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544.192 BEITRAGE ZUR ANORGANISCHEN TUPFELANALYSE VON F. FEIGL. Im Nachfolgenden werden einige bisher in Zeitschriften noch nicht veroffentlichte Nachweise mit Hilfe von Tiipfel Reaktionen beschrieben: Nachweis von Wolfram rnit Diphenylin. Nachweis von Calcium mit Dioxyweinsare -Osazon, Nachweis von Natrium mit Zn- Uranylacetat, Nachweis von Hydrazin mit Salicylaldehyd, Nachweis von Hydroxylamin mit Salicylaldehyd und Kupfersalz, Nachweis von Stickstoffwasserstoff- saure durch Bildung von Silber- oder Eisenazid, Nachweis von Ferro- cyanid mit Uranylacetat, Nachweis von Ferricyanid mit Benzidin, Nach- weis von Chlorat und Peijodat durch Bildung von komplexen Mangan (111) - Phosphat, Nachweis von Sulfat mit Bariumcarbonat und Phenolph- talein. I. Nachweis von Wolfram rnit Diphenylin. Bekanntlich fallt Benzidin ( I) aus Losungen von Alkaliwolframat weisses Benzidinwolframat aus. Diese Fallung ist aber fur den Nach- weis von Wolfram, insbesondere neben Molybdan, deshalb nicht empfehlenswert, weil sich Molybdat, gegenuber Benzidin wie Wolframat verhalt; ausserdem werden auch Sulfate als Benzidinsulfat abgeschieden. Verwendet man aber statt Benzidin das isomere Diphenylin (11) I N/H* I1 so unterbleibt eine Fallung von Sulfat und auch Molybdat wird ledig- lich aus Losungen, die konzentrierter als 10 proz. sind abgeschieden. Hingegen fallt Wolframat quantitativ als Gemisch von Diphenylin- wolframat und Wolframsaure aus.

Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

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Page 1: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

544.192

BEITRAGE ZUR ANORGANISCHEN TUPFELANALYSE VON

F. FEIGL.

Im Nachfolgenden werden einige bisher in Zeitschriften noch nicht veroffentlichte Nachweise mit Hilfe von Tiipfel Reaktionen beschrieben: Nachweis von Wolfram rnit Diphenylin. Nachweis von Calcium mit Dioxyweinsare -Osazon, Nachweis von Natrium mit Zn- Uranylacetat, Nachweis von Hydrazin mit Salicylaldehyd, Nachweis von Hydroxylamin mit Salicylaldehyd und Kupfersalz, Nachweis von Stickstoffwasserstoff- saure durch Bildung von Silber- oder Eisenazid, Nachweis von Ferro- cyanid mit Uranylacetat, Nachweis von Ferricyanid mit Benzidin, Nach- weis von Chlorat und Peijodat durch Bildung von komplexen Mangan (111) - Phosphat, Nachweis von Sulfat mit Bariumcarbonat und Phenolph- talein.

I. Nachweis von Wolfram rnit Diphenylin.

Bekanntlich fallt Benzidin ( I ) aus Losungen von Alkaliwolframat weisses Benzidinwolframat aus. Diese Fallung ist aber fur den Nach- weis von Wolfram, insbesondere neben Molybdan, deshalb nicht empfehlenswert, weil sich Molybdat, gegenuber Benzidin wie Wolframat verhalt; ausserdem werden auch Sulfate als Benzidinsulfat abgeschieden. Verwendet man aber statt Benzidin das isomere Diphenylin (11)

I N/H*

I1

so unterbleibt eine Fallung von Sulfat und auch Molybdat wird ledig- lich aus Losungen, die konzentrierter als 10 proz. sind abgeschieden. Hingegen fallt Wolframat quantitativ als Gemisch von Diphenylin- wolframat und Wolframsaure aus.

Page 2: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

472 F. Feigl.

Ausfiihrung. In einer Mikroeprouvette wird ein Tropfen der zu priifenden Losung

mit einem Tropfen Diphenylinchlorhydrat versetzt. Eine Fallung oder Triibung verweist auf die Anwesenheit von Wolframat. Bei sehr kleiner Wolframmenge empfiehlt es sich, die Losung nach Zusatz des Fallungsmittels etwa 15 Minuten stehen zu lassen und mit einer Blindprobe zu vergleichen.

