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Au~ cler Universit~t~kHnik flit Hautkrankheiten zu Bonn. Beitr ge zur Kenntniss der Scbwe ss- driisen-Erkrankungen, Von Dr. ~u Petersen, II. Assistenzarzt tier Klinlk. Jedem, der es-versucht einenUeberbliek fiber die Fort- schritte zu gewinnen, welcbe die pathologische Anatomie der Hauterkrankungen im Verlaufe der letzten Jahrzehnte gemaeht hat, muss es auffallen, wie~stiefmiitterlich dabei eine Gruppe yon Gebilden behandelt worden ist. wetche doch zu den eharakteristischsten Bestandtheilen der Haut gehSren, ich meine die Schweissdriisen. Einmal :sind die Arbeiten. we]ehe sich mit den anatomischen Vers der Schweissdrfisen be- sch~ftigen, ~iberhaupt nicht:~sehr zahlreich tin auffallendem Gegensatze zu d~r ausserordentlich umfangreichen Literatur fiber dis funetionellen: StSrungen dieser Driisen), dann aber gehen vor Allem die Ansichten der Autoren: fiber die Deutung der verschiedenen: :Befunde; fii)er den Umfang und die Wieh- tigkeit: der Betheiligung der :Set~weissdrfisen an cten verschie- den en pathologischen Processen der Haut ganz ausserordentlieh welt auseinander. Woran liegt dies? Soltten wirklich Organe yon so hoher physiologischer Bedeutung in pathologischer Beziehung sich so indifferent verhalten? Ich glaube nicht. Ich meine vielmehr, dass ihre derzeitige AschenbrSdelste]hlng ~n

Beiträge zur Kenntniss der Schweiss-drüsen-Erkrankungen HS... · Terminologie verlangen, dass es den Typus der Driise, dem Standorte der Neubildung entsprechend, in den Hauptziigen

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Page 1: Beiträge zur Kenntniss der Schweiss-drüsen-Erkrankungen HS... · Terminologie verlangen, dass es den Typus der Driise, dem Standorte der Neubildung entsprechend, in den Hauptziigen

Au~ cler Universit~t~kHnik flit Hautkrankheiten zu Bonn.

Beitr ge zur Kenntniss der Scbwe ss- driisen-Erkrankungen,

Von

Dr. ~u Petersen, I I . Ass i s tenzarz t tier Kl in lk .

Jedem, der es-versucht einenUeberbliek fiber die Fort- schritte zu gewinnen, welcbe die pathologische Anatomie der Hauterkrankungen im Verlaufe der letzten Jahrzehnte gemaeht hat, muss es auffallen, wie~ stiefmiitterlich dabei eine Gruppe yon Gebilden behandelt worden ist. wetche doch zu den eharakteristischsten Bestandtheilen der Haut gehSren, ich meine die Schweissdriisen. Einmal :sind die Arbeiten. we]ehe sich mit den anatomischen Vers der Schweissdrfisen be- sch~ftigen, ~iberhaupt nicht:~sehr zahlreich tin auffallendem Gegensatze zu d~r ausserordentlich umfangreichen Literatur fiber dis funetionellen: StSrungen dieser Driisen), dann aber gehen vor Allem die Ansichten der Autoren: fiber die Deutung der verschiedenen: :Befunde; fii)er den Umfang und die Wieh- tigkeit: der Betheiligung der :Set~weissdrfisen an cten verschie- den en pathologischen Processen der Haut ganz ausserordentlieh welt auseinander. Woran liegt dies? Soltten wirklich Organe yon so hoher physiologischer Bedeutung in pathologischer Beziehung sich so indifferent verhalten? Ich glaube nicht. Ich meine vielmehr, dass ihre derzeitige AschenbrSdelste]hlng ~n

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442 P e t e r s e n .

der pathologischen Anatomie sich anderweitig gen~igend er- kl~ren l~sst. Ihre tiefe versteekte L~ge, welche die klinische Beobachtung ihrer Erkrankungen ungleich schwieriger macht, ~ls bei ihren n~chsten Nachbarn, den Talgdriisen ; die schon nor- maler Weise innerhalb sehr weit gesteckter Grenzen schwan- kende Structur der Dr[isen sowohl bei verschiedenen Indi- viduen an analogen Stellen als besonders bei demselben In- dividuum an versehiedenen KSrpergegenden; die H~iufigkeit der secund~ren Betheiligung an den versehiedensten Haut- erkrankungen ; die Schwierigkeit, bei vorgeschrittenen patho- logischen Ver~nderungen der Haut den Ausgangspunkt mit Sicherheit festzustellen: das sind alles Umst~nde, welche die Begriindung einer einw~ndfreien SchweJssdriisenpathologie ausserordentlich ersehweren.

Es dfirfte deshalb nieht ganz ohne Interesse sein, wenn wir in ~Nachfolgendem versuchen wollen, an der Hand der in der Literatur genauer beschriebenen F~lle sowie einiger eigener Beobachtungen die Bedeutung der Schweissdr[isen wenigstens fiir einige pathologische Hautprocesse n~her zu beleuchten. Herrn Geheimrath Prof. Dr. D o u t r e l e p o n t , dem ich die MSg- lichkeit der VerSffentlichung des einschl~gigen Materials ver- danke, sage ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank.

Wenden wir uns zun~chst zu den hypertrophischen Ver- ~nderungen der Schweissdrfisen.

Einfache Hypertrophie ist bei einer Reihe yon Haut- erkrankungen beschrieben worden; so in weichen Warzen, bei Iehthyosis, bei acuten und chronischen Ekzemen, bei Prurigo~ sowie bei schwer fieberhaften Erkrankungen, die mit profusen Schweissen einhergehen. V i r c h o w 1) f~nd bei Phthise zuweilen VergrSsserung der Driisen und Erweiterung des Driisenschlauches, h~iufig verbunden mit fettiger Degeneration des Drfisenepithels. Das Fett erreicht allerdings nicht die Massenhaftigkeit, wie z. B. in dem analogen Zustand der ~iere; es entstehen keine vollst~ndigen KSrnchenzellen, sondern nur eine Durchsprongung des Epithels mit oft ziemlich grossen und nicht selten etwas br~unlichen KSrnern.

L) u Archiv Bd. XIII, p. 288.

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Beitr/ige zur Kenntniss der Schweissdriisen-Erkrankungen. 443

Es ist jedoch festzuhalten, dass bei der individuell und local betrgchtlich wechselnden Gr5sse der Schweissdriisen die Feststellung einer Hypertrophie recht schwierig ist. Klinische Erscheinungen braucht die Hypertrophie nicht zu machen, da die Thiitigkeit der Schweissdriise yon ihrem Gr5ssenwachsthum durchaus unabh~Lngig ist. Hypertrophie und Hyperidrosis werden nur dann zusammenfallen, wenn fiir beide in einem dieselben ver- anlassenden Momente zu Grunde liegen (wie bei der Phthise).

Die Rolle, welche die Schweissdriisen bei den Geschwulst- bildungen der Haut spielen, ist eine sehr mannigfaltige; die Ansichten der Autoren gehen hier allerdings oft recht welt auseinander. Es gilt dies vor Allem yon dem h d e n o m d e r S c h w e i s s d r i i s e n .

Besonders V i r c h o w 1) hat die Existenz dieser Geschwulst- art immer sehr lebhaft bestritten. Er weist ver Allem darauf hin, dass einzelne Formen yon Angiomen sehr leicht Schweiss-- drfisengeschwiilste vorzut~uschen vermiigen. Er sagt yon den vielfach verschlungenen eanalartigen Bildungen, wie sie sich in manchen Angiemen finden: ,Nun ist allerdings nicht zu leugnen, dass sehr viele yon ihnen nicht die leiseste Aehn- lichkeit mit dem gewShnlichen Aussehen der an diesen Often vorkommenden Gefdsse, namentlich nicht mit dem der Capil- laren haben; im Gegentheil, wenn man sie mit bekannten Bildungen vergleicht, so finder sich keine grSssere Aehnlichkeit, als mit Schweissdriisen. Mir selbst passirte es, als ich zum ersten Mal in meinem Leben eine solche Geschwulst unter- suchte, dass ich zu der Vorstellung gelangte, eine aus einer hyperplastischen Wucherung yon Schweissdriisen hervorgegan- gene Geschwulst vor mir zu haben und ich musste recht sorg- fs untersuchen, ehe ich mich iiberzeugt% (lass es sich nicht um Schweissdriisen, sendern um Gef~sse handle. Ich bin bis jetzt iiberhaupt nicht so gliicklich gewesen, eine wirkliche geschwulstartige Hyperplasie der Schweissdriisen zu finden."

Ein zweiter Umstand, welcher das Schweissdriisenadenom sehr in Misscredit brachte, war der, dass eine Reihe yon Autoren, wie wit ira weiteren Verlaufe der Besprechung noch

') V ire h o w. Die krankhaften Geschwiilste. IlL Bd. 1. H~lfte, p. 411.

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44~ Psterse~l.

verschiedentlich sehen werden, die Bezeichnung Adenom ausser- ordentlich welt fassten und Geschwiilste darin einbegriffen, welche entschieden zu dell Epitheliomen oder Carcinomen zu z~hlen sind. Vom Adenom milssen wir nach unserer heutigen Terminologie verlangen, dass es den Typus der Driise, dem Standorte der Neubildung entsprechend, in den Hauptziigen wiedergibt. Wir miissen bei dem Sohweissdrfisenadenom also die Anordnung und Form der Driisenzellen, sowie das Lumen der Can~le wiederfinden ; vor Allem darf die Membrana propria nicht durchbrochen sefn. Legen wir diesen Maassstab an die in der Literatur mitgetheilten F~lle an, so behalten allerdings yon diesen recht wenige den Anspruch auf den Namen ,Adenom".

Nach R i n d fl e i s c h 1) treten Schweissdriisenadenome als flache, pilzfSrmige Erhebungen der Haut auf, welche, glatt und haarlos, einer weichen Warze nicht un~hnlich erscheinen. Ein Durchschnitt zeigt jedoch, dass nichf b]oss der PapillarkSrper, sondern auch die Curls unbetheiligt ist. Der eigenfliche KSrper der Anschwellung liegt erst an der Grenze gegen das subcutane Bindegewebe in der HShe der Schweissdriisen. Diese bildeu ein 6--8 Mm. dickes Polster. Der Umfang einer Driise kann his auf 2 Mm. Quermesser steigen. Durch totale schleimige AuflSsung einzelner DriisenkSrper bilden sich kleine Cysten mit klarem, schleimigem Inhalt.

B i l l r o t h ~) sagt, dass er selbst zwar derartige Ge- schwiilste nicht beobachtete, dass er jedoch nicht mehr ~m ihrer Existenz zweifle, nachdem er die Pr~parate yon Rind- f l e i s c h gesehen habe.

W a l d e y e r ~ ) sah yon den Schweissdriisen nur einma~ eine Neubildung adenoiden Charakters ausgehen; es war ein oberflgcblicher kirschgrosser Tumor am Ellbogen e~nes Kindes. In angiomghn!iches Gewebe eingebettet, fanden sich zahlreiche neugebiIde[e Driisenkn~uel, welche s~mmtlich ihre normale Form beibehalten batten und mit derOberfl~che in gewshn- ]icher Art durch Ausfiihrungsg~nge in Verbindung standen.

') R i n d f l e i s oh. Lehrbuch tier patholog. Gewebelehre. 2) B i l l r o t h . Die allgem, chirurg. Pathol. u. Therapie. 1875, p. 739. 3) " W a l d e y e r . Virch. Archly. B~. 41, p. 470.

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Beitr~ge zur Kenntniss der Schweissdriisen-Erkrankungen. 445

Einen Fall yon multiplen Adenomen der Schweissdriisen- ausfiihrungsg~inge konnte ich mittheilen. 1) Es sei mir bier gestattet, zu den friiheren Befunden eine kurze Erg~nzung zu machen. Ich hatte damals die Ansicht ausgesprochen, dass Mler W~hrscheinlichkeit nach die Neubildung nicht yon den fertig gebildeten Driisen ausgegangen, sondern als die Folge einer StSrung in der Entwicklung der Drtisen,'als ,eine ver- ungliickte Driisenanlage" aufzufassen sei. Ist diese Annahme auch fiir den grSssten Theil t i e r Geschwfilste aus den friiher angegebenen Grtinden festzuhalten, so babe ich doch nach- tr~gIich Gelegenheit gehabt, yon derselben Patientin andere durcl~aus ~hniieh gebaute Geschwulsttheile zu un~ersuchen, weleLe nur die Deutung zulassen, dass die Neubildung yon den fertigen Driisen bezw. ihren Ausffihrungsg~ngen ausge- gangen ist.

