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Elektroinstallation eines Hallenbades 6 Schutzmaßnahmen 2. Im Schwimmbad ist es ebenso wichtig wie im Badezimmer (Ausbildungsheft „Elektroinstallation eines Raumes mit Badewanne oder Dusche“, Bd. 2), die richtigen Schutz- maßnahmen sowohl als Schutz gegen direktes Berühren als auch als Schutz gegen elektrischen Schlag sowie gegen Feuchtigkeit auszuwählen. Es bestehen in Bezug auf die Gefährdung des Menschen ähnlich ungünstige Bedingun- gen, hinsichtlich der chemischen bzw. elektrochemischen Korrosion sogar ungünstigere Bedingungen als im Bade- zimmer. Schutzmaßnahmen gegen direktes 2.1 Berühren und gegen das Eindringen von Feuchtigkeit Elektrische Betriebsmittel, die im Bereich 0 – also im Wasser – betrieben werden, z. B. Unterwasserscheinwerfer, müssen in der Schutzart IP 68 (Ausbildungsheft „Formeln und Tabellen”, Bd. 1) ausgeführt sein. Im Bereich 1 ist die Schutzart IP X5 vorgeschrieben. In pri- vaten Schwimmbädern, in denen normalerweise die Rei- nigung nicht mit Strahlwasser erfolgt, ist IP X4 ausrei- chend. Der Bereich 2 kann in der Schutzart IP X2 installiert wer- den. Die Schutzart IP X5 ist erforderlich, wenn mit Strahl- wasser gereinigt wird. Außerhalb der Bereiche 0 bis 2 erfolgt die Auswahl der elektrischen Betriebsmittel entsprechend der Nutzung. Wenn sichergestellt ist, dass die Wände und die Decken für Reinigungszwecke nicht abgespritzt werden und mit einer Taupunktunterschreitung (Auskondensieren von Luftfeuchtigkeit) nicht zu rechnen ist, z. B. bei Verwen- dung von Luftentfeuchtungsanlagen, können elektrische Betriebsmittel in der Ausführung für trockene Räume ver- wendet werden. In Außenbereichen ist die Schutzart IP X4 vorzusehen. Bereichseinteilung nach 1. DIN VDE 0100-702 Ähnlich wie in Räumen mit Bade- oder Duschwanne sind bei Schwimmanlagen besondere Schutzbereiche (Bild 3) zu beachten. Der Bereich 0 umfasst das Innere des Schwimmbeckens. Der Bereich 1 ist die unmittelbare Umgebung des Be- ckens. Er endet in einer Höhe von 2,5 m über dem Beckenrand und in einer seit- lichen Entfernung von 2 m vom Becken- rand. Bei vorhandenen Startblöcken, Sprungbrettern bzw. -türmen erhöht sich der Bereich um die Höhe der Standfläche. Die Erhöhung endet seitlich nach 1,5 m (Bild 3). Der Bereich 2 beginnt an der Grenze von Bereich 1 und endet nach weiteren 1,5 m (in einer Ent- fernung von 3,5 m vom Beckenrand). Die Bereiche enden an den Wänden oder Türen, werden aber entsprechend größer, wenn z. B. Vorreinigungsbecken vorhan- den sind. Aufgabe 1: Zeichnen Sie die Grenze des Bereiches 1 in Bild 1, S. 4 ein und schraffieren Sie mit einem roten bzw. gelben Farbstift die Flächen der Bereiche 1 und 2. Benennen Sie die Bereiche. Aufgabe 2: Schraffieren Sie mit einem roten, gelben und blauen Farbstift in Bild 2, S. 5 die Flächen für die Bereiche 0 bis 2 und benennen Sie die Bereiche. Verwenden Sie für die Bereiche 1 und 2 jeweils die gleichen Farben wie in Aufgabe 1. Bild 3: Einteilung der Schutzbereiche für Schwimmbecken und Fußwaschrinnen

Bereichseinteilung nach 2. Schutzmaßnahmen DIN VDE 0100 …€¦ · DIN VDE 0100-702 Ähnlich wie in Räumen mit Bade- oder Duschwanne sind bei Schwimmanlagen besondere Schutzbereiche

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Elektroinstallation eines Hallenbades6

Schutzmaßnahmen2.

