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Beiträge zur näheren Kenntniss der Schwefelcyanmetalle

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XL. BeilrGge stir nGheren K e n n t n i s s d'er

Bc h w e f e l c y a nm e t a 1 1 e, Von

DR. C. CLAUS. @.rilletin scicntifique etc. de St. Pekrsbourg. T. P. n. 13.1

Das Schwefelcyan und dessen Verbindungen mit den Me- tallen baben durch die wichtige Entdeckung des Melons und der aus diesem darstellbaren Kiirper bedeutend an Interesse ge- wonnen; dessenungeachtet sind viele der Schwefelcyanmetalle noch nicht niiher untersucbt, und wir kennen eine nicht geringe Anzahl derselben nor aus den vorliiufigen Reactionsversuchen Po r r e t's.

Bei iihnlichen Reactionsversuchen, welche ich mit der Auf- lijsung des Schwefelcyanknliums ant' die ferschiedeneo Metalle selze anstellte, nshm ich Erscheinungen wahr, welche ich f i r neu halte und in Folgeodem mittheile.

Schwefelcyankalium und Kupfersabe. Wird zu einer verdunnten Aufliisung des schwefelsauren

oder salpetersaureu Kupferoxydes eine ebeuhlls verdiinnte Auf- liisung des Schwefelcyankaliumg gethan, so iindert sich die blaue Farbe der Kupfersalzlijsung in eine zeisiggriine um j beim liingern- Gfehen wird die Fliissigkeit triibe, dann milchig und zuletzt scheidet sich eiu weisses Sediment ub, des sich vollkommen so wie das Kupfersulfocyaniir verhiilt. Es lost sich in frisch dar- gestelltem, mit Wasser vermischtem Zustande zu einer farblo- sen Fliissigkeit in Ammoniak auf, wird durch Oxydation i n die- 8er Losung an der Luft blau gefirbt und giebt, mit Aetzkali- liisung behandelt, gelbes KupPeroxydulhydrat. Das getrocknete 6aIz verhllt sich auders zum Ammooiakj es lost sich niimlich zum Theil auf, zum Theil wird es zu eioem gelben basischen Sala zersetzt. I n einer Glasriihre kann es, ohne zersetzt zn werdeo, bis + 200° erhitzt werden, wobei es etmas Wasser abgiebt; iiber diese Temperatur hinnus schwiirzt es sich, wird zersetzt und giebt, bis zum anfangenden Rothgliihen erhitat, Schwefelblausiiure, Schwet'elkohlenstoff, Cyan, Schwef'el und koh- lensaures Ammooiak. Als Ruckstand bleibt eine schwarze Muse,

26 Journ. f. prakt. Chemie. xv. 7.

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die aus Schwefelkupfer und Kohlenkupfer zu bestehen scheint, denn mit Salpetersiiure behandelt, Iijst sie sich unter starkem Aufbrausen und Bildung von Schwefelsiiure zum Theil zu einer blauen Auflijsung, wiihreiid ein gelbbrauner Riiclistand ungelijst bleibt, der aus Schwefel und Kohle besteht, beim Erhitzen in einem Platinlijffel sehweflige Siiure giebt und eine sphwarze Kohle zuriickliisst. Wurde dieses Kupfersulfocyaniir mit star- ker Salpetersiiure iibergossen, so wurde es unter Aufbrausen schwarz, nach einiger Zeit trat ein noch starkeres Aufbrausen ein und das Ganze lijste sich zu einer griinen Fliissiglieit, in welcher der Schwefel des Schwefelcyaos zu Schwefelsiiure oxydirt war.

Um mich zu iiberzengen, dass dieser KUrper das Rupfer- sulfocyaniir sei, unterwarf ich ihn einer Analyse: 1 Gr. des Sei f 1150 getrockneten Salzes wurde rnit Kijnigswaseer in einem langhalsigen Kolben oxydirt und rnit Chlorbsryum gefiillt. Es resultirten hierbei 182 Gr. schwefelsauren Baryts, der 0,467 Schwefelcym enlspricht. Nachdem das iiberfliissig zugesetzto Barytsalz rnit Schwefelsiiure entfernt worden war, wurde die siedencie Auflijsung mit Aetdialilijsung gefdlt, der erhaltene Niederschlag rnit siedendem Wasser gut ausgesiisst, getrocknet, g'egliiht. Er wog 0,629 Gr., welche 0,503 Kupfer entsprechen. Das Sah enthiilt dem zufolge in 100 Theilen:

50,30 Kupfer 46,70 Schwefelcyan 3 Verlust (Wasser)

nach B e r a e 1 ins's Analyse enthielt das Sala : 100 ;

48,86 Kupfer 44,27 Schwefelcyan

6,87 Wasser 100.

