Belozwetoff Das Mysterium von Golgotha (Die Kreuzigung im Lichte der Philosophie der Freiheit

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  • 7/30/2019 Belozwetoff Das Mysterium von Golgotha (Die Kreuzigung im Lichte der Philosophie der Freiheit.

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    NIKOLAI BELOZWETOFF

    DAS MYSTERIUM VON GOLGOTHA.

    1.

    Die Kreuzigung im Lichte der Philosophie der Freiheit.

    Wenn man sich in das heilige Mysterium von Golgotha zu vertiefen versucht, wird man feststellenmssen, dass eine meditative Vertiefung in das Sinnbild des Kreuzes ein Gefhl der innigsten Reue inuns erweckt. Dieses Gefhl, das die christlichen Glubigen so gut kennen, muss bei einemAnthroposophen in unserer Zeit eine andere, mehr erkenntnismiger Form erhalten.

    In seiner reinsten Form kann dieses Gefhl der Schuld dem gekreuzigten Gotte gegenber an der"Philosophie der Freiheit", Rudolf Steiners erlebt werden. Denn es gibt uns diese "Philosophie derFreiheit" einen Schlssel zur Ergrndung des Mysteriums von Golgotha. Und zwar sind diejenigenIdeen der "Philosophie der Freiheit" ganz besonders dazu geeignet das Mysterium des gekreuzigtenGottes zu ergrnden, die sich auf das Wesen der menschlichen Erkenntnis beziehen. Denn die in der"Philosophie der Freiheit" entwickelte Lehre vom Wesen der menschlichen Erkenntnis ist eine wahreSpiegelung des groen welthistorischen Geschehens.

    Wie wir es ja wissen, ist laut dieser "Philosophie der Freiheit" die menschliche Erkenntnis sogestaltet, dass der Mensch darauf angewiesen wird am Anfange seiner Erkenntnisttigkeit dengesamten Ideengehalt der Welt, der ihm immanent bleibt, in sich auszulschen, so dass dieserIdeengehalt der Welt sich in ihm zunchst nur als ein Erkenntnisstreben offenbart. Und diesesErkenntnisstreben, dieses Unbefriedigtsein mit dem gegebenen Weltbilde kann nur dadurchbefriedigt werden, dass der Mensch am Ende seiner Erkenntnisttigkeit durch eine freie Anstrengungdes Denkens den ursprnglich ausgelschten Ideengehalt der Welt in sich wieder herstellt.

    Und dem Umstande, dass die Erkenntnisorganisation des Menschen diese Gestalt hat, demUmstande, dass der Mensch am Anfange seiner Erkenntnis die Wahrheit auslschen muss, um siedanach am Ende seiner Erkenntnis wieder selbststndig zu ergrnden, diesem Umstande verdanktder Mensch seine menschliche Freiheit. Dank dieser Erkenntnisart, wird die menschliche Freiheit aufeine wunderbare Weise dem Weltall einverleibt.

    Doch dieses Erlebnis der menschlichen Freiheit ist nur eine Seite derjenigen Erfahrung, die durch dasStudium der "Philosophie der Freiheit" erlangt werden kann. Denn zunchst erfahren wir ja nur, aufwelche Weise durch diese Erkenntnisart unsere menschliche Freiheit in der Welt mglich wird. Wir

    erfahren dadurch, was die ursprngliche Auslschung der Wahrheit und ihre Herstellung durch dasDenken fr den erkennenden Menschen bedeutet.

    Aber es kann und darf auch und darf auch gefragt werden, was die erwhnte menschlicheErkenntnisart fr den zuerst ausgelschten und dann wieder hergestellten Ideengehalt der Welt zubedeuten hat.

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    Und wenn man sich danach frgt, so wird man feststellen mssen, dass dieser Erkenntnisweg des

    Menschen fr die Wahrheit ein Weg des Todes und der Auferstehung ist - um dem Menschen seineFreiheit zu sichern, muss die Wahrheit in ihm ersterben, - so mssen wir uns sagen: - und wir sind es,

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    die diese Wahrheit tten, um uns am Anfange der Erkenntnis als selbststndige Wesen zu erleben,wir sind es, die im Erkenntnisstreben unsere grosse Schuld vor der Wahrheit erleben mssen; undwir sind es auch, die durch die Mhe des Selbstverzichtes, die in uns gettete Wahrheit wiederauferwecken sollen.

    So sehen wir, dass unserer menschlichen Erkenntnis das tragische Mysterium des Todes und derAuferstehung zugrunde liegt. Und dieses tragische Mysterium, das in der "Philosophie der Freiheit"auf dem Gebiete der menschlichen Erkenntnis aufgedeckt wird, vollzieht sich wie im Schicksale deseinzelnen Menschen, so auch im Schicksale der ganzen Menschheit.

    Betrachtet man das Schicksal des einzelnen Menschen, so wird man finden knnen, dass seintragischer Charakter dadurch bedingt ist, dass zwischen dem Himmel und der Erde fr dieMenschenseele ein tiefer Abgrund ghnt und dass die beiden Welten durch eine Schwellevoneinander getrennt sind.

    Und eben durch das Vorhandensein dieser Schwelle, welche die beiden Welten voneinander trennt,

    werden die beiden Haupterlebnisse des menschlichen Daseins unvermeidlich, die Erlebnisse derGeburt und des Todes.

    Nun ist es wesentlich, dass Geburt und Tod im Hinblick auf die Schwelle, welche die beiden Weltenvoneinander trennt, relative Begriffe sind. Denn die irdische Geburt, als ein Verlassen derhimmlischen Welt, ist vom Standpunkte der letzteren, die dabei verlassen wird, ein Todeserlebnis,whrend der irdische Tod vom Standpunkte dieser himmlischen Welt, eine Geburt des Geistes, eineAuferstehung ist.

    Und zwar wird die irdische Geburt als ein Sterben und der irdische Tod als ein Aufleben vonderjenigen Wesenheit empfunden, welche das hhere Ich des Menschen, sein eigentlicher Geist ist.

    Denn was fr den niederen irdischen Menschen eine Geburt ist, das ist fr diesen hherenhimmlischen Menschen der Tod, und was fr den irdischen niederen Menschen der Tod ist, das istfr den hheren himmlischen Menschen die Geburt.

    Man knnte daher die gesamte Wesenheit des Menschen, welche wie den hheren, so auch denniederen Menschen in sich einschliet, mit dem Monde vergleichen. Wie nmlich der Mondabwechselnd durch verschiedene einander ausschlieende Phasen durchgehen muss, so geschieht esauch mit der totalen Wesenheit des Menschen. Und es ist daher durchaus richtig, wenn wir dieirdische Phase des Menschendaseins mit dem Vollmonde und die himmlische Phase des Daseins mitdem Neumonde vergleichen. Und wie eine Mondphase die anderen ausschliet, so ist es auch mitdem Menschendasein. Die Geburt des niederen irdischen Bewusstseins ist ein Tod fr das hheregeistige Bewusstsein und der irdische Tod des Menschen ist eine Auferstehung im Geiste.

    Wie wir ja wissen, findet diese periodische Abwechslung einander ausschlieenden Daseinsphasenim Reinkarnationsgesetze ihren Ausdruck. Dieses Reinkarnationsgesetz ist fr die Wesenheiten dergeistigen Welt ein Mittel, den Menschen von Luzifer und Ahriman zu schtzen.

    Und daher ist es so fruchtbar fr eine exakte Erkenntnis der beiden Widersacher, sie in ihremVerhltnis zur Geburt und dem Tode zu betrachten.

    Luzifer offenbart sich dann als eine Wesenheit, das sich ablehnend zur Geburt verhlt, whrendAhriman eine Wesenheit ist, welche gegen den Tod kmpft.

    Fr Luzifer wrde es am liebsten, wenn der Mensch niemals geboren zu sein brauchte, da aberLuzifer dies nicht verhindern kann, da der Mensch immer wieder und wieder mit Hilfe der Gtter auf

    Rudolf Steiner erlebte sein Mysterium

    im Bewusstsein (Valentin Tomberg)

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    der Erde erscheint, bemht sich Luzifer so gut wie es eben geht, den Menschen von einervollstndigen Verkrperung auf Erden zurckzuhalten und eine Sehnsucht nach dem verlorengegangen Paradies in ihm wachzurufen. Und wrde Luzifer dieses Ziel erreichen knnen, so wrdesich der Mensch in einem Paradiese erleben, doch wurde dieses Paradies kein wahres sein. Dennseitdem die Geschichte der Menschheit tragisch verluft, seitdem Mhe, Leid und Tod in der Welt

    walten, ist der Zustand der paradiesischen Seligkeit ein unberechtigter, egoistischer Zustandgeworden, der nur dadurch vermieden werden kann, dass der Mensch immer wieder und wieder ausder luziferischen Sphre, wo er vor seiner Verkrperung bleiben wurde, durch die Pforte derirdischen Geburt verbannt wird.

    Direkt entgegengesetzte Absichten werden von Ahriman verfolgt. Whrend Luzifer den Menschenvon einer irdischen Geburt zurckhalten mchte, strebt Ahriman danach, den irdischen Tod desMenschen, der ja eine Wiedergeburt des Geistes ist, zu verhindern. Am liebsten wre es Ahriman,wenn der Mensch niemals durch die Pforte des Todes in die geistige Welt zurckkehren msste,wenn er fr immer mit der Erde sich verbunden htte. Da jedoch der Mensch dem Fluche des Todessich fgen muss und trotz allen Bemhungen Ahrimans immer wieder und wieder durch die Pforte

    des Todes in die geistige Welt zurckkehrt um dort vor dem Gerichte der Gtter zu erscheinen, soversucht Ahriman, so gut wie es eben geht, den Menschen whrend seiner Lebenstage mglichst festan die Erde zu fesseln. Immer wieder und wieder macht er den Versuch die Menschenseele an seingeistloses Weltbild zu binden und er hofft, dass es ihm einst gelingen wird den Menschen vomGerichte des Kamaloka zurckzuhalten.

    Doch wie der Mensch mit Hilfe der Gtter aus der Gewalt Luzifers gerettet wird, dadurch dass sie denMenschen durch die Pforte der Geburt aus seiner vorgeburtlichen paradiesischen Dasein verbannen,so wird der Mensch von der Gewalt Ahrimans dadurch gerettet, dass die Menschenseele gezwungenwird, durch die Pforte des Todes in die geistige Welt zurckzukehren, um dort vor den Gerichteder Gtter zu erscheinen.

    Wie demnach die Geburt eine Wiederholung der Verbannung aus dem Paradiese ist, so ist der Todein prophetisches Vorbild des jngsten Gerichtes. Denn was fr die gesamte Menschheit dieVerbannung aus dem Paradiese war, das ist fr einen einzelnen die Geburt. Und was die gesamteMenschheit einst als Jngstes-Gericht erleben wird, das ist fr einen einzelnen der Tod.

    So sind Geburt und Tod fr geistige Wesenheiten der hheren Welt Waffen die sie in ihrem Kampfeum den Menschen gegen die beiden Widersacher gebrauchen.

    Nun ist es aber wichtig zu bercksichtigen, dass dieser Kampf der Gtter gegen die beidenWidersacher niemals zu einem entscheidenden Siege ber sie fhren knnte, sofern durch dieGeburt und den Tod die Menschenseele jedes Mal einem weiteren Kampfe einfach ausweicht, dasGebiet dieses Kampfes verlst. Durch die irdische Geburt entgeht die Seele dem Luzifer, durch denirdischen Tod entgeht sie dem Ahriman. Eine Flucht vom Luzifer ist die Geburt eine Flucht vomAhriman ist der Tod.

