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Bearbeitet von Marieke Busch und Nadine Watzlawczyk
Bielefeld 2004
Familiennamen zielen darauf ab Einzelwesen innerhalb einer
Menge zu individualisieren, so dass man in der Lage ist, diese zu
unterscheiden. Mit Hilfe von Familiennamen werden folglich
individuelle Merkmale einer Person, eines Ortes usw. erfasst und
fixiert.
Die Vielfalt der Namenswelt resultiert nicht nur aus historischen
Begebenheiten, sie beruht ebenso auf der uralten Gliederung von
Volksstämmen und Landschaften und folgenden weiteren
Aspekten:
Dem Rufnamen einer Person wurde der Rufname einer anderen
verwandten Person, im allgemeinen des Vaters, hinzugefügt.
Beispiel: Aus Gerhard Friedrichs Sohn entstand mit lautlicher
Abschwächung der Familienname Friedrichs, Friedrich etc..
Nach diesem Prinzip kam es massenweise zu analogen
Bildungen, ohne dass jedes Mal Formen mit Sohn vorausgehen
mussten.
Beispiel: Detlefsen, Borchers, Heinrichs etc...
Insbesondere im alltäglich Sprachgebrauch entstanden
verkürzte sprachliche Gebilde, die wir in den Familiennamen
wiederfinden. Wir unterscheiden :
1. Aus Vollnamen zusammengezogene Formen, wie z.B.
Arndt, Berndt, Ebert, etc.
2. Von Vollnamen gebildete Kurznamen :
a) einstämmig, d.h. vom ersten oder zweiten Glied gebildet,
z.B. Boldt, Brandt, Brecht, etc.
b) zweistämmig, wobei zum ersten Glied Bestandteile des
zweiten Gliedes hinzutreten, ohne dass auch dieses stets
mit Gewissheit angegeben werden kann, z.B. Braun(e),
Hein(e), Goethe, etc...
Rufname + Rufname im Genitiv + Sohn (Hans Hinrichs Sohn)
Rufname + Familienname + -son/ -sen (Hans Hinrichsen)
Rufname + Rufname im Genitiv (Hans Hinrichs)
Rufname + Familienname (Hans Hinrich)
Ursachen für die Benennung nach der Herkunft sind die starke
Binnenwanderung im Mittelalter, der Zustrom bäuerlicher
Schichten in die Stadt, insbesondere aber die im 11. und 12.
Jahrhundert einsetzende Ostsiedlung. Die zugezogenen
Menschen benannte man gerne nach ihrer Herkunft. Die daraus
entstandenen Namen gliedern sich nach:
1. Namen nach der Stammeszugehörigkeit, einem Land oder
einer Landschaft, Beispiel: Bayer, Franke, Friese, Hess, etc..
2. Herkunftsnamen nach Ortsnamen: Sie sind im allgemeinen
aus den Namen derjenigen Orte gebildet, aus denen die
betreffende Person zugezogen ist.
a) Der Älteste, heute nur noch bei Adelsfamilien
vorkommende Typ, mit Präposition. Beispiel: Hans von +
Nürnberg
b) Bildung auf – er, Beispiel Hans Nürnberger
c) Bildungen mit den reinen Ortsnamen, Beispiel Hans
Nürnberg
3. Wohnstättennamen:
Sie bezeichnen eine Person nach der Lage ihres Wohnsitzes in
einer Landschaft oder einer Stadt. Im Verhältnis zu den anderen
Hauptgruppen der Familiennamen spielen sie zahlenmäßig eine
geringere Rolle. Sie enthalten zumeist Örtlichkeitsnamen im
weitesten Sinne des Wortes und sind nicht immer exakt von den
Herkunftsnamen nach Ortsnamen abzugrenzen.
Oftmals weisen sie auf Bodenerhebungen, Wasserläufe,
Pflanzenwuchs, Bodenbearbeitung, Markierungen in der Flur,
Gassenwege, Bauwerke und Angaben zur Lage des Wohnsitzes
hin (Beispiel: Brückner, Stein).
Familiennamen nach der Herkunft:
Rufname + der + Ortsname + -er (Albrecht der Baseler)
Rufname + Familienname (aus dem Ortsnamen) + -er (Albrecht Baseler)
Familiennamen nach Wohnstättennamen
Rufname + Präposition + Artikel + Substantiv (Name der Wohnstätte)
(Adolf an dem Bach)
Rufname + Familienname (nach der Wohnstätte) (Adolf Bach)
Die häufigsten deutschen Familiennamen sind benannt nach
den Berufen der jeweiligen Personen. Die Namen Müller,
Schmidt, Meyer, Schneider, Hofmann und Fischer sind
überhaupt die häufigsten deutschen Familiennamen der
Gegenwart. Diese Namensgruppe verweist auf eine große
Differenziertheit der Ämter, Dienste, des Handels und
Gewerbes, sowie der ständischen Gliederung zur Zeit der
Entstehung der Familiennamen. Deshalb sind zum Teil Namen
überliefert, die sich auf Berufe oder Tätigkeiten beziehen, die
heute nicht mehr ausgeübt werden.
