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Bergerstrasse 9/11

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Bergerstrasse 9/11, art documentary. Numbers 10 and 11 yet to go. Enjoy.

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»Dass der Charakter unveränderlich sei, ist nicht im engeren Sinne wahr; vielmehr heißt dieser beliebte Satz nur so viel, dass während der kurzen Lebens-dauer eines Menschen die einwirkenden Motive nicht tief genug ritzen können, um die aufgeprägtenSchriftzüge vieler Jahrtausende zu zerstören. Dächte man sich aber einen Menschen von 80 000 Jahren, so hätte man an ihm sogar einen absolut ver-änderlichen Charakter: so dass eine Fülle verschiede-ner Individuen sich nach und nach aus ihm entwickel-te. Die Kürze des menschlichen Lebens verleitet zu machen irrtümlichen Behauptungen über die Eigen-schaften des Menschen.« Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches

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A beschließt, ein Schauspieler zu sein. Er hat keineeigenen Ziele, keine Hoffnungen und Ängste mehr.

Seine Regie-Anweisungen erhält A aus der Literatur,Schopenhauer, Tolstoi, Rowling, undsoweiter.A setzt diese Anweisungen um. Ständig improvisierter, ständig wechselt er seine Rolle, ständig übt er sich als Schauspieler.

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Szene 1:

F: In A ist zweierlei Gegensätzliches. Oder nein, mehrerlei Gegensätzliches. Eigentlich ist A voll von Widersprüchen.

E: Diese Gewalt...

E: [Filmszene Raging Bull, Martin Scorsese.]

A: Konzentration, Disziplin, Geduld (?)

A: Film e723

F: Wenn A schon ein Kosmos ist, was ist dann A zu B und C.

C: [Ein aufgegebener Steinbruch von 300m Durch-messer und 40m Tiefe. Steht man unten, sieht man über den Kraterrand in den Himmel. F läuft durch das Gestrüpp, die Kamera folgt ihm. Während er gefilmt wird spricht F über den Stein, der ins Wasser gewor-fen wurde und nun im Wasser liegt.]

F: Die Sache verhält sich unterschiedlich, je nachdem aus welcher Sicht man sie betrachtet (...). Dem Wer-fenden ist der Stein gleichgültig, sobald er zum Lie-gen gekommen ist.

C: [Ein mit Wasser gefüllter Glaskasten in dem ein Stein liegt.]

F: Erinnern Sie sich an den...

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Szene 2:

„I got a letter this morning, how do you reckon it read it said hurry, hurry the gal you love is deadI got a letter this morning, how do you reckon it read it said hurry, hurry cause the gal you love is deadyou know I grabbed up my suitcase, took off down the road, oh, when I got there, she was laying on the cooling board, I grabbed up my suitcase, I said I took off down the road, I said then I got there, she was laying on the cooling board, you know it looked like ten thousand people, were standing around the bury-ing ground, I didn‘t know I loved her, until they let her down, looked like ten thousand people, standing around the burying ground, you know I didn‘t know that I loved her, until they began to let her down...“ Son House „Death Letter Blues“

„Coming to Memphis was like going to London or Paris, all lot of it was beyond my wildest dreams. I was like a kid in a candy store“ B.B. King

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Szene 3:

Ein Spiel, Zeit, eine Menge, keine Kunst und das Le-ben.

Einer aus der Menge: Ich verstehe diesen Ort nicht.

E erwidert: Was gibt es da nicht zu verstehen?

(...)

Sie: Wie geht es Dir?

Er: Danke, gut.

Das Spiel interessiert sie nicht sehr, sie wendet sich ab und beobachtet die, die draußen vorbeigehen.

„Kannst Du mich denn nicht sehen? Warum siehst Du mich denn nicht? Ich kann Dich nicht sehen, obwohl es doch...“

(...)

Sie läuft, er läuft.

(...)

Es ist spät. Sie haben getrunken und streiten, wie der Stern heißt. Er fragt sich, ob es wichtig ist, wie der Stern heißt, ob der Stern wichtig ist.

(...)