Im Schwimmbad ist es ebenso wichtig wie im Badezimmer (Ausbildungsheft „Elektroinstallation eines Raumes mit Badewanne oder Dusche“, → Bd. 2), die richtigen Schutz-maßnahmen sowohl als Schutz gegen direktes Berühren als auch als Schutz gegen elektrischen Schlag sowie gegen Feuchtigkeit auszu wählen. Es bestehen in Bezug auf die Gefährdung des Menschen ähnlich ungünstige Bedingun-gen, hinsichtlich der chemischen bzw. elektrochemischen Korrosion sogar ungünstigere Bedingungen als im Bade-zimmer.

Schutzmaßnahmen gegen direktes 2.1 Berühren und gegen das Eindringen von Feuchtigkeit

Elektrische Betriebsmittel, die im Bereich 0 – also im Wasser – betrieben werden, z. B. Unterwasserscheinwerfer, müssen in der Schutzart IP 68 (Ausbildungsheft „Formeln und Tabellen”, → Bd. 1) ausgeführt sein.

Im Bereich 1 ist die Schutzart IP X5 vorgeschrieben. In pri -va ten Schwimmbädern, in denen normalerweise die Rei-nigung nicht mit Strahlwasser erfolgt, ist IP X4 ausrei-chend.

Der Bereich 2 kann in der Schutzart IP X2 installiert wer-den. Die Schutzart IP X5 ist erforderlich, wenn mit Strahl-wasser gereinigt wird.

Außerhalb der Bereiche 0 bis 2 erfolgt die Auswahl der elektrischen Betriebsmittel entsprechend der Nutzung. Wenn sichergestellt ist, dass die Wände und die Decken für Reinigungszwecke nicht abgespritzt werden und mit einer Taupunktunterschreitung (Auskondensieren von Luft feuchtigkeit) nicht zu rechnen ist, z. B. bei Verwen-dung von Luftentfeuchtungsanlagen, können elektrische Betriebsmittel in der Ausführung für trockene Räume ver-wendet werden. In Außenbereichen ist die Schutzart IP X4 vorzusehen.

Bereichseinteilung nach 1. DIN VDE 0100-702

Ähnlich wie in Räumen mit Bade- oder Duschwanne sind bei Schwimmanlagen besondere Schutzbereiche (Bild 3) zu beachten.

Der Bereich 0 umfasst das Innere des Schwimmbeckens.

Der Bereich 1 ist die unmittelbare Umgebung des Be -ckens. Er endet in einer Höhe von 2,5 m über dem Beckenrand und in einer seit-lichen Entfernung von 2 m vom Becken-rand. Bei vorhandenen Startblöcken, Sprungbrettern bzw. -türmen erhöht sich der Bereich um die Höhe der Standfläche. Die Erhöhung endet seitlich nach 1,5 m (Bild 3).

Der Bereich 2 beginnt an der Grenze von Bereich 1 und endet nach weiteren 1,5 m (in einer Ent-fernung von 3,5 m vom Beckenrand). Die Bereiche enden an den Wänden oder Türen, werden aber entsprechend größer, wenn z. B. Vorreinigungsbecken vorhan-den sind.

Aufgabe 1:Zeichnen Sie die Grenze des Bereiches 1 in Bild 1, → S. 4 ein und schraffieren Sie mit einem roten bzw. gelben Farbstift die Flächen der Bereiche 1 und 2. Benennen Sie die Bereiche.

Aufgabe 2:Schraffieren Sie mit einem roten, gelben und blauen Farbstift in Bild 2, → S. 5 die Flächen für die Be reiche 0 bis 2 und benennen Sie die Bereiche. Verwenden Sie für die Bereiche 1 und 2 jeweils die gleichen Farben wie in Aufgabe 1.

Bild 3: Einteilung der Schutzbereiche für Schwimmbecken und Fußwaschrinnen

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Elektroinstallation eines Hallenbades 7

Zusätzlicher Schutzpotenzial-3. ausgleich

(Ausbildungsheft „Elektroinstallation eines Raumes mit Badewanne oder Dusche“, → Bd. 2)

Entsteht trotz sorgfältiger Installation z. B. in einer Lei-tung ein Isolationsfehler oder wird über fremde leitfähige Teile, z. B. metallische Rohre, von außen eine Fehlerspan-nung ins Schwimmbad „verschleppt“, so kann im Bereich der Fehlerstelle oder der fremden leitfähigen Teile für den Menschen eine Gefahr durch den elektrischen Strom entstehen.

