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VAB-Reise nach London, 16. – 18. August 2015 Seite 1 Beerenfachreise nach Südengland Vereinigung Aargauischer Beerenpflanzer 16. – 18. August 2015 Bericht von Suzanne Schnieper, LZ Liebegg

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Sonntag, 16. August 2015 Flug von Zürich um 10.25 Uhr nach London Heathrow. Mittagessen und Stadtrundfahrt in London

Abendessen und Übernachtung im Copthorne Hotel Effingham Park http://www.millenniumhotels.co.uk/copthorneeffinghamgatwick/

Hotel

Besichtigungen

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Montag, 17. August 2015 Beerenanbau und -markt in England Erdbeeren Angebaut werden ca. 5000 ha Erdbeeren, davon ca. 50 % im Freiland, 50 % Hors sol. Erntesaison von April bis Ende Oktober. Etwa die Hälfte sind Sommererdbeeren mit den Hauptsorten Elsanta und Sonata (engl. June-bearers), die andere Hälfte remontierende Sorten (engl. ever-bearers) wie Eves Delight, Capri etc. CH: remontierende Sorten haben nur einen sehr geringen Anteil. Bei uns dafür Terminkulturen mit Sommersorten. Himbeeren Rund 1000 ha Himbeeren, alles Hors sol. Davon 50 % mit Clubsorte Maravilla, 50 % andere Sorten wie Tulameen, Glen Ample, Octavia Der Anbau in Tunnels wird von der EU unterstützt, die Produzenten erhalten rund 50 % subventioniert. Vermarktet werden die Beeren an 10 grosse Ladenketten, die ca. 80 % der Verkaufsmenge ausmachen. Besichtigungen Diverse Besichtigungen in Kent mit Jeremy Darby (Berater) und Rudolf Dieffenbach (Beerenzüchter aus Füllinsdorf). Die beiden Beerenprofis zeigten uns viele interessante Betriebe und konnten auch die fachlichen Fragen beantwor-ten. Herzlichen Dank für die tolle Reiseleitung!

Betrieb Mansfield, Middle Pett Farm, Bridge bei Canterbury http://www.mansfields.net/Farms/

16 ha Erdbeeren, alles remontierende Sorten (Capri, Ischia, Malga und weitere CIV-Sorten), Ertragsziel sind 700 g Erdbeeren pro Pflanze bzw. 35 t pro ha.

Anbau im Tunnel in Kokossubstrat, dieses wird 2 Jahre verwendet, danach wird es in der Obstanlage in Baumstreifen gestreut (aktuell in benachbarter Aprikosen-Anlage). Das Grundwasser hat einen pH von 7.2 und wird deshalb mit Salpetersäure versetzt. Angestrebter pH für die Bewässerung ist 5.5. Die Bewässerung ist vollautomatisch, die Son-neneinstrahlung wird berücksichtigt. Keine geschlossenen Systeme, d.h. die Nährlösung wird nicht aufgefangen. Der Boden in den Tunnels muss aber regelmässig beprobt werden.

Beim Pflanzenschutz sind Botrytis und Falscher Mehltau die Hauptprobleme, eingesetzt werden Teldor, Switch und Nimrod, zusätzlich wird auch Schwefel verwendet. Zudem werden regelmässig Blätter und Ausläufer herausgeputzt.

Betrieb Mansfield

Betrieb Vinson

Betrieb Chambers

Mittagessen

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Die Ernte läuft bis ca. Mitte Oktober. Die Erntearbeiter und –arbeiterinnen kommen vorwiegend aus Polen und Li-tauen. Sie erhalten einen Mindestlohn von 7£ pro Stunde, dazu 50 Pence pro kg (1£ ist rund 1.50 Fr.)

Hors Sol-Kulturen im Folientunnel Bisher noch keine geschlossenen Systeme

Qualitätskontrolle Ruedi Dieffenbach und Jeremy Darby

Handwasch-Anlage (EurepGAP-konform) Rauchplatz und WC (EurepGAP-konform)

Aprikosenanlage mit altem Kokossubstrat Unterkünfte für Pflückpersonal: einfach und sauber Peter Vinson, Edward Vinson Limited, Faversham

http://www.edwardvinson.co.uk/

Grosser Erdbeerzuchtbetrieb, gleichzeitig auch grosser Beeren-Produktionsbetrieb mit Erdbeeren, Himbeeren, Hei-delbeeren und Cassis.

