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ANNALEN DER PHYSIK UND CI-IERSIE. JAHRGANG 18.32, ACHTES STUCK. I. Beobachtungen zur Analyse iIer Lymphe ties Blrr~s und des Chylus; von Joharines MuIler zu Bonn. 1. Untersuchung der Lymphe. IUI Winter + ; + ; bot sich in Bonn die aufserordcntlicho Gelcgenheit dnr, Lyinpbe des Rleaschen zu untersuclicn. Irn chirurgischeu Clinic0 des Hrn. Professor W u t z c r befand sich eio juuger Mensch, dem, in Folge cincr vor Iangerer Zeit erlitteucn Vcrlehung am Fufsriicken,, be- staudig Lympbe aus der, allen Versuchen zur ' Heiluii;; trolzendcu, kleinen Wuudc ansflofs. Wenn mau iiber den Riicken der grolseii Zche in der Richtuug gcgcu die Wundc hiiislrich, flak jedesinal einc Quantitat ganz kla- rer Fliisrigkeit, zuweilen sprilzciid, hervor. Dick war Lyinphe. Sie sctztc nacli ungcfhhr 10 Miiiutcn eio spiiin- gewcbeartiges Coagulum \on k'asersloff ab. Hier konnlc iiiaii nun Lymphc in Menge sammeln, und so hat Hr. Dr. Nasse, Assistent des cliirurgischen Cliiiici, uiit Hrn. Professor Be rgeman n verschiedene Yersuche iiber die ZUSalnlUeOSe~ZUDg derselben angestellt. Was mich am meisteu zu nisseu inleressirle, mar: ob die Lyinphe Kii- r\onaI.d.~hy,iL.Bd.IOI.St.4.J.1832.S1.8. 33

Beobachtungen zur Analyse der Lymphe des Bluts und des Chylus

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A N N A L E N DER PHYSIK UND CI-IERSIE.

J A H R G A N G 18.32, ACHTES STUCK.

I. Beobachtungen zur Analyse iIer Lymphe ties B l r r ~ s und des Chylus;

von Joharines MuIler zu Bonn.

1. U n t e r s u c h u n g d e r L y m p h e .

IUI Winter +;+; bot sich in Bonn die aufserordcntlicho Gelcgenheit dnr, Lyinpbe des Rleaschen zu untersuclicn. Irn chirurgischeu Clinic0 des Hrn. Professor W u t z c r befand sich eio juuger Mensch, dem, in Folge cincr vor Iangerer Zeit erlitteucn Vcrlehung am Fufsriicken,, be- staudig Lympbe aus der, allen Versuchen zur ' Heiluii;; trolzendcu, kleinen Wuudc ansflofs. W e n n mau iiber den Riicken der grolseii Zche in der Richtuug gcgcu die W u n d c hiiislrich, flak jedesinal einc Quantitat ganz kla- rer Fliisrigkeit, zuweilen sprilzciid, hervor. Dick war Lyinphe. Sie sctztc nacli ungcfhhr 10 Miiiutcn eio spiiin- gewcbeartiges Coagulum \on k'asersloff ab. Hier konnlc iiiaii nun Lymphc in Menge sammeln, und so hat Hr. Dr. N a s s e , Assistent des cliirurgischen Cliiiici, uiit Hrn. Professor B e r g e m a n n verschiedene Yersuche iiber die ZUSalnlUeOSe~ZUDg derselben angestellt. W a s mich am meisteu zu nisseu inleressirle, m a r : ob die Lyinphe Kii-

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celcheu entbalte, welche alIe neueren Beobachter, R e u I s und E r n m e r t , S G m i o e r i n g , ‘ I ’ i c d e i n a n n und Giiie- l i n , E r a n d e , L a s s a i s n e , niclit beobachtet habeir; wo- gegen €1 e w s o n in der freilich zvieideutigeo Lj inpl ie von d e r l’hyinusdruse des’ Kalbcs unzililige weifse Kiirncheu von dcr Grijlsc der K6rner der Blutkbrochen, und in d e r riltlilicheu Lymphe dcr Milz rothc Kbrperchen gcsehen bat. Bei der inikroskopisclien Unteroiichiiiig jener Lyai- p h e beim Mensclien, d ie ich mit Hrn. Dr. K a s s e an- stellte, sah ich, was €Ir. N a s s e schon vorher geschen hatle, dafs die Lymphe, obgleich sie klar iind durclisich- tig \Far, docli cine Menge larbloser Kiigelchen eiilliiell, d ie kleiner schicoen, a ls die Eliitkilrperchen des Menschcn, und sehr vicl sparsamer dnrin cnlhaltert waren, als die Blutknrpcrchen im Elute. Diesc Kiigclchen vcrbinden sich b t i m Gcrionen zuin kleineren Tlicil init dem Coagoliim. D e r griifste ‘I’heil bleibt im Ly’mpbscruio siispendirt. D a s Coagulum bestelit, wenn es sich- zusammengezogen hat, aus einem weifscn fcderartigen Gewebe. Das Merkwiir- digstc ist nun aber, dafs das Gcriosel nirht diirch Aggre- gation d e r Kilgelchen entsteht; sonclern man siebt , dafs e ine vorher aufgeliiste Mnterie geriiiiit und die zersfreu- ten Kugelchen zum Theil in &h aufnimnit. Untersucht man das Geriiisel von einer selir kleinch Quantitzt Lym- pl ie , d ie man in einem Uhrglas Iiat gcriooen lasseii, so erkennt man dic 1,jmplikiigclchco bei s tarker VergrGlse- rung eben so zerslreut in dcm Coagtiium, wie sie vor- h e r in d e r Lyrnphe selbst erachienen. Die Materie, wel- che d ie Lymplikiigelchen verbindet, Infst siclr besonders an dcm zarleii l h i d e des Coagiilum beobachten; sie i s t ganz gleichartig, schvrach durchleuchtend, und bestclit uicht deutlich aus Kugelchcii, d ic , wenn sie darin ent. hallen s ind, sellr r i c l hleiner seyn miissen, als die Kii- gelchen der Lj inphe . Diesc ncuen Beobachtu~rgen be- weiseo, dafs, obgleich die Ljmpl ie Kiigelchen suspendirt enthilt, doch d e r Faserstoff in ihr aufgelilst ist. 13eiin

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Menscben wird sicb die Gelegenheit schr seltca darlie- ten, jene Bcobachiung zu wiederholen. Dagcgcn werde icli jetzt angeben, wic man sich zu jetler Zcit, wo man Frbsche haben kann, die Lynipbe dieses l'hieres sehr Icicht und rein verschaffen kanu. Es ist bekannt, dafs die Haut der Friische iiberaus locker niit dcn Muskcl- schichtcn verbunden ist. Z)aL zwischeu beiden ansehnli- clie Lymphr3uiiie enthalten seyn iiiusscii , crkennt man an der Natur der zwischeo Haut uutl hIuskeln cnthalte- nen Flussigkeit. Weiin inau hei einem grofsen Frosch die EIaut am Oberschenkcl anschneidct, uiid, iodem inaa die Zerschneidung griilscrcr l3lutgefiifsc vermcidel, die Haut eine Slrecke weit von dcn Muslieln ab lh t , so fliclit cine klare, farblose, salzigschmeckende Flussigkeit BUS, und zwar,sehr reichlich, wcnu der Frosch sehr &oTs und friscb war. Diese Flussigkcit ist Lyaiphe. Der Usweis davon liegt in dew Urnstand, dal's diese Flussigkcit in- nerlialb lnehrerer Miuuten eiii ansebulichcs; aiifaugs was- scrhelles Coagulum absetzt, das sich allrnlilig zii eiiiem fadenartigen, weifslichcu Gewebe verdiclitet. W c n o nian von einer Anzahl grofser Friische die Ljuiplic sawmelt, so erhdt man genug, urn eine usbere I ~ n t c r ~ i i c h n i i ~ an- zustcllen. Uas Faserstoffgcrinsel einer gewogciien Qiian- titst Lyinphe wurde getrocknet und l o i t eiuer selir cmpliiid- lichen Wage gewogcn; 6 0 erhielt icb aus S1 l ' h . Froscli- lynlplie eineu Theil trockiien Faserstoff; cin Verhdtnifs, welches wegeu der Menge dcs Fascrstoffs sehr merk- wurdig scheint, wenn sich auf eincn einzigeii Versuch bei so kleiner Quantitst ciii bestimmter Wertl i legen licfse. Lafst man Friische langc fasten, so gcrinnt dic gcwon- nene Lymplie uicbt iiichr, so n i c auch ihr HIut enlwe- dcr sehr menis oder gar keiu Gerinsel nbsclzt Die Froschlymphe enhiilt im frichen Zustaod Kiigelchcu, jedoch aufserordcntlich sparsam darin zerslreut. Sie sind unge- irihr vier Ma1 kleiner als die elliptischen Blutkiirperclien des Frosches. Sie sind rund uud nicht platt. Ua man

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beini Eiiischneiden der. Haut des Frosches jedesmal auch einige kleine Blufgcf~ifse zerscboeidet, so ist es unver- rneidlicli , dars sicli bei rnikroskopischer Uiitcrsiicbung in ddr Lyinphe eioige elliptiscbe Blutkiirpercbcn zeigen. Diese Beimengung ist abcr ganz uribedeutend, und die Lym- phe blcibt wasserlicll. Durcli diese Deobacbtung hat man den grofscri Vortheil, sich schnell und zu jedcr Zeit Lym- phe verschaffen zu konncn; und man kann so die IIaupt- cigenschaflen derselben, da sie mit der inenscblicheii sehr iibereinktirnrnt, in den Vorlesungeii zeigen. Dagegen man bisher keinem ,Arzt eioen Vorwurf tnachen kountc, M eiin e r in seinein ganzen Leben keine Lymplie gesclieii hatte, die doch sonst in den pathologischen Werkeri rind von den herzten so vicl beqxoclien wird, so dafs Pie wegen Unkeniitnifs der waliren Sa tur der L p i p h e viclerlei der vcrscliiedenstcn ninge init diesem &'amen belegeo. Niclit alleiii faserstoffhallige und eiweikhaltige Exsudate, soil- dern auch M'undflussigkeiteo uud eilerfilrmige Stolfe, be- sonders aber alle Materien, welche sic nicht genao ken- nen, werden von ihnen Lyinphe genonnt.

Diese Versuchc vom Frocch liefcrn die Ilestiitiguog jener Beobachtung von der incnschlicheo Lymphe. Es ist sehr instrucliv, unler dein Mikroskop die Eutstehuiig des Cerinsels io einem 'I'ropfcn k'rosclilyniphe zu unter- suchen, wo man sich auf das Bestimintesle iibeneiigen kann, dafs die bier in gnnz grolsen Zwiscbeorsumen zer- slreriten Kugelcben gar keioen Aiitbeil an der Gerinoung des yorlier arifgeliisten Fascrsloffs haben. Der EiweiCs- stolf der Lynpbe Irlst sich auf die gewih l i che Wcise aus der Lympbe uiederschlagcn. Rlerkwiirdig ist aber, dafs nicht alleiii die Froscblymplie von vie1 zugesclztem liquor Kali caristici triib wird, uiid dafs der Chylus der Ssugetbiere von zugesetztem liqiior Kali caiistici sogleich das Eiweifs absetzt, sondern dafs nacli meiner Beobach- lung das Eiweirs aucli atis kleinen ()uaiitit;iteii CllJhFaS- ser r o n vie1 zirgeselztern liquor Kali caristici niederge-

, .

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8chlageii nird. L)ie lialiliisung oiufs aber gauz concen- trirt seyn.

Die Lymphe scheiiit unter gevrfiholicheu Umstsodeu in deli ,meisten Tlieilen farblos zu seyn, zuweileo hat inan sie bci Sziigethieren rsllilich gesehen; aber diese Fsrbiing ist in den Lpmpbgefiikeii dcr Milz uicht selten. I l e w s o u , T i e d e m a n n und G m c l i n haben d ids be- merht. R u d o l p h i bslt es fur zufiillig. lch habe in- deCs im Schlaclithause a n der Milz des Ochseii wieder- holt unter den vielen uiid ansehnliclien LympligefZfsen der Obertlache der Milz jedesmal eiuige beiiierkt deren Lymphe schmutzig riithlicb *%ar. Ich balle diese ganz leichte dorcbscheinende Fzrbuug nicht \die H e w s o 11 fur Farhung von rolben Kirrperclien des Blutes. Ich glaube vielmehr, dale die Lymphe in deiu blutreiclieu Gewcbe der Milz vom Fat bestoff des Blutes etwas aufgeliist bat. Es kbnnte aucb iiiclit leicht bewieseti werdeu, d a k dic rbthlicfre Farbe der Milzlginphe von Blutkirrperchcn her- riihre; denn Blutkiirperchen selten weno sie zcrstreut und cinzeln sind, unter dcm Mikroskope nicht cininal rotlr aus. Uebrigens kenne ich kcineii 'l'heil, an dem man sicb einc so deutliche Anscbauiing POD der L)escha&u- heit der Lyinphgefifse in ibrcm POD Lyinihe ausgedehu- Len Zustatidc mncbeii kdnnle, als die strotzenden und an- sehnliclcii Lymphgefilsc auf der OberOache der Milz ci- nes so eben gesclilachleten Ochseu.

Uebcr die Beseguiig der Lymphe ist iuan noch val- lig iin Dunkeln, da. man keine Contractionen dcr Lymph- gekifse kcnnl ; iiidessen h a l e ' icli bei mehreren lhieren, und zuerst bei den Friischen, ein contractiles rbylhiniscli sicb zuraininenzielieudcs Organ E;efiinden, wclclics a d die Cewegiing der Lyrnplie grolsen EinUufs zu hnlen scheint, indem es init den Lymphrhnei i der uiitcren Extremitiil und des Kunipfcs in Verbiuduug steht. Dos Organ i s t dol)pclt vorlaiideii; cs licgt a u l jeder Scite hiiiter deui ~l i i f~gc le i ik , zur Seile des Afters, i l l dcr rcgio ischiadica.

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Man siclit seine rbytfiinischen Contractionen selbst durch die Hmit hindurch; deutlicher a b e r , wenn man d ie € h u t i n dieser Gcgend abzieht. D e r Rhythmus d e r Contractio- neii ist niclit synclironirch init dem Hcrzen, eben so we- nis init deln A h e m , sondcrii eigenthiimlich. Es liegen unter dein Organc eine grofsc Vetie und Arterie; alleiil d ie Bewegung des Blutes in diescn Gefiilsen hat kcinen Einfluls auf das Organ. Selbst nach Eiitfernung des gan- Zen Hcrzens, j a nacb Zerschneiduog des ganzen Frosclics piilsirt das O r p fort. Die Polsationen der Orgaoe beider Seitcn siiid nicht iiiiiner synchronisch, sondern zuweileu iinregclmiifsig alternireud. Das Organ selbst ist I:itiglich, von obeti nacli unten. Es ist eiii kleiner Sclilauch, d e r bei d c r Zusnmrncnziehung mchrere Einschoiirungcii zcigt, uiid dessen WHnde iiincii eiii schwalninigzelligcs Aiiseheu habeii. Die Fliissigkeit, welche sicli dariu bewcgt , ist kein Blut, soudern klar und farblos, wabrscheinlicli Lym- phe. Sclioeidc: mau d a s Organ a n , so flierst d ie Fliis- sigkeit aus, und blest man Luft in d e r Hiclitung nacli ab- ~ 5 1 . 1 s ein, so fiillen sich iiicht allein die Lymphr iume des Schenkels uod gauzen Beins, soiidern 211111 Theil auch die d e s I\umpfes; cinmal fiillle sich auch ein feinh5utigcr weitcr Gang, ’ melcher die Aorta abdominalis beslcitete. Blrist inan das Organ in d e r Richtilog nacli aiifwrrls auf, so fiillt sich ein Lyinphgang, d c n es VOUI Riickcn her erliiilt. Zu bemerkcn ist noch , dafs sich bciin Aufblasen des Orgaues, aurser d e n Lymphrnumen, auch das g a m e Venensyslcm mit Lrift fiillt. Ich habe dieses Organ auch bei den Kriiten au dcrselhcn Stel le , und bei d e n Sala- manderii, so wie bei der griinen Eidechse gefuuden; wo es inders vie1 schwerer zu selien ist. Bei allen Iiegt es unter der Haut , wic beim Frosch , bei den Salamander0 und Eideclisen an d e r Wurzel des Schwanzes, zur Seite, dicht hititcr dem Darmbein. Entweder dieut das Organ dazu, die Lymphc aus den hintereo TheiIen des Kiirpers fortzu- bewcgeii, oder vorzugsweise, sie in irgend eine V e n e zii

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treiben. In F r o r i e p ' s Notizeu, No. 698, ist cine Geob- achtung von M a r s h a 1 1 H a 1 1 augefuhrt, welcher in der Nihe des Scbwanzes vom Aal eioe eigenthiiinliclic Struclur beobaclitct hat, welche die Functionen eines Hiilfsticrzens oder Nebenherzens verrichten SOIL E r fufirt an, dessen Diastole utid Systole seyen rollkommen regel- mafsig und vom Henen unabhangig. Diese Belucrkung veraulakte mich zur Untersuchuug des Aals. Ich h o d sogleich an der Schwanzspitze dcs Aals ein selir lebhaft pulsirendes Organ, in welchem eine ri)tlilichc, aber durch- scheineude Fliissigkeit nach vonvarts in einen Kanal ge- trieben wurde, welclier an der untereu Seite des Scliwan- zes hinlief. Als ich diets Organ anschnitt und aufblics, fullten sich eine Menge weiter Kaoale auf dcr eiiien Seite des Schrvanzes, niiurlich auf derjenigen Seite, auf der der Eioschnitt gemaclit worden war. Als ich Quecksilber durcb die Oerfnung des Organs injicirte, fullteii sicb alle diese KanZle mit Quecksilber; auch die Abtheilungen dcr weichen Flosse aiii Schwanzcndc wurden sehr scliilo in- jicirt, iiidem in jedcr Abtheiluiig sich ein ziemlich starker gleichfiirmiger Kanal bis an's Ende fiillte, wodiirch die Strahlen der weicheo Flosse als parallele, mit Quecksilber angefullte Kanale erschieueo. Die Haoptghge gehen aber, von dem beschriebenen Organe aus, unter der Ifaut des Fisches bis weit uber die Aftergegend hinaus fort. Ein Haupthanal von 1; Linie Dicke liegt a n der rinteren Scite, ein iihnlicher an der oberen Seite des Fischcs, auf jcder Seite an der Insertion der Flosse. Daztrischcn liegeu nieder kleioere Llngskanlle uud schiefe Verbindiitlgsha- niile. Iiijicirt man Quecksilber durch die Liiigsbanhle, so fullcn sich alle Lymphgefiifse der Flosse des Schnati zes als parallele Kat:de an. W e o n die Kan;ile der eincu Seitenhiilfte des Fisches gefiillt sind, so ist in die K a n l h der anderen Seitenhallte iioch nicbts eingedrungcn. Die Injection der anderen Scite e rhdt man, indem man dem piilsirenden Orgaue auf der aoderen Seite, oder ~ 0 1 1

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den LBngskaniilen au9 injicirt. n a n n fiillt sich aucb cine zweite Keihe voo injicirten Flossenotrahlen, so dafs d ie Flossen atts einer Doppelschiclit von lioken uiid rechten pa- rallelen Kanalen besteben. Uin den After her scheinen d ie untcren langen Seitenkanzle beider Seiten mit cinandcr 211

coinmuniciren. Vie1 wciter iiacli vorne bin lassen sich d ie Kanale nicht iiijiciren, sie verbreiten sich d a m diffus unter d e r Haut. Das p.ulsircnde Organ a n d c r Scliwanz- spifze i s t offenbar doppclt. I n dcr T h a t sielit man nuch noeh Pulsationen auf d c r einen Seite, wzhrend sie durch das Anschneiden auf d c r anderen Seite schou aufgelillrt habeu. Weifere Untersuchungeo ioussen lebren, o b diefs Organ bestimmt ist, die Lymphc des Schwanzes vielleicht i n das E n d e d e r Schwnnzvene zu trciben. Z u r allgemci- nen T3cwegttng d e r Lytnplte kiiniile das Organ am E n d e des Kbrpers kaum etwas beifragen.

11. U o t e r s u c l i u n 6 J e r B 1 u t k il r p e r c h e n.

U e b e r die F o r m d e r Elutkiirperchen sind d ie An- gaben d e r Schriftstellcr so verschieden, d o h es inir un- umgiinglicb ootliwcndig scliien , diesen Gcgensland gnnz yon Neuem zu unlersuclien. Hierzu dienteii verscliiedciie oplische lnstrutncnte, namentlich cin kostbarcs F r o 11 n - h o f e r’sclics M i k k k o p . Um die Blulkih-yerchen zu iin- tcrsuclien, darf man sie niclit mit, Wasscr verdiiiincn, inan wiirtle sie doiin gniiz anders sehcn, als sie iin le- beriden Kiirpcr s ind; das FTasscr verzudert ilire F o r m augenblicLlich, die clliptiechen Illiitkilrperchen wcrdeii nuf der Stelle rundlicli, attch verliercii die I3lutkiirpcrclietr iltre Plattlieit. Daher uiurs i itaii die Blutkiirperclien cat- weder oline ~ e i m i s c h u a g gatiz diinn auf dem ObjectlrS- gcr des Mikroskbp& ausbreifen, oder man mils sie niit Elufscrurn verdiinnrn. Z. I%. um die Btutkarperclien des Yroscbes zu ~intcrsiicbco, wentlc iclt eineii Tropfcn Se- ruin voii schon gcrotiticnetn Froscliblut an, uod setze dazu ctwas voii eioem ‘L’ropfcn frischen Froschblutes. W a s s c r ,

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woriu etwas Kochsalz oder Zucker aufgelbst ist, kaou eben- falls zur Verdiinnung angervandt werden. Diese Auflu- suogen verandern die Blutkihperchen durchaus niclit. Die Vermischung dcs Bluts mit Wasser und der Gebraiich schlecbter Instrumente haben die verschiedeneu Angabell iiber die Form dcr Blutkilrpcrclicn veranlalst.

