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Bestandserfassung und -evaluierung der Kartäuserschnecke (Monacha cartusiana) und
Wiener Schnirkelschnecke (Cepaea vindobonensis) in Wien mit Einschätzung des
Erhaltungszustandes
Projektbericht im Auftrag des Magistrats der Stadt Wien - Abteilung 22, Umweltschutz.
Von Michael Duda08.10.2015
Monacha cartusiana
Donauinsel-Praterbrücke
Cepaea vindobonensis
Donauinsel-Mitte
1
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 1
1. Einleitung und Zielsetzung ................................................................................................. 2
2. Material und Methode ......................................................................................................... 3
3. Ergebnisse ........................................................................................................................... 7
Monacha cartusiana ................................................................................................................ 7
Cepaea vindobonensis ............................................................................................................ 8
Negativfunde ........................................................................................................................ 10
Miterfasste Arten .................................................................................................................. 10
4. Diskussion ......................................................................................................................... 12
Evaluierung M. cartusiana .................................................................................................. 12
Evaluierung C. vindobonensis .............................................................................................. 12
Evaluierung miterfasster Arten ........................................................................................... 13
5. Die mitteleuropäischen Monacha - Arten ....................................................................... 14
6. Literatur............................................................................................................................. 20
2
1. Einleitung und Zielsetzung
Ziel dieser Studie ist die Erhebung eines aktuellen Bestandes der beiden in der Wiener
Naturschutzverordnung gelisteten Molluskenarten Monacha cartusiana (O. F. Müller, 1774)
und Cepaea vindobonensis (C. Pfeiffer, 1828). Ausgewählt wurden die beiden Arten, da C.
vindobonensis in Naturschutzverfahren und Planungsvorhaben der Stadt Wien in den letzten
Jahren einerseits häufiger aufgetreten ist und andererseits Bestandsentwicklungen von M.
cartusiana überprüft werden sollten. In der Wr. Naturschutzverordnung ist M. cartusiana als
„B – streng geschützte Arten mit Lebensraumschutz in allen nach dem Wiener
Naturschutzgesetz geschützten Objekten, Flächen und Gebieten sowie in jenen Bereichen, die
nach dem Wiener Nationalparkgesetz, LGBl. für Wien Nr. 37/1996, und der Wiener
Nationalparkverordnung, LGBl. für Wien Nr. 50/1996, in deren jeweils geltenden Fassung
zum Nationalpark Donau-Auen erklärt wurden, geschützt sind“ und C. vindobonesis als „ A-
streng geschützte Arten mit Lebensraumschutz im gesamten Stadtgebiet“ sowie „* - prioritäre
Arten laut Wr. Naturschutzverordnung“. Zu erwähnen ist auch, dass beide Arten in der Roten
Liste der gefährdeten Tierarten Österreichs (Reischütz & Reischütz 2007) verzeichnet sind,
wo sie als „Near Threatened“ (Gefährdung droht) eingestuft werden.
Beide Arten sind Offenlandbewohner. M. cartusiana ist dabei stärker auf offenen
Ruderalflächen und Trockenrasen beschränkt, wohingegen C. vindobonensis auch in
trockenen Wäldern mit offener Vegetationsstruktur vorkommen kann (Eschner et al. 2014).
Aufnahmen in diesem Projekt erfolgten gemäß den Methoden und Kartierungspunkten der
Studie von Duda & Fischer 2007. Für beide Arten wurden weitere Kartierungspunkte in
ausgewählten Stadtentwicklungsgebieten, in denen die Arten zu erwarten sind, gelegt
(Aspanggründe, Westbahnhofböschung, Donaufeld, Brachmühle, Gaswerk Leopoldau,
Ödenburger Straße, Rendevouzberg, Süßenbrunn, Kagraner Laberl, Scherbangasse, In der
Wiesen Ost und Süd). Schlussendlich sollen Aussagen über den Erhaltungszustand der Arten
im Stadtgebiet gemäß Einschätzung des Erhaltungszustandes der FFH II Arten nach Ellmauer
2005 (siehe auch Tabelle 3 der Studie von Duda & Fischer 2007), über Entwicklungstrends
und über Entwicklungspotentiale gemacht werden.
Bei M. cartusiana wurden zusätzlich die Unterscheidungsmöglichkeiten zu der in
Ostösterreich (siehe auch Fischer, 1998; Duda & Mrkvicka 2012) eingeschleppten M.
cantiana (Montagu, 1803) aufgezeigt. Verschiedene Anfrage von Bearbeitern anderer
Organismengruppen, welche Probleme mit der Unterscheidung der beiden Arten hatten,
ließen dies notwendig erscheinen. Außerdem wurden die Unterschiede zur mittlerweile in
Tschechien und Polen (Pieńkowska et al. 2015) nachgewiesenen M. claustralis (Rossmässler,
1834) herausgearbeitet, da mittelfristig eine Einschleppung auch dieser Art durchaus möglich
ist.
