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Bausteine Einzelpreis Fr. 7.– ISSN 1420-0031 ZEITSCHRIFT FÜR ETHIK, GESELLSCHAFT UND KIRCHE 6/07 SPECIAL SCHLAGLICHTER ZUM MARKUS-EVANGELIUM

Bausteine 6/2007 special | Schlaglichter zum Markus-Evangelium

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Schlaglichter zum Markus-Evangelium

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BausteineEinzelpreis Fr. 7.– ISSN 1420-0031

Z E I T S C H R I F T F Ü R E T H I K , G E S E L L S C H A F T U N D K I R C H E 6/0 7

SPECIAL

SCHLAGLICHTER ZUM MARKUS-EVANGELIUM

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E D I T O R I A L

Nun erscheinen die „Bausteine“ zum letzten Mal in dieser Form. Es ehrt mich, dass ich gerade dieseNummer schreiben durfte. Ich denke auch, dass es dieses Anlasses würdig ist, als Vereinigte Bibel-gruppen (VBG) das Erscheinen der „Bausteine“ als Themenheft mit einer Bibel-Nummer abzu-schliessen.

Sie halten aber nicht eine Markusauslegung in der Hand, dazu reicht der Platz bei weitem nicht aus.Ausserdem gibt es genügend gute Kommentare aus der Fachwelt. Dieses Heft will Sie anregen, dasMarkus-Evangelium quer zu lesen. Meist lesen wir die Evangelien nur häppchenweise. Das ist schade,denn so bleiben uns viele Zusammenhänge verborgen. Ich ermutige Sie damit, ein oder gar zweimaldas ganze Evangelium in einem Zug zu lesen. Viel mehr als eine Stunde benötigt das konzentrierte Lesen nicht. Anschliessend wollen die hier angebotenen Überlegungen helfen, neue Querbezüge her-zustellen und dabei ganz neue Entdeckungen zu machen. Mein Hauptanliegen ist jedoch, die Lesendenan die zentrale Frage dieses Evangeliums zu führen: „Wer ist Jesus?“

Mögen diese „Bausteine“ Sie, liebe Leserin, lieber Leser, erneut oder vertieft in die Nachfolge des Auferstandenen führen.

Dr. Felix Ruther

Markus –quer gelesen

2 BAUSTEINE special 6/2007

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E I N L E I T U N G

Felix Ruther 4 Ein Abbild der Petrus-Verkündigung

10 Markus – quer gelesen12 Ein Mensch, der mir nahe steht

K O M M E N T A R E

Felix Ruther 14 zu Menschenfischern berufen:Die Jünger

18 Ein Draussen und ein Drinnen20 Jesus als Heiler22 Wer Ohren hat, der höre –

Die Gleichnisreden

F A Z I T

Felix Ruther 26 Noch einmal quergelesen

L I T E R A T U R

Felix Ruther 28 Kommentare zum Markus-Evangelium

I M P R E S S U M30

BAUSTEINE special 6/2007 3

„Die Heilungen im Markus-Evangelium habendie Wiederherstellung einer allseitigen und

umfassenden Beziehungsfähigkeit zum Ziel.“

14„Wenn Menschen ihm nachfolgen, dann nicht,

weil sie sich dazu entschlossen haben, sondern weil er sie gerufen hat.“

12 20

BAUSTEINE

Tief glauben

weit denken

„Christsein bedeutet,dass wir uns in einemniemals endendenGespräch mit der Bibel befinden, dasgrundlegend für unsereIdentität und Vision ist.Wenn dieses Gesprächverstummt oder planloswird, hören wir auf,Christen zu sein, denndie Bibel gehört zumHerz desChristentums.“

Marcus Borg: „Heute Christ sein“ S. 55

I N H A L T

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4 BAUSTEINE special 6/2007

E I N L E I T U N G

Ein Abbild der

Petrus-Verkündigunghabe, wird aber schon sehr frühin der Christenheit angenommen.Das wohl älteste Zeugnis für sei-ne Autorschaft stammt von Papi-as1: „Markus war ein Interpret(Hermeneut) von Petrus undschrieb sorgfältig auf, wessen ersich erinnerte, jedoch nicht nachOrdnung das, was vom Herrn ge-sagt und getan worden ist. Er hat-te nämlich den Herrn weder ge-hört noch war er ihm gefolgt –später aber, wie ich sagte, demPetrus. Dieser gestaltete seineLehre nach dem Bedürfnis, abernicht als wolle er eine Zu-sammenstellung der Herrenbe-richte schaffen, so dass Markuskeinen Fehler machte, indem ereiniges, wie er sich erinnerte, auf-schrieb; er beabsichtigte ja nureines: Nichts von dem auszulas-sen oder zu verfälschen, was ergehört hatte2.“

Auch spätere Autoren bestäti-gen, dass Markus das zweiteEvangelium geschrieben unddass er seine Informationen vonPetrus bezogen habe.

Philologische Untersuchungenführten zum Schluss, dass derAutor wohl das in Palästina ge-sprochene Aramäisch, die Spra-che Jesu, und das Koine-Grie-chisch der damaligen Zeit be-herrschte. Gerade diese Zwei-sprachigkeit dürfte Markus befä-higt haben, „Dolmetscher (Her-meneut) des Petrus“ auf dessenMissionsreisen zu sein. Zudemspielt Petrus im Markus-Evange-lium eine hervorragende Rolle,und einige Anmerkungen3 lassensich am besten erklären, wennman sie direkt auf Petrus zurück-führt.

Der Schreiber des zweitenEvangeliums kennt die jüdischenBräuche recht gut und vermochtesie seinen Lesern kompetent zuerklären. Ebenso war er mit derStadt Jerusalem gut vertraut wieauch mit dem Ablauf der Pas-sionswoche. Gerade die Ereig-nisse in den letzten Tagen des Lebens Jesu schildert er in fastatemberaubender Weise. DasWirken Jesu in Galiläa (Kap. 1–8)beschreibt er hingegen viel weni-ger genau. So dürfte Markus einin Jerusalem aufgewachsener Ju-denchrist gewesen sein.

All diese Ergebnisse passenmeines Erachtens gut mit denüberlieferten Angaben zusam-men und bieten wenig Veranlas-sung, die Annahmen der frühenChristenheit bezüglich der Autor-schaft des zweiten Evangeliumsin Frage zu stellen.

Vermutlich ist Markus daherder in Apostelgeschichte 12,12genannte Johannes Markus, indessen Mutterhaus sich die Ge-meinde in Jerusalem traf. Markusbegleitete Paulus auf der erstenMissionsreise und blieb auch danach mit Paulus und Petrusverbunden4. Manche Ausleger vermuten in den Versen 50–52des 14. Kapitels eine autobiogra-phische Randnotiz von Markus.Das würde auch erklären, wes-halb Markus gerade die Passions-zeit Jesus so genau beschreibenkonnte. Ansonsten müsste mansich fragen, was der Schreiberdes Evangeliums mit diesen Ver-sen (14,50–52) sagen wollte.

Auch wenn man durch einigeRückschlüsse auf Markus als Au-tor schliesst, kann man fragen:

FELIX RUTHER*

1. Wer hat wann, wo undan wen geschrieben?

Der VerfasserDas zweite Evangelium selbersagt nichts darüber, wer sein Ver-fasser sei. Dasselbe gilt für dieanderen drei Evangelien. DieÜberschrift zu den Evangelienwurde vermutlich eingeführt, alsman sie zusammenstellte unddamit eine Unterscheidung nötigwar. Dass ein gewisser „Markus“das zweite Evangelium verfasst

Begegnung, die verändertSeit jeher wird geistliches Leben durch das Wort der Bibel gespeist. Darüber waren sich Christen zu jeder Zeit und in allen Glaubensrich-tungen einig. Doch die Worte der Bibel können nur dann zur Nahrungwerden, wenn sie Worte von Gott sind, die persönlich ansprechen undeine Antwort erfordern; Worte, durch die sich Gott wirklich und wahrausdrückt. Christen leben von der Offenbarung Gottes, die sich in der Bibel im menschlichen Wort – und damit in menschlicher Gestalt –niedergelegt hat. Das wussten Christen zu aller Zeit mit einer Gewissheit, die keiner Erklä-rung bedurfte. Denken wir nur an die Zeit der alten Mönche oder an denSiegeszug der Bibel in der Reformationszeit. Das hat sich in der Neuzeitgrundlegend geändert. Oft stand die notwendige Begegnung der Wis-senschaft mit den Schriften der Bibel so im Vordergrund des Interesses,dass darüber viele die Fähigkeit verloren, darin das persönliche RedenGottes zu vernehmen. Eine Notlage, der wir überall begegnen. MancheChristen helfen sich, indem sie sich grosszügig über alle wissenschaft-lichen Erkenntnisse hinwegsetzen. Anderen verbietet jedoch eine innereWahrhaftigkeit, diesen vereinfachten Weg zu gehen. So müssen wir uns fragen: Wie können wir mit der Bibel so umgehen,dass diese Begegnung unser Herz trifft und unser Leben verändert?

S C H L A G L I C H T

* Der Autor ist auch für alle übrigen Beiträgein diesem Heft verantwortlich.

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BAUSTEINE special 6/2007 5

Woher weiss Markus all das, waser in seinem Evangelium erzählt?Oft scheint es, als sei er allwis-send. Was Jesus alleine bei seinerTaufe gesehen und gehört hat,weiss er. Auch wenn Jesus sichzurückzieht (1,35; 6,46ff.) ist ihmbekannt, was der Meister tut. Erkennt sogar die Worte des Ge-bets, das Jesus im Garten Geth-semane vor seinem Tod spricht(14,30ff.). Auch was die Priestermit Judas besprochen haben(14,10) weiss er. Selbst die Wortedes Hauptmanns unter demKreuz kennt er (15,39). Oder dieEreignisse des Ostermorgens,von denen die Frauen geschwie-gen haben (16,2–8). Er lässt dieLeser auch einen Blick ins Innerevon Jesus tun und kennt dessenRegungen (2,8; 3,5; 6,34 usw.).Auch den Gegnern Jesu schaut erins Herz (2,6; 3,2.21; 8,11 usw.).

Als Erzähler erscheint uns Mar-kus so allwissend wie Gott selber.Damit soll dem Leser klar wer-den, dass hinter Markus Gott sel-ber steht, der den Autor durch Of-fenbarung an seinem Wissen teil-haben lässt. Das Evangelium trittdaher dem Leser mit der höchst

denkbaren Autorität entgegenund lädt ihn so ein, das Geleseneals Anrede durch Gott selber zuvernehmen.

Wann?Die altchristliche Überlieferungsagt, dass das Markus-Evange-lium nach dem Tod von Petrusaufgezeichnet worden sei. Einzel-ne Quellen besagen sogar, es seinoch zu Lebzeiten von Petrus ge-schrieben und von ihm selbst fürgültig erklärt worden.

In der heutigen Diskussionwird die Entstehungszeit von den späten Vierzigerjahren bis indie Siebzigerjahre verlegt. Diespätesten Datierungen (Siebzi-gerjahre) gehen meistens davonaus, dass Markus das Kapitel 13,welches den Einfall der Römer inJerusalem im Jahre 70 vorher-sagt, erst nach diesem Ereignishabe schreiben können. Damitwird aber auch bestritten, dassJesus die Zukunft voraussagenkonnte. Ich vertraue daher denzeitgenössischen Quellen. Siedatieren das Markus-Evangeliumin die Sechzigerjahre. Auch diefrühesten Überlieferungen set-

zen die Entstehungszeit kurznach dem Tode von Petrus5 an.Das Evangelium selbst liefertHinweise, dass es während derbeginnenden Verfolgung oderkurz danach geschrieben wurde.Es betont, dass die Jesusnachfol-ge auch mit dem Weg zum Kreuzverbunden sei.

Das Kapitel 13 beschreibt aucheine Situation während des jüdi-schen Aufstandes unmittelbar vor dem Eindringen der Römer indie Stadt Jerusalem. Danach wäre das Evangelium zwischen 66 und 69 n. Chr. verfasst worden.

Wo?Über den Entstehungsort desEvangeliums gibt es nur Vermu-tungen. Rom, Ägypten und auchSyrien werden genannt. Grund-sätzlich bevorzugen die frühenÜberlieferungen Rom. Dazu eini-ge Hinweise, die diese Annahmestützen: Im Markus-Evangeliumfindet man viele Latinismen6; of-fensichtlich richtet sich das Evan-gelium an eine heidnische (römi-sche) Leserschaft; Petrus be-merkt in seinem Brief7, dass sichMarkus bei ihm in Rom befinde.

S C H L A G L I C H T

Glauben weckenMarkus wendet sich auch anmich. Dabei möchte er nicht nurvom Leben und den Taten Jesuberichten. Er will auch in mirGlauben wecken. Glauben an Jesus den Christus (Messias), an Jesus den Sohn Gottes (1,1).

Kolosseum in Rom. Das Markus-

Evangelium liefert Hinweise, dass

es während der beginnenden Verfol-

gung oder kurz danach geschrieben

wurde. Es betont, dass die Jesus-

nachfolge auch mit dem Weg zum

Kreuz verbunden sei.

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E I N L E I T U N G

6 BAUSTEINE special 6/2007

Evangelien kommt aber noch ei-ne dritte Art des Bibellesens hin-zu: Wir werden vergleichend le-sen. Dabei überlegen wir uns:Was ist denn gemeint, wenn der-selbe Vorgang unterschiedlich er-zählt wird? Was will der einzelneEvangelist damit sagen, und wiewill er verstanden werden? Die-ses Nachdenken bewahrt uns davor, in den unterschiedlichenTexten immer das Gleiche zu hö-ren und in der Regel nur das, wasuns bestätigt.

Das Markus-Evangelium ent-hält nur ca. 30 Verse, die wederbei Matthäus noch bei Lukas er-scheinen12. Ausserdem erwähntMarkus die Geburt und Jugend-zeit Jesu mit keinem Wort. Nachacht einleitenden Versen beginntsein Bericht mit der Taufe Jesu.Dafür berichtet er sehr ausführ-lich von den letzten Tagen undStunden Jesu13. Dieser Teil be-ginnt bei Markus schon mit demMessiasbekenntnis von Petrusund mit den drei Leidensankündi-gungen 8,31; 9,31 und 10,32. Vonden vermutlich drei Jahren, in de-

man mit ihm das älteste Evange-lium in Händen hält.

Die Evangelien nach Matthäus,Markus und Lukas haben einenvergleichbaren Aufbau10. Einzel-ne Szenen werden ähnlich ge-schildert, oft ist sogar der Wort-laut in den Erzählungen gleich.Man nennt diese Evangelien da-her synoptisch11. Daher empfiehltsich beim Lesen von Markus immer ein Vergleich mit den an-deren „Synoptikern“. Wir sind gewohnt, beim Bibellesen zu fragen: „Was hat Gott mir heutezu sagen?“ Wir wollen dann be-sonders das hören, was uns trös-tet oder ermutigt, was uns imGlauben stärkt oder korrigiert.

Aber es gibt noch eine andereArt, die Bibel zu lesen. Wir fragen:Was steht denn da? Wo steht es?Und wie steht es da? Hat es Matthäus vielleicht anders be-richtet als Markus? Hat Lukas die-sen Bericht erweitert, ergänztoder sogar darauf verzichtet? DieLiebe zur Schrift und die Achtungvor dem Überlieferungsprozessgebietet diese Fragen. In den

Dass Markus sein Evangeliumin Rom geschrieben habe, ist fürmich immer noch die überzeu-gendste Annahme.