Iclr finde die Blutkiirpcrclien beirn Menschcn grilfstcn- theils gleicb grofs, einzelne sirid eiu weiiig grillser als die Mcbnahl drrselbcn; aber nicht nocli eiiiiiial so grok im Durcbmesser. Beiln Frosch sind sie ebenfnlls meistens gleich grofs, doch sicht man auch solcbc, die bei iibrigeos glcicher Form doch etrvas klciner siod, uod gleichsain oocli in der Bildung begriffen zu scyn scheineo. Beiin Eiobryo des Ka- iiinchens fand icb sie am meisten ungleich; liicrsieht man cin- zelue, welcbe mehr als noch eiomal so grofs als die Melir- zahl irn Durcbuiesser siod, wabrend die Mehrzahl durchaus in dcr Grblse dencn des erwachsenen Kaiiinchens glcich kommt. Die Blutkbrperchen der Froschlarven scbeiiien etwas kleiner, aIs dic der erwachsenen Frosche, und sind vie1 blYsser. Die Gestalt der Hlutkbrperchen ist Sei re r - schiedenen 'I'liieren sehr verscbieden, sie siod indc l , inilgen sie brcisffirrnig oder elliptisch segn, iminer platt. Iiunde Scheiben sind sie beim Meosclien und den Saugetbierin; itrteressant wSre 211 wissen, wie sie wohl beiin Schna- beltliier und der Echidiia seyn mbgen. Elliptisch linde icli sie, iibereinstiinmend mil andcreir Beobachtern, bei deli Vil,nclii (Huhii und Taube), bei den Amphibien (Frosch, Salainaiider, Eidecbse), und bei den Fischen, \vo sie sich zuweilen, wie beim Karpfen, der ruiidco Forui nhhurii, oliiie vollstandig rund zu seyn. R u d o l p h i gicbt sic. \on den Fischeri ruiid an, wic ich sie friilier, als ich sie iiocli oicbt gut zu untersuchen verstaud, bci Clupea alosa geltinden babe: diefs scbcint ein Bcobacbtungslehler zu seyi), oder es riihrte von Vermiicliung init Wasser her, \Toron die clliptisclien BIutkGrperchen der Fische, Ani- phibien, ViJgel, nacli meiner Beobachtung, jedesmal ruod

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und kugfig merden. Speter fand ich die Blutkiirperchen von Clupea alosa wirklich elliptisch. Die elliptiscben Kirrperchen d r r Amphibien uiid Virgel siod im Durch- sclinitt etwa noch einrnal so lang als breit. Uafs sie platt siiid, diefs babe ich nicht allein von den elliptiscben Kor- percberi der Fisclie, Viigel und Arnphibien, sondern auf das Bestilnmtesle arich von dcn kreisfiirmigen Kilrperchen des Kalbes, der Katze, des Hundes, des Kaninchens und des Menschen gesehen. Hierzu bedarf man aber gutcr optischer Iostrumcnte. Von der Abplattutig uberzcust man sich, wenn mail den mit Serum, Kochsalz odcr %uk- k e r\y asser ve rd u n n ten B 1 u t st ro p fen un t er d em Mi k ros ko 1’ in Bewegung briirgt, SO dafs viele von den Blutkihper- chen beim Fliefsen sicli auf den Rand stellen. Am plat- testeu sind sie, iin Verhillnifs zu den aoderii Durcliiiies- sern, bei den Ainphibien und bei den Fischen; unter allen Thieren finde ich sie am plattesten beim Salamander, schr plalt sind sie auch beim Frosch, wo ihre Uicke 8 bis 10 Ma1 gerioger ist , als ihr Langendurchuiesser. IXe Blut- kiirperchen des Salamanders zeigen, w enn sie seokrecht auf dem Ronde stehen, keine vou der Mitte der beiden Seiteirflachen bervorragende Erhirhuiig, soiidern sind ganz gleichfilrlnig platt; die der Fr6sche zeigcn aber zuweileu, nicht immer deutlicb, ein auf beiden Seiten hervorrageo- des mittleres Hiigelchen, wenq sie senkrecht auf dcm Rande stehen, so n i e es P r e v o s t und D u m a s abge- bildet babeo. Obgleich, wie icli spster zeigen werdc, die Bhkbrperchen einen inneren Keru habeo, SO ragf doch dieser iiur bei den Frilscben in der Mittc etwas hervor; bei allen ubrigeo Thieren dagegen ist er uicht Ler- vorragend. Die elliptischen Blutkbrpcrcheu der Viigcl siiid sich ganz und gar Yholich, ztvar nicht so platt, n i e die der Amphibien, sie sind jedoch cntschieden plat!, angefahr in dem Verhaltnifs, wie ein Brod hiesigeu I.andcs. Dafs sie auch bei den Ssugethieretl und deiu Mcosclieii platt sind, davoo konnte ich luich fruher nicht

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Gberzeugen, wohl aber, nachdem ich ein kostbarcs F r a un- ho f er’sches Mikroskop anwenden koonte, und gelernt batte, daL man n i t Wasser nicht verdunnen diirfe. Die AppIattuog ist bei den BlutkBrperehen des Menschen uiid der Slugelhiere ganz g l e i chhn ig , und sie haben jcden- falls in der Mitte keioe Erliiihuog. W e o n sie auf deiii Rand stehend geselien werden, crsclieinen sie wie ein kurzer, gleich dicker, dtinkler Stricb, der an beiden En- den nicht abgerundet, ~oi idern fast scharf aufhiirt, ahn- lich eioer Muoze, die man gegen den Rand ansiebt. Doch ist der ilfter gebrauchte Vergleicb niit Muozeu deswegen unriclttig, weil sie im Vethaltoils zurn Breitendurcfimes- ser oicht so dunn, n i e Muiizen sind; sie siud beim Men- schen nur 4 bis 5 Ma1 so diinn als breit.

Die Blutkhperchen der nacklen Xrnphibieii sind die grafsten, die ich kenne; die der V6geI und Fische und bcschuppten Amphibien sind kleiner. Die Elutkbrper- chen des Mensclien und der Slugelhiere siod die klein- sten, und unter den Siiiigethieren sind sie bei der Ziege am kleinsteo, wie Pr e v o s t und D u m a s gefonden fiabeo, und ich n i ede rhde . Beim Kalbe sind sie ein Wciiiges kleiner a h beim Menschen. Beim Metischen fatid ich ihreii Flachendurchmesser =0,00023 - 0,00035 Par. Zoll. Die Blutkfirpercheo der Vogel neben einander mit denen der Frasche untersucht, sind etwa halb so grols, als die der F r b c h e , die der Salamander sind etwas griilser, als die der Frbscbe, aber niclit + grfiker, sic siud elwas 13ngli- cher; die der Eidechse finde ich ungefdhr $ voul Durch- messer derjenigeii des Frosches. Die Blutkiirperchen des Froscbes sind , neben dcneu des Menschen untersucht, uiigefrihr vier Ma1 grofscr, der Flacheodurclimesser der BIutkorperchcn des Rleoschen mit dein L3ogendurchule.s- ser derselben bcim Frosch verglicheo.

In der Mitte der kreisfbrmigen und der elliptisclieu Blutkijrperchen siebt man einen Fleck, der in den krei.5- fiirmigcu mod , in den eliiptischeu elliptisch ist, und aid

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d e r Seife der Bcleucbtung hell, auf dcr Seite des Schat- tens dunkcl erscheint; e r sieht zuweilen, uud zwar bei d e n 1’6geI11, Ainphibien und Fis,chcn, wie ein Kern im 111- neren i i i is , besooders bei hcllcr Bclcuchlung, w o die Schatlcn megfallro; zut;.cilen sieht er, uod zwar bei we- niger Iieller I)c.leucliti:ng, wie eiric E r h d i a n g aus , uod zwiir bei deli Frtischeo vorzugswcise, diirchaus nicht bci deli Salamindern, und auch iiicht bci Vogeln und Yi- sclieri. Bei den Friisclieu g l a ~ b t mati deulliclier eine elliplische Erbiibung zu sehen, wenn die Kiirpercheti in \rcnig Seriini enllialten sind ; alsdniin glaubt wan nuch beiin F ioscb ciiie Vertiefung zwisclieii dciii wulstigen Rand und der mitllereii elliptischco ErbBliuiig zu bcnier- ken. Ich sage liier blors, was inan bei vcrscliiedenen Be- diogi!ngrn zu schen glaubt, nicht was ich dafur haltc. Di1

nuii aber die lilirlkilrperclien cler Viigel, Fische und Su- lawander, auf dein Rande steheiid, a n deli Seitenflschen nicht einc mittlere Hervorragung zeigen, so knnn ihr milt- lcrcr Flcck auch keiiie Erhdbung sej’ii, iind dcr Fleck riihrt von dem Kern des Blutkbrpercbeus her, welcher-sich auf eine andere Art beweisen I;itst. Da ferrier die N u t - Biirperchen des Frosches, auf dem l b n t l e stchend, zuw vi- len ein flaches Hupclcben aii dcu Seilcnfl.iclieo zeigeti, so I n d s der Kern hier auch eine trirkliche unbedeuteade Hcrcorragung bilden. Die kreisfiirmigen Blulkiirncht~a des Menschen und d c r Saugclhiere, durch eiu gutes In- strument beobachlet, zeigen weder auf dcm Rande stehend irgcnd eine S p u r von Hervorragung a n den Seitenllicheo, nocb bat der F leck , wenn mail sie gegcii eine der Fls chen ansicht, jemnls das Anseheu einer Erhiihuiig. Die Scliriftsteller Iiaben, iiidem sie bes~audig von einein ‘Thicr atif das andere schlossen, hier ziim Theil vie1 Verwirrun;; herein gebracht. Die Deobachtungen Ton P r e v o s t rind D u m a s habe ich dagcgcn iu vielen Punkten beslsrigeii houiien. Die Blutkbrpercben des Menschen und der Siiu-

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gcthiere selteu zuweilen in einer gewisren Bcleuchtuag so aus, als wenn sie vom Rande gegen die Mitte gaoz seicht ausgehdblt wliren. Der Optiker Y o u n g - ist geneigt den Fleck fur einc wirbliche .4ushiihlung zu halten, ich will das nicht sageo. Es ist mir sogrrr in hohem Grad unwahrscheinlich , weil ich micli ziilelzl iiberzeiigt babe, daFs die Blulkorperrhen des Menschen und der Siiuge- thiere einen sehr kleineo Kern enthalteu, der die Dicke dcs plalteii Dluthiirperchens bat. M'enn die Scheibchcn scliief stehen, so dafs tnnn etwns von der eiiien Fliiche und etwas vom obercn Rande sieht, so bildet der obere Rand eioen dunkelii Hnlbkreis, iiacli der innereu Srite convex, iiach der auderen coocav. Aus ineiiicn Ileob- achtungcn, die ich sogleich aiiliihren wcrde, crgicbt sich unztreifelhaft, dafs die Blutkdrpcrchro der FiiJsclie uod Salamauder eioen Kern enthalteii, der sich gnnz andcrs cheinisch verhzlt, als die Riode. Da in deu Rlutkiirper- ciien der Fische uud ViJgel dieser Keru mikroskopisch gerade so erscbcint, wie bei deu Amphibien, so ist es schon hieraus sehr wahrscbeinlicb, drrfs auch die Blutkihperchen des Menschen uiid der S2ugetliiere eiiien Kera eiithalleu, was sich iiur wegen der Kleinheit nicht so leiclit w i e dort direct beweiseu ISM. Ich habe abcr auch mit dcm F r a u n hofcr'schen Mikroskopc an den Blutkikperchcn des Mcnschen bei eiiier gcrvisscu Belcuchtung gaiiz dciit- lich eioen sehr kleineii, riindcn, scharfbcgriiiizten Kern geselien, der mehr gelblich und glkinzend aussah, als der durclisclieioeode Ulnfang. W e n n man die Blutkorperchcn tinter dcm MikrosLope mit Essigsiiurc vermisclil, so wird die Scliale fast ganz aufgeliist, uiid es bleiben d a m dicsc iiberaus kleinen Kerne iibrig, die beiin Rlenscbciibluf sehr schrvcr zu sehen sind, vkilirend sie rom Froscliblut nls ganz deutliclic Kerne crscheiticii, die man fruher iin In- nereo der Blutkdrperchen gesehcii lint . Beiin Mcnsclien sintl die Keriie im fiincren der Blufki)rpercheii so klcio,

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daCs sie nicht dicker sind, als der Durcbrnesser der Dicke des platten Tllulkdrperchens, und daruin mussen sie nicht notliwendig eine Erhabung in der Milte bildeu.

Im Blute der Frfiscbe, so wie es ails dein Herzeit selbst erbalten wird, liabe ich noch eine zweite, vie1 klci- ncre Art ron Kbrperclicn gefundcn, die sebr sparsam darin vorkominen; sie sind ganz riind, nicht platt. und ~inge- fshr vier Ma1 kleiner a l s die elliptischen Blutk3rperchen; sie kommcn ganz mit den sehr sparsamen Kiirrichen der Lpmphe der Frbsche iiberein, die ich friiher beschrieben habe, und sind offenbar Lginphkugelclien von der in's Blut gelangendcn Lyrnphe oder Chyluskiigelclico. Viel- leicht entsteben aus dcn Ljinph - und Chyluskugelcbcn die Keriie der elliptisclicn Blutkiirpcrchen. Doch sind die durch Essigssure von der IIiille. befreiteo Kerne der FroschblutkiSrperclien w a r ungcfiihr so grofs, als die sel- tenere Art von Kiirnclien im Blut, und als die Kiirnchen dcr Lyrnphe; alleiii die beideu letztercn sind rund, die durch Essigssurc dargestcllten Keroe der elliptisclien Nut- ktkperchea sind dagegen elliptisch, uiid beim Salamander sogar noch deutlicli platt. Auch sind die Chyluskiigel- chen von Siugelhiereo vicl griifser, als die Iieriie der Blutkorpcrchen dersclben Tliierc. Von dcii ganzen Rlut- kiirperclien iinterscheidcn sich aber die Cliylusktigelchen dadurch, dars die Chylosltiigelchcn in Wasser ganz un- aufliislicli sind, wiihrend die Blutktirperchen in Wasser; bis auf ihre Kcrne sich aufliiseo.

Man glaubt gewfihnlich, dafs die Batur sebr schnell den zum Dlut gelansenden Cliylus in Blut umwandcle; diefs mag allerdings so seyn. lndessen nerdcn die Chy- luskugelchcn im Blut aucli diirch ihre Zerstreuung ZM ischcn den rothcn Blutkfirpcrchen unsichtbar. Wei in irinri nber die Geriniiung des 1Slufs von SAugelIiicreii odcr vom Mcn- srben durch ein Minimum von uiiterkolileiioaiirein Kali rertangsamt, so sinken die roifien BIutkbrperchen allma- lig vor der Gerioouog einige Iinicii untcr das Niveau

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der Flussigkeit, und die dariiber sfehende FIiissigkeit ist weilslich, offenbar von den dein Blute beigernengten Chp- luskugelchen. Bei der gewbhnlicheo Geriniiung werden die Chyluskuselchen zwisclien der ungeheuren Menge der rotlren Blutkbrperchen mit in das Coagulum eingescblos- sen, dither das Serum durchscheinend und nicht weirs- liclr ist, wshrend in obigem Versuclie vor der Gerinnung die leichten Cliyluskiigelcheo im oberen , die EChWerCren Blutkitrperchen irn uiiteren Theil der Flussigkeit suspen- dirt sind.

So Iange die 'BlutkGrperchen im Scrum des Blutes enthalten sind, litst sich ihr Farbestoff niclit auf, wohl aber wenn Wasser daoiit in 13erulrruiig konimt. W a s H o m e von der leichten Zersetzbarkeit der BlutkGrper- chen gesagt hat, davon hnbc ich nicbts bestliligt geltin- den. W e n n Blut von Saugethieren gesclilageu worden ist, so bebalteo die Blutkorperchen ibre Forni, und ioeb- rere Stunden splter, ja selbst am andern Tage, mit den besten Iostrumeuteii untersuclrt, zeigen die Blutkbrper- cben niclit die geringste Verinderung ihrer Forin und Grtike. Selbst nach 2.1 Stunden ist fast nichts davon im Blutserrim aufgelbst, uod das Serum, welches in 24 Stun- den einige Linien liocb uber den im Serum suspendirten Cluthbrperchen stcht, ist gelb und farblos. Nach 12 bis 24 Slundeii stehen die Blutkihperchen von gesclilagenem Schaf- und Ochsenbliit 1 $ Linie unler dcm Niveau der Flussigkcit. Von geschlageocm Menscheoblut uod Katzen- blut sinken die BIu~korperchcn etwas tiefer, nlmlich 4 bis 6 Linien schon innerhalb eiriiger Stunden. Solches geschlageiie und voin wcilsen Fasersroffgeriiisel befreite Blut hat ganz das hnsehco des naturlichen Blutes, die Kugelcben scbweben darin, und wenn das Blut vom Schaf uod Ochscn bci 15O mehrcre "age steht, so blci- bcn sie doch dariii suspeiidirt und sinken riicht gnnz zu h d e n . Die rotbcn Kugelclien voii geschlagenem Och- sen- und Schafblut senkcn sich in mehreren Tagen uur

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biichstens 2; Lioie ualer das Piiveau dcr Fliissigkeit; das daruberstelieode Serum, anfangs farblos, firbt sicli in mch- rcreo Tagen our ganz uobedeutcnd. llriiigt inan aber etwas Wasser zu geschlagenern Blut von Sdugetliieren. so liist sich ein 'l'hcil des Farbestolfs im ki'asser auf, uiill eiu grolscr Thcil Lilutkijgelchcn siiikt zu Boden. Die Blutkbrperchen des Froschcs siiikeu dagegen sclion im blolsen Serum des Froschblutes schnell zu Bodeo, und das Serum steht farblos daruber; so erhalteii i c h die Kilrperclien, bci nicht zu naririer Witteruiig, ohue die gcriogste Verinderuiig ilirer Form uiid Grqlsc luchrerc 1 age lang. Uin voii Froscliblut ein init Blutkiirperclieii

geineug!es Serum zu erhalten, iiehine icb das sicli bil- deiide Gerinscl, so wie es sich bildct, nach uiid oach heraus, his sich niclits uielir bildct; auch riilire ich das Ge- rinse1 voiher in der uoch iibrigeii Fliissigkeit urn, daniit dic sich anhrjngenden BIutkBrperchen sich ablosen. Auf diese Art erhalt iiian, nach weggenommenein Gerinsel, Blutseruin mit eiaer grolseo Meiige vou Kiigelchen, wslirend ein auderer Theil der Kiigelchen roo dein Geriiiscl eiuge- sclilosscn ist. In diescin Zustaiide kbiinen die im Seriiin entliahenen Blutkbrperchen zu verschiedenen Versirclicn dieocii , llorauf uiaii ilire Verindcrung mikroskopisch uii-

tersucht, vahreiid inan frisclics N u t wcgen des siclr bil- denden Gcriiisels uicht gut zu Versucheu Lbcr das Ver- halten der Bluthurpcrchen zu vcrschicjlenen Stoflen brau- chcn kann.

V-enn man zu deiu, auf dic angezeigte Art bereite- ten, von Gerinsel befreiten Genienge von Serriui und Blulhilrpercheri dcs Frosches Wasser zusctzt, uud das Ceinenge umriihrt, so last sich der k'arbcstoff der UUI- kilrpercbcu allrnilig iiu Wasser auf, uiid es hieibt zulct:t eio rtcilser Satz auf dew Codeii des Ghrglnsrs, dcr uiiii aus rundrn Kiigelchen besteht, dic vier Ma1 kleiuer siiid als die Bluthugelchen, und der sicli iin \\'asscr iiicht

auflilst. Um die huflbsuiig des Farbestoffs iu dem W a s - ser

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ser zu befordern, ist es gut viel Wasser zuzusetzeo. Man verniischI in einern Uhrglas das Gemeiige von Serum ulid BIritkdrperclten des Frosches uiit Wasser, so dafs das Glnschen voll wird. Nun warlcl inan cine kurze Zeit, bis sich die Blutkbrperchen zu Borlcn gcsetzt haben, und senht sodann das vulle Uhrglas in eio giiikeres (;]as mit M'arser vorsicfitig so ciu, daCs der SaIz des Ulirgfases iiicht aufgeriittelt und zerslreut wird. So hfst mail das Glas 12 bis 21 Stonden stehen, worauf der rolhe Satz weirs geworden ist. Mikroskopisch uiilersiicht, zcigt sich nun nichls mebr von deli frulieren clliplisclieii Blutkiirperclien, dagegen eine grofse Mcnge vier Ma1 klciiicrer, rundlicher, nur zum Lleiiisten 'I'lieil ovalcr Kilgelclieii. Untersurht man den Satz in den Zwischenzeilen v o r Ablauf der 12 bis 24 Stunden, so kaiin marl sicli iibcrzertgeii, dafs der Farbestoff i n dcin Mars, als er sich ini V\'asscr auflijst und dasselbe fsrbt , sich von den cllip!ischen Bluthiiiper- chcii entfernt hat, so d a k sie iomcr kleiiier werden, w;ih- rend der Keru derselbeu bieibt, bis zrilctzt bloCs der im Wasser unaufliisliclie farblose Kern iibrig ist. Mil diesein weifsen Satz kana mati d a m weiler kleiiie Versuclic an- stellen. Im W'asser sich selbst uberlasscn, Iiist er sich niclit auf , soodern bildet zuletzt eiii srhleimigcs, noch nus dciiselben kleineren Kiigelchen bestehcndes W e s e o auf dein Boden des Glases. In Alkalien wird dieser S a ~ z aufgelast; Essigsrure verandert ihn iu langer Zrit nicht. Der Action dcr gnlvnriisclien S h u k ausgeselzt, verlirlt e r sich so, Mie eiiie AuCliisuiig von Eidotter, wie spster ausgefiilirt werden soll.

Dais sich der Fnrbestoff der Blutk6rperchen gain, uiid in alleo Veihdltnissen im Wasser aufliist, n i e B e r - z e l i u s gcgcii Y r e v o s t und l l u m a s bemeikt, und dals cr niclit io kleioen Fragmenlen im Wasser swpendirt ist; d a w n kaiin mau sirh uicht alleiu am Blut des Menschen rind der Siiogethiere, soridero auch viel sicherer an deu Ulutkorperclien des Frosches uberzeugeo. W a s aris dcn

Annal. d. Plijsik. B. 101 .S~ 4. J. 1832.51.8. 34

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Kernen der BlutkiJrpercben des Measchen uud der Sau- getbiere wird, wenn die Blutkihpercheii mit Wasser ge- menet werden, Iaht sicb 'wegen ihrer aufserordeullichen Kleiiilreit nicht ausmitteln, uiid es ist nach Aualogie des Froscbblutes nur wahrscheinlicb, dafs die in Wasser UU-

aufliislicbeo Kerhe im Wasser suspendirt bleiben, wenn mail geschlagenes und vom Cerinsel befreites SSugethier- blut init so viel Wasser verdunnt, dafs aller Farbestoff der Blutkbrpercben sich auf1i)st. Beim Gerioneu des UU-

gescblagenen Saugetbierblutes blciben die Kerne der Blut- kihpercben mit dem rotbeo Coagulum verbutiden, viel- leicbt selbst noch, wenn der Farbesloff aus diesem Cosgu- liim schon ausgewaschen ist, vielleicht wcrdeti sie niich hier- bei mit ausgewaschen (ohne wie der Farbestoff aufgeIGst eu werden). B e r z e l i u s sclieint die Unlijslichkeit dcs Farbesioffs im Serum von desseu Eiweifsgchalt abzulei- ten, und bemerkt, dafs wenn Wasser, woinit die Blut- kuchen ausgewaschen worden, Farbestoff absetzt , diefs von aobsngendem Serum herriihre. Icb theile gnnz die Ansicht des grofsen Cbemikers, dafs der Farbestoff der BlutkGrpercben im Wasser in allen Verh~ltnissen liislich ist; iodesseii glaube ich, dafs die Nichtaufliisung des Far- bestoffes im Serum nicht allein von der Aufliisung des Albuminats V O ~ Satron, sondern auch vbrziiglich von der Auflbsung dcr Salze irn Serum herriihrt. W e n n ich auf detn Objecttrager des Mikroskopes z q einein Triipfcben Froschblut einige l'ropfeo von eincr wsfsrigeu Auflijsung von Eidotter zusctzte, so sah icb die Blutkijrperrhen fast eben so sclmell ilirc Gestalt verandcrn und rund %%erden, als weno ich reines Wasser zusetzte. Wetin icb aber zu eioern Tropfen Froscbblut, Tropfen von einer Atifla- sung cines solchen Salzcs brachte, welches das H u t nicht zersetzt, z. B. von uiiterkohlensaurem Kali oder vou Kochsalz, so veriioderte sicli die Form uod Griifse der Blutkijrpercben durcbaus nicht. hucll Zuckerwasser wirkt

Uie Natur der Blutkorperchen wird Salzauflfisung.

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531 sehr aufgekliirt durch ihr Verbalten gegen verschiedeiie R e a p t i e n , welcbes mail mit dem zusammengesetzten Mi- kroskope an den grofsen Blutkbrperchen der Frlische und Salamander allein deiillich beobachten kann. Man kann bierzii Troplen frischen Froscbblutes nehmen. Da sich inders in diesen ein Geriosel bifdet, SO ist es bcsser, wenn man sich auf die friihcr angezeigte Art durch Entferneu des Gerinsels ein blofses Gemenge von Serum rind Blut. kbrperchen des Froscbblutes bereitet. Man bringt ein Trapfchen davon au l den Objecttrager des Mikroskopea und breitet ihn aus, daneben bringt man einen Tropfen von einem Reagent. Wiihrend mail uuii observirt, bringt man beide Tropfen mit einander in Verbioduog, und be- trochtet die Veriinderungen der Blutkbrpercheii; oder man betracbtet zuerst die BlutkBrpercheii fiir sich, setzt dann das Reageuz auf dem Objecttrager hinzu und betrachtet sie wieder. Dieser Methode habe ich mich bestsndig bei deu folgendeu Untersucliungen bcdient.

