3
Chininsulfat) in der fraglichen Lasung enthalten war. Vergleichshalher habe ich damals auch eine Aufltisung von Conchininsulfat in Chloro- form in Bezug ihres Verhaltens zu diffusem Licht gepriift und gefiinden, dass dieselbe nach Verlauf von einigen Monaten eine iiusserst schwache, griine Fluorescenz angenommen hatte, also sich anders verhielt, als Sc h aer's Losung. Ich habe nun rncine Liisung weiter beobachtet. Nach abernials vier Monaten (Sept. 1878) zeigte dieselbe eine deutliche Zunahme dieser Fluorescenz. Zu dieser Zeit wurde die fragliche Losung vor eine weisse Fliiche gestellt. Alsbald nahrn die Fluorescenz bedeutend zu und ist gegenwartig fast ebenso stark wie jene ron Schaer's Losung. Hierbei hat sich das Conchinin nicht wesentlich verandert. Wird diese Losung rnit kaltern Wasser geschuttelt, so nimmt dasselbe ausser der griin fluorescirenden Substanz daa Conchinin (ale Sulfat) auf, welches dann mittelst Jodkaliurn nachzuweisen ist. ') 108. Peter Gri e s I: Bemerkungen zu der Abhandlung der HH. W e 8 e 1 s k y und B en e d i k t Ueber einige Azoverbindungen ' ?). (Eingegangen am 10. Mirz 1879; verl. in der Sitzung von Hrn. A. Pinner.) In der angefiihrten Abhandlung beschreiben die HH. W esels k y und Ben edi k t neben anderen auch mehrere Azoderivate, welclie sie dorch Einwirkung ron schwefelsaurem Diazobenzol und Bhnlichen Verbindungen auf Naphtylamin erhalten hrtben. Ich rnochte mir hierzu die Bemerkung erlauben, dass ich diese Reaction schon vor langer Zeit bearbeitet habe, und bereits im Jahre 1864 3, habe ich in rneiner Abhandlung iiber Diazobenzol die von W eselsky und Benedikt Azobenzolnaphtylamin benannte Base u n ter dem Nnmen Diatobenzolamidonaphtol ausfiihrlich be- schrieben. Der lange Zeitraum von 15 Jahren, welcher seit jener Veroffentlichung verflossen ist , mag die entschuldbare Ursache sein, dass diesen Forschern die Existenz rneiner diesbeztiglichen Versuche unbekannt geblieben ist. 1) Bezngnehmend auf die neuliche Erklllrung von Hrn. Bi c e (diese Berichte XII, 42) bemerke ich, dass daa Wort .ConchininY ins Englische mit ,conqninined oder ,,conquinia", ,,Diconchinin" mit ,,dieonquinine oder "diconquinia" und ,Con- chinaminu mit " conquinamine oder conqninamia" zu Ubersetzen ist. Jede andere Ueberaetznng diecrer Bezeichnungen ist unrichtig, erentuell als eine Ablnderung der- aelben zu betrachten. Im letzteren Falle konnen dadurch irrthumliche Auffasaungen veranlasst werden, wie z. B. weiin ,,Conchinin" mit .quiuidineY iibersetzt wird, da inan in der englischen Literatnr wie im englischen Handel nach meinen Beobach- tungen unter .quinidineY keineswegs ausschliesslich Conchinin versteht. 2) Diese Berichte XII, Heft 3, Seite 226. %) Phil. Trans. 1864, S. 679 und anch Ann. Cheni. Pharffi. 137, 61.

Bemerkungen zu der Abhandlung der HH. Weselsky und Benedikt „Ueber einige Azoverbindungen”

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Bemerkungen zu der Abhandlung der HH. Weselsky und Benedikt „Ueber einige Azoverbindungen”

Chininsulfat) in der fraglichen Lasung enthalten war. Vergleichshalher habe ich damals auch eine Aufltisung von Conchininsulfat in Chloro- form in Bezug ihres Verhaltens zu diffusem Licht gepriift und gefiinden, dass dieselbe nach Verlauf von einigen Monaten eine iiusserst schwache, griine Fluorescenz angenommen hatte, also sich anders verhielt, als S c h aer's Losung.

Ich habe nun rncine Liisung weiter beobachtet. Nach abernials vier Monaten (Sept. 1878) zeigte dieselbe eine deutliche Zunahme dieser Fluorescenz. Zu dieser Zeit wurde die fragliche Losung vor eine weisse Fliiche gestellt. Alsbald nahrn die Fluorescenz bedeutend zu und ist gegenwartig fast ebenso stark wie jene ron S c h a e r ' s Losung. Hierbei hat sich das Conchinin nicht wesentlich verandert.