    Was ist nun notwendig, um Luzifer und Ahriman endgltig zu besiegen?

    Dazu ist es notwendig, innerhalb der Leiblichkeit dasjenige erleben zu knnen, was das hhere Ichdes Menschen sonst nur auerhalb dieser Leiblichkeit als ein Sterben bei der irdischen Geburt undeine Geburt beim irdischen Tode erlebt.

    Mit anderen Worten, soll der Mensch, wenn er Luzifer und Ahriman endgltig besiegen will, desSchicksals seines Geistes auch innerhalb seines Erdenleibes sich bewusst worden. Der Mensch

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    msste noch ein zweites mal geboren werden nachdem er leiblich schon durch die Geburt gegangenist und er soll mystisch den Tod erleben knnen bevor dieser Tod auch leiblich eintritt.

    So soll er in sich ein Bewusstsein entwickeln knnen, das gleichzeitig wie ein Zustand das Todes, soauch ein Zustand der Geburt wre, und es soll dadurch geschehen, dass der Mensch denjenigen

    Erlebnissen sich bewusst wird, die sein Geist sonst nur auerhalb des Erdenleibes vor der irdischenGeburt und nach dem irdischen Tode hat.

    Somit soll der Mensch, wenn er einen entscheidenden Sieg ber Luzifer und Ahriman erringen will,im Erdenleibe einen Zustand erleben, der zugleich eine Geburt des Hheren in einem Niederen undein Tod des Niederen in einem Hheren wre.

    Was ist aber dieses Erlebnis der Geburt eines Hheren in einem Niederen, das zugleich der Tod eineNiederen in einem Hheren ist? Es ist der Zustand der Kreuzigung. Und es ist das hhere Ich desMenschen das sich in diesem Zustande der Kreuzigung in seinem Leibe gekreuzigt erlebt. Denneinerseits wird dieses hhere Ich whrend einer solchen Kreuzigung im Erdenleibe sich seiner

    geistigen Strmungen bewusst, anderseits aber muss es erleben, wie diese geistigenStrmungen gleichsam gefesselt, gleichsam angenagelt werden an das steife Kreuz des Erdenleibes.

    Aber gerade dieser schmerzvolle Zustand der Kreuzigung ist nichts anderes als ein entscheidenderSieg ber Luzifer und Ahriman. Denn die Widerstnde, welche von den Krftestrmungen deshheren Ich im irdischen Leibe vorgefunden werden, rhren von luziferischen und ahrimanischenEinflssen her, von Einflssen, die nur dadurch berwunden werden knnen, dass das Hhere Ichdes Menschen innerhalb des Erdenleibes sich ebenso frei auszudehnen lernt, wie es zuvor nurauerhalb der Leiblichkeit konnte.

    Dabei aber muss besonders betont werden, dass nicht etwa das niedere Bewusstsein des Menschen,

    welches ja selbst ein Ergebnis der irdischen Verkrperung ist, fhig ist die Kreuzigung bewusst zuerleiden, sondern dass es das hhere Ich des Menschen ist, das als solches zuvor nur auerhalb desLeibes sich erleben konnte.

    Denn nur durch ein Sichselbstbewustwerden im physischen Leibe desjenigen hheren Ich, das sonstnur auerhalb dieses Leibes sich erlebt hatte, nur durch dieses Sichselbstbewusstwerden deshheren Ich im Erdenleibe entsteht im irdischen Bewusstsein des Menschen das Erlebnis derKreuzigung.

    Wei man dies, so wird auch die Notwendigkeit fr die Menschheit der Kreuzigung des Wortes in derWeltgeschichte ersichtlich, denn genau so, wie fr die Erlsung von Luzifer und Ahriman das hhereIch eines einzelnen durch das Erlebnis der Kreuzigung durchgehen soll, so ist es auch mit der Erlsungvon diesem Mchten innerhalb der gesamten Menschheit. Das Ich-Bewusstsein der ganzenMenschheit das vom Jesus vertreten wird, kann ebenfalls nicht allein durch die ihm eigene KrfteLuzifer und Ahriman berwinden. Nur das hhere Ich der Menschheit - Christus, das sich zu Jesus soverhlt, wie das hhere Ich des einzelnen Menschen zu seinem irdischen Selbstbewusstsein, vermagdies zu tun. Nur Christus kann durch die Kraft von Golgotha die Menschheit von der Gewalt derbeiden Widersacher befreien und zwar durch die Synthese der Geburt und des Todes, whrend derKreuzigung.

    Durch die Geburt eines Hheren in einem Niederen besiegt Christus Luzifer; durch den Tod einesNiederen in einem Hheren besiegt er Ahriman.

    Nachdem wir nun den inneren Sinn der Kreuzigung wie im Schicksale eines einzelnen, so auch imSchicksale der ganzen Menschheit zu ergrnden versuchten und die Notwendigkeit dieser Kreuzigung

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    fr das Erringen eines entscheidenden Sieges ber die beiden Widersacher eingesehen haben, mussfr uns die Frage auftauchen ber die historische Wirklichkeit der Kreuzigung.

    Wir mssen nmlich danach fragen, ob die historische Wirklichkeit von Golgotha ohne jeglicheberlieferungen und Urkunden von einem Menschen eingesehen werden kann, der noch keine

    innere Begegnung mit Christus erlebt hat.

    Wirft man sich diese Frage auf, so wird man finden knnen dass auch die historische Wirklichkeit desMysteriums von Golgotha im Lichte der "Philosophie der Freiheit" eingesehen werden kann. Dabeihandelt es sich Keinesfalls um einen rationalistischen logischen Beweis, denn es wrde eineunertrgliche Anmaung sein das hchste Wunder der Geschichte, die Fleischwerdung Gottesirgendwie logisch beweisen zu wollen. Doch wunderbar ist es, dass die historische Wirklichkeit vonGolgotha nicht etwa aus einer Notwendigkeit des Denkens eingesehen wird, sondern aus derFreiheit.

    Wie wir es schon erwhnt haben, ist ja die menschliche Erkenntnisart so gestaltet, dass der Mensch

    erst ein Schuldner der Wahrheit gegenber werden muss und nachher diese Schuld bssen muss,und dass gerade dieser Weg der Schuld und der Busse unsere menschliche Freiheit ermglicht. Unddenselben Weg der Schuld und der Busse soll auch die ganze Menschheit gehen um frei werden zuknnen.

    Der Freiheit wegen wird also auch der Sndenfall der Menschheit zugelassen und derselben Freiheitwegen soll die Menschheit diesen Sndenfall wieder gutmachen knnen. Und wenn auch dieWeltgeschichte im gewissen Sinne eine Kette der Notwendigkeiten ist, so liegt dennoch dieser Ketteder Notwendigkeiten das Ideal der Freiheit zugrunde. Und wie der Freiheit wegen der Sndenfall amAnfange der Geschichte zugelassen wurde, so ist dieser Freiheit wegen auch Christus in der Mitte desgeschichtlichen Werdens als Ideal dieser Freiheit erschienen, und aus derselben Freiheit heraus, aus

    der Sndenfall zugelassen und der Heiland gekreuzigt wurde, knnen wir heute diese weiseWeltenlenkung billigen und anerkennen, denn fr denjenigen, wer aus der Freiheit heraus dieWeltgeschichte betrachtet, fr denjenigen ist die Wirklichkeit von Golgotha eben eineSelbstverstndlichkeit, die nicht bewiesen werden braucht und nicht bezweifelt werden kann.

    Wie im Mittelpunkte eines Zyklons Ruhe herrscht, weil ringsherum Strme brausen, so finden wirauch in Mitten der brausenden Strme der Zeit die gttliche Ruhe von Golgotha. Es ist diesesMysterium von Golgotha durch nichts bedingt, als nur durch sich selbst. Es ist einfach da, als eineOffenbarung des tiefsten Sinnes der Welt, so dass derjenige, der nach dem Sinne der Welt sucht, esfinden wird. Und das Wesen eines wahren christlichen Glaubens besteht darin, dass man dieWirklichkeit des Mysteriums von Golgotha aus der Freiheit heraus einsieht, als dasjenige einsieht,was auch historisch Geschehen sollte, weil es eine Offenbarung des Sinnes der Weltgeschichte ist.

    Das Mysterium von Golgotha und der Himmel.

    Nachdem wir das Mysterium von Golgotha im Lichte der "Philosophie der Freiheit" als einenendgltigen Sieg ber Luzifer und Ahriman, der in der Weltgeschichte vom hheren Ich derMenschheit, vom Christus errungen wurde, betrachtet haben, entsteht fr uns das Bedrfnis auchdanach zu fragen, welche Bedeutung dieser Sieg ber Luzifer und Ahriman fr das gesamte Weltallhat.

    Wir fhlen jetzt das Bedrfnis die totale Bedeutung des Mysteriums von Golgotha zu ergrnden undzwar seine Bedeutung fr alle drei Reiche der Welt, fr das himmlische, fr das irdische und fr dasmenschliche.

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    Also fragen wir uns: welche Bedeutung hat das Mysterium von Golgotha fr den Himmel? WelcheBedeutung hat das Mysterium von Golgotha fr die Erde? Welche Bedeutung hat das Mysterium vonGolgotha fr die Menschheit?

    Wir mssen uns fragen, was dem Himmel, der Erde und der Menschheit Not tut, wonach diese dreiWelten sich sehnen und was mit ihnen geschehen wurde, falls Christus nicht gekommen wre. Erstwerden wir unsere Blicke gen Himmel richten und die Gtter befragen. Doch hier betreten wir einGebiet, welches eigentlich auerhalb der gewhnlichen irdischen Vorstellungsfhigkeit liegt. Diehchsten Wahrheiten der Welt knnen nur in einer paradoxen Form zum Ausdruck gebracht werden.Dazu messen wir aber bestimmte axiomatische Vorstellungen aus dem Wege schaffen. Erst dannerhalten wir die Mglichkeit ber die Urgeheimnisse der gttlichen Welten fruchtbar nachzudenken,wenn uns gewisse Vorstellungen, die der irdischen Welt entnommen sind, nicht mehr im Wegestehen.

    Etwas hnliches musste ja auch auf dem Gebiete der Mathematik geschehen. Solange man sich

    nmlich an den Grundsatz halten wollte, dass die Gerade der krzeste Weg zwischen zwei Punktenist, konnte man keine Theorie vorn vierdimensionalen Raum aufbauen. So mssen wir auch bei derErkenntnis gewisser Wahrheiten der hheren Welten uns von gewissen irdischen Grundstzenbefreien und zwar von der Vorstellung, dass das Oberste oben und das Unterste unten, dass dasInnerste innen und das uerste auen ist. In den hheren Welten ist es nmlich so, dass man umnach oben zu kommen heruntersteigen muss und um nach innen zu kommen, sich nach auenoffenbaren muss. Je tiefer man dort heruntersteigt, um hher kommt man, und je mehr man nachauen geht, umso tiefer dringt man in das Innere ein.