Sehr merkwiirdig ist die augenblickliche Veranderung der Blutkbrperchen durcb reines Wasser. Die Blutkbr- perchen des Menschen werden davon uudeutlich, man sieht wegen der Kleinheit das Nahere iiicht, doch glaube ich bemerkt zu baben, dafs sie ihre Plattheit verlieren. Denu ich kounte beim Vorbeifliefsen der Blutkarperchen unter dein MikrosIrop keine mebr erlienoen, die einen scharfeu Rand bei veranderter Stellung sehen lieken. Am Froschblut sieht man aber Alles genau. So \vie ein ‘l’ro- pfeo Wasser mil eiaem l’ropfen Blutes in Bcriibrung komml, werden augenblicklich die elliptischen platten Kor- perchen rund, und verlieren ihre Plattheit, SO dafs sich beim Vorbeiflielsen keine mehr atifstelleu und einen scbar- fen Rand sehen lassen. O b sie dabei aufscbwellen, weirs ich nicht; sie werden kleiuer als der Langeodurcbmesser der Ellipse war, aher doch grblser aIs der Brcitendurcb- messer derselben. Viele zeigen sich ungleich, uneben, rersclioben; die meisten siiid rundlich, aber uugeiiau. I)er

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Kern hat sich durch die Beriihruog des Wassers bei vie- lei) v.erschoben, e r wird niclit mchr in der Mitte, son- dern an der Seite gesehen, in andern fehlt er ganz, sol- cher sind jedoch nur meiiige, und diese srheinen durch die gewallsaine Verioderung, welclie sie vom Wasser erlitten haben, ihre Kerne ausgelrieben zu liabeii; denii man siebt, so wic Blutkdrperclien ohne Keroe, so auch elliptiscbe Kerne oline Hiille a u l dein Sehfelde zerstreut, aber niclit zalrlreich. Voii den ermaliiitcn kleiueren KU- gelcheo des Froschblutes uiiterschoidcn sich diese weiiig zahlreichen ausgetriebeneii Keriie durch ihre elliplisctie Gestalt. R'ach und nacli, nenn nian iiiebr \Vasscr zii-

setzt, verandert sich auch die Grolse der rtind genorde- nen, zum l'heil no& kernhaltigen, 211111 kltiiisten 1he i I kernlosen BlutkUrperclien. Sie werden unter deli Aogeii des Beobachters hleiner, zertliefsen, und zulelzt, iiacli ei- niger Zeit, ist iiichls iiielir tibrig als die Keriie, die sich im Wasser iiiclit aiifliisen. Wasser, M orin uiiterhohlcii- saures Kali, oder Koclisalz, oder Saliniah, odcr Zucher aufgeliist worden, verandert nicht im Gcringstcn die Form und GroCse der Blutkijrperchen. Birr von gesitligter huf- llisung vou uoterkolilensaurein Knl i schcinen sie alliii9lig etwas kleiiier zu werden. Briogt nian Ululkiit perchen des Froscbes von dem voin Gerinsel befreilen Gciiieiige vou Bluthilrperchen iiiid Serum init vcrdiiuciter oder con- centrirter Essigsaiire unler dciic Mikroskope in Beriilirung, so Merdeu sie aiigenblicklich uofilrinlicb, zum 'l'lieil i und, uod ihre Fnrbestoffhulle wird in eiiiigeii Minuten fast ganz aufgelBst, so dafs nur die elliptisclien Kerue iibrig zu bleiben scheinen, welche z=ischen 4 his + von der Breite der gaozen Blulkorperchen im Breilenduichmesser haben. DieCs sicid nicht etwa zusamlnengeschriiuipfle Blut- kbrperclieo, sondern es sind die uoverandbrlen Kcnie, die man scliou friiher sali, und urn welche herum die Farbe- stolfhillle sichtbar kleiuer wird , bis sie ganz aufgeliist scheint. Doch wird nicht die game Rinde von Farbe-

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stoff um den Kern herum aufgelifst: deon mit dem F r a u n - h o fer’schen Mikroskope konntc ich mich iibeneugcn, dafs ein sebr schnialer, iiberaus blasser, utlscheinbarer UmriCs urn die dunkel erscheinenden Kerne herum geblieben war, dessen Durchmesser aber sclir viel lileiner ist, als der Durcb- messer des ganzen Blutkiirpercliens. Iliese Kerue entspre- chen den Umrissen des ganzen Blu~kijrpercheus. Beim Frosch scheiuen sie nicht pIatt zu fieyti, wenigstens nicht merklich; beiin Salamander habe ieh dagegen die Kerne, iinch dcr Behandlung der Blutkihperchen mit Essigsfiure, gaiiz dcullich platt gescheo, so platt wie die Blutkijrper- ctren sellst. Beim Frosch sind sie ungefdlir nocli eininal so laog als breit, obgleich es auch eiiizelne giebt, die sich der ruiideu Form mehr nahero; beim Salamander siud die Kernc liinglicher, and haben fast parallele Sei- tcn, w5hrerid sie an beiden Eodeo abgeriindet siud. Auf diese Art kann inan durch Essigsiiure auch die iiberaus kleinen Keriic von den Blutkiirpcrchen des Menscben und der Sk.y,elhierc darstellen, die man jcdoch our bei der gri)lsten hufinerksamkeit mit eioeln sehr klareu In- strumente sieht.

Vcrsctzt man unter Umriihren cin vom Gerinsei be- freites Geiiiengc von Blutkbrperchen und Serum des Fro- sches in eiiiiger Quanlilit nit Essigsziire, so erleiden die Blutkarperchen dieselbe Vcrsnderong ; aher man sielit nun auch, dars die Kerne, welche sich zu Boden setzen, ein Lellbrauoes Pulver bilden, welclies sich in mehrcren Ta- gen nicht ouflost , und spaler, lnikroskopisch unlersucht, noch aus deusclben unveranderteu Kernen der Blutkijr- percheu besteht. Fascrsloff uod EirveiTs wird soust in Essigsaure niclrt brauu , sondcrn diirchscheinend uud all- mSig etwas dadurch aufgelrist. lndesseri scbeint die braune Farbe des Pulvers von ctwas nocb anhYiqpdem uiid viel- leiclit chemisch rerzndertem Farbesloff Iierzuruliren; denn die Kerne der Dlutkiirperchen, welche man durch Beband- lung der Blutkihperchen mit Wasser in griikercr Quan-

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titst auf die aogezeigle Art e rhd t , sind weirs, und blei- ben, rnit Essigslure begossen, eiii weiker Satz. Die h i enu angewandte Essigsaure war als cbemisch rein gepriift, und etwas mehr concentrirt als die Essigslure der preukischen Pharmacopoe.

Salzs;iure laste unter dem Mikroskope die Blut- kurperchen nicht bis auf ihre Kerne auf, sie wurdeu iiur unmerklich kleiner. Chlorgas entffirbte das Frosch- blut; zuerst wird es nlmlich brlunlich, aber schnell ganz weifslich; dabei gerinnt das E i r c d s in Kiigel- chen. Spater, tnikroskopisch untersucht , zeigen sich in der wciken Materie noch die Forrnen der Lllotkiirper- cben, sie sind aber etwas kleiner. M a n kann den Ver- siich so anstellen, d a b inan die Rilhre, wodrirch man Clrlorgas leitet, wit Froschblut inwendig bestreicht, oder dals man in ein mit Chlorgas gefiilltes selir enghalsiges Glas Froschblut Iiineinfliehen Ififst und das Glas schiiell verstopft. Lfas Blut fliefst nun eine Strecke an den W a n - den berab, geriiint aber sehr schnell, riud wird zrierst bell- braunlicb, dann ganz hellweifs. Liquor stibii iniiriatici uiid liquor mercurii muriatici corrosivi machtcn die Blutkiir- pcrchen nur verschrumpft und verbogeii; eben so wirkte Gallapfeltinktiir. Eine serdiinnte Xuflijsung vou salesau- rem Eisenoxyd brachte in den Blutkorperchen gar keine Veranderung hervor.

Liquor kali caustici verandcrte die Form der Blut- Barperchen nicht, sondern machte sie in ihren llatiirlichen Dimensionen imrner kleiner, so d a k sehr schnell nicht illlein die Hiille, sondern auch der Kern ohne Spur auf- gelost wurde. Liquor ammonii cnustici lijste die Kiirper- chen noch schoeller auf, und verknderte iin Moment der Bcriihrung scbon die Korperchen in's Runde. Auch die Kerne wurden spurlos aufgeldst. Alkohol verindert die Kbrper nicht; sie sclirulnpfen our ein wenig ein, und wer- den wegeo der Kiigelcheu von Eitveils, die sicb durch

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Gerinnung aus dem Serum bilden und das Gesicbtsfeld trtiben , undeutlich.

Slrychoin und Morphium braclten in den Ktirper- chen keine VerSnJerung hervor.

Die Blutktirperchen sind im arterihen und ventjsen Blut von gleicher Form und gleichcr Grbfse, was m’it den Angaben des sonst genauen K a l t e n b r u n n e r im Wi- derspruch steht, welcber behauptef, dafs die Blutkbrperchen in den CapillargefBrsen e lms anschwellen, uiid dafs zu- gleich ihre Rander weniger umscbrieben werdeo und etwas zerfliefsen. icb rand auch, dafs die Forin der Blutkbr- perchen durchaus nicht verGndert wurde, als ich Frilschen die Lungen ganz unterband und darauf abschnitt, worauf sie nocb 30 Stuiideu lebten, wahrscheiiilich durch Atliinen mit der Haut, wie die Fische in I. H i i m b o l d t ’ s und P r o v e n c a 1’s Versucheo. Icb habe keitien Unterschied zmischen den Blutkarperchen des Froscbes aus den Lungen- venen und denen aus den Kdrperveoen gefuuden. Ob- gleicli der Vorliof des Herzens der FrGsche und anderer uackter hrnphibieti ;iufserliclr einfach crscheint, wtibreud e r bei den beschoppteii tiufserlich schon doppelt ist, so ist doch dieser Vorhof inwendig getheiIt; aus der tech- ten Abtheilung kann man das reine Venenblut des Ksr- pers samrnela, aus der linkcn Abtheiliing das bellere Lun- genvenenbiut, indem die Langenvenen sich n i c k in die Hohlvencn, wie man gew6hiilich ansiebt , sondern in die linke Abheiluog des Vorbofs begebcn. Die Entdeckuiig der zwei Abtheilungen des Vorhofes beiin Frosch hat M a c - t i n St. A n g e zuerst geniacht; kurzlich ist sie wieder selbststindig von Hrn. Prof. W e b e r liier gemacht wor- den, Es schien mir vo; grorscm Interesse, die Einwir- kung des Saucrstoffgases und des Kohlensauregases auf die Bluthrperchen zu untersiicheii. Hr. Apotheker K el- l e r war mir fur diese Versucbe behulflicb. Da die Forin dcr Blutk ugelchen sich diirch FYasscr sogleich veriindert,

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SO mufste icb Quecksilber zur Sperrung anwenden. Ich bcdiente mich zum Versuch einer an einem Eiide rer- sclilossencn 5 ; Zoll lanpco und 4; Linicn weilen Glas- rillire, die am offenen €ode bequein und fest dirrch ei- nen Finger verschlossen werdcn kooiile. Die Riihre fiillte ich wit Quecksilber, so d a k nur ein kleincr l h e i l der Riihre mcLrere Liiiien lioch leer blieb. Diesen fiillte ich mit Froschblut, das also iiber dein Quccksilber stand. Nun schlors ich die Rillire mit dein Fiiiger uiid drelite sie in Quecksilber U I U , so d a k das Blut i i i den oberen Rauin der Riihre stieg. Uann leitcte icli das Gas in die Riihre unler Quecksilber, bis der grokte l’licil des Queck- silbers aus der Rdhre vcrdrzngt war. I)a dic Kiilire init dem Fiogcr fest geschlossen nerden konnte, so koiiiite sie herawgehoben und der l n h a l t (Gas , H u t uiid etwas Quecksilber) vorsichtig gescliuttelt wcrdcn, w o r d sie n ieder in Quecksilber gestellt wurde. Auf dicse Art stellte ich deu Versiich iuit Saucrsloffgas uud uiit Kob- leosguregas an. Ersteres machte die Farbe dcs Frosch- blutes heller ruth, lclzteres maclite es aufhllcnd duiiklcr, und zwar scbtnutzig violett. Das H u t in Kohlcnsitirc- gas gerann vie1 spzter, als das in Sauerstoffgas, was i i i-

defs vielleicbt zufiillig war. Mit dem Case blieb das Blut + Stuoden iii Beriihrung. Es wurdeii dann die Blutkiirper- chcn vou bciderlei Blut, welches zuln Theil geroiinen, zuin Theil flussig war, nebcn einander auf den Objecttrager des Mikroskopes gebracht und rerglicheu ; alleiii sie zeig- teu weder den geriugsten Unferscbied uuter sicli, nocli von Blutkbrperchen andercn Froschblutcs; Form u n d Grofse waren unverandert. Es ware vielleicht von lo- teresse, noch verschiedene aodere Gasarten auf gleiclie Art anzuwenden, und zu beobachten, ob und \vie sich die Blutkbrperchen darauf uutcr deln Mikroskope zeigen.

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537 1LT. U n t e r s n c h u n g d e s F a s e r s t o f f e s i m g e s o n d e n o n d

k r a n k e o B l u t e .

Die gcwObnliche Aosicht von der Gerinnung des Mu- tes is!, daCs das rothc Geriiisel sich durch .4ggregation der Blutkfirperchcn bilde, und dafs die Kcrue der Blut- kiirperchea ebcn die Faserstoflkiigelchen sind, die von eiuer Hulle von Farbestoll bekleidet werden, der nach der Coagulation voo dein aggrcgirten Faserstoflkiigelchen aiisgewascben werden kann, worauf weirses Coagiilum zuruckbleibt. Diese Ausicht haben besonders H o m e uud P r e v o s t und D u m a s vorgetrngeii, und ! ) u t r o c h e t 1nt sie bei seinen neuereii Untersuchungen iiber das Vcrhal- t e n dcs Blutes zu der galvanischcn Sl ide vorausgesekzt. B e r z e l i u s laat indeis atis Jcin Umstande, dsfs die Lym- phc aiifgeliisten Faserstoff enthdt, vcrmulliet, daCs aiich das lilut aufgeldsteo Fnserstoff elithalten miisse, weil die Lymphe gleiclisam cine von dein Blute abgeseiliete Fliis- sigkeit sey. Man kijniite 01s noch trif~igeren Grund hin- zulugen, weil die 1.yiiiphe selbst iir’s R lu t gelaiigt. Ber- z e l i u s stcllte dahcr vermuth i i i ipe ise die hiisicht auf, dals beiin Gerintien des Mutes der iin Glut aufp-lcisle Faserstolf rest werde iind die I~luthorperchen z~ i-clico sich nehine. Diese Ansicht, dafs der Faserstolf im liltit aufgeliist ist, ist schon zii verscliicdencr Zeit propoiiirt worden. Icli bin so gliicklich gewesen, eiiieu dcliiiitiven Ueweis Fur B e r z e I i u s Verluuthitng zu Gyden, uiid bin im Slande, zu zeiyeo, dafs das rolhe Coaguluiii des Blutes nur eio Gcmenpe voii Fasersfoll, der vorlicr auf- gelcist war, und voo Blutkiirperrheo ist. EIie ich sber die entschcidenden Versuche Lieriiber rniltheile, niiige mir erlaubt scyn, aucb meine lruclillosen Beiniibiiiigcn zur Eulscheiduiig jeiier Frage zu erwshnen. Da die Bluthdr- perchen des Menscheii durch das Fillrum gehco, so knm es darauf an, einen A p p r a t antuweoden, der feinere Po- ren hat und doch Flussigkeit durchlafst, obgleich er die Blut- kiirperchen zuruckhYlt. Dieser Art sind thierische Mem-

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braiien, auf welche cin starker Luftdruck wirkt. Ich spaonte eiue feuchte ’l’hierblase iiber eine weite Glasrdhre, die auf den Recipienten der Luftpumpe luftdicht eiogeschraubt werdeo konnte, so dafs ihr mit der Blase veschlossencs Ende in den luftleeren Raum hioeinragte, wiihrend das h i die Rolire gebrachte Blut dem Luftdruck ausgesetzt war. Enthnlt nun das Serum aufseltjstcu Faserstoff, und geht das Scriim vor der Gerinouug des Blutes bei schncl- lem Auspumpen schon durch die Blase nach dem luhlee- ren Raume, so mul’s ,sich farbloses Gerinsel in dem durch- gedrungeneii S e a m bildcn. C m die gehirrige Dunne der Thierblase fur dicscn auf cine sehr kurze Zeit berechne- ten Versuch zil linden, stellte ich mehrere Probeversuche mit eioer Flussigkeit, welche Kugelclien ctilhdt, uiit Milch no. . Zu diinne Blasen zersprangen sosleich, zu dicke lie- fseu das Fliissige niclit schnell genrtg durch. Bei einiger Diinoe der Blase gingeu auch Kugelchen durch. Nach- dem ich nun das rechtc Mads gefundco zu haben gfaubk, stellte ich den Versiich mit dein Blute eines Kanincheos an, deln die HalsgefSke durcbschnitten wurdeii, so dafs dns Blut sogleich in Masse von der RBIwe aufgefangeo s u r d e , und uomittelbar darauf das Auspuuipen begann. Inner- halb vier Miuuteo Ring ein starker l’ropfcu Serum durch die Blase durch. Dicses Serum war ganz leicht roth ge- farbt, aber durchscheioeod; es gerann nicht. Bei mikros- kopischer Unter suchung desselben zeigte sich, dafs doch einige, aber nur wenige Blutkihperchen durchgedrringen maren. Man wiirde aus diesem Versuche nit IJnreclit sclllielseo, dafs das Serum keineo Faserstoff aufgeliist ent- balte; den0 die Daucr des Versuches, vier Minuten bis zum Durchgang des Serums, ist vie1 zu grofs, denn inoerhalb zwei Minuten is& das Kaninchctiblut aufser den Adern schon vollstandig geroonen. Um diesen Versuch besser anzustelleo, mufste man Blut anwenden, welches weniger schnell geriont, u ~ i d mufste die Geriaoung durch Zusatz \on unterkohlensaiirein Kali noch aufhalten. Indefs habe

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ich einen viel besseren W e 6 zur dcfjnitiven Entscheidung der Frage gefunden.

Ich habe zuerst bemerkt, dafs, wenn man Froschblut in einem Uhrglas auffingt, vor der Bildung des ganzen Blut- coagulums schon farblose, wasserhelle GerioseI entstehen, die man am Randc mit der Kadel hervorziehen kann; so sieht man auch Punkte ulld kleine Lappchen von farb- losem, wasserhellem Gerinsel, wenn man das Blot cine bis zwei Miouten nacb dem Ausflufs vom Boden des Uhr- glascs abfliefsen lafst. Ditse kleincn farblosen Geriosel bleiben dann am Boden hangen. Uin den Einwurf zu beseitigen, dafs beim -4bschneiden des Froschscheokels, wodurch man am leichtesten einen Blutflufs verursacht, 'rropfen Lymphe mit ausgeflossen w h n , deren aurgelii- ster Faserstoff diese Erscheiiiung bewirkt hstte, saaimelte ich das N u t fernerhin aus der Schenkelarterie, beim Frosch die art. ischiadica, welche an der hinteren Seite des Ober- scbenkels zwischen den Muskeln verliiuft, und die man sogleicb auffindct, da sie neben dem grolsen nervus ischia- dicus, dem Schenkelnerven, wie die Physiker ihn gcndhn- lich ncnnen, lie@ Diese Arterie legte ich b lok , und sammclte das Blut unter niancherlei vorsichtigen Hand- griffen allein aus diesein Gekfs , so dafs ich sicher sepn kounte, d a k ich reines Blut hatte. Eben so sammclte ich das Blut aus dern blofsgelegten und angeschiiittenen Herzen, was viel leichter ist. Jedesmal bemerlite icli vor dein vollstandigen Gerinnen des Blutes das Entstehen klei- ner wasserheller Geriosel. Erachte ich einen Tropfen reinen Blutes unler das Mikroskop und verdunnte ihn ruit Seruni, so dafs die Blutkorperchen ganz zerstreut aus einander lagen, SO konute ich bei niikroskopischer Beob- achtung sehen, dafs zwischen den Blutkorperchen in den Zwischenraumen ein Gerinsel von vorher aufgclilstem Stoff entstand, durch welches nun allein noch die gaoz zerstreuten Blutkarpercben zusammeoliingen. So konnte ich alle Blnt- korpcrchen, so zerstreut sie aiich waren, und so grofs

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auch die ZwischcnrPume zwischen ihnen waren, doch zn gleicher Zeit verschieben,. wenn ich mit dcr Nadcl das die Zwiscbenraume ausfiillende Faserstoffgerinsel zerrte. Da die Blutkdrperchen des Frosches bei starken Vergrd- fserungeo so ungernein grofs erscheinen, so Isfsst diese Beobachtung die grofste Ucutlichkeit zu, und es bleibt kein Zweifel iibrig.

Es giebt indessen nocb einc viel leichtcrc, und so- gar noch sichererc Art sich zu uberzeugcn, dafs Faserstoff im Froschblut aufgeliist ist. Da ich aus Erfnlirung wufstc, dafs die Blutkbrperchcn des Frosches iingefihr 4 Ma1 gro- fser sind, 01; die Ulutkihpcrclien dcs Menscheii uiid dcr Siiugethicrc, so sclilol;: ich, dars das Fillruin sie vielleiclit zurucLhhlt, walirend es die Blutk6rpercbcn des Meiisclicn u n d der SatiSethiere durchliifst. So ist cs, iiiid auf diese einfache huskuiilt kam icb, n i e es gcwijhnlich gescliielit, erst zuletzt; und nun freue ich micb, durch eiiicn leich- ten Versuch in den Vorlesungen zeigen zu ki)iinen, dafs Faserstofl iin Blut aufgeldst ist , dcr wasserliell durch’s Fillruin geht und d a m geriniit. Der Versuch hfst sicli gaoz im Kleinen nit doui Ijlute eiiies eiiizigen Frosches anstclleti; ein kleines gl;isernes Trichterchen und ciii Fil- triirii von gcwbliiilichern weifsen Filtrirpapier oder nicht zu dunncm DrucLpapier sind dns Eiiizige, was man 06- tbig hat. Das Fillrum mufs iiaturlicli vorlier nals seyii, und es ist gu t , wenn man das eingcgossene frische N u t des Frosches schncll mit eben so viel Wasser versetzt. W a s dann vou dem Filtriim abtlierst, ist ein fast gnnz farbloses, klares Serum von Wasser verdunnt, mit einem gaoz leichten Anflug von Roth, wie Blutroth, welclies r o n zugesetztem Wasser aufgelobt rrorden. Da indessen die Aufliisong des Blutrotlis von Froschblut durcb Wasser ziemlich larigsam geschieht, so ist das Durchgeseihte kaum rbthlich zu nenoen, inid ziiweilen ganz farblos. Wendet man statt des zuzpetzten Wassers vielmehr Zuckerwas- 5er an (1 Theil Zucker auf 200 Theile und mehr Was-

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scr ) , so wird wiihrend der Filtration gar keia Blutroth aufgeliist, und das Durchgehende ist vollkommen farllos und ohiie die geringste Spur einer Beimischuog, Unter- sucht man das durcbgehende Serum mit detn Mikroskope, so bemerkt man keine Spur vou Kugclchen dariu. In dicsein klaren Scrum enlsteht nun innerhalb eioiger Mi- nutcn ein wasserhelles Coagulum, so klar und durchsich- tig, dafs man es nach seiner Cildiing iiicht eincoal be- merkt, wena wan es niclit mil einer Radel aus der Flus- sigkeit hervorzieht. Nach und uach verdiclitet es sich und wird weifslich fadenartig, es sielit dano gerade so BUS, wie das Coagulum der lnenschlichen Lyinplic in me - nen Beobnchtungea. Auf diese Art erli3lt niaii den Fa- serstoff ron Blut im reinsten Zusk id , wie er bisher iiiclit dargcstellt werden konote. Um die rechte Sorte Filtrir- papier zu linden, mufs man erst einigc Probeii inacheu. 1st das weifse Fillrirpapier zu diinn, so gehen eitiige me- iiige I;lutLiirpcrclieu wit diirch's Filtruui, die man erst bci mihroskopischer ~ i i t e r s u c l i u n ~ iii dein klaren, farbloscn Coagulum hier und da eirigeschlosseii fiiidet. Hat mau erst die rechle Sorte yon Filirunr aufgefuiiden, so cilidt man cin Coagulum voo Faseistoff, woriu aiich keioe Spur eiiies IYufkbrpercheus vorliiiminl. Es verslelit sich \ o n selbst, dafs nicht aller iiii N u t aufgeliiste Fasersioff au f diese Art erhallen wird; der grolste l 'heil gcriiint inuer- halb des Fillrums, weil er iiicht vor seiner Gcriniiuiig durcli's Fillruin gelangen Laiio. Zu eineui rolieii Versucli kaon inan das 131ut nehineii, wie iuaa es iiach der Am- putatioii eincs Frosclibcins im Kiiie erbillt, und es so- gleicli in dns init etwas kauin siilslicli scbineckendem Zuk- lierwasser verselzte Fillrum trliufelu lasscii. Allcin dic- ser Versucli ist roh, weil hier etwas yon der Lyriiphe aus deiii Beine init ausfliofsen kano. Um iiiit rcioriii Ulut des k'roschcs zu esperimenliren, mufs man das Elut aus dem blolsgeleglcn und durchschnitteiien Herzen selbst aus-

IAufeln lasseo. Der Faserstoff, d e n man in diesen Fal-

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]en erh&lt, ist nicht deutlich kdrnig, sondern ganz gleich- artig; erst wenn e r sich zusalnmengezogen bat und weirs- lich geworden ist, sieht man mit dem zusammengesetzten Mikroskope ein ganz undeutliches, sehr feiokdrniges W e - sen, ein Anschein, der aber auch VOR Ungleichheiten der OberflSche berriihren kano.

