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Jahrgang 1893. "I Heft 20. 15. Octobcr 1893. J v. Boyen: Beiträge zur Ceresinfabtikation. 601 langt, so bemerke ich, dass ich auch hier 4 ) die Titrirungen, mit 10 cc der alkalischen Kupferlösung, nach derjenigen Form der Methode Soxhlet's ausgeführt habe, bei welcher die Fehling'sche Lösung mit 4 Vol. Wasser verdünnt wird, bevor man die Zucker- lösung zufügt. Es wurde gefunden, dass 10 cc der Fehling'schen Lösung bei 2 Mi- nuten währendem Sieden genau die be- rechneten 10,30 cc der 0,5 proc. Invert- zuckerlösung zur völligen Reduction ver- langten, woraus sich die Brauchbarkeit meiner Vorschrift zur Darstellung der 0,5 proc. Invertzuckerlösung für die Con- trolirung der Fehling'schen Flüssigkeit ergibt. Ich bemerke noch, dass ich zur Her- stellung der Fehling'schen Lösung bez. zur Darstellung der Soxhl et'sehen Kupfervitriol- lösung, welche letztere 34,64 g CuS0 4 . 5 H 2 O in 500 cc enthalten soll, vom Kupfersulfate Trommsdorff's ausging, welches ich zwei- mal umkrystallisirte und sorgfältig abpresste. Das Product war nun frei von Eisen und verlor bei 120 bis 140° 28,96 Proc. Wasser statt der verlangten 28,92 Proc. Zur Dar- stellung der alkalischen Seignettesalzlösung hatte eine filtrirte Auflösung des Salzes von Trommsdorff gedient, ferner Ätznatron „Alcoh. depur." von derselben Firma. Nach vorstehenden Ausführungen glaube ich, den Fachgenossen die Annahme meiner Vorschrift zur Titerstellung der Fehling'- schen Lösung empfehlen zu dürfen. Portici, Gabinetto di Tecnologia chimico-agraria della R. Scuola Superiore di Agricoltura. Beiträge zur Ceresinfabrikation. Von Edgar von Boyen. [ScMuss von S. 581.] Aus den dunkelsten und hellsten Proben und aus der Mitte der übrigen wählt man einen Ceresinkuchen aus, welcher in seiner Färbung dem Durchschnitt am meisten gleich- kommt. Ein solches Ceresin bezeichnet man mit „normal" oder „gut" und hebt davon ein Standardmuster auf. Dann sucht man die dunkelsten Ceresinsorten zusammen, wie sie in der Regel aus Secunda- oder Starunia- Erdwachs erhalten werden, welche zwar bei ihrer Raffinirung einen grösseren Aufwand von Säure und Pulver erfordern, sich jedoch 4 ) Vgl. L'Orosi 1888, 325; d. Z. 1889, 477. gut pressen und filtriren lassen. Die dunkelste dieser Proben bezeichnet man mit der Dunkelnummer III und fügt nach Schätzung mit dem Auge zwischen dieser und der mit „gut" oder „normal" bezeich- neten Nuance die Dunkelnummern II und I ein. Es wird dann ein mit Dn I be- zeichneter Stoff, um auf normal oder gut gebracht zu werden, in der Regel einen Mehraufwand an Säure von 1 bis 2 Proc, ein solcher mit Dn II bezeichneter dagegen 2 bis 4 Proc, ein mit Dn III endlich noch mehr Säure erfordern, deren Procentsatz sich nicht mehr schätzen lässt. Ein Stoff, wel- cher trotz eines Mehrverbrauchs von 6 Proc. Säure sich nicht filtriren und pressen lässt, ist für die Ceresinfabrikation nach dem Schwefelsäureverfahren ungeeignet und erhält die Bezeichnung „unbrauchbar". Besonders schöne Ceresinsorten, welche über dem Durchschnitt der guten liegen, kann man mit „schön" oder „sehr schön" bezeichnen. KörnigeWaare erhält dieBezeichnung„körnig" oder „sehr körnig". Erstere schliesst die Verarbeitung auf weisses, letztere überhaupt auf gerührtes Ceresin aus. Derartige Stoffe verbraucht man entweder für den heissen Guss oder mischt sie mit zähen Stoffen, wobei man jedoch mit den erhaltenen Mischungen zunächst Proben anstellen und untersuchen muss, ob diese das Kaltrühren und bis zu welchem Grade vertragen. Sämmt- liche Standardmuster hüllt man in weisses oder blaues Papier und bewahrt sie an einem dunkeln Orte auf, da auch das den Sonnenstrahlen ausgesetzte Ceresin etwas nachdunkelt. Ein nicht zu unterschätzender Factor zur Beurtheilung des Ceresins ist der Schmelz- p u n k t , besonders wenn es sich um Paraffin- legirungen handelt. Die allgemein übliche und beste Art der Schmelzpunktbestimmung für alle Substanzen, deren Übergang vom starren in den flüssigen Zustand und um- gekehrt nicht plötzlich, sondern allmählich stattfindet, ist die allbekannte Tropf- methode. Man liest, sowie der Tropfen des geschmolzenen Ceresins fällt, den Grad auf der Scala ab und betrachtet denselben als Schmelzpunkt. Oft beginnt das Wachs schon mehrere Grade vor Erreichung des Tropfpunktes zu schmelzen, ohne dass der Tropfen herunterfiele, der dann förmlich wie in einem Netz hängt. Namentlich das Staruniaerdwachs zeigt diese für kein gutes Zeichen geltende Eigenthümlichkeit. Zur Erlangung einer richtigen Durchschnittsprobe des zu untersuchenden Erdwachses schlägt man von möglichst vielen Blöcken kleine Stücke ab, die zusammen etwa 30 k betragen 79*