    Je tiefere Daseinsstufen ein Wesen beherrscht, umso hher steht es. Und aus dem Grunde ist derVater das hchste Wesen der Welt, weil er das Niederste beherrscht. Er ist es, der das Bse als bsen

    und das Gute als guten bestimmt. ber beides ergeben wird er dadurch zum Urgrund der Welt. Erstellt die Polaritt des Guten und des Bsen auf, da Er selbst ber die beiden erhaben ist. So liegtdenn dem ganzen Weltgeschehen eine Polaritt des Guten und des Bsen zugrunde, eine Polarittdie durch den Vater aufgestellt und aufgehoben wird. Denn Er ist der ber dem beiden Ruhende. DasGute ist da, weil der Vater von Urbeginn in der Ewigkeit das Bse durch es berwindet. Das Bse istda, als eine Sttze fr das Gute, das durch die ewige berwindung des Bsen sich als solches bewusstwird. Zwischen diesen beiden Polen in ewiger Spannung bewegt sich der Strom der Wesen, der vonunten nach oben steigt, der von oben nach unten niederstrmt.

    Das Ruhende will sich bewegen, das Sichbewegende will ruhen. Das Sich-in-der-Ruhe-Bewegende istdie Dauer, das in der Bewegung Ruhende ist die Ewigkeit.

    Und zu diesem Sich-in-Bewegung-Ruhenden- zum Vater streben alle Wesen der gttlichen Welt,denn sie wissen, dass in Ihm der Sinn der Welt verborgen ruht.

    Ihn schauen sie vom Urbeginn, vor der Erschaffung der Welt in den Hhen. Nach Ihm sehnen sie sichvom Urbeginn.

    Vom Urbeginne vermochten sie Ihn zu schauen, doch sie vermochten nicht sich Ihm zu nhern, nichtvermochten sie Ihn in seinen Hhen zu erreichen.

    Und darin bestand das Unvollkommene ihres Wesens, dass sie den Vater zwar schauen, Ihn abernicht erreichen konnten.

    Die Umstlpung

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    Um nach oben zum Vater zur kommen, mussten die Gtter ihren Weg nach unten einschlagen. In deruersten Finsternis mussten sie sich eine Welt erschaffen, um in das eigene Innerste einzudringen.Das Niederste mussten sie beherrschen lernen, um das hchste zu erreichen.

    Und aus dem Bewustsein der eigenen Unvollkommenheit, aus der Sehnsucht nach der gttlichen

    Selbsterkenntnis, nach der Ergrndung des eigenen Wesenskernes wurden die Gtter zu Schpfernder Welt.

    So erwachten sie denn zu einer schpferischen Ttigkeit, weil sie wussten dass nur unten undauswrts sie das Hchste und Innerste erreichen knnten: das Ebenbild des Dreieinigen Gottes.

    Zu diesem Ebenbilde des Hchsten sollte der Mensch werden.

    Im Menschen, der durch die Gtter geschaffen wurde, verbarg sich fr sie der Sinn der Welt. DieserSinn der Welt musste noch von den Gttern ergrndet werden, durch den Menschen musste ihnender Vater das Allerheiligste aussprechen.

    Doch onen verliefen und der Vater schwieg...

    Der Vater schwieg von Beginne der Weltenzeit bis zur Stunde wo der Gottessohn sterben musste.Das Gute erschaffend, das Bse beherrschend, ber beiden erhaben, schwieg Er von Seinemurgrundtiefen Plane der Weltentwicklung in welchem auch das Bse mitwirken sollte, um ins Guteumgewandelt zu werden.

    Schweigend lie er die Weltenzeit entstehen, schweigend lie er den Sndenfall zu, schweigendnahm Er die innen wachsende tragische Stimmung der Gtter hin, die tragische Stimmung derGtter, die nach dem Sndenfall der Menschheit immer tiefer wrde.

    Denn es war diese tragische Stimmung der Gtter, diese wachsende Spannung ihres Erlebensnotwendig als eine Vorbereitung fr die Prfung der gttlichen Einweihung, der gewaltigenEinweihung der Gtter in das Geheimnis des Todes, dass sie zur Stunde des Mysteriums vonGolgotha durchzumachen hatten.

    Der Vater hat es zugelassen, dass das durchsichtige Phantom der Gtter, die von ihnen geschaffeneWelt sich immer mehr zusammenziehen musste, sich immer mehr mit der ueren Finsternisdurchdringen musste, um durch diese Durchdringung mit der Finsternis zu einem Weltspiegel zuwerden, zu einem Spiegel, in welchem die Gtter ihr Hchstes und Tiefstes erblicken sollten.

    Der Anfang fr die Herstellung des Weltspiegels fr die Gtter wurde durch die Entwickelung aufdem alten Saturn gegeben. Damals wurde, wie wir es von unserem Lehrer wissen, das Feueropfer derThrone und von den Cherubin zurckgewiesen. Und die Folge dieser Zurckweisung des Feueropferswar die Verselbstndigung der Zeit.

    Statt auch weiterhin im Kreise der Ewigkeit ihren eigenen Schwanz zu beien, statt mit der Ewigkeitauch weiterhin eine Einheit zu bilden in einem Kreise, wo der Anfang und das Ende, das A und das Ozusammenfallen, begann die Schlange der Zeit auf ihrem eigenen Bauche zu kriechen und sich vomWeltenstaube zu ernhren. So entstand der Urluzifer der Welten. Denn der Urluzifer der Welten istdie Zeit, die ewig unbefriedrigte, ewig unvollendete, ewig begehrende, durstende Zeit. Und dieseurluziferische Wesenheit der Zeit, die von der Ewigkeit abgesondert wurde, schlug ihren Weg so ein,dass sie sich immer mehr und mehr von der Ewigkeit entfernte, immer mehr sich verselbststndigte,immer mehr zum Raume werden musste, zum geistlosen Raume des Ahrimans.

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    Worin bestand nun diese Verselbststndigung, diese Verarmung der Zeit?

    Als die Zeit vor dem Saturndasein der Welt noch in der Ewigkeit ruhte, als sie noch die Ewigkeitumkreiste, wurde sie noch von der heiligen Dreieinigkeit erfllt. Und dieses Ausgefllt sein mit derheiligen Dreieinigkeit uerte sich darin, dass alle Wesenheiten wie in der Vergangenheit, so auch in

    der Zukunft sich frei bewegen, frei erleben und frei vorstellen konnten. Doch infolge derZurckweisung des Feueropfers der Throne und der dadurch erfolgten Verselbststndigung der Zeit,ist im Weltgeschehen ein Keim des heutigen Gegenwartsaugenblickes entstanden, was sich darinuerte, dass die Wesen die Mglichkeit verloren haben sich frei in der Vergangenheit und derZukunft zu bewegen, in der Vergangenheit und Zukunft ttig zu sein. Doch sie vermochten noch inder Vergangenheit und der Zukunft sich zu erleben und vorzustellen. Und durch diese Fesselung derWillenskraft an den Gegenwartsaugenblick der Zeit wurde die Zeit von dem Urwillen der Welt vomVater verlassen.

    Als aber auf der alten Sonne auch das therische der Welt in den Gegenwartsaugenblickhineingezogen wrde, fr die Wesen, die sich in der Zeit befanden, auch noch die Fhigkeit verloren,

    sich frei in der Vergangenheit und Zukunft zu erleben. Nur doch die Vorstellungskraft war damals aufder alten Sonne ber das Vergangene und das Zuknftige ausgebreitet. Daher kann gesagt werden,dass whrend auf dem alten Saturn die Zeit vom Vater verlassen wurde, sie auf der alten Sonne auchvom Sohne verlassen wird.

    Ebenso wird die Zeit auf dem alten Monde vom Geiste verlassen, was sich darin uerte, dass dieWesen, welche in der Zeit sich befanden, infolge davon dass auch das Astralische der Welt in denGegenwartsaugenblick der Zeit eingezogen wurde, die Fhigkeit verloren hatten, ber dasVergangene und Zuknftige frei auf den Schwingen der Vorstellungskraft zu schweben.

    Und endlich zog auf der Erde nach der Wiederholung der frheren Daseinsstufen auch das Ich der

    Welt in den Gegenwartsaugenblick ein, um sich dort der tragischen Tatsache bewusst zu worden,dass die Zeit vollstndig von der Ewigkeit verlassen ist, dass die Zeit dreifach den Gott in sich leugnet.

    Denn was ist der dreidimensionale Raumesaugenblick? Eine dreifache Gottesleugnung ist er.

    So muss denn die Zeit geistig immer mehr verarmen, immer mehr sich mit den Weltenstaubeausfllen. So fliet sie aus dem geistigen Raume des ewigen Lebens in den geistlosen ahrimanischenRaum hinein.

    Und nun ist sie in diesem dreidimensionalen Raumesaugenblick eingestrmt dorthin, wo es keinenGott mehr geben konnte, wo die heilige Dreieinigkeit dreifach geleugnet wird, wo eine Sphre derahrimanischen Gottlosigkeit entsteht und wo Gott nur tot am Kreuze hngen kann, wenn Er in diesengottverlassenen Raumesaugenblick eintreten will.

    Denn nichts anderes ist dieser Raumesaugenblick, in welchem die Zeit mit dem Raume sichdurchkreuzt, als das groe kosmische Kreuz, an dem Gott hngen muss, wenn Er mit den Wesen, diein dem Zeitenstrme schwimmen, bleiben will.

    Nur allmhlich durch eine geistige Verarmung der Zeit, ist, wie wir es sahen, dieses Kreuz desRaumesaugenblickes entstanden. Und wenn wir uns fragen, wann dieser dreidimensionaleRaumesaugenblick entstand, so finden wir, dass dies in der Gethsemane-Nacht geschah, in dertragischen Nacht der Weltgeschichte als Petrus dreifach den Gott leugnete. Denn diese dreifacheGottesleugnung war ein menschlicher Ausdruck fr den vollstndigen Einzug der Zeit in den Raum.Damit war aber auch der Zeitpunkt erreicht, in welchem Gott nicht mehr lebend weilen konnte, woEr zum Tod verurteilt werden musste. Denn nur tot kann Gott in demjenigen Raumesaugenblicke

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    weilen, der in folge einer dreifachen Gottesleugnung entstanden ist. Und wenn Gott dennoch dortbleiben will, wo Er lebend nicht sein kann, wenn Er dennoch dort bleiben will, um mit der gefallenenWeltenzeit zu sein so muss Er sterben.

    Und wir sehen, wie auf eine wunderbare Weise Gott sich auch dort offenbart, wo Er eigentlich gar

    nicht sein kann und wo Er dennoch ist, nmlich in der Welt des Todes, der dreifachenGottesleugnung. Denn das Gotteswort offenbart sein wahres Verhltnis zu dieser Welt des Todes,indem Es in der Welt des Todes tot am Kreuze erscheint.

    So offenbart der Vater durch die Kreuzigung seines Sohnes den Sieg ber den Tod durch den Tod. Esoffenbart der Vater durch dieses Kreuz von Golgotha den verborgenen Sinn der Welt, der Seinenverborgenen Plane zugrunde liegt, in dessen Namen die Zeit entstanden ist, in dessen Namen auchder Sndenfall zugelassen wurde.

    Ursprnglich war dieser Sinn des Sndenfalls auch fr die Gtter ein Rtsel, so dass sie denSndenfall als Scheitern ihres eigenen Entwickelungsplanes erleben mussten. Denn laut diesem

    gttlichen Entwicklungsplane sollte der Mensch sndlos bleiben und das Bse nur von auenanschauen, es aber nicht innerlich in sich aufnehmen. Und auch Gott sollte diesen sndlosenMenschen sich nicht in der Gestalt des Gekreuzigten, sondern als ewiges Loben offenbaren. Und nurauf Golgotha offenbarte sich der urgrundtiefe Entwicklungsplan des Vaters, laut welchem der Todnicht durch das ewige Leben, sondern durch den Tod besiegt werden sollte. Etwas vllig Neues undNiedagewesenes offenbarte sich durch diesen Sieg ber den Tod durch den Tod fr die Gtter. Dennwhrend die Gtter ihren Plan einer Erfahrung entnahmen, die von den Welten stammte, die demSaturndasein vorangingen, whrend sie also ihren Plan aus einer unendlich fernen Vergangenheitschpften, stammte der Urgrundtiefe Plan des Vaters aus den unaussprechlichen Hhen desUrgeheimnisses., aus einer Region, welcher im Menschendasein die Sphre der moralischen Intuitionentspricht. In diesem Sinne kann die Kreuzigung auf Golgotha uns als eine moralische Intuition des

    Vaters gelten, welche durch die moralische Phantasie des Sohnes und die moralische Technik desGeistes in der Weltgeschichte sich verwirklicht hat.