Man konnte hier an Serienschnitten verfolgen, wie aus 2--3 Schweissdriisen die Ausfiihrungsg~nge zu einem Biindel vereinigt nach oben steigen; bereits kurz oberhalb des Driisen- kn~uels nehmen sie an Durchmesser bedeutend zu, das kubisehe Epithel gem fiber in Cylinderepithel; alsdann beginnen die G~nge sieh vielfaeh zu gabel~ and Auswiiehse zu treiben, die theils so]ide Zellstr~iage darstellen, theils wieder gleichgebaute Can~tle bilden; diese behalten entweder das Cylinderepithel bei oder zeigen, was h~ufiger der Fall ist, wieder kubisches Epithel. Indem diese Gebilde dureh weitere Theilung sich immer mehr vermehren und sich naeh den Seiten biischel- fSrmig ausbreiten, kommt die fri iher beschriebene hMbkugel- oder pilzfSrmige Gestalt der einzelnen Geschwiilste zu Stande. Sehr bemerkenswerth ist, dass am Rande dieser so entst~n~ denen Neubildungen Zapfen und Can~le z u r Beobachtung kommen, die keinen Zusammenhang mit den yon den fertigen Ausfiihrangsg~ngen ausgehenden Gebilden, wohl aber mit dem Oberfl~ichenepithel erkennen lassen. Wit finden also hier wieder einen Ansatz zur Driisenbildung, eine ,,verungliickte Driisen- anlage". Es ist dies ein Beweis d~fiir, class die beiden in Frage kommenden Processe (EntwicklungsstSrung der Driise und

~j Archly ffir Dermato]. u. Syphilisl 18921 p. 919.

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446 Pe~ersen.

Adenombildung des fertigen Austiihrungsganges) nicht scharf zu t rennen sind und dass beide bei der Genese der deschwfilste wesentlich mitgewirkt haben, das eine Mal dieser, das andere Mal jener vorwiegend.

U e b e r d i e yon L o t z b e e k , T h i e r f e l d e r u n d H o g g a n mitgetheil ten Fs yon Schweissdriisenadenomen sowie fiber die Hydroadenome yon J a c q u e t und D a r i e r habe ieh bereits friiher 1) gesprochen.

Auf letztere mSchte ich kurz zurfickkommen, da fiber diese in der Zwischenzeit zwei neue VerSffentlichungen yon B r o o k e : ) und F o r d y c e a ) erschienen sind. Ers te re r gibt eine interessante Zusammenstellung der zahlreichea Benen- nungen~ mit welchen die erst so kurze Zeit bekannte Neubildung bereits belegt wurde.

J a e q u e t - D a r i e r: Hydrad6nomes 6ruptifs.

,, Epith~liomes ad6noides des glandes sudoripares.

,, Adgnomes sudoripares. T 5 r 5 k : Syringo~Cystadenome. P e r r y : Adenoma of the sweat-glands. Q u i n q u a u d : Cellulome 6pithglial 6ruptif kystique. J a c q u e t : Epith61iome kystique bgnin de la peau. P h i 1 i p p s o n : Gutart iges Epitheliom, verbunden mit

colli)ider Degeneration. B e s n i e r : Cystaddnomes epith61iaux bgnins.

,, Naevi epith61aux kystiques. B r o o k e : Epithel ioma adenoides kysticum. F o r d y c e : Multiple benign cystic Epithel ioma.

Nehmen wit dazu, dass das Lymphangioma tuberosum multiplex yon K a p o s i und L e s s e r - B e n e k e al ler Wahr- scheinlichkeit nach zu derselben Gruppe gehSrt, so ist es Mar, wie verschieden die vorliegenden Befunde yon den ver- schiedenen Autoren gedeute t wurden.

~) 1. c. ~) Brooke. Epithelioma adenoides eystieum. British Journal of

Dermatology. Nr. 47. Vol. 4. 3) F o r d y e e. Multiple benign cystic Epithelioma of the Skin. Journ.

of Cutaneous and Genito-Urinary Diseases. 1892. 12.

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Beitr~ge zur Kenntniss tier Schweissdrfisen-Erkrankungen. ~147

Die neuesten Beobachtungen yon B ro o k e, welche dutch F o r d y c e i m wesentlichen best~tigt werden, sind nun insofern geeignet~ einige Klarheit in dies Namen-Chaos zu bringen, als es ibm gliickte, einige Geschwfilste in sehr fr[ihen Stadien zu untorsuchen, wo sich der Ausgangspunkt ziemlich sicher nach- weisen liess. Hier zeigte es sich n~mlich, dass die Epithel- wucherung ausging vom Rete Malpighi und yon den Haar- s~cken; bei grSsseren Gesehwiilsten war der Nachweis eines solchen Zusammenhangs oft sehr schwierig; alas Gew~chs breitete sich wie ein Baum yon einem verh~ltnissm~ssig diinnen Stamme aus. Es hatte zudem den Anschein, als ob nachtr~glich eine Abschniirung der Epithelbrficke durch das wuchernde Bindegewebe stattfinde. Dadurch werden die Befunde anderer Untersucher, welehe eine solche Verbindung der Gesehwulst-

elemente mit dem Oberfl~chenepithel trotz genauester Unter- suchung nicht nachweisen konnten, hinreichend erkl~rt; ferner werden damit die Versuche hinf~llig, embryonale verschlagene Keime zur Erkl~rung dieser Neubildungen heranzuziehen und schliesslich erh~,lt die auch yon uns vertretene Anschauung, dass ein Zusammenhang mit den Schweissdrfiseng~ngen nicht anzunehmen sei, durch B r o o k e ' s Befunde volle Best~tigung; die yon ihm vorgeschlagene Benennung ,~Epithelioma adenoides cysticum" scheint mir die Eigenthiimlichkeiten der Geschwulst am besten wiederzugeben.

Auf verschiedene andere Neubildungen, welche sich als Adenome der Schweissdriisen in der Literatur beschrieben finden, werden wir welter unten noch zuriickkommen miissen, so vor Allem bei der Besprechung der n~chsten Gruppe yon Schweissdri~sengeschwiilsten, der E p i t h e 1 i o m e d e r S c h w e i s s d r i i s e n .

Ich fasse den Begriff ,Epitheliom" hier im weiteren 8inne und verstehe darunter sowohl die gutartigen, zum Theil dem Adenom noch sehr nahe stehenden Neubildungen, als auch die Gruppe tier Carcinome. Aus praktischen Grfinden behandle ich diese verschiedenen Formen gemeinsam, da besonders bei den ~lteren Autoren eine scharfe Trennung nicht durchgefiihrt ist.

Die Vorliebe, welche die Epitheliomo im ~llgemeinen fiir driisige Organe zeigen, l~sst sehon a priori annehmen,

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448 Petersen.

dass sie auch die Hautdriisen nicht unbetheiligt lassen. So unbestritten nun die mannigfachen secundiiren Ver~inderungen sind, welche die Schweissdriisen bei Hautepitheliomen erleiden, so streitig ist noch die Frage: wie weit kommen sie als primSrer Herd der Erkrankung in Frage. Die Schwierigkeit einer sicheren Entscheidung hat hauptsiichlich 3 Griinde; zuerst und vor Allem den Mangel einer einheitlichen, allgemein anerkannten Terminologie tier Epithelial-Geschwiilste ; klinische und anatomische Eigenthiimlichkeiten wollen sich hier schwer in Einklang bringen lassen; so finden wit, dass ein Autor unter Epitheliom, Carcinom, Cancroid, Ulcus rodens durchaus andere Dinge versteht, als ein anderer. Zweitens kommt in Betracht die Schwierigkeit, bei einem einigermassen vorge- schrittenen Hautepitheliom den Ausgangspunkt nachtriiglich festzustellen - - ganz im Beginn kommt es aber sehr selten zur Beobachtung. Drittens ist es oft sehr schwer, bei den so h~iufig schlauch~ihnlich gebauten Epitheliomzapfen zu ent- scheiden, ob dies nmgewandelte Schweissdriiseng~inge sind oder Gebilde anderer Herkunft; im Verlaufe der weiteren Bespre- chung werden wir auf diese Schwierigkeiten noch h~iufiger stossen.

Bereits L e b e r t ' ) sprach bei Gelegenheit eines yon t l o u g e t verSffentlichter, Falles yon Carcinom der Kopfhaut die Ansicht aus, dass dieselbe yon den Hautdriisen ausge- gangen sei.

F ii h r e r ~) unterschied bei den epithelialen Geschwiilsten oberfliichliche, welche yon den interpapilliiren Zapfen, und tiefe, welche yon den Haarfo]likeln und Driisen ausgehen sollten. Ebenso fiihrt R o b i n 3) an, dass das Hautdriisen- epithel die Membrana propria durchbrechen und zur bSsartigen Geschwulst fiihren kann. Doch denkt er ebenso wie F i i h r e r und L e b e r t bei Hautdriisen haupts~ichlich an die Talgdriisen. Die Bedeutnng tier Schweissdriisen wurde erst gewiirdig[~ yon R e m a k nnd V e r n e u i l .

~)'Lebert. Physiologie patholpgique. 1845. B& I!, p~ 9. ~) Fi~hrer. Deutsche Klinik. 1851. Nr. 34. 3) Robin. Gaz. des h6pitaux. 1852, p. 35/

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Beit.r~2"e zur Kennmiss der $ehweissdriisen-Erkrankungen. 449

R e m a k 1) unterschied ebenso wie F i i h r er eine ober- fl~ichliche und tiefe Form des Epithelioms; die letztere sollte in der Mehrzahl der Fg]le yon den Schweissdrtisen ihren Aus- gang nehmen; die soliden ZellstrSnge des Epithelioms sollten ein Analogon sein zu den soliden Zellzapfen, aus welchen entwie]dungsgesehichtlfeh die hoh]en Driisensehl~iuehe hervor- gehen. Er schlug daher fiir diese Form den Namen Adenom vor.

Ungefghr zu derselbeu Zeit verSffentlichte V e r n e u i l 2) seine Beobachtungen tiber Erkrankui~gen der Sehweissdriisen. Er kommt im Wesentlichen zu denselben Schlussfolgerungen wie Rein sk ; auch er unterseheidet eine oberflRchliche und eine tiefe Form des Hautkrebses; ]etztere soll stets yon den Schweissdrtisen ausgehen. Die gewundenen, wurmfSrmigeu Epithelialcylinder mit ihren seitlichen tusbuchtungen und Ver- zweigungen sind fiir ihn stets pro]iferirende Sehweissdrtisen. Nattirlieh war dies v/el zu weir gegangen; es finden sich unter seinen Beobachtungen einJge, wo die Wueherung entschieden yon dem Oberft~ichenepithel ausgegangen ist. Solche Unge- nauigkeit ist durehaus erkl~ir]ich aus dem Mangel einer ge- nauen Kenntniss der normal-anatomischen Verhgltnisse zur damaligen Zeit; a]s Beweis fiir seine Anschauung kann Yer- n e u i l nur die allgemeine Form der Epitheleylinder anfiihren; die feinere histologische Struetur~ die Cuticula, die glatten Muskeln an der Membr. propria etc. waren noch nicht bekannt: Die Geschwulstbildung beginnt naeh V e r n e u i l ' s 8chil- derung mit einer Wueherung des Driisenepithels innerhalb der Grenzen der Membr. propria~ so dass das Lumen mehr nnd mehr verengt wird und schliesslich vSllig sehwindet; alsdann bilden sich seitliche Buckel, Auswiichse und grSssere Verzwei- gungel~. Bis jetzt ist die l~eubildung noeh gutartig (sie ent- spricht dem, was B ro ca a) spgter als Polyadenom beschrieben hat). Das immer welter wuehernde Epithel durehbrieht jedoeh endlich einmal an irgend einer 8telle die Membrana propria,

~) Remak. Beitrag zur Entwicklungsgeschichte tier krebshuften Geschwiilste. Deutsche Klinik. 1854, p. 170.

~) Verneu~l. :Etudes sur les tumeurs de l~ peau; de quelques maladies des glandes sudoripares. Arch. g~n. de m6d. 1854. II. io. 4~47 u. 693,

3) B ro e~. Trait6 des tumeurs. 1869. iI. A r c h i v f. D e r m a t o l . u . S y p h i l . 1893, ~ 9

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450 Petc~rsen.

um dann schrankenlos in die Umgebung vorzudringen als bSs- artiges Carcinom.

Diese Theorie stand in gutem Einklang mit dem klinisehe~ Verlaufe einiger dieser Geschwiilste, welehe zuerst innerhalb einiger Jahre langsam an Umfang zunahmen, um dann plStzlich (oft auf gussere Reize hin) ganz rapid zu waehsen and das Bild eines Carcinoms zu bieten. Spgterhin musste die Theorie noch mehr an Wahrseheinliehkeit gewinnen, als die Unter- s u c h u n g e n v o n W a l d e y e r , M a l a s s e z , C o r n i l , g a n v i e r etc. durchaus analoge Vorg~nge an anderen Driisen, an denen des Uterus und der Mamma sicher nachwiesen.

Aehnliche Fiille hat V e r n e u i l ') sps theils selbst mit- getheilt, theils dureh Schiller besehreiben lassen, so dureh H u m b e r t , ~) J o u r d a n , s) G a m b l e r 4) und R i g a u d . s) Jedoeh aueh in den spiiteren VerSffentliehungen ist auf die iiussere Aehnliehkeit der Carcinomzapfen mit Drtisensehliiuehen zu viel Werth gelegt.

Der gleiche Einwurf l~isst sich gegen iihnliehe yon anderer Seite mitgetheilte Fs erheben. M o 1 i n i e r s) beschreibt einen Tumor tier AehselhShle, der 4 Jahre unveriindert blieb, dann 16 Jahre langsam wuchs, um schliesslieh sehnell zu ulceriren. E r land hypertrophische Driisen and Haufen yon Epithel, ~welches dem Aussehen nach den Schweissdriisen entstammte%

L e T e i n t u r i e r und L e r o y v) gestehen bei ihrem Falle yon Ad~nome sudoripare (Tumor des Nackens mit zahlreichen Epithelkugeln) selbst zu, dass ihre Annahme betreffs des Be- ginns der Geschwulst in den Schweissdriisen sich nicht vSllig sicher beweisen lasse.

allat.

m6d.