Der Vollständigkeit halber muss angemerkt werden, dass C. vindobonensis nach einer
Revision von Neiber & Hausdorf 2015 vorraussichtlich aus der Gattung Cepaea Held, 1837
genommen und in Zukunft der Gattung Caucasotachea Boettger, 1909 zugeschlagen wird. Da
sich diese Revision zeitlich mit der Auftragsvergabe und Berichtlegung überschnitt, wird für
diesen Bericht (noch) der Gattungsname Cepaea verwendet.
3
2. Material und Methode
Als Untersuchungsgebiete wurden einerseits schon bekannte Standorte von M. cartusiana und
C. vindobonensis aus der Studie von Duda & Fischer 2007 neuerlich aufgesucht, andererseits
neue Punkte in den in der Einleitung erwähnten Stadterweiterungsgebieten gelegt. Zusätzlich
sind auch Ergebnisse aus einem 2014 durchgeführten Projekt in den Wiener
Weinbaulandschaften berücksichtigt, da sie nach derselben Methode (zeitbegrenztes
Sammeln, siehe unten) aufgenommen wurden. Koordinaten und Fundortbeschreibungen
wurden der MA 22 in einem gesonderten Dokument übermittellt. Insgesamt wurden 31
Standorte bearbeitet (Tab. 2; Abb. 1 und 2). Die Tiere wurden optisch erfasst. Bei Funden
einer der beiden Arten wurde 20 Minuten lang nachgesucht, um eine semiquantitative
Abschätzung des Vorkommens zu erlangen. Funde von kürzlich abgestorbenen Exemplaren
(Leerschalen mit Resten vom Weichkörper) wurden als Lebendnachweise interpretiert.
Miterfasste Schneckenarten wurden ebenfalls dokumentiert. Erhebungen fanden von 25.07.
bis 26.09. 2015 statt. Eingeschränkt wurde die Kartierungstätigkeit durch die extreme Hitze
und Trockenheit im Juli und August dieses Jahres, welche Begehungen in diesen Monaten
oftmals unmöglich machten. Insgesamt wurde auf 23 der 31 Standorte zumindest eine der
beiden Arten erfasst (Tab. 2 und 3).
Die Einschätzung des Erhaltungszustandes erfolgte nach von Ellmauer 2005 für FFH II Arten
in Österreich vorgeschlagenem Schema, welches durch Duda & Fischer 2007 modifiziert
wurde (Tab. 1). Die Zusammenführung der Indikatoren erfolgte nach folgendem Schema: 3A
= A, 2A + B = A, 2A + C = B, 3B = B, A + B + C= B Insgesamt wurden 2X Fundpunkte
angelegt (Tabelle 2, Abbildung 1). Die Bewertung wurde aufgrund von Vergleichen mit
früheren Aufnahmen bzw. erkennbaren Spuren einer allfälligen Lebensraumveränderung (z.
B. Verbuschung negativen Sinne bzw. Landschaftspflege im positiven Sinne) vorgenommen.
Indikator A B C
Besiedeltes potentielles
Ausbreitungsgebiet
Voll oder größtenteils
besiedelt Teilweise besiedelt Nur mehr kaum besiedelt
Stabilität bzw.
Gefährdung der Habitate
Habitatqualität stabil oder
leicht zunehmend
Habitatqualität generell
langsam abnehmend;
oder: in manchen
Teilgebieten stark
abnehmend und in andern
stabil
Habitaqualität stark
abnehmend
Stabilität und Vernetzung
des gegenwärtigen
Verbreitungsgebietes
Ein Großteil der
Population weist gute
Konnektivität auf
Wenigstens Teile der
gegenwärtigen
Populationen weisen gute
Konnektivität auf
Der größte Teil der
Population ist verinselt.
Tabelle 1: Indikatoren für die Einschätzung des Erhaltungszustandes der Populationen der erhobenen
Molluskenarten auf Wiener Stadtgebiet nach Duda & Fischer 2007 basierend auf Ellmauer 2005
4
Abb. 1: Auf Vorkommen von M. cartusiana untersuchte Standorte im Norden Wiens. Grün: Leerschalenfunde
mit Hinweis auf Lebendvorkommen. Blau: ältere Leerschalenfunde, erloschene Standorte. Schwarz: kein
Nachweis von M. cartusiana. Zu den Nummern siehe Tabelle 2 und 3.
Abb. 2: Auf Vorkommen von M. cartusiana untersuchte Standorte im Süden Wiens. Rot: aktuelle Nachweise.
Grün: Leerschalenfunde mit Hinweis auf Lebendvorkommen (bzw. bei Standort 13: Hinweis auf ein
Lebendvorkommen 2015, siehe Text) . Blau: ältere Leerschalenfunde, erloschene Standorte. Schwarz: kein
Nachweis von M. cartusiana.. Zu den Nummern siehe Tabelle 2 und 3.
5
Abb. 3: Auf Vorkommen von C. vindobonensis untersuchte Standorte im Norden Wiens. Rot: aktuelle
Nachweise. Grün: Leerschalenfunde mit Hinweis auf Lebendvorkommen. Blau: ältere Leerschalenfunde,
erloschene Standorte. Schwarz: kein Nachweis von C. vindobonensis. Zu den Nummern siehe Tabelle 2 und 3.