An wen?Viele Forscher nehmen an, dasssich Markus vorwiegend an eineheidnische Leserschaft8 richtet.Sie knüpfen damit bei der Vermu-tung an, dass das Evangelium inRom geschrieben wurde. Dage-gen kann man fragen, weshalbMarkus jüdische Streitfragen9

schildert, die Heidenchristenkaum interessierten. Eine Ant-wort darauf lautet, dass die Hei-denchristen Roms sich zur Abfas-sungszeit – zumindest bis kurzdavor – mehrheitlich noch in denSynagogen versammelten undsich die junge Schar von Christennoch nicht so klar vom Judentumabgrenzte.

Auch wenn wir annehmen,dass Markus zuerst die in Rom le-benden Christen im Auge hatte,gehen wir davon aus, dass er sichan die ganze Christenheit wand-te. Verfolgung und Martyriumkönnen jederzeit auch andern-orts aktuell werden und sindauch im Markus-Evangeliumnicht auf die beginnende Verfol-gung in Rom beschränkt. SeinEvangelium hat sich denn auchrasch verbreitet.

2. Markus: Eigenheitund Absicht

EigenheitenDie frühe Christenheit schätztedas Markus-Evangelium nicht besonders. Zum einen ist dasMatthäus-Evangelium viel um-fangreicher – weshalb sollte mansich mit einer „Kurzfassung“ be-schäftigen? –, zum anderen wur-de es Matthäus, einem Jünger Jesu und Apostel, zugeschrieben.An Markus begeisterte sich dieKirche erst, als klar wurde, dass

Die inhaltliche Struktur des Markus-Evangeliums1,1–20 Herkunft und Anfänge Jesu

1. Thema: „Was ist das? – Ein Reden in Gottes Vollmacht“ a) Kapernaum-Geschichten: 1,21–3,6b) See-Genezareth-Geschichten: 3,7–6,29c) Gäste an Gottes Tisch: 6,30–8,21

Überleitung: Blindenheilung 8,22–26

2. Thema: Wer bin ich? – Dazu die Antworten:a) Der Menschensohn muss leiden; die Folgen für die Jünger: 8,31–9,29b) Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert; Folgen für die Jünger:

9,30–10,31 c) Der Menschensohn wird getötet; Folgen für die Jünger: 10,32–45

Überleitung: Blindenheilung 10,46–52

3. Thema: Er kommt im Namen Gottes a) Jesu Urteil über Jerusalem: 11,1–13,37b) Von Jerusalem verworfen – von Gott bestätigt: 14,1–16,8c) Nachtrag 16,9–20

S C H L A G L I C H T

NachfolgenAn Jesus, den Sohn Gottes zuglauben bedeutet, ihm nach-zufolgen und das Kreuz auf sichzu nehmen. Wo will ich noch beides: Die Welt gewinnen und Jesus nachzufolgen? Beides zugleich zu wollen zerreisst einLeben. Es gilt: „Ein halber Christ– ein ganzer Mist.“

Er handelt an mirIch kann mich in jede Geschichtedes Evangeliums hineinverset-zen: Ich bin der Zöllner, der mitJesus am Tische sitzt. Ich bin derAussätzige, der Heilung benö-tigt. Ich bin der Verräter ... An mirhandelt Jesus wie ...

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BAUSTEINE special 6/2007 7

nen Jesus öffentlich wirkte, be-richtet Markus vergleichsweisewenig. Das Markus-Evangeliumhat den Charakter einer „Pas-sionsgeschichte“ mit Einleitung.

Absicht Kein Evangelium ist eine lücken-lose Biographie, auch kein Proto-koll. Es war oft ein weiter Weg voneinem Wort von Jesus oder einerBegebenheit bis zur schriftlichenFestlegung dieses Wortes oderBerichts. Zuerst wurden JesuWorte und die Berichte seiner Taten hauptsächlich durch Erzäh-len (Predigt) bekannt gemacht.Weil aber die ursprünglichen Au-genzeugen, wie eben Petrus, im-mer seltener wurden, drängte essich auf, das vorhandene Mate-rial über das Leben und WirkenJesu, z.B. die Passionsgeschich-te, schriftlich festzuhalten. Mar-kus tat das als erster. Ob und wieweit er dabei neben den Überlie-ferungen durch Petrus auch auf vorhandene Aufzeichnungen zu-rückgriff14, ist Teil der theologi-schen Diskussion. Das Haupt-motiv für die Abfassung des er-sten Evangeliums war wohl derWunsch, nachfolgenden Genera-tionen von Christen die Grund-lagen der guten Nachricht von Jesus zu überliefern.

Die besondere Art, wie Markusvorhandene Texte oder Predigtenauswählt und anordnet und wieer das ganze Evangelium auf-

baut, lässt uns weiter nach seinerAbsicht fragen. Darüber gibt esverschiedene Vermutungen. Ammeisten überzeugt mich die An-sicht, dass Markus seiner Leser-schaft Jesus als den Sohn Gottesnahe bringen will15. Eine zentraleFrage des Evangeliums lautet da-her: „Für wen haltet ihr mich?“(die Frage wird fast genau in derMitte des Evangeliums – Mk 8,29– gestellt). Alles dreht sich um die Frage nach der Identität vonJesus. Der von Markus porträ-tierte Jesus gibt sich grosse Mü-he, den Jüngern begreiflich zumachen, dass Leiden und Tod un-trennbar mit seiner Sendung ver-bunden sind. Daher wird er imMarkus-Evangelium vor allem alsder leidende Sohn Gottes dar-gestellt.

Er stirbt nicht, weil die Obrig-keit nichts mit ihm anzufangenweiss, sondern weil der Messiasleiden und sein Leben als Löse-geld für viele hingeben muss(10,45). Die Jünger verstehen die-sen Weg aber bis zum Schlussnicht. Vielleicht will Markus da-mit auch den von der Verfolgungbedrohten Christen in Rom sa-gen: Nachfolge Jesu ist ein Wegder Demut und des Leidens. Es istein Weg, der in den Tod führenkann. Daher steht in der Mittedes Evangeliums der bedeutendeSatz Jesu: „Wenn jemand meinJünger sein will, muss er sichselbst verleugnen, sein Kreuz auf

sich nehmen und mir nachfol-gen“ (8,34). Jene, die alles ande-re mehr lieben als ihn, fragt Jesusdaher: „Was nützt es dem Men-schen, die ganze Welt zu gewin-nen, aber sein Leben einzubüs-sen?“ (8,36).

3. Aufbau desEvangeliums

a) Geographische TeilungAdolf Pohl schreibt in seiner Aus-legung16: „Es gab offensichtlicheinen Jerusalemer Leitfaden fürdas Erzählen über Jesus, den z.B.auch Petrus in die Mission mit-nahm. Diesen sehr schlichten Ab-riss, der z.B. nicht berücksichtigt,dass Jesus mehrmals in Jerusalemwar, hielt auch Markus ein.“ In derTat gleicht der Aufbau des Mar-kus-Evangeliums jener Predigt,die Petrus in Apg 10,36–40 hält:

S C H L A G L I C H T

Meine BlindheitIch denke über meine „Blind-heit“ nach. „Herr, öffne mir dieAugen für dich.“

Petrus-Predigtdas Evangelium (V. 36)

Jesus ... vom Heiligen Geist gesalbt (38)Angefangen in Galiläa (37)

Zog umher und tat Gutes (38)

Was er in Jerusalem getan hat (39)Jesus wurde getötet (39)von Gott auferweckt (40)

Markus-Aufbauder Anfang des Evangeliums (V. 1,1)Jesus empfängt den Heiligen Geist (1,10)der Dienst in Galiläa (1,16–8,26)Heilungen und Dämonen-austreibungen (Kap 9-10)der Dienst in Jerusalem (Kap 11–14)Passionsgeschichte (Kap 15)Er ist auferstanden (16,6)

Kirche San Cosmo e Damiano.

„Wenn jemand mein Jünger sein will,

muss er sich selbst verleugnen, sein

Kreuz auf sich nehmen und mir

nachfolgen“ (Mk 8,34).

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schung spricht von einer „Logienquelle“ mitWorten Jesu, die von allen drei Synoptikernbenutzt worden sei.

15 Im Gegensatz zu Matthäus, der seinenBlick stark auf das Reich Gottes richtet(Was?-Evangelium), ist Markus ein „Wer?-Evangelium“.

16 Adolf Pohl; „Evangelium des Markus“; inder Reihe Wuppertaler Studienbibel, Ergän-zungsband, S.33.

17 Markus will damit sicher nicht andeuten,Jesu Wirken habe nur sieben Wochen gedau-ert. Immer wieder werden Sammelberichteeingestreut, die keinerlei Hinweise auf dieDauer zulassen: 1,14.39.45 etc.

18 Mit Vers 8,26 wird auch von der Textmengedie Mitte des Buches erreicht.

19 Leidensbelehrungen: 8,31; 9,31; 10,33f.

20 8,34; 9,38; 10,21.28.32.52.

(3,2–26; 9,2; 10,46–52) angedeu-tet wird. Demnach würde Markusseine Erzählung in sieben Ein-heiten gliedern, die jeweils eineWoche abbilden: 1. Woche: 1,14–31 – 2. Woche:2,1–3,6 – 3. Woche: 3,7–6,13; –4. Woche: 6,30–8,26 – 5. Woche:8,27–9,29 – 6. Woche: 9,30–10,52 – 7. Woche: 11,1–16,117.

Sieben WochenDie sieben Wochen sind einesymbolische Zeitangabe, die dieBedeutung des Gesagten hervor-heben soll und in der Siebenzahlden Höhepunkt des Heilshan-delns Gottes darstellt: „Die Zeitist erfüllt“ (1,15). Mit dem Oster-morgen (16,2) beginnt die achteWoche. Sie wird nicht erzählt undverlängert das Wirken Jesu zuden Lesenden hin. In der Voll-endung des Reiches Gottes wirdauch sie vollendet sein. Das Wir-ken des Auferstandenen setzt dieEndzeit in Gang. Die Erzählungwill den Leser in eine Bewegunghinein nehmen. Er soll in dieNachfolge Jesu treten. Er soll er-fahren, dass Jesus auch an ihmhandelt. Das geschilderte Heils-handeln Gottes durch Jesus giltnicht nur den Zwölf, sondern demLeser und der Leserin.

c) Theologische Struktur1. Teil bis 8,26; 2. Teil ab 8,27Das Evangelium erfährt durch

1 Papias war bis 130 n. Chr. Bischof von Hiera-polis (heutige Türkei). Er verfasste der Über-lieferung nach fünf Bücher mit der Überschrift„Auslegung der Worte des Herrn“. Erhaltensind diese Bücher nicht mehr. Man findet nurkurze Zitate daraus. Der auf 130 n. Chr. zu da-tierende Hinweis des Papias ist die bis heuteälteste Erwähnung, dass Markus der Verfas-ser des ältesten Evangeliums sei.

2 Eusebius zitiert Papias in seiner 325verfassten Kirchengeschichte.

3 Mk 11,21 (Petrus erinnert sich); Verleug-nung Jesu durch Petrus: Mk 14,66 ff.

4 Kol 4,10; Phlm 24; 1 Petr 5,13.

5 Meist wird angenommen, dass Petrus beider Christenverfolgung unter Kaiser Nero imJahre 65 nach dem Brand von Rom im Juli 64den Märtyrertod erlitten habe.

6 Latinismen sind Wörter, die aus dem Latei-nischen als Herkunftssprache oder zumindest

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E I N L E I T U N G

Daraus ergibt sich die folgendeEinteilung:– Kap. 1–9: Dienst in Galiläa

und angrenzenden Gebieten– Kap. 10–13: Verkündigung in

Judäa und Jerusalem– Kap. 14–16: Leiden, Kreuz

und Auferweckung

b) Zeitliche StrukturMit der Auferstehung Jesu ist dererste Tag der Woche angebro-chen – der Sonntag. Die Vorwo-che lässt sich daher rückblickendsehr gut rekonstruieren: Sa. 15,42: Jesus ruht im GrabFr. 15,1–47: Verurteilung,

Kreuzigung, GrablegungDo. 14,12–72: Passahmahl und

GefangennahmeMi. 14,1–11: Salbung in

Bethanien und VerratDi. 11,20–13,37: Reden JesuMo. 11,12–19: Feigenbaum;

TempelreinigungSo. 11,1–11: Feierlicher Einzug

in JerusalemSo eindeutig wie in der ge-

nannten Woche hat Markus diezeitliche Gliederung in den ande-ren Teilen des Evangeliums nichtdurchgeführt. Bei genaueremHinsehen kann man aber immerwieder eine Wochenstruktur er-kennen, die durch die viermaligeNennung eines Sabbat (1,21;2,23; 6,1; 16,1) und der dreimali-gen Möglichkeit eines Rück-schlusses auf einen Sabbat

das Petrusbekenntnis eine klareZweiteilung18. Bis 8,26 liegt derSchwerpunkt auf der Wunder-tätigkeit Jesu, danach auf der Jüngerbelehrung. Ab 8,27 wer-den nur noch drei Machttaten ge-schildert, die aber auch der Be-lehrung dienen. In der erstenHälfte reiht sich fast Wunder anWunder.

Ab 8,27 geht der Weg Jesu nachSüden, nach Jerusalem: „Hinaufnach Jerusalem“ (10,32). Damitklingt wieder der Anfang desEvangeliums (1,2f.) an, und eswird klar, dass der Weg Jesu, den der Täufer vorbereiten soll,nur der Weg zum Kreuz sein kann, dass also der Messias lei-den muss. Markus erwähnt, dassJesus nun unverhüllt zu seinenJüngern spricht (8,32).

Wovon? Von seinem Leiden!Nachdem Petrus zum Messias-bekenntnis durchgedrungen war,konnte Jesus den Jüngern all-mählich klar machen, dass derMessias am Kreuz sterben muss.Wie beim Blinden (8,22–26), der eine doppelte Behandlungbrauchte, ist bei den Jüngern einedoppelte Belehrung nötig – ge-nauer sind es sogar drei „Lei-densbelehrungen“19. Und da derWeg des Herrn immer zugleichauch Weg des Jüngers ist, be-deutet Nachfolge in der zwei-ten Buchhälfte Kreuzesnach-folge20.

über das Lateinische als Vermittlerspracheentlehnt wurden.

7 1 Petr 5,13

8 Jüdische Besonderheiten werden erklärt(z.B. 7,2; 7,34; 14,12) und aramäische Aus-drücke übersetzt. Ganz selbstverständlichwerden auch lateinische Wörter aus dem Militär- und Gerichtswesen benützt (12,14;6,27; 15,15; 15,39).

Zudem finden sich nur wenige Zitate aus demAlten Testament. Markus verzichtet auf dieStrafreden gegen die Pharisäer. Dagegen istihm wichtig, dass der Vorhang im Tempel zer-reisst und damit den Heiden den Zugang zumHeiligtum nicht mehr versperrt.

9 z.B. die Sabbatfrage 2,23–3,6.

10 Davon unterscheidet sich das Johannes-evangelium grundsätzlich.

11 Synoptisch bedeutet: „zusammen sehen“.

12 Einzelheiten: 1,13: Wilde Tiere; 3,14: Dasssie bei ihm seien; 3,21: Die Seinen glauben,er sei von Sinnen. Gleichnis: Der alleinwach-sende Samen (4,26–29).Wunder: Der Taubstumme (7,31–37); Der Blinde von Bethsaida (8,22–26).Auffallend ist, dass Markus nur eine Jesus-rede (Kap. 13) überliefert, dafür von 15–18 (je nach Zählung) Wundern berichtet. Auch fin-den sich in diesem Evangelium nur fünf Gleich-nisse im engeren Sinne – alle im 4. Kapitel.

13 ab Kapitel 14.

