32
Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora Universität Kassel WS 2006/2007

Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Bearbeiterin: Cindy VöllerBetreuer: Dr. Dieter Gawora Universität Kassel WS 2006/2007

Page 2: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1
Page 3: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Einleitung............................................................................................................. 3

1. Burma .............................................................................................................. 4

1.1 Geografie und Klima ................................................................................. 4

1.2 Bevölkerung.............................................................................................. 4

1.3 Bildung und Gesundheit ........................................................................... 4

1.4 Historischer Abriss.................................................................................... 5

1.5 Politik ........................................................................................................ 6

1.6 Verwaltungsgliederung ............................................................................. 7

1.7 Wirtschaft.................................................................................................. 8

1.7.1 Energiesektor .................................................................................... 9

1.7.2 Holzhandel....................................................................................... 10

2. Der Salween .................................................................................................. 13

3. Staudammplanungen am Salween ................................................................ 16

3.1 Chinas Pläne .......................................................................................... 16

3.1.1 Die Staudammkaskade am Oberlauf des Salween ......................... 16

3.1.2 Sinohydro und der Hat Gyi .............................................................. 17

3.2 Thailands Pläne ...................................................................................... 18

3.2.1 Probleme bei der Finanzierung........................................................ 18

3.3 Der Tasang Staudamm........................................................................... 19

3.4 Die Staudämme Wei Gyi und Dagwin..................................................... 19

3.4.1 Gebietsbeschreibung....................................................................... 19

3.4.2 Wey Gyi- Staudamm ....................................................................... 20

3.4.3 Dag Win- Staudamm ....................................................................... 21

4. Auswirkungen ................................................................................................ 23

4.1 Auswirkungen auf die ethnischen Minderheiten am Beispiel der Karen . 23

4.1.1 Die Karen......................................................................................... 23

4.1.2 Der Bürgerkrieg ............................................................................... 23

4.1.3 Zwangsumsiedlungen...................................................................... 24

4.1.4 Auswirkungen in Thailand................................................................ 25

4.2 Ökologische Auswirkungen .................................................................... 26

Fazit ...................................................................................................................... 29

Abkürzungen ..................................................................................................... 30

Quellenverzeichnis ............................................................................................ 30

Abbildungsverzeichnis 31

2

Page 4: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Einleitung Mitte des letzten Jahrhunderts galten Staudämme als Symbol für die Entwicklung, den Fortschritt und die Fähigkeit des Menschen die Natur zu beherrschen. Überall auf der Welt wurden Dämme zur Deckung des wachsenden Wasserbedarfs gebaut. Heute gibt es laut Definition der Internationalen Kommission für große Staudämme (ICOLD) 45 000 Großstaudämme von denen sich zwei Drittel in Entwicklungsländern wie Burma befinden. Für einige dieser Länder sind die versprochenen Einnahmen aus dem Energieverkauf an Nachbarländer das ausschlaggebende Argument für den Bau großer Staudämme. In Südostasien regen vor allem die Länder China und Thailand ihre wirtschaftlich schwächeren Nachbarn an, solche Projekte zu verwirklichen. Beide Staaten versuchen dadurch ihren wachsenden Energiebedarf zu decken. Während China auch das eigene Wasserpotential ausnutzt, vernachlässigt Thailand diese Möglichkeit. Der Grund ist die starke Lobby, die sich seit den neunziger Jahren gegen derartige Projekte im eigenen Land aufgebaut hat. Zusätzlich gibt es in Ländern wie Burma geringere Umwelt- oder Sozialstandards, welche in der Regel hohe Kosten verursachen und die Umsetzung von Großprojekten durch eine längere Planungsphase erschweren. Dass im Falle von Burma aber nicht nur geringere Kosten durch fehlende Standards zu erwarten sind, sondern damit eine Regierung gestärkt wird, die für die Umsetzung ihrer Ziele über Leichen geht, wurde bei den bisherigen Verhandlungen und Planungen nicht beachtet. Die Zustände in Burma und einige der gegenwärtigen Staudammplanungen am Salween, sowie deren Auswirkungen auf die Menschen und das Ökosystem sollen in der folgenden Arbeit dargestellt und erörtert werden.

3

Page 5: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

1. Burma Birma, englisch Burma, ist ein diktatorisch regierter Staat in Hinterindien, dessen amtlicher Name seit 1988 Pyidaungzu Myanma Naingngandaw (Union Myanmar) lautet (AUTORENKOLLEKTIV).

1.1 Geografie und Klima Im Norden und Nordosten wird Burma begrenzt von China, im Osten von Laos und Thailand, im Westen von Bangladesh und im Nordwesten von Buthan. Im Südosten wird das Land begrenzt von der Andamanischen See und der Bucht von Bengalen. Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma eines der größeren Länder Südostasiens. Das Klima in Burma ist geprägt vom Indischen Monsun. Es lassen sich hier drei Jahreszeiten unterscheiden:

- die Regenzeit von Ende Mai bis Mitte Oktober, - die Kühle Jahreszeit von Ende November bis Ende März und - die Heiße Jahreszeit von April/ Mai bis Oktober/ November (wikipedia,

10.2006).

1.2 Bevölkerung Die Bevölkerung des Landes setzt sich zusammen aus 153 Ethnien, von denen die Burmesen mit 68 Prozent den Hauptanteil stellen. Weitere große Gruppen sind Shan (9 %), Karen (7 %), Rakhine (4 %), Chin (3 %), Mon (2 %), Inder (2 %), andere (5 %) (POTZNER, STAND: OKTOBER 2006). 26% der Bevölkerung lebt in den Städten. 89 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Buddhismus. Dem christlichen und dem moslemischen Glauben gehören jeweils 4 Prozent und ein geringer Teil den ursprünglichen Stammesreligionen an. 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1 Einwohnern pro Quadratkilometer. Ende der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts schwand die Bevölkerungszahl enorm. Während 1998 noch 46,8 Millionen Menschen in Burma lebten. Durch Migration und eine hohe Sterblichkeitsrate waren es im Juli 2000 nur noch 41,7 Millionen Menschen. Das Bevölkerungswachstum betrug im selben Jahr 2002 0,64 Prozent, 1998 waren es noch 1,8 Prozent. Die Lebenserwartung der Menschen sank in diesen Zeitraum von 59,5 Jahren auf 54,9 Jahre. Die Säuglingssterblichkeit lag im Jahr 2000 bei 75 pro Tausend (POTZNER, STAND: OKTOBER 2006).

1.3 Bildung und Gesundheit Der hohe Bevölkerungsschwund ist auf die zunehmende Verbreitung von AIDS (POTZNER, STAND: OKTOBER 2006) in den letzten Jahren und die Migrationen ins Ausland durch den anhaltenden Bürgerkrieg zurückzuführen. Ein zusätzliches Problem ist der blühende der Menschenhandel. Die Zunahme von HIV- Infizierten ist auch in Burma ein großes Problem. Schätzungen zufolge sind 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung HIV positiv (WIKIPEDIA, STAND: 10. 2006). Die Förderung der Prostitution und der zunehmende Drogenkonsum im Land erhöhen die Ansteckungsgefahr. Mangelnde Aufklärung und fehlende Medikamente fördern die Verbreitung des Virus und erhöhen die Sterblichkeitsrate.

4

Page 6: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Nicht- Regierungsorganisationen, die sich in der AIDS- Aufklärung, im Gesundheits- und Bildungswesen, sowie in der ländlichen Entwicklungshilfe einsetzen werden oft durch bürokratische Hürden behindert. Hinzu kommt, dass die Militärjunta nur einen schwindend geringen Teil des Staatsbudgets für das Gesundheitswesen vorsieht. Während dem Militär fast die Hälfte der staatlichen Gelder zugeführt wird, stehen für die Gesundheit nur 0,4 Prozent bereit. Obwohl das Regime kaum Wert auf die Gesundheit der Bevölkerung legt, gibt es einen Gesetzesentwurf zu gentechnisch veränderter Nahrung. Dieses Gesetz soll dem Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier, der Umwelt und der sicheren landwirtschaftlichen und industriellen Produktion dienen. Erwartet wird der Erlass für Anfang nächsten Jahres, darin sind die Einfuhr von gentechnisch veränderten Organismen und der Schutz der einheimischen Artenvielfalt geregelt. Die Anregung zu dem Gesetz kam von außen. So wird das 2004 begonnene Projekt vom Umweltprogramm der Vereinigten Nationen mit 180 000 US Dollar unterstützt. Es ist naheliegend, dass die burmesische Regierung ein solches Gesetz erlässt, um im Ausland ein besseres Ansehen zu erreichen. Aufgrund der Zustände im Land ist die Einhaltung jedoch sehr zweifelhaft, vor allem da es als eines der korruptesten Länder weltweit gilt (BURMA NACHRICHTEN 12/2006, 16. AUGUST). Das Bildungswesen wird mit 0,5 Prozent staatlich gefördert. Das lässt an der hohen Alphabetisierungsrate, die 1995 mit 83,1 Prozent angegeben wurde, zweifeln. Die inoffiziellen Schätzungen erscheinen bedeutend glaubhafter, diese liegen bei lediglich 30 Prozent (POTZNER, STAND: OKTOBER 2006). Aus Angst vor Studentenaufständen und vor der Kritik einer gebildeten Elite schloss das Regime vorübergehend mehrere Hochschulen. An den anderen Universitäten besteht weder Lernfreiheit noch freie Fächerwahl. Die Studenten können jedoch bestimmte Fächer per Fernkurs absolvieren.

1.4 Historischer Abriss - Im 11. Jhd. gründete König Anawratha das erste birmanische Reich. - Im 19. Jhd. wurde Burma, nach mehreren Kriegen. Teil von Britisch- Indien. - im 2. Weltkrieg besetzte Japan das Land, welches nach Kriegsende an

Großbritannien zurück fiel. - 1948 wurde Burma von Großbritannien die Unabhängigkeit entlassen. - Nach einer kurzen demokratischen Phase übernahmen verschiedene

Militärregimes die Kontrolle, die sie bis heute inne haben. - Am 18. Oktober 1965 wurde von der

Regierung ein Gesetz zur Verstaatlichung aller Wirtschaftsunternehmen verabschiedet.

