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214 Bemorkunyen ubcr die Sulfide des Antimons. Zum Schluss wiederhole ich, dass man augenblicklich an das flandelspraparat kcine hoheren Anforderungen stellen kann, als dass es nicht iiber 3 Proc. Carbonat enthalte, dass also 2,0 Grm. davon in 30,O Grm. Wasser nach Vorschrift gelost und zu 6,0 Grm. der Zwanzigstel Quecksilberchloridlosung gegos- sen erst nach drei Minuten eine sparliche Ausscheidung von Quecksilberoxychlorid geben diirfen. Man verwirft hierrnit schon die grosse Mehrzahl der mit parum crystallisatum bezeichneten theuren Krystallrinden , von denen ich erst kurz- lich eine Probe A 18 Thaler mit weit uber 6 Procent Carbo- nat erhielt! Mogen Fabrikanten auf die von mir vorgeschla- gene Bearbeitung des sogenannten englischen Natr. bicarbon. aufmerksam werden, welches jetzt nur 6 bis 7 Thaler kostet, nnd aus welcheni sicli leicht ein vorzugliches Praparat mit nur 11/2 Procent Carbonat fur 9 bis 10 Thaler wird gewin- nen lassen. Benierkungeii iiber die Siilfide des Antimons ; von G. C. Wittstein.") Seite 395 des 3. Heftes meiner Vierteljahrsschrf. f'iir pract. Pharm. (1869) ist die Thatsache, dass das Anti- mon, besonders wenn es sioh im Zustande der hochsten Sau- rungs- (oder Chlorungs -) Stufe befindet, durcli Schwefel- wasserstoff anfangs nicht orangeroth , sondern gelb nieder- geschlagen wird, wieder zur Sprache gebrncht, und da es doch nicht unwichtig war, sich ni vergewissern, ob e~i sich hier urn eine bloss physikalische Erscheinung handele oder ob derselben auch eine cheniische Reaction eu Grunde liege, so entschloss ich mich zu einigen Versuchen daruber. In letzterer Beziehung erschien es niimlich, bei der grossen Aehnlichkeit, welche die Metalle Antirnon nnd Ar- sen miteinander haben, nicht unmoglich , dass die hochste ") Als Beparatabdruck aus der Vierteljahrsschrift Torn IIrn. Verf. eingesandt. Die Red.

Bemerkungen über die Sulfide des Antimons

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Page 1: Bemerkungen über die Sulfide des Antimons

214 Bemorkunyen ubcr die Sulfide des Antimons.

Zum Schluss wiederhole ich, dass man augenblicklich an das flandelspraparat kcine hoheren Anforderungen stellen kann, als dass es nicht iiber 3 Proc. Carbonat enthalte, dass also 2,0 Grm. davon in 30,O Grm. Wasser nach Vorschrift gelost und zu 6,0 Grm. der Zwanzigstel Quecksilberchloridlosung gegos- sen erst nach drei Minuten eine sparliche Ausscheidung von Quecksilberoxychlorid geben diirfen. Man verwirft hierrnit schon die grosse Mehrzahl der mit parum crystallisatum bezeichneten theuren Krystallrinden , von denen ich erst kurz- lich eine Probe A 18 Thaler mit weit uber 6 Procent Carbo- nat erhielt! Mogen Fabrikanten auf die von mir vorgeschla- gene Bearbeitung des sogenannten englischen Natr. bicarbon. aufmerksam werden, welches jetzt nur 6 bis 7 Thaler kostet, nnd aus welcheni sicli leicht ein vorzugliches Praparat mit nur 11/2 Procent Carbonat fur 9 bis 10 Thaler wird gewin- nen lassen.

Benierkungeii iiber die Siilfide des Antimons ; von G. C. W i t t s t e i n . " )

Seite 395 des 3. Heftes meiner Vierteljahrsschrf. f'iir pract. Pharm. (1869) ist die Thatsache, dass das Anti- mon, besonders wenn es sioh im Zustande der hochsten Sau- rungs- (oder Chlorungs -) Stufe befindet, durcli Schwefel- wasserstoff anfangs nicht orangeroth , sondern gelb nieder- geschlagen wird, wieder zur Sprache gebrncht, und da es doch nicht unwichtig war, sich ni vergewissern, ob e ~ i sich hier urn eine bloss physikalische Erscheinung handele oder ob derselben auch eine cheniische Reaction eu Grunde liege, so entschloss ich mich zu einigen Versuchen daruber.

I n letzterer Beziehung erschien es niimlich, bei der grossen Aehnlichkeit, welche die Metalle Antirnon nnd Ar- sen miteinander haben, nicht unmoglich , dass die hochste

") Als Beparatabdruck aus der Vierteljahrsschrift Torn I I rn . Verf. eingesandt. Die Red.

