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Vorlesung Anorganische Chemie Prof. Ingo Krossing WS 2007/08 B.Sc. Chemie

Begleitvorlesung Anorganische Chemieruby.chemie.uni-freiburg.de/Vorlesung/Vorlagen/... · 2008. 1. 25. · Wissenschaftliche Basis der Chemie - Naturgesetze: ohne Beweis anerkannt,

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  • Vorlesung Anorganische Chemie

    Prof. Ingo KrossingWS 2007/08B.Sc. Chemie

  • Login PrüfungsanmeldungNur Bachelor…!

    https://www.verwaltung.uni-freiburg.de/qis

    E-Mail Frau Jones:[email protected]

    Nur Bachelors müssen sich anmelden…!

    Keine Lehrämtler…!

  • Themen• Begleitvorlesung zur Experimentalchemie

    – Nur für Chemiker und Chemie-Lehramt

    • Vertiefung von Konzepten und Stoff

    • Theorievorlesung– Folien werden nach der Vorlesung ins Internet

    gestellt:– http://portal.uni-freiburg.de/molchem/downloads– Username: molchem– Password: uni-fr

  • LiteraturGreenwood, N.N.;Earnshaw A.: Chemistry of the Elements. 57,75 €1997, Butterworth-Heinemann (ISBN:0-7506-3365-4)

    Holleman: Lehrbuch der anorganischen Chemie. Gruyter, Walter 84,00 €de, GmbH & Co.K G (|SBN: 3-11-012641-9)

    Housecroft Catherine E.; Sharpe, Alan G.: Anorganische 79,95 €Chemie. 2. Aufl. 2006, Pearson Studium (lSBN: 3-8273-7192-9)

    Huheey: Anorganische Chemie. 3. Aufl. 2003, Gruyter, Walter de, 78,00 €GmbH& Co.K G (ISBN:3 -11-017903-2)

    Jander, Gerhart; Blasius,Ewald: Lehrbuch der analytischen und 46,00 €Präparativen anorganischen Chemie.16. Aufl. 2006, Hirzel VerlagGmbH & Co. (ISBN: 3-7776-1388-6)

    Mortimer, Charles E.: Chemie. 8. Aufl. 2003, Thieme Verlag, 59,95 €Georg (ISBN: 3-13-484308-0)

    Riedel: Allgemeine und anorganische Chemie. 8. Aufl. 2004, 34,95 €Gruyter, Walter de, GmbH & Co. KG (ISBN: 3-11-018146-0)

    Shriver, Duward F.; Atkins, Peter W.; Langford, Cooper H.: 72,90 €Anorganische Chemie. 1997, Wiley-VCH Verlag GmbH & Co.KGaA(ISBN: 3-527-29250-0).

  • Von der Alchemie….Al Chemie (arabisch): „Das Schwarze“

    => Bezeichnung für Ägypten (Nilüberschwemmungen).

  • Was ist Chemie ?Was ist Chemie ?

    Die PhysikPhysik beschäftigt sich mit den Zuständen der Stoffe (und den Zustandsänderungen) ;

    die ChemieChemie beschäftigt sich mit den Stoffen und denStoffänderungen, soweit sie sich in der Elektronen- hülle abspielen. Chemie istChemie ist (stoffliche) "Veränderung""Veränderung".

    => Chemie als Physik der Elektronenhülle.

  • Pyramiden-Metapher

    PHYSIKCHEMIE

    BIOLOGIE

    Stufenpyramide von Sakkara: 2800 v.Chr.

    Anthropologie

    Kulturwissenschaften

    Was ist Chemie?exakte Naturwissenschaft – intellektuelles Handwerk

    MATHEMATIK

  • Wissenschaftliche Basis der Chemie

    - Naturgesetze: ohne Beweis anerkannt, empirisch bewährt, mathematisch sauber definiert, „Axiome“

    - Naturkonstanten: Lichtgeschwindigkeit c Planck‘sches Wirkungsquantum h

    - Gesetze: Moseley-Gesetz Massenwirkungsgesetz

    - Theorien:

    - Regeln: Oktett-Regel Hund‘sche-Regel

    - Prinzipien: Le Chatelier-Prinzip Pauli-Prinzip

    - Konzepte, Modelle, Postulate: Clusterkonzept Kalottenmodelle Bohr‘sches Postulat

    Elementarladung e Gravitationskonstante G

    Boltzmann-Konstante k Sommerfeld‘sche Feinstruktur-Konstante α

    Kristallfeld-Theorie Molekül-Orbital-Theorie

  • „Gefühl für die Chemie“

    - Wie stark ist eine chemische Bindung ?