Beiträge zur Ceresinfabrikation

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Jahrgang 1893. "IHeft 20. 15. Octobcr 1893. J

v. Boyen: Beiträge zur Ceresinfabtikation. 601

langt, so bemerke ich, dass ich auch hier4)die Titrirungen, mit 10 cc der alkalischenKupferlösung, nach derjenigen Form derMethode Soxhle t ' s ausgeführt habe, beiwelcher die Fehling'sche Lösung mit 4 Vol.Wasser verdünnt wird, bevor man die Zucker-lösung zufügt. Es wurde gefunden, dass10 cc der Fehling'schen Lösung bei 2 Mi-nuten währendem Sieden genau die be-rechneten 10,30 cc der 0,5 proc. Invert-zuckerlösung zur völligen Reduction ver-langten, woraus sich die Brauchbarkeitmeiner Vorschrift zur Darstellung der0,5 proc. Invertzuckerlösung für die Con-trolirung der Fehling'schen Flüssigkeitergibt.

Ich bemerke noch, dass ich zur Her-stellung der Fehling'schen Lösung bez. zurDarstellung der Soxhl et'sehen Kupfervitriol-lösung, welche letztere 34,64 g CuS04 . 5 H2Oin 500 cc enthalten soll, vom KupfersulfateTrommsdorff 's ausging, welches ich zwei-mal umkrystallisirte und sorgfältig abpresste.Das Product war nun frei von Eisen undverlor bei 120 bis 140° 28,96 Proc. Wasserstatt der verlangten 28,92 Proc. Zur Dar-stellung der alkalischen Seignettesalzlösunghatte eine filtrirte Auflösung des Salzes vonTrommsdorff gedient, ferner Ätznatron„Alcoh. depur." von derselben Firma.

Nach vorstehenden Ausführungen glaubeich, den Fachgenossen die Annahme meinerVorschrift zur Titerstellung der F e h l i n g ' -schen Lösung empfehlen zu dürfen.

Portici, Gabinetto di Tecnologia chimico-agrariadella R. Scuola Superiore di Agricoltura.

Beiträge zur Ceresinfabrikation.

Von

Edgar von Boyen.[ScMuss von S. 581.]

Aus den dunkelsten und hellsten Probenund aus der Mitte der übrigen wählt maneinen Ceresinkuchen aus, welcher in seinerFärbung dem Durchschnitt am meisten gleich-kommt. Ein solches Ceresin bezeichnet manmit „normal" oder „gut" und hebt davonein Standardmuster auf. Dann sucht mandie dunkelsten Ceresinsorten zusammen, wiesie in der Regel aus Secunda- oder Starunia-Erdwachs erhalten werden, welche zwar beiihrer Raffinirung einen grösseren Aufwandvon Säure und Pulver erfordern, sich jedoch

4) Vgl. L'Orosi 1888, 325; d. Z. 1889, 477.

gut pressen und filtriren lassen. Diedunkelste dieser Proben bezeichnet manmit der Dunkelnummer III und fügt nachSchätzung mit dem Auge zwischen dieserund der mit „gut" oder „normal" bezeich-neten Nuance die Dunkelnummern II und Iein. Es wird dann ein mit Dn I be-zeichneter Stoff, um auf normal oder gutgebracht zu werden, in der Regel einenMehraufwand an Säure von 1 bis 2 Proc,ein solcher mit Dn II bezeichneter dagegen2 bis 4 Proc, ein mit Dn III endlich nochmehr Säure erfordern, deren Procentsatz sichnicht mehr schätzen lässt. Ein Stoff, wel-cher trotz eines Mehrverbrauchs von 6 Proc.Säure sich nicht filtriren und pressen lässt,ist für die Ceresinfabrikation nach demSchwefelsäureverfahren ungeeignet und erhältdie Bezeichnung „unbrauchbar". Besondersschöne Ceresinsorten, welche über demDurchschnitt der guten liegen, kann manmit „schön" oder „sehr schön" bezeichnen.KörnigeWaare erhält dieBezeichnung„körnig"oder „sehr körnig". Erstere schliesst dieVerarbeitung auf weisses, letztere überhauptauf gerührtes Ceresin aus. Derartige Stoffeverbraucht man entweder für den heissenGuss oder mischt sie mit zähen Stoffen,wobei man jedoch mit den erhaltenenMischungen zunächst Proben anstellen unduntersuchen muss, ob diese das Kaltrührenund bis zu welchem Grade vertragen. Sämmt-liche Standardmuster hüllt man in weissesoder blaues Papier und bewahrt sie aneinem dunkeln Orte auf, da auch das denSonnenstrahlen ausgesetzte Ceresin etwasnachdunkelt.

Ein nicht zu unterschätzender Factor zurBeurtheilung des Ceresins ist der Schmelz-p u n k t , besonders wenn es sich um Paraffin-legirungen handelt. Die allgemein üblicheund beste Art der Schmelzpunktbestimmungfür alle Substanzen, deren Übergang vomstarren in den flüssigen Zustand und um-gekehrt nicht plötzlich, sondern allmählichstattfindet, ist die allbekannte Tropf-methode. Man liest, sowie der Tropfendes geschmolzenen Ceresins fällt, den Gradauf der Scala ab und betrachtet denselbenals Schmelzpunkt. Oft beginnt das Wachsschon mehrere Grade vor Erreichung desTropfpunktes zu schmelzen, ohne dass derTropfen herunterfiele, der dann förmlich wiein einem Netz hängt. Namentlich dasStaruniaerdwachs zeigt diese für kein gutesZeichen geltende Eigenthümlichkeit. ZurErlangung einer richtigen Durchschnittsprobedes zu untersuchenden Erdwachses schlägtman von möglichst vielen Blöcken kleineStücke ab, die zusammen etwa 30 k betragen

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müssen. Nachdem dieselben eingeschmolzenwurden, nimmt man daraus die kleine Probefür die Laboratoriumsanalyse und eine füretwaige Controlversuche. Durchaus zu em-pfehlen ist es, die Erdwachsballen mittendurchzuschlagen, um zu prüfen, ob nichtminderwerthige Nachgüsse darin enthaltensind.

