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Frankreich Architektur Bastiden - 1 - Bastiden 1. Allgemeines 1.1. Übersicht – 300-500 zwischen 1222 und 1373 überwiegend in SW-Frankreich neu gegründete Städte (verteilt über eine Fläche von ca. 50 000 km² in 14 Départementes zwischen Libourne und Carcassonne bzw. Rodez und Mont-de-Marsan); – bilden örtliches politisches (Miliz) und wirtschaftliches (Markt, Jahrmarkt, Maßwe- sen) Zentrum mit Selbstverwaltung (Consulat); – Bezeichnung der Bewohner: Poblans. – städtebauliches Vorbild für mehrere Jahrhunderte. 1.2. Etymologie – In mittelalterlichen Texten mit unterschiedlicehn Bedeutungen verwendet; – ab 1229 als Bezeichnug für neu gegründete Städte; – ab 19. Jh. systematische historische Erforschung. 1.3. Kennzeichen – Oft (allerdings meist erst längere Zeit nach ihrer Gründung) befestigte Stadt; • teils starke Verteidigungspositionen (z.B. Arouille, Hastingues, Montfort, Baigts, Pimbo, Miramont-de-Guyenne); • teils offener , weniger geschützt (Saint-Justin , Cazères); • teils in Tallagen ohne militärische Funktion (Grenade, Villefranche-de-Rouergue, Toulouzette, Labastide-Chalosse, Duhort). – Gründungsakte in Schriftform vorhanden: • Vertraglich festgelegt: Rechte und Pflichten der Bewohner und der Gemeinde, Zahlungsverpflichtungen der Bevölkerung; dieses Vertragssystem wird zuneh- mend von Seigneurs übernommen; ab 12. Jh. solche Verträge schon in Auvillar und Montauban vorhanden, juristische Vorbilder für die Bastiden³. – Position: oft gegen umliegendes Gelände erhöht (Kuppe, Plateau); – Anlage: • Gesamtform oft rechtwinklig, • Marktplatz im Zentrum, umliegende Gebäude oft mit (später angefügten) Arka- den. 1.4. Gründungsvorgang 1.4.1. Übersicht Wesentliche Grundlagen für die neue Stadt: – Wahl des Standortes, – Wahl des Namens, – Vertrag (paréage) zwischen am Besitz beteiligten Grundbesitzern (Seigneurs, Kö- nig, Kirche). – Verfassungsdokument über alle Regeln des Zusammenlebens (charte de coutu- mes). www.die-reise-maus.de

Bastiden, Layout 1 - Reisemaus - Willkommen Kunst/Bastiden.pdf · schenken ihr Land an Bastide. – Volle Rechtsfähigkeit für Frauen als Haushaltsvorstände (Witwen). – Leprakranke

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Frankreich Architektur Bastiden - 1 -

Bastiden1. Allgemeines1.1. Übersicht– 300-500 zwischen 1222 und 1373 überwiegend in SW-Frankreich neu gegründete

Städte (verteilt über eine Fläche von ca. 50 000 km² in 14 Départementes zwischenLibourne und Carcassonne bzw. Rodez und Mont-de-Marsan);

– bilden örtliches politisches (Miliz) und wirtschaftliches (Markt, Jahrmarkt, Maßwe-sen) Zentrum mit Selbstverwaltung (Consulat);

– Bezeichnung der Bewohner: Poblans.– städtebauliches Vorbild für mehrere Jahrhunderte.

1.2. Etymologie– In mittelalterlichen Texten mit unterschiedlicehn Bedeutungen verwendet;– ab 1229 als Bezeichnug für neu gegründete Städte;– ab 19. Jh. systematische historische Erforschung.

1.3. Kennzeichen– Oft (allerdings meist erst längere Zeit nach ihrer Gründung) befestigte Stadt;

• teils starke Verteidigungspositionen (z.B. Arouille, Hastingues, Montfort, Baigts,Pimbo, Miramont-de-Guyenne);

• teils offener , weniger geschützt (Saint-Justin , Cazères);• teils in Tallagen ohne militärische Funktion (Grenade, Villefranche-de-Rouergue,

Toulouzette, Labastide-Chalosse, Duhort). – Gründungsakte in Schriftform vorhanden:

• Vertraglich festgelegt: Rechte und Pflichten der Bewohner und der Gemeinde,Zahlungsverpflichtungen der Bevölkerung; dieses Vertragssystem wird zuneh-mend von Seigneurs übernommen; ab 12. Jh. solche Verträge schon in Auvillarund Montauban vorhanden, juristische Vorbilder für die Bastiden³.

– Position:oft gegen umliegendes Gelände erhöht (Kuppe, Plateau);

– Anlage:• Gesamtform oft rechtwinklig,• Marktplatz im Zentrum, umliegende Gebäude oft mit (später angefügten) Arka-

den.

1.4. Gründungsvorgang1.4.1. ÜbersichtWesentliche Grundlagen für die neue Stadt:

– Wahl des Standortes,– Wahl des Namens,– Vertrag (paréage) zwischen am Besitz beteiligten Grundbesitzern (Seigneurs, Kö-

nig, Kirche).– Verfassungsdokument über alle Regeln des Zusammenlebens (charte de coutu-

mes).

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1.4.2. Standort– Unbedingt erforderlich:

• ausreichende Grundfläche,• klare Besitzverhältnisse (⇒ häufig contrats de paréage 'Beteiligungsverträge' zwi-

schen Seigneurs als Bodenherren und staatlichen Besitzern).– Als Standorte wurden gewählt:

• Orte ohne jegliche Vorgeschichte,• aufgelassene Dörfer,• mythische Stellen,• Kreuzungen von Handelswegen;• neben geopolitischer Standortswahl Topografie, Bodenqualität und Wasservor-

kommen entscheidende Kriterien.

1.4.3. Namensgebung – Nach Gründern:

• Hinweis auf königliche Gründung: Montréjeau (aus okz. Mont Rejau 'Mont-Roy-al'; gegr. 1272 unter Philippe III.), Villeréal (1267);

• Name des Gründers: Beaumarchés (nach Eustache de Beaumarchès), Libourne(nach Roger de Leyburn, engl. Leutnant).

– Nach ausländischen Städten, von Gründern während Kreuzzügen oder anderenKriegen besucht (Ausdruck einer gewissen Faszination für „exotisches“ in der Epo-che):Pavie (Gers) nach Pavia (Italien), Fleurance nach Florenz, Grenade (Haute-Garonne) nach Granada; gegr. 1290 durch Eustache de Beaumar-

chès), Cordes-sur-Ciel nach Córdoba; gegr. 1222 durch Raymond VII.), Tournay nach Tournai (Flandern, heute Belgien), Bruges nach Brügge (fr. Bruges), heute Teil von Bruges-Capbis-Mifaget; gegr.

1357 durch Bertrand de Pujols, Generalleutnant von Gaston Fébus, Vicomte deFoix Béarn),

Gan (Pyrénées-Atlantiques) nach Gent (fr. Gand); gegr.1335 durch Gaston II. deFoix-Béarn).

– Nach Charakter des Ortes:• Monségur (Gironde, Aquitanien): aus lat. mons segurus, fr. mont sûr 'sicherer

Berg', (in Frankreich noch vier weitere Orte mit diesem Namen); gegr. 1265durch Éléonore de Provence, engl. Königin.

• Montastruc (Lot-et-Garonne, Aquitanien): aus okz. astruc (fr. astre 'Gestirn') „unter einem guten Stern“; von Simon de Montfort erobert, 1218 an Estève deFerriol* übergeben. *1312 Etienne de Ferriol durch Edward I. zum Seneschall von Aquitaine Agen ernannt).

– Nach Art des Ortes: Villeneuve 'Neustadt', Labastide 'die Bastide'.

– Nach schon vorhandener Ortsbezeichnung: Saint-Aulaye (Dordogne, Aquitanien): nach Sainte-Eulalie (okz. Senta Eulàlia); be-

reits prähistorisch besiedelt, als Bastide gegr. 1288 durch Pierre de Bremond.

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1.4.4. Besitzervertrag (paréage)– Allgemeines:

Mittelalterliche Besitzverhältnisse kompliziert:• Mehrere Besitztumsebenen:◦ oberer Herr (Justizgewalt),◦ Ebene zum Eintreiben des Zehnten,◦ Ebene der Verwaltung (Volkszählung, Steuereintreibung).

• Meist in einem Gebiet mehrere Besitzer◦ im einfachsten Fall in königlichem Besitz (z.B. Revel, Montréal-du-Gers),◦ meist ± komplizierte Verhandlungen zwischen allen Besitzern, besonders bei

schon vorhandenen Gebäuden auf dem Gelände.– Vertrag:

• Notariell bestätigt;• Partner: oft weltliche und kirchliche (z.B. Klöster) Besitzer;• rechtlicher und steuerlicher Status der Bastide;• Regelungen für den Fall des Scheiterns oder des Wachstums;• Rechte der beteiligten Besitzer;• Anlage: ◦ Zahl der Häuser, Gärten, Ackerflächen,◦ Größe der Parzellen,◦ öffentliche und kirchliche Gebäude und ihre Steuerbefreiung;

• keine Nutzungsregelungen für Wälder und Weideflächen (gemeinschaftliche Fest-legung durch Gemeinschaft der neuen Bewohner).

1.4.5. Gründungszeremonie– Organisiert durch Gründer;– anwesend Vertreter der Besitzer, Bischof, Notar, Richter, lokale Herren, zukünftige

Bewohner;– Fixatio pal: Aufstellen eines Pfostens (fr. pal 'Pfahl') mit Wappen des Gründers;– Verlesung der Verfassung (charte de coutumes; Verbreitung in Umgebung durch

Stadtschreier).

1.4.6. Verfassung (charte de coutumes)– Zur Anlockung neuer Bewohner Liste lokaler Privilegien, ohne grundsätzliche Ver-

änderung des Feudalsystems:• Steuererleichterungen,• rechtliche und ehrenamtliche Maßnahmen,• Gleichheit hinsichtlich Landverteilung,• weitgehende rechtliche Gleichstellung,• Freiheit für Leibeigene (damals ungewöhnlich).