Paris

') Verneu i l . Comptes rend. ~oc. de biol. 1854, p. 48. Bull. Soc. t. II. 2. Ser. 1857, pag. 9, 27~ 35. Gas. hebdom. !857~ p. 555. Gaz. de Paris. 1885. Nr. 5 u. 6. ~) Humber t . Bull. soc. anat. 1870, p. 29~. s) Jou rdan . De l'ad@nome sudoripare. Th~se. Paris 1872. 4) Gambler . Des tumeurs cutan6es d'origine suderipare. Thgse. 1878. 5) Rigaud. De l'6pith61ioma diss6min6 Th~se. Paris 1878. ~) l o l i n i e r . Bull. soc. anat. 1866~ p. 30~. '~) Le T e i n t u r i e r e~ Leroy . Bull. soe. anat. 1867, p. 558.

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Beiw~ge zur Kenntniss der Sehweissdriisen-Erkrankungen. 451

Auch in O v iou ' s 1)Schweissdriisenadenom ist der ver- suchte Nachweis eines Zusammenhangs der beschriebenen cylinderfSrmigen Epithelziige mit Schweissdrtisen nieht als gelungen zu betrachten. C h a m b a r d 0-) erklgrte die Geschwalst bei einer Naehuntersuchung fiir ein yore Oberfliiehenepithel ausgegangenes Epitheliom. Derselbe Autor hatte aueh Ge- legenheit, eine yon V e r n e u i 1 als Adenoma sudoriparum dia- gnosticirte Gesehwulst zu untersuehen und land ein Epitheliom, ausgehend yon den interpapill~ren Zapfen. Das ,,Polyadenome sudoriloare ~t forme maligne" D o me c's 3) entbehrt vSllig einer genaueren Begriindung dieses Namens und ist ein einfaehes Hautearcinom.

Auch der yon H 6 n o c q u e und S o u c h o n *) mitgetheil~e Fall isf nicht einwandfrei. Es handelte sich um einen Tumor auf dem Riicken, der seit 8 Jahren bestand; er war unter der Haut verschieblich, lag in einer Binclegewebekapsel und war dureh Bindegewebe in verschiedene Lappen getheilt. Die Be- sehreibung der gewundenen, verzweigten, unregelmgssig e r - weiterten Can~le lgsst die Differentialdiagnose yon Angiom nicht mit Sicherheit treffen.

Bei C h r i s t o t s 5) ,,Polyadenome sudoripere" ist gleich- falls die histologische Besehreibung der in einer kiisigen Masse eingebetteten gewundenen buckligen Cani/le nicht ausreiehend zur sicheren Diagnose.

Viel mehr Wahrscheinlichkeit hal bereits ein Fall yon C h a n d e l u x 6) fiir sieh. Es handelt sieh um ein erbsengrosses Tuberculum dolorosum am u welches seit 6 Jahren bestand. Die Geschwulst war aus knguelfSrmig aufgewundenen buckligen Zellziigen zusammengesetzt. Dieselben hatten deut- liche Membrana propria und an einigen Stellen Lumen. Die

~) O r i o n . Rev. mens. de m6d. e~ de chir. Janvier 1879, p. 60. ~) C h a m b a r d . Ann. de dermatol, et de syphiligr. 1880, p. 727. 3) D o m e c. Oontrib. ~ l'6tude elinique des Polyaden. sudorip. ~ forme

maligne. Gaz. hebdom. 1880, p. 597. 4) H 6 n o c q u e et 8 o u e h o n . Gaz. hebdom. 1866, p. 310. ~) Chr i s to '~ . Gaz. hebdom. 1866, l o. 364. 6) C h a n d e l u x . Des tubercales sous-cutan6s doulour~ux. Archive

de physioI., t, XIg~ 1882. 29*

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452 P ~ c r s e n .

$chweissdriisen tier Nachb~rschaft waren hypertrophirt ~nct enthielten ~Lhnliche Zellanordnungen wie in tier Geschwu]st.

Es ist ja nicht absolut ausgeschlossen, dass auch unter den iibrigen als unsicher bezeichneten F~llen noch einer oder der andere sich befindet, we wirklich die Neubildung yon den Schweissdriisen ausgegangen ist. Ich glaubte nur darauf hinweisen zu Iniissen~ dass die Beweisfiihrung in diesen F~tlen eine un- vo]lst~ndige war; gerade hier~ we eine neue Gruppe yon Ge- schwtilsten gebildet werden sollte, Infissen an die Beweisftihrung die strengsten Anforderungen gestellt werden; sol~nge ein Befund iiberhaupt noch eine andere Deutung zul~sst, kann er fiir die Constituirung der Gruppe der Schweissdriisengeschwiilste nicht Inehr in Betracht koininen. Auf keinen Fall abet sind die bisher besprochenen Geschwiilste, wie es die Autoren fast a]le thun, wegen ihrer entfernten Driisen~hnlichkeit als Ade- nome, sondern als Epithelioine zu bezeichnen. D a r i e r schl~Lgt den N~men Epithelioin~ adenoides fiir dieselben vet; besser ist vielleieht die ~nderweitig gew~hlte Bezeichnung Epithelioin~ in~ergl~ndulare.

Ein sehr lehrreicher Fall yon beginnendein Uebergang eines echten Ade~oins in ein Epithelioina interglandul~re finder sich bei L i 6 n ~ u x ; ~) derselbe betraf allerdings nicht einen Menschen~ sondern einen Hund. Der eigrosse Tumor sass a uf dein Riieken des Thieres, frei unter der Haut ver- schieblich; er war yon einer bindegewebigen Hii]le uingeben, yon welcher aus Seheidew~nde sich in die Tide senkten uncl die Gesehwulst in L~ppehen yon 1--3 Min. Durehmesser zer- legten. Die L~ppchen zeigten ~usgesprochen driisigen B~u. Unter den aufgerollten C~n~len, welche den Hauptbestandthefi der Geschwulst ausinachten, fanden sieh einzelne Hauptg~nge, yon welchen sich die anderen abzweigten wie Aeste veto Bauine; diese Hauptg~Lnge zeigten nach Zellforin, Cuticul~ und Membrana propria vSllig die Structur ~on Schweissdriisen- ean~len. In den Seiten~sten war an einzelnen Stellen der Baa vSllig der gleiehe; an anderen jedoch fehlte die Cutieul~ and

') L i6naux~ Annales de m6d. v6t6rinMre. Avril 1888.

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Beitr~ige zur Kenntniss tier Schweissdriisen-Erkrankungen. 453

die Epithelzellen fiillten das Lumen vSllig aus; es begann also hier der Uebergang zum Epitheliom.

Haben wir es nun bisher mit gutartigen, dem Adenom nahestehenden Epitheliomen zu thun gehabt, so fragt es sich welter, welehe Rolle spielen die Sehweissdriisen bei der Ent- wicklung der bSsartigen Formen der Hautepitheliome.

Dass bei dem weiteren Fortsehreiten der Carcinome die Sehweissdriisen sehliesslieh mit in die Neubildung hineinge- zogen werden und sieh an dem Aufbau der Krebsmassen be- theiligen, wird reeht h~iufig beobaehtet. Besonders C o r n i l und R a n v i e r 1) haben sehr eingehend die dabei erfolgenden feineren histologisel~en Vorggnge studirt. Die Driisenzellen wuehern, der Driiseneanal wird zu einem soliden Zellstrang umgewandelt, der naeh allen .Seiten Sprossen treibt; sehliesslieh wird die Membrana propria durehbroehen; die durehbreehenden Zellen wuehern entweder in eylinderfSrmigen Str~ingen weiter (Carcinoma tubulosum), oder sie bilden lappige Epithelhaufen (Carcinoma lobulare); es gelingt oft, an ein und demselben Canal die versehiedenen Stadien zu beobaehten.

In der deutsehen Literatur finde ieh einen sehr guten Beleg fiir diese Veriinderungen in einer Arbeit D o u t r e l e - p ont 's. ~) Es handelte sieh um einen disseminirten Gallert- krebs tier Brustdriise. Sehon beim ersten Btiek auf Sehnitte der Haut in der N~he des Krebses fielen die fast um das dreifaehe der normalen GrSsse hypertrophirten Sehweiss- driisen auf; die Sehl~ngelung der Giinge zum Kn[%uel war so dieht, dass man nut mit Miihe die einzelnen Windungen unter- seheiden konnte; letztere waren vollst~ndig mit Zellen aus- geffillt~ ein Lumen nirgends zu erkennen. We an der Peri- pherie der Gailertknoten sieh Krebszellenhaufen fanden~ konnte man in denselben deut]ich den Rest yon Schweissdriisen nach- weisen. Die Driisenschlguehe beriihrten sich, ihre Membrana loropria wurde so atrophisch~ dass die Zellen der versehiedenen Windungen, welche dieselben vSIlig ausfiillten, sieh zu beriihren sehienen. An einzelnen Ste]len sah man im Durchsehnitt des

~) Corni] et Rauvier. Manuel d'histol. 2. Aufl., p. 313. ~) Doutre lepont . Ueber Gallertkrebs der Brustdriise. Archly f.

klin. Chirurgie. Bd. XII, p, 551.

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454 Petersen.

Ganges Colloidsubstanz aufgeh~u~t; sie trennte die in der Mitre des Ganges sich befindenden Zellen, welche keine Colloid- degeneration zeigten, yon der einsehliessendea Wand. Von diesen Stellen an welter naeh tier Mitte der Knoten zu sah man verschiedene yon Gallerte umgebene Zellhaufen~ deren Ursprung aus den Schweissdriisen nieht zweifelhaft sein konnte.

Seltener, aber doch vSllig sieher~ hat man in den Schweiss- driisen den prim~ren Herd der Carcinomentwieklung gefunden. BereiLs T h i e r s e h 1) besehreibt in seiner grundlegenden Arbeit iiber den Epithelialkrebs ein Carcinom der Stirnhaut, welches sieh vollkommen subcutan entwickelte und bei der mikro- skopisehen Untersuchung die prim~re Erkrankung der Sehweiss- drfisen sieher erkennen liess; die beigegebene Abbildung zeigt deutlich die erweiterten, wuehernden, zahlreiehe Anastomosen bildenden Drfiseng~nge.

W a l d e y e r ~) konnte zur Zeit seiner ersten Arbeit fiber die Entwieklung der Careinome noch fiber keine eigene Beob- achtung eines prim~ren Sehweissdriisencarcinoms berichten; dagegen fiihrt er in seiner zweiten Ver5ffentlizhung iiber das- selbe Thema zwei siehere F~lle an. Er land Zunahme der Sehweissdrfisenepithelien, ,die unter Combination mit der Granulation des Bindegewebes zum v511igen Zerfall der Drfisen- kn~uel mit Zersprengung in einzelne, carcinomatSsen KSrpern gleiehe, unregelm~ssige Epithelhaufen fiihrte."

Fiir zwei specie]le Formen des Carcinoms haben einige Autoren den Sehweissdri~sen e~ne besonders wichtige Stellung zugedaeht; ffir alas sog. Epithelioma tubulosum und das Ulcus rodens.

Unter ,,Epithelioma tubulosum" verstehen C o r n i l und R a n v i e r so]ehe Geschwiilste, welche aus Ztigen yon Pftaster- epJthel 7 das keJne weitere Umwand]ung eingeht, bestehen, die untereinander anastomosiren und in ein bindegewebiges Stroma eingelagert sind. Sie glauben diese Abart des Carcinoms in einer Reihe yon driisigen oder driisenreiehen Organen nach- weisen zu kSnnen, besonders im Uterus~ der Brustdriise und

~) T h i e r s c h. Der Epithelialkrebs. 2) YV a l d e y e r . Die En twickhng der Carcinome. Virch. Archiv.

~d. 4~1~ p. 470. Bd. 55~ p. 67.

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Bei{riige zur Kennmiss der Schweissdrtisen-Erkrankungem 455

der Haut. Sie kommen zu der allgemeinen Sehlussfolgerung: I-Iaben tubuRise Epitheliome ihren Sitz in der Haut, so sind sie ausgegangen yon dem Schweissdriisenapparat Es sollte sieh bier gewissermassen ein Bestreben der Neubildung zeigen, den Typus des Organs naehzubilden, yon welehem sie ihren Ausgang genommen hat. So einleuehtend diese Deutung auf den ersten B!iek erseheinL vor einer eingehenden Kritik kann sie nieht standhalten. Zuniichst ist einzuwenden, dass das Epithelioma tubulosum (wie C o r n i 1 and R a n v i e r selbst be- obaehteten) aueh in Organen geNnden wird, wo tubulSse Drtisen sich gar nieht vorfinde~, wie in der Mamma. Dem entsprieht, dass auch in der Haut versehiedentlieh die Talgdriisen als Ursprungs- stiitten dieser Gesehwulstform naehgewiesen Sin& In einem yon B al z e r ~) abgebildeten Talgdriisenadenom sieht man yon den einzelnen Liippchen an vielen Stellen verzweigte end ana- stomosirende Epithelcylinder ausgehen, die vSllig das Bild des Epithelioma tubulosum geben. D ar i e r :) berichtet, dass er bei einem typischen Eloithelioma tubulosum sieh alle Mtihe gegeben habe, durch sorgfdltige Untersuchung yon verticalen und hori- zontalen Serienschnitten den Ausgangspunkt der Neubildung sicher festzustellen. Die Schweissdriisen erwiesen sich als vollkommen un- betheiligt; die Epithelialeylinder gingen vielmehr aus yon den Interpapillarzapfen und den Haarseheiden. B a b i n s k i ~ ) ver- iSffentlieht eine iihnliehe Beobaehtung~ wo gleiehfalls bei einem Epithelioma tubulosum die Sehl~tuehe in der unzweideutigsten Weise vom Rete Malpighii ausgingen. Wenn also aueh, wie wir dies naeh den Untersuehungen C o r ni 1 s und R a n v ie r s an- nehmen miissen, das Epitheliom der Sehweissdriisen meist die tubulSse Form annimmt, so kSnnen doeh atteh Epithelial- gesehwiilste anderer Herkunft in derselben Form auftretev.