14 Im Evangelium selber findet man Hin-weise, dass Markus mündliche und schriftli-che Überlieferungen benutzt haben muss. EinBeispiel: Markus verwendet den Namen Jesu81 Mal. Zwischen 6,30 und 8,27, also 90 Ver-se lang, wird Jesus aber nur mit dem Fürworterwähnt. Man kann daher annehmen, dassMarkus diesen Abschnitt als zusammenhän-gende Einheit übernommen hat. Die For-

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Gehet hin in alle Welt und predigt dasEvangeliumallen, dieerschaffensind.Markus 16,15

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10 BAUSTEINE special 6/2007

E I N L E I T U N G

Markus quer gelesen

die Leute Jesus gut kennen, fra-gen sie: „Woher hat er denndas?“ (6,2).

Merkwürdig aber ist, dass Je-sus von den Dämonen immer er-kannt wird. Schon im ersten Be-richt einer Dämonenaustreibungerfahren wir: „Ich weiss, wer dubist: der Heilige Gottes“ (1,24).Im ersten Sammelbericht steht,dass Jesus die Dämonen nicht re-den liess, „weil sie ihn kannten“(1,34). Der zweite Sammelbericht(3,11) erwähnt, dass die unreinenGeister vor ihm niederfielen undriefen: „Du bist der Sohn Gottes!“Der besessene Gerasener ruft:„Was willst Du von mir? Du bistChristus, der Sohn des Aller-höchsten“ (5,7).

Von daher ist es verständlich,dass sich am Ende des Lebensder Prozess in Jerusalem gegenJesus auf die Frage nach seinerPerson zuspitzt. Über das, wasJesus gesagt und getan hat, kannman streiten; da sind sich auch

die Zeugen nicht einig. Deshalbwird Jesus noch einmal vom Ho-henpriester gefragt: „Bist du derChristus, der Sohn des Hochge-lobten?“ (14,61). Und zum erstenMal gibt sich dann Jesus selber zu erkennen: „Jesus aber sprach:Ich bin's. Und ihr werdet sehenden Menschensohn sitzen zurRechten der Kraft und kommenmit den Wolken des Himmels“(14,62). In der Passionsgeschich-te, wo sich alles verdichtet und entscheidet, gibt sich Jesusals der Sohn Gottes zu erken-nen.

In der Mitte des Evangeliums(8,29) fragt Jesus seine Jünger,für wen sie ihn hielten. Da ant-wortet Petrus: „Du bist der Chris-tus (Messias).“ Am Wendepunkt,wo der Weg ins Leiden beginnt,sagt Petrus dieses Bekenntnis.

An drei Stellen wird eindeutigund unmissverständlich geklärt,wer Jesus ist: der Sohn Gottes(1,11; 9,7 und 15,39). Diese drei

Wir beginnen bei der Hauptper-son:

Wer ist Jesus wirklich?„Anfang des Evangeliums JesuChristi, des Sohnes Gottes“ (1,1).Mit diesem Titel beginnt Markusseinen Bericht. Die Headline ge-währleistet, dass die Leserinschon weiss, wer Jesus Christuswirklich ist, noch bevor sie den ei-gentlichen Text zu lesen beginnt.Alle, die im Text später noch er-scheinen werden – ausser denDämonen –, wissen es nochnicht. Vor den Augen der Lesen-den entwickelt sich nun ein Dra-ma in 16 Kapiteln des Verstehensund Missverstehens, der Annah-me und Ablehnung Jesu.

Seine Angehörigen halten ihnfür verrückt (3,21). Seine Jüngerverstehen ihn je länger desto we-niger. Seine Gegner lehnen ihn ab(3.6). Das Volk, das seine Wundererlebt, fragt erstaunt: „Was istdas, eine neue Lehre aus Voll-macht?“ (1,27). Oder: „Wer istdenn dieser, dass ihm Wind undMeer gehorsam sind?“ (4,41). Inder Synagoge von Nazareth, wo

Die folgenden Gedanken sindnicht als Auslegung des Evan-geliums zu verstehen, sondernsie möchten anleiten, diesesBuch einmal „quer“ zu lesen.Dazu sollte die Bausteine-Lese-rin die Bibel zur Hand habenund die erwähnten Stellen nach-schlagen. So werden die folgen-den Erläuterungen interessanteZusammenhänge aufleuchtenlassen.

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N O T A B E N E

BAUSTEINE special 6/2007 11

Ein Mensch wie GottVor zweitausend Jahren taucht unter den Juden plötzlich einMensch auf, der so spricht, als wäre er Gott. Er behauptet,Sünden vergeben zu können. Er sagt, er sei von Ewigkeit angewesen. Er sagt, er werde am Ende der Zeiten kommen, umdie Welt zu richten.

Was dieser Mann gesagt hat, war schlechthin das Unerhör-teste, was je über menschliche Lippen gekommen ist. Uns entgeht leicht der Anspruch, der in der Behauptung liegt,Sünden vergeben zu können. Wir haben es so oft gehört, dassuns gar nicht mehr bewusst wird, was damit eigentlich gesagtwird. Diese Behauptung ist so ungeheuerlich, dass sie ko-misch wirken müsste, käme sie nicht von Gott selbst. Wir alle würden verstehen, dass ein Mensch ein ihm angeta-nes Unrecht vergibt. Jemand tritt mir auf den Fuss, und ichverzeihe ihm; jemand stiehlt mir mein Geld, und ich vergebeihm. Was aber sollen wir mit einem Menschen anfangen, der –selber unberaubt und unbehelligt – verkündet, er vergebe allen, die anderen Leuten auf die Füsse treten und andererLeute Geld stehlen? Eselsdumme Albernheit wäre noch diezarteste Umschreibung für ein derartiges Verhalten.

Und doch hat Jesus eben dies getan. Er sagte zu den Men-schen, ihre Sünden seien ihnen vergeben, ohne erst alle an-deren zu fragen, denen sie mit ihren Sünden Unrecht getanhatten. Ohne zu zögern verhielt er sich, als sei er der am meisten Betroffene, derjenige, demgegenüber man sich ammeisten vergangen hat. Das ist nur dann verständlich, wenner wirklich Gott ist, dessen Gesetze gebrochen und dessenLiebe durch jede Sünde verletzt wird. Im Mund jedes anderen,der nicht Gott ist, würden diese Worte doch wohl ein Massvon Einfältigkeit und Einbildung zum Ausdruck bringen, das inder Geschichte seinesgleichen sucht.

Dennoch haben nicht einmal seine Feinde den Eindruck vonEinfältigkeit und Einbildung bei ihm, wenn sie die Evangelienlesen, geschweige denn vorurteilslose Leser. Das ist sehr be-zeichnend und beachtenswert. Christus sagt von sich, er sei„demütig und sanftmütig“, und wir glauben ihm, ohne zu mer-ken, dass wir – wäre er ein Mensch – nur die wenigsten seinerAussagen als „demütig und sanftmütig“ bezeichnen würden.

Damit versuche ich, jedermann vor dem wirklich läppischenEinwand zu bewahren, er sei zwar bereit, Jesus als grossenMorallehrer anzuerkennen, aber nicht seinen Anspruch, Gottzu sein. Gerade das können wir nicht sagen. Ein Mensch, dersolche Dinge wie Jesus sagt, wäre kein grosser Morallehrer. Erwäre entweder ein Irrer – oder der Satan in Person. Wir müs-sen uns deshalb entscheiden: Entweder war dieser MenschGottes Sohn, oder er war ein Narr oder Schlimmeres. Mankann ihn als Geisteskranken einsperren, man kann ihn verach-ten oder als Dämon töten. Oder man kann ihm zu Füssen fal-len und ihn Herr und Gott nennen. Aber man kann ihn nichtmit gönnerhafter Herablassung als einen grossen Lehrer derMenschheit bezeichnen. Das war nie seine Absicht; dieseMöglichkeit hat er uns nicht offen gelassen. (Aus: C.S. Lewis: Pardon, ich bin Christ, S. 47–48)

S C H L A G L I C H T

Meine AntwortWer ist Jesus? Wie antworte ich?Welche Folgen hat meine Ant-wort in meinem Lebensvollzug?

Stellen sollte man sich merken,sie sind wie Brückenpfeiler! Beider Taufe Jesu öffnet sich derHimmel, und eine Stimme vomHimmel sagt: „Du bist mein lieberSohn, an dir habe ich Wohlgefal-len“ (1,11). Gott selber meldetsich zu Wort. Unüberhörbar undunübersehbar wird Jesus hier vonGott selbst vorgestellt als der, der er immer schon war.

Eine Stimme aus der Wolke hören wir auch bei der Geschich-

te der Verklärung Jesu (9,9): „Das ist mein lieber Sohn, densollt ihr hören.“ Hier ist wenigeran eine Proklamation gedacht,als an die Mission. In allem, wasdie Gemeinde Jesu tut, soll Jesuszu erkennen sein. Auf ihn ist zuhören, weil er der Sohn Gottesist. An ihm hat sich seine Ge-meinde zu orientieren. Die Ge-meinde erkennt ihre Aufgabenicht mit dem Blick in die Welt,sondern sie erfährt ihren Auftragin der Stimme Gottes. Wer denSohn gehört hat, wird auch hellhörig für die Stimmen derWelt, besonders der Not und desLeids.

Das dritte Bekenntnis, in demJesus als Sohn Gottes erkannt ist,spricht der Hauptmann unterdem Kreuz (15,39): „Wahrlich,dieser Mensch ist Gottes Sohngewesen.“ Hier bekennt dies ei-ner, der von aussen kommt, einer,der zufällig dabeisteht. Kein Pro-totyp des Glaubens.

„Wer ist denn dieser, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?“ (Mk 4,41).

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12 BAUSTEINE special 6/2007

E I N L E I T U N G

Die römischen Christen hatten Je-sus als ihren Retter angenommenund wunderbare Heilungen undFührungen erfahren. Sie hattenjedoch noch nicht ganz begriffen,dass der Ruf in die Nachfolgenicht nur die Erfahrung der Herrlichkeit Christi bedeutet,sondern auch sein Leiden mit ein-schliesst.

Die Leser der Markus-Aufzeich-nungen mussten sich jetzt aufdas „Geheimnis des Leidens“einlassen, wie Jesus es getan hat-te. Markus will den Lesenden klarmachen, dass Christus auch derin Jesaja 53 geschilderte leiden-de Gottesknecht ist. Damit zeigteer auch, dass der Heilsweg mit Jesus durch Dunkelheiten und Todeserfahrungen führt.

Wenn man dieser Absicht desMarkus folgt, begreift man auch,

was mit dem „Christusgeheim-nis“ gemeint ist. Gleich am An-fang des Evangeliums kündigtMarkus an, dass er die guteNachricht von Jesus Christus,dem Messias, dem Sohn Gottes,vermittelt (1,1). Die Menschen,die in der ersten Hälfte des Evan-geliums vorkommen, begreifenes nicht. Nur die bösen Geister,denen Jesus gebietet, diese Er-kenntnis nicht weiter zu sagen(1,25; 1,34; 1,44; 3,11–12). Auchden Geheilten legt Jesus einSchweigegebot auf (1,44; 5,43;7,36; 8,26). Sogar nach dem zen-tralen Petrusbekenntnis (8,29)verbietet Jesus den Jüngern, seine Identität preis zu geben(8,30).

Warum? Vermutlich wollte Je-sus nicht als Herr und Heilandverkündigt werden, bevor die

Leute begriffen hatten, dass seinWeg ans Kreuz führt. Wir sollennicht zu leichtfertig bekennen„Jesus ist Herr!“ bevor wir unsklar sind, was das bedeutet! Esist ein besonderer Zug des Mar-kus-Evangeliums, dass Jesus erstnach seiner Auferweckung sagt:„Geht und sagt es weiter!“ (16,7).

Im ganzen Evangelium erinnertMarkus seine Leserschaft daran,dass sie womöglich Jesus alsMessias bekennen, ohne völligzu begreifen, was das heisst. Bissie – wie damals die zwölf Jünger– mit dem Geheimnis des Leidenskonfrontiert werden. In der ge-samten zweiten Hälfte des Evan-geliums versteht keiner derZwölf, dass der Messias leidenund sterben muss. Selbst dannnicht, als Jesus es ihnen mitzutei-len versucht (Leidensbelehrun-

Ein Menschder mir nahe steht

Markus schrieb sein Evangeliumwahrscheinlich nach der gros-sen Verfolgung in Rom (64 nachChristus), bei der Petrus undPaulus das Martyrium erlittenhaben dürften. Bis dahin hattendie Christen in Rom nur dieHerrlichkeit Christi erlebt. Abernicht das Leiden.

In der Mitte der Gotteserfahrung Jesu

steht der Verlassenheitsschrei am

Kreuz, also eine Nichterfahrung

Gottes.

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gen: 8,31; 9,31; 10,33f.). Als Jesusschliesslich verhaftet wird, lau-fen alle davon (14,50–52).

Das „Christusgeheimnis“ Das „Christusgeheimnis“ drehtsich um die Schwierigkeiten derJüngerschaft, sich auf die Herr-schaft Christi und seinen einzig-artigen Erlösungsweg einzulas-sen. Markus benutzt es als Kunst-griff, um seine Leserschaft – unseingeschlossen – aufzuklären,dass die eigentliche BedeutungChristi nur schwer zu fassen ist.Ist nicht auch unser eigenes Le-ben und unser Gemeindealltagvon der Tendenz geleitet, dasKreuz, das mit der Nachfolge ver-bunden ist, zu verdrängen?

Etwas überspitzt kann man da-her sagen, dass „Erfolg“ keinerder Namen Gottes ist. Immer wie-der erliegen wir der Illusion, dasses zwischen unserem mensch-lichen Bemühen und dem ReichGottes eine geradlinige Entwick-lung gebe. Und wenn sich dannstatt ein Erfolg in nützlicher Fristsogar schmerzliche Misserfolgeeinstellen, bleiben Enttäuschungund Resignation zurück. Wir le-ben in einer leidensscheuen Zeit.

Wir fragen: Was habe ich vomGlauben? Was hingegen schonKant für die Beziehung zwischenMenschen voraussetzte – dasswir die anderen nie als blosse

BAUSTEINE special 6/2007 13

Mittel für unsere Zwecke einset-zen dürfen –, gilt auch in der Be-ziehung zu Gott. Auch wenn demGlaubenden viele Früchte ausseiner Gottesbeziehung zuwach-sen, so muss Gott selbst immerZiel bleiben. Der Glaube meintauch die Kreuzesnachfolge unddarf nicht zum Mittel für gelin-gendes oder erfolgreiches Lebenverkommen. Es ist wie in der Lie-be: Sie macht nur glücklich, wennsie nicht ihr eigenes Glück sucht.Gott ist unser letzter Sinn, abernur, wenn er um seiner selbstwillen gesucht wird. Wir könnennicht nur die Erfüllung suchen,die dieser Lebenssinn verleiht.

Finsternis und LichtIn der tiefsten Finsternis, die Je-sus erfahren hat, ist auch dasgrösste Licht aufgeleuchtet. DieNähe Gottes wird also nicht blossin den erreichten Zielen erfahren,sondern gerade auch im Schei-tern. Besser gesagt: in der Artund Weise, wie das Scheitern ge-staltet wird. Die trotz allemdurchgehaltene Liebe, die den-noch bezeugte Hoffnung und dasdurch nichts zerstörbare Engage-ment der Liebe sind die wahrenKriterien für die tatsächlicheGegenwart des Reiches Gottes.

Johannes Schreiber1 nennt da-her seine Studie zum Markus-Evangelium „Ein Theologe desVertrauens“. Jesus lebt in denvielen Auseinandersetzungenmit seinen Feinden dieses Ver-trauen in Gott, seinen Vater, vor –bis zum Tod am Kreuz. Markuslädt den Leser ein, den sterben-den Jesus zu betrachten, der sichnoch im Angesicht des Todes anGott wendet. Er lädt uns ein, mitJesus darauf zu vertrauen, dassGott jede Not und Angst über-wunden hat. Denn nur in derSpannung von Erfolg und Miss-erfolg, Macht und Ohnmacht,Freude und Trauer, Tod und Aufer-stehung wird das Leben richtigbeschrieben.