Beim starken Trocltnen hatte das Sslz einen Theil seines Wassers abgegeben. Es ist, dieser Analyse nach, mit einem schr geringen Ueberschuss von SchwePelcyan ganz so zusam- mengesetzt, wie das auf andermeitige Art dargestellte, von Ber- e e 1 i u s analysirte Kupfersulfocyaniir.

Anders sind die Erscheinungen, wenn man eine concen- trirte Liisung des schwefclsauren oder salpetersauren Kupfer- oxy&es mit einer ebenfalh concentrirten Losung des Schwefel-

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cyankaliums vermischt. Es Bllt hierbei ein sammtschwarzer Niederschlag heraus, die Fliissigkeit wird sauer ond riecht ziem- lich bemerkbar nach Schwefelsiiure. Man darf keinen Ueber- schuss von Schwefelcyaokalium hinzusetzen, sonst wird das Priicipitat grau. Die Fliissigkeit , in welcher die Priicipitation vorgenommen wurde, hat sich intensiv griin gef5rbt , ist sauer geworden und lasst die Schwefelblausaure durch Gernch nnd Reagentien erkennen.

Der erhaltene schwarze Niederschlag, welcher Kupfersol- focyanid ist, kann nicht ausgesiisst werden, da er die merk- wiirdige EigenschaR besitzt, vom Wasser in eine griine Liisung nnd in ein weisses Pulver, in das KupfersulPocyaniir, zu zerfal- len. Zur viilligen Zersetzung gehiirt jedoch eine sehr grosse Menge Wasser, so daas 10 Gr. des Niederscblags ungefiihr 4 Liter Wasser bediirfen. Beim Aussussen mit einer geringeren Rienge Wasser wird der Niederschlag grau und ist nun ein Gemenge von Schwefelcyaniir nnd Schwefelcyanid. Durch's Aus- siissen aof dem Filter gelingt es nur sehr schwer, das schwarze 6dz in das weisse iiberzufiihren. Am leichtesten erreicht man diesen Zweck, wenn man den noch feuchten Niederschlag vom Filter i n ein grosses Zuckerglas thut und nnch und nach mit der gehiirigen Menge Wasser vermischt. Nach Maassgabe des hinzugefugten Wassers wird das schwarze Salz immer heL ler, bis es bei den letxten Antheilen des Wassers fast ganlj weiss wird. Diese merkwiirdige Erscheinung, die, so vie1 mir bekannt ist, kein Analogon i n der Chemie aofzuweisen hat, liisst mich hinsichtlich ihrer Erkliirnng noch in Ungewissheit, da Ver- suche, welche ioh s u e mannigfaltige Weise zu diesem Behufe anstelk, mich zu keinem entscheidenden Resultate fiibrten. So vie1 jedoch ist gewiss, dass das Kupfersulfocyanid bei Gegen- wart von Wasser freie Scbwefelblausaure entwickelt, welche man beim Trocknen des feuchten Salzes sehr deutlich durch den 8e - rnch und durch das Rothftirben des Filters erkeonen kann. Man kijnnte drher annehmen, dass das Schwefelcyaokupt'er anf Lhnliche Weise wie die Chloride des Antimons nnd Wismutha durch Wasser zersetzt werde, mit dem Unterschiede, dass der SauerstofT des zersetzten Wassers sich nicht a d einen Theil des Metalls werfe und so die Entstehung eines basischeo Salzes be- dinge, sondern entwedet frei werde oder mit dern Wasser sich

26 -S

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zum Wasserstofiyperoxyd vereinige. Auch die griine Fliissig- keit, in welche das Kupfersulfocyanid beim Verdiinnen mit Was- ser zerfallen ist, enthiilt freie Schweklblausliure und lasst beim Abdampfen eine geringe Meoge Schwefelcyaniir und Schvefel- cynnid herausfallen. Auch voti Weingeist wird das Salz, je- doch langsamer als von Wasser, bei gewohnlicher Temperatur in Schrvefelcyaniir uod in sich aufliisende Pchwefelblauslnre zer- setzt, beim Sieden geht diese Zersetzung leichter vor sich.

