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x5. APRIL x928 beurteilen. Die festgestellten ~hnlichke'iten von Gesicht, Kopf- form, I-IoEnden usw. werden an Photogrammen erl~utert. Beachtung verdient auch die Handschrift. Die Vererbung der J~hnlichkeit geht bald in dem Mannesstamm, bald in der weiblichen Linie vor sich und ist nicht geschlechtsgebunden. Zuweilen zeigen Mie Kinder derselben Familie das haupts~chlichste Familienmerkmal, z. 13. eine einheitliehe Mundform. Andere Eltern haben einesteils llach dem Vater, anderenteils nach der Mutter geartete Kinder. Die Ahnlichkeit kann mit den Lebensphasell sich ~ndern; Vater~hnlichkeit kann mit Mutter~hnlichkeit wechseln. Zwei- eiige Zwillinge k6nnen trotz an hoclagradiger &hnlieh- keit ira Laufe der Zeit ganz auseinandergehen. Unter den an KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 7. JAFIRGANG. Nr. 16 775 die ~hnlichkeit sieh knflpfenden klinisChell Fragen kommen vor allem Vatersuche, Krallkheitsdisposition, Krankheitsverlauf, Ver- wandtenehen, Geburtenverlauf usw. in Betracht. Rflckblicke in die Vergangenheit sind also gleichzeitigAusblicke in die Zukunft. Wenn die ~'oEhnlichkeitsstudien sich tiber Geschlechter fortsetzen, k6nnen wir zum SchluB manches zum voraus erraten, was die alten, er- fahrenen Haus~rzte riickschallend flber eine Familie und ihre Eigenart in Erfahrung gebracht haben. Man mul3 aber den Mell- schen kiinftighin, iihnlich wie einen Geburtsschein, einen Familien- paf~ mitgeben und in diesem die Photographie ihrer Eltern und ihre eigene eintragen. Aussprache: ABBI~GG. - PARRISIUS. -- GMELIN. PARRISIUS. THERAPEUTISCHE NOTIZEN. BEKAMPFUNG DER ABSTINENZERSCHEINUNGEN BEI PLOTZLICHER MORPHINENTZIEHUNG DURCH EPHETONIN. Von H. PoPPE, Medizinalpraktikant. Aus dem Abstinermsanatorium der Wittenauer Heilst~tten der Stadt Berlin (Direktor: San.-Rat Dr. E. BRATZ). Zu meiner vorl'~ufigen Mitteilung benlerke ich vorweg, daB ich Illir der in Frage kommenden und zun~Lchst noch nicht sicher verstopften Fehlerquellen bewuBt bin: 2 F~lle sind zu wenig, um Zufall, Selbstt~tuschung, vielleicht sogar Betrug durch die Patiellten, mit dem man bei Morphinisten trotz aller anstalts- gem~Ben Sorgfalt immer noch rechnen soll, auszuschlieBen. Also mit allem Vorbehalt seien folgende vielleicht nicht un- wichtige 13eobachtungen mitgeteilt : Zuf~Ilig ich die Angabe, daB sich zwei spanischen Autoren, deren Originalarbeit mir aber nicht vorgelegen hat, zur 13ek~mpfung der Abstinenzerscheinungen bel starker Reduktion der Morphin- dosen das Adrenalin bew~hrt h~tte. ,,Subcutane Injektion von 1/~--I1/2 mg Adrenalin versetzt diese Kranken in einen Zustand von Euphorie und :Ruhe" (Referat der Arbeit von N. ROJAS und J. BELBERG, La semana med. 16. IX. 1926, in SCHNIRERS Thera- peutischem Jahresbericht 1928). Da nun die Adrenalinwirkungen allgemein sehr schnell vor gehen, die akuten Abstinenzerscheinungen aber eine Reihe von Tagen andauern, kam mir der Gedanke, das Ephetonin Merck bel Morphinisten zu versuchen. Ephetonin ist dem Adrenalin chemisch und pharmakologisch nahe verwandt, es ist jedoch weniger toxisch, und seine Wirkung erstreckt sich auf eille l~ngere Zeit als die des Adrenalins. AuBerdem unterscheidet es sich von diesem dadurch, daB es sowohl parenteral als auch per os zu- gefi~hrt, wirksam ist. An das Problem der Morphinentziehung durch 13eeinflussung des vegetativen Nervensystems heranzukommen, ist neuerdings mehrfach versucht worden: Atropin, Cholin, Gynormon wurden als den Parasympathicus beeinflussende Substanzen, Adrenalin als sympathicomimetisches Pharmakon angewandt. AuBerdem bat man von Extrakten aus inkretorischen Organen Gebrauch gemacht. Zwei Kranke sind nun im Eillverstlindnis mit dem Stations- arzt Herrn Oberarzt Dr. I~RAHMER ausschlie~lict~ durch Dar- reichung von Ephetollin Merck bei l~16tzlicher Entziehung behandelt worden : I. FMI: O. D., 54Jlihr. Mann aus dem Arbeiterstande, durch eine Polyarthritis rheumatica vor IO Jahren zum Morphin ge- kommen, hat angeblich seitdem t~glich, bis zuletzt, ca. 0, 5 g Morphin, und zwar nur per os, genommen, zuletzt eine gr613ere Menge unmittelbar vor seinem freiwilligell Eintritt in das hiesige Abstinenzsanatorium. St~rkere Entziehungserscheinungen nach 24 Stunden. Nach 36 Stunden Kopf- und Nackenschmerzen, unaufh6rliches Wiirgen und Erbrechen. 