Von allen im Handel gebräuchlichenCeresincomposi t ionen, welche das Cere-sin billiger machen sollen, tragen diejenigennoch am meisten das Gepräge des Ceresins,welche aus Paraffin dargestellt sind. Dasweisse Ceresin, besonders wenn es alleEigenschaften besitzt, die an eine guteQualität gestellt werden müssen, lässt sichmit 30, ja sogar mit 40 Proc. Hartparaffinlegiren, ohne dass eine merkliche Änderungder Qualität wahrzunehmen wäre. Selbstder Schmelzpunkt wird nur unbedeutendheruntergebracht, so dass es oft nach demblossen Augenschein unmöglich ist zu be-urtheilen, ob ein Stoff rein ist oder Paraffinenthält. Im Allgemeinen kann man auf Ver-mischung damit schliessen, wenn die frag-liche Waare sich zwischen den Fingernschuppig zerreiben lässt und diese schuppigenBröckchen spiegelnden Glanz annehmen;indessen pflegt dies erst dann zu geschehen,wenn der Procentsatz an Paraffin die Zahl40 überschritten hat. Ohne Zweifel spielthierbei das zur Legirung verwendete Ceresineine wichtige Rolle, denn ein dem Wolanka-wachs sich näherndes Ceresin wird den Zu-satz leichter verrathen als ein zäher hoch-schmelzender Stoff. Dasselbe, was beimweissen Ceresin das Hartparaffin bewirkt,thun beim naturgelben die amerikanischenParaffin schuppen, indem sie dasselbe nicht ver-bessern, sondern billiger machen, denn auchaus letzterem lassen sich Compositionen mit30 bis 40 Proc. Schuppen darstellen, dievom reinen naturgelben Ceresin nicht mehrzu unterscheiden sind, ja der Procentsatzan Schuppen lässt sich öfters, besonders beizähem Stoff, noch merklich erhöhen, wenndas Rühren nicht zu weit getrieben wird.Daher ist es notbwendig, je mehr Paraffin-schuppen in die Waare hineingezaubertwerden sollen, dieselbe desto heisser zugiessen, will man nicht einen körnigenschaumigen, oder dem Wolankawachs ähn-lichen Bruch erhalten.

Bei der Darstellung diesbezüglicherMischungen ist nun noch zu erwähnen, dassdas in Tafeln bezogene Paraffin zunächstauf Geruch und Weisse zu prüfen ist.Bezüglich der Weisse möchte ich demthüringer Paraffin vor anderen Sorten denVorzug geben, indessen sind nur wenige

Marken desselben völlig geruchfrei. Bessereignet sich in dieserBeziehung das schottische,am besten das amerikanische Paraffin. Auchist letzteres billig und von hohem Schmelz-punkt, aber meistens nicht wasserhell unddaher nur für Marken II und III geeignet.Die Mischung von Ceresin und Paraffinnimmt man in der Regel in den Rühr-bottichen vor. Man füllt dieselben zuerstmit geschmolzenem Ceresin an und giesstdas mit Dampf im Holzbottich geschmolzeneParaffin hinein, welches zuvor entweder fil-trirt sein oder sich sehr sorgfältig abgesetzthaben muss. Den geeigneten Grad, beiwelchem die Composition gegossen wird, mussman vorher durch Probiren mit Posten von5 bis 10 k festgestellt haben. Giesst manzu heiss, so wird die Waare zu transparentund erhält zu wenig Weisse; giesst mandagegen zu kalt, so werden die Stücke leichtschaumig und die Bruchfläche körnig. Übrigensfordert die Mode auch ihre Rechte in derCeresinindustrie, denn während an manchenPlätzen das kalt gerührte, opake Ceresinbeliebt ist, gibt man andererseits wiederdem heisser gegossenen, transparenten denVorzug.

Ein anderes in der Praxis gebräuchlichesMaterial zur Darstellung von Ceresincom-positionen finden wir in dem Harz. Die-selben sind leicht zu erkennen, denn dasHarz ist schon bei einem Gehalt von 10 Proc.augenscheinlich, besonders aber durch denGeruch nachzuweisen. Harzcompositionen,zu welchen man ausschliesslich naturgelbesCeresin und amerikanisches Harz, das Colo-phonium des Handels, verwendet, sind stetsspröder als reines Ceresin und werden beimKneten zwischen denwarmenFingern schmierigund klebend. Selbst bei Anwendung sehrharten, gut abgeblasenen Colophoniums oderdes sogenannten Patentharzes zeigen lOproc.Harzlegirungen schon die Eigenthümlichkeitdes Klebens. Die Mischung von Harz undCeresin bleibt stets homogen, gleichviel wieman das Verhältniss der Composition nehmenmag. Das Schmelzen, besonders bei Com-positionen mit mehr als 30 Proc. Harz,nimmt mehr Zeit in Anspruch. Da es nichtrathsam ist, das Harz über Feuer einzu-schmelzen, weil es sich dadurch verfärbt,muss man gespannten Schlangen dampf an-wenden, kein Wasser in den Bottich gebenund fortwährend umrühren. Ist die voll-ständige Lösung erfolgt, so kann man dieWaare färben, Wasser dazu geben und zurTrennung der Schmutztheile einige Zeitdurchkochen lassen. Die abgesetzte Mischunggiesst man dann entweder heiss, oder, nach-dem sie bis zu einem gewissen Grad kalt

