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B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 1
Musikalische Formen zwischen 1600 und 1950
1 Begriffe / Definition
2 Elemente der Form
3 Wichtige Formen zwischen 1600 und 1950
INHALT
Anmerkung:
Alle Notenbei-spiele sind mit Tonbeispielen (mp3) verlinkt, die Komponistenpor-träts haben einen Link zu Internet-adressen über die Person
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 2
Tätigkeiten und Möglichkeiten des musikalischen Bildens und Gestaltens
feststehende, überlieferte Formschemata
Mittel, Formeln und Techniken des musikalischen Satzes
1Begriffe
Definition
1.1Sprach-
gebrauch
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 3
1Begriffe
Definition
1.2ähnliche Begriffe
Stil
Art
Musiken
Technik
Struktur
Gattung
Prinzip
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 4
1Begriffe
Definition
1.3Definition
= Ordnung eines „Tonstoffs“
= Gestaltung eines „Tonstoffs“
= Gestalt selbst
= Prinzip dieses Gestaltens
= Vorgang, der Tonstoff zu "Musik" ordnet
= Schema (tektonisch oder architektonisch) als Modell der Komposition
Definition
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 5
2 Elemente der Form
2.1Form als Ver-
bindung dreier Momente
Gestaltungs-prinzipien(A - B - A)
Ausgewogenheit, Kontrast, Abwechs-lung, Wiederholung, Variation, Trans-position, Sequenzierung, Gliederung, Gewichtsabstufung, Attraktionspunkte
3 Momente
Ideen Affekte, Stimmungen, Bildvorstellungen, musikalische Motive
TonmaterialHöhe, Dauer, Lautstärke, Klangfarbe
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 6
2 Elemente der Form
2.2 Formbildende
Elemente
Motiv:
Motiv
kleinste, meist melodische Sinneinheit ein typisches und einprägsames Gebilde Kraft zur Verselbstständigung
WH
kann wiederholt werden
a. T. a. T.
kann auf anderen Tonstufen erscheinen
WH
J. S. Bach, Brandenburgisches Konzert Nr. 3, 1. Satz
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 7
2 Elemente der Form
2.2 Formbildende
Elemente
„ ... eine Einheit, die man annähend in einem einzigen Atemzug singen kann.
Ihr Ende suggeriert eine Art Zeichensetzung, ähnlich einem Komma.“ (A. Schönberg)
~ 2 Takte
Phrase:
L. v. Beethoven, Klaviersonate op. 2, Nr. 1, f-moll, 1. Satz
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 8
(ital.: Subjekt), ein prägnantes Kopfmotiv mit Fortführung ohne scharfe Begrenzung (typisch für Barock).
2 Elemente der Form
2.2 Formbildende
Elemente
Sogetto („Fortspinnungstyp“):
Motiv a a‘ a a‘ a a‘‘ b b‘
Sogetto und Fortspinnung Sequenz
J. S. Bach, Brandenburgisches Konzert Nr. 3, 1. Satz
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 9
geschlossene Sinneinheitmeistens 8 Takte langGliederung in Vorder- und Nachsatz
(Halbsätze)entwickelnder, sich öffnender Charakter viertaktige Entwicklung beruht zumeist auf
einem Motiv der Anfangsphrase
2 Elemente der Form
2.2 Formbildende
Elemente
Satz („Entwicklungstyp“):
Motiv a b a‘ b‘ b b‘ b‘‘ cPhrase veränderte WH Entwicklung und Steigerung mit Halbschl.(D)
Vordersatz Nachsatz
L. v. Beethoven, Klaviersonate op. 2, Nr. 1, f-moll, 1. Satz
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 10
8-taktige Einheit
abschließender, in sich ruhender Charakter
Vorder- und Nachsatz korrespondieren
Anlage ist symmetrisch
2 Elemente der Form
2.2 Formbildende
Elemente
Periode („Liedtyp“):
Motiv a b a‘ b‘cPhrase - Aufstellung
Vordersatz - Spannungsaufbau Nachsatz - Entspannung
c‘Beantw. Halbschl.(D) veränd. WH Beantw. Ganzschl.(T)
W. A. Mozart, Symphonie Nr. 40, g-moll, 4. Satz
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 11
Thema: 8-taktige Sinneinheit wie der Satz (synonym). Zeigt gegenüber dem Soggetto oft symmetrische Gliederung und harmonische Geschlossenheit (Kadenz, typisch für Klassik)
Abschnitt oder Gruppe: nächstgrößere Gliederungen
Teil: eine größere Einheit in einem Musikstück, oft als Ganzes wiederholt, z.B. die Exposition der Sonate
Satz (im übergeordneten Sinn): ein geschlossenes Musikstück in einer Satzreihe (wie dem Divertimento) oder einem Satzzyklus (wie der Sonate)
2 Elemente der Form
2.2 Formbildende
Elemente
Weitere Bezeichnungen für Werkteile