Die zweite Epithelialgesehwulst, welehe man mit den Sehweissdriisen hat in engere Beziehung bringen wollen, ist

~) B a l z e r et M 6 n 6 t r i e r . Arch. de physiol. 1885.

~) D a r i e r . Contributions ~ l'l~tude de l']~pi~h61iome des glandes sudoripares. Arch. de M6d. exp6rimen~, e~ d~Ana~omie pa~hoI. 1889. Bd. L pag. 115 u. 267.

'~) B a b i n s k l . Bulk Soe. anat. l~Iai 1883, p. 232.

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das Ulcus rodens, eine Geschwulstfbrm, fiber deren Wesen die Ansiehten ausserordentlieh ause~nandergehen.

Wghrend B i l ! r o t h , W e b e r , F e r g u s o n u. A. dasselbe tiir ein gewbhnliehes flaehes, nleerirendes nnd dabei sehrum- pfendes Epithelialcareinom ansahen, erkl.;irten es T h i e r s e h und B u t t i n fiir ein Careinom der Talgdrtisen, T i l b u r y Fox , S a n g s t e r , H u m e fiir ein solehes der Haarfollikel, 1) und G. Thin , 3) der sieh besonders damit beseh~iftigt Rat, verlegt seinen Ursprung in die Sehweissdriisen. Er glaubt in der Zeliform ein durehaus sieheres Kennzeiehen flit das eehte Uleus rodens zu haben. Die Zellen sind klein, der grosse Kern yon regelmgssiger runder Form, der schmale Protoplasma- saum wenig oder ta r nieht granulirt, die Zellmembran ausser- ordentlieh sehwaeh. In den Pr~iparaten yon F o x und S a n g s t e r, welehe ihm yon diesen zur Naehuntersuehung iiberlassen wurden, will er nirgendwo den yon jenen behaupteten Zusammenhang mit den ~iusseren Haarwurzelseheiden haben beobaehten b n n e n ; da er aueh bei Thi e r s eh keinen geniigend sieheren Beweis daftir finder, dass die Talgdrtisen den Ausgangspunkt biiden~ er aueh nirgendwo einen direeten Zusammenhang mit dem Oberflgeheneloithel finder, so kommt er auf dem Wege der Aussehliessung z u dem Sehluss, dass nut in den Sehweissdriisen das Uleus rodens beginnen k8nne. Den positiven Beweis hierfiir hat T h i n in seinen Untersuehungen nieht gefiihrt. Nur in zwei Fiillen hat er Yeriinderungen an den Sehweissdriisen s kgnnen, die ibm seine Ansieht geniigend zu stiitzen seheinen. Er land das Lumen der Drtisenggnge stark erweitert und mit einer aus neugebildeten Zellen bestehenden Masse angefiillt; jedoeh war ein direeter Zusammenhang dieser ab- normen Sehweissdriisen mit der Neubildung nicht zu beobaehten. Ebenso unsicher sind Thin ' s Angaben tiber die klinisehe Diagnose des Uleus rodens; er gibt selbst zm dass die Unter- seheidung ~'on dem oberflgehliehen Epitheliom hSufig vOllig

1) P a u l gibt an, dass sgmmtliche epitheliale Gebilde der Haut gleiehm~ssig an seinem Aufbau bethei l ig t seien.

~) G. T h i n . On eaneeron-s affections of the skin. A Treatise on

epi thel ioma and rodent ulcer. London 1886.

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Beitrgge zur Kennmiss der Sehweissdriisen-Erkrankungen. 457

unmSglich ist. Wenn T hi n ferner angibt, dass sein ,,Uleus rodens" in den Hauptzfigen identisch sei mit dem Epithelioma tubulosum (C o r n i 1- R a n v i e r), so ist dies nach dem oben Gesagten nut ein Grund raehr, Thin ' s Hypothese anzuzweifeln.

Mir selbs~ ist es nieht gelungen, bei einem Uleus rodens eine wesentliche Betheiligung der Schwe~ssdriisen zu finden, w~ihrend die Talgdriisen fast immcr starke Wueherung zeigten.

Hglt man die so attsserordentlieh widerspreehenden An- gaben fiber den Ursprung des Uleus rodens neben einander, so ist es weitaus das wahrscheinliehste, dass tiberhaupt das ,Ulcus rodens" der verschiedenen Autoren nut ein klinischer Begriff, kein histologisch einheitliehes Gebilde ist; eine ehro- nische, atypische, epitheliale Neubildung, welehe yon den ver- schiedensten epithelialen Gebilden der Haut, in vereinzelten Fi/llen auch einmal yon den Schweissdrfisen, ihren Ausgang nehmen kann.

Zu den Epitheliomen der Schweissdriisen sind noeh zwei andere Neubildungen zu zi~hlen, welehe allerdings ihrer Struetur naeh yon den bisher besproehenen sehr versehieden sind.

Die Kenntniss einer dieser anseheinend sehr seltenen Formen verdanken wit D a r i e r . ~) Der Fall ist kurz folgender. Be/ einem 71jghrigen Patienten hatte sieh innerhalb dreier Monate in der Submentalgegend eine ca. handflgchengrosse flache Induration entwiekelt, die entfernt an eine Syeosis er- innerte. Kurze Zeit naehher bildeten sieh in der Tiefe der ttaut des Rumpfes eine grosse Anzahl hirsekorn- his erbsen- grosser hatter KnStehen, die sieh wie unter der Haut liegende SehrotkSrner antiihlten. Die mikroskopisehe Untersuehung ergab nnzweifelhaft, dass jedes dieser KnStehen ausging yon einem Sehweissdriisenknguel. Es kommt zu einer starken Wucherung des Driisenepithels, welches zungehst das Lumen tier Caniile ausffillt, alsdann die Membrana propria durch- brieht, die Zwisehenriiume zwisehen den einzelnen Driisen- canglen ausfiillt, um dann bald naeh allen Seiten in das Bindegewebe vorzudringen; am wenigsten Widerstand setzen ibm die Fettliippehen des subcutanen Bindegewebes entgegen,

') I. c.

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welche vSllig durchsetzt werden yon dem Epithel; weiterhln krieeht dasse!be mit Vorliebe an den Nerven- und Gefass- seheiden entlang. Die Zellen zeigen grosse Neigung zur eol- 1olden Degeneration; das Bindegewebe in ihrer Umgebung ist s~ellenweise selerosirt. D a r i e r bezeiehnet diese Gesehwiilste als diffuse multiple Sehweissdriisenepitheliome. Er kalm aus der Litera~ur noeh zwei ghnliehe Fglle mittheilen.

M a l h e r b e ~) besehreibt eine Oesehwulst der Sehlgfen- gegend, welehe im aIlgemeinen Careinom-B~m zeigt; nm' sind die Epithelzellen nieht in Ziigen oder Lobuli angeordnet, sondern durehsetzen das nut noeh spi/rlieh vorhandene Binde- gewebe vSllig diffus; sic haften fester als gewShnlieh an dem Bindegewebsgeriiste und sind nur sehr sehwer auszupinseln. An einzelnen Stellen hiingen sic deutlieh mit den Sehweiss- driisen zusammen.

Einen iihnliehen Befund maehte C r e i g h t o n ~") bei 3 Tu- moren eines Hundes. Die Gesehwulstbildung ging mit Bestimmt- heir aus yon den Sehweissdriisen; der Autor besehreibt 3 Grade ihrer Vergnderungen: 1. Erweiterung der Driiseneangle, Wu- eherung des Epithels innerhalb der Can~le, zum Theil mit eolloider Degeneration. 2. Durehbrueh der Membr. propria, Infiltration des Bindegewebes mit Epithelzellen. 3. Umwand- lung der Bindegewebszellen in Epithel dutch die Bertihrung mit dem wuehernden Epithel (alte Theorie yon Virehow- Rindfleiseh).

Von einer zweiten Abart der Epitheliome des Sehweiss- driisenapparats kam in hiesiger glinik ein Fall zur Beob- aehtung, Nr welehen ieh in der Literatur kein Analogon habe finden ki~nnen.

Patientin, 40 Jahre alt, bemerkte vor ca. 2 Monaten auf dem reehten Handriieken eine kleine, nieht sehmerzhafte Sehwellung, welehe langsam nnd gleiehm~issig zunahm und jetzt ca. die GrSsse einer Erbse erreieht hat. Dieselbe wglbt sieh halbkugelig vor, ist gegen die Umgebnng seharf abgesetzt, die fiber der Gesehwulst liegende, leieht gerSthete Haut liisst sie5 nicht abheben; die Gesehwalst ist gegen die Unterlage

~) M a l h e r b e . Arch. g~n. de mad. 1885. II. p. 522. ~) C r e i g h t o . bled. chir. '_Pransaetions. 1882, p. 53.

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Beitr~kge zur Kenntniss tier Schweissdrfisen-Erkr~nkungen. 459

verschieblich; sie pulsirt nicht; das Volumen l~sst sich durch Druck nicht wesentlieh verringern. Die Geschwulst wird exstirpirt. Auf dem Durchsehnitt zeigt sie blutreiches, ziemlich derbes Gewebe, ohne besondere Zeichnung, gegen alas unter- liegende Gewebe durch eine nach mJten leicht conca.ve Grenz- linie deutlich abgesetzt. Die mikroskopische Untersucbung er- gibt Folgendes: Die Hauptmasse der @esehwulst wird gebfldet yon einem sehr gef~ss- und zellreicben Bindegewebe, durch- zogen yon einem dichten Gitter- resp. Netzwerk epithelialer, noch n~her zu beschreibender Zellziige. Entsprechend der oben erw~hnten, bereits makroskopisch sichtbaren Grenzlinie gegea das unter]iegende normale Gewebe finden wir eine ziemlich breite Schicht diehter kleinzelliger Infiltration. Das Oberfl~ehenepithel fiber der Gesehwulst ist erheblieh verbreitert, yon zahlrMchen Wanderzetlen durchsetz~ ; die einz~]nen Schichten sind jedoch noeh deutlieh abzugrenzen. Das Epithel senkt sieh wie bei einem einfaeben Papillom in zahlreichen~ ziemlich langen Z~pfen in die Tiefe. Von den Papillomzapfen unter- scheiden sie sich jedoch erstens dadarch, dass ihre Breite eine ausserordentlieh wechselnde ist; w~hrend einige 10--20 Zell- lagen nebenein~nder zeigen, gehen andere ~ls ganz feine Zfige, die nur 3--4 Ze]len neben einander erkennen l~ssem in die Tiefe; ein weiterer Untersehied ist der~ class die einze]nen Epithel- ziige vielf~ch mit einander anastomosiren, besonders in den tieferen Theilen der Gesehwulst, so d~ss bier ein diehtes Netz- werk entsteht. In den Zetlzfigen finden sich, entsprechend dem schnellen Wachsthum, sehr zahlreiche Kerntheilungsfiguren. Nach unten hin lassen sich nun weit~us die meisten dieser Epithelzapfen bei der gen~uen Durchsicht yon Serienschnitten his in Schweissdrfisen~usffihrungsg~nge verfo]gen! Die Schweiss- driisen selbst, unterhalb des GrenzwMles der kleinzelligen In- filtration gelegen, sind sehr zah]reich; das interstitielle Binde- gewebe ist sehr kernreich~ sonst sind VerSnderungen nich'~ wahrnehmbar. Die Schweissg~nge gehen zum Theft direct durch den Infiltrationswal] naeh oben~ zum Theft ver~steln sie sich schon vorher; oberhalb des Walles gehen nur ganz vereinzelte direct in einen der Epithelzapfen fiber; die meisten g~beln und ver~steln sieh sehr mannigfaltig, um so~ indem sie in dem

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oben beschHebenen Netzwerk yon Epithelziigen aufgehen, an dessen Aufbau sich wesent]ich zu betheiligen. Nur sehr wenige G~nge lassen bfs zur Oberfl~ehe ein Lumen erkennen; dasseibe geht durch Wucherung der Epithelien meist schon in der HShe des Zellwalles ver]oren. Dagegeu ist die Membrana propria iiberall deutlich erhalten. Es is~ natiirlieh bei dieser Strnetnr der Gesehwulst sehr schwer zu beurtheilen, we hSren die Interpapillarzapfen auf nnd we beginnen die Sehweissggnge, wiewei~ bilden erstere, wieweit letztere den Ansgangspunkt der Geschwulstbildung. Das aber lgsst sigh mit Sicherheit sagen, class den Sehweissggngen eine sehr wesentliehe Rolte dabei zugefallen ist, besonders sprieht hierfiir, dass, wie sehon erw~hnt, bei vielen Driisen die Vergstehng bereits kurz ober- halb des Driisenknguels beginnt. Die Gesehwnlst w~re demnach zu bezeichnen ~ls Epitheliom der Schweissdriisenansfiihrungs- g~tnge, ~ls Syringo-Epitheliom.