5 Minuten nach subcutaner Injektion von 0,05 g Ephetonin Nachlassen der Kopf- und Nackenschmerzen, Auf- h6ren des Erbrechens, das bis dahin 5 Stunden ununterbrochen bestandell bat, normaler Puls. Nach 3/4 Stunde setzt schlag- artig von neuem heftiges Erbrechen ein, mit Unruhe und SchweiB- ausbruch. Auf wiederum 0,05 g Ephetonin subcutan tritt nach welliger als i Minute v6Hige ]3eruhigung ein. I/4 Stunde sp~ter Anfall von Atemnot, Cheyne-Stokessches Atmen, Parlisthesien in den H~nden, schwankende ]3ewuBtseinshelle (offenbar Ober- dosierungsfolge). Pat. fiihlt sich nach weiteren 20 Min. wieder vollkommeI1 wohl. Durch vorsichtige weitere vorwiegend enterale Ephetonin- darreichung mit allm~hlichem Abbau der Dosen gelingt es, den Pat. binnen 2 Tagen zu v611igeln ™ zu bringen, ohne dag inzwischell weder Abstinenz- noch auch Vergiftungserschei- nungen wieder auIgetreten sind. Ephetonin kann dann weg- gelassen werden. 2 Tage sp~ter einsetzende heItige DurchIiille verschwanden augenblicklich nach einmaiiger Ephetonin- darreichung und traten, nach prophylaktischer einmaliger \u holung der Dosis, nicht wieder auf. 2. FMI: E. K., 25jiihr. Musiker, Psychopath zum Morphin gekolnmen durch unsachgem~Be Behandlung psychasthenischer Beschwerden durch einen vermutlich selbst morphinistischen Arzt. Seit 7 Jahren Morphinist, friiher (?) auch 1/2 Jahr lang Cocainist. Tagesdosis angeblich bis 1,2 g Morphin subcutan, Pat. will sich selbst bis auf o,2 g p. d. herunter gehracht haben ulld dabei stehen- geblieben sein. Letzte Injektion angeblich 7 Stunden vor der Aufnahme in das Abstinenzsanatorinm. 4 Stunden nach dieser schwere Ent- ziehungserscheinungen: Angst, dauernde motorische Unruhe, Opisthotonus, Schmerzen ira ganzen I~6rper, SpeichelfluB, G~ihllen, leichte Verwirrtheit. 5 Min. nach o,o 5 g Ephetonin Merck p. o. ]3eruhigung und Schlaf. Weitere ]3ehandlllng 2 Tage hindurch mit sehr oft wieder- holten kleinen Ephetonindosen per os, einige Male auch per in- jectionem. Ganz unbedeutende Abstinenzerscheinungen (6 Stunden nach der ersten Ephetoningabe erste Nahrungsaufnahme), keine Vergiftungserscheinungen. Ephetonill kanll jetzt 48 Stunden nach der Aufnahme ins Abstinenzsanatorium schon seltener gegeben werden. Pat. will aufstehen. Ieh beabsichtige, diese und weitere etwa in Ineine 13eobachtung kommende F~lle in einer Arbeit eingehender zu besprechen. Vor- wegnehmen m6chte ich jedoch, daB es nach den bisher vorliegenden Erfahrungen nur durch ununterbrochenes ~rztliches Eingreifen, also wohl nur in einem Krankenhaus, m6glich ist, die Abstinenz- erscheinungen dauernd hintanzuhalten und doeh zugleich der Ge- fahr toxischer Erscheinungen zu begegnen. Die Leitung der Wittenauer Heilst~itten steht seit 191o auf dem Standpunkt, daB die pl6tzliche Entziehung des Morphins die beste und daher grunds~tzlich anzuwendende Methode sei. Ob nun bisher die Furcht vor den Abstinenzerscheinungen die zu- n~ehst geheilten Krankell mehr vom Morphinismus oder vor neuen Entziehungskuren zurtickschreckte; ob andererseits, wenn das Ephe- tonin sich bew~hren sollte, die dadurch erzielte weitgehellde 13e- schwerdelosigkeit der Neigung zum Rfickfall oder der Bereitschaft des Krankell zur Weiterbehandlung sieh f6rderlicher erweisen wird ; ob es endlich vielleicht noch andere M6glichkelten gibt: diese Fragen zu beantworten wird nur an Hand vieler gri]ndlieher Kat- amnesen m6glich sein. PRAKTISCHE ERFAHRUNGEN MIT QUADRONAL. Von Dr. K. GERSTER, GieBen. Vor etwa anderthalb Jahren war ich, wie es dem Arzt 6fter vorkommt, gezwungen, trotz eigener fieberhaft-gripp6ser Er- kraukung meiner iirztlichen Praxis nachzugehen. Angesichts der reeht st6renden allgemeinei1 k6rperlichen ]3egleiterscheinungen, die Fieber h~ufig macht, wie Benommenheit, zerschlagenes Gefiihl in den Gliederll, sowie Hyper~sthesie im allgemeinell, griff ich zu- f~llig nach einer Probepackung Quadronal (Phenyldimethyl- pyrazolonum oxyaethylacetanilidum aa o, I25, Lactyl-p-Phenetidi” coffeinum a~ o, oi), dio mir voll den Astawerken ]3rackwodo i. W., Zngesandt war. Ober die Wirkung, ein mir bishe'r bel keinem Mittel bekanntgewordenes rasches und woitgehendes Nachlassen oben- genannter 13esehwerdell, war ich so daB ich zunoEchst proboweise den Gebrauch des Mittels aussetzte, worauf sich nach 3--4 Stunden die 13eschwerden wieder einstelltell, um bei erneutem