Lafst man die durch's Filtrum gehende Flussigkeit in ein Uhrglas, das mit Essigslure gefiillt ist, trtiufeln, so gerinnt der Faserstoff i n der Essigszure nicht, uod bleibt dariil aufgeldst. Enthielt das auffangeode Ulirglaa Kochsalzaofldsung, so geriout der Faserstoff des Froscb- blutes darin entwcder gar niclit, oder nur ziim sehr kleinen 'l'beil, wie auch Kochsnlzauflijsung dem frischen Frosch- blut zugesetzt, die Gerinnung desselben aufserordenlicli lange aufhelt, was auch uuterkoblcnsaores Kali dem frischen Froschblut in Aufliisung zugesetzt verursacht, ohne die Gerinuuiig desselbeo ganz aufzuhebeo.

Lvlst man die vom frischen Blut durch's Filtrum gehende Fliissigkeit in ein Ubrglas trtiufeln, worin sich liquor kali caustici befindet, so gerinnt der Faserstoff nicht zu einem Klumpclien, sondero es entstelien ganz alllu~lig ganz kleiiic Flockcn, die man aber nur benierkt, wenn man recht genau zusielit. Solcbe kleine Flockeii entsteben noch deutlicher, wenn man die Flussigkeit iu ein Uhrglas, das mit Schwefel;i[her aogefullt ist, trYufelii ISIst, und im Maafse dcr Verdunstung dcs Aethers neucn hether zuselzt. Das Verhalteo des aufgelijsten Faserstoffs vom Froschblut zu Kali causticum, ergiebt keioen Unter- schied von dem Eiweirs des Serums, welclier, wie ich gefun- den habe, von liquor kali caustici auch in Kugelchen und lileiueu Flocken abgcsetzt wird, n i e denu auch D u t r o - c h e t dasselbe bemerkt hat. Es ist nur halb wahr, dais hufliisung von Alkali das Eiweifs nicht oiederschlrgt Verdiiiinte Kalilosung schlsgt BUS Blutwasser nicbts nieder; mit ganz concentrirter Kalilosung, in grorser Meoge zii-

gesetzt, kann aber sogleich das Eiwcifs aus dcin Blntwas-

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ser niedergescblagen merden. Liquor ammonii canstici scbliigt das Eiweifs weder aus Blutwasser, noch aus Auf- h u n g von Eiweifs der Eier nieder. Liquor kali caustici scblzgt nichts aus Aufliisung von Eiweik der Eier oie- der , wiihrend Blutwasser jedermal gctrubt wird, wenii man kleine Quantitiiten Serum wit vie1 liquor kali caustici versetzt. Liquor kali cnustici schliigt auch das E iwe i t aua dem Chylus sogleicli nieder. Ich bcruerke hiebei, d a k auch die Milch, weon kleioe Quantitaten dersclben mit vie1 liquor kali caustici versetzt wcrden, ilire gcriiinbaren Be- standtheile niederschlzgt, obgleich die Milcli in jeder Hio- sicht vom Chylus verschieden ist. Aber das Verhalten zum Aether ist wicbtig; denn nach T i e d e m a n n und G m e l i n geriont zwar das Eiweils der Eier von Aether, niclit aber das Serum, wie ich selbst sah. Uas aufge- l b t e Eiweik des Blutes uiiterscheidet sicb dalier voii dcm aiifgeliisteo Faserstoff des friscbco Blutes dadurcb , dafs Eiweifs iiur durcli Heagentien, diirch eiocu gewissen Wjir- itiegrad iind durch die galvatiisclie Siiiile gerinot, wslircnd Faserstoff ron selbst gcrinnt; ZM eitciis iintersclieiden sie sicli nacb meinen \'ersuchen auch dadurcli, dnfs der frisch- aufgeliiste Faserstoff, n i e cr ncrcli meiiier Darstellung ge- wonnen wird, vorn Aetlicr gcriiint, wzlireiid das aufge- ldste Eiweifs des Blutvtassers dsvoo oicht geriuot. Von liquor auimonii caustici setzt der aufgeliiste Faserstoff des Froscliblutes keine Kiigelcheti uud Flocken ab, so we- nig als das Serum. ,411e dicse Umstiinde scheinen mir sehr der fieobacli1ung werth, da noch Sicinand bis- her mit frischclu aurgeliisten Fsserstoff Versuche anstel- leu konnte. hl les , mas wir hislier vom Faserstoff lien- nen, ist diirch Beliaiidlung des geronneiieii und wieder durch Reagentien aufgeliisteii Paserstoffs ermittelt. Man liann die Existenz von aufgeliislein Faserstoff irn Blut des Frosches, \rie auch in dem der Ssugetbiere uiid des Men- d e n noch auf eine aodere Art beweisen. Indeln man ei- uein Gllisclien voll Blut irgend eiues Thieres oder des Meu-

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schen sogleich einige Tropfen von einer sehr concentrir- ten Aufldsiing von uaterkohlen~aorem Kali zusetzt, wird die Gerinnuog sehr lange aufgelinlten, und die Blutkiir- perchcn senken sich allinYlig unter das Niveau der durch- sichtigen Fliissigkeit , ehe die Getinnung eintritt. Kacb 4 bis 1 Stunde bildet sich ein zartes Gerinsel; der un- tere Theil des Gerinsels ist, so weit die Blutliugelclien stelien, roth, der obere ist weifslich rind fadenziehend.

P r e v o s t und D u m a s haben die QuanlilHt der Kii- gelchen im Blut verscliicdcner Tliicre atis der RIcngc des ro I he II get ro ck n e t e n C oa gu I iims zu b es I iin m en gesu c ti t , uiid diesc Untersuchunpen sind sehr dankenswertli. B e r- z e l i u s hat hiders bereits beinerkt, d a k das Resultat ei- ner solcben qrianlitaliven Annlyse nie genarr atisfallen hiinne, \reil das Coagultiin eine grolse Menge Serum in sich einscliliefse, das beiin l'rocknen sein EiweiTs und seine Salze ziiruckfafst, wdirend das Abrvaschen n i c k alieiii Sertiui, sondern auch Blutroth eutfernen wiirde. Da aber P r e v o s t und D u m a s von der Voraussetzuiig nusgingen, dafs der Faserstoff des Blutes von den Blut- kiirperchen herriihre, so bedurfen ihre Resultate eiiier neuen Correction. W a s sie nlmlich Menge der Kugcl- clien neiineii, Inids Siimine der Kugelclien uiid des vor- her aufgeliisten Fascrstoffs heifsen. Mit 'dicser Correction behaiteu die zal:lreicben qiiantilativen Bestitnuiunpen der be i d en Na t u r To rsc h er i I1 r e n W e r I li . D i ese C o r re ct i on ist auch bei den soiist selir daiikeilawertben qoantitativen h i a l p e n von L e c a n u iiber die Menge der Kiigelchen in verschiedencn l'einperainenten uiid (;cscl~lecli~ern nii- thig. Um die Menge dcs Fasersloffs im Blut verschie- dener 'I'hiere uiid ii i Kraiikhciten zu besliminen, bedarf es p a i n neuer Un~ersuchungeu. Das beste Miltel d a m ist das Srhlagcn des Blutes.

Durcli das Schlagen des Blutes Mst sich der vorher aufgelijste Faserstoff des Notes als farbloses oder fast farbloses Gerinsel erhalten , wzhrend die Blutkiigelchen

un-

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onverzndert im Serum suspendirt bleibcn. Unfersucbt inan das Blut nach dem Schlagen, SO hat es noch ~ a n z sein naturfiches Ansehen, man findet die Dliitkugclchen gleicbfiirinig schwebeiid, und, wofern kein W a s s e r zum Blut gekommen ist, aucb unveraudert. Ich weirs nicht woraii es lie$, dafs B e r z e l i u s das Gegentheil sagt. Er beuierkt nzmlicb, dafs, wenu man nach dcm Schlagen das Blu t init dein zusairimeiigeselzleii Mikrosbope untersucbe, es keiue BlutkUgelclien inclir e n l l ~ i l l e , soiidern kleiiie, u u g e l i ~ e , zerriebene rothe Kiirperchen, die in einer gel- b c u Flussigkeit schwimmen, und die C e r z c 1 i II s fur Thei le d e r Farbestoffhiille aosieht. Sic geben beim Filtriren durch‘s Papier; d i e b thuu indcfs aucb die BlutkiigelcLen d e s frischeu Blutes von hbliereii l l i iereu. B e r z e l i us sagt, dafs, wenu man das gescblageiie H u t mehrcre Tage lang bei 0” aufbewalire, diese rotlien K6rpertlieilchcn fa!igsam zu Boden sinken rind die Flussigkeit sicli uber ihnen auf- liliire, wiewolrl sie zrrweilen noch durch eincn kleinen l’beil aufgeliisleii Farbestoffs rijthlicli blcibe. I) e r z e I i u s ‘l’hicr- cheinie. Mit der Hochaclituog, die icb gcgen dieseti grofscn n h n hege, muCs icb doch bemerken, dafs icli dic Glut- kiigelcheo iu dem geschlagenen Blute, so lange keiii W a s - ser dazu kiiinmt, ganz unrcrYodert wieder hide. Ich liabc sie vom Kalbe und Ochsen, voni Meoschen und voo der Katze in diesem Zustande init dein F r a u 11 11 o f e r’schen Mi- kroskope und noch eincin andereo Inslruinente uutersucht, und sie weder iu der GriiTsc noch in der F o r m veran- der t gefuiideo, so dals ich sogar nocb eben so grit ibre Abplattriiig erkennen konnte, wie im frischeu Elute. h i 15“ C. erliieh solclies Blot sein naturlichcs Anseheo iiber einen l’ag lang. Vom Ochsen- und Schafblrite sankeu d ie Bluthijrpercben nicht tief, das gclbliche Scrum stand iiach 12 Stunden uur eine Linie uber dein S iveau d e r schwc- benden Kugelchen, uod nach zwci l’agen halten sic sich in dem gehorig weitcn und 6 Zoli bohen Gefafse our 2 bis 2: Linien uoler das Xiveau des Serums gesenkt.

Annal. d. Phjrik. Bd. 101. St.4. J. 1832. St.8. 33

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Von geschlagcucm Mcnsclien - uiid Katzenblute senkeo s ie sich etivas liefer; riach einigen Stundeu tnelirere Li- nien, in 12 Slundeii circa 5 bis 6 Liiiicn uiiler das Ni- veaii d e r Flussigkeit. Ilie Ulritkijrpercbeo dcs Frosches seokcn sich in eiiieui Geiiiriige VOII Blutkiirperchcii uod Serum schnell ganz zu Bodcu. Setzt iiinn zii gcschlage- nem Blute etwas wciiigcs Wasscr , so liist sich cin ‘lYiei1 des Farbesloffs auf , uiid eiii ‘l’liril der nlutkbrperclien sinkt zu Boden urid bildet ciiieii Satz. (;esclhgeiiee Blut, woraus d e r aufgelijsle Faserstoff entfernt ist, hat beinabe no& das specilisclie (;etricbt dcs frischeil Ulutcs.

Das Schlngen des Ijlutes gcwiilirt den aulserordent- licheii, durch keiiicii Kuiistgriff zii ersetzendeii Vortlieil, d ie iiiioerseliFtrn llluthiji pcrchen voi i dcin voriicr atifge- liistcri Faserstofkc nbzuscheideii. Filtrirt i i iaii diircli I.ei- nentuch die aufgcscliweinintcn ‘I‘heile ab und wrsclit deli Faserstoff von anbhgendei i i SCI-urn reiii, so hat man naclr dein ‘I’rocknen desselbeu zicher die in eiiier gewissen Quantitst Blut enthaltcne Mcnge dcs Faserstoffs. Uase- gen laCst sicli die Rlenge der Cluthijrperchen niclit siclier bestiminen. Weiiii inan die. RIeiigc des rollieii Coagu- lums io 100 ‘l’li. H u t dnvoii nbzicht, EO erhilt mait zwar die Meiige der in tliesein Congiiluin entlialteiicii Uluthiir- percben, allrin vcrnicn;;l i r i i t eiiier iiiibestiiiiiiitcii Meiige Ei- weifs von dcin Serum, M elclies ii i das Coagulirin ciogeschlos- sen w a r , uiid dessen Eiweih uiid Salze bciin ‘I’rocknen zuriickbleibeii. Es giebt eiiicn Ausneg , den L e c a i i u zur Uestiuiuitiiig dcr Rleiige des Blutrotbs eiiigesclilagen zu liabeu scbeiiit; alleiii e r berulit auf eiiier Voraus- selzung. Man bestiinint die Meiige voii EibteiTs im Se- rum des Blutcs, uian trocknct gesclilagenes Blut dessel- ben rl’liieres, vom Faserstofl befreit, ein, und bestioiint die Rlehge Wasser , die cs verliert. Werin man niin vor- aussclzt, dafs tlieses W a s s e r ganz gleichfijrniig SO vie1 Ei- weifs aiifgeliist entliielt, crls uian in deiii Seruin gefundeu Latk, t ienu uian also aunimut, dafs das die Substanz der

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Btutktlrpercheo durchdringcnde Wasser ebenfalls gleichviel Eiweil's aufgeltist eulhalle, SO kaoo man die Menge des iin eingetrockiieten Ceinriige von Serum und BluIkijrper- chcn des gesclilngenen Blutes Lefmdlicben Eirseifses be- stimmen, uiid es bliebe die QuanlilSt dcr Glutkbrperchen iibrig. Diefs Leruht abcr auf einer gauz unbeweisbaren Voraussetzuiig.

D a sich our die QoaiititSt des vorher aufgelilsten Faserstoffes sicher, und z n a r ails gescl)lagcnem Blule be- stimmcri lafst, so habe ich mich iiiir damit beschaftigt. V o n 3627 Gran geschlageoen Ocliseublutcs erbielt ich 18 Gran Fasersloff im gelrocknelen Zuslande, von 3945 G r a n Ochseiiblut, das iiicht gesch1a;en wiirde, 641 (;ran rothes Coagulum in gelrockoeteiii Ztistaiid, diefs ninclit auf 100 111. Ochsenblut 16,219 lh. tiocknes, rothes Coa- gulum, worin 0,496 Faserstoff enthalleii sirid.

P r e v o s t uiid D u r n a s habea im arterielleri N u t melir 13luthui;elclien gefuiiden als iin veiiiiseo, diel's iiiufs

auch wieder heil'seu, nielir rothes Coapulum. Da das Ar- terienhlut eriiiihrt, und da besttindig Lyi ipl ie mit aiifge- lijstcm Faserstoff von den Organeii hiitnuit, so lhlst ea sich sehon erwarten, dafs das Arterienblut inelir Faserstoff enthallcn musse als das Veneoblut. So hat es aucll M a y e r in uiehrercn Versiichen gefundcn. Es schien mir indek oothwendig, inicli hictrubcr durch einen Versiich selbst zu versewissern. Von einer Ziege samrnelte ich dalier aus der Jugiilarvene 1392 Gran, kurz darauf aus dcr Ca- rotis SO04 Gran B l u ~ Beide Bliilarten wurden gesclila- gen , wobci das Aiissprilzen des Blutes sorgfallig rcrliin- dcrt wurde. Das Arlerienblut lieferte 1-13 Clran, das Venenblut 5 + Gran Fasersiofk. Das Arterienhlut d e r Ziege enthielt also 0,183 Proceot, das Veoenblut 0,395 Procent aufgelijslen Fasersloff.

Die Malerie, welche bisher als Faserstoff des Blu- tes chemisch unlcrsricht worden isf, ist der iin Elute atif- gelilste Faserstolf, der, im Fal l das Blut geschlagea wurde,

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rein erbalten, ward, irn F a l l d e r Faserstoff aus rothem, ausgewascltnem Coagrrlqrn erhalten wurde, auch noch die Kerne der Blutkijrpcrchen entlialtcn koiinte. Der Betrag dieser Kerne kaon indefs nicht grofs seyn , dcnn wenn man rotbes Coagulum a d dern Filtrum auswzscht, so ist die Qiantitiit des er-half enen Faserstoffs nicht merk- lich cerschiedcn voii derjeniqeii, wclche i i iaii erhalt, weon man Blut schlagt. Es kijiiiite s e y n , dafs diese im Siu- getliier- und Mensclieiiblut jedenfalls kleinen Kcroe beirn Auswaschen sich grijfssteatheils voti dew Coagulum ablo- sen uod in einer Farbestoffauflijsung iiiit suspendirt ent: halten sind, so wie inan brim hlolsen Riitteln des rothcn Coagulums voin Frosch und von Siugetbieren selbst cine aufserordentliche Menge sich ablijsender uiiversnderter ganzcr Blutliijrpercbeo niit Scrrim crliAt. In eiiier Far- bestoffaufIi)sung kiinnen dicse Kerne oiclit leicht mit dcrn Mikroskope entdeckt werden, wciin sie aucli wirklich darin enhalten sind. W e n n man von RIIenscLenbfut einen Tro- pleo mit meh’rercn Tropfeii Wasser unter dcm Mikroskope verdunnt, so werdeo die Hlutkbrperchen uniinlerscbcid- b a r , der Farbestoff lijst sicli im W a s s e r aid’, olinc dafs man deut1ic:b die Keriie sielit; verinisclit inan einen Tro- pfcu l’~lensclienb1ot mit Essigsaure iiirtcr dcin Miliros- hope, so sielit inan nur mit genaucr Notli noch die klei- nen Kerne. O b die Kernc der Blutkijrpercheu, die ich vom Froschblut e rha l~cn habe, Faserstolf sind oder nichf, weirs ich nicbt, sie babeu die allgelneiiiereii Ei~;enscCliaf- teu des geronnenen Fasersloffs iind geronnenen Eiwei- fses, sie liken sich lcicht iu Alkalien und schwer in SSure, selbst in Essigsaure versodcrn sie sich inncrlialb eioes Tages nicht, da Essigsaure sonst von Faserstoff ziernlicli leicht e t n a s aufninimt. I n Essigsaure bilden d ie Clulkijrperclien des Frosclies, in kleincn Mengen zuge- setzt , ein braurics Pulver, das, uiikroskopisch untersocht, noch etwas von der blafs gewordenen Farbes~offbul le zeigt. Faserstoff wird in EssigsZure durchsichtig. lndefs

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k a o n die braune Fzrbung d e r ellipsoidischen Keroe, wie jch sclion beinerkte, vielleicbt auch von anhangendem Far- bestoff herruhreo. Wrnigstei is fdrbfe sicb der weifse Satz von Kernen dcr Blcifkilrperchen des Frosclies durch Kssigs8ure nicht; jener weifse sol2 n8inlicl1, den man er- hslt, wenn man ein Gemenge von Serum und Blutkirr- perchen mit vie1 W a s s e r verdunnt.

Ich mifs mir nun nocli einige Anweiidangen meiner Untersuchungeii auf die Plipsiologie und Palhologie er- laubeu. Die BluIhihperclien sind offenbar ziisainrnenge- setzte Karpcr , sie enlhalteo bei den Ampliibien, Fischen, Vilgclii, S;iiigctliieren und Mciiscben Krrne, Die Form der I3luILorperclicii ist eigenthumlich, urid stimmf nicht mit den Eleuienlen der Organe iiberein, was man aiich darfiber zu voreilig gesngt hat. Die Muskelfacern u n d Nerveofasern sollten zstar aus aggregirten Kiigelclien be- stcheii. Alleiii die Lllutkarperchcn sind bei keinem Wir- belthiere Kiigrfclien,, soiidern Scheiben. Pre vost und D r i m a s uiid E d w a r d s halten die Kerne der Blutkirrper- clien fur die Eleinente d e r Fasern. Allein so grofs auch inririe Hochnchlirng fur diesc Naturforscher ist, so kann ich docb einen Widerspruch ihrcr Ansiclileri iriit meinen Beob- achungen niclit rinbei ucbsicbfigt lassen. Icli liabe inich nie- mals deutlicft iiberzeugeii kiiiiiien, dars die Prilnitivfasern der Muskclii uiid Kerven aus Kugelchen besteben, ich sehe mit meinein cigeoen zusammeogesctzten Mikroskope und mit dem F r a u n h o fer’schen Inetrumente nur ganz gleicbffir- inige Fasern, wie deiin auch C. A. S c h u l t z e (vergl. Anat.. S. 123) die Kiigelchen in den Muskelfascrn nicht tinden koniite. lch finde sie aucfi nicht, wenigstens nicbt deutlicli, in den Kcrvenfasern, soridcrn sehc nur Uncben- heiten der 0berll:icbe. N u r wenn man bei dem Scbim- mer des Sonneiiliclits observirt, sieht man, wie in allen Gcweben, Kiigelchen, die iiian aber uicht von Uiieben- heiteu der Oberflncbe unterscbeiden kann. Von den Fa- scrn des Gehirns uod Ruckenmarks rede ich nicbt, d e n n

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icb babe noch keia Mittel gefunden, diese zweckmalsig unter dem Mikroskape zu untersiicheo.

Die Blutlibrperclien i l e s Frosclies sind oacli meinen Untersuchungen 5 bis 8 Ma1 griifser als die Primitivfa- sern scirier Muskeln. Die Pi iiiiilivfasern d e r Nerven, dic ich bei verscliiedeiien l‘hieren niit S c h u I t z e selir gleich- fijrinig finde, liabe icli nnch e i w r rrulieren Messung om tier- vus facialis des Kaninclieiis zu 0,000 11 bis 0,00096 P. 2. im Uurctiinesscr gerunden. Biese Messriiig ist iriders nicht riclitig gzweseii, oder icli liahe uiclit die feiiisleu Priinitivfasern geuiesscu; nacli eiiier Nessuiig tler feinsten Fasern betragen dicselbeii 0,0001 1 vom nervris faciiilis dee Kanincbens, a lso uiigefiihr Iialb.so vie1 als die Clut- kbrperchen; bei nei terer Verglcictiuiig der i3erreiifaserll eities KanincLens niit seineii I~lutl\ijrpercben neben ein- ander fand i c h erslcre 4 bis 4 M a 1 Aleiiier, w a s vie1 zu g r o k ist fur die Keroe tler ClutLiirperclien. IUie PriuJi- t ivbsern euics Spiiialuerven der Iiatze betragen, init ihren lllutkijrperclien verglicben, 3 bis + dabon iiii I~urcliiiies- ser. Die Kervenfaseru des Frosclies betrngei~ uiigefdir 3 his der Uluthiirpcrcheo des Meiiscbeii, uiid f d c r Blutklirperchen des Frosclies (uebeu einaader niit diesen uiitersucbl), was wieder zu kleiii ist gegeii die Kerne d e r Blutktirpercheu des Frosclies. Zudcin. sind die Kerne d e r Blulhiirperchen, wie ich gczcigt babe, gar lieirie Kii- gelchen bei den hmphibicn, soirdei-n ellipti& und beim Salalnauder sol;”‘ plalt; wie kijniieii daraus die Priniitiv- fasern der Muskelii imd Xerven enlstehen?

Die niclitigsten Materiale der Erii3liruiis sind offen- bar das Eiweifs und der aufgeliiste Fascrstolf des Blu- tes. Dieee allein kijrinen die M‘sride der Capillargefiifse durcbdringen; die BliiILiirpercben sind von diesen einge- scblossen, uiid kiiuoen iiur ails deli Artcricn durch d ie Capillargefdlse in die Veneii ubergclien, ie man d e o n diescu Uebergang der lilutliiirperclieii bestziidig oboe Aufenthalt unter dem Mikrokop sieht, wzhrend d e r auf-

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531 gclilste Fasersfolf und das aufgclbste E i w e i k die Gewebe trankeo , und die Lympbgerafse selbst wicder iiiifgelirsten Faserstoff und Eimeils atis den Geweben abfuhrcn. bars aber die nctzf6rinigen Ueberpiinge dcr Feinsten hr ter ien rind Venen, welche man Capill;irgefiifse iiennt, doch: keine blofsen Aushdbluiigen d e r Substanz s ind, ist aus That- sachco gevrifs. Die faltigc l lai i t der Srhnecke im Ge- lidrorgan bei den Viigeln, dcren Capillargef~ifse im iiiji- cirten Zustande C. W i n d i s c h in n n ii (dc pent'liori auris in arnpilibiis slructurn , Lbsiae apiid V o I s ) besclrrie- b e n , ze i fd l t ioi bvasser sehr bald, aber es bleibeo ihre t;ef;ifsnetze zuruck. So hnbe icli ni icl i a n den Kieren d e r Sliugethicre inich von der Eiistciiz der Ydeerst zar- ten W l i n d e in den CapiIlarpcf;ifsnetzrn uberzeugt ; nuc beiin Eiitstelien der GefalssIri)inclien kiiniien die cigen- thuinlicben W i o d e fehlen. Welches nun die Function der rtithselbnften Blutkfirperchen bei ihrein fortrv;ihrrnden Circuitus s e y , wo sie sich in den Capillargefiifsen dcr Lungen Iiellrolli, in den Capillargefiifsen aller ijbrigen Organc dutikclroth fiirben, ist Ran2 uribeliannt: J r w ist pe'tifs aufserst wichtig: aber dal's sie das Mateiial d e r Ernillrung wycn, ist iiicht aehr walirsclieinlich. Sie iiben itn liellrothen Zustand auf die Organe, irnd iiarncntlich auf die Nerven einen Reiz BUS, der jedeii hrigcnblick zuoi I,ebeo nothwendig ist; dieser Reiz ist aber von d e r Ziifulirung ncuen Stolfes durrlr die Erntihrong gaiiz ve;scbiedei). Hr. D u t r o ch e t glnii bt , dars sie tlektri- sche Striiinungen betvirken; der folgcnde Abjchnitt ist d e r ernpirischen Untersiicliong dieser flypot hese bestiinmt.