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gerührt wurde, in Formen. Die Gussstückeerkalten Terhältnissmässig schnell und gehenleicht aus den Formen heraus. Die meistenHarzsorten, besonders das Colophonium, sindniemals so rein, dass sie nicht nach demZusammenschmelzen mit Ceresin einen Boden-satz bilden. Derselbe besteht aus braunen,humusartigen Flocken oder Krümeln, welchedie Harzwaare, wenn sich dieselbe nicht gutabgesetzt hat, unansehnlich und schmutzigerscheinen lassen. Besonders wenn dieMischung kalt gerührt werden soll, ist mitpeinlichster Sorgfalt darauf zu achten, dassdieselbe mindestens 5 Stunden, am besteneine Nacht lang sich abgesetzt hat, bevorsie in die Rührbottiche gelangt. Verwendetman französisches oder Patentharz zu Cere-sinlegirungen, so kommt es häufig vor, dassdieselben beim Kaltrühren zu gerinnen an-fangen. Es scheiden sich nämlich kochsalz-ähnliche Harzkrystalle aus, welche dasAussehen der Compositionen ebenfalls ver-schlechtern können. Hat man eine Harz-sorte, welche diese Eigenthümlichkeit zeigt,so darf man deren Composition nicht zukalt rühren, sondern giesst sie bei einermindestens 2° höher liegenden Temperatur,als bei welcher das Gerinnen stattfindet.

Harz und Paraffin sind wohl die beidenwichtigsten Stoffe, welche zur Darstellungvon Ceresincompositionen angewendet werden,weil sie bedeutend billiger als reines Ceresinsind. Neuerdings ist man vielfach bemüht,solche Compositionen herzustellen, welchesich an Billigkeit gegenseitig überbieten,und bei denen die specifischen Eigenschaftendes Harzes schwieriger zu entdecken sind.Solche Kuns tp roduc te sind bereits mehr-fach im Handel und ganz dazu angethan,dem reinen Ceresin eine wenigstens vorüber-gehende Concurrenz zu machen. Zur Dar-stellung von Kerzen sind derartige Com-positionen selbstverständlich ausgeschlossen.Die Verwendung des Ceresins ist aber eineso mannigfache, dass sich auch für derartigeMischungen Absatz schaffen lässt, für welchenamentlich Orient und Indien Käufer stellt.

Die Bezeichnung der verschiedenen Cere-sinmarken im Handel ist noch immerder Willkür einer jeden Ceresinfabrik über-lassen, da das Zusammengehen dieser Indu-strie noch nicht zur Durchführung gekommenist. Daher sind auch die im Handel er-scheinenden Ceresinmarken und ihre Bezeich-nungen recht mannigfach. Vielleicht findetder an dieser Stelle angeregte Vorschlag zueiner einheitlichen Classificirung des Ceresinszukünftig einige Berücksichtigung. Danachmöchte ich für weisses, zweimal raffinirtesCeresin vier verschiedene Marken anerkennen,

deren am wenigsten weisse die Bezeichnung„Ceresin weiss No. III", die helleren Nuancen„Ceresin weiss No. II und No. I" und dielichteste Marke „Ceresin weiss No. I ff."erhält. No. V wäre dann einmal raffinirtesnaturgelbes Ceresin; No. IV oder halbweissesCeresin die Zwischenstufe zwischen Ceresinweiss No. III und Naturgelb. Zum Ver-ständniss dieser Classificirung ist nun zummindesten eine Feststellung der Nuancenbeider extremen Ceresinmarken nothwendig.Daher möchte ich mit Ceresin weiss No. I ff.nur absolut wasserhelles, mit No. V dagegenein mit 18 Proc. Schwefelsäure von 78 Proc.Anhydrid aus gutem Erdwachs erzeugtesCeresin bezeichnen. Aber trotz dieser Ein-engung wird an eine völlige Übereinstimmunggleicher in verschiedenen Ceresinfabriken er-zeugten Marken nicht zu denken sein, aberan eine annähernde, und das würde in denmeisten Fällen wesentlich zur Verständigungim Handel beitragen.

In dem beim Pressen verbleibenden Pu l -ve r rücks tande finden wir schwarze, körnige,durch die Einwirkung der Schwefelsäure aufErdwachs gebildete Substanzen, die in derPraxis mit Asphalt oder Säureasphalt be-zeichnet werden. Mit denselben innig ver-mischt ist das zur Entsäuerung und Ent-färbung angewandte Pulver. Beide Stoffe,Asphalt wie Pulver, schliessen eine erhebliche,oft bis 50 Proc. betragende Menge Ceresinein, welches vom Auge nicht wahrgenommen,wohl aber durch die Extraction mit einemgeeigneten Lösungsmittel wiedergewonnenwerden kann. Die asphaltartigen Aus-scheidungen sind sich meistens ähnlich, aberebenso wenig einander gleich wie die Säure-ausscheidungen bei der Behandlung ver-schiedener Mineralölfractionen. Es gibt hartenund weichen, groben und feinen Asphalt.Eine chemische Definition dieser Substanzist nur unvollkommen, obwohl die Unter-schiede bei der Extraction mit Benzin sehrmerkbare sein können. Wenn man die Cere-sinrückstände von der Erstraffinirung derExtraction mit Benzin so lange unterzieht,bis das kochende Lösungsmittel nur nochSpuren von Ceresin aufnimmt und die jetzthinterbleibenden Extractionsrückstände dertrocknen Destillation unterzieht, so erhältman einen gelbbraunen paraffinreichen Theer,welcher einige Ähnlichkeit mit der Paraffin-masse der Braunkohle zeigt. Die Ausbeutean Theer beträgt meistens 10 bis 12 Proc.vom Gewicht der Rückstände. Die Rück-stände des weissen Ceresins, einer gleichenBehandlung unterzogen, ergeben dagegenmeistens nur 1 bis 2 Proc. eines Destillats,welches nicht paraffinartig, sondern ölig is.t.