Dass das scbwarze Salz eiri Kupfersulfocyanid sei, davon iiberzeugt man sich durch die Analyse. I n Ammoniak IJgt sich nur ein geringer Theil rnit intensiv blauer Farbe, wiihrend ein anderer zu einem gelben, dem aus dem Cyaniir erhaltenen gana ahnlichen basischen Sake zersetzt wird. Aetzkaliliisung ver- wandelt es in ein gelbgrinliches Pulver, das aus Kupferoxyd ond Kupreroxydulhydrat besteht. In einer Glasrohre iiber der Weingeistlampe erhitzt , giebt es anfangs etwas Scbwefelblau- Hure , dann Schwefelkoblenstol?', es sublimirt sich hierauf ziem- lich vie1 Schwefcl und nls Ruckstand bleibt eine braune Masse, die sich, wie der atis dem Schwefelcyanur durch's Giiihen er- baltene Riickstand verhiilt, mit dem Unterschiede, dass hier nach dem Behandeln rnit liiinigswasser, wobei das Kupfer und der meiste Schwefel ausgezogen und oxydirt wird, ein gelber Ruck- Stand bleibt, der dem Melon sehr iihnlich ist.

Im miiglichst trocknen Zustande hat es keinen Geruch, ist aber sehr hygroskopisch und lhsst im feuchten Zustande den Ge- ruch nach Schwefelblauslure wabrnehmen. Es ist bei einer Temperatur, die nur wenige Grade die des siedenden Wassere iibersleigt, zersetzbar, und iiberzieht, lingere Zeit i n einem Glase bei gewohnlicber Temperator aufbewahrt, die innere Fliche des- selben mit einem geiben, dunnen Anfluge. I n einer hiichst con- centrirten Losung des Schwefelcyankaliums lijst es sich mit brau- ner Farbe unter Elitwicklung von Schmefelblausiure uod Auf- brnusen auf, und liisst, nach dem Verdunrien mit Wasser, Kup- fersulfocyanur herausfallen , das durcb die W-irkong jenes Sol- zes, wahrscheinlich ein Doppelsalz von blsuer Parbe aus Schwe- felcyankalium und Kupferschwet'elcyan bestehend, gebildet wird, das aber nur in concentrirter Losung besteheu kaon und von Wasser zerlegt wird. Es wird ferner daraus erkliirlich, woher es kommt, dasa daa Kupfersulfocyaa, mit Kalilosuog behaodelt,

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Kupferoxydulhydrat giebt, weil das sich bildende SchwePelcyan- Iialium einen Theil des Salzes in Cyanid umiindert, das nun durch den Ueberschuss an Kali in Kupferoxydhydrat zersetzt wird. Den Uebergang des Kupfersulfocyaniirs i n das Cyanid kann men wahrnehmen, wenn man ersteres Salz mit atarker Salpetersiiure iibergiesst, wo es unter Aufbrausen und theilwei- sem Verlude von Metall schwarz wird. Um sich anderweitig XU uberzeugen, dass dieses Snlz, welches i n seinem Verhal- ten gegen Aetzalkalien zwar nicht einem Kupferoxydulsalxe ent- spricht, doch ein Sulfocyanid, wie die Analyse darthut, sei, stellte ich das Salz direct aus KupPeroxydhydrat und Schwefel- blausIure dar und erhielt eine ganz ilhnliche schmarze Verbin- dung, welche alle Eigenschaften der friiher beschriebenen besass.

Da das Salz nicht ausgewaschen und ohne Zersetzung nicht getrocknet werden konnte, daher einen Theil seines Schwefel- cyans verloren hatte und mit einem geringen Antheil schwePel- sauren Kali's verunreinigt sein musste, so erwartete ich von der Analyse kein sehr genaues Resultat, sonderti begniigte micb, an- niiberungsweise das Verhaltniss des Schwefels zum Kupfer in diesem Salze zu erforschen.