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Pro Jahr 15 Mio. Jungpflanzen für Hors sol-Produktion. Eigene Erdbeer-Zucht-Abteilung mit 4 Angestellten. Sorten-versuche und Selektion, ein Teil davon in Spanien. Remontierende Sorten: Sweet Eve, Sommersorten: aktuell Flair und Florette (für Eigenanbau), bisher Sonata, Elsanta, Vibrant.

Die Jungpflanzenanzucht erfolgt auf Schicht aus umgedrehten Kisten, damit die Wurzeln keinen Bodenkontakt ha-ben. Die Ausläufer werden von Mutterpflanzen in Bulgarien gewonnen.

Im Produktionsbetrieb werden je nach Kultur und Sorte 600 bis 1000 g pro Pflanzen geerntet. Erntebeginn im unge-heizten Tunnel ab 5. April (mildes Klima dank Nähe zum Meer), Ernte bis Ende Oktober. Pflanzdichte 6 bis 10 Pfl. pro m2. Die Metallpfosten am Gerüst sind beleimt, wegen Insekten. Probleme mit Thrips und KEF.

Pflückpersonal erhält einen Mindestlohn von 6.50£/h plus Leistungslohn. Der Staat fordert eine Erhöhung des Min-destlohnes per 2016 auf 7.20£, in 3 Jahren auf 9.20£. Dies wird grosse Probleme machen.

Anzucht von Erdbeerjungpflanzen Interessante Gespräche mit dem Betriebsleiter

Auch hier alle Kulturen im Folientunnel Schön fürs Auge, Geschmack teilweise knapp… Mittagessen im Garten des Anchor , e iner ca. 400-jähr igen Hafenkneipe in Faversham

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Total Berry http://www.totalberry.com/

Versuche mit ökologischen Anbaumethoden bei Erdbeeren, Sommer- und Herbsthimbeeren, Brombeeren und Cassis (z.B. 300 Erdbeer- und 100 Himbeersorten). 7 Gewächshäuser und Tunnels für Versuche.

Degustation von Erdbeer- und Himbeersorten – aber keine dieser Sorten überzeugte uns… Probierte Sorten bei Erdbeeren: Red Glory, Triumph und Arabella, bei Himbeeren: Radiance und Grandeur

Versuchsgewächshaus Werbe-Wagen für Total Berry

Kritische Kundschaft bei der Degustation Zwei sehr helle Himbeersorten Tim Chambers W.B. Chambers, Oakdene Farm, Langley, Maidstone http://www.wbchambers.co.uk/

Alteingesessener Betrieb in 10. Generation, vermarktet pro Jahr rund 1400 t Himbeeren, 400 t Brombeeren, 250 t Kirschen, 30 t Rote Johannisbeeren. Die Rhabarberproduktion (Sorte Timperly Early) erfolgt im Tunnel mit sehr langer Erntesaison. Da der Markt aber immer weniger Rhabarber verlangt, wurde die Menge von 500 t auf 100 t reduziert.

Abnehmer sind Supermarkt-Ketten in England, Irland und Skandinavien. Die Supermarkets sind wegen Lidl und Aldi aber auch in einer grossen Krise. Die Marge wird immer schmaler.

Himbeersorten: 40% Glen Ample, Kweli, Kwanza. Bei Himbeeren will der Abnehmer ein 4 Tage haltbares Produkt!

Brombeersorten: Loch Ness, Loch Tay, Karaka (NZ), Ouachita (USA)

Von der Ernte bis zum Supermarkt in 36 h. Auf dem Betrieb sind während der Saison 800 Personen angestellt, davon 400 als Pflückpersonal, vorwiegend aus Bulgarien und Rumänien. Weiter sind 100 Packer im Schichtbetrieb aktiv, dazu 100 Personen für den Unterhalt der Kulturen. Erhalten Grundlohn pro Stunde von 6.50 £ (ergibt für den Betrieb Kosten von 7.20 £). Für die Unterkunft bezahlen die Arbeiter 35 £/Woche. Arbeitszeit im Durchschnitt 8 h pro Tag, in der Saison bis 10 h pro Tag.