Wird diese Losung rnit kaltern Wasser geschuttelt, so nimmt dasselbe ausser der griin fluorescirenden Substanz daa Conchinin (ale Sulfat) auf, welches dann mittelst Jodkaliurn nachzuweisen ist. ')

108. P e t e r G r i e s I: Bemerkungen zu der Abhandlung der HH. W e 8 e 1 s k y und B en e d i k t Ueber einige Azoverbindungen ' ?).

(Eingegangen am 10. Mirz 1879; verl. in der S i t zung von Hrn. A. P inner . )

In der angefiihrten Abhandlung beschreiben die HH. W e s e l s k y und B e n e d i k t neben anderen auch mehrere Azoderivate, welclie sie dorch Einwirkung ron schwefelsaurem Diazobenzol und Bhnlichen Verbindungen auf Naphtylamin erhalten hrtben.

Ich rnochte mir hierzu die Bemerkung erlauben, dass ich diese Reaction schon vor langer Zeit bearbeitet habe, und bereits im Jahre 1864 3, habe ich in rneiner Abhandlung iiber Diazobenzol die von W e s e l s k y und B e n e d i k t Azobenzolnaphtylamin benannte Base u n ter dem Nnmen Diatobenzolamidonaphtol ausfiihrlich be- schrieben. Der lange Zeitraum von 15 Jahren, welcher seit jener Veroffentlichung verflossen ist , mag die entschuldbare Ursache sein, dass diesen Forschern die Existenz rneiner diesbeztiglichen Versuche unbekannt geblieben ist.

1 ) Bezngnehmend auf die neuliche Erklllrung von Hrn. B i c e (diese Berichte XII, 42) bemerke ich, dass daa Wort .ConchininY ins Englische mit ,conqninined oder ,,conquinia", ,,Diconchinin" mit ,,dieonquinine oder "diconquinia" und ,Con- chinaminu mit " conquinamine oder conqninamia" zu Ubersetzen ist. Jede andere Ueberaetznng diecrer Bezeichnungen ist unrichtig, erentuell als eine Ablnderung der- aelben zu betrachten. Im letzteren Falle konnen dadurch irrthumliche Auffasaungen veranlasst werden, wie z. B. weiin ,,Conchinin" mit .quiuidineY iibersetzt wird, d a inan in der englischen Literatnr wie im englischen Handel nach meinen Beobach- tungen unter .quinidineY keineswegs ausschliesslich Conchinin versteht.

2) Diese Berichte XII, Heft 3, Seite 226. % ) Phil. Trans. 1864, S. 679 und anch Ann. Cheni. Pharffi. 137, 61.

Page 2: Bemerkungen zu der Abhandlung der HH. Weselsky und Benedikt „Ueber einige Azoverbindungen”

427

Ob die oben erwahnte Verbindnng, wofiir ihre allgemeinen Eigen- schaften wohl sprechen diirften, eine Azo- oder wie ich damals an- genommen habe, eine Diazoverbindung ist , wage ich auch jetzt noch nicht mit voller Sicherheit mi entscheiden und behalte rnir vor, auf diese Frage sp5ter zuriickzukomnien.

Wie alle derartigen Verbindungen, ist auch diese Base durch stark farbende Eigenschaften ausgeteichnet, doch steht ibrer praktischen Verwendung als Farbstoff ihre grosse Schwerlijslichkeit in Wasser hinderlich entgegen ; ich babe jedoch die Ueberzeugung, duss ihre Sulfoslure, die ich neben anderen ahulichen Verbindungen ebenfalls schon vor geraumer Zeit entdeckt babe, und welche nach der Formel C,, H I , N, SO, zusamrnengesetzt ist, als rothgelber Farb- stoff verwendet werden kann.

Man stellt diese in der Weise dar , dass man eine wiisserige Lijsung von salzsaurem Naphtylamin mit einer aquivalenteri Merige Diazobenzolsulfosaurc (aus Sulfanilsaure dargestellt), rermiscbt, diese Mischung dann einige Zeit sich selbst iiberliisst und darauf zum Kocheo erhitzt. Nacb ihrer Reinigung bildet die Siiure mikroskopiscbe, braunviolette NIdelchen, die selbst in kochendem Wusser our sehr weriig loalich sind. Ihre Salze sind in der Regel durch grosse Kry- stallisationsfahigkeit ausgezeicbnet. Selbst ihre verdiinoteaten, wasse- rigen Liisungen werden durch iiberschiissiges Kali orangefarben, durch hlineralsaureu tief magentaroth gefiirbt.