Zuweilcn bewirkt die h a t u r srlbst eine hbscheidung des aiifgelosten Faserstoffs und der Blutkdrperchen. Kach dep Concpption wird aufgeldster Fascrstoff von d e r in- uercn Flache des uterus aiisgescliiedrii, n o r a u s die mem- brnna dcridua entstcht. Diese Aussch\.cilzung erfolpt auch in den En1zundungeii a n d e r Obcrfliiche d e r Mcmbranen. In d e r Menstruation dagegen diingt N u t aus den walir-

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552 scheinlich aufgelockertcn Gefzfsen hervor, das in der Re- gel nicht geriiiiit ] keinen aufgeliisten Faserstoff entkilt, es mufste denn die Gerinduiig des Fascrstoffes durch eine cheiiiische Uinwandlung verliiiidert scyn, so wie iiiaiiche Reagentien die Gerinnung clcs Fasersloffes im Blute ver- Iiindern. Im Urin bildct das rneusIrualblut am Boden des Gefifscs zuweilen Kluinphen, aber diese lasseu sicb aiis einander wischeu. Cei niikroskopisclier Uutersuciiung von frischem Meuslrualblut fnnt l ich dassclbe atis dcn trnver- End er t e n I3 I u t k 6 rp e Ic Ir e 11 b es I c h c n d. Li ei d e r Men s I r iia - tion mussen sich die CapillargeLirse des Ulerus und die innere Wand desselben in e i ~ ~ e i n aufgelockerten Zu- staiide belindeu, sonst iriirdeo die llliitkiirpercheu nicht ausgeschiedeo wcrdcn kiinnen. Dcnii aursertlcm dringen Blutkiirpercben nie i i n Ziislaode dcr Gesundheit durcli die \V$nde der Capillargefiil'se. Einige Secrela ciitlialten zwar auch Kiigelclien, die aber niclit p l a ~ t , wie die N u t - kihpercheo, souderu rund sind. Uie sparsamen K k p e r - chen io der Galle der Friische sind auch nicht elliptisch, \vie die Kerne der Bliitkiirpcrcben, soridern rund rind kleiner; deon sie sind fiiiif Ma1 klciiicr als seine I31ut- barperchen. Die spatsainen Kijgclclien des Spcicliels des Menschen siiid vie1 griirser als die BlutlBrpercheu des Menschen. Die Milclihiigelclien sind iiach E. H. W e - b e r + bis & Ma1 kleiner als die Blutkiirperchen, die Ei- tcrkiigelcbeo, nacli W e b e r , griil'ser als: Iclztere, und rneist noch einmal SO grors. Uiese Kiigelcheii mussen sich erst im Acte der Secretion bildcn, wenil die Flus- sigkeit von der Flrche der secernircuden W i n d e abge- schieden wird.

Man erlaube rnir noch eine Bernerkong iiber dPS Cliolerablut. Gesundes Glut von Menscheu und von 'l'hieren entbS11 keine SZure, die Ilc r ina n n belrauptc~e, und im Mute der Cholerakranken wiederzuhuden glaubte; das Serum reagirt offenbar alkaliscb beim Menschen uod bei Ssugethieren; dagegen reagirt das Serum des Frosch-

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bIutes so sebr undeutlich gegen Pflaozenfarbeu, dafs es kein grofser Feliler seyn wurde, dae Blut d& Frosches als eine gaiiz indilferente Flussigkeit zu betrachten. Die n ieder erneuerte Bebauptung, dafs gesundes Blut sauer. reagire, sclieint auf eincm fehlerhafteo Versucbe zu be- rubeo. Die Versetzung des friscben Blutes mit Lackmus- tinktur, iim die Farbe des Serums heroach zu beobach- ten, kann kein aicheres Resultat liefern, da sich der Far- bestoff des Llutes in. Lackmustinkfur aufldseo mub. Eben so unzweckiii3Csig ist es, 21 Stunden nach dem Ausflufs des Blufes dic Farbenverhderung des Serums zu iviir, digen. Offenbar berubt die Hauptveranderung des Cho- lerablutcs in der, scbon rvabrend dem Leben eintrcten- den Ncigong zu geriunen. Mag diese Verhnderuog des Blutes Ursache der Symptome oder Folge der naclislen Ursacbe ~ e y n , jedenfalls ist sie das Haupthitidernils der Heilung: denn wenn Kliimpchen. Gerinsel in den Gefri- ken sind, ist keiuc Hoffitung z m teben. Es scheint mir daber, dals es die Haupfaiifgabe der Aerzte seyn musse, dieser Veranderung des Blutes enlgegeo zu wir- ken. Bekaniillich nimmt kohlensaures Kali uiid Nalroo, noch mehr aber kausliscbes h’alron oder Kal i dem Blute seine Flihigkeit zu gerioncn, und oacb P r e v o s t und Dun1 a s gerintit Blut der Loheren Thiere niclit mehr, wenn mail es mit T:gv bauslischeo Natroii verselzt. Je - denfalls kann man mil kolilensaurem Kali und Kntron die Gerinnriiig lange aufhalten, und weil koblensoures Kali und Salron ziemlich unscb&iliclie Subslanzen sind, so mufste man sie bei Cliolerakraokeii gleicli im .\nfaiige der Kranhlieit in ziemlich grofseo Gaben seberi, und mit Ausdauer fortselzeo. Ich ersucLe die Aerzte, welcbe dazu Gelegenheit habeo, diesen Vorscblag mit einiger Ausdauer in Anwendung zu bringen.

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551 Ctusta inflrmmatoria.

10 der Entziindung uud in einigen andereo Fiillen gerinnt daa Blut auf eine elnas abvleicheiide Art. N h - 1icb ehe dns Blut ganz zu einer Gallerle gesteht, senken sich schon die rothen Blutkijgelchen untcr das Niveau der Flussigkeil, so dafs das flussige I 3 l i i t vor dein (ie- rinnen unten roth uud obeii farblos odr r weifslich aus- sieht. Nun erst gerinnt es zu eiiier gcrllertartigeo Masse, die unten roth, oben weirs oder graugelb ist, und all- malig, wie getviiliiilich, das Seriitn aiistrcibt. Indem sidi der Kucbcn znsainrnriizieht verkleii;ern sich der obere uod der uotere ‘I’heil in iingleichcm Vcrhhllnisse; dcr graiigelbe oder neikgclbc obere Thril des Kucheiis zielit sich feeler zusaminen, und scin Durchniesscr $1 ird zulclzt vie1 kleiuer nls der Diircliinesser dcs unleren ‘l’hciles des Kucliens, obgleicb drr Kuchen vorlier in jeder Hdhe den Durchmesser des Gefiilses selbst Iiatte. l)ic Ursacbcn dieser besaiideren Art der (;eriiinung siiid folgende. W e n n sich im eatzijtrdlichen N u t e die rothcn Kiirperchen sclron vor der Geritiiiuiig durch irgend eineu Criiiid setikcii, w;ib- rend sie sich im gesundcn Blute bis zu der Zeit der Gcrin- nung noch nicht geseokt halcn, so gcritint zwar der Pa- scrstoff in der gaiizcn hlasse des Iilutes, allein dcr un- tere l’heil des Gerinscls enlhalt die gcsunkenen rothen Karperchen eiiip~sclilossen, der obere I ’he i l des Gerinsrls ist ohnc rothe Kihperclien, iind licils~ n u n crusta iutlain- matoria, obgleich die Flaterie dieser Kruste auch durch den rothen Kuclicn rcrbreitet is^, uud nichts wciter ist, als der geronncne, vorher aufgeliiste Fascrstoft U a f a der farblose obere Theil des Gerinsels sich enger und fester zusaminenzieht als der untere rothe l’beil, ist sehr oaturlich, veil der untere ro[he l’lieil des Faserstoff- Coagulums durch die mit eii~~csclilossenen rothen Kar- perchen in eineni setrissen (;rade von Ausdehnung er- halten wird. Man kann es dein Blute immer vorher sclion aosehen, wenn es eine Kruste, d. h. einen oberen farb-

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Iosen Thei l dea Coagulums, erbaltea SOH; den0 da d ie Bedingiing dazu d ie Seokung der rotheo Kdrperchen tinter das Kivcau ist, so sielit mail an dem Blute, worauf nacb- licr eine crusta inflaminaloria eiilsiehl, den obersten l l i e i l d e r Flussigkcit vor dem Gcrinncn zuerst durchscheioend, dann weifslich werden. Diefs ist das durch die gnnze Masse vcrbreitete, aufgcliisten Faserstoff enlhaltende Se- ruui, welclies vor dem Geriiineii des Faserstoffs eioen weirsliclieii opalisirenden Anschein erhalt. B a b b i n g t o n (medico-cllirurgical transact. YO/. Xk'I p. 1 1 ) liat ge- zeigt, dals man dieses farblose Seruui vor dcrn Gerinnen mit einein Liiffelcheii ahschi)pfeo k a n a , rind dars dieses abgescliiipfte Serum oorh geriiinl. Dieses habe ich auch am Elute einer Schsangereu bcststigt geselien.

Es k i s t sich i iuu, was ist die Ursache, dafs mei- s tens im Blute der Enlzunduog des acuten Rlicumatis- mus $id dcr Schwaogeren die r o t h c n , Kiirpercliea vor der Gerinniing sich sciikcn, wodurch der obere 'L'hcil des aufgelciJteii Faser3toffs farblos Lei inncu kann. Rlan kiiiinte die Ursache in einer geringeicii specifischcn Schtrere der Ulutlliissigkeit irn Vcrhdlluisse zii deir ru- then Kiirperchen jener C!utarten suchen, jedoch ist, so- vie1 uinn wells, Serum von entziindlichem Blute nicht spccifisch leirliter, als Seruin von gew iilinlicliern Blute. Uaon habe icli aber auch bernerkt, dals weon man ge- sclilagciies Blut mit eincr specifisch leichteren Koclisalz- aufliibuiig verseizt , als Seruin ist , die Blutkiirpercben sich doch nicfil schnellcr wid nieht tiefer unler das K i - veau senkcn. Die Ursache iiiuL dalier in e t n a s andereln liegco. D a entzCiidliches 51~1, \vie inan allseinein an- nimml, in der Rcgel laiigsaiiier gerinut als gcsrintles Nut, so kiiiiiien die rot lieu Kiirperchen des ciitzuiidlicheo Blu- tes noch vor der Geriiinung Z d haben , sich unler das Niveau zii scnkeu. Biers war schon Hewson' s husicht von dcr Eiitstchung der crusta inllammaforia. Urn diese Ansicht zii prufen, habe iclr eine Reihc von Beobachtun-

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gen. mit verschiedcnen Blufarten, und zsar zuerst mit gcschlagenem Elute angestellt. Icli wollte zuoachst wis- s e n , in \vie viel Zeit die Blritkijrperclien im geschlage- n e n Blute sich zu senken aiifangeo. Ich liabc schon be- merkt , dafs diets in uiigeschlagcriem Scliaf- uiid Oclisen- blut iiberaus langsam geschieh; viel schnetler senken sich die Blutkbrpcrclien iin geschlagcneii Katzcnblutc und ge- sclilagencn gesuudcu Mciischeiiblute; sie sinlien z. B. hier inncrlialb eiiier Vicrtelstunde eine Liiiic, und iiinerlialb mebrerer Stunrlen 4 bis 6 Linien unter das 1Uiveau. AIlein dieses Facturn ist cloch iiicht linreichend, die m i -

sta inflaminatoria zu erklsrcn, wenn aiich das enlziindli- che B l ~ t langsamer geriiiol, denn so langsain geriniit es nicbt, rind gleichsrolil hat die crustn iiiflariinia~orin zutrei- l en eioe H d i e von .+ 2011. 'Eiiie Beobaclitun;: fiilirtc mich zu einein nruen Gesichtsprrnkfe d e r Ijinge. lir. Dr. W i n d i s c 11 m a n n , Assistent des lnediciiiisclieii Cliiiici, verschaffie mir sogleich Gclegenbeit, Beobachtitngen an entzundlichem Blute anzuslellen. Bci einer e iqui j i ten Lungenentzhndung wurde das BIut in mchrerrn Gefifsen aiifgefangm, uiid in einem dieser ClcfZrlse gesclilagen; ob- gleich das nichtgescblagene Blut eine Krriste bekain, uiid also dic Rluth8rperclicn sicb bald bis zur Bililtiiig d e r Krusle uiiler dns Kiveau senLcn m u k t e n , so bciiicrkte ich docb mit grohein Erstaiinen, dars dic Blulkbrpcrclien im geschlageneii eo~zundliclien Blute sich eben so lang- Sam unter das Biveau seiiken, als im geschlageneii ge- sunden Blute. D i e k fiihrte inich z u drin Factuiii, dafs die l3liithijrpercheu sich vicl scl~iiellcr seiiken, w a i n d e r Faserstoff noch iin Blirte aufgcliisl ist, als wenn Glut ge- schlapea und der Faserstoft daraiis entfernt t~ orden ist. D i e Blutkijrperchen koiinen durcli das Sclilagen ilire spc- cifiscbc Scliwcre verlindcrt haben, sie kilnneu Luft ab- sorbirt haben, sie kiiniien aiigeschwollen seyn. Ricbts destoweniger siud die Blutkorpercheo des gescblagericn Blutes durchaus nicht griJCser, als die des frischen Blu-

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tes, und nicbt irn Geringsten in der Form unterschiedeo. W-ie sich d i e k nun verliallen mag, auf jcdeii Fal l m u k t e jch neue Beobachlungcn dariiber artstelfen, in wic viel Zeit friscbes Blut, dessen Geriiinurig man durch etwas Zrrsatz von unterkolilensaurem Kali verlangsamt, sicb un- t e r .das Niveau senken. n e i dieseii Versuchen wandte icb nur einige l’ropfen von einer sehr concentrirtco Auf- lijsung von uiiterkohlensaureln Kali an, uin die natiirliche Rlenge der Flussigkeit so rwnig a h inijplich zu veruieh- ren, I)as Glut wurde in Glsschen aufgefaiigen, in wel- &en sich einige l r o p f e n 0011 dieser Aufliisuiig bcfandcn. Iu einem anderen Gldsclien l i d s ich N u t ohiie Zusatz gerinneii, und in eineui dritten G I S c h e n wurde Blut ge- schlagcn. Bei Wiederlioluiig dieser Versuche mit ver- scbiedeocn Elutarten fand icli folgende Resul ta~e : 1) das Blut voii Ochsen und Scliafeu zeigt frisch aiich daoii kein scbnelleres Sinkeo der Blutkijrperchen, wenn inan seine Geriiinung vcrlangsmt. 2) L)as lllut 0011 Kaczen und ron Rlenschen, sowolil das gcsunde illenschenblut als das Bliit von Eri~ziindliclicii iind S c h ~ angcreo, zeigt , wenit man die Gerinuring verlangsaint, sogleich die iiiieressante Erscl ie inun~, tlafs die Ulutl\iirperclieii sicli zieoilich schiielt uuler das Nivenu senken. Diese Versriche liabe icli i h r wiederholt, und uiicli ubrrzeirgt, dais dieses sclriiclfo Sco- hen auch bei gesundein Menschciiblut jedeslnal eintritt. Zur Beobachtiing ail Scliwati~errii w a r tnir die Gefiillig- beit des Hrn. Prof. K i l i a n bchulflich. I n nllcn Flillen bew&lir te es sich, dafs die Blutbiirpercheti voii gesritidem 3Iensclieiiblu(e, desscn Geriuiiun;: ich aufgehalten hatte, schon in 5 bis 6 Mciuten um I bis 1; Liiiie unter das S i v e a u gesunken waren, und dafs sie innerlialb einer Sluride 4 bis 3 Linicn uiiter dem Siveau standen. Bas dariiber sleliende Fluiduin wurde allindig weiLlich, und \reuii nicht zu viel kohlensaures Kali zugcselzt war, so deraun es in einen weichen , fadeiiziehendeii Faserstoff, d e r in eineln Fal l , selbst bei oichtentzundlicheln Blut,

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zienilich fest n u r d e und eitie Art Kruste bildete. V o n Katzenblut erhielt icli dieselben Restillate. Iiideni ich also die Gerinnung verlangsamte, bcsafs ich das Mittel, den Vorgaiig bei der cr i ish iiillaininatoria kunsllicb 211

erzeiigen. U e r Unterschicd licgt nur darin, dafs der Fa- sersloff des farblosen cer insels mehr weich und fadcn- zicheud ist, was vielleicht von dem Einfluh des kohlen- saurem Kali herriibrt. In rrahrhaft entzundlichem Blute ist die Kruste schon darum fest, weil, rrie S c u d a m o r e gezeigt hat , das eutzundliche Blut mehr Faserstoff .cot-

Fragt m a n , warurn die Blutkbrperchen im frischen, p i i n d e n Bliile bald sich zu scnken anfaugeii, rvshrend sie im gescblageiicn Iilule, selbst wenn es entzundlich war, sicb uiigcinein laiigsam scnlten, so scheint die Ant- wort auf den ersten Aiigenblick schwer. V o n dein Ge- sichtspuiikte d e r specilisclieri Schrrere inufste man ein um- gcltchrtes Verbalten erwnrten, da Blut, welches Faser- stoff aufgclost enlhdlt , specilisch schwerer ist , als Bl t~t , n o r a u s der Fascrdoff entlcrnt ist. Allein cs giebt docL no& einq aiiderc IJrsache, als die specilische LeicliItig- keit, ne lcbe Kugelchen in einer Flussigkeit suspcndirt erhalt. Es tiel iiiir e in , dafs Kiigelclicii, d ie specilisch schrverer sind, als eine Flussigkeit, d a m in dieser Flus- sigkeit suqleiidirt Lleiben mussen, weun sie eine gervisse Adhssion zu dieser Flussigkeit habeo, und dafs sie zu Boden sillken mussen, rreiin diese Adliision aulbiirt. Viellcicht ist die Adliision der ClutLiirpercheii zu Serum, welches dutch Sclilagen des Blutes voin Fascrstoff be- freit ist, griil'ser als zu Seruin, rvelcbes aufgcliisten Fa- serstoff enthielt, dessen Gerinnung aufgebalten worden ist. Diefs kann man deswegen vermullicii, weil die Blut- kbrperclicn eine grolse Anzichung z u W a s s e r baben, in dein sie sicli in allen Verbrltiiissen losen. Diese Au- ziehung zu W a s s e r niinmt in demselben Verhaltnisse ab, als audere Stoffe in dem W a s s e r aufgelost sind, die keine

halt.

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Auzichung zu dco Bluikilrpcrclicii baben. Deswcgen mufs Serum, crelches Eict eilsstorf niifGel6st entb:ill, mehr Be- ziehung zu den Bliithiirperrheii hnbcn, als Nut , welcbes aufser Eiweilssloff auch nocli I'aserstorf aufgrliist eotIi:ilt. In der That , man kann gcsclrlngcues Clul der Kalze und des Mcnschen, welcliee doch keine Neigung zur schnel- len Scnkuiig der l3luthi)ipercbeii hat, ziiiii scliiiellen Sen- k e n der Blutkijrperchen veraiildssen, weno uinn es mit einer concen~ririeii AuNijstrng vou Gumirii arabiciim ver- niischt. Ochsen - urid Schafblut zeigt dieses Verlialten nicht , bei gesclilagc~iein Menschenblut liabe ich es aber couslaiit gefuiiden; uiid dos gesclilngeiie 131ut der Kalze, welcbes nacb 10 Miuuten keiii Senkeb der Blutkdrperchen zeigte, liefs sclion iiacb 3 Miouten ein auffaliendes Sen- k e n der Blutkiirperclien bemerken, oacbdem ich es mit etwas von eiiier Aufliisuiig von Guuiuii arabicwii vermcngt balte. . W e n d e l man dicls auf den aufgelOslen Faserstoff des fr-ischcn Rliites a n , so mussen, weiin die Getiunung 1aii;saiii erfolgt , dic l'licilclieii der Fasersloff- uiid E i - ~\ .e i~ss~off -Ai i f l i i su i i~ cine griifscre Anzirliuiig zu sich selbst Laben, als zu den 13luthilrpercheii. Uiid da die Bluthiir- yer then schwerer s ind, 31s die Lilsuiig von Ei\\eilsstofE uud Faserstoff, so miissen die sich anziehenden Theilchen d e r specitkcb 'leichteren Ldsuiig mehr obenliin, und die Bluthihpercben mchr uolenliiii gelangcn; die Folge davon ist, cfak das langsatner geriitnende, eotzundlicbe Eliit un- ten inchr Blutkirrperchen uiid wcuiger Blulflussigkeit, o b e n mehr Elut~liissigkeit und xx eniger Bl~itkurperclieo enlhdt , worauf d e r F a s c r s i d l der gaiizen RIasse, also obeo farb- 10s gerinot, und bier zugleich am dichesten sich zusam- meozielt.

b i e s e Erkliiruiig d e r crusla ioflaminatoria ist giillig, 6 0 laoge ioan aiinebineii muls, dals enlzundliches Blut immer laiigsauier geriniien uiuIs, als gesuiides. J o h n D a v p hat iudcfs darauf aufmerksalu gemacht, dals eul- ziindliclies UIui iiicbt iminer Iangsaiuer gerinnt. In die-

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sen Fallen miissen sich indefs die 'Blutk8rperchen schon &rum schneller senkei!, weil entzundliches Blut mehr anfgcl8sten Fasersfoff erithdt. Hiernach siud die Hai~pt- ursachen des Senkens der Illiilkdrperchen und der crusta ioflniiiinitoria sowobl die langsatnere Geriiinung, als die gr6lsere Qiianli tat des aufgelilsten Faserstoffs. W e u o zu- weilen auch andere Blutarteo eioe lockere Kruste ab- setzen, unter Uinstanden, wo man mebr eine anbngende Zersetzung dcs Blutes vertnuthen sollte, als eine grbfsere QuaotitSt von Fibrine, so kann diefs hinreichend aus der langsameren Gerinnurig eines solclien Bltites erklart wer- den, da auch gesundcs N u t , wie ich gezeigt habe, ziem- lich scbnell die Lllutklirperchen sinken Islst, uod spSter ein oberes farbloses Geriosel bildet, sobald man nur die Gerinuung verlangsamt.

1V. U n t c r 3 u c h u n g d c s B l u t e J m i t t e l s t d e r g a l v a n i s c h e n

Urn die Wirkiiogeu der Saiile a u f das Bltit richtig zu beurtheilen, muls man zuvor die Wirkriiig dcrselbcn auf das Blutserum, als eine init Salzen versctzte Eiweils- auflosung uiid auf cine wsfsrige .\rifl(isung von Eiweifs des Eidotters prufeo. In cler letzteren ist nicht aller l'bier- stoff auf;;elost; eine tvafsrige Auflbsun~ von Eiweifs ent- halt, inikroskopiscb uiitersriclit, aucli uberaus kleiiie KU- gelchen, die wan nur bei sehr starken Vergriilserungen siebt. Ich bin zur galvaiiisclicn Untersucbiing aller die- ser Flussigkeiteo durch die oeuen sinnreicheo Versriche von Hrn. D u t r o c h e t veranfnfst worden. Die Geriauig- keit in den Beobachtungen dieses ausgezeicliiieten For- scLers hatte icli hicrbei oft zu bemerken Gelegenheit; aber in der Erk1:iriing bin ich nicht iinmer einverstan- den mit diesem Katurforscher, dessen Verdieoste um die Wisseuschaft ich so Loch schatze. Mao mufs sich huten, an sich iuteressaote Yacta, aus welchen sich jedocb keioe sicheren Schllisse ziehen lassen, als Beweise einer aufge-

stell-

S S u i e .

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561 stellten Hypothese anzusehen. Es kommt bei diesen de- licateci Versuchen darauf an , uicht eine zu siarke Saule anzuwenden. Ich habe eine schwacle Szule so lange erbijht, bis ich die von Hrn. D u t r o c h e t beschriebene Erscheioung erbielt. Von den zu untersuchenden Fliis- sigkeiten wird ein Tropfcn auf einer Glasplatte ausge- breitet und damit die Pole der SSule in Verbindung ge- bracht. Zu den folgenden Versuchen dieute eiue Saule von SO diionen Plattenpaareo, die Platten von 2; Zoll Llinge und Breite.

