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300 den durch ein kleines S e b von der iibrigen Fliissigkeit getrennt , gewaschen und mit wepig Alkohol und Thier- kohle gekocht, worauf man sie sogleich rein erhelt. Die iibrige Ton den rohen Krystallen abgesonderte Flussig- keit kann noch auf Krystalle benutzt wcrden. Man dampft sie im Wasscrbade unter Zusatz von Tliicrkolile, Glas- pulrer oder sonstiger Mittel bis zur Trockne ein, pu1- vert das Extract, und zielit es einigemal lnit -4cther (0,725) aus. Die ltherischen Auszuge werden abdestillirt , den Ruckstand iiberlakt man der Selbstverdunstnng. Nach uiid iiacli krystallisirt Wachs, Fett und die neue Sub- stnnz heraus, melches Gemenge man mit Essigsaure heifs auszieht, uin letztere zu geminnen. huf dieseWeise habe ich cine Drachme der nehen Substanz aus 16 Unzen Wurzel crhaltcn. Spliterhin werde ich die Analyse der Columbowur- zel beliannt machen, und dann ausftihrlicher iiber die Ei- geuscliaft der neuen Substanz sprechen. XI. Bericht iiber Hrn. L e r o ux 's ,4hhandlung iiber die chemische AnaIyse cler Wcidenrinrle; con iten HH. Gay-Lussac und Magendie, Rerichterstotter. (Ann. de chiin. ct de phys. T. XLIII. p. 440.). IITI letzt verflossenen Juni (1829) wnirden wir, Hr. Gay- L u s s a c nnd ich, von der Alradcinie beauftragt, einc Ah- handlung des Hrn. Leroux zu prufeii und ihr einen Be- richt uber dieselbe nbzustatten. Die W-ichtiskeit dcr in dieser Abliandlung enthaltenen Thatsachen, und die 1Jn- tersuchungen, d c h e wir zur Priifung der Riclitigkeit der- selben unterneliinen mufsteii, liabcii uns verhindert, un- sern Bericht eher wie jclzt abzufasscn. In der That han- dclte es sicli um iiichts w-cniger ds daruni, ob in cincr

Bericht über Hrn. Leroux's Abhandlung über die chemische Analyse der Weidenrinde

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Page 1: Bericht über Hrn. Leroux's Abhandlung über die chemische Analyse der Weidenrinde

300 den durch ein kleines S e b von der iibrigen Fliissigkeit getrennt , gewaschen und mit wepig Alkohol und Thier- kohle gekocht, worauf man sie sogleich rein erhelt. Die iibrige Ton den rohen Krystallen abgesonderte Flussig- keit kann noch auf Krystalle benutzt wcrden. Man dampft sie im Wasscrbade unter Zusatz von Tliicrkolile, Glas- pulrer oder sonstiger Mittel bis zur Trockne ein, pu1- vert das Extract, und zielit es einigemal lnit -4cther (0,725) aus. Die ltherischen Auszuge werden abdestillirt , den Ruckstand iiberlakt man der Selbstverdunstnng. Nach uiid iiacli krystallisirt Wachs, Fett und die neue Sub- stnnz heraus, melches Gemenge man mit Essigsaure heifs auszieht, uin letztere zu geminnen. huf dieseWeise habe ich cine Drachme der nehen Substanz aus 16 Unzen Wurzel crhaltcn.

Spliterhin werde ich die Analyse der Columbowur- zel beliannt machen, und dann ausftihrlicher iiber die Ei- geuscliaft der neuen Substanz sprechen.

XI. Bericht iiber Hrn. L e r o ux 's ,4hhandlung iiber die chemische AnaIyse cler Wcidenrinrle; con iten HH. Gay-Lussac und M a g e n d i e , Rerichterstotter.

(Ann. de chiin. c t de phys. T. XLIII. p . 440.).

