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4299 fluss habeu kann. Wir beabsichtigen, die Reaction in der angedeuteten Richtnng hin zu verfolgen und auch andere halogenisirte Stickstof- rerbindungen in Bezng auf ihre Reactiousfghigkeit gegeu Magnesium zu untersuchen, z. B. Bromazobenzol, bromirte Pyridine, Chino- line u. s. x. 723. Clemecs Winkler: Bemerkungen zur DFunften Mittheilung der Commission fiir die Festsetzung der Atomgewiahtea. (Eingegangen am 2. December 1903.) Die Commission fur die Festsetzung der Atomgewichte (Mit- glieder: H. Landolt, W. Ostwald) hat ihre letzte Verijffentlichungl), abweichend von friiher, nicFt als ))Bericht((, sondern als ))Mittheilung< bezeichnet, woraus man schliessen muss, dass sie die eigentliche Be- richterstattung fortab der inmittels gewahlten Bengeren internationalen ktomgewichts-Commissiona zu iiberlassen gedenkt, obwohl diese nach W. Ostwalda) nur ihren Arbeitsausschuss bildet. In jener Mittheilung wendet sich die erstgenannte Commission gegen ejne von mir *) herriihrende Besprechung ibrer Behandlung der Atomgewichtsfrage, welche ihrer Ansicht nach theils schwere Vorwiirfe gegen sie, theils irrige Behauptungen enthalten soll. Lch hatte nicht geglaubt, dass man aus meinen durcliaus sachlich und maassvoll gehaltenen Ausfiihrungen schwere Vorwurfe gegen die -4tomgewichts-Commission der Deutschen chemischen Gesellschaft ab- Ieiten konnte, bin aber aiich nicht im Staude, Letzterer Unfehlbarkeit zuzugestehe~i. Sie hat ihre Tbatigkeit eben gleich mit einem Miss- griff begonnen, indem sie die ihr gestellte Aufgabe willkiirlich ab- jinderte und ein derselben ursprunglich fremdes Moment, die Aende- rung der Atomgewichtsbasis, hineiutrug. Sicherlich w iirde sie unlieb- same Weiterungen vermieden und den Iuteressen der Chemiker besser pedient haben, wenn sie sich streng ail die ihr vorgelegte Frage ge- halten hiitte. So Bind seit der Einbringung dieser Prage colle sechs Jahre verflossen, es sind Meinungsverschiedenheiten wachgerufem wordea, an welche man vorher, wenigstens im Kreise der Chemiker, h u m gedacht hatte, und nicht Wenige haben sich der von der Atom- gewichts-Commission getroffenen Entscheidung gegen bessere Ueber- zeugung nur deshalb gefugt, weil im anderet~Falle ihrer Thatigkeit, ‘1 Diese Berichto 36, 3759 [i903]. ?: Zeitschr. fiir physikal. Chem. 42, 5, 637. 1 Chemiker-Zeitung 1903, 918.

Bemerkungen zur „Fünften Mittheilung der Commission für die Festsetzung der Atomgewichte”

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fluss habeu kann. Wir beabsichtigen, die Reaction in der angedeuteten Richtnng hin zu verfolgen und auch andere halogenisirte Stickstof- rerbindungen in Bezng auf ihre Reactiousfghigkeit gegeu Magnesium zu untersuchen, z. B. Bromazobenzol, bromirte Pyridine, Chino- line u. s. x.

723. C lemecs Winkler : Bemerkungen zur DFunften Mittheilung der Commission

fiir die Festsetzung der Atomgewiahtea. (Eingegangen am 2. December 1903.)

Die Commission fur die Festsetzung der Atomgewichte (Mit- glieder: H. L a n d o l t , W. O s t w a l d ) ha t ihre letzte Verijffentlichungl), abweichend von friiher, nicFt als ))Bericht((, sondern als ))Mittheilung< bezeichnet, woraus man schliessen muss, dass sie die eigentliche Be- richterstattung fortab der inmittels gewahlten Bengeren internationalen ktomgewichts-Commissiona zu iiberlassen gedenkt, obwohl diese nach W. O s t w a l d a ) nur ihren Arbeitsausschuss bildet.

In jener Mittheilung wendet sich die erstgenannte Commission gegen ejne von mir *) herriihrende Besprechung ibrer Behandlung der Atomgewichtsfrage, welche ihrer Ansicht nach theils schwere Vorwiirfe gegen sie, theils irrige Behauptungen enthalten soll.