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Beide Rückstände zeigen diese Verschieden-heit oft schon in recht merkbarer Weisebei der Extraction mit Benzin. Die „weissenRückstände" verursachen dabei im All-gemeinen keine Schwierigkeiten, denn dieExtraction verschiedener Chargen erfordertdie nämliche Zeit, und die Ausbeute anWachs bleibt stets die gleiche. Anders ver-hält es sich mit den „gelben Rückständen".Diese sind in den seltensten Fällen ganzgleichmässig und verhalten sich deshalb auchbei der Verarbeitung meistens verschieden.Gelbe Rückstände, welche von minderen Erd-wachsqualitäten, besonders aber solche, dieaus einer sog. Versulzung herrühren, setzender Extraction die grössten Schwierigkeitenentgegen. Der Asphalt derselben beginntbei der Siedetemperatur des Benzins zuerweichen, sintert mit dem Extractionsgutzusammen und verstopft die natürlichenPoren und Gänge desselben derart, dass dasBenzin nicht eindringen kann. Der Rückstandist in solchem Falle nicht wachsfrei zu er-halten und wenn man die Extractionsdauerauf die doppelte als übliche Zeit ausdehnen•wollte. Ein anderer ähnlicher Übelstandmacht sich geltend bei solchen Rückständen,die beim Liegen im Freien während desWinters oder in nasser Jahreszeitviel Feuchtig-keit angezogen haben. Bei diesen ist esdas Wasser, welches das Eindringen desBenzins verhindert. Daher ist es sehr zuempfehlen, die frischen Rückstände in ge-schlossenen oder wenigstens in bedecktenRäumen zu lagern. Die gelben Rückständemischt man unter sich gut durcheinanderund zwar am einfachsten dadurch, dass manbei der Füllung der Extractionsapparateden Rückstand niemals von einer Stelle,sondern stets von mehreren der Halde nehmenlässt. Der Lagerplatz der Rückstände sollmöglichst nahe bei dem Extractionsgebäudeliegen. Man fährt dieselben niemals höherals 1,5 m an und lässt zwischen den Haufenalle 10 Schritt kleine Zwischenräume stehen,die man durch Aufstellung doppelter Bretter-wände herstellt. Dadurch vermeidet mandas besonders in heisser Jahreszeit so leichteintretende Erhitzen der Haufen, welchesdurch Verschweelen stets Verluste an Cere-sin zur Folge hat. Es ist ferner nothwendig,die Abladung der mit Rückstand gefülltenHandwagen niemals an einer Stelle, sondern anmehreren vorzunehmen und zeitweise durchUmgraben der Haufen nachzuforschen, ob inder Mitte derselben Erwärmung stattgefundenhat oder nicht. Sollte ein solcher Haufenin's Glühen gerathen sein, so muss man ihnmöglichst schnell auseinanderwerfen unddie Glut mit kalten Rückständen dämpfen.

Die Abkühlung geht in dieser Weise schnellvor sich. Wasser ist wegen seiner schonvorhin erwähnten störenden Eigenschaft zumLöschen peinlichst zu vermeiden. Was dieExtraction des Erdwachs mit Benzin anbe-trifft, so beruhen alle diesbezüglichen Ein-richtungen auf der lösenden Einwirkung dieserSubstanz in der Siedehitze. Die Construc-t ion derartiger Apparate wenn auch imPrincip die nämliche, kann recht verschieden-artig sein. Veraltete Einrichtungen, beiwelchen das wiedergewonnene Lösungsmitteldurch Handpumpen in den Extractionskesselzurückbefördert, oder das abgetriebene Ben-zin in offenen oder lose zugedeckten Re-servoirs, den Separateurs. aufgefangen wurde,sind heute kaum mehr in Gebrauch. Diebekanntesten und besten Extractionsapparatesind die von Wegelin & Hübner in Halleund von L i n d n e r & M e r z in Brunn.Beide Apparate bedürfen für die Ceresin-extraction einer kleinen, leicht auszuführendenVeränderung. Es ist nämlich wegen desfeinkörnigen, dichten Materials nothwendig,dass dasselbe in möglichst flachen Schichtenin dem Extractionskessel zu liegen kommt.Man bringt daher in denselben drei odermehrere mit Siebböden versehene eiserneEinsatzschalen, die mit den Rückständenangefüllt und übereinander in den Extrac-tionscylinder eingesetzt werden. Die untersteSchale steht mit ihrem Rand auf einem amBoden des Apparats befindlichen Ring aufund wird durch eine in Wasserglas getränkteHanfschnur, welche ihr Lager in einer Rinnedieses Ringes hat, abgedichtet. Der cylin-drische Apparat wird durch einen eisernenDeckel mit Hanfschnur und Klemmschraubengasdicht verschlossen. Auf diesem Deckelbefindet sich ein niedriger Helm, dessenHals von oben in die Kühlschlange führt.Der Benzinabfluss des Kühlreservoirs führtseitlich in den Extractionscylinder unmittel-bar unter dem Deckel. Von grosser Wich-tigkeit ist es, den Extractionscylinder mitBenzin anzufüllen, allseitig abzuschliessenund ihn durch Schlangendampf unter Druckvon 1 Atm. zu bringen. Das Benzin dringtdadurch bedeutend schneller in die Porendes Extractionsguts ein und erhält einegrössere Lösungsfähigkeit. In diesem Falleist absolute Dichtheit des Apparates Haupt-erforderniss, da andernfalls leicht Verlustean Benzin statthaben.

