soziale Zermürbung Wenig Akzeptanz durch Mitmenschen
Beispiel: Rückenschmerzen, Schmerz bei Arthrose, Osteoporose,
rheumatoider Arthritis, Tumorleiden, peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Postzosterneuralgie, Phantomschmerz, Migräne
38 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
3. Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz
39 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
3. Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz
Akuter Schmerz Chronischer Schmerz
Ursache meist monokausal oft multifaktoriell
Symptomatik verständlich komplex
Diagnostik einfach aufwendig
Therapie wenig problematisch schwierig, interdisziplinär
40 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
3. Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz
Wie wird der Schmerz chronisch? Akute Schmerzen werden über die Nervenzellen an das
Gehirn weitergeleitet, dort wahrgenommen und verarbeitet
Bei wiederholten Schmerzreizen reagiert die Nervenzelle mit einer Erhöhung der Zahl ihrer spontanen Entladungen
Schließlich weist sie ohne erhöhten Reiz eine gesteigerte Entladungsrate auf
41 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
3. Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz
Wie wird der Schmerz chronisch? Die durch diese wiederholten Schmerzreize
ausgelöste Reaktionsbereitschaft bleibt der Nervenzelle erhalten
Es kommt zu molekularen Veränderungen in der Nervenzelle (Neuroplastizität)
42 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
3. Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz
Wie wird der Schmerz chronisch? Im Endstadium der Chronifizierung kann die
Nervenzelle die Schmerzempfindung nicht mehr vergessen. Der Schmerz wird zur eigenen Krankheit.
43 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Stand: 2013
Schmerzspirale
Die allgemeine Aktivität am Tag Die Schlafqualität nachts
Unbehandelter Schmerz
Schmerzende Bewegung wird vermieden
Dauerschmerz belastet Tag und Nacht
Lässt den Körper nicht zur Ruhe kommen
Schmerz schränkt ein
Fehlende Bewegung führt zu
Fehlhaltung, Verspannung Mangelnder Regeneration Isolation, Depression Degeneration
Schmerzverstärkung
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Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
3. Akuter Schmerz – Chronischer Schmerz
Fazit: Eine konsequente Behandlung akuter Schmerzen ist notwendig, um eine Chronifizierung zu vermeiden.
45 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Stand: 2013
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Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung
Schmerzanamnese Schmerzskala Schmerztagebuch
47 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung
Anamneseleitfaden Wo haben Sie Schmerzen? Strahlen die Schmerzen aus? Seit wann bestehen die Schmerzen? Beschreiben Sie den Charakter der Schmerzen Wie stark ist Ihr Schmerz?
48 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Anamneseleitfaden Was verringert die Schmerzen? Was verstärkt die Schmerzen? Wie wurden die Schmerzen bisher behandelt? Berufsanamnese Sozialanamnese (Fragen zur psychischen Befindlichkeit) Welche Erwartungen haben Sie?
49 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Im Rahmen der speziellen Schmerztherapie erfolgt
die Befragung über einen detaillierten Fragebogen (z.B. Schmerzfragebogen der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie)
Alle Komponenten der Schmerzwahrnehmung werden erfragt
Wichtig auch: psychische Befindlichkeit!
50 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung
51 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung VAS = visuelle Analogskala (10 cm lange Linie ohne Skalierung) NRS = numerische Ratingskala (0 = kein Schmerz, 10 = stärkster Schmerz) Verbale Ratingskala Wichtig: Im Verlauf die gleiche Skala anwenden
52 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung
Die Visuelle Analogskala
53 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung
54 Stand: 2013
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Patienten mit Demenz
Demenzkranke sind zunehmend weniger in der Lage, Schmerzempfindungen verbal zu äußern und zu beschreiben (Wortfindungsstörungen, sprachliche Einschränkungen)
Demenzkranke entwickeln ein verändertes oder gestörtes Körpergefühl (es fällt ihnen zunehmend schwer, Empfindungen am und im Körper richtig zuzuordnen, wo tritt der Schmerz auf?)
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Patienten mit Demenz
Durch den Verlust des Wissens, was ein Schmerz ist,
können Demenzkranke auch andere unangenehme Empfindungen und Gefühle für sich als Schmerzen interpretieren.