    Die Horizontale des Evolutionsplane der Gtter die aus einer unendlichen Vergangenheit in eineunendliche Zukunft fhrte, wurde durch die Vertikale der moralischen Intuition des Vatersdurchkreuzt. Und dort wo die beiden Achsen sich durchkreuzen, dort entstand das Kreuz vonGolgotha.

    In gewaltigen Bildern der geschichtlichen Wirklichkeit wurde von Vater dasjenige ausgesprochen,was wir jetzt als die drei rosenkreuzerischen Sprche kennen: die aus dem Vater geborene Welt mussin Christus sterben, um im Heiligen Geiste auferstehen zu knnen. Es liegt der Weltenentwicklung dieberwindung des Todes zugrunde. Durch die Weltentwicklung besiegt die heilige Dreieinigkeit denTod.

    In dieses groe Geheimnis des Vaters wurden die Gtter zur Stunde des Mysteriums von Golgothaeingeweiht. Das war eine gewaltige Erschtterung der gttlichen Einweihung, die sie zu erlebenhatten. Und die Tragik dieser gttlichen Einweihung war noch unendlich tiefer als diejenige tragischeStimmung, welche ein menschlicher Einzuweihender erleben muss. Denn tragisch wie der Tod istjede Einweinung, und wrde sie nicht tragisch sein, so wrde ihr auch keine Auferstehungsfreudefolgen knnen. Tragisch, unendlich tragisch war die Stimmung der Gtter zur Stunde der Kreuzigung.Eine unbeschreibliche Bestrzung berkam alle Wesen der himmlischen Welt. Und diese Bestrzungder Gtter fand ihren Ausdruck in der Sonnenfinsternis, die zur Stunde des Todes, der Kreuzigung,ber das ganze dortige Erdengebiet sich ausbreitete. Denn dadurch, dass der Mond sich damalszwischen die Sonne und die Erde stellte, wurde nicht nur die Sonne von der Erde, sondern auch dieErde von der Sonne verdeckt. Die Leiche der Erde, der Mond, verdeckte das heilige Mysterium der

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    Kreuzigung. Tot unter dem Sargdeckel des Mondes lag fr die Gtter die Erde; tot lag in der Erde dasgttliche Wort des Vaters, der Sinn der Weltentwicklung.

    So mussten denn die Unsterblichen den Tod des Wortes erleben: - dies war ihre gttliche Einweihungin das Geheimnis des Todes, eine Erfahrung, die ihrer ganzen zuknftigen Entwicklung zugrunde

    liegen sollte.

    Sie mussten erleben, wie ihr heiligster Wesenskern, das Welten-Ich in der Finsternis desTodesreiches verschwand, jedoch bald nachdem erlebten sie, wie dieses Heiligste aus dem Reichedes Todes und der Finsternis als ein Sieger ber den Tod wieder heraufstieg. Und es erffnete sichihnen der heilige und hohe Sinn der Welt, der als Geheimnis des Vaters vom Urbeginn in seinemSchosse ruhte. Von nun an wussten sie, warum sie schaffen, warum die Welt geboren wurde undwarum sie sterben muss.

    Die Kreuzigung des Hchsten als eine Synthese der Geburt und des Todes, als ein gleichzeitiger Siegber den Urluzifer der Zeit und den Urahriman des Raumes stand von nun an immer vor ihnen. So

    erfllte sich die groe Sehnsucht der Gtter nach einer Selbsterkenntnis. Indem sie jetzt nach untenauf Golgotha schauten, ergrndeten sie das Allerhchste, indem sie auf den Tod schauten, erkanntensie das Wesen des Vaters und den Weg, der zu Ihm fhrt.

    Und indem sie so nach unten auf das Kreuz von Golgotha schauten, durften sie noch etwas anderes,hchst wichtiges erleben, etwas erleben, womit ihre ganze zuknftige Mission zusammenhing. Sieerlebten nmlich, dass das Mysterium von Golgotha eine gewaltige Weltenzeitenwende bedeutet.Denn der Urluzifer, die Zeit, wurde durch dieses Mysterium des gekreuzigten Gottesmenschenbekehrt und bekam fortan die Kraft die dreifache Gottesleugnung im Raumesaugenblicke allmhlichzu berwinden.

    Dieses groe Wunder einer Bekehrung der Zeit wird ebenfalls von Petrus zum Ausdrucke gebracht,indem er auf die Frage des Auferstandenen dreifach seine Liebe zu Ihm bekennt. Dieses dreifacheLiebesbekenntnis des Petrus war ein menschlicher Ausdruck fr die Bekehrung der Weltzeit.

    Die Zeit, die sich vor dem Mysterium von Golgotha immer weiter von der heiligen Dreieinigkeitentfernte, erhielt durch das Kreuz von Golgotha den gewaltigen Impuls, fortan aufwrts zu steigen, indiejenige Sphre hinaufzusteigen, wo sich der Anfang mit dem Ende, das A mit dem O wiederverbinden knnen. Und wie auf dem alten Saturn, auf der alten Sonne und auf dem alten 1,ionde dieZeit geistig werden musste, wie sie erst vom Vater, dann vom Sohne und endlich vom Heiligen Geisteverlassen wurde, so wird sie dank des groen Christusopfers von Golgotha auf den zuknftigenDaseinsstufen des Jupiters, der Venus und des Vulkans erst mit dem Geiste, dann mit dem Sohne undendlich mit dem Vater sich vereinigen.

    Am Ende des Vulkans wird die Zeit in die Ewigkeit wieder hineinstrmen, was durch eine vollstndigeberwindung des Raumes geschehen soll. Die vom Geiste und Sohne gesttigte Zeit wird dann zumVater zurckkehren knnen, durch die Region der Cherubim, die an der Schwelle der Ewigkeitwachen.

    Und alle Wesen, die im Strome der Zeit sich entwickeln, die ganze unendliche Flle der Kinder derZeit wird in die Ewigkeit hineinstrmen knnen, dorthin wo die Ewigkeit von der Zeit wie von einemKreise umgrtet wird, wo die Zeit wieder ihren Schlangenschwanz auffangen wird, das A mit dem Overbindend.

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    Und die Gtter, indem sie diese wunderbare Bekehrung des Urluzifers, der Zeit anschauen, werdensich klar darber, wie sie selbst in der Zukunft zu wirken haben, um dieser Rettung der Zeit und allerihrer Kinder von sich aus zu helfen.

    Im Hinblick auf das groe Christusopfer fassen die drei Hierarchien den heiligen Entschluss, die drei

    zuknftigen Daseinsstufen der Erdenentwicklung schon in der Gegenwart im Geiste fr alle Kinderder Zeit vorzuleben und vor der Menschheit als Vorbilder der Zukunft zu stehen.

    So lebt die dritte Hierarchie schon heute im Geiste den Jupiterzustand fr die Menschheit vor, undebenso tut es die zweite Hierarchie, indem sie die Daseinsstufe der Venus schon heute vorlebt,whrend die erste Hierarchie dasselbe in Bezug auf den Vulkanzustand tut.

    So stellen sich die Gtter als eine leuchtende Leiter der hohen Weltentwicklungsideale hin, um derbekehrten Weltenzeit, dem Urluzifer der Welten den Weg zum Vater zu weisen.

    Dies knnten sie aber niemals tun, wenn sich Golgotha nicht ereignet htte, denn nur Golgotha

    verleiht einen hheren Sinn auch der Wirksamkeit der Gtter, indem sie ihnen den Weg zumAllerhchsten weist.

    3.

    Das Mysterium von Golgotha und die Erde.

    Und nun wenden wir uns der zweiten Frage zu: fragen wir uns, was das Mysterium von Golgotha frdie Erde bedeutet und was mit der Erde geschehen wrde, falls dieses heilige Mysterium sich nicht

    ereignet htte?

    Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich erst im Klaren sein, was eigentlich die Erde ist.

    Wenn man fr die Erkenntnis der Welt als Ma fr alle Dinge den Menschen gebrauchen will, wie esdie Antiken zu tun pflegten, so wird man sich sagen mssen, dass die Erde, nichts anderes ist, als einzurckgebliebener, umgestlpter Mensch, wie Gtter ihrerseits fortgeschrittene Menschen sind.

    Denn genau so sehnt sich die Erde nach einem wahren Menschentum, wie sich die Gtter auf diesesMenschentum in ihrer weiteren Entwicklung sttzen. Als ein zurckgebliebener, umgestlpterMensch besitzt die Erde ein Bewusstsein, welches vom heutigen Menschen lngst berwunden ist,welches aber ihm auf dem alten Saturn eigen war.

    Jedoch ist dieses allumfassende Saturnbewusstsein der Erde dadurch getrbt, dass sie sich nichtmehr in demjenigen Wrmezustande befindet, in welchem der Mensch whrend seinesSaturndaseins leben durfte, sondern in einem Zustande des Weltenfrostes.

    Wie nun die Wrme ein Ausdruck der gttlichen Liebe ist, einer Liebe, die so mchtig ist, dass sieauch von auen empfunden werden kann, so ist der Weltenfrost ein Ausdruck fr den Hass, frAhriman.

    Indem also die Erde in einen Zustand des Erfrierens gebracht wurde, musste sie dem EinflusseAhrimans anheim fallen. Sofern sie aber auch in diesem Zustande des Erfrierens einSaturnbewusstsein, ein Bewutsein, das dem Menschen whrend des Saturndaseins eigen war, ist siemit dem Menschen verbunden.

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    Nun fhlt sie aber dumpf, dass der Mensch in seinem Leibe, der ja aus ihren Substanzen besteht,etwas vollbringt, was sie selbst nicht vollbringen kann, dass er in diesem Leibe ein Bewusstseinentwickelt, welches bei ihr nur auerhalb des Leibes sich auswirken kann.

    Und nun wird die Erde dadurch von einer merkwrdigen Sehnsucht erfllt.

    Um diese dumpfe Sehnsucht der Erde besser zu verstehen, muss man das gegenseitige Verhltniszwischen Mikrokosmos und Makrokosmos kennen. Und zwar verhalten sich die beiden zueinanderauf solche Weise, dass sie einander ergnzen und sich nach einander sehnen. Fr den Mikrokosmosist die groe Welt ein Ideal. Der Mikrokosmos mchte sich bis zu dieser groen Welt erweiternknnen. Fr den Makrokosmos dagegen, sowie auch fr die Erde, die ja ebenfalls einmakrokosmisches Wesen ist, ist die kleine Welt des Menschenleibes, die den Geist in sich aufnehmenkann, auch ein Ideal.

    So ahmt der Mikrokosmos dem Grossen, der Makrokosmos dagegen dem Kleinen nach.

    Dumpf strebt die Erde danach in der Zukunft ebenso zu werden, wie der Mensch es heute ist, sichinnerlich ebenso vergeistigen zu knnen, denn sie will innerlich gut werden, sich mit Gutem erfllen.Sie mchte sich umstlpen, um das wahre Menschentum in sich zu tragen.