Insgesamt lassen sich Familiennamen aus Berufsbezeichnungen
in folgende Gruppen zusammenfassen:
1. Land- und Forstwirtschaft; Jagd und Fischerei
(Beispiel: Bauer, Gärtner, Schäfer, Hirte)
2. Nahrungsgewerbe (Beispiele: Bäcker, Fleischer, Koch)
3. Bergbau, Hüttenwesen und Metallverarbeitung
(Beispiele: Bergmann, Schmied, Schlosser)
4. Holzverarbeitung (Beispiel: Böttger, Wagner, Drechsler)
5. Lederherstellung und -verarbeitung
(Beispiel: Sattler, Schu(h)mann, Gerber)
6. Textil- und Bekleidungsgewerbe(Beispiel: Wollmann,
Schneider)
7. Baugewerbe (Beispiele: Maurer, Zimmermann, Glaser)
8. Gesundheitswesen, Schönheitspflege (Beispiele:
Bader, Badstübner)
9. Handel und Verkehr (Beispiele: Kaufmann, Krüger, Wirth,
Fehrmann)
10. Städtische, fürstliche und kirchliche Ämter und Dienste;
Kriegswesen (Beispiele: Kanzler, Richter, Krieger)
11. Rechts- und Besitzverhältnisse (Beispiel: Bürger,
Lehmann)
12. Musikanten, Gaukler und Spielleute (Beispiel:
Lautenschläger, Pfeifer, Springer)
13. Sonstige Berufe (Beispiele: Töpfer, Metzner, Seiler)
Sie bilden eine der umfangreichsten Namensgruppen und
kennzeichnen ihre Träger im wesentlichen nach körperlichen
und geistigen Eigenschaften, sowie nach Gewohnheiten. Die
Personen erlangen durch sie eine charakteristische Benennung.
Die Familiennamen aus Übernamen lassen sich in 14 folgende
Kategorien gliedern:
1) Körperlich Kennzeichen (Beispiel: Krause, Schwarzkopf, Lange)
2) Geistige- und charakterliche Eigenschaften (Beispiel:Biedermann,
Schädlich, Kummer)
3) Verwandtschaft, Alter, Geschlecht (Beispiel: Altmann, Jung,Oheim)
4) Weltliche – und geistliche Würdenträger ( Beispiel: Kaiser, Graf, Bischof)
5) Tiere (Beispiel: Finke, Hase, Krebs)
6) Pflanzen und Früchte ( Beispiel: Blum, Knoblauch ,Hopf, Weihrauch)
7) Speisen und Getränke (Beispiel: Senf, Obst, Sauerbier)
8) Kleidung (Beispiel: Kittler, Blaurock, Mehlhose)
9) Rohstoffe und Arbeitsmaterial (Beispiel: Blei, Glas, Leder)
10) Arbeitsgeräte, Werkzeuge, Gefäße (Beispiele: Pechstein, Hammer, Krug)
11) Waffen und Rüstung (Beispiel: Harnisch, Panzer, Pfeil)
12) Münzen Maße und Gewichte; Zahlen, Reihenfolge; Geschäft; Recht,
Pflicht und Besitz (Beispiel: Pfennig, Schilling, Scheffel)
13) Religion und Mythologie (Beispiel: Düwel /Deibel, Riese/ Reese,
Rosenkranz)
14) Zeitbestimmung, Wettererscheinungen (Beispiel: Sonntag, Herbst, Sturm/
Storm)
Familiennamen aus Übernamen
Rufname + Präposition + Artikel (+ Adjektiv) + Substantiv
Kurt mit dem [krummen] Bein
Rufname + Familienname (aus Übernamen)
Kurt Bein
Bleckmann (niederdeutsch)Bleckmann (niederdeutsch)
Der Name Bleckmann ist ein Wohnstättenname wie zum
Beispiel „am Bleck auf der Twiste“
BraunBraun
* 1108 Brun
* 1232 Brune
* 1352 Bruyn
* 1371 Bruen
Übername zum mittehochdeutschen brun = dunkelfarbig,
glänzend, funkelnd (Haar-, Bart- und Augenfarbe)
BrinkmannBrinkmann
Brinkmann (westfälisch, niederrheinisch) bezeichnet einen
Wohnstättennamen – „am Brink wohnend“ (Brink = erhöhter
Grasanger, grasbewachsender Hügel außerhalb der
Getreideflur)
* 1334 Brinkemann
BudeBude
Bude: Slawischer Herkunftsname nach dem Ortsnamen
Buden (Brandenburg).