EY wurde zu diesem BehuPe zu wiederholten Malen 1 Gr. des schwarzen Pulvers aul iihnliche Weise wie das Kupfersul- focyaniir analysirt.

Als Mittel von einer grossen Anzahl Anslpsen ergab sich 0,450 ILupferoxyd und 2,378 schwefelsaurer Baryt, welche 0,359 Kupfer und 0,596 Schwefelcyan entsprechen.

EJ enthdt demnach in 100 Theilen: 35,9 KupPer 69,7 Schwefelcyau

4 4 Verlusf.

35,07 KupPer 64,93 Schwefelcyan.

Der Rechnung nach miissen 100 Theile bestehen hus:

Man sieht hieraus, daes sich das Verbiiltniss des Schwe- felcyans zu I(upfer der Formel Cuky niihert, obgleich ein ge- ringer Anlheil des gePundenen Schwefelcyans auP Rechnung der mit dem Hali verburidenen Schwet'elsiiure veranschlagt wer- den muss.

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Schwefdcyankalium und Queksilberoxydulsalze.

Die beiden dem Qnecksilberoxydul und Oxyde entsprechen- den Schwefelcyanverbindungen sind von mehreren Chemikern dar- gestellt und untersucbt worden ; dessenungeachtel erlaube ich mir bier Bemerkungen iiber das Quecksilberschwefelcyaniir.

Es werden in den chemischen Lehrbiichern 2 verschiedene Salze unter diesem Namen aufgefiihrt, ein gelbes und ein weis- ses. Ersteres sol1 durch’s Erbitzen des Cyauquecksilbers mit Schmefel, oder anch durch’s Kochen einer Liisung des Quecksil- berschwefelcyanids mit uberschiissigem Quecksilberoxyde, letzteres dnrch’s Fiillen einer Liisung des salpetersauren Quecksilberoxy- duls mit Schwefelcyankalium, erhalten werden. Es ist mir nicht gelungen, das gelbe Salz darzustellen, wiihrend die Gewinnung des weissen Salfocyaniirs keiner Schwierigkeit unterliegt. Die- ses Salz mird von der Salpeter- und Salzsiiure bekanntlich we- nig angegritfen, zerlegt sich aber ungemein leicbt und sogleich bci gemohnlicher Temperatur mit Kiinigsivasser iibergossen. In einem Glasr6hrchen erhitzt, bliiht es sich sehr stark auP und hin- terlssst, bei Bildung von Schwet‘elltohlenstoff, Cyan und Schwe- felqueckeilber , zuletzt bei starkem Erhitzen Melon. Mit Aelz- kali iibergossen, wird es anfangs schiin gelb, spiiter schwurz. Diese Erscheinung wird aus dem Folgenden klar werden.

Ich unterwarP dieses Salz der Analyse. Es wurden 1,6 Or. desselben rnit Kiinigswasser in einem lsnghalsigen geriiumi- gen Kolben oxydirt, durch’s Abrauchen der Fliissigkeit unter Hinzufiigung van Salzsiiure bis zum Verschwinden des Chlor- geruchs die Salpetersiiure entfernt , und zuletzt mit einer con- centrirten Zinnchlorurauflosung die noch heisse Fliissigkeit ge- fiillt. Hierbei w-urde alles Quecksilber sogleich metallisch nie- dergeschlogen und in zusammenhlngenden TropPen om Boden des IGlbcbens erhalten. Die Menge desselben betrug 1,235 Gr. Eine gleich grosse Quantitiit des Salzes wurde abermals mit Kiinigswasser oxydirt und durch Chlorharyurn niedergeschlagen. Die Quantitiit des gut ausgesiissten und gegliihten schwefelsau- ren Baryts betrug 44% Gr., welches 0,3638 Schwefelcyan entspricht.

Es bestehen demnach 100 Theile dieses Salzes:

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Dem Versuche nach. Der Rechnnng nach. 77,19 Hg 17,52 H g 22,73 &y 22,48 z y 99,92. 100,oo.