Lch hatte nicht geglaubt, dass man aus meinen durcliaus sachlich und maassvoll gehaltenen Ausfiihrungen schwere Vorwurfe gegen die -4tomgewichts-Commission der Deutschen chemischen Gesellschaft ab- Ieiten konnte, bin aber aiich nicht im Staude, Letzterer Unfehlbarkeit zuzugestehe~i. Sie hat ihre Tbatigkeit eben gleich mit einem Miss- griff begonnen, indem sie die ihr gestellte Aufgabe willkiirlich ab- jinderte und ein derselben ursprunglich fremdes Moment, die Aende- rung der Atomgewichtsbasis, hineiutrug. Sicherlich w iirde sie unlieb- same Weiterungen vermieden und den Iuteressen der Chemiker besser pedient haben, wenn sie sich streng ail die ihr vorgelegte Frage ge- halten hiitte. So Bind seit der Einbringung dieser Prage colle sechs Jahre verflossen, es sind Meinungsverschiedenheiten wachgerufem wordea, a n welche man vorher, wenigstens im Kreise der Chemiker, h u m gedacht hatte, und nicht Wenige haben sich der von der Atom- gewichts-Commission getroffenen Entscheidung gegen bessere Ueber- zeugung nur deshalb gefugt, weil im anderet~ Falle ihrer Thatigkeit,

‘1 Diese Berichto 36, 3759 [i903]. ?: Zeitschr. fiir physikal. Chem. 42, 5, 637. ’1 Chemiker-Zeitung 1903, 918.

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insbesondere der literarischen , ein unliebsames Hemmniss erwachsen seiu wurde.

Es steht jetzt fest, dass die vom Reichsgesundheitsamte berufene Commission analytischer Chemiker keinen auf Aenderung der Atom- gewichtsbasis gerichteten Antrag gestellt, sondern an die Deutsche chemische Gesellschaft nur das Ersuchen urn Herbeifuhrung einer Ent- seheidung dariiher gerichtet hat, welche Atomgewichte den praktiscb- analytischen Rrchnungen zu Grunde zu legen srien. Andere als die aof H = 1 bezogenen Atomgewichte standen darnals aber bei Ansly- tikern, wie tiberhaupt bei Chemikern, nicht im Gebrauch, und andere sind auch nicht gemeint gewesen. Die O s t w a l d ' s c h e Tabelle war zwar aufgestellt, fand aber bei chemischen Rechnungen so gut wie keine Anwendong, und ebenso wenig hatten die friiherrn Vorschliige von S t a s und M a r i g n a c Eingang gefunden, weil fur ihre Annahme kein Bediirfniss vorlag. Ein solches besteht beziiglich des inmittels veranderten Vorschlages auch heute noch nicbt; denn wenn, wie im ersten Berichte der Atomgewichts-Commission I ) gesagt wordeu ist, der iMorley'sche Werth 31s so genau und sicher bestimmt gelten kann, dass eine Abanderung desselben auf Grund zuverlassigerer Ver- suche fur eine Reihe von Jnhren nicht vorzunehmen sein wird, SO

wtirde es, wenm er einmal fallen sollte, auch erst noch Jahren der kleinen Arbeit einer Neuberechnung der Atomgewichtstabelle hedurfen, dem Chemiker aber bliebe die ihm vertraute und aus vielen Griinden werthvolle WassrrstoKeinheit erhalten.

Angrsichts dessen diirfte eirie Betrachtung dariiber, ob die Atom- gewichts-Commission ibre Aufgabe im Sinne der ihr vorgelegt ge- weeenen Frage erledigt hat, recht wohl stattbaft gewesen sein Und ebenso gerechtfertigt war der Hinweis anf die Unzuliinglichkeit der fiir die Vornahme der erwabnten Abiinderung gegebenen Hegriindung, auf die darin enthaltenen Widerspriiche und auf das anfiingliche Ver- echweigen des Hauptgrundes: die Riicksicbtnahme auf die im Ge- brauche stehenden physikalischen Constanten.

Die Atomgewichts-Commission ha t ee ferner uoternommen, die irrigen Behauptungen, deren i c t mich ihrer Ansicht nach schuldig ge- macht habe, einrr Besprecbung zu unterwerfen. Die Entscheidnng dariiber, ob sie bei diesem Versuche gliicklich gewesen ist, miichte ich am tiebsten unbetheiligten Fachgenossen iiberlassen; denn es wider- strebt rnir , eiuer Kiirperschaft , deren Verdienste ich im allgenieinen volt anerkrnne, mit derjenigen Schiirfe eiitgegenzutreten, zu der ihr Vorgehen, wenigstens theilweise, herausfordert. So wird man zu- geben rnussen, dass es eine Ungeheuerlichkeit ist, Atomgewichtszahlen,

') Diese Berichte 31, 2766 [IS%].