Wi rd ein l'ropfen von einer w;ifsrigen Auflijsung von Eidotter (worin schr kleine mikroskopiscbe Kiigel- chen suspendirt sind) galvanisirt, so bemerkt man bald die von D u t r o c h e t zuerst beobacbteten Wellen. Die oom Kupferpol oder negativen Pol ausgehende Welle, woriu sicb das Alkali der zersetzten Salze anhliuft, ist durchsichtig wegen Auflilsung des Eiweifses durch das Alkali. Die vom positiven .oder Zinkpol ausgehende Wel l e , worin sich die SSure sammelt, ist undurchsicbtig uod weiGlich, besooders im Umfange der Wclle. Beide Wellen streben eiuander z i t , und iri der Beriihrungsliuie entstebt pliitzlich ein lioeaies Gerinsel, welches ganz die F o r m der Beriihrungsliuie, uud zuweilen, wie der Rand der Wellen im Act dcr Beriihrung, gekrSuselt ist. Uie Beriibruog der beideo Wellen geschieht wit einer lebhaf- ten Dewegung in dcr Beruhrungslinie, w o r d die Ab- selzuos des Geriusels folgt; sobald aber die Absetzung des Gerinsels selbst gescbelien ist, ist .411es ruhig, und an delu Gerinsel ist niemals die geringste Spur von Bewegung zu bemerken. Es ist daher unbegreiflich, wie ein Beobach- ter ersten Ranges, \vie Hr. D u t r o c h e t , jcnes Eiweifs- gerinsel fur eioe durch Elektricitat erzeugte contractile Muskelfaser ausgeben konnte. Es ist nichts als geronne- nes Eiweifs. Dicses Geriusel hat iiherdiefs, so \vie das Eiweifs, welches sich beim Galvanisircn des Blutserums urn den Zinkpol ansetzt, keine Consistenz , sondern bestcht

Annal. d. Pliyrik. nd. 101. St.4. J. 1832.St.S. 36

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aus Kiigelchcn, die sich lcicht aus einander wisclrcn Ias- sen, und nur in det Forni der Beruhrungslinie der bei- den Wellen ohnc alle Cohssion abgesctzt sind. Sctzt nian einen l'ropfeii Blutseriim, gleicbviel, ob vom Frosch oder von cinem SGugeilliiere, unveriniscbt mit Kiigelchen, beiden Po1c11 aiis, so bcinerLt nian keine deutlichen Wel- len, wabrscheinlich wcil sie wegen der Klarheit des Se- rums nicht sichtbar sind. Aber es erfolgt am Zinkpol die Absctzung von Eiweiiikiigelchen, die hier von innen nach aufscn zuuehmcn, indem die zuerst urn den Pol ab- gesetzten nacb aol'sen gedriiogt werden und bestsndig neue hbscrziing erfolgt. Each den Ansichten, welche Hr. D u- t r o c h c t bei der Anwendung der galvanischen Shle auf l'hiersubstauzen befolgt, m u h e man das Eiweifs des Nut- serums fiir eioen eleclroncptiven Kbrper halten, weil es sich am Zinkpol odcr posiilit.cn Pol abjetzt. Allein diese Absctzung erlolgt durch das Gerinncn des Eiweikes FOD der am Ziiikpol sich anhiufendcn SWure der zersetttcn Salzc; am Kupferpol schlvgt sich das Eiweils niclit uieder, weil es dort von Alkali aufgelost bleibt. lndessen wird doch bei einer sclir starLen S.iule auch nin Kupferpol Eiweifs niedergeschlagen, w ie G m e l i n gezeigt Irat, rvahr- scheinlicli durch dic sich danii cntnickeludc Wirme. Of- fenbar hang1 es VOUI Salzgelialt cler Flussigkeiten ab, dais Eidotterauflbsung bei deisellren St5rk.e der angewand- ten Stiule kcin Gerinsel am Ziiikpol ahsettt, sondern nuc eine undurchsichlige Wel l e Lildet, iiiid bci der Beriih- rung der Wellen beider Pole gcrinul, dafs dagegen Blat- serum am Zinkpol Eiwcik absetzt. L a s s a i g n e brachte Eiweifs durcb Weiogeist zuu Gerinncn, rind wusch ea SO lange niit Wciugeist aus, bis ~alpetcrsaures Silber zeigtc, dars kein Koclisalz inclir dario scy. Von dem Geronitenen lost sich 0007 im Wasser auf. Uiese; weaige Aufgelliste gcrinnt durch die \'olta'schc SSule daruln nicht, m i l kein Kochsolz darin ie t ; denn es gcrann, wenn Koch-

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salz zugesetzt wurde, Ann; de chim. et de phys. T. XX p. 97.

Wcnn ich meine Erfahrungeu nach D u t r o c h e t's Grundsatzen erklaren wollte, so ware das Eiweifs des Eidotters neutral, weil es erst bei der Beriibrung der beiden Wellen gerinut, das Eiweifs des Dluteerums da- gegen electronegaliv, weil es am Zinkpol geriont. Man braiicbt aber nu11 nacli meiner Erfahrung der Eidotterauf- Illsung our etwas Kochsalz zuzusetzen, SO gerinnt sie am Zinkpol, und es bilden sich keine Wellen.

Setzt man eiaeu flach ausgebreiteten l'ropfen Blutes vom Frosch. oder von einem Saugetbiere der galvaoischen Saule aus, so bilden sicL urn den Kupferpol die gewbbnli- chen Gasbl$xlen, ain Zinkpol gerinnt das Eiweils a h e:n uozusalnmenh&igender Brei von Kirrncheo, gerade so, n ie weoii Blutscrum eben so behaodelt wird. Die Blutkirr- pcrchen htiufen sich weder am positiven noch am uega- tiven Pol an; der Faserstoff gerinnt weder friiher noch spkiter als sonst, und weder am positiven noch am nega- tiveo Pol, sondern irn ganzeo ausgebreiteten Tropfen zwi- schen beiden Polen und rrind herum in einigm Entfer- iiung der Pole. Unmittelbar urn die Pole leiden die Glut- kirrperchen eioe Zersetzuug wcgen der dort sich anhtu- fenden Slurcn iind Alkalieii. Die Rlutkiirperchen votn Frosch sind sowsohl dicht am Ziiikpol, PIS dicht am Ku- pferpol etwas verkleiuert, ohoe bis auf den Kern redu- cirt zu seyn. Im gaiizen iibrigen 'I'ropfcn sind die Blut- kbrperchen unvcraodert. Ain Kapferpol scheint diese Zersctzung auf Kosten des Faibestoffs zu geschehen; denn so weit die Wasserstoff~asblriscben um deu Kripferpol sich anhaufen, sctzt sich auch ein hellbraunliches, faden- ziehendes Wesen ab, das sich mit den Blaschen vermischt. Diefs Gemisch besteht, bei rnikroskopischer Untersiichung, aus Luftblaschen und au einaader Lingenden verkleioer- ten BlutkOrperchen. Der Faserstoff gerinnt in ganzeu

E. H. W e b e r , Anatomie, I. S. 87.

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TropfeD, obne alle Verznderung der Kiigelchen; dicsc Gcrinnung trilt auf gleiche Art ein, wenn man arterielles oder vcnilses Blut von Kaninchen statt Froschblut an- wen d e t.

Nimmt man vom frischen Froschblut das sich bil- dende Coagulum so Iange heraus, bis sich nichts mehr bildet, so bleibt zuletzt ein Gemenge von Blutkbrperclien und Serum iibrig. Von dicsem Gemenge erhalt man mehr, wenn man das entstandene Coagulum ein wenig riittelt. Ein Tropfen von diesem rothen Satz flach ausgebreitet und dem galvaniscben Apparat ausgesetzt, zeigt diese1,ben Pliaoomene wie frisches H u t , mit Ausnahme des Faser- stoffs, welcher hier fehlt. Die Blutkbrperchen haufen sich meder am positivcn noch am negativen Pol an , sie blci- ben irn ganzen l’ropfen an ihrer Stclle. Am Zinkpol ent- steht der breiige Bicdcrschlag von Eiweifsltiigelchcn vie beim Galvanisiren des Serums, nur dafs e r hier von Blut- kbrperchen riitblich gefiirbt ist ; am Kupfcrpol bildet eich der gewijhnliche Schaiim und das fadenzieheode, braun- liche Wesen vom zersctzten Blutkilrpercheo. Dieses fa- denziehcnde, brYunliclie Wesen erhalt man auch, wenn man ein vom Coagulum bcfreites Gemengc VOD BIutkBr- perchen und Serum des Frosches mit Kaliaufliisung ver- setzt. Ein Gemengc von BlutkBrperchen uod Serum von geschlagencm Slugetbierblutc setzt das fadenziehende We- sen am Kupferpol nicht ab.

Es bleibt nun noch iibrig, eine von Serum so viel als mirglich befreite Auflosung von dem Farbestoff des Blutes und dern Faserstoff, befreit von Blutktirpercheu, durch die Voltrr’sclie SauIe zu untersucheo.

Befreit man rot hcs Coagrilum POD Stiugcthierblut auf Fliefspapier vom Scruui so viel es miiglich ist, so erhalt man darauf durch Auswaschen des Kuchens eine miig- lichst reine Aufliisung von Farbestoff, in welcher freilich immer etwas Eiweifs des Serums, welches im Coagulum eiogeschlossen war, enthalten ist. W u r d e ein Tropfen dcr

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565 utiglichst sfarken Auflllsung von Farbestoff der Vo1ta’- schen Saule ausgesetzt , so erhielt ich verschiedene Re- sultate, j e nachdem ich mit den Kupferdrahten selbst die Kette schlofs, oder dem sich stark oxydirenden Kupfer- draht des Zinkpols ein Endstiick vou Platindraht ansetzte, um die Oxydation des Kupfers autser Spiel zu lasseu. Im ersfen Fall erhielt ich PhYnoniene, welche von den von D u t r o c h e t beschriebcnen verschiedcn siiid, im zwei- ten Fall erhielt ich die von Hrn. D u t r o c h e t beschrie- benen Erscheinungen. Waudte ich b loke Kupfcrdrzhte zum Schliefsen der Kette an, so entstaud ein rothes, breiiges Gerinsel von Eiweifs uud Blutroth urn den Ziok- pol. Dieses Gerinsel nimmt immcr mehr zu, inderu der urn den Pol entstandene rothe Ring von dein weiter er- folgenden Absatz wcifer auegedehnt wird. Die uachfol- genden Absatze sind aber weniger roth, meis& wcifsgrau. Diese Geriuuung findet ruud heruni urn den Draht slatt, indefs wacbst das Coagulum in der Richtung vom Zink- pol gegen deu Kupfcrpol hin etwas mehr, als sonst in der Peripberie des Zinkpols. Diefs ist eine Art Nicder- schlag, der die Form der Wel l e in den friiheren Versu- chen hat, aber aus einem consistenten Brei besteht. Am Kupferpol bemerkt man die gewijhnliche Gasentwickluug und zuweilen eioe sehr d e u t l i c h e Welle, in rvclcher der Farbestoff eben SO aufgelost ist, wie in dem iibrigeu Tropfen; der Rand dieser Wel le ist ctwas rother. Uu- t r o c h e t nennt diefs cine rolhe Wel l e , wozu gar kein Grund vorhanden ist. Es ist die urn ‘den Kupferpol ge- wohnlich stattfindeudc alkalische Solution des Thiersloffs, die hier, wie das iibrige des Tropfens, Farbestoff aufge- lilst enthllt, wahrend am Zinkpol Eiweils uud Farbestoff gerinnen. Wenn die Glastafel auf weilsem Gruiid liegt, so sieht man das urn den Ziukpol geroonene E w e & nicht, und man sieht dauu bloEs den rotbeu bud, der als ro- tbes Gerinsel zuerst um den Zinkpol abgesctzt und daiio von aeuem Gerinsel weiler ausgedchut wurdc. Legt mail

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die Glastafel auf schwarzen Grund, so sielt man, nicht dals eine durchsichtige Wcl le einen rothen Saum vor sich her treibt, wie D u t r o c h e t angiebt, sondera dafs der rothe Saum nur der ebenfalls geroiinene Rand des Ge- ritisels VOUI Zinkpol ist. D u t ro c h e t beschreibt die PhHnomene vom Galvanisiren der Farbcstoffaufliisung ganz anders, vergl. F r o r i e p ’ s ISot., No. 715. Es zeigten sich bei ihm zwei Welleo; die satire am Zinkpol war durch- sichtig, und trieb, i d e m sie wuchs, den rothen Farbe- stoff vor sich her, melcher sich um die saurc Wel le her, so wie aufserhalb dersclben anhiiufte: die alhalischc Wel l e am Kupferpol wurde dagegeo durch den rothen Farbestoff selbst eingenonioieo. Die beiden Wellen bildeteu, indem sie sich vcrbanden, ein Ieichtes Coagulum, welches von dem Eiweifs des mitausgewaschencn Seruins herriihrf. Der rothe Farbestoff verband sich fast samoltlich niit dicsem Coagulum. Aus diesem Verjuche, \TO der rothe Farbe- Stoff von dem positive0 Pol zuriickweicheu rind am ue- gativen Pol sich anhaufeo SOU, schlierst D u t ro c h c t , dars diese Substanz positiv elektrisch seg , ein Schlufs, wozu dieser Versucb durchaus nicht berechligt. Ich habe schon erwihnt, dafs wenn ich Kupferdriihte zum Schlie- ken der galvaoischen Kette anwandte, der Farbestoff soglcich mit Eiweih urn deu Zinkpol .gerann, und daCs das rothe Gerinsel von neuem Gerinoen von Eiweifs nur weiter ausgedehnt irurde. Sctzte ich dagegen an das sich beim Schliefsen der Ketle oxydirende Ende des Kupfer- d rabs , zur Venneidiing dieses Eioflusses, ein Stuck sich nicht oxydirendes Metall, eiii Stuck Platindraht an , so erhieIt ich fast ganz die von D u t ro ch e t beschriebenen PhBoomene. Es eotstanden nun wirklich am Kupfer- und Zinkpol Wel leu , welche gegen einandcr strebteo. Somohl die Wel le des Kupferpols, als dic des Zinkpols, hatte eincn deutlichen rolhen Rand, diefs hat D u t r o - c h e t ail der Welle des Kupferpols ubersehen, und diefs ist sehr wichtig. Die Wel le dcs Kupferpols ist nicht r6-

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567 ther als der Farbestoff aufser der WelIe, nur ihr Rand ist rdther; daher ist es uorichtig, wenn D u t r o c h e t sagt, dals sich der Farbestoff am Kupferpol anhaufe; ich babe den Versuch aufserordentlich oft wiederholt, uoil oie diese Anhiiufung geselieo. Der rothe Farbestoff eotfernt sich sogar gewissermafsen in deln rothcn Rande dcr Wel l e des Kupferpols cben so vom Kupferpol, n i e in dem rothen Rande der Wel le des Zinkpols vom Zinhpol. W e o n die W e l l e des Kupferpols nicht rather als der Farbestoff im Tropfen aul‘ser der Welle ist, so ist dagegen die W e l l e des Zinkpols iin Inuercn wirklich farbloser und rveniger gefirbt, als der Fazbcsroff d s c r der Wel le ; aber doch auch nicht ganz farllos. Uer Rand der mehr durch- siclitigen Welle des Zinkpols ist riither, als der ltand der Wel le des Kupfeipols, der jedoch ebenfalls durch seine stsrkere Farbung auffallt: iiu Rand der W’elle dcs Ku- pferpols ist der Farbestoff coocentrirt aufgeliist; ilu Iiand der Wel l e des Ziokpols bestch der Farbestoff aus sehr kleineo Kiigelclren. ISacb meiner Aiisicht hat dieser Versucli grolse Aehnlichkeit im Erfolg mit dem; rrenn man Eidot- teraufliisung .L Einwirkung der Volta’schep Ssule aussetzt. Die saure Wel le des positiven Pols treibt dann weilsa Kugelchen vor sich her, \vie die saure Wel le bei der Far- bestoffauflbsiing rothe Kiigelcheii, doch ist dic saure W e l l e det Eidotterauflbsung triibe, die saure Wel le der Farbesloffaufliisung durchsicltig und etwas iarblos. Me albalinische Wel le des Kupferpols verb&lt sich iu bei- den abnlich, sie ist iu beidcn klar, uiid enthslt bei der Eidotteraufloeuug aufgelastes Eiweil’s, bei der Farbestoff- auflosung aufgcliisten Farbestoff. In der Eidottwauflii- suiig ist die alkalinische Wel lc hlar, !!ahrend das Ei- weifs dcs iibrigcn Tropfeiis an& tiiigclcheu enthiilt; ill der Farbesloffaufliisuog ist die alhaliiiiscbe M’elle klar, \vie der Farlebtoff des iibrigen l’ropfeiis. \Yeudd man bei der FarbesloffuufioauuC; llofse KuplerdrGhte zum Schliefsen der Kettt. atl, so geiinnt Ferbesioff, uud Ei-

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weifs am Zinkpol. Setzt man etwas KochsaIz zii Eidot- terauflfisung, so gerinot das Eiweifs am Ziokpol. Ver- mischt man Farbestoffaufliisung mil etwas Kochsalz, so verhalt sie sich selbst am Platiodraht gleich der mit Kocb- salz versefzfen Eidotterauflijsung, es entstehen keiue WeI- len, uud es bildet sich ein weifsliches Gerinsel am Zink- pol. Nach allem dieseu halte ich Hrn. D u t r o c l i e t ’ s Behauptung, dafs dcr Farbestoff des B lues electropositiv sey, fur unerwieseo.

Herr D u t r o c h e t , wclcher die Kernc der Blut- Barperchen fur dnsjenige bielt, was den Faserstoff des Blutkuchens ausmache, Iifste vou Farbestoff ausgewa- schenes Coagulum oder farblose Fibrioe in ‘schwvach alka- linischem Wasser auf. Eioe solchc Aiiflbsuog wiirde der Volta’schen S i d e ausgesetzt. Am iiegativcn Pol ent- wickelte sich in Menge Wasserstoffgas, am positivcn Sauerstoffgas; allein die bciden M‘ellen waren nicht vor- handen, der aufgeloste Faserstoff htiufte sich nur am PO- sitiven Draht oder Zinkpol an; W O T ~ U S Hr. D u t r o c h e t schliefst, dafs die alkaliuische Lilsung von Fihrin sich wie ein Neutralzalz verhaltc, dessen Alkali sic& nach dem lie-

gativen, dessen Stiure sich nach dem positiven Pol be- giebt, und dafs Fibrine negativ elelitrisch sey. Nun weifs man aber, dars der Faserstoff sich zu den Alkalien und Sauren so vcrhilt, dafs e r bald die Rolle einer Basis, bald die einer Saure spielen kaon. Xiis seinem Verbal- fen zu SSuren b J t e man ganz das Gegentheil von D u - t r o c h e t’s Behaiiptuug schliekeo kiinnen, indem er ja init den Mineralstiureri neiitrale Kijrper bilden kann. Indes- sen war es nathig, Hrn. D n t r o c h e t ’ s Versuche selbst zu wiederholen. Iclr fand sie, wie sich bei eincm so genauen Beobachter voraussehen liefs, in den meisten Prinkten bestsligt. Icli erliielt jcdesmal, wenn ich eine Aufliisung von Fasetstoff des BIutes in schwach alkali- uischem Wasser auf einer Glasplatte odcr in eioeln Uhr- glas der Volta’schen Saule arisselzte, cincn geriiigcn Ab-

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satz von weifsem, breiigem Coagnlum am Zinkpol. Da ich nun den Faserstoff von geschlagenem Ochsenblut ge- nommen und lange Zeit auf dem Filtruln ausgewaschen hatte, so konnte ich ziemlich sicher seyn, dafs er rein von Serum und von den Salzen des Serums war, und es scheint also die alkalinische FaserstoffauflBsung wirk- Iich auf den ersten Blick sich in elecfronegatioen Faser- stoff und electropositives Alkali zu scheiden. Bei die- sem Scblufs ist indessen von den mineralischen Bestand- theilen uud Salzen , velche der ausgewaschene Faserstoff fur sich als Bestandtheile entlialt, abgesehen , deren Zer- setzung durch die SSule auch eine Entwicklung von Saure am Zinkpol bedingen, und dodurch den Faserstoff durch Bildung eines neutralen Karpers gerinnen machen konnte. lndessco lassen sich gegen den Versuch selbst noch ge- griiodetere Einwilrfe machen. Der von 1, u t r o c h e t be- schriebene Erfolg findet nur stalt, . weun man Kupfer- drshte zum Schliefsen der Kette braucht, nicht aber wenn man, urn die Oxydation des Endes votn Kupferdrahte des Zinkpols auszuschliefsen, dieses Ende nrit einem Stuck Platindraht versieht, wie ich bei jedem von mir wieder- holten Versuch gefuuden habe. Hr. D u t r o c h e t scheint seine Versuche blofs mit Kupferdraihten gernacht zu ha- ben. Befiodet sich am Ziukpol Plafindraht, so bleibt die Entwicklung von Gas dieselbe, am Zinkpot aber sieht man noch mehr Gas in Bljlschen als vorher, weil es nun nicht mehr, wie vorher, den Kupferdrabt soglcich orydirt. h b e r es bildet sich aiich nicht die entfernteste Spur eines Cerin- sels am Zinkpol oder Platiiidraht. Hieraus mufs man 6chliefsen, dafs die Bitdung yon Gerinsel aus alkalinischer FaserstoffauflBsung am Ziokpol beim Kupfcrdraht von der Oxydation des Kupferdrahts abhsngig seg. Vielleicht dats sich das Oxyd mil dem Faserstoff verbiudet, eben so wie eine solche Verbindung von Metalloiyd uod Eiweifs auch sonst moglich ist, und erfolgt, wenn man Dlutnasser init eiuer kleiiieu Meagc Metallsalz vemisch und etwas mehr kau-

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stisches Kali zusetzt , als zur Zersetzung des Metallsal- zes nathig ist, worauf das Oxyd nicht niedergeschlagen wird, eondern mit dem Eiweils in 1i)slicher Verbindung bleibt, die durch Kochen coagulirt werdcn kann. S. Ber - z e l i u e , Thierchemie, S. 66. lndessen ist das Coagulum von Faserstoff am Kupferdrahte des Zinkpols nicht sela- dongdin, wie es von Kupferoxyd segn miifste, sondern weifslich.

Genug dafs Faserstoffaufllisung in alkaliniscbem Was- sec durch die galvanische Saule nicht zersetzt wird, so- bald man nicht sich oxydircnden Kupferdraht am Ziuk- pol hat, uod dafs also Faserstoff sich nicht evident als electronegativer K6rper verhslt. M'ie sehr die Ab- setzung dcs Eiweifses und Faserstoffes aus -4uf16sun- gen am Zinkpol durch den Salzgehalt der Liisung be- stimmt wird, sieht man aus folgendem Umstande. Alka- linische ladsung VOII Faserstoff setzt niemals am Platindraht des Zinkpols eiue Spur von Gerinsel ab, aber diese Ge- rinnung erfolgt sogleich, wenn inan etwas Kochsalz zur L6sung zusetzt, wo dann die Sa lz sh re des Kochsalzes am Zinkpol das Gerinsel bildct. ?licraus geht auch her- vor, dafs wenn man mit ciner Aufliisung von Faserstoff in schwach alkalinischem Wasser an der Volla'schen SYule experimentiren will, der Faserstofl vorher voo Scrum voll- kommen rein seyn mufs, weil Scrum Kochsalz euthzlt. Man erhglt ihn von Serum rein, wenn man ihn ron ge. schlagenem Blute sehr Iange mit vielem Wasser aus- wascht.

HL D u t r o c b e t hat den Faserstoff 'dcs Mutes, den man aus dem rothen Coagulum erhalt, fur die Kerne der Blntkiigelchen gehalten. Diefs ist nicht richtig, da Pa- setstoff, wie ich gezeigt Iiabe, im Blute aufgelost ist.