Dieses Verhiilniss entspricht gleich der Formel Eg, cy. Da dieses weisse Salz eine wasserleere Schwefelcyanverbin- dung ist, Po fragt sich, ob jenes gelbe Salz eine isomerische Modification oder eine anderweitige Verbindung ist. Seiner schweren Oxydirbarkeit in Konigswasser megen , zumal des durch’s Schmelzen erhaltenen, konnte man es vielleicht als eine Melonverbindung mit Quecksilber ansehen.

Nnr wenn man verdiinnte Auflasungen des salpetersauren Quecksilberoxyduls nnd Schwefelcyankaliums auf einander ein- wirken liisst, erhalt man jenes eben beschriebene weisse Queck- silbersulfocyaniir ; wendet man aber concentrirte Liisungen an, so Piillt ein schwerer, schwarzgrauer Niederschlag heraus, der griisstentheils aus metallisehem Quecksilber besteht, wiihrend in der Lijsung ein Quecksilberoxydsalz enthalten ist, das sich durch Kaliliisung leicht nachweisen lasst. Es ist niimlich durch die Tendenz des Schwefelcyankaliums, mit dem Quecksilber- sulfocyanide ein Doppelsalz EU bilden, ein Theil d& Qiieck- silbers des Oxydulsalaes desoxydirt worden. Hieraus ist nun das Gelbwerden des Schwefelcyanurs des Queksilbers mit Kali- lauge ersichtlich, denn in dem Moment, in welchem Kali dem Salze Schwefelcyan entaieht, bildet sich such Quecksilbersul- focyanid und metallisches Quecksilber , ersteres wird durch uber- schiissiges Kali zersetzt und das Quecksilberoxyd ausgeschieden.

Diese Ansicht wird dumb folgende Versuche vollkommen gerechtfertigt.

Reibt man Quecksilberchloriir und Schwefelcyankalium in dem Verhiltniss ibrer Atomgewichte znsammen, und iibergiesst diese Mischung nach und nach mit Wasser, so mird sie schwarz; sondert man den Niederschlag von der Lijsung, so findet man, dass er grasstentheils aus metallischem Queck- silber besteht, der mit wenigem unzersetzt gebliebenen Calo- mel vermischt ist. Die Losung ist farblos, giebt, mit Aetzkali im Uebersclruss behandelt , einen orangegelben Niederschlag, der kein reines Quecksilberoxyd ht, and der, selbst nach dem sorg-

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fiiltiqsten Auswaschen , einen kleinen Ruckhalt von SchwePel- cyan enthiilt. Aetzammoniak giebt einen schiin citronengelben, dem hellsten Cbromblei iihnlichen Niederscblag , auP den ich seines eigenthumlichen Verbaltens wegen spilter mieder zuriick- kommen werde.

w i r a die Aufliisung verdampft und dann der Ruhe iiber- lassen, so schiessen daraus zmei Salze an: zuerst ein in gelben Iafelfiirmigen Prismen krystallisirendes Doppelsalz aus Cyan- kalium und Quecksilbersulfocyanid testehend, und hieraup ein in gliinzend weissen OctlrEdern und Cuben, Chlorkalium mit einem nicht unbedeutenden Gehalte an Quecksilbersulfocyanid.

Das gclbe Doppelsalz ist ziemlich schwer, verliert beim Trocknen seine schiitie orangegelbe Farbe und mird hell und missparbig, liist sich nur sehr schwer in ksltem W'nsser; sie- dendes Wnsser lost es leichter, von Alkohol, besonders i n der Siedhitze, wird es leicht geliist, und krystallisirt aus beiden Liisungen in Peinen nadelPiirmigen Rrystallen, die sich stern- firmig strahlig gruppiren, rnit blendend weisser Farbe und Perl- mutterglanze, heraus. Auch in Aelber ist es liislich, in einer Liisung v'on Chlorkalium nnd besonders Salmiak ist es ungernein leicht Icislich. In einer Glasriihre bis f 1800 erqitzt, wird e s gelb , dann schmara, entmickelt beim stiirkeren Erhitzen Cyan, Schwefelkohlenstoff; es sublimirt sich Schwefelqoecksilber und Scbwvefel, und a15 Riickstand bleibt Schwefelcyankaliurn , dem bijchst mahrscheinlich etwas Melonkalium beigemengt ist. Mit Aetzkali giebt es schwefelcyanhaltiges Quecksilberoxyd und mit Ammoniak das schiine gelbe Priicipitat.

nas Salz wurde auf folgende Weise analysirt: Ein Gramm desselben wurde rnit dem dreifachen Gewichte

salpetersaurem Ammoniak vermisclit , in einem gliihenden Pla- tintiegel in kleinen Portionen verpulft und hieraup stark gegliiht. Es resultirten in 2 Versuchen 0,215 und 0,210 schmefelsaures Kali, welches 0,096 Ralium enbpricht.