Erfassungsgrenze: 6 y Wolfram. Grenzkonzentration: 1 : 8.500. Reagens: 1 proz. Losung von Diphenylinchlorhydrat I ) in 2 n-Salzsaure.

Nachweis von Calcium mit Dioxyweinsaure-Osazon 2 ) .

Das Natriumsalz des Osazons der Dioxyweinsaure ( I ) liefett in wassriger Losung mit Erdalkalisalzen hellgelbe flockige Niederschlage von ,der Formel I1

11.

H&--HN -N = C-COOH

H&-HN-N = C- COOH

HsC6--HN-N = C-COO

H&-HN-N = C-COO I I )Me

1.

( M e = Ca, Sr oder Ba) , von denen narnentlich das Calciumsalz durch seine ausserordentlich geringe Loslichkeit in Wasser ausgezeichnet ist. Dieses Verhalten kann dazu verwendet werden, um in einer Losung sehr kleine Calciurnmengen nachzuweisen. D a das Reagens nicht selektiv ist, diirfen mit Ausnahme von Alkali- und Ammon- salzen andere Metalle nicht zugegen sein. Magnesium stort nicht, solange seine Menge nicht zehnmal grosser ist als die des Calciums. Magnesium in grosser Menge fallt namentlich in der Kalte aus, wahrend es in der Hitze relativ leicht loslich ist und hierbei die Fallung der sonst unloslichen Calciumverbindung aus noch nicht geklarten Griinden vollig verhindert.

Sehr gut geeignet ist das Osazon zur schnellen Unterscheidung von Leitungs- und destilliertem Wasser, indem sich das Reagens in letzterem vollig klar, in ersterem jedoch unter Abscheidung der unloslichen Calciumverbindung auflost, die dann in schweren, dichten Flocken ausfallt. Auf diese Weise Iasst sich noch 1 Teil Leitungs- wasser in 30 Teilen destilliertem Wasser erkennen. Bei Anwesenheit von Ammoniak und Ammonsalzen darf nicht erwarmt werden, weil sich sonst ein Kondensationspunkt des Dioxyweinsaureosazons aus- scheidet.

1) Darstellung: A. S c h m i d t und G. S c h u l t z , Ann. 207, 330 (1881). 2, Nach Versuchen mit S. P i c k h o 1 z.

Page 3: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

Beifrage zur anorganischen Tupfelanalyse. 473

Aus f ii h rung. In der Vertiefung einer schwarzen Tiipfelplatte oder auf einem

schwarzen Uhrglas wird ein Tropfen der neutralen Probelosung mit einigen Kornchen des Reagens versetzt. Bei Anwesenheit von Cal- cium iiberzieht sich der Tropfen der Probelosung mit einer feinen Haut und nach kurzem Stehen bildet sich je nach der Calciummenge ein mehr oder weniger starker Niederschlag. Bei sehr kleinem Cal- ciumgehalt empfiehlt sich die Anstellung einer Blindprobe.

Erfassungsgrenze: 0.01 7 Calcium. Grenzkonzentration: 1 : 5.000.000. Reagens: Natriumsalz des Dioxyweinsaureosazons 3 ) (fest) .

111. Nachweis von Nafrium mit Zn-Uranylacefaf. Die Fallung von Natrium nach K o 1 t h o f f 4 ) , mit Zink-Uranyl-

acetat in essigsaurer Lijsung als gelbes kristallinisches Natrium-Zink- Uranylacetat N a Z n ( UO,) (CH,COO), . 9 H,O ist auch in Form einer Tiipfelreaktion auf einer dunklen Porzellanplatte ausfiihrbar und liefert eine Erfassungsgrenze von 12.5 7 Na.

Weitaus kleinere Mengen konnen erkannt werden 5 ) . wenn mar, von der Tatsache Gebrauch macht, dass festes Natrium-Zink-Uranyl- acetat im ultravioletten Licht lebhaft griingelb fluoresciert, wahrend die Reagenslosung selbst keine Fluorescenz aufweist.

