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schiedenen Farben gepulvert. Was zunächst als Versuch mit Nischencha- rakter begann, hat sich für das Familien- unternehmen vor den Toren Regens- burgs zu einem Standbein mit zweistel- ligen Zuwachsraten entwickelt. Mit eigener Anlage Kosten reduzieren Bisher erfolgte die Pulverbeschichtung bei Lohnunternehmen in der näheren Umgebung. Das war nicht nur umständ- lich, sondern auch teuer, wie Franz Ehl, kaufmännischer Geschäftsführer von Lehmann bemerkt: „Es stellten sich für uns zwei gravierende Probleme: einmal die Logistik, zum anderen die sehr hohe Kapitalbindung durch die extrem große Lagerhaltung.“ Denn um die Farbse- quenzen optimal auszunutzen und um gleichzeitig möglichst zeitnah dem Kun- denwunsch nachzukommen, war man beim Marktführer in Neutraubling prak- tisch gezwungen, einen Großteil der Pro- duktion auf Lager zu legen. Das kostete Raum und Geld. „Die Entscheidung, wie die Oberfläche aussehen muss, fällt im Produktionsprozess deshalb zu früh“, so der technische Geschäftsführer Lud- wig Haimerl. Das Unternehmen hat sich daher dazu entschlossen, mit einer neuen Pul- verbeschichtungsanlage auch die farb- liche Ausgestaltung ihres Bedachungs- sortiments in die eigenen Hände zu neh- men: um die Qualität zu steigern, die Kosten zu reduzieren und den Durch- satz zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil: Das Hochraumlager mit rund 5400 Stell- plätzen war früher beinahe zu 100 % ausgelastet, heute reichen für kurze Lie- ferzeiten 50 bis 60 % Lagerkapazität. Bei der Oberfläche wird daher heute maxi- mal zwei bis drei Tage im Voraus Dachfenster, Lauf- und Trittroste sowie Schneefanggitter bekamen. Bei der Otto Lehmann GmbH, Bau- und Bedachungsartikelhersteller aus Neutraubling, erkannte man sehr schnell, dass neben Haltbarkeit und Langlebigkeit der Produkte auch das Design eines Daches eine wesentliche Rolle spielt. Seit mehr als zehn Jahren werden die Bedachungsartikel in ver- _____ Auch auf Deutschlands Dächern ist inzwischen Farbe angesagt – deut- lich sichtbares Zeichen, dass Haus- dächer in den vergangenen Jahren an Wertigkeit gewonnen haben. Der Trend zu einem individuellen Design hat aber nicht allein die Dachsteine erfasst. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die rot-, blau-, braun- oder auch grünlasierten Dachpfannen die farblich passenden Die Beschichtungsanlage wird über Programmnummern gesteuert, die bei der Teileaufgabe eingescannt werden 50 JOT 10.2006 pulverbeschichten Mit einer neuen vollautomatischen Pulverbeschichtungsanlage hat ein Hersteller von Bau- und Bedachungsartikeln seinen Produktionsprozess hinsichtlich Kosten, Qualität und Durchsatz optimiert. Die durchgängige Verknüpfung von Steuerungs- technik, Beschichtung und Logistik bringt Vorteile für wirtschaftliche und bedarfsorientierte Produktionsabläufe. Pulverbeschichtung von Bedachungs-Artikeln Beschichten ganz nah am Bedarf

Beschichten ganz nah am Bedarf

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Page 1: Beschichten ganz nah am Bedarf

schiedenen Farben gepulvert. Waszunächst als Versuch mit Nischencha-rakter begann, hat sich für das Familien-unternehmen vor den Toren Regens-burgs zu einem Standbein mit zweistel-ligen Zuwachsraten entwickelt.

Mit eigener Anlage Kosten reduzieren

Bisher erfolgte die Pulverbeschichtungbei Lohnunternehmen in der näherenUmgebung. Das war nicht nur umständ-lich, sondern auch teuer, wie Franz Ehl,kaufmännischer Geschäftsführer vonLehmann bemerkt: „Es stellten sich füruns zwei gravierende Probleme: einmaldie Logistik, zum anderen die sehr hoheKapitalbindung durch die extrem großeLagerhaltung.“ Denn um die Farbse-quenzen optimal auszunutzen und umgleichzeitig möglichst zeitnah dem Kun-denwunsch nachzukommen, war manbeim Marktführer in Neutraubling prak-tisch gezwungen, einen Großteil der Pro-duktion auf Lager zu legen. Das kosteteRaum und Geld. „Die Entscheidung, wiedie Oberfläche aussehen muss, fällt imProduktionsprozess deshalb zu früh“,so der technische Geschäftsführer Lud-wig Haimerl.