Eine gleiche Quantitiit des Salzes oxydirte ich mit Kiinigs- wasser, rsuchte die Flussigkeit bis z u r T r o c h e ab und gliibte das Salz stark in einem Platintiegel. Hierbei erhielt ich 0,216 schwefelsaures Knli.

Ein Gramm des Snlzes rnit dern doppelten seines Gewich- tes Salyeter und mil dem sechsfachen liohlensnnrem Kali ge-

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mischt and in einem Platintiegel gegliiht, hierauf den Riick- stand in verdiinnter Salpetershure geliist und dann mit salpeter- naurem Baryt gei'iillt, gab in drei Versuchen 1,7332, 1,735 1,731 schwefelsauren Baryt, welcher 0,435 Schwefelcyan ent- spricht.

Die vom schwet'elsauren Baryt gesonderte Fliissigkeit gab, mit sdpetersaurem Silber behandelt, niir Spuren von Chlor an. Ein Gramm des Slrlaes wurde in Wasser gelijst und mit sal- petersaurem Silber gefiillt. Hierbei hatte sich 1,236 trocknes Bchwefelcyansilber gebildet, das 0,434 Schwefelcyan entspricht. Ich hatte mich schon friiber bei der Anrlyse des bereits genan nntersuchten Schwefelcyankaliums von der Anwendbarkeit der Methode, das Schwefelcyan als Schwefelcyansilber zu bestim- men, iibbrzeugt.

Ein Gramm des Salzes wnrde mit Kiinigswasser oxydirt, die Aufliisung biu zum Verschwinden des ChIorgeruchs mit Balzsiiure abgeraucht und dann mit Zinnchloriir gefiillt. Drei Versuche gaben 0,457, 0,435, 0,458 metallisches Quecksilber..

Es besteht demnach das Salz in 100 9,6 Kalium

45,8 Quecksilber 43,5 Schwefelcyan - 98,s.

Theilen Bus:

Diese Zusammensetzung entspricht annShernogweise der Formel K e y f 2Hg ky. Es ist um 0,6 Procent Kalium zu viel, zugleich ist aber auch 2,7 Procent Schwefelcyan mehr, als zur SHttigung alles Knliums und alles Queclisilbers nothig ist, vorhanden.

Es wurde nun das aus der weingeistigen Liisung heraus- krystallisirte gereinigte weisse Salz auf abnliche Weiee der Analyse unterworfen, und nus 1 Gramm des zu wiederholten Malen analysirten Sahes folgende Resultate erhalteo :

Schwefelsaurea Kali 0,198 Schwefelcyansilber 1,192

Quecksilber 0,47.1 9, 0,470.

Daa Salz gab ferner beim starken Trocknen i Procent Wasser ab. Es besteht demnach in 100 Theilen nos:

9J ,, 0,186 9, 2) 1,189

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9 , l Kalium 41,$ Quecksilber 41,8 Schwefelcyao 1,0 Wasser

99,O. Dieses Verhiltniss entspridt genan der Formel K & $.

2HgGy. Aber auch hier sind 1,5 Proeent SchwePelcyan za vie). Rechoet man den Verlust des Wasaers, so hat man K C y f 2 H g ~ y f 8.

Dss andere friiher erwiihnte an8 Chlorkalium und Queck- silbersulfocyanid bestehende kann eher f i r ein mit letzterer Verbindung verunreinigtes Chlorkalium als fur ein Doppelsah angesehen werden, denn es gab, in eioer Glasrijhre der Gliih- hitze ausgesetzt, die Zersetzungsproducte des Quecksilbercya- n ids und es Sleibt Chlorkalium ohm den geringsten Metallge- halt zuriick, dabei hatte das Ganze 14 Procent an Gewicht vcrloren.