Bekämpfung der Abstinenzerscheinungen Bei plötzlicher Morphinentziehung Durch Ephetonin

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Page 1: Bekämpfung der Abstinenzerscheinungen Bei plötzlicher Morphinentziehung Durch Ephetonin

x5. APRIL x928

beurteilen. Die festgestellten ~hnlichke'iten von Gesicht, Kopf- form, I-IoEnden usw. werden an Photogrammen erl~utert. Beachtung verdient auch die Handschrif t . Die Vererbung der J~hnlichkeit geht bald in dem Manness tamm, bald in der weiblichen Linie vor sich und ist nicht geschlechtsgebunden. Zuweilen zeigen Mie Kinder derselben Familie das haupts~chlichste Familienmerkmal, z. 13. eine einheitliehe Mundform. Andere Eltern haben einesteils llach dem Vater, anderenteils nach der Mutter geartete Kinder. Die Ahnlichkeit kann mit den Lebensphasell sich ~ndern; Vater~hnlichkeit kann mit Mutter~hnlichkeit wechseln. Zwei- eiige Zwillinge k6nnen trotz an�9 hoclagradiger &hnlieh- keit ira Laufe der Zeit ganz auseinandergehen. Unter den an

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A F I R G A N G . Nr. 16 775

die ~hnlichkeit sieh knflpfenden klinisChell Fragen kommen vor allem Vatersuche, Krallkheitsdisposition, Krankhei tsverlauf , Ver- wandtenehen, Geburtenverlauf usw. in Betracht . Rflckblicke in die Vergangenheit sind also gleichzeitigAusblicke in die Zukunft . Wenn die ~'oEhnlichkeitsstudien sich tiber Geschlechter fortsetzen, k6nnen wir zum SchluB manches zum voraus erraten, was die alten, er- fahrenen Haus~rzte riickschallend flber eine Familie und ihre Eigenart in Erfahrung gebracht haben. Man mul3 aber den Mell- schen kiinftighin, iihnlich wie einen Geburtsschein, einen Familien- paf~ mitgeben und in diesem die Photographie ihrer Eltern und ihre eigene eintragen. Aussprache: ABBI~GG. - PARRISIUS. -- GMELIN.

PARRISIUS.

THERAPEUTISCHE NOTIZEN.

BEKAMPFUNG DER ABSTINENZERSCHEINUNGEN BEI PLOTZLICHER MORPHINENTZIEHUNG

DURCH EPHETONIN.