So einfach diese Extractionsapparate ansich auch sein mögen, so erfordert dieHandhabung derselben bei der Ceresinex-traction eine gewisse Erfahrung und Vorsicht,welche weniger durch die Apparatur alsvielmehr durch die Eigenthümlichkeit des

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feinpulvrigen asphaltartigen Extractionsgutsbedingt wird. Die Böden dieser auf ein-ander gestellten Schalen sind gelocht und,damit der Rückstand nicht hindurchfallenkann, mit Stroh oder Häcksel belegt. Beider untersten Schale ist über die gelochteBodenplatte ein feinmaschiges Messingsieb-netz angebracht, auf -welches eine 50 mmstarke Schicht Sägespähne kommt. Diese,gleichsam einen Filterboden bildend, wirdmit einer ebenfalls durchlochten eisernenPlatte bedeckt und durch kräftige Spreizungder letzteren oder eines darüber gelegtenRinges an dem verstärkten Schalenrandederartig festgepresst, dass eine Bewegungder Sägespäne oder das Aufheben der ganzenFilterschicht durch das kochende Benzin•ausgeschlossen ist. Auf die Herrichtungdieses Siebbodens muss grosse Sorgfalt ver-wendet werden, denn andernfalls bohrt sichdas kochende Lösungsmittel Gänge, durchwelche es das Pulver hindurch in den Ce-resinkessel wäscht. Ein derartiges, mit vielPulver gemischtes, gelbes Extractionsceresinlässt sich aber äusserst schwierig wieder gutmachen, denn es lässt sich ohne vorherigeBehandlung mit Säure und Pulver nichtpressen. Es bleibt daher, wenn die Waareeinmal auf diese Weise verdorben ist, nichtsanders übrig, als dieselbe entweder mitgutem Extractionsceresin gemischt zu ver-arbeiten, oder nochmals von neuem zu ex-trahiren.

Das Extractionsceresin, welches durchübergerissenePulvertheilchen meistens schwarzaussieht, wird dann in flache Formen imFreien vergossen und die Ceresintafeln nachder Abkühlung in Haufen zusammengestellt.Der Apparat wird geöffnet, die Schalendurch einen über dem Apparat befindlichenLaufkrahn herausgehoben, auf kleine Schienen-wagen gestellt und zur Entleerung auf denfür die Extractionsrückstände bestimmtenPulverhaufen gefahren. Die Grosse derApparate ist so zu wählen, dass sie einenFassungsraum für 2000 k nicht überschreiten,ebenfalls dürfen die Einsatzschalen nur eineMaximalhöhe von 500 mm haben. Die Ar-beitszeit der Charge dauert je nach derGrosse des Apparats und der Beschaffenheitdes Materials 20-—100 Stunden. GrössereApparate haben den Nachtheil, dass dieArbeit verhältnissmässig noch langsamer vorsich geht, weil das Benzin in das fest zu-sammengedrückte Material schlechter ein-dringen kann.

Als Controle, ob eine Extractionschargegut gearbeitet wordßn ist, bedient man sicheines kleinen Soxhl et'sehen Extractions-apparats. Man entnimmt dazu eine Durch-

schnittsprobe von 3 bis 5 g Extractionsrück-stand, wägt sie genau in eine kleine Papier-düte und bringt sie in den Apparat. Manextrahirt 1ja Stunde mit 100 g Benzin, giesstden Kolbeninhalt in eine tarirte Abdampf-schale, verdampft das Benzin auf demWasserbad und wägt das zurückbleibendeCeresin. Dasselbe darf nicht mehr als 3 Proc.vom Extractionsrückstand betragen, wennrichtig gearbeitet worden ist. Da nun ausden Extractionsrückständen des gelben Ce-resins durch den Schweelprocess 10 Proc.Theer erhalten werden können, so ist esangezeigt in einer Gegend, wo das Brenn-material sehr geringen Werth hat, dieseRückstände in angedeuteter Weise zu ver-werthen. Die weissen Rückstände sind nachdieser Richtung werthlos, weil sie nur bis2 Proc. Destillat geben. Aber auch in an-derer Art hat man sich vergeblich bemüht,eine Verwendung, und sei diese auch vonnoch so geringem Gewinne begleitet, für diemit der Zeit immer mächtiger anwachsendenPulverhaufen grösserer Ceresinfabriken aus-findig zu machen. So hatte man früher be-sonders die Regenerirung derselben zu neuemEntfärbungspulver in's Auge gefasst. Esgelingt auch thatsächlich durch Abschweelenund Auskochen mit verdünnter Salzsäure,Auswaschen und Trocknen daraus ein Pulverzu erhalten, welches entfärbende Eigen-schaften besitzt; die entfärbende Kraft des-selben ist indessen so Schwach, dass sie mitden Kosten der Regenerirung in keinem ra-tionellen Verhältniss steht. Auch die Ver-suche zur Anwendung für Stiefelwichse oderähnliche schwarz färbende Mischungen sinderfolglos geblieben, weil dem Pulver diehierzu erforderliche Schwärze fehlt. Dieeinzige Nutzbarmachung bestände vielleichtnoch für den Ackerbau. Besonders würdesich das Material zur Auflockerung schwerenBodens verwenden lassen, auch hat es in-folge seines Gehalts an Alkalien, Gyps,Stickstoff und Phosphorsäure immerhineinigen Düngwerth. Auch in der Kunst-düngerfabrikation könnte es vielleicht mitErfolg verwendet werden; zu allen ange-führten Zwecken jedoch nur immer dann,wenn keine Frachtkosten darauf zu schlagensind, denn diese würden den Gewinn wiederaufzehren.