Abb. 4: Auf Vorkommen von C. vindobonensis untersuchte Standorte im Süden Wiens. Rot: aktuelle Nachweise. Grün: Leerschalenfunde mit Hinweis auf Lebendvorkommen. Blau: ältere Leerschalenfunde,
erloschene Standorte. Schwarz: kein Nachweis von C. vindobonensis. Zu den Nummern siehe Tabelle 2 und
3.
6
Nr.
Region
Standort
Datum
Monacha
cartusiana
Cepaea
vindobonensis
leb. tot leb. tot
1 Donauinsel Nordufer Trockenhang 25.07.2015 7 x
2 Donauinsel Nordufer unten 25.07.2015 8 x
3 Donauinsel Toter Grund 25.07.2015 5 x
4 Lobau Schwarzes Loch 25.07.2015
x
5 Liesing In der Wiesen Ost 29.07.2015 1
2
6 Liesing Georgenberg Sternwarte 29.07.2015
3 x
7 Liesing Scherbangasse: Ruderalfläche 02.08.2012
1
8 Donaustadt Bahnhof Breitenlee, Ostseite 05.09.2015
6
9 Donauinsel zwischen Reichs- und Praterbrücke,
Dammkrone
05.09.2015
6
10 Donauinsel Praterbrücke 05.09.2015 7
2
11 Gaswerk
Leopoldau
„Wald der jungen WienerInnen“ und
Umgebung
10.09.2015
x
12 Ödenburger
Straße
Brachfläche Nördlich Petzgrund 10.09.2015
x* 3 x
13 Simmering Neugebäude, Ruderalfläche,
Parkplatz bei Urnenhain
15.09.2015 ?
11 x
14 Donaufeld Angyalföldstrasse: Südseite,
zwischen Czermak-Gasse und
Satzinger Weg
18.09.2015
x
x*
15 Kagraner
Laberl
Siegfried-Theiss-Gasse, Marietta-
Blau-Gasse, Bahnböschung
18.09.2015
x*
16 Rendezvouz-
berg
Erbpostgasse: Hohlweg 19.09.2015
x
17 Alte
Schanzen
Westlichste Schanze 19.09.2015
5
18 Süßenbrunn Schnellbahnstation Haltestelle
Süßenbrunn 22.09.2015
x*
19 Döbling* Wildgrube-Mukental, Trockenrasen 03.05.2014 7
20 Döbling* Wildgrube-Mukental,
freigeschnittener Bereich 03.05.2014 9 x
21 Döbling* Nussberg: Weingartenböschung 20.06.2014 3 x
22 Liesing Mizzi-Langer-Wand 26.09.2015 x*
23 Liesing Kadoltsberg 26.09.2015 x*
Tabelle 2: Kartierungspunkt mit Nachweise zumindest einer der beiden Arten. Döbling*: Daten 2014 erhoben;
Leerschalen: x ältere Leerschalen, x* – Leerschalen mit Resten von Weichkörper. Zu M. cartusiana am Standort
13: die Art wurde von G. Wöss im Juni 2015 beobachtet, konnte bei der eigenen Erhebung allerdings nicht
gefunden werden.
7
Nr Region Standort Datum Anmerkung
MoncarT
CepvinL
CepvinT
24 Liesing In der Wiesen Süd 29.07.2015 Trotz potentiell vorhanden Lebensraum
für beide Arten kein Nachweis
x 25 Rudolfheim-
Fünfhaus Westbahnböschung 02.08.2012 Isolierte, innerstädtische Verkehrsbrache
x 26 Landstrasse Arsenal-Aspanggründe 25.08.2015 Isolierte, innerstädtische Baubrachen
x 27 Donaufeld Zwischen Donaufelder Straße
und „An der Schanze“
18.09.2015 Intensiv genutztes Agrarland bzw. frische
Brache
28 Donaustadt Brachmühle 11.09.2015 Isolierte, innerstädtische Baubrachen
29 Leopoldau Gaswerk Leopoldau,
Umgebung
10.09.2015 Intensiv genutztes Agrarland bzw. frische
Brache
x 30 Kagraner
Laberl
Kagraner Laberl westlich
Schnellbahn
18.09.2015 Intensiv genutztes Agrarland bzw. frische
Brache
31 Rendezvouz -
berg
Rendezvouzberg östlich
Brünnerstraße
19.09.2015 Intensiv genutztes Agrarland bzw. frische
Brache
Tabelle 3: Kartierungspunkt ohne Nachweis einer der beiden Arten
3. Ergebnisse
Monacha cartusiana
Die meisten Lebendfunde erfolgten auf der Donauinsel zwischen Praterbrücke und Totem
Grund, wo die Art auf vier Standorten gefunden werden konnte. Bei Duda & Fischer 2007
erfolgte für dieses Gebiet lediglich ein Nachweis an der Praterbrücke. Der Fundort am Toten
Grund konnte 2010 im Zuge einer Begehung entdeckt werden. Ein weiterer Lebendfund
konnte im Stadtentwicklungsgebiet „In der Wiesen Ost“ getätigt werden. Die Anzahl der
lebend gefundenen Tiere schwankt von einem bis acht beobachteten Exemplaren pro 20
Minuten (Tab. 2). Ein frischer Totfund gelang auf einer Ruderalfläche im
Stadterweiterungsgebiet „Ödenburger Strasse“, wo eine Leerschale mit organischen Resten -
offensichtlich im Trockenschlaf verstorben – an Goldrute hängend gefunden werden konnte.