– Gleichstellung der Bewohner unvereinbar mit vorhandenen Verpflichtungen oderPrivilegien⇒ Ansiedlung verboten für Leibeigene, Adlige, Geistliche (Mönche);⇒ manche niedrige Adlige tauschen ihren Adelstitel gegen das Bürgerrecht,schenken ihr Land an Bastide.

– Volle Rechtsfähigkeit für Frauen als Haushaltsvorstände (Witwen).– Leprakranke ausgeschlossen, teilweise sogar Verbot für Almosen, selten Leprastati-

onen außerhalb der Ortschaften.

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– Juden nicht ausdrücklich ausgeschlossen, keine Judenviertel wie sonst in mittelalter-lichen Städten; sozialer Zusammenhalt der Bewohner, oft verschiedener Herkunft,basiert aber auf katholischer Glaubenszugehörigkeit.

– Zensus (cens, Grundsteuer an Grundherrn) und Zehnt (dîme, Zehntel der landwirt-schaftlichen Produktion, an Pfarrei) unverändert beibehalten.

2. Geschichte2.1. Hintergründe2.1.1. Soziale Bedingungen– Überwiegend Agrargesellschaft;– Landverteilung:

• Aufteilung in viele kleine Ländereien; • wenige, relativ große der Epoche im Perigord, Quercy, Rouergue;• von zahllosen Herren (seigneurs) verwaltet.

– Sesshaftigkeit:• Landbevölkerung der Gascogne und des S-Perigord Halbnomaden: wandern nach

Erschöpfung der Böden und Wälder einige Kilometer weiter;• Region um Toulouse fruchtbar, seit Antike kultiviert ⇒ Städte und Dörfer mit

Handwerkern ⇒ Entwicklung lokalen Bürgertums.– Demografie

• Starkes Bevölkerungswachstum um Jahr 1000 ⇒ erste Reaktion Gründung von Castelnaus und Sauvetés, im SW Auswanderun-gen nach Katalonien, Navarra, Aragón.

• Rückgang zwischen 1180 und 1220 (Albigenser-Kreuzzüge), danach schnelle Er-holung der Geburtenrate ⇒ Bastiden-Gründungen.

– Feudalherrschaft• Seit mehreren Jahrhunderte (nach unsicheren Zeiten der Invasion durch Araber,

Vikinger…) etabliert;• Seigneurs (Grundherren) übernehmen Schutzfunktion durch Bau von Burgen;• Feudalismus verknüpft mit System der Vasallen und Oberhoheiten; zur Zeit der

Gründungen alle Seigneurs in SW-Frankreich direkt oder indirekt (über großeFeudalherren wie Raymond V., Graf von Toulouse oder Eleonore, Herzogin vonAquitanien) Vasallen des französischen Königs.◦ Weltliche Seigneurs:

Adlige, bieten Schutz für Bevölkerung ihrer Ländereien ⇒ dafür und zur Ab-schreckung benachbarter Herren große Aufwendungen (Burgen, Garnisonen) ⇒um Burgen und Herrschaftsgebäude (Castrum) Ansiedlungen. Ursprung im Na-men durch castéra, castel, castelnaud oft erkennbar (Castéra-Verduzan, Cas-telsarrasin, Castelnaudary, Belcastel, Castelnaud-la-Chapelle). Lage immerstrategisch gewählt, oft „Village perché“; im Zentrum Turm (Herrrensitz, Be-obachtungsposten), Häuser darum, verwinkelte Gassen, kleine Plätze).

◦ Kirchliche Seigneurs:· Anstelle militärischer kirchlicher Schutz: Androhung der Exkommunikation:kirchliche Ländereien und Dörfer mit dem Status einer Sauveté unter Schutzdes Gottesfriedens (Pax Dei); Zugänge, stark frequentierte Kreuzungen im Ge-biet durch Kreuze (finages) gekennzeichnet; bei Überschreitung dieser Grenzenmüssen Waffen abgelegt werden (Waffenruhe Gottes, Treuga Dei).

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· Im Namen durch La Sauvetat, La Sauve oder Namen von Heiligen erkennbar.Im Zentrum die unantastbare Kirche; Turm meist als Wachturm oder Donjon,Kirche oft befestigt (schwere Tür, kleine romanische Öffnungen, dicke Wändemit Strebepfeilern).

2.1.2. Religiöse Bedingungen– Im Gebiet um Toulouse und Languedoc Blüte der Katharer-Bewegung, hier dafür

gute sozio-kulturelle Bedingungen.– 1221 Erklärung von Saint-Jacques-de-Compostelle durch Papst Calixtus II. zur hei-

ligen Stadt ⇒ zahlreiche Pilgerwege in Aquitanien und Gebiet von Toulouse ⇒ Niederlassungen der Bischöfe und Zisterzienserklöster in den Städten ⇒ sehr gläubige Bevölkerung vererbt häufig Teile ihres Landbesitzes an die Kir-

che ⇒ rasche Zunahme des kirchlichen Grundbesitzes.

2.1.3. Gründe und Ziele der Siedlungsgründungen– (Grenz-)Markierungen von Herrschaftsgebieten:

• Raymond VII., Graf von Toulouse (1222-1249): Grenzen seines Gebietes währendund nach Albigenser-Kreuzzug (s. Karte 2) und Alfons von Poitiers (1250-1270)während englisch-französischen Kriegen an Grenze zum Herzogtum Aquitanien.

• französische Könige in annektierter Grafschaft Toulouse;• Autonomie lokaler Herren.

– Entvölkerung großer Landstriche, besonders in Südfrankreich durch Kriege• gegen Katharer (1209-1229),• zwischen England und Frankreich ab 1152¹ - 1475.

– Schutz der Landbevölkerung gegen Plünderungen;– Einkommensquelle für Gründer durch land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaf-

tung ungenutzter Flächen sowie Entwicklung von Messen und Märkten.

2.1.4. Tradition und Europäischer Rahmen– Stehen in Tradition der Neusiedlungen des 11.-12. Jh.:

• Sauveté (Ansiedlungen um Klöster oder Kirchen besonders in S-Frankreich) und • Castelnau (Ansiedlungen um Burgen).

– Europäischer Rahmen: Um 1000 starkes Bevölkerungswachstum ⇒ Städtegründun-gen:• Spanien: Villasnovas;• Deutschland: Gründungsstädte;• Italien: Borghi nuovi;• Zahlreiche Neugründungen im heutigen Polen und Böhmen.

2.2. Gründer– Grafen von Toulouse: Raimund VII.², Alfons von Poitiers;– Könige von Frankreich: Ludwig IX., Philipp III. (der Kühne), Philipp IV. (der Schö-

ne);– Könige von England: Heinrich III., Edward I., Edward II., Edward III.;– Seneschälle: Doat Alaman, Eustache de Beaumarchès, Jean de Grailly;– Lokale Fürsten: Grafen von Foix, Grafen von Comminges, Grafen von Astarac;– Bischöfe oder Abteien.

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2.3. Gründungszeiten2.3.1. Überblick – Gründungszeit meist 1222-1373;– Früheste Gründungen (einzelne Vorläufer):

Mont-de-Marsan (1133), Montauban (Gründung 1144 durch Alphonse Jourdain, Graf von Toulouse),Saint-Félix-Lauragais (1167),Lauzerte (1194).

– Beginn der systematischen Gründungen:1222: Cordes-sur-Ciel, Castelnau-de-Montmiral.

– Blütezeit:Etwa 400 Orte, überwiegend durch französische Fürsten und Könige, teilweise auch

von Engländern in den von ihnen besetzten Gebieten.

2.3.2. Gründungsperiode von Raymond VII., Graf von Toulouse– Raymond VII., Graf von Toulouse (1222-1249): Grenzen seines Gebietes während

und nach Albigenser-Kreuzzug (s. Karte 2):• Erste Bastidengründungen durch Raymond VII. (Cordes, Castelnau-de-Montmiral)

im Bereich der Albigenser, Versuch zur Stabilisierung seiner Macht. Grafen von Toulouse Ende 12. Jh. tolerant gegenüber Katharer ⇒ Katharer-Kreuzzug (PapstInnozenz III., Barone und Grafen aus N-Frankreich unter Führung von Simon IV de Montfort)auch gegen Grafschaft Toulouse gerichtet (Ziel: Grafschaft unter Herrschaft der Krone, auchwegen strategischer Bedeutung gegen englisch beherrschtes Aquitanien).

• Gründung von Bastiden durch Raymond an Grenzen zum Gebiet der Krone, be-sonders an Straßen zwischen Toulouse und Albi (Labastide-de-Lévis, Villeneuve-sur-Vère, Lisle-sur-Tarn, Buzet-sur-Tarn).Nach Kreuzzug Grafschaft Toulouse durch Vertrag von Meaux-Paris 1229 halbiert ⇒ O’ desTarn an Krone, W’ noch unter Grafen von Toulouse.

• Wenige Gründungen am Rand des Albigensergebietes gegen Grafschaft Foix(Montesquieu-Volvestre, Le Fousseret).

2.3.3. Gründungsperiode von Alfons von Poitiers (1250-1270), Graf von Toulouse– Gründungen während englisch-französischen Kriegen an Grenze zum Herzogtum

Aquitanien.Grund für Nachfolge von Alfons nach Raymond: Vertrag von Meaux-Paris bestimmt Heiratvon Jeanne, Tochter von Raymond VII., mit Alphonse de Poitiers, Bruder von König Louis,und Übergang der Grafschaft Toulouse nach Tod von Alphonse an die Krone.

• Gründung von 54 Bastiden (s. Karte 3);• 1255 Montréal-du-Gers und Sainte-Foy-la-Grande (nahe Bordeaux, Provokation

gegen England): Ziel: Kolonisation der weiten Täler S’ Toulouse und RichtungAgen an Grenzen zum englischen Aquitanien im W und Grafschaft Foix im S.

• nach Vertrag von Paris 1259: Castillonnès, Villeréal, Eymet.Anerkennung der Besitzungen von Henri Plantagenet (Bordeaux, Périgord, Gascogne);Sonderklausel im Vertrag: Gebiet von Agen und Quercy nicht an Krone, falls Jeanne deToulouse kinderlos stirbt.

• 1252 Villefranche-de-Rouergue: Machtdemonstration im Rouergue gegen weiterder Dynastie von Raymond treu gebliebene Städte wie Najac.