- Bis Ende 1966 wies das Militär alle christlichen Missionare aus.

- Am 08.08.1988 kam es zu Protesten in Rangoon, wegen der Wirtschaftspolitik des Militärs. Diese wurden blutig niedergeschlagen und forderten tausende Menschenleben.

Abbildung 1: Appell im Morgengrauen

5

Page 7: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

- 1989 erhielt das Land den Namen Myanmar. - 1990 gewann die Nationale Liga für Demokratie (NLD) die Wahlen mit einem

überragenden Ergebnis. Das Militärregime erkannte diese nicht an und blieb an der Macht. Die friedlichen Studentenproteste wurden blutig niedergeschlagen.

- Am 9. Januar 1993 wurde zum erstenmal die Nationale Versammlung einberufen, die eine neue Verfassung erarbeiten sollte.

- Am 29.11.1995 schloss die Militärregierung die NLD von der Nationalen Versammlung wegen Protesten gegen die Verfahrensvorschriften aus.

- Am 31.05. 1996 kam es nach mehreren Sitzungen zur endgültigen Aussetzung der Versammlung.

- Bis zum Jahr 2000 vereinbarte General Khin Nyunt mit einigen Volksgruppen Waffenstillstand.

- Die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi wird willkürlich freigelassen und erneut unter Hausarrest gestellt, zuletzt nach einem blutigen Überfall auf ihre Wagenkolonne in Zentralbirma im Mai 2003.

- 2003 öffnete sich das Regime scheinbar. - Ende 2004 gewannen die radikalen Vertreter der Diktatur aber wieder die

Oberhand. - Nach der Flutkatastrophe am 26.12.2004 verweigerte die Regierung

internationalen Hilfskräften die Einreise ins Land. Die angegebenen Opferzahlen sind so gering, dass diese vor allem von ausländischen Organisationen angezweifelt werden.

- Im November 2005 verlegte das Regime den Regierungssitz von Ragoon nach Kyappyay im Zentrum des Landes, angeblich der zentralen Lage der Stadt. Da jedoch nicht einmal die Nachbarländer darüber informiert wurden, gibt es Spekulationen, dass das burmesische Regime Angst vor einem Angriff vom Meer aus habe oder sich vor neuen Volksaufständen sichern will.

- Zwischen dem 17.05.2004 und dem 31.01.2006 trat die Nationale Versammlung erneut zusammen, ohne dass eine neue Verfassung erstellt wurde.

- Im März 2005 verzichtet Burma auf den periodisch wechselnden Vorsitz der ASEAN.

- Im Dezember 2005 gab es erstmals Kritiken von Seiten der ASEAN- Staaten. - Am 22.09.2006 wechselte erstmals seit 18 Jahren die Spitze der Regierung

Than Shwe und dessen Stellvertreter treten zurück, behalten aber noch andere Regierungsposten. Ihre Plätze nahmen Thura Shwe Mann und Thura Myint Aung ein (WIKIPEDIA, STAND: 10. 2006).

1.5 Politik Burma gilt seit der Außer- Kraft- Setzung der Verfassung der Sozialistischen Republik 1988 als reines Militärregime zu bezeichnen. Die Volksversammlung besteht aus 485 abgeordneten, die für vier Jahre gewählt werden. 1990 fiel die Neubesetzung der Volksversammlung aus, da das Regime die Wahl nicht anerkannte. Die politischen Parteien sind die National League for Democracy (NLD), National Unity Party (NUP), Union Solidarity and Development Association (USDA) und weitere acht Minoritäten- Parteien (POTZNER, STAND: OKTOBER 2006). Seit 1988 verdoppelte die Regierung des Landes seine Streitkräfte um mehr als das Doppelte auf 400 000 Soldaten (KAREN RIVERS WATCH, 2004).

6

Page 8: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Damit hat Burma weltweit eine der höchsten Soldatenzahlen pro Einwohner. Diese große Armee verschlingt eine Menge Geld. Das Regime steckt allein 40 Prozent des Einkommens in die Rüstung. Der andauernde Bürgerkrieg in den ethnischen Landesteilen hat bisher zu 600000 Vertriebenen im Landesinneren geführt. Sie flüchteten aus Ostburma in andere sichere Landesteile. Über 140 000 Menschen leben in Camps an der Grenze zu Thailand 120 000 davon sind Karen. Eine weitaus größere Zahl flüchtete in die Nachbarländer. Diese mussten bis jetzt 2 Millionen Burmesen aufnehmen.

1.6 Verwaltungsgliederung Burma ist in sieben States und sieben Divisions gegliedert. Als States bezeichnet man die Landesteile, in welchen die größte Volksgruppe, die Birmesen, leben. In den Divisions leben die Minderheiten, wie die Shan, die Karen und andere (siehe Abb. 2), diese verteilen sich überwiegend auf die Grenzgebiete des Landes.

(1) Rakhaing (Arakan) (Hauptstadt: Akjab, Grenze zu Bangladesch, überwiegend am Golf von Bengalen gelegen)

(2) Chin (Hauptstadt: Hakha, Grenzen zu Bangladesch und Indien)

(3) Kachin (Hauptstadt: Myitkyina, Grenzen zu China und Indien)

(4) Shan (Hauptstadt: Taunggyi, Grenzen zu China, Laos und Thailand)

(5) Kayah (Hauptstadt: Loi-kaw, Grenze zu Thailand)

(6) Kayin oder Karen (Hauptstadt: Pa-an, Grenze zu Thailand)

(7) Mon (Hauptstadt: Mawlamyine, keine Landgrenze, am Andamanischen Meer gelegen)

(8) Sagaing (Hauptstadt: Sagaing, Grenze zu Indien im Nordwesten)

(9) Tenasserim (Hauptstadt: Tavoy (Dawei), Grenze zu Thailand im Südosten)

(10) Irawadi (Hauptstadt: Pathein (Bassein), am Golf von Bengalen und dem Andamanischen Meer gelegen)

(11) Yangon (Hauptstadt: Rangoon, an der Andamanensee gelegen)

(12) Bago (Pegu) (Hauptstadt: Bago, nördlich der Irawadi-Division)

(13) Magwe (Hauptstadt: Magwe, nördlich der Bago-Division)

(14) Mandalay (Hauptstadt: Mandalay, östlich der Magwe-Division)

Abbildung 2: States und Divisions in Burma Die einzelnen States und Divisions sind weiter untergliedert in Distrikte und Gemeinden.

7

Page 9: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

In der Hauptstadt Ragoon, welche gleichzeitig die größte Stadt des Landes ist, leben laut C. Potzner 3,3 Millionen Menschen. Auf der Internetseite „Wikipedia“ ist jedoch zu lesen, dass im Jahr 2005 cirka 4,5 Millionen Menschen leben. Viele der Migranten aus Ostburma flüchten vermutlich in die Stadt in der Hoffnung auf mehr Sicherheit und einen besseren Lebensstandard.

1.7 Wirtschaft Mit einem Pro- Kopf- Einkommen von rund 620 Euro (AUSWÄRTIGES AMT, STAND 11.2006) gehört Burma zu den Least Developed Countries (LCD). Vor der Übernahme der Regierung durch das Militär, hatte das Land eine blühende Wirtschaft. Es galt als die „Kornkammer Südostasiens“ und war als Kupfer- und Edelstein Exporteur bekannt. 2002 wurden 54,6% Prozent des Bruttoinlandsproduktes in der Landwirtschaft erwirtschaftet. Der Dienstleistungssektor trägt 32,3% Prozent bei und die gering entwickelte Industrie nur 13% Prozent (STÄRK). Die wichtigsten Produkte des Landes sind in der folgenden Tabelle dargestellt:

Agrarerzeugnisse Bergbauprodukte Industrieerzeugnisse

Reis (24,5 Mio. t); Zinkkonzentrate (400 t) Harnstoffdünger (142.300 t)

Zuckerrohr (6,4 Mio. t); Blei (809 t) Zement (592.300 t)

Hülsenfrüchte (2,4 Mio. t), Silber (45.000 Troy-Unzen) Backsteine und Ziegel

(82,6 Mio. Stück)

Erdnüsse (715.000 t); Rubine (3,3 Mio. Karat) Kfz-Benzin (109,4 Mio. Gallonen)

Sesam (550.000 t); Saphire (1,1 Mio. Karat) Dieselöl (61,5 Mio. Gallonen)

Mais (820.000 t), Erdgas (349,7 Mrd. Kubikfuß)

Baumwollgewebe (19,0 Mio. Yards)

Baumwolle (156.000 t); Erdöl (7,1 Mio. USBarrel) Zigaretten (2,8 Mrd. Stück)

Jute (26.100 t). Tab. 1: Produkte und Erzeugnisse in Burma (STÄRK)

Die Inflation in Burma ist sehr hoch. So verlor der Kyat (einheimische Währung) von 1990 bis 2001 mindestens 20 Prozent an Wert (AUSWÄRTIGES AMT, STAND 11.2006). Es gibt Quellen, die den Werteverlust auf über 50 Prozent nach 2002 festlegen. Ein Problem Burmas ist die weit verbreitete Korruption. Wirtschaftlich weitaus bedeutender sind die hohen Kosten des Militärs, die seit Jahren durchschnittlich die Hälfte des Staatsbudgets ausmachen (WIKIPEDIA, STAND: 10. 2006). Die wichtigsten Einkommensquellen sind der Export von Gas, Holzexporte und der Anbau von Schlafmohn zur Drogenproduktion in den abgelegenen Teilen des Landes. Seit kurzem versucht Burma den Tourismus im Lande durch vereinfachte Einreisebedingungen auszubauen. Von internationaler Seite wird aber immer wieder daraufhingewiesen, dass mit der Einreise in das Land nur das Menschenverachtende Regime gefördert wird.

8

Page 10: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

1.7.1 Energiesektor Im vergangenen Jahr lag die Energieerzeugung bei 5.709 Mio. kWh. Davon wurden 50,7 Prozent durch Gas erzeugt und 40 Prozent durch Wasser (STÄRK). Die restlichen 9,3 Prozent fallen vermutlich auf die Verbrennung von Erdöl und Holz. Inwiefern Solarenergie oder Biogas zur Energieerzeugung dienen, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Der Energieverbrauch pro Person lag bei 134 kWh (WWW.S-COOL.ORG, STAND NOV. 2006).