Des Weiteren wurde jeweils eine Leerschale im Stadterweiterungsgebiet „Gaswerk
Leopoldau“ sowie „Donaufeld [Nordteil, an der Angyalföldgasse]“ gefunden. Die beiden
Vorkommen am ehemaligen Bahnhof Breitenlee sowie in Simmering konnten 2015 nicht
mehr nachgewiesen werden, wobei letzterer Standort offensichtlich erst vor kurzem mit einem
Mulcher bearbeitet wurde. Anzumerken ist, dass die Art am Simmeringer Standort von G.
Wöss am 05.06.2015 noch lebend beobachtet werden konnte, der invasive Eingriff
offensichtlich erst nachher stattfand. Des Weiteren konnte auch das Vorkommen am
Schwarzen Loch in der Lobau (erwähnt in Duda & Sattmann 2010) nicht mehr nachgewiesen
werden. Die Evaluierung der Standorte zeigt einen negativen Trend: von den elf bearbeiteten
Standorten sind nur zwei neue Vorkommen auf der Donauinsel als positiv, drei weitere als
8
gegenwärtig stabil zu bewerten. Die übrigen sechs Standorte sind größtenteils erloschen und
somit als negativ einzustufen (Tab. 4).
Region Standort Trend Begründung
Donauinsel Nordufer Trockenhang +
x
Neuer Standort verglichen zu 2007
Donauinsel Nordufer unten + Neuer Standort verglichen zu 2007
Donauinsel Toter Grund ~ Keine Veränderung im Vergleich zu 2010
Lobau Schwarzes Loch - Standort 2010 noch besiedelt, gegenwärtig
kein Vorkommen
Liesing In der Wiesen Ost ~ Weder positive noch negative Einflüsse
erkennbar
Donaustadt Bahnhof Breitenlee Ostseite - Art 2010 zuletzt hier beobachtet
Donauinsel Praterbrücke ~ Bereits 2007 erfasst
Gaswerk
Leopoldau
„Wald der jungen WienerInnen“ und
Umgebung
- Höchstwahrscheinlich erloschen,
Verbuschung
Ödenburger
Straße
Brachfläche Nördlich Petzgrund - Gefährdung durch Verbuschung
Simmering Neugebäude, Ruderalfläche,
Parkplatz bei Urnenhain
- 2007erfasst, 2015 von G. Wöss gemeldet;
möglicherweise 2015 vernichtet (Mulchen)
x Donaufeld Angyalföldstrasse: Südseite,
zwischen Czermak-Gasse und
Satzinger Weg
- Höchstwahrscheinlich erloschen, Intensive
Landnutzung
Tabelle 4: Evaluierung der Vorkommen von M. cartusiana auf Standorten mit ehemaligen oder aktuellen
Nachweisen der Art. +: positiver Trend, ~: gleichbleibend, -: negativer Trend
Cepaea vindobonensis
Insgesamt konnte diese Art an neun (nur 2015) bzw. zwölf (mit 2014) Stellen lebend
nachgewiesen werden. Zwei davon (Georgenberg, Simmering, die drei Standorte in Döbling)
wurden bei Duda & Fischer 2007 dokumentiert. Die beiden Vorkommen auf der Donauinsel
zwischen Reichs- und Praterbrücke sowie direkt bei der Praterbrücke dürften neue Standorte
sein, da dieses Gebiet bei Duda & Fischer 2007 ohne Nachweis der Art begangen wurde. Die
Anzahl der lebend gefundenen Tiere schwankt von einem bis elf beobachteten Exemplaren
pro 20 Minuten (Tab. 2). Frische Leerschalen wurden im Stadterweiterungsgebiet Donaufeld
in der Angyelföldgasse, in Süßenbrunn sowie in den 2007 begangenen Standorten auf der
Mizzi-Langer-Wand sowie am Kadoltsberg gefunden. Am Standort „Schwarzes Loch“, wo
bei Duda & Fischer 2007 und Duda & Sattmann 2010 lebende Exemplare dieser Art
beobachtet werden konnten, gelang 2015 ebenfalls nur ein Nachweis einer frischen
Leerschale. All diese Funde sind als ein Hinweis auf Lebendvorkommen zu interpretieren, da
diese Standorte aufgrund der extremen Witterungsbedingungen im Sommer 2015 bei für die
Aktivität der Art unvorteilhaften Wetter begangen werden konnten. Die Leerschalenfunde in
Süßenbrunn (Standort 18), Mizzi-Langer-Wand (Standort 22) und Kadoltsberg (Standort 23)
wurden zudem erst gegen Ende der zweiten Septemberhälfte begangen, wo sich viele
Exemplare von C. vindobonensis schon in die Kältestarre zurückgezogen hatten.