Bei der hiermit abgesehlossenen Gruppe der Epitheliome ist verschiedentlich die grosse Neigung der Scl~weissdriisen zur Sprache gekommen, sich an dam Aufbau yon Gesehwiilsten, die in ihrer Umgebung entstehen, durch secundgre Wucherung zu betheiligen. Wghrend es aber bei den Epitheliomen wegen der erwg~hnten grossen Aehnlichkeit der wuchernden Schweiss- driisenggnge mit Epithelzapfen anderer Herkunft meist sehr schwierig ist, diesen Vorgang im Einzelnen zu verfolgen, so ist mir dies bei einer anderen Gesehwulstform in viel siehererer Weise gehngen; ieh meine bei dem A 1 2 g i o m a c u t i s s i m p l e x .

Dass die Haut-Angiome mitVorliebe ihren Ausgangspunkt yon denjenigen Oefgssen nehmen, welehe ttaare, Talg- nnd Sehweissdr~isen umspinnen, hat besondsrs B i l l r ot h betont, weleher damit zugleieh die hgufig gefundene lappige Form der Angiome erklgrt. In der Umgebung der Hanptgeschwulst finden sieh last stets diese Gefiisskni~uel im Zustande der Prolife- ration; sie bilden so gteiehsam Vorwerke des Haupttumors, die bei dessert weiterem Waehsthum in ihm aufgehen. Meist bringen nun die wuehernden Gef~sse die epithelialen Gebilde, in deren Nachbarsehaft sie sich entwieketn viillig zum Sehwund; doeh trit~ gerade bet den Sehweissdrtisen oft etwas Anderes

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Beitriige zur i"[enntniss d~:r 5chwsi~sdrffssn-Erkrankungen. 461

ein. Bei ~ersohiedenen Angiomen waren inir innerhalb des Geschwulsfgswebes einzelne, yon deutlfchem Epithel ausge- kleidete cystenartige Hohlr~iume aufgefallen, deren Wand sich durch dunldere F~irbung seharf yon der Umgebung abhob. Die Vermuthung, dass es sieh bier um Reste yon Sohweissdriisen handle, wurde durch die genaue Untersuchung yon Serien- schnitten vollkommen besttitigt. Besonclers dentl/eh traten die Verhiiltnisse za Tage bei einem etwa kirschgrossen Angioma eongenitum, welches bei einem 13j~ihr. Knaben yon der Dorsal- fl~iehe des Danmens exstirpirt wurde. Die Gesohwnlst sass in den tieferen Sehiehten der Hant, ihre Kuppe beriihrte die Interpapillarzapfen nur an einer ganz kleinen Stelle. Bei Durehmusterung der Sehnitte sah man, beginnend yon der Peripheries zun~iehst die ziemlich gleiehmiissige Zeiehnung des gewShnliohen zusammengefallenen Angiomgewebes. Die dariiberliegenden Sehweissdriisen zeigten ausser einer be- ginnenden Gefiisswucherung keine Veriinderungen. Ganz anders gestaltete sich das Bild in den Sehnitten, wo sich das Angiom- gewebe der Oberfliiehe und damit der Zone der bier sehr dicht stehenden Schweissdffisen n~herte. Hier zeigten sieh innerhalb des Angioms anfangs selten, dann immer zahlreicher werdend, einzelne dunkler gef~rbCe gewundene Zellstr~nge, dem gusseren Ansehen nach Schweissdriisenscblguchen durchaus ~hnlieh, zu denen sich bald die oben erw~hnten Cysten hinzugesellten, diese besonders in den tieferen Abschnitten des Angioms. Die Zellen dieser Strgnge~ resp. die Auskleidung der Cysten ent- sprachen vSllig dem Charakter der SchweissdriisenepiChelien, nur waren sie in den Cysten zum TheJl stark abgefiacht; Cysten sowohl wie Cangle liessen an den meisten Stellen deutlich eine Membrana propria erkennen. Die Zellg~nge zeigten an ein- zelnen Stellen ein Lumen, an anderen war dieses versehwunden; ihre Einmiindung in Cysten liess sich vielfach beobachten; des- gleichen konnte man den Zusammenhang einiger dieser Gebilde mit den dariiber gelegenen Schweissdriisen, welche yon dem hShersteigenden Angiom vSllig umschlossen erschienen, deutlich naehweisen; bei anderen gel~ng dieser Nachweis nicht, sie fiihrten vielmehr innerhalb des Angioms eine viillig selbst- stg~ndige Existenz. - - Zwei Erklgrungen sind fiir dieses Ver-

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halten mSglich. Man kSnnte einmal annehmen, dass das Angiom seinen Ursprung yon den GeNssen einiger Sehweissdrtisen ge- nommen Mtte, dass dureh die wachsende Geschwulst dann die einzelnen SchlSmehe auseinandergedrgngt worden seien. Diese Annahme wird jedoch dadureh sehr unwahrseheinlieh, dass das Angiom, wie sehon gesagt, nur mit einem kleinen oberen Ab- sehnitt in die Sehweissdriisenzone hineinragt; wiire es yon den Sehweissdriisen a~sgeg~ngen, so hiitte es sieh entsprechend seiner ziemlich grossen Tiefenausdehnnng auch mehr ober- fl~ichlieh in der Sehweissdriisenzone ansbreiten miissen. Es ist vielmehr anzunehmen, dass das Angiom sich in den tieferen Schichten entwiekelt hat - - etwa yon dem Gefgssnetz der Fettlgppchen, welches hgufig den Ausgangspunkt bildet - - dass es dann erst nach der Oberfliiehe zn gewachsen ist; sobald dann seine Randzone auf die zungchst liegenden Sehweiss- driisen iiberging, begannen diese activ in das Angiomgewebe hineinzu~nehern. Die gewucherten Driisenabschnitte behielten thefts ihre Verbindung nach oben, theils wurde dieselbe durch den Druck der Geschwulstelemente unterbrochen und zwar wurde entweder nur das Lumen zugedriickt oder aber der ganze Gang abgesehniirt; in jedem Falle musste es bei an- dauernder Secretion der tiefer gelegenen Stellen zur Cysten- bildung kommen.

Dieser Vorgang der Cystenbildung kommt bei den ver- schiedensten Hautprocessen, sofern sic an irgend einer Stelle zum Versehluss des Driiseneanals ftihren, zur Beachtung, so bei Lupus, Careinom, Fibrom etc. Klinisch machen diese kleinen Cysten meist keine Erseheinungen.

In besonderen Fiillen kann es jedoch zur Bildung grSsserer S c h w e i s s d r i i s e n r e t e n t i o n s e y s t e n kommen.

Der erste, welcher auf einen solehen Fall aufmerksam maehte, war V e r n e u i 1, 1) der ihn als ,,Hypertrophie kystique" besehrieb. Er beobachtete dieselbe als mandelgrosse, pralie, langsam gewaehsene Gesehwulst hinter dem Proc. mastoideus; sic bestand aus einzelnen eommunicirenden Cysten, die eine Mare, serSse Fliissigkeit enthielten; in derselben sehwammen zahlreiehe Epithelzellen. In der Wand der Cysten fanden sich

~) Verneuil, 1. c.

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Beitr~ge zur Kenntniss der Schweissdriisen-Erkrankungen. 463

deutliche Bruchstiicke yon Schweissdriiseng~ngen, die stelle~- weise starke Hypertrophie, zum Theil aueh fibrSse Degene- ration zeigten. Ganz gleieh gebau~e kleinere Gesehwiilste ihnd er in einem anderen Falle in grosser Anzahl tiber Brust und Schu]tern verstreut. Als Ursaehen dieser Geschwulstbildung nimmt er entweder eine Wucherung des Driisenepithels an, welche das Lumen verlegen sell, oder aber eJne Wueherung des Bindegewebes, welche den Canal yon aussen zudriickt. - - Eine ~hnliche, etwa wallnussgrosse, der vorderen.Brustwand aufsitzende Geschwulst beschreibt C a hen. ~)

Man hat weiterhin versucht, verschiedene Blasenbildungen der Itaut a]s Retentionscysten der Sehweissdriisen zu deuten. So zun~ehst die besonders in England viel diseutirte Dysi- drosis s. Pompholyx s. Cheiropompholyx. Es treten bei dieser Erkrankung ohne irgendwelche entziindliche Erseheinungen am h~ufigsten an den Handtellern~ seltener an den Fusssohlen und anderen KSrpertheilen stecknadelkopf- bis erbsengrosse Bls auf, welehe durch die Haut wie SagokSrner dnrchscheinen; in seltenen Fs fliessen sie zu grossen Blasen zusammen. Es kann diese Bl~sehenbildung schubweise einige Wochen hindurch erfolgen. Der zun~ehst wasserklare Inhalt der Bl~schen wird in einzelnen F~llen eitrig. Sp~terhin wird der Inhalt entweder vSllig resorbirt oder die Bl~schen platzen auf; nach Abstossung der Blasendecken kehrt die Haut zur Norm zuriick.

F ox,~) welcher die Erkrankung zuerst beschrieb, fiihrte diesetbe auf eine Verlegung tier Sehweissdriisenausfiihrungsg~inge mit naehfo]gender Dilatation der Driisen zuriick. C r o e k e r 3) sah an einzelnen Ste]len Schweissg~nge direct in die Bliisehen einmiinden. H u t c h i n s o n 4) schlug fiir die Erkrankung die allgemeinere Bezeichnung Cheiropompholyx vet, da er einen derartigen directen Zusammenhang nieht nachweisen konnte. Ebensowenig gelang dies R o b i n s o n , a ) S a n t i ~) und Wil-

9 C ahen. Sehweissdrfisenreientionseyste. Deutsche Zeitschrift ffir Chirurgie. Bd. 31.

2) Fox. American Journal of Dermatol. 1873. Januar. 3) Crocker. Brit. Meal. Journal 1877, p. 803. ~) Hutchinson. Illustrat. of Clinical Surgery. Vol. I, p. 49. ~) I% o b in s o n. Archives of Dermatol. 1877, p. 289. 8) San~i. Monatshefte ffir prakt. Dermatol. 1892, p. 93.

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464 Petcrscu.

l i a m s. 1) Letzterer, welcher an Serienschnitten die Entwicklung tier Blasen genauer verfo]gte, kommt zu dem Ergebniss, d~.~ss die Erkrankung mit einer umsehriebenen Entzfindung in der Papillarschicht des Coriums beginnt; das serSse Exsndat nimmt seinen Weg zwischen den Stachelzellen und verurs~tcht durch deren Compression, Degeneration~ AuflSsung and Ausei~ancter- drgngung die Blasenbildung.

Zu einer ahnlichen Ansicht gelangten G. und F. H o g g a n ~) nach genauer Durchsicht der Pr~parate yon F o x und C r o c k e r , fiir deren abweichende Resultate s~e gleichzeitig eine befried~gende Erklgrung fanden. Als primgre Ver~nderung nehmen sie ein entziindliches Exsudat in der KSrner- und Stachelschicht an; bei weiterem Wachsthum drgngt dieses die Schweissdrtisenausfiihrungsg~nge zur Seite~ so dass diese meist halbmondfSrmig urn das Exsudatbl~schen herumliegen. Wo zwei Blgsehen zusammengeflossen sind, sieht man zuweilen den Gang sieh balkenartig durch die HShle hindurchziehen; in solchen F~llen kann es schliesslich zum Bersten des Schweiss- driisenrohres und damit zur wirklichen Dysidrosis kommen, indem nun die Driise ihr Secret in alas Blgschen ergiessen muss ; jetzt erst entsteht seeund~ir die yon F o x und C r o c k e r als Anfangsstadium beschriebene entz~indliche Infiltration um Schweissdriise und Ausffihrungsgang.

Ebenso ist bei zwei anderen Blasenbildungen der Haut, der M i l i a r i a und den S u d a m i n a , der vielfach behauptete direc~e Zusammenhang mit den Schweissdriisen nichts weniger als erwiesen.

H. v. H e b r a s) h~lt es fiir das wahrscheinlichste, dass die Bl~schen entstehen durch eine Ansammlung yon Driisen- secret unterhalb yon Epidermisschollen, welche die Mtindung des Ausfiihrungsganges verlegen; wie nun plStzlich an so vielen Driisen eine derartige Verlegung zu Stande kommen soll, wird nicht weiter erkl~rt. Dass man in einzelnen Fallen, wie

~) Will iams. ~Ionatshef~c fiir prakt. Dermatol. 1891, p. 41. ~) I toggan. Mona~sh. s prakt. Derm. 1883~ p. 110. 8) H. v. t tebra. Die krankhaften Ver~nder. tier I taut. 188~, p. 79.