• Im S in Richtung Pyrenäen-Vorberge: Grenzsicherung gegen Grafschaften Foixund Comminges: Carbonne, Palaminy, Saint-Sulpice-sur-Lèze, Villeneuve-de-Ri-vière, Gaillac-Toulza.

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2.3.4. Gründungsperiode von Seneschall Eustache de Beaumarchès (1271-1294)1271 Alphonse de Poitiers und Frau Jeanne de Toulouse † (an Bakterienruhr in Italien nach

Rückzug von 8. Kreuzzug unter Louis IX (Saint Louis) in Tunesien, dort wahrscheinlichinfiziert, Kreuzzug durch Infektion der Truppen gescheitert, Louis daran †).

Da Alphonse kinderlos ⇒ Toulouse endgültig an Krone ⇒ Verwaltung durch königlichenSeneschall (hoher Beamter).

Henry III. von England †, Nachfolger Edward I.1259 Friede mit England, dieses verzichtet auf Normandie, Anjou und Poitou, behält Aquitanien;

SW halbiert: W und NW englisch, O und S französisch; Gascogne Grenzgebiet, lokaleSeigneurs versuchen durch Wechsel von einer Seite auf die andere autonom zu bleiben.

– Englisches Gebiet, besonders NW, mit zahlreichen Bastiden (ältere noch von Frank-reich, neuere von England gegründet); Lage:• wegen unsicherer Zeiten an strategisch günstigen Stellen;• in Nähe von Wasserstraßen (Transportwege), besonders entlang Lot und Dordog-

ne.– Eustache de Beaumarchès, königlicher Seneschall (bereits 1268 von Alphonse de

Poitiers als Verwalter eingesetzt):• Gründungen in Kreis um Hauptstadt Toulouse;• zur Machtfestigung im Gebiet um Albi und im Garonne-Tal;• O-Gascogne: zahlreiche Grafschaften, durch Topografie abgelegenes, für Alphon-

se uninteressantes Gebiet; Gründungen durch Eustache zur Infiltration des Gebie-tes gegen Engländer.

• 23 Bastiden gegründet: Rimont (1272), Alan (1272), Montréjeau (1272), Fleuran-ce (1274), Valence-d'Albigeois (1275), Beaumont-de-Lomagne (1279), Verdun-sur-Garonne (1279), Saint-Lys (1280), Mirande (1281), Pavie (1281), Cazères(1282), Cologne (1284), Miélan (1284), Plaisance-du-Touch (1285), Réjaumont(Gers) (1285), Pampelonne (1285), Boulogne-sur-Gesse (1286), Valentine(1287), Aurimont (1287), Beaumarchés (1288), Grenade (1290), Sorde (1290),Solomiac (1322).

2.3.5. Periode 1295 - 1373Ende 13. Jh.: zunehmende Spannungen zwischen England und Frankreich; 1292 Krieg in

Gascogne (Plünderung von La Rochelle durch England nach Streit um Fischereirechte inBayonne ⇒ vorübergehende Besetzung von Aquitanien durch Frankreich, Auslieferung der fürPlünderung verantwortlichen englischen Offiziere. 1294 Rückeroberung einiger Städte (Blaye,La Réole, Bayonne) durch England; 1295 Eroberung des Gebietes von Agen durch Charlesde Valois, Bruder von König Philippe IV. (le Bel, 1285-1314); Waffenstillstand durchVermittlung von Papst Bonifaz VIII.; Rückgabe großer (verwüsteter) Gebiete an England durchFrieden von Montreuil 1299 und Vertrag von Paris 1303 ⇒ Ausgangslage für HundertjährigenKrieg. Eustache de Beaumarchès 1294†.

– Gründungen besonders im SW von Aquitanien, durch England und lokale Seig-neurs, französische Krone kaum beteiligt;

– Standorte besonders im Lauragais (SO’ Toulouse) und zwischen Ariège und Agout(Nebenfluss des Tarn) ⇒ Kontrolle der Verkehrswege zwischen Toulouse und Lan-guedoc.

– 1337 Beginn des Hundertjährigen Krieges: Endphase der Gründungen:• wenige (<12) Gründungen;• 1373 letzte Gründungen, z.B. Labastide-d'Anjou (Aude).

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3. Aufbau3.1. Allgemeines– Anlage nach streng vorgegebenen Planungsvorschriften (Ausdruck des mittelalterli-

chen Willens zur Bewirtschaftung des Landes) hinsichtlich• endgültiger Größe und Form,• Größe, Gestaltung (Stockwerkzahl, Arkaden) und Nutzung (Handel, Wohnung) je-

des einzelnen Grundstückes bzw. darauf erstellten Gebäudes. – Die oft vorgenommene Vereinfachung auf ein kleines Ort in Schachbrettanlage ent-

spricht nicht der Komplexität der Bastiden. Sie sind• politische Neugründungen für Teile der Landbevölkerung mit dem Ziel der Orga-

nisation von Handel, Handwerk und Verteidigung.– Streng durchdachte Aufbauplanung vermutlich durch Beteiligung von Benediktiner-

mönchen (besonders Zisterzienser), besonders in der Zeit der Gründung der Gran-ges cisterciennes (12. Jh., landwirtschaftliche Produktionsstätten in Umgebung derKlöster)

3.2. Hintergründe der städtebaulichen Anlage– Häufig rechtwinklige Anlage, Bruch gegenüber romanischer Stadtanlagen.– Theorie, Klöster und römische Architektur als Vorlage wahrscheinlich falsch:

• Klöster nicht von Architekten gebaut,• römische Architekturtheorie (z.B. Vitruvius*) erst im 16. Jh. wiederentdeckt.

*Vitruvius: röm. Architekt, †15 v. Chr., De architectura libri decem 'Zehn Bücher überArchitektur'.

– Bastidenanlage Teilaspekt gotischer Architektur mit Standardisierung und Modul-arität der Bauelemente.Villard de Honnecourt, Architekt gotischer Kirchen, entwirft eine Rosette mit 216 Teilen aus nur

5 Elementen. Schlussstein des Spitzbogens ein Kernstück der Standardisierung: Verlauf auszwei Kreissegmenten mit gleichem Radius, in Höhe und Weite beliebig variabel (mitromanischen Rundbogen unmöglich) ⇒ am gleichen Bauwerk unterschiedliche Bögen mitgleichem Grundradius realisierbar.

3.3. Städtebauliche Formen 3.3.1. Überblick– Vermutlich für jede Gründung ein örtlich angepasster Planungsentwurf .– Nach Fixatio pal Einteilung des Geländes:

• Festlegung von Straßen, Platz, Stadtmauer;• Vermessung mit Hilfe eines Rechenseiles (13-Knoten-Seil, cordes à treize nœuds);• obwohl im Mittelalter Zunft der Landvermesser (arpentins) vorhanden, bei Bast-

iden Vermessung oft durch andere Personen (Notare, Richter, Gerichtsvollzieher,Seneschalle, Bischöfe).

– Fünf Grundformen unterscheidbar:• ungeordnet (embryonal),• eingeschlossen,• mit einer Achse,• mit zwei Achsen,• ringförmig.

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3.3.2. Ungeordnete Anlage– Anlage aus vorhandenen Weilern, geringe Bevölkerungszahl;– Beispiel La Bastide-de-Bousignac.

3.3.3. Abgeschlossene Anlage– Um vorhandene Kirche oder vorhandenen Häuserkern;– alter Kern geht in neuer Anlage unter.

3.3.4. Anlage mit einer Achse– Häufigste (30-40%) Form, meist in Ebene gelegen;– entlang einer Straße mit Stadttoren an ihren Enden;– Platz oft nur Erweiterung der Hauptstraße, manchmal zwischen doppelläufiger

Hauptstraße;– besonders bei Anlagen auf steiler Höhenlage „fischgrätartig“ angeordnete Seiten-

straßen; Beispiele:• Gimont (Gers): 1 000 m lang, 300 m breit, Fuhrstraße zwischen Auch und Tou-

louse an schmalem Gratbereich;• Saint-Aulaye (Dordogne).

3.3.5. Anlage mit zwei Achsen– Typischste Anlagenform, Höhepunkt der gotischen Bastidenplanung;– rechteckiger Platz ± in der Mitte;– Häuserblöcke meist rechteckig;– insgesamt geometrische Anlage (quadratisch, rechteckig, parallelogrammförmig,

sechseckig, oval;• Grundlage zwei senkrecht zueinander verlaufende Achsen;• auch übrige Straßen rechtwinklig ⇒ schachbrettartiger Stadtplan.

– auf Erhöhungen und in der Ebene (hier in besonders schönen geometrischen For-men, z.B. Marciac, Grenade);

– historisch-städteplanerisch zwei Formen unterschieden:• Plan aus Aquitanien: ◦ 8 Häuserblöcke,◦ Kirche an Ecke des Platzes;◦ z. B. Monpazier, Monflanquin, Castillonnès, Villeréal, Libourne, Eymet, Mira-

mont-de-Guyenne.• Plan aus Gascogne: ◦ 8 Häuserblöcke,◦ Kirche durch einen Häuserblock zurückversetzt;◦ z. B. Mirande, Marciac, Grenade, Cologne, Solomiac.

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3.3.6. Ringförmige Anlage– Kreisförmig: selten, z.B. Fourcès (Gers; zuvor ein Castelnau);– oval: Saint-Sardos, Francescas, Monflanquin (Lot-et-Garonne).

3.4. Parzellierung– Je nach Form der Umrandung in jeder Bastide 3-4 verschiedene Parzellentypen;– gleichmäßige Verteilung der Parzellen auf alle Familien.– Bauplätze (ayrals):

• Ø 8x24 m, manchmal 12x28 m; meist Längen-Breiten-Verhältnis 2 oder 3;• die max. Fassadenbreite von 8 m entspricht der max. Tragfähigkeitslänge eines

Holzbalkens;• Größe festgelegt, auch für öffentliche Gebäude, dies haben aber das Recht, mehre-

re Parzellen zu belegen;• Anzahl jeweils begrenzt, festgelegt im Eigentümervertrag (contrat de paréage);

variiert von einigen Dutzend bis mehrere Tausend (3000 in Grenade).– Gärten (cazals, cazalères):

• zweiter Ring um Gebäudeparzellen;• gleiche Anzahl wie Bauparzellen, aber kleiner (5-7 a = 500-700 m²).