IITI letzt verflossenen Juni (1829) wnirden wir, Hr. Gay- L u s s a c nnd ich, von der Alradcinie beauftragt, einc Ah- handlung des Hrn. L e r o u x zu prufeii und ihr einen Be- richt uber dieselbe nbzustatten. Die W-ichtiskeit dcr in dieser Abliandlung enthaltenen Thatsachen, und die 1Jn- tersuchungen, d c h e wir zur Priifung der Riclitigkeit der- selben unterneliinen mufsteii, liabcii uns verhindert, un- sern Bericht eher wie jclzt abzufasscn. In der That han- dclte es sicli um iiichts w-cniger d s daruni, ob in cincr

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301 bei uns einheimischen Pflanze ein Stoff. enthalten sey, melcher die Alkalien der Cliinarinde ersetzen kiinne. Man wird daraus begreifen, mit welcher Aufmerksamkeit.

die Arbeit des Hm. L e r o u x gepruft haben. &it den sch8nen und niitzlichcn Untersuchungen des

Hrn:Sertt.irner iiber das Morphiii, und den der HH. P e l l e t i e r und C a v e n t o u iiber das Chinin, Cinchonin, Strychnin u. s. w., haben sich viele Chemiker bemiiht, aus den einigermafsen kraftigen Hcilmittelri den besonde- ren Stoff, dern sie ihre Wirlrsainkeit verdanken, abzu- scheiden. Diese Klasse von Arbeiten liat die Cheinie mit mebreren neuen Stollen, und dic Hcilkunde mit meh- reren neuen Arzneimitteln bereicliert.

Hr. L e r o u x , ein aufgek1:irter Apotlieker zu Yitry- Ze-Frnngais, dem es bekannt war, dafs inan die Wei- denrincle mehr als einnial mit Nutzen als bittres nnd fie- bervertreibendes Mittel angemandt hatte, wollte wissen, ob nicht die soiist merthlose Rinde, welche man von der Bachweide vor deren Beniitzung absch:ilt, einige deni Chi- nin und Cinchonin analoge Substanzen enthaltc, und wirk- lich setzten ihn seine Analysen bald in den Stand, zwei, aus der Rinde von Salix Helix gezogene Producte an Einen von uns und bald daraof an die hkademic zii iiber- senden. Das eine, welches er fur ein Pflanzenalkali hielt, nannte e r Salicin, das andere schveJeelsawes Salicin; von beiden gab Hr. L e r o u x an, d a t sic fiebexvertrei- bcnde Wirkungen bcszfsen.

Die Abbandlung zerfiel demnach in zwei Tlieilc, ei- nen chemisclieii und einen klinisclien. Uiisere Absicht bei Priifung des ersteren Theiles war: zu n-issen, ob die von Hrn. L e r o u x eiitdeckte Substaiiz wirklich ein neues Pflanzcnalkdi sey. Hr. L e r o ux, dcr im Juni 1920 nach Paris gcko:nmen war, hat sich indcfs uiit uns iiberzeugt, dafs die Substanz, welche er unter dem Nainen Saliciii a m der Weideiirinde zog, nicht alkaliscli ist, S;iuren niclit auf inerklichc Weise skittigt, und, statt sich mit Siuren

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zu verbinden, sogar von diesen zersetzt und seiner Kry- stallisationsfiiliigkeit beraubt wird, dah sie ferner keineo Stickstoff enthalt, und demnach niclit nnter die Pflanzen- alkalien versetzt werden kann. Was die Substam be- trifft, welche Hr. L e r o u x . unter dem Nanien von schrvc- felsnurern SnliciJz an die Akademie gesandt hatte, so hat derselbe selbst eingeschen, dai's er sich durcli einige Um- stznde seiner Analyse irre leiten lick, uud daCs das an- gebliclic Salz nicbt existirt, was auch wir Cominisshre be- stlitigt gefiiiiden haben.