Elektrizitätsverbrauch 5.709 Mio. KWh

Elektrizitätsverbrauch 134 KWh pro Einwohner

Gasreserven 314.400.000.000

Gasverbrauch 2.150.000.000

Gasproduktion 7.350.000.000

Ölreserven 7.350.000.000 Barrel

Erdölverbrauch 38.000 Barrel pro Tag

Erdölproduktion 18.590 Barrel pro Tag

Tab. 2: Energieverbrauch und Produktion, www.s-cool.org

Gas ist nicht nur der wichtigste Energieträger des Landes, sondern mit 24,6 Prozent auch das bedeutendste Exportgut des Landes.

Erdgas 24,6 %

landwirtschaftliche Erzeugnisse 16,2 %

forstwirtschaftliche Erzeugnisse 15,0 %

Textilien 14,0 %

Fischereiprodukte 6,8 %

sonstige Erzeugnisse 23,4 % Tab 3.: Ausfuhrgüter 2004; Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai)

Mit der Veräußerung des Gases gewinnt der Staat jährlich 400 Millionen US Dollar. Seit einigen Jahren hofft das Militärregime mit dem Gewinn aus dem Verkauf der inländischen Wasserkraftressourcen das Budget für die Streitmächte erhöhen zu können (KAREN RIVERS WATCH).

9

Page 11: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Die Nachbarn China und Thailand, sowie andere ausländische Finanziers und Banken sind keineswegs abgeneigt die Idee der Unterdrücker zu unterstützen und planen gemeinsam seit Mitte der 90er Jahre die Aufstauung des Salween an mehreren Stellen.

1.7.2 Holzhandel Burma weist einen hohen Reichtum an natürlichen Ressourcen auf. Besonders die Holzexporte sind seit langem ein westlicher Faktor für die Wirtschaft des Landes. Mit dem Regierungsumsturz 1988 ist dieser Sektor auf industrielle Ebene gerückt. Von 1999 bis 2000 exportierte das Land nach eigenen Angaben 806 000 Kubikmeter Holz. Die Importländer gaben 1.72 Millionen Kubikmeter an. Global Witness geht deshalb davon aus, dass die Differenz, 914 000 Kubikmeter, illegale Holzexporte waren.

Die Rolle Chinas Die Rodung des Waldes hat einen hohen Anteil an der Zerstörung der Umwelt. Am meisten betroffen ist der Staat Kachin, dessen Waldbestände Teil eines der wahrscheinlich artenreichsten Gebiete der gemäßigten Zone sind. Chinesische Unternehmen betreiben Kahlschlag im großen Maßstab. Der Lebensraum der hier vorkommenden Pflanzen- und Tierarten wird dadurch nachhaltig zerstört. 2001 exportierte Burma 688 000 Kubikmeter Holz. China importierte jedoch 850 000 Kubikmeter (GLOBAL WITNESS, 2003). Im Kachinstaat erfolgen die Holzeinschläge sehr chaotisch, weil viele Gruppen daran beteiligt sind. Neben den chinesischen Firmen sind viele verschiedene Militäreinheiten und andere Gruppen in den Holzhandel involviert. Über die Beziehung zwischen diesen Gruppen ist nur wenig bekannt. Fest steht nur, dass das steigende Interesse an der Vermarktung des Holzes zur zunehmenden Militarisierung des Kachinstaates führte. Die lokale Bevölkerung profitiert nur wenig von den Holzexporten (GLOBAL WITNESS, 2003). Der Verlust ihrer natürlichen Ressourcen führt vielmehr zur steigenden Verarmung in den ländlichen Gebieten. Zusätzlich nehmen die Kriminalität, sowie die Verbreitung tödlicher Krankheiten zu. Für die Rodungsarbeiten und den Abtransport des Holzes werden Arbeiter benötigt, die aus anderen Teilen des Landes, vermutlich auch aus China einwandern. Durch diese Migranten nimmt die Prostitution zu, ebenso wie der Drogenkonsum und –handel. Dadurch steigt die Infizierung durch HIV und andere Krankheiten in der Region. Die höchsten Rodungsraten verzeichnen chinesische Unternehmen, der größte Teil des Holzes, der Bodenschätze und anderer Ressourcen wird nach China exportiert und dort weiterverarbeitet. Nur ein schwindend geringer Teil der Produktion findet in Burma statt. Die Unternehmen des Nachbarlandes bauen wenige Kilometer von der burmesischen Grenze entfernt große Fabriken. Die enorme Zunahme der Holzverarbeitenden Industrie in den letzten zwanzig Jahren ist in der chinesischen Grenzstadt Pian Ma zu sehen. Hier vergrößerte sich die Zahl von 4 Fabriken im Jahre 1984 auf 150 im Jahre 2001 (GLOBAL WITNESS, 2003). Die Zerstörung des Waldes an der chinesischen Grenze steht in enger Verbindung zum Opiumhandel. So investierten Drogenhändler in die Rodung des Waldes, um Geld zu waschen und es kommt auch häufig vor, dass ausgehöhlt Baustämme als Verstecke für den Transport der illegalen Rauschmittel dienten.

10

Page 12: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Die Ausbeutung der Ressourcen im Kachinstaat kommt nicht der Region zugute, sondern dem Nachbarland, dem Militärregime und Verbrechern, die auf internationaler Ebene agieren. Die leidtragenden sind die lokale Bevölkerung, welche durch den Verlust der natürlichen Ressourcen ihre Lebensgrundlagen verlieren. Um ihre Existenz zu sichern sind sie gezwungen auf den freien Flächen Schlafmohn anzubauen und/oder sich zu prostituieren. Die Verschlechterung ihres Lebensstandards und der durch den Anbau erleichterte Zugang zu Drogen, veranlasst viele Menschen selbst zu der Droge zu greifen, um dem Alltag zu entfliehen. In vielen Familien Burmas dient der Opiumanbau nur noch der Deckung des Bedarfs einzelner oder mehrer Opiumabhängiger Familienmitglieder.

Thailand und der „Salween Skandal“ Thailand unterstützte seit den 70iger Jahren die Widerstandsgruppen in Burma, um diese gegen den politischen Gegner einzusetzen und so einer direkten Auseinandersetzung mit dem burmesischen Militär aus dem Weg zu gehen. Nach einem Besuch einflussreicher thailändischer Politiker 1988 entspannte sich die Lage. Thailand hörte auf das Regime indirekt zu bekämpfen und Burma begann zur gleichen Zeit Konzessionen für den Fischfang und die Abholzung des Waldes an Unternehmen aus dem Nachbarland zu vergeben. Der Kopf der thailändischen Delegation war General Chavalit, der schon bei den Holzimporten aus den von den Roten Khmer besetzten Gebieten in Kambodscha eine Schlüsselrolle spielte. Mit diesem Besuch öffnete die Grenzgebiete für Thailand zur Ausbeutung des Waldes die Unterstützungen der Widerstandstruppen hörten auf. (GLOBAL WITNESS, 2003). Forstkonzessionen erhielt das thailändische Unternehmen State Timber Board (STB), heute Myanmar Timber Enterprise (MTE,) in den von der Karen National Union (KNU) kontrollierten Gebieten. Das Unternehmen und dessen Eigentümer waren auch unter anderen Namen bekannt: Sahavanakit (2499) Co. beziehungsweise Por Liang Som. Das steigende Interesse der STB in den KNU- Gebieten ist nicht geklärt. Es wird aber vermutet, dass die Leitung der KNU seine Kontrolle über die Finanzen stärken wollte. Es wurden bereits früher Konzessionen an verschiedene Firmen vergeben, das Geld kam aber nur selten bei der Leitung an. Die STB war auch bereit der Widerstandsbewegung einen Vorschuss für diese Konzessionen zu zahlen. Das State Law and Order Restoration Council (SLORC) behauptete sogar, dass das Unternehmen die KNU mit Waffen, Munition und Nahrungsmitteln versorgte. Ein ehemaliges KNU- Führungsmitglied erklärte in einem Interview, dass sich einige der Firmen der Übernahme durch die STB widersetzten. Daraufhin lies die STB zwei der Firmen angestellten ermorden. Eine offensive der burmesischen Regierung 1990 verkleinerte die Gebiete der KNU. Für die STB bedeutete dies den eingeschränkten Zugang zu den Waldgebieten in Burma und den Verlust tausender Teakbäume. Daraufhin begann die STB den thailändischen Wald an der Grenze zu Burma zu fällen. Dabei nahm das Unternehmen keine Rücksicht auf das Salween Schutzgebiet in der Provinz Mae Hong Son. Die Einschläge im Schutzgebiet fanden von 1996 bis 1998 statt (GLOBAL WITNESS, 2003). Diese illegalen Eingriffe versuchte man unter allen Umständen zu verbergen. So wurde das geschlagene Holz meistens über den Salween nach Burma und wieder nach Thailand zurück transportiert. Eine andere Art der Verschleierung war die Manipulation der notwendigen Papiere.

11

Page 13: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Das Royal Thai Forest Department (RTFD) erleichtert die Reimporte nach Thailand wurden. Die Arbeit verrichteten burmesische Flüchtlinge, die in den Camps an der Grenze lebten. Einige der Camps unterstanden dem KNU Forstdepartment. Dieser Skandal wurde schließlich durch einen Machtkampf in Thailand, der nicht näher erläutert wird, aufgedeckt. Ein Bestechungsversuch, der darauf auszielte, weitere Untersuchungen zu unterlassen schlug fehl. Die STB versuchte durch den Deputy des Forstdepartments Prawat Thanadka den Premierminister Chuan Leekpai mit 122000 US Dollar zu bestechen. Dieser leitete daraufhin eine Untersuchung ein, deren Ergebnis die Entlassung von sechs Mitarbeitern des königlichen Forstdepartments war und der Versetzung weiterer Mitarbeiter in andere Departments war. Der Leiter des betreffenden Forstdepartments und der Holzhändler wurden wegen Bestechung angeklagt. Der Skandal betraf auch den KNU Forstminister Padoh Aung San. Dieser lief zur SPDC über, um sich der Verantwortung vor der KNU wegen Korruption zu entziehen. Es wird vermutet, dass er mittlerweile von der thailändischen Mafia, die ebenfalls an dem Verbrechen beteiligt war, ermordet wurde. Die beteiligten Regierungsbeamten blieben weitestgehend verschont. Die 15000 Karenflüchtlinge, die Zuflucht in dem Schutzgebiet gesucht hatten, wurden in andere Camps umgesiedelt. Untersuchungen im Jahre 2001 ergaben, dass die Flüchtlingslager zum Schutz des Waldes vor illegalen Eingriffen beitragen. Im Thung Yai Naresuan Schutzgebiet, in den Provinzen Kanchanaburi und Tak wurden die Karen unter dem Vorwand des Waldschutzes vertrieben. Beobachter berichteten, dass die Firmen lieber unbeobachtet den Wald fällen. Viele der hochrangigen Politiker und Geschäftsleute, die in den „Salween Skandal“ verwickelt waren, sind laut Global Witness immer noch in den illegalen Holzhandel in Burma verwickelt.