– Weinberge:• oft, aber nicht immer vorhanden;• teiweise nur ein Teil der Bevölkerung zur Bewirtschaftung von Weinbergen be-

rechtigt.– Ackerland (arpents):

• außerhalb der Stadtmauer;• mit 5-6 ha für damalige Bearbeitungsmethoden mehr als ausreichend;• manchmal zusätzliche (Wald-)Flächen zur Rodung (z.B. Bouloc: jede Familie

6 ha).

3.5. Straßen– Hauptstraßen (charretières, okz. carrièra):

• meist die großen Achsen,• 6-10 m breit.

– Nebenstraßen (transversales, traversières):• 5-6 m, oft nur 2-2,5 m breit.

– Durchgänge (passages, venelles*, carreyrou):• 1-3 m breit,• hinter den Bauparzellen.

Plan aus Aquitanien

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/da/Schéma_bastide_modèle_Aquitain.jpg

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3f/Schéma_bastide_modèle_Gascon.jpg

Plan aus Gascogne

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* venelle: kleine Straße, Verkleinerungsform von veine 'Vene' (vgl. Verkehrsader)

– Zahl der Straßen variabel, je nach Größe der Bastide,• Bastiden mit nur einer Straße: Bastide-rue oder Village-ruban.

– Straßen meist gestampfte Erde, manchmal gepflastert oder gekiest, aus zwei zur Ab-flussrinne in der Mitte geneigten Streifen.

3.6. Architektur3.6.1. Der Platz– In allen Bastiden (Ausnahme Lavardac);– im Gegensatz zu früheren Gründungsformen (Castelnaus, Sauvetés) wegen seiner

wirtschaftlichen Bedeutung besonderes Anliegen der Gründer;– Funktionen:

• Verwaltung: Zugang zum Rathaus, hier Sitz der Konsuln (Vertreter der Einwoh-ner), des Bayle (Vertreter des Königs oder Grafen), Gerichtssitzungen;

• Wirtschaft: Markt, Messe; • Veranstaltungen; sozialer Mittelpunkt, Häuser am Platz meist von den zuerst ange-

siedelten Einwohnern bewohnt; – möglicherweise übernommen aus Nahem Osten, kennengelernt auf Kreuzzügen;– Prototyp Platz von Montauban (70x70 m);– teilt mit zentraler Lage Ort in Stadtviertel (quartiers genannt gaches);– meist rechteckig, selten als Parallelogramm oder Kreis;– Größe zwischen 40x40 m bis 70x70 m, Marciac 75x130 m; Größe unabhängig von

Bedeutung des Ortes, mehr nach den Verkehrsströmen ausgerichtet; – meist nur ein Platz, Ausnahmen Saint-Lys (ein Markt- und ein Kirchenplatz), Saint-

Clar, Albias;– in Mitte oft Brunnen oder Fontänen, manchmal mit Zisternen; später Markthallen.– drei Haupttypen:

• quadratisch:häufigste Form; Zugänge an den Ecken, Fassaden ohne Zwischenräume aneinan-

der, folgt dem Vorbild von Montauban;Ø 60x60 m im 13. Jh., 90x90 m im 14. Jh., größte 70x140 m (2 Häuserblöcke).

• eine Achse:erweiterte Hauptstraße bzw. zwischen zwei Parallelstraßen;Ø 50-55 m.

• abgeschlossen:Platz nach außen abgeschlossen, kein Straßenanschluss ⇒ kein Verkehr;selten, z.B. Tournay (70x72 m).

3.6.2. Arkaden– Nachträglich an Häuser angebracht;– zuerst aus Holz, später aus Stein;– anfänglich Spitz-, später Rundbögen.

3.6.3. Die Halle– Erst später auf Platz errichtet;– Basilikabau nach römischem Vorbild;– im Obergeschoss oft Sitz der Konsuln;– oft mit Glocke („Handelskathedrale“).

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3.6.4. Stadtmauer– Meist bei Gründung ohne Mauer (Gründungen in rel. ruhigen Zeiten zwischen Alb-

igenser-Kreuzzügen und 100jährigem Krieg), nur bei Bastiden in unmittelbarerGrenznähe;

– Stadtmauer später (z.B. Saint-Aulaye, gegr. 13. Jh., befestigt 15.-16. Jh.);– am Beginn des 100jährigen Krieges Zerstörung vieler Bastiden; andere in aller Eile

befestigt.

3.6.5. Häuser– Zum Hausbau für Neubewohner meist ein Jahr Zeit; oft Geldstrafenandrohung, falls

nach sechs Jahren Haus nicht fertiggestellt;– Häuser anfangs sehr einfach (da von Ansiedlern selbst gebaut);– Vorschriften:

• Ausrichtung der Fassade zur Straße,• mindestens ein Obergeschoss,• zwischen Häusern 25-40 cm Abstand (Brandschutz, Wasserablauf);

– mit fortschreitender wirtschaftlicher Entwicklung Erweiterungen:um Platz später auch in anderen Geschäftsstraßen) vor jedem Geschäft kleiner ge-

deckter Vorraum ⇒ Arkaden;– unter Straßen Keller;– benachbarte Häuser manchmal oben mit Brückchen verbunden.

4. Verwaltung– Kommunale Selbstverwaltung:

• im Gegensatz zu castelnaus (Verwaltung durch Seigneurs, erblich);• Konsuln*: ◦ von Gründern für ein Jahr ernannt; ◦ Neubesetzung aus Kreis der „notables“ des Ortes durch allgemeines Wahlrecht;◦ Vorschlagsrecht bei aktuellen Amtsinhabern, z.T. bei Seneschallen;◦ bilden Rat für Verwaltung, Verteidigung, Instandsetzungen, Verbesserungen;

*s. Anhang, charte de coutumes, §13.• Geschworene (jurés, jurats): für Justiz, Polizei;• Amtmann (bayle, petit bailli): Vertreter des Königs bzw. Grafen, Verantwortung

(in Zusammenarbeit mit Konsuln) für Durchsetzug deren Beschlüsse und fürVolkszählung;

• Ernennung der Konsuln und Amtmänner in offizieller Zeremonie; Schwur der Ge-meinschaft zu dienen;

• kein Nutzen aus ihrem Dienst für Gemeinschaft.

5. Justiz– allgemeine Rechtsgepflogenheiten:

• Möglichkeit zur eigenen Verteidigung,• Beibringung von Zeugen,• systematische Untersuchungen,• Berufungsmöglichkeit.

– Strafen:• in Gründungsurkunde* klassifiziert nach ihrer Bedeutung: Beleidigung, Diebstahl,

Schulden, Betrug, Gewalttat, Mord jeweils bestimmte Strafen zugeordnet;• Geldstrafen, Gefängnis, Todesstrafe;

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• Besonderheiten gegenüber anderen Städten:◦ keine körperlichen Strafen (in Auch für Diebstahl Ohr abschneiden oder für

Gotteslästerung Zunge abschneiden, in benachbarten Bastiden dafür Geldstra-fen);

◦ schwerere Strafen für Adlige als für einfache Einwohner (wegen ihres Standes,sicher als Abschreckung wirksam).*s. Anhang, charte de coutumes, §17-33.

6. Verteidigung– Besatzung von etwa zehn Männern oder oft Wachmannschaft aus der Bevölkerung

gewählt (meist in Bastiden mit Recht auf Verteidigung);– alternativ Miliz, von Konsuln und Amtmann verwaltet;– Aufgaben: nächtliche Rundgänge, Wachposten in Krisenzeiten.

7. Entwicklung– Entwicklungsgeschwindigkeit sehr unterschiedlich; mehrere selektive Phasen:– einige verschwinden wieder mangels neuer Einwohner;– verbleibende entwickeln sich zu wichtigen wirtschaftlichen Elementen in SW-

Frankreich;– im 100jährigen Krieg nur mit Befestigungen überlebensfähig, übrige verschwinden-

durch Krieg;– in Friedenszeit danach ungleiche Entwicklung: durch erstarkendes Bürgertums Be-

vorzugung von Städten entlang der damals stark ausgebauten großen Straßen.– im 19.-20. Jh. letzte Selektionsphase durch Landflucht.

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8. Liste 8.1. Nach Département – Ariège:

Campagne-sur-Arize, La Bastide-de-Besplas, La Bastide-de-Bousignac, La Bastide-de-Lordat, La Bastide-du-Salat, La Bastide-de-Sérou, La Bastide-sur-l'Hers,Mazères, Mirepoix, Montjoie-en-Couserans, Rimont, Roquefixade, Tarascon-sur-Ariège, Villeneuve-d'Olmes, Villeneuve-du-Bosc, Villeneuve-du-Paréage.

– Aude: Arques, Belpech, Carcassonne, Castelnaudary, Chalabre, Labastide-d'Anjou, Labas-

tide-de-Coulomat, Labastide-d'en-Richard, Labastide-en-Val, Labastide-Esparbai-renque, Lignairolles, Molandier, Ribouisse, Saint-Denis, Saint-Louis, Salles-sur-l'Hers.

– Aveyron: La Bastide-l'Évêque, Najac, Réquista, Sauveterre-de-Rouergue, Villecomtal, Ville-

franche-de-Panat, Villefranche-de-Rouergue, Villeneuve-d'Aveyron.– Cantal:

Aurillac, Maurs, Montsalvy (Sauvetés).– Charente-Maritime:

Talmont-sur-Gironde.– Dordogne:

Beaumont-du-Périgord, Beauregard-et-Bassac, Bénévent, Domme, Eymet, Fonro-que, Lalinde, Molières, Monestier, Monpazier, Puyguilhem, Roquepine, Saint-Aulaye, Saint-Barthélemy-de-Bellegarde, Saint-Louis-en-l'Isle, Tocane, Vergt,Villefranche-de-Lonchat, Villefranche-du-Périgord.