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die sich in einer alten Auflage meiner 8Praktischen Uebungen i n der Maassanalyse< vorfinden und die ich ausdriicklich als a b g e r u n d e t e A t o m g e w i c h t e bezeichnet habe, in Vergleich mit den eigentlichen und richtigen zu stellen, in der Absicht, mich auf Grund der sich da- bei ergebenden Abweichungen der Oberflachlichkeit zu beschuldigen. Zu jener Zeit sfanden auf g a m e oder halbe Zahlen abgerundete Atom- gewichte noch vielfach im Gebrauche, und manehe derselben, z. B. CI = 35.5 oder Na = 23.0, batten sich so fest eingebiirgert, dase man sie nicht wohl ohne weiteres fallen lawen konnte. Dem Zwecke des genannten Buches, der darin bestand, Prakticanten in das Wesen der Masssanalyse einzufiibren, ohne dabei durch iiberffiisige Rechnungsarbeit Zeit zu vergenden, vermocbten jene abgerundeten Atomgewichte auch zu geniigen, und es kam wenig darauf an, ob die Abrundung eine etwas rnehr oder minder weitgehende war. Aber f6r genaue Arbeitem sind von mir auch jederzeit genaue Atomgewichte vorgeschrieben worden; das beweist schon der Umstand, dass ich Letz- tere in der damals neuesten F. W. Clarke’schen Rearbeitung den abgerundeten rorangestellt, sie also nicht etwa, wie man meinen kiinnte, unterdriickt hatte. Spater, nach dem Inkrafttreten der Atom- gewichts-Commission, habe ich mich ausschliesslich der von dieeer aufgestellten Atomge wichte, alferdings der auf H = 1 bezogenen, bedient, und somit fallt der von ihr gegen mich erhobene Vor- wurf, der urn ihretwillen besser unterblieben ware, ganz yon selbst in sich zusammen.

Meine von der Atomgewichts-Commission angefochtenen Darle- gnngen lasseu keinen Zweifel daruber aufkommen, dass ich niit dern Appell an Wahrheit und Gewissenhaftigkeit l e i der Verfofgung wissen- schaftlicher Fragen vor allem die Hervorhebung eines unantastbaren Princips beabsichligt habe. Diesem Priocip oftenbar zuwiderlaufend ist es, wenn man, ausgehend von dem durch M o r l e y mit so oft be- tonter, grosser Miihe ermittelten Verh&hs 0 : H = 16 : 1.0076, die zuni Atomgewicht des WasserstoEes erhobene Zahl 1.0076 kurzer Hand auf 1.01 abandert. Die praktiscbe Belanglosigkeit dieser Abanderung kommt nicht i n Frage, und die dafiir angefiihrteh Rechnungen sind ohne Beweiskraft gegeniil)er der Thatsache, dass bei Beibehaltung der Wasserstoffeinheit der Mor ley’sche Wertb, H : 0 = I : 15.879, unbe- riibrt bleibt und jeder Fehler vermieden wird.

F u r entbehrlich wurde icli endlich die Bemerkung der Atom- gewichts-Commission gehalten haben, dass man, wenn man die Atom- gewichte von Elementen aus ihren Verbindungen mit den Halogenen ableiten will, vorher die Atomgewichte der Halogene selbst kennen muss. Das ist eine unumstossliche, auch garnicht so weit abliegende

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Wahrheit. Aber, sollte es wirklicli nur eine hleihode zur Bestimmung dieser letztgenannten Atomgewichte geben? Hier weist der Weg vom Schreibtisch in's Laboratorium, und ihn naher zu bezeichnen, ist sicherlich nicht nothig.

624. Th. P a r a d i e s : Ueber Derivate des Phenylaminoacetonitrils.

[Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M.!

(Eingegangen am 25. November 1903.)

Das Phenylaminoacetonitril ist durch das Verfahren der Hochster Farbwerke, nach welchem es durch Condensation von Aniliii, Form- aldehyd und Blausaure in wassriger Losung im Sinne der Gleichung

gewonnen wird, ein leicht zugangliehes Product geworden. Es ist voii technischer Bedeutung, weil es durch Verseifung das Phenylglycin. bezw. das Phenylglycinkaliurn liefert, aus dem durch Verschmelzen mit Natriumamid in glatter Reaction Indigo erhalten wird.

Die folgenden Versuche bezweckten, durch Anlagerung gewisser Gruppen an das Kohlenstoffatom der Nitrilgruppe und Wiederabspal- tung derselben mit einem urthostandigen Wasserstoffatom des Benzol- kernes einen Ringschluss zu Indoxylderivaten zu erzielen. Dazu

murden das Thioamid, CsHS. NH . CH2. C C N H , der lmidoather, CGHS.

&Hs . NH (H + OH) CH2 (OH t H) CN = 3 Hz0 + Cs Hs . N H . C Hz . Ch'

SH

h'H.CHz.C<$gH5, und das Amidoxim, C&.NH.CH2.C".gH ,NH 7

hergebtellt, welche aber einen Ringschluss i m gewiinschten Sinne nicht ergaben.

Trotz des negativen Ergebnisses dieser Versuche mogen die neu dargestellten Derivate des Phenylaminoacetonitrils bei der Wichtigkeit dieses Kiirpers hier Erwahnung finden.

SH P h e n y l a m i n n - t h i o a c e tarn i d , CcHh. NH. CH2. C c N H . 10 g Nitril wurden mit 30 ccm alkoholischer Schwefelammoniuni-

liieung in einer geschlossenen Flasche 24 Stunden bei etwa 30° stehen gelassen. Es scheiden sich derbe Krystalle Bus, welche nach zwei- maligem Umkrystallisiien aus Alkohol bei 165" schmelzen.

0.1928 g Sbst.: 88.8 ccm N (190, 737 mm). CaHloNzS. Ber. N 1G.S9. Get N 17.17.