Da man, nach der von mir angegebenen Methode, Faserstoff des Frosehblutes oboe Blutkiirpercben erhalt, indem er farblos aus frischem Blute durch ein Filtrum von weifsem, nicht zu dunnelu Filtrirpapier geht, so schieii

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es inir sehr interessant, das Verhalteo des frischen, noch aiifgelilsten Faserstolfs vor detn Gerinoen gegen die gal- vanisAe Saule zu prufen. Zu diesem Zwecke gole ich gleich vie1 destillirtea Wasser und Froschblut auf das Filtrum : die durchgehende Fliissigkeit wurde sogleich den Polen der galvanischen Siule ausgesetzt. Am Ziokpol setzte sich breiiges Eiweile ah, der Faserstoff wasserklar, sammelte sich weder am Zinkpol iioch am Kupferpol, sondern gerann in der Mitte der Fliissigkeit irnd des Uhr- glases als ein isolirtes Klunipchen, gerade so, als wYre die galvanische Saule gar nicht applicirt worden. Die Geriunung des Faserstoffs erfolgte zur gewbbnliclien Zeit, und die S h l e fuhrte diese Gerionung uicht erst herbci. Der Eiweifsoiederschlag ain Ziokpol war von derselben Art, wie ich ihn beim Galvanisiren der vom Fascrstuff- kliimpchen befreiten Fliissigkeit erhielt.

lcli habe auch die Kerne der Blutkarperchen vom Frosch gegen die Volta’sche S%de gepriift. Man berei- tet sich eio Gemenge von Dlutkfirpcrclien und Serum, indem man das Geriosel uinruttelt und herausnimmt. Das Gemenge von BlutkUrperchen und Serum wird in einem grofsen Uhrglase mil Wasser versetzt, umgerlihrt und 21 Stuuden stehen gelassen; dann hat sich der Farbestoff aufgeliiet; und es sitzt auf dem Boden der weifse Satz von Kernen der BlutkOrpercheo. Man saugt den grbfs- ten Theil der uberstehenden Fliissigkeit mit einem Tubu- lus vorsichtig auf. Meogt man den weilsen Satz mit et- was Wasser, uod setzt einen grofsen Tropfen, auf einer Glasplatte ausgebreitet, der Volta’schen SSule aus, so hat man dieseiben Phaoomeiie, wie wenn man eioe wlfsriqe Eidolteraufltisung der S%ule aussetzt; es entstehen zwei Welleu, die des Zinkpols ist trube nod treibt.Kiigelchen vor sich her, die des Kupferpols ist durchsichtig und ent- hvlt keine KilpelcLen. In der Auflasung des Farbestoffs treibt die Welle des Zinkpols rothc Kiigelchen, in dem Gemenge von Wasser und Kernen der Blotkorperchen

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treibt die Welle des Zinkpols weifse Karperchen vor sich her. Hier ist kein elektrischer Unterschied zwischen Kern und Schale. Die Wellc des Zinkpols ist bei der Farbestoffaufl6sung nur durchsichtiger, bei dem Gemenge von Wasser und Kernen der Blutkdrperchen, so wie bei Eidotteraufldsung, die auch Kiigelchen enlhalt, triibe. In- dem ich nun in den Resultaten meiner Beobachtungeii von Hrn. D u t ro c h e t in mehreren Punkten abweiche, mufs ich doch der ingeniiken Art, mit welcher dieser geistreiche Naturforscher ein grofses Problem zu h e n suchte, meine grofse Bewunderung zollen.

Die elektrischen Strumuogen , welche mehrere BUS-

gezeichnete franziisisclie Gelehrte im Mute annehmen, sind bis jetzt gcgen alle Erfalirungen; und diese Hypothese an- zunehmen, ist gcgen den Geisf, der heutzutage die Phy- siologie als Erfahrungswisscnschaft leiten mufs. Es pafsst fur den heuligen Zustand unserer Wissenschaft , diese Strdmungen blocs da und dann anzmiehmen, wo uud wann man sie beweisen kahn. Nun lrifst sich aber mit- telst eines guten Multiplicators niemals eine Spur dieser Strdmungen, weder in den Nerven noch im Blutc, uach- weisen, wie P e r s o n von den Serve0 ( M a g e n d i e , Joum. de physiof. X p. 216) und Po u i l l e t vou deln rnenschlicben Kurper iiberhaupt gezeigt haben (Mag e n d i e, Journ. Vp. 5). Dicse Strbmungen k h n t e n wohl scheinbar' durch ein gegco elektrischc Stri)mungen so empfindliches Iiistrument angezeigt werden, welches schon die Oxyda- tion der DrZhte zuweilen durch Schwankung der Magnet- nadel anzeigt; daher man, wie Po ui I f e t zeigt, bei deli- caten Versuclien am thierischen Karper, nicht sich ieicht oxydirende Mctalle zu Condoctoren nchmen mufs. Von zwei Multiplicatoreo, die ich zu solchcn Versuchen an- wandte, zeigt der eine die galvanische Action zweier klei- ner Platten von Zink und Kupfer, die durch ein befeuch- tctes Papierstiick verhundeu sind und auf Glas ruhen, durch eine Deviation vou circa 100 Graden der BoussoIc

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an; nie babe ich mit diesem lnstrumente weder in deu Nerven, nocli an dem fliefsenden Mute eine Spur von Reaction bemerkt, auch dann nicht, wenn der eine Draht in eine Arterie, der andere in eine Vene gesenkt wurde, und doch miibte man die elektrische Strbmung bemerken kilnnen, wenn sie nur an IntensilYt von der Elek- tricitat jenes Plattenpaares betriigc. Es ist hier noch ein W e g offen, urn das elektrische Verballen von Farbestoff und Faserstoff au5zurnitteln. Bekanntlich hat K a m tz aus organischen Substanzen t r o c h e Saulen erbaut, indem er Papierscheiben mit organisclien Fliissigkeitcn trtinkte und trocken in gehikigcr Ordnung aufscliichtete. Diese mufs man mit Farbestoff des Blutes und Faserstofl wie- derholen. Faserstoffscheiben kaon man sich aus der crusfa inflammatoria verschaffen. lo K 5 m t z Versuchen verhielt sich EiweiL posi!iv zu Ochsenblut, das sich iiegativ ver- hiell; wahrend sich dssselbe zu Belladonnaextract und zu Starkemehl positiv verhielt. Es w9ren auch in der Art a n Thieren, wie P o u i 1 1 e t iiber die EntKicklung von Elektri- cit&t durch die Pflanzen Versuche angestelll hat, namlich mittelst des Condensarors, noch neue Unlersuchungen an- zustellen. Ich verspreche mir jcdoch keinen sehr grolsen Erfolg von diesen Uatersuchungen.

Die Phgsiker, die man docli sonst d e r Hypothesen- sucht nicht beschuldigen kann , sind allzu leicht gencigt, physikalische Hypothesen iiber die Erscheinungen der or- ganischen Kihper, die keiuen empirischeu Grund haben, aufzunehrnen. Die organischen Kr&fte miissen mit dcm- selben Fleifs. untersuclrt werden, wie die allgemcinen phy- sikalischen Krzfle; und man muL fur die Kenntnih die- ser organischen Krafte erst eine moglichst reine Empirie hnbeu, ehc man sich in diese schoii jetzt ganz unwahr- scheinlichen Vergleichungen einlassen kaon.

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574 V. Ueber den C h y l u r u n d d i e R e s o r p t i o n im D s r m -

k a n o l .

Der Cbylus enthalt Kiigelchen , aufgeldsten Faser- stoff, aufgelustes Eiweifs und ein sehr wabrscheinlich fein zertheiltes Fett. Das Fett sammelt sich zuweilen als ein Rahm auf der Obcrflkhe, wie ich vom Chylus eioes Hun- des, der mit Butter gefiltlert worden, gesehen habe. Der Faaerstoff nimmt beim Gerionen einen Theil der suspen- dirten Kiigelchcn zwischen sich, und eio anderer Thcil der Kiigelchen bleibt im Serum suspendirt und macht es trfibe. Das E i w e i t des frischen Chylus gerinnt soglcich von zugesetztem liquor kali caustici. W i e ich bereits be- merkt habe, kann man durch vielen liquor kali caustici das EiweiFs a m wenig nlutwasser oiederschlagen, wshrend liquor kali caustici aus e i o a Auflbsung von Eiereiweifs nicbts niedersclilZgf. Die fhierischen Fliissigkeiten , wel- ebe von concentrirtem liqiior kali caustici eincn R'ieder- schlag bilden, sind das Serum des Blutes, der Clrylus, die Lympbe (vom Frosch untersucht), und die Milch, welche, in kleioen Quantitaten mit liquor kali caustici versetzt, sogleich gerinnt, wlhrend sic durch etwas von ciuer verdiinoten Aufl6siitig yon Alkali ihre Neigiing, leiclrt zu gerinneo, verliercn soll. Eioc Auflilsuiig von Eierei- weirs gerinnt dagegen von liquor kali coiistici nicht, und wird vieImcbr durch Alkali klar, da sie irn natiirfichen Znstande etwas weifslich ist, v+ Ihrend Eidotterauflikung von ilberaus kleinen KLigelclien wirklich getriibt iat.

k u t c u r i e t h hat meioes Wissens zuerst' die riclitige Bemerkung gemacht , dafs sich die Chyluskiigelchen nicht in Wasser aufliiseo, mshrend der grijlste 'fheil der Blut- kijrperchen bis auf den Kern in Wasser aufgelijst w i d .

Es sctieu mir von aukerordeiitlicheiu Interesse, die Cbyluskiigelcheo mit den Rlut korperchen ' voo demselbeo Thiere zu ' vergleichen. Nacli R u d o I p h i , der hicrbei 1. e u r c t und L a s s a i gii c aiifiilrrf, sind die Chylnskiigel- chen bei Viigeln riind, wshrend doc11 ihre Blutkdrper-

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575 then elliptisch sind. Ich mufs leider gestehen, dafs es mir weder bei Fischen noch Vllgeln gelnngen ist, etwas Chylus im reinen Zuatand zu gewinnen, urn diese in- teressante Bemerkung zu verificiren. Ich kann indels mit Bestimmtheit versichern, dafs die Ch_vlushugelchen der Szugethiere, die ich vow Koiiinchen, von der Katze, vom Hnnd, vom Kalb und von der Ziege mikroskopisch un- tersucht babe, nfcht platt, wie die Blutkdrpercheo, son- dern rund sind. Nach H e w s o n sind sie kleiner ale die BIutkilrperchen. P r c v o s t und I) u m a s fanden die Chy- lusktigelchen T& Par. Zoll, was mehr als halb 8 0 vie1 betragt, als die Blutkarpercbeo des Menschen. (Siehe E. H. W e b e r in H i l d e b r a n d ' s hnatomie, I. S. 160.) Ich babe die Chgluskiigelclien jedesmal nuf derselben Glas- platte mit den Blutkiirperclien desselben Thieres unter- sucht, und fand h e Grarse bald glcich der dcr Blut- korperchen, wie bei der Katze, bald, und zwar meistens, etwas kleiuer, wie bcim Kalb, bei dcr Ziege, beim Hund; bei welchem letzteren ich sie von sehr verschiedener Grii- fse, die meisten sehr klein, und alle kleiner als die Blut- kiirperchen faod. Beim Kaninchen fand ich sogar die Cbyluskugelchcn ZUIII l'heil grbfser als die Blutktirper- chen, die meisten waren sehr klein, + bis 3 so grok als die Blutkdrperchen; vide waren nicht kleiner alB die BIulk8rpercheo, und einige ivaren offenbar gri)lser, we- nigstens noch ciiiiiial so grors; feiu zertlieilte Fetttheil- chen waren diefs nicht, wie ich solche allerdings von an- sehulicher Grirfse ganz deritiicb in dem C'hylus eines mit Butter gefiitterten Hundes von den andern KiigeIchen verschiedcn erkannte. W i r verdanken T i e d em a n n'e und G m e 1 in's klassischen Untersuchungen offenbar das Ineiste, ja fast alies, was wir iiber den cheinischen Her- gang der Verdauiing wissen; sie haben uns auch die voll- standigsten Aulscbliisse iiber den Chylus geliefert , rnit denen ich meine ircnig zahlreichen Beobachtungen ii ter den Chyliis nicht entfernter Weise vergleichen kann: 111-

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dessen mufs ich doch eine Eebauptuog bestreiteo, welcbe T i e d e m a n n und G r n e l i n sehr bestimmt aussprechen, daL namlich aIle Triibung und alles weifsliche Ansehen des Chylus von suspendirten Fetkiigelchen herriihre. T i e d em a n o und G m e I i D scheinen den Cbylus fur eine vollliommene Aufliisung der Thierstoffe zu halten, in wel- cher kciue anderen Kiigelchen als Fettkugclchen schweben. In der l h a t haben sie geselen, dafs beim Schutteln des milchigeii Serums vom Chylus mit weiiigeistfreiem Aether allmYlige Klarung des Serums eintrat. D ie Gervifsheit tiber den Urspruog der KiigeIcben im Chylus ist von aufserordentlicber Wichtigkeit; denn wenn 2. B. Chylus ganz aulgeltister Tbierstoff wzre, und bei der Resorption keine Kiigelchen in die Lymphgcfake cindrjlngen, als etwa blofs fliissige FetttlieilcLeo, so wi re es denkbor, dafs dic Oeffnungeo, die inan bisher vergebens an den Zolten des DariuLanals gesucht hat, w irklich fehlen kbnn- ten, und dafs die Anfange der Lympbgefals-Xetze keine grbfseren Poren liatten, wie aIIc weiche lhiersubstanz, welche fur Aufgeliistes permeabel ist. Es ist mir aber schr wahrscheinlich, dars aus dem Darmhanal auch wirklich Kilgelchen in den Chylus ubergelen, und dafs es nicht blob fein zertbeilte Fetttriipfchen sind. Als ich milchi- ges Serum vom Chylus der Katze in ejnem Uhrglase nit meingeistfreiem Aether versetzte, scbien sicb zwar anfangs nllmllig das Serum etwas aufzuklaren; aber es blieb doch, selbst . nach langer Fortsefzung des Versucbs unter im- mer neuem Zugiefsen von Aether, unten ein triibes W e - sen zuriick, und als ich dieses unter dem Mikroskope untersuchte, bemerkte ich darin die ganz unveranderten Chyluskiigelchen. Ich gebe gern zu, was T i e d e m a n n und C l n e l i n so allgemein beobachtet haben, dafs der Chylus bei fettiger Nabriing triiber wird; allein ich kann nieht annehmen, dafs alle Kiigelchen des Chylus Fetttheil- chen seyeo. W e n n aber auch der AetLer das Chylus-Se- rum wirklich ganz klar inachte, so wurde daraus doch noch

niclit

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nicht folgeo, dafs die KUgelchen bloke Fertlheilclren seyen, deon die Lymphe iet ganz klar, und eothilt docl zerstreute Kligelchcn.

D a b die Kugelchen dea Chylus erst in den Lymph- gefafsen eotstehen , dafur sind ga'r kcine Beweise vorhan- den. Diesc Bildung der Kiigelchco miifste schoo in den Lyinphgefafs-Netzen der Darmhaute stattfioden; denn beim Kalb, wo mau JO der OberDIche des D a m s sehr gut die mit Chylus gefiilltcn Lympbgdafse seheo kaou, habe ich iu dem Cliylus dieser (;el;ifse schoii die gewthnli- chen Kijgelcheii bemerkt. Nach einer Hypothese von D U l l i o g e r wurdeo sich die Kiigclchen im Cbylus aucli ohiie Durchdringen der L p p h g e f a f s - Wtiodc und ohne Poren erkliiren lasseo. ( F r o r. Notizco, Bd. 1 0. 2.) D il I- l i n g e r nimmt an, daCs die Zolten aufserlich durch Aggre- gation uod ,4pposition von Bildungstheilchen aus delu Cliymus des Darmkanals wachseu, wie die Keimscbeibe dcs Embryo vor dew Eotstehen der Blutgefafse aus der Dottersubslam durch Apposition wachst. Wghrend nun die Darnnotten iiufserlich Sloff ansetqen, sol1 sicli ihr In- ncres in Chylus auflllseo; allein Beobachtuogen machen diese Hypothese unwahrscheiulich. Der Cbylus ist im- mer uiebr od,er weoiger trub, und unterscheidet sicb hier- durch constant VOD der Lytnphe oder dem Resorptions- producte nnderer Theile, e r variirt offenbar nach der Na- tur der Nahruogsmittel. Jederlnann weifs, wie schnell Fllissigkeiten im Darmkanal aufgesogea werden, die doch srhwertich blofs uiimittelbar in die CapiIlargeRZse und so iu's Blut gelaogen, uud d d s Farbestoffe, wenngleich uicht oft, doch mehrmals iu den Lgmpbgefiifsen beobachtet worden sind. S c h l e m m hat cine Beobachtuog an joo- geo Kititzcben, die noch an dcr Mutter trinken, gernacht, wodurch es eioigermafsen wahrscheinlich wird , dafs bei ihucn wirklich Milch in's Illut gelangt. Eiue Beobach- tung, die R u d o l p h i uod ich verificirt habcn, und wel- d i e auch M a y e r bestztigt h a t (Siehe Froriep's NO-

hnnal . d. Phyrik.B. lOl.St.4. J.1833 St.8. 37

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tiZen, ii. 536, 565.) Diese KStzcLen baben eine gewissc &it nach dem Trinken ein gelbrothes Blut, welches beim Gerinpeu sich in rothes Coagulum und inilchwifses Se- rum scheidet. M a g e r behauptet es aucb von gain jtin- gen Hunden, was ich indefs in'einem Fall niclit gefun- den habe. Bei jenem l'liiere scheinen also wirklich die Kugelchen der Milch, welche eben die Milch weirs ma- &en, iii die Lympbgefafse des Dariiikanals zu gelangen, gleichwohl gerinnt ein 'l'heil der Milch im Mageu jener ?'hiere, wie M a y e r bemerkt.

Eine aodere trichtigc Bernerkung w%re es, wenn der leichte Uebergang von Milch, der nach ineinen Versucheo iu die Lyuiphgefifse cines mit dein Gekrilse ausgesclinit- tenen friscbcn, mil Milch injicirten Darmstuckes erfolgt, ohne Zerreifsuog des ionersleii Uarmhhutchens vor sich ginge. W e n n man eio ausgeschiiittenes Stuck Darn1 des SchauJes ail einern Ende zubindet und mil einer Spritze Jieses Darmsluck etrolzend lnit Milch Ciillt, so er- bslt man soglcich die LjmnphgefGfse drs Darms ausgedelint voo Milch, die sehr schncll in ibnen forttiiclit. Wenn man die Milch iu den Lymld~gefafscu nach der Richtuog der Klappen fortstreiclit, so bemerkt man sogleich, wie die vom D a m koinlnenden LymphgeMse sich wieder fiil- len, bcsooders wenn man den Uarm comprimirt. Am scbnellsten folgt die Anfilllupg der Lympbgefafse mit Milch, wenn nian das strotzende Darmstiick durch Zu- saminendrucken in der Laiigenrichtung zu verkiirzen sucbt, weniger, wenn man es von dcr Seite compriinirt. Nimmt man statt Milch eine feine Injectioosmassc von Zinnober, so fullen sich die Lympbgefarse selir schwer, uud mit Quecksilber gar n i c k Mil einem vollkouimen aufgeld- sten Farbestoff, wie z. B. mil l6slichem Iiidigo, kano man indefs auf diese Art sebr leicht Injectionen der Lymph- gefafse des Gekrihes machen. Dieser vou mir beobach- tete' schnelle Uebergaug scheint aber jedesmai mit Zer- reifsung des innersten Darmbautchens an einer Stelle zu

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erfolgen, denn die Anfullung dcr Lymphgehfsc erfolgt p l~ tz l ich , und bei Untersuchung der innerstcu Darmhaut findet mail diese oft hier und 'da verletzf. Dem zufolge lege ich auch auf dieseo leichten Uebergang, den ich our beim Schaaf, aber bei keioem anderen Tbiere beobach- tete, in dcr gegcnwtirtigen Frage keinen Wertb, Es bleibt indefs iminer sehr wahrscheiulich, dafs die Chy- luskugelchen schon gebildet in ' die Lymphgefsfse des Darins eindringen, und vorzuglich spricht nocli dafur die verschiedene trube Beschaffenhcit des Chylus nach Mars- gabe rerschiedener Nabrung. Nun fragt sich, wo sind die Oeffnungeo fur diesen Durchgang, die jedenfalls gro- fser scyu mifssen, als die in anderen meichcn, fhierischen 'l'heilcn vorauszusctzenden Poren , vermoge wclcher sie fur Wasser und fur Aufgeliistes perlueabel sind; denu die Capillargefafse sind m a r permeabel fur Flussiges und Aufgeldstes, aber nicht fur die Blutkbrpercbcn. Alle gute Beobachter stimmen darin ubcrcin, dafs an den Darm- zolten keine Spuren vou Oeffiiungen zu bemerken sind; uiid icli selbst babe bei wiederholfen Untersuchungen der Daroizoltcii vom Kaoinchen, Kalb, Ochsen, Schrveio und von der Katze uie eine Oeffnung an dein Ende der Dam- zotten beiuerkt. An dieser Sfelle sind die Oeffoungen der Darlnzotteo jedenfalls fabelhaft.

. Folgeiidcs ist das Resultat meiner mikroskopischen Uiitersuchungen uber den Bau dcr Darmzotfen. Die Zot- ten sind bald walzcofdrmige, bald blWchenfGrmige, bald pyramidale, kurze FortsStze dcr innersfen Haut des Darms von + bis 1, hbchstens 1: Linien LSnge, welche ihr, im W'nsser vergrblsert, das hnsehen eines dichten Pelzwerks gcbcn. In dieser Art kommcn sie in der Regcl nur beim Meuschen, den meisfen Siugethieren und vielen Vilgeln vor. Bei einigen Fischen bemerkt man etwas ahnlichcs, und bei eiiier Scblange, Python bivitatus, bat R e t z i u s zottenartige Fortsarze der innersteu Uarmhaut beschrie- bell, welche man schmerlich fur etwas anderes halten

37 *

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kaon , abgleicb R u d o I p b i den Fischen uiid Amphibien wabre Zotten abspricbt. A Ib. M e c k e l hat Unrecbt, wens er alle Zotten, auf ein an der Basis breites, an der Spitze verschmglertes Blatt reduciren will. Sie siod allerdiogs bei den meisteo Sgugetbiereo platt, wie beim Kanincheo, Huod, Schwein; allein beim Kalb, Ochsen, Schaaf aiod viele Zotten walzenfiirmig; zuweilen fiodet man in einem Tbeil dcs Darms mebr platte, in eioem aoderen Tbeil desselben mehr walzcnfdrinige Zotten, wie beim Ocbsen und Schaaf, zuweilen stehen platte und walzenfilrmige vermiscbt, wie ebenfalls beim Oclisen uod Schaaf, und bei denselbeo Tliiereii, besonders beim Schnaf, bemerkt inan oft an manchen Stellen platte, breite Zel- len mit walzenfilrmigen Endziprelo. Indem die Zotten aii

der .Basis breiter werden und in Faltchen zusammenbiin- gen, geben sie in die Faltchen iiber, welche bei vielen VBgeIn und bei den Amphibien die Zotfen ersefzen. Die- sen Uebergang beobachtet man sogar an einem und dem- selben Thiere. Ini oberen Theil des Diinndarrns des Ka- ninchene sind die pyramidalen Zotten an der Basis in Faltcben vereioigt, im mittlereu Theil sind sie mehr ab- gesoohert. Das Ende der Zotten ist bald rund, bald etwas zugespitzt, bald wie abgeschnitten, letzteres beim Hund. R u d o l p b i glaubte frubcr, dars die Zotten ohne Blulge- r i t e scyen, und A. M e c k e l hielt die in sie, bei In- jectiooen eindringende Masse fiir imbibirt oder extrava- sirt. A. M e c k e l , der sonst die besteii Abbilduogen der Zotten gegeben bat, koonte bei dieser Bebauptuog uo- milglich gute Injectionen von Dormzotten vor sich geliabt babeo. lhra Gefaise lassen sich nicbt alleio sehr schbii injiciren, sondern ich Iiabe eiomal beim Kalb, utid spz- ter wieder beim Huod, die ich unmittelbar nach dein Tode, oboe auszuwaschen untersuchte, selbst oocb Clut in den zarten Geftilsen der Darmtotten mit und oboe Loupc geseheo. D b l l i n g e r und L a u t b haben diese Gefafse nach Injectionen beschrieben und abgebildet.