BuschBusch
* 1269 de Busche
* 1271 Busch
* 1369 Pusch
Busch (niederrheinisch) ist ein Wohnstättenname
(mittelhochdeutsch Bosche = Busch, Gehölz, Wald) und
bezeichnet eine Person, die am Wald wohnt.
DoeblerDoebler
Doebler stammt meistens aus dem schwäbisch –
alemannischen Sprachraum und ist die Bezeichnung für
einen Wohnstättennamen (Waldtal / Schlucht)
Doebler aus dem niederdeutschen Raum
bedeutet einen Würfelspieler
FachFach
Fach ist ein Wohnstättenname von Vach / Fach = Sumpfwasser bzw. nd. Fach = Fischwehr, -flechte oder Herkunftsname (aus dem Ort Vach).
FörsterFörster
* 1234 Vorstere
* 1327 de Vorste
* 1352 Forster
1) Wohnstättenname : mhd. forst / vorst(e) = Wald Forst
2) Herkunftsname zum Ortsnamen „Forst“
3) Berufsname zum mittelhochdeutschen forstaere/ forster =
Verwalter des herrschaftlichen Waldbesitzes
In Schwaben und Bayer sagt man heute noch „der Forster“
(Österreich : Ferster / Ferstl, Bayern: Förstl). Hierbei kann
es sich um folgende Personen handeln:
- Aufseher im Forst
- jemand der im Forst wohnt
- jemand der aus einem Ort kommt, der Forst heißt
HanenkampHanenkamp
Wohnstättenname: nach Ha(ge)ne = Hain, Hag (Waldgrundstück) und -kamp (Feld).
Kunze: dtv-Atlas Namenkunde (S. 102)
HeineHeine
* 1140 Heinricus
* 1329 Henrich
* 1402 Heinrich
* 1519 Hentrich
Heine ist zurückzuführen auf den Namen Heinrich. Im
Althochdeutschen bezeichnet „hagan-rihhi“ einen umfriedeten
Ort + Herrschaft, Macht, Gewalt, Reich.
Heselhaus (fränkisch)Heselhaus (fränkisch)
Wie Heselberger, Heselmeier, Heseler ein Wohnstättenname (Haus bei den Haselsträuchern).
HillebrandHillebrand
* 798 Hildibrand
* vor 1257 Hilde- / Hillebrand
* 1304 Hellebrand
Rufname, althochdeutsch „hiltja + brant“ = Kampf + Schwert.
Der Name kommt überwiegend im norddeutschen Raum vor
und ist niederrheinisch. Das Hildebrandlied ist die älteste
heroische deutsche Dichtung.
Auszug einer Handschrift des Hildebrandlieds
HillenHillen
Hillen ist die Kurzform zu Hillebrand, - bold, - brecht, - ger, -
mar usw. Es bezeichnet den Herkunftsnamen zum
Ortsnamen Hilling. Im Althochdeutschen bezeichnet er die
Kurzform zum Rufnamen „hiltja“ = Kampf / Patron
KirchnerKirchner
* 1380 Kirchener
Kirchner ist ein Berufsname, der bedeutungsgleich mit Küster /
Messner ist (mittelhochdeutsch: kirchnære)
KlattKlatt
* 1450 / 51 Clatte
Übername zu mittelniederdeutsch „klatte“ = Fetzen, Lumpen,
verwirrter Haarschopf. Folglich ist es eine Bezeichnung für
einen heruntergekommenen, verwahrlosten Menschen. In
Schlesien Mundartform zu „Klette“ = Übername für aufdringliche
Menschen.
KrauseKrause
* 1225 Cruse
* 1402 Krauß
Übername zu mittelhochdeutsch / mittelniederdeutsch „krūs“
= kraus gelockt. Er bezeichnet einen Menschen mit lockigem,
krausem Haar. Selten auch Übername für „krūse“ = Krug,
geschweiftes Gefäß.
KühlmannKühlmann
Wohnstättenname: der an der Grube (Kuhle) Wohnende.
KühnKühn
* 1274 Cuonrad, Cuone
* 1350 Cuontz, Kuon
* 1376 Küne
* 1516 Kuhne, Kuhnt, Kühn(e)
„Kun(rat)“ als Kurzform zum Rufnamen „Konrad“ +
ursprünglich o-Suffix oder Übername zu mittelhochdeutsch
„kuen“ = kühn
KuhnenKuhnen (siehe Kühn)