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Beitr~ia'e zur Kennmiss der ~r 4t~5

H a i g h t 1) es abbildet und wie es neuerdings T 5 r 5 k ~) speeiell yon der Miliaria crystallina berichtet, Sch~eissg~nge direct in die Bliischen hat einmiinden sehen, erkliirt sich nach den oben mitgetheilten Beobaehtungen yon H o g g a n sehr einfach als secundgrer Vorgang.

L es serS) nimmt an, dass es dureh eine plStzlich ein- setzende iiberm~issige Schweisssecretion zu einer Knickung der Ausfiihrungsgiinge und Erhebung der obersten Epidermissehicht durch das nachfolgende Secret komme. Aueh diese Annahme hat ihre grossen Schwierigkeiten. Eine Abkniekung des Ganges kann doeh nur bei ganz besonderen mechanischen Verhiilt- nissen entstehen, wenn z .B. ein sehr plStzlich auftretender Seeretionsstrom gegen eine der Biegungen des Ansfiihrungs- ganges zufiillig so stSsst, dass ein unterer Absehnitt gegen einen oberen gepresst und dadureh ein Ventilschluss erzeugt wird; dass aber derartige mehr zufiillige Verh~iitnisse gleich- zeitig an unzihligen Schweissdriisen in den verschiedensren KSrpergegenden auftreten sollen, das kSnnen wir uns sehr schwer vorstellen.

Viel wahrscheinlicher ist die Annahme, dass es sieh bier am ~ihnliche Vorgiinge handelt, wie sie H o g g a n bei dem Pompholyx naehgewiesen hat. Bei der stark vermehrten Trans- sudation in das Rete Malpighii kSnnen die Saftbahnen die Fliissigkeit nicht mehr sehnell genug abfiihren; dieselbe wird gezwungen, sich in das umliegende Gewebe zu ergiessen und bier unter Btischenbildung anzustauen.

Die Abkniekungstheorie reicht vielleicht eher aus zur Frklirung der yon L e s s e r erwiihnten vereinzelten kleinen Blgschen, die bei starkem Sehweisserguss besonders auf der Nase verschiedentlieh gesehen wurden. Ich babe diese Er- scheinung zweimal an mir selbst beobaehten kSnnen. Man empfindet plStzlieh einen leichten stechenden Schraerz in der Gegend tier Nasenspitze und fiihlt dort eine winzige, auf Druek

i) Haight. Ueber Blusenbildung bei einzelnea Hat~tkrankheiten. Sitzungsber. der k. k. Akad. Wien. 1868.

2) T5rSk. Sudamen und l~iitiaria. Refer. Monatsh. f. prak~. I)erm. Bd. XHI. Nr. 10.

s) Lesser. Lehrbuch der Hautkrankh. 1888, p. 153. Archly f. Dermatol. u. Syphil. 1893. ~0

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466 Petersem

schmerzhafte Erh5hung; im Verlaufe einer Stunde entwickek sich daraus ca. t Mm. hohes und 2 Mm. im Durchmesser haltendes, durchscheinsndes, prall gespanntes Bl~schen, welches sehon bei leiehtem Druck platzt und eine Mare Ftfissigkeit austreten l~isst. Naeh etwa 2 Tagen sind die abgehobenen Zollschichten wieder ersetzt. $ a n t i bestreitet allerdings naeh seinen Untersuehungen auch bei dieser Erkrankung den Zusammenhang mit den Sohweissdriisen.

Soviel tiber die Betheiligung tier Schwsissdriisen an Ge- sehwulstbildungen dsr Hunt.

Bei siner anderen Erkrankung der ttaut, die auf der Grenze der Neubildung zur Entziindung steht, bei dem L up u s~ sehen wir in ~lteren pathologisch-anatomischsn Werken dis Schweissdrfisen eine Hauptrolle spielen.

Besonders ist dies der Fall in den iilteren Auflagen des Lehrbuchs yon R i n d f l e i s c h , wo der Lupus als ein Adenom der Hautdrfisen aufgefasst wird. W{e alle Adenome soll er sich dem Epitheliom n~hern, sich yon diesem jedoeh sowohl durch die gauze Structur als besonders durch die mangelnde Metastasenbildung unterscheiden. Die Erkrankung soll begin,~en ,mit der Bildung yon Embryonalgewebe in dem interstitiellen Gewebe der Talg- und Sehweissdriisen; alsdann kommt es znr Gef~sswucherung und Volumzunahme der Dr[isen~ diese werden bucklig~ ihr Lumen geht verloren, es bleibt nur die urspriing- liche Anlage der Struetur bestehen, d. h. die Gruppirung der Zellen um einen Centralpunkt, weleher dem Ddiseneanal ent- spricht. Das eigentliehe LupusknStchen ist also ein Adenom der Talg- und Sehweissdrfisen".

D~ese yon unserer derzeitigen so grundverschiedene An- schaunng fiber die Histogenese des Lupus (dis R i n d f t s i s c h selbst sparer ha~ fallen lassen) erkl~irt sieh wohl zum Theil dadurch, dass R i n d f l e i s e h bei seinen Untersuehungen einzelne F~ille yon Lupus erythematosus vorgelegen haben, der damals veto eigentliehen Lupus noeh nicht seharf getrennt wurde; auf diesen wfirden aueh die im Lehrbuche gegebene Abbildung am besten passen. Andererseits haben aber in tier That die Schweissdriisen an dem Anfbau des Lupus einen grSsseren

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Beitrgge zur Keml{niss der Sehweissdr~sen-Erkrankungen. 4(~7

Antheil, als wir in den meisten neneren Arbeiten ~5ber die tnatomie des Lupus angegeben finden.

Die zur Beobachtung kommendenYergnderungen betreffen theils das interstitielle Bindegewebe der Driisenknguel, welches durch seinen grossen Gefdssreichthum dem Lupus einen be- sonders giinstigen Boden bietet, thefts die Driisenschl~iuche selbst. Bereits yon den ~ilteren Autoren sind Hypertrophien der Driisenepithelien beschrieben worden (z. B. yon Auspitz); besondere Erw~hnung der Schweissdriisenver~inderungen finder sieh bei L a n g 1) und S t i l l i n g , '~) deren Befunden ich reich ]n~ Wesentliehen anschliessen kann.

Die Wucherung der Driisenepithelien kann in zweifacher Weise vor sich gehen. Einmal bleibt die Wucherung auf die innerhalb der im iibrigen unver~ndert bleibenden Can~ile be- findlichen Epithelien beschr~nkt. Die vergrSsserten und sich vermehrenden Zellen dringen gegen das Lumen des Driisen- canals vor, um es sehliesslich vSilig zu verstopfen. Im Durch- schnitt kann dann solch ein zugewachsener Canal vSllig das Bild einer Riesenzelle geben; diese Aehnlichkeit wird dadurch noch erh5ht, dass ein Theil der neugebildeten Epithelien spgter zu einer feink5rnigen Masse zerfallen kann. Die Angabe yon S t i 11 i n g, dass die Unterscheidung dieser Pseudo-Riesenzellen yon den echten dadurch ]eicht werde, dass bei ersteren die Kerne entsprechend ihrer Entstehnng mehr randst~ndig nnd regelm~ssiger angeordnet seien, als dies bei den ersten der Fall zu sein pflege, scheint mir durchaus nicht zutreffend; denn gerade bei den echten tubereulSsen Riesenzellen finden wit doch sehr oft einen ganz regelmgssigen Kranz randstSn- diger Kerne und andererseits kSnnen bei den Pseudoriesen- zellen die Kerne die gauze Zelle ausfiillen. Wichtiger fiir die Unterscheidung ist, dass in den Pseudoriesenzellen sich meist noch einzelne Zellumrisse unterseheiden lassen.

Mit dieser mehr inneren Umwandlung der Driisenknguel verbindet sich meist aueh eine ~ussere. Man beobachtet n~mlich,

t) L a n g . Zur Histologie des Lupus. Viertelj~hressehr. fiir Dermat. u. Syph. 1375, p. 3.

2) S t i l l i n g . Einige Beob~chtungen zur Anatomie und 7Pathologie des Lupus. Deutsche Zeitsehr. f. Chirurgie. 1877, p. 72.

30*

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468 Petersen.

wie dies besonders L a u g sehr klar beschrieben und abge- bildet hat, dass sowohi an den Kniiueln als auch an den Aus- fiihrungsgiingen sieh Epithelbuckel-und Zapfen vorstfilpen, die sich in ihrer weiteren Entwicklung zu gewundenen soliden, aas kleinen Zellen bestehenden Str~ingen umwandeln; oder abet es wachsen yon einem Schlauchstiicke zwei oder mehrere fingerfSrmige, gegen die Oberhaut gerichtete Forts~itze aus, welehe anfangs ebenfalls solid stud, sp~iter aber auf kiirzere oder l~ingere Strecken ein Lumen bekommen. Sehr viele yon diesen neugebildeten, nach oben strebenden Ausfiihrungsgiingen erreichen die Oberfl~iche nicht, sondern h6ren noch innerhalb der Curls mit ether Anschwe!lung auf. Dieses kolbige Ende iindet sich bemerkenswerther Weise sehr h~iuilg in dem Centrum eines Lupusherdes. ,,Die neugebildeten Schweissdriisenstiieke", ftihrt Lang aus, ,,stud somit gerade so h~iufig wie ihre Matrix yon Lupus umringt. In ghnlicher Weise nun, wie bet fort- schreitender Verdichtung des Lupuszellenherdes die in seinem Centrum befindlichen zelligen Elemente zu vielkeruigen Klumpen werden nnd schliesslich degeneriren, und nach demselbenVor- gange, nach welchem auch Gef~issstiicke sich metamorphosiren, ~-er~indern sich die yon Lupuswucherung gegeneinander ge- pressten Schlauchabschnitte, indem ihre Epithelien zu viel- kernigen Massen werden. Fundort, Form nnd GrSsse der kernreichen opaken Massen, sowie auch die Anreihung der Kerne l~ssen fiber die hier ansgesprochene Entstehungsart keinen Zweifel aufkommen."

Auch die Veriinderungen des interstitiellen Bindegewebes der Sehweissdriisen kaun in zweifacher Richtung erfolgen. Sehr h~nfig bildet sieh mitten in dem Driisenkn~iuel ein durchaus ty- pischer Lupusknoten; die Driisenschl~iuche werdeu zur Seite ge- drgugt; es kommt theils zur Atrophie, theils aber aueh in Folge der Absperrung zur Cystenbildung in den tiefereu Abschnitten.

Die zweite Ver~nderung beginnt mit einer kleinzelligen Infiltration des ganzen interstitiellen Bindegewebes der Driisen- kn~iuel; dieselbe zeigt sich meist zuerst am Rande und breitet sieh yon da allm~ilig auf die iibrigen Abschnitte aus. Die wuchernden jungen Zellen iiberdecken die Epithelien des Drfisenkniiuels und nach und nach wird die ganze Drfise in

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Beitrs zm" Kennmiss tier Schweissdrfisen-l~rkrankungen. 669

einen Rundzellenhaufen verwandelt, der sieh yon einem pri- mi~ren Lupusknoten dutch nichts unterscheidet, dessert Ab- stammung vielleieht nur noeh dutch einzelne kiimmerliehe Driisenfragmente verrathen wird.

Diese verschiedenen pathologisehen Vorg~nge kSnnen sieh natiirlieh in der mannigfachsten Art und Weise eombi- niren; so finden wit hiiufig innerhalb der eben beschriebenen typisehen Lupusherde neben einzelnen Driisenschlauehstiieken auch die oben erwiihnten Pseudo,Riesenzellen; es haben also hier neben den interstitiellen aueh epitheliale Wueherungs- vorg~nge stattgefunden.

Sowohl bei den friiher besprochenen Geschwulstbildungen als besonders bei dem Lupus begegnen wir vielfach entziind- lichen Vergnderungen der Sehweissdriisen als Begleitersehei- nungen des ttauptproeesses; wir finden starke I-Iyperiimie der die Driisen umspinnenden Gef~sse, kleinzellige Infiltration um die Gefs herum, triibe Sehwellung der Drtisenepithelien, Einwanderung yon Leukoeyten zwischen dieselben etc.

Daneben finden wir jedoeh die E n t z i i n d u n g d e r S e h w e i s s d r ti s e n als selbst~ndiges Krankheitsbild. Die genauere Kenntniss desselben ist noch nieht sehr alt. P i o r r y hielt noch das acute Ekzem fiir eine Sehweissdriisenentziindung und sehlug den Namen Udosadenitis vor. Genauere Beob- achtungen verdanken wir V e r n e u i l . ~) Er behauptete, dass verschiedene friiher beschriebene Hautentziindungen, so ~or allem die in der AchselhShle vorkommenden Abets tub4ri- formes V e l p e a u ' s als Entziindung der Sehweissdriisen auf- zufassen seien und theilte zugleieh eine Reihe einschli~giger Fiille mit.

Er unterscheidet zweiFormen, eine acute: Hydrosad~ni~e phlegmoneuse und eine chronische : Abets sudoripare. Lieblings- sitze dieser Affection sind die AchselhShle, die Analgegend und der Warzenhof der Mamma; besonders sah er dieselbe auftreten nach Ellsseren Reizen und bei fieberhaften Krank- heiten. Als eharakteristisch beschreibt V e r n e u i l vor allem

k~ Verneuil. De l'Hidrosadgnite Phlegmoneuse et des Abets su- doripares. Arch. ggner, de M6d. 1864. Vol. II, p. 537.