Die Elektronen breiten sich an der Fehlerstelle in alle Rich-tungen aus (Bild 4)

Bild 4: Ausbreitung der Elektronen

Mit zunehmender Entfernung von der Fehlerstelle wird der den Elektronen zur Verfügung stehende Leiterquer-schnitt immer größer, der elektrische Widerstand kleiner und somit die Höhe der am Widerstand abfallenden Span-nung ebenfalls kleiner. Misst man die Höhe der elektri schen Spannung gegen einen Bezugspunkt mit dem Po ten zial 0 V und trägt die Messwerte in Abhängigkeit der Weg-strecke grafisch auf, ergibt sich für den Spannungsver-lauf – den Idealfall angenommen – ein trichterförmiges Gebilde, das in der Fachsprache als Spannungstrichter bezeichnet wird (Bild 5).

Bild 5: Spannungstrichter

Befindet sich innerhalb eines Spannungstrichters ein Mensch, so kann er unterschiedliche Spannungspoten-ziale abgreifen. Die Spannungsdifferenz U (Bild 5) wird

Schutzmaßnahmen gegen elektrischen 2.2 Schlag

Elektrische Betriebsmittel, die im Wasser (Bereich 0) oder im Bereich 1 verwendet werden, sind nach den VDE-Be-stimmungen mit Schutzkleinspannung (SELF) mit einer maximalen Nennspannung von 12 V bei Wechselspan-nung oder 30 V bei Gleichspannung zu betreiben.

Schalter, Verbindungsdosen und Installationsgeräte dür-fen in den Bereichen 0 und 1 nicht angebracht werden. Als Ausnahme dürfen in Schwimmbädern, bei denen eine Montage außerhalb des Bereichs 1 nicht möglich ist, Schal-ter und Steckdosen innerhalb des Bereichs 1 installiert werden. Für Steckdosen muss der Abstand zum Becken-rand dann jedoch mindestens 1,25 m und die Montage-höhe von der Oberkante des Fertigfußbodens mindestens 0,3 m betragen. Als Schutzmaßnahme gegen gefährliche Berührungsspannungen ist dann eine Fehlerstrom-Schutz-einrichtung mit einem Nennfehlerstrom IN 30 mA oder je Steckdose ein eigener Trenntransformator, der außerhalb der Bereiche 0 bis 2 installiert wird, vorzusehen.

Im Bereich 2 sind folgende Maßnahmen zulässig:

Schutzkleinspannung (SELF) bis 50 V~/120 V–, –

Fehlerstrom-Schutzschalter mit einem Nennfehlerstrom –IN 30 mA im TN- bzw. im TT-System,

Schutztrennung mit einem Verbraucher je Trenntrans- –formator,

Leuchten müssen schutzisoliert sein. –

Aufgabe 3:Vermerken Sie innerhalb eines Kreises (ca. 20 mm Durchmesser) in den jeweiligen Bereichen des Bildes 1, → S. 4 die mindestens erforderliche Schutzart nach DIN VDE 0470 für die elektrischen Betriebsmittel.

Aufgabe 4:In welcher Schutzart nach DIN VDE 0470 müssen in diesem Schwimmbad die Leuchten, die unter der De -cke montiert werden, mindestens ausgeführt sein?

Aufgabe 5:Welche Maßnahme lässt sich zum Schutz gegen elek-trischen Schlag außerhalb des Schwimmbeck ens am besten und ohne Einschränkungen anwenden?

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Elektroinstallation eines Hallenbades8

den Rohres ein gefährlicher Strom über den menschlichen Körper zur Standfläche fließen.

Bild 6: Darstellung des Stromflusses über den Menschen von Fuß zu Fuß

Bild 7: Darstellung des Stromflusses über den Menschen von einer Hand zu den Füßen

als Schrittspannung bezeichnet. Je nach Höhe der Schritt-spannung und der Übergangswiderstände an den Füßen (barfuß = kleiner Widerstand) des Menschen wird über ihn ein Strom in entsprechender Höhe fließen, der zur Gefahr werden kann.

Aufgabe 6:Wie groß ist der Strom, der über den Menschen fließt, wenn die Schrittspannung 42 V beträgt, der Übergangswiderstand an jedem Fuß mit 100 und der Widerstand von einem Fuß über den Körper zum anderen mit 400 angenommen wird (Bild 6)? Geben Sie bitte den Lösungsweg an.

Aus Ihrer Rechnung müssten Sie erkennen, dass ein nicht ungefährlicher Strom fließen wird. Um Gefah-ren abzuwenden, sind deshalb bei nicht isolierenden Fußböden Maßnahmen zu treffen, die eine Poten-zialsteuerung (→ Kapitel 3) ermöglichen.

Außer der möglichen Gefahr einer Schrittspannung könnte auch bei Berührung eines unter Spannung stehen-

Bild 8: Potenzialsteuerung auf dem Rohbeton