Der Beerenkonsum hat in den letzten 15 bis 20 Jahren massiv zugenommen, aktuell ist die Zunahme aber gebremst.

Geschätzte Anlagekosten für eine Himbeerkultur: 1 ha Himbeeren im Tunnel mit Bewässerung kostet rund 60'000 £, davon ca. 1/3 für den Tunnel.

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Angeregte Gespräche mit Tim Chambers: wo werden die Himbeeren genau geschnitten?

Himbeeren der Sorte Kwanza Kultur mit Containern

Brombeeren der Sorte Loch Ness Packbetrieb vom Büro aus

Abendessen und Übernachtung wieder im Hotel Copthorne (lag für unsere Zwecke nicht sehr zentral). Dienstag, 18. August 2015

Jeremy Darby MEIOSIS Limited, Bradbourne House, East Malling http://www.meiosis.co.uk/

Jeremy Darby, unser Führer bei allen Fachbesichtigungen stellt seinen eigenen Betrieb vor: die Firma Meiosis. Sie ist im altehrwürdigen Bradbourne House eingemietet, welches 1715 gebaut wurde und während 400 Jahren im Besitz der Familie Twisden war. Seit 1938 gehört das Gebäude plus 50 ha Land der Stiftung East Malling Trust. Dies war damals die Grundlage der Forschungsanstalt East Malling.

Meiosis ist eine Tochter-Gesellschaft der NSA (Nuclear Stock Association, einer Pflanzengenetik-Firma). Meiosis hat 5 Angestellte und versteht sich als Brücke zwischen Züchtern und Produzenten. Sie ist auch in Kontakt mit dem Han-del. Sie zieht Lizenzgebühren für den Sortenschutz ein. Davon dienen 10 – 15% als eigene Einnahmen, der Rest geht an die Züchterfirmen (vertraglich geregelt).

Meiosis beschäftigt sich ausschliesslich mit Beeren-Züchtungen mit Ausnahme von Heidelbeeren. Associate Mem-bers (ca. 150, darunter Ruedi Dieffenbach) erhalten regelmässig Sortenlisten und Empfehlungen. Full Members (ak-tuell 39) erhalten zudem exklusiv Pflanzmaterial von neuen Sorten.

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Bradbourne House Kaffee und Tee mit Museums-Atmosphäre East Malling Research, East Malling http://www.emr.ac.uk/

Ross Newham stellt uns die Forschungsanstalt East Malling vor. Sie wurde 1913 gegründet, mit ursprünglich 9 ha Land. Aktuell werden 220 ha bewirtschaftet, davon ist ca. die Hälfte Versuchsfläche, der Rest Produktion. Es sind 110 Personen angestellt.

Die Versuchstätigkeit umfasst den gesamten Obst- und Beerenanbau, Forstkulturen sowie Pilze und Gemüse. Die Forschungsziele sind heute nicht mehr allein Sortenzüchtung sondern ähnlich wie bei uns: Gesundheit und Ernäh-rung, Biosicherheit, Reduktion Pflanzenschutzmittel. Daneben sind konkrete Themen wie CA-Lagerung, Pheromon-technik, KEF wichtig. Am berühmtesten sind die Apfelunterlagen aus Eastmalling (M27, M9, MM106 etc., die für 80% der weltweiten Apfelproduktion verwendet werden!).

Das Motto lautet heute "Bridging the science gap" – eine Brücke bilden zwischen der Grundlagenforschung der Universitäten und der Marktforschung bzw. den Bedürfnissen des Marktes.

Forschungsanstalt East Malling Rechts Ross Newham, links Erdbeerzucht-Experte

Die Schälchen der Degustation sind leergegessen Die Kulturen sind weniger in Schuss als bei den Profis! Mittagessen in East Malling, danach Busfahrt zurück zum Flughafen und Heimreise. Nochmals ein ganz herzliches Dankeschön an die beiden Reiseorganisatoren Ruedi Dieffenbach und Willi Staubli.