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ISSN 2190-4278 | Jahrgang 10 | Heft 1 (Februar) 2019 Energieoptimierte Architektur – vom Sanatorium zum Hotel Neues im Alten – Umbau eines alten Kutscherhauses Schloss Erxleben – Heißluftverfahren zur Schwammbekämpfung Metastudie – Energieeffizienz im Gebäudebestand B AUSUBSTANZ Zeitschrift für nachhaltiges Bauen, Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege 1|2|3|4|5|6| 2019 Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V.

BAUSUBSTANZ · Kompressen«, Leiter der IDK-Arbeitsstelle in Dresden Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. (IDK) Schloßplatz

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ISSN 2190-4278 | Jahrgang 10 | Heft 1 (Februar) 2019

Energieoptimierte Architektur – vom Sanatorium zum Hotel

Neues im Alten – Umbau eines alten Kutscherhauses

Schloss Erxleben – Heißluftverfahren zur Schwammbekämpfung

Metastudie – Energieeffizienz im Gebäudebestand

BAUSUBSTANZZeitschrift für nachhaltiges Bauen, Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege

1|2|3|4|5|6| 2019Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V.

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Das überarbeitete Merkblatt E-3-13 (Gelbdruck) »Salzreduzierung an porösen mineralischen Baustoffen mittels Kompressen«

Christoph Franzen

Dem aufmerksamen Leser wird gleich auffallen, dass sich bei der im Januar 2019 im Gelb-

druck erschienenen Überarbeitung des Merkblatts E-3-13 die erste Verände-rung gleich im Titel bemerkbar macht. Das Wort »Entsalzung« ist weggefal-len. Zwar ist der Begriff gut einge-führt, aber er führte doch bei man-chem Nutzer zu falschen, meist über-zogenen Erwartungen an den Maß-nahmenschritt. Der zunächst etwas umständlichere Begriff der »Salzredu-zierung« hingegen trifft ohne weite-re zusätzliche Erklärungen den wich-tigen Sachverhalt der Minderung von Gehalten an zerstörend wirkenden Ionen in Baustoffen. Bauschädliche Salze sind ein Problem, das in der Bau-denkmalpflege seit Jahrzehnten gegen-

wärtig und an den Objekten oft seit Jahrhunderten aktiv ist.

Schon diese kleine semantische Än-derung zeigt, dass sich seit der Einfüh-

rung des Merkblatts im Jahr 2002 sehr viel im Verständnis und im Umgang mit Kompressen zur Salzreduzierung an porösen mineralischen Baustoffen getan hat, was nun in dem neu über-arbeiteten Merkblatt aktuell abgebil-det ist. Die grundsätzlichen Voraus-setzungen für die sanierenden und res tauratorischen Maßnahmen haben sich keineswegs verändert. Bauschäd-liche Salze sind ionische, oft leicht lös-liche Verbindungen meist anorgani-scher Natur, welche in gelöster oder kristalliner Form in porösen Baustof-fen vorliegen können. Klimaabhängi-ge Wechsel im Aggregatzustand oder Volumenveränderung durch Einlage-rung/Abgabe von Hydratwasser füh-ren zu mechanischen Belastungen im Materialgefüge und damit sehr häufig

Abb. 1: WTA-Merkblatt E-3-13 (Gelbdruck) Salzredu-zierung an poröSen mineraliSchen BauStoffen mittelS KompreSSen

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zu Schäden am Baumaterial. Eine einfache verallgemeine-rungsfähige Angabe von Werten für bauschädliche Min-destsalzgehalte kann wegen der Vielfalt der Einflüsse des Baustoffgefüges und der zahlreichen möglichen Salzkom-binationen nicht aufgestellt werden. Dennoch lassen sich aus den vielen Praxiserfahrungen und veröffentlichten Ex-perimenten grobe Größenordnungen für die Anionengehal-te ableiten, ab denen mit einer Gefährdung gerechnet wer-den kann und die in bewährter Weise zur Orientierung in einer Tabelle im Merkblatt angegeben werden. Daraus las-sen sich zum einen die Handlungsnotwendigkeit und zum anderen im Ansatz auch die Aufwandsgröße der Hand-lungswiederholung abschätzen. Aufeinander abgestimm-te naturwissenschaftliche und restauratorische Untersu-chungen sind unerlässlich, um die Notwendigkeit von Salz-reduzierungsmaßnahmen mit Kompressen zu begründen und deren Erfolgsaussichten und deren Erfolg nachzuwei-sen. Diese Untersuchungen müssen vor, während und nach der Maßnahme vorgenommen werden. Die Untersuchun-gen umfassen einerseits das durch Belastung zunächst ge-fährdete und zum Abschluss gesicherte Baumaterial und andererseits die Kompressen, die auf das spezifische Bau-material und die Situation abzustimmen sind.