9
Region Standort Trend Begründung
Lobau Schwarzes Loch ~ Gegenwärtig stabil
Liesing In der Wiesen Ost ~ Gegenwärtig stabil
Liesing Georgenberg Sternwarte + Regelmäßige Landschaftspflege
Liesing Scherbangasse: Ruderalfläche ~ Gegenwärtig stabil
Donaustadt Bahnhof Breitenlee, Ostseite ~ Gegenwärtig stabil
Donauinsel zwischen Reichs- und Praterbrücke, Dammkrone + Neuer Standort, 2007 noch nicht
vorhanden
Donauinsel Praterbrücke + Neuer Standort, 2007 noch nicht
vorhanden
Ödenburger
Straße Brachfläche Nördlich Petzgrund - Tendenz zur Verbuschung
Simmering Neugebäude, Ruderalfläche, Parkplatz bei
Urnenhain - Gegenwärtig zwar stabil, ev.
Gefahr durch Mulchen
Donaufeld Angyalföldstrasse: Südseite, zwischen Czermak-
Gasse und Satzinger Weg ~ Gegenwärtig stabil
Kagraner
Laberl
Siegfried-Theiss-Gasse, Marietta-Blau-Gasse,
Bahnböschung - Verbuschung
Rendezvouz-
berg Erbpostgasse: Hohlweg - Verbuschung
Alte
Schanzen Westlichste Schanze + Regelmäßige Landschaftspflege
Süßenbrunn Schnellbahnstation Haltestelle Süßenbrunn - Tendenz zur Verbuschung
Döbling* Wildgrube-Mukental, Trockenrasen + Regelmäßige Landschaftspflege
Döbling* Wildgrube-Mukental, freigeschnittener Bereich + Regelmäßige Landschaftspflege,
2010 neu geschaffen
Döbling* Nussberg: Weingartenböschung ~ Gegenwärtig stabil
Liesing Mizzi-Langer-Wand - Verbuschung am Hangfuß; der
Felshang ist stabil
Liesing Kadoltsberg - Einerseits Verbuschung,
andererseits intensive Mahd
Tabelle 5: Evaluierung der Vorkommen von C. vindobonensis auf Standorten mit ehemaligen oder aktuellen
Nachweisen der Art. +: positiver Trend, ~: gleichbleibend, -: negativer Trend
10
In Süßenbrunn weißt Fischer 2002 zudem auf ein weit verbreitetes Vorkommen von C.
vindobonensis in diesem Gebiet hin. Die Evaluierung der neunzehn hinsichtlich C.
vindobonensis untersuchten Standorte zeigt eine ausgeglichene Entwicklung: fünf Standorte
wurden hinsichtlich ihrer Entwicklung als positiv eingestuft, sechs weitere als stabil und
sieben als negativ (Tab. 5). Die Hauptursache für Letzteres war zumeist drohende
Verbuschung.
Negativfunde
Auf insgesamt sechs Kartierungspunkten konnte kein Nachweis von einer der beiden Arten
erbracht werden (Tabelle 3). Bei allen diesen Flächen handelt es sich um
Stadterweiterungsgebiete, größtenteils um innerstädtische Brachen.
Miterfasste Arten
Insgesamt wurden 23 Arten an Weichtieren miterfasst (Tab. 6 und 7); neben 22 Arten an
Landschnecken wurde eine Muschel miterfasst (Dreissena bugensis). Sieben Arten sind
Neozoen.
Standort Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Granaria frumentum 1 1
Zebrina detrita
Discus rotundatus 1
Arion fasciatus
Arion vulgaris* 1
Aegopis verticillus
Oxychilus cellarius
Oxychilus draparnaudi 1 1 1
Limax maximus
Deroceras reticulatim
Alinda biplicata 1
Cernuella neglecta* 1
Cernuella virgata* 1
Xerolenta obvia 1 1 1 1 1 1 1
Monacha cantiana* 1 1 1 1 1
Monachoides incarnatus
Hygromia cinctella*
Euomphalia strigella 1
Helicodonta obvoluta
Cepaea hortensis 1 1 1 1 1 1 1 1
Cornu aspersum* 1 1
Helix pomatia 1 1 1 1 1 1 1 1
Dreissena bugensis* 1
Tabelle 6: Miterfasste Arten auf den Standorten 1-15. *: Neozoon
11
16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
Granaria frumentum 1
Zebrina detrita 1 1 1 1
Discus rotundatus
Arion fasciatus 1
Arion vulgaris* 1 1 1 1 1
Aegopis verticillus 1
Oxychilus cellarius 1
Oxychilus draparnaudi 1 1 1
Limax maximus 1 1 1
Deroceras reticulatim 1
Alinda biplicata
Cernuella neglecta*
Cernuella virgata*
Xerolenta obvia 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
Monacha cantiana* 1 1 1
Monachoides incarnatus 1
Hygromia cinctella* 1
Euomphalia strigella 1 1 1
Helicodonta obvoluta 1
Cepaea hortensis 1 1 1 1 1 1 1
Cornu aspersum* 1 1
Helix pomatia 1 1 1 1 1 1 1
Dreissena bugensis*
Tabelle 7: Miterfasste Arten auf den Standorten 16-31. *: Neozoon
12
4. Diskussion
Evaluierung M. cartusiana
Erhaltungszustand: Generell hat sich bei M. cartusiana der von Duda & Fischer 2007
attestierte schlechte Erhaltungszustand kaum verändert. Zwar ist auf der südlichen Donauinsel
offensichtlich wieder eine Zunahme der Art zu beobachten, allerdings sind zwei der drei von
Duda & Fischer 2007 dokumentierten Vorkommen offensichtlich erloschen. Die beiden
Leerschalen im Stadterweiterungsgebiet Leopoldau und in der Angyalföldstraße sind
höchstwahrscheinlich Relikte von mittlerweile erloschenen Vorkommen. Die frischtote
Leerschale in der Ödenburger Strasse hingegen kann als Hinweis auf ein Lebendvorkommen
interpretiert werden. Ein weiteres Vorkommen in Simmering wurde offensichtlich während
des Erhebungszeitraumes durch großflächiges Häckseln/Mulchen zerstört. Warum die Art
beim Schwarzen Loch (Standort 4) sowie am Bahnhof Breitenlee, Ostseite (Standort 8) nicht
mehr gefunden werden konnte, kann allerdings nicht schlüssig erklärt werden. Da die Art
manchmal sehr kleinräumig auftritt, kann aber von weiteren, verinselten Vorkommen
ausgegangen werden.