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Wie beurteilt man den Schmerz bei Demenzkranken? Einfache Verfahren zur Selbsteinschätzung
(Smiley-Skala) meist nicht mehr möglich Fremdeinschätzung notwendig
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Wie beurteilt man den Schmerz bei Demenzkranken?
Verlässlich und bei fortgeschrittener Demenz ausschließlich einsetzbar: Skalen zur Beobachtung von Verhaltensreaktionen auf Schmerz
Z.B. BESD: Beurteilung von Schmerzen bei Demenz
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Für den Einsatz beider Verfahren vorherige Schulung
der Pflegemitarbeiter nötig Derzeit die verlässlichsten standardisierten
Verfahren bei Demenzkranken Trotzdem: ein Wert von „O“ heißt nicht in jedem Fall
kein Schmerz! Hohe Werte können andererseits eventuell andere
Ursachen haben.
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Wichtig immer auch andere Informationen Angehörige, Ärzte können Auskunft über frühere
schmerzhafte Erkrankungen und den Bedarf an Schmerzmitteln geben
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Handlungsmöglichkeit bei Unklarheit Möglichkeit der „Probatorischen Therapie“ Wichtig: Verhaltensbeobachtung vor Gabe des
Schmerzmittels und nach Wirkungseintritt dokumentieren
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
4. Schmerzmessung Handlungsmöglichkeit bei Unklarheit
Weitere, über die Schmerztherapie hinausgehende Möglichkeiten: Wie bei Nicht-Demenzkranken!!
Menschliche Zuwendung, Aufgaben, Beschäftigung, Trost, Kommunikation, Aufheiterung
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Stand: 2013
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Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis Die Abrechnung der ärztlichen Leistungen richtet sich Bei gesetzlichen versicherten Patienten nach dem
„einheitlichen Bewertungsmaßstab“ EBM und ist in „Gebührenordnungspositionen“ GOP dargestellt
Bei privat versicherten Patienten nach der „Gebührenordnung für Ärzte“ GOÄ
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis Die Abrechnung der GOP für die spezielle
Schmerztherapie erfordern bestimmte Voraussetzungen, die der abrechnende Arzt erfüllen muss, zudem ist eine Genehmigung der zuständigen KV erforderlich
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis 30700: Grundpauschale schmerztherapeutischer Patient Grundpauschale für einen Patienten im Rahmen der
Versorgung gemäß der Qualitätssicherungsvereinbarung zur schmerztherapeutischen Versorgung chronisch schmerzkranker Patienten
Einmal im Behandlungsfall abrechenbar
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis 30702: Zusatzpauschale Schmerztherapie Zusatzpauschale für die schmerztherapeutische
Versorgungchronisch schmerzkranker Patienten
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis Die Abrechnung einer chirotherapeutischen
Behandlung erfordert ebenfalls eine entsprechende Ausbildung des abrechnenden Arztes und eine Genehmigung der KV
30200: chirotherapeutischer Eingriff 30201: chirotherapeutischer Eingriff an der Wirbelsäule
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis Die Abrechnung der Akupunktur erfolgt mit folgenden
GOP: 30790: Eingangsdiagnostik und Abschlussuntersuchung
zur Behandlung mittels Körperakupunktur 30791: Durchführung einer Körperakupunktur
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis Weitere abrechenbare Leistungen im Rahmen einer
allgemeinen schmerztherapeutisch Behandlung sind z.B.
30712: Anleitung des Patienten zur Selbstanwendung der transkutanen elektrischen Nervenstimulation
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis 02510: Wärmetherapie
(Mikrowelle, Heißluft, Infrarotbestrahlung) 02511: Elektrotherapie
(Reizstrom)
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis In der GOÄ sind die ärztlichen Leistungen durch
Nummern abgebildet, die mit einer festgelegten Gebühr unterlegt sind
Therapeutische Maßnahmen im Rahmen der Schmerztherapie werden nach den entsprechenden Nummern einzeln abgerechnet, nicht als Pauschale.
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
5. Abrechnung in der Praxis Z.B. Nummer 1,3, und 34 für eine
schmerztherapeutische Beratung Weitere Nummern sind im Kapitel Anästhesie zu
finden Besondere Abrechnungskenntnisse sind erforderlich Privatabrechnungen werden häufig an externe
Abrechnungsunternehmen delegiert
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Basiskurs 1: Schmerzdiagnose und Anamnese
Vielen Dank für Ihre Teilnahme!
74 Stand: 2013