Die Su5stmz, ivelcher Hr. L er o u x den Namen Sa- licin beigelegt hat, erscheiiit im Zustaiide iler Rcinheit unter der Gestalt von weil'sen, sclir zarten , perlmutter- artig gltinzebden Krystallen, ist im WaSser untl Alkohol sehr liislich, im Aether aber nicht, schlneckt sehr bittcr und riecht nach deln Aroma der Weidenrinde. Urn sie zu erhalten, koclit man drei l'fuiid getrockneter ond ge- pulverter Weidenrinde (von Salk- &hk, Desfoniahes) cine Stunde lang niit funfzehn Pfund Wasser, worin vier Unzen kohlensaures Kali aufgeliist sind, uiid schuttet dann zu dcr erkalteten Fliissigkeit zwei Pfiiiid Bleiessig. Man Wst den Niederschlag sich setzen, filtrirt ihn ab, behan- delt ihn mit Schmefelsiiure, und Bllt ziiletzt das Blei durcli cinen Strom von Schwefelmasserstoff~as. Man sattigt liier- auf den UeberschuCs der Satire diirch Kalk, filtrirt aufs Neue, dampft die Fliissigkeit ein, stittigt sie wit verdiinnter SchwefelsPure, entfiirbt sic durch Beinschnarz, filtrirt sie sie- dend rind 1Vl'st sie anschielsen; dieKryystde endlich hCst inan zweiuial umkrystallisiren, und trocknet sie d a m au eiiiem dunklen Ort. Diefs Verfahren, welches Herr L e r o ux ohne Zweifel noch vereinfachen wird, giebt e l m 1 Unze Salicin. Wegcn der hetrachtlichrn Verlnsle, die im Klei- nen bei dein Beinschwarz und den Fillrationen stattlinden, wird niau wobl bei Abscheidunsen im Grofsen die dop- yelte Menge erhalten. Die Substanz hrlt sicli tibrigens in gut verstopften Gefsfsen, und zicht keine Feuchtigkeit an.

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Nachdem wir uns von dem Daseyn dcs Salicins iiber- zeugt, seine Eigenschaften und seine Bereitnngsart iic.htig befunden ' hatten, mufsteri wir tins noch vergewisswn , ob diese Substanz wirklich fiebervcrtreibcnrle Kraft besitze,' und, wenn es der Fall SCY, ob sic das Chinin crsetzen kijnne. W a s den ersten Pu1lkt, niinilicli die fiebervertrei- hen& Kraft, betrifft, SO hat sich der Eine von uns seit dem Juni I529 durch Versiiclic h i iiiteniiittirei~deii Fic- bcrn versqhiedener Art iibeneust, dafs das Saliciu schon in nicht sehr grolser Dosis FIeheraiifdIe henimt. Der Berichterstatter hat Fieber nnch drei Doscii Salicin, jetle von sechs Gran, aiisblcibcn sehen; viele h e n t e gebcn das schwefelsaurc Chiiiin in eben so grolsen Dosen ; allein es ist nicht blofs ihre eigene Erfahrung, nach welcher die Commiss:re das Salicin fur eiii giites fieberwidriges Mit; tel erltl?iren. Diese Siibstanz ist von Hrn. Miclue1 im Hdpital de la Chnritd (Gazelie de Smile 2. Jan. 1830), und von den HH. H u s s o n und B a 1 1 y im IIdtel tie Dieu zu Versuchen angemndt worden. Mehrere Aerzte haben uns eine Anzahl von Beobachtungen mitgetheilt, nach wclchkn die fiebervcrtrcibende Kraft des Salicina nicht iiielir in Zweifel gezogeri werden kann; wir erwah- nen nur Hrn. G i r a r d i n in Paris, Hrn. C a g n o n in Vi- t ry u. s. w. W i r beiuerkeii il'och, dai's iiberhaiipt alle diese Aerzte nicht inehr als 21 his 30 Gran Salicin, also sehr nahe die Dosis dcs schwefelsauren Chinins, gaben, uin die Fieberanfiille, >vie anch ihr Typas war, vo1lst:in- dig zu vertrcibcn.

Deiiinacli hat Hr. L e r o u x in der Riiide der M i + Helix einen krystallisirbaren Stoff entdeckt, der unwitler- leglich die fiebervertreibentle Kraft in eiriein Grade be- sitzt, der i l i i i dein schwefelsnuren Chinin nahe stellt, und dicse Entdcckung ist ohne Widerrede eine der inicres- santesten, die seit mehreren Jahren in der Therayie gc- inacht worden ist.