Ausf ii hrung. Ein Tropfen der zu priifenden Losung wird mittels einer Kapillar-

pipette auf einen Streifen Filtrierpapier ( S c h 1 e i c h e r fi S c h ii 11 Nr. 601) gebracht. (Das Papier muss vorher, um etwa vorhandene Natriumsalze zu entfernen, zweimal mit verdiinnter Salzsaure und 4-6 ma1 mit destiliertem Wasser ausgewaschen und hernach ge- trocknet werden.) Nach Einsaugen des Tropfens, wird das Papier iiber einem Mikrobrenner vorsichtig getrocknet und hierauf mit je einem Tropfen der Reagenslosung zentral und seitlich angetiipielt. Der noch feuchte Fleck wird nun sofort unter der Analysenquarz- lampe betrachtet. Bei Anwesenheit grosserer Natriummengen entsteht sofort ein griingelb fluorescierender Fleck. Bei Natriummengen unter 10 ; J ist nach etwa 1-4 Minuten ein ebenso fluorescierender Kreis- ring festzustellen.

Erfassungsgrenze: 2.5 7 Natrium. Grenzkonzentration: 1 : 20.000.

3, Darstellung: J. H. 2 i e g 1 e r und M. L o c h e r, Ber. 20, 836 (1887). 4, I. M. K o l t h o f f , 2. anal. Chem. 70, 398 (1927). 6 , Nach Versuchen rnit den Herren H. K a p p e 1 m a c h e r und P. K r u m h o 1 z.

~~ ~~

Page 4: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

Reagens: Lasung von Zink-Uranylacetat. 10 g Uranylacetat werden in 6 g 30 proz. Essigsaure unter Erwarmung gelost und auf 50 cm3 mit Wasser auf- gefiillt (Lasung a ) . 30 g Zinkacetat werden mit 3 g 30 proz. Essig- saure angeriihrt und mit Wasser 50 cm3 verdiinnt (Losung 5). Die warmen Suspensionen a und b werden vereinigt, wobei ein klare Liisung entsteht. dann eine Spur NaCl zugesetzt, und nach 24 stiindigem Stehen vom abgeschiedenen Natrium-Zink-Uranylacetat abfiltriert.

IV. Nachweis von Hydrazin mit Salicylaldehyd 6 ) .

Benzaldehyd und andere aromatische Aldehyde vereinigen sich mit Hydrazin oder seinen Salzen unter Wasseraustritt zu sog. Aldazinen, welche weisse wasserunlosliche Korper darstellen. Besonders geeignet ist infolge seiner Wasserloslichkeit Salicylaldehyd (0-Oxybenz- aldehyd) , der sich zu Salicylaldazin gemass

umsetzt. Die Schwerloslichkeit des Aldazins ist moglicherweise auf die Bildung eines Innerkomplexsalzes gemass obiger Formel zuruck- zufiihren. Der Nachweis von Hydrazin durch die Aldazinreaktion wird durch Hydroxylamin nicht beeintrachtigt, da dieses mit Salicyl- aldehyd unter Bildung eines Ioslichen Oxims reagiert, doch ist bei Anwesenheit von vie1 Hydroxylamin ein Verbrauch des Reagens durch Oximbildung zu beachten.

Ausfii hrung. Ein Tropfen des Reagens wird mit einem Tropfen der Probelosung

in einer Mikroeprouvette vereinigt. Je nach dem Hydrazingehalt entsteht sofort oder nach kurzem Stehen eine weisse Fallung oder Trubung.

Erfassungsgrenze: 0.1 7 Hydrazin. Grenzkonzentration: 1 : 500.000.

Keagenslosung:5 g Salicylaldehyd werden mit 600 cm3 Wasser und 20 cm3 50 proz. Essigsaure gekocht, bis das Oel verschwunden ist. nach dem Erkalten wird vom ungelosten Salicylaldehyd abfiltriert. Die Lasung ist haltbar, muss aber nach Iangerem Stehen vor Gebrauch filtriert werden, da sich haufig Spuren von Salicylaldehyd abscheiden.