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~70 Pett~rsen.

den Beginn in den tieferen Partien der Haut; beim Empor- heben einer Hautfalte kann man die kleine, wenig schmerz- hafte Schwellung zwischen den Fingern ro]len lassen wie ein Schrotkorn; die Haut selbst zeigt oberfl~ehlich noch keine Ver~nderungen; erst spiiter rSthet sie sich, die Schwellung verwiiehst mit der Haut, es kommt zur Abscedirung und zum Durchbrueh nach aussen. Trotzdem V e r n e u i l keine anato- mischen Beobachtungen zur Verfiigung stamen, so glaubte er, doch nach dem ganzen klinischen Verlauf mit roller Sicherheit die Schweissdrtisen als einzig mSgtichen Sitz dieser Affeetionen annehmen zu kSnnen. Erst eine Reihe yon Jahren nachher zeigte sich, wie bier der Scharfblick des franz5sisehen Klinikers auch ohne anatomische Untersuchung das richtige getroffen hatte. Zuniichst allerdings wurden seine Ausfiihrungen wenig beachtet und finder sich his in die neueste Zeit hinein der Entziindung der Schweissdriisen kaum Erwi/hnung gethan.

B a z i n ~) berichtet, class er sich auf Grund der Ver- it e u i l'sehen Ausfiihrungen veranlasst gesehen habe, sein friiheres ,,Syphilide gommeuse" in Hydradenite syphilitique umzutaufen, da er sich iiberzeugte, dass auch bier eine Loca- lisation des Krankheitsprocesses in den Schweissdriisen vorliege.

G e b e r ~} fiihrt zwar an, dass die Affection ziemlieh hgufig sei, beschreibt auch eingehender einen Fall yon Schweiss- drtisenabscess in derAnalgegend, genauere anatomische Unter- suchungen stehen jedoch auch ibm nieht zu Gebote.

Erst P o 11 i t z e r 3) hat diese Liicke ausgefiillt und damit zugleieh die Hypothese V e r n e u i l ' s bestgtigt. Es erschienen in seinem Falle im Ver]aute einiger Wochen im Gesieht und am Hals ca. 20 kleine, schliesslich abscedirende KnStchen, welche ihrem Aussehen und ihrem Verlanfe nach vSllig der yon V e r n e u i l beschriebenen Hydrad6nite phlegmoneuse ent- sprachen. Die genaue anatomische Untersuehung zweier ex- ~eidirter KnStehen liessen P o l i t z e r die Bezeichnung Hydrade-

') Bazin. Leqons sur la Syphilis. ~) Ziemssen. Handbuch der Hautkrankh. Bd. II, p. 266. 3) Polt i tz er. Hydradenitis destruens suppurativa. Monatshefte ffir

prakt. Dermatoh 1892, p. 129.

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]~eitr~ge zur Kenntniss der Schweissdrfisen-Erkrankungen. 47l

nitis dsstruens suppurativa w~hlen. Die Tumoren bestanden aus dichten Anh~ufungsn yon kleinen Rundzellen, spithsloiden und grosssn~ Riessnzellen ~ihnlicheu~ vielkernigen Massen. Mit einer Reihe yon stichhaltigen Griinden beweist P o 11 i t z e r, dass eine :acute Entziindung der Schweissdriisen vorlag. Be- sonders interessant ist es, dass sieh die ,hbstammung der vielksrnigen Massen yon dem pathologisch ver~nderten Driisen- gewebe sichsr nachwsisen lisss; die Pseudo-Riesenzellen waren meist kleiner a]s echte, hatten rsgelm~ssigere Umrisse, zeigten his dersn unregelm~issig g ekerbten Rand und regelrecht an- geordneten Kernkranz; es kamen fernsr l~nglich gebogsne Riesenzellen vor, welche wie Theile eines Schweissdriisenkn~uels geformt waren; an verschiedenen der Pseudoriesenzellen liess sich sins undeutliche Zeichnung~ wie Linien der ursprtinglichen Zellcontursn nachweisen; schliesslich fanden sich ausserhalb des Haupttumors auch Riesenzellsn in Gruppen angsh~iuft, welche mit dem Aussehen einer Schweissdriise vSllig iiberein- stimmten. Mit grosser Wahrscheinlichkeit waren auch die epithe- loiden Zellen, welche in den verschiedenstenFormen sieh vor- fanden und alle Usberg~nge zur Pseudoriesenzelle verfolgen liessen, ale aus dem Driisenepithel hervorgegangen zu betraehten.

Wir h~tten also bier eine Analogie zu den friiher beim Lupus geschilderten Vorg~ngen d. h. eine Entstehung yon riesenze]len~ihnlichen Gebilden aus degenerirtem Schwsiss- driisenepithel. P o l l i t z er gibt an, dass er in Folgs dieser Be- obachtung bei der ttydradenitis zahlreiche Sehnitte yon syphi- litischen Hautaffsetionen wieder untersucht und sich dabei iiberzsugt babe, dass viele der bei Syphilis als Riesenzellen beschriebenen Gebilde in dsr That ksine formativen Zellen, sondern die Degensrationsproduete des Schwsissdriisenepithels ~orstellen. Eine ~ihnliche Entwieklung solcher Zellen beschreiben W a l d s t e i n l ) bei Hodentubereulose; T a y l o r und v a n G i e s e n '~) bei diffuser Orchitis.

P o l l i t z e r nimmt an, dass die yon ibm beschriebene Er- krankung infectiSsen Ursprungs gewesen sei; der l~aehweis

~) Waldstein. Virchow's Archiv. 1879. 2) Americ. Journ. med. Sc. 18881

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472 t~et.er seu.

eines charakteristischen Mikroorganismus wurde versucht, jedoch ohne Erfolg.

Zu derselben Gruppe gehSrt die ,,Hydradenitis suppura- tiva" yon D u b r e u i l h ~) und wahrscheinlich aueh die yon B r o c q ~-) als ,Fo]liculites diss~min~es symm~triques" beschrie- bene Erkrankung.

Noeh zwei andere Beobachtungen existiren, welehe mit den eben besprochenen F~[len die weitgehendste Aehnlichkeit zeigen, jedoch yon den betr. Autoren anders gedeutet wurden.

B a r t h ~1 e m y 3) beschreibt 3 Fglle yon einer Affection, die bis ins einzelne m i t V e r n e u i l ' s und P o l l i t z e r ' s Hydra- denitis tibereinstimmt unter dem Namen Aknitis; er hielt die- selben fiir eine Art disseminirter Folliculitis und Perifollicu- litis. Da auch das mikroskopische Bild den yon P o l l i t z e r gegebenen vSllig gleich ist (es kam allerdings kein KnStehen im Beginn der Erkrankung zur Untersuchung, wodurch sonst sofort die Diagnose sichergestellt gewesen w~re), da ferner die entziindlichen Ver~nderungen auch an Stellen auftrate~l, wo iiberbaupt Talgdriisen nicht vorkommen (Pl&ntarflgche der Zehen), so diirfen wir diese F~lle wohl ruhig fiir das Bild der Hydradenitis in Anspruch nehmen.

Aehnliches gilt yon der durch L u k a s i e w i c z 4) aus K a p o si's Klinik als ,,Folliculitis exulcerans" mitgetheitten Erkrankung. Bei einer 24j~thrigen Frau tra~en innerhalb dreier Monate an Armen und Beinen stecknade]kopf- bis erbsengrosse dunkelrothe KnStchen auf, ,~die unter peripherer Ausbreitung des Infiltrates und randsti%ndiger Erhebung des letzteren zu neuen KnStchen plaqueartige Infiltrate yon verschiedener GrSsse bilden"; sie zeigen mehr Tendenz zu geschwiirigem Zerfalle als zur spontanen Rtickbildnng. L u k a s i e w i e z verlegt zwar den Sitz der Affection gleichmgssig in die Umgebung der ge- sammten folliculgren Gebilde der Haut; dem ist jedoch ent-

i) Soci~t~ Fraag. de Dermatol. et Syph. April 1892. ~) B r o c q . Traitement des maladies de la peau. ~) B ~ r t h 6 1 e m y . Nouveau c~s d'acnitis. Annales de Derm~tol. et

de Syphiligr. 1891, 19. 163. 4) L u k a s i e w i c z . FollicuIitis exulcer~ns. Archly fiir DermaLol.

lind Syphilis. 1891. Erg~nzungshefte, p. 57.

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Beitrgge zur Kenntniss der Schweissdrfisen-Erkrankungen. 473

gegenzuhalten, dass sowohl nach der gesammten Beschreibung wie besonders nach den bsigegebenen Abbildungen der Haupt- sitz der Entzfindung in den Schweiss.driisen gefunden wurde. Auch das Vorhandensein yon so zahlreichen epitheloiden und Riesenzellen erklgrt sich am einfachsten, wenn wir dieselben hier ebenso wie in P o l l i t z e r ' s Fgllen als deformirts Drfisen- epithelien auffasssn.

Diese verschiedenen Beobachtungen besti~tigen also Ver- n e u i 1 s noch hypothetische Hydradenitis als eine wohl charakte- risirte, wahrscheinlich .nicht einmal ganz seltens Hauterkran- kung. Der gegeniiber dem gew5hnlichen Sehweissdriisenfurunkel viel mildere Verlauf erkliirt sich am besten durch die An- nahm% dass dort virulentere Mikroorganismen an der Infection betheiligt sind.

Als Producte einer noch bedeutend langsamer verlau- fenden Entziindung der Schweissdriisen miissen wir die yon K 5 ni g 1) als ,entziindliche Adenome der Schweissdriisen" be- schriebenen Geschwiilste auffassen. K 5 ni g gibt an, dass ihm das klinische Bild der Affection bereits lgnger bekannt gewesen sei; er babe dieselbe frfiher meist zum Lupus gereehnet, obwohl sis nach ihrem Aussehen und Verlauf sich yon diesem nicht unwssentlich unterschied. Es handelte sieh um chronische (in einem Falle 10 Jahre bestehende) umschriebene Schwellungen der Haut des Gesichtes, die ca. 1"0--1"5 Ctm. im lgngsten Durchmesser hielten und 5--6 Mm. fiber die Umgebung er- haben waren; in einigsn Fi~llen waren sis im Anschhss an Verletzungen entstanden. Die schuppende Oberflgche zeigte zahlreichs ungleiche kleine ErhShungen~ welehe theils knStchen-, theils wurstfSrmig waren. Eine eingehende histologische Be- schreibung der Neubildungen gibt S t i 11 i n g. 0-) Ich muss etwas ngher auf dieselbs eingehen, urn zu zeigen, dass auch hier die Bezeichnung ,,Adenom" ungsrechtfertigt ist.

Die Geschwfilste sind seitlich gegen die Cutis kapselartig abgegrenzt; gegen das subcufane Bindegewebe finder sich eine weniger scharfe, wellenfSrmige Begrenzungslinie unterhalb der Schweissdriisenzone. Die Tumoren bestehen aus zahlreichen

~) KSnig. Lehrb. der spec. Chirurgie. 1889. Bd. I, P. 197. ~) 1. e.

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4-7g Petersel~.

kleinen, dutch bindegewebige Scheidewiinde getrennten L~ppchen, welehe bald Leberacinis gleiehen, bald Keulen- oder Flasehen- form haben; die kleineren Liippchen zeigen ein gleichmiissig solides Aussehen, die gr5sseren erseheinen als durehlSeherte, gitterfSrmige Bildungen. Die soliden Li~ppchen bestehen ans Zellen epithelialen Charakters, ungef/ihr yon der GrSsse nor- male~ Sehweissdriisenepithels ; die Randzone zeigt mehr cylinder- fgrmige, senkreeht gegen die Peripherie der Lgppehen ge- stellte Zellen. Diese kleinen Lgppehen zeigen nun mannigfaehe Uebergiinge zu den grSsseren durehlScherten Gebilden. Es lgsst bei diesen das im Uebrigen gleichgebaute Gewebe zahl reiehe kleinere nnd grSssere theils runde, theils ovale Liieken erkennen~ welche dureh Zellbalken yon einander getrennt sind. Einige der Liieken sind leer, die meisten mit einer fein- kSrnigen Masse angefiillt, in welcher sieh bier und da noeh freie Kerne and Bruchstiieke yon Zellen erkennen lassen; da zudem die zuni~ehst an die Liieken angrenzenden Zellen 5fters vergrSssert sind nnd blasig aufgetrieben in das Lumen hinein- ragen, so liisst sich die in den Lticken befindliehe Masse be- stimmt als Zelldetritus erkennen. Von manehen Aeinis ragen zaekenf6rmige Fortsiitze in das tiefer liegende Gewebe hinein, um sich hier in Zellhaufen zu verlieren, welehe ihrer Lage and Form naeh den Umrissen yon Schweissdriisen entspreehen. Die obenerwiihnten flaschen- und keulenfSrmigen Zellcon- glomerate bieten im allgemeinen ein gleiches Verhalten. Zwisehen diesen Acinis und Keulen finden sich nun noch deutlieh erkennbare Reste yon Driisenkn~iueln und vereinzelte Driisengiinge; sie bilden hiiufig baumartige Veri~stelungen und lassen sich verschiedentlich direct in die Zellhaufen verfolgen. Unveriinderte Schweissdriisen linden sich in der Ausdehnung der Geschwulst nieht. Die Gefdsse erscheinen gross, oft prall gefiillt, in ihrer Umgebung hiiufig Zellanhiiufungen.