Eine andere Korrektur erfor-dert unser Reden von der „Erfah-rung Gottes“ in der religiösenKultur unserer Tage. In der Mitteder Gotteserfahrung Jesu stehtder Verlassenheitsschrei amKreuz, also eine NichterfahrungGottes. Aus diesem Grunde gibtes in der christlichen Tradition die„Dunkle Nacht“ (vgl. Johannesvom Kreuz): der Glaube, der sichjenseits der Erfahrung bewährt,ja gerade darin seinen Höhe-punkt erfährt.

1 Johannes Schreiber, Theologie des Ver-trauens. Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung des Markus-Evangeliums, Hamburg 1967.2 Johannes vom Kreuz (1542 – 1591): „DunkleNacht.“

S C H L A G L I C H T

Dunkle NachtMit dem Begriff der „Dunklen Nacht“ meint Johannes vom Kreuz2 nichtdie allgemeine Gottesferne unserer Zeit. Er meint auch nicht depressiveZustände oder das, was eintritt, wenn der Mensch schuldhaft aus derBeziehung zu Gott heraustritt. Gemeint ist geistliches Leben in seeli-scher Trockenheit, ohne ein „Fühlen“ göttlicher Nähe. Die Nähe Gotteswird nicht mehr erfahren. Man hängt „in der Luft“. Solche „Nichterfah-rung Gottes“ ist nicht Zeichen seiner Abwesenheit, sondern seiner ver-stärkten Zuneigung. Es ist Wachstum und nicht Verlassenheit oder garVersagen im Gebet. Glaubensvorstellung und Gottesbild treten dann ausihrer Enge aus. Die „Nacht des Geistes“, wenn sich scheinbar Gott sel-ber entzieht, erfordert ein Loslösen von der bisher gewohnten Weise,mit Gott umzugehen. Vielleicht müssen „Gotteserfahrungen“ und liebgewordene Gebets- und Frömmigkeitsweisen aufgegeben werden.Das Wort von der „Dunklen Nacht“ bezeichnet somit jenen Prozess, derdazu führt, dass wir sagen können: Gott, du mein Alles, du darfst dersein, der du bist – der nahe Gott, wenn du nahe sein willst, und der ferneGott, wenn du fern sein willst, der immer ganz andere, der es wert ist,um seiner selbst willen und als der, der er ist, gesucht und geliebt zuwerden.Die Lektüre dieses Evangeliums kann bei uns leidensscheuen Zeitge-nossen das Bild von Jesus neu einstellen, so dass wir immer wenigerden selbst gebastelten, uns genehmen Jesusbildern nachlaufen müssen.

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14 BAUSTEINE special 6/2007

Zur Zeit Jesu war „Nachfolge“ einstehender Begriff für ein Schü-ler-Lehrer(Rabbi)-Verhältnis. DreiElemente waren typisch:

a) Man musste sich bei einemRabbi bewerben; je berühmterder Lehrer war, desto begabtermusste der Schüler sein, der auf-genommen werden wollte.

b) Jeder Schüler konnte späterselbst Rabbi werden, wenn er er-fahren und weise genug war.

c) Der Rabbi und sein Schülerorientierten sich an einer ge-meinsamen Grösse: an derSchrift. Der Lehrer legte das Wortaus, und der Schüler konnte prü-fen, ob der Lehrer sich seinemWort entsprechend verhält.

Bei Jesus aber ist das ganz an-ders!

a) Er beruft seine Jünger selberund löst sie aus allen familiärenund beruflichen (vgl. Schlaglicht)Bindungen. Wenn Menschen ihmnachfolgen, dann nicht, weil siesich dazu entschlossen haben,sondern weil er sie gerufen hat.Der Ruf Jesu allein begründet dasLeben mit ihm, er wird weder er-klärt noch begründet. „Mir nach“tönt wie ein militärischer Befehl.Kein jüdischer Rabbi führt einesolche Sprache. Jesus fordert un-bedingten Gehorsam – wie Gottselber. Gottes Herrschaft nahtund wischt jeden anderen Herr-

schaftsanspruch weg – auch dieSelbstherrschaft (8,34 – „er ver-leugne sich selbst“). Wo Men-schen von sich aus zu Jesus kom-men und ihm nachfolgen wollen,schildert er ihnen die Konsequen-zen (10,17ff.).

b) Die Jünger Jesu bleibenSchüler, denn er ist für alle derMeister; sie rücken später nichtan seine Stelle. Untereinandersind und bleiben sie Brüder.

c) Jesus und seine Jünger ha-ben nicht eine gemeinsame Grösse, sondern sie hören aufihn. Sie horchen und gehorchenihm. Und sie gehen seinen Wegmit, der ein Weg ins Leiden ist:„Wer mir nachfolgen will, der ver-leugne sich selbst und nehmesein Kreuz auf sich und folge mirnach“ (8, 34).

GrundberufungDas zentrale Wort, das Markus(3,14 – so nur bei Markus) bei derBerufung der Zwölf anführt, lau-tet: „dass sie mit ihm zusammenseien.“ Im Zusammensein mit Jesus sollten die Jünger seineIdentität erfassen. Jesus widmetedaher den Jüngern sehr viel Zeit.Immer wieder nahm er sie beisei-te und lehrte sie.

Jesus berief die Zwölf (3,13f.),als er schon Todeskandidat (3,6)war. Ihr „mit ihm sein“ bezog sich

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Zu Menschenfischern berufen:

Die Jünger

S C H L A G L I C H T

BindungskräfteIn der ersten Berufungsgeschichte (1,16–20) erwähnt Markus zwei Bin-dungskräfte seelischer Gefangenschaft, die Jesus aufsprengen kann.Zum einen ist es das, was wir heute das soziale Umfeld nennen wür-den (Beruf, die Art, wie wir unser Geld und damit den Lebensunterhaltverdienen). Die andere Abhängigkeit besteht in der Gebundenheit andie Eltern. Es geht darum zu zeigen, dass ein Mensch in der Nähe Jesuaufhört, nur ein Produkt der Soziologie (der Ökonomie, seines Berufesetc.) oder ein Produkt der Biologie (Herkunft, Eltern) zu sein. Es gibteine tiefere Berufung, als der Job oder die Familie. Es ist eines, etwaszu machen, wovon man leben kann; aber etwas anderes ist es, wasuns als Menschen ausmacht und wofür zu leben sich lohnt. So gilt esimmer wieder zu prüfen, inwieweit wir Ausreden vorschieben, in de-nen wir erklären, wir seien nur Opfer der Umstände. Nur allzu gerneschieben wir die Berufung weg und schlüpfen in die Bestimmungenvon aussen, indem wir uns zu blossen Opfern der Umgebung stem-peln.

Nach der Einleitung ins Evan-gelium berichtet Markus von der ersten Tat Jesu: Sein Ruf zur Nachfolge. „Auf, mir nach.Ich werde machen, dass ihrMenschenfischer werdet“ (1,17).

Jesus sprach zu ihnen: „Kommet her, folget mir nach, und ich will machen, dass ihr Menschenfischer werdet.“ (Mk 1,17)

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BAUSTEINE special 6/2007 15

K O M M E N T A R E

also in besonderer Weise auf sei-nen Leidensweg. Daher wurde ihrZusammensein mit ihm auch um-so intensiver, je näher sie Jerusa-lem kamen (10,22). Immer weni-ger waren andere das Gegenübervon Jesus. In Kap 14 wird dannnur noch von ihnen geredet. Kei-ne Stunde will er von ihnen las-sen (14,37).

Doch genau an diesem Punkt,für den ihr Jünger-Verhältnis zuJesus gedacht war, gibt es den er-schütternden Bericht: Jesus starb alleine. Nur die Frauen wa-ren anwesend (15,40). Einer vonihnen verriet ihn (14,43); Petrusverleugnete ihn (14,66ff.) Im 15. Kapitel, das vom Sterben undLeiden Jesu berichtet, werden die Jünger 47 Verse lang über-haupt nicht erwähnt. Ein viel sagendes Schweigen. Es doku-mentiert die Abwesenheit derer,die doch gerade hier dabei seinsollten.

Alles Jüngerversagen wurdeaber von Jesus vorhergesagt. Daszeigt seine abgrundtiefe Treue.Mögen ihm auch seine Jüngergründlich kündigen, nie kündigter ihnen. Willig leidet er unter ih-nen und für sie. Das führt letztlichzu einem ganz anderen Jesus-Jünger-Verhältnis. Nun könnensie den erkennen, der für sie ge-storben war.

Berufungsgeschichten

1,16–20; 2,13–17; 3,13–19;10,17–22

Markus 1,16–20

Bei der ersten Berufungsge-schichte fällt auf, dass sie knap-per nicht sein könnte. Über die-ser Szene liegt eine unheimlicheSpannung: Es sieht alles so zufäl-lig aus, aber jedes Wort ist ein-deutig und bestimmend. DieseGeschichten werden erzählt, alsob diese vier Fischer überhauptkeine andere Wahl mehr gehabthätten. Wenn Jesus ruft, kannman nur noch mitgehen, ihmnachfolgen. Dabei fällt auf, dassJesus nicht nach Voraussetzun-gen fragt, sondern dass er mitseinem Ruf neue Voraussetzun-gen schafft.

Ein durchgehender Zug imMarkus-Evangelium ist das Un-verständnis der Jünger. Sie sindalso keine grossen Glaubenshel-den. In Kapitel 4,10 fragen sienach dem Sinn der Gleichnisse.Nach der Speisung der 5000 unddem Seewandel Jesu heisst es:„Sie waren auf Grund der Brotenicht verständig geworden, son-dern ihr Herz war verhärtet“(6,52). Auch Jesu Rätselwort überdie Reinheit begreifen die Jüngernicht (7,17), so dass Jesus sierügt und es ihnen erklärt (7,18).Das Gespräch zwischen Jesusund den Jüngern über die beidenSpeisungswunder zeigt schliess-lich eine äusserste Zuspitzungdes Unverständnisses bei denJüngern (8,14–21). Sie habennoch kein Verständnis, weil ihrHerz verhärtet ist, ihre Augennicht sehen und ihre Ohren nichthören. Das Unverständnis derJünger setzt sich fort bei jederLeidensankündigung (8,32; 9,32mit dem nachfolgenden Rang-streit; 10,35 mit der anschlies-senden Bitte der Zebedäussöh-

ne). Auch die Flucht der Jünger inder Leidensgeschichte (14,50)und ihre Furcht bei der Osterbot-schaft (16,8) gehören hierher.

Markus 2,13 –17

Zum ersten Mal taucht hier inVers 15 das Wort „Jünger“ auf. Esscheinen viele zu sein, die Jesusnachfolgen. Einer aber wird be-sonders herausgehoben: Levi,der Zöllner. Die Zöllner gehörtendamals zu einer unbeliebten Be-rufsgruppe. Sie mussten be-stimmte Beträge an die römischeBesatzung abliefern, konntenaber an den Grenzübergängenverlangen, so viel sie wollten.Deshalb galt jeder Zöllner alsSünder, weil er von anderen mehrnahm, als ihm zustand. Durchsein ehrloses und gottloses Ge-werbe ist Levi mit seiner Familiereligiös und gesellschaftlich ge-ächtet. Zöllner waren den heidni-schen Sklaven gleichgestellt undzur Zeugenaussage nicht befä-higt. Die Zollstätte ist wie ein Bildfür die Verachtung, Einsamkeitund Freudlosigkeit des Daseins,aus der Levi von sich aus nichtmehr herauskommt. Levi sitztbuchstäblich fest. Jesus sieht,dass seine Krankheit schlimmerist als Aussatz (1,40–45) und Läh-mung (2,1–12). Er braucht jeman-den, der ihn herausruft. Vielleichterfährt Levi zum ersten Mal dasUnglaubliche: Er ist angespro-chen und ganz gemeint. Folgemir: ein Vertrauen ohne Vor-leistung und Einschränkung. Erlässt alles liegen.

Zu den einfachen Fischern ge-hört jetzt auch der von allen ver-achtete Zöllner. Diese Auswahlscheint nicht zufällig zu sein; be-wusst und gezielt ruft Jesus dieMenschen, die nichts mitbringenfür den Auftrag, den er ihnen zu-mutet. Dabei wird aber auchdeutlich, wie Jesus sich selberversteht: Er kommt als der Arzt,

S C H L A G L I C H T

Keine GlaubensheldenJesus beruft keine Glaubens-helden. Bewusst ruft er die Menschen, die nichts mitbringenfür den Auftrag, den er ihnen zumutet. Das gilt auch für uns.Wo immer ein Mensch sich vonGott anschauen und rufen lässt,entsteht eine neue Lebensqua-lität. Denn jeder, der um Jesuwillen verlässt, gewinnt (10,29).Es geht eigentlich um die Frage,wie mein Leben gelingen kann.Jesus sagt, indem du deine Be-rufung annimmst. Nur innerhalbder eigenen Berufung finde ichdie Erfüllung, die trotz allenSchwierigkeiten, die das Lebenmit sich bringt, für mich vorbe-reitet ist.

TreueIch bedenke Jesu Treue und dieTreulosigkeit der Jünger. MeineTreue?

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16 BAUSTEINE special 6/2007

K O M M E N T A R E

uns von ihm beschenken lassen.Weil Jesus sieht, wie tief die Wur-zel des Habens schon in dieseMenschen eingedrungen ist,stellt er diese radikale Forde-rung: An der Wurzel muss dieserMensch befreit werden.

„Eines fehlt dir noch.“ Hat ernicht vor Jesus gekniet, der Jüng-ling, ein Urbild edler Vollkom-menheit? Was hat ihm gefehlt?Was fehlt dir noch – bzw. was soll-test du noch loslassen? Auf demWeg der Nachfolge kann nur ge-hen, wer ein Herz bewahrt, das –durch keine Nebenabsichten ge-spalten – am einen Ziel festhält;einem Herzen, das durch die Viel-falt aller Ziele dieses Erdenlebenshindurch auf das eine Ziel zielt.Sich zu diesem Weg zu ent-schliessen, macht das Herz ein-fach. Und sich zu entschliessenbedeutet „verlassen“. Das Ver-lassen verleiht dem Leben Ein-deutigkeit. Wir sollten nicht meh-rere Leben gleichzeitig führenwollen; das zerreisst uns, und eskommt zur christlichen Mittel-mässigkeit (vgl. Gleichnis vomSämann 4,13f.).

Versagt? Gerufene merken instinktiv, dasssie dem Ruf folgen müssen, wennsie ihr Leben nicht verfehlen wol-len. Doch wir wissen auch, dasses schwer ist, dem Ruf immer treuzu folgen. Alte Gewohnheitenund lieb gewonnene Überzeu-gungen, Schuldgefühle, zermür-bende Widerstände, das Gefühlder Einsamkeit mitten unter an-ders denkenden Menschen – alldas kann die Klarheit des Rufswieder trüben. Vielleicht habe icheinmal ja gesagt. Was ist darausgeworden?

Das Johannesevangelium(21,15) berichtet uns, dass auchnach dem Verrat die Umkehr –Rückkehr in ein Liebesverhältnismit Jesus – möglich ist. Versagt!Was dann? „Back to square one“ –zurück auf Feld eins: Bei ihm sein!