~ ~~~ ~ ~ ~~

6 ) Nach Versuchen mit Frl. R. S c h w a r z. Es sei hier bemerkt, dass man Hy- drnzin auch quantitativ als Salicylaldazin fallen und auswagen kann.

Page 5: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

Beitrage zur anorganischen Tupfelanalyse. 475

V. Nachweis lion Hydroxylamin mit Salicylaldehyd und Kupfer- acetaf 7 ) .

Nach E p h r a i m 8) bildet Salicylaldoxim ( I ) in essigsaureii Kupfersalzlosungen einen gelbgriinen Niederschlag von innerkom- plexem Cu-Salicylaldoxim (11)

I. 11.

Dieses Cu-Salz bildet sich auch bei der Einwirkung von Hydroxyl- amin auf eine Gemenge von Salicylaldehyl und Cu-Acetat gemass

1 1 + NH20H + ' /~ (CH~COO)ZCU - /\/OH

i/\co H

+ CH3COOH + H 2 0

H

Als Reagenslosung kann nicht eine beliebige Mischung von Salicyl- aldehyd und Kupferacetat verwendet werden, weil je nach der Konzentration bei kiirzerem oder Iangerem Stehen ein griines Kupfer- salz des Salicylaldehyds ausfallt; es miissen vielmehr die Reagenzien in einer bestimmten Reihenfolge und bestimmten Konzentration zur Probelosung hinzugefiigt werden.

Ausf iihrung. Ein Tropfen der Reagensksung ( 1 ) wird in einer Mikroeprouvette

mit einem Tropfen der Probelosung und 2 Tropfen der Reagens- losung ( 2 ) vereinigt. Je nach der Menge Hydroxylamin entsteht ein hellgelber Niederschlage oder eine Triibung.

Erfassungsgenze: 1 y Hydroxylamin. Grenzkonzentration: 1 : 50.000.

Reagenzien: 1. Salicylaldehydlosung. 5 g Salicylaldehyd werden in 600 cm3 Wasser und 20 cm3 50 proz. Essigsaure bis zurn Verschwinden des Oeltropfchens gekocht. Nach 24 Stunden wird die Losung filtriert. 2. Kupferacetatlosung. 5 g Kupferacetat werden rnit 150 cm' Wasser und 1-2 cm3 50 proz. Essigsaure erwarmt und nach dem Erkalten filtriert.

7 , Nach Versuchen rnit Frl. R. S c h w a r z. 8 , F. E p h r a i m, Ber. 63, 1928 (1930).

Page 6: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

F. FeigI.

Nachweis von Hydrazin und Hydroxylamin nebeneinander. Fur die Erkennung von Hydrazin und Hydroxylarnin nebeti-

einander lasst sich die Bildung von Salicylaldazin (nach IV) und Kupfersalicylaldoxim ( nach V ) heranziehen, doch sind hierbei die Mengenverhaltnisse der nachzuweisenden Verbindungen zu beachten, da das Reagens (Salicylaldehyd) nur begrenzt wasserloslich ist.

Fur den Nachweis von wenig Hydroxylamin neben viel Hydrazin kann die Schwerloslichkeit des Hydrazinsulfates ausgeniitzt werden. Gesattigte Losung von Hydrazinsulfat enthalt bei 32O C 2.95 g Hydrazinsulfat in 100 cm3 Wasser, das ist etwa 360 y Hydrazin im Tropfen. Diese Menge kann durch Salicylaldehyd als Aldazin gefallt werden, ohne das Volumen betrachtlich zu erhohen. Man kann dem- nach die Hauptmenge des Hydrazins als Sulfat fallen und im Filtrat den Nachweis fuhren.

~ ~~~ ~ - ~~

476 -~ - _ _ ~ ~~~~~

Ausfii hrung. 1.5 cm3 der zu priifenden Losung werden mit Schwefelsaure

( 1 : 2.5) versetzt, bis ein herausgenommener Tropfen keine weitere Fallung mit Schwefelsaure gibt. Nach 10 Minuten wird zentrifugiert und 0.5 cm3 der vom Hydrazinsulfat abfiltrierten Losung mit konzentriertem Ammoniak alkalisch gemacht und dann mit 1-2 Tropfen 2 n-Schwefelsaure angesauert. Hierauf werden 2.5 cm3 Salicylaldehydlosung zugesetzt, nach 30 Minuten das gebildete Salicylaldazin zentrifugiert und a m der uberstehenden Fliissigkeit drei Tropfen in einer Mikroeprouvette rnit einem Tropfen Kupfer- acetatlosung versetzt. Bei Anwesenheit von Hydroxylamin entsteht ein gelbgriiner Niederschlag von Kupfersalicylaldoxim.