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 12
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
Liedformen
Variationenreihe: fortlaufende Wiederholung des Gleichen mit verschiedenen Veränderungen
Abschnittsfolge in Tänzen: fortlaufende Addition neuer Teile (z.B. Walzerkette)
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 13
2 - 3 Teile in unterschiedlicher Kombination
Für alle entsprechend gebauten Instrumental- und Vokalformen (nicht nur Lied)
2-teilige, 3-teilige, erweiterte Form,Barformen
Terminus 1839 von A. B. MARX geprägt
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
Liedformen
3.1.1Liedformen
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 14
jeder Teil kann wiederholt werden Die Teilanfänge und -schlüsse sind oft gleich
gestaltet
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
a) Zweiteilige Liedform
Formschemata:
A B
||: A :|| ||: B :||
||: A :|| B
A ||: B :||
3.1.1Liedformen
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 15
Beispiel für zweiteilige Liedform: A - B - BVordersatz
NachsatzA
B
Halbschluss (D)
Ganzschluss (T)
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 16
symmetrisch ausgewogen
besonders in langsamen Sätzen
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
b) Dreiteilige Liedform
Formschemata:
A B A
||: A :|| ||: B
A B C
A :||3.1.1
Liedformen
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 17
Robert Schumann, Von fremden Ländern und Menschen, aus
„Kinderszenen“, op. 15
A
B
A
Beispiel fürdreiteilige Liedform
||:A:||:B – A:||
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 18
3 Teile in sich wieder unterteilt
Bogenrondo oder Menuett mit Trio.
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
c) Erweiterte Liedform
Formschema:
A B A||: a :|| ||: b a :|| a b a||: c :|| ||: d c :||
z.B.: Menuett MenuettTrio
3.1.1Liedformen
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 19
Beispiel für erweiterte Liedform
Menuett, Thema A aus W.A. Mozart, Symphonie Nr. 40, g-moll, 3. Satz
Menuett, Thema B
Ganzen Satz hören
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 20
Trio, Thema C
Beispiel für erweiterte Liedform
Trio, Thema D
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 21
Bestehen ausStollen (A) - Gegenstollen (A) - Abgesang (B)
Verschiedene Kombinationen wie Gegenbarform und Reprisenbarform
Strophenformen des Minne- und Meistersangs
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
d) Barformen
3.1.1Liedformen
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 22
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
REPRISENBARFORM
GEGENBARFORM
BARFORM
A BA
A B B
A BA A
3.1.1Liedformen
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 23
Beispiel für Reprisenbarform
A
B
A
A
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 24
= Veränderung eines Gegebenen (Thema) = Grundprinzip musikalischer Gestaltung Verändert werden z.B.:
3Formen von1600 - 1950
3.1.2Variation
3.1Reihungs-
formen
Variationen
Rhythmus Dynamik Artikulation Melodik Harmonik Klangfarbe Besetzung
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 25
Beispiele für Variationen
Thema
„Kerntöne“
W.A. Mozart: Variationen über „Ah! Vous dirai-je, Maman“, KV 265
Var. 1 Diminution
Var. 5 Rhythmus
Var. 11 TempoAdagio
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 26
Beispiele für Variationen
Thema
Var. 12Taktwechsel
Var. 3Rhythmus/Harm.
Var. 8Tongeschlecht/Kontrapunkt
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 27
Melodie-Variation Rhythmische Veränderung Änderung des Stimmverlaufs Harmonische Veränderung Kontrapunktische Variation Cantus firmus-Variation Frei variierendes Spiel systematische Variation der verschiedenen
Parameter (12-Ton-Musik, serielle Musik)
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
3.1.2Variation
Variationstechniken
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 28
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
3.1.2Variationen
Die Formen der Variation
Variationsfolgen mit vorangestelltem Ausgangsmodell
Modell = Melodie oder Bass bzw. dessen immanente Harmonik
Variations-Reihen seit dem 16. Jh.