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Bemsrkungen iiber die Sulfide des Antimons. 215

Oxydationsstufe des Antimons sich gegen Schwefelwasber- stoff ebenso verhalte wie die des Arsens, d. h. dass zuerst, nnter Abscheidung von Schwefel, antimonige Satire (Antimon- oxyd = SbO3) erzeugt 13-erde und diese alsdann in SbS3 uhergehe, der Niederschlag also in dieseni Falle keine che- mische Verbindung \'on Sb niit 5 8 , nondern ein Gemenge von 2s und SbS3 sei.

a) Zu dieseni Beliufe N urde komiges aniirnonsanrcs Kali (das Reagens anf Satron) in Salzsaure gelost, die Lo- sung mit einer angeniessenen Menge reiner Weinsaure versetzt, d a m noch so vie1 \\*abscr zngeniischt, dass sie dal; 80 fachc Gewicht dcs angcwandten Antimoniats betrug nnd cin miissiger dtrorn Schffefelwasserstoffgas hineingeleitet. Die erste Triibung, welche entstand, war ci t r o n e n g c l b >vie arse- niges Sulfid, aber schon nnch Irnum einer Ninute nahm sie eine helle orangcrothe Pitrbc an und andcrte d a m die Xi- ance nicht wciter. Als der Niederschlag so reichlich, wie ich ihn hediirfte, niedergefallen zn sein schien, wurde die Flaschc verkorkt , dic Fliissigkeit nach gehiirigcm Absetzen filtrirl, der Filterinhalt von aller anhBngenden Siiure durch Waschen bcfreit und ein wenig daron nnter das 3Iikroskop gebracht.

I n Haufchen beisanmen zcigte der Niederschlag Orange- farbe, aber hinreichend, d. h. so TTertheilt, dass die Partikel- chen nur nebeneinander zu liegen kamen, eine r e i n g e l b e Farbe. Urn jedes einzelne Thcilchcn (Kornchen) aber deut- lich unterscheiden ZUL kcinnen, bedurfte es einer 400 fachcn linearen Vergrosscrung. Der Kiederschlag war ubrigens ganz homogen , siimmtlichc Kornchen besnssen gleiche Farhe uiid Form, ein Gemenge schien mithin nich t vorzuliegen.

Der an der Luft ohne Anwendung kunstlicher Wiirme im Schatten getrocknete Niederschlag besass eine schon hell orangerothe Farbe w l c h e durch Zerreihen kanm merklich hllsscr wurde. Dabei verhielt er sich elektrisch wie Colo- phoninm indeni sich der grijsste Theil an die Morserflachc und das Pistill festhing.

Obgleich das Ukroskop wohl schon daruber entschieden hatte, dass der Niederschlag nur Ein chemisches Ganze war,

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liess ich docli auf cinen Theil des Pulvers noch Schwefel- kohlenstoff einwirken.") Es gab aber an denselben nichts ab.

10 Gran des Pulvers verloren bei 100 O C. nur 0,07812 Gr. am Gewichte, also noch nicht 1 Proc. I n der Formel SbS5 + KO betragt der Wassergehalt 4,26 Proc.

Die ruckstandigen 9,92188 Gr. erst mit starker Salpe- tersaure behandelt, dann mit SalzsLure, hierauf rriit Wein- siiure versetzt und mit Wasser verdunnt, gaben 3,0045 Gr. Schwefel und aus der abfiltrirten Fliissiglreit durch Fallen mit Chlorbaryum 6,6800 Gr. schu-efeltsauren Baryt=0,9176Gr. Schwefel.

S5ninitlicher Schwefel betrug also 3,9221 Grin. Die Formel SbS5 rerlangt 3,9294 Gr.

b) In die ron dem X'iederschlage a getrennte Flrissig- keit wurde abernials Schwefelwasserstoff' geleitet , bis eine ohngerahr gleiche BIenge Yriicipitat erzielt war. Die erste Trubnng sah wiederum citronengelb a m und bald folgte eine hell orangerothe.

Unter dem Mikroskope dieselbe Beobachtung wie in a. Der getroclrnete Niederschlag schien um ein Geringes

dunkler zu sein wie a, und war gleichfalls sehr elektrisch. 8,7 Gr. des lufttrocknen Niederschlags verloren bei

100OC. 0,075 Gr. Die restirenden 8,625 Gr. gaben 2,1246 Gr. Schwefel

und 8,2500 Gr. sehwefelsauren Baryt = 1,1331 Gr. Sohwefel, mithin zusamnien 3,2577 Gr. Schwefel. Die Formel SbS5 verlangt 3,2673 Gr. Schwefel.

c) Die von den1 Niedorschlage b getrenrite Flussigkeit m x d e nunmehr mit Schwet'elwasserstof?' ausgeklit; wiederuin fie1 das Pracipitat im ersten Dlomentc rein gelb und dann hell orangeroth nieder, es mar auuh unter dem Jlikroskope bei gehoriger Zertheilung rein gelb , getroclrnet von derselbeu Nuance wie a und sehr elektrisch.

") Mein Schmefelkohlcnstoff musste zu diesem Behufe erst a m den1 Wasserbade rectificirt werden, denn er enthielt freien Schwefel aufgelost.