12

Page 14: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

2. Der Salween Die größten Flüsse Burmas sind der Irrawaddy und der Salween. Während der Irrawaddy bereits von Staudämmen beeinträchtigt wird, ist der Salween noch einer der letzten großen Flüsse, der einem solchen Eingriff bisher nicht zum Opfer fiel (YUKI AKIMOTO, 2004). Der Salween entspringt in Tibet und fließt dann durch die südchinesische Provinz Yunnan, die burmesischen Staaten Shan und Kayan entlang der thailändisch- burmesischen Grenze bis in den Golf von Martaban in der Andamanischen See. (WWW.SALWEENWATCH.ORG). Seine Oberfläche bedeckt 320 000 Quadratkilometer. Mit einer Länge von 2 800 Kilometer ist er, nach dem Mekong, der zweitlängste Fluss Südostasiens (YUKI AKIMOTO, 2004). Der Oberlauf des Salween fließt durch 4 Klimazonen: die subpolare, die gemäßigte, die subtropische und die tropische Zone. Besonders die Unterschiede zwischen der gemäßigten und der subtropischen Zone führen zu einer hohen Biodiversität. Der gesamte Oberlauf des Gewässers zeichnet sich aus durch bis zu 3 000 Meter tiefe Täler und wird begrenzt von 6 000 Meter hohen Gletschern. Die bevölkerungsreichsten Gebiete sind die fruchtbaren Überschwemmungsbereiche an der Mündung des Flusses. Hier betreiben die Einheimischen in erster Linie Reisanbau. In der Trockenzeit nutzen sie zusätzlich die Inseln im Gewässer für den Anbau von Gemüse. Der Fischfang spielt das gesamte Jahr über eine wesentliche Rolle. Das Einzugsgebiet des Salween ist nicht nur von enormer ökonomischer Bedeutung, er zeichnet sich auch aus durch seine ökologische und kulturelle Vielfalt. So wurde das Quellgebiet des Salween in der Provinz Yunnan im Juli 2003 von der UNESCO zum „Welterbe der 3 parallelen Flüsse“ erklärt. Damit erhielt es den höchsten Schutzstatus, der weltweit vergeben wird. In dem Gebiet leben 300 000 Menschen in 13 verschieden Ethnien. Bisher konnten 6 000 verschiedene Pflanzen Spezies nachgewiesen werden und man schätzt den Tierbestand auf 25 Prozent der weltweit vorkommenden Arten und auf 50 Prozent der Arten Chinas. Viele dieser Arten sind heute vom Aussterben bedroht. Im Jahre 2000 designierte die Thailändische Regierung ein weiteres Schutzgebiet den Bereich entlang der thailändisch- burmesischen Grenze als internationales Feuchtgebiet und sah dort die Ausdehnung des Waldes vor. Laut Aussagen der Dorfbewohner am Salween migrieren über 100 Fischarten zwischen dem Hauptarm und den Nebenflüssen. Diese Fische sind eine wichtige Nahrungsquelle für die Einwohner. Der bekannteste Fisch ist ein auf burmesisch „Pla Tu Na“ genannte Fischart (in Thai: „Pla Sa Ngae“). Diese Fischart laicht im Indischen Ozean und wandert dann, auf der Suche nach Nahrung, in die Nebenflüsse des Salween (YUKI AKIMOTO, 2004). Der Wald entlang des Salween befindet sich in einem geografischen Grenzgebiet. Hier trifft die Indochinesische Region auf das Sino- Himalianische Gebiet. In dieser Zone findet man Pflanzen und Tiere, die denen des Himalaya aber auch denen in Indochina lebenden Arten ähneln. Neben der hohen ökologischen Vielfalt des Waldes, ist dieser von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Seine Böden sind ideal für den Anbau von Teakbäumen. Dementsprechend wird das Gebiet von Unternehmen, wie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben ausgebeutet.

13

Page 15: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Vor allem die Gebiete unterhalb und oberhalb des Tasang Staudammes zeichnen sich aus durch großflächigen Bewuchs. In anderen Teilen Asiens wächst das Teak mehr fleckenhaft und ist deshalb schwieriger zu ernten. Die Abholzung des Teakwaldes betrifft besonders die burmesischen Staaten Shan und Karen. Durch den Bau des Tasang- Staudammes werden große Waldflächen überschwemmt. Diese sind für die Rohdungsunternehmen nicht mehr nutzbar. Der „Salween Skandal“ zeigt aber, dass die Unternehmen nicht vor illegalen Eingriffen an anderer Stelle zurückschrecken. Die hohe Korruption unter den thailändischen und burmesischen Politikern, sowie der Geldmangel der Widerstandsgruppen kommt ihnen dabei zu Gute. Durch die Überschwemmungen wird den Pflanzen und Tieren der Lebensraum genommen. Eine andere wirtschaftliche Bedeutung hat das Einzugsgebiet des Salween für die dort lebende Bevölkerung. Yuki Akimoto geht von mindestens 13 verschiedenen ethnischen Minderheiten, welche die Ressourcen des Flusses überwiegend zur Subsistenzsicherung nutzen aus. Ihre Haupteinkommen sind der Fischfang und der Reisanbau. Wie der Bau der Staudämme am Mekong und an einer Vielzahl weiterer Gewässer bewiesen hat, sind diese Gruppen diejenigen, welche am meisten von der Errichtung eines solchen Stauwerkes betroffen sind. Die kulturhistorische Bedeutung des Gebietes ist aber auch nicht zu unterschätzen. Am Salween fanden Archäologen einmalige prähistorische Artefakte, durch welche sich die bisher unzureichend erforschten Ursprünge und Entwicklungen südostasiatischer Gemeinschaften deutlicher darstellen lassen. Der vermutlich bedeutendste Fund ist die „Spirit Cave“, ein heiliger Ort in den Bergen der Provinz Mae Hong Son in Thailand (YUKI AKIMOTO, 2004).

14

Page 16: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Zusammenfassung Burma weißt einen hohen Ressourcenreichtum auf. Entwicklungspotential besteht vor allem in den Bereichen Landwirtschaft und der Textilindustrie. Aufgrund der hohen kulturellen Vielfalt und der interessanten Landschaft, birgt der Tourismussektor vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Das herrschende Militärregime und der anhaltendende Bürgerkrieg in weiten Teilen des Landes, verhindern jedoch die Entwicklung in diesen Bereichen. Jeder Fortschritt im Land dient lediglich der Regierung zur Stärkung des Militärs. Zwangsumsiedlungen und Zwangsarbeit, die häufig zur Kriminalisierung oder zum Tod der Betroffenen führen, sind an der Tagesordnung. Viele Menschen sind zur Sicherung ihrer Existenz gezwungen, Opium anzubauen oder sich zu prostituieren. Die Folgen sind die eigene Drogenabhängigkeit und die Infizierung mit gefährlichen Krankheiten wie AIDS. Unterstützt wird das Regime von ausländischen Firmen, die in großem Maßstab die Ressourcen des Landes, wie Gas oder Holz kaufen. Chinesische und Thailändische Rodungsfirmen beuten skrupellos die Ressourcen des Landes aus. Dabei machen sich einige Firmen die Armut zu nutze. Die Menschen in den Konzessionsgebieten verrichten oft schwere Arbeiten zu einem geringen Lohn. Um ihre Gewinne zu maximieren, schrecken die Unternehmen, wie der „Salween- Skandal“ zeigt, nicht davor zurück großflächige Rodungen in Naturschutzgebieten durchzuführen. Wer dem im Wege steht wird vertrieben, bestochen oder ermordet. Seit einigen Jahren ist die burmesische Regierung bemüht, wahrscheinlich angeregt von den Nachbarländern, die Wasserkraft es Landes zu nutzen. Es steht jetzt bereits fest, dass der größte Teil der produzierten Energie exportiert wird. Die Einnahmen kommen dem Militär zugute.

15

Page 17: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

3. Staudammplanungen am Salween Die Idee die Wasserkraft des Gewässers zu nutzen gibt es bereits seit über 30 Jahren. So führten seit Ende der 70er Jahre japanische und australische Consulting Firmen zahlreiche Studien zum Bau von Staudämmen am Salween durch. Es sind jedoch keine konkreten Planungen der beiden Länder bekannt, was vermutlich auf die politischen Veränderungen in Burma Ende der achtziger Jahre zurückzuführen ist. Derzeit planen China, Thailand und Burma eine Vielzahl von Staudämmen am Salween. China allein sieht eine Kaskade von 13 Dämmen am oberen und unteren Flusslauf in der chinesischen Provinz Yunnan vor. Unterhalb dieser planen Burma und Thailand gemeinsam zwölf Dämme. Es gibt aber auch gemeinsame Planung von China und Thailand. Die genauen Verhältnisse lassen sich nur schwer darstellen, da die Angaben sehr ungenau sind. Allerdings kann man sagen, dass allein die 25 Stauwerke den natürlichen Verlauf des Salween vollständig verändern und im gesamten Ökosystem schwere ökologische und soziale Folgen verursachen.