    Da sie jedoch ein makrokosmisches Wesen ist, strebt sie nicht nur danach, den einzelnen Menschenin sich aufzunehmen, sondern sie mchte zum Wohnort des groen Welten-Ich werden, zu seinemLeibe. Sie will sich so zu diesem groen Welten-Ich verhalten, wie ein einzelner Menschenleib sich zuseinem Ich verhlt.

    Auf welchem Wege will nun die Erde ihre dumpfe Sehnsucht erfllen? Sie will sie dadurch erfllen,

    dass sie sich mit dem Menschlichen ernhrt. Und zwar ist der Nahrungsstoff der Erde, dasjenige wassie braucht - die Leichen der Erdenmenschen. Den Menschenleib, den sie dem Menschen bei seinerGeburt schenkt, will sie nach dem Tode des Menschen wieder zurckerhalten. Denn sie schenktdiesen Erdenleib, weil sie die Hoffnung hegt, dass der Mensch ihn im Laufe seines Erdenlebensvergeistigen wird und in seiner Todesstunde ihn in einer vergeistigten Form ihr zurckgeben wird.Denn es besitzt der Mensch die wunderbare Fhigkeit durch die Moralitt seines Denkeins, Fhlensund Wollens die Erdenstofflichkeit zu vergeistigen.

    Und der Mensch knnte dies hemmungslos erreichen, er knnte der Erde die Nahrung liefern, die siebraucht, um mit der Zeit ihr Menschenideal zu verwirklichen, wenn sich nicht der Sndenfall ereignethtte.

    Nun fand aber, wie wir wissen, der Sndenfall statt, dem zu Folge das ganze Verhltnis desMenschen zur Erde anders wurde. Statt ein Ideal fr die Erde zu bleiben, statt das Allmenschliche insich zu offenbaren, wurde die zerstckelte Menschheit fr die Erde zur Versuchung stellt, wurdeimmer mehr fr sie zum Gifte, welches sie berauschte und betubte.

    Nun bleibt aber die dumpfe Sehnsucht der Erde, den Menschen innerlich aufzunehmen, dennochbestehen. Und wenn diese Aufnahme des Menschlichen nicht mehr durch eine Vergeistigung derErdenstofflichkeit geschehen kann, so versucht es die Erde auf eine andere Weise, nmlich durcheine Verstofflichung des Menschengeistes zu erreichen. Da sie keine geistige Labung vom Menschenerhlt, versucht sie ihn zu verfuhren.

    Darin uert sich die Doppelnatur der Erde, die gleich der Kundry der Gralssage zugleich eineDienerin des Grals und ein Medium des Klingsors ist.

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    Kennt man diese Tendenz der Erde, den Menschen in sich aufzunehmen, so wird es begreiflich, wasmit der Menschheit geschehen msste, falls Christus nicht auf der Erde erschienen wre. Denn dannwrde die Erde immer mehr zu einem Medium des Klingsor-Ahriman werden mssen und denMenschen immer mehr gleich einer Kundry verfuhren. Sie wrde dann den Menschen mit der Zeit

    verschlingen. Denn nicht die Erde wrde dann sich ein Menschenbewusstsein aneignen, sondern dieMenschheit wrde zum berwundenen Transbewusstsein der Erde sich zurckentwickeln, zu einemBewusstsein, das eine Rckkehr zum alten Saturndasein wre. Die ganze Entwicklung der Menschheitwrde dann den Absichten Ahrimans entsprechend, rcklufig werden mssen und mit einem Nichtsenden. Fr die Menschheit aber wrde diese rcklufige Entwicklung einen Sturz in die Hllebedeuten.

    Doch ist Christus in die Welt gekommen und ist durch den Tod gegangen, wie alle Sterblichen. Er hatdie Sehnsucht der Erde erfllt.

    Diesem Einzigen, diesem Allerhchsten hat ihr Allerbestes geschenkt, alles Edelste, was

    zurckgeblieben ist vom alten Saturn, als der physische Phantom des Menschen, alles Edelste, waszurckgeblieben ist von der alten Sonne als therisches, alles Edelste, was zurckgeblieben ist vomalten Mond; als Astralisches. Alle Naturreiche der Erde gaben ihr Alleredelstes fr die Hllen diesesheiligen Leibes hin. Und in diese edlen Weltenhllen der Leiblichkeit Jesu, in diesen wahrenMikrokosmos, stieg das groe makrokosmische Ich der Menschheit herunter, so wie ein Menschen-Ich in einen gewhnlichen Erdenleib bei einem Sichselbstbewusstwerden heruntersteigt.

    So wurde aus den edelsten Substanzen der Erde gleichsam eine Gralsschale gebildet, aus welcher dieErde dasjenige erhalten konnte, was sie von Anfang an brauchte: die heilige Labung des Grals.

    Um dasjenige zu erfassen, was sich fr die Erde ereignete, als das heilige Blut des Erlsers aus seiner

    Wunde auf die Erde niederfloss, mssen wir unsere Aufmerksamkeit auf Persnlichkeiten richten, diedabei wirksam waren, nmlich auf den Sldner Longinus und auf den geheimen Schler des Christus -Joseph von Arimatheia.

    Blicken wir zunchst auf den Sldner Longinus, auf Longinus, der, wie wir es wissen, den heiligen Leibdes Erlsers mit seiner Lanze durchbohrte.

    Was liegt dieser Tat zugrunde, dieser Tat, die aus einer bsen Absicht vollbracht wurde und dennochzu der grten Wohltat fr die Menschheit werden sollte, da ja durch diesen Speerstoss des Longinusdas heilige Blut des Erlsers von der Erde empfangen werden konnte?

    Dieser dumpfe Willensakt, der wie ein jeder Willensakt im Unterbewusstsein wurzelt und dessenZiele auerhalb des menschlichen Tagesbewusstsein liegen, tritt im Falle des Longinus so auf, dassLonginus seiner eigenen Tat in keiner Weise gewachsen ist. Die Motive seiner Tat liegen imUnterbewusstsein, welches sich mit der Erde verbunden wei, und sind ein Ausdruck fr diejenigegroe Sehnsucht die in der Erde lebt. In diesem Augenblicke war Longinus nur ein Werkzeug frdiejenige groe Sehnsucht, die in der erde lebt. In diesem Augenblicke war Longinus nur einWerkzeug fr den dumpfen Willen des Erdenplaneten. Und wenn wir uns in dieses dumpfeUnterbewusstsein der Erde, welches in Longinus wirkte, vertiefen wollen um festzustellen, wodurchder Speerstoss des Longinus verursacht war, so werden wir bei der Verfolgung der kosmischenUrsachenkette, die mit dem Speerstoss des Longinus endet, zum zurckgewiesen Feueropfer derThrone zurckgefhrt, denn durch diese Zurckweisung der Liebe ist im Weltgeschehen etwasentstanden, was eine Vorbedingung fr das Entstehen des Bsen uns gelten kann. Und zwar entstand

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    damals neben dem bewussten Weltenleben ein anderes gebiet, ein Gebiet des unterbewusstenWeltenlebens, wo sich fortan dasjenige ansammeln konnte, was von der hheren Wesenheitenzurckgewiesen wird.

    Und indem ein Zurckgewiesenes in dieses Unterbewusstsein der Welt versinkt, wird es dort in sein

    Gegenteil verwandelt. Aus einem Guten wird es zu einem Bsen. So geschah es, z.B. dem Opfer desBrudermrders Kain. Dasjenige, was im Kain beim Darbringen seines Opfers lebte, war eineverborgene Feuerkraft, die, falls sie von der hheren Welt in Empfang genommen wrde, sich inhhere Fhigkeiten der Imagination, der Inspiration und der Intuition verwandeln knnte. Doch dieseFeuerkraft von Kain wurde von der geistigen Welt zurckgewiesen, so dass sie sich fortan nur inunterbewussten Regionen der irdischen Leiblichkeit auswirken konnte. Was musste aber dadurchgeschehen? Diejenigen Krfte, welche der Imagination, der Inspiration und der Intuition zugrundeliegen, wurden ins Gegenteil umgewandelt. Und zwar verwandelte sich die metamorphosierendeKraft der Imagination in Lge und Irrtum, die geistige Sympathie der Inspiration - in Neid und Hassund die Auferstehungskraft der Intuition - in Mord und Tod.

    Lge, Neid und Brudermord waren die Folgen davon, dass das Feueropfer Kains von der hherenWelt zurckgewiesen wrde, dass diese Feuerkraft des Kain in das Unterbewusstsein abgelenktwurde. Denn Lge ist die nach unten versetzte Fhigkeit des Methamorphosierens, der Imagination,Hass ist die nach unten versetzte Fhigkeit der Liebe, der Inspiration, Mord ist die nach untenversetzte Auferstehungskraft der Intuition. Diejenige Kraft der Intuition, die in den hheren Regionenzum gegenseitigem sich Durchdrungenwissen der Wesen im Geiste fhrt, verursacht in der niederenRegion der Stofflichkeit, wo zwei Wesen zu derselben Zeit sich nicht in demselben Punkte befindenknnen, wo sie sich gegenseitig vernichten mssen, den Mord.

    Je weniger daher der Mensch seine Feuerkraft, die Kraft der Intuition im Geiste ausben kann, jemehr er bei der Ausbung dieser Kraft von den hheren Welten zurckgewiesen wird, umso leichter

    wird er zu einem Mrder.

    So wirkte auch in Longinus beim Anblick des Gekreuzigten die unterbewusste Sehnsucht der Erde,ihre groe Sehnsucht - Christus zu erkennen, in Ihn einzudringen. Da aber diese Sehnsucht der Erdenach einer intuitiven Verbindung mit dem Welten-Ich, mit Christus, im Unterbewusstsein wirkte, dasie eine tiefunterbewusste Sehnsucht war, musste sie in der niederen Welt der Stofflichkeit, inwelcher der Wille nur unterbewusst sich auslebt, in sein Gegenteil sich verwandeln und als eintdlicher Speerstoss in Erscheinung treten.

    In dem tdlichen Speerstoss des Longinus mssen wir demnach das letzte Glied derjenigenUrsachenkette erblicken, die bis ins Saturndasein hinaufreicht. Es war das letzte Glied des negativenWeltenkarmas, das von der Erde aufbewahrt wurde und als ein Speerstoss gegen Denjenigengerichtet wurde, der ein Urquell des positiven Karmas ist.

    Und siehe denn: die dumpfe Sehnsucht der Erde nach einer intuitiven Vereinigung mit demMenschenideale, diese groe Sehnsucht wurde pltzlich erfllt, als das Blut des Erlsers aus seinerWunde auf die Erde niederfloss.

    Denn da kam fr die Erde der Augenblick, wo sie das heilige Abendmahl, die heilige Labung des Gralsempfangen durfte, den geheiligten Leichnam aufnehmen und zu einer wahren Christin werdendurfte. Der Speerstoss des Longinus wurde auf eine wunderbare Weise ins Gute umgewandelt, da ergegen Denjenigen gerichtet war, der Alles ins Gute umwandelt. So wurde denn derjenige, den dieErde verschlingen wollte, ihr zur heiligen Labung des Grals.