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Bekanntlich lost eich das hochste Schwefelantiinon in Salzsaure unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff und Abscheidung von Schwefel auf. Wenn dieser Process genau der Gleichung

SbSs + 3HCl = 8bC13 + 2s + 3HS gemass verlauft, so muss sie,h aus der Nenge des abgeschie- denen Schwefels die Zusnmmensetxung dieses Schwefelanti- mons ermitteln lassen.

Von dem bei 10i)O getrockneten Niederschlage c liefer- ten aber 9,320 Gr. nur 1,0625 Gr. Schwefel, wahrend 9,330Gr. SbS5 3,691 Gr. Schwcfel enthalten und 2,'5 desselben 1,4764 Gr. betragen. Es waren mithin, statt 2,2146, 2,6285 Gr. Schwe- fel a19 Schwefelwasserstoff entwichen , und die Solution ent- hielt neben SbC13 auch eine kleine Nenge SbC15. Auf die- sem Wege ist also die Snnlyse nicht genau anszufuhren. Wahrscheinlich steht die Quantitiit des neben SbCI3 erzeugten SbC15 im geraden Verhliltniss zu cler Stiirke der angewand- ten Saure. Meine Salzsaure hatto ein spec. Gewicht von 1,13.

d) Bei dieser Gelegenheit hielt ich es auch nicht f ir iiberfliissig festzustellen, ob der in Antimonoxydlosungen durch 8chwefelwasserstoff entstehende Niederschlag wasserfrei oder ein Hydrat ist. Ich selbst betrachtete ihn bis jetzt als Hy- drat, und wahrscheinlich ist es vielen Andern ebenso gegangen.

Beim Einleiten on Schwefelffasserstofas in eine mit Salzsaure stark angesauerte und mit vie1 Wasser verdunnte vollig klare Brechweinsteinlosung sehen die ersten Portionen Niedersc hlag m a r nicht rein orangeroth, aber auch nicht rein gelb Bus, und weiterhin bemerkt man nnr einen gesiit- tigt orangerothen Niederschlag.

Dieser Niederschlag erscheint unter dem Nikroskope ganz ebenso wie die obigen drei, d. h. in Haofen orange und in feinster Vertheilung gelb. Getrocknet haben die Stuckchen eine lebhafte kermesrothe Farbe, etwa wie geglii- hetes und dann fein gepulvertes Eisenoxyd. Der zerriebene Fiederschlag ist rein und tief orangeroth, und hangt sich weder an den Morse, noch an das Pistill, verhalt sich also nicht elektrisch wie SbS5.

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GBlblb. J?arb&. d. Rliith. V. Euphorb. Cyparis. 218

5,8906 Gr. des Iufttrocknen Xiederschlags verloren bei 1 ~ 0 ~ . 0,0781 Gr., also l1I3 Proc. In der Formel SbSS + HO betr&$ der Wassergehalt 5,03 PrOC.

Die ruckstiindigen 5,8125 Gr. gaben, auf die in a ange- fuhrte Weise zersetzt, 0,970 Gr. Rchwefel und 4,875 Gr. schwefelsauren Baryt = 0,670 Gr. Schwefel, mithin zusammen 1,6400 Gr. Schwefcl.

Die Formel SbS3 verlangt 1,6412 Gr. Schwefel. Aus vorstchenden Eeobachtungen lassen sich folgende

Gchliisse ziehen : 1) Antimonsaure verhiilt sicli gegen Schwefelwasserstoff

der Arsensaure nicht analog, d. h. sie reducirt sich niclit zunachst zu Antinionosyd , sondcrn flillt gleich als das ihr entsprechende Sulfid SbS5 hersus.

2) Der in der ersten Periode des Xirileitens auftretende gelbe Niederschlag vcrdankt scine Farbe nur der feinen Ver- theilung , denn wenn man den weiterhin orangeroth aiisse- henden Niederschlag unter dem Mkroskope aufs Feinste ver- theilt betrachtet, so zeigt e r gleichfalls eine gelbe Farbe.

3) Auch der in Antimonoxydlosnngen durch Schwefel- wasserstoff erzeugte Niederschlag besitzt , feinst vertheilt, eine gelbe Farbe.

4) Beide durcli Pracipitation erhaltene Sulfide des Anti- nions, SbS3 und SbS5, sind wasserfrei.

5) Bei der Behandlung des SbS5 mit massig concen- trirter Salzbliure scheiden sich weniger als 2/5 des Schwefels BUS, die Losung enthdt mithin neben SbC13 noch SbC15.

Darstellung und Zusainmensetznng des gclben Fnrh- stoffes der Bliitheii von Euphorbia Cyparissias L.

Von H e i n r i c h H o h n , Assistenten am cheni. pharm. Institute zu Jena.

Zur D a r s t e 11 u n g dieses krystallisirbaren Farbstoffs werden die frischen Bliithen mit ca. 60procentigem Wein- geist ausgezogen, von der Tinctur wird der Weingeist zum