3.1 Chinas Pläne

3.1.1 Die Staudammkaskade am Oberlauf des Salween Die Abbildung links zeigt die Standorte der geplanten Dämme am Oberlauf des Salween. Auch wenn über die einzelnen Wasserkraft-werke noch keine weiteren Daten bekannt sind, lässt die Grafik die Aus-wirkungen erahnen. Das UNESCO- Schutzgebiet, sowie der gesamte Lauf des Salween werden betroffen sein.

Abbildung 3: Die von China geplanten Staudämme am Salween

16

Page 18: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

3.1.2 Sinohydro und der Hat Gyi Gemeinsam mit EGAT plant das chinesische Unternehmen Sinohydro den Bau des Hat Gyi im Bundesstaat Karen. Im Juni diesen Jahres unterzeichneten Sinohydro, die burmesische Militärregierung und EGAT den Vertrag zum Bau des 1 Milliarde teuren Staudamms. Dieses Kraftwerk wird das erste sein, welches einen der letzten freifließenden Ströme Südostasiens aufstaut. Das Projekt wurde von Menschenrechts- und Umweltaktivisten bereits stark kritisiert (HAGGART, K., 31.08.2006). Sinohydro hat schon früher beim Bau sehr umstrittener Staudämme weltweit mitgearbeitet. Dazu zählen der Merowe- Damm am Nil im Norden des Sudan, der Bakun in Malaysia und der Chalillo in Belize. Im eigenen Land war und ist das Unternehmen an 80 Prozent der Großstaudämme beteiligt. Es ist unter anderem eines der wichtigsten Bauunternehmen bei der Errichtung des Drei- Schluchten- Staudammes am Yangtze und weiter involviert in den Bau des Ertan am Yalong, das Xiaolangdi am Gelben Fluss, sowie des Manwan, Dachaoshan Xiaowan am Oberlauf des Mekong. Sinohydro beschäftigt 35000 Menschen und nahm 2004, laut einer amerikanischen Bauwirtschaftszeitung, Platz 49 der 225 weltweit agierenden Bauunternehmen ein. Diese Zahl basieren auf den jährlichen Einnahmen, welche die Unternehmen im Ausland erwirtschaften. 2004 arbeitet Sinohydro an 27 Projekten in 15 Ländern, die insgesamt 903,8 Millionen US Doller einbrachten (HAGGART, K., 31.08.2006). Die Beteiligung an Projekten auf der ganzen Welt, hält das Unternehmen aber nicht davon ab, Sicherheits- und Umweltmaßnahmen zu missachten. So wurde Sinohydro in dem jährlichen Bericht der Staatsunternehmen wegen mangelnder Sicherheitsstandards und Umweltverschmutzungen kritisiert worden. Für das größte chinesische Staudamm- Bauunternehmen ist das die zweite schwerwiegende Kritik in den vergangenen Jahren. Sinohydro wurde gemeinsam mit anderen Firmen für die schlechte Arbeit bei der Yangtze- Hochwasserkontrolle mit einer Geldstrafe belegt (HAGGART, K., 31.08.2006). Ein vom chinesischen Kabinett eingesetztes Kontrollorgan, lieferte den letzten Beweis, nachdem es 2005 165 staatseigene Unternehmen untersucht hatte. Vier der Unternehmen wurden wegen häufiger Unfälle durch mangelnde Sicherheit oder Umweltverschmutzung heruntergestuft. Dazu gehörten neben der China National Petroleum Corporation auch Sinohydro (HAGGART, K., 31.08.2006). Weitere sechs Unternehmen mussten sich wegen undurchsichtiger Finanzpraktiken oder vernachlässigter Bauaufsicht verantworten. Haggart nannte hier China Guodian Corporation und China Datang Corporation. Letzteres ist eines der fünfgrößten staatseigenen Energieunternehmen. China Guodian ist beteiligt an der Planung der Kaskade am oberen Salween. Das staatliche Kontrollorgan führte 2003 ein Bewertungssystem für Management und finanzielle Leistungen der staatlichen Unternehmen ein. Die Firmen werden in den Kategorien A bis E eingestuft. Nach den letzten Bewertungen erreichten 28 Unternehmen die Klasse A und 84 die Klasse B. Die Gehälter der Unternehmensleiter erhöhten sich um das 1,5 –fache. Ihnen stehen auch andere Vergünstigungen zu, die nicht näher beschrieben sind (HAGGART, K., 31.08.2006). Firmenleiter deren Unternehmen in die Klassen D oder E eingestuft wurden, erhielten eine Gehaltskürzung, wurden versetzt oder entlassen.

17

Page 19: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Aus dem Bericht K. Haggarts geht allerdings nicht hervor, in welche Klassifizierung Sinohydro erreichte oder ob der Firmenleiter für die rechtswidrigen Praktiken eine Strafe erhielt. Dass der negative Bericht über das Unternehmen kaum oder keine Auswirkungen auf die Projekte im Ausland hat, zeigen die Vereinbarungen, die im Juni von der burmesichen Regierung und EGAT unterzeichnet wurden.

3.2 Thailands Pläne 1981 begann EGAT mit der Planung zweier Dämme am Fluss, dem Unteren und dem Oberen Salween Staudamm. Der obere Damm soll an den burmesischen Bundesstaat Karen grenzen und der untere Damm ist in der Provinz Mae Hong Son, ebenfalls nahe der Grenze zu Burma gebaut werden. Beide Dämme sind Teil des von Thailand geplanten Südostasiatischen Energienetzes, in welches alle Länder der Region eingebunden sind. 1996 unterzeichnete Burma einen Vertrag über die Lieferung von 1500 MW Energie nach Thailand. Es wird nicht erwähnt in welchen Zeitabständen diese Menge an Energie geliefert werden soll. Gleichzeitig kündete Thailand an, dass eventuell Staudämme gemeinsam mit dem Regime in Burma gebaut werden.

3.2.1 Probleme bei der Finanzierung EGAT plante ursprünglich 5,5 Milliarden Dollar für die Umsetzung der beiden Dämme. Es ist aber abzusehen, dass sich die Kosten auf 6,15 Milliarden Dollar belaufen werden. Das thailändische Energieunternehmen stellt 950 Millionen Dollar für die Umsetzung zur Verfügung. Den Betrag wird das Unternehmen aus der eigenen Kasse bereitstellen oder durch Anleihen zusammen tragen. Die Summe reicht aber keineswegs aus, so dass weitere Finanziers gesucht werden müssen. Bei Großprojekten in unterdrückten Ländern wie Burma besteht immer die Schwierigkeit Investoren zu finden, weil es aufgrund der politischen Situation an Transparenz und Sicherheiten mangelt und Sanktionen zu befürchten sind. Deshalb wählten die Planer die Standorte an der Grenze zu Burma und nicht weiter im Landesinneren (KAREN RIVERS WATCH, 2004). Die Asiatische Entwicklungsbank ist zusätzlich mit der sicheren Finanzierung der Überlandleitung nach Thailand beschäftigt, was auch die potentiellen Investoren beruhigen soll, da die Bank in anderen Ländern bereits Erfahrungen im Umgang mit solchen Regimen gesammelt hat. Die Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Projekte, Aufgrund der politischen Lage sind ein wesentlicher Faktor den Bau der Staudämme zu verhindern. Die möglichen Investoren müssen nicht nur die finanziellen Verluste durch eventuelle Launen des Regimes fürchten, sondern auch um ihren Ruf, wenn die Unterstützung dieses Menschen verachtenden Regimes bekannt wird. Ihre Beteiligung bietet den potentiellen privaten Geldgebern eine weitere Sicherheit und animiert sie die Projekte zu finanzieren. Welche Rolle die Zustände im Land spielen, ist abhängig von der Moral der einzelnen Firmen.

18

Page 20: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

3.3 Der Tasang Staudamm Die Vorstudien zu dem thailändisch- burmesischen Projekt wurden im März 1999 abgeschlossen. Das Tasang- Projekt umfasst danach den Bau von drei Großstaudämmen. Am Ende soll eine Kaskade von 12 Staudämmen am Salween errichtet werden. Die sozialen und ökologischen Folgen sind nur schwer abzuschätzen. Die Anzahl der betroffenen Menschen und die hohe Biodiversität lassen aber den Umfang erahnen. Einer der geplanten Dämme ist der Tasang- Staudamm, diesen will das thailändische Bauunternehmen MDX Plc (APOLINARSKI; D.), nur wenige Kilometer nördlich der burmesischen Stadt Tasang verwirklicht. Die Staumauer befindet sich voraussichtlich 8 Kilometer nördlich der Tasangbrücke, östlich der Hauptstadt des Landes und 130 Kilometer von der thailändischen Grenze entfernt. Das Projekt umfasst den Bau mehrerer Staudämme mit einer installierten Kapazität von 3300 Megawatt, schrieb Akimoto 2004. Auf der Internetseite von International Rivers Network ist jedoch 2006 zu lesen, dass der größte Dam, der Tasang- Staudamm, allein 7110 Megawatt installierte Kapazität erhalten soll. Laut Akimoto soll dieser eine Staumauerhöhe von 188 Metern erreichen. IRN beschreibt die Staumauer jedoch als 228 Meter hohes Bauwerk. Mit der Vergrößerung des Projektes vergrößern sich auch die Auswirkungen im Gebiet. Das Reservoir des Tasang wird hunderte Quadratkilometer Land überschwemmen. Das hat die Rodung des Waldes und die Umsiedlung einer Vielzahl von Ortschaften zur Folge.