    - Wie lang ist eine chemische Bindung ?

    - Wie leicht erfolgt Elektronenaufnahme /-abgabe ?

    - Wie stark sauer / basisch ist ein Stoff ?

    - Welchen Aggregatszustand hat ein Stoff ?

    - Wie wechselwirkt ein Stoff mit elektromagnet. Strahlung ?

    - Welches sind die wichtigsten Reaktionen eines Stoffes ?

  • Geoche

    mie

    Geowissenschaften Biologie

    MedizinWerkstoff-wissenschaften

    Technik Physik

    AC OC

    PC

    Biochemie

    MedizinischeChem

    ie

    Physika

    lische

    Chemie

    Technische Chemie

    Fest

    körp

    erCh

    emie

  • Hypothese Messung Realität

    Stellen einer wiss. Frage

    Experiment

    Auswertung

    Antwort auf Fragen

    Ja

    Nein

    Chemie: Eine experimentelle Wissenschaft

    => Versuch und Irrtum…!

  • Reise zum Urknall-Anfang des Universums-Beginn von Raum und Zeit-gesamte Energie in einem Punktkonzentriert

    -dann begann das Universum,explosionsartig zu expandieren

    -das war vor 15 Milliarden Jahren-seither dehnt sich das Universum unaufhaltsam aus und kühlt dabei immer mehr ab (die 3 Kelvin Hinter-Grundstrahlung)

    -es entstanden Atome, Sterne,Planeten und das Leben…

  • 1/1000 s nach dem Urknall: die Kernbausteine entstehen

    Übergang vom Quark-Gluon-Plasma (oben) zu freien Protonen und Neutronen

    Protonen und Neutronen bestehen jeweils aus drei Quarks, die von Gluo-nen zusammengehalten werden.

    Im Anschluss entstanden in den ersten drei Minuten die leichten Kerne von Wasserstoff, Deuterium, Helium und Lithium.

    Erst nach einer Milliarde Jahre begann der Aufbau der schwereren Elemente in den Sternen

    Tempe

    raut

    ur

    Zeit

    Quantenchromodynamik: Theorie der starken Wechselwirkung

  • 300 000 Jahre nach dem Urknall:

    => Temperatur unter 3000 Kelvin.

    Bildung neutraler Wasserstoffatomeaus freien Protonen und freien Neutronen.

    => Es bilden sich riesige Wasserstoff-Wolken.

    => Ausgangsmaterial für die Bildungvon Sternen und für die Element-Synthese

    Tem

    pera

    tur

    Zeit

  • => Wenige Elemente dominieren…

  • Der Aufbau der Elemente

    Das sind jeweils 1 Mol Eisen (55.8 g), Schwefel (32.06 g), Iod (126.9 g) und Quecksilber(200.6 g) :

  • Dalton‘sche Atomhypothese

    1.) Elemente bestehen aus gleichen Atomen.Atome haben die gleiche Masse.

    2.) Bei chem. Reaktionen werden nur Atome getrenntoder verbunden.

    3.) Chemische Verbindungen resultieren aus der Verknüpfung von 2 oder mehr Atomsorten indefinierten Verhältnissen.

  • Atomgewichte

    Ursprünglich: relativ zu Wasserstoff = 1 gesetzt.

    Heute: Relativ vom Kohlenstoff-Isotop 12C = 12.0000

    Vergleich der Atomgewichte von Berzelius (1817-30) mit aktuellen Werten:

    Berzelius heute

    Chlor 35.41 35.45

    Kupfer 63.00 63.55

    Blei 207.12 207.2

    Stickstoff 14.05 14.01

    Kalium 39.19 39.10

    Silber 108.12 107.87

    Schwefel 32.18 32.06

  • Proton

    Elektron

    Neutron

    Ladung: +1; q = + e = 1.6022 × 10 -19 Coulomb

    Masse: m = 1.6726 × 10 -24 g = 1.007276 u

    Ladung: -1; q = - e = 1.6022 × 10 -19 Coulomb

    Ladung: 0;