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    Und das Erdbeben im Augenblicke des Todes des Gekreuzigten wurde zum Ausdrucke fr dasjenigeseelische Erbeben, das den Busen der Erde erschtterte, als sie sich vor der Erfllung ihrer heiestenSehnsucht sah, einst das Allmenschliche in sich aufzunehmen. Und als das Blut des Erlsers ausseiner Wunde auf die Erde herunterfloss, als ein Spalt anstelle des Grabes sich bildete und die Erdeden heiligen Leichnam in ihre Tiefen aufnehmen konnte, wurde dieses groe Mysterium fr die Erde

    zu einem Empfang des Abendmahls. Denn dadurch erhielt die Erde die Stoffe, die auf sie ebensowohltuend wirken konnten, wie das Abendmahl auf einen Glubigen. So hatte die Erde, bevor nochdie Menschen zu Christen wurden, das Christentum aufgenommen. Trotz ihrer Doppelnatur, trotzihrer Kundry-Natur erhielt sie von nun an die Mglichkeit einst geheilt und gelutert zu werden.

    Dieses groe Wunder, dieses Abendmahl der Erde wurde im Himmel von den Gttern und auf Erdenvon Menschen miterlebt, von denjenigen Menschen nmlich, die bei der Grablegung beteiligt warenund in erster Reihe von Joseph von Arimatheia. Denn Joseph von Arimatheia war der erste unter denMenschen, der den wunderbaren Grungsprozess der in den Tiefen der Erde entstand, geistigwahrnehmen durfte. Dieser Grungsprozess in den Erdentiefen ist dadurch entstanden, dass dervergeistigte und geheiligte Leichnam des Christus Jesus von der Erde aufgenommen wurde. Dies war

    der Anfang fr eine Regentschaft des Christus ber das Erdenkarma und fr Seinen Eintritt in dasAmt des Erdengeistes. Und als der Leichnam des Christus Jesus in die Tiefen der Erde versank, wusstedie Erde, dass hier in diesem Leibe das Welten-Ich lebte. Hier hat sich zu einem Punkte dasjenigekonzentriert, was auf dem Saturn ber den ganzen Planeten als ein Weltenbewusstsein ausgebreitetwar und was einst auf dem Vulkan ebenfalls ber den ganzen Planeten sich ausbreiten wird. DieseKonzentrierung war eben der schmerzvolle Zustand der Kreuzigung. Und der Leib, in welchem dieseKonzentrierung stattgefunden hatte, der durch die Kreuzigung durchgegangene Leib des Erlsers trugnoch in sich die Abdrcke dieser Konzentrierten Universalitt und konnte dadurch auf die Erde alseine Art Hefe wirken und einen Grungsprozess in ihren Tiefen hervorrufen. Denn es wirkte dieservon der Erde aufgenommene Christus Jesus-Leib auf das dunkle Bewusstsein der Erde als ein imKleinen sich erfllter Erdentraum, als ein Ideal, des innerlich aufgenommenen Menschentums. Durch

    diesen Christus Jesus-Leib erhielt die Erde einen Impuls zur weiteren Vergeistigung, einen Impulseinst zum leuchtenden Auferstehungsleibe des Welten-Ich zu werden.

    Dies war das Geheimnis des heiligen Grals, welches Joseph von Arimatheia in die Gralesschale deseigenen Herzens aufgenommen hatte, das Geheimnis der Umwandlung von Wein und Brot in Blutund Fleisch des Christus. Worin bestand nun der Sinn dieser Umwandlung, wie sie von Joseph vonArimatheia erkannt wurde?

    Whrend die Sonne von auen, aus dem Kosmos wirkend, hier auf der Erde Wein und Brot nurhervorzubringen vermag, kann die Christus-Sonne, welche jetzt innerhalb des Erdendasein wirkt, sodie Erde beeinflussen, wie sonst ein Menschen-Ich seinen Erdenleib beeinflusst, indem er dieErdensubstanzen in Fleisch und Blut verwandelt. Genau so, wie dieses Menschen-Ich sich zu seinemLeibe verhlt, ihn zum Ausdruck seiner inneren Wesenheit gestaltend, so sollte fortan das groeChristus-Ich sich zu den Substanzen der Erde verhalten, sie zum Ausdrucke des eigenen Wesensgestalten. In der Zukunft wird die Erde eine solche Bedeutung fr Christus erhalten, wie derMenschenleib fr ein Menschen-Ich. Und zwar soll es auf dem Vulkan geschehen, wo der ganzeErdenplanet zu einem durchgeistigten und durchseelten Organismus des Christus, zu SeinemAuferstehungsleibe werden wird. So wird Christus diejenigen Erdensubstanzen, die heute noch alsErgebnis einer ueren Sonnenwirkung Wein und Brot sind, in solche Substanzen umwandeln, die einErgebnis der inneren Sonnenwirkung, der Ich-Wirkung sein werden und denen heute imMenschenorganismus Blut und Fleisch entsprechen.

    So durfte Joseph von Arimatheia in seinem berbewustsein die Folgen derjenigen Tat erleben, dieLonginus aus den Krften seines Unterbewusstseins vollbrachte. So durfte er das Ideal der gesamten

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    Erdenentwicklung schauen, das Ideal der entferntesten Zukunft, das heute nur als dieTranssubstantiation der Messe vorbildlich erlebt werden kann.

    Eine vollstndige Umstlpung der Erde durch die Christuskraft des Mysteriums von Golgotha, dieErfllung der Sehnsucht des Erdenplanet einst zum Auferstehungsleibe des Christus zu werden,

    dasjenige innerlich erleben zu drfen, was die Erde heute auen besitzt und dasjenige als einenHimmel um sich herum zu schauen, was sie heute als ein Bses innerlich in sich verbergen muss,diese Erfllung der hchsten Erdensucht ist durch das Mysterium von Golgotha mglich geworden. Ineiner Transsubstantiation des Erdplaneten besteht die Bedeutung, die das Mysterium von Golgothafr die Erde hat.

    4.

    Das Mysterium von Golgotha und die Menschheit.

    Nachdem wir nun die Bedeutung des Mysteriums von Golgotha wie fr den Himmel, so auch fr dieErde eingesehen haben, mssen wir uns die Frage stellen, welche Bedeutung dieses heiligeMysterium fr dasjenige Wesen, hat dessen Schicksal es ist, ein Bindeglied zwischen dem Himmelund der Erde zu sein - nmlich fr den Menschen.

    Es ist wichtig von der zentralen Stellung des Menschen im Weltall auszugehen. Denn der Mensch istein Wesen, nach dem sich die Erd von unten sehnt und auf das sich der Himmel von oben sttzt. DerMensch tritt als ein Vermittler zwischen den Himmel und der Erde auf. Seine Mission im Weltallbesteht darin, durch eine Umwandlung der Erde den Himmel zu ergrnden und durch eineErkenntnis des Hiririe15: -1,-e Erde umzuwandeln.

    Dies aber vermag er, weil sein Wesen beiden Welten verwandt ist. In den himmlischen Weltenwurzelt der berbewusste Geist des Menschen. Durch ein Sich bewusst werden dieses Geistesvermag die Seele im Sinne des Guten zu wirken.

    Im Erdinneren wurzelt das Unterbewusstsein des Menschen, das sich durch die irdische Leiblichkeitausleben will, Seinem Unterbewusstsein folgend, wirkt der Mensch im Sinne des Bsen. So ist dieSeele des Menschen ein Schauplatz, wo sich der Kampf des Guten mit den Bsen abspielt. Zugleichaber ist sie eine Sttte wo Gott Seine Kreuzigung erlebt und auferstehen soll.

    Und das es so gekommen ist, dies verdankt der Mensch seinem Erdenschicksal. Denn das Mysteriumvon Golgotha musste im Laufe der ganzen Menschheitsentwicklung, die dem Sndenfall folgte,schicksalsmig vorbereitet werden.

    Es konnte sich nur dadurch ereignen, dass wie das positive, so auch das negative Karma derMenschheit dazu beigetragen haben.

    Und zwar hat das positive Karma der Menschheit die Empfngnis des Heilands auf Jordan und SeineGeburt auf Golgotha ermglicht. Es liegt der gesamten Generationslinie des Jesus zugrunde, sowieauch dem ganzen Schicksalswege, welcher den Jesus zum Jordan fhrte. Dank diesem positivenKarma der Menschheit, dank dieser regenerierenden Strmung des Menschengeschlechts, die ausPropheten und Eingeweihten bestand, wurde die Menschheit von der geistigen Welt als wrdiganerkannt den Heiland aus ihrem Schosse zu gebren.

    Die andere, die negative Strmung dieses Menschheitskarma fhrte dagegen zum Tode des Erlsers.

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    So wurde die Menschheit dazu verurteilt, dasjenige Allerheiligste zu tten, das sie selbst geborenhatte.

    Die Kraft, den Jesus zu gebren, erhielt die Menschheit vom Himmel. Dies war ein Ergebnis ihresBundes mit der geistigen Welt.

    Die Kraft den Christus zu tten erhielt die Menschheit von den Erdentiefen. Und dies war die Folgeihrer Sndhaftigkeit. Und dort, wo sich diese beiden karmischen Strmungen durchkreuzten wurde,das Kreuz von Golgotha errichtet, das Kreuz, an dem das durch die Vermittelung der Menschheitgeborene Welten-Ich jetzt durch die Vermittelung derselben Menschheit den Tod erleiden mussteund den Tod durch den Tod besiegen konnte.

    Diese wunderbare Beziehung der Menschheit zum Mysterium von Golgotha veranlasse uns aufdieses Mysterium als auf dasjenige zurckzuschauen, was uns als unsere grte Schuld und zugleichals unsere einzige Rettung gelten muss.

    Wir sind daran schuld, dass der Gottesmensch gekreuzigt wurde, - so mssen wir uns sagen-, aberdurch unsere Schuld sind wir gerettet worden.

    Und indem wir in dieses einzigartige Gefhl, das zugleich ein Gefhl der unendlichen Schuld und einGefhl der unendlichen Dankbarkeit ist, uns vertiefen geschieht etwas in uns, was unser wahresVerhltnis zum Erlser offenbart: wir lernen den Christus lieben.

    Denn whrend fr den Himmel Christus der Offenbarer des Vaters ist und fr die Erde ein Sieger berdas Bse, ist Er fr die Menschheit ein Spender der Liebe.

    Durch die Betrachtung des Kreuzes, des Kreuzes von Golgotha, durch ein Erlebnis der Mitkreuzigung

    wird Liebe im Menschen geboren.

    Denn was geschieht dabei? Es geschieht fr die Seele, welche sich in das Sinnbild des Kreuzesvertieft, eine Wiederholung dessen, was im Grossen in Palstina geschehen war. Wie damals derGekreuzigte in das Unterbewusstsein der Erde herunterstieg und von dort als ein Sieger ber dasBse auferstand, so tut er es auch jetzt in den unterbewussten Seelentiefen des Menschen, der dasKreuz von Golgotha mit einem Gefhle der unendlichen Schuld und Dankbarkeit anschaut. DerGekreuzigte steigt in die unterbewussten Seelentiefen eines solchen Menschen herunter, und indemer dort einen Sieg ber den finsteren ahrimanische Doppelgnger erringt, aufersteht er in der Seeledes Menschen als Liebe.

    Whrend alle anderen Wesenheiten beim Heruntersteigen in die Tiefen den Zusammenhang mit demVater verlieren mssen, ist Christus die einzige Wesenheit, der diesen Zusammenhang auch untenaufrecht erhlt, die auch unten mit dem Vater vereinigt bleibt durch den Tod den Vater offenbarend.Und whrend daher bei allen anderen Wesenheiten bei ihrem Niedersteigen in den die Tiefen dasGute ins Bse sich umwandeln muss, geschieht bei Christus eine Umwandlung des Bsen in das Gute.