3.4 Die Staudämme Wei Gyi und Dagwin

3.4.1 Gebietsbeschreibung Der Salween bildet über 130 Kilometer die Grenze zwischen Birma und Thailand. An dieser Grenze sollen die Staudämme Wey Gyi und Dagwin errichtet werden (YUKI AKIMOTO, 2004). Von je her ist der Fluss eine wichtige Handelsverbindung zwischen den beiden Ländern. Während Thailand Speiseöl, Matten und Hausschuhe ins Nachbarland exportiert vertreiben die Burmesen Chili und Zwiebeln in Thailand. Bis Mitte der 90er Jahre konnten die Menschen den Salween frei überqueren. 1995 errichteten die Thailänder und die SPDC eine Vielzahl an Militärcamps in Verbindung mit Grenzübergängen. Seitdem ist die Überquerung des Flusses in diesem Gebiet nicht mehr so einfach, was sich wahrscheinlich auch auf den Handel auswirkt. Der Salween fließt durch ein schmales Tal bevor er den Wey Gyi Strudel bildet. Dieser Strudel ist besonders in der Regenzeit gefährlich, dann erreicht der Fluss eine Tiefe von 20 Metern. Die Einheimischen meiden in dieser Zeit den Bereich des Flusses, um sich nicht der Gefahr des Kenterns und Ertrinkens auszusetzen. Über die Entstehung des Strudels liegen keine Daten vor. Es ist aber davon auszugehen, dass die Errichtung des Dammes den Wey Gyi- Strudel entkräftet, so dass der Fluss an dieser Stelle auch in der Regenzeit relativ gefahrlos zu überqueren ist- die vermutlich positivste Auswirkung der Planungen. Andererseits ist es möglich, dass dieses Naturphänomen ein wichtiges Rückzugsgebiet für verschiedene aquatische Tierarten darstellt. Die Abflachung des Wasserspiegels an dieser Stelle würde dann die ökologischen Folgen des Staudammbaus erhöhen.

19

Page 21: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Forschungsergebnisse, die das Gebiet als besonders wertvoll kennzeichnen, können die Argumente gegen die Errichtung der Staumauer an dieser Stelle festigen. Die Planungen müssten überdacht werden und der Bau verschöbe sich auf unbestimmte Zeit. Die meisten Menschen in diesem Gebiet gehören den Karen an. Es leben aber auch andere ethnische Minderheiten hier, welche die Ressourcen des Flusses zur Subsistenzsicherung nutzen. Neben dem Fischfang und dem Sammeln von Wasserpflanzen leben die Menschen vom Anbau von Reis, Zuckerrohr, Chili, Bohnen und Kokosnüssen. Weiterhin nutzen sie die Wildkräuter des Teakwaldes als Medizin. In den Wäldern entlang des Flusses leben eine Vielzahl an Wildtieren, wie Leoparden, Tiger, Wildkühe, Büffel, Hirsche, Elefanten, Wildschweine, Pfauen und Fledermäuse. Die Seen in dem Gebiet sind besiedelt von Nashörnern und Krokodilen (YUKI AKIMOTO, 2004). Das Grenzgebiet zu Thailand zeichnet sich also aus durch eine hohe kulturelle und ökologische Vielfalt, sowie den Wey Gyi Strudel. Die dort lebenden Menschen sind abhängig von der Landwirtschaft und den Wilden Tieren, die sie im Wald oder Wasser fangen. In dieser Region will Thailand jetzt das „Salween Wasserkraft Projekt an der Thai- Myanmar Grenze“ umsetzen. Wie bereits erwähnt bedeutet das die Errichtung zweier Großstaudämme.

3.4.2 Wey Gyi- Staudamm Der Wey Gyi, der obere Staudamm, wird sich im Gebiet des gleichnamigen Wei Gyi Strudels befinden. Seine höchster Punkt liegt nach der Fertigstellung 220 Meter über Normal Null. Die Staumauer wird eine Höhe von 168 Metern erreichen und man will das Kraftwerk mit einer Kapazität von 4540 Megawatt ausstatten. Das Reservoir überschwemmt dann 380 Kilometer des Flussoberlaufes, von denen 56 Kilometer entlang der thailändischen Grenze verlaufen und die restlichen 324 die Bundesstaaten Karenni und Karen betreffen (YUKI AKIMOTO 2004). Die Größe des Überschwemmungsgebietes wird auf etwa 960 Quadratkilometer geschätzt. Von denen nur 30 Quadratkilometer thailändischen Boden überschwemmen (KAREN RIVERS WATCH, 2004).

Abbildung 4: Gebiet des Wey Gyi

20

Page 22: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

3.4.3 Dag Win- Staudamm Der Standort des Dag Win Dammes ist 35 Kilometer unterhalb des Wey Gyi geplant. Der Damm wird gebaut, um den Abfluss des oberen Dammes zu regulieren. Der Dag Win- Staudamm wird mit einer Staumauerhöhe von „nur“ 49 Metern eine installierte Kapazität von 792 Megawatt erhalten (YUKI AKIMOTO, 2004). Das Reservoir wird bis

zum Fuß des Wey Gyi reichen und eine Fläche von insgesamt 88 Quadratkilometern überschwemmen, von denen weniger als die Hälfte, 32 Quadratkilometer, Primärwald in Thailand zerstören. (SALWEEN RIVERS WATCH, STAND NOV. 2006). Die übrigen 56

Quadratkilometer überschwemmen burmesischen Boden.

Die Angaben zur Größe des Reservoirs mögen zu gering erscheinen. Bedenkt man allerdings die Länge des Reservoirs von 35 Kilometern, erhält man eine durchschnittliche Breite von 2,5 Kilometern. Diese Rechnung ist sehr ungenau, da die topografischen Daten fehlen. Akimoto schreibt jedoch, dass der Fluss durch ein schmales Tal fließt bevor er auf den Wey Gyi Strudel trifft. Die topografischen Kennzeichen des Flussoberlaufs sind, laut Akimoto, tiefe Täler und hohe Berge. Viele Bilder des Flusses bestätigen diese Angaben.

Abbildung 5: Überschwemmungsgebiete des Wey Gyi und des Dag Win Betrachtet man aber die Darstellung der Überschwemmungsgebiet in Abbildung 5 kommen Zweifel an den Angaben auf. Hier wird das Überschwemmungsgebiet des Dag Win fast halb so groß wie das des Wey Gyi dargestellt. Ob die Unstimmigkeiten aufgrund der ungenauen Angaben der Staudamm- Erbauer, oder durch eine ungenaue Darstellung in der Karte zustande kommen, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden, da für eigene Berechnungen ungenügend Daten vorhanden sind. Fest steht, dass auch der Dag Win Auswirkungen haben wird, deren Ausmaß hier nicht beschrieben werden können.

21

Page 23: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Wey Gyi Dag Win

Lage

Breite: 18° 19´ N Länge: 97° 33´ O oberhalb des O Loh Kontrollpunktes im Salween Schutzgebiet und 14 km unterhalb des Sob Ngae (Mae Ye Hta), Distrikt Mae Sariang, Provinz Mae Hong Son

Breite: 18° 04´ N Länge: 97° 42´ O am Ban Tha Ta Fang, 15 km unterhalb von Ban Mae Sam Laep (Thaw Le Hta), Distrikt Mae Sariang, Provinz Mae Hong Son

Überschwemmungsgebiet in km² 293,2 294,5

Jährliche Durchflussmenge in Mio. m³ 118,6 119,2

Höchstwasserstand (über NN) 220 86

Maximale Speicherkapazität 21000 245

Größe des Reservoirs (km²)

ca. 960 (davon 30.7 in Thailand)

ca. 56 (davon 32 in Thailand)

Art des Staudammes Speicherung Regulierung

Staumauerhöhe in m 168 49

Staumauerlänge in m 570 379,5

Mindest Wasserhöhe 116,8 20,9

Installierte Kapazität in MW 4540 792

Jährliche Energieproduktion in GWh 29271,04 54422,49

Investitionskosten 6,15 Milliarden US Dollar

Produktionsbeginn 2010 Tab.3: Angaben zu den Staudämmen Wey Gyi und Dag Win

22

Page 24: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

4. Auswirkungen

4.1 Auswirkungen auf die ethnischen Minderheiten am Beispiel der Karen

4.1.1 Die Karen Der Bundesstaat Karen liegt im Südwesten Burmas an der Grenze zu Thailand. Hier leben unter anderem die Karen. Die Karen sind eine indigenes Volk in Südostasien. Die Mehrheit lebt in den Bergregionen von Burma, wo Separatisten für einen unabhängigen Karenstaat kämpfen. Dort sind sie mit 6,2% die zweitgrößte ethnische Minderheit. Auch in Thailand zählen die Karen zu einer der größten ethnischen Minderheiten. Als Religionen sind Animismus, Christentum und Buddhismus verbreitet. Parallel zu anderen Glaubensrichtungen, hängen viele noch dem traditionellen Geisterglauben an und zelebrieren Feste, zu denen keine anderen außer den Karen Zutritt haben. Die Sprache der Karen gehört zur tibeto-birmanischen Untergruppe der sino-tibetischen Sprachen. Man geht von bis zu 20 lokalen Dialekten aus. Ihrer Überlieferung zufolge sind die Karen im 4. oder 5. Jahrhundert aus dem südchinesichen Yunnan eingewandert. Die Karen sind in mehrere Gruppen aufgegliedert, unter ihnen die Sgaw, die Bghai und die Pwo). Zu den Karen zählen ebenfalls die etwa 7.000 Padaung, deren Frauen Reifringe tragen, wodurch ihr Hals stark verlängert wirkt. Dem haben sie den Namen „Giraffenfrauen“ zu verdanken. Traditionell sind die Karen Elefantenführer. Auch diejenigen, welche auf dem flachen Land leben, gehen zum Einsammeln von Bambussprossen, Wurzeln, Wildhonig, Pilzen und anderem in die Berge, wo sie auch ihr Vieh weiden lassen. Obwohl viele der in Thailand lebenden Karen die Staatsbürgerschaft haben und vom Aussehen kaum von anderen Thais zu unterscheiden sind, sind sie im Zivilisationsprozess weniger weit vorangeschritten. Das zeigt sich beispielsweise in der Wohnkultur und im Bildungsstand (www. WIKIPEDIA.DE).

4.1.2 Der Bürgerkrieg Die Bevölkerungszahl der Karen in Burma wird auf etwa 7 Millionen geschätzt. Die Karen Bewegung für Autonomie gründete sich nach dem ersten Weltkrieg. Nach dem 2. Weltkrieg erhielt die Bewegung neuen Schwung. Burma erhielt 1948 seine Unabhängigkeit. Ein Jahr später begann der Bürgerkrieg unter Führung der Nationalen Karen Union für mehr Autonomie. Nach dem die KNU 1949 von der burmesischen Regierung verboten worden war, zogen sie sich in den Osten des Landes an die thailändische Grenze zurück. Diese Umstände nutzte das thailändische Militär in den 70er und Anfang der 80er Jahre für seine Politik gegen den Aufstand. Thailand setzte die KNU, als „Puffer“ gegen seinen ideologischen Gegner die sozialistisch gesinnte Regierung Burmas ein (KAREN RIVERS WATCH, 2004). Über die KNU flossen thailändische Waren illegal ins Land, wodurch die Vereinigung sich auch finanziell verbessern konnte.