    Masse: m = 9.1094 × 10 -28 g = 0.00054858 u

    Masse: m = 1.6749 × 10 -24 g = 1.008665 u

    Atommasseneinheit (u) ist 1/12 der Masse des Atoms 12 C

    Atombausteine

  • Entdeckung des Elektrons: Kathodenstrahlen

    (-)(+)

  • Entdeckung des Elektrons

  • Die Ladung des Elektrons: Millikan Versuch

    Ladung: - e = 1.6022 × 10 -19 C

    Masse: m = 9.1094 × 10 -28 g = 0.00054858 u

    => Sinkgeschwindigkeit => Masse Tropfen

    => Aufnahme Elektron: neg. geladen

    => Spannung so einstellen das Tropfen „schwebt“.

  • Das Proton: Kanalstrahlen

    Ladung: +1; q = + e = 1.6022 × 10 -19 CoulombMasse: m = 1.6726 × 10 -24 g = 1.007276 u

  • Das NeutronAtome sind elektrisch neutral

    => Es müssen genauso viel Elektronen (-) wie Protonen (+) im Atom vorhanden sein.

    Die Masse der Atome entspricht aber außer beim Wasserstoff nicht der Summe der Elektron und Protonmassen.

    => Es muss einen weiteren, ungeladenen Baustein geben, der in etwa das Gewicht des Protons aufweist.

    Ladung: 0;

    Masse: m = 1.6749 × 10 -24 g = 1.008665 uNeutron:

  • Elementsymbol, Ordnungs- und Massenzahl

    3216 S für SchwefelElementsymbol

    Massenzahl

    => Gesamtzahl an Nukleonen (d.h. Protonen und Neutronen)

    Ordnungszahl

    => Zahl der Protonen

    Für ungeladene Atome entspricht die Zahl der Elektronen der der Protonen.

  • Atom- bzw. Molekülgewichte können heute hochpräzise in einem Massen-Spektrometer gemessen werden:

  • Ionen• Atome und Moleküle können Elektronen

    aufnehmen oder abgeben.

    • Sie sind dadurch selbst geladen und bilden Ionen.

    Kationen: Abgabe von Elektron(en)positiv geladen

    Anionen: Aufnahme von Elektron(en)negativ geladen

    [Na]+

    [Cl]-

  • IsotopeWenn das Element Chlor im Massenspektrometeruntersucht wird, findet man 2 Signale bei 35 und 37 u im Verhältnis 3 : 1.

    => Warum…?

    3517

    3717

    Isotope…!

    Protonen und Elektronenzahl gleichNeutronenzahl unterschiedlich

    Ar(Cl) = 35.45

  • Der Aufbau der AtomeWir wissen das Atome aus:

    – Elektronen– Protonen– Neutronen

    bestehen.

    Wie ist aber der räumliche Aufbau von Atomen…?

  • Rutherford´scher Streuversuch

    α-Teilchen: Bestehen aus 2 Protonen und 2 Neutronen (Ladung also +2, Masse etwa 4 u)=> Bestandteil radioaktiver Strahlung (es gibt α-, β- und γ-Strahlung)

  • Der Aufbau von Materie: Moleküle

    Innerhalb des Moleküls: Atome fest verbunden

    Außerhalb des Moleküls:(fast) keine weitere Wechselwirkung

  • Der Aufbau von Materie: Ionenverbindungen wie Na+Cl-

    100 pm

    0,50,5

    0,5

    0,5 0,5

    0 000 0

    0

    0

    0000 0

    0,5

    0,5

    0,5

    0,5

    0,5

    0,5

    0,5

    0,5

    0,5

    .

    0,2

    0,5

    0,50,5

    0

    -0,2 00 0 0 00,8..

    .0,3 0,3.0,5

    0,5

    0,50,8.

    0,5

    0,50,50,5

    -0,6

    -0,9

    - +

    +

    ++

    +

    ++

    +

    +-

    --

    -- -

    ---

    - +

    +

    ++

    +

    ++

    +

    +-

    --

    -- -

    ---

    Dreidimensionale Struktur, die aus isolierten Ionen aufgebaut wird.