S C H L A G L I C H Tzu Jesus („Dass sie mit ihm zu-sammen seien“ – 3,14). Jüngerkönnen nur aus der Vertrautheitmit ihrem Herrn heraus sein Werkfortsetzen. Daher erfolgt die kon-krete Führung nur aus der Grund-berufung heraus. Nur wer diesenOrt seiner eigenen Berufung imBlick behält und pflegt, wird imStande sein, seine konkreten Auf-gaben zu finden und auch ande-ren ihre Lebensaufgabe finden zuhelfen. Vermutlich fragen wir zuoft nach der konkreten Führungund sind dann erstaunt, wennGott nicht antwortet. Oder wir ge-ben etwas als Gottes Antwort aus,das gar nicht von ihm stammt.

Weshalb das? Weil wir nichtunsere Grundberufung – bei ihmzu sein – leben.

Gesandte „… dass er sie aus-sende zu verkündigen“ (3,14).Der Ruf in die Nachfolge führt indie Sendung. Unsere Jesus-beziehung hat nicht den Sinn,dass es uns darin einfach gefällt.Er will uns senden. Oft neigen wirdazu, Christus ichhaft zu miss-brauchen.

Biblische Berufungen bauenimmer ein Dreieckverhältnis auf:Der Herr, der Berufene und dieMenschen, denen diese Erwäh-lung zugute kommen soll. UnsereGrundberufung als Christen lau-tet daher: bei ihm sein und danndas Reich Gottes verkündigen(mit dem ganzen Leben).

Markus 10,17–22

Zwei grundverschiedene Lebens-einstellungen treffen aufeinan-der: Der Reiche baut aufs Haben.Selbst die Beziehung zu Gottmöchte er noch in den Griff be-kommen, „um das ewige Lebenals Erbe zu erlangen“. Wer aberglaubt, mit religiösen Anstren-gungen den Durchbruch zum Le-ben zu schaffen, wird es verfeh-len. Vor Gott kommt es nicht aufdas Haben an, sondern dass wir

der den Kranken hilft (2,17). Er istder Heiland, der zu den Sündernkommt.

Bewusst und gezielt ruft JesusMenschen, die nichts mitbringen,für den Auftrag, den er ihnen zu-mutet.

Mit dieser Auswahl der Jüngerprovoziert Jesus die Schriftge-lehrten und die Pharisäer. Siekönnen es nicht fassen, dass erbei denen ist – und sie gar als sei-ne Schüler erwählt –, die nichtnach Gott fragen und bishernichts für Gott getan haben. Je-sus fragt eben nicht, was wir brin-gen, sondern was wir brauchen.

In diesem Streit gibt sich Jesuswieder selber zu erkennen. Erzeigt seine Stärke, indem er sichum die Schwächsten kümmert.Das ist bis heute so: Die Stärkeeiner Gemeinschaft wird daran zuerkennen sein, wie sie mit denSchwachen umgeht.

Markus 3,13–19

Vollmacht (3,15) im geistlichenLeben erwächst nur aus der Nähe

HingabeHingabe ist ein Grundgeheim-nis des Lebens. Nichts reift zurFrucht, was nicht Hingabe er-fahren hat. Das gilt auch in derBeziehung mit Gott. Ohne Hin-gabe geht es nicht – das sagenalle grossen spirituellen Meis-ter in allen Religionen. Und die Hingabe ist dann am kraft-vollsten, wenn sie ganz ist.Man kann sich nur ganz hin-geben oder gar nicht. Dass unsere Generation es soschwer hat, Gott zu finden,hängt an unseren Vorbehalten.Nur wer sich hingibt, kann ver-wandelt werden. Wer sich vor-behält, ist ausgeschlossen vonder Liebe.

Jesus zeigt seine Stärke, indem er

sich um die Schwächsten kümmert.

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BAUSTEINE special 3/2007 17

Wer dasReichGottes nichtannimmtwie einKind, wirdnichthinein-kommenMarkus 10,15

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sehen wir deutlich, dass Christusfür Markus zuerst der Gekreuzig-te ist.

Nun erfährt Jesus auch nochdie Ablehnung durch seine Ver-wandten: „Er ist von Sinnen“(3,21). Und die Schriftgelehrtensteigern dieses Urteil: „Er ist vomTeufel“ (3,22).

Gegner verstricken sich inWidersprücheDie Antwort Jesu „wie kann dennSatan den Satan austreiben?“fasst die Argumentation von3,24–27 bereits zusammen undstellt fest, dass der Vorwurf wideralle Logik ist und deshalb nur ausBöswilligkeit erhoben wird. DieWidersinnigkeit ihres Vorwurfsmuss den Schriftgelehrten be-

18 BAUSTEINE special 6/2007

Schon rasch nimmt die Ableh-nung Jesu Gestalt an: Ab 2,1 wirdvon der Heilung und Sündenver-gebung eines Gelähmten berich-tet. Die Reaktion der Schriftge-lehrten gipfelt in der Anschuldi-gung „Er lästert!“ (2,6). Geradedanach berichtet Markus vomGastmahl im Hause Levis. Auchdiese Handlung Jesu stösst aufAblehnung: „Mit Sündern isst er“(2,16). Dann folgen die Ausein-andersetzungen um die Fasten-(2,18–22) und die Sabbat-Frage(2,23–28). In der nächsten Text-passage heilt Jesus am Sabbat eine „verdorrte“ Hand (3,1–6).Diese fünf Erzähleinheiten sindauf den Todesbeschluss (3,6)durch die Pharisäer und die Hero-dianer hin geordnet. Auch hier

K O M M E N T A R E

wusst sein. Markus deutet damitan, dass dahinter Verweigerungund Verstockung steckt. Sie läs-tern eigentlich gegen den GeistGottes, der in Jesus am Werk ist.Deshalb kann sie Jesus mit seinerAntwort gar nicht mehr erreichen.Daher ist der Satz (3,29) „Wer ge-gen den Heiligen Geist lästert,findet in Ewigkeit keine Verge-bung“ als Gerichtsrede zu ver-stehen, die die Gegner bei ihrerSünde behaftet. Es ist nicht mehrMahnung zu Umkehr und Glau-ben – obwohl Jesus gerade davor(3,28) von der allgemeinen undunbedingten Sündenvergebungspricht. Die Vergebung der Sün-den wird eben nicht an Jesus vor-bei, sondern gerade durch ihn gewährt. Jesu Wort (3,29) sagt

Es gibt ein

Draussen und Drinnen

Das Markus-Evangelium be-richtet ausführlich über dieAblehnung und die Diffamie-rung Jesu besonders durchdie Frommen und die Theolo-gen, den offenen Widerstandder Leute, die das Sagen haben. Nicht einmal seine Angehörigen verstehen ihnnoch. Das muss früher oderspäter zum Ruf nach demKreuz führen. „Denen draussen wird alles in Rätseln zuteil“

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BAUSTEINE special 6/2007 19

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daher aus: „Wer mich ablehnt,lehnt die VergebungsbereitschaftGottes ab. Wer in meinem Wirkennicht das Wirken des HeiligenGeistes anerkennt, sondern esals Satanswerk diffamiert, des-sen Lästerung kann nicht verge-ben werden, weil er sich dem ver-schliesst, durch den Gott Verge-bung der Sünden gewährt.“ Soist der böswillige und verstockteVorwurf zugleich Gerichtsurteil,weil er zeigt, dass sich die Schrift-gelehrten gegen das Wirken desHeiligen Geistes in Jesus ver-schlossen haben.

Gleichnisse gegenzunehmendes UnverständnisMit dem zunehmendem Unver-ständnis beginnt Jesus seine Botschaft vom Reiche Gottes in Gleichnissen weiterzugeben(4,11). Damit entsteht zugleich ei-ne Scheidung zwischen denen,die „draussen“ sind, und jenen,die „drinnen“ bei Jesus sind. DiePharisäer verlassen den Kreis umJesus und gehen hinaus, die Ver-wandten verweigern sich seinemKreis und gehen nicht hinein. Dieräumliche Scheidung von „drin-nen“ und „draussen“ signalisiertbeide Male eine geistliche. Den-jenigen, die drinnen bleiben, wer-den die Gleichnisse erklärt (auch4,34; 7,17; 13,28). Diejenigen, diedraussen bleiben, hören zwar,aber sie verstehen nicht. DasGleichnis vom Ackerfeld (4,3–9)hören sowohl die Jünger wie auchdas Volk. Den Jüngern aber bleibtdiese Rede nicht rätselhaft undunverständlich. Denn ihnen ist„ein Geheimnis gegeben“, undzwar das Geheimnis des ReichesGottes (4,11). D.h. in Jesus brichtsich das Reich Gottes Bahn, aberals Geheimnis, das sich nochnicht offen, sondern in den Redenund Machttaten Jesu verborgenzeigt.

Erst am Ende wird dieses Reichoffen sichtbar sein. Jetzt ist es nurverborgen erfahrbar. Die Jünger

als solche, die „drinnen“ bei Je-sus sind, nehmen schon an die-ser geheimnisvollen Wirklichkeitteil, denn sie haben eine Ent-scheidung getroffen, indem sieJesus nachfolgen. Daher ist fürsie Jesu Lehre kein Rätsel im ei-gentlichen Sinn, sondern „ein Ge-heimnis“. „Denen draussen aberwird alles in Gleichnissen oderRätseln zuteil damit (sich erfüllt):sie sehen – und sehen und er-kennen doch nicht; sie hören –und hören und verstehen dochnicht, damit sie nicht umkehrenund ihnen vergeben wird!“(4,11.12).

Denen draussen bleibt allesrätselhaft: Die Lehre Jesu verwer-fen sie als Gotteslästerung (2,6),seine Machttaten bezeichnen sieals Teufelswerk. Sie nehmen zwardie Macht Jesu wahr, aber sieschreiben sie Satan zu. Deshalbkönnen sie die Wirklichkeit dessich ausbreitenden Reiches Got-tes gar nicht erkennen. Für siebleibt Jesu Gleichnisrede nichtdeshalb rätselhaft, weil sie nichtverstehen könnten, sondern weilsie es nicht wollen. Sie habensich der Einsicht verschlossen,dass in Jesus einzig der HeiligeGeist am Werk sein kann. Darumsind sie ewiger Sünde schuldig(3,29).

Nachfolge führt zum VerstehenGegen entschiedenen Unglaubenhilft kein Argumentieren und keinLehren. Jesu Lehre kann eben nurverstehen, wer ihm nachfolgt,nicht wer draussen steht. Mandarf daher das „damit“ von 4,12nicht so verstehen, als würde

darin die Absicht Jesu bei seinerGleichnisrede zum Ausdruck ge-bracht: Jesus lehrt nicht so um zuverstocken. Er richtet seineGleichnisrede ja auch an die Jün-ger. Die Verstockung folgt nichtder Gleichnisrede, sondern liegtihr voraus. Sie hat die schlimmeKonsequenz, dass sie das Verste-hen der Gleichnisse Jesu verun-möglicht. Die Schuld dafür liegtim Verstockten, aber die Gleich-nisrede setzt diesen verhängnis-vollen Mechanismus von Schuldund deren Folgen in Gang, wobeisich die Verstockung immer mehrverhärtet. Nur Umkehr könnte sielösen. Das wird später an denAposteln gezeigt. Auch sie habenein verhärtetes Herz (6,52 wie3,5) und sind noch nicht zur Ein-sicht gekommen (6,52; 7,18;8,21). Der Vorwurf Jesu gegen sieist so scharf wie der gegen jenedraussen (8,17). Aber sie sind beiJesus „drinnen“, und wenn siesich entfernt haben, sind sie inseine Nachfolge zurückgekehrt.An ihnen wird sichtbar, wie Her-zensverhärtung und -verstok-kung gelöst und ein Verstehender Gleichnisse möglich wird.

Auch 4,25: „Wer hat, dem wirdgegeben werden – wer nicht hat,dem wird auch das, was er hat,genommen werden“ dreht sichum diese Thematik. Die Schei-dung liegt nicht im Verstehen. DieJünger verstanden Jesus erstnach seiner Auferstehung wirk-lich. Es geht ums Drinnen- oderDraussen-Sein bei Jesus. Es gehtum eine Herzenshaltung, die aufsReden Jesu eingehen will. Wer aufihn eingehen will, dem wird gege-ben, wer nur oberflächlich hörenwill, wird auch das Wenige, das erverstanden hat, verlieren. Je we-niger ich innerlich bereit bin, aufJesu Stimme zu hören und dannzu gehorchen (nach bestem Wis-sen und Gewissen) desto weni-ger vernehme ich – bis ich ganzverstockt bin und daran gerichtetwerde.

S C H L A G L I C H T

HörbereitschaftWie steht es um meine Hörbe-reitschaft Jesus gegenüber? Höreich nur noch, was meinen eige-nen Vorstellungen und Wün-schen entspricht? Wie gestalteich meine Zeiten des Hörens aufJesus? Gibt es in meinem Lebenneben den vielfältigen Aktivitä-ten auch Zeiten der Stille vorGott? Setze ich das Vernommeneauch in die Tat um? Hören undTun dürfen nicht auseinander ge-rissen werden. Denn wer nichtvon Herzen hören will und dasGehörte tut, der verklebt sich dieOhren, bis er nicht mehr hörenund umkehren kann.Gehorchen heisst eigentlich„darunter hören“. „Wer denWillen Gottes tut, der ist mir Bru-der und Schwester und Mutter“(3,35).

Gebet: Ich will auf dich hörenund das Gehörte tun.

Es geht ums Drinnen-oder Draussen-Sein beiJesus. Es geht um eine

Herzenshaltung, dieaufs Reden Jesueingehen will.

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Die Bibel ist eigentlich nicht ander Krankheit an sich interes-siert. Sie betrachtet die Krankheitnicht unter medizinischen Ge-sichtspunkten, sondern unterdem sozialen Aspekt. Krankheitbedeutet Ausgrenzung, Behinde-rung an der Teilnahme am gesell-schaftlichen und gemeinschaft-lichen Leben. Auf dem Hinter-grund dieses Befundes müss-ten wir die Heilungsgeschichtenneu lesen: Die Geschichte von1,23–28 enthält die integrieren-de Dimension des Heilungsvor-gangs nur unausgesprochen: DerBesessene gehört eigentlich garnicht in die Synagoge, er ist vomGottesdienst und vom jüdischenGemeindeleben ausgeschlossen.Der „Heilige Gottes“ vertreibtdas Unheilige im Besessenen;dadurch wird der vom bösenGeist besetzte Mensch wiedergemeinde- und gottesdienst-fähig.

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K O M M K O M M E N T A R E

Geheilt heisst beziehungsfähigIn 1,40–45 wird der Aussätzige andas Priestertum verwiesen, da-mit die Gemeindefähigkeit auchoffiziell bestätigt wird. Interes-sant ist die Tatsache, dass sichVers 40 und 45 auffallend kontra-punktisch entsprechen: Ein Aus-sätziger, der das Stadtgebiet nichtbetreten darf, kommt zu Jesusund wird von ihm befreit; am Ende steht Jesus da als einer, derdas Stadtgebiet nicht mehr betre-ten darf, als Aussätziger, der denAussatz auf sich geladen hat. Dasist wohl ein Hinweis auf den Ge-kreuzigten, der nun zu einemneuen Zentrum menschlicher Ge-meinschaft wird: „Und sie kamenzu ihm von überall her.“

In 1,29–31 wird die Schwieger-mutter von Petrus wieder bezie-hungsfähig, sie kann wieder ihrehäuslichen und familiären Auf-gaben erfüllen. In 2,1–12 wird dervon seiner Lähmung geheilte

Mann zurück in sein „Haus“ ge-schickt.

Heilung hat also die soziale In-tegration zum Ziel. Anders ge-sagt: Die Heilungen im Markus-Evangelium haben die Wieder-herstellung einer allseitigen undumfassenden Beziehungsfähig-keit zum Ziel. Erst an zweiter Stel-le hat der Begriff mit Gesundheitin unserem Sinn zu tun. Heilenbedeutet letztlich „Wiederher-stellung der Lebensfähigkeit“und erst in zweiter Hinsicht „ge-sund machen“.