Besiedeltes potentielles Ausbreitungsgebiet: C. Begründung: In weiten Teilen im Süden und
Osten Wiens, die ursprünglich von der Art besiedelt waren (siehe Verbreitungsangaben von
Klemm 1974), ist M. cartusiana nicht mehr zu finden.
Gegenwärtige Stabilität bzw. Gefährdung der Habitate: C. Begründung: Alle Vorkommen
außerhalb der Donauinsel sind isoliert und können durch kurzfristig auftretende, negative
Ereignisse zerstört werden.
Stabilität und Vernetzung des gegenwärtigen Verbreitungsgebietes: C. Begründung: lediglich
auf der Donauinsel kann gegenwärtig von einem stabilen und gut vernetzten
Verbreitungsgebiet gesprochen werden, alle übrigen Fundorte: siehe oben
Entwicklungstrends: Auch wenn die Bestände auf der Donauinsel offensichtlich wieder im
Zunehmen begriffen sind, ist der Entwicklungstrend nach wie vor negativ.
Entwicklungspotential: Gegenwärtig kann nur auf der Donauinsel und eventuell dem
Hubertusdamm in der Lobau von einem weiteren Entwicklungspotential ausgegangen werden.
Auf der Donauinsel könnte sich möglicherweise das Hochwasser 2013 durch Schaffung
offener Strukturen positiv auf das Vorkommen der Art ausgewirkt haben.
Evaluierung C. vindobonensis
Erhaltungszustand: Auch bei C. vindobonensis hat sich der Erhaltungszustand kaum
verändert. Die Konnektivität kann etwas besser bewertet werden als bei Duda & Fischer
2007; die Populationen in der Nordhälfte Wiens sind durchaus gut vernetzt. Auf manchen
Standorten geht die Art zurück, auf anderen ist durch Landschaftspflege mit einer Zunahme
der Art zu rechnen.
13
Besiedeltes potentielles Ausbreitungsgebiet: B. Begründung: Die Verbreitungsangaben von
Klemm 1974 zeigen, dass die Art in den Agrargebieten im Osten von Wien, aber auch im
Bereich der Wienerwaldwiesen früher weiter verbreitet war.
Gegenwärtige Stabilität bzw. Gefährdung der Habitate: B. Begründung: Siehe den Abschnitt
„Entwicklungstrends“ unten.
Stabilität und Vernetzung des gegenwärtigen Verbreitungsgebietes: A. Sowohl im Nordosten
als auch im Süden von Wien ist die Art mit weiteren Vorkommen im Niederösterreichischen
Umland vernetzt.
Entwicklungstrends: Die gegenwärtigen Entwicklungstrends sind ausgeglichen bis leicht
rückläufig. Prägend sind vor allem Lebensraumverlust durch Baumaßnahmen, Verbuschung
und Nutzungsintensivierung einerseits als auch Lebensraumerweiterung durch
Landschaftspflege sowie Besiedlung von bisher nicht besiedelten Gebieten andererseits. Als
stabil können Vorkommen in trockenen Wäldern des Biospärenparks Wienerwald (Eschner et
al. 2014) und in der Lobau betrachtet werden.
Entwicklungspotential: Besonderes Potential zur Entwicklung und Ausbreitung dieser Art
besteht in Agrargebieten, allen voran bei Böschungen in Weinbaugebieten, welche im Zuge
von Landschaftspflegemaßnahmen freigeschnitten werden. Ein Beispiel hierfür sind die
Weingartenböschungen im Bereich Wildgrube-Mukental (Standorte 19 und 20), wo in den
letzten Jahren sowohl Böschungen freigeschnitten wurden als auch eine Wiesenfläche
freigelegt wurde. Wenn C. vindobonensis in direkt angrenzenden Bereichen vorkommt, ist sie
in der Lage, diese neu angelegten Flächen innerhalb kurzer Zeit wieder zu besiedeln. Potential
wäre hier z. B. in der Erbpostgasse (Standort 16), wo eine Freischneidung des Hohlweges
generell für offenlandbewohnende Arten von Vorteil wäre. Eine ähnliche Vorgangsweise
könnte für das Stadterweiterungsgebiet Süßenbrunn (Standort 18 und in der Nähe situierte
Feldraine) angedacht werden. Dort könnten bestehende Feldraine von der Bebauung
ausgespart bleiben und durch Gehölzrückschnitt offengehalten werden.