Das Unternehmen hat sich daherdazu entschlossen, mit einer neuen Pul-verbeschichtungsanlage auch die farb-liche Ausgestaltung ihres Bedachungs-sortiments in die eigenen Hände zu neh-men: um die Qualität zu steigern, dieKosten zu reduzieren und den Durch-satz zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil:Das Hochraumlager mit rund 5400 Stell-plätzen war früher beinahe zu 100 %ausgelastet, heute reichen für kurze Lie-ferzeiten 50 bis 60% Lagerkapazität. Beider Oberfläche wird daher heute maxi-mal zwei bis drei Tage im Voraus

Dachfenster, Lauf- und Trittroste sowieSchneefanggitter bekamen.

Bei der Otto Lehmann GmbH, Bau-und Bedachungsartikelhersteller ausNeutraubling, erkannte man sehrschnell, dass neben Haltbarkeit undLanglebigkeit der Produkte auch dasDesign eines Daches eine wesentlicheRolle spielt. Seit mehr als zehn Jahrenwerden die Bedachungsartikel in ver-

_____ Auch auf Deutschlands Dächernist inzwischen Farbe angesagt – deut-lich sichtbares Zeichen, dass Haus-dächer in den vergangenen Jahren anWertigkeit gewonnen haben. Der Trendzu einem individuellen Design hat abernicht allein die Dachsteine erfasst. Eswar nur eine Frage der Zeit, bis die rot-,blau-, braun- oder auch grünlasiertenDachpfannen die farblich passenden

Die Beschichtungsanlage wird über Programmnummern gesteuert, die bei der Teileaufgabe eingescannt werden

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pulverbeschichten

Mit einer neuen vollautomatischen Pulverbeschichtungsanlagehat ein Hersteller von Bau- und Bedachungsartikeln seinen Produktionsprozess hinsichtlich Kosten, Qualität und Durchsatzoptimiert. Die durchgängige Verknüpfung von Steuerungs-technik, Beschichtung und Logistik bringt Vorteile fürwirtschaftliche und bedarfsorientierte Produktionsabläufe.

Pulverbeschichtung von Bedachungs-Artikeln

Beschichten ganz nah am Bedarf

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geplant. Franz Ehl dazu: „Wir könnenjetzt ganz nah am Bedarf produzieren –und zwar vollautomatisch und miteinem hohen Qualitätsstandard ohnejede Nachbearbeitung!“

Perfekte Einbindung in die Produktion

Die von Noppel gebaute neue Anlagewurde perfekt in den Organisations-ablauf integriert, so dass ein optimalesZusammenspiel von AV/PPS-System,Pulverbeschichtungsanlage und auto-matischer Steuerung des Hochraumla-gers erzielt wird. Ziel der Lehmann-Geschäftsführer war eine Anlage, die,beginnend bei der Vorbehandlung überdie Applikation bis zur Bereitstellungbei der Endmontage, vollautomatischarbeitet und dabei gleichzeitig die Kos-ten- und vor allem Qualitätsaspekte hundertprozentig berücksichtigt. „DasHauptthema bei uns heißt Korrosions-schutz im Außenbereich. Da können wiruns keine Schwächen erlauben“, machtHaimerl deutlich.

Als Vorteil erwies sich, dass Noppelsein Anlagen- und Steuerungskonzept indas bestehende AV/PPS-System von Leh-mann vollständig integrierte. Somit wur-de ein vollautomatischer Beschichtungs-prozess mit einem roboterähnlichenAblauf realisiert, der eine optimale Um-setzung der Kundenwünsche ermöglichte.

Über einen Barcode werden dieaktuellen Produktdaten per Handscan-ner eingelesen und an die Beschich-tungsanlage weitergegeben. Informa-tionsträger sind spezielle Programm-nummern, die schon beim Anhängender Teile mit der Traverse identifiziertwerden. So erhält die Beschichtungsan-lage ihre Informationen über Art, Größeund Geometrie des jeweiligen Produkts.„Wir übernehmen dabei praktisch einenbestehenden Arbeitsablauf und trans-ferieren das vorhandene System in denBeschichtungsprozess“, erläutert Nop-pel- Geschäftsführer Peter Singer seineLösung für die Otto Lehmann GmbH.„Wir verarbeiten die intelligenten Pro-grammnummern, mit denen auch dieAnlagen gesteuert werden.“

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Ablauf der Programmsteuerung mittels Barcode bei Lehmann in Neutraubling

Die Programmnummer bestimmt die Geometriedaten. Sonstige Parameterfür die Beschichtung werden beim Farbwechsel angegeben.

1. Ein Fertigartikel-Auftragwird über den Barcode ein-geschrieben und gestartet –Halbzeug wird bereitgestellt

2. Die Programmnummer wird ein-gelesen und mit der Traverse verknüpft

3. Das zu beschich-tende Produkt kann über die Programmnummerjederzeit identifiziert werden

4. Die Traverse wird durch die Anlage gefördert. Dabei wird die Nummer gelesen.

5. Ansteuerungder Applikations-technik

6. Halbzeug wirdbeschichtet; Halbzeugwird montiert und verpackt; Fertigartikelwerden eingelagert

Programm-Nummer

Programm-Nummer

Farb-Nummer

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Mit derselben Steuerung, die die Pro-gramme verwaltet, werden Parameterwie Vorbehandlungstemperaturen, pH-Werte, Leitwerte der Vorbehandlungs-bäder sowie die Trocknungs- und Ein-brenntemperaturen oder auch die Ge-schwindigkeit der Fördertechnik über-wacht und protokolliert. Dadurch wer-den Fehlerquellen ausgeschlossen undein hohes Maß an Qualitätssicherheiterreicht.

Visualisierung aller Prozessdaten

Diese Programmnummern starten dieAnlage, steuern sie, bestimmen dieGeschwindigkeit und regeln die chaoti-sche Beschichtung, die aufgrund derbesonderen Teilevielfalt und derenunterschiedlichsten Geometrien einenhäufigen Programmwechsel erfordert.Darüber hinaus ermöglicht die Anla-gensteuerung eine Visualisierung dereinzelnen Prozessdaten.

„Wir verarbeiten hier ausschließlichfeuerverzinkte Oberflächen, die aucheine ganz spezielle Vorbehandlungbenötigen“, erklärt Johann Hügel, Pro-duktionsleiter im Bereich der Pulveran-lage. Sein Arbeitsbereich erstreckt sichaufgrund der besonderen baulichen Vor-gaben innerhalb einer ehemaligenLagerhalle über zwei Ebenen, wobei dereigentliche Produktionsprozess mit derVorbehandlung, der Beschichtung unddem Einrennofen auf der ersten Etagestattfindet. Die untere Ebene ist für dieBeschickung beziehungsweise Entnah-me und Endmontage vorgesehen.

Nachdem die Traversen bestückt wur-den, gelangen sie über ein Fördersys-tem in die obere Etage, wo eine Fünf-Zonen-Reinigungsstrecke mit einer Ent-fettungsbehandlung, drei aufeinanderfolgenden Spülvorgängen und der No-Rinse-Passivierung eine optimale Vor-behandlung sicherstellt.

Danach werden die Teile getrocknetund pulverbeschichtet. Eine mitfahren-de, rotierende und synchron arbeitendeApplikation mit vier Beschichtungsach-sen sorgt dabei einem Roboter gleichauch bei schwer erreichbaren Werk-stückkonturen für eine kontinuierlicheund reproduzierbare Qualität.

Lehmann hat einschließlich der neuen Beschichtungsanlage seit 1999in Neutraubling mehr als 11 Mio. Euroinvestiert und damit auch ein kräftigesBekenntnis zum Standort Deutschlandabgelegt. Ein Umsatz von rund 30 Mio.Euro mit 270 Mitarbeitern in den Pro-duktbereichen Bau- und Bedachungsar-tikel und Feuerverzinkerei sind dafürein Beleg. In Zukunft soll die Pulverbe-schichtungsanlage am Erfolg noch kräf-tig mitwirken. „Wir überlegen, wie wirmit der Anlage die Leistung noch stei-gern können“, so der Wunsch der Ge-schäftsführer der Otto Lehmann GmbH.

Josef Simon

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Kontakt:

Noppel Maschinenbau GmbH, SinsheimTel. 07261 934-0,

[email protected], www.noppel.de

Die Pulverbeschichtung übernimmt eine mitfahrende, rotierende und synchron arbeitende Applikation mit vier Beschichtungsachsen

Lehmann-Geschäftsführer Ludwig Haimerl (links) im Gespräch mit Peter Singer vonNoppel