Im Zusammenhang der geist-lichen Aneignung der biblischenHeilungsperspektive ist auch aufdas Kreuz zu verweisen: „Ande-ren hat er geholfen, sich selbstkann er nicht helfen“ (15,31). Derhilflose Helfer! Das „Kreuz“ bzw.das Scheitern, die Ohnmacht unddie Verwundbarkeit gehören zurPerson Jesu. Jesus wollte sichzwar davon lösen: „Abba, Vater,

Jesus als Heiler

Es gibt insgesamt 141 Stellen im Markus-Evangelium, in de-nen Jesus als der Heiler vorge-stellt wird2.

Die Heilungen im Markus-Evangelium haben die Wiederherstellung einer allseitigen und umfassenden Beziehungsfähigkeit zum Ziel.

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alles ist dir möglich. Nimm diesenKelch von mir! Aber nicht, was ichwill, sondern was du willst (sollgeschehen)“ (14,36). Wir sehenhier Jesus, der ganz und gar „inder Nachbarschaft zu Gott“ lebt –und dennoch bleibt das Wunderaus. Die Gottesnähe zeigt sich al-so nicht notwendigerweise imHerausgenommensein aus Notund Tod, sondern mitten drin.Das Wunder besteht also geradedarin, dass Jesus seinen Weg biszuletzt geht; dass er als der Hel-fer anderer für sich selbst letzt-lich hilflos bleibt; dass er die Hilf-losigkeit der anderen wie denAussatz in 1,40–45 an sich zieht,sodass allen geholfen ist – nurnicht ihm selber.

Heilung als Zeichen des Reiches Gottes3

Oft werden in Predigten Hei-lungsberichte vergeistigt. Siewerden dann als Beispiele vonLebenshilfe, von Vergebung usw.ausgelegt. Das Bild, das Markusvon der Tätigkeit Jesu zeichnet,ist da ganz anders. Wohin Jesusauch kam, hörten die Menschennicht bloss einen grossartigenPrediger in der Vollmacht Gottes(1,22). Nein, sie merkten, dass daauch Kraft Gottes war, durch dieman gesund und von schwerstenBindungen frei werden konnte.Im Dienste Jesu gehören Predigtund Heilung unlösbar zusammen(2,1–12).

Markus bietet uns in 1,15 eineZusammenfassung der BotschaftJesu: „Die Zeit ist erfüllt und dasReich Gottes ist nahe. Kehrt umund glaubt dem Evangelium.“Hinter diesen Worten steht diejahrhundertealte Hoffnung, dievon den Propheten des Alten Testaments genährt wurde. Siewussten mit Gewissheit: Gottwird kommen und seine Herr-schaft so aufrichten, dass alleMächte der Bosheit überwundensein werden. Jesus sagt: Jetzt istes soweit. Gott tritt jetzt seine

Herrschaft an. Jesu Predigt istnichts anderes als die Verkündi-gung dieser frohen Botschaft.

Ruf zur UmkehrGerade darum ist Evangelium Rufzur Umkehr, zur Heimkehr in dieArme des Vaters: Weil Gott jetztda ist, können wir umkehren.Doch das ist nur eine Seite. Kämedie Herrschaft Gottes nur in derPredigt Jesu, wäre sie dann mehrals eine Behauptung? Sagennicht die Verheissungen des Al-ten Testaments, die HerrschaftGottes werde Befreiung und Hei-lung mit sich bringen? Darum hatJesus auch geheilt, in der Voll-macht Gottes Gebundene befreitund Tote auferweckt. Und Jesusheilte nicht nur nebenbei, Hei-lung war ein zentraler Teil seinesganzen Wirkens. Auffällig starkwird betont, dass Jesu Macht zuheilen an keinem versagt. Genauso wichtig aber ist, dass Jesuskeinen, der mit der Bitte um Hei-lung zu ihm kommt, anfährt oderzurückweist (2,34; 2,41; 5,22f.;usw.), wie wenn er damit etwasUngehöriges, Vorläufiges oderZweitrangiges verlangte.

Jesus gibt seine Vollmacht andie Jünger weiter (3,15; 6,7). Da-her gibt es auch für sie keine Sen-dung allein zur Predigt! Es gibt nureine Sendung zur Predigt und zurHeilung (6,12.13). Wie bei Jesussteht in der Mitte die frohe Bot-

schaft, dass Gottes Herrschaft daist, dass der Stärkere gekommenist, der den Bösen beraubt (3,27).So haben denn die Jünger GottesHerrschaft den Menschen im Wortund in der Heilungstat verkün-digt. Beides gehörte zum AuftragJesu, und von keinem hat uns un-ser Herr bis heute dispensiert(16,15f.). Und immer wieder „be-stätigt Gott das Wort durch be-gleitende Zeichen“ (16,20).

Hier steht aber nicht, dass wirimmer mit diesen bestätigendenZeichen rechnen können. Jesushat den Bösen zwar am Kreuzendgültig überwunden. Gott abergibt dem Bösen bis zur Wieder-kunft Jesu immer noch Raum. Bisdahin stehen wir in der Span-nung, dass Gott in seiner vollenMacht schon da ist, dass er diesevolle Macht aber noch nicht end-gültig durchsetzt. Und doch setztJesus als der gegenwärtige Herrschon Zeichen seiner anbrechen-den Herrschaft. Zu unserem Auf-trag gehört es, Jesus dafür Raumzu geben.

1 1,21–28; 1,29–31; 1,32–34; 1,40–45; 2,1–12;3,1–6; 5,1–20; 5,21–43; 6,53–56; 7,24–37;7,31–37; 8,22–26; 9,14–29; 9,38–41;10,46–52;

2 Eine 15. Stelle (9,38–41) ist insofern interes-sant, als sie zeigt, dass Jesus auch andere The-rapeuten neidlos anerkennt. Es geht letztlichum die tatsächliche Erfahrbarkeit des Heils.

3 Die folgenden Ausführungen stützen sichauf das Buch „Heilung – Zeichen der Herr-schaft Gottes, von Wolfgang Bittner. MeinesErachtens immer noch das Beste Buch zumThema.

„Die Zeit ist erfüllt unddas Reich Gottes

ist nahe. Kehrt um und glaubt

dem Evangelium.“

Die Gottesnähe zeigt sich also nicht

notwendigerweise im Heraus-

genommensein aus Not und Tod,

sondern mitten drin.

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22 BAUSTEINE special 6/2007

K O M M E N T A R E

Mit den Gleichnisreden zeigt unsJesus, dass letztlich alles auf Gotthin transparent werden kann. Alles kann dem zum Gleichnis aufGott hin werden, der Gott in allemsucht (vgl. Schlaglicht: „Hedi-übung“).

Die Gleichnisse entmachten zu-gleich die Welt. Stehen wir dochimmer wieder in der Versuchung,diese Welt als endgültig und aus-schliesslich zu betrachten. Indemdie Gleichnisse in allem das Gött-liche zur Sprache bringen, gebensie der Welt ihren Zauber zurück.Gleichnisse sprechen entmächti-gend von der Welt.

Fünf Gleichnisse und viele BilderMarkus überliefert uns nur fünfGleichnisse Jesu im eigentlichen

Sinne (alle im 4. Kapitel). Darüberhinaus enthält das Evangeliumaber noch zahlreiche andere Bild-reden:

1,17: Fischer – Menschen-fischer; 2,17: Gesunde – Kranke;2,19: Braut – Bräutigam; 2,21.22:Neuer Stoff – altes Kleid, neuerWein – alte Schläuche; 3,22–26:Das gespaltene Reich – die ge-spaltene Familie; 3,27: Fesselungdes Hausherrn; 4,1–20: Sämann(zentrales Gleichnis); 4,21–23:Lampengleichnis; 4,24: Gleichnisvom Mass; 4,26–29: Die selbstwachsende Saat; 4,30–32: Senf-korn; 7,15–23: Aussen, innen –rein und unrein; 8,15: Sauerteigder Pharisäer; 9,50: Mit Feuer gesalzen; 10,15: Reich Gottes –Kinder; 10,25: Nadelöhr; 10,38:Kelchworte; 10,45: Lösegeld für

„Wer Ohren hat der höre!“

Die Gleichnisreden viele; 12,1–12: Mord im Weinberg;13,28: Feigenbaum; 13,34–37:Der abwesende Hausherr.

Wer diese Bild- und Gleichnis-reden auf sich wirken lässt, stelltfest, dass sie die Zuhörenden mitauf einen Weg nehmen, an des-sen Ende ein völlig verändertesLeben steht, sofern die Zuhören-den sich darauf einlassen.

Zum Beispiel in 2,18–22: dieFastenfrage. Offenbar halten sichJesus und sein Kreis nicht an dieübliche Fastenpraxis, die ja ne-ben Almosen und Gebet zur aske-tischen Dreiheit eines frommenJuden gehörte. Dass nun Jesusund seine Schüler mit der linien-treuen Frömmigkeit der Johan-nesschüler und der Pharisäer ver-glichen werden, lag nahe. Auf dievorwurfsvolle Frage antwortet

Jesu Gleichnisse stammen alleaus dem Alltag. Damit nehmendie Gleichnisse das Weltlicheund Irdische total ernst. DieWelt selbst wird zum Gleichnis.

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Jesus mit einer dreifachen Bildre-de: „Können die Hochzeitsgästedenn fasten, während der Bräuti-gam bei ihnen ist?“(19). An dieserStelle wird sich jeder fragen: Werist der Bräutigam? Wer die Braut?Dabei keimt aber schon die Ah-nung auf: Braut – das ist doch dasVolk Israel, zu dem wir gehören.Und der Bräutigam – das ist dochGott (z.B. Ez 16,8). Dann sind wirHochzeitsgäste. Wer ist dannaber Jesus, der so spricht? Washat er mit Gott zu tun? Steht ermit ihm im Bunde? Und was hater zu tun mit seinem Volk Israel?Unter der Hand ergibt sich einweiterer Gedankenschritt: Wirsind offenbar mitten auf derHochzeit, die Gott mit diesem Je-sus veranstaltet. Jesus stellt sichoffensichtlich als Bräutigam vor,der mit seiner Braut, mit uns,Hochzeit hält. Und je mehr sie aufdiesen Jesus schauen, der so zuihnen spricht, geht ihnen auf: Wirsind auf einem Fest. Da kann manbuchstäblich nicht mehr fasten –das ist psychologisch unmöglich,da kann man nur noch feiern.Ganz allmählich verändert alsodieses Gleichnis den Menschen,

der es zu hören bekommt. DerNachsatz (2,20) dämpft aber dieeben aufgekommene Freude. Erhat das Geschick Jesu zum Inhalt:Er wird hinweg gerafft werdenund eines gewaltsamen Todessterben.

Unvermittelt fügt Jesus einezweite Bildrede an: Neuer Stoff –altes Kleid (2,21). Wiederum ent-stehen Fragen: Altes Gewand undneues Tuch? Im Fragen schonmerkt man: Wir leben in einerneuen Epoche. Gott will sich nichtmehr an irgendeine Praxis bin-den, auch nicht an das Fasten. Je-sus eröffnet eine ganz neue Wirk-lichkeit. Er fügt sich nicht nahtlosin die bisherige Tradition ein.Wenn man versucht, ihn an die-ser Tradition zu messen, muss eszur Zerreissprobe kommen. Auchda scheint das gewaltsame EndeJesu auf („zerreissen“ und „Ge-wand“ spielen in der Passionsge-schichte wiederum eine Rolle:15,38 bzw. Joh 19,23f.).

Schliesslich malt Jesus nochein drittes Bild: Neuer Wein – alteSchläuche (2,22). Die Frage derHörer muss eigentlich wiederumsein: Alter Wein – neuer Wein? Al-te und neue Schläuche – sind wirvor die Entscheidung gestellt?Wo ist denn der neue Wein, vondem Jesus spricht? Und beim Fra-gen schon geht auf, dass mit Jesus ein neues Zeitalter beginntund dass da ein neuer Wein an-geboten wird. Nochmals er-scheint der Horizont der Zerreiss-probe, das mögliche gewaltsameEnde Jesu. Jesus selber wird sei-nen Tod auch als Weingabe deu-ten (14,23f.).

Für das Verständnis der Gleich-nisse ist es zudem wichtig, dassman ein Gleichnis nicht Punkt für

Punkt in eine andere Realitätüberträgt, sondern nur einen präzisen Vergleichspunkt. Diesermuss dann auf den beiden Ebe-nen herausgestellt werden. Zu-dem lebt ein Gleichnis gerade da-von, dass es von den zufälligenBedingungen seiner Entstehungabgelöst und in seiner jederzeitaktuellen Gültigkeit gehört wird.Ist doch die Situation, die es zu-innerst voraussetzt, stets undüberall gegeben.

Markus 4 (Gleichnisrede)Der synoptische Vergleich legtnahe, dass es eine Gleichnis-sammlung gibt. Vielleicht hatMarkus auf eine ältere Zu-sammenstellung zurückgegrif-fen. Das Gleichnis in 4,26–29 fin-det man aber nur bei Markus(Sondergut). Das Reich Gotteswächst so selbstverständlich wiedie Saat auf dem Feld. Der Bauermuss den Samen nur auswerfenund darf dann darauf vertrauen,dass er wächst. Still, sozusagenautomatisch, reift die Ernte he-ran. Letztlich entzieht sich dasWachstum von Gottes Reich demmenschlichen Verstehen unddem menschlichen Machbar-keitswahn.

Beim Hören dieses Gleichnis-ses werde ich angeleitet, mein ei-genes Tun selbstkritisch zu be-trachten. Ich erkenne, wie wenigich die Zusammenhänge durch-schaue und wie Gottes Reichletztlich unabhängig von meinerLeistung seinen Lauf nimmt. Diebescheidene Selbsteinschätzungführt mich in eine neue Wirklich-keit, in der unser Allmachtswahnausser Kraft gesetzt wird. Nunkann sich Gott selbst zur Geltungbringen. Er nistet sich im Un-scheinbaren ein, im Kleinen, All-täglichen, Demütigen. Er drängtsich nicht nach Art der Mächtigenauf, sondern wendet sich unsnach der Art der Liebenden zu.

Das Reich Gottes folgt nicht derLogik der Macht.

BAUSTEINEspecial 6/2007 23

S C H L A G L I C H T

„Hediübung“:Als mein Freund seine zukünftigeFrau, „sein Hedi“, kennen lernte,war er bei uns zu Besuch. Worüber wir sprachen, was erauch sah, wurde ihm ein Hinweisauf seine geliebte Hedi: „Dankefür das gute Essen. Hedi kannauch gut kochen.“ – „Ihr habt einen neuen Wandbehang. Hedihat auch einen Rock in dieserFarbe“ usw. Auch wir solltenMenschen werden, die in allemeinen Hinweis auf unseren Ge-liebten, auf Gott, wahrnehmen.Ich suche daher bewusst in allemHinweise auf Gott und seineSpuren.

Er drängt sich nicht auf nach Art der

Mächtigen, sondern wendet sich uns

nach der Art der Liebenden zu.

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24 BAUSTEINE special 6/2007

Losungen nicht mit einem Ruckverschlingen, während manschon die Türklinke in der Handhat. So etwas verdaut man nicht,das geht nicht ins Leben über.Gott lässt sich nicht im Tele-grammstil abspeisen, wie ein lästiger Besucher, dem man dieTüre nur einen Spalt breit öffnet.