Evaluierung miterfasster Arten
Generell auffällig ist der hohe Anteil von Neozoen, allen voran Cornu aspersum und
Monacha cantiana. Weitere auffällige Neozoen sind Hygromia cinctella, Cernuella neglecta
und Cernuella virgata. Die ersten vier Arten sind mittlerweile in Wien und Umgebung weiter
verbreitet, Hygromia cinctella auch in anderen Teilen Österreichs (Duda & Mrkvicka 2014).
Cernuella virgata, welche 2003 im Ostteil des ehemaligen Bahnhofes Breitenlee (Standort 8)
erstmals für Österreich festgestellt wurde (Fischer & Duda 2004), hat mittlerweile auf das
Umland übergegriffen und war 2015 schon auf der Ruderalfläche zwischen Rautenweg,
Oleandergasse und Pelargonienweg zu finden. M. cantiana wurde vor allem in der Nordhälfte
Wiens mehrfach gefunden, was auch den Befunden von Fischer 1998 entspricht.
Offensichtlich ist die Art weiter in Ausbreitung begriffen, wie der Fundort in der
Scherbangasse (Standort 7) zeigt, welcher nach jenem von Duda & Mrkvicka in Liesing der
zweite im Süden Wiens ist. Langfristig werden die oben aufgezählten Arten wahrscheinlich
zu bestimmenden Elementen der Wiener Malakofauna im städtischen Bereich zählen. Die
14
vergleichsweise seltene Dokumentation von Arion vulgaris hängt offensichtlich mit den
extrem trockenen Bedingungen des Sommers 2015 zusammen. Der Fund von Dreissena
bugensis, einer in den letzten Jahren eingeschleppten Muschel auf der Donauinsel (Standort 1)
beruht wahrscheinlich auf Einschwemmung durch Hochwasser.
5. Die mitteleuropäischen Monacha - Arten
Dieses Kapitel dient zur Bestimmungshilfe für Personen, welche oftmals im Freiland auf eine
der beiden bei uns vorkommenden Monacha-Arten (M. cartusiana, M. cantiana) treffen, aber
in deren Unterscheidung nicht geübt sind. Außerdem sollen einige Merkmale für die
Erkennung von M. claustralis aufgezeigt werden, welche in Tschechien bereits eingeschleppt
ist (Pieńkowska et al 2015).
Die angeblich häufigere Ausbildung eines weißen Ringes um die Mündung, welcher durch
eine kräftige Lippe bedingt wird, wird oft als wesentliches Merkmal für M. cartusiana
genannt. Allerdings ist dies offensichtlich kein gutes Merkmal, da dieser zumindest bei
österreichischen Vertretern von M. cantiana häufig auftritt. Besser geeignet ist
möglicherweise der außen davon angrenzende braune Ring (deutlich zu sehen auf Abb. 5 A
und E), welcher bei M cartusiana deutlich ausgebildet ist. Doch auch hier kann es zu
Verwechslungen kommen, da bei M. cantiana der gesamte Mündungsbereich rötlich ist, und
es bei einigen Exemplaren den Anschein hat, als würden sie ebenfalls einen solchen braunen
Ring besitzen (siehe Abb. 6 D und E). Ähnlich dürfte es sich mit den anderen Merkmalen –
1-2mm offener Nabel, rundere Schalenform bei M. cantiana – verhalten. All diese Merkmale
sind für in der Bestimmung von Landgastropoden erfahrenere Personen durchaus zur
Artunterscheidung geeignet, können aber von unerfahreneren Bearbeitern oftmals nicht
richtig interpretiert werden.
Merkmal M. cartusiana M. cantiana M. claustralis
Schalenbreite 9-17 (Kerney et al.), 7-16mm
(Falkner 1990), 9-18mm (Welter-
Schultes 2012), 6-18mm (Hlavač &
Peltanová 2010), -13mm (Horsák
et al. 2013);
Eigene Beobachtungen: 11-13
(15)mm, siehe Abb. 3
16-20mm (Kerney et al.;
Welter-Schultes 2012),
Falkner 1990: „Größer
als vorige [= M.
cartusiana];
Eigene Beobachungen:
16-22mm, siehe Abb. 4
9-18mm (Welter-Schultes
2012), -20mm (Horsák et
al. 2013; hier
fälschlicherweise auf M.
cantiana bezogen)
Dunkler Ring
an der
Mündung
vorhanden fallweise vorhanden Vorhanden
Penis walzenförmig kegelförmig walzenförmig
Vagina Mit Ausbuchtung Ohne Ausbuchtung Ohne Ausbuchtung
Tabelle 8: Merkmale zur Unterscheidung mitteleuropäischer Monacha-Arten im Vergleich
Zur Verwirrung könnte auch – die bis dato in Österreich nicht nachgewiesene – Monacha
claustralis beitragen, welche in Polen und Tschechien als Neozoon vorkommt und in ihren
Schalenmerkmalen in etwa zwischen M. cartusiana und M. cantiana liegt, aber größenmäßig
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eher zu letzterer tendiert (M. Horsák, O. Korábek, persönliche Mitteilung). Dieser Umstand
trug dazu bei, dass Prager Exemplare von M. claustralis (Abbildungen in Hlavác & Peltanová
2009) als M. cantiana fehlinterpretiert wurden (Pieńkowska et al 2015).