Allgemeines
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 29
Variationen-Suite (17. Jh.): umrhythmisierte Melodie je Satz
Double (17./18 Jh.): Tanzwiederholung mit stark verzierter Oberstimme
Choralvariation oder -partita (17./18.Jh.): Ausschmücken des Chorals als c.f. oder dessen kontrapunktischer Verarbeitung
Thema mit Variationen (18./19. Jh.): Einzelwerk oder als langsamer Satz in Sonaten, Quartetten, Symphonien usw.
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
3.1.2.1Variationen
Melodiemodell
Variationen über ein Melodie-Modell
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 30
Strophen Bass-Arie (ital.) und Variation über Lied- und Tanzbässe, z.B. Follia (16./17.Jh.)
Ground-Variation (engl.) der Virginalisten um 1600
Chaconne und Passacaglia, (im 16. Jh. von Spanien über Italien nach Deutschland),z.B.: Händel, Bach, Brahms (4. Symphonie)
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
3.1.2.2VariationenBassmodell
Variationen über ein Bass-Modell
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 31
J.S. Bach: Orgelpassacaglia in c-moll, BWV 582, Bassthema
3Formen von1600 - 1950
3.1Reihungs-
formen
3.1.2Variationen
Eigenschaften der Bässe: meistens kurz (4 oder 8 Takte) klar kadenzierende Harmonik wiederholen sich ständig (ital. ostinato)
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 32
Instrumentales Rondo seit 17. Jh.
Zusammengesetzte Liedform (Bogenform)
Meist gleichbleibender A-Teil (Refrain, Ritornell, Kehrreim) wechselt mit kontrastierenden Teilen (Couplets) mindestens dreimal
3Formen von1600 - 1950
3.2Rondoformen
3.2.1Allgemeines
Allgemeines
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 33
Kann für sich alleine stehen, meist aber Teil (Satz) eines zyklischen Werkes
In Sonaten und Solokonzerten bildet es den virtuosen Schlusssatz.
3Formen von1600 - 1950
3.2Rondoformen
3.2.1Allgemeines
Allgemeines (Forts.)
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 34
Ritornellfolge mit eingeschobenen Episoden.
Ritornelle sind gleich und stehen in gleicher Tonart oder nahverwandten Tonarten
Couplets modulieren
3Formen von1600 - 1950
3.2Rondoformen
3.2.2Kettenrondo
Kettenrondo
Formschema:
a b dc a a a
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 35
Beispiel für Kettenrondo
J.S. Bach: Violinkonzert E-Dur, 3. Satz, Refrainsoggetto
Aufbau
a
8
E
T
b
8
H
D
a
8
E
T
c
8
cis
Tp
a
8
E
T
d
8
A
S
a
8
E
T
e
16
gis
Dp
a
8
E
T
Teil
Taktzahl
Tonart
Funktion
Ganzen Satz hören
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 36
2 Eckteile umrahmen einen kontrastierenden Mittelteil
Mittelteil kann untergliedert sein(z.B. Menuett mit Trio)
3Formen von1600 - 1950
3.2Rondoformen
3.2.3Bogenrondo
Bogenrondo
Formschema:
a b c a a b a
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 37
Kombination von Rondo und Sonatensatzform
In Schlusssätzen von Sonate, Symphonie, Konzert, Quartett usw.