23

Page 25: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

1988 kam es zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen den Demokratiebewegungen und dem Regime, welche eine schwere Niederlage der Demokraten zur Folge hatte. Daraufhin verhängten die USA und die EU wirtschaftliche Sanktionen und die multilateralen Entwicklungsbanken strichen Burma aus ihren Kreditprogrammen. Unterstützung bekam das Land nur noch von den asiatischen Staaten Thailand, China und Indien. Erst 2003 zog sich auch der wichtigste Geldgeber, Japan, zurück (APOLINARSKI; D.). Ende 1988 besuchte einflussreiches militärisches Personal Burma. Daraufhin begann das Land Konzessionen für die Abholzung des Waldes und den Fischfang an thailändische Firmen zu vergeben. Damit endete dann die „Pufferpolitik“ Thailands gegen das Regime. Der Besuch der thailändischen Delegation förderte das Selbstvertrauen der burmesischen Regierung. Diese begann Verhandlungen mit dem amerikanischen Ölunternehmen Unocal und dem französischen Ölkonzern Total über den Export der einheimischen Bodenschätze, diese unterstützten im Gegenzug die Regierung, um Militär in die Gebiete der Karen und der Mon zu bringen. (Die Mon sind eine andere ethnische Gruppe, die für ihre Unabhängigkeit kämpfen.) Besonders betroffen ist der Distrikt Papun im Bundesstaat Karen. Dieser liegt den Staudammplanungen am nächsten. Seit der Vergabe der Forstkonzessionen an Thailand Anfang der 90er Jahre erweiterte die burmesische Regierung die Militärpräsens in der Region um 32 Batallione, jedes mit 300 bis 500 Soldaten. Die Menschenrechte werden seit dem vermehrt verletzt. Die Bevölkerung muss jetzt Zwangsarbeit und Dienstleistungen für das Militär verrichten. Diese Zeit fehlt ihnen natürlich für den Reisanbau und den Fischfang, so dass die Sicherung ihres Einkommens gefährdet ist. Nachdem eine Menschenrechtsorganisation die Zustände international veröffentlichte, reduzierte der Staat die Batallione auf vier. Das Militär begann dann mit verschiedenen Operationen und behielt sich für „Notfälle“ die erneute Stationierung militärischer Truppen vor (APOLINARSKI; D.).

4.1.3 Zwangsumsiedlungen So begann das burmesische Regime 1996 mit der systematischen Umsiedlung tausender Einwohner in der Region. Die Betroffenen werden aufgefordert ihre Dörfer zu verlassen und sich in eines der Umsiedlungslager zu begeben. Kommen sie dem nicht nach werden sie unverzüglich erschossen. Für ihren verlorenen Besitz erhalten sie, wenn überhaupt, unzureichend. Sie sind also zur Sicherung ihrer Existenz vollkommen auf sich gestellt. Die Zustände in den Umsiedlungslagern wurden als „lebensbedrohlich“ geschildert. Wer sich außerhalb der Lager aufhält wird erschossen. Heute leben im Distrikt Papun 12 200 Menschen in den Umsiedlungsgebieten, welche militärischer Kontrolle unterstehen. Um den Menschen die Rückkehr in ihre Heimatdörfer zu verwehren zerstörten die Soldaten die Häuser und Felder. Das Leben in den Gebieten ist aber schwerer als vorher, so dass viele Menschen nach der Zwangsumsiedlung beschlossen in die Wälder zurückzugehen und in ihren Gemeinschaften zu leben, Landwirtschaft zu betreiben oder sich auf andere Art und Weise selbst zu ernähren, wenn ihnen das sicher erscheint. Sie sind ständig auf der Flucht vor dem Militär. Allein im Jahr 2002 zogen 37 007 Menschen das ungewisse Leben im Wald dem Leben in den neuen Gebieten vor (AKIMOTO, Y., 2004). Einige flüchteten nach Thailand, in der Hoffnung dort einen besseren Lebensstandart zu erreichen.

24

Page 26: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Im Gebiet des Tasang Staudammes nimmt die Militarisierung wieder stark zu. Die Truppen sollen das Projekt während und nach der Bauphase vor Sabotageakten schützen. Für den Transport der Soldaten und des militärischen Zubehörs werden Straßen gebaut. Zusätzlich fällt man verstärkt den Wald, weil dieser den Rebellen als Zuflucht dienen kann. Eine weitere Folge der Militarisierung sind vermehrte Übergriffe auf die Bevölkerung. Die Mehrzahl der Vergewaltigungen und Misshandlungen wurden in der Nähe des Tasang- Bauplatzes vermerkt (APOLINARSKI; D.). Auch wenn die burmesische Regierung versprochen hat keine Zwangsarbeiter für den Bau des Staudammes zu verpflichten, kann man doch davon ausgehen, dass diese geschehen wird. Die Folgen für die Betroffenen werden dann nicht nur der Verlust ihres Eigentums oder Einkommens sein, sondern sie werden psychische und physische Schäden zurücktragen, wen sie die Misshandlungen überleben. Burma hat bereits bei anderen Projekten Zwangsarbeiter eingesetzt, dass ist für die Regierung die kostengünstigste Lösung, der Mensch ist zweitrangig. Deshalb forderte im Jahre 2000 die Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) alle Mitglieder, nationaler Regierungen, von Handelsbündnissen und Gewerkschaften auf zu überprüfen, ob ihre Aktivitäten nicht zur Zwangsarbeit beitragen, oder diese sogar noch verschärfen. Zwangsarbeit gibt es aber immer noch im Land. Das Militär verpflichtet die Einwohner zu Trägerarbeiten. 2002 berichtete ein Karenni von seinen Erfahrungen als Träger. Nach seiner Aussage wurden die Menschen, denen die Last zu schwer wurde gezwungen weiterzugehen, brach ein Träger zusammen ließen die Soldaten ihn liegen. Manchmal erstachen sie auch einfach die Menschen und ließen sie liegen. Im selben Jahr wurden noch einmal 2 Dörfer zu Reparaturarbeiten im Armeestützpunkt gezwungen (APOLINARSKI; D.). Zwangsumsiedlungen und Zwangsarbeit in Verbindung mit schweren Misshandlungen sind demzufolge Alltag im Bundesstaat Karen. Das burmesische Regime scheut keine Mittel zur Umsetzung seiner Ziele. Unterstützt wird es dabei von ausländischen Unternehmen, die ihren Profit höher schätzen als das Leben der Menschen.

4.1.4 Auswirkungen in Thailand Seit Beginn der 90er Jahre können in Thailand keine Staudämme mehr gebaut werden. Die schlechten Erfahrungen der Bevölkerung mit den Auswirkungen dieser Bauwerke ließen eine Lobby entstehen, welche seit Jahren die Umsetzung entsprechender Planungen verhindert. Obwohl Thailand das fortschrittlichste und demokratischste Land in Südostasien ist, werden auch hier die Betroffenen der Salween- Staudämme vorrausichtlich keine angemessenen Kompensationszahlungen erhalten. Betroffen ist die Provinz Mae Hong Son, deren Bewohner bis heute nicht über die Planungen am Fluss und der Folgen informiert wurden. Die Staudammbefürworter halten relevante Informationen über das Projekt zurück. Nicht- Regierungsorganisationen wird dadurch die Arbeit erschwert. EGAT teilte lediglich mit, dass das Reservoir den Fluss Pai bis Mae Hong Son überschwemmen werde. Weiterhin sei der Bau eines Deiches geplant, der die Umleitung des Wassers zum Bhumiphol Staudamm in Thailand ermöglicht. Durch den Deich wird eine weiteres Überschwemmungsgebiet geschaffen, in welchem die Betroffenen bisher noch nicht berücksichtig wurden.

25

Page 27: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Das Gebiet ist seit je her von den Karen bevölkert. Sie lebten hier in den Wäldern, bis diese zum Nationalpark ernannt wurden. Mit der Gründung des Schutzgebietes erklärte man die Dörfer der Karen zu illegalen Residenzen. Des Weiteren besitzen viele der Karen keine thailändische Staatsbürgerschaft, obwohl sie in der Region geboren und aufgewachsen sind. Diese beiden Punkte ermöglichen der thailändischen Regierung die Menschen aus ihren Dörfern zu vertreiben ohne Kompensationen oder Minderungen zu zahlen. Weiterhin haben viele der Einheimischen kein Recht sich gegen die Planungen zu wehren, da ihnen die Staatszugehörigkeit fehlt.