– Haute-Garonne: Aignes, Alan, Beauchalot, Blajan, Bouloc, Boulogne-sur-Gesse, Boussens, Buzet-

sur-Tarn, Calmont, Carbonne, Cazères, Gaillac-Toulza, Grenade, Labastide-Beau-voir, Labastide-Clermont, Lavelanet-de-Comminges, Le Fousseret, Le Plan,Léguevin, Lestelle-de-Saint-Martory, Mondilhan, Montastruc-la-Conseillère,Montesquieu-Volvestre, Montgeard, Montmaurin, Montréjeau, Nailloux, Néni-gan, Palaminy, Plagne, Plaisance-du-Touch, Revel, Rieumes, Saint-Félix-Laura-gais, Saint-Lys, Saint-Sulpice-sur-Lèze, Salles-sur-Garonne, Valentine, Villefran-che-de-Lauragais, Villeneuve-de-Rivière, Villenouvelle.

– Gers: Aujan, Aurimont, Barcelonne-du-Gers, Barran, Bassoues, Beaucaire, Beaumarchés,

Cazaubon, Cologne, Fleurance, Fourcès, Gimont, Jegun, Labastide-Savès, Lanne-pax, Lias-d'Armagnac, Marciac, Marguestau, Masseube, Miélan, Miradoux, Mi-rande, Monfort, Monguilhem, Montréal-du-Gers, Mourède, Pavie, Plaisance,Réjaumont, Saint-Clar, Seissan, Solomiac, Valence-sur-Baïse, Villefranche-d'Ast-arac.

– Gironde: Blasimon, Cadillac, Créon, Libourne, Monségur, Pellegrue, Sainte-Gemme, Sainte-

Foy-la-Grande, Sauveterre-de-Guyenne.– Landes:

Arouille, Betbezer-d'Armagnac, Bonnegarde, Buanes, Cazères-sur-l'Adour, Coudu-res, Duhort-Bachen, Geaune-en-Tursan, Grenade-sur-l'Adour, Hastingues, Hon-tanx, Labastide-Chalosse, Labastide-d'Armagnac, Mauvezin-d'Armagnac, Mira-

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mont-Sensacq, Montégut, Montfort-en-Chalosse, Pimbo, Port-de-Lanne, Ron-debœuf, Roquefort, Saint-Gein, Saint-Justin, Saint-Sever, Sarron, Sorde-l'Ab-baye, Souprosse, Toulouzette, Villenave, Villeneuve-de-Marsan.

– Lot: Beauregard, Bretenoux, Castelfranc, Cazals, Labastide-du-Haut-Mont, Labastide-

du-Vert, Labastide-Marnhac, Labastide-Murat, Montcabrier, Montfaucon, Puy-brun, Rudelle.

– Lot-et-Garonne: Aiguillon, Castelnaud-de-Gratecambe, Castelnau-sur-Gupie, Castillonnès, Caude-

coste, Damazan, Durance, Francescas, Granges-sur-Lot, Hautesvignes, Labastide-Castel-Amouroux, Lagruère, Lamontjoie, Laparade, Lavardac, Lévignac-de-Guy-enne, Miramont-de-Guyenne, Monclar-d'Agenais, Monflanquin, Montpezat,Montpouillan, Nicole, Puymirol, Sainte-Livrade-sur-Lot, Saint-Pastour, Saint-Pé-de-Boulogne, Saint-Sardos, Saint-Sauveur-de-Meilhan, Sérignac-sur-Garonne,Tournon-d'Agenais, Vianne, Villefranche-du-Queyran, Villeneuve-sur-Lot, Vil-leréal.

– Pyrénées-Atlantiques: Ainhoa, Asson, Bellocq, Bougarber, Bruges, Cardesse, Etcharry, Gan, Garlin, Na-

varrenx, La Bastide-Clairence, Labastide-Monréjeau, Labastide-Villefranche,Lestelle-Bétharram, Montaut, Navarrenx, Nay, Rébénacq.

– Hautes-Pyrénées: Castelbajac, Lannemezan, Lubret-Saint-Luc, Montgaillard, Peyrouse, Rabastens-de-

Bigorre, Saint-Martin, Sère-Rustaing, Tournay, Trie-sur-Baïse, Vidalos.– Tarn:

Arthès, Beauvais, Brens, Briatexte, Castelnau-de-Lévis, Castelnau-de-Montmiral,Cordes, Damiatte, Florentin, Labastide-de-Lévis, Labastide-Dénat ou Labastide-Dupuy, Labastide-Rouairoux, Labastide-Saint-Georges, Labessière-Candeil, Lis-le-sur-Tarn, Pampelonne, Réalmont, Saint-Gauzens, Saint-Sulpice-la-Pointe,Saint-Urcisse, Técou, Valence-d'Albigeois, Villefranche-d'Albigeois, Villeneuve-sur-Vère, Viterbe, Viviers-les-Montagnes.

– Tarn-et-Garonne: Albias, Angeville, Beaumont-de-Lomagne, Castelsagrat, Caumont, Cordes-Tolosan-

nes, Donzac, Dunes, Labastide-Saint-Pierre, Labastide-du-Temple, Lafrançaise,Larrazet, Mirabel, Molières, Monclar-de-Quercy, Montalzat, Montech, Montjoi,Nègrepelisse, Réalville, Saint-Sardos, Septfonds, Valence-d'Agen, Verdun-sur-Garonne, Verfeil-sur-Seye, Verlhac-Tescou.

8.2. Nach Gründungsjahr– 1222: Cordes, Castelnau-de-Montmiral– 1223: Villeneuve-sur-Vère– 1225: Fonsorbes– 1229: Labastide-de-Lévis, Lisle-sur-Tarn– 1230: Ainhoa– 123: Villefranche-d'Albigeois– 1241: Bouloc, Montastruc-la-Conseillère, Saint-Sulpice-la-Pointe– 1242: Aignes, Buzet-sur-Tarn– 1243: Lestelle-de-Saint-Martory– 1245: Saint-Félix-Lauragais

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– 1246: Molandier, Montesquieu-Volvestre, Puymirol– 1247: Le Fousseret, Carcassonne– 1249: La Bastide-de-Besplas– 1250: Najac, Saint-Pastour, Verfeil-sur-Seye, Rudelle– 1252: Villefranche-de-Rouergue, La Bastide-de-Sérou, Mazères– 1253: Miradoux– 1255: Labessière-Candeil, Salles-sur-l'Hers, Palaminy, Montréal, Sainte-Foy-la-

Grande, Montjoi, Campagne-sur-Arize– 1256: Carbonne, Castelnaud-de-Gratecambe, Damazan, Monclar, Saint-Urcisse,

Castelnau-de-Lévis, Labastide-Saint-Georges– 1257: Saint-Sulpice-sur-Lèze, Vidalos– 1259: Castillonnès, La Serre– 1260: Villeneuve, Lavardac, Florentin, Labastide-du-Temple– 1261: Villefranche-du-Périgord– 1264: Villeneuve-sur-Lot, Mondilhan– 1265: Monségur, Donzac, Lignairolles, Puyguilhem, Larrazet– 1266: Gimont– 1267: Calmont, Villefranche-de-Lauragais, Villenouvelle, Villeréal, Angeville, La-

linde, Lavelanet-de-Comminges– 1268: Montjoie-en-Couserans, Gaillac-Toulza, Verlhac-Tescou, Pimbo– 1269: Labastide-Castel-Amouroux, Laparade, Dunes, Boussens, Libourne– 1270: Eymet, Tournon-d'Agenais, Castelsagrat, Cordes-Tolosannes, Labastide-

Saint-Pierre, Molières, Lannemezan– 1271: Villeneuve-de-Rivière, Monflanquin, Septfonds, Villefranche-du-Queyran,

Ribouisse– 1272: Beaumont, Rimont, Alan, Montréjeau, Réalmont– 1273: Pellegrue, Caudecoste, La Bastide-du-Salat, Sérignac– 1274: Valence-sur-Baïse, Masseube, Miramont-Sensacq, Fleurance, La Bastide-

l'Évêque– 1275: Monfort, Valence-d'Albigeois, Lafrançaise– 1276: Castelnau-sur-Gupie– 1277: Técou, Bretenoux– 1278: Miramont-de-Guyenne– 1279: Barran, Aujan, Beaumont-de-Lomagne, Verdun-sur-Garonne, Mirepoix,

Saint-Julien-de-Capourbise– 1280: Jegun, Cadillac, Arouille, Mauvezin-d'Armagnac, Saint-Lys, Larée, Lias,

Saint-Justin– 1281: Sauveterre-de-Guyenne, Granges-sur-Lot, Mirande, Pavie, Bellocq, Domme,

Sauveterre– 1282: Nénigan, Cazères– 1283: Blajan, Roquépine, Bonnegarde, Valence-d'Agen, Asson, Salles-sur-Garonne– 1284: Fonroque, Molières, Monestier, Monpazier, Vianne, Cologne, Miélan– 1285: Plaisance du Touch, Réjaumont, Pampelonne, Albias– 1286: Mourède, Seissan, Le Burgaud, Beauregard, Francescas, Boulogne-sur-Gesse,

Bénévent– 1287: Valentine, Aurimont, Villefranche-de-Lonchat, Négrepelisse– 1288: Saint-Aulaye, Beaumarchés, Roquefixade– 1289: Fourcès, Saint-Clar, Hastingues, Saint-Gein, Lagruère, Saint-Pé-de-Boulogne,

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Sainte-Livrade, Saint-Sardos– 1290: Réquista, Vergt, Labastide-Murat, Grenade, Sorde, Labastide-Dénat, Arques– 1291: Labastide-d'Armagnac, Nicole, Le Rayet– 1292: Montfaucon, Réjaumont– 1293: Villefranche-d'Astarac, Labastide-Savès– 1294: Marguestau– 1295: Bassoues, Damiatte– 1297: Monclar, Montcabrier– 1298: Lamontjoie, Marciac– 1299: Viterbe– 1300: Saint-Louis, Aiguillon, Labastide-Clermont– 1302: Garlin, Nay– 1303: Hautesvignes, Plagne– 1305: Lévignac-de-Guyenne, Monsempron-Libos, Coudures– 1306: Brens, Rabastens, Montjoi– 1307: Beauregard, Tournay– 1308: Saint-Louis-en-l'Isle, Peyrouse– 1309: Montaut, Léguevin– 1311: Réalville– 1312: Labastide-Clairence– 1313: Créon, Cazères, Castelbajac, Etcharry– 1314: Souprosse– 1315: Rondebœuf– 1316: Barcelonne-du-Gers, Navarrenx, Saint-Barthélemy-de-Bellegarde, Cazals– 1317: Rieumes, Montmaurin, Montpezat, Montgeard– 1318: Geaune-en-Tursan, Sarron, Saint-Sauveur-de-Meilhan, Saint-Sardos, Le