Einfluss der Sonatensatzform ein Teil steht auf der Dominante (Seitensatz)
Durchführungsartiger Mittelteil Transponierte Wiederaufnahme des
Seitensatzes in der Tonika (~ Reprise). Häufig mit Kadenz und Coda
3Formen von1600 - 1950
3.2Rondoformen
3.2.4Sonatenrondo
Sonatenrondo
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 38
Beispiel für Sonatenrondo
W.A. Mozart, Klavierkonzert B-Dur, KV 595, 3.Satz
Thema a (T. 1)
Thema b (T. 65)
Thema c (T. 108)
a
B
b
B
a‘
B
c
F
a
B
a
B
Coda
B
Teil
Tonart
a‘ a
Es
b
B
c
B
a‘
B
D T
Ganzen Satz hören
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 39
Phantasievolle Erweiterungen Im 19.Jh. Unregelmäßige und teils auch veränderte
Wiederkehr des Refrains
3Formen von1600 - 1950
3.2Rondoformen
3.2.5Freies Rondo
Freies Rondo
Beispiel für Freies RondoR. Strauss, Till Eulenspiegel
Eulenspiegelthema A
Eulenspiegelthema B
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 40
3Formen von1600 - 1950
3.3Sonatensatz-
form
3.3.1Aufbau
Aufbau
Durchführung//:Exposition:// Reprise
BA A‘
Verarbeitung der Themen
Gegenüberstellung von zwei
gegensätzlichen Themen (Melodien)
Spannung
Wiederkehr der Themen
Abschluss des Bogens
ev. + CODA
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 41
a) Exposition (A)
Hauptthema und Seitenthema werden vorgestellt
HauptthemaTeil
Dur
Moll
Überleitung Seitenthema Schlussgruppe
Tonika (I)
Tonika (I)
Wechseldominante
Dom. zur Parall.tonart
Dominante (V)
Paralleles Dur (III)
Dominante (V)
Paralleles Dur (III)
kraftvoll, prägnant, aufstrebend
gesanglich, mit Chromatik, kleine Intervallschritte
Fortführung des Hauptthemas oder neues motivisches
Material
neues motivi-sches Material,
Abrundung
Merk-male
Bei Bruckner: 3 Themengruppen. Exposition nicht wiederholt
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 42
Hauptthema und Seitenthema werden verarbeitet
b) Durchführung (B)
Techniken (Beispiele)
Abspaltung und Verarbeitung von Motiven
Engführung der Themen
Wechsel in entfernte Tonarten (Modulation)
Vergrößerung, Verkleinerung (Notenwerte, Intervalle)
fantasievolle Instrumentation
Bezüglich Art und Verwendung hat der Komponist freie Hand.
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 43
c) Reprise (A‘)
Hauptthema und Seitenthema kehren wieder
HauptthemaTeil
Dur
Moll
Überleitung Seitenthema Schlussgruppe
Tonika (I)
Tonika (I)
Tonika (I)
Tonika (I)
Tonika (I)
Tonika (I)
Tonika (I)
Tonika (I)
Eine Coda (enthält Hauptthema oder ein anderes zentrales Motiv) kann abschließen, gehört aber nicht zum Formschema
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 44
Entwicklung in der Wiener Klassik aus zweiteiligem Suitensatz
Wiederholungen entfielen später (von Exposition bzw. Durchführung + Reprise)
Eigenes Formgesetz in jeder Sonate, etc. In der Romantik:
3. und 4. Thema (Bruckner) Sätze ev. miteinander verschmolzen Form stark erweitert
Im 20. Jh. gelegentlich historisierende Wiederbelebung
3Formen von1600 - 1950
3.3Sonatensatz-
form
3.3.2Geschichte
Geschichte
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 45
3Formen von1600 - 1950
3.3Sonatensatz-
form
3.3.3Verwendung
Verwendung
meist im ersten und/oder letzten Satz(= „Ecksätze“) in
Sonate
Konzert
Streichquartett
Symphonie
meist3 Sätze
meist4 Sätze
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 46
Beispiel für Sonatensatzform (Themen)
W.A. Mozart, Symphonie Nr. 40, g-moll, 1. Satz
Hauptthema, Tonika (I) g-moll
Seitenthema, paralleles Dur (III), B-Dur
kraftvoll, prägnantes Motiv
Bewegung nach oben
Chromatik Chromatikgesanglich, kleine Intervalle
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 47
3 Themenkomplexe: in sich geschlossen und voneinander getrennt (Schlussgruppe = selbstständiger, dritter Themenkomplex)
Exposition wird nicht wiederholt Durchführung erhält starkes Gewicht Themen kontrapunktisch verarbeitet Prinzip der Steigerung (dynamische
Wirkungen) Reprise: teilweise neue durchführungsartige
Episoden Coda = feierlicher Abschluss
3Formen von1600 - 1950
3.3Sonatensatz-
form
3.3.4Bruckner
Sonatensatzform bei Bruckner
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 48
Beispiel für Sonatensatzform bei Bruckner
A. Bruckner, Symphonie Nr. 4, Es-Dur (Romantische), 1. Satz,
1. Thema (Es)
Zwischenthema(Es)
2. Thema (Des)
3. Thema (B)
„Urintervall“ Quint Augmentation Grundgestalt Transposition
„Zizibee“ der Waldmeise
+ Rhythmus aus Zwischenthema
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 49
Art der Mehrstimmigkeit, bei der alle Stimmen eine rhythmisch-melodische Eigenständigkeit aufweisen
Alle polyphonen Formen gehen von einem Thema aus
Gestaltungsprinzipien: Kontrapunkt (Gegenstimme) Imitation (Nachahmung)
Gegensatz zur Polyphonie ist die Homophonie
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.1Definition
Definition Polyphonie
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 50
Polyphone Techniken
Strenge Imitation (Nachahmung):notengetreue Wiederholung in einer anderen Stimme
Freie Imitation: geringfügige Änderung
Imitation auf gleicher Stufe: (z.B. im Kanon) siehe strenge Imitation
Imitation auf anderer Stufe: (z.B. Fuge, Invention)
Vergrößerung (Augmentation):Notenwerte und/oder Intervalle vergrößert
Verkleinerung (Diminution):Notenwerte und/oder Intervalle verkleinert
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 51
Polyphone Techniken (Forts.)