Das Extractionsceresin steht in der Qua-lität gegen das direct erhaltene etwas zurück,denn es besitzt einen vom Benzin herrüh-renden Geruch und eine dunkle Färbung.Das weisse Extractionsceresin lässt sichdurch zwölfstündiges Erhitzen auf 180° undBehandlung mit 10 Proc. Entfärbungspulverauf die frühere Qualität zurückbringen, je-

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doch ist diese lästige Arbeitsmethode zu"vermeiden. Beim gelben Extractionsceresinist die Raffinirung durch Pulver allein voll-ständig ausgeschlossen, weil sich dasselbeweder pressen noch filtriren lässt. Es istdaher durchaus zu empfehlen, gelbes wieweisses Extractionsgut mit Säure zu raffi-niren. "Wendet man bei dem gelben 8 bis10 Proc. Säure und 3 Proc. Entsäurungs-pulver an, so erhält man es in der Regeletwas lichter als naturgelbes Ceresin. Ausweisser Extractionswaare kann man je nachder Menge der angewandten Säure No. Ioder I ff. erzeugen. Das weisse Extractions-ceresin hat die zähe Eigenschaft des ausgutem Erdwachs direct dargestellten stetsverloren und zeigt grosse Neigung, Streifenzu bilden. Deshalb empfiehlt es sich, diesenStoff, wenn er kalt gegossen werden soll,entweder mit zäher Waare zu mischen, oderihn für heiss zu giessende Paraffinlegirungenzu bestimmen. Bei dem gelben Stoff er-scheint die Textur nur wenig oder garnichtgeändert, deshalb kann man ihn unbeschadetkalt rühren und als naturgelbes Ceresin ver-werthen. Schon in den Anfangsstadien derCeresinfabrikation hat man versucht, dasErdwachs ohne Schwefelsäure, lediglich durchEntfärbungsmittel zu reinigen und, abge-sehen von der pecuninären Seite, auch wohlmit einigem Erfolg. Fr iedr . Redl (Hübner'sZeitschrift 1879, 57) berichtet i. J. 1879über eine neue Methode, Erdwachs zu bleichen,welche von der Anwendung rauchenderSchwefelsäure gänzlich absieht. Sie beruhtallein auf Entfärbung durch thierische Kohle.Wenn man geschmolzenes Erdwachs mit derdreifachen Menge Thierkohle bei bestimmterTemperatur während 6 Stunden rührt unddann die Masse in dazu geeigneten Extrac-tionsapparaten durch Schwefelkohlenstoff oderBenzin extrahirt, so erhält man nach Ent-fernung des Extractionsmittels ein fastweisses Product, welches dem rohen Erd-wachs in Consistenz und Bruch vollkommenähnlich ist. In neuerer Zeit hat man der-artige Versuche wieder in Anregung gebracht,als es gelungen war, die entfärbende Kraftgewisser Körper zu erhöhen. So gibt esthatsächlich Stoffe, welche, ohne wie Schwe-felsäure einen Theil des Erdwachses zuzerstören , sich lediglich mit den dieDunkelfärbung bedingenden Körpern des-selben beladen und eine Scheidung der reinenKohlenwasserstoffe herbeiführen. Diese Ent-färbungspulver sind theilweise ihren Erfindernpatentirt, oder werden von denselben geheimgehalten. Sie bestehen hauptsächlich ausgefällter Kieselsäure oder gefällten kiesel-sauren Salzen, welche mit fein vertheiltein

Kohlenstoff imprägnirt sind. Schon R. Zalo-ziecki (Dingl.265, 117)weisti.J. 1887 daraufhin, dass Aluminiumsilicat und Mangansilicatdas Erdwachs viel wirksamer als Blutlaugen-salzrückstände entfärben. Interessant zu be-obachten ist die grosse entfärbende Kraft, mitwelcher derartige Substanzen im Gegensatzzu den thierischen Entfärbungspulvern aufgeschmolzenes Erdwachs einwirken. Schon50 Proc. dieses Entfärbungspulvers genügen,um aus hochprima Erdwachs ein Ceresin zuerzeugen, welches bezüglich der Nuance demCeresin No. 5 nahezu gleichkommt. Das Ce-resin zeigt aber einen intensiven gelbgrünenTon, ein Beweis, dass dieses Pulver wenigerauf die grünen Kohlenwasserstoffe als aufdie kohligen Substanzen einwirkt. Nachdieser Behandlung lässt sich das Ceresinindessen sehr gut pressen und filtriren. Be-handelt man das filtrirte Ceresin wieder mitneuen Mengen des Entfärbers, so erhält manes immer weisser, ja sogar wasserhell. Dassdieses Verfahren bisher wissenschaftlich zwarinteressant, für die Praxis indessen werthlosgeblieben ist, liegt einerseits in dem enormenVerbrauch an Entfärbern, welche zwar durchExtraction wiedergewonnen und nach derBelebung durch Abschweelen von neuembenutzt werden können; andrerseits an dervoluminösen Apparatur und dem gewaltigenVerbrauch an Lösungsmitteln und kann mitdem Schwefelsäureverfahren daher unmöglichin Concurrenz treten. Ja selbst wenn manvon diesen schwerwiegenden Gründen Ab-stand nehmen wollte, würden noch anderedagegen sprechen, nämlich weil das aufdiese Weise erhaltene Ceresin weder geruch-frei noch als Kerzenmaterial zu verwendenist. Um den dem Erdwachs stets eigenenbrenzlichen Geruch zu beseitigen und es derKerzenfabrikation zugänglich zu machen, istdie Behandlung mit Schwefelsäure garnichtzu umgehen. Doch wäre es denkbar, dieseEntfärber im Verein mit Schwefelsäure er-folgreich zu benutz n. Wie weit dadurchdie Productionskosten erniedrigt würden,lässt sich natürlich nur dann beurtheilen,wenn man die Gestehungskosten der in An-wendung kommenden Entfärber und derenRegenerationskosten weiss. — Die theilweisevertretene Ansicht, dass durch die Raffini-rung mit Entfärbern die Plasticität demErdwachs nicht genommen wird im Gegen-satz zur Raffinirung mit Schwefelsäure,welche dieselbe verringert, möchte ich dahinmodificiren, dass, so lange ein Ceresin nurdie einmalige Raffinirung durch Schwefelsäuredurchgemacht, dasselbe hinsichtlich seinerPlasticität nur wenig oder garnicht gelittenhat. Erst die zweite Behandlung auf Weiss