    So wird auch durch das Erlebnis einer Mitkreuzigung der finstere Doppelgnger des Menschen alsTrger des negativen Karmas durch die Christuskraft des Kreuzes berwunden und Liebe als die Kraftdes positiven Karmas geboren. Um sich im klaren zu sein, worin dieses Erlebnis der Mitkreuzigungbesteht, richten wir unsere Blicke auf denjenigen, der am tiefsten es erlebt hatte und uns als einVorbild dienen kann, auf den geliebten Jnger des Christus-Johannes.

    Denn Johannes war bei allen Passionen des Christus anwesend und hat die Kreuzigung miterlebenmssen. Er war dabei als die unaussprechliche Tragdie des Gotteswortes zur historischen Tatsache

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    wurde, als das Wort Gottes, das alles erschaffen hat, auf dem Kreuze verstummte. Aber nicht nur dieTragdie des Gottes, der in den Menschen einzog, musste er miterleiden, sondern auch die Tragdiedes Menschen, in dem Gott verstummt ist. Und dadurch wurde er fhig ein Stifter der sieben stufigenchristlichen Passionswege zu werden und diese groe Erfahrung in sein Evangelium hineinzuzaubern.

    So wurden seine Erlebnisse der Mitkreuzigung zu einem Vorbilde fr den siebenstufigen christlichenPassionsweg, welchen von nun an wie ein jeder einzelne Mensch, so auch die ganze Menschheit inihre Schicksale zu verwirklichen hat.

    Um die Bedeutung dieses christlichen Passionsweges wie fr die himmlische so auch fr die irdischeWelt zu erkennen, mssen wir die Wirkungsart des negativen und des positiven Karma in derWeltgeschichte kennen lernen.

    Fragen wir uns zunchst, wie das negative Karma der Menschheit wirkt?

    Wie wir schon erwhnt haben, ist die Erde ein Wesen, das von der Moralitt der Menschheit

    abhngig ist, das schlechter wird, wenn der Mensch unmoralisch handelt, das in seinen Tiefen allesFinstere und Bse was der Mensch tut, aufbewahrt und in bestimmten Rhythmen durch dieseaufbewahrte Finsternis das menschliche Dasein beeinflusst.

    Stndig steigen aus den Tiefen der Erde dumpfe Fragen, bittere Vorwrfe, finstere Drohungenempor, die gen Himmel gerichtet werden. Diese Fragen, Vorwrfe und Drohungen der Erde, diegleich der rohen Stimme des ahrimanischen Schchers aus dem Erdenabgrunde ertnen, sind abernicht abstrakt, wie es die Fragen des Menschen sind, sondern offenbaren sich in den Tatsachen desGeschichtlichen Werdens, in sozialen Umwlzungen, Erschtterungen und Krisen. Sie sind wiedumpfe Erinnerungen ferner Kulturen. Alles negative, was im alten gypten, im uralten Persien, inUrindien einst geschah und was damals von der Erde aufgenommen wurde, steigt allmhlich auf die

    Oberflche als das negative Karma der Menschheit.

    So leben wir in einer Zeit, wo das negative Karma gyptens und Babylons aus den Tiefen der Erdeemporsteigt. Und ebenso wird in der sechsten Kulturepoche das negative Karma Urpersiens auf dieErdoberflche heraufsteigen. Und in der siebenten nachatlantischen Kulturepoche wird dasselbe mitdem negativen Karma Urindiens geschehen mssen.

    Und je weiter die Zeiten vorwrts schreiten, umso bser werden diese dumpfen Fragen, bittereVorwrfe und finstere Drohungen der Erde.

    Es fragt sich nun, wer auf diese Fragen der Erde eine Antwort zu geben vermag? Und wenn wir sofragen, da finden wir, dass auf die Fragen der Erde nur der Himmel eine Antwort geben kann. Nur derHimmel kann die Probleme der Zeit lsen und es besteht die wahre Weisheit des Menschen darin,dass er dasjenige vernimmt, was die Ewigkeit dem Augenblicke zu sagen hat.

    Und zwar ist es so, dass der Himmel die aus einer fernen Zeit stammenden Probleme, die aus einerfernen Zeit emporsteigenden Erdenfragen aus derjenigen Weisheit zu beantworten hat, diederselben fernen Zeitepoche entnommen ist.

    Und wo muss die Frage der Erde mit der Antwort des Himmels sich begegnen?

    Sie begegnen sich Miteinander in der Menschenseele.

    Denn der Mensch ist es, der die Angelegenheiten der Weltgeschichte zu regeln hat, der aktiv denHimmel mit der Erde durch eine richtige Beantwortung der Zeitprobleme zu vershnen hat. Er ist es,

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    in dem der Tatsachen-Dialog zwischen der Erde und dem Himmel gefhrt wird, das groe gewaltigeTatsachen-Verfahren der Weltgeschichte.

    Und zwar hilft er dem Himmel die Erdangelegenheiten zu regeln, indem er selbst den christlichenPassionsweg betritt. Denn dieser neutestamentliche Passionsweg ist eine Busse fr den

    alttestamentlichen Zerstrungsweg. In der neutestamentlichen Zukunft soll der Mensch dasjenigewieder gutmachen, was er im alten Testamente verschuldet hat. Er soll die groe Weltenwahrheit,die er im alten Testamente, in der vorchristlichen Zeit ausgelscht hat, durch den Weg der Mhe, desLeides und des Todes wieder auferwecken. Um die Ziele dieser zuknftigen Entwicklung nherkennen zu lernen, muss man erst in die Vergangenheit den Blick richten und die uns nochzugngliche Entwickelung des nachatlantischen Zeitraums in Betracht ziehen. Wenn man sich danachfragt, was diese nachatlantische Entwicklung nicht nur fr den Menschen, sondern fr das groeMenschheits-Ich fr Christus bedeutet, so wird man sich antworten mssen, dass fr Christus dieservorchristliche Weg ein Weg des allmhlichen Sterbens war.

    Betrachten wir zunchst die Kultur von Altindien.

    Am Anfange dieser heiligen Kultur waren das Wollen, das Fhlen und das Denken des Menschennoch durchaus selbstlos. Durch das selbstlose Wollen konnte sich die erste Hierarchie, durch dasselbstlose Fhlen die zweite Hierarchie, durch das selbstlose Vorstellen die dritte Hierarchieoffenbaren. Und der Gegenstand dieser dreifachen Offenbarung war Christus. Daher kann gesagtworden, dass am Anfange der altindischen Kultur die Erkenntniskraft der Menschheit noch bis in dieSphre der ersten Hierarchie hinaufreichte. Nun ist aber die erste Hierarchie eine Trgerin derSterneweisheit. Bildhaft gesprochen, kann man daher sagen, dass damals am Anfange deraltindischen Kultur Christus sich der Menschheit auf den Sternen offenbarte. Doch im Laufe der Zeitwurde der Weltenwille durch den verselbststndigten Menschenwillen in der Erkenntnis ersetzt. DieWeisheit der ersten Hierarchie wurde aus dem Bewusstsein der irdischen Menschheit ausgelscht.

    Und daher kann man sagen, dass am Ende der altindischen Kultur Christus auf den Sternen seinenersten vorirdischen Tod erlitten hat.

    In der zweiten nachatlantischen Kultur, in der Kultur von Urpersien konnte noch zu Zeiten des groenZarathustra durch das selbstlose Fhlen von der Menschheit die Offenbarung der zweiten Hierarchie,der Sonnenhierarchie wahrgenommen werden. Es lebte Christus damals fr die Menschheit auf derSonne, in der groen Sonnenaura. Aber nachdem auch das Fhlen sich verselbststndigt hatte,nachdem der Turan ber den Iran den Sieg davongetragen hatte, erlosch diese groe SonnenweisheitZarathustras. Und man kann daher sagen, dass am Ende der Urpersischen Kultur der Christus auchauf der Sonne seinen zweiten irdischen Tod erlitten hat.

    Und wenn wir auf die gyptische und babylonische Kultur zurckblicken, so finden wir, dass zurBltezeit dieser Kulturen, als das Vorstellungsleben der Menschheit noch selbstlos war, dieOffenbarungen der dritten Hierarchie fr den Menschen noch zugnglich waren. Nun offenbart sichaber die dritte Hierarchie durch die Planetenweisheit. Und da der Gegenstand ihrer OffenbarungChristus war, so kann gesagt werden, dass damals Christus noch auf den Planeten lebte. Als sich aberauch das Vorstellungsleben der Menschheit verselbststndigt hatte, als die Weisheit der drittenHierarchie ebenfalls vom selbststndigen Menschendenken ausgelscht wurde, am Ende dergyptischen und babylonischen Kultur, da musste Christus auch auf den Planeten zum dritten Mal inseinem vorirdischen Dasein sterben.

    Und als Er dann auch das vierte mal, diesmal auf Erden sterben musste, wurde durch diesenErdentod offenbart, wie sich die Menschheit zu Ihm in Wahrheit verhlt, es wurde offenbart, was Erder Menschheit und was die Menschheit Ihm schenkt.

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    Denn Er bringt der Menschheit Leben, sie aber bringt Ihm den Tod.

    Und als Er auferstanden war, wurde dadurch der Menschheit offenbart, wie sie sich zu Ihm in derZukunft verhalten soll. Denn wie Christus dreifach vor seinem Erdentode in den hheren Weltengestorben ist, so wird Er in der Zukunft nach Seiner irdischen Auferstehung ebenfalls dreimal in

    diesen hheren Welten auferstehen: erst auf den Planeten, denn auf der Sonne und zuletzt auf denSternen. Und dann wird die auferstandene christianisierte Weisheit von gypten, von Urpersien, vonUrindien der Erde dasjenige bieten knnen, was eine Antwort auf ihre dumpfen Fragen, Vorwrfeund Drohungen geben kann.

    Denn es kann das negative Karma von gypten und Babylon, das heute unser soziales Lebenerschttert, nur durch die auferstandene Weisheit der Planeten durch die auferstandene Weisheitder dritten Kulturepoche gelscht werden. Und ebenso wird das negative Karma Urpersiens, welchessich in der sechsten Kulturepoche auf der Erdoberflche auswirken wird, nur von der auferstandenenWeisheit des groen Zarathustras gelscht werden knnen. Und das Karma des Sndenfalls, dasnegative Karma Indiens, das in der siebenten Kulturepoche sich auswirken muss, wird ebenso von

    der positiven auferstandenen Weisheit der sieben Rishi gelscht werden mssen.

    Wodurch geschieht aber diese Auferstehung der alten Weisheitsschtze?

    Wodurch wird Christus erst auf den Planeten, dann auf der Sonne und endlich auf den Sternenauferstehen knnen?

    Dies wird Er dadurch vollbringen knnen, dass Er auf Erden etwas hinterlassen hat, was alsVorbedingung fr diese dreistufige Auferstehung uns gelten muss.

    Und zwar ist es das groe Vorbild des Passionsweges, den Er gegangen ist.

    Es mssen Menschen und Menschengruppen sich finden, die diesen Passionsweg des Erlsersbewusst gehen wollen, die sich der Wirkung des negativen Karma ebenso aussetzen wollen, wie esChristus getan hat, die unerschttert unter den Geisselhieben des negativen Karma stehen wollen,um durch das Erleiden dieser Hiebe das Bse in das Gute umzuwandeln.