Von

H . PoPPE, M e d i z i n a l p r a k t i k a n t . Aus dem Abstinermsanatorium der Wittenauer Heilst~tten der Stadt Berlin

(Direktor: San.-Rat Dr. E. BRATZ).

Zu meiner vorl'~ufigen Mitteilung benlerke ich vorweg, daB ich Illir der in Frage kommenden und zun~Lchst noch nicht sicher verstopften Fehlerquellen bewuBt bin: 2 F~lle sind zu wenig, u m Zufall, Selbstt~tuschung, vielleicht sogar Betrug durch die Patiellten, mit dem man bei Morphinisten trotz aller anstal ts- gem~Ben Sorgfalt immer noch rechnen soll, auszuschlieBen.

Also mit allem Vorbehalt seien folgende vielleicht nicht un- wichtige 13eobachtungen mitgeteilt :

Zuf~Ilig �9 ich die Angabe, daB sich zwei spanischen Autoren, deren Originalarbeit mir aber nicht vorgelegen hat, zur 13ek~mpfung der Abstinenzerscheinungen bel s tarker Redukt ion der Morphin- dosen das Adrenalin bew~hrt h~tte. , ,Subcutane Injektion von 1/~--I1/2 mg Adrenalin versetzt diese Kranken in einen Zustand von Euphorie und :Ruhe" (Referat der Arbeit von N. ROJAS und J. BELBERG, La semana med. 16. IX. 1926, in SCHNIRERS Thera- peut ischem Jahresbericht 1928).

Da nun die Adrenalinwirkungen allgemein sehr schnell vor�9 gehen, die akuten Abstinenzerscheinungen aber eine Reihe von Tagen andauern, kam mir der Gedanke, das Ephetonin Merck bel Morphinisten zu versuchen. Ephetonin ist dem Adrenalin chemisch und pharmakologisch nahe verwandt, es ist jedoch weniger toxisch, und seine Wirkung erstreckt sich auf eille l~ngere Zeit als die des Adrenalins. AuBerdem unterscheidet es sich von diesem dadurch, daB es sowohl parenteral als auch per os zu- gefi~hrt, wirksam ist.

An das Problem der Morphinentziehung durch 13eeinflussung des vegetat iven Nervensystems heranzukommen, ist neuerdings mehrfach versucht worden: Atropin, Cholin, Gynormon wurden als den Parasympath icus beeinflussende Substanzen, Adrenalin als sympathicomimet isches Pharmakon angewandt. AuBerdem bat man von Ext rak ten aus inkretorischen Organen Gebrauch gemacht .

Zwei Kranke sind nun im Eillverstlindnis mit dem Stations- arzt Herrn Oberarzt Dr. I~RAHMER ausschlie~lict~ durch Dar- reichung von Ephetollin Merck bei l~16tzlicher Entziehung behandel t worden :

I. FMI: O. D., 54Jlihr. Mann aus dem Arbeiterstande, durch eine Polyarthri t is rheumat ica vor IO Jahren zum Morphin ge- kommen, ha t angeblich seitdem t~glich, bis zuletzt, ca. 0, 5 g Morphin, und zwar nur per os, genommen, zuletzt eine gr613ere Menge unmit te lbar vor seinem freiwilligell Eint r i t t in das hiesige Abst inenzsanator ium.

St~rkere Entziehungserscheinungen nach 24 Stunden. Nach 36 Stunden Kopf- und Nackenschmerzen, unaufh6rliches Wiirgen und Erbrechen. 5 Minuten nach subcutaner Injektion von 0,05 g Ephetonin Nachlassen der Kopf- und Nackenschmerzen, Auf- h6ren des Erbrechens, das bis dahin 5 Stunden ununterbrochen bestandell bat, normaler Puls. Nach 3/4 Stunde setzt schlag- artig von neuem heftiges Erbrechen ein, mit Unruhe und SchweiB- ausbruch. Auf wiederum 0,05 g Ephetonin subcutan t r i t t nach welliger als i Minute v6Hige ]3eruhigung ein. I/4 Stunde sp~ter Anfall von Atemnot, Cheyne-Stokessches Atmen, Parlisthesien in den H~nden, schwankende ]3ewuBtseinshelle (offenbar Ober- dosierungsfolge). Pat. fiihlt sich nach weiteren 20 Min. wieder vollkommeI1 wohl.