Erfassungsgrenze: 10 j , Hydroxylamin neben 5000 y Hydrazin. 1st wenig Hydrazin neben viel Hydroxylamin nachzuweisen, so

wird, da das Hydroxylamin zur Salicylaldoximbildung auch Reagens verbraucht, ein Tropfen der zu prufenden Losung in 4 cm3 Reagens eingetragen. Die entstandene Triibung von Salicylaldazin wird filtriert, zum Filtrat Kupferacetatlosung zugesetzt und auf die Ab- scheidung von Kupfersalicylaldoxim geachtet. Sofern es sich um den Nachweis kleiner Mengen Hydrazin bzw. Hydroxylamin handelt, sind Blindversuche anzustellen.

Erfassungsgrenze: 1 y Hydrazin neben 4000 y Hydroxylamin.

VI. Nachweis von Stickstoffwasserstoffsaure durch Bildung von

Bekanntlich bildet Stickstoffwasserstoffsaure nicht nur ein unlos-

9) Nach Versuchen mit R. S e b o th .

Silber- oder Eisenazid 9 ) .

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Page 7: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

Beitrage zur anorganischen Tiipfelanalyse. 477 ~~ ~ - ~ .~ ~ ~ ~ ~~~ ~

liches weisses Silbersalz, sondern mit Eisen ( 111)-salzen eine rote losliche Verbindung von der Formel FeN,. Sowohl diese Eigenschaften als auch der Umstand, dass Stickstoffwasserstoffsaure schon bei 37' aus ihrer wassrigen Losung restlos entweicht, ermoglicht einen ein- fachen und spezifischen Nachweis auch neben andern Halogen- wasserstoffsauren.

Zur Entbinding von HNs ist es ernpfehlenswert einen einfachen Apparat zu verwenden, der fur den Nachweis von CO,, NH, und anderen gasformigen Verbindungen beschrieben worden ist 10).

Ausfiihrung. Ein Tropfen der Probelosung wird in den Gasentbindungsapparat

gebracht und mit 1-2 Tropfen verdunnter Salzsaure versetzt. Auf den Glasknopf des Verschlusses wird ein Tropfen verd. Silbernitrat- oder Eisen ( 111) -chlorid-Losung gebracht, der Apparat verschlossen und schwach erwarmt. Eine Trubung oder Rotfarbung zeigt Stick- stoffwasserstoffsaure an.

Erfassungsgrenze: 5 ;) Natriumazid. Grenzkonzcntration: 1 : 10.000.

Reagenzien: 1. Verd. Silbernitratlosung. 2. Verd. Eisen (111) -chlorid. Man kann Stickstoffwasserstoffsaure auch aus saureunloslichen Aziden in Freiheit setzen, wenn man diese in einer Mikroeprouvette mit etwas metallischem Zink und Schwefelsaure zusammenbringt und auf das Ende des Proberohrchens ein Stiickchen mit FeCI, getranktes Filterpapier auflegt.

VII. Losliche Ferrocyanide liefern rnit Uranylsalzen eine braune Fallung

von Uranylferrocyanid ( UO,),[ Fe ( CN) Ferricyanide setzen sich nur in konzentrierter Losung und bei Iangerem Stehen bzw. nach Erwarmung zu schmutziggelbem Uranylferricyanid um. Man kann daher mit Uranylsalzen Ferrocyanide neben Ferrocyaniden und Halogenionen erkennen. 1st vie1 Ferricyanid zugegen, dann induziert die Fallung von Uranylferrocyanid die Abscheidung von Uranylferri- cyanid. Beim Nachweis auf der Tupfelplatte wird daher die Empfind- lichkeit des Ferrocyanidnachweise mit Uranylacetat durch anwesendes Ferricyanid erhoht. Man kann den Nachweis auch auf mit Uranyl- acetat impragniertem Papier durchfiihren, doch sol1 diese Aus-