Ich wiirde die vorerwlhnten Thntsachen kaum einer besonderen Resprechung f i r werth befunderi haben, wenn sie mir nicht eine passende Gelegenheit geboten hatten, bier gleichzeitig einer neuen Reaction auf die salpetrige Siiure Erwahnung z u thuri, die an En]- pfindlichkeit selbst die friilier von mir mitgetheilte Priifung vermittelst Phenylendiamio l ) noch iibertrifft.

Versetzt man namlich eine Fliissigkeit, welche uuch nur Spuren von salpetriger Siiure enthalt, nachdem man sie mit reiner Schwefel- shure angesiiaert, mit etwas Sulfanilsaurelosung und ungefiihr 10 Mi- nuten nachher mit einigen Tropfen einer durch Thierlrohle entfiirbten schwefelssuren Naphtylaminlosung, so bemerkt man nach kurzer Zeit dtts Auftreten einer rothen Fiirbung. Der Verlnnf der Reaction ist nach dem Obigen leicht verstandlich. Die in der Fliissigkeit entbaltene salpetrige Siiure fiibrt die Sulfanilsaure in die entsprechende Diazo- verbindung iiber, die sich dann mit dem Naphtylamin zu dem lor- erwahnten Farbstoff verbindet, durch welchen die Rothfiirbung der Fliisaigkeit bewirkt wird.

Es ist ein ansaerordentlich schiiues Experiment, auf diese Weke die salpetrige Saure irn Speichel nachzuweisen und wegen seiner

1 ) Diem Berichte XI, 624.

Page 3: Bemerkungen zu der Abhandlung der HH. Weselsky und Benedikt „Ueber einige Azoverbindungen”

428

leichten Ausfilhrbarkeit rohl geeignet, ale Vorlesungsrer~uch ver- wendet:zu werden.

E e i s t zweckmffssig, den Versuch in einem hohen Glascylinder, welchen man in die Niihe einea Fensters auf einen Bogen weisses Papier stellt, auszufiihren und den Speichel vorher mit dem 5-10fachen Volumen Wasser zu verdiinnen. Fiigt man demselben nun die eben genannten Reagentien zu, so wird e r schon nach kurzer Zeit intensiv mogentliroth gefiirbt.

Die Angaben S c h 6 n b e i n’s, dass auch im Harn salpetrige Saure rorkomme, habe ich nicht beatiitigt gefunden, was sich daraus er- giebt, dass die angefiihrten Reagentien keine Einwirkung darauf zeigen.

lch mocbte diese Gelegenheit nicbt voriibergehen lassen, ohne noch auf einen andern Irrthum aufmerksam zu machen, welcher sich in der Abhandlung der E-IH. W e s e l s k y und B e n e d i k t vorfindet. Sie erwahnen nimlich darin beiliiufig das Oxyazobenzol und schreiben dessen Entdeckung den HH. K e k u l b und H i d e g h zo, waa iibrigens, wie ich bemerkt habe, auch schon mehrfach von anderen Chemikern geschehen ist.

Thatsache ist nun, dass ich diese Verbindung schon im Jahre 1864 durch Einwirkung von kohlensaurem Baryt auf ealpeteraaures Diazo- benzol erhalten und ebenfalls in meiner ohen angefiihrten Abhandlung genau beschrieben habe. Fiinf Jahre spiiter l ) babe ich das Oxyazo- benzol xioch auf andere Weise, niimlich durch Schmelzen von Azo- benzolsulfoaiiure mit Ihl ihydrat , gewonnen und ihm in Folge dieser Bildungsweise den Namen Azobenzolalkohol beigelegt, welcher in der That seiner Constitution in der richtigen Weise Auedruck verleiht.

Erst nachher, im Jahre 1870 a ) , ist diese Verbindung auch von Krl i ulB und H i d e g h durch Einwirkung von salpetersaurem Diazo- benzol auf Phenolkalium dargestellt worden, welche Reaction, wie jene ausdriicklich hervorheben , im Wesentlichen derjenigen gleich- kommt, nach welcher ich sie zuerst erhalten habe.

Schon bei der ersten Beechreibung des Oxyazobenzols babe ich auch auf die Farbstoffnatur desselben aufmerksam gemacht a), und in der T h a t kann es auch als der zuerst bekannt gewordene Vertreter der grossen Reihe von Oxyazokiirpern betrachtet werden, welche namentlich in Form ihrer Sulfosiiuren und Nitroverbindungen beson- ders in der neueren Zeit eine so grosee Wichtigkeit fiir die Farben- technik erlangt haben.

1) Ann. Chem. Pharm. 154, 212. 2) Diem Berichte 111, 283. a) Ann. Chem. Pharm. Bd. 137, 9. 88.