Temple-du-Breuil– 1319: Nailloux– 1320: Durance, Blasimon, Betbezer-d'Armagnac, Monguilhem, Montégut, Mont-

fort-en-Chalosse– 1321: Toulouzette– 1322: Plaisance, Solomiac, Saint-Luc– 1323: Trie-sur-Baïse– 1324: Grenade-sur-l'Adour– 1327: Labastide-Chalosse, Saint-Pierre-de-Londres, Montgaillard, Saint-Martin, Be-

auchalot– 1328: Arthes– 1331: Duhort-Bachen, Hontanx, Port-de-Lanne– 1335: Gan, Lestelle– 1339: Viviers-les-Montagnes– 1342: Beauvais, Revel– 1357: Bruges, Rébénacq– 1366: Le Plan– 1373: Labastide-d'Anjou

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8.3. Nach Jahrzehnt und Epoche der Gründung

8.4. Nach Gründer8.4.1. Grafen von Toulouse (Bastides comtales)– Raymond VII. bzw. Seneschalle Doat und Sicard Alaman (>20 Gründungen):

Cordes (1222), Castelnau-de-Montmiral (1222), Villeneuve-sur-Vère (1223), La-bastide-de-Lévis (1229), Lisle-sur-Tarn (1229), Bouloc (1241), Montastruc-la-Con-seillère (1241), Saint-Sulpice-la-Pointe (1241), Buzet-sur-Tarn (1242), Saint-Félix-Lauragais (1245), Montesquieu-Volvestre (1246), Puymirol (1246), Le Fousseret(1247).

– Alphonse de Poitiers (>50 Gründungen): Najac (1250), Saint-Pastour (1250), Verfeil-sur-Seye (1250), Villefranche-de-Rou-ergue (1252), Salles-sur-l'Hers (1255), Palaminy (1255), Montréal (1255), Sainte-Foy-la-Grande (1255) , Montjoi (1255), Castelnau-de-Lévis (1256), Labastide-Saint-Georges (1256), Carbonne (1256), Castelnaud-de-Gratecambe (1256), Dam-azan (1256), Monclar (1256), Saint-Sulpice-sur-Lèze (1257), Castillonnès (1259),Villeneuve (1260), Lavardac (1260), Villefranche-du-Périgord (1261), Villeneuve-sur-Lot (1264), Donzac (1265), Gimont (1266), Calmont (1267), Lavelanet-de-Comminges (1267), Villefranche-de-Lauragais (1267), Villenouvelle (1267), Vil-leréal (1267), Angeville (1267), Montjoie-en-Couserans (1268), Gaillac-Toulza(1268), Verlhac-Tescou (1268), Labastide-Castel-Amouroux (1269), Laparade(1269), Dunes (1269), Eymet (1270), Tournon-d'Agenais (1270), Castelsagrat(1270), Cordes-Tolosannes (1270), Labastide-Saint-Pierre (1270), Molières (1270),Villeneuve-de-Rivière (1271), Monflanquin (1256), Septfonds (1271).

Jahrzehnt Anzahl Epoche

1222-1229

1230-1239

6

2 Raymond VII.

1240-1249

1250-1259

1260-1169

1270-1279

13

26 Alfons von Poitiers

28

39 Eustache

de Beaumarchès 1280-1289

1290-1299

1300-1309

1310-1319

56

22

Könige19

22

1320-1329 19 Royale

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8.4.2. Französische Krone

– Eustache de Beaumarchès: (22 Gründungen):Rimont (1272), Alan (1272), Montréjeau (1272), Fleurance (1274), Valence-d'Albi-geois (1275), Beaumont-de-Lomagne (1279), Verdun-sur-Garonne (1279), Saint-Lys (1280), Mirande (1281), Pavie (1281), Cazères (1282), Cologne (1284), Miélan(1284), Plaisance-du-Touch (1285), Réjaumont (1285), Pampelonne (1285) , Bou-logne-sur-Gesse (1286), Valentine (1287), Aurimont (1287), Beaumarchés (1288),Grenade (1290), Sorde (1290), Solomiac (1322).

– Philippe III.: Réalmont (1272), Lafrançaise (1275), Domme (1281), Bénévent (1286), Labastide-Savès (1293).

– Philippe IV.: Albias (1285), Négrepelisse (1287), Saint-Sardos (1289), Le Rayet (1291), Lamont-joie (1298), Saint-Louis (1300), Aiguillon (1300), Brens (1306), Beauregard (1307),Saint-Louis-en-l'Isle (1308), Réalville (1311).

8.4.3. Englische Könige – Edward I.:

Pimbo (1268) , Libourne (1269), Villefranche-du-Queyran (1271), Beaumont-du-Périgord (1272), Pellegrue (1273), Miramont-Sensacq (1274), Castelnau-sur-Gupie(1276), Miramont-de-Guyenne (1278), Cadillac (1280), Arouille (1280), Mauvezin-d'Armagnac (1280), Sauveterre-de-Guyenne (1281), Granges-sur-Lot (1281), Ro-quépine (1283), Bonnegarde (1283), Valence-d'Agen (1283), Fonroque (1284), Mo-lières (1284), Monestier (1284), Monpazier (1284), Vianne (1284), Talmont-sur-Gi-ronde (1284), Beauregard (1286), Francescas (1286), Villefranche-de-Lonchat(1287), Saint-Aulaye (1288), Fourcès (1289), Saint-Clar (1289), Hastingues (1289),Saint-Gein (1289), Lagruère (1289), Saint-Pé-de-Boulogne (1289), Vergt (1290),Labastide-Murat (1290), Nicole (1291), Montfaucon (1292), Hautesvignes (1303),Lévignac-de-Guyenne (1305), Monsempron-Libos (1305), Durance (1320).

– Edward II.: Souprosse (1314), Saint-Barthélemy-de-Bellegarde (1316), Montpezat (1317),Geaune-en-Tursan (1318), Sarron (1318), Saint-Sauveur-de-Meilhan (1318), Blasi-mon (1320), Betbezer (1320), Toulouzette (1321), Labastide-Chalosse (1327).

– Edward III.: Saint-Pierre-de-Londres (1327), Duhort-Bachen (1331), Port-de-Lanne (1331).

8.4.3. Lokale Grundherren (Bastides seigneurales)– Grafen von Comminges : Lestelle-de-Saint-Martory (1243), Mondilhan (1264),

Boussens (1269), Nénigan (1282), Le Burgaud (1286), Rieumes (1317), Le Plan(1366).

– Grafen von Armagnac : Valence-sur-Baïse (1274), Montfort (1275), Barran (1279),Jegun (1280), Mourède (1286), Labastide-d'Armagnac (1291), Marguestau (1294),Monclar (1297), Barcelonne-du-Gers (1316), Plaisance (1322).

– Grafen von Astarac : Masseube (1274), Aujan (1279), Seissan (1286), Villefranche-d'Astarac (1293).

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8.4.4. Kirche, allein oder in Beteiligung (paréage)Fonsorbes (1225), Aignes (1242), Molandier (1246), Labastide-Beauvoir (1248)- La

Bastide-de-Besplas (1249), La Bastide-de-Lordat (1250), Rudelle (1250), Belpech(1250), Miradoux (1250), La Bastide-de-Serou (1252), La Bastide-sur-l'Hers(1252), Mazères (1253), Campagne-sur-Arize (1254), Labessière-Candeil (1255),Lestelle-de-Saint-Martory (1256), Saint-Urcisse (um 1256), Vidalos (1257), Labas-tide-du-Vert (um 1258), Florentin (um 1260), Larrazet (um1260), Mondilhan(1264), Lignairolles (1265), Montpouillan (1265), Seissan (1266), Boussens (1269),Villefranche-d'Albigeois (1269), Saint-Gauzens (1270), Villeneuve-de-Marsan(1270), Ribouisse (1271), Alan (1272), Caudecoste (1273), Sérignac (1273), Lanne-mezan (1274), Masseube (1274), (Valence-sur-Baïse 1274), Saint-Sauvy (1274),Monfort (1275), Mauvezin-d'Armagnac (1276), Bretenoux (1277), Tecou (1277),Aujan (1279), Barran (1279), Mirepoix (1279), Bellocq (1280), Asson (1280), Cas-telnau-Montratier (1280), Meilhan (1280), Saint-Justin (1280), Blasimon (1281),Nenigan (1282), Blajan (1283), Le Burgaud (1285), Mourède (1286), Saint-Aulaye(1288), Labastide-Dénat (>1290), Labastide-d'Armagnac (1291), Labastide-Ville-franche (1292), Requista (1293), Villefranche-d'Astarac (1293), Marguestau (1294),Bassoues (1295), Damiatte (1295), Monclar-du-Gers (1297), Saint-Pé-Delbosc(1297), Saint-Sever-de-Rustang (1297), Villefranche-de-Panat, Arthes (1319),Saint-Nicolas-de-la-Grave (13. Jh.), La Bastide-l'Évêque(13. Jh.), Beaucaire(13. Jh.), Bretagne-d'Armagnac (13. Jh.), Castelfranc (13. Jh.), Labastide-de-Coulo-umat (13. Jh.), Villeneuve-du-Bosc (13. Jh.), Lannepax (13. Jh.), Garlin (1302), Nay(1302), Plagne (1303), Sere (1304), Sere-Rustaing (1304), Montaut (1308), Etchar-ry (1313), Labastide-Clairence (1314), Cazères-sur-l'Adour (1315), Navarrenx(1315), Mauléon-d'Armagnac (1319), Montmaurin (1317), Plaisance-du-Gers(1322), Ornézan (1322), Beauchalot (1327), Gan (1332), Lestelle (1335), Montflo-quier (1345), Rebenacq (1347), Bruges (1357), Le Plan (1366), Labastide-Marnhac(1371).

Anmerkungen

¹ Kriege England - Frankreich:– Ludwig VII. (1137-1180) lässt sich von Eleonore von Aquitanien scheiden, diese heiratet 1152

Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou, den englischen Thronfolger, späterer Heinrich II. vonEngland (1154-1189).