4.2 Ökologische Auswirkungen Von den schwerwiegenden ökologischen Folgen einer Stauung des Salween werden vor allem die Flussabwärts gelegenen Ökosysteme und Gemeinden betroffen sein, aber auch für die Wälder, Flüsse und die Bevölkerung Thailands wird der Dammbau Folgen haben. Die durch Stauung verlangsamte Fließgeschwindigkeit des Flusses wirkt sich nicht nur auf die Habitate, den Nährstoffhaushalt, die Wasserqualität und damit den Fischbestand aus, sondern birgt, durch die Zunahme stehender Gewässer, auch ein erhöhtes Risiko für die Zunahme von Krankheiten wie Malaria oder Billharziose. Flora und Fauna der Region, die regionale Ökonomie und Nahrungserzeugung der am und vom Fluss lebenden Menschen werden vom Damm beeinträchtigt. Durch die saisonalen Überflutungen erhalten die Uferflächen und Felder wichtige Nährstoffe, eine Änderung des Wasserstroms hat Störungen in diesem Zyklus zur Folge. Der Konkurrenzkampf der im Uferbereich lebenden Pflanzen erhöht sich, es wird weniger Biomasse produziert, welche am Ende auch den davon lebenden Tieren fehlt. Die Bauern sind gezwungen Dünger auszubringen, dessen Anschaffung einen Großteil ihres geringen Einkommens verschlingt. Sie stehen dann vor der Wahl die Landwirtschaft aufzugeben oder sich zu verschulden. In beiden Fällen verschlechtert sich ihr Lebensstandard. Die Abholzung riesiger Waldflächen, die das Flutwasser zuvor während der Regenzeit aufgenommen und während der Trockenzeit wieder abgegeben haben, führt zur ungehinderten Überschwemmung und anschließend zur Erosion der nährstoffreichen, aber dünnen Ackerkrume. Fruchtbares Ackerland an den Flussufern wird weggespült und der Fluss verschlammt, was wiederum die Kapazität des Wasserreservoirs mindert. Durch die drastische Reduzierung der Habitate durch das Abholzen der Wälder nimmt die Biodiversität ab, Tiere ertrinken in den überfluteten Flächen oder wandern ab. Fische können ihre Laichplätze nicht mehr erreichen, wenn ihre Wanderung stromaufwärts durch den Damm behindert wird. Das wirkt sich letztlich nicht nur auf den Fortbestand der Arten aus, sondern auch auf die Existenzsicherung der Anrainer. Durch die Überschwemmungen werden die Lebensräume von mehr als 235 Wildtieren zerstört. Zu welchen gefährdete Arten, wie Tiger, Leoparden, die Asiatische Goldkatze, Wildkühe und der White-eyebrow Gibbon, der nur in Burma vorkommt, zählen. Die Zahl der endemischen Pflanzenarten ist nicht bekannt. Doch nicht allein der Salween, sondern auch auf die Überschwemmungsgebiete seiner Nebenflüsse sind betroffen. Der Pawn ist ein Nebenfluss des Salween, welcher über 70 Kilometer nördlich der Staumauer in den Hauptfluss mündet.

26

Page 28: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

In diesem Gebiet leben etwa 28 Gemeinschaften der Karen und der Shan, deren Heimatorte im Bereich des zukünftigen Stausees liegen. Interessanter Weise behaupten die Staudammbefürworter, dass es keine Betroffenen geben wird. Die 8770 Menschen in den 28 Gemeinschaften werden gezwungen sein spätestens bei steigendem Wasserspiegel ihre Heimatorte zu verlassen und sich an anderer Stelle anzusiedeln.

Auswirkungen auf Naturschutzgebiete

1. Alaungdaw Kathapa National Park, Sagaing Division

2. Chatthin Wildlife Sanctuary, Sagaing Division 3. Hlawga Wildlife Park, Yangon Division 4. Hkakabo Razi Protected Area, Kachin State 5. Htamanthi Wildlife Sanctuary, Sagaing Division 6. Hukaung Valley Wildlife Sanctuary, Kachin State 7. Indawgyi Wildlife Sanctuary, Kachin State 8. Inle Lake Bird Sanctuary, Shan State 9. Kyaik Hti Yo Wildlife Sanctuary, Mon State

Tasang 10. Meinmahla Kyun Wildlife Sanctuary, Ayeyarwady Division

11. Minsontaung Wildlife Sanctuary, Mandalay Division

Wey Gyi Dag Win

12. Moeyingyi Bird Sanctuary, Bago Division 13. Nat Ma Taung National Park, Chin State 14. Panlaung-Pyadalin Cave Wildlife Sanctuary,

Shan State 15. Pidaung Wildlife Sanctuary, Kachin State 16. Popa Mountain Park, Mandalay Division 17. Rakhine Yoma Elephant Range, Rakhine State 18. Shwe U Daung Wildlife Sanctuary, Mandalay

Division/ Shan State 19. Shwesettaw Wildlife Sanctuary, Magwe Division

Abbildung 6: Schutzgebiete in Burma

Abbildung 6 zeigt, das in Burma keine Schutzgebiete von den Staudammplanungen betroffen sein werden. In Thailand (Abb. 7) werden ein Fisch- Sanctuary und der National Park in Provinz Mae Hong Son teilweise von den Wassermassen überschwemmt. Vor allem die wandernden Fische haben nach dem Bau keine Möglichkeit ihre Nahrungs- und Brutplätze zu erreichen.

27

Page 29: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Abbildung 7: Schutzgebiete in Thailand

28

Page 30: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Fazit Die negativen Auswirkungen der Staudämme am Salween werden den positiven weit überwiegen. Für die einheimische Natur bedeutet das den Verlust einer artenreichen und einmaligen Flora und Fauna. Die bisher noch weitestgehend intakten Habitate werden zerstört. Viele, nur am Salween vor kommende Arten, verschwinden dann. Auch wenn die vorliegenden Daten dürftig und teilweise widersprüchlich sind, zeigen sie in Verbindung mit den politischen Gegebenheiten des Landes, dass der ohnehin schlechte Lebensstandard der betroffenen Bevölkerung weiter sinken wird. Neben dem Verlust ihrer Existenzgrundlagen erwarten die Menschen Zwangsarbeit, Misshandlungen, schwere Krankheiten, Vertreibungen und der Verlust ihrer Kultur. Einen Nutzen davon haben sie nicht, da der größte Teil des Gewinnes aus der produzierten Energie in die Kassen der Militärregierung fließen und damit somit deren Machtposition stärken wird. Der erste Damm befindet sich bereits in der Bauphase. Ob weitere folgen ist nicht geklärt, da internationale Organisationen versuchen dies zu verhindern. Auch bleibt zu hoffen, dass den möglichen Investoren das Risiko zu hoch ist, die Staudämme im Landesinnern zu finanzieren. Durch den Regierungswechsel in Thailand dieses Jahr werden diese Planungen jetzt überdacht. Das Ergebnis ist noch offen (BURMA NACHRICHTEN, 2006). Aber auch wenn diese nicht gebaut werden, bleibt die Bedrohung durch die geplante Kaskade Chinas bestehen. Diese zu verhindern erscheint fast unmöglich, da das Land sich auch von einer weltweiten Kritik nicht abhalten lässt seine Planungen umzusetzen, wie das Staudammprojekt am Yangtze zeigt. Der Bau neuer Staudämme könnte also verhindert werden, wenn die Zustände in Burma weiter bekannt werden, um ausländische Investoren und Firmen von der Beteiligung abzuhalten. Durch weitere Forschungen können Argumente gesammelt werden, welche die thailändische Regierung überzeugen die Planungen aufzugeben oder wenigstens zu verbessern. In dieser neuen Regierung steckt die Hoffnung, dass alte gefestigte Ansichten auf dem Gebiet der Energiepolitik des Landes fallen gelassen werden und sie neue und umweltschonendere Wege geht. Die Aktivitäten Chinas sind nicht nur auf dem Energiesektor sehr umstritten, sondern auch in anderen Wirtschaftsbereichen, wie zum Beispiel beim Verstoß gegen den Produktschutz. Es ist auch bekannt, dass in diesem Land die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Während in Burma Wirtschaftssanktionen ein mehr oder weniger greifendes Mittel sind, um die Regierung ein zuschränken, ist das in China nicht möglich. Das Land ist mittlerweile eine so starke Wirtschaftsmacht, das jede Sanktion ein schwerer Einschnitt in die Wirtschaft des entsprechenden Landes ist. Wenn allerdings die thailändisch- burmesischen Planungen aufgrund von Geldmangel eingestellt werden müssen, kann der Mangel an Kapital auch die chinesischen Planungen verhindern. Dazu müssen diese Planungen, deren Auswirkungen, sowie die beteiligten Firmen veröffentlicht bzw. benannt werden, so dass man durch öffentlichen Druck auf die Firmen menschenunwürdige und umweltgefährdende Projekte verhindern kann.

29

Page 31: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

Abkürzungen EGAT Electricity Generating Authority of Thailand KNU Karen National Union ILO Internationale Arbeitsorganisation NLD Nationale Liga für Demokratie NUP National Unity Party, USDA Union Solidarity and Development Association LCD Least Developed Countries RTFD Royal Thai Forest Department

Quellenverzeichnis Literatur:

AKIMOTO, YUKI The Salween Under Threat - Damming the Longest Free River in Southeast Asia; Salween Watch, Southeast Asia Rivers Network (SEARIN), Center for Social Development Studies, Chulalongkorn University; Oktober 2004

AUTORENKOLLEKTIV Das Große Illustrierte Lexikon; Orbis Verlag für Publizistik GmbH München

unbekannt Damming at Gunpoint – Burma Army Atrocities pave the Way for Salween Dams in Karen State; Karen Rivers Watch; November 2004

APOLINARSKI; DANIEL

Verbrannte Erde und Überflutungen: Staudammprojekte am Salween in Burma; Universität Freiburg

POTZNER, CHRISTIANE

Myanmar (Birma, Burma)- Grundinformationen zu Geschichte, Wirtschaft und politischen Problemen, Homepage der AG Friedensforschung, UNI Kassel; Stand: Oktober 2006

unbekannt A Conflict of Interests, The uncertain future of Burma’s forests Briefing Document by Global Witness, October 2003

HAGGART, KELLY Sinohydro 'downgraded' over accident record; Three Gorges Probe news service; 31. 08. 2006

DR. MONIKA STÄRK

Myanmar, Grunddaten

Internetquellen: www.wikipedia.de www.salweenwatch.org Burma Nachrichten 12/2006, 16. August; www.asienhaus.de www.s-cool.org

30

Page 32: Bearbeiterin: Cindy Völler Betreuer: Dr. Dieter Gawora ... · Mit einer Landesfläche von 678 500 Quadratkilometer ist Burma ... 1998 hatte Burma eine Bevölkerungsdichte von 69,1

31

Abbildungsverzeichnis Deckblatt: The Salween Under Threat - Damming the Longest Free River in

Southeast Asia Abbildung 1: Appell im Morgengrauen, www.wikipedia.de 5 Abbildung 2: States und Divisions in Burma, www.wikipedia.de 7 Abbildung 3: Die von China geplanten Staudämme am Salween, International Rivers Network 16 Abbildung 4: Gebiet des Wey Gyi, Damming at Gunpoint 20 Abbildung 5: Überschwemmungsgebiete des Wey Gyi und des Dag Win, Damming at Gunpoint 21 Abbildung 6: Schutzgebiete in Burma 27 Abbildung 7: Schutzgebiete in Thailand 28