    Denn nur unter den Geisselhieben des negativen Karmas konnte dieser Passionsweg des wahrenChristentums, der Weg des positiven Karma entstehen. Und durch die Mhe durch das Leiden, durchdie Kreuzigung, die von diesem negativen Karma verursacht werden, wird die Menschenseele dazufhig, die auferstehende Weisheit alter Zeiten in sich aufzunehmen.

    Mhe, Leid und Tod sind die Mittel, die zur Auferstehung dieser Weisheit fuhren, der Weisheit, dieauf die Fragen der Erde die wahre Antwort geben soll.

    Durch die geistige Mhe der imaginativen Erkenntnis, durch das Leid der Inspiration, durch dasTodeserlebnis der Intuition kann das groe Christus-Ich in die Menschenseelen einziehen.

    Denn wie das Menschen-Ich sich zwischen dem eigenen Leibe und dem eigenen Geiste erlebt, soweilt das groe Christus-Ich nach Seinem Tode und Seiner Auferstehung zwischen dem Leibe derganzen Menschheit und der himmlischen Welt, das eine mit dem anderen verbindend.

    Und wie Christus Jesus whrend Seines Erdenlebens an den Hllen der Eigenen Leiblichkeitarbeitete, indem Er durch Mhe, Leid und Tod sie in den Auferstehungsleib verwandelt hatte, indemEr im astralischen Leibe des Jesus das kosmische Vergessen, in Seinem therleibe den kosmischenSchlaf und in Seinem physischen Leibe den kosmischen Tod besiegte, so arbeitet Er jetzt nach Seiner

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    irdischen Auferstehung an den Hllen der ganzen Menschheit und zwar ebenfalls durch Mhe, Leidund Tod.

    Und ein jeder Mensch kann dem Christus in dieser Arbeit an den Hllen der Menschheit helfen,indem er Ihn bekennt und Seinen Passionsweg bewusst betritt. Mhe, Leid und Tod sind Krfte, die

    zum Auferstehungswunder, zur Auferstehung des Christus auf den Planeten, auf der Sonne und aufden Sternen fhren sollen, und zwar durch einen Sieg ber das kosmische Vergessen, denkosmischen Schlaf und den kosmischen Tod.

    Das kosmische Vergessen, Gewissenlosigkeit ist eine charakteristische Eigenschaft unserer Zeit. Nurgeistige Mhe kann dieses kosmische Vergessen in der modernen Menschheit berwinden. Undsollte die Menschheit diese geistige Mhe aufbringen, so knnte sie den Christus der in einerEngelform auf den Planeten auferstehen wird, aufnehmen.

    Dazu mssen aber die Menschen so empfinden, als ob Christus erst gestern gekreuzigt wurde undschon morgen auferstehen wird. Sie mssen die groe Schuld dem Gekreuzigten gegenber erleben

    knnen, um auf den Planeten Auferstehenden schauen zu drfen.

    Und in der sechsten Kulturepoche, wo das negative Karma des Turans aus den Erdentiefenheraufsteigen wird, wird die Mhe schon nicht mehr gengen, um den auf der SonneAuferstandenen in die Seele aufnehmen zu knnen. Denn nicht nur das kosmische Vergessen wirddann der Menschheit drohen, sondern auch der kosmische Schlaf. Und um diesen kosmischen Schlafzu berwinden, wird die Menschheit nicht nur den Weg der Mhe, sondern auch den Weg des Leidesgehen mssen, des geistigen Leides, das zum Inspirativen Sonnenbewusstsein fhrt. Durch dasgeistige Leiden muss der Mensch sein heutiges Gegenstandsbewustsein bis in die Sonnensphrehinauf erweitern knnen.

    Und in einer noch fernerer Zukunft, wenn das Reinkarnationsgesetz abgeschafft werden wird, wirddem Menschen auch der kosmische Tod drohen, dem er nur durch das Erlebnis der Kreuzigungentgehen knnen wird. Durch das Erleben derjenigen Kreuzigung, die wir am Anfange diesesVortrages geschildert haben, wird dann der Mensch auch das intuitive Sternenbewusstsein in sichaufnehmen, um mit den Christus auch dann zu sein, wenn Er beim Vater weilt.

    Denn nur durch dieses Erlebnis der Kreuzigung, das in einer Entfaltung des Sternenbewustseins imphysischen Leibe besteht, kann der kosmische Tod berwunden werden.

    In dieser entfernten Zukunft wird nmlich der Mensch vor die Notwendigkeit gestellt, entwederunter das Reinkarnationsgesetz niederzusinken oder ber dieses Gesetz aufzusteigen.

    Unter der Reinkarnation liegt das Gebiet des kosmischen Todes. ber der Reinkarnation liegt dasGebiet des ewigen Lebens.

    Um mit den Christus zu sein, wenn Er auf den Planeten auferstehen wird, muss man durch diegeistige Mhe gehen. Um mit dem Christus zu sein, wenn Er auf der Sonne auferstehen wird, mussman bereit sein das geistige Leiden zu ertragen. Und mit dem Christus zu sein, wenn Er auf denSternen auferstehen und beim Vater weilen wird, muss man den Tod der Kreuzigung erleiden.

    Denn durch den Tod der Kreuzigung am Ende der Weltgeschichte soll die Menschheit vomahrimanischen Abgrunde Gerettet werden. Durch die allmenschliche Kreuzigung soll der kosmischeTod besiegt worden.

    Darauf werden die Auferstehung der Menschheit und ihre Himmelfahrt folgen.

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    Denn die Himmelfahrt des Auferstandenen ist eben ein Zeichen dafr, dass Christus nach SeinerAuferstehung in einem Leibe lebt, den Er nicht abzulegen braucht, um ber die Schwelle des Todeszum Vater zurckzukehren, dass Er in einem Leibe lebt, der das Reinkarnationsgesetz wegschafft undvon der himmlischen Welt aufgenommen werden kann.

    Wei man dies, so kann man die unendliche Bedeutung des groen Christusopfers fr dieMenschheit richtig wrdigen.

    Denn Christus gibt der Menschheit die Kraft auch in der Zukunft ein Bindeglied zwischen demHimmel und der Erde zu bleiben.

    Wre daher Christus nicht gekommen, wre Er nicht am Kreuze gestorben und danach auferstanden,was wre dann mit der Menschheit geschehen?

    Dann wrde die Menschheit kein Bindeglied zwischen Erde und Himmel bleiben knnen.

    Dann wrde das Kosmische Vergessen, der kosmische Schlaf und der kosmische Tod die Menschheitberwltigen.

    Die Seele wrde ohne Christus einst einschlafen mssen und knnte dann nicht mehr denhimmlischen Geist einst dem irdischen Leibe vershnen.

    Der Geist wrde dann dem Luzifer anheim fallen. Er wurde dann in das Gebiet des kosmischenVergessens eintreten.

    Der Leib aber wrde zur Beute Ahrimans werden mssen, er wrde in das Gebiet des kosmischen

    Todes hinunter sinken.

    Das kosmische Vergessen wurde zum Schicksal des Geistes, der kosmische Schlaf zum Schicksal derSeele, der kosmische Tod zum Schicksal des Leibes.

    Durch Christus wird die Menschheit von diesen drei Gefahren gerettet.

    5.

    Das Weltenrosenkreuz.

    So haben wir einen schwachen Versuch unternommen, die Bedeutung zu erforschen, welches dasMysterium von Golgotha fr alle Welten hat.

    Wir sind uns bewusst, wie unzulnglich alle Versuche sein mssen, dieses heilige Mysterium zuergrnden und das Wesentliche auszusprechen. Doch gengt es uns, wenn bei den verehrtenFreunden ein Gefhl fr die allumfassende Bedeutung des Mysteriums von Golgotha erwachenKonnte.

    Um nur noch das Gesagte ganz kurz zusammenzufassen, rufen wir nochmals vor unsere Augen dasgroe Sinnbild des Kreuzes von Golgotha.

    Wie wir es ja sahen, ist dieses Kreuz, das eine Synthese des Todes und der Geburt darstellt, inMittelpunkte des Weltgeschehens aufgerichtet, als die urgrundtiefe moralische Intuition des Vaters,

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    von der moralischen Phantasie des Sohnes und die moralische Technik des Geistes verwirklichtwerden soll.

    Dieses Kreuz, das auf der Erde aufgerichtet ist, muss von den Menschen erlebt werden, und dieGtter, indem sie auf dieses Kreuz hinunterblicken, erkraften sich zur Erfllung ihrer Weltenmission.

    Der Urluzifer der Zeit, wird durch dieses Kreuz bekehrt. Der Urahriman des Raumes wird durch esbesiegt.

    Fr den Himmel ist es eine Offenbarung des Vaters und des Sinnes der Welt. Fr die Erde ist es eineKraft, die sie umwandeln kann. Fr die Menschheit ist es ihr Schicksal. Wrde das Mysterium vonGolgotha sich nicht ereignen, so htten die Gtter keine Mglichkeit gehabt eine Erkenntnis deseigenen tiefsten Wesenskerns jemals zu erreichen.

    Wrde das Mysterium von Golgotha sich nicht ereignen, so htte die Erde keine Mglichkeit ihretiefste Sehnsucht zu erfllen: ein fr das Leib fr das Weltenbewusstsein zu werden.

    Wrde das Mysterium von Golgotha sich nicht ereignen, so knnte die Menschheit kein Bindegliedzwischen dem Himmel und der Erde sein. Sie wrde dann auseinander gerissen werden.

    Doch das Mysterium von Golgotha ist da. Es steht dieses Weltenkreuz von Golgotha im Mittelpunktedes Weltgeschehens als eine gewaltige Synthese der Weltgeburt und des Weltentodes, als dieKreuzigung des Gottes im Raumesaugenblick. Als ein Weltenrosenkreuz steht es da, als dasWeltenrosenkreuz, das von allen Welten aufgerichtet wird.

    Denn alle Daseinsstufen der Erde werden in der Gestalt des Gekreuzigten konzentriert undumgewandelt. Die Astralitt des alten Mondes verwandelt sich in dieser Gestalt in Manas desJupiters, das therische der alten Sonne wird hier zum Budhi der Venus und das physische Phantom

    des Saturn zum Atma des Vulkans, zum Auferstehungsleibe, der von der Menschheit beseelt und vonChristus durchgeistigt wird.

    Und dieses groe Weltenwunder einer vlligen Umwandlung der Weltenvergangenheit in dieWeltenzukunft geschieht durch das groe Christus-Ich der Welt, in der dreihlligen Leiblichkeit desJesus, in dem die ganze Weltentwicklung umfassenden Bilde der Kreuzigung.

    Die Erde ist es, die die Sttze fr dieses Weltenrosenkreuz bildet.

    Die Gtter sind es, die dieses Mysterium erkennen und aus ihrer Erkenntnis dazu beitragen, dassdurch die Kraft von Golgotha das Niederste in das Hchste im Laufe der zuknftigen Weltentwicklungsich verwandeln kann.

    Doch am Hchsten, am Heiligsten ist das Mysterium von Golgotha fr die Menschheit, sofern es frdie Menschheit ihr Schicksal bedeutet.

    Denn dadurch, dass die Menschheit das Mysterium von Golgotha erlebt, dadurch ermglicht siesowohl die umwandelnde Ttigkeit der Gtter, so auch die Rettung der Erde, die von den Gtternumgewandelt werden soll.

    Denn wahr bleibt es: der Mensch steht im Mittelpunkte der Welt. Nach ihm sehnen sich von obendie Gtter und von unten die Erde.

    Und nur durch den Menschen und mit dem Menschen knnen die Gtter ihre Umwandlungsmissionerfllen. Und nur durch den Menschen und mit dem Menschen kann die Erde gerettet werden.