Den friiher erwiihnten gelben Niederschlag, den Ammo- niak aus der Losung von K 8y f 2Hg Cy gefiillt hstte, Melt ich anfangs fiir eine dem Mercurius praecipitatus al6us ana- loge Verbindung, in der das Chlorquecksilber durcb Schwefel- cyanquccksilber ersetzt werde, allein das Verhalten dieses Rijr- pers und die Analyse desselben scheinon nicht dafiir zu spre- chen. Fur sich bis zu + is00 erhitzt, zersetzt es sich pliitz- lich unter einer kleinen Explosion, es wird ein Theil der Masse mit einem granen Rauche heraosgeschleudert , die Riihrc iiber- zieht sich mit einem metallgliinzenden Anfluge yon Schwefel- queeksilber und metallischem Quecksilber und als Ruckstand bleibt ein gelber Kiirper , der beim starken Erhitzen Melon zu- riickliisst. Mit einer grossen Menge Aetzkalk vermischt, 1Lst es sich ohne Explosion in einer Glasriihre erhilzen. Hierbei nimmt man keinen Geruch nach Ammoniak wahr. Nimrnt man Kdlierdehydrat oder befeuchtet man die Masse mit Wssrer, so entwickelt sicF beim Erhitzen eine bedeutende Menge kohlen- saures Ammoniak, ein Verhnlten, das alle nicht ammoniakhaltige Schwefelcyanmetalle unter iihnlichen Urnstfinden zeigen. Die VerpuKung des gelben Kijrpers nimmt sich besonders schiirr aus, wenn man einige Gr:imme desselben in einer andertholb 2011 lrrngen uod 5 Linien breiten Glasrohre im Oelbade bis + 1800

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Pelouze u. Dumas, ub. die Galle. 41 1

nach nnd nach erhitzt. Das Ganze wird pliitzlich nnter Ent- ziindung mit blaner Flamme nnd Entwickelung yon schwefliger sdore in einer dicken Wolke herausgeschleudert. Es ist dieser Kiirper ein basisches Salz, ans Quecksilbersulfocynnid nud Queck- silberoxyd bestehend. Ans dieser Zusammensetzung ist das Phiinomen der VerpufTung leicht erkliirlich : denn d a das Queck- silbersulfocyanid beim Erhitzen leicht zersetzt wird nnd Schwefelkohlenstoff entwickelt , da ferner das leicht reducir- bare Quecksilberoxyd damit in Beriihrung kommt, so ist eine Rliitzliche Verbrennung des Schwefelkohlenstoffes mit dem Sau- erstoff des Qdecksilberoxydes die nothwendige Folge.

Von SInren und Alkalien wird es wenig angegriffen, letz- tere entniehen ihm nur weoig Schwefelcyan ; Kalilange, damit gekocht, giebt kein Ammoniak nnd macbt das Pulver missfarbig.

Dieses Sa lq auP oben angefiibrte Weise analysirt, gab in 100 Theilen:

79,s Quecksilber 15,6 Schwefelcyan.

Theilt man der hier gefundenen Menge des Schmefelcyans die zu ihrer Sattigong gehiirige Menge Quecksilber mit, so werden 26,8 Theile oder nahezu der dritte Theil der gefun- denen Quecksilbermenge dazu erfordert. Die iibrigen 53,O Quecksilber erfordern, urn i n Oxyd iiberzugehen, 4,18 Oxygen, welche den Verlust der Analyse decken; und es kann dahcr das Salz als aus einem Atom Quecksilbercyanid und aus 2 Ato- men Quecksilberoxyd bestehend c Hg & + 2& betrachtet werden.

XLI. B e r i c h t d e r H e r r e n P e l o u x e und D u m a s i i6er die Abhandlt ing d e s H e r r n HoTnce D e m p r q a y

,,uber d i e N a t u r d e r Galle.'c *I Dumas, Berichterstatter.

Q m Auszuge aus: Compt. rend. 8if, p. 425.)

Unter den Fliissigkeiten der thierischen Oekonomie befin- det sich eine, die Galle, welche durch die Wichtigkeit ibrer Functionen die ganze Anfmerksamkeit der Pbysiologen und dam die der Chemiker in Arspruch genoumen hat.

*) Diesea Journ. Bd. 15, p.193.