Was allerdings ein entgegen widersprüchlichen Literaturangaben (siehe Tabelle 8) vor allem
für die Freilandarbeit im Raum Wien ein tauglicher Unterschied ist, wäre die
durchschnittliche Schalengröße. Eigene Beobachtungen stimmen allerdings am ehesten mit
der Angabe von Horsák et al. 2013 überein, welche eine Schalenbreite bis 13mm für M.
cartusiana angeben. Die große Variationsbreite dieser Art, welche auch in den Abbildungen
von Pieńkowska et al 2015 ersichtlich wird, täuscht über die Tatsache hinweg, dass es sich bei
größeren Exemplaren von M. cartusiana, welche in den Größenbereich von M. cantiana
(bzw. M. claustralis) kommen, um Ausreißer mit Extremwerten handelt. Sämtliche auf der
Donauinsel beobachteten Exemplare von M. cartusiana waren in etwa nur knapp halb so
groß – das entspricht den von Horsák et al 2013 erwähnten 13mm - wie M. cantiana, des
Weiteren auch die gefundenen Leerschalen (siehe Abbildung). Fischer 1998 erwähnt die
außerordentliche Größe der Schalen von M. cantiana. Für die Bestimmung anhand Fotos ist
es deshalb dringend notwendig, einen Maßstab mit zu fotografieren. Gut in die Materie
eingearbeitete Personen können auch kleinere Jungtiere von M. cartusiana und M. cantiana
unterscheiden. Jungtiere von M. cartusiana weisen eine feine, dichte Behaarung auf, welche
allerdings nur im Stereomikroskop erkennbar ist.
Eine eindeutige Unterscheidung ist auf jeden Fall durch Genitalsektionen des Weichkörpers
gegeben. Artbestimmende Merkmale sind Detailstrukturen an der Vagina und die Form des
Penis. Das wichtigste Merkmal für M. cartusiana ist eine Ausbeulung der Vagina (Abb. 7,
Tab. 8) und ein walzenförmiger Penis (Abb. 8). Bei M. cantiana fehlt die Ausbeulung an der
Vagina (Abb. 57 Tab. 8), der Penis ist zugespitzt (Abb. 9).
Bei M. claustralis wiederum fehlt ebenfalls die Ausbeulung an der Vagina, der Penis ist
walzenförmig (siehe auch Abbildungen in Pieńkowska et al 2015). Sollten also in Zukunft
Tiere gefunden werden, die äußerlich an sehr große M. cartusiana erinnern, welche einen
zwar walzenförmigen Penis aber keine Ausbeulung an der Vagina aufweisen, so wird es sich
hierbei mit hoher Wahrscheinlichkeit um den Erstnachweis für M. claustralis in Österreich
handeln.
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Abbildung 5: verschiedene Leerschalen von M. cartusiana im Vergleich. A: Perchtoldsdorf, Oskar-
Malatagasse; B: Donaufeld, Angyalföldstrasse; C: Leopoldau, Gebüsch nahe „Wald der
WienerInnen“; D: Ödenburgerstrasse; E: Donauinsel, Praterbrücke
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Abbildung 6: verschiedene Leerschalen von M. cantiana im Vergleich. A: Atzgersdorf,
Scherbangasse; B: Atzgersdorf, Scherbangasse; C: Bahnhof Breitenlee - Ost; D: Brachfläche nahe
Bahnhof Wien-Liesing (Standort bei Duda & Mrkvicka 2014); E: Ödenburger Strasse
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Abbildung 7: Vergleich der äußeren Genitalmorphologie von M. cartusiana (A) und M. cantiana (B).
AV: Ausbeulung der Vagina (Bestimmungsmerkmal von M. cartusiana) DI: Divertikel, PP:
Penispapille, EP: Epiphallus
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Abbildung 8: freigelegte Penispapille von M. cartusiana.
Das Ende ist walzenförmig stumpf.
Abbildung 9: freigelegte Penispapille von M. cantiana.
Das Ende ist kegelförmig zugespitzt.
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Göttingen
Bestandserfassung und -evaluierung der Kartäuserschnecke (Monacha cartusiana) und Wiener Schnirkelschnecke (Cepaea vindobonensis) in Wien mit Einschätzung des Erhaltungszustandes Inhaltsverzeichnis1. Einleitung und Zielsetzung2. Material und Methode3. ErgebnisseMonacha cartusiana Cepaea vindobonensis Negativfunde Miterfasste Arten
4. DiskussionEvaluierung M. cartusiana Evaluierung C. vindobonensis Evaluierung miterfasster Arten
5. Die mitteleuropäischen Monacha 6. Literatur