Voruntersuchungen beziehen sich daher auf den Materi-albestand des zu behandelnden Objekts, die flächige Ver-teilung und Beschreibung der Materialarten, auf Schäden inklusive der Schadensursachen und Schadensquellen so-wie Möglichkeiten für deren Beseitigung, auf das Wasser-aufnahme- und Wasserabgabeverhalten des Substrats, auf die Salzarten und Salzverteilung in Höhen- und Tiefenpro-filen bis mehreren Zentimetern Tiefe, inklusive der quan-titativen Angabe der Anionen- und Kationenkonzentrati-onen sowie die Klimasituation in Innenräumen. Auf die-ser Grundlage lässt sich dann entscheiden, ob die ermit-telten Salzgehalte schadensrelevant sind und demzufolge eine Salzreduzierung, auch in Hinblick auf eine zukünftige Nutzung, notwendig ist und ob eine erfolgreiche Behand-lung grundsätzlich zu erwarten ist oder alternative Maß-nahmen zielführender wären. Auch welche Verfahrens-weise anzuwenden ist und welche Materialien einzuset-zen sind, kann davon abgeleitet werden. Die voraussicht-lich erforderliche Applikationsdauer und eine Abschätzung zur Gesamtdauer der Maßnahme sind ebenfalls wichtige Angaben. Die dann ausgewählte Verfahrensweise ist vor-ab an Musterflächen zu prüfen und der Erfolg analytisch nachvollziehbar nachzuweisen. Während der Salzreduzie-rung muss eine Überprüfung des tatsächlichen Salzaustrags durch Untersuchungen am Kompressenmaterial und nach Möglichkeit im Untergrund erfolgen. Aufbauend auf diese Untersuchungen kann beurteilt werden, ob weitere Kom-pressenzyklen sinnvoll sind. Zur abschließenden Erfolgs-kontrolle muss die Messung des Salzgehalts mit Anionen und Kationen im Mauerwerk analog zur Vorgehenswei-se bei der Voruntersuchung durchgeführt werden. Die Be-stimmung des Salzgehalts ausschließlich in der Kompres-se erlaubt keine quantitative Aussage über den tatsächli-chen Erfolg einer Maßnahme.

Kompressen zur Salzreduzierung bestehen aus einer Mi-schung mehrerer Komponenten. Im Merkblatt sind Hin-weise zu diesen Komponenten, deren beabsichtigter Wir-kung sowie zu deren Risiken zusammengestellt. Auch ih-re Eigenschaften sowie die Wirksamkeit der ausgewähl-ten Mischung sind zu überprüfen. Vor der Anbringung der angemischten Kompressen sind vorbereitende Maßnah-men am Untergrund zwingend erforderlich. Dazu gehö-ren Reinigung und Sicherung. Die Maßnahmen müssen durchweg von qualifiziertem Personal durchgeführt wer-den. Salzreduzierungsmaßnahmen mit Kompressen erfor-dern den Einsatz von entionisiertem Wasser. Eine höhere und deutlich teurere Qualität wird als überflüssig und so-

Abb. 2: Ein wichtiges Prinzip für das Verständnis der Wirkungsentwicklung von Kompressen zur Salzreduzierung: Die Richtung des kapillaren Wassertransports geht ausschließlich von größeren in kleinere Poren.

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zusagen ineffizient, eine geringere als fahrlässig erachtet. Die Qualitätsan-forderungen an die Kompressenmi-schung umfassen neben der Salzfrei-heit der Bestandteile die Auftragungs- und Abnahmeeigenschaften. Bei der Verarbeitung der Komponenten sind die Anforderungen des Gesundheits-schutzes zu beachten.