Nachweis von Ferrocyanid rnif Uranylacetaf 1 1 ) .

l o ) F. F e i g 1 und P. K r u m h o 1 z , Mikrochemie, Pregl Festschrift, 7, 83 (1929). Vergl. F. F e i g 1, Qualitative Analyse mit Hilfe von Tiipfelreaktionen, 111. Aufl. 1938, S. 153. 11) Nach Versuchen mit Frl. H. h o l t e r e r .

Page 8: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

478 F. Feigl.

fiihrungsweise bei Gegenwart von Ferricyanid nicht angewendet werden, weil dieses durch das Papier teilweise zu Ferrocyanid redu- ziert wird und daher nach Umsetzung mit Uranylacetat die Anwesen- heit geringer Mengen Ferrocyanid vortauschen konnte.

Ausfiihrung. In der Vertiefung einer Tiipfelplatte wird je ein Tropfen Uranyl-

acetatlosung und Probelosung vereinigt oder auf mit Uranylacetat impragniertes Papier ein Tropfen der auf Ferrocyanid zu priifenden Losung aufgetragen. Je nach der Menge des Ferrocyanides entsteht ein brauner Niederschlag bzw. ein brauner Fleck oder Ring.

Erfassungsgrenze: K,Fe(CN 1 6 auf der Tiipfelplatte. Grenzkonzentration: 1 : 50.000 I Erfassungsgrenze: 0.5 y K,Fe( CN), ) auf mit Uranylacetat Grenzkonzetration: 1 : 1 .OO.OOO ( impragniertem Papier. Reagens: 1 n-Uranylacetatlosung.

VIII. Nachweis von Ferricyanid neben Ferrocyanid mit Benzidin 12).

Essigsaures Benzidin wird von loslichen Ferricyaniden oxydiert, wobei unlosliche, blaue, merichinoide Verbindungen entstehen. Diese Reaktion ist bei Abwesenheit anderer oxydierender Verbindungen ( Chromat, Persalze usw.) fur losliche Ferricyanide eindeutig und kann auch zu deren Erkennung neben Ferrocyaniden dienen. Im letzteren Fall ist allerdings zu beachten, dass das Benzidinsalz der Ferrocyanwasserstoffsaure analog wie Benzidinsulfat als weisser Niederschlag ausfallt, wodurch mehr Reagens verbraucht und die Erkennnung kleiner Mengen Ferricyanid erschwert wird. Um daher kleine Mengen Ferricyanid neben vie1 Ferrocyanid nachzuweisen, empfiehlt es sich, vor Durchfiihrung der Benzidinreaktion eine hinreichende Menge Bleinitrat zuzugeben, wodurch unlosliches, weisses Bleiferrocyanid ausfallt, wahrend Ferricyanid in Losung bleibt und auf Zusatz von Benzidin den weissen Niederschlag blau anfarbt.

Ausf ii hrung. Ein Tropfen der Probelosung wird auf einer Tiipfelplatte, erforder-

lichenfalls nach Zugabe eines Tropfens Bleinitratlosung, mit Benzidin- acetatlosung versetzt. Je nach der Ferricyanidmenge entsteht eine blaue Fallung bzw. Blaufarbung.

12) Nach Versuchen mit Frl. H. M o 1 t e r e r.

Page 9: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

Beitrage zur anorganischen Tupfelanalyse. 479

Erfassungsgrenze: 1 y Kaliumferricyanid. Grenzkonzentration: 1 : 50.000. Erfassungsgrenze: 57 K,[ F e ( CN),] ) neben der 1000-fachen Grenzkonzentration: 1 : 10.000 5 Menge Ferrocyanid.

Reagenzien: 1. Essigsaure Benzidinlosung. 2 n-Essigsiure mit Benzidin gesattigt. 2. 1 proz. Bleinitratlosung.