Umkehrung: Spiegelbild mit horizontaler Spiegel-ebene (Umkehr der Bewegungsrichtung der Melodie nach oben und unten)
Krebs: Ablauf der Töne eines Motivs von hinten nach vorn (retrograde = rückläufige Bewegung)
Krebsumkehr (Spiegelkrebs): Spiegelbild in retrograder (= rückläufiger) Bewegung
Engführung: Einsatz eines Motivs (oder Themas), bevor es in der nachgeahmten Stimme zu Ende ist
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 52
a) Kanon Strenge Nachahmung einer Stimme durch
eine andere Die anderen Stimmen können auch auf
anderer Tonhöhe einsetzen und können metrisch verändert sein
Normalkanon, Sekundkanon, Terzkanon, etc., Spiegelkanon, Krebskanon, Proportions-kanon (Notenwerte z.B. verdoppelt)
Ostinato kann hinzutreten.
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
Kontrapunktische Formen
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 53
3Formen von1600 - 1950
Beispiel für Kanon
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
Himmel und Erde(mündlich überliefert)
1. + 3. Stimme ident gleiche Harmonie in allen Teilen
Töne bilden Dreiklang
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 54
Zwei oder mehrere Lieder oder Instrumentalstücke werden zugleich gesungen oder musiziert
Harmonischen Strukturen müssen übereinstimmen
Beispiel:
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
b) Quodlibet
c) Choralvorspiel Melodie des Chorals in langen Notenwerten
im Bass oder kontrapunktisch verarbeitet
• Oh, du lieber Augustin• Heissa, Kathreinerle• Zum Tanze, da geht ein Mädel
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 55
vorwiegend Prinzip der motivischen Nachahmung
Basis bildet ein Thema, das nach allen Regeln der Kontrapunktik verarbeitet wird (Imitation, Spiegelung, Abspal-tung, Augmentation, Transposition,...)
Berühmtestes Beispiel:15 zweistimmige und 15 dreistimmige Inventionen von J.S. Bach.
J.S Bach, zweistimmige Invention in C-Dur
d) Invention (lat. inventio = Einfall, Erfindung)
Imitation
Spiegel
Transposition
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 56
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
e) Fuge
Aufbau
Durchführungen + Zwischenspiele
Exposition Coda
Verarbeitung des Themas mit
polyphonen Techniken im Wechsel mit
Zwischenspielen
Vorstellung des Themas in allen Stimmen
oft als Orgel-punkt
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 57
Exposition (Beispiel für 4-stimmige Fuge)
Alt Thema (I) Dux
Sopran Thema (V) Comes
Bass Thema (I) Dux
Tenor Thema (V) Comes
Kontrapunkt (Gegenstimme)
Kontrapunkt (Gegenstimme)
Kontrapunkt
I: 1. Stufe, TonikaV: 5. Stufe, Dominante
Reale Beantwortung: Comes intervallgetreu Modulation Tonale Beantwortung: Comes leicht verändert Tonart bleibt
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 58
Durchführungen
Verarbeitung des Themas mit kontrapunktischen Techniken
Thema erscheint in verschiedenen Tonarten und Gestalten
Zwischenspiele trennen die Durchführungen
Coda
Orgelpunkt: Lange liegender Basston mit Oberstimmen in verschiedenen Harmonien
Freie Gestaltung (z.B.: Themenanklang, ...)