Felsengrund: Diesen Menschenscheint es etwas besser zu ge-hen. Wir haben nicht nackten Fel-sen, sondern mit Erde überzoge-nen Kalkstein vor uns: Menschendie vom Wort berührt wurden.Vielleicht reden sie von Bekeh-rung, oder davon, dass es ihnen„unter die Haut“ ging. Sie sindvielleicht an einem Glaubenskon-gress innerlich berührt worden,haben aber nichts umgesetzt.Wenn einer nur sagt „Ich bin be-geistert“, ist das leicht verdäch-tig. Denn wo das Wort Gotteswirklich eingeschlagen hat, mussetwas sterben, da werden Men-schen wiedergeboren. Und dasist mit Geburtsschmerzen ver-bunden. Das Wort Gottes ist kein Ohrenschmaus, sondern ein Hammer. Wer keine blauenFlecken bekommt, soll nicht meinen, es hätte bei ihm einge-schlagen.

Dornen: Dornenmenschen sindoffenbar Leute, auf deren Grundund Boden noch etwas anderesaufgeht als der Samen des Wor-tes Gottes. Jesu Worte von denSorgen, dem Reichtum und denBegierden deuten darauf hin,dass wir uns von bestimmtenDingen nicht lösen wollen unddass diese Bindungen unserenBlick trüben. Alles kann Gott ha-ben, nur dies eine nicht! Alleskann er haben, nur nicht meinenLebensstandard, mein Privatle-ben, mein Haus ... Alles! Dies eineaber nicht.

Frucht: Hören und behalten (Mt 13,23: hören und verstehen;

Kein anderes Gleichnis nimmt soviel Platz ein oder wird in dieserumfassenden Art von Jesus aus-gelegt. Über diesem Gleichnisliegt eine stille Wehmut – so vielhat Jesus ausgesät, und so wenigist auf fruchtbaren Boden gefal-len. Viel Samen ist auf den Weg,auf Felsengrund und unter dieDornen geraten und nur wenigauf wirklich fruchtbaren Boden.Auf dem scheinbaren Höhepunkt(wegen dem zahlreichen Publi-kum predigt Jesus von einemBoot aus – 3,9) erkennt Jesus,dass das gar kein Höhepunkt ist.Der echte Höhepunkt ist dasKreuz, dort wird alles Widergöttli-che endgültig besiegt. Nichtwenn er, Jesus, scheinbar ammeisten Erfolg aufweisen kann,wird das Reich Gottes am stärks-ten gefördert, sondern es erfährtseine stärksten Wachstums-impulse, wo der Mensch seineSchwäche erfährt, darin aber al-les von Gott erwartet. Auch in un-serer Verkündigung fällt vielesauf unfruchtbaren Boden, aberwie Jesus müssen wir das in Kaufnehmen. Und wenn wir an seinemVorbild festhalten, werden unsalle Misserfolge nicht hindern,weiter beharrlich den Samen aus-zustreuen.

FestgetretenEigentlich hat der Weg ja nicht dieAufgabe, Samen aufzunehmen.Er ist dazu bestimmt, die Leuteüber sich hinweggehen zu las-sen. Der Weg ist festgetreten. Esgibt auch festgetretene Herzen.Wege haben ganz bestimmt ihreVorteile. Aber der Samen kannauf einem viel begangenen undglatt getretenen Weg nicht auf-gehen. Wer nur ein Weg ist, überden der tägliche Betrieb hinweg-

geht, eine viel beschäftigte Stras-se, an der kein Augenblick wirkli-che Ruhe herrscht, wird kaumewigen Samen heranwachsenlassen. Die „Nur-Betrieb-Men-schen“ können keine ewigeFrucht bringen. Wer nicht mehrtäglich eine gewisse Zeit „Acker“ist, wer sich nicht mehr aufpflü-gen lässt und darauf wartet, wasGott in seine Furchen legen will,hat im Entscheidenden schonverloren.

Die Vögel, die den Samen weg-picken, zeigen, dass es wider-göttliche Kräfte gibt, die den gött-lichen Samen zerstören wollen.Das Böse tritt nicht in Form einesTeufels auf, den man an Pferde-fuss und Schwanz erkennenkönnte. Vögel sind es – eigentlichharmlose Kreaturen. Wir müssendaher bei unserer Selbstprüfunglernen, die Versuchung des Bö-sen eher bei unseren starken Sei-ten zu entdecken und weniger imoffensichtlich Bösen.

Doch wie haben sich die geist-lichen Vorbilder gegen diese Vö-gel gewehrt? Mit Gebet und Bi-belmeditation. Tun wir das nichtauch? Doch oft steigen unsereGebete nur bis zur Decke, unddas Wort Gottes verkommt zu ei-nem leeren Wort, das uns lang-weilt. Weshalb? Weil wir es so le-sen und weil wir so beten, als obwir die Zeitung überflögen odereinen kleinen Schwatz abhielten.Wenn sich schon beim Öffnen derBibel oder beim ersten Gebets-versuch Gedanken breit machen,was noch zu tun sei, dann ist daswie ein Pfiff, der die Vögel herbei-ruft. Die Worte der Bibel sindeben anspruchsvoll. Sie wolleneine – wenn auch bescheidene –Zeit am Tage unsere einzigen Be-gleiter sein. Man kann selbst die

Denn wo das WortGottes wirklich

eingeschlagen hat,muss etwas sterben,da werden Menschen

wiedergeboren.

Eine Predigt zum zentralenGleichnis: Vierfaches Ackerfeld(4,1–20)

K O M M E N T A R

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BAUSTEINE special 6/2007 25

Lk 8,15: hören, in einem gutenHerzen bewahren – Beharrlich-keit).

Hören ist noch einfach, aberbehalten und bewahren ist eineLebensaufgabe. Niemals werdeich mit Gott Frieden haben, wennich nur immer wieder höre undimmer wieder nachdenke. WerGott verstehen will, muss ihm ge-horchen. Mit Gott muss manrechnen, wenn man ihn in sein Leben holen will. Gott lässt sichvor allem im Lebenseinsatz er-kennen.

Das sind ermahnende Worte –die uns weiterbringen möchten,das sind befreiende, erlösendeWorte – Worte von ausserhalbunserer Welt, die aber in dieserWelt bei uns Menschen wirksamwerden wollen. Es sind auch rich-tende Worte, nicht nur sanfte, be-schwichtigende Schalmeien, diedie Wirklichkeit verharmlosen,Probleme zudecken oder über-spielen. Es sind Worte, die kon-krete Dinge, verfehltes Leben,Sünde und Schuld beim Namennennen. Es ist das Wort, das unsvon uns selbst, unseren Belas-tungen und Verhaftungen, be-freien will. In gewisser Weise gehen wir ein Risiko ein, wenn wiruns diesem Wort aussetzen, weiles hier und da bei uns ansetzen,uns ansprechen kann. Weil esuns etwas deutlich macht, etwasan uns offenbart, das wir lieber

verschwiegen hätten. Wenn wirermahnt werden, wo wir doch lie-ber bestätigt werden wollten.Wenn es uns aufwühlt, wo wirdoch lieber besänftigt werdenwollten.

Doch Jesus erzählt uns diesesGleichnis nicht, um uns so etwaswie eine landwirtschaftliche Sta-tistik des Reiches Gottes zu ge-ben. Er nimmt uns in die Pflicht:Jätet Dornen aus, sorgt, dass dasWort nicht auf den Weg fällt, ach-tet darauf, dass ihr Menschenwerdet, die mehr als nur einedünne Kruste Erdreich über demFelsen haben. Jesus sagt: Seidein ordentlicher Ackerboden.Klemmt Gott nicht in ein paar Rit-zen eurer Tagesgeschäfte ein,gebt ihm vielmehr einen Raumder täglichen Stille und drückteuch nicht vor dem Sterben undvor der Busse.

Weshalb sagt uns Jesus das al-les in seinem zentralen Gleich-nis? Weil er uns liebt. Weil er un-ser erfülltes Leben sehen möch-te. Nicht wegen Gott! Er sagt eswegen uns selbst. Darum gibt eruns sein Wort. Weil es Lebenschafft. Jesaja 55: „Hört und eureSeele wird leben!“ Jesus sagt:„Der Mensch lebt nicht vom Brotallein, sondern von jedem Wortaus Gottes Mund.“ Nur bei Gottgibt es „Worte ewigen Lebens“.Letztlich haben nur seine WorteBestand. Sehnen wir uns nicht al-le nach diesen Worten? NachWorten, die wir uns nicht selbstsagen können. Nach Worten, diewir im Innern vernehmen unddurch die wir gewiss werden,Gott ist mit uns, Gott liebt uns, erwill unser Bestes. Wohl demMenschen, der immer wieder inden Worten der Bibel Gott selbervernimmt, weil er guter Acker-boden ist. Dieser Mensch wirdgeistlich und menschlich wach-sen und vielen anderen Men-schen durch sein Leben Nahrunggeben. Und das ist wirklich zu-tiefst erfüllend.

S C H L A G L I C H T

Vögel, Dornen …Es gibt bestimmte Zeiten in unserem Leben, bestimmte Schichten inunserem Ich, in denen wir alle miteinander Weg-Menschen, Felsenleu-te, Dornenträger und auch fruchtbares Land sind. Wir dürfen diesesGleichnis der Mahnung nur verlassen mit dem Entschluss, mit uns insGericht zu gehen: Welchen Vögeln, welchen Disteln, welchen Ober-flächlichkeiten in meinem Leben gebe ich das Wort Gottes preis? Worin bestehen in meinem Leben die gefährdenden Mächte und dieWurzeln der Friedlosigkeit.

MeditationFrüher sprach man von Schriftbetrachtung (Fremdwort: Meditation).Es bedeutet, dass ich Gottes Wort im Herzen hin und her bewege, be-trachte, überdenke und immer wieder auf mich beziehe. Nur dannkönnen diese Worte zu einer Gegenmacht in uns werden, welche dieVögel vertreibt. Dann entsteht der göttliche Sog, der unsere Gedan-ken, unsere Phantasie und Gefühle in sich hinein zieht.

RadikalImmer, wenn es uns nicht um Christus selbst geht, sondern nur umunsere Gemeinde, um unsere Gefühle, um ... dann kann das Wortnicht Wurzeln schlagen. Wo keine Wunden geschlagen werden, dieuns aus der Tiefe zum einzigen Retter schreien lassen, geschieht keineBusse. Gott ist ein bussfertiger „Vollheide“ lieber als ein Christ, derreligiös mitreden kann und jeden Sonntag zur Kirche geht – in demaber nichts zur Umkehr führt. Wer nur eine dürre Intellektualität auf-weist oder einige religiöse Gefühle, dem wird auch das noch genom-men, was er zu haben meint. Denn: ein halber Christ ist ein ganzerMist.

KettenDie Kette der Glaubenslosigkeit, an die wir gekettet sind, besteht nurganz selten aus rationalen Gründen. Ihre Glieder sind falsche Haltun-gen, Bindungen und heimliche Hörigkeiten. Sie lassen uns nicht zumFrieden und zu einer ganzen Hingabe kommen. Das sind die Dornen,die die Saat ersticken. Wo ist bei mir dieses Hindernis?

S C H L A G L I C H T

TreueBin ich in meinem Auftrag, vonGott zu erzählen, so realistischund ebenso treu wie Jesus?

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26 BAUSTEINE special 6/2007

Noch einmal quer gelesen

Gott ist der Schöpfer der Welt(13,19), einer Welt, der er eineOrdnung gegeben hat. Doch dieMenschen lassen diese Ordnungausser Acht und halten lieber anMenschensatzungen fest (7,8).Das Herz des Volkes ist fern vonGott (7,6). So kann die Welt nichtbestehen und ist zum Untergangverurteilt (13,31). Ihr ist in der jet-zigen Form ein Ende vorherge-sagt (13,7.13). Die sie erhalten-den Kräfte werden erschüttertwerden (13,24f.). Ein Gerichtsteht bevor (8,38; 12,9.40; 16,16),dessen Zeitpunkt nur der himmli-sche Vater kennt (13,32). Die imGericht Verurteilten werden in ein„ewiges Feuer“ kommen (9,48).

Die künftige WeltAber Gott hat beschlossen, de-nen, die zu ihm und seiner Ord-nung umkehren, zu vergeben(1,15; 16,16). Er will es tun, indemer sein Reich aufrichtet, ein„himmlisches Reich“ (1,15; 9,1;14,25). Dieses Reich wird die„künftige Welt“ sein (10,30), das„ewige Leben“ (9,45.47; 10,30),in das diejenigen, denen die Sün-den vergeben wurden (1,4; 4,12),die wie die Kinder sind (10,14f.),eingehen werden.

Der Ratschluss Gottes wird in1,2f. durch Worte alttestament-licher Propheten eingeleitet. Da-bei spricht Gott ein „Du“ an, dasvon den Propheten „Herr“ (1,3)genannt wird. Er verheisst, einenBoten vorauszuschicken, der denWeg dieses „Herrn“ durch seineVerkündigung vorbereitet. Mit Jo-

hannes dem Täufer (1,4) tritt die-ser Bote auf, und auf ihn folgt Jesus von Nazareth, der SohnGottes und Herr (1,1.9ff.; 15,39).Der Weg, den Gott zur Rettungder Welt beschlossen hat, ist JesuWeg ans Kreuz und zur Auferste-hung. Diesen Weg zur Erlösungder Menschheit, wie er schon inden Schriften angekündigt wor-den ist (9,12f.; 14,21), muss Jesusgehen (8,31; 14,35f.).

Auf diesem Weg kämpft derGottessohn als der Stärkere mitSatan (1,13). Unter Einsatz seinesLebens, das er als Lösegeld op-fert (10,45), wird er dem Widersa-cher die „Beute“ rauben (3,27).Sein Blut wird er vergiessen las-sen als Sühne für alle (14,24).Sein Tod bedeutet aber nicht dasEnde von Gottes Heilsplan, dennJesus wird nach drei Tagen vomTod wieder auferstehen (9,31;10,34) und als der erhöhte Men-schensohn (12,36) das „ReichGottes“ und das Gericht herauf-führen (4,29; 8,38; 9,1; 13,25f.;14,62). Das alles entspricht demPlan Gottes zur Rettung der Men-schen. Er liegt dem im Markus-Evangelium Erzählten zugrunde.

Der Zimmermannssohn ruft zur UmkehrZur Erfüllung dieses Planes,kommt der Sohn Gottes alsMensch zur Welt, als Sohn Marias(6,3; 3,31). Er heisst Jesus, istZimmermann und kommt aus Na-zareth, wo er zuvor lange Zeit in-mitten seiner Verwandtschaft ge-lebt hat (6,3). Sein öffentliches

Auftreten beginnt mit der Taufeam Jordan (1,19). Vom Jordan wirder vom Geist Gottes in die Wüstegetrieben (1,12), wo er den Kampfmit Satan aufnimmt. Dann gehter nach Galiläa (1,14), verkündetdie Heilsbotschaftwende und ruftzur Umkehr auf. Diese Umkehrwird im Glauben an die Heilsbot-schaft – an das Evangelium – voll-zogen (1,15; 16,16).

In Jesus und seinem Wirken ist das Geheimnis des kommen-den „Reiches Gottes“ bereitsgegenwärtig (4,11). In seinerVerkündigung und in seinen Ta-ten ist dieses Reich schon mittenunter die Menschen gekommen(4,1–5,43). Denn in Wort und Tattreibt er Satans Untergebene, dieunreinen Geister und Dämo-nen, aus (1,23–27.32f.39 etc.). Er heilt Kranke und Aussätzige(1,34.40–45) und vergibt Sünden(2,2–12). Sünder ruft er in seineNachfolge (2,14–17). Sein retten-des, heilendes Wirken ist zu sei-nen Lebzeiten auf die GrenzenGaliläas beschränkt und kommtnicht allen zu, die es nötig haben.Aber Jesus selbst macht deutlich,dass auch die Heiden auf Ret-

Das Markus-Evangeliumhat eine klar erkennbareStruktur. Das wird aucham Weg und an der Auf-gabe des Zimmermanns-sohns Jesus von Nazarethdeutlich, der durch denTod zur Auferstehung gelangt.