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Jahrgang 1893. 1Heft 20. 15. Oetober 1898. J

Brennstoffe, Feuerungen. 607

macht es härter und spröder, während dieEntfärber diese Veränderung thatsächlichnicht bewirkend. Ganz absurd aber ist dieAnsicht, dass zur Darstellung von künst-lichen Honigwaben nur mit Entfärbern dar-gestelltes Ceresin verwendet werden darf,weil angeblich die Bienen mit Schwefelsäureraffinirtes Ceresin sogleich herauskennen undauf's Empfindlichste meiden sollen.

Brennstoffe, Feuerungen.Koksöfen in den Vereinigten Staaten.

Nach R. Volkmann(Österr. Zft. Bergh. 1893S, 497) wird ausschliesslich der alte „BeeHive" Ofen verwendet, von 3,2 bis 3,7 mDurchmesser und 1,5 bis 2,2 m lichter Höhe.Die bienenkorbähnlichen Öfen sind entwederin einer Reihe aufgebaut und heissen dann„bank-ovens" oder in Doppelreihen undwerden dann „block-ovens" genannt. Bei67 Proc. Ausbringen entspricht die Ladungeines Ofens für 48 Stunden 4,5 t Koks.

S a t z f an g vo r r i c h t u n g für Erdöl .C. Schmidt (D.R.P. No. 70 963) empfiehltbeim Abziehen von Erdöl u. dgl. in die Rohr-leitung einen Satzfang einzuschalten. Dasverunreinigte Petroleum strömt durch dieRohrleitung in der Pfeilrichtung durch den

Fig. 258.

Stutzen a (Fig. 258) in den Cylinder c undfüllt denselben an. Infolge der Saugwirkungwird es durch die beiden Siebe s nach obengezogen und das Ventil v geöffnet, so dass

das gereinigte Erdöl durch die Öffnungen oin den Cylinder b eintritt und von da ab-gezogen wird. Die zurückgebliebenen TTn-reinigkeiten, welche durch die Siebe s zurück-gehalten werden, sammeln sich im unterenTheil des Cylinders c an und sind durchdas Glas u sichtbar. "Will man sie entfernen,so hebt man das Ventil r, indem man durchden Bund m die Röhre i emporhebt. Da-durch strömen die Unreinigkeiten durch dieSchlitze e in die Röhre i und fliessen inder Pfeilrichtung nach abwärts. Steht diePumpe, so drückt das Petroleum in derRohrleitung und im Cylinder b das Ventil vnach abwärts, so dass ein Zurückfliessendesselben durch die Öffnungen o unmöglichist. Will man die Siebe reinigen, so ent-fernt man den Cylinderdeckel d und ziehtdie Siebe mittels der Zange z heraus, indemdie Vorsprünge p in die Ösen n eingreifen.Die Siebe s befinden sich in einem Holzcy-linder/, welcher mit einer Filzeinlage / ver-sehen ist, und sind durch Ringe g befestigt,mittels Stützen t stützt sich der Holzcylinderauf den kegelförmigen Theil des Cylinders c.Der ganze Apparat ist an einer "Wand wdurch Reifen k befestigt.

Giftigkeit der ausgeathmeten Luft.Nach J. Beu (Z. Hyg. 14 S. 64) enthält1 / Exspirationsluft 0,0017 mg, oder die austäglich ausgeathmeten 9 cbm Luft niederge-schlagenen 300 cc Condensationsfiüssigkeit15 mg organische Stoffe. Versuche über dieGiftigkeit derselben fielen aber negativ aus.

Zusammenhang der Steinkohlenab-lagerungen von Nordfrankreich undSüdengland. Die vor einiger Zeit an derSüdküste von England bei Dover erfolgteErbohrung von Steinkohlen erregte berech-tigtes Aufsehen. Unter der Kreide wurdeWealden in einer Mächtigkeit von 75 mdurchbohrt, darauf 200 m Juraschichten undunter diesen bei 400 m Teufe das Stein-kohlengebirge angetroffen. In diesem wurdedas Bohrloch noch 250 m weiter abgeteuft,wobei 8 bauwürdige Flötze von 60 bis 90 cmMächtigkeit gefunden wurden. Es war Fett-kohle mit 25 Proc. flüchtigen Bestandtheilenund von hohem Heizwerth. Nach den er-haltenen Pflanzenresten bestimmte R. Z eillersie als gleichaltrig mit der oberen Flötz-gruppe der Steinkohlenablagerung von Pasde Calais oder mit den hängendsten Flötzenvon Somerset. Die Lage des Kohlenfundesmitten in dem 350 km breiten Zwischenraumzwischen den nordfranzösischen und eng-lischen Steinkohlenablagerungen von Walesund Somerset schien die alte Idee eines

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