Heinrich II. (Henri Plantagenêt): Mutter: Erbtochter Heinrich I., nach Wilhelm II. Nachfolger von Wilhelm I. (dem Eroberer),

dadurch Erbe des normannischen Besitzes Normandie und Bretagne; Vater: Graf von Anjou und Maine, dadurch Erbe dieser Gebiete. Durch die Heirat fällt Eleo-

nores Besitz (Poitou, Guyenne, Gascogne) ebenfalls an England. – Erfolgreiche Rückeroberung einiger englischer Besitzungen in Frankreich durch Philipp II.

(1180-1223) (bis auf Gebiete südl. der Loire) gegen Richard Löwenherz (1189-1199, SohnHeinrich II. von England) und dessen Bruder Johann (1199-1216).

– 1259 unter Ludwig IX. (1226-1270) Friede mit England, dieses verzichtet auf Normandie, An-jou und Poitou, behält Aquitanien.

– 1337-1453: 100jähriger Krieg zwischen Frankreich und England: König Eduard III. von England beansprucht als Enkel Philipp IV. (s. F3. k) die franz. Krone.

Anfangs englische Gewinne, England beherrscht fast ganz Frankreich. 1429 Befreiung von Orléans durch Jeanne d’Arc, Karl VII. in Reims gekrönt. 1430 Jeanne von den Engländern gefangen und hingerichtet. Danach Verdrängung der Eng-

länder vom Festland bis auf Calais, 1475 Friede von Picquigny.

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² Familiäre Beziehungen zwischen Grafen von Toulouse und französischen und englischenKönigshäusern: Raymond VII.: Mutter Johanna von England (Tochter von Henri II., Schwester von Richard

Löwenherz), Großmutter väterlicherseits Constance von Frankreich (Schwester Louis’ VII.,König von Frankreich).

³ Nach J. POUMARIDE (Rechtshistoriker): Ursprung Prinzip der persönlichen Freiheit in römischemRecht, dessen Eindringen im Garonnebecken eine Triebfeder für die städtische Entwicklung.

verändert nach: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a6/Map_France_1180-fr.svg?uselang=fr

Karte 1 Politische Karte Frankreich 1180

königliche Domäne

Grenze Königreich

heutige Grenzen

Graf von Toulouse

Besitzungen von Trencavel

Einflussbereich König von Aragón

Languedoc

Herzogtum Anjou, Maine, Touraine

Herzogtum Normandie (1144)

Herzogtum Aquitanien (1152)

Besitzungen von Henri II. Plantagenêt

Königreich England (1154)

Bretagne unter Einfluss der Plantagenêts

S.: Grundherrengebiete (Seigneurie)V.: Vicomtie (Vicomté)C.: Grafschaft (Comté)M.: Marquisat (Marquisat)D.: Herzogtum (Duché)R.: Königreich (Royaume)

Bistum Erzbistum Kloster

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http://fr.wikipedia.org/wiki/Fichier:Bastides_-_1_-_carte_comtale_avec_limtes_comt%C3%A9.jpg

Karte 2 Von Raymond VII. gegründete Bastiden

früher Teil der GrafschaftToulouse, seit 1229 vom Königreichannektiert.

verändert nach: http://fr.wikipedia.org/wiki/Fichier:Bastides_-_2_-_carte_alphonsine_1249_%C3%A0_1259.jpg

Karte 3 Von Alphonse de Poitiers gegründete Bastiden (1250-1270)

▲ gegründete Bastiden

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verändert nach: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a6/Bastides_-_3_-_situation_en_1271.jpg

Karte 4 Bastiden im Jahr 1271

□ Englische Gründungen● Gründungen durch Raymond VII.▲ französische Gründungen ▲ Gründungen durch Grundherren

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Anhang

Gründungsdokument (charte de coutumes) der Bastide Monflanquin (DiözeseAgen), verkündet durch Gründer Alphonse de Poitiers 1269:

(Nummerierung zur besseren Lesbarkeit vom erausgeber hinzugefügt)

Alphonse, à tous ceux qui liront ces lettres, salut. Sachez que, aux habitants de notre bastide deMonflanquin dans le diocèse d’Agen, nous accordons les libertés et coutumes ci-dessousénoncées :

1/ Savoir que par nous ou nos successeurs, il ne sera pas prélevé dans ladite ville ni quête, nitaille, ni le droit de gîte et n’y lèverons aucune subside à moins que ce soit de plein gré deshabitants.

2/ De même, les habitants actuels de ladite ville et ceux qui y habiteront dans la suite, pourrontvendre, donner, aliéner tous leurs biens meubles et immeubles à qui ils voudront. Toutefois ilsne pourront aliéner leurs immeubles au profit d’une église, d’un couvent ou d’un ordre militairesi ce n’est en réservant le droit des seigneurs de qui ils les tiennent en fiefs.

3/ De même, relativement au fait que les habitants de ladite ville peuvent marier librement et oùils veulent leurs filles, et promouvoir leurs fils dans l’ordre clérical.

4/ De même, ni nous ni notre bayle n’arrêterons aucun habitant de ladite ville, ni ne ferons vio-lence ni ne saisirons ses biens, pourvu toutefois qu’il veuille et promette ester en justice, àmoins qu’il ne s’agisse de meurtre, d’assassinat, de blessures mortelles ou de tout autre crimepour lequel sa personne et ses biens doivent nous être livrés.

5/ De même, à la suite d’une requête ou sur une plainte d’autrui, notre sénéchal ou ses bayles, sice n’est pour notre propre fait ou sur notre plainte, ne pourront jamais appeler ou citer aucunhabitant de cette ville hors des limites de la juridiction de cette bastide pour des faits qui se se-ront passés dans ladite ville et ses dépendances ou dans l’étendue de ses possessions ou desa juridiction.

6/ De même, si un habitant de cette ville meurt, sans avoir fait son testament, s’il ne laisse pasd’enfants et s’il ne présente pas d’autres héritiers qui doivent recueillir sa succession, notrebayle et les consuls de la ville confieront après inventaire, les biens du défunt à deux hommesprobes de la ville qui les garderont fidèlement pendant un an et un jour. Si, dans ce délai, il sedécouvre un héritier pour recueillir sa succession, tous les biens susdits lui seront remisintégralement. Dans le cas contraire, tous les biens meubles nous seront remis ainsi que lesbiens immeubles tenus de nous en fief, pour en disposer à notre gré ; quant aux autres im-meubles relevant d’autres seigneurs, ils seront remis à ces derniers qui en disposeront à leurgré, après avoir toutefois payé les dettes du dit défunt d’après les usages et coutumes du di-ocèse d’Agen si la dette est clairement établie, et cela dans le courant de l’année.

7/ De même, les testaments faits par les habitants de ladite ville en présence de témoins dignesde foi seront valables, bien qu’ils n’aient pas été faits selon toutes les règles prescrites par laloi, à la condition toutefois que les enfants ne soient pas frustrés de la part qui leur revient ; ilsera fait appel, à cet effet, au curé de la localité ou à tout autre ecclésiastique, dans la mesuredu possible.

8/ De même, l’habitant de cette ville, quel que soit le grief qui lui sera fait et reproché et dont ilsera accusé, ne sera tenu, à moins qu’il le veuille, de se disculper ou de se défendre par unduel, ni être contraint de recourir à un combat singulier ; et s’il refuse de se battre, il ne serapas tenu pour coupable, mais le plaignant, s’il le veut, pourra en appeler en justice et prouverl’accusation par témoins ou par toutes autres preuves selon les formes légales.

9/ De même, les habitants de ladite ville pourront tenir et recevoir à cens ou en don, de n’importequelle personne voulant vendre, inféoder ou donner ses biens immeubles à l’exception toutefo-is des fiefs, francs aleux et militaires, qu’on ne pourra acheter ou recevoir sans le consente-ment de nous ou de nos successeurs.

10/ De même, pour chaque pièce de terre de quatre cannes ou aunes de large et douze de long,nous aurons six deniers de droit d’oublie seulement et ainsi en proportion, payables à la fêtede Sainte Foy. Nous aurons tout autant de droit d’adapte à toute mutation de propriétaire ; et sic’est une vente, nous recevrons de l’acheteur le droit de vente (c’est-à-dire un douzième duprix de vente) ; si ces sommes ne nous ont pas été versées en temps voulu, il nous sera payé

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cinq sols d’amende en sus du droit d’oublie.11/ De même, si dans cette ville, dans les limites de sa juridiction ou sur son territoire, des incen-

dies ou autres méfaits étaient accomplis clandestinement, une amende pour ces faits seraétablie par nous ou notre lieutenant, selon les bons statuts et les bons usages approuvés dudiocèse d’Agen.

12/ De même, le sénéchal et le bayle de notre ville seront tenus à leur entrée en charge de jurerdevant les prud’hommes de ladite ville que, dans l’exercice de leurs fonctions, ils se conduirontconsciencieusement, feront droit à chacun selon leur pouvoir et observeront les coutumes etles statuts approuvés de la ville.

13/ De même, les consuls de ladite ville seront renouvelés chaque année, le jour de la fête del’Assomption. Nous, ou notre bayle, devrons ce jour-là : élire et installer six consuls catholiqueschoisis parmi les habitants de ladite ville que nous jugerons et estimerons être les plushonnêtes et les pus utiles aux intérêts de la communauté et aux nôtres. Ces consuls jureront,en présence de notre bayle et du peuple, de bien et fidèlement nous servir et de maintenir nosdroits, de fidèlement encore gouverner le peuple et de fidèlement encore, autant qu’ils le pour-ront, exercer leur charge de consuls, et enfin de ne recevoir de personne aucune récompenseen raison de leur fonction. La communauté, à son tour, jurera de donner aux consuls conseilset assistance et de leur obéir, notre droit et notre souveraineté étant toutefois sauvegardés entoutes choses. Les dits consuls auront le pouvoir de réparer les rues, les chemins, les fontai-nes et les ponts et de lever avec le conseil de vingt-quatre élus par les habitants de la ville surles habitants de la ville, les frais et dépenses occasionnés par les susdites réparations ou pard’autres entreprises communes nécessaires et d’utilité générale.