Sie denkt an die Zeit, an morgen und an heute, aber nicht an gestern. Es frustriert sie und sie genießt es. Da trifft es sie. Das Spiel steht vor der Entscheidung.

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»Alles, was Denissow sagte, war vernünftig und ge-scheit. Das, was der diensthabende General sagte, war noch vernünftiger und noch gescheiter, doch offen-sichtlich verachtete Kutusow sowohl Wissen als auch Verstand und wusste, dass etwas anderes die Sache entscheiden würde, etwas anderes, das unabhängigwar von Verstand und Wissen. Fürst Andrej beobach-tete aufmerksam den Gesichtsausdruck des Oberkom-mandierenden, und der einzige Ausdruck, den er an ihm bemerken konnte, war der von Langeweile (...). Es war offensichtlich, dass Kutusow Verstand und Wissen und sogar die patriotischen Gefühle verach-tete, wie sie Denissow äußerte, doch er verachtete sienicht mit Verstand, nicht mit dem Gefühl, nicht mit dem Wissen (denn er bemühte sich gar nicht, sie zu zeigen), sondern er verachtete sie mit etwas anderem. Er verachtete sie mit seinem Alter, seiner Lebenser-fahrung. Die einzige Verfügung, die Kutusow von sich aus bei diesem Vortrag traf, bezog sich auf dasMarodieren der russischen Truppen. Am Ende des Vortrags präsentierte der diensthabende General dem Durchlauchigsten ein Schreiben zur Unterschrift, in dem auf Bitten eines Gutsbesitzers von den Armee-chefs eine Entschädigung für den grünen Hafer ge-fordert wurde, der geschnitten worden war. Kutusowschalzte mit den Lippen und wiegte seinen Kopf, während er diese Sache anhörte. »In den Ofen...ins Feuer damit! Und ein für allemal sage ich dir, mein Lieber«, sagte er, »alle diese Geschichten ins Feuer. Sollen sie doch Getreide mähen und Holz verbrennen,wenn sie wollen. Ich befehle das nicht und gestatte es auch nicht, aber entschädigen kann ich es auch nicht. Ohne das geht es nicht. Wo Holz gefällt wird, fallen Späne.« Er warf noch einmal einen Blick auf das Pa-pier. »Oh, diese deutsche Akkuratesse!« murmelte er kopfschüttelnd.« Tolstoi, Krieg und Frieden

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Szene 4:

Ein Platz um den herum 20 Häuser stehen, in der Mit-te ein Obelisk. Die Häuser sind aus einer anderen Zeit, sie sind fünf Stockwerke hoch, sie sehen einander ähnlich. Nur das Haus F unterscheidet sich deutlich von den übrigen Häusern.

Vor den nördlich gelegenen Häusern A stehen einige Bäume die ihr Laub verlieren. Das warme Licht der tiefstehenden Sonne dringt in die Räume. Weiter östlich, bei den Häusern B ist die Luft klar, die Temperatur ist deutlich unter Null.Über den Häusern C ziehen Wolken zusammen, es weht ein milder Wind.Nach der drückenden Hitze des Tages geht über die Häuser D ein Regenschauer nieder.Bei den Häusern E im Westen pfeift ein Schneesturm durch die Dunkelheit.

Person 1 ist es zu kalt in B. Person 2 sieht von B nach E. Dort hört Person 3 den Anruf von Person 4, die beim Obelisk steht, nicht. Person 2 läuft über den Platz zu Person 5, die in A wartet. Person 3 blickt von Haus F auf den Platz.

[the Verve- bitter sweet symphony

Fatboy Slim- rockefeller skunk

the Roots- U got me

Kanye West- touch the sky]

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Der Herausgeber will mit den Inhalten Niemanden zum Begehen von Straftaten auffordern. Der Inhalt dient ausschließlich der Dokumentation und der Betrachtung aus künstlerischer Sicht. Wir distanzieren uns ausdrücklich von strafbaren Handlungen und unterstützen diese in keiner Form. Für anonym zugesendetes Bild- und Tonmaterial wird keine Haftung übernommen.

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