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 59
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
Allgemeines
Fugen mit mehreren Themen: Doppelfuge, Tripelfuge, Quadrupelfuge
Fuge oft mit freien Formen (Toccata, Präludium) kombiniert Spannung
Fugato: fugenähnlicher Teil eines Werkes Größter Meister:
J.S. Bach: Das wohltemperierte KlavierDie Kunst der FugeOrgelfugen
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 60
J.S Bach, Die Kunst der Fuge
Thema (Dux)
Thema (Comes) – tonal beantwortet
Sammlung von Fugen, die alle von einem Thema und von Variationen dieses Themas ausgehen
Alle kontrapunktischen Künste mit größter Meisterschaft Nicht für eine bestimmte Besetzung komponiert, sondern als
„abstrakte“ Musik
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 61
1
Die
Kunst
der
Fuge
Contrapunctus
1
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 62
2
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 63
3
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 64
4
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 65
5
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 66
6
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 67
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
Es folgen Fugen mit Umkehrung und Krebs des Themas, rhythmischen Variationen des Themas, Kanons, Fugen mit mehreren Themen etc.
Bach hat auf Grund mangelnder Kräfte und einer stark fortschreitenden Erblindung die letzten Stücke seinem Sohn in die Feder diktiert, aber das Werk nicht mehr vollenden können (+ 1750)
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 68
Grundlage = Anordnung der 12 Töne einer Oktav (= Reihe)
+ Spiegel, Krebs und Spiegelkrebs(= 4 Grundgestalten der Reihe)
+ Transpositionen der 4 Grundgestalten unterschiedlich rhythmisiert und kombiniert Meister dieser Technik:
Arnold Schönberg (ca. 1920)Alban BergAnton Webern
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
e) Dodekaphonie (12-Ton-Technik)
Die Neue Wiener Schule
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 69
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
e) Dodekaphonie (12-Ton-Technik)
Arnold Schönberg(1874 – 1951)
Alban Berg(1885 – 1935)
Anton Webern(1883 – 1945)
Die Neue Wiener Schule
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 70
3Formen von1600 - 1950
3.4Polyphone
Formen
3.4.3Formen
e) Dodekaphonie (12-Ton-Technik)Reihe (Grundgestalt)
Umkehrung (Spiegel an b1)
Intervallgetreue Umkehrung
Tritonus aufwärts
Tritonus abwärts
1 2 3 4 5 6
1 2 3 4 5 6
Krebs
Spiegelkrebs
A. Schönberg, Variationen für Orchester, op. 31
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 71
e) Dodekaphonie (12-Ton-Technik)A. Schönberg, Variationen für Orchester, op. 31
Rhythmisierte Reihe
Polyphone Reihenschichtung
Spiegelkrebs auf10. Stufe transponiert
Umkehrung auf10. Stufe transponiert
Grundreihe inDiminution Spiegelkrebs auf
10. Stufe transponiert
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 72
3Formen von1600 - 1950
3.5Freie
Formen
3.5.1DefinitionBeispiele
Definition
Freie Formen sind musikalische Abläufe, die keinen festen Formplan aufweisen
Beispiele
Fantasie
Potpourri
Präludium
Toccata
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 73
3Formen von1600 - 1950
3.5Freie
Formen
3.5.2/3.5.3FantasiePotpourri
Fantasie verarbeitet Themen und Motive in freier
Weise einsätzig oder zyklisch in Sonaten, Sinfonien und Konzerten
frz. = Allerlei, Kunterbunt bunte Folge bekannter Melodien besonders im 19. Jahrhundert beliebt z.B. viele Ouvertüren zu Opern und
Operetten
Potpourri
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 74
3Formen von1600 - 1950
3.5Freie
Formen
3.5.4Präludium
Präludium
lat. = Vorspiel Interludium = Zwischenspiel
Postludium = Nachspiel Prinzip der freien Gestaltung kann allein stehen, oft mit größerem Werk
verbunden (Bach: Präludium + Fuge) Romantik:
Präludium = kurzes Charakterstück
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 75
3Formen von1600 - 1950
3.5Freie
Formen
3.5.5Toccata
Toccata
ital. "toccare" = schlagen, berühren virtuoses Stück für Tasteninstrumente in
schnellem Zeitmaß reich an Passagen (schnellen Läufen) und
Verzierungen als selbstständiges Musikstück (20. Jh.)
oder häufig mit einer Fuge verbunden Beispiel: "Toccata und Fuge in d-Moll" von
J.S. Bach
B/E 000/02/PP Formenlehre - Klassik 76
J.S Bach: Toccata und Fuge d-moll