Durch vorsichtige weitere vorwiegend enterale Ephetonin- darreichung mit allm~hlichem Abbau der Dosen gelingt es, den

Pat. binnen 2 Tagen zu v611igeln ™ zu bringen, ohne dag inzwischell weder Abstinenz- noch auch Vergiftungserschei- nungen wieder auIgetreten sind. Ephetonin kann dann weg- gelassen werden. 2 Tage sp~ter einsetzende heItige DurchIiille verschwanden augenblicklich nach einmaiiger Ephetonin- darreichung und traten, nach prophylaktischer einmaliger \u holung der Dosis, nicht wieder auf.

2. FMI: E. K., 25jiihr. Musiker, Psychopath zum Morphin gekolnmen durch unsachgem~Be Behandlung psychasthenischer Beschwerden durch einen vermutlich selbst morphinistischen Arzt. Seit 7 Jahren Morphinist, friiher (?) auch 1/2 Jahr lang Cocainist. Tagesdosis angeblich bis 1,2 g Morphin subcutan, Pat. will sich selbst bis auf o,2 g p. d. herunter gehracht haben ulld dabei stehen- geblieben sein.

Letzte Injektion angeblich 7 Stunden vor der Aufnahme in das Abstinenzsanatorinm. 4 Stunden nach dieser schwere Ent- ziehungserscheinungen: Angst, dauernde motorische Unruhe, Opisthotonus, Schmerzen ira ganzen I~6rper, SpeichelfluB, G~ihllen, leichte Verwirrtheit.

5 Min. nach o,o 5 g Ephetonin Merck p. o. ]3eruhigung und Schlaf. Weitere ]3ehandlllng 2 Tage hindurch mit sehr oft wieder- holten kleinen Ephetonindosen per os, einige Male auch per in- jectionem. Ganz unbedeutende Abstinenzerscheinungen (6 Stunden nach der ersten Ephetoningabe erste Nahrungsaufnahme) , keine Vergiftungserscheinungen. Ephetonill kanll jetzt 48 Stunden nach der Aufnahme ins Abst inenzsanator ium schon seltener gegeben werden. Pat. will aufstehen.

Ieh beabsichtige, diese und weitere etwa in Ineine 13eobachtung kommende F~lle in einer Arbeit eingehender zu besprechen. Vor- wegnehmen m6chte ich jedoch, daB es nach den bisher vorliegenden Erfahrungen nur durch ununterbrochenes ~rztliches Eingreifen, also wohl nur in einem Krankenhaus , m6glich ist, die Abstinenz- erscheinungen dauernd h in tanzuha l ten und doeh zugleich der Ge- fahr toxischer Erscheinungen zu begegnen.

Die Lei tung der Wi t tenauer Heilst~itten s teht seit 191o auf dem Standpunkt , daB die pl6tzliche Entz iehung des Morphins die beste und daher grunds~tzl ich anzuwendende Methode sei. Ob nun bisher die Furch t vor den Abstinenzerscheinungen die zu- n~ehst geheilten Krankell mehr vom Morphinismus oder vor neuen Entziehungskuren zurtickschreckte; ob andererseits, wenn das Ephe- tonin sich bew~hren sollte, die dadurch erzielte weitgehellde 13e- schwerdelosigkeit der Neigung zum Rfickfall oder der Bereitschaft des Krankell zur Wei terbehandlung sieh f6rderlicher erweisen wird ; ob es endlich vielleicht noch andere M6glichkelten gibt: diese Fragen zu beantworten wird nur an Hand vieler gri]ndlieher Kat- amnesen m6glich sein.

PRAKTISCHE ERFAHRUNGEN MIT QUADRONAL.

Von

Dr. K. GERSTER, GieBen.

Vor etwa anderthalb Jahren war ich, wie es dem Arzt 6fter vorkommt, gezwungen, trotz eigener fieberhaft-gripp6ser Er- k raukung meiner iirztlichen Praxis nachzugehen. Angesichts der reeht s t6renden allgemeinei1 k6rperlichen ]3egleiterscheinungen, die Fieber h~ufig macht , wie Benommenhei t , zerschlagenes Gefiihl in den Gliederll, sowie Hyper~sthesie im allgemeinell, griff ich zu- f~llig nach einer Probepackung Quadronal (Phenyldimethyl- pyrazolonum oxyaethylacetani l idum aa o, I25, Lactyl-p-Phenet idi” coffeinum a~�9 o, oi), dio mir voll den Astawerken ]3rackwodo i. W., Zngesandt war. Ober die Wirkung, ein mir bishe'r bel keinem Mittel bekanntgewordenes rasches und woitgehendes Nachlassen oben- genannter 13esehwerdell, war ich �9 so daB ich zunoEchst proboweise den Gebrauch des Mittels aussetzte, worauf sich nach 3 - -4 Stunden die 13eschwerden wieder einstelltell, um bei e rneutem