K O M M E N T A R

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BAUSTEINE special 6/2007 27

tung durch Gott hoffen dürfen:Zweimal besucht er die nicht-jüdische Umgebung (4,35–5,20;7,24–8,10). Seine Lebenshingabegilt wirklich „den Vielen“, d.h. al-len (10,45; 14,24). Ebenso sollsein Evangelium „in der ganzenWelt“ und „bei allen Völkern“verkündet werden (13,10; 14,9;16,15), damit alle es vernehmenund umkehren können.

Zu dieser Verkündigung rüstetJesus zwölf Jünger (3,13f.) mitVollmacht aus (3,15; 11,23.24).Sie sollen zu Menschenfischern(1,17) werden. In seiner Vollmachtwerden sie ausgesandt, seinEvangelium zu verkünden (6,12),Dämonen auszutreiben (3,15;6,7) und Kranke zu heilen(9,28f.). So wird der Kampf gegenSatan durch sie weitergehen. Inihrer Gemeinschaft soll Ver-gebungsbereitschaft herrschen(11,25).

Die „neue Lehre in Vollmacht“Obwohl die Jünger bei Jesus seinsollen (3,14), verstehen sie sei-

nen Weg vorerst noch nicht undversagen (8,31f.; 9,32; 10,35ff.).Erst nach der Auferstehung ver-stehen sie Jesus vollständig undkönnen ihm folgen (14,28; 16,7).Dann ist ihnen echte Nachfolgemöglich, die eben Leidensnach-folge sein muss (8,34f.). In einerlängeren Passage des Evangeli-ums (8,27–10,52) weist Jesus sei-ne Jünger und durch sie auch dieLeser in diese Nachfolge ein.

Seine „neue Lehre in Voll-macht“ (1,22) offenbart denWillen Gottes. Dieser wird abervon den jüdischen Autoritätenbeiseite geschoben (2,6; 7,1–23;12,13–44). Seine Nachfolger tunaber den Willen Gottes (3,35).Durch vier Jünger (13,3) ver-mittelt Jesus auch genügend Wis-sen über die bevorstehendenKriegswirren um Jerusalem(13,14–23) und über das Endedieser Zeit, wenn er als der Men-schensohn wieder kommen wird(13,26) und die Seinigen sammelt(13,27). Bis dahin erhalten seineNachfolger ihren je eigenen Auf-trag, verbunden mit Vollmacht(13,34). Wie Türhüter sollen siewachsam seine Ankunft erwarten(13,34f.).

Die Vollendung des PlansMarkus erzählt eigentlich nur denAnfang (1,1) von Gottes Heils-plan. Die Vollendung im vollendsdurchgebrochenen „Reich Got-tes“, die „künftige Welt“ stehtnoch aus (9,1; 10,30). Um GottesPlan mit dieser Welt und denMenschen zu vollenden, ist derGekreuzigte von Gott auferweckt(16,6) und an seine Seite erhöhtworden (12,36), woher er zurDurchführung des RatschlussesGottes auch gekommen war(12,37). Wenn Jesus als der Men-schensohn wieder kommt (8,38,13,26; 14,62), wird Gottes Plangänzlich vollendet.

Jesus hat durch seinen Tod undseine Auferstehung den Grundzur Rettung gelegt. Doch seine

Rettungstat kommt nicht auto-matisch allen zugute. Durch Um-kehr und Glauben soll die Heils-botschaft empfangen (1,15) unddurch Nachfolge bewahrt werden(8,34.35). Was das bedeutet, ent-faltet Jesus in seiner Lehre unddurch sein Lebensvorbild.

Weil sich das Kommen des Reiches Gottes verzögert und Jesus nicht zugegen sein wird(2,20; 13,34), können Lauheitund Enttäuschung die Christen in ihrem Glauben bedrohen (4,18; 9,43.45.47), ebenso Verfol-gung und Hass (4,17; 9,40.41;10,30; 13,9–13).

Die NachfolgeDaher gibt es unter seinen Nach-folgern solche, die von ihm abfal-len oder ihn verleugnen (4,17f.;8,38), und solche, die den Tod er-leiden müssen, bevor sie seinKommen und die Vollendung desReiches Gottes erlebt haben(9,1). Markus vermittelt die Bot-schaft Jesu so, dass die ange-fochtenen Leser lernen, ihre Situa-tion von Not und Trauer, Sorgenund Ängsten, Ablehnung, Anfein-dung, Verfolgung und Verlassen-heit wie Jesus selbst zu ertragenund zu bewältigen (13,13). Jesusselber wurde von seiner Familieabgelehnt (3,21.31), von seinenGegnern bekämpft und verfolgt(2,6; 3,6.22; 7,1; 8,11; 10,2; 11,18;12,12; 14,1), von seinen Freun-den verraten (14,10f.; 14,45;14,66–72), verurteilt (14,62–65;15,3; 15,13–15) und getötet(15,23–39). Am Ende musste er –allein gelassen (15,40) – diescheinbare Abwesenheit Gottesertragen (15,34). Markus zeigtseinen Lesern, wie ihr Glaube inAnfechtung und Versuchung(14,32–42) bestehen kann (13,13;13,33–37; 14,30f.). Der Weg zumLeben soll dem Weg Jesu gleichen(8,34–37). Es ist der Weg derKreuzesnachfolge, auf dem sie indas „ewige Leben“, das „ReichGottes“, eingehen werden.

„Aber Gott hatbeschlossen, denen,die zu ihm und seinerOrdnung umkehren,zu vergeben.“ (1,15; 16,16)

„Zur Erfüllung diesesPlanes, kommt derSohn Gottes alsMensch zur Welt, alsSohn Marias.“ (6,3; 3,31)

„Obwohl die Jünger bei Jesus sein sollen(3,14), verstehen sieseinen Weg vorerstnoch nicht undversagen.“ (8,31f.; 9,32; 10,35ff.)

„Die Vollendung imvollends durch-gebrochenen ‘ReichGottes’, die ‘künftigeWelt’ steht noch aus.“ (9,1; 10,30)

In seiner Vollmacht werden die

Jünger ausgesandt, sein Evangelium

zu verkünden (Mk 6,12).

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28 BAUSTEINE special 6/2007

Ja, dieserMenschwarwirklichGottesSohn.Markus 15,39

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BAUSTEINE special 6/2007 29

1. Der „Buchstabe“: Hier geht esum die sichtbaren Fakten. 2. Die„Allegorie“: Sie erschliesst dasGeheimnis der Heilswahrheiten,das in der Geschichte verborgenist. 3. Der „moralische“ Sinnschaut auf das Leben des Glau-benden. 4. Die „Anagogia“ ist dieBewegung auf die letzten Zielehin.

Letztlich dient dieses Schemadazu, dass die Lesenden in derSchrift den „geistlichen“ Sinnentdecken: „Die innere Erkennt-nis des Herrn, der für michMensch geworden ist, damit ich ihn liebe und ihm nachfolge“(Ignatius von Loyola).

Neue Perspektiven

Herman-Josef Venetz: „Er gehteuch voraus nach Galiläa/ Mitdem Markus-Evangelium aufdem Weg“. Paulusverlag; 230Seiten.Nach einer kurzen Einleitung zumEvangelium legt Venetz einzelneAbschnitte des Evangeliums aus.Venetz war Professor für neuesTestament in Freiburg (CH). SeineAuslegung eröffnet einige neuePerspektiven auf dieses Evange-lium.

Markus heute

Albrecht Gralle; „Jesus starb in Berlin ... nach dem Markus-Evangelium, als ob es hier undheute passiert wäre“. AussaatTaschenbuch; 125 Seiten.Gralle bewegtsich in diesemBüchlein dichtam Markustext,den er als Theo-loge bestenskennt. Ebensobewegt er sichhart an der deutschen Realität.Oft bringt er nur wenige Ände-rungen an, um die Szene von

Markus in die Gegenwart zu über-tragen. Hier wird gezeigt, dassdieses Evangelium aktuellerdenn je ist.

Eine Empfehlung

Zum Schluss möchte ich noch einBuch vorstellen, das mir vor kur-zem von einem ehemaligen VBG-Mitarbeiter empfohlen wurde:

Siegfried Zimmer: „Schadet dieBibelwissenschaft dem Glau-ben? – Klärung eines Konflikts“.Vandenhoeck & Roprecht;200 Seiten. Es handelt sichhier zwar nichtum ein Buchzum Markus-Evangelium.Zimmer richtetsich an Christin-nen und Chris-ten, die der Bibelwissenschaft(historisch-kritische Methoden)skeptisch oder ablehnend gegen-überstehen. Ihnen will er eineBrücke bauen, die aus einem fun-damentalistisch verengten Bibel-verständnis zu einem Verständ-nis führen könnte, das den bibli-schen Texten besser gerechtwird. Aus diesem Buch spricht ei-ne grosse Liebe zu Jesus und denbiblischen Texten, aber ebensoeine grosse Liebe zu jenen, die eine fundamentalistische Sicht-weise vertreten. Der Autor ringtimmer wieder um die Einheit derChristen und zeigt auf, dass dieverschiedenen Ansätze, die Bibelzu lesen, nicht Grund für eineTrennung sein sollten. Geradeauch deshalb kann ich ZimmersAusführungen mit grosser Zu-stimmung folgen. Ein Buch, dasich allen Bausteine-Leserinnenund -Lesern wärmstens zum Stu-dium empfehle. (FRu)

Der FavoritAdolf Pohl: „Das Evangelium desMarkus erklärt von Adolf Pohl“.Reihe Wuppertaler Studienbibel(Ergänzungsband); 600 Seiten.Sehr wertvoll erachte ich an die-ser Vers-für-Vers-Auslegung diefolgenden Punkte: Vor jedemgrösseren Textabschnitt bietetPohl zusammenfassende Vorbe-merkungen an, dann folgt derText des Unterabschnittes in ei-ner genauen Übersetzung mitvielen Parallelstellen. Nach demEvangeliumstext werden einzel-ne Worte und Übersetzungsmög-lichkeiten diskutiert, anschlies-send wird der Kommentar mitweiteren Vorbemerkungen einge-leitet. Der Kommentar zu den ein-zelnen Versen enthält auch im-mer geistlich anregende Bemer-kungen.

Pohls Kommentar ist jene Mar-kus-Auslegung, zu der ich immerwieder gerne greife, und die ichallen wärmstens empfehlenmöchte. (FRu)

Der Begleiter

Anselm Grün: „Jesus – der Wegzur Freiheit/ Das Evangelium desMarkus“. Kreuz Verlag; 150 Sei-ten.Grün bietetkeine Vers-für-Vers-Ausle-gung, sondernkommentiertjeweils einzel-ne Abschnitte.Seine Bemer-kungen eignen sich besondersfür die Begleitung der eigenen

Kommentarezum Markus-Evangelium

Markus-Lektüre, bei welcher wirdie Bilder und Gefühle betrach-ten sollen, die in uns aufsteigen.Es geht Grün mehr um Erfahrungals um einseitiges intellektuellesWissen – wobei Erkenntnissezum Hintergrund und zur Symbo-lik auch ihren Platz finden. GrünsVorliebe für den tiefenpsycholo-gischen Zugang zur Bibel ist un-verkennbar. Gerade diese Eigen-art kann einige neue Zugängezum Text öffnen.

Zum Mitnehmen

Hubertus Brantzen: „Wer bin ichfür euch? Die Botschaft von Jesusnach dem Markus-Evangelium“.Reihe „Bibel leben“; Herder; 140 Seiten.Dieses kleine Büchlein eignetsich zum Mitnehmen und Ver-schenken. Vor den kommentie-renden Bemerkungen wird je-weils auch der Bibeltext in einerguten Übersetzung angeboten.Die Bemerkungen zielen auf dieim Titel angegebene Frage hin.Anregend für das verarbeitendeVerweilen beim Text sind die un-ter dem Stichwort „Spur fürmich“ gemachten Gedanken.

Der geistliche Sinn

Peter Köster: „Lebensorientie-rung am Markus-Evangelium/ Eine geistliche Auslegung auffachtextischer Grundlage“. Eos Verlag Erzabtei St. Ottilien;230 Seiten.Köster legt einzelne Abschnitteaus. Er arbeitet mit dem Schemades vierfachen Schriftsinnes.

L I T E R A T U R

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30 BAUSTEINE SPECIAL 6/2007

I N S E R A T E

I M P R E S S U MBausteine Nr. 6/2007 vom 26. Oktober 2007

Herausgeber VBG-Verlag, Dr. Benedikt Walker, Zeltweg 18, 8032 Zürich. 052 233 78 06; [email protected]; www.evbg.ch Redaktion Fritz Imhof, lic. theol., Redaktor BR Redaktionskommission Pfr. Philipp Aebi, Peter Flückiger, lic. theol. Fritz Imhof, Ruth Maria Michel, Dr. Benedikt Walker LLaayyoouutt ammann grafik design, st. gallen (Titel), Ruth Imhof-Moser Druck/Versand Jakob AG, Grosshöchstetten Erscheinungsweise 2008 erfolgt eine Konzeptänderung dieser Zeitschrift. Infos folgen späterAdressverwaltung VBG-Sekretariat, Zeltweg 18, 8032 Zürich, 044 262 52 47;[email protected] „Bausteine“, Dachsweg 12, 4313 Möhlin, Tel. 061 851 51 96, Fax 061 851 51 97, [email protected]; www.eBausteine.chAb 1.11.07: VBG-Sekretariat, Zeltweg 18, 8032 Zürich, 044 262 52 47; [email protected] Die VBG wurden 1949 gegründet und sind eine interkonfessionelle Bewegung unterSchülerinnen und Schülern, Studierenden und Berufstätigen. Ziel der VBG ist es, indiesen Bereichen integriertes Christsein zu fördern, so dass Glaube und Wissenschaft,Sonntag und Alltag nicht auseinanderklaffen und das Christsein für andere glaubwür-dig ist.

I N S E R A T EAnzeigenverwaltung Ruth Imhof-Moser, Dachsweg 12, 4313 Möhlin, Tel. 061 851 51 81,Fax 061 851 51 97, [email protected], ab 1.11.07: VBG-Sekretariat, Zeltweg 18, 8032Zürich, 044 262 52 47; [email protected] betr. Tarifen von Inseraten und Beilagen erhalten Sie beim VBG-Sekre-tariat (s.o.)Bilder: Hans Domenig: S. 3, 9, 10, 12, 16, 17, 18, 20, 21, 22, 26 Fritz und Ruth Imhof-Moser: S. 5, 7, 14, 24, 28Titelbild: iStockphotoTi

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I N S E R A T E

BAUSTEINE SPECIAL 6/2007 31

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Wir setzen uns für sie ein.

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Unsere Mandantin ist die SBE-Stiftung für berufliche und soziale Eingliederung für junge Menschen mit psychischen Einschränkungen, welche mit der IV-Stelle Bern zusammenarbeitet. Die SBE-Stiftung ist eine christlich motivierte Institution aus Kreisen der evang.-ref. Kirche und Freikirchen. Sie bietet in Zusammenarbeit mit der IV, psychiatrischenKliniken und weiteren Partnerorganisationen an 3 Standorten insgesamt 50 Therapie- und Wiedereingliederungsplätze an. Jungen Menschen Perspektiven und Grundlagen für ein eigenständiges Leben und eine berufliche Tätigkeit geben – das ist ihre Vision.

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Page 32: Bausteine 6/2007 special | Schlaglichter zum Markus-Evangelium

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