Der Auftrag der teigartigen Kom-pressenmaterialien kann von Hand oder maschinell erfolgen. Auf gute, vollständige Haftung der Kompresse am Untergrund ist unbedingt zu ach-ten. Die Behandlung von Teilflächen ist grundsätzlich problematisch, da es häufig zu unerwünschten Randeffek-ten kommen kann. Ein zu schnelles Abtrocknen der Kompresse ist zu ver-meiden. Im Außenbereich ist für einen ausreichenden Schlagregen-, Sonnen- und Windschutz zu sorgen. In der Re-gel ist ein mehrmaliger Kompressen-auftrag erforderlich. Bei sehr hohen Salzkonzentrationen sollte bei den ersten Zyklen ein schnellerer Wech-sel der Kompressen erfolgen. Die ab-getrocknete Kompresse wird von der Oberfläche abgenommen, um eine Re-kontamination des Objekts zu vermei-den, und ist unverzüglich zu entsor-gen. Die Reinigung des Untergrunds von anhaftenden Kompressenresten erfolgt trocken, je nach Empfindlich-keit entweder manuell oder maschi-nell. Im Merkblatt werden ergänzend noch verschiedene Sonderfälle zur Salzreduzierung mittels Kompressen vorgestellt.

Das Merkblatt wird in seiner überar-beiteten Fassung sowohl den neuesten Forschungsergebnissen als auch dem gelebten Arbeitsalltag auf den Baustel-len gerecht. Die aufgeführten Hand-lungsanweisungen und Hinweise kön-nen allen Planenden und Ausführen-den wichtige Hilfestellungen bieten.

Aktuell werden auf internationaler Ebene Anstrengungen zur Qualitäts-sicherung im Bereich der Salzreduzie-rung mittels Kompressen durch die Erarbeitung einer CEN-Norm inner-halb der TC 346 Erhaltung dEs kul-turEllEn ErbEs unternommen. Das WTA-Merkblatt ist hier der Norm ei-nen Schritt voraus.

In seiner Funktion als Arbeitsgruppen-leiter möchte sich der Autor ganz herz-lich bei den Mitgliedern der Arbeits-gruppe für die konstruktive Zusam-menarbeit bedanken! Die im März 2017 aufgenommene Überarbeitung konnte schon im Dezember 2018 ab-geschlossen werden.

Alle am Thema interessierten Lese-rinnen und Leser werden aufgefor-dert, das Merkblatt kritisch zu lesen und bei Bedarf bis zum 31.06.2019 ih-ren Einspruch bei der WTA geltend zu machen.

INFO/KONTAKT

Dr. Dipl.-Geol. Christoph Franzen

Leiter der WTA-Arbeitsgruppe »Salzreduzierung an porösen mineralischen Baustoffen mittels Kompressen«, Leiter der IDK-Arbeitsstelle in Dresden

Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. (IDK) Schloßplatz 1 01067 Dresden Tel.: 0351 48435101 Fax: 0345 47225729 E-Mail: [email protected] Internet: www.idk-denkmal.de

WTA Merkblatt-Ordner – aktueller Stand2018, zahlr. Abb. u. Tab., 3 DIN A4-OrdnerISBN 978-3-8167-6770-1 | € 769,–

Die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemein-schaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA) hat die Aufgabe, die Forschung und deren praktische Anwendung auf dem Gebiet der Bau-werkserhal tung und Denkmalpflege zu fördern und praktische Erfahrungen zu verbreiten. Neben einem intensiven Dialog zwischen Wissenschaftlern und Praktikern nimmt die WTA diese Aufgabe insbeson-dere durch die Heraus gabe von Merkblättern wahr. Die Merkblätter enthalten praktikable Angaben zur Vorgehensweise bei der Instandsetzung, angefangen bei der Bestands auf nahme und Planung bis hin zur konkreten Durch führung. Die Gesamtausgabe enthält alle zurzeit gültigen WTA-Merkblätter sämtlicher Referate.

WTA-MerkblätterHrsg.: Wissenschaftlich-Technische Arbeits gemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.

WTA-Merkblätter im ReferatspaketReferat 1 – Holz / Holzschutz € 125,–Referat 2 – Oberflächentechnologie € 129,–Referat 3 – Naturstein € 169,–Referat 4 – Mauerwerk / Bauwerksab. € 95,–Referat 5 – Beton € 99,–Referat 6 – Bauphysik € 169,–Referat 7 – Tragverhalten / SchadensdiagnostikReferat 8 – Holzkonstruktionen € 169,–Referat 10 – Präventive Konservierung

Derzeit sind über 75 Merkblätter lieferbar! Die Einzelmerkblätter sind als Druckausgabe oder Download zu beziehen unter www.baufachinformation.de/WTA

Bestellung:Tel. 0711 970-2500 | Fax 0711 970-2508E-Mail: [email protected]

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