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1 Beschreibung einer Restauration eines Loewe Botschafters GW von 1934 von Markus Weiß 23.11.2007

Beschreibung einer Restauration eines Loewe Botschafters

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Beschreibung

einer Restauration

eines Loewe Botschafters GW von 1934

von

Markus Weiß

23.11.2007

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„Elektrische Reparatur“ Als erstes ging es um die Bestandsaufnahme nach dem Auspacken des Botschafters. Leider sah das Gehäuse auf den ersten Blick sehr mitgenommen aus und hatte auch ein paar Untermieter (Holzwürmer),

wie man auf den Bildern erkennen kann. Die untere Leiste fehlt zwar ist aber vorhanden, was man dann bei der Gehäuse Restauration später sehen kann.

Jetzt erfolgte der Chassis Ausbau, der recht einfach verlief, da nämlich das komplette Chassis lose im Gehäuse stand und nur durch die Knöpfe an der Frontplatte gehalten wurde.

Das Chassis sah auf den ersten Blick gar nicht mal so übel aus. Der kombinierte Hochlastwiderstand wurde irgendwann mal mit Leitungen

verlängert (weißes Kabel) und nach oben verlegt. Der Grund warum so was gemacht wurde ist mir Unerklärlich, denn er war ja so dimensioniert das er für das Gerät passte und auch nicht zu viel Wärme produzierte. Es wurde auch auf der Unterseite eine zusätzliche Wehrmachtsröhre eingebaut, die wie sich später beim Rückbau herausstellte als Ersatz der verbrauchten Oszillatortriode der WG36 diente.

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Auf den oberen beiden Bildern kann man gut erkennen wie dreckig das Gerät ist. Es muss auch mal feucht gestanden haben, denn sonst würde an der Skalenscheibe nicht so fest der Dreck haften.

Hier links kann man mal einen Blick auf die Unterseite des schon mal früher umgebauten Chassis sehen. Hier sieht man auch deutlich die zusätzlich angebrachte Röhrenfassung. Wenigstens waren der Urdox und die WG36 noch vorhanden. Bei der WG36 stellte sich aber dann auf dem Prüfgerät (Neuberger WE252) heraus, das die Oszillatortriode ihre besten Tage schon hinter sich hat. Diese wirkte sich aber dann zum Glück nur auf KW aus, was sich durch abreißen des Ozillators bemerkbar machte. Eine Überprüfung der Skalenbeleuchtung brachte Erleichterung. Es war zum Glück keine Birne defekt!

Es ist nämlich heutzutage äußerst schwierig eine Glühbirne mit 18V 0,19A zu bekommen. Wie mir Herr Walz später schrieb wurde die Beleuchtung auch von Loewe mal auf 15V 0,2A umgestellt. Diese stellt einen aber auch heute vor ein großes Beschaffungsproblem.

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So nun ging es also an die Reinigung und auf die Suche nach einem Ersatz der WG35. Bei der Ersatzschaltung der WG35 half mir mein Freund Wolfgang Holtmann, der mir wie so oft schon bei anderen kniffligen Problemen mit Loewe Röhren geholfen hat (z.B. Ersatz der 2HMD). Anbei mal das Ersatzschaltbild der WG35, die durch eine UF41,UL41 und eine 1N4148 ersetzt wurde. Anbei der originale Auszug aus dem Forum (http://www.razyboard.com/system/user_rundfunkmuseum.html) :

Hallo Markus

Die erste Tetrode der WG35 soll (laut Röhrentabellen) eine Regelcharakterristik haben.

Daher –und weil die Katoden getrennt sind- wählte ich die UF41 als Ersatz. Als

Endröhre passt die UL41 recht gut. Für die AVR-Diodenstrecke dient nun eine kleine

Universaldiode (1N4148 z.B.).

Zur Schaltung:

Die erste Tetrode ist als ZF-Audion und gleichzeitig als ZF-Verstärker (nur) zur

Erzeugung der AVR-Spannung gedacht. In Stellung TA wird die Stufe als NF-

Verstärker benutzt. Dafür wird die Gittervorspannung etwas in den negativen Bereich

verschoben. Dann ist die Katodenkombination wirksam!

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Die Ersatzröhren weichen etwas von den Heizdaten der WG35 ab. Mit den beiden

zuzätzlichen Widerständen werden diese Unterschiede aufgefangen.

Viel Erfolg beim Nachbau.

MfG, Wolfgang

Es wurde auch eine entsprechende Ersatzschaltung der WG36 erbracht, die aber leider noch nicht getestet ist. Ich schreibe sie hier nur zur Vollständigkeit. Ich werde die Schaltung testen, sobald ich mal einen passenden Sockel habe.

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Hallo Markus

Die WG36 ist nicht so leicht wie die WG35 zu ersetzen! Das Problem liegt in der Schaltung „drumherum“.

Die Daten der einzelnen Röhrenstufen sind kaum mit moderneren Typen zu vergleichen.

Die von mir gewählten Novalröhren sind allesamt viel steiler, was im Betrieb zu unschönen Effekten

führen kann. Da müssen eventuell noch kleine Anpassungen geschehen. Daher meine Anmerkung „nicht

endgültig“!

Zur originalen Schaltung:

Da is also eine regelbare Mischstufe, ein Oszillatortriode und eine ZF-Verstärkerstufe –ebenso regelbar-

in einer Verbundröhre drin.

Man muss natürlich darauf achten, dass die Ausmaße der Ersatzschaltung in etwa mit der ursprünglichen

Loewe-Röhre überein kommt. Weiterhin müssen die Heizdaten der drei Ersatzröhren annäherungsweise

passen, so dass nicht all zuviel Verlustwärme produziert wird.