Bei genauer Verfolgung der pathologischen Vorgiinge von der Peripherie zum Centrum, sowie vor allem bei Untersuchung yon Serienschnitten ergibt sich Folgendes: Die Gesehwulst- bildung geht mit Sicherheit aus yon den Schweissdriisen. Es erfolgt zuniichst eine Infiltration der Driisenkn~iuel, welehe diese in die oben beschriebenen tiefliegenden Zellhaufen um-

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wandelt. Die Dr~isenzellen selbst scheinen sich durch Prolife- rstion an deren Bildung zu betheiligen. Soweit h~tten wir also dense]ben Vorgang, wie wir ihn oben bei der interstitiellen Wueherung bei Lupus kennen lernten. W~hrend aber dort die Zellinfiltration auf den bestimmten, yon dem Drtisenkn~uel eingenommenen Bezirk beschr~nkt blieb und so zur Bildung yon LupusknStchen fiihrte, kommt es hier zur weiteren Proliferation.

Am Rande der Haufen ordnen sich die lymphoiden Ele- mente in Ziige, welche, w~hrend die Zellen zugleich einen epitheloiden Charakter annehmen, alsbald unter zahlreichen Yer~stelungen gegen die Oberfl~che ansteigen. Eine Anzahl dieser Anfangs breiten, soliden Zellg~nge gelangt, w~hrend sie unter vielfachen Theihngen immer geringere Dimensionen an- nehmen, zur Epidermis; zum Theft erhalten diese, normalen

Ausfiihrungsgiingen sehr ~hnlichen, Gebilde wieder ein Lumen. Ein anderer Theil der soliden Zellg~inge geht yon diesen vSllig verschiedene Veriinderungen ein. Sie verschmelzen unter einander, treiben grSssere solide Sprossen, die am Rande dieser Bildungen gelegenen mehr eylindrischen Zellen nehmen allm~lig eine zur Peripherie senkrechte Stellung ein und so kommen die Keulen, Flaschen u~d soliden L~ppchen der Geschwulst zu Stande. Es w~ren dann noch zu erkl~ren die durehlSeherten Liippchen. Schon friih trifft man auf stark erweiterte und mit fettigen Massen verstopfte Ausfiihrungsg~nge. Die Wandung ist stark verdickt und mit lymphoiden Elementen infiltrirt. Die dem Lumen zun~chst liegenden Zellen schwellen, werden blasig und zerfallen. Unter dem fortw~hrenden Druck des ver- haltenen Secrets kommen immer mehr cystisehe Hohlr~ume zu Stande und schliesslich kommt es zur Bildung der gitterfSrmig durchbrochenen L~ppchen.

Wenn nun aueh zuzugeben ist, dass die bier vorliegende Erkl~rung die Histogenese der fraglichen Geschwiilste nicht einwandfrei erkl~rt, so geht doeh zweierlei mit Sicherheit aus obigen Mittheilungen hervor,

1. dass der pathol. Process ausging yon den Schweissdr[isen, 2. dass w~r es nicht mit einer Adenombildung zu thun

ha ben~ sondern mit einem chronisch entzfindliehen Processe, einer Hydradenitis chronica proliferans.

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476 t ' e t t r s ~ n .

Bet ether yon dieser soeben beschriebenen v611ig ver- schiedenen Erkrankung spielt gleichfalls die ehronische Ent- ziindung der Schweissdriisen eine wesentliche Rolle, ich meme bet tier ,Dermatitis cireumseripta herpetiformis" yon Neu- :nann. 1) Es entwickelten sieh in den von ibm beobaehteterl Fgllen hanfkorngrosse, blass gertithete, im Centrum blgulicn- weiss gefgrbte Effloreseenzen, yon denen aus sieh die RSthung und Infiltration gegen die Peripherie allmglig wetter re> breitete, in tier Art, dass bis zur Bildung yon Efflorescenzea in der Grtisse eines 8ilbergroschens mehrere Monate verstriehen. An allen Eruptionen waren blguliehe und nach lgngerem Be- stande mattweiss gefgrbte Punkte sichtbar; dieselben waren besonders an tier Peripherie der grtisseren Efflorescenzen sehr deutlich ; sie besassen die grtisste Aehnliehkeit mit den Ekzem- bliisehen an der Palma manus und Planta pedis, bet welehen das Exsudat die Epidermis noch nieht emporgehobea oder durchbrochen hat. Spgter begannen die Infiltrate zu schuppen, die Infiltration nahm ab und es blieb ein dunkel pigmentirter Fleck zuriiek. Die anatom. Untersuchung ergab nun ausser Verdieknng der Epidermis und einzeinen netzfSrmigen Bindegewebswueherun- gen in der oberen Curls vor allem Schweissdriisenvergnderungen. N e u m a n n fand zunaehst, dass die erwghngen punktfiSrmigen, mattweissen Stellen, welehe sogar nach Abkratzung der Efflores- cenzen mit dem Daviel'sehen L~iffel deutlieh siehtbar blieben, den Sehweissdriisenggngen entsprache~. An den Sehweissdr~isen setbst land man die Wandungen sowohl der Ausfiihrungsggnge wie der Driisenggnge verbreitert und zwar dutch Vermehrung der Inhaltszellen wie Verdieknng der Membrana propria. Um die Driisenkniiuel herum fand sich kleinzellige Infiltration, welehe aueh die Ausfiihrungsggnge begleitete. Dis Zellen des Ausfiihrungsganges waren vermehrt und getrtibt; in den Driisen- kngueln fanden sieh zahlreiche runde, opake, stark lieht- breehende colloide Zellen, wghrend in den spgteren Stadien tier Erkrankung der Sehweissdriisengang mit verhornten Zetlen ausgefiillt war und in den tieferen Stellen dunkelbraun pig-

~) N e u m a n n . Ueber eine noeh wenig gekannte Hautkrankheit. gierteljahressehr, fiir Derma~ol. ~. Syph. 1875, p. ~1.

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mentirte Zellen wahrnehmen liess. Es handelte sich also um eine chronische Entziindung der Schweissdriisen mit Ausgang in Atrophie - - ob dieselbe primiirer Natur war oder erst Fo]ge der iibrigen Hautveranderungen, liess sich nieht ent- scheiden.

Beim L u p u s e r y t h e m a t o s u s, einer Erkrankung, deren Wesen noch immer streitig ist, die aber jedenfalls mit ent- ztindlichen Proeessen einhergeht, land sieh gleichfalls in ein- zelnen Fiillen die Entziindung in den Schweissdriisen ]ocalisirt, wie es G e d d i n g s l ) und K a p o s i ~ ) naehweisen konnten. Ueber den erweiterten und mit scholliger Epidermis ausge- fiillten Miindung einzelner Schweissdriisen war die Epidermis blasenfSrmig abgehoben. Um die Kn~uel einzelner Schweiss- driisen land sich eine reichliche Anhiiufung yon grossen, einen stark lichtbreehenden Kern bergenden Zellen (Ge d d i n g s). Eine massige Zelleinstreuung war auch rings um den Ausfiihrungs- gang, namentlich um die denselben begleitenden Gefiisse zu sehen. Es fanden sieh ferner die Sehweissdrtisen in ihrem ge- streckten Verlaufe in der Weise veriindert, dass ihre Enehym- zellen weniger deutlich contourirt waren, ihr Kern weniger, markirt hervortrat nnd reichlich dunkle KSrner in denselben eingelagert ersehienen. Einzelne Schweissdriisenschliiuche waren bis in ihre Ausmiindung ganz und gar yon fbttkSrnehenhaltigen und scholligen Epidermismassen erfiillt, so dass eine Contour des Lumens nicht mehr unterschieden werden konnte, um so weniger, als die Drfisenzellen selbst die eben erwiihnte Triibung erfahren hatten und ihre Schicht gegen [las Innere des Driisensehlauehes sieh nieht mehr deutlieh abgrenzte. An manehen ~tellen sah man blasenfSrmige Gebilde, wahrscheinlich aus einzelnen Enchymzellen hervorgegangen, zu 2 oder 3 aneinandergereiht, im Lumen der so veri~nderten Driisen; auch die Grenze tier Driisenwand gegen das umgebende Bindegewebe war undeutlieh gezeichnet. - - Ebenso durch FettkSrncheneinlagerung getriibt zeigten sich stellenweise in grosser Ausdehnung die Gewebs- elemente rings um die Ausmiindung der Schweissdriisen.

~) G e d d i n g s . Sitzungsber. der A. d. W. II. Abth. Miirz 1869. 2) K a p o si. Neue Beitr~ge zur Kenntniss des Lupus erythem~tosus.

u f. Dermat. u. Syph. 1872, p. 36.

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478 Pe~ers~r.

Zum Schluss mSchte ich noch guf die Vergnderungea hinweisen, welche die Schweissdriisen bei der E l e f a n t i a s i s und bei der L e p r a erleiden; dieselben sind zwar durchaus secundgrer Natur, jedoch dadureh interessant, d~ss sie ein weiterer Beleg fiir die grosse Umwandlungsfghigkeit dieser Gebilde sind. Die Ver~tnderungen bei der Elefantiasis sind a~sserordentlich verschieden nach dem Stadium der Erkrankung; ich babe fit einem mir zur Verfiigung stehenden Pr@ar~te yon einem ziemlich frischen Fall nur die allererstea Anfgnge yon der ausgedehnten Degeneration finden kSnnen, wie sie z. B. G a y ~) beschreibt.

Derselbe laud in den AnfangsstMien SehwelIung und Wucherung der Driisenepithelien, wodurch das Lumen der Driise comprimirt und der Driisenschlauoh anfgetrieben wird. Die gewucherten Epithelien degeneriren sparer so, d~ss zuweilen die Zellen fast der ganzen epithelialen Masse un- deutlich homogen und glasig werden, oder in der Mitre der- selben blasse homogene Kugeln versehiedener GrSsse auftreten, yon denen die kleinsten noch die Gestalt der Zelle erkennen lassen, die grSsseren aber strueturlos sind und oft mehrere sieh so vereinigeu, dass sie unregelmEssig eingeschniirte KSrper darstellen. Diese Degeneration der Epithelien greift immer weiter um sich, so dass schliesslich die Schweissdriisen mit glasiger, homogener, oft verschiedenartig eingesehniirter, dem hyalinen Cylinder der Harncani/lchen sehr ~hnlicher Masse verstopft erscheinen. Die glasige Masse geht mit grSsster Wahrscheiu- lichkeit arts den degenerirten Epithelien hervor, weft man die Degeneration, das Olasigwerden der Epithelien nach und n,~ch verfolgen kann und hanpts~chlich, well es solehe Prgparate gibt, wo die glasige Masse zum Theil noch aus mehr oder weniger stark degenerirten Epithelien besteht. Die Ausfiihrungs- gi~nge der Schweissdrtisen fanden sieh immer friiher und stSrker betheiligt, als die Driisen selbst, wahrscheinlich deshalb, well sie in Folge des Beginns des Processes in den oberen Cutissehiehten am friihesten in Mitleidenschaft gezogen wurden.

') Gay. Zur Pathologie der Schweissdr~sen. Arehiv fi~r Dermatol. u. Syph. 1871, p. +~89.

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Bei V a r i o 1 a ihnd G a y im Stadium Eruptioms im Lumen der Schweissdriisen gleichfalls bald blasse homogene, an einer Seite noch halbmondfdrmig yon normalem Protoplasma der Zelle umgebene Kugeln, bald homogene gl~nzende Massen, die aber nie so umfangreich waren wie bei der Elefantiasis.

Aehnliche Ver~inderungen beobachtete H o g g a n 1) bei der Lepra. Die Atrophie beginnt stets zuerst am Glomerulus selbst ,und zwar mit einer Aufdrehung, Abwioklung des Kn~iuels in Folge einer durch die sich zwischensehiebenden Lepramassen bewirkte Streckung yon oben naGh unten. Gleichzeitig werden die Kn~uel dureh eine Hyperplasie des Epithels aufgebl~ht; die vielschichtig aufgehguften Epithelien erleiden eineVacuolen- bildung des Protoplasmas, welehe mit Auftreibung der Zellen einhergeht und zu deren schliessliehem Zerfall fiihrt. Die Epithelbl~hung fiihrt andererseits 5fters ztn" Bildung yon Cysten welter abw~irts, welche mit solchen Zellentriimmern erfiillt sind. An dieses hypertrophische Stadium schliesst sieh ein atrophisches, in welehem die epithelialen Reste allm~lig resorbirt werden und die collagenen, sich eontrahirenden Scheiden der Kn~iuel oft perlschnurfSrmig zuriiekbleiben (ira optischen Quer- schnitt: Neumanns Coiloidkugeln)".

Aus Vorstehendem geht wohl die Berechtigung tier Schweiss- driisen, in der pathologischen Anatomie der Haut eine bedeu- tendere Stellung einzunehmen, als man ihnen bisher einger~umt hat, zur Geniige hervor~ zugleieh aber auch die Schwierigkeit, im einzelnen Fa]]e dieser Bedeutung immer gerecht zu werden. Weitere Untersuehungen werden die jetzt noeh so zablreichen Streitfragen zu entscheiden haben.

') Hoggan. Transactions of the PathoL Society of London; ref. Monatsh. ffir prakt. Dermat. Bd. I.