IX. Nachweis von Chloraf und Perjodat durch Bildung iton komplexem Mangan ( I I I ) -Phosphaf 1 3 ) .

Chlorate und Perjodate reagieren in der Warme in stark phos- phorsaurer Losung mit Mangansulfat unter Bildung von komplexem Mangan (111)-Phosphat gemass:

(2103’ + 6 Mn + 12 PO4/” + 6 H. - 6 [Mn(P0+)2]//’ + CI’ + 3 HzO 4 PO4 ” + 2 H’ - 2 [MnfP04)~]”’ + IO3/ + H20 1 0 4 ’ + 2 Mn ” +

Das gebildete komplexe Manganion ist violett, ahnlich wie Per- manganation; durch Zusatz von Diphenylcarbohydrazid kann man durch Bildung violetter Oxydationsprodukte des Diphenylcarbo- hydrazids ganz schwache Farbungen noch deutlicher sichtbar machen.

In gleicher Weise wie Chlorat und Perjodat wirkt auch Persulfat. Man kann dieses aber durch Eindampfen der schwefelsauren Losung unter Zusatz einer Spur Silbernitrat vollstandig zersetzen.

Ausfiihrung. In ein kleines Porzellanschalchen wird ein Tropfen der Probe-

losung und ein Tropfen der Reagenslosung gebracht, iiber einen Mikrobrenner kurz erwarmt und erkalten gelassen. Je nach der vorhandenen Menge Chlorat oder Perjodat zeigt sich eine mehr oder weniger starke Violettfarbung. Ganz schwache Farbungen kann man durch Zusatz eines Tropfens alkoholischer Diphenylcarbohydrazid- losung verstarken.

Erfassungsgrenze: 0.05 y Chlorat. Grenzkonz. 1 : 1000.000.

Reagenzien: 1. Gesattigte Mangansulfatlosung. 2. Sirupose Phosphorsaure. Als Reagenslosung dient ein Gernenge gleicher Teile. 1 . und 2.3 -1 proz. alkoholische Diphenylcarbohydrazidlosung.

5.0 Perjodat. Grenzkonz. 1 : 100.000.

X. Nachweis von Sulfaf mif Bariumcarbonaf und Phenolphfalein 14) .

Bariumcarbonat setzt sich mit neutralen Alkalisulfaten bei Erwar- men sehr schnell um:

13) Nach Versuchen rnit H. B a l l a b a n . 14) Nach Versuchen mit R. S e b o t h.

Page 10: Beiträge zur Anorganischen Tüpfelanalyse

480 F. Feigl, Beitrage zur anorganischen Tiipfelanalyse.

BaCO, + Na,SO, + BaSO, + Na,CO,

Der Ablauf der Reaktion kann nach Zugabe von Phenolphtalein durch die alkalische Reaktion des gebildeten Natriumcarbonats (Rot- farbung) erkannt werden.

Von anderen Anionen stort lediglich die Anwesenheit von Silico- fluoriden, die analog den Sulfaten reagieren. Fur das Gelingen des Nachweises ist Neutralitat der Probelosung erforderlich. Liegen sodaalkalische Losungen vor, wie etwa bei der aberprufung des Sodaauszuges einer Probe, so empfiehlt es sich einige Tropfen der Losung mit Salzsaure anzusauern, auf dem Wasserbad zur Trockene einzudampfen und dann mit BaCO, umzusetzen; nach dieser Be- handlung ist die Erfassungsgrenze etwa doppelt so gross wie bei neutralen Salzlosungen. Ausfii h rung. In einem Mikrotiegel wird ein Tropfen der neutralen Probelosung

rnit einem Tropfen einer Bariumcarbonat-Suspension vermengt und auf dem Wasserbad zum Trockne eingedampft. Hierauf wird ein Tropfen alkoholischer Phenolphtaleinlosung zugesetzt. Eine Rasa- oder Rotfarbung beweist das Vorliegen von Sulfaten.

1 . reinstes Bariumcarbonat. 2. 1 proz. Losung von Phenolphtalein in Reagenzien: wassrigem Alkohol ( 1 : 1 ) .

G e n t, Chern. Laboratoriurn der SociPti Belge d e Recherches et d'8tudes.

(Eingegangen am 1 1 . Marz 1939).