  • Stöchiometrie: GrundprinzipienAlle chemischen Verbindungen sind insgesamt ungeladen

    (Elektroneutralitätsprinzip)

    Da Ionen- und Molekülverbindungen nur aus ganzzahligenVerhältnissen von Atomen bestehen können, existieren chemische Verbindungen nur im Verhältnis ganzzahliger

    Vielfacher von Atomen.

    => Empirische Formel…!

  • Stöchiometrie: Grundprinzipienz. B.: H1O1 ist die empirische Formel…

    Es muss daher insgesamt als (HO)n mit n = 1, 2, 3, … vorliegen.

    Experimentell wird n als 2 gefunden => H2O2.

    H H

    O

    O

  • Der Molbegriff• Einzelne Atom- und Molekülmassen sind sehr klein

    (1 u ~ 10-24 g).

    • Die Anzahl an Atomen/Molekülen/Ionen, die dem dimensionslosen Atom/Molekül/Ionengewicht (in u) in Gramm entspricht wird ein Mol genannt.

    • Dies ist eine immer konstante Anzahl von Teilchen => Die Avogadro-Zahl NA

    • NA = 6,022 ⋅ 1023 Teilchen.

  • Der Molbegriff

    Das sind jeweils 1 Mol Eisen (55.8 g), Schwefel (32.06 g), Iod (126.9 g) und Quecksilber(200.6 g) :

    1 Mol = 6,022⋅1023 Atome

    Fe: Ar = 55.8 u=> 1 mol Fe = 55.8 g

    S: Ar = 32.06 u=> 1 mol S = 32.06 g

    I: Ar = 126.9 u=> 1 mol I = 126.9 g

    Hg: Ar = 200.6 u=> 1 mol Hg = 200.6 g

  • Stöchiometrisches Rechnen:

    relative Molekülmasse Mr ≙ Σ Atommassen

    z.B. Aa Bb Cc => Mr = a • Ar(A) + b • Ar(B) + c • Ar(C)

    Für das Gewichtsverhältnis der Bestandteile gilt:

    GA : GB : GC = : :

    Aus experimentell bestimmten Gewichtsanteilen Gx kann nun die Stöchiometrische Formel einer chemischen Verbindung ermittelt werden:

    : : = : : = a: b : c

    ⇒ Für stöchiometrisch zusammengesetzte Verbindungen muss a:b:c das Verhältnis kleiner ganzer Zahlen geben.

    ⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    ⎛ ⋅

    rMAAra )(

    ⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    rMBArb )(•

    ⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    rMCArc )(•

    ⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    ⎛)(AA

    G

    r

    A⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    ⎛)(BA

    G

    r

    B⎟⎟⎠

    ⎞⎜⎜⎝

    ⎛)(CA

    G

    r

    C

    rMa

    rMb

    rMc

  • Übungsbeispiel:Chemische Formel einer Verbindung, bestehend aus:

    28.9% K, 23,7% S und 47,3% O.Lösung:1. Schritt: Aufsuchen der rel. Atommassen, aus Atommassentabelle:

    K: 39,1S: 32,06O: 16,00

    2. Schritt: Verhältnisbildung

    28,9/39,1 : 23,7/32,06 : 47,3/16,00 = 0,739 : 0,739 : 2,956 = 1 : 1 : 4 (nach Division durch 0,739!).

    3. Schritt: Hieraus die chemische Formel: KSO4(oder K2S2O8 bzw. allgemein (KSO4)n)

    4. Schritt: Berechnung der rel. Molmasse:M = 39,10 + 32,06 + 4*16,00 = 135,16

    Ergebnis: Die chemische Formel der Verbindung ist KSO4, die rel. Molmasse beträgt ein n-faches von 135,16.

  • Chemische Reaktionsgleichungen

    2 H2 + O2 —> 2 H2OEdukte Produkte

    —>

    4 H-Atome2 O-Atome —>

    4 H-Atome2 O-Atome

    4 Mol H-Atome2 Mol O-Atome —>

    4 Mol H-Atome2 Mol O-Atome

  • Chemische Reaktionsgleichungen1. Edukte und Produkte notieren:

    2. Aggregatszustände notieren (optional):

    => Chemische Reaktionsgleichung als mathematische Gleichung…!

    => Der „—>“ entspricht mathematisch dem „=“…!

    3. Reaktionsgleichung ausgleichen:

    1 C, 2 S, 6 Cl 1 C, 2 S, 6 Cl