14/ Quiconque aura jeté des immondices sur la voie publique sera puni par notre bayle ou par lesconsuls dans la mesure qu’ils jugeront convenable.

15/ Tout laïque qui aura dans ladite ville ou dans ses dépendances des propriétés ou des reve-nus devra, pour ce motif, ainsi que ses successeurs contribuer au même titre que les habitantsde la ville aux dépenses, frais et tailles qui seront établis par les consuls pour l’utilité de la ville.S’il refuse, notre bayle, à la requête des consuls, lui fera saisir ses biens. Mais les clercs et lesautres personnes privilégiées sont tenus à la même obligation pour toutes leurs possessionsqui ne leur viennent pas évidemment d’un héritage. Pour ces biens héréditaires ils ne sonttenus à rien, si ce n’est de leur pure et bonne volonté.

16/ De même, les choses comestibles qui sont apportées du dehors pour être vendues, pourvuqu’elles viennent de plus d’une demi lieu, ne seront pas vendues avant d’être apportées sur laplace de la ville. Et si quelqu’un fait le contraire, les acheteurs et le vendeur paieront chacundeux sous et demi pour la justice, à moins qu’ils ne soient des étrangers ignorants de cettecoutume.

17/ De même, quiconque aura méchamment frappé ou maltraité un habitant avec le poing, lamain ou le pied sans qu’il y ait du sang versé, s’il a été porté plainte, sera condamné à payercinq sols pour la justice et à réparer l’injure d’une manière raisonnable. Si toutefois, il y a eu ef-fusion de sang, l’agresseur paiera vingt sols pour la justice s’il a été porté plainte. S’il a frappéavec un glaive, un bâton, une pierre, une tuile, sans qu’il y ait eu du sang versé, l’amende serade vingt sols. Et si le sang a coulé et qu’il ait été porté plainte, le coupable paiera soixante solsd’amende et en plus accordera à la victime la réparation d’usage.

18/ De même, si quelqu’un a commis un meurtre et s’il a été reconnu coupable de la mort de lavictime au point d’être considéré comme homicide, il sera puni par jugement de notre cour etses biens nous seront acquis, mais après avoir payé ses dettes.

19/ De même, quiconque, méchamment aura adressé à autrui des reproches, des injures ou desparoles blessantes, s'il a été porté plainte à notre bayle, il sera puni d’une amende de deuxsols et demi pour la justice et accordera à la victime la réparation d’usage. Quiconque, devantnotre bayle ou notre cour, dira méchamment les susdites paroles sera puni pour la justice decinq sols d’amende et réparera le tort.

20/ De même, quiconque aura enfreint notre ban ou celui de notre bayle, ou bien aura soustraitun gage, saisi chez lui à la suite d’un jugement, sera puni d’une amende de trente sols pour lajustice.

21/ De même, quiconque aura volé un droit de leude sera puni d’une amende de dix sols.22/ De même, les adultères hommes et femmes, s’ils ont été surpris en flagrant délit et qu’il y a

eu plainte ou bien s’ils ont été convaincus du fait par des personnes dignes de foi ou bien s’ils

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en ont fait l’aveu en justice, paieront chacun cent sols pour la justice ou seront tenus à courirtout nus à travers la ville, à leur choix.

23/ De même, quiconque, dans de mauvaises intentions, aura tiré contre autrui un couteau ouune épée émoulus sera condamné à payer dix sols pour la justice et à faire réparation enversl’offensé.

24/ De même, quiconque aura de nuit ou de jour dérobé un objet valant deux sols ou un prixmoindre devra courir à travers la ville avec l’objet suspendu au cou, en outre il paiera cinq solsd’amende pour la justice et restituera l’objet volé. Exception sera faite pour les vols de fruitspour lesquels il sera fait comme il est dit plus bas. Si l’objet volé vaut plus de cinq sols, le vo-leur sera pour la première fois marqué et condamné à payer soixante sols pour la justice et s’ila déjà été marqué, il sera puni conformément à la loi par jugement de notre cour. Si un hommevient à être pendu pour cause de vol, et si la valeur de ses biens le permet, on nous donneradix livres, ses dettes payées, pour frais de justice. Le reste sera remis aux héritiers.

25/ De même, quiconque pénètre de jour dans les jardins, vignes ou prairies d’autrui et y prenddes fruits, du foin, de la paille, du bois, pour la valeur de douze deniers ou au-dessous, sansl’autorisation du propriétaire après que défense en aura été faite annuellement, sera condamnéà deux sols et demi d’amende à payer aux consuls pour les besoins de la ville. Tout ce que lesconsuls retireront de ces amendes sera remis en commun au profit de la ville, pour les répara-tions des chemins, des ponts, des fontaines et autres travaux analogues. Et si la chose voléevaut plus de douze deniers, le coupable sera condamné pour droits de justice à nous payer dixsols d’amende. Quiconque pénètre de nuit et emporte des fruits, du foin, de la paille, sera con-damné à nous payer trente sols et en même temps à réparer le dommage causé aupropriétaire.

26/ Si un bœuf, une vache ou une bête de somme entre dans les jardins, vignes, prairies, appar-tenant à autrui, le propriétaire de la bête paiera six deniers aux consuls de la ville ; pour unporc ou une truie, tris deniers ; pour deux brebis ou chèvres ou boucs, le propriétaire des bêtespaiera un denier aux consuls. Tout cela sans préjudice des dommages-intérêts à payer aumaître des jardins, vignes, prairies. Le produit des amendes sera employé par les consuls àl’usage qui est indiqué ci-dessus.

27/ De même, quiconque aurait fait usage de faux poids, d’une aune fausse, si le délit est réelle-ment établi, devra payer soixante sols d’amende.

28/ De même, pour une plainte au sujet d’une dette, d’une convention ou de quelque autre con-trat, si tout de suite, c’est-à-dire le premier jour, devant notre bayle, le débiteur reconnaît sansprocès et sans ajournement le bien-fondé de la plainte, il ne nous sera rien payé. Mais dansles neuf jours notre bayle devra faire rembourser au créancier tout ce qu’on aura avoué lui êtredû, autrement le débiteur sera condamné à payer pour droit de justice deux sols et demid’amende.

29/ De même, pour toute plainte ordinaire qui aura donné lieu à un procès, si les délais sont de-mandés, il nous sera payé, après sentence, cinq sols pour droit de justice.

30/ De même, quiconque fera défaut le jour que lui aura assigné le bayle sera condamné à deuxsols et demi d’amende pour droit de justice et en outre aux frais légitimes occasionnés à la par-tie adverse.

31/ De même, notre bayle ne doit recevoir ni les frais de justice, ni les gages jusqu’au jour où ilaura fait exécuter le paiement de la chose jugée à la partie qui aura gagné le procès.

32/ De même, pour les procès en matière d’immeuble, il nous sera payé après jugement cinqsols pour frais de justice.

33/ De même, dans toute plainte suivie de procès, l’auteur de la plainte s’il n’apporte pas despreuves suffisantes, sera condamné à nous payer cinq sols d’amende pour droit de justice et àréparer les frais occasionnés à la partie adverse.

34/ Le marché devra se tenir le jeudi et si un bœuf, une vache, un porc, une truie d’un an ou au-dessus sont vendus par un étranger un jour de marché, le vendeur nous donnera un denierpour le droit de leude. Pour un âne, une ânesse, un cheval, une jument, un mulet, une muled’un an ou au-dessus, le vendeur étranger nous devra deux deniers pour droit de leude. Au-dessous de cet âge, il ne paiera rien. Pour une brebis, un bélier, une chèvre, un bouc, uneobole. Pour une saumée de blé un denier ; pour un setier un denier ; pour une hémine uneobole pour droit de leude et de mesurage, pour un carton il ne sera rien perçu. Pour la charged’un homme de coupes de verre, un denier ou bien une coupe de la valeur d’un denier. Pour

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une saumée d’objets de fer, de pièces de laine, deux deniers ; pour des souliers, des chau-drons, des chenets, des poêles, des trilles, des pots, des couteaux, des faux, des sarcloirs, despoissons salés et autres choses analogues, le marchand étranger donnera les jours de marchépour droits de leude et d’entrée, deux deniers. Pour une saumée et pour une charge d’hommedes susdits objets, le droit est d’un denier. Pour une saumée de vases et de pots, un denier.Pour une charge d’homme de ces mêmes objets qu’il porte, un denier.

35/ De même, les foires se tiendront dans ladite ville aux jours assignés et tout marchand étran-ger ayant dans ces foires un ou plusieurs ballots nous donnera pour droit d’entrée et de sortie,pour droit de plaçage et de leude, quatre deniers par charge d’homme, quels que soient les ob-jets qu’il porte, un denier. Quant aux objets achetés, pour les usages ordinaires de la maison,l’acheteur n’aura rien à payer pour le leude.

36/ Chaque habitant, à sa volonté, pourra voir et faire construire un four dans ladite bastide etdans son faubourg ; et dans chaque four, qu’il soit destiné à faire cuire le pain pour vendre oubien le pain du voisin, il nous sera payé, chaque semaine, douze deniers pour droits d’oublies.

37/ De même, les actes faits par les notaires de la ville auront la même valeur que tous les actespublics.

Ces libertés et coutumes, avec tous et chacun de leurs articles ci-dessus, sont approuvées parnous, autant que le droit nous le permet. En perpétuel témoignage de quoi nous ordonnonsd’apposer notre sceau sur les présentes.

Fait à Vincennes, l’an du Seigneur 1256, mois de juin.

Quellen1. http://fr.wikipedia.org/wiki/Bastide_(ville)2. http://fr.wikipedia.org/wiki/Sauveté3. http://fr.wikipedia.org/wiki/Castelnau_(ville)4. http://fr.wikipedia.org/wiki/Grange_cistercienne5. http://de.wikipedia.org/wiki/Gottesfrieden6. http://fr.wikipedia.org/wiki/Eustache_de_Beaumarchès7. http://fr.wikipedia.org/wiki/Philippe_le_Bel8. http://fr.wikipedia.org/wiki/Lauragais9. http://fr.wikipedia.org/wiki/Agout_(rivière)10. www.acg66.org/Monsegur.pdf 11. http://de.wikipedia.org/wiki/Rechenseil12. http://fr.wikipedia.org/wiki/Bailli13. http://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_des_bastides

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