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551 Die Zotten zeigen uiemals am Ende, eine Ocffnung

und die Ton U I e u I a n d angeuoinmenen Mauler am Ende derselben gehgren seit R u d o 1 phi’s Widerlegung unter die Fnbeln. Ihr Ende zeigt dassclbe zarte Gewebe, wie ihre gaoze Obcrflache. R u d o I p h i hat uosere bisheri- sen Kennluisse VOW Bau dieser Theile mit folgendeu Wor ten zusammengefa fst: )B Niemals liaben sie ciuc sicht- bare Oeffiiung, in ihrem Inneren siod R’etze von Blutge- fafsen, die sich aber selten anders, als durch Eiospritzen darstellen lassen, so wie auch in ihnen die Netzo dcr Saugadern aofangeo. #( Eio wichtiger Umstaiid scheiot mir, dafs die Darinzotten im Innern hob1 siud, uud aus einem iiberaus zarten Hlutchen bestehen, in welchcm die Blut- geRfse verlaufen. Diese eiofache Hnhlung fand ich vor- ziiglich dann, weon die Zotteu walzenfhnig sind. Ich ward zuerst sehr iiberrascht bei einem gaoz friscb unter- suchten Darm vom Kalb, dessen Lymphgefiifse weifsen Cbylus entliielten, zu sehen, d a h die Zotlen im lnoern mit derselben weifsen, undurchsiclitigen Materie von oben his unten gefiillt warcn. Spater uotersuchtc ich den Duoo- darm eines Kalbes, und fand die Zotten oicht mit wei- fser Materie angefllllt, sondero leer uod deutlich hohl, wic R u d o 1 p h i selbst eiomal beim Ferkel beobachtet hat. Hier, wie ferucr an den Zotten des Ochsen, kooote ich unter dem Mikroskop diese zarten l’heile mit der Nadel aufritzen ; auch bcim Kaniochen glaubte ich die blattfor- migen, e t s a s breiten Zolten hohl zu sehcn. A l b . M e k - k e l hat eiuioal eiuen Aoschein von Hohlheit gesehen uiid abgebildet ; aber fur Uinbieguog der Blattchen erklart, woran bci meineii Beobachtuogeu oicht zu denken ist. Zu diesen Uotersiichuiigeu babe ich mich eines anderwsrts beschricbeiien vortrefflichen eiofaclien 13 a u m a 11 n’schen Mikroskops bedient. Mil zusammengesetzteu Mikrosko- pen lakt sich kauin etwas uber den Bau der Zotteii ~ U S -

oiiltelu. L)ie Dicke des Hautchens, woraus die Zolteii beim Jialb bestellen, liabe ich durch Verglcichuog zu

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5s'L 0,00174 Par. Zoll aiisgemitfelt. In dicser Dicke verlaufeu also die blutfiibrcnden CapillargefGfsc der Darwzotten, die mail auf 0,00025 bis O,uO030 Par. Zoll schStzcn kaon. So leicht ich micli beim Kalb, Ochsen, Schaaf und Kaiiin- chcn von der Hohlheit tler Zolteu iiberzeugen koniite, und zwar an denjenigen Zolten, nclche weniger platt uud brcit, sondern -schmal oder gar walzenformig waren , so wenig kounte ich es a n den Zotten der Katze, des Scliwciiis und des Hundes; die dcs Hundes scheinen nur in ilireni obcren Theile hohl zu seyn; aiich die Fiiltchen im Dam- kana1 der Fixhe., wic dcs ha ls , des Karpfens urld der Clupea alosa, sind durchnus nicllt holil, soiidern fest an eiiiaiider liegende Duplicaturen. Auch die im narmka- ual des Schaafes an gewisscn Stellen vorlroinmeuden plat- ten, breiten Zotteu bestanden offcnbar nicht a u s ciiier cinfachen Hdhlung, eben so nenig, wic solche breite Zotten im Darm dcs Kaninchens; und iiberhaupt schei- nen alle breiten, platten Zotteu mehr, als eine eiofache Holilung, als Anfang der Lymphgefiifse zu enlhallen, wic ich dieis spater aus Injectionen der Lymphgefds- Ketze wahrscheinlich lnachen werde. Hiernach kann icli also die in einigen Fallen, und namentlich bei den ivalzen- fitrmigen Zotten, statttiiidende Hohlheit der Zotten uicbt fur eiiien allgemeioen und constautcn Cbarahter derscl- ben halten.

Rlau kann et\qas fur Iiohle Zottcn halten, w a s ganz davon verschieden ist. Diels ist eiiie Art Epithelium, welclres ich friihcr irrthiimlich an den Zotten laugneo zu miissko glaubte. K u d o 1 p h i bat das Epithelium zuerst von einem riiiidigen Hunde errv&bnt. Uei Kiilbern und jungen Katzen ist es sehr leicht, sicli zu uberzeugeo, dafs dic Zotten von einem lcicht abstreiclibaren , iiberaus zar- ten, unorganisirten H;iiitclieo iiberzogen sind, welches sich wie ein Handscliuh voo dcn Zotten ablijst; es ist sebr zart und zerrciblicb. UUI d i d s zu beobacbleu, darf maii das Dormstuck nicht sehr auswaschen, weil es sich soust von

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selbst 16st. Beim Ochsen ist es noch vie1 zarter, and nicht leiclit zu beobachten; es wascht sich wie eine schlei- rnige Materie ab , an dcr man nur hie uud da no& die Form der Zotten erhenot. Mit dem Cesten Epitlielium anderer Schleimhiiute liilst sich dicfs nicbt vergleichen. Es ist keiue epidermisartige Masse, soadern, weno aucb zusammeohiiogend liautartig, docL dem Schleitn so ver- wandt, dais mir die Absonderung hier zwischen Epithe- lium und Schleiin iu dcr Mitte zu stelieti scheiut.

Obgleich ich nieinals am Ende der Zotten eiuc Oelf- nung bernerbt babe, uiid obgleich ich bei friihcren Un- tersucliungen niemals auf der ganzcn Oberflzclie der Zot- !en kleiue LUchercben sehen konnte, so babe ich docli neulich an sebr auspwaschenen Darmstikkcn des Schaa- fes und Oclisens auf den Wauden der Darmzottcn, uud zwar auf der gaozen Oberflache dcr Zotten, undcutlich zerstreutc Griibcheu bemerkt, die man wahl fiir schief durchgehende Ocffilungen halten kiinote. Ich theile diese von mir wiederbolte Beobachtung jedoch nur mil Ziiriick- haltuog uod Mifstraucn mit. Die Untersuchuog mufs niit eioem einfacben Mikroskop geschehen, und das lileine Object inufs in Wasser iiber einer schwarzen Unterlage beobachtet werden. Den hofaog der LymphgeWse in den Darmzottcn kann man ubrigens ia dem friiher ange- fillirten Versuch beobachteo. Spritzt man Milch in das Innere eines Darmstiickes vom Scliaaf ein, bis sich die Lyiupbgefiifse, wahrscheiiilich durch Zerreifsung des in- nersten HButchens, pliit7.lich fiillen, SO fiodet man hcrnach auch wobl die Darmzottcn hier uod da init Milch ge- fullt. Man m d s dcn Versuch setir oft anstellen, urn eine zufiilligerweise erfolgte Aofiillung der Darmzolten mit Milch zu erhalteo, die wahrscheiolich nicht von der inneren Fliiche der Zotten aus, sondern riickwarts von den durch Zerreifsung aogefullteo IJympbgcf51s- Netzcu drfolgt. Untersucht man solcfie mit Milch gefiillte Zot- fen mit dem Mikroskope, so glaubt man iu den diinoeii

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walzenfiirmigen Zotten ntir einen einfachen Kana1 zu schen; die breiten, platten Zotten enlhalten mehrere unregelmlilsige anastoinosireude, meistens aber von der Basis nach detn Ende der Zotte gericbtete Kaniile, welcbc hier blind endigcn oder sich in die fingerfilrinigen Fortsslze rler platlen Zotlcn fortsetzen. Diesc Kanrle in den platfen Zolten liegen dicht an einander, wic eiii sehr unregelmalsiges Nelzwerk : sie sind vie1 starker als die blulfiihrenden Capi1lrrrgef:ilse zu seyn pflegen. - Uie Darmzotleu, magen sie nun Oeff- nungen haben oder nicht, k6nnen tinmi)glich die einzigen Organe der Einsauguog seyn , da sie so vielen Thieren fehlen. Diese Betrachtung fiihrtc mich zur rnikroskopi- schen Untersuchung des Hiiutchcns, von deiii die Darin- zotten ausgehen, und welches allcn Thieren gemein ist.

Untersucht man ein wohl ausgewaschenes StiickcLen von Dunndarm eines Sjiugetbiers, und die Beschaffenheit des HSiitchens, welches die Zotten an der Basis verbindet, mit deui einfachen Mikroakope, SO erkennt man ohne. viele Muhe eine wuuderbare Menge von scbr kleinen Oeffnuiigen, die ungcfahr 2 bis 3 Ma1 so grofs als die BlutkGrperchen des Frosches, und 8 bis 12 Ma1 so grols als die der Siugethicre sind. . Diese Oelfnungeti stehen bei den Siiugelhieren ziiweilen so dicht an einaiicler, d a h die Brucken zwischcn denselben kauin so dick, als die Oeffnuiigen selbst sind. Meisleiis sind sie jedoch mehr zeretreiit ; in diesem Fall gcben diese Vertiefungeo dem innersten DarmbSutclien ciu schwainniiges, iiberaus zartes Ansehen.

Es sind gewils keine blalsen Griibchen, sondern wirklicbe LGcIierchen, wovon iaan sich iit~erzerigen kann, wenn man z. B. beim Kaninchen das feiiie Hautchen ab- zulbsen sucht Beim Kaniticheo sind die Oeffnungen am deutlichsten, und icb crsuche (lie Naturforschcr, sie zu- erst beim Kaniiichen aiifzusucben. Icb babe sie aber bei allcn Thieren, die ich unlersuchle, mehr odcr weniger deutlich wieder gefunden: z. B. beim Oclisen, Kalb und

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585 Schaaf; auch bei Amphibien, wie beim Frosch; auch bei Fischen, wie beim Karpfen, Aal und Clitpea alosa. Bei den Amphibien und Fischen ist die Untersuchun, 0 am schwierigsteo, riod die Oelfnungen sind hicr vie1 mehr zer- streut. Bei den Siugethieren, namentlicb beim Scbaaf und bcim Ochsen, sah ich auch die breitc Basis der Zottcn wie durcbhher t , und die scheinbaren Vertiefiiogeo gin- gen auf deu Wkinden der Zotten allmkilig in die etwarr kleinen undeutlicben Grabcben abet , die ich vom Schaaf und Ochsen schoo beschrieben habe, und welche viel- lricbt schief durchgehende Oeffnungen sind. Nichts gleicbt abcr iiherhanpt der aufserordentliclten Zartheit uod Lok- kerheit des Hlutchens, von welchem die Zotten ausgehen. Auch im Magen, im Dickdarm, in der Luftrbhre sieht man, brsooders wenn man die innere Haut gliicklich ab- Relast hat, und auf eioer schwanen Unterlage mit dem eiofachen Mikroskope uotersucht, tiele zerstreute Grub- chen uod Lbcherchen.

Es ist unmilglich, die hier beschriebenen Oeffoun- gen mit Sicherheit von SchleimgrUbcheo zu unterscheiden, und den Beweis zu fiihreo, d a t sic wirklich die Anf3oge der Lympbgeftifs-Netze des D a r m sind. Nur wo star- kere Anbaufuugen von SchleimdrUsen sind , kano man orirklich die Schleimdriiseo und ihre Oeffoun, -en itoler- scheiden. Im Dunadarm des Ochsen steben die Schleim- sackchen an manchcn Stellen wic Mehlskke neben ein- ander, dicht hinter jeoem zarten durcblbcherten Hautchen; sie siod sehr ansehnlich, so dals man sie sogleicb auf dem Durchschnitt jeoer Stellen des Diiundarms vom Ochseu sieht. Sie sind gerade so parallel neben einander ge- stellt, wie die Driisenbdge im Driisentnagen der Vbgel, t t ~ d bilden daher an jenen Stellen fast eine eigeoe Schicld unter der Muskelhaut.

Uas zarte durchlacherte HYutcben schickl Fortsetzrrn- geo zwischen den Balgcn durcb, die sich hinter den & I - gen und unter der Muskelhaut wieder ZU einer zarkn

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Haut verbinden. Die Bdge licgcn fast ganz frei in die- sel, Abtheilungen. Ibr hinferes Ende ist an das zarte hiutere Hzutchen geheftct ; ihr vordcres Ende bildet ciiien schr engeii t l a l s , der an das durclililcherte Kiutcheii be- festigt ist, uiid sicli dariii iiffnet. Die ScliIeinibZlge sind abcr so grds und ihr tlals so dijnii, d d s die Ocffuun- gcii von vier nebeii einauder steheiiden Schleimbdgen cin Feld zwischen sich lassen, worin sich funfzehn bis zwan- zig Oeffnungen des durcliliicherteii HButchens befinden. Uiitcrsucbt man niin gcnau hier die iiinere Flacbe des Banns, naclidem man die Zotteii vorsichtig zii entferneu gesucht hat, so sicht mau, dafs jedem Balg eine flaclie Vertiefung in dcin durchliicbcrten Hdutchen eutspricht. In der RIilte dicser Vertiefung iiffnet sich der schr ciige Hals des Schleimbalges, uiid aus dieser Stclle kauri wan durch Compression des Balges deu Schleim herausdriik- ken. Urn diese kleine Oeffnung des Ualges herum bc- finden sich in derselbcn Vcrtiefuilg noch viele aoderc Lib cherchen, welclie nicht mit dem Schleiinbalge in Verbin- dung stelien; abcr auch zwischen den durchlilclierteii, gru- benfiirmigen Vertiefiingen desjeuigen H;iutchens, von dein d ie Zotten ausgcheo, iot diescs Hiiutclien ebeufalls auf gleiclie Art rein durchliichert.

Gegen den Urspriing der Lyiopliscftifs - > e k e aus mihoskopiscli siclitbaren Ocffnungeo schcincn dcs treff- lichen F o Iiuiann Beobachtuogeu zu sprecheo, welcher bei den gclungciisten Quecksilber-lnjeclionen der Lymph- gefifs-Setz ein deu DarmhMeii der Fisclie oielnals Queck- silber aus der iuneren FlHcbe des Darmkaiials berauskom- men snh.

Icfi gestehe, dafs mir der Act der Resorption in au- deren lheilcii sow ohl, als im Darm vollig riitlisclhalt ist. Dip: Capillaritit, wit n elclier inan zur Erklsruiig thierischer Vorgsnge so freigebig ist, erklYrt nur die Aufiillung yon Capillarrohrcheii, weun diese leer sind , odcr wenn sic abwechschd leer werdeu; sie crkkirt rrber nicht dits huf-

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steigcll der Safte. Als ich die Lymphgefiifse des Gekrii- ses durch Ausdehnung der Darmwande mil injicirter Milch gefilllt soh, glaubte ich augenblicklicb, mir die Resorption im Darmkanal erklaren zu kilnnen. Von diescr Idee kam ich aber sogleich zuriick,als ich bedachte, wie gering die Zu- sainnieiiziehuogen cler GedYrme sind, welche man bei uomit- telbarer Oeffuung des Bauches fiodet, und dafs die diinnen Gedzrme meistens collabirt erscheineo. Noch mehr kaoi ich von dieser Ansicht zuruck, als ich einsah, dals mei- stens, und vielleicht immer, diesen Injeclionen eine Zcr- reil'suog des inncrstcn Darmhzutchens vorausgeht, Bei der Resorption muk irgend eine Anzichung statffioden. Siod einmal die Lympbgefatse bis uber die Muskelbaut gefullt, EO mufs auch die schwaclstc Contraction des Darms den Cbylus weiter treibeo, indeln die zwischen den Fasern der Muskelhaut verlaufenden Lymphgefafsc comprimirt werden. J ede Cornpressiou der Lpphgcfrilse bcwirkt aber cine Bewegring des Chylus nach der cisterna chyli, wegen des Baucs der Elappeu in den Lyrnpbge- faken. Die einmal eotleerten Lymphgefiils- Netze mus- sen sich, wenn die Zusammenziehung eioes Darmstiicks nachllfst, wegeo Eutstehuog leerer Riiuine fullen. Alles diefs kann aber nicht cinlnal in andercn oicht cootrahirbaren Theilen statlfinden; und bci den Fischen fehlen die Klap- pea der Lyrnpligefafse. Es ist daher wahrscleiolicb, d a b hkrbe i noch eiue aiidere Art von Xuziehung staitftndet; und es bleibt zwcifclhaft, o b diesc eiue pliysikalische z. Iz. CapillariM oder eioe noch unbekaiinte orgaiiische An- ziebuog ist. An deu Zotten selbst habc ich durchaiis keine Beweguogen geseben, als ich hei eineiii lebeiidcii Kaninchen deli Darm aufscboilt untl die innere Fliche desselben iu tvarmem Wasser beobachfetc. Auch habe ich nie, weder an deu Lymphgefafsen des Gekrirses, noclr an der cisferna cliyli, noch am ductus thoracicus, irgoud eine Spur von Gentcguiig gesehen; auch als ich auf deu cluctus tboracicus ciucr msglichst schnell lebendig gciilf-

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nctcn Zicge cine starke galvanisclc S%de wirken lief#, sab iclr keine Zusammenziehung, erst nach einiger Zeit scliieii dcr Gang an dieser Stelle etwas engcr, uod zeigte melirere ganz unbedeutende Ei~iscbiiiirungen.

W i e mail weifs, gelangt ctwas .4ufgeflistes nicht elleio durch die LymphgeBfse, sonderii aucli durch 1111-

bibition und Endosluose unmittelbar in das Blut der Ca- pilfargefiifse cines Organes. Eioe auf;;elClste Substauz hat das Streben, sich in dem die thierischen Theile durch- dringenden Wasscr weitcr aiifzulliscn oder zu vertbeilen, driugt von dein Wasser, welches die tbierischen Theile weich 'macht, in das BIut der Capillargehfse ein, und wird nach den Venen weiter bewegt, w a s man irriger- weise Veneoaufsaugung genannt hat, da doch die Venen keine Aohiioge oder offenen Endcn babeo, sondern uuon- terbrochen mil den hrterieo durcb die Capillargcfafsiiber- g%oge zusammenhangt. Icb wiinsclte zu wissen, wie schnell etwas durch Imbibition in die erste Schiclit der Capillargefake eines voo Epidermis freien Tbeiles, und BO in das BIut eindriogen kana. Da das zarte Hautchen der Darmzotten vom Kalb uud Ochseu von 0,00174 Par. Zoll Dicke noch blutfiilirctide Capillarge- false entBalt, so kann man sicli nach dieser Dicke eiuen Begriff von der T i d e macheo, bis zu welcher aufgebste Substanzen eindriogen mussen, um in die erste Schiclit voii Capillargebfsen einer von Epidermis freien Haiit

einzufliirseo. Ich spanute nun iiber ein Glascheu vou sehr diiiinem Hals die Urioblase eines Frosches, und bei einein zweiten Versuche die Lunge eines Frosches, oachdein ich vorhcr etwas von einer Auflilsuog von blausaureai Kali in das (;lrschen gethan hnlte; auf die Oberfliichc des oassen Hautchens brachte icb init eioein Pinselchen etwas von eiocr Aufliisiing eines Eisensalzes (salzsaurem Eiseooxyd). In demselbeo Moment drehte ich das Glas- cbeii um, so dals das blausaure Kali die inoere Fliicbe des HYulchens beruhrte. In oicht Lingerer Zeit als eirier

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Secunde hatte sich ein schwacher blauer Fleck gebildet, der bald starker wurde; daraus geht hervor, dafs aufge- lSste Stoffe spurweise innerhalb einer Secunde eine Mem- bran von der Dicke eioer ausgespaniiten Urinblase des Frosches durchdringen. Diese Membran e n M t noch inebrere Hautscbichten, und ist sehr vie1 dicker als das organisirte Hautcheo der Darmzotten von 0,001 74 Par. Zoll. Man kann also anoehmeo, daL eine: aufgelbste Substanz spurweise schon inuerbalb einer Secuqde in die oberllicblichsteo Capillargef~fse eioes voii Epidermis freien l'heils und so in's H u t gelaogt. Da nun in's Blut un- mittelbar infundirte Stoffe, wie eine LSsuug von blausau- rem Kali, iniierhalb 30 Secunden im ganzen Kbrpcr her- urngetriebeo werden, wie H e r i n g in achtzehn Versucben entscbieden gezeigt hat (Zeitechrift f. Physiolog. Ild. 111 Heft l ) , so kann man aonehmen, d d s eine Spur einer aufgelbsten Suhstanz , die mit einer epidermislosen orga- nisirten Haut in Beriihrung kommt, schoo fast iunerhalb eioer halben Minute spurweise Clurch den Kreislauf ver- breitet seyn kann.

Die narkotischen Gifte wirkeo m a r durcb Zerslii- rung der Nervenkriifte, allein sie briogen auf Nerven, brtlich applicirt, nur brtliche Wirkungen hervor. Taucble ich den h'erven eines abgelbsteu Froschscbenkels einige Zeit in eine wsfsrige Opiuniauflbsung, so verlor die ein- getauchte Strecke des Nerven ibre Reizbarkeit, d. b. ihre Fzbigkeit auf Reize Zuckungen des Schenkels zu erre- gen. Allein unter der mil dem Gift in Berubrung ge- kommenen Stelle bchielt der Nerv seine Reizbarkeit, woraus folgt, dals das Opium die Nervensubstanz sclbst verandert , dale aber die Urtliche narkotische Vergiltung nicbt durch die Nerven zur allgemeinen Vergiftung ver- breitet wird. Auch wird ein FroscIi, der soiist gegeu Opium sehr ernpfindlich is[, innerbalb rnebrercr Stuoden, nicht vergiftet, wenn mau den Schenkrl so amputitt, d a b nur der Nerv die Communication zwiscben Rumpf und

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Unterschenkel unterhalt , uod nun den Unterscbenkel in eioe Opiumaufldsung gesenkt e rhdt , den Frosch aber so befestigt, dafs dcr Rumpf desselben nicht durcli Bewe- guug des Frosches von der OpiurnauflUsuog bespritzt wird. Diese Versucbe, wie so viele andere von nalnhaften Phy- siologen aogestellte Vcrsuche, beweiseo , dals die narko- tiscbeo Gifte ibre allgemeinen Wirkungcn auf das Ner- vensystem nach ihrer Aufoabme in’s Blut durch die Cir- culation a u s ~ b e n . D u p u y uod B r a c h e t behaupten zrvar, dais man Thiere oicht durch narkolische Gifle, die in den Magen gebracht werden, vergifteo kdnne, wcnn man den Kervus vagus beider Seiten durchschnitten babe, oder dafs die Thiere d a m wenigstens laogsamer sterben; allein mir haben bier in dreifsig Versuclieo an Saugetbieren, die Herr W e r n s c h e i d t daruber, unter meiner Lei- tung , anstelhe, durchaus keinen Uiiterscbied in der W i r - kuog der in dcn Magen gebrachten narkotiscben Gi$e gesehen, wenn wir bei Thieren gleicher Art und Grdfse den Nervus vagus beider Seiteo vor der Vergiftuog d u d - scbnillen oder oicbt durchschoittcn.

Die schnelle Mlrkuog der meisten narkolischen Gifte lafst sicli nach den obeo augefuhrten Thatsnchen uber die hufsaugung durcli Imbibition rollkommen erklsrcn. Die Blaiisaure jedoch Gufsert ihre Wirkung schon lange vor 30 Secunden, innerbalb welcben sie in das Blut durcli die Capillargefalse eiiigedrungen und verbreitet seyn kdnntc. Auch die weingeislige AufliJsung des Extracli nucis 00-

micae Fpirituosi bewirkt, in einiger Quantitiit in deli RIuod von jungen Kaniucben gebracht, den Tod auf der Stelle; dagegen dieses Gift, in einiger Entfernung voin Gehiru auf eioen blofsgelegren Nerven , z. I3. den Nervus ischia- dicus , applicirt , gar kcine allgemeincn Wirltungen her- vorbriogt; wie denn auch tV e d c m e y e r beobaclitct hat, dafs concentrirte Blausaure, auf einen blofscn Ner- ven appiicirt, nicbt wirkte. Die schnellen Wirkungen der Blausaure kann man nur aus ihrer Flucbtigkeit und

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Espansiooskraft erkllreo, durch welche sie sich schiiel- ler in dem Blute verbrcitet, als die Circulation.desse1- ben geschieht, und durch welche sie, sclbst abgcsehen von der Verbreitung durch das Blut, dic thierischen Tlieile schoell zu durchdringen fabig ist, durch welche sie ferner um so schneller materielle Veranderungen’ in d e n Centralorganen des‘ Nerveosystems, im Geliirn, bewirkt, je naber dem Gehirn sie applicirt wird. Schlielslich erlaube ich mir eioe Bemerkung iiber die materielle Versnde- rung durch narkolische Gifte. Dab niilnlich d ie narkoti- scbeii Giftc bei ihrcr Wirkuoe; auf die Nerven auclr drirch materielle Verznderung wirken , wird wenigstens daraus gcwifs, d a t eioige schon das Blut materiel1 vcrhdern. Denn abgesehen vou den bekanoten Wirkungen der Blau- saure, bewirkt das Viperngift und das Ticunasgift, nach F o o ta n a , wenn es aus der Ader gelassenem Elute zuge- s$zt wird, dals das Blut nicht mehr geriunt; wiihrend Vi- perngift, in Wundcn von Thieren gebracht, nach F o n t a n a, das Blut des noch lebeoden Kdrpers zum Tlieil gcrinnen machen soll, worauf ein Zustaod entsteht, der dem in der heftigsten asiatischen Cholera oicht unahnlich ist.

11. Ueber den Leiden frost’schen Versurh; oon Hc inr i ch BufJ

Es ist bekannt, dafs ein silberner Theelfiffel, wit Was- ser gelijllt iind iiber der Flamnie erhitzt, olitie die ge- ringste Beschwerde so lange in der Hand gebiil[eii twr- den kanu, bis der letzte Tropfen vcrdampft is!. Behlei- det man aber die inncrc Flache des Loffels mit dcm rursenden Absatzc des Lichts, fiillt ihn hierauf wieder init Wasser und erhitzt von Neuem, so wird man nicht