MfG, Wolfgang

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Die fertige WG 35 sieht so aus. Sie wurde auf meinem Prüfgerät (Neuberger WE252) als sehr gut getestet. Wie mir Wolfgang später noch schrieb ist die Ersatzschaltung der WG35 erstmal nur für den Botschafter mit dieser Beschaltung ausgelegt. Für den Botschafter gab es sage und schreibe 5 verschieden

Schaltbilder! Daher ist auch die Verwirrung recht groß, wenn es um den ZF-Abgleich geht. Es gibt nämlich 3 Angaben:

1. 468Khz 2. 486Khz 3. 440Khz

Mein Gerät wurde auf 468Khz abgeglichen. Es ist noch eines aus der „1.“ Serie mit der Seriennummer 3116. Hier das Schaltbild, das auf mein Gerät zutrifft:

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Man kann jetzt sehr schön der Rückbau auf den Ursprungszustand sehen. Der Lastwiderstand ist auch wieder an seinem ursprünglichen Platz, sowie die zusätzliche Röhrenfassung wurde entfernt. Es wurden alle Kondensatoren auf Leckstrom und Kapazität untersucht und gegebenenfalls getauscht.

Natürlich bin ich in der Richtung Tauschen ein Perfektionist, denn ich habe alle alten Kondensatoren, die schlecht waren und falls noch original vorhanden, ausgehöhlt und neue Kondensatoren in die „alten“ Hüllen eingegossen. Leider waren die Netzkondensatoren 16µF und 8µF so schlecht, das sie sich auch nicht mehr Formieren ließen. Ich habe mich deshalb dazu entschlossen, unter dem Chassis neue Kondensatoren einzubauen (die Blauen oben links). Natürlich habe ich die Alten Elkos vorher abgeklemmt. Nachdem wieder alles an seinem Platz und überprüft war, erfolgte ein langsames Hochfahren mit dem Trenntrafo erst mal auf 110V. Erste Messungen ergaben, das sich alle Spannungen im grünen Bereich bewegten. Also Weiter mit Nennspannung 220V (Regeltrafo).

Auf den beiden oberen Bildern sieht man das schon (für mich) fertige Chassis. Hier wurden der Skalenrahmen und die Platte in der die Skalenbirnchen sitzen neu lackiert. Auch die beiden Becher der ZF-Filter wurden aufpoliert und mit Plastikspray versiegelt. Lautsprecherstoff wurde geflickt (mir passts).

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Jetzt erfolgte der Abgleich der ZF. Hier hatte jemand zuvor schon kräftig daran herumgespielt, was einen Abgleich unabdinglich machte. Hier kann man schön sehen, das Loewe hier nicht am Geld gespart hatte. Es wurden hier Plattenkondensatoren eingesetzt, die auch über Jahrzehnte nicht ihre Kapazität änderten. In den ZF-Filtern wurde nicht wie im Schaltbild die Kondensatoren abgestimmt sondern die Induktivitäten! Bei den Kondensatoren kann man, wenn man nicht auf die geforderte ZF-Frequenz kommt, das letzte Plattenpaar verbiegen. Der ZF-Abgleich erfolgte dann so, wie es mir Wolfgang mitgeteilt hatte. Hier der Abgleichvorschlag: 1. Modulierter Prüfsender über 47 pF (!) an Punkt 8 der WG36 anschließen und Kerne 1 + 2 auf Maximum Lautstärke abgleichen. 2. Prüfsender an Punkt 4 der WG36 und Kerne 3 + 4 auf Maximum abgleichen. 3. Jetzt Trimmer 5 auf maximale negative. Regelspannung an Punkt A abgleichen.

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Nachdem der Abgleich auf die ZF von 468kHz gemacht wurde erfolgte der erste Probelauf mit Antenne. Leider war dieser nicht sehr überzeugend, denn ich konnte nur sehr starke Sender empfangen. Schuld daran war das kombinierte Poti am Antenneneingang. Auf der Achse befanden sich der Ein-Aus Schalter, der Lautstärkeregler und der Abschwächer für das Antennensignal und gleichzeitig eine Regelung der Pentoden der WG36. Der Frust war also groß. Also bemühte ich wieder einmal das Forum, wo ich dann auf ein anderes Forum von Hans Stellmacher aufmerksam gemacht wurde (http://www.skalenscheiben-rueckwaende.de). Hier wurde mir dann der entscheidende Tipp zur Demontage des Potis gegeben.

Ursache war das zum Glück nur der Schleifkontakt des 50K unterbrochen war. Die Demontage ist nur möglich, wenn die dünne Achse nach vorne herausgezogen wird und der Sicherungsring entfernt wurde. Danach konnte man die komplette Achse herausziehen und somit das hintere Poti herunterziehen, nachdem die Halteklammern entfernt wurden. Somit konnte ich an das untere Poti heran und diese wieder reparieren. Ich habe den Schleifkontakt durch eine Bleistiftmine ersetzt und siehe da das Poti funktioniert wieder. Nach anschließendem Zusammenbau und Probelauf zeigte sich das der Botschafter sehr sehr gute Empfangseigenschaften hat. Was so ein kleines Poti für große Wirkung hat. Einen Oszillatorabgleich habe ich nicht durchgeführt, da alle Frequenzen mit der Skala übereinstimmten!

Somit ist die Elektrische Reparatur für mich abgeschlossen

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„Holz Reparatur“ Hier erfolgt nun die tagelange Restauration des Holzgehäuses. Leider sah diese nicht mehr ganz so gut aus. Als erstes erfolgte das Zusammenleimen aller Teile

Weitere Ergänzungen